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Hisba in der Dar al-Harb

März 16, 2009

Hisba in der dār al-harb

Politische Bildung gewandelt zur dawa

Ümmühan Karagözlü, Jacques Auvergne

Es geschah in Dortmund, im Dezember 2008. Willkommen beim auswärts organisierten Islamseminar unseres Instituts für Erwachsenenbildung und politische Bildung. Der erste Referent betrat die Bühne und begann: „Auf der Welt leben 1,2 Milliarden Muslime, in Deutschland 3,2 Millionen.“

Nanu, Muslime, nicht: Muslimisch geprägte Menschen? Das sollte uns zum Nachdenken bringen, denn das Risiko, Menschen, Staatsbürger in einer Art von Apartheid der Statistik in ethnoreligiöse Kollektive einzuteilen, ist jeder Benennung als „Muslime“, vor allem auch derjenigen, unausgesprochenen als Nichtmuslime, immanent. Damit aber arbeitet man den Parteigängern des Aufbaus kalifatsähnlicher Strukturen zu. „Diese Menschen haben schulpflichtige Kinder. Und diese brauchen Religionsunterricht.“ Aha. Die Theologisierung des Schulwesens.

Dem Auditorium wurde nahe gelegt, den Islamischen Religionsunterricht in Deutschland gutzuheißen, er sei der Integration förderlich, eine Begründung fehlte allerdings ebenso vollkommen wie ein Verweis auf die in (großen) Teilen grundrechtsfeindlichen namentlich frauendiskriminierenden Dimensionen der Gehorsam einfordernden islamischen Pflichtenlehre der Scharia. Allahs eigenes Gesetz, die Scharia, gilt Bosniens Großmufti Mustafa Cerić als ewig und unverhandelbar.

Der Wissenschaftler fuhr fort: „Religion hat größeren Stellenwert als bei den Deutschen“, nanu, die frommen Einwanderer beten für uns Gottlose? Die islamische Sunna-Doktrin eines manchmal geradezu sklavischen Wohlverhaltens sei eine „sehr religiöse“ Lebensweise? Der Referent wies auf die Bertelsmann-Studie hin, nach der unter Deutschlands Muslimen die Religion eine wachsende Bedeutung erlangt habe. Laut Bertelsmann sei der strenge Islam, bei nachweislich ausbleibendem Militarismus und Dschihadismus, geradezu integrationsförderlich zu nennen. Merkwürdig, dass die Studie des Innenministeriums (Brettfeld, Wetzels: Muslime in Deutschland[1]) zu einem ganz anderen Ergebnis kommt, dass nämlich 40 % der Muslime einem fundamentalistischen Weltbild anhängen, das von uns Staatsbürgern als demokratiefeindlich (und damit als weder schultauglich noch kindgerecht) bezeichnet werden muss.

„Sunniten sind religiöser als Aleviten. Vor allem die arabischen Sunniten leben eine starke Religiosität.“ Das ist schamlos irreführend: Die manchmal nicht ganz so sehr theokratisch orientierten Aleviten der Türkei werden auf diesem politischen Seminar durch einen Wissenschaftler als glaubensschwach herabgewürdigt, die eingewanderten Sunniten aus den Gegenden, in denen Frauen oder Nichtmuslime juristisch und sozial nahezu rechtlos sind, seien löblich spirituell und repräsentierten einen irgendwie reinen Islam, der von uns auch noch zu honorieren sei? Offensichtlich sollen sich Deutschlands türkeistämmige Menschen, zumal die Aleviten unter ihnen doch bitte ein Beispiel an den gottesfürchtigen Arabern nehmen.

„Religiosität wird an der Einhaltung der fünf Säulen sichtbar, am Befolgen der Speisevorschriften“, erklärte der promovierte Islamwissenschaftler, der sich damit die vormoderne Doktrin des Wohlverhaltens vollständig zu eigen macht und sich selber daran mitschuldig, Pflichtvergessene als unreligiös zu stigmatisieren. Aus dem Publikum daraufhin angesprochen, erklärte der Referent, den Religionsbegriff der Bertelsmann-Stiftung zu verwenden. Damit gibt der Referent zu, einen wenig wissenschaftlichen, einseitigen Begriff von Islam zu benutzen, wie er von einem Geldgeber verbreitet worden ist. Die Bertelsmann-Stiftung druckt (Schulbuch Saphir, Kösel-Verlag der Bertelsmann-Gruppe) die Schulbücher für den anvisierten flächendeckenden Islamischen Religionsunterricht und hat auf diese Weise ein finanzielles Interesse daran, den Islam zu beschönigen.

„Caritas und Diakonie spielen eine große gesellschaftliche Rolle“, fuhr der Islamexperte klagend und anklagend fort: „Das gilt auch für religiöse Schulen.“ Er schien also zu bedauern, dass es keinen islamischen Wohlfahrtsverband von der Relevanz der Caritas oder Diakonie gibt. Die erwähnten „religiösen Schulen“ hören sich nach evangelischer al‑Azhar oder katholischer Madrasa an, so etwas gibt es überhaupt nicht. Er meint wohl beispielsweise ein traditionsreiches, evangelisches oder katholisches Gymnasium, das seinen Schülerinnen und Schülern eine ebenso fundierte wie fundamentalismusfreie Ausbildung bietet. Der Referent könnte ebenso auf die der krypto-islamistischen Fethullah-Gülen-Bewegung zuzurechnenden Schulen anspielen, die er ja womöglich billigt[2].

„Wir brauchen Islamischen Religionsunterricht. 350.000 Schüler warten auf diesen Unterricht, das sind 6 % der Gesamtschülerschaft.“ Zur Grundrechtsverträglichkeit eines solchen Curriculums schweigt der Referent, auch zu dem zu erwartenden sozialen Druck auf die Mädchen, Kopftuch zu tragen oder die frauenfeindlichen Aspekte von Sunna und Scharia klaglos hinzunehmen. Ein versetzungsrelevanter Islamunterricht würdigt hoheitlich die Selbstunterwerfung des Kindes oder Jugendlichen unter eine vormoderne, antiaufklärerische Pflichtenlehre.

Aus dem Publikum warnte eine Dame vor dem Zustand in Berlin, wo die radikale Islamische Föderation Verkündungsunterricht betreiben darf. Da schaltete sich der anwesende professionelle Leiter des Bildungszentrums ein und beschrieb korrekt, wie sich die der extremistischen Milli-Görüş nahe stehende IFB in diese schulrelevante Position hinein geklagt hat, als „die schlechteste Lösung“, ein systematischer Islamischer Religionsunterricht werde solcherlei Wildwuchs verhindern und die Integration und den gesellschaftlichen Frieden fördern. Dem pflichtete der Referent bei, der die bekannten wenn auch bemerkenswert verwaschenen Aussagen der Politik wiederholte, der Islamische Religionsunterricht würde den oftmals verderblichen Einfluss der Koranschulen schmälern und sei für „die Identitätsbildung“ der jungen muslimisch geprägten Menschen bedeutsam. In Münster, Erlangen‑Nürnberg, Bayreuth und Osnabrück gebe es die Lehrstühle für die angeblich so notwendige Ausbildung islamischer Religionslehrer. Nach islamischem Fundamentalismus, nach der Doktrin der islamischen Gegengesellschaft und der geheiligten Abgrenzung von den als unrein geltenden Nichtmuslimen fragte unser Referent nicht.

„Ziel der islamischen Organisationen ist es seit einem Vierteljahrhundert, die Tradition und das kulturelle Erbe zu bewahren“ erläuterte unser Islamwissenschaftler. Aber Allāh hat einen anderen Plan, hätte Erbakan vielleicht entgegnet. „Ziel“ könnte ja durchaus sein, eine in Europa nie da gewesene und in der Türkei (noch) nicht umsetzbare nachdemokratische, theokratische Gesellschaftsform aufzubauen, die islamische Gesellschaft nämlich, das Imamat (Cerić) sprich Kalifat. Ob ferner mit „Tradition“ der koranische Antijudaismus und der Antisemitismus der 1928 gegründeten Muslimbruderschaft gemeint ist von der sich bislang noch keine Moscheegemeinde distanziert hat? Die IGD beispielsweise ist ein „Islamverband“. Sie gilt als Deutschlandorganisation der Muslimbruderschaft und baute das Islamische Zentrum München auf. „Das kulturelle Erbe bewahren“ – was, wenn zu dieser „Kultur“ Zwangsheirat, Cousinenheirat und Kinderheirat gehören? Oder die „ererbte Kultur“ des Verachtens der Ungläubigen und des Aufrufens zum gottgefälligen Ermorden jedes Islamapostaten? Unser Referent scheint diese Probleme für nicht so bedeutsam zu halten.

„Moscheegemeinden arbeiten in drei Dimensionen: Kulturell, religiös, sozial. Auch gibt es inzwischen Frauengruppen und Integrationskurse.“ Einmal davon abgesehen, dass Integrationskurse und Sprachkurse durch die deutsche Administration niemals an einer Moschee eingerichtet werden sollten, denn die Einwanderer sollen sich in die offene Gesellschaft integrieren, nicht in die islamische Gegengesellschaft. Es erscheint uns angesichts der Gehorsamsreligion Islam mit ihrer Sunna-Verhaltenskontrolle und ihrer geheiligten, angeblich ewigen Scharia-Pflichtenlehre als völlig verfehlt, zwischen religiös und kulturell beziehungsweise religiös und sozial andererseits zu unterscheiden.

Das ist ein Trick der Islamisten, auf den wir keinesfalls hereinfallen dürfen. Denn immer wenn es unbequem wird, sagen die Islamfunktionäre, Zwangsheirat (der walī mudschbir als der optional zwangsverheiratende Ehevormund islamischen Rechts) sei bedauerliche, unislamische Tradition (und keine scharī‘a oder sunna), Vergewaltigung von Unverschleierten oder so genannter Ehrenmord sei patriarchalische vorislamische Kultur (und kein Islam), oder sie sagen, die schafiitische FGM sei sozial erklärbar und nichtislamisch.

Dass jedoch alle Imame und Islamverbände zum walī mudschbir (Heiratsvormund mit Berechtigung zum Zwang), zur geheiligten Segregation und Apartheid (Meidung der Nichtmuslime und ihres Verhaltens) oder zum islamrechtlich einwandfreien Apostatenmord etwas ganz anderes sagen oder einfach schweigen, scheint gerade die kaltschnäuzig kulturrelativistischen Islamverteidiger aus Deutschlands Kirchen, Parteien, Hochschulen und Bildungszentren nicht zu interessieren. Deutschlands nichtmuslimische Intellektuelle werben angestrengt für die theokratischen Feudalstrukturen des Orients, vielleicht um öldollarfinanzierte Pfründe einzustreichen oder EU‑Subventionen oder beides. Mit islamwissenschaftlich verbrämter Islambeschönigung und mit militanter Islamverteidigung lässt sich in Kirche und Partei Karriere machen, die Verteidiger von universellen Menschenrechten namentlich Frauenrechten wirken dabei lästig störend und sind demzufolge einzuschüchtern.

Der eingekaufte Islamreferent fuhr fort: „DITIB betreibt 800 Moscheen, entsendet die Imame für vier Jahre nach Deutschland und ist durch ein staatlich‑laizistisches Islamverständnis gekennzeichnet.“ Das ist freilich zum einen seit zwei Jahrzehnten überholt, denn längst hat ein türkischer Islamismus alle Institutionen unterwandert und stellt mit dem wenig gehemmten Islamismus der AKP die Staatsregierung. Noch nicht einmal Mustafa Kemal genannt Atatürk war verlässlich antitheokratisch oder gar dezidiert antischariatisch, von ein paar großmäuligen Sprüchen („der Islam ist eine stinkende Leiche die unser Leben vergiftet“) einmal abgesehen. DITIB / Diyanet wird von Türkeikennern als die Verwaltung einer veritablen Staatsreligion angesehen. Dann wäre DITIB / Diyanet nichts als die ministerielle Ebene eines türkischen Kalifats, das nach außen mit der Maske modernster Technologie reichlich erpresserisch um den EU‑Beitritt buhlt. „Bedauerlicherweise haben die DITIB-Moscheegemeinden recht wenig Eigenständigkeit. Wir sollten ihre Steuerung durch die DITIB Zentrale kritisch betrachten.“ Der Islam ist die Lösung?

„Die Islamische Gemeinschaft Milli Görüş (IGMG) ist die größte nichtstaatliche islamische Organisation in Deutschland. Sie wird vom Verfassungsschutz beobachtet und könnte ein Doppelspiel betreiben, Gesprächsbereitschaft nach außen vorspiegeln und intern antisemitische und antiintegrative Absichten predigen. Eventuell findet derzeit eine Bewegung zu mehr Demokratie und Transparenz hin statt.“ Von der extrem dualistischen Doktrin Erbakans (adil düzen – batil düzen) redet der Islamwissenschaftler nicht, auch nicht davon, dass die Clans Erbakan und Abidin der Muslimbruderschaft verbunden waren und sind.

„Der Verband der Islamischen Kulturzentren oder VIKZ ist hierarchisch-zentralistisch organisiert und betreibt Internate und Schulen.“ Aus dem Publikum wurde eingeworfen, dass in Deutschland doch etliche illegale Internate und Schülerwohnheime des VIKZ geschlossen werden mussten. Der Vertreter des Bildungszentrums mischte sich ein und betonte, dass einige Internate aber immer noch laufen würden. Darauf meinte der Referent zusammenfassend: „Die schotten sich ab.“ Das streng islamische Gedankengut des im VIKZ verehrten Naqschbendi-Scheichs Tunahan, einst Prediger unter anderem an der Istanbuler Blauen Moschee (so genannte Süleymancılar-Bewegung) fand keine Erwähnung, auch nicht, dass die Marburger Turkologin Dr. Ursula Spuler‑Stegemann den VIKZ für absolut integrationshemmend hält und ihm die Lehre eines strengstens Scharia‑orientierten Islam bescheinigt[3].

„Den Zentralrat der Muslime (ZMD) kennzeichnet ein konservatives Islamverständnis.“ Dass Gründungsmitglied Nadīm Ilyās (Nadeem Elyas) auch dem von Muslimbruder el‑Attar gegründeten Islamischen Zentrum Aachen vorstand scheint nicht so wichtig zu sein. Korporatives Gründungsmitglied des ZMD war die Islamische Gemeinschaft in Deutschland (IGD), die als deutscher Arm der radikalislamischen Muslimbruderschaft gelten kann. Naja, wenn das kein „konservatives Islamverständnis“ ist.

