Islamische Kleidung in der Öffentlichkeit

Das Gesicht ist weg.

Statt eines Gesichtes

nur ein schwarzes Tuch

Çarşaf und Burqa

im öffentlichen Raum

Warum Deutschland den

Tscharschaf und die Burka

im öffentlichen Raum

verbieten muss

von Jacques Auvergne

Wir schreiben den 11. Dezember 2007 und in meiner nordrhein‑westfälischen Heimatstadt sind innerhalb von zehn Tagen gleich drei Burkas aufgetreten, drei gesichtsverhüllende Ganzkörperschleier. Jetzt bin ich besorgt, dass es wöchentlich mehr werden könnten. Ob ein Verbot das richtige oder sogar einzige Mittel ist, um eine derartig entmenschlichende Kleidung als ganz klar nicht zum deutschen Alltag gehörend zu kennzeichnen? Problem ist aber, dass die Frauen vorgeben werden, die Burka (Tscharschaf und Tschador eingeschlossen) freiwillig zu tragen.

Ich ärgere mich also über Textilien. Hast du zu viel Zeit, werden mich meine Freunde morgen fragen. Das Thema legt sich mit der Zeit, nach ein paar Jahren tragen die Frauen wieder Jeans und Holzfällerhemd, werden die Zweckoptimisten unter ihnen mir zuflüstern. Vielleicht liege ich ja falsch, doch mir scheint eine andere mögliche Zukunft wahrscheinlicher, nämlich dass innerhalb von wenigen Jahren erst 10 und dann 20 Prozent der Frauen der westdeutschen Innenstädte Ganzkörperschleier tragen. Die besagten Zweckoptimisten werden natürlich auch dann noch sagen: Das gibt sich wieder, in ein paar Jahren. Doch der Iran nach 1979? Am Anfang einer theokratischen Revolution kann sehr wohl eine Kleidungsreform stehen.

Klingt ja zunächst ganz harmlos: Kleidungsreform, so nach Jugendstil, Tiffany und Blaue Blume. So nach Schiller‑Kragen und Insel‑Kleid. Freigeistig und romantisch.

Doch die Trägerinnen von Burka und Tschador wollen eine andere Gesellschaftsordnung als die städtischen Utopisten im selbst gebatikten Hippie‑Kleid des Jahres 1970 oder die rebellisch gewandeten Punkerinnen um 1980.

„Drei Kittel“ also bringen mich aus der Fassung. Weniger, weil sie rabenschwarz waren. Eher schon, weil sie Arme und Hände absolut verbargen. Vor allen Dingen aber, weil sie den darunter verborgenen Frauen das Gesicht raubten, aus meiner Sicht jedenfalls.

Es ist „islamische“ Kleidung aus verschiedenen Weltgegenden und Epochen, die in Zeiten der Globalisierung nun erstmalig im Rheinland verwendet wird.

Islamische, religiöse Textilien. Dazu gehört 2007 und in Nordrhein‑Westfalen also die von den Taliban zwangsweise in Afghanistan eingeführte paschtunische Burka (Burqa) ebenso wie der radikalislamische schwarze Tscharschaf (Çarşaf) aus dem Osmanischen Reich und aus den Jahren um 1870, gegen den emanzipierte Türkinnen allerdings bereits um 1910 erfolgreich rebellierten. Ich werde im Folgenden von Burka sprechen und meine damit alle bodenlangen Mäntel bei Bedeckung von Stirne, Mund und Nasenrücken.

In allen drei Fällen war das Weiß der Augen nicht zu sehen, was natürlich Methode hatte, guckstu. Diese Frauen, wenn es denn Frauen sind, haben im sozialen Sinne keinen Blick. Sie „gucken“ nicht mehr. Ob wenige Zentimeter oder wenige Millimeter breiter Sehschlitz, ob Nikab (Niqâb, Gesichtsschleier) mit- oder ohne Fliegengitter, für heute sage ich Burka.

Die Burka ist ein afghanisches Gewand, das den Körperumriss völlig verneint. Das der Frau den „öffentlichen Körper“ mehr als symbolisch raubt, das ihn beschlagnahmt und die burkatragende Frau sozial entleibt. Von innen nach außen wird die Welt durch eine Art von geklöppeltem Stoffgitter betrachtet, das in der umgekehrten Richtung nahezu blickdicht ist. Nur derart verhüllt darf die Frau bei dem afghanischen Volk der Paschtunen den öffentlichen Raum, die Männerwelt der Straße und des Marktplatzes, betreten.

Zurück aber nach Deutschland und in den Dezember 2007.

Minutenlang geisterten schwarze Gespenster über den leeren Marktplatz und durch die regnerische belebte Geschäftsstraße. Ich war fassungslos vor Wut. Da, wo ich ein Gesicht erwartet hätte, war nur blicklose Finsternis, war kein Gesicht sondern schwarzes Tuch. Ich fühlte Wut. Die Reaktion der Ureinwohner dieser Minuten erschütterte mich allerdings auch, sie guckten unerfreut, die Deutschen, in der Tat, und drehten den Kopf weg. Sie werden nicht darüber reden. Man will es nicht sehen. Die Deutschen werden sich nicht bei ihrer städtischen Gleichstellungsbeauftragten über die neue Frauenmode beschweren, auch die Frauen unter ihnen nicht.

Deutschlands öffentlicher Raum steht an einer kulturellen Zeitenwende, wenn wir jetzt nicht die Burka beziehungsweise den Tscharschaf verbieten. Denn ich rechne mit einer Art Kettenreaktion, mit der dynamischen Zunahme des gesichtsverhüllenden islamischen Schleiers: In wenigen Jahren und für viele Jahrzehnte! So oder so, das Ergebnis wird in hundert Jahren in Geschichtsbüchern zu lesen sein. Von den letzten Frauen mit öffentlichem Gesicht vielleicht, die dann eine separierte Klasse bilden werden wie einst unter Südafrikas Apartheid. Doch in der Gegenwart islamischerseits erst einmal die Selbst‑Separierung, das von der europäischen Muslimbruderschaft erwünschte provokante Nichtdazugehören. Später dann die Ausweitung des Rechtssystems der Scharia. Dann erst das Kalifat.

Seit zweitausend Jahren erkennen Europäer ihre gesellschaftliche Umwelt wiedergespiegelt in ihren europäischen Mythologien, ihren Volksmärchen oder auch in ihren christlichen Legenden. Da ist die Rede von König und Betteljunge, von der Prinzessin oder der weisen Frau, vom Zauberer und von der bösen oder auch guten Fee. Eines haben diese Menschen alle: Augen, Nase und Mund! Sie haben ein Gesicht.

„Punkt, Punkt, Komma, Strich“, malen schon die kleinsten Kinder. In unserem Teil der Erde also bezeichnen wir mit der sicherlich viele Jahrzehntausende alten „Grundidee Gesicht“ sogar etwa die moderne Ungastlichkeit trister Wohnquartiere: Wir sagen, sie seien gesichtslos.

