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Koexistenz im europäischen Kalifat

Dezember 7, 2009

أندلوسيا

Andalusien (711-1492)

La Convivencia

Jacques Auvergne

Zum Buch von Peter Heine, Haitham Aiash (Hg.): »Vom 11. September zum 20. März« (Berlin 2006) unter besonderer Betrachtung der Aufsatze von Dr. Hamid bin Ahmad al-Rifaie: »Eine Zukunft für den Dialog zwischen Muslimen und dem Westen« (55-73) sowie Christoph Elsas: »Wieviel Freiheit der Religion verträgt die deutsche Gesellschaft?« (95-123).

Herausgeber ist der studierte Islamwissenschaftler, Philosoph und Ethnologe Christoph Heine (Berlin, Prof. Dr. phil der Philosophischen Fakultät III: Institut für Asien- und Afrikawissenschaften, Seminar für Geschichte Südasiens, Islamwissenschaft des nichtarabischen Raumes). Heine ist Mitgründer des soziokritisch-progressiv daherkommenden, „transkulturell“ (kalifatsfreundlich) denkenden und seit 2002 von der Islamwissenschaftlerin Ulrike Freitag geleiteten Zentrums Moderner Orient (ZMO (001) in Berlin. Dort veröffentlichen Schariaforscher wie Lutz Rogler (002) und Birgit Krawietz (003), die der deutschen Bevölkerung die verpflichtende FGM der šāfiʿīya ebenso verschweigen wie den walī muǧbir (Wali Mudschbir, Nötigender Heiratsvormund) aller sunnitischen Rechtsschulen.

Das ZMO will den orthodoxen Islam als modernisierbar darstellen und ist eine Gründung und Einrichtung der ‚Geisteswissenschaftlichen Zentren Berlin‘, in deren Vorstand der Islambeschöniger und Ahmadiyyaverharmloser Wolfgang Thierse (SPD) sitzt. Der anstudierte Germanist und Kulturwissenschaftler und heutige stellvertretende Bundestagsvorsitzende begann vor 45 Jahren sein Studium an der Berliner Humboldt-Universität, schweigt zur Grundrechtswidrigkeit der Scharia und sucht den Dialog mit Schariarichtern wie dem für seine Äußerung „The Jews are destined to be persecuted, humiliated, and tortured forever … where Hitler failed, we must succeed.“ bekannt gewordenen Sheikh Tayseer al-Tamimi (4).

Der Marburger Religionshistoriker Christoph Elsas ist seit 1988 Mitglied der Islamisch-Christlichen Arbeitsgruppe (ICA). Herr Elsas hat zwei Jahrzehnte lang Muße gehabt, die Menschenverachtung und Frauenfeindlichkeit der islamischen Orthodoxie kennen zu lernen, und das sogar innerhalb seiner – hoffentlich nicht zu knapp bezahlten – Arbeitszeit. Der Religionsgeschichtler schweigt zum walī muǧbir (5), und ihm fehlen die gelehrten Worte zur indonesischen FGM der in Südostasien vorherrschenden sunnitischen Rechtsschule aš-šāfiʿīya (6), männliche rituelle Beschneidung billigt er ausdrücklich, also auch ohne (absolute) medizinische Indikation. Schließlich will Elsas den Dialog mit dem Islam.

Elsas wirbt für den hoch angesehenen kurdischen Gelehrten und viersprachigen Gründer der schariatreuen Nur Cemaati bzw. Nurculuk-Bewegung, „Bediüzzaman“ Said Nursî (1876-1960) und dessen literarisches Lebenswerk Risale-i Nur (7)). Wie in den Kreisen der Nursibegeisterten völlig akzeptiert, zitiert auch Elsas wie beiläufig den iranischen Theofaschisten Moḥammad Ḫātamī (Chatami). Elsas, der seinen Aufsatz »Religious Freedom: Ideas From the Risale-i Nur for Living Together In A Multicultural World« auf der trilingual arbeitenden Seite http://www.nursistudies.org (englisch), das ist http://www.barlaplatformu.org (türkisch) sprich http://www.nuronline.com (arabisch) veröffentlichen lässt, übernimmt gewissermaßen das deutsche Gegengewicht zum Amerikaner Ian Markham (Virginia Theological Seminary, Alexandria, Virginia, nur zehn Kilometer von Washington D. C. entfernt). Markham huldigt als hochrangiger klerikaler Dhimmi in Washington am 11.08.2009 auf dem für einen US-seits erwünschten Türkeibeitritt zur EU werbenden „Rumi Forum“ (rumiforum.org), (8) dem angeblich menschenfreundlichen Islamguru: „What Christians Can Learn from Bediuzzaman Said Nursi“.