Dieser Referent empfahl sich verabschiedend selbst und empfahl uns als Literatur Annemarie Schimmel, die Bertelsmann-Stiftung und die Verfassungsschutzberichte. Die 2003 in Bonn verstorbene Arabisch sprechende Publizistin und kämpferische Islamversteherin Schimmel verteidigte vehement die für sie nachvollziehbare innerislamische Wut gegen Schriftsteller Salman Rushdie und kritisierte Frauenrechtlerin Taslimā Nāsrin, die sich für eine weltweit geltende Gleichberechtigung von Frau und Mann, eben auch im Islam einsetzt. Schimmel erhielt 1995 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, wogegen neben 270 Verlagen und knapp 300 Buchhandlungen die deutschsprachigen Intellektuellen Bassām Tībī, Ralph Giordano, Elfriede Jelinek und Alice Schwarzer protestierten. Da fragt man sich doch, in wie weit der Referent Ayatollah Khomeinis Todesfatwā gegen Salman Rushdie billigt. Die lobend erwähnte Bertelsmann‑Stiftung hat ein finanzielles Interesse an Islambeschönigung, möchte der der Bertelsmann‑Gruppe zugehörige Kösel‑Verlag doch auch weiterhin Deutschlands islamische Schulbücher drucken – ein Millionengeschäft. Weshalb man auf die Veröffentlichung des Romans über Mohammeds minderjährige Lieblingsfrau Aischa (Sherry Jones: The Jewel Of Medina, bei Random House, Verlagsgruppe Bertelsmann) ebenso islamkonform wie kalkulierend verzichtet hatte.

So weit dieser Islamexperte mit Nahosterfahrung, der am ersten Tag des Wochenendseminars die Funktion hatte, das bildungshungrige Publikum islamfreundlich in Stimmung zu bringen. Was ihm (zum Glück der Demokratie) nicht ganz gelang, aus dem Auditorium waren weiterhin islamskeptische Stimmen zu vernehmen. Dem Bildungszentrum ging es offensichtlich darum; den Türkeibeitritt zur EU als das Gebot der Stunde auszurufen, daneben wurde aggressiv für den flächendeckenden Islamischen Religionsunterricht an staatlichen Schulen geworben, ohne Gründe zu nennen, doch nicht weniger drohend und einschüchternd.

Der zweite eingekaufte Islamexperte begann mit der im Hadith beschriebenen Szene der ersten Offenbarung an Mohammed, dem legendären Berufungserlebnis: Ein Engel presst dem nachmaligen Propheten ein Tuch auf den Mund, dass dieser zu ersticken glaubt und herrscht ihn an: „Trag vor, lies!“, würgt ihn bis nahe zum Ersticken weiter und befiehlt im wiederum: „Lies!“ Derlei ebenso geheiligte wie vorläufige Unfähigkeit oder sogar Unwilligkeit wurde richtigerweise mit den religiösen Legenden um Moses und Jeremias verglichen, die ebenfalls erst einmal eine Blockade des Widerwillens zu überwinden hatten. Die Gottheit scheint schwarze Pädagogik zu bevorzugen, wird es manchem Zuhörer durch den Kopf gegangen sein.

Die Grundlagen des Islams wurden in einer guten Stunde ganz manierlich dargestellt, der Islamwissenschaftler konnte insofern wenig falsch machen. Auf Frauenrechte kam der Wissenschaftler indes nicht zu sprechen, das klassisch-islamische Apostasieverbot oder die heutige Menschenrechtssituation in den islamisch geprägten Staaten zwischen Mauretanien und Malaysia ließ er einfach aus.

Der Mensch könne authentische islamische Belehrung beim bloßen Betrachten der Weltnatur finden, nicht lediglich im Koran. Dass damit die Natur radikal ideologisiert wird und ein unbefangenes Betrachten und Beschreiben ökologischer oder schlicht naturkundlicher Phänomene unmöglich, scheint dem Referenten nicht bewusst zu sein oder schlicht gleichgültig. Wir Pädagogen erleben täglich, dass sich islamisch geprägte Kinder nicht selten weigern, etwas über die Natur zu lernen, vielmehr von einem entschiedenen Weltmisstrauen und Weltekel geprägt sind. Das islamische Bilderverbot, der Referent tat es als fromme Eigenart ab, wird dazu beitragen, die sinnlich erfahrbare Welt als widergöttlich anzusehen beziehungsweise sie als dem politreligiösen Herrschaftskult der angeblich naturhaften, natürlichen Scharia zu unterwerfend.

Nach unserer Erfahrung aus der Arbeit mit islamisch geprägten Kindern in Schule und Jugendverband trifft die vom Referenten beschriebene islamische Naturbetrachtung schon allein deshalb nicht zu, weil diese Kinder sich der Natur nicht zuwenden dürfen. Der weltverliebte Blick auf die Phänomene des Lebendigen drohe ganz offensichtlich Schirk (Beigesellung) zu sein, Allahs Macht zu schmälern. Auch daher die weltweit zu beobachtende islamische Bildungsverweigerung! Eine Befähigtheit, wissenschaftlich zu denken und gleichwohl Muslim zu sein, wird von Islamfunktionären angestrengt der Zone der bida, der satanischen Neuerung zugeordnet sowie vom jeweiligen eifersüchtigen Familienoberhaupt verhindert.

„Während die mekkanischen Suren des Koran aus der Position der Schwäche zu erklären sind und einen moralischen Aufruf zu Läuterung und Umkehr darstellen, wurden die in der Position der Stärke entstandenen medinensischen Suren ganz konkret‑sozial zu einer Gemeindeordnung, zu einem Vertragswerk.“ Das ist ungeheuerlich, den Kulturrassismus der dhimma als soziale Gemeindeordnung zu bezeichnen. Der Autorität des dozierenden Islamwissenschaftlers wagte niemand zu widersprechen.

„Banū n-Nadīr, Banū Quraiza, Banū Qainuqā‘, die jüdischen Stämme in und um Yathrib, später genannt Medina wurden nach und nach vertrieben, viele Männer umgebracht.“ So sprach der Islamwissenschaftler: Viele jüdische Männer. Stimmt. Und die Frauen? Safiyya bint Huyayy etwa, deren Ehemann Kinana in ihrem Beisein und im Auftrage von Allahs gottesfürchtigem Propheten so lange gefoltert wurde, bis er das Geldversteck der Volkskasse bekannt gab. Anschließend ließ Mohammed den Kinana, islamrechtlich einwandfrei, ermorden. Die Jüdin Safiyya musste Mohammed heiraten. Sie wurde als Sklavin seine elfte Ehefrau und zeitlebens von den anderen Frauen gehasst.

Der Prophet pflegte Gold und Frauen zu erbeuten und die eben auch menschliche Beute an seine Mitstreiter zu verteilen, Referenzmodell sowohl der bis heute üblichen Raubökonomie mit ihrem Hofschranzentum und ihrer Pfründevergabe als auch Bezugsgröße für den Umgang der islamisierten Männer mit dem weiblichen Geschlecht und den Dhimmis. Der klassische Islam will institutionalisierte Frauenentrechtung sowie kulturrassistische Dressur seiner Kinder zum angeblich naturgemäßen (fitra) Ekel gegenüber allen Nichtmuslimen.

„Der Koran wurde jüdischerseits bewusst verfälscht und christlich in seiner verfälschten textlichen Gestalt weiter tradiert, der Koran ist das Original.“ Der Referent verzichtete auf die indirekte Rede (eben nicht: ‚Der Koran sei das Original’), doch im Publikum regte sich keinerlei Widerspruch. „Der Koran richtet sich, anders als die jüdische Religion mit ihrer beschränkten Geltung auf das auserwählte Volk, an alle Menschen. Nach islamischer Lesart sind Abraham, Moses und Jesus Muslime.“ Derlei Hochnäsigkeit und Geschichtsklitterei ist zwar islamische Doktrin, doch müssen sich jüdische sowie christliche Menschen diesen mutmaßlichen geistigen Diebstahl nicht unbedingt gefallen lassen. Doch blieb jeglicher Unmut im Saal aus.

„Die beiden Völker der ahl al‑kitāb sind Juden und Christen, Juden gelten islamtheologisch als halsstarrig und leugnerisch, Christen als die Überlieferer der nunmehr fehlerhaften, verfälschten religiösen Tradition. Staatsbürger können Juden und Christen im islamrechtlichen Sinne niemals sein, ein Schutzvertrag sichert ihren Status der dhimma ab.“ Was diese geheiligte dhimma für Kopten in Kairo oder Christen in Pakistan heute und täglich bedeutet, übergeht der Islamwissenschaftler ebenso wie die zwar über Generationen sich vollziehende, doch nicht weniger folgerichtige Auslöschung der nichtmuslimischen Großfamilien oder Dörfer in den Kernlanden der arabisch-islamischen Mono‑Kultur. Dhimmis wurden islamrechtlich einwandfrei gedemütigt, hoch besteuert und ausgeplündert (dschizya), andernfalls hätte sich die notorisch arbeitsverweigernde islamische Raubökonomie nicht finanzieren können.

Zum einen war die islamische Gesellschaft auf die zahlenden Dhimmis angewiesen. Zum anderen wurde das Nichtmuslim‑Sein für jede Siedlung zum Standortnachteil, für jede Großfamilie zum Insolvenzrisiko. Was also nach einigen Generationen geschah: Die Islamisierung des Territoriums. Dann sagte der Referent einen vernünftigen Satz: „Der interreligiöse Dialog ist schwierig. Die Kirchen verdrängen das Trennende.“ Wohl wahr, die Kleriker hoffen auf Krümel der Macht, die vom Tisch des Sultans (Muslimbruderschaft, Europäischer Fatwa‑Rat, Öl‑Scheichs) herunter fallen werden. Es gibt kein Machtvakuum, gerade die klerikalen Islamversteher der anarchistisch sowie multikulturalistisch orientierten Kirchentagsmilieus zeigen uns das: Die beiden deutschen Großkirchen beginnen, sich in das aus der klebrig‑zähen Schmelze der Nachdemokratie auskristallisierende Kalifat einzuordnen.

Ein Zuhörer betonte, dass wir, um eine säkular-staatsbürgerliche Haltung universeller Menschenrechte (für alle) nachhaltig zu sichern, nie von nichtmuslimischen Kindern im Gegensatz zu muslimischen Kindern reden dürften, niemals zulassen sollten, dass in Schule, Arbeitswelt oder Rechtssprechung Muslime von Nichtmuslimen unterschieden werden, weder sprachlich noch emotionsbefrachtet‑halbbewusst. Mehrere Zuschauer nickten, der Referent und sein Aufpasser auch.

Eine Zuhörerin berichtete den uns Bürgerrechtler alarmierenden Vorgang der letzten Wochen, in denen die bekanntermaßen antiamerikanisch und antiisraelisch motivierte so genannte Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch unter dem Arbeitstitel „Diskriminierung im Namen der Neutralität“ gegen die Lehrerinnenkopftuchverbote der deutschen Bundesländer kämpft und sich, europäisch wie weltweit orientiert, für das ungehinderte Kopftuchtragen ausspricht, was sie als „Recht auf Religionsfreiheit“ darstellt.

Human Rights Watch hat den Anspruch, Religionsfreiheit gerade auch in säkularen Staatswesen uneingeschränkt zuzulassen. Von einem Eintreten für Christen, Islamkritiker oder Ex‑Muslime beispielsweise in Ägypten, im Iran oder in der Türkei habe man allerdings seitens dieser Menschenrechtsfachleute noch nichts vernehmen dürfen. Hier allerdings verzog der Hausherr verärgert sein Gesicht und gab wohl eher die Zuhörerin selbst denn die von ihr kritisierte Organisation mit dem Ausruf: „Das kann ich mir nicht vorstellen, das ist mir viel zu obskur!“ der Lächerlichkeit preis. Niemand wagte es, dem Leiter des Bildungszentrums zu widersprechen. Die kalifatsfreundliche Zensur des Dhimmis griff. Hisba in der dār al‑harb.

Vielleicht bezeichnend verhuscht murmelte der Referent ein paar löbliche Worte über die Ankara‑Schule, die der DITIB‑Frankfurt zuzurechnen sei und erwähnte den Namen Ömer Özsoy. Professor Özsoy aber hat sich möglicherweise noch niemals vernehmlich gegen Imam‑Ehe und Scharia ausgesprochen, doch behauptet unverdrossen, dass der Koran ganz aus seiner Zeit heraus zu verstehen sei und dass Frauenverachtung, Gewalt und Undemokratie, die die islamisch geprägten Teile der Welt leider kennzeichnen, nichts mit dem Islam zu tun hätten.

Eine Zuhörerin, die sich bislang noch nicht zu Wort gemeldet hatte, stellte die Frage, ob der Islam um 700 oder 900 christlicher Zeitrechnung nicht auch Humanisierung und gesellschaftlichen Fortschritt bedeutet hätte, gerade in Bezug auf die Stellung der Frau. Hier aber mahnte der Referent sinnvollerweise zur Zurückhaltung: „Wir wissen es nicht“ und gab Fatima Mernissi wieder, die der Meinung sei, Frauen hätten in vorislamischer Zeit durchaus mehr Rechte gehabt als nach der Islamisierung.

Ob seit etwa 1979 eine nennenswerte Islamexpansion in Afrika auszumachen sei, wollte ein Herr aus dem Auditorium wissen. Der Islamwissenschaftler riskierte, zu verneinen und sprach von einer „Islamisierung bestehender Konflikte über schwächer werdenden Bindungen an Stamm und Volk“. Die unlängst erfolgte Ausrufung der Scharia in den Nordprovinzen Nigerias, immerhin bevölkerungsreichstes Land Afrikas, beliebte der Islamwissenschaftler zu übergehen. Das kann doch nicht wahr sein: Was denn bitte ist eine „Islamisierung der Konflikte“ anderes als eine islamische Radikalisierung? Es mag ja sein, dass wir im Afrika der letzten drei Jahrzehnte flächenmäßig umfangreiche islamische territoriale Eroberungen nicht gesehen haben, was erstens nicht heißt, dass es so bleiben muss. Zum zweiten gilt es, die Prozesse der schleichenden Islamisierung zu betrachten, wie sie aus dem Heiratsrecht der Scharia resultieren: Die Zahl der Nichtmuslime wird sinken, nicht zuletzt durch die zwangsweise muslimisch zu erziehenden, zahlreichen Kinder eines jeden gemischtreligiösen Pärchens. Arbeitsmigration und neue Medien spielen auch innerafrikanische eine zunehmende Rolle. Das Internet als Allahs Heiratsbörse wird, nicht anders als in Europa und beiden Amerika, zum Motor der Islamexpansion.

„Für die seit Jahren unter den Warlords leidenden Menschen in Somalia erscheint die von den beiden talibanähnlichen Islamistenarmeen ausgerufene Scharia subjektiv als ordnende Kraft, die das Chaos beseitigt.“ Die „ordnende Kraft“ der Steinigung einer dreizehnjährigen so genannten Ehebrecherin erwähnte der Referent nicht.

Den missionarischen Prediger Pierre Vogel erklärte unser Islamwissenschaftler unbegründet zum verachtenswerten, radikalen Islamisten: „Ein Fall für Verfassungsschutz und Polizei, der Mann behauptet, jeder Abweichler sowie jeder Jude oder Christ würde in der Hölle schmoren“, er rückte Vogel jedoch gleichzeitig in die Ecke der unseriösen Sonderlinge. Dass die islamische Orthodoxie Vogels Behauptung durchaus stützt, verschwieg der Referent. Indirekt unterstellte der Islamexperte, Prediger Vogel würde nicht den wahren Islam vertreten und gibt damit der monopolgleichen Deutungsmacht und dem Einfluss der großen deutschen Islamverbände Auftrieb.