Bis Dezember 2007 galt auch in Deutschland: Menschen haben ein Gesicht. Am 1.12. jedoch sichteten wir die erste Burka: Günter Wallraff hielt Solches allerdings am selben Abend noch für gänzlich ausgeschlossen. Am 11.12. sehe ich das dritte gesichts- und auch eigentlich körperlose Wesen meiner Stadt. Drei das Gesicht vollständig verhüllende, bodenlange Gewänder aus dem Dunstkreis des radikalen Islams.

Nein, an diese Kleidung möchte ich micht nicht gewöhnen müssen.

Gesichtslos. Das bedeutet auch, dass ich nicht weiß, ob sich unter dem Tuchgefängnis eine ostasiatische, eine zentralafrikanische oder eine mitteleuropäisch anmutende Frau verbirgt. Ob sich überhaupt eine Frau unter dem Tuch verbirgt, überhaupt ein Mensch. Ganz sicher kann und soll ich nicht sein. Es wird schon ein Mensch sein und kein Roboter. Doch ist es ein älterer oder ein jüngerer Mensch? Unser soziales Selbst nennen wir seit der Antike „Person“. Diese Frauen haben kein soziales Selbst auf dem Marktplatz der Ungläubigen beziehungsweise auf dem Marktplatz der islamischen Männer. Die Sprache des Anblickens ist diesen Menschen geraubt und damit ein wichtiger Teil dessen, was Artikel 1 des Grundgesetzes „Würde“ nennt. Warum verteidigt Deutschland dieses Grundrecht nicht? Manche der Frauen können die Burka aus patriarchalem Druck nicht ablehnen, andere mögen in einer Lebensphase der politreligiösen Radikalität sein. Jedenfalls wird diese Kleidung, wie ich fürchte, ansteckend sein wie ein Schnupfen.

Wer ist unter dem Tuch. Ich kann es nicht wissen und ich soll es nicht wissen. Wir kennen die Floskel „ganz im Sinne des Erfinders“. Aha. Es gibt eine Intention, eine beabsichtigte Wirkung auf mich. Und es gibt eine Intention der Islamisten in Bezug auf die weibliche Gestalt ohne Gesicht.

Unter dem Kittel ist eine gekaufte Gebärmaschine, eine „Söhnchenfabrik (Hirsi Ali). Mehr muss keiner wissen.

Die sozial getötete Gestalt. Das ist neu, das hat Europa seit Jahrhunderten und vielleicht seit Jahrtausenden nicht gekannt. Das geht auch „nicht einfach weg“, die anrollende Welle aus Burka und Tschador. „Das“ bleibt und das nimmt ohne Frage rasch zu, wenn wir Demokratinnen und Demokraten nicht entschieden gegensteuern. Die Iraner können es nicht.

Der Gesetzgeber muss diese Textilien verbieten. Wie kann das geschehen? Vielleicht auf dem Klageweg über den Begriff des im Alltag nun gefährdeten Rechtsguts der negativen Religionsfreiheit. Vielleicht auf dem Wege des Tierschutzparagraphen, denn ich habe wenig Zweifel: Hielte ich eine Katze oder ein Reh mit einem körper- und gesichtsverhüllenden Schleier, man würde mich erfolgreich beklagen. Und das ganz zu Recht. Aber es ist ja bloß eine Frau. Gut eingekauft. Söhnchenfabrik. Orientalisches Männerrecht.

Patriarchat ist auch etwas sehr Europäisches, wir hätten in dieser Angelegenheit der Nachhilfe durch die Damen und Herren Wahhabiten, Ahmadiyyas oder Taliban nun wirklich nicht bedurft. Denn als Abendländer haben wir unsere Ketzerinnen, Hexen, Kommunistinnen und Frauenrechtlerinnen stets ganz gut selbst versklaven oder ermorden können.

Das „Prinzip Kopftuch“ will Koran und Scharia, das heißt, es will die verhinderte Gleichwertigkeit von Frau und Mann.

Inwieweit verstößt die Burka gegen die von allen menschenrechlichen Konventionen betonte Selbstbestimmung des Individuums?

Und, was den öffentlichen Dienst betrifft, inwieweit ist ein noch so dezentes Kopftuch „Strukturmuster“ der entmenschlichenden Burka, ihre Entsprechung und ihr Vorläufer? Frei nach dem Motto: Zuerst das Kopftuch, dann die Burka.

Jacques Auvergne

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15 Antworten to “Islamische Kleidung in der Öffentlichkeit”

  1. Frau Keller Says:

    Guten Tag, ich bin eine Deutsche Muslima und trage nicht die von Ihnen so unsachgemäß erklärte Burka. Aber finde ich das sehr Respektlos von Ihnen geschrieben-vielleicht sollten Sie mal nachdenken WARUM diese Schwestern das eigentlich freiwillig tragen, alhamdulillah(=Gott sei Dank).
    Sie schreiben noch selber die Frauen geben vor das freiwillig zu tragen und das kann ich nur Bestätigen-es hat den tieferen Sinn das sie diesem weltlichen Leben abgeschworen haben und auf die Zukunft im Jenseits bauen und Gottesfürchtige Frauen sind, die in diese Welt hier draussen gehen müssen,aber am liebsten nur zuHause Koran lernen und ihre Arbeiten verrichten und das füllt diese ehrwertigen Damen vollkommen aus.Sie müssen keine Angst habe-nur durch solche Darstellungen bekommen die Menschen wirklich Angst-sehen Sie bitte solche Schwestern als Frauen die ihr Leben Gott zugewendet haben…wenn Sie möchten auf Deutsch: „Muslimische Nonnen“-der Begriff ist Ihnen vielleicht einfacher ins Gehirn zugänglich!!

  2. Jacques Auvergne Says:

    Sehr geehrte Frau Keller,

    nun, ich denke schon, dass ich die Burka bzw. den Tschador mit Niqab aus europäisch-abendländischer Sicht sehr sachgemäß erklärt habe, aus orthodox-islamischer Perspektive natürlich nicht.

    ‚Muslimische Nonne‘ dieser etwas schräge Begriff ist in der Tat mir als autochthonem Westeuropäer zugänglich, wiewohl ich diesen Begriff für inhaltlich unangemessen und damit sprachlich verfehlt halte. ‚Nonne‘ ist eine autonom gewählte Lebensform ohne Sexualität und ohne Fortpflanzung, indes dem Patriarchat der Scharia Unterworfene als ‚zoontjesfabriek‘ (Ayaan Hirsi Ali), als Söhnchenfabrik zu dienen haben.

