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Moscheebau Alfter-Witterschlick

September 17, 2008


085.

مسجد

Masdschid, wörtlich:

„Ort der Niederwerfung“.

Moschee.

Kirchenangestellte in Alfter-Witterschlick:

Xenophiler Klerus sehnt sich nach einem

stabil gemauerten „Ort der Niederwerfung“

Witterschlick wünscht sich

eine Kaserne der Theokratie

Ein Zwischenruf von Jacques Auvergne

Im Islam gibt es keine Menschenrechte. Jedenfalls keine universellen. Der Islam teilt die Menschen in hierarchische Klassen und erniedrigt die Frauen noch einmal besonders, das ist sein Wesen als Politreligion und das wird Alfter-Witterschlick zu spüren bekommen, wenn denn seine unbesorgten Ureinwohner feinfühlig genug wären. Denn eigentlich ist es längst zu spüren, nicht nur in Bonn ist die Anzahl der textilen Kerker namens Tschador und Niqab angestiegen und das nicht nur im Umfeld der antidemokratischen König-Fahd-Akademie, in deren Schulbüchern Nichtmuslime als Schweine und Affen bezeichnet werden.

Was kümmert es mich, wenn Mädchen Kopftücher tragen, schließlich betonen sie, das so was von freiwillig zu tun. Stimmt, „es gibt keinen Zwang im Glauben“, wer sich gezwungen fühlt ist also nicht gläubig genug. Und dem Ungläubigen droht das schmerzhafte Höllenfeuer.

Es ist allerdings zu befürchten, dass die 8.700 Einwohner von Witterschlick oder die 22.900 Menschen der Stadt Alfter, der Witterschlick zugehört, sich für die universellen Menschenrechte noch nie so recht interessiert haben, jedenfalls geht aus den kulturellen Glanzleistungen der an der Eisenbahnstrecke Bonn-Euskirchen gelegenen Ortschaft nichts Derartiges hervor. Das Schrifttum aus dem örtlichen Vereinswesen des letzten Jahrzehnts, die Rundbriefe aus Gruppierungen von Sport, Brauchtum und Kirchengemeinden wiederspiegeln einfältigen oder auch durchtriebenen Lebenshunger, kleinbürgerliche Selbstgefälligkeit, schlampigen Umgang mit der Volksdroge Alkohol (na, da ist doch der alkoholabstinente Islam „die Lösung“) sowie absolutes Desinteresse an politischen und religiösen Fragen, man genieße nur das schmalzig-sinnfreie „Ein Lied für Witterschlick“ oder höre und lese Verlautbarungen aus den Karnevalsvereinen „Grün-Weiß, Alpenrose“ und „Tonmöhne“.

Nennenswerten Widerstand gegen die im Koran festgeschriebene Praxis der Frauenentrechtung und Frauenentwürdigung, der geheiligten islamischen Demokratieverachtung und des schariatisch legitimierten Antisemitismus und gottgefälligen Apostatenermordens wird auch der Witterschlicker Männergesangsverein „Rheingold“ dem von den Herren Yussuf al-Qaradawi, Tariq Ramadan und Mustafa Cerić angestrebten europäischen Imamat verbindlicher Fatwa-Produktion nicht entgegensetzen wollen. Nur am 102 Jahre alten „Turnerbund“ sowie an der „Jesus-Christus-Kantorei“ wird sich Allahs Kalifat die Zähne ausbeißen. Kleiner Scherz.

„Lassen Sie uns die Flucht nach vorne antreten, zeigen wir uns kosmopolitisch-multikulturell und stimmen wir dem Moscheebau der DITIB zu.“

Nein. Ob der Standort Auf dem Schurwessel sei oder die Raiffeisenstraße: Wir Bürger sollten dem Moscheebauwunsch nicht zustimmen.

Alfter und Integration. Etliche Gastarbeiter kamen, seit Oktober 1961, auch aus der muslimisch geprägten Türkei in die Region. Man hat auch in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis vom Fleiß der kurdischen oder türkischen Gastarbeiter profitiert, die beispielsweise in Tongrube, Steinzeugfabrik und Fliesenindustrie am Rande des Kottenforstes tätig waren, denn hochwertige Tonerde ist der Bodenschatz, dem der Ort seinen rheinisch-fränkischen Namen verdankt: Weißliche Tonerde, „weißer Schlick“, Witterschlick.

Die Integrationsarbeit jedoch wurde nach ein paar multikulturellen Sprüchen und internationalen Grillnachmittagen vertagt und man begann ab etwa 1980, sich an die entstehende, zunehmend radikale islamische Parallelgesellschaft zu gewöhnen. An die Frauen, die kein Wort deutsch sprachen gewöhnte man sich am Raschesten. Über die sechzehn- oder fünfzehnjährigen Mädchen, die aus den Sommerferien nicht mehr zurück kamen, hätte man eigentlich reden müssen, doch da der Schuldirektor und die Dame vom Jugendamt die sprichwörtliche Klappe nicht aufmachten, durfte man mit gutem Gewissen schweigen. „Das ist halt eine andere Kultur“, so leugnete man sein Unbehagen. Die rasant zunehmende Anzahl der Kopftücher, die Abmeldungen der Mädchen von Klassenfahrt und Schulsport? Wir sollten toleranter sein, kultursensibel, islamfreundlich, irgendwann werden sich die Muslime schon für die freiheitliche Demokratie zu interessieren beginnen. So haben wir gedacht. Sie werden es nicht, nicht ohne bewussten Druck.

Auch als islamische türkische Nationalisten damit begannen, türkische Frauenrechtlerinnen als „Aufklärungshysterikerinnen“ und „Funktionärinnen einer Zwangsemanzipation“ zu verleumden, griffen wir nicht ein.