Im Sinne der erfolgreichen Islamisierung scheinen die sonderbaren Prediger und die orthodoxen Großverbände Hand in Hand zu arbeiten und sich die Beute zuzutreiben. Entsprechendes gilt beispielsweise für DITIB und Fethullah-Gülen-Bewegung, für Sunniten und Ahmadiyya beziehungweise Sufi‑Islam und Muslimbruderschaft: Man ist verfeindet, aber das gemeinsame Ziel der Ausweitung der dār al‑islām über die Sphäre des Nichtislamischen (freiheitlicher Demokratie) verbindet die frommen Streithähne. Islamwissenschaftler werden hierbei als Helfer (die Dialogreferenten als veritable ansar al‑islām) zur Beschwichtigung der europäischen Öffentlichkeit eingesetzt, und zwar von Kirchen wie Kommunen. Der schrille Pierre Vogel ist daher als Sündenbock im Sinne eines Ablenkungsmanövers hoch willkommen.

„Scharī’a“ begann der Referent, „bedeutet wörtlich Weg zur Tränke oder deutlich gebahnter Weg. Die Scharia wird mit Körperstrafen asoziiert, die jedoch nur in wenigen Staaten wie Saudi-Arabien, Somalia, Indonesien und im Iran angewendet werden. Die orthodoxen Konzepte des dīn wa daula oder al‑islām huwa al‑hall sind aus der Scharia abgeleitet, ohne dass die Scharia kodifiziert werden kann. Nach der Scharia darf eine Muslima keinen nichtmuslimischen Mann heiraten. Marokko hat hierbei jedoch kürzlich eine bemerkenswerte Ausnahme für im Ausland geschlossene Ehen festgelegt, diese Ehen werden nun in Marokko anerkannt, was als Beispiel für die Reformierbarkeit von Islam und Scharia zu sehen ist.“

Reingefallen, mit diesem Schachzug will Marokko die Anerkennung von Imam‑Ehen in der Europäischen Union forcieren, zu denen Polygamie, Kinderheirat und islamische Zwangsheirat gehören. Als Ehevormund darf der Vater oder Großvater seine Tochter oder Enkelin auch gegen ihren Willen verheiraten, denn nach Allahs göttlichem Willen ist er walī mudschbir, Ehevormund mit der Berechtigung, Zwang und Gewalt anzuwenden. Die Braut kann nach Islam und Scharia volljährig, das heißt neun Jahre alt sein, seit Jahrhunderten beruft man sich dabei auf Mohammed und Aischa.

Jede muslimische Ehefrau muss damit rechnen, dass sie Gesellschaft in Gestalt einer angeheirateten Konkurrentin bekommt, mit der sie fortan unter einem Dach leben muss. Auch die Kinder erleben ihren Vater dann als polygam, bei Verstoßung (at‑talaq) der biologischen Mutter haben sie eben eine neue weibliche Bezugsperson. Das Herumschieben von Kindern ist ein islamisches Phänomen (Milchamme), eine vertrauensreiche, tragfähige Mutter‑Kind‑Beziehung wird von der Scharia wenn auch nicht immer so doch sehr systematisch verhindert. Das aber verriet uns der Herr Islamwissenschaftler natürlich nicht, auch nicht, dass es der Scharia darum geht, das Aufenthaltsbestimmungsrecht über das Kind, auch das ungeborene, dem Vater zu sichern, der die biologische Mutter verstoßen wird oder auch nicht. Die Ehefrau lebt in der von Allāh vorgesehenen Gewissheit, jederzeit verstoßen werden zu können, wofür sie als Verletzerin der Familienehre möglicherweise von ihrer Herkunftsfamilie ermordet wird. Islam ist Tochtertausch, Scharia Frauenkauf. Unser Referent schloss mit einem „Der Muslim ist verpflichtet, die Scharia einzuhalten.“ Eben, ließe sich hinzufügen, das ist das Problem.

„Auch die rituelle Reinheit gehört zur Scharia.“ Davon, dass mit der geheiligten Reinheit (at‑tahāra) ein geheiligter Ekel gegenüber den besudelten, höllisch dreckigen Unreinen zu empfinden ist, sprach der Islamwissenschaftler nicht. Auch vor jeder Frau darf sich der männliche Muslim islamisch ekeln, zumal vor der menstruierenden Frau. Selbst die Scheidungsgesetze (at‑talaq) machen das Intime der Frau zur öffentlichen Angelegenheit, der Allahgott definiert das weibliche Genital auch hier als Staatsangelegenheit. Die nach Sunna und Scharia vorgeschriebene männliche Beschneidung stellt nach Maßgabe kultureller Moderne eine Körperverletzung sowie sexualisierte Gewalt an Kindern sprich Kindesmissbrauch dar, sofern sie nicht medizinisch (absolut) indiziert ist. Doch dem deutschen Bildungszentrum ist die körperliche Unversehrtheit des Jungen offenbar weniger wichtig als die grenzenlose Religionsfreiheit seiner Eltern.

Nichtmuslime gelten im Islam als so ekelerregend dreckig wie Urin, Sperma, Kot oder Menstruationsblut, der Gläubige hat derlei Verunreinigung mit geheiligten Waschungen zu beseitigen und im direkten Kontakt zu vermeiden. Bereits das fundamentalistisch erzogene Kindergartenkind kann die nichtmuslimischen Kinder als ekelerregend betrachten und als Schweinefleischfresser hassen lernen, der Integration ist eine intensive Erziehung zur tahāra wohl nicht so sehr förderlich. Der erwachsene männliche Muslim wird von seinem Hassprediger oder auch einfach nur vom örtlichen Imam hier in Deutschland dazu angehalten, Frauen nicht länger die Hand zu geben.

Besonders unrein aber ist der Frauenleib. Ab der Menarche ist darum das Haar der ständig von widerlichem Unglauben umlauerten und von satanischer Verunreinigung umflatterten Frau vollständig zu bedecken. Diese Pflicht des Bedeckens gilt eigentlich für ihren gesamten Leib bis auf Gesicht und Hände, jedenfalls nach strenger, orthodoxer Auffassung der Scharia, die Großmufti Mustafa Cerić und damit wohl auch der Europäische Fatwā‑Rat in Dublin (ECFR) für „ewig und unveräußerlich“ halten. Cerić (The challenge of a single Muslim authority in Europe) will zwar nach wie vor ein Leben aller Muslime Europas unter der ganzen Scharia, was die Staatsbürger Wolfgang Schäuble und Christian Ude nicht davon abhielt, dem ranghöchsten Islamisator Europas im November 2008 für die zweifelhaften Verdienste im christlich‑islamischen Dialog den Eugen-Biser-Preis zu verleihen. Schäuble und Ude sind Optimisten, Islamoptimisten.

Alle vier sunnitischen Rechtsschulen (deutsches Wikipedia) definieren den Frauenleib, Hände und Gesicht ausgenommen, als aura (awrah), als Schambereich jener islamischen Sexualdressur, in dessen Logik Frauenhaar zum Schamhaar wird. Insoweit beschrieb Schariafreund Feridun Zaimoğlu („Schamtuch, Schamtuchträgerinnen“) die graduell inhumane Sache, vielleicht versehentlich, völlig treffsicher. Das englische Wikipedia nennt denn auch unumwunden den Hidschab als (nach Auffassung der vier sunnitischen Rechtsschulen) verpflichtend und kann sich auf einen schwachen (32:4092) und einen starken (32:4090) Hadith von Abū Dawud berufen.

Die intolerante Ideologie der Scharia konstruiert die muslimisierte Frau, die gottesfürchtige Frau. Aus tugendhafter Einsicht bei prekärem Verstand hat sie freiwillig ihrem männlichen familiären Aufpasser, dem von der Scharia vorgesehenen mahram (Plural maharīm; beispielsweise der kleine Bruder) zu gehorchen und sich von ihrem walī (zunächst ist das ihr Vater) verheiraten zu lassen. Das Kopftuch hat sie aus natürlichem (fitra) Schamgefühl zu bejahen sprich zu tragen. Viele uneinsichtige Muslima verhalten sich anders und finden nicht zum sittsamen hidschāb, doch predigt wohl weltweit kein Imam für einen möglichen Kopftuchverzicht und liegt der unter Sunniten grundsätzlich hoch angesehene Yūsuf al‑Qaradāwi auch bezüglich der Hidschabpflicht einstweilen voll im Trend.

Dann erläuterte der Referent die fünf Bewertungen einer Handlung, wadschib (fard) verpflichtend, mandub empfohlen, mubah möglich (indifferent, neutral), makrūh verpönt und harām verboten. Die ersten beiden sind, auch Nichtmuslime kennen das von den islamischen Speisegeboten, halāl, zulässig. Was für eine schwarze Pädagogik beim Erwecken der Angst vor höllischer Strafe, was für einen ordnungspolitischen Sittenterror (hisba-Marschbefehl der mutawwi‑Religionspolizei oder vertretungsweise hisba von jedem Muslim) man damit aufspannen kann, liegt eigentlich auf der Hand, wurde aber nicht erwähnt. Mandub hier, makrūh dort, empfohlen oder verpönt, das klingt so harmlos nach Verbraucherberatung und Lebenshilfe.

Hisba statt Ruf nach universellen Menschenrechten, Scharia statt Bürgerrecht wird Europa etwas anderes bringen: Aus dem öffentlichen Raum verschwundene, weggesperrte Frauen oder aber Frauen, die unter den Erfindungen islamischer Wissenschaft von an‑niqāb und burqa, schwarzen Gespenstern gleich über Gehwege huschen. Dazu bei fortschreitender Islamisierung vielleicht jene Bilder zerstörter Leiber, die in Mauretanien, im Sudan, in Somalia oder im Irak nicht anders aussehen als in Afghanistan[4], [5].

Dass jeder Muslim durch die zweidimensionale, nämlich gottbezogen-menschenbezogene Verpflichtung auf die Scharia zum gewaltsamen Durchsetzen der einzigen sittlich korrekten Ordnung auch innerhalb von Europas sich islamisierenden Straßenzügen verpflichtet ist (hisba[6]) wurde vom Islamwissenschaftler politisch korrekt übergangen, schließlich wollte der ganz seitlich auf dem Podium lauernde Hausherr das Auditorium motivieren – für den Beitritt Kleinasiens zur Europäischen Union. Die Türkei kennzeichnen Staatsreligion Islam, explosive Kurdistanfrage und geleugneter Armeniervölkermord. Man sollte dem Land Entwicklung zu Säkularität, universellen Menschenrechten und freiheitlicher Demokratie wünschen, doch braucht diese Entwicklung, ist sie denn türkeiseits erwünscht, nun wirklich nicht innerhalb der Europäischen Union geschehen. Die Mehrheit der Europäer will den Türkeibeitritt nicht, was bei nahezu allen so genannten Islamseminaren natürlich ausgeklammert wurde. Solches aber ist nicht länger Wissenschaft, vielmehr Propagandaveranstaltung.

Der Rechtsgrundsatz „Gebieten was recht ist und verbieten, was verwerflich ist“ steht im Mohammeds Tagebuch gleich vier mal, Suren 7:157, 9:71, 9:112, 22:41. Zur hisba gehört es doch womöglich, den hidschāb in Familie und Freundeskreis gewaltsam durchzusetzen, nötigenfalls mit Prügel. Die Bedeckung (hidschāb, dschilbāb; Kopftuch) muss dann allerdings freiwillig getragen werden, es gibt ja letztlich, ganz spirituell gesehen, keinen Zwang im Glauben.

Bedecke dich, Weib. Du solltest zusehen, dass du nicht in der Hölle landest, wenn das Kopftuch da kein günstiges Angebot ist. Du willst doch nicht behaupten, dass sich, die Verhüllung betreffend, tausend Jahre Scharia‑Islam geirrt haben?

Zweifel an der islamtheologischen Frage, ob das Kopftuch aufgeprügelt werden dürfe, beseitigt der ehemalige ägyptische Mufti Ali Jad al-Haqq: „Der Ehemann hat die Pflicht, seine Frau zur Verschleierung zu zwingen. Er muss dies tun, ansonsten gilt er genau wie sie als Sünder (22.12.1979, deutsch bei ifi 28.08.2008[7]).“ Dieser bei Bedarf prügelreichen Kopftucherkenntnis hätte selbst Allāh sicherlich nichts hinzuzufügen, denn Jad al-Haqq (geschrieben auch al‑Haq, Scheich Jad al‑Haqq, Sheykh Jadul Haqq) war als 42. Großscheich der Azhar Vorgänger des jetzigen Amtsinhabers Muhammad Sayyid Tantāwī (geb. 1928), den man, noch vor al‑Qaradāwi als die derzeit höchste Autorität des sunnitischen Islam bezeichnen darf.

Mit der femininen körperlichen Unversehrtheit haben die drei Herren Jad al‑Haqq, Mohammed und Allāh auch jenseits des koranischen Prügelverses nicht so viel im Sinn. Der vieljährige Rechtsgelehrte an Ägyptens Scharia‑Gerichtshöfen Jad al‑Haqq (1917-1996) hielt die islamische Genitalverstümmelung für eine Würdigung, Auszeichnung und Ehrung der Frau oder aber hielt die Genitalverstümmelung an Frauen (FGM) sogar für ebenso verpflichtend wie die Beschneidung für Männer[8], [9]. Scheich Jad al‑Haqq verfasste 1994 ein islamisches Rechtsgutachten, eine fatwā: „Wenn die Leute in irgendeinem Dorf von der [obligatorischen] Frauenbeschneidung abzulassen beginnen, muss der lokale Imam so sehr dagegen kämpfen, als beschlössen sie, der [schariatischen] Gebetspflicht nicht länger nachzukommen[10]“. Unlängst sprach sich Scheich Dr. Wahdan im Gespräch mit FGM‑Gegnerin Dr. Zarrar für eine islamrechtliche FGM aus, explizit für die Kürzung der Klitoris, nicht bei jedem Mädchen versteht sich, aber bei jedem Mädchen, das die islamische FGM zu einem sittlich korrekten Leben braucht[11], [12]. Die Schafiiten Indonesiens und Malaysias pflegen Formen von FGM, die in Indonesien heute islamverbandlich durch die angesehene religiöse Assalaam-Foundation organisiert und öffentlich durchgeführt wird[13], [14].

Erst 2005 wurde bekannt, dass auch die schafiitischen Kurden im Nordirak, Region Sulaimaniya, dieses grausame Ritual durchführen, gegen das inzwischen die unabhängige Entwicklungshilfe- und Frauenrechtsorganisation Wadi e. V. couragiert und erfolgreich vorgeht[15], [16].