    Natürlich ist es mein Interesse als Humanist und Demokrat sowie als staatlich anerkannter Sozialpädagoge, dass die türkischen und kurdischen Mädchen meines Stadtviertels mit auf Klassenfahrt kommen, mit dem Sauerlandverein wandern oder als Studentin an einer Kanutour in Mittelschweden teilnehmen können, Reiten und Klettern wäre auch klasse. Dazu brauchen diese Frauen, die ohne Weiteres die Figur Allah als den ‚Gott ihres Lebens‘ verehren können, nun gewiss keinen vormodern-patriarchalen Sittenkodex (Salafiyya, Wahhabiyya o.ä.), der sie an Haus und Herd fesselt wie im traditionellen afghanisch-pashtunischen Volkstum.

    Dass unter den Niqabis Europas Konvertitinnen sind ist mir natürlich bekannt. Ich empfehle, auf den Gesichtsschleier zu verzichten, und um ein Plädoyer gegen den Niqab handelt es sich bei diesem Text.

    Respektlosigkeit erkenne ich auf Seiten der Befürworter von Niqab und Tschador, Respektlosigkeit gegenüber den universellen Menschenrechten, der kulturellen Moderne, der Demokratie und der Weltbürgerlichkeit.

    Man verstehe mich recht: Es ist nicht sinnvoll, von heute auf morgen die Pashtuninnen ‚auszuziehen‘ (so könnte es manchen von diesen nämlich vorkommen, andere Afghaninnen indes würden bereits heute von ‚befreien‘ sprechen). Dass europäisch-stämmige Konvertitinnen jedoch ihre Nasenspitze ‚bedecken‘ empfinden, gottseidank, dezidierte Demokraten sehr wohl als Ärgernis.

    Lesen Sie auf dem Blog ‚Sägefisch‘ den Baustein 021. ‚Lale Yildiz‘ (Name geändert) und Sie bekommen einen Einblick in die ebenso neurotische wie authentisch türkische Kopftuchpädagogik.

    Sie sind Konvertitin. Das hat Gründe, vielleicht sind Sie mit einem Muslim verheiratet. Religion ist etwas Großartiges und Empfehlenswertes. Ümmühan Karagözlü wird Ihnen ein paar Zeilen schreiben, Sie mögen auf zehn Monate oder zehn Jahre islamische Lebenserfahrung zurückblicken, Sie haben sich in den ‚Einstieg in die Scharia‘ begeben: Die traditionsbewusste Familie Karagözlü hat zehn Generationen Erfahrung mit der Theokratie und ist auf dem Wege des Ausstiegs aus Fiqh- und Scharia-Islam. Auch Karagözlü ist Muslimin, allerdings.

    ‚Dem weltlichen Leben abgeschworen haben‘: Die kontrollierten muslimischen Frauen werden eingesperrt indes die Männer sehr große sexuelle Freiheiten haben, auch DAS war und ist, leider, der hierzulande schönfärberisch ‚multikulturell‘ genannte geistige und seelische Kerker namens Islam.

    ‚Zukunft im Jenseits‘: Sie sind lebensmüde – oder lauern machtgeil auf die Verlierer in der von Ihnen ebenso korangemäß wie sadistisch erhofften ‚Höllenqual‘. Sie sind, sehr geehrte Frau Keller, eine Fundamentalistin. Das aber ist ausgesprochen rückschrittlich.

    Der Glaube an ‚real existierende Höllenqualen‘ ist vormodern und neurotisch. Lassen Sie von derart peinlichen Weltbildern ab, seien Sie säkularer Mensch, machen Sie sich (und anderen) einen Islam zugänglich, der mit Aufklärung und Psychoanalyse Schritt hält, der mit Menschenrechten und Bürgerrechten kompatibel ist.

    Mit freundlichen Grüßen

    Jacques Auvergne

  3. FreeSpeech Says:

    Burka ist die Ablehnung
    der aufgeklärten Gesellschaft
    bei gleichzeitigem Genuss der
    Vorteile letzterer,
    von Handy bis Sozialhilfe.

    =====dazu=als=Antwort=========

    Wir lesen immer gerne Nebeldeutsch,
    das ist wie ein Leuchtturm in der
    nebligen Nacht. Köstlich auch
    al-Omelett auf Nousphobie …

    Mit besten Grüßen
    Ümmühan Karagözlü, Jacques Auvergne

  4. Dr. Hirschwehr Says:

    ======================

    Sehr geehrter Herr Auvergne!

    Ich stimme mit Ihnen inhaltlich völlig überein, erlaube mir aber einen kleinen Hinweis:
    Autochthon schreibt man mit „h“ nach dem zweiten „t“, weil dieser terminus technicus altgriechischer Herkunft ist (αὐτός autós „selbst“ und χθών chthōn „Erde“, „einheimisch“, „eingeboren“ ). Der Buchstabe θ heißt theta, daher die Schreibweise autochthon.

    m.f.G.
    Reinhold Hirschwehr

    ==darauf=als=Antwort=============

    Sehr geehrter Herr Dr. Hirschwehr,

    Herr Auvergne lässt mit ‚efcharistó polí‘ seinen Dank ausrichten, „χθ“ – Chi+Theta, das interessante Griechische verwendete hier nur zwei Konsonanten. Erdentsprossen, Ureinwohner; die Niederländer nutzen das Begriffspaar autochthon und allochthon, einheimisch und eingewandert. Ja, wir müssen es ‚th‘ schreiben; vielleicht klanglich wie das englische th in ‚to think‘ (so pflegt es das hübsche Neugriechische, das Begriffe wie Theos und Theologie mit ‚englischem th‘ ausspricht).

    Ohne klare Sprache kein klares Denken.

    i.A. Karagözlü
    Dazu ein verflixtes neu-griechisches Thema. Vólos am Pílion-Gebirge:
    http://jacquesauvergne.wordpress.com/2008/01/13/043-die-akte-volos/

  5. abu hamza Says:

    was haben sie dagegen die nonen laufen auch rum wie

  6. Ümmuhan Karagözlü Says:

    Mein lieber Abu Hamza,

    … die Nonnen, sie „laufen auch `rum“, wie … ?

    Ich würde sagen:
    Nonnen laufen immer wieder so
    rum … wie Nonnen.

    Oder, mein lieber Abu Hamza?

    Und jeder kann auf einem europäischen Marktplatz – seit Jahrhunderten – das mehr oder weniger interessante Gesicht der Frau Nonne sehen und ansehen, die ein Leben ohne eigene Kinder und ohne eigene Sexualität leben möchte. Also, ich als Türkin sehe manchmal genau, dass die Nonne mich ansieht, mich erblickt. Denn allahseidank trägt die Nonne keinen نِقاب Niqab.

    Also, mein lieber Abu Hamza, der Vergleich mit der Nonne „hinkt“ ein wenig, wie man so sagt.

