Risiko Monotheismus

Monotheismus: Chancen und Risiken

Himmlischer Personalabbau

Jacques Auvergne

Mathias Schreiber vermutet, ein monotheismus-gereifter Mono-Ethos sei die absolut notwendige Bedingung für soziales, ziviles Zusammenleben und die Weltgemeinschaft „würde am nackten Wolfsverhalten zugrunde gehen“ (DER SPIEGEL 16/2006: Mose Superstar). Nanu, anders als die Menschen, zumal die Monotheisten, leben die Wölfe doch ökonomisch, sozial und ökologisch ausgesprochen ‘nachhaltig‘, und das seit Jahrhunderttausenden – mehr als nur ein fehlerhaftes Gleichnis?

Ähnlich unbesorgt bewertet Mathias Schreiber im selben Essay den sozialen Alltag der alten Stämme, der Naturvölker der vorangegangenen Jahrtausende, „in denen nichts als das Recht des Stärkeren galt“. Hm, einerseits scheint das Faustrecht in Bronx und Rütli-Schule auch zu gelten, und zum anderen durchweht diese Aussage eine Brise von kolonialistischer Arroganz, denn ob Jakuten, Buschmänner, Haida oder Hopi, sie alle lebten (und leben, gerade noch) vermutlich deutlich angst- und gewaltfreier als etwa die abendländischen, monotheistisch begeisterten Calvinisten und Hussiten. Der wesensgemäß kulturrassistische Islam verbreitete sich wohl auch weniger durch logisches Argumentieren über das himmlische Personal als vielmehr durch die Zwangsbesteuerung der folgerichtig (mindestens religionskulturell, wenn nicht gleich physisch) aussterbenden Nichtmuslime in nahezu jedem Gebiet islamisierter Mittelschicht und meist innerhalb von wenigen Jahrhunderten oder gar wenigen Generationen. Zudem ist der Glaubenswechsel eines Muslims etwa zum Buddhismus durch sozialen Druck bzw. persönliche Feigheit nahezu unmöglich, das ist in Kairo nicht anders als in Köln. Auch die im Zusammenhang mit dem legendären Abraham stets irgendwie verklemmt erwähnte männliche Genitalverstümmelung trauen sich erst ganz wenige Jüdinnen, an ihren Söhnen nachhaltig zu unterlassen – der Gott des Macho-Gehirns will offensichtlich Blut sehen. Wie schon bei den Papua und Aborigines, die ja ebenfalls ohne absolute medizinische Indikation kultisch-religiöse Amputationen, verharmlosend Beschneidung genannt, am symbolisch ’männlichsten aller Körperteile’ vornehmen. Sinnvolles zum Thema Islam und Jungenbeschneidung ist bislang kaum jemals geschrieben worden, löbliche Ausnahme ist Necla Kelek: Die verlorenen Söhne – Plädoyer zur Befreiung des muslimischen Mannes.

Der Weg in den Monotheismus, der Weg zum eifersüchtigen himmlischen Griesgram war eine Subtraktion, ein himmlischer Personalabbau – nicht zuletzt flogen ja die Göttinnen vom Thron. Getreu dem alten Grundsatz ‘wie auf Erden, so im Himmel‘ ging der Aufstieg des männlichen Bosses (Stammesführer, König, Cäsar / Papst) einher mit der Karriere von Zeus, Jupiter, Mithras, Ahura-Mazda oder Allah: eine Art Sollbruchstelle in der patriarchalen Stadtkultur und der sie weiträumig umgebenden Slums bzw. strukturschwachen Gebiete. Galiläa war, wie Arabien, Stadtumland der ökonomisch unendlich reichen Metropolen an Nil und Euphrat, und die neidischen Habenichtse bzw. deren Tugend-Tyrannen wie Nehemia und Mani mussten sich den Wohlstand der Ungläubigen doch irgendwie schönlügen. Gefährliche Analogie: das World-Trade-Center ist der Turmbau von Babel, und beiderlei Einsturz gleich gottgefällig.

Ein emanzipatorisches Potential hat der Monotheismus, den wir unfreiwillig erbten, nun aber auch. Den zweiten Gott sollten die meisten der angeblichen Monotheisten allerdings besser rasch über Bord werfen: den Teufel.

Fraglos hatte unser ’zaghaft zivilisierendes‘ Europa mehr Angst vorm Teufel als Vertrauen zum Gott, und einen geradezu manichäischen Dualismus vermag man bis heute bei jedem radikalen Lichtkrieger auszumachen, von den Inquisitoren bis zu al-Qaida. Mathias Schreiber jedenfalls hat uns in seiner Abhandlung Mose Superstar die kollektiv ’gespürte’ himmlisch-höllische Doppelspitze völlig unterschlagen, das helldunkle Götter-Pärchen aus Vatergott und Satan.

Wobei für ‘Satan‘ seit über einem Jahrtausend und für Christen wie Muslime immer wieder ‘Frau‘ und ‘Jude‘ stand: Das Verführende, die Quelle des Unheils, die ‘Büchse der Pandora‘.

Qualitätskriterien für Religiosität zu entwickeln jedenfalls scheint für bundesdeutsche Mehrheiten an der Zeit, damit wir dem autodidaktischen Flugzeugführer Atta, dem marokkanisch-niederländischen und koranisch inspirierten Mörder an Theo van Gogh und auch den ‘Ehrenmord‘-begehenden Familienangehörigen der vom eigenen Bruder erschossenen Berlinerin Hatun das Prädikat ‘religiös‘ ohne Gewissensbisse absprechen.

Denn Monotheismus ist keine Krankheit und Fundamentalismus heilbar. Seien wir nun atheistisch oder säkular-religiös, es wird sich unsere Islamkritik immer wieder einmal auch gegen die (beispielsweise evangelikalen) Höllenfurchterwecker in den nichtislamischen Religionen richten müssen. Es ist eben gerade kein Zeichen von Gott-, Selbst- und Weltvertrauen, wenn jemand ebenso ängstlich wie wörtlich daran glaubt, die Welt sei in sechs Arbeitstagen von einer unsichtbaren Gottheit geschaffen.

Es gilt, die jeder theokratischen Herrschaftsordnung zugrunde liegenden Muster aufzudecken. Denn ob Marduk die Tiamat erschlägt oder Allah die al-’Uzzā: Das dem Himmel nähere Männliche unterwirft das dämonische kosmische Weibliche und leitet aus dieser Bezwingung seine politischen Ansprüche ab, neuerdings auch im UN-Menschenrechtsrat. Der irdische Machthaber mag dann Muslimbruderschaft heißen oder Milli Görüş, entscheidender ist, dass er deinen vielleicht ja säkular gedachten Bürgermeister oder Innenminister rechtleiten möchte.

Jacques Auvergne

Zum Weiterlesen:

Afrikanische Kosmogonie:

http://de.wikipedia.org/wiki/Afrikanische_Kosmogonie

Kosmogonie:

http://de.wikipedia.org/wiki/Kosmogonie

Mohammed tötet seine innere al-’Uzzā

http://de.wikipedia.org/wiki/Al-%27Uzza

Strafgesetz der Islamischen Republik Iran, bei IGFM:

http://www.igfm.de/index.php?id=894

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