FGM war einmal vorislamisch gewesen, sicherlich. Doch vor mehr als dreizehn Jahrhunderten ging die vorislamische Zeit vorbei. Und seitdem ist FGM islamisch, seit tausend Jahren ist das Zusammenspiel von islamischer Geistlichkeit und FGM ein gemeinsames, blutiges, frauenzerstörendes Thema. Islam zerstört eben nicht nur die Psyche der Menschen mit dem doppelten x‑Chromosom. Der Islam will die rechtliche Geringerstellung der Frau und ihre moralische Herabwürdigung, doch auch ihr Körper bleibt unter den unsichtbaren riesigen Gefängnissen von Scharia und Fiqh nicht unversehrt. Ins Haus gesperrt werden, Kopftuchzwang, Formen malinesischer, somalischer, ägyptischer, jemenitischer irakischer oder indonesischer FGM, Zwangsehe, kultisch vergewaltigende Hochzeitsnacht, schariatische Strafen wie Stockschläge, Auspeitschen und Steinigung, das erlebt so manche muslimische Frau. Auch angesichts der unzähligen Gewaltaufrufe gegen Ungläubige und Islamapostaten in Koran und Hadithen darf es uns Nichtmuslimen, säkularen Muslimen und Ex‑Muslimen schwer fallen, dem Wort von Dr. Farid Shahran Glauben zu schenken: „Gewalt hat nichts mit dem Islam zu tun[17]“. Naja, veröffentlicht bei den Islambeschönigern der regierungsnahen Seite qantara.

Unser Islamfachmann kam auf das Fatwawesen islamischer Rechtssprechung (fiqh) sprechen. „Ist der Fatwaschreiber tot, gilt die fatwā nicht mehr. Das ist ein innerislamisch völlig unstrittiger Grundsatz. Salman Rushdie hatte insofern nach dem Tod des Machers seiner Todesfatwa, Ayatollah Chomeini, nichts mehr zu befürchten.“ Auf die Rolle des offiziellen Erteilers (Mufti) eines Rechtsgutachtens ging der Islamkundler gar nicht erst ein, doch ohne muftī[18] gibt es keine fatwā. Für die kulturelle Moderne beziehungsweise für eine vielleicht ja erwünschte nachhaltige freiheitliche Demokratie in Europa und Nordamerika tut sich hier ein gewaltiges Problem auf. Durch Verhaltenskontrolle (Sunna), doktrinäre Gehorsamspflicht (Scharia) und gräusliche Angst vor der Höllenstrafe (Koran) ist jeder Muslim erpressbar oder vielmehr ist er dazu erpresst, Fatwen (fatāwa, Einzahl fatwā) sklavisch zu verlangen jedenfalls zu befolgen.

In Dublin ist der Europäische Fatwa‑Rat (ECFR) ansässig, der, einer Machtergreifung gleich, jederzeit die Vollmacht über das Erteilen von verpflichtenden Fatwas beanspruchen könnte, ob ihm dann ein deutscher Islamverband widersprechen würde, ist mehr als fraglich. ECFR bedeutet European Center for Fatwa and Research, dreißig (30!) Scheichs aus aller Welt, von Saudi‑Arabien bis Sudan sind in ihm organisiert, Vorsitz hat Professor al‑Qaradāwi, nach Tantāwī womöglich die zweithöchste Autorität des sunnitischen Islam. Sudan wird durch Scheich Issam al-Bashir vertreten, der sudanesische Scheich und Professor ist Generalsekretär des Zentralinstituts für wassatiyya in Kuweit. Wassatiyya (wörtlich Zentralität, Mittigkeit) stammt von arabisch wasat, Mitte, und propagiert den reinen Islam als angeblich maßvolle, gemäßigte Lehre der seelisch wie sozial gesunden Stabilität. Beliebig strenger Islam sei eine Haltung der Ausgewogenheit, je strenger desto „mittiger“, ausgewogener. Aus dieser „gemäßigten“ Perspektive sind Aufklärungshumanisten Exzentriker sowie Extremisten, islamkritische Demokraten deviant, antisozial und kriminell.

Stattdessen kam der Referent auf die Kamel‑Fatwa von Amir Zaidan zu sprechen, über die er entrüstet den Kopf schüttelte und sich über solch einen Unsinn lustig machte. Dass Amir Zaidan nach Aussagen der Islamwissenschaftlerin Claudia Dantschke für seine Mitglieder der IRH (Islamisch Religionsgemeinschaft Hessen) eine außerdemokratische, grundrechtswidrige „parallele Rechtsordnung“ (Dantschke[19]) zu schaffen trachtete und nun für die radikalislamische und im österreichischen Schulwesen höchst einflussreiche IGGiÖ (um den Islamisten Anas Schakfeh) tätig ist, erwähnte der Referent nicht. Nach der Kamelfatwa dürfe ein Mädchen nur dann auf Klassenfahrt gehen, wenn sie von der elterlichen Wohnung nicht weiter entfernt ist, als ein Kamel in 24 Stunden gehen könnte. Das klingt kurios bis hanebüchen, doch bedeutet es einen Angriff einer radikalislamischen geistlichen Organisation auf das staatliche Schulwesen und dessen Erziehungs- und Bildungsauftrag, zumal die nächsten Fatwen nicht auf sich warten lassen werden und die Freiheit der Mädchen aus einem sich muslimisierenden Elternhaus zu sinken beginnt.

Wie eine Gefängnismauer Ziegelstein um Ziegelstein aufgebaut wird, so mauern sich die Gegenkulturen der Scharia Fatwa für Fatwa von der säkularen Gesellschaft weg. Sie mauern sich ein. Was auch die Nichtmuslime unter uns beunruhigen darf, denn sobald die islamisch radikalisierten Muslime die Mehrheit haben, werden die Nichtmuslime zu den Eingemauerten. So schafft auch das, säkularen Europäern womöglich ja lebensberaterisch anmutende Fatwawesen, die theokratische Apartheid eines kulturellen Rassismus. Europa müsste die Fatwaproduktion, dem illegalen Waffenbesitz oder dem Rauschgift gleich, verbieten.

„Die hanbalitische Rechtsschule kann als sehr konservativ gelten“, fuhr unser Mietmaul pardon Islamreferent mit seiner Ausführung fort. Konservativ? In der Tat, Malikiten und eben auch Hanbaliten fordern die Tötung jedes Ketzers (zindīq), da sie ihn mit dem im Koran genannten Heuchler (munāfiq) identifizieren, ohne, dass dem Ketzer die Möglichkeit der Reue zusteht. Zum Ausgleich stirbt er wiewohl gewaltsam so doch als ein gläubiger Muslim und darf er auf einem islamischen Friedhof bestattet werden[20]. Laut amnesty international (2008) werden in Saudi‑Arabien wöchentlich mehr als zwei Menschen hingerichtet, Frauen, Mittellose und Ausländer werden dabei überdurchschnittlich oft islamrechtlich getötet, üblicherweise mit dem in der Landesflagge abgebildeten Säbel[21]. Grundlage der saudi‑arabischen Rechtssprechung ist die Scharia. Unser Islamreferent nennt solches konservativ. Dass die hanbalitisch-wahhabitischen Saudis durch ihre Funktion als so genannte Hüter der heiligen Stätten, namentlich des Pilgerzentrums Mekka mit seiner von jedem Muslim einmal im Leben andächtig zu umkreisenden Kaaba eine erhebliche Vorbildfunktion für die gesamte islamische Welt haben und dass ihr Verweigern universeller Menschenrechte den weltweiten Islam erfolgreich an der demokratischen Entwicklung hindert, verschwieg der Islamwissenschaftler.

„Die Reformbewegung der Salafiten strebt nach einem am Koran orientierten Leben, wie es die frommen Altvorderen führten. Allenfalls ein Teil der Sunna ist ihnen wichtig.“ Eine dezidiert rückwärtsgewandte Bewegung sollten wir doch wohl nicht reformistisch nennen, sondern reaktionär.

„Der Wahhabismus der Saudis droht über Stipendien, Moscheebauten und Geldmittel den bislang liberalen, moderaten bosnischen Islam zu radikalisieren.“ Bravo, die Radikalisierung der Muslime auf dem Balkan durch arabische Geldgeber und Moralbringer, beispielsweise die „erzwungene Muslimisierung“ (das Wort stammt vom Zentralrat der Ex‑Muslime, 30.04.2007[22]) der autochthonen Bosnier und Pomaken, ist ein wichtiges Thema.

Wobei allerdings nicht nur die Wahhabiten, sondern auch die Vereinigten Arabischen Emirate und eventuell die Sekte der Murabitun eine Rolle spielen und die Islamisierung Südosteuropas dann durchaus „made in Germany“ wäre. Dann nämlich, wenn die Radikalisierung von der angeblich unabhängigen Moschee in Penzberg bei München ausginge, deren Bau vom Sultan von Schardschah finanziert worden war, welcher auch den Moscheebau der ein Kalifat erstrebenden, antisemitischen Politsekte der Murabitun in Granada bezahlt hatte[23]. Zu den eher grundrechtsfreien Murabitun gehören Althippie Ian Dallas genannt Scheich as‑Sufi und, in Deutschland, der Herausgeber der Islamischen Zeitung Rechtsanwalt Andreas Abu Bakr Rieger. Imam von Penzberg ist der bosniakische Mazedonier Ibrahim Idriz, von dem bislang leider noch kein Wort der Kritik an Scharia‑Islam und Fiqh‑Islam zu vernehmen war[24]. Imam Idriz gilt der deutschen Öffentlichkeit, eigentlich ist das wenig erklärlich, als gemäßigt und modern[25].

Nun kam man auf die islamische Familie zu sprechen. Eine Dame aus dem Auditorium sprach davon, dass die islamische Großfamilie einem Kerker gliche, aus dem eine von Zwangsheirat oder vom so genannten Ehrenmord bedrohte junge Frau den Weg hinaus zu Polizeistation, Jugendamt oder Frauenhaus kaum finden könne. Zwangsheiraten wären absolut unislamisch, polterte der Islamwissenschaftler vom Podium. Ein Herr aus dem Publikum widersprach und sagte, 60 % der türkisch-muslimischen Ehen in Deutschland seien arrangiert und zwar überwiegend gewaltsam, auch könne man nicht oder jedenfalls kaum zwischen arrangierter Ehe und Zwangsehe unterscheiden. Da sprang der Leiter des Bildungszentrums auf: „Sie haben keine belastbaren Zahlen! Die Daten von Frau und Frau Ateş sind nicht seriös, ich weiß, wie sie zustande gekommen sind! Auch die Untersuchung, die Peter Brettfeld und Katrin Wetzels veröffentlichten, ist mit Vorsicht zu genießen“, würgte der Hausherr jede weitere Diskussion ab und verwies die Argumente des auf muslimische deutsche Zwangsheiraten Hinweisenden ins Reich der Fabel. Niemand wagte mehr, einen Einwand geltend zu machen.

So wurde die Scharia mit dem Grundgesetz für kompatibel erklärt. Zur vormodernen, extrem patriarchalischen Institution des walī mudschbir mochte der Islamwissenschaftler nicht sprechen, doch dürfte die nikah, die islamische Ehe[26] in seinem Studium nicht übergangen worden sein, nach der ein Vater selbstverständlich seine Tochter dem anderen patriarchalischen, muslimischen Clan übergibt, sprich sie verheiratet.

Ganz zaghaft meldete sich ein Mann aus dem Publikum: „Es besteht bezüglich des Wunsches der europäischen Muslime nach einem Leben unter der Scharia doch nicht etwa die Gefahr eines doppelten Standards?“ Der Referent blickte entschieden zum Horizont und sagte zackig. „Nein!“

Bevor wir die Äußerungen des dritten der Mietmäuler, pardon, Islamreferenten dokumentieren, einige Anmerkungen zu einer altehrwürdigen islamischen Institution, nicht der Kairoer Azhar, nein, der muslimischen Schwiegermutter. Das Prinzip Schwiegermutter ergibt sich unmittelbar aus Koran und Hadithen und wird solange fortbestehen, wie der schwerziehbare Allāh noch nicht resozialisiert sprich demokratiefähig ist, also noch ein paar Jahrzehnte.

Beginnen müssen wir mit der Logik des Tochtertauschens und der von Allahgott höchstselbst ausgestellten Erlaubnis des jederzeitigen Ehefrauenverstoßens an alle Vertreter Gottes auf Erden sprich Herren Muslime. Dieser Freibrief nämlich zeitigt für die muslimisierte Kinderschar Erstaunliches: Neue Mütter oder auch Zweit- und Drittmütter zeitgleich zur eigenen Mutter, ferner nach Allāhs oder auch nur Papas (ist in etwa dasselbe) Ratschluss diverse Pflegemütter und Milchammen. Die muslimischen Kinder werden entsprechend geprägt: Mater semper incognitus est. Mädchen können mit neun Jahren verheiratet und ehelich vergewaltigt werden, das hat Allāh für alle vier sunnitischen Rechtsschulen so vorgesehen und für die abtrünnigen Schiiten gleich mit. Nun aber zur Schwiegermutter, denn nach ewigem Ratsschluss des qadar türkisch kismet ist das Mädchen irgendwann selbst Schwiegermutter und kann über eine gelin (türkisch für: Die, die kommt) herrschen, über eine Sklavin herrschen: Die Schwiegertochter.

Vom männlichen Männergeld des Stammes nämlich ist die jungfräuliche Braut eingekauft worden, beschädigte Ware (keine Jungfrau mehr) geht zurück an den ehrlosen Herkunftsclan und braucht sich ihres Lebens endgültig nicht sicher zu sein. Die Jungfrau ist die Visitenkarte des namus[27], der Stammesehre. Um die Satisfaktionsfähigkeit sprich Gottesfürchtigkeit des Nachbarstammes zu testen, dürfen deren frei laufende Frauen vergewaltigt werden, die anderen Männer haben dann halt nicht genügend aufgepasst. Leicht ersichtlich, dass Frauen die Sklavinnen der männlichen Hälfte der islamisierten orientalischen Familie sind, die gegen den Brautpreis verkaufte Braut hat ins Haus ihres Mannes zu zu ziehen (patrilokal) und Dienerin (Schlafzimmerprostituierte) nicht nur des Mannes zu sein, sondern auch Dienerin (Küchenhilfe, Arbeitssklavin in Haus und Garten) der Schwiegermutter. Bei Schafiiten oder bei den Opfern oben erwähnter islamischer Gelehrter der Kairoer Azhar kommt als weitere traumatisierende Erfahrung weib‑weiblicher Gewalt die erlebte FGM, die weibliche Genitalverstümmelung hinzu, die, wiewohl im Dienste des enthemmten Patriarchats, ausschließlich von Frauen an Frauen praktiziert wird: Es geht Allāh bis auf weiteres darum, Frauen voneinander zu entsolidarisieren. Islamisch erfolgreich.

Folgerichtig ist es in den Kulturräumen von Hidschab, Tschador, Abaya und vor allem niqāb, Gesichtssschleier, Frauen verboten, in der Öffentlichkeit miteinander zu quatschen und zu labern, etwas, was sich Männer weltweit und eben auch im Islam ohne weiteres herausnehmen. Die nötigenfalls auch gegen ihren Willen ins fremde Haus verkaufte Frau (Imam‑Ehe, nikah) hat dem Mann sexuell und der Schwiegermutter als Arbeitskraft zu Diensten zu sein, doch kann sie sich, vielleicht zwei Jahrzehnte später, rächen. Dann nämlich, wenn ihr Sohn (vielleicht durch ihr Intrigenspinnen) verheiratet wird und eine gelin ins Haus kommt, die ihren Kommandos folgen muss. So quält unter der Scharia eine Frau die andere, eine jede Mutter ihre Tochter. Derartig unterdrückt der hidschāb, so mobbt das Kopftuch: Und wer nicht gehorcht, kommt nicht in die lustvoll süße dschanna[28], sondern brennt qualvoll in der dschahannam[29].