    Was aber نِقاب Niqab bedeutet,
    mein lieber Abu Hamza,
    das lesen Sie hier:

    ========================
    09. Gesicht, Körper, Mitwelt
    10. Der Niqab als ein Prinzip
    11. Sprache und Körperlichkeit
    ========================

    09. Die Bedeutung des Gesichtes und des Körpers in der sozialen Interaktion

    Der Mensch ist ein soziales Wesen und als solches auf zwischenmenschliche Beziehungen hin angelegt. Ohne soziale Interaktion wären Männer wie Frauen nicht überlebensfähig, beide Geschlechter würden allmählich seelisch und geistig verarmen. Vier der fünf Grundbedürfnisse nach Maslow[33], nämlich Sicherheit, das Bedürfnis nach Zugehörigkeit und Liebe, das Streben nach Wertschätzung und Geltung sowie das Bemühen um Selbstverwirklichung sind ohne Zutun oder Mitwirkung anderer nicht möglich. Wäre man nur in der Lage Hunger, Durst, Schlaf und ähnliche Lebensgrundlagen zu befriedigen, wäre das Leben ein Dahinvegetieren, das Dasein hätte keine Lebensqualität. Daher werden Menschen sich bemühen, Kontakt zum sozialen Umfeld aufzunehmen und zu halten. Der Schlüssel, um Zugang zu Mitmenschen zu erhalten, ist Kommunikation, die sich zu 7 % aus verbalen Informationen (was wird mit welchen Worten gesagt), zu 38 % aus vokalen Eindrücken (wie klingt die Stimme, Lautstärke, Betonung, Stimmlage) und zu 55 % aus nonverbalen Botschaften (Gestik, Mimik, Körperhaltung) zusammensetzt. Sobald Menschen einander begegnen, treten sie miteinander in Kommunikation, bewusst oder unbewusst, gewollt oder ungewollt. Selbst wenn wir schweigend aneinander vorbei gehen, tauschen wir Botschaften aus, die miteinander korrespondieren. Der Körper und vor allem das Gesicht sind uns dabei wesentliche Brücken. Unser Gesicht, wie auch das unserer Gesprächspartner, ist ein aufgeschlagenes Buch, in dem über persönliche Befindlichkeiten gelesen werden kann, aus dem man Rückschlüsse darauf ziehen kann, was die Person denkt und fühlt.

    Selbst unsere Sprache reflektiert die Bedeutung nonverbaler Signale in jahrhundertealten Redensarten. Menschen „stehen sich nahe“, wenn sie sich sympathisch sind, sie sind „ein Herz und eine Seele“. Das Auspusten der Luft mit vollen Backen zeigt uns dagegen an, dass die GesprächspartnerIn unsere Worte ablehnt. Auch Stirnrunzeln signalisiert mindestens Skepsis bezüglich des Gehörten, schüttelt die GesprächsteilnehmerIn gleichzeitig den Kopf, gibt sie / er zu erkennen, dass ihr / ihm der Inhalt des Gesagten sogar ‚gegen den Strich’ geht (Pferde werden auch gegen die Wuchsrichtung des Fells gestriegelt), d.h. überhaupt nicht gefällt. Da nonverbales Verhalten zumindest bei den Grundemotionen nach Plutchik[34] zum großen Teil angeboren ist, fällt es Menschen mit gesundem Sehvermögen leicht, die Bedeutung dieser wortlosen Botschaften zu entschlüsseln, schon Babys beherrschen diese ’Sprache’ bevor sie reden können. Malt man auf ein Blatt Papier einen Kreis mit weit aufgerissenen ’Augen’ und ’gefletschten Zähnen’ werden sie Angst bekommen und anfangen zu weinen. Das Gesicht eines Menschen ist ein sehr wichtiger Anhaltspunkt eine Person wiederzuerkennen. Passanten, die Niqabis begegnen, müssen sich fühlen wie Prosopagnosie-PatientInnen[35], wie zum Wiedererkennen von Gesichtern Unfähige. Ganzkörperverschleierte Frauen sind gesichtslos, sie haben kein Profil, sie haben keine Einzigartigkeit, können kein Profil zeigen, daher auch keinen bleibenden Eindruck hinterlassen.

    Gerissen kalkulierte Worte können den Inhalt der tatsächlichen Information einer Botschaft ’schönen’, „verschleiern“ oder gar verfälschen, körpersprachliche Signale wie Gesichtmimik und Körperhaltung sind dagegen spontane und oft unbewusste Umsetzungen des momentan Gedachten und Gefühlten in nonverbale Kommunikation. Sie wirkt daher authentisch, unverfälscht und ehrlich. Zwar kann man lernen, seine Körpersprache zu beherrschen und zu steuern, doch wird auch ein langwieriges, regelmäßiges Training nicht verhindern, dass nach einiger Zeit unbewusste, daher nicht beeinflussbare innerpsychische Befindlichkeiten und Emotionen an die Oberfläche drängen und verraten, was wir wirklich denken, sagen und fühlen. Der populistische Politiker und Medienmogul Berlusconi beschränkte Fernsehauftritte zu Beginn seiner Karriere immer auf höchstens 20 Sekunden und war mit dieser Strategie sehr erfolgreich, da es ihm für die bewusst kurze Dauer gelang, Gestik, Mimik und Körperhaltung zu beherrschen und die Botschaft zu vermitteln, welche die Wähler verinnerlichen sollten. Besonders glaubwürdig sind Menschen für uns dann, wenn verbale, vokale und nonverbale Botschaften über einen Mindestzeitraum hinaus kongruent sind.

    10. Das Prinzip Niqab

    Eine Niqabi kann durch den Gesichtsschleier keinen spontanen Kontakt zu anderen Menschen aufbauen. Gesichtsmimik, wie wir wissen eine wichtige zwischenmenschliche Kommunikationsbrücke[36], ist nicht mehr sichtbar. Ganzkörperverschleierte Frauen sind daher gesichtslos, sie haben kein Profil, sie haben keine Einzigartigkeit, sind ’Dutzendware’. Niqabis können auch kein Profil zeigen, daher auch keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Sie haben ihr Gesicht verloren, dieses sprachliche Gleichnis ist eine weltweit verstandene Chiffre für ’seine Würde verlieren’. Sie können auch kein Gesicht gegen Rechts zeigen und für ein weltoffenes Deutschland. Das extrem eingeschränkte Gesichtsfeld dieses islamischen Frauengewandes bewirkt zudem eine künstliche Sinnesbehinderung, die sich negativ auf das Sehen auswirkt und daher nicht ohne Folgen für Körperhaltung, Muskeltonus, Psyche der Trägerinnen bleiben wird. Der Stoff vor dem Mund dämpft die Stimme, strengt beim Sprechen an und erschwert die Verständigung. Unverschleierte oder Kopftuch tragende GesprächspartnerInnen von voll verschleierten Frauen werden sich des Eindrucks nicht erwehren können, mit einem übergestülpten Stoffsack mit Augenschlitzen zu sprechen, bei Burkas wäre durch die Sichtgitter nicht einmal mehr die Augenfarbe erkennbar. Während Männer sinnbildlich ihre Nase in jede Angelegenheit stecken können, haben muslimische Frauen mit Gesichtsschleier diese Möglichkeit nicht. Öffentliche Kommunikation wird im traditionalistischen Islam zur männlichen Kommunikation.

