Prinzipienreiter nennt man die Menschen, die trotz besseren Wissens an Meinungen Forschungsergebnissen und Ideologien kleben. Es ist menschlich Fehler zu machen. Sollte sich herausstellen, etwa durch neue Erkenntnisse oder präzisere Untersuchungsmethoden, einen Sachverhalt falsch bewertet zu haben, ist es einfach dumm, auf dieser Irrlehre zu bestehen und sie weiter zu verbreiten. Wir würden dann beispielsweise noch heute an den Schwachsinn des Weibes glauben. Schon Konrad Adenauer meinte einmal: „Was kümmert mich mein dummes Geschwätz von gestern.“ Man kann über diesen bekannten deutschen Politiker durchaus geteilter Meinung sein, aber Grips hatte der.
Um uns zu orientieren und zu recht zu finden, bilden wir uns Urteile über Menschen und Umwelt. Doch können wir uns irren. In Abwandlung des Spruchs der Kopf ist rund, damit das Denken seine Richtung ändern kann, erinnere ich meine SchülerInnen öfters daran, dass wir einen kritischen Verstand haben, damit das Denken seine Richtung ändern kann. Ein für mich sehr wichtiger Lehrer war als Kind begeisterter Hitlerjunge, bis die damals ca. Zehnjährigen dazu aufgefordert wurden, ihr soziales Umfeld zu bespitzeln und RegierungskritikerInnen zu denunzieren. Seitdem kam er nur noch widerwillig zu den Treffen und versuchte sich zu drücken, wo er nur konnte.
Dieses Beispiel zeigt, auch Idole müssen überprüfbar, kritisierbar bleiben. Es beweist aber auch, dass jede/jeder die/der ihren/seinen klaren Verstand gebraucht, totalitäre Zwänge durchschauen und versuchen kann, sich aus totalitären Zwängen zu befreien, wenn sie/er nur genug Rückrad, Zivilcourage und Unterstützer/ Unterstützerinnen hat. Diese Eigenschaften werden zugegebenermaßen wesentlich durch Erziehung und Sozialisation stark beeinflusst, jedoch lernen wir außer am Modell auch durch Einsicht. Auch da ist unser Verstand gefragt, den wir lebenslang schulen können, durch gute Bücher, durch diskutieren mit vielen Menschen, die durchaus anderer Meinung sein können, durch gute Beispiele, durch eigene Erfahrung aber nie ohne Reflexion.
Koran und Scharia sind nach geltender Auffassung der wichtigsten sunnitischen und schiitischen Rechtsschulen und politisch-islamischen Strömungen nicht kritisierbar, weil der Inhalt von Allah selbst durch den Erzengel Gabriel an Mohamed übermittelt sein soll. Somit ist der fundamentalistische Islam prinzipientreu aber nicht reformierbar.
Pazifismus aus Prinzip ist im Extremfall Selbstmord. Ich denke es war Henryk M. Broder der es auf den Punkt brachte: ’Wenn die militanten Palästinenser ihre Waffen niederlegen, gibt es Frieden, wenn Israel die Waffen niederlegt, gibt es Kein Israel mehr.
Ümmühan Karagözlü
’Sapere aude’. Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen[1].
— Das Staatsverbrechen: Warum die Corona-Krise erst dann endet, wenn die Verantwortlichen vor Gericht stehen ( Dr. med. Gunter Frank…