Ab 1978 war Allahkrat Ḫātamī Direktor des radikalen »Islamischen Zentrums Hamburg« (Schiiten). Von 1997 bis 2005 war der bei Christoph Elsas beliebte Hodschatoleslam (ḥuǧǧatu l-islām, das ist ein höchster Molla, doch noch kein Āyatollāh) der 5. Staatspräsident der iranischen Islamdiktatur und persönlich verantwortlich für die geheiligte Frauenentrechtung nebst Verschleierungsterror und für ungezählte islamisch korrekte Hinrichtungen in Form von Erhängen (nur bei Sonnenaufgang) beziehungsweise Steinigung für Delikte kultureller Vormoderne wie Verderbenstiften auf Erden (mofsed fel arz, mufsid fīl-arḍ) oder dem Vorwurf, ein Feind Allahgottes (mohareb, Enemy of God) zu sein. Alles Dialog oder was?

Was halten wir eigentlich für ein Buch in den Händen? Wo und wer ist der auf dem Buchtdeckel (und mit „Peter Heine“ allüberall im Internet, aber leider nur zu diesem Buch) genannte zweite Herausgeber, der auf Seite 215 als „Haitham Aiash. … wuchs in Damaskus und Köln auf und studierte dort Geschichte, Politik- und Religionswissenschaften. Seit 1992 arbeitet er in Berlin als Journalist für mehrere Nachrichtenagenturen“ vorgestellt wird?

Die Mitherausgeberschaft liegt doch nicht etwa bei jenem Haitham Aiash, der bei dem für seinen Israelhass bekannten (9), in London ansässigen „The Arab Center – for Strategic an Civilization Studies“ genannt ist (10)?

Bei weiteren Recherchen nach dem Mitherausgeber stoßen wir auf die Verlagsadresse des Verlages für Integration und Wissenschaft VIW, Sitz im Bundespressehaus, und auf „Aiash Saudi Arabia News Agency SPA Mohamad. Schiffbauerdamm 40 10117 Berlin, das ist auch im Bundespressehaus; Variante: „Haitham Aiash–Pressehaus- Schiffbauerdamm 40“, Variante: „Mohamed Aiash Saudi Arabia News Agency Schiffbauerdamm“, ganz woanders auf eine Berliner Anschrift „Aiash Haitham, Lützowufer 25“.

Die Sache wird nicht erleichtert, indem Professor Peter Heine, der Deutsche sogar im Bild, auf seiner Seite erst „Haitham Aiash“ und dann „Aitham Aiash“ schreibt. Andernorts bietet uns ein Muḥammad ʿAyaš Hayṯam uns ein sorgfältig eingestelltes Foto von Hassprediger Muslimbruder Scheich Yūsuf al-Qaraḍāwī, sogar mit der E-Mail-Anschrift Deutsch-arabpresse-aiash@t-online.de – dieselbe Adresse verwendet sicherlich keinem anderer Muḥammad ʿAyaš Hayṯam, der den Nickname Free Muslim verwendet. Klärung über den siebzehn Jahre lang als Journalist tätigen Herrn ist erbeten.

Für Herrn Elsas ist es ein Zeichen der Toleranz, seinen Text in einem Buch unterzubringen, in dem der echt islamische Lügenbold Ḥāmid ar-Rifāʿī (Dr. Hamid bin Ahmad al-Rifaie) den diskriminierenden orthodoxen Islam wahrheitswidrig als friedfertig und human darstellen darf:

Mehr als 14 Jahrhunderte lang hat der Islam vor Ungerechtigkeit, Unterdrückung und Aggression gewarnt.