Integration hätte heißen müssen: Bürgerrechte für muslimische Frauen zugänglich machen, von der sexuellen Selbstbestimmung bis zur Religionsfreiheit, das heißt auch dem Wechsel der Religion, das wiederum heißt auch: Das Verlassen des Islam. Islam-Apostasie indessen ist ein lebensgefährliches Tun, wir wissen das. Eigentlich. Wir wissen eigentlich recht genau, dass an den universellen Menschenrechten orientierte Islamkritiker auf der ganzen Welt mit Angriffen auf ihre Gesundheit und ihr Leben zu rechnen haben, übrigens auch im bevölkerungsreichsten deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen. Uns ist, ob Atheist oder Ex-Muslim oder Nichtmuslim oder einfach nur als Mensch eigentlich sehr klar, dass im nahen Umfeld einer Moschee niemand mehr wagen wird, den Islam zu verlassen.

Islam ist in erster Linie keine persönliche Spiritualität, wenn Islam überhaupt eine Religion ist. Islam ist gleichsam ein Kerker aus Beton oder undurchdringlichem Mauerwerk, ein unsichtbarer Kerker. Islam bedeutet, und das eben ist für deutsche Nichtmuslime und auch christliche Pastoren und Pfarrer „unsichtbar“, Islam ist die Unterwerfung unter eine totalitäre soziale Kontrolle, Islam bedeutet einen „religiösen“ Gruppenzwang, denen ein Europäer allenfalls vor drei oder fünf Jahrhunderten ausgesetzt war. Daneben gibt es allerdings auch sichtbares Mauerwerk. Das Gemäuer ist für einen Muslim persönlicher Spiritualität ebenso überflüssig wie für einen säkularen Muslim oder Ex-Muslim. Diese Mauern nennt man Moschee.

Moschee ist der Ort, an dem universelle Menschenrechte, Frauenrechte, Meinungsfreiheit und Religionsfreiheit im Auftrag eines vormodern-patriarchalischen Islam erodiert und ironisiert wird. Dein geschätzter Imam von VIKZ oder DITIB guckt jetzt natürlich treu oder traurig und erzählt dir das Märchen vom friedlichen Islam. Und du knickst dienstbeflissen und gefroren lächelnd ein und lässt ihn eine Moschee „auf dem Schurwessel“ oder an der Raiffeisenstraße bauen. Du willst doch nicht als Fremdenfeind dastehen. Die Witterschlicker sind doch nicht untolerant. Stimmt, untolerant sind sie nie gewesen, Ignoranz kann man ihnen vorwerfen, schuldhaftes Nichtwissenwollen, nicht aber keine Intoleranz. Nicht die Witterschlicker sind intolerant.

Der Islam ist intolerant. Der Islam teilt Menschen in Klassen verschiedener sittlicher Wertigkeit, selbstverständlich bei islamischer Dominanzkultur und systematischer Herabsetzung der Frau. Sehr sinnfällig schreibt denn auch der womöglich mit dem ersehnten Bau der Witterschlicker Moschee betraute Architekt Ismail Yildiz in nicht ganz einwandfreiem Deutsch: „Zwingend ist es aus religiösen Gründen, dass die Frauen und Männer im innern der Neubaukomplex eigenständig getrennt bewegen müssen“, der Architekt gießt die Apartheid der Geschlechter in Beton.

Mit dem Bau einer „architektonischen Maschine“ der Geschlechtertrennung zementiert Witterschlick im wahrsten Sinne die (angebliche) wesensgemäße Verschiedenheit von Frau und Mann. Das wird für Körpersprache, Gewalt im Alltag, Machismus und Kleidung im Straßenbild nicht ohne Folgen bleiben. Das ist Islamisierung: Die Moschee als totales Handlungsvorbild, moralischer Leitstern und Wegbereiter der Transformation der Gesellschaft.

Das muslimischerseits aus (schlechter) Tradition betriebene und islamverbandlich bewusst verstärkte Leben über vier Jahrzehnte hinweg ohne Kontakt zu Nichtmuslimen oder Ex-Muslimen im Gemeinwesen unserer gescheiterten deutschen Integration bei zeitgleicher Re-Islamisierung der Türkei unter dem radikalislamischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan und seiner theokratisch wie nationalistisch orientierten AKP ließ es bei vorhandener verantwortungsloser Ignoranz auf Seiten der Altbürger zu, dass in jeder westdeutschen Stadt ganze Straßenzüge in die Segregation abgleiten konnten. Zunehmend an der Scharia orientierte Gegengesellschaften und sunnitisch-islamische Milieus, in denen nun fragwürdige theokratische Organisationen wie VIKZ, Milli Görüş und eben DITIB die Deutungshoheit darüber beanspruchen, was Islam ist und was nicht, was Sittlichkeit ist und was nicht. Dabei war man als Islamverbandsvertreter, nicht zuletzt über den Erbakan-Clan, stets auf diplomatische Nähe zur Muslimbruderschaft bedacht.

Die auch in Witterschlick vertretenen, kleinasiatisch-stämmigen und nichtsunnitischen Aleviten haben sich dabei als nicht ganz so totalitär erwiesen, wenn auch vielleicht nur deshalb, weil sie traditionell relativ wenig machtvoll sind. Individualität, Religionsfreiheit und Frauenrechte stehen bei allen genannten islamischen Gemeinschaften nicht hoch im Kurs, diese Werte würden auch nicht dem Koran und der Sunna entstammen, nicht dem schariakompatiblen Kollektiv sondern der kulturellen Moderne und der freiheitlichen Demokratie.