So verewigt sich Allāhs Sozialpädagogik weib‑weiblicher Hackordnung, bei der es einst, vor knapp vierzehn Jahrhunderten, den vergewaltigenden Männern aus der Gefolgschaft Mohammeds gelungen war, Frauen zu erbeuten und zu vereinzeln (zu entsolidarisieren). Dieses geheiligte frauenhassende Prinzip (Scharia) muss im heutigen Gebiet zwischen Mauretanien und Malaysia nicht immer gänzlich ausgeprägt sein, doch lastet in allen muslimischen Familien auf jeder Frau ein gerade von der (Mutter und) Schwiegermutter ausgehender ungeheurer Druck, Kinder zu bekommen. Daneben ist die Frau selbstverständlich ständige Quelle jenes Unheils und jener Streitigkeiten (fitna), die eine Harmonie im dschihadistischen (islamischen) Männerbund bedrohen.

Soweit zur muslimischen Schwiegermutter, nun zum türkeistämmigen kurdischen Islamreferenten. Der jedoch uns über das Prinzip walī mudschbir beziehungsweise kurdische Schwiegermutter ganz bewusst nicht belehrte, ein wissenschaftliches Mietmaul mehr im Dienste des Türkeibeitritts und der europaweit von Kirchen und Parteien propagierten angeblichen Kompatibilität (Verträglichkeit) von Scharia und Grundrechten.

Der türkeistämmige Referent erschien mit einem süßen vierjährigen Töchterchen, welches er malerisch als eine Art Maskottchen auf dem Podium drapierte mit der Ausrede, heute Abend keine Kinderbetreuung gefunden zu haben. Seltsam, der Termin hat doch wochenlang estgestanden und alleinerziehend ist der Mann auch nicht. Die folgenden drei Stunden saß das Kind vorne auf dem Podium und durfte mit einem eigens für diesen Abend gekauften rosa Stoffdrachen spielen. Der uns als Sozialwissenschaftler vorgestellte Herr überraschte uns mit einem „Sie können mir auch andere Fragen rund um den Islam stellen“ und spielte wie nebenbei den kinderhütenden Vater, die Urdeutschen fanden das ergreifend, was natürlich beabsichtigt war. Ebenso nonverbal wie gezielt torpedierte der Redner damit das Vorurteil, muslimische Väter würden die Kindererziehung und Kinderbetreuung verweigern und ihren Frauen überlassen. Der Milieuforscher begann, von den bemitleidenswerten Imamen der DITIB zu reden, denen man vor ihrem vierjährigen Aufenthalt die Angst vor Deutschland nehmen müsse und denen es ein differenziertes Bild der hiesigen Gesellschaft zu vermitteln gelte, der deutsche Staat müsse hier endlich helfend eingreifen.

Lobend, wenn auch sehr leise hob dieser dritte Referent die vorbildliche Arbeit für eine Lehrerausbildung für das Schulfach Islamischer Religionsunterricht des Islamologischen Instituts München hervor, das uns leider nicht bekannt ist, wenngleich wir betonen möchten, dass der Begriff Islamologie, wie (nicht Prof. Bassām Tībī, sondern) Amir Zaidan ihn bekannt gemacht hat, mit Islamwissenschaft so viel zu tun hat wie Astrologie mit Astronomie[30]. Ein Islamologisches Institut kennen wir allerdings aus der Stadt Wien als die neue Wirkungsstätte des erklärten Sympathisanten des Gedankengutes der Muslimbruderschaft, Amir Zaidan. Könnte der Referent die Lehrerausbildungen zum Islamischen Religionsunterricht des radikalen Wiener IRPI (Anas Schakfeh, IGGiÖ) akzeptabel finden?

Zaidan gründete sein Islamologisches Institut in Wiesbaden, amtlich eingetragen in Frankfurt, mittlerweile gibt es Außenstellen jedenfalls Zaidansche Islamologie‑Kurse in Berlin, Köln, Salzburg, München sowie in der Schweiz[31], [32]. Ob die Münchner Qualifizierungskurse im Geiste des mutmaßlichen Muslimbruders[33] Amir Zaidan etwa in Freimann (IGD, Muslimbruderschaft) oder gar Penzberg (Geld aus dem arabischen Emirat Schardschah) stattfinden? Wie auch immer, „der Begriff Islamologie verweist auf Amir Zaidan“, wie der Mitwirkende am neuen Schulbuch Saphir und Schariafreund Harry Harun Behr in seiner Dissertation (Fußnote 618) feststellt[34].

„Die Moschee hat nicht nur sakrale, sondern auch profane Aufgaben, der Imam ist nicht nur Seelsorger, sondern nahezu auch Sozialarbeiter“, fuhr unser türkeistämmiger Sozialforscher mit seinem Vortrag fort: „Doch da gibt es Grenzen, ein noch so guter Imam kann nicht Steuerberater und Schuldnerberater sein.“ Wohl wahr, doch seit wann ist Sakrales und Profanes im Islam jemals getrennt gedacht worden? Der Referent ist immer für eine Überraschung gut, die alte arabische Moschee war Treffpunkt des Männerbundes, Waffenlager und Beratungsplatz zum Aufbruch in den Dschihad, der Ort absolut weltlicher Machtpolitik. „Wir brauchen für Duisburg‑Hochheide mit seinen vielen kurdisch-nordirakischen Zuwanderern arabisch sprechende Streetworker.“

Unterdessen begann seine kleine Tochter, in dem für den abendlichen Vortrag eigens angeschafften Malbuch zu kritzeln, die Kunstlehrerin unter uns merkte an der Stiftführung und den ungelenken Bewegungen des Kindes genau, dass das Kind zum ersten Mal ein Malwerkzeug in der Hand hielt. Der Referent wollte also pädagogisch korrekt daherkommen, die Deutschen mögen Kunstpädagogik. Allāh und sein Islam jedoch mögen das Bilderverbot. „Anders als der türkische Staat mit seinen DITIB-Imamen bezahlt Milli Görüş keine Imame und verwendet manchmal sozusagen die Rentner von DITIB.“

Vom auch unter Deutschlands DITIB-Geistlichen verbreiteten islamischen Dogma, die Frau als Mangelwesen und Schutzbefohlene des Mannes anzusehen, die keinesfalls Schminke oder Parfum verwenden oder alleine Reisen darf, mochte der Milieuforscher nicht berichten[35], [36]. „Besonders stolz sind wir auf die Integrationsarbeit von Bülent Arslan vom Deutsch-Türkischen Forum (DTF), der völlig zu recht mehr muslimische Polizisten in Nordrhein-Westfalen fordert“, meinte der Türkeistämmige. Der Pressesprecher der Polizei vergleicht dieses Ansinnen mit Spionage und betont völlig richtig den unzumutbaren Loyalitätskonflikt ethno‑religiös ausgewählter Polizeibeamter[37]. Bülent Arslan (CDU) hat das weder das Wesen des säkularen Staates verstanden noch das Demokratierisiko islamischer Theokratie, wenn er de facto aus Staatsbeamten mutawwi‘-Religionspolizisten machen möchte[38].

Auch dieser türkeistämmige Herr verwendet dieselbe Statistik, wie die eingangs gehörte: „Auf der Welt leben 1,2 Milliarden Muslime, in Deutschland 3,2 Millionen.“ Es leben Muslime, sprach also auch der Sozialforscher und Sozialwissenschaftler, nicht etwa: Es leben Menschen. Aus Menschen, aus Staatsbürgern werden Muslime. Hierbei handelt es sich offensichtlich um ein Beispiel für das, was in Europa, die reale und gewollte Islamisierung verschleiernd, in diesen Jahren stattfindet: Die von allen Parteien und Kirchen vorangetriebene Theologisierung der Politik, deren Nutznießer allerdings nicht das Christentum sein wird.

Dass viele deutsche Muslime vom Dubliner Fatwa‑Rat oder vom Verbandsislam nicht gegängelt werden wollen, verheimlicht uns der Wissenschaftler ebenso wie die Lebenslage der vielen Ex‑Muslime unter den „Muslimen“. Das Publikum sollte, den pawlowschen Hunden gleich, daraufhin dressiert werden, die Scharia sowie den Türkeibeitritt als reizhaften Leckerbissen zu verbuchen, der einem in Vorfreude auf aromatischen Wohlgeschmack das Wasser im Munde zusammen laufen lässt. Die drei Referenten und der Leiter des Bildungszentrums waren an diesem Dortmunder Wochenendseminar nicht erfolglos, denn etwa 50 % der Zuhörerinnen und Zuhörer sind als vertrauensvolle Dulder der Scharia und als Türkeibeitrittsfreunde entlassen worden. So verläuft die Entdemokratisierung Europas, die Erosion der Erwachsenenbildung sowie politischen Bildung, unter Missbrauch der Sozial- und Islamwissenschaften. „Wir Islamreferenten denken für Sie, wir üben Vertrauen in die Scharia gemeinschaftlich ein, lassen Sie uns Vorurteile und Ressentiments überwinden“ könnte das Motto solcher Islamisierer sein.

Nun wurde es märchenhaft: „Im Islam gab es vorher die Macho‑Kultur nicht, das ist Tradition, nicht Religion. Auch Christentum und Judentum sind in patriarchalischen Gesellschaften entstanden.“ Aha, der türkisch-kurdische Sozialwissenschaftler weiß, wie der reine Islam zu denken ist, der von der jeweiligen Zeitgeschichte nicht verunreinigt werden dürfe. „Für Muslime hat die Religion größeren Stellenwert als für die Deutschen!“ donnerte der Wissenschaftler, die urdeutschen Konvertiten ließ er unter den sprichwörtlichen Tisch fallen. Was wesentlich unverschämter ist: Der Kurde erklärt Deutschlands Christen für relativ unreligiös, für gottvergessen.

Niemand im Saal protestierte, der Wissenschaftler muss einfach Recht haben. Wir dürfen uns fragen, ob der Sunna‑Islam, der Fatwa‑Islam oder der Dschihad‑Islam überhaupt eine Religion ist oder nicht vielmehr ein sexualpolitischer militanter Kult. Der Akademiker ließ nicht locker, auch dieses Argument erinnerte an den ersten Referenten, insofern schloss sich der Kreis: „Die Sunniten sind religiöser als die Aleviten, vor allem die arabischen Sunniten leben eine starke Religiosität!“ Abschließend schwärmte er von der couragierten Predigerin Amina Wadud, die als Beispiel für die Modernität im Islam stehen könne: „Die tapfere Muslima leitete 2005 in New York ein Freitagsgebet!“

Dass dieses Gebet aufgrund von Bombendrohungen in einer anglikanischen Kirche statt finden musste und von mehreren namhaften islamischen Geistlichen aus aller Welt scharf verurteilt wurde, blieb von unserem Islamexperten unerwähnt[39]. Die Afroamerikanerin Wadud ist hingegen vereinzelt der Apostasie bezichtigt beziehungsweise als „Teufelin mit Kopftuch“ bezeichnet worden[40]. Es mag sein, dass Frau Wadud ihr Anliegen ernst nimmt oder auch nicht, hier auf dem Islamseminar in Deutschland wurde die Dame schlicht missbraucht, um wider besseres Wissen eine angebliche Toleranz des Islam zu behaupten.

Noch zu der vierjährigen Tochter des gerade beschriebenen Referenten. Hoffentlich darf das Mädchen auch künftig zu Papier und Stift greifen, um schöpferisch tätig zu sein, sich visionär etwas auszumalen und ihr eigensinniges Bild von der Welt darzustellen.

Ümmühan Karagözlü, Jacques Auvergne


Secular Islam. Nicht in Good Old Germany?

April 4, 2008


Bubenstreich oder Einschüchterung?

Eine islamisch inspirierte Rückmeldung

Moslem4ever

erhebt den Zeigefinger


Moslem4ever schrieb am 9. März 2008 zum auch hier veröffentlichten Baustein Nummer 058 auf dem Blog Eifelginster. Hören wir dem allahgläubigen jungen Menschen zu

Ich sage so was selten, aber du bist sehr krank, vielleicht nicht mehr zu retten, so ähnlich wie Hitler.

Nimm mir das bitte nicht übel, normalerweise schreibe ich so was nicht.

Aber es gibt immer Hoffnung und Licht bei Allah.

Lass dir helfen, weil du weißt zu wenig über die Wirklichkeit.

Friede sei mit Dir

Soweit der selbst ernannte Wissenschaftsfreund Muslim4ever. Uns ist nicht ganz klar, wen er hier in der Hauptsache für das Paradies erretten und zeitgleich irdisch beschimpfen wollte, vielleicht den Jacques Auvergne vom Blog Sägefisch. Cees van der Duin, niederländischstämmiger Erzieher aus Venlo und Bochum übernahm es, dem hilfsbereiten muslimischen Migrantenkind zu antworten:

Moslem4ever: Guten Tag und Hallo,

ich halte Roland und Ümmühan für seelisch kerngesund und für demokratisch gereift.

Du jedoch, liebe oder lieber Muslim4ever solltest dich entscheiden zwischen dem Tugendterror der inhumanen Scharia und der offenen Gesellschaft von der du profitierst, die dir Lesen und Schreiben beibringt, die dir die Technologie bereit stellt und dir eine Kultur der Meinungsfreiheit und der Menschenrechte stiftet, die du zwischen Marokko und Indonesien nicht vorfindest. Die du in islamisisierten Teilen der Erde nicht vorfindest. Warum, o großes Rätsel?

Weil dort im Namen des patriarchalen Allah-Gottes jedes freie Denken derartig verhindert wird, dass die Intellektuellen, Apostaten, Frauenrechtler und überhaupt Menschenrechtler versuchen, im freien Teil der Welt Asyl zu bekommen. Oder in den Untergrund gegangen sind, in die innere Emigration. Oder schon ermordet worden sind.

Die Mehrheit dort hat keine große Lebensqualität. Korruption, Frauenunterdrückung, Unkreativität und intellektueller Stumpfsinn prägen den Alltag.

Damit aber kann mein oder dein Gott nicht einverstanden sein. So einfach ist Gott nicht zufrieden zu stellen. Der Islam also ist in einer schweren Krise. Die Welt sieht die Blamage.

Ertappt legen Extremisten vor Schreck ein paar Bomben. Ist ja auch einfacher, den Terrorismus gutzuheißen als an sich zu arbeiten oder seinen Lebensstil in Frage zu stellen. Oder den Lebensstil von Papa und Mama, die ihrerseits arrangiert verheiratet worden waren.

Und radikalislamisch Inspirierte versuchen nun sogar, hier in Europa Parallelgesellschaften aufzubauen, in die sie ihre Kinder und Nachbarn ‘einsperren’ wollen, um ihre “islamische” Lebensform der totalen Überwachung, um arrangierte Ehen, islamischen Judenhass und Verachtung und Bedrohung von Ungläubigen zu ‘kultivieren’.