    Doch mit diesen exkludierenden Auswirkungen nicht genug: Dieses traditionelle Gewand raubt der Trägerin ihre weiblichen damit auch menschlichen Züge, ihrem Gesicht fehlen die Grundelemente bis auf die Augen, manchmal sind auch die, ähnlich wie bei der Burka, hinter einem diesmal durchscheinenden, opaken Stofffenster verborgen. Punkt, Punkt, Komma Strich, fertig ist das Angesicht, so lernen es schon Kleinkinder. Grundemotionen wie Freude, Trauer, Angst, Ekel, Hass sind authentische, untrennbar mit dem Menschsein verbundene Dimensionen von Befindlichkeit und Stimmungslage, die sich in Mimik, Körperhaltung und Körpersprache den Mitmenschen sichtbar mitteilen und ihrerseits Reaktionen des Umfelds auslösen[37]. Schon wenige Wochen alte Säuglinge suchen die menschliche Nähe und brauchen den Kontakt zu anderen Menschen, um sich gesund entwickeln und wohl fühlen zu können. Im Alter von 6-8 Wochen bereits erkennen sie die Grundelemente von Gesichtern und nutzen das so genannte ’soziale Lächeln’ als Kommunikationsbrücke zu Frauen und Männern in ihrer Umgebung. Wenn sich ein Augenpaar nähert, das den Säugling aus dem meist schwarzen Stoff ansieht, bereitet ihm das zunächst Angst. Er fängt an zu weinen, weil er dem Blick aus den Sehschlitzen keine Grundstimmung entnehmen und daher nicht einschätzen kann, ob ihm Gefahr droht. Erst wenn die Stimme aus dem Stoff sanft, warm und freundlich klingt, beruhigt er sich wieder.

    Hörbehinderte, die durch den verdeckten Mund weder Stimmlage, Klangfarbe, Lautstärke des Gesagten wahrnehmen können, noch die Worte von den Lippen ablesen können und daher nicht entschlüsseln können, was das Gegenüber sagt oder ob es überhaupt spricht, könnten sich mit Niqabis nur verständigen, wenn beide die Gebärdensprache beherrschen (und anwenden). Für den gehandicapten Menschen wie für die extrem verschleierte Muslima eine völlig unnötige Kommunikationsbarriere, die beiden verdeutlichen sollte, wie absurd und diskriminierend der Gesichtsschleier Verständigung verhindert. Erwachsene brauchen den Gedanken- und Informationsaustausch im Gespräch innerhalb und außerhalb ihrer (Ursprungs)-Familie, um nicht seelisch und geistig zu verkümmern. Derartige ’sittsame’ Kleidung soll offensichtlich Frauen in der Öffentlichkeit den Mund verbieten, den potentiellen GesprächspartnerInnen soll die Lust vergehen, diese Frauen anzusprechen oder gar ein Gespräch mit ihnen zu führen. Der Gesichtsschleier in der Öffentlichkeit erschwert den Kontakt, selbst untereinander, weil Niqabis, die ihren Glaubensschwestern auf der Straße begegnen, einander allenfalls am Klang der Stimme wiedererkennen können. Selbst die eigenen Kinder und der eigene Ehemann, die der traditionell-salafistisch gekleideten Muslima spontan in der Stadt begegnen würden, könnten in der ganzkörperverschleierten Figur nicht die Mutter und die Partnerin erkennen und würden unbeteiligt vorbeigehen, wie an einer Fremden, wenn die Niqabi sie nicht anspricht und dann an der Stimme erkannt wird. Hoffentlich ist dann niemand erkältet und heiser bzw. hört wegen dieser Infektion der möglicherweise durch ein Kopftuch verdeckten Ohren schlecht. Würdevolle Frauen und respektvollen Umgang stelle ich mir anders vor.

    Wir versuchen in den Gesichtern von Menschen zu ’lesen’, um unser Verhalten diesen Informationen anzupassen. Diese über Jahrtausende weitergegebene Verhaltensweise ist offensichtlich überlebenswichtig und erleichtert unseren Alltag enorm. Sie hilft uns beispielsweise eine Gefahrensituation zu erkennen und einzuschätzen, um im Notfall blitzschnell einer Schädigung durch einen Angreifer auszuweichen, der uns wütend ’die Zähne zeigt’ und anfaucht oder dem Stirnrunzeln eines interessierten Käufers zu entnehmen, dass er unschlüssig ist oder die genannten Argumente anzweifelt. Geschulte Verkäufer werden daher nachfragen, welche Informationen er noch braucht, was unklar ist. Immer wieder wird es vorkommen, dass PassantInnen sich in einer Stadt nicht auskennen und nach dem Weg fragen oder irgendeine andere wichtige Information brauchen. Benötigt man die Hilfe von Fremden, wird man sich nach jemandem umsehen, die oder der vertrauenswürdig erscheint und mit ihrem / seinem offenen Gesicht Hilfsbereitschaft und Interesse an seinen Mitmenschen signalisiert. Gesichtsschleier jeder Art verstecken jedoch Gefühlsregung oder Mimik der Trägerin, sie verunsichern das Gegenüber und vermitteln den Eindruck, die Niqabi habe etwas zu ’verschleiern’. Der Stoff vor Mund und Nase erzeugt bei vielen Nichtverschleierten Angst und Misstrauen. Andere sehen in der nonverbalen Botschaft des Gesichtsschleiers eine Beleidigung ihres Menschenbildes und ihrer Lebensweise. Analog zur Aura-Fitna-Ideologie, die durch den Gesichtsschleier symbolisiert und umgesetzt wird, entmenschlicht der Niqab jede Trägerin zur wandelnden Vagina, zur Söhnchenfabrik auf Ausgang, alle unverschleierten Frauen werden zum nuttigen Sexualobjekt und Freiwild, Männer zu triebgesteuerten Tieren.

    Zu einem für alle Seiten interessanten und bereichernden Gespräch ist es notwendig, einander ins Gesicht sehen zu können. Wertschätzende, gleichberechtigte Kommunikation ist wie bereits erwähnt wesentlich auf Gesichtsmimik angewiesen, die nur dann von allen GesprächspartnerInnen empathisch gespiegelt und beantwortet kann, wenn man sie sieht. Wichtige Gespräche führen wir deshalb von Angesicht zu Angesicht, mit Freunden unterhalten wir uns, wechselseitig Blickkontakt aufnehmend, in vertrauter Runde, auch bei sehr persönlichen Gesprächen sehen wir einander ins Gesicht, um Reaktionen auf das Gesagte zu entnehmen. Wir glauben jemandem an der Nasenspitze anzusehen ob sie / er lügt, unsere Wortwahl und die Intonation unserer Stimme passen wir dem Gesichtsausdruck unserer GesprächspartnerInnen an, um sie nicht zu verletzen oder um festzustellen, ob wir verstanden worden sind. Ein Niqab verhüllt das Gesichtsoval bis auf den Sehschlitz oder das engmaschige Sichtgitter blickdicht und nimmt der Trägerin Einzigartigkeit und Persönlichkeit. „Gesichter“ unterscheiden sich nur noch durch die Form, Farbe und Länge des Schleiers, sie erstarren zur ausdruckslosen, leblosen Maske, während selbst Totenmasken einen würdigen, individuellen Gesichtsausdruck haben.