Man hat sich auf Seite der Ureinwohner, wie überall in Westeuropa, für die Situation der Bürgerrechtler in den Herkunftsländern der eingewanderten Muslime, man hat sich für die Lebenslage der dortigen Christen und der Frauen, pardon, einen Dreck interessiert. Da gab es in Kleinasien die bis zum Bürgerkrieg reichende Kultur der Unterdrückung gegen die Kurden, als Deutscher freut man sich auf den Türkeibeitritt zu europäischen Union oder interessiert sich noch nicht einmal dafür wirklich. Da gab (und gibt) es den geleugneten Völkermord an den Armeniern, man freut sich auf den Türkeibeitritt und erklärt die Mahner des Erinnerns dieses Genozids zu Pessimisten oder Nervensägen.

Dann ereigneten sich, hoppla, wie störend, auch in Deutschland mehrere Ehrenmorde an Frauen aus kurdischen oder türkischen Großfamilien, an Frauen, die sich einer Zwangsheirat widersetzen wollten oder die einfach nur leben wollten wie deutsche Frauen. Jetzt allerdings wurde es doch etwas unbequem. Doch rasch sprangen die bärtigen Prediger oder deren smarte Nadelstreifenfunktionäre aus dem Orient ein: Muslime seien wesensmäßig einfach ganz anders als Ureinwohner, zum Beispiel würden sie die türkische Küche ebenso mögen wie den Koran und die Scharia. Und sie würden alle eine Moschee mit Kuppel und Minarett ganz nett finden, so heimatlich, so altvertraut. Und sich nur mit einer Moschee integrieren können! Und die Sache mit den arrangierten Ehen würden sie gerne unter sich regeln, die Ur-Deutschen würden sie doch nicht etwa in paternalistischer Manier bevormunden wollen?

Glücklicherweise also hat die islamische Geistlichkeit und Prominenz, von der schariafreundlichen und nationalistischen Zeitung Hürriyet bis zum mittelalterlich gewandeten Kölner Islam-Prediger Pierre Vogel uns Rheinländern versprochen, sich um die verflixten Themen Zwangsheirat und Ehrenmord zu kümmern. Als Gutmensch mit Sitz im Presbyterium oder Stadtrat ist man nun moralisch gerettet und kann beispielsweise unbesorgt für den Moscheebau plädieren. Und kann optimistisch zum Gespräch einladen, am 13. Oktober 2008 ins evangelischen Gemeindehaus Witterschlick, Pfarrer Andreas Schneider gibt sich die Ehre und wird sich, jede Wette, weder als vehementer Moscheebaugegner erweisen noch die Totalität und zugleich Inhumanität von Koran und Scharia hörbar in Frage stellen, sofern sie ihm überhaupt bewusst ist. Rainald Ollig von der katholischen Kirchengemeinde soll uns den multikulturellen Abend moderieren, doch auch er wird nicht eine Silbe der Kritik an den alten Hadithen und neuen Fatwas zum Thema Atheismus oder Islam-Apostasie oder Frauengenitalverstümmelung oder Kinderheirat hören lassen, sofern er davon jemals etwas gehört haben sollte.

Ex-Muslime oder säkulare muslimische Islamkritiker werden am 13. Oktober in Witterschlick nicht anwesend sein. Es ist zu befürchten, dass die Anwesenden dieses abendlichen Gesprächs im Geiste der „Religiosität“, der „Toleranz“ und der (blinden) Fremdenfreundlichkeit dazu beitragen, jene freiheitsliebenden Menschen einsperren zu helfen in das Kollektiv „der Muslime“, aus dem sie mit hohem persönlichem Risiko geflüchtet sind. Die Anwesenden werden für den Moscheebau plädieren und die beiden christlichen Geistlichen werden sich besonders dafür verantwortlich fühlen, allen nichtmuslimischen Witterschlickern den Bau der Moschee schmackhaft zu machen. Diese Nichtmuslime riskieren damit vorläufig noch nichts.

Die Einschränkung der an den universellen Menschenrechten orientierten Bürgerrechte kommt immer erst etwas zeitverzögert, bei zunehmender Prägung eines Territoriums durch den orthodoxen (politischen) Islam.

DITIB will auch in Deutschland jedem Kind eines muslimischen Vaters eine totalitäre Lebensgestaltung nach dem Koran aufzwingen und betrachtet Deutschlands türkeistämmige Einwanderer als „Auslandstürken“, die dem sunnitischen-hanafitischen Staatsislam zu dienen haben. Offiziell ist die Türkei natürlich ein säkularer Staat und sind Politik und Islam getrennt …

Lassen Sie sich am 13. Oktober ab 20:00 Uhr den Tee und die Kekse schmecken.

Jacques Auvergne

Schäubles islamischer Religionsunterricht erschwert die Integration

April 5, 2008

صلح الحديبية

Vertrag von Hudaibiya,

Hudaibiya, Staatsvertrag mit Nichtmuslimen:

kann vom Imam jederzeit gebrochen werden

Ein Fach Islam ist

nicht schultauglich

Ein klares Nein zum

Islamischen Religionsunterricht

an staatlicher Schulen

Jacques Auvergne

Der traditionelle Islam folgt, nicht anders als die dynamischen fundamentalistischen Bewegungen, der bewährten Doktin der einstweiligen Anpassung. Im islamisch geprägten Teil der Zuwanderermilieus Westeuropas hat sich beides seit mindestens einer Generation intensiv verbunden, die Bildungsferne der oft dörflich geprägten Einwandererfamilien der Milieus der arrangierten Ehen mit den gut organisierten und moscheebetreibenden Kultur- und Sozialwerken. Dieses Amalgam aus Hinterwäldlerei und islamistischer Elite geht „legalistisch“ vor, das heißt: Versucht die Gesetze der Demokratie ironisch „auszulasten“ mit dem Ziel, sie zu überwinden, hin zu einer angenommenen „höheren“ Form von Zivilisation, die Kalifat genannt wird oder islamische Lebensweise.