Auf eine solche Kultur verzichte ich. Und meine Freunde aller Ex-Religionen und Religionen tun dieses sicher ebenso, darunter einige Muslime.

Territorien, Stadtviertel oder Straßenzüge, in denen Scharia und Fiqh vorrangig sind gegenüber den staatlichen Gesetzen, kann Europa nicht dulden. Europa muss unduldsam, intolerant sein dem derzeitigen, nämlich demokratiegefährdenden Islam gegenüber. Muslime gucken beleidigt bei solch frevelhafter Forderung … und versuchen, die Demokratie anderweitig auszutricksen.

Fromm-fiebrige Taqiyya gegen diese ‘undankbaren’ Säkularen: Mit einem erpresserischen Gezische von ‘Din’ und ‘Iman’ bringt man Clan und Umma auf Marschkurs und in den kollektiven Gleichschritt. ‘Der Islam ist die Lösung’, wofür auch immer. Ganz toll selbst für Konvertiten, zum Islam natürlich, die andere Richtung ist höchst ungesund. Islam fundamentalistisch: Endlich ein Weltbild, bei dem keine Fragen mehr offen bleiben.

Die Gläubigen rotten sich zusammen zur Treibjagd gegen die, die sich der ‘Wahrheit’ verstellen, wie du es sagst, die das ‘Licht’ nicht erkannt haben. In der Tat bevorzuge ich Glühbirnen oder Kerzen und am liebsten die Sonne, so weit zum Thema ‘Licht’.

Dass Macht mit ‘Wahrheit’ verschmolzen wird und schamloser Sadismus oder gar Staatsterror immer noch mit ‘Wahrheit’, geht auf die spätantiken persischen Despotien zurück und deren Reinheits- und Lichtkult. Radikale Muslime sind Manichäer, Jihadisten Assassinen.

Andererseits kannte Europa mehrere eigene Angriffe von theokratischen Strömungen gegen Königreiche, Stadtkulturen oder Demokratien, von Savonarola bis Calvin. Auch die Totalitarismen von Hitler und Stalin lassen uns Europäern den Wert und die Würde des Einzelnen in den Vordergrund stellen, wobei dieser durchaus Atheist sein kann oder gar Frau. Unsere Behörden und Gerichte geben dem Individuum Entfaltungsmöglichkeit und Recht. Ägypten und auch die Türkei sind davon noch weit entfernt, von Jemen, Pakistan oder Afghanistan nicht zu reden.

Du solltest deinen Kurs ein wenig ändern, weg von der Theokratie und hin zur Demokratie und sagen: Die Demokratie ist sittlich wertvoller als das Kalifat, die Menschenrechte bringen mehr Zufriedenheit und Gesundheit als ein Leben nach Sunna und Schari’a.

Qur’an lesen wir alle immer wieder mal, kein Problem, und wenn du dem Gott deines Lebens den Namen Allah geben möchtest statt Vishnu oder Ahura Mazda dann sei dir das unbenommen.

Auf diesem Blog versuchen wir nicht, Muslime dazu zu bewegen, Apostasie zu üben. Vielmehr liegt uns die Demokratisierung des Islams am Herzen, für die wir ja auf (säkulare!) Muslime geradezu angewiesen sind. Für heute sage ich dir etwas im Scherz: Der noch etwas unreife Gott Allah ist ein schwererziehbarer Junge und ich bin sein Bewährungshelfer. Oder ernsthafter: Ich bin der Erzieher der allahgläubigen männlichen Machos und Vorstadtjihadisten.

Wir Menschen schaffen Gott immer sehr nach unserem Bilde. Und müssen nur erkennen, DASS wir es immer tun.

Dazu fordert Gott uns auf. Euch Muslime fordert euer Gott dazu auf, zu erkennen, dass das Weltbild und Menschenbild des Qur’an das höchst irdische, nämlich arabische des siebten Jahrhunderts wiederspiegelt.

Darüberhinaus solltest du verstehen, dass Mensch Mohammed vaterlos aufgewachsen ist und sein Gottesbild seine Projektion ist eines vermissten Vaters. Manch Anderes im Islam erklärt sich durch die Religionen der Arabischen Halbinsel:

– Polytheismus (der arabischen Stämme: Die Gottheiten al-Uzza, al_lat, Manat, Hubal)

– Judentum, Christentum und

– Zoroastrismus/Manichäismus

Aus diesem vorgefundenen Material schnitzte sich Mohammed seine Allah-Statue, pardon: Der Gott sei ja unsichtbar. Toller Trick.

Allah verleugnet sozusagen seine Eltern, seinen Vater Hubal und seine Mutter al-Uzza. Der undankbare und geschichtsvergessene Göttersohn Allah leugnet seine Verwandtschaft, seine Ahninnen Aschera, Kybele und Isis, seine Ahnen Baal, Ammon und Jahwe.

Das ist kein Zeichen von Größe. Der Gernegroß. Oder sollten wir den Mohammed für die womöglich allzu kühne Dekonstruktion des altarabischen Pantheons und Konstruktion des einsamen welterschaffenden Islam-Gottes verantwortlich machen? Nicht ganz, er konnte auf dem jüdisch-christlichen monotheistischen Gott aufbauen. Und die Berücksichtigung des Iblis, des Satans, erinnert ‘ganz zufällig’ an Ahriman, das dunkle und zerstörerische Gegengewicht zu Ormuzd (Ahura Mazda).

“Wie auf Erden, so im Himmel” kehrte der fundamentalismuskritische Christ Jacques Auvergne einst einen weltbekannten christlichen Gebetsvers um, das soll heißen: Die ‘himmlischen’ Prinzipien rechtfertigen die irdische Machtpolitik, Kriegsführung und Kindererziehung. Dieser Grundsatz und seine Folgeprobleme gelten für das frühmittelalterliche deutsche ‘Königsheil’ ebenso wie für das spätere ‘Kaiser von Gottes Gnaden’ und den Anspruch des chinesischen oder japanischen Kaiserhauses, himmlische Prinzipien, kosmische Ordnungen zu repräsentieren wie zu stabilisieren.

Sicherlich liegt in einem als ewig angenommenen göttlichen Prinzip eine Chance, für den Stamm oder das Volk Leitlinien von Ethik, Sitte und Recht zu entwickeln.

Im Islam jedoch ist diese ur-menschliche Suche nach Sitte und Recht als ein katastrophaler Irrweg der Menschheitsgeschichte misslungen.

Nur das territorial dominante, militärisch-sexuelle Kartell namens Islam bietet, verglichen mit jeder anderen Religion, eine solche religiöse Nähe und Rechtfertigung zu Vergewaltigung, Judenhass, Apostatenmord, Zwangsehen und Angriffskrieg. Jedes kleine grüne Männchen, jeder Marsmensch würde das bei einem (fiktiven, es gibt keine kleinen grünen Männchen) Kurzbesuch auf der Erde rasch erkennen und sagen, Muslime jedoch gucken dackeläugig-empört oder schreien mit wutverzerrter Fratze “Tod den Ungläubigen”.

Mir wäre es peinlich, einer solchen Religion anzugehören, die derzeit leider immer noch weltweit gute 90 % ihrer Angehörigen im Zustand zombihafter Kriecherei nach innen, antrainierter sadistischer Arroganz nach außen und papageienhaften Nachplapperns im innerpsychischen Weltbilden belässt.

Gute Religion macht die Menschen mündig und verträglich, guter Islam macht die Menschen mündig und verträglich. Im Volks-Islam und in den Tariqas (im Sufismus; Tariqa طريقه, Ordensbruderschaft), da schließe ich mich Professor Bassam Tibi an, mögen Chancen bestehen, zu der dringlich überfälligen Humanisierung und Demokratisierung des Islams beizutragen.

Insofern ist gegen einen verehrten Himmelsgott, auch gegen denjenigen der Monotheisten, aus Sicht eines Psychologen oder Pädagogen nichts einzuwenden.

Doch lauert im monotheistischen Gott Gefahr, seelischer und sozialer Sprengstoff. Zum einen kann jeder ‘fromme’ Tyrann oder Dikator die Untertanen zum Verstummen bringen. Zum anderen werden vormoderne Erziehungsprinzipien nicht aufgehoben. Zum dritten sitzt jedem Machthaber eine frömmelnde radikale Opposition im Nacken, die mit dem Qur’an in der Hand den baldigen Tod des Herrschers fordert (Takfir). Das islamische Terrornetzwerk al-Qaida verübte ja bereits Attentate selbst gegen die (etwas unfreiwillig) wahhabitisch ausgerichteten Saudis, radikale islamische Gemeinschaften planen den Sturz Afghanistans, Pakistans, der Türkei und so weiter.

Und immer schön lächeln, Muslim: Denn es gibt ja keinen Zwang im Glauben. Du kannst also noch nicht einmal zugeben, Opfer deiner Großeltern, deines Präsidenten, deines Geistlichen zu sein. Einziger Ausweg für Frauen: Hijab, besser Khimar, noch besser Niqab zu tragen und einen frommen Kerl zu heiraten, dem man viele Söhne fabriziert.

Einzige Chance für Männer: Sich einer NOCH radikaleren Gruppierung anzuschließen als die Großeltern und der Staatspräsident es getan haben, dann ‘das Buch’ in die Hand nehmen und sakrale Racheschreie ausstoßen (etwa: “Gerechtigkeit den Muslimen”), vorzugsweise vor einer westlichen Fernsehkamera.

Dazu macht sich ein dekoratives Märtyrerstirnband auch optisch ganz nett, selbst im HAMAS-Kindergarten. Für Männer und auch schon kleine Jungen besteht nämlich die edle Möglichkeit, sich Dynamit zu besorgen und sich in die Luft zu sprengen: Unser Clan gewinnt an Ansehen und ein wenig lebensmüde war man ja schon immer. Der Held vergeht, bumm, im Feuerball und flattert engelhaft (hell genug ist es für den Bruchteil einer Sekunde ja auch) zu Gott ins verheißene lichte Paradies. Whaow, was für ein brisantes Finale, und der Konsum der dabei entstandenen Videos stabilisiert das Weltbild in der englischen radikalen Moschee wie in der deutschen Teestube gleich nebenan.

Der Jihad-Islam ist sehr aufregend, sozusagen erlebnispädagigisch wertvoll.

Ach, ich hätte das alles falsch verstanden, sei der ‘Wahrheit’ fern und dem ‘Licht’?

Noch zu Chancen und Risiken des unsichtbaren patriarchalen Gottes: Kein Bild, kein Denken. Kein Anfassen, kein Verstehen. Die Lernfeindlichkeit und Wissenschaftsfeindlichkeit im gesamten islamisch geprägten Teil der Erde ist auch eine Folge von Scharia und Sunna.

Ich bin sicher, dass die Götterdiener an Hubal, al-Lat, al-Uzza und Manat, Mohammeds Großeltern also, NICHT in der koranisch angedrohten Hölle schmoren.

Andererseits hält bei Blogs wie Eifelginster, Sägefisch oder Schariagegner niemand Muslime pauschal für schlechte Menschen.

Freilich auch nicht pauschal für gute. Von Kollektiven und Klassen halten wir nämlich grundsätzlich nicht so viel, von der Individualität eines Menschen sehr wohl.

Wenn alle 1,3 Milliarden Muslime den Islam ablegen würden wäre Gott Allah ja arbeitslos. Und gar nicht glücklich.

Du hast übrigens etwas vergessen bei all deinem ’religiösen Geschimpfe’.

Du hast etwas vergessen, was Europa für ganz wichtig hält. Du wirst nicht drauf kommen, hm?

Deine persönliche Meinung. Du hast vergessen,
eine Aussage zu treffen. Dazu rufe ich dich auf:

Sprich zu uns über Frauenrecht und Scharia, über Erbgesetz und Scharia, über Judenhass und Dhimma. Erzähle uns deine Meinung zu Apostatenmord und Qur’an, zu Terror und Islam.

Sprich zum Armeniervölkermord 1915/1916 und zur Situation der Kopten in Ägypten und der Baha`i in Iran und Ägypten.

Die nötigen Informationen dazu bekommst du in den meisten Moscheen oder Islamischen Zentren allerdings noch nicht. Ich hoffe, dass das in hundert Jahren anders ist. Moscheen oder Koranschulen müssen aus meiner Sicht keine Zentren der Volksverdummung sein, jedenfalls nicht in alle Ewigkeit.

Mit freundlichen Grüßen aus

der säkularen Demokratie

Cees van der Duin

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Poesie für eine Hudna

Januar 4, 2008


هدنة

Hudna, Windstille.

Jahre der Waffenruhe

und der heiligen Sprüche

Frommes Flüstern vor

dem Sturm

Sinnsprüche der

Kriegsvorbereitung

Von Jacques Auvergne

Im Dezember 2007 erhielten wir auf unseren Blogs Post von einem unbekannten frommen Menschen Erbauliches in feinstem English. Ich tippte ein paar Sekunden lang auf Zeugen Jehovas oder neuapostolische Nervensägen, dann aber erkannte ich die thematische Nähe zu unserer Islamkritik. Abdul Momin.

Der Mann meint es ernst! Abdul Momin will die islamische Weltordnung.

Sicher, werden manche Muslime sagen, ihr Christen habt Südamerikas Indios ja auch Jahrhunderte lang mit eurem Katholizismus „beglückt“, ihr wisst also damit bereits, was weltweite Missionierung bedeutet“ und: „Sicherlich, der Islam ist der Demokratie sittlich überlegen. Nur der Islam hat menschliches Maß. Jede andere gesellschaftliche Ordnung ist finstere Barbarei.“

Hudna bedeutet Windstille und meint die nach dem Religionsgesetz der Scharia einzig statthafte Weise vertraglichen Zusammenlebens mit der Dâr al‑Harb, dem Territorium der moralisch niederen Wesen wie Christen und Juden. Der Hudna‑Vertrag ist von der Dâr al‑Islam als dem Territorium der Rechtgläubigen mit der Feindseite vorläufig abzuschließen.

Eine Hudna ist zudem ausgesprochen zweckmäßig, um Kräfte für die nächste Angriffswelle zu sammeln, die klassischerweise nach spätestens einem Jahrzehnt unweigerlich bevorsteht und dem frommen Muslim, also letztlich jedem anständigen Menschen, von Allah auferlegt ist.

Aus Sicht der Scharia ist jeder Vertrag einer Moscheegemeinde, eines Zentralrates oder einer anderen islamischen Interessensvertretung mit einer bundesdeutschen Behörde oder Körperschaft auch als Hudna‑Vertrag zu sehen. Der sowohl jederzeit gebrochen werden kann als auch immer nur vorläufiger Natur ist. Insofern hatte Deutschland vielleicht Glück, dass beim letzten Integrationsgipfel die türkischen Verbände im letzten Augenblick abgesagt hatten, denn nur so möglicherweise konnte die Demokratie, gerade noch einmal, nicht in die Rolle der Dhimmivertretung, in die Rolle des Hudnavertragspartners geraten.