    Niqab-Trägerinnen wirken sehr auf sich selbst bezogen, abweisend sowie unnahbar und signalisieren schon von weitem: „Sprich mich bloß nicht an, ich will keinen Kontakt“ (das gilt, liebe Nora, auch für Niqabis untereinander). Kein Wunder also, wenn das aufgeschlossene, der Welt und den Menschen zugewandte kopftuchtragende oder unverschleierte Umfeld sich zurückzieht. Sicherlich werden die total verschleierten Frauen sich dadurch isoliert fühlen, doch war es nicht ihre Absicht sich abzugrenzen? Die Männer mögen euch vorgaukeln, der Niqab grenze Rechtgläubige vom anderen Geschlecht ab und sei zu eurem Schutz. In Wahrheit jedoch wollen sie euch von der Außenwelt abschotten, selbst als Gefangene auf Ausgang sperren sie euch in ein Gefängnis aus Stoff. Selbstverständlich könnt ihr den Gesichtsschleier in der Öffentlichkeit als ’Würdigung eures Frauseins’ deuten, doch ist das Ansehen (Würde, Respekt, Geltung) ohne an‑sehen überhaupt möglich? Jeweils mit Tschador und Niqab oder Burka verhüllt, können Muslimas allenfalls die Augen der anderen Schwestern sehen, während Kopftuch tragende oder unverschleierte Frauen sich ansehend wieder erkennen und auch ihre Umgebung ganzheitlich wahrnehmen können, ohne durch großflächige stoffene Abdeckungen an den Sinnenorganen Haut, Nase, Ohren, Mund eingeschränkt, behindert zu sein.

    Während das weitgehend verdeckte Gesichtsoval bei einer Ganzkörperverschleierung keine Gemütsregung erahnen lässt, können vollverschleierte Frauen in den Gesichtern der unverschleierten oder Kopftuch tragenden GesprächsteilnehmerInnen lesen wie in einem offenen Buch. Bei vielen Menschen deren Gesicht nicht bedeckt ist, entsteht dabei ein Unbehagen, ein Eindruck der Ungleichheit, ein Gefühl des schutzlosen ausgeliefert Seins, der Unterlegenheit. Ein konstruktives Gespräch auf Augenhöhe ist in einer solchen Gesprächsatmosphäre kaum denkbar. Nach altbewährter demokratischer Sitte sollten daher fundamentalistisch-traditionell gekleidete Muslimas sich der unverschleierten Mehrheit anpassen und bei offiziellen Gesprächsgelegenheiten wie KlientInnengesprächen beim Rechtsanwalt, als Patientin in der Arztsprechstunde oder in Dienstzimmern der kommunalen Verwaltung, an anderem beispielsweise nachbarschaftlichem Gedanken- und Informationsaustausch besteht ja wohl auf Seiten der Niqabis kein Interesse, wenigstens für diese begrenzte Zeit den Niqab ablegen.

    Ähnlich denkt Jack Straw, der ehemalige britische Außenminister. In einem Artikel einer Zeitung, die in seinem Wahlkreis erscheint, äußerte er sich zum Thema Burka und Niqab und berichtete, dass er bei einer seiner regelmäßigen Bürgersprechstunden in seinem Wahlbezirk Blackburn, einer Stadt mit hohem muslimischem Bevölkerungsanteil (19,4 % bei einem Landesdurchschnitt von 3,0 %) auf eine vollverschleierte Muslima traf, die das Beratungsgespräch mit den Worten einleitete: „Schön Sie einmal von Angesicht zu Angesicht zu sehen.“ Er habe sich darauf hin nur gedacht: „Schön wär’s“. Seither bittet der jetzige Fraktionsvorsitzende der Labour Partei, seine vollverschleierten Klientinnen den Niqab während des Beratungsgesprächs abzunehmen. Meist kämen die Frauen seiner höflichen Bitte nach und wären oft sogar erleichtert[38]. Der Politiker gibt offen zu, sich unbehaglich und irritiert zu fühlen, wenn er einer Ratsuchenden bei einem Beratungsgespräch nicht ins Gesicht sehen kann und daher die Reaktionen auf seine Ratschläge allenfalls dem Klang der (durch den Stoff des Schleiers gedämpften) Stimme entnehmen muss, die er, weil er sie nicht kennt, dementsprechend schlecht einzuschätzen und zu entschlüsseln vermag.

    11. Redensarten mit Körperbezug

    Körper schafft Sprache und Körperbewusstsein. Menschen sagen, eine Sache habe „Hand und Fuß“, sie bieten jemandem „die Stirn“, sprechen einander „von Angesicht zu Angesicht“. Auch Sinn ist ohne Sinneserfahrung nicht „sinnvoll“ möglich, so erlebt jede und jeder von uns auch mal gerne, wie Wind in den Haaren spielt, wie die Sonne die Haut wärmt, wie Meereswasser den Leib kühlt. Das sind uralte, ur-menschliche Naturerlebnisse, die auch in der kulturellen Moderne Selbsterfahrung und Selbstwahrnehmung sinnlich begleiten. Niqabträgerinnen sind diese elementaren Körpererfahrungen und Sinneseindrücke verwehrt, sie können beispielsweise nicht die würzige Waldluft atmen, der Sehschlitz ihres Gewandes schränkt das Blickfeld so ein, dass der unebene, mit Wurzeln durchzogene Waldboden zur gefährlichen Stolperfalle würde. Ein körperliches Selbsterleben etwa durch das Ertasten des verschiedenartigen Waldbodens (lehmig, matschig, steinig, mit Kiefernnadeln übersät, uneben, nachgiebig, federnd, sandig, laubbedeckt) mit den Füßen wird verhindert, ein differenziertes Körperbild kann so nicht entstehen, Selbstbewusstsein wird sich so nicht entwickeln können. Die Ganzkörperverschleierung lässt kaum einen Sonnenstrahl an die Haut und gefährdet die Gesundheit durch den Lichtmangel unserer Breitengrade. Die Muttermilch stillender Mütter mit Niqab weist in Europa einen signifikanten Vitamin D Mangel auf, der bei den Säuglingen Rachitis Vorschub leistet[39], bei den Frauen selbst begünstigt dieser Vitaminmangel, der nicht ausreichend durch Fisch, Milch und Getreide ausgeglichen werden kann, schon in jungen Jahren Osteoporose.