Bereits Professor Bassam Tibi (Islam und Deutschland, Muslime in Deutschland) weist drauf hin, dass die Rechtsauffassungen des an der Scharia orientierten Fiqh-Islams mit der Demokratie nicht nachhaltig in Koexistenz leben können. Ein aus einem islamisch geprägten Land nach Europa einreisender Muslim, so Tibi sinngemäß, habe nennenswert große Teile seines Selbstverständnisses abzulegen, wenn er als „muslimischer Citoyen, muslimischer demokratischer Staatsbürger“ und damit als integriertes Mitglied der kulturellen Moderne mit Nichtmuslimen, Atheisten, Ex-Muslimen und Frauen selbstverständlich (und straffrei) leben möchte.

Innenminister Schäuble hält den Islam für schulfähig und möchte ihn an staatlichen Schulen unterrichten lassen. Das ist doch wohl noch auf einige Jahrzehnte abzulehnen, meinen Islamskeptiker.

Die kulturelle Moderne hat ein Islamproblem, gegen das sie die Islamresistenz eines „demokratischen Stolzes“ setzen müsste, wozu uns Tibi mit dem Begriff der europäischen „Leitkultur“ deutlich ermuntert. Diese Rolle aber einzunehmen oder die Worte „theokratischer Islam, Scharia, Islamproblem“ auch nur laut zu denken hindert sie eine Art emotionaler Blockade aus diffusen Schuldgefühlen und demokratischer Identitätsschwäche. Aus schlecht bewältigtem ehemaligem Eurozentrismus, wobei das politisch korrekte Exotisieren der „Fremden“ wiederum eine klammheimliche eurozentrische Arroganz darstellt, wie es sinngemäß Alice Schwarzer und Arzu Toker betonen.

Wollte der Islam unterrichtstauglich sein, müsste er sich glaubhaft von den meisten seiner Fesseln der Sunna (islamisches Brauchtum, alltagsprägende Überlieferung) und vor allen Dingen von den Dogmen der Scharia (angeblich: Gottes eigenes Gesetz) befreien. In diese Richtung mag der „Secular Islam“ um Irshad Manji oder Wafa Sultan denken, doch ist das für die Mehrheiten der deutschen Muslime kaum oder gar nicht nachzuvollziehen. Andere Muslime verlassen den Islam unter Lebensgefahr oder führen in unseren Städten ein zaghaft selbstbestimmtes Doppelleben, erwähnenswert hier zum Beispiel die Lebensweisen gleichgeschlechtlicher sexueller Orientierung, die es natürlich auch unter Muslimen gibt, für die der Islam aber, wie im Falle der Apostasie, die Todesstrafe vorsieht.

Es gibt also die „muslimischen Hedonisten“ mit den Sinnhorizonten des ökonomischen Erfolges oder der sexuellen Selbstbestimmung. Es gibt, nicht selten in denselben Straßenzügen, die Milieus der jahrhundertealten Zwangsehen beziehungsweise Cousinenehen. Hart agitierende Islamisten indes gehen auf Seelenfang und gründen fundamentalistisch (was sonst?) orientierte Kindergärten oder Moscheen und helfen mit, dass manch eine Ausbildung zum Dschihadisten bereits im Kindergarten beginnt und in der Unterstufe abschließt.

Alice Schwarzer hält interessanterweise den ‘Männlichkeitswahn’ für das Hauptproblem: Dschihadismus als Rückzugsgefecht der Extrem-Patriarchen, so Schwarzer sinngemäß. Damit wäre er, der (ab-erzogene) Männlichkeitswahn, auch Hauptstrategie der Lösung. Schwarzer ist Atheistin. Sie übersieht, dass der (imaginierte, aber schier unendlich starke) windige Gott Allah persönlich am Männlichkeitswahn erkrankt ist. Im Ernst: Das Problem ist, und da ist Schwarzer zuzustimmen, die ‘Gender-Spaltung’, die islamische traditionelle Mädchen- und Jungenerziehung, die voll und ganz in Koran, Scharia und Sunna verankert ist!

Auch deshalb darf es wohl keinen ‘islamischen Religionsunterricht’ geben, was unsere Regierung nicht verstehen möchte: Die Schule müsste Geschlechterrollen lehren, die dem Ansinnen der islamischen Geistlichkeit in Ghom oder an der Al-Azhar Universität von Kairo sehr entgegengerichtet sind. Welche Lehrerin oder welcher Lehrer soll das tun?

Kann, und das scheint Schäubles Hoffnung zu sein: Kann gerade der Religionsunterricht unter deutscher Schulaufsicht und in deutscher Sprache dafür sorgen, dass ein den westlichen Werten entsprechender Islam gelehrt oder erst einmal erfunden wird? Schäuble ist von rührender Zuversichlichkeit.

Die Anforderungen (an Pädagogik) scheinen mir zudem dieser Jahre im extrem steilen Sinkflug zu sein. Zugleich herrscht ein Klima, in dem sich jeder als ‘erfolgreicher Winner’, nicht als ‘Looser’ inszeniert. Irgendwann will die politische oder schulpolitische Kaste ‘erfolgreich’ sein. Das gleicht einer ebenso langsam wie unerbittlich vorwärtslaufenden Maschine, die sich womöglich „an Akten statt an Fakten“ orientiert.

Lehrerinnenkopftuch: Wie lange gibt es noch Beamtentum in Deutschland – wenn wir eine ‘Aktiengesellschaft Schule’ haben werden die sinnvollen Diskussionen gegen das Lehrerinnenkopftuch hinfällig sein. Kein ganz unwahrscheinliches Szenario, und dann sieht Schule aus wie in England: Ziemlich viel Tschador und Burka.