Jetzt mag man als friedfertiger oder gar christlicher Europäer einwenden, dieses alles, Scharia, Dhimma, Hudna und Kalifat, sei nicht viel mehr als eine Erinnerung an die Zeit der Expansion des Islams zwischen dem achten und neunten Jahrhundert.

Wer sich aber näher mit dem Islam beschäftigt, wird jene Ansicht der „militanten Friedenstäubchen“ (Broder) und der „tödlichen Toleranz“ (Lachmann) nicht länger zu teilen vermögen. Nahezu sämtliche islamische Geistliche halten auch heute die demokratischen Gesellschaften für satanisch, für gottlos und moralisch minderwertig.

„Der Islam ist eine militante Religion“, sagte Scholl‑Latour. Die Segregationsprozesse unserer Innenstädte, die Herausbildungen ethnoreligiöser Ghettos täuschen kurzfristig über das zunehmende Fremdwerden hinweg.

Die muslimischen Migranten zogen zum Teil aus Sprachferne zu den Deutschen und aus Gründen der „nachbarschaftlichen Hilfe“ in gemeinsame Straßenzüge und segregierten sich dabei von den nachbarschaftlichen Ureinwohnern, wobei da bereits das Wort Nachbar schon falsch ist, da ja die deutsche Familie beim tagtäglichen Fußweg „übersprungen“ werden musste und der türkische Clan, dem man Jahre später „zufällig“ auch die Kinder anverheiraten kann, einige Häuserblocks entfernt wohnte. Das klassische Schicksal jedes Auswanderers überlagerte sich mit dem orientalischen Alltag der arrangierten Ehe. Die zweite Dynamik der Segregation also.

Die Hälfte der türkischen Ehen in unserer Stadt ist arrangiert oder vielmehr erzwungen, das aber steht natürlich nicht gerade in der Zeitung. Doch sind solche Aussagen uns Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern bekannt: „Ich war 16, als ich, in dieser Stadt geboren, meinen Mann auf meiner ersten Reise in die Türkei während der Schulferien sah und heiratete“, so die eine. „Ich war 15“, so die andere, der Satz endet dann aber nicht ungefähr gleich sondern ganz genau gleich. Importbräutigam, also auch mal nicht Import‑Gelin, auch einmal nicht das Standardmodell Importbraut.

Ehe der jugendlichen Schülerin. Aha, das muss wohl romantische Jugendliebe gewesen sein, so ein mediterraner sommerlicher Urlaubsflirt?

Natürlich nicht. Die Eltern wechselten Geld und die Töchter die Besitzer. Damit hat die Mutter des jungen oder auch nicht mehr so jungen Bräutigams eine lebenslang kostenlos arbeitende Haushaltshilfe erworben. Und die Brautmutter hat eine neue Stufe auf der sozialen Hühnerleiter der türkisch‑islamischen Hackordnung erstiegen, die höchste, die ihr das Schicksal beziehungsweise Allah bereitet hat: Die Tochter als Jungfrau ehrbar an den ehrenwerten Clan zu übergeben.

Radikale islamische Wortführer wie der anfangs erwähnte Abdul Momin benutzen 2007 sowohl das Auswandererschicksal als auch die verlässliche patriarchale Sozialisation, um mit frommen Koranversen den Segregationsprozess noch einmal zu verstärken. Das ist dann die dritte Triebkraft der selbst gewählten Fremdheit auf dem Weg in die islamisch befreiten Zonen: Damit auch kein Kind türkischer Eltern lebt wie ein deutscher Mann oder gar eine deutsche Frau. Stimmt, die ein paar Jahre lang allzu großzügig verschenkten Staatsangehörigkeiten vernebeln diese Vorgänge der scheiternden Integration sehr.

Necla Kelek fand ein starkes und sehr treffendes Wort für die parallele Kultur der Türken in Deutschland, sie sagte: „die zweite Stadt“. Mindestens 60 bis 80 Prozent von Deutschlands türkischen Frauen und Männern, Mädchen und Jungen leben nicht in dem, was die oft von Rezession und Arbeitslosigkeit geprägten Straßenzüge und Stadtviertel darstellen, sondern in einem für Deutsche oft kaum erkennbaren zweiten Stadtviertel nahezu völlig abgekoppelter Geldströme, Nahrungstransporte, Speisepläne, Gespräche, Gedanken, Gefühle und Beziehungen. Sie leben vor allen Dingen im Schutz oder auch Kerker dieser „zweiten Stadt“.

Egon Flaig redet (XII 2007) von einer „Aufsplitterung in viele Parallelgesellschaften“, die der Islamismus durchzusetzen trachtet, von einer veritablen „Apartheid“ von beherrschten ethnoreligiösen Gemeinschaften. Flaig sieht in den heutigen Entwicklungen der gescheiterten Integration besorgniserregende Parallelen zu dem an Koran, Dhimma und Scharia orientierten Kasten‑System des Osmanischen Reiches.

Noch eher ohne islamischen Einfluss sollen die Städte Nordamerikas einschließlich von New York mittlerweile in derartige, voneinander völlig abgekoppelte Parallelwelten zerfallen sein: In die Stadtviertel der Chinesen, Juden, Latinos, Muslime, der Schwarzen und der Inder. In London, Brüssel oder Berlin sieht die Innenstadtkultur von der nordamerikanischen so verschieden allerdings auch nicht mehr aus. Jedenfalls scheint uns die einstige deutsche Illusion von „Integration“ als ebenso zerschellt zu gelten wie der ältere amerikanische Glaubenssatz aller Integration, der im Wort „melting pot“, Schmelztiegel, jahrzehntelang sein Sinnbild zu finden hoffte.

Ernüchterung beginnt sich breit zu machen. Doch der Traum der nicht ernst gemeinten Integration wird in rot‑grünen Elfenbeintürmen immer noch geradezu industriell erzeugt.

Wir werden Integration wollen müssen. Was nicht heißt, die Zuwanderung von weiteren Millionen Menschen zu ersehnen, die in muslimisch geprägten Teilen der Erde sozialisiert worden sind.

Und solange wir das verstörende UNICEF „Bild des Jahres 2007“ in Afghanistan vermuten und in Düsseldorf übersehen, so lange werden wir wohl auch Bekir Alboğa, Faruk Sen und Ibrahim El‑Zayat als Demokraten und Integrationslotsen einschätzen. Zwischenzeitlich können Zwangsverlobungen an muslimischen Kindern in Deutschland ungehindert stattfinden.

In diesen Tagen also verschickt ein Abdul Momin theokratisches Credo per Kommentarfunktion. Ich sollte besser sagen: Theokratische Volksverhetzung, denn nach einer Demokratie ruft der Text nun gerade nicht. Vielmehr, wie ich zu unterstellen wage, lässt der Text in der Taqiyya‑Weise des sakralen Verschweigens, in der Weise der islamischen „Kitman“‑Strategie ganz bewusst aus, dass jedes Menschengesetz Gottes ewigem Gesetz schon durch seine „dreiste“ Existenz widerspricht. Lässt aus, dass Menschenrechte „Allah verhöhnen“!

Menschen können im politischen Islam niemals „gleich“ sein. Jede auch nur etwas radikalere islamische Gruppierung Europas wird die Bürgerrechte für Ungläubige baldmöglich abzuschaffen bestrebt sein.

Der Islam sagt: Demokratie verhöhnt Gott! Jede Beratung im Bundestag oder bereits im Verein oder im Rathaussaal ist eine freche Anmaßung von ungläubigen Menschen dem koranisch verbürgten Schöpfergott gegenüber.

Der Atheist hebt die Hand – das „muss“ ein baldiges Ende haben! Die offen homosexuelle Frau hebt die Hand – ihre Stimme „darf“ nicht denselben Wert haben wie die einer schariatreu minderjährig zwangsverheirateten Muslima. Oder diejenige einer tschador- oder burkatragenden Zweit- oder Drittfrau.

Die islamischen Parteien, die in diesen Jahren überall in Europa im Entstehen begriffen sind, werden aktiv lügen, werden Taqiyya betreiben und sagen, sie dächten an ein Abschaffen der Bürgerrechte nicht. Dieses jedoch zu glauben möchten wir nicht empfehlen.

Wir sollten zudem einigen Zweifel daran haben, dass eine muslimische Frau „völlig konfliktfrei“ ganz anders politisch wählen könnte als ihr Ehemann. Der Stamm wird das Alpha‑Männchen wählen. Die muslimische Community den radikalsten Prediger.

Der Islam ist total, er gilt absolut. Wirklichkeitsblinde Freunde alles Fremden mögen sagen: Der Islam ist „ganzheitlich“. Wir Demokraten hingegen sollten sagen: Der Islam ist totalitär.

Vor mir liegt ein frommer islamischer Text. Von den Kollateralschäden der bei jeder nennenswerten Islamisierung unvermeidlichen frauenunterdrückenden innenstädtischen Sittenwächter, von den unausweichlichen gelegentlichen Apostatenmorden und von den Angriffen auf Wissenschaftler, Religionskritiker und Künstler steht in diesem Text nichts. Robert Redeker muss sich verstecken, Theo van Gogh wurde erstochen und Abdul Momin verbreitet via Internet koranische Köstlichkeiten.

So ist das eben mit „frommen” fundamentalistischen Texten. Abdul Momin hat den Text weltweit an viele Blogs und Homepages versendet. Es handelt sich also um eine theokratische Spam. Allahs Spam, sozusagen.

Im Ernst: Muslime werden mit solchen frommen Haltungen beziehungsweise Texten weitaus häufiger konfrontiert als wir. Die eigenen muslimischen Radikalen bereiten den eher gemäßigten Muslimen moralischen und sozialen Druck.

Auch gibt Radikalismus schlichten Gemütern Halt und Orientierung, ein weltweites Prinzip. Und ein bisschen unübersichtlich ist die Gegenwart ja, da findet der eine oder andere Mäusefänger seine verunsicherten Mäuslein.

Wir müssen also von den in einem demokratischen Gemeinwesen lebenden Muslimen die durchaus aufwändige Arbeit verlangen, sich von den theokratischen Meinungen eines Abdul Momin emanzipieren zu lernen. Das wird für sie schwierig werden, zumal sie Geistesfreiheit seit Jahrhunderten nicht gewohnt sind, dafür gerne den anderen die Schuld zuschieben: Den Armeniern, den Juden, den Atheisten, den Hindus. Sie werden, theaterbühnenreif, den sterbenden Schwan spielen und in uns Schuldgefühle zu erwecken trachten.

Zurzeit hat, weltweit, von zwei muslimischen Gläubigen der Radikalere einfach immer Recht. Wer als Muslim die Demokratie nicht als Teufelswerk bezeichnet, der ist einfach „noch nicht fromm genug“ – so zumindest die Logik der Scharia.

Fromme muslimische Sinnsprüche. Mit der Frage „Demokratie oder Kalifat“ beschreibt Egon Flaig treffend, worum es für uns in Europa geht.

Jacques Auvergne

Die neue al-Qaida

Dezember 28, 2007


Erzählgegenstand

Terrorismus

Zwischen Nebelwerferei

und Selbstvermarktung:

Wie bringt die Demokratie

den womöglich korantreuen

Terror zur Sprache?

Jacques Auvergne

Selten habe ich ein so nervtötendes Buch gelesen wie das 2006 erschienene „Die neue al-Qaida“ von Yassin Musharbash. Der Autor bringt mich zur Verzweiflung und zwar nach folgendem Muster: Grundsätzlich sei, so Musharbash, noch nicht einmal klar, ob sich hinter dem Begriff des heiligen Krieges überhaupt bewaffneter Kampf verberge. Denn viele Muslime in aller Welt würden unter dieser immer wieder einmal erhobenen Verdächtigung seitens der Nichtmuslime „erheblich leiden“. Da ist ja etwas dran, wie wir alle wissen, Dschihad geht auch ohne Mord und bedeutet sakraler Eifer, fromme Anstrengung. Dass dieser frommen Angestrengtheit seit 1.400 Jahren Millionen von Menschen zum Opfer gefallen sind, das gehört offensichtlich zum Standard‑Repertoire islamischen Umweltveränderns und wird vom Autor weder beschrieben noch bestritten. Was das Nervtötende bereits mit verursacht.

Sicherlich, das Arabische könnte für „Krieg“ die Worte Ghazw, Qital und vor allem Harb verwenden. Wenn es also darum ginge, geborene Ungläubige oder gewordene Ungläubige oder deren unterstützerisches oder indifferentes oder zufällig beteiligtes soziales Umfeld zu köpfen oder in die Luft zu sprengen, ließe sich die theologische Geometrie einer Dâr al‑Harb bemühen, die Kultur des Harb. Dschihad tut es aber auch, die Vokabel meine ich. Ja, das dem Gott Allah wohlgefällige Wort. Die sakrale Vokabel. Entlastet doch auch viel besser.

Wir Demokraten, die Muslime unter uns eingeschlossen, wir hätten nun gar nichts dagegen, wenn sich eine Auffassung eines individuellen und spirituellen Islams durchsetzen oder überhaupt erst einmal verbreiten könnte. Nicht, dass nämlich bald gesagt wird, das Blog Sägefisch würde verunsicherte junge Männer in den Terrorismus drängen. Doch wer den Konformitätsdruck des Orients kennt, der weiß allerdings, dass es nur den Unbestechlichsten Individuen gelingen kann, irgendetwas an Milieu- und Alltagskritik zu äußern oder gar an Worten der Kritik an Regierung und Geistlichkeit. Es gibt diese Einzelnen, doch die leben auch in Kanada oder Finnland gesunder und länger denn in Beirut oder Kairo. Oder sie schrauben, und mittlerweile selbst in Kanada oder Finnland, ihr Klingelschild von der Haustüre ab, weil sie ihre aufmüpfige Gesinnung wohl vor ihren Mitmuslimen nicht verbergen können. Und letztere sind bekanntlich rasch beleidigt.

Denn das muss einmal gesagt sei: Islam ist Kultur des Einschüchterns. Musharbash kann sich zu diesem Satz leider nicht durchringen, jedoch ist sein Buch genau an jenen Stellen am ehesten lesenswert, in denen die repressive Sozialisation nahezu jedes Muslims weltweit, die permanente Überwachung und die geistig‑seelische Enge des Islams angedeutet wird, ob mit oder ohne Auswandererschicksal.

Noch etwas zum subjektiven „erheblichen Leiden“. Das hat der Autor entweder noch nicht durchschaut oder er lässt uns an seiner Einsicht nicht teilhaben: Denn das ist islamische soziale Lebenskunst, sich als „erheblich leidend“ zu inszenieren. Das ist der Jahrhunderte alte islamische Psychoterror der Umma gegen alle Nichtmuslime, immer mit dem Angebot verbunden, sich doch gerne genau so dreist zu verhalten oder am besten gleich zum höherwertigen Islam zu konvertieren.