    Man sagt, jemand nimmt etwas „auf die leichte Schulter“ oder trägt eine Verantwortung für ein Unternehmen auf seinen oder hoffentlich auch mal: Auf ihren „Schultern“. Überall auf der Welt haben Mädchen und Frauen Schultern, nur eben da nicht, wo ein weiter fußlanger Tschador mit oder ohne Khimar / Hijab die Haare einschließlich Haaransatz verdeckt und die Körperkonturen verschwimmen lässt. Als meist unifarbene, dunkle oder rabenschwarze, gesichtslose Mumien verhüllt bis auf den Sehschlitz, gehen Frauen durch die Straßen, verkleidet wie ein Schlossgespenst, oder wie seiner Zeit der Herr der Unterwelt, der gruselige Belfegor einer alten Fernsehserie. Durch die Frauen- und Körperfeindlichkeit des Islams davon überzeugt, ständig von der eigenen ’Unreinheit’ durch die Monatsblutung bedroht zu sein, glauben die Fundamentalistinnen sich verpflichtet, durch das bodenlange Gewand, das kaum einen Zentimeter des Körpers unbedeckt lässt, das männliche Umfeld vor Besudelung und Teufelsnähe[40] zu bewahren. Würde man ihnen eine Glocke in die Hand geben, sähen sie aus wie Leprakranke im Mittelalter, die, in lange Gewänder gehüllt, mit der Glocke läutend und laut „unrein“, „unrein“ rufend die Menschen warnen mussten, wenn sie durch die Straßen gingen. Tschador mit Niqab dienen jedoch auch als ’Schutzkleidung’, um die TrägerIn vor dem Schmutz der unverschleierten Frauen abzuschirmen. Die Ohren zugedeckt, das Blickfeld bis auf einen Spalt eingeschränkt, wie sollen Frauen mit einem solchen Stoffverband „ganz Ohr“ sein oder „alles im Blick“[41] haben? Keine Frau kann jemandem so vermummt „die kalte Schulter“ zeigen.

    Der Niqab ist keine Privatangelegenheit, er ist hochpolitisch und antidemokratisch, weil er Qualitätsstandards der Aufklärung, der Demokratie und des Feminismus attackiert und ironisiert, in der Verfassung garantierte Rechtsansprüche nach eigenem Gutdünken legalistisch missbraucht bzw. verwirft und Toleranz für diese Geisteshaltung einfordert. DemokratInnen dürfen nicht zulassen, dass Frauen sich ihres Frauseins, ihrer Schönheit und Weiblichkeit zu schämen haben. Wenn das offene Haar und die Schönheit der Frauen Begehrlichkeiten bei den Männern weckt, wäre es besser, den Männern fesselnde Handschellen anzulegen als den Frauen Kopftuch und Burka oder Tschador mit Niqab. (so sinngemäß Ralph Giordano anlässlich einer Podiumsdiskussion). Es kann nicht sein, dass salafistische FundamentalistInnen sich anmaßen, bestimmen zu dürfen, wer „Gesicht zeigen“ darf. Wir müssen verhindern, dass mittels muslimischer Kleidung islamistisch-salafistisches Umweltverändern beginnt, unsere Freiräume und Kommunikation untereinander einzuschränken.

    Mit freundlichen Grüßen
    Ümmühan Karagözlü

  7. Frau Keller Says:

    Schönen guten Tag, ich möchte hier nochmals betonen ich habe überhaupt nichts dagegen das eine Frau, egal welcher Nationalität oder Herkunft Niqab trägt. Wie gesagt ich selber trage keinen- Heute wo der Islam langsam aber sicher auch neutral der breiten Masse erklärt wird gibt es doch immer mehr Menschen welche den Islam als die richtige Religion anerkennen. Aber je mehr sich der Islam „etabliert“, desto größer werden die Angriffe gegen Muslime, weil leider die Gesellschaft weiterhin nur automatisch auf die Worte Terror oder Bombe mit den Muslimen verbindet. Das aber der Islam auf einige Menschen reduziert wird die fälschlicherweise das Wort Gottes mißbrauchen finde ich leider noch trauriger. Oder wurde mal erwähnt welcher Religion dieser Mensch aus Österreich war der seine Tochter Jahrelang im Keller eingesperrt hat missbraucht hat und sogar Kinder mit ihr hatte, die er als Enkelkinder ausgab…davon sagte die Presse nicht. Aber wäre das ein südländisch aussehender Mann würde auf dem Titelblatt stehen:Ein Muslim macht dies und jenes… Aber das nicht jeder Muslim ein Muslim ist, ist auch noch nicht erläutert worden Und doch werden immer wieder alle über einen Kamm geschoren,schade

  8. peter Says:

    sorge dich

  9. ILOVE ALLAH Says:

    Jacques Auvergne , niemand kann einer gläubigen Frau verbieten den burka zu tragen, und wenn sie von demokratie reden dann erst recht nicht.
    Als ich mir diesen Artikel hier durchgelesen habe , habe ich mich wirklich ausgelacht, was für einen Schwachsinn ich da alles lesen musste.
    Von wegen die Frauen machen das nicht freiwillig, diese Frauen sind stolz darauf,was sie tun und auch wenn man sie festnimmt und sie bestraft, es ist diesen Frauen völlig egal, denn sie tun es für ALLAH, leider verstehen sie das als Ungläubiger nicht.
    Wenn sie eine junge Frau im Bikini sehen finden sie das ganz normal, sogar recht schön , das ist das denken der Ungläubigen.
    Versprechen ihren Frauen die Treue und schauen allen Weibern hinterher.
    Tja die muslimischen Männer sind stolz auf ihre Frauen und die Frauen könnten nichts besseres tun als eine Burka zu tragen ,was die islamische Kleidung angeht.
    Diese Menschen leben in Frieden , und sie sind ein untolleranter und unnachdenklicher Mensch, denn wir Muslime die „nichteuropäer“ äußern unsere Meinung gegenüber den Ungläubigen auch nicht. Das Recht dazu hätten wir ja „Meinungsfreiheit“.
    Ich hoffe sie denken nochmal darüber nach , wie untollerant und respektlos sie zu diesen Menschen sind.

  10. Senem Aytan Says:

    An I love Allah,

    ‚Tja die muslimischen Männer sind stolz auf ihre Frauen und die Frauen könnten nichts besseres tun als eine Burka zu tragen ,was die islamische Kleidung angeht‘.

  11. Die Burka in Europa - Seite 3 Says:

    […] […]

  12. umm Meryem Says:

    Es ist erstaunlich zu sehen das alles immer nur in eine Richtung treibt.

    Ein Junger Mann stellt fest er ist im falschen körper, das ist völlig normal man gibt ihm Hormone ermöglicht Operationen damit sein Herzen Wunsch erfüllt wird und er nun als Frau leben kann.

    Das ist ein Menschenrecht.

    Jugendliche die als Pank die als Gohsik usw. umherlaufen sind kein Thema.