Zurück zur deutschen staatlichen Schule. Das heißt hier: Nach einigem rituellen Stirnrunzeln “IST” der Islam „schulfähig“, schultauglich. Wir säkularen Deutschen (jeder Religion) halten die notwendige Rolle, Gegendruck aufzubauen, nicht aus! Und verspielen die in eineinhalb Jahrhunderten mühselig erkämpften Standards.

Schulaufsicht: Ich weiß von Migrantenfamilien, die ihre Kinder jahrelang nicht zur Schule geschickt haben, das „lag“ zwar beim Jugendamt in der Akte, kam aber erst dann und sehr klein gedruckt in die Zeitung, als die Kinder ganz extrem straffällig wurden. Freilich, es gibt mutige Lehrerinnen und Lehrer, die erfolgreich um die Teilnahme von türkischen Mädchen an Klassenfahrt und Sexualkundeunterricht kämpfen! Es gibt aber auch Schulen, die gar keine Klassenfahrten mehr durchführen. Schulaufsicht? Prinzipiell passen wir den Lernstoff ‘nach unten an’, um überhaupt noch Noten verteilen zu können. Ehrliche Noten müssen wieder her, bereits ab dem zweiten Schuljahr.

Schulaufsicht? Seit wohl zwanzig Jahren versickern allsommerlich türkische Mädchen in arrangierten Ehen! Oder geben Mittel- oder gar Unterstufenschülerinnen ihr Kind als ‘Kind der besten Freundin’ aus. Soweit zum Thema Schulaufsicht.

Ganz verheerend dürfte sich der Gedanke des ‘ranking’ auswirken, der dieser Jahre bis in Fachhochschulen und Universitäten die Runde macht: Ein geradezu feudales Gerangel um Pfründe, der Transparenz und der Unbestechlichkeit nun wirklich nicht dienlich.

Das in konservativen türkischen Mädchen übliche Zwingen unters Kopftuch, kann das von einem islamischen Religionsunterricht irgendwie berührt werden? Nein, fürchte ich, der Lehrende müsste sich als relativer Kopftuchgegner positionieren. Soll eigentlich stundenweise Geschlechtertrennung kultiviert werden, für Koranliebhaber ebenso wie für Islamistenkreise weltweit geradezu ein Muss?

Islamischer Religionsunterricht: Gegen die Autorität der Imame? Wer will das leisten? Kopftuchlehrerinnen, Bärtige?

Historisch-kritische Methode, Textentstehung monotheistischer heiliger Schriften, den Koran als menschenseits handgeschrieben? Wer will das sagen, ohne Lebensgefahr? Muslime in Deutschland, ob pädagogisch ausgebildet oder nicht? Die müssen wohl erst noch geboren werden. Auch besteht die Gefahr, dass Koranschule oder Madrassa das ‘Original’ ist, Demokratenschule die Kopie oder die Taqiyya.

Dhimma, Dhimmitude auf dem Lehrplan? Oder die Absage an die gottgeschaffene Dhimma? Bitte, pädagogisch: Von wem zu leisten? Ohne Leibwächter und kugelsichere Weste … Versicherungen und Berufsgenossenschaften werden ihre Monatsbeiträge erhöhen müssen.

Steinigung als ‘Grenzverletzung’, als ’Hadd-Vergehen, Verletzung des absoluten Rechtes des Allah-Gottes’ auf dem Lehrplan? Nach dem Motto: “Lass` uns darüber reden, was macht das mit dir, was macht das mit den Christenkindern aus dem Nachbarklassenraum?“ Die andere Möglichkeit und demokratische wie pädagogische Pflicht: Steinigung als Irrweg darstellen, als vormodern, als barbarische Perversion?! Den Jungs und Mädchen, die dann in der letzten Reihe sitzen werden mit (so schon vorhanden) Fusselbart oder Extremkopftuch, und die ihre Lehrerin der Bid’a oder Ridda bezichtigen, bezichtigen müssen?

Die Option propagieren: “Eh, du darfst austreten aus dem Islam, lebe mal ein paar Jahre als Christ oder Buddhist oder jedenfalls Ex-Muslim, die kulturelle Moderne lässt das zu”? Ohne diese Worte aber ist “demokratiekompatibler islamischer Religionsunterricht” keinen Pfifferling wert oder er zersetzt das wissenschaftsnahe ‘Prinzip Schule’.

Die Schwierigkeiten werden deutlich. Gut, in hundert oder schon fünfzig Jahren muss so unterrichtet werden und, uns wäre es lieb, auch in Jakarta, Kairo und Teheran. Oder Istanbul. Viel Arbeit wird nötig sein, um das zu erreichen.

Ich fürchte, unsere “hohen pädagogischen Ansprüche” in Deutschland oder Europa halten dem HEUTE nicht Stand.

Wir leugnen (die) Schwierigkeiten. Probleme unter den Teppich zu kehren indes sind wir Schildbürger wahre Meister, man lese nur das Buch ‘Colonia corrupta’ (Rügemer), hoffentlich lesen wir Demokraten es intensiver als die Islamisten.

In Baden-Württemberg findet islamischer Religionsunterricht an zwölf Stellen bereits statt, zehn Mal sunnitisch, zwei Mal alevitisch. Angeblich ein weltzugewandtes Experiment, ein kreatives Provisorium, ein neugieriger Testlauf. Die ‘Projekt-Betreuer’ in Ministerium und Universität werden sich, von den Lehrern ganz abgesehen, weigern, das Experiment jemals freiwillig einzustellen oder als unbrauchbar zu etikettieren. Alle rollen begeistert die Augen: Erfolg, Erfolg, Erfolg! Es ist schon später als wir denken.