Er habe vor sich selber gewarnt? Wohl kaum, denn Mordaufträge, Vergewaltigung, Zwangskonversion, Erpressung und Tötungsbereitschaft sind in Mohammeds politischem Kult namens Islam pädagogisches Programm. Freilich gilt der Gehorsamsverweigerer (Islamverweigerer) als Friedensfeind und Aggressor.

Gerechtigkeit, Frieden und unbehinderte Koexistenz sind der Ursprung von guten Beziehungen zwischen den Gemeinschaften. Konflikt stellt eine Ausnahmesituation dar, die durch eine Tendenz zur Unterdrückung und Aggression hervorgerufen wird. Gerechtigkeit ist die Quelle aller Tugenden und gewährt Sicherheit. Unterdrückung und Aggression sind die Quelle aller Laster und Korruption.

Gemeinschaften, der Plural verrät das Millet-System. Dhimmitude, aber bitte ganz harmonisch.

Mann und Frau sind Partner und tragen gemeinsam die Verantwortung für ein Leben auf der Grundlage von Gleichberechtigung und Ausgeglichenheit.

Richtig, Mann und Frau sind im Islam nicht gleichberechtigt.

Durchsetzung von Gerechtigkeit und Frieden, Achtung der menschlichen Würde. … Die Menschheit ist eine Familie, in der es keine Diskriminierung gibt. … Kulturelle Vielfalt ist eine dringende Notwendigkeit, um die Integration der Kulturen zu gewährleisten.

Die Entrechtung jeder nichtmuslimischen milla, Glaubensnation, ist aus Allahs Sicht ja vielleicht keine Diskriminierung, sondern „Gerechtigkeit“. „Kulturelle Vielfalt“ bedeutet übersetzt: kulturelle Apartheid, geheiligte Segregation. Den Plural, „Kulturen“, finden wir inzwischen bei der demokratiegefährdenden Islambewerbung von der UN-nahen Allianz der Zivilisationen (AoC), ebenso in der Formulierung „Dialogue between Civilisations“ auf http://www.science-islam.web (11).

Es muss betont werden, dass religiöse Werte keinen Hass hervorbringen dürfen und dass damit Blutvergießen keinesfalls gerechtfertigt werden kann. Selbstverteidigung ist ein Recht, das von den Religionen und den internationalen Gesetzen garantiert wird.

Der Feind Gottes hat es sich selbst zuzuschreiben, wenn er geköpft wird, da ist seitens der zum Spezialstaatsbürger gewordenen Muslime kein Hass im Spiel, eher das seit 1979 im Iran gelebte „Islam heißt Liebe“.

Ungerechtigkeit ist sowohl zwischen einzelnen Personen verboten wie auch zwischen den Gemeinschaften, denn sie ist der Ursprung von allen Übeln. Menschliches Leben ist unantastbar; einen Menschen zu töten ist gleichbedeutend mit der Tötung aller Menschen.

Ungerechtigkeit verbieten lassen, großartige Idee für einen neuen Paragraphen im bundesdeutschen Strafgesetzbuch? Saudi-Arabien und der Iran bringen jährlich Dutzende oder auch Hunderte von Menschen um, mit der beim frömmelnden Schwätzer al-Rifaie behaupteten „Unantastbarkeit“ geht Allahgott offensichtlich sehr großzügig um.

[Seite 71] Die Familie, gegründet auf einer legalen Heirat zwischen Mann und Frau, sind die Basis einer gesunden bürgerlichen Gesellschaft. Die Familie stellt einen unabdingbaren Bestandteil der Komponenten einer bürgerlichen Gesellschaft dar.

Das Heiratsalter beträgt neun oder zehn Jahre, die elfjährige schwangere Ehebraut ist Teil der Scharia, der Vater verheiratet die Jungfrau als Wali Mudschbir zwangsweise, bis zu drei weitere Frauen lassen sich dazuaddieren und die Verstoßung erfolgt durch dreimaliges Aussprechen von „ṭalāq“, das Kleingedruckte ihres Vertrages zur Imam-Ehe bietet der Frau keine Rechtssicherheit. Kinder gehören immer der Familie des Vaters. Die Mutter hat im Islam schließlich kein Recht auf ihre Kinder, sie ist Brutmaschine, Produktionsstätte von künftigen Männerrechtlern.

Wie Christoph Elsas uns verschweigt, fordert der angeblich familienorientierte Islam