    Das ist ein Menschenrecht.

    Männer die Männer und Frauen die Frauen heiraten sind kein Thema.

    Das ist ein Menschenrecht.

    Aber oh schreck eine Frau mit Burka die hat kein Recht.

    Was ist das für eine Narren Gesellschaft in der wir leben?

    Es geht doch nur darum den Gedanken das es einen Gott gibt, den möchten wir alle verdrängen, bis wir dann tot sind na dann kann ja doch mal ein Priester, Pfarrer, Rabbie, Iaman doch mal kommen.

    Was ist das für ein Närrischer Gedanke?

    Und eine Frau mit Burka die bringt den Gedanken an Gott sehr nahe, geanauso ein mann mit Bart und weiter kleidung und darüber wollen wir nicht nachdenken.
    Die wollen wir weit von uns schieben, weil diese Gedanke an Gott, den braucht der Moderne Mensch nicht mehr.

    Ist nich vielleicht das das einzige Problem.

    Das Gewissen mit dem wir alle ausgestattet sind????

  13. schariagegner Says:

    Diese “Narrengesellschaft“, liebe Umm Meryem ist die säkulare freiheitliche Demokratie, in der das Grundgesetz jeder Frau und jedem Mann gleiche Rechte und gleiche Würde gibt.

    Es ist die Gesellschaft, wo Frauen und Männer sich ihren Partner selber aussuchen können, wo die Frau keinen Heiratsvormund braucht, der sie, wenn sie das erste mal heiratet, als wali mudschbir gegen ihren Willen zur Ehe zwingen darf.

    http://www.kpwkm.gov.my/new_index.php?page=faq_content&code=4&faqtitleID=5&lang=eng

    http://de.wikipedia.org/wiki/Zwangsheirat

    Hier ist Frau in erster Linie weiblicher Mensch, nicht Aurah. Hier ist jeder Mann in erster Linie männlicher Mensch, nicht triebgesteuerter Unhold, so schwach und unfähig, dass der bloße Anblick eines unverschleierten Wesens ihn rasend macht.

    Zum Weiterlesen:

    Das Kopftuch in Koran und Sunna

    http://www1.bpb.de/themen/IYRYVB,6,0,Das_Kopftuch_in_Koran_und_Sunna.html#art6

    Männerblicke Frauenkörper

    Nr. 9, Die Bedeutung des Gesichtes in der sozialen

    Nr. 10 Das Prinzip Niqab

    Nr. 11 Redensarten mit Körperbezug

    Enttarnung eines verkannten Symbols

    https://schariagegner.wordpress.com/2009/04/14/enttarnung-eines-verkannten-symbols/

    Das Nürnberger Burkaplakat

    https://schariagegner.wordpress.com/2009/02/17/das-nurnberger-burka-plakat/

    Resolution gegen den Kinderhijab und das Kopftuch im öffentlichen Dienst

    https://schariagegner.wordpress.com/2009/05/10/resolution-gegen-kinderhidjab-und-kopftuch-im-offentlichen-dienst/

    Mit freundlichen Grüßen

    Ümmühan Karagözlü

  14. Yasmin Mohamud Says:

    Hallo Leute,

    also ich gehöre zu den gesichtverschleiernde Frauen und muss erlich sagen ich fühle mich sehr wohl in dieser Kleidung – wiederum fühlen sich andere teilweise oder sogar ganz nackt rumlaufen auch wohl. Und wenn ich noch nebenbei anmerken muss, wenn du schon von Artikel 1 Menschenwürde spricht, was ist mit den Frauen die als Lustobjekte dienen und damit meine ich viele Frauen,denn wenn ich rausgehe muss ich nicht nach der Mode laufen und die knappesten Kleider kaufen, Lippenstift benutzen, Haarspray in die Haare sprühen und lange vor dem Spiegel stehen. Warum tut eine Frau das und ist nicht sie selber, ihr Charakter oder Fähigkeiten zählen. Nein alles nur wegen den Männern draußen.

    Ich habe mich dafür entschieden meinen Körper zu verhüllen und wahre so meine Scham und Würde. Was ist mit den Mädchen die vergewaltigt werden, sogar von ihren eigenen Bruder (das heißt nicht das ich das gutheiße sondern im Gegenteil), weil sie knapp angezogen sind. Viele melden es nicht einmal, weil sie ihre Würde verloren haben. Lannst du ihnen das wieder zurückgeben oder hast du nichts besseres im Leben zu tun als über verschleierte Frauen zu meckern. Und übrigens ich habe viele Freunde die das auch tragen und die würden es für ihre Männer niemals ausziehen weil es eine Sache zwischen ihnen und Allah ist.

    Und zeigen muss ich mich nicht und lasse mich nicht durch ein Gesetz sagen wie ich mich anzuziehen habe, Leute wacht auf. Ich habe die deutsche Staatsangehörigkeit angenommen und hab einen Eid wie jeder andere abgelegt das ich dem Staat nicht schaden werde. Schade ich irgendjemanden damit. Du interpretierst Persönlichkeit mit Nase, Mund und Gesicht, ich interpretiere die persönlichkeit eines Menschen wie er ist und nicht was er trägt oder wie er aussieht. Also wer ist im mittelalter ich oder du mit deiner Einstellung?

  15. schariagegner Says:

    Hallo Yasmin Mohamud,

    seit wann dürfen sich Männer dazu erdreisten, wenig bekleidete Frauen einfach so zu vergewaltigen, ist das für dich männliche Natur und weibliche Natur oder nicht vielmehr schlechte Erziehung und Barbarei?

    Glaubst du tatsächlich, dass jeder Mann ein geborenen Vergewaltiger ist und alle Frauen von Natur aus nichts anderes sind als Opfer und geborene Verführerinnen, die an ihrer eigenen Vergewaltigung auch noch selbst schuldig sind?

    Sollte man, frei nach Ralph Giordano, nicht besser den Männern Handschellen anlegen, statt der Frau den Schleier und Gesichtsschleier?

    Bin ich als Unverschleierte für dich so unrein, dass du jeden Zentimeter Haut einschließlich des Gesichts verdecken musst, damit ich deine Reinheit nicht besudele?

    Warum hast du die deutsche Staatsangehörigkeit angenommen, wenn du das Menschenbild und Gesellschaftsbild ekelhaft, sittlich minderwertig betrachtest?

    Du willst einen anderen Staat – du denkst extremistisch, gib es zu.

    Lies doch mal meinen Text „Männerblicke – Frauenkörper“.

    https://schariagegner.wordpress.com/2008/03/22/mannerblicke-frauenkorper/

    Und ändere dann deine derzeitige Meinung, um in der kulturellen Moderne der universellen Menschenrechte anzukommen.

    Oder trägst auch du den Schleier, damit man nicht sieht, wie traurig du bist?

    Eines meiner Vorbilder ist Ayaan Hirsi Ali – auch wenn sie Atheistin ist und ich religiös empfinde.

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