Die ministerielle bzw. administrative Blasiertheit der ‘Integratoren’ ist betonhart, und Entscheidungen finden in Hinterzimmern statt: Eigentlich undemokratisch, jedenfalls gefährlich intransparent.

Nun ja. Wie kriegen wir den islamischen Schulunterricht wieder aus der Schule heraus? Auch das ist zu bedenken, eine fast unüberwindlich hohe Hürde für uns sanften Gutmenschen. Es gibt Entscheidungen, die die Demokratie zu zerreißen drohen. Die Legalisten wissen das. Die Demokraten nicht.

Ich halte viel vom deutschen Schulsystem! Schule ist an vielen Orten mindestens so gut wie ihr Ruf. Überfordern sollte man sie allerdings nicht, die Lehrerzimmer können nicht ausbügeln, was das Parlamente versäumt.

Nötigenfalls haben wir aber auch das zu bewältigen. Nun, dann findet der ’schmerzliche Kontakt’ zwischen individualistischem Menschenbild und Scharia-Kollektiv eben im Klassenzimmer statt. Tut er ja.

Wozu haben wir Parlamente, Landtage, Rathäuser? Politik hat auch die Aufgabe, Wellenbrecher zu sein, Schutzräume zu schaffen und zu erhalten. Gerade der so sensible Raum des Erzieherischen muss solch ein geschützter Ort sein. Mit Angst lernt es sich schlecht.

Islam-Apostasie oder Islamkritik müssen in einer Demokratie, die diesen Namen verdienen will, ohne Lebensgefahr und auch für Jugendliche möglich sein. In der Praxis allerdings gibt mancherorts bereits die fundamentalistische Überwachung jedes Nonkonformisten den repressiven und schariafreundlichen Ton an. In vielen islamischen Teilen der Welt wird, ganz im Einklang mit Koran und Scharia, ein Apostat getötet. Deutsche Lehrer in Schäubles „Islamischen Religionsunterricht“ hätten ein am Islam subjektiv leidendes Individuum zur Apostasie zu ermuntern, jedenfalls religionskritisch zu begleiten. Welcher muslimische Lehrer will das wagen oder wird sich auch nur gestatten, islamkritisch denken?

Kein deutscher muslimischer Prediger erklärt den angeblich göttlichen Text des Korans als zeitgebunden. Die als historisch-kritische Methode bekannte wissenschaftliche Herangehensweise müsste auch in einem „Islamischen Religionsunterricht“ ihren Raum finden, soll dieses Schulfach nicht zur Gehirnwäsche verkommen und zum Heranzüchten fundamentalistischen islamischen Nachwuchses.

Die Gleichwertigkeit der Geschlechter und die Gleichwertigkeit von Menschen aller Religionen oder Nichtreligionen sind mit dem Ansinnen der weltweiten islamischen Geistlichkeit der Gegenwart wie der letzten Jahrhunderte nicht in Einklang zu bringen. Eine Frau erbt in einer im koranischen Sinne islamischen Gesellschaft nur halb so viel wie ihr Bruder und ihre Aussage vor Gericht gilt nur die Hälfte von der eines männlichen Zeugen. Eines von beidem also wird der Bundesminister des Innern in der Tat verändern: Den Islam oder die Demokratie. Ich fürchte: Letzteres.

„Islamischer Religionsunterricht“ gehört an die indonesische oder pakistanische Madrasa und macht den freiheitsliebenden Menschen dort Probleme genug, nicht jedoch an die staatliche Schule einer Gesellschaft, die eine Demokratie sein und bleiben will.

Jacques Auvergne

Integrationsgipfel

September 23, 2007

Türkische Verbände ziehen es vor, dem Integrationsgipfel der Bundesregierung fern zu bleiben
von Jacques Auvergne

Vierundzwanzig Stunden vorher sagten sie ab. Den dramatischen Effekt haben die Sprecher der türkisch-islamischen Verbände in Deutschland (TGD, DITIB usw.) sicherlich sorgsam kalkuliert, zusätzlich sind sie vielleicht auch überfordert sowie untereinander uneins. Ihr islamischen Verbandsvertreter – lasst mich euch so ansprechen.

Warum missfiel euch diese von Merkel und Schäuble bereitete Chance eines gemeinsamen Gespräches mit der Bundesregierung derartig, dass sie den Integrationsgipfel kühl verschmähten?

Zur Erhellung eurer Motivation mag ein im Internet veröffentlichtes Schreiben dienen, das sich auch auf den zweiten Blick mit den bezeichnend dürren Aussagen der islamischen Verbandsvertreter kongenial zu decken scheint.

Auch auf euer larmoyantes und albernes Beleidigtspielen über das eurerseits erwünschte extrem niedrige Nachzugsalter für eure Heiratspartner gehen wir im Folgenden ein.

Ja, allerdings verlangen wir Demokratinnen und Demokraten, dass eure Frauen und Männer den Islam verlassen dürfen, ohne totgeschlagen zu werden oder schärfstem sozialem Mobbing seitens von Allahs Fußvolk in ihrem bundesdeutschen Kiez ausgesetzt zu sein.

Ja, wir Demokratinnen und Demokraten verlangen allerdings von euch, den Koran als zeitbedingt, als mysogyn (frauendiskriminierend) und als neurosenah sehen zu dürfen und das auch sagen zu können, was eure intelligentesten und/oder mutigsten Frauen und Männer weltweit längst taten und tun und weshalb sie sich in der freien Welt vor euch Islamisten verstecken mussten und bis auf Weiteres zumeist auch verstecken müssen.

Ja, wir Demokratinnen und Demokraten verlangen die Anerkennung von lesbischen oder schwulen Lebensentwürfen, eine persönliche Selbstbestimmtheit, die wir nicht zuletzt auch den lesbischen Muslimas in Deutschland und Europa oder den schwulen Muslimen in Deutschland und Europa garantieren.