Ähnlich wie katholische, heutzutage demokratiegemäß glücklicherweise eher individualistisch orientierte Milieus Schuldgefühle nach innen hin erwecken, innerhalb des Kreises der katholischen Gläubigen, so tut es der zornig fiebernde und notorisch kollektivistische Islam, nur eben nach außen. Ist ja auch viel günstiger, „die Anderen“ zu beschuldigen: Die Amerikaner oder Kapitalisten, die Juden oder Kreuzzügler, die Atheisten oder Abweichler. Mit dem Finger auf den Anderen zeigen und publikumswirksam zu jammern, das ist das beschämenswerte soziale Mobbing hinter der „edlen und spirituellen“ Kulturtechnik des Takfir. Und dass Takfir als das für ungläubig erklären tödlich sein kann, das ist zu Musharbash dann doch vorgedrungen.

Sicherlich gilt es für die kulturelle Moderne, ihr Möglichstes zu tun, um die „eher indifferente“ muslimische Masse nicht in die Arme der „sehr radikalen“ Muslime zu treiben. So scheint das der fraglos demokratiefreundliche Autor ebenfalls zu sehen. Und hat damit bereits wieder übersehen, dass es im Islam eine indifferente Masse noch nie gegeben hat, denn Islam ist ja geradezu das fiebrige Credo der heiligen Gewaltbereitschaft: Islam ist das Prinzip der sakralen Militanz.

Islamische Kindererziehung ohne Hass auf die Juden und Christen und natürlich auch auf die Frauen hat es seit 1.400 Jahren noch gar nicht in einem nennenswerten Umfang gegeben, wenn ich auch hoffe, dass sich das in möglichst naher Zukunft einmal ändern möge. Der Islam und seine Mädchen- und Jungenerziehung ist das Problem, nicht die jeweils herum lungernde Horde militanter junger Männer, die sich dann „überraschenderweise“ dazu entschließt, einen Ungläubigen zu finden und sakral zu opfern.

Das allerdings bringt uns als die „anderen“ in sowohl rhetorische wie moralische Schwierigkeiten, letztlich seit 1.400 Jahren. Und an dieser Stelle ist dem Autor deutlich zu widersprechen, auch wenn dieses Blog nun auch in Gefahr läuft, von böswilligeren oder dummeren Menschen bezichtigt zu werden, die Propaganda der Terrornetzwerke zu verwenden beziehungsweise zu unterstützen. Doch genau in Bezug auf das Thema der „rätselhaften“ Herkunft des Dschihadismus widerspricht sich der Autor an mehreren Stellen seines Buches letztlich selbst. Insofern trägt Musharbash zur Lösung der globalen Krise Islam dann doch noch einigermaßen nützlich mit bei.

Vielleicht allzu misstrauische Menschen werden Musharbash allerdings bereits fast Taqiyya unterstellen müssen, sakrale Lüge. Wenn dieses in seinem Fall auch wohl ein Täuschen aus Gründen des hilflosen Nachplapperns sowie der verschüchterten Schmerzleugnung ist und nicht aus Gründen des absichtsvollen Verschleierns der Korantreue jeglichen Dschihads, so ist doch gleichwohl die vom Autor eingenommene Position nicht nur schwer erträglich, sondern für die kulturelle Moderne auch noch brandgefährlich.

Sicherlich hat es, wie etwa Prof. Bassam Tibi in seinen Büchern betont, bereits vor mehr als einem Jahrhundert im Islam ernsthafte Versuche der Theoriebildung zu m Begriff der Säkularität, der Weltlichkeit gegeben. Und man mag hoffen, dass die nächste oder wenigstens übernächste junge Generation zwischen Casablanca und Jakarta an jene hoffnungsvollen Versuche anknüpfen möge und nicht an die vormodernen und menschenverachtenden Philosophien von al‑Qaida. Musharbash indessen benennt noch nicht einmal das Alter der Wurzeln der immerhin bereits 1928 entstandenen Muslimbruderschaft, sondern weist dem amerikanischen Einmarsch in den Irak jede Schuld am damit sozusagen postmodernen Dschihadismus zu.

Wobei der Autor darin Recht hat, dass die Anwesenheit der Amerikaner in Bagdad von den Netzwerken des Terrors propagandistisch „günstig verwendet“ werden konnte, vielleicht so, wie im Jahre 1098 die Appelle zur Befreiung des symbolischen „Heiligen Grabes“ wirken konnten. Religion motiviert.

Sakrale Bedarfsweckung. Der Christ Calvin etwa ließ um 1550 etliche Ketzer auf dem Marktplatz der frommen Stadt Genf verbrennen. Wie denn überhaupt die Theokraten aller Länder einander ähnlicher sind, als ihnen lieb ist. Der spanische Katholizismus der Barockzeit vernichtete die Religionen Südamerikas – wäre nun Europa in der Rolle der einstigen aussterbenden Indiokultur? Mit theokratischem Wettrüsten aber oder mit Formen von Rassenhass hätte die Moderne sich selbst verraten und beides ist ebenso kollektivistisch wie der Islam, christlicher Fundamentalismus und Nationalismus, jedenfalls nicht Teil der kulturellen Moderne. Deutlich wird damit, dass der säkulare Staat jeden Einwanderer als Individuum packen muss, nicht als Teil irgendeines Kollektivs. Insofern ist jeder Dialog der Bundesrepublik mit islamischen Gemeinschaften für beide Seiten ein riesiges Missverständnis. Ob in wohl frühestens hundert Jahren eine starke islamische Gemeinschaft die Demokratieverträglichkeit einer der beiden heutigen großen deutschen Kirchen haben wird, das muss sich erst zeigen.

Den so genannten Dschihadismus gänzlich in unsere Jahre zu verlegen halte ich für alles andere als zweckdienlich. Statt dem nebligen Wort Dschihadismus sollten wir also das Wort Dschihad bevorzugen. Denn es ist eine jede dschihadistische oder besser gesagt dschihadische Theologie viel zu koranisch, viel zu schariatreu.

Der theokratische Umsturz in Teheran 1979 ist kein islamischer Betriebsunfall sondern koranisch logisch. Auch wenn, wie Musharbash schreibt, das moderne Werkzeug ganzer Containerladungen von in Frankreich produzierten Propaganda‑Tonbändern den Einzug des Ayatollah vorbereiten half.

Musharbash nennt die Nähe der Dschihadisten des ausgehenden zwanzigsten Jahrhunderts zur mittelalterlichen islamischen Orthodoxie indirekt sehr wohl. Etwa an der Stelle, an der der Autor den Mörder des schariakritischen ägyptischen Präsidenten Anwar as‑Sadat zu Wort kommen lässt, der zu seinem verachtenswerten Tun vom 6. Oktober 1981 wenig später erklärte: „Ich habe den Pharao getötet!“

Pharao. Rom. Die Juden. Genau in einem solchen Denken nämlich zeigt sich islamisches Geschichtsbewusstsein. Zwar krankes Geschichtsbewusstsein, das mag ja sein, aber echt islamisches und zugleich echt terroristisches Geschichtsbewusstsein. Den „Westen“ anzugreifen, wir sollten vielleicht besser sagen: Die Städte der Nichtmuslime oder die kulturelle Moderne anzugreifen, das genau ist aus Sicht der „motivierten“ Dschihadkrieger Allahs Auftrag der „Zivilisierung der barbarischen al‑Dschâhiliyya“, der vorislamischen Zeit der frevlerischen Unwissenheit. Ob as‑Sadat oder Bush, ob Parlamente oder Päpste: Nichts als „Pharao“, Rückständigkeit und Unterentwickeltheit oder aber schuldhaftes Verhöhnen des vielfach vermuteten Gottes Allah.

Islamische Logik könnte so klingen: „Sträube dich nicht. Öffne dich. Du Demokrat oder auch Christ, deine Lebensform ist ein vorislamisches Fossil, ein Dinosaurier, und des baldmöglichen Aussterbens im Lichte Allahs wert. Nur Muslime sind von Allah bejahte Menschen. Du magst auch endlich die Schönheiten des Islams bekennen, wie Allah es für dich schließlich von Anfang an vorgesehen hat. Oder aber dein letztlich wertloser Körper wird schmerzvoll gerichtet, in der jenseitigen Hölle oder zusätzlich von Allahs Helfern hier im Diesseits, ebenfalls ganz im Sinne der Unausweichlichkeit. Sträubt euch nicht, Europäer, öffnet euch der Islamisierung! Denn Islam heißt Frieden“.

Erhellend, wenn Musharbash etwa ein selbst geführtes Gespräch mit einem einfachen Taxifahrer schildert oder uns berichten kann, wie ein terrorkritischer Londoner Geistlicher von seinen eigenen Radikalen zum relativen Widerrufen getrieben wird. Letzteres sollte man eigentlich rent‑a‑fatwa nennen dürfen: schnitze du dir als Terrorist deinen passablen Theologen. Von den Londoner Hasspredigern sagt der Autor leider nichts.

Erfreulich und irritierend überraschend, wie der Autor (198) dann doch zum sicherlich richtigen Schluss kommt, dass „keine Gehirnwäsche notwendig ist“, um sich als Dschihadist in den Irak aufzumachen und dort massenhaft Menschen zu ermorden. Warum kennzeichnet Musharbash dieses Tun aber nicht als das, was es ist, nämlich als krisenhaft islamisch?

Insgesamt trennt der Autor bei seiner Analyse der Lebensläufe der Terroristen beziehungsweise Dschihadkrieger psychisch‑subjektive Begründungen zu wenig von den sattsam bekannten machterpicht geheuchelten oder auch sozial erpressten Alibis. Über die Verantwortung der gewalttätigen islamischen Kindererziehung an der weltweiten islamistischen Gewalt hat Musharbash, Sohn einer Deutschen und eines Jordaniers, wohl noch nie nachgedacht. Auch das über viele Jahrhunderte praktizierte Grauen von dem alle Frauen versklavenden Religionsgesetz der Scharia sowie von einem in Europa immer noch kaum bekannten, geradezu rassistischen Kasten‑System namens Dhimma oder Dhimmitude übersieht der bikulturelle Autor ebenso großzügig wie die eineinhalb Jahrtausende alte theologische Plausibilität islamischer Kriegsführung.

Einer gottgefälligen Kriegskunst, die wir eurozentrischen Demokraten vielleicht völlig zu Unrecht als „Terrorismus“ wahrnehmen? In diesem Sinne wäre auch der Titel einer im Übrigen ausgesprochen lesenswerten Broschüre des nordrhein‑westfälischen Innenministeriums blanker Unsinn von und für Dhimmis: „Islamismus – Missbrauch einer Religion“, wo es wesentlich treffender hätte heißen müssen und Irshad Manji und Bassam Tibi und ein paar meiner muslimischen Freunde mir verzeihen mögen: „Islamismus – Gebrauch einer Religion“. Nicht Missbrauch, sondern Gebrauch. Anwendung. Umsetzung. Ausführung.

Sprache. Man rede doch also bitte von edler islamischer Kriegskunst – nicht von Terror. Wir Europäer sollten diesbezüglich bereits sprachlich wesentlich kultursensibler werden, das jedenfalls legt uns al‑Qaida ganz wohlwollend ans Herz.

Jacques Auvergne

Manifest der Zwölf

Oktober 17, 2007

Manifest der Zwölf:

Manifest

der Zwölf

Gemeinsam gegen den

neuen Totalitarismus

1. März 2006

Nachdem die Menschheit Faschismus, Nazismus und Stalinismus glücklich überwunden hat, sieht sie sich nun einer neuen globalen Bedrohung des gleichen totalitären Typus gegenüber, dem Islamismus.

Wir als Schriftsteller, Journalisten und Intellektuelle rufen zum Widerstand gegen diesen religiösen Totalitarismus auf und zum Kampf für Freiheit, Chancengleichheit und säkulare Werte für jeden und überall.

Die jüngsten Ereignisse, die sich in den Monaten nach der Veröffentlichung der so genannten dänischen Mohammed-Karikaturen zutrugen, sie haben uns Bedeutsamkeit und Notwendigkeit des Kampfes für jene universellen Werte wieder einmal deutlich gemacht.

Dieser Kampf wird nicht mit Waffengewalt entschieden werden können, sondern auf geistig‑kultureller Ebene gewonnen oder verloren. Wir erleben in diesen Jahren weder den viel beschworenen ’Zusammenprall der Kulturen’ noch einen etwaigen Gegensatz zwischen ’Orient und Okzident’. Vielmehr erleben wir einen weltweiten Kampf zwischen Rechtsstaat und Gottesstaat: zwischen Demokratie und Theokratie.

Wie alle Totalitarismen, so wird auch der Islamismus von Ängsten und Frustrationen genährt. Dabei stützen sich die Hassprediger gekonnt auf eben diese Emotionen, um ihre halbmilitärischen Gefolgschaften zu ordnen, welchen kaum verhohlen die Zielrichtung vorgegeben wird, die mancherorts bereits errungene Freiheit zu vernichten und die Ungleichheit zu erzwingen. Und wir sagen es laut und deutlich: nichts, nicht einmal die Verzweiflung rechtfertigt die Wahl von Obskurantismus, Totalitarismus und Hass.

Islamismus ist eine reaktionäre Weltanschauung, die Gleichheit, Freiheit und Säkularität tötet, wo immer sie den Ton angeben darf. Ihr Erfolg würde zu einer Gesellschaft der prinzipiellen Ungleichheit und der brutalen Ausbeutung führen, zu einer Gesellschaft, in der die Frauen durch die Männer unterdrückt werden und die Nicht‑Islamisten durch die Islamisten. Um das zu verhindern, kommt es darauf an, unterdrückten oder diskriminierten Menschen weltweit den Weg zu ihren universellen Rechten zugänglich zu machen.

Wir weisen einen jeglichen Kulturrelativismus zurück, der gerne darin besteht, es hinzunehmen, dass Männern oder Frauen aus der muslimischen Kultur im Namen einer ’Rücksichtnahme auf Kulturen und Traditionen’ ihr persönliches Recht auf Gleichheit, auf Freiheit und auf echte Religionsfreiheit vorenthalten wird.

Wir weigern uns, unseren kritischen Geist aus der modischen Sorge heraus zu verleugnen, der so genannten Islamophobie bezichtigt zu werden. Islamophobie, jenes fragwürdige Konzept, das die Kritik des Islams als rückständiges Glaubensgebäude mit der Ausgrenzung seiner gläubigen Individuen bewusst zu verwechseln trachtet.

Wir setzen uns vernehmlich für die weltweite Zugänglichkeit des Rechts auf Meinungsfreiheit ein, damit der Geist kritischen Denkens auf allen Kontinenten wehen kann, um bald jeden Missbrauch und alle Dogmen als solche erkennbar und benennbar zu machen.

Wir richten diesen Aufruf an die Demokraten aller Länder, auf dass das angebrochene Jahrhundert ein Zeitalter der Aufklärung sein möge und keine Epoche des Obskurantismus.

Mittwoch, den 1. März 2006

Erstunterzeichnende:

Ayaan Hirsi Ali

Chahla Chafiq

Caroline Fourest

Bernard-Henri Lévy

Irshad Manji

Mehdi Mozaffari

Maryam Namazie

Taslima Nasreen

Salman Rushdie

Antoine Sfeir

Philippe Val

Ibn Warraq

dt. v. gruppe pik, 17.10.2007