Vorsicht bleibt ohnehin geboten, ob eine jede staatliche Selbstverpflichtung mit Islamverbänden nicht der Einführung der Dhimmitude nahe kommt, mithin der Etablierung eines politreligiösen Dar al-Islam frischer Eroberung. Islamisten jedenfalls hätten gegen solches auch gar nichts einzuwenden und den schafblöden Europäern ist dieses religionsrechtliche Problem bislang kaum aufgefallen.

Ihr türkischen Islamverbände in Deutschland habt ein Problem: die Orthodoxie in Ghom, Nadjaf oder an Kairos Al-Azhar-Universität beharrt seit Jahrhunderten auf einer grundsätzlichen und weltweiten Geltung des genannten sklavenhalterischen und totalitären Religionsrechtes, der repressiven Scharia. Da sich aber auch Europas, Nordamerikas und Australiens bzw. Neuseelands Islamverbände nicht von den theokratischen Rechtsgelehrten ihrer islamischen Herkunftskulturen distanzieren können ohne als Verräter oder Apostaten (Abtrünnige, vom Glauben Abgefallene) zu gelten, werden beide und werdet auch ihr von TGD oder DITIB die Scharia nicht als unzeitgemäß zu erklären wagen, sei es in Kairo, Istanbul oder Köln.

Ihr wollt die Scharia an Rhein und Elbe, um ins koranisch verheißene Paradies zu kommen. Ihr wollt das Kalifat, sonst gibt`s Minuspunkte bei der Auferstehung, so erzählt ihr in euren Koranschulen. Ihr haltet, gesteht uns das, die Scharia dem Grundgesetz für sittlich überlegen.

Die antidemokratischen Fanatiker unter den Muslimen tun dieses aus Überzeugung, die anderen wohl eher aus einem gewissen brutalen Konformitätsdruck. Denn wer als Türkin oder Türke den zeitbedingten, frauenfeindlichen und neurotischen Koran kritisiert, die oder der sollte an der rheinischen Haustüre besser kein Klingelschild mehr haben. Deshalb also schweigen 90% der Muslimas und Muslime zu ihrer Religion, schon weil ihr ihnen durch generationenlange Gehirnwäsche Angst vor Allahs Höllenstrafen anerzogen habt. Deshalb bleibt der weltweite Islam im Würgegriff der radikalen Demokratiehasser, der ’frommen’ Theokraten. Denn von zwei Gläubigen hat der Radikalere halt stets Recht.

Der Islam ist eine Geisel seiner eigenen beiden Extremismen: seines bronzezeitlichen Traditionalismus und seines pseudomodernen Islamismus. Islamkritik ist verboten, kritisches Denken überhaupt. Denken überhaupt. Deshalb gehen keine Nobelpreise in islamische Staaten und deshalb ist den religiösen Führungskreisen an einem permanenten wie fortgesetzten Dummhalten der Basis gelegen. Protest der Bildungsfernen etwa an der Staatsregierung von Pakistan oder Ägypten findet so immer nur mit ’dem’ Buch in der Hand statt und gleicht dem immer neu inszenierten rituellen Vatermord. Der monströs große, willkürliche und brutale innere Vater, den es auszulachen gälte, er bleibt unerkannt.

Alle islamischen Staaten zwischen Marokko und Indonesien sind vorläufig wenig mehr denn soziale Hühnerleitern (Gerangel an der Futterkrippe) oder auch Haifischbecken (Kannibalismus; Treibjagd gegen Dhimmis und Apostaten), alle islamischen Staaten können nicht viel mehr, als auf die Option Militärdiktatur oder auf die Option Gottesstaat zurückgreifen. Bronzezeitliche oder sogar steinzeitliche vorislamische Rituale wie die Klitorisamputation Ägyptens, die vormoderne Routine-Jungenbeschneidung, das blutige Bettlaken der Hochzeitsnacht, die Blutrache Albaniens oder die Ehrenmordpraxis Anatoliens werden im derart versteinerten und fortschrittsfeindlichen Islam nahezu perfekt konserviert. Europas gynäkologisch Ausgebildete beginnen, Jungfernhäutchen rekonstruieren zu lernen. Berliner Türkinnen gehen dazu neuerdings als Nichtmehrjungfrau bzw. Nochnichtjungfrau ins grenznahe polnische Szczecin / Stettin – abartig, sexistisch und vormodern.

Ja, die absolute Gleichwertigkeit der Geschlechter verlangen wir Demokraten von euch islamischen Verbandsvertretern anzuerkennen. Es sind auch Muslimas und Muslime unter uns islamkritischen Staatsbürgerinnen und Staatsbürgern, aber auch Atheistinnen und Atheisten und sogar Exmuslimas und Exmuslime.

Ja, wir erwarten, dass eure Töchter und Söhne am Sexualkundeunterricht staatlicher Schulen teilnehmen.

Ja, wir muten euren Töchtern und Söhnen zu und wir trauen es ihnen zu, dass sie sich mit Pädagogik, Psychologie, Religionswissenschaft, Menschenrechten, Geschichte und Politik befassen. Sie werden ihren – und deinen – Erziehungsstil in Frage stellen, deine Vorstellungen von Sitte. Wir werden sie darüber hinaus dazu ermuntern, ihren Lebensweg selbst zu gehen, ihre Lebensgeschichte selbst zu schreiben und wir versuchen dafür zu sorgen, dass du sie möglichst wenig daran hinderst.

Die koranisch legitimierte geringere Stellung der Frau (geringwertige Frauenaussage vor Gericht; nur 50 % des Erbes) wird jede Demokratin und jeder Demokrat angreifen müssen, gleich welcher Religion oder Nichtreligion. Ihr Verbandssprecher von TGD und DITIB seid eingeladen am demokratischen Haus Deutschland mitzubauen … oder auch nicht mitzubauen. Dann bleibt, ihr Vertreter vom ’Türkischer Gemeinde’ oder vom ’Anstalt für Religion’, dann bleibt den demokratischen Integrationsgesprächen bitte einfach fern.

Ihr seid fern geblieben. Ihr habt euch in eure Parallelgesellschaften verkrochen, die straßenzugweise leider bereits den Charakter einer antidemokratischen Gegengesellschaft hat.

Denn das unterstellen wir euch: ihr seid bestrebt, die Kluft zwischen Nichtmuslimen und Muslimen zu vertiefen. Darin ähnelt ihr ironischerweise ’unseren’ Rechtsextremisten, wenngleich letztere auch überwiegend anders motiviert sind. Den Hass auf die Moderne teilen allerdings beide, die Unterdrückung der Frau, die vormoderne Auffassung von Sexualität einschließlich Homosexualität sowie die hierarchisch-undemokratische Gesellschaft, das gefällt beiden, euch Islamisten wie ’unseren’ Neonazis.

Wir haben nichts zu verhandeln, ’ein bisschen Scharia’ ist mit uns nicht zu machen.

Und eben darum muss es der Demokratie gehen, auch und gerade den muslimischen Demokratinnen und Demokraten weltweit: die totalitäre Scharia als unzeitgemäß zu erklären, das islamische Religionsgesetz als Hindernis zu verstehen auf dem Weg hin in Gesellschaften, die den Namen kulturelle Moderne wirklich verdienen.

Ja, ihr werdet es dulden müssen, dass wir Europäer uns über Religionen lustig machen. “Es gibt kein Recht darauf, nicht beleidigt zu werden“, sagte dazu einmal jemand. Etliche eurer Intellektuellen künstlerisch Tätigen sind vor Leuten wie euch aus Iran oder Ägypten zu uns nach Europa geflohen, eben gerade um sich ironisch oder kreativ über die Kriecherei und Korruption des islamischen Innenlebens lustig zu machen. Die schreiben längst auch Bücher (Rushdie) oder malen Cartoons (Satrapi), die sind längst juristisch, pädagogisch oder psychologisch ausgebildet. Und sie, Muslimas und Muslime wohl gemerkt, haben wenig Lust, sich von euch Theokraten nun, statt am Kaspischen Meer oder am Nil, nun auch an Rhein oder Nordsee gängeln zu lassen.

In vielen Aspekten ist der zeitbedingte und manichäische Koran heute, in einer Kultur, die auf Individualität und Emanzipation, das heißt auf ein selbst bestimmtes Leben der oder des Einzelnen Wert legt, als entwicklungsfeindlich anzusehen. Der Scharia-Islam ist als unterdrückerisch, antisemitisch und quasi-rassistisch anzusehen. Als Stütze einer individuellen Spiritualität mag der Koran dem muslimischen Menschen dienen (müssen) oder auch nicht, doch sehr viel mehr kann Religion in der säkularen Moderne nun nicht sein denn individuelle Spiritualität.

Distanziert euch von jeder Scharia. Predigt den Verzicht auf das Kalifat.

Einen ’wahren Gott’ anerkennt Demokratie nicht. Fundamentalistischen Demokratieskeptiker haben wir Europäer selber, Kreationisten, Evangelikale, Mormonen, Jehovas Zeugen und viele andere Spinner. Mit dem Unterschied, dass nörgelnde Muslime Bomben in Madrid und London legen, verbiesterte Neuapostoliker aber keine Raketen auf Kairo oder Islamabad abfeuern. Ihr Islamisten jedoch sprengt euch im Irak zum Freitagsgebet wechselseitig aus der Moschee und drangsaliert, foltert oder ermordet Christen in vielen islamisch geprägten Staaten, so viel hat sich mittlerweile herumgesprochen über den ’friedlichen’ Islam.

Ihr ermordet Homosexuelle in Bangladesch, ihr hackt Dieben die Hand ab im Iran, ihr steinigt Ehebrecherinnen an so vielen Orten. Zugegeben, vor 500 Jahren haben wir Europäer das auch gemacht mit Indios, Waldensern oder Hexen, aber wir haben ein bisschen dazu gelernt. Nun lernt ihr Muslimas und Muslime mal, es wird euch nicht schaden.

Wir verstecken eure islamkritischen Intellektuellen vor euch, wir verteidigen lesbische und schwule muslimische Menschen vor euch, zu uns flüchten eure Frauen und Töchter vor der Ehrenmordpraxis oder der allgegenwärtigen arrangierten Ehe. Und wir laden euch zum Integrationsgipfel.

Ihr bliebt fern. 2007.

Welche Ausreden, welches larmoyant inszenierte Wehgeklage und welche raffinierten Beschuldigungen lasst ihr euch 2008 einfallen?

Im Scherz: lebe nicht in Deutschland, lieber Islamverbandsvertreter, wechsle doch einfach deinen Wohnort: die Vereinigten Arabischen Emirate sind für ihre Toleranz gegenüber lesbischen oder schwulen Lebensentwürfen berühmt, Saudi-Arabien ist für seine Freiheit des Religionswechsels anerkannt, Ägypten für seinen humanen Strafvollzug und Algerien für die Transparenz seiner Gerichtprozesse. Was also machst du an Donau, Rhein, Main, Elbe oder Spree? Das im Scherz.

Im Ernst: wir muten dir Einiges zu, ja. Und wir trauen es dir zu. Demokratie ist eine Zumutung. Trau dich.

Jacques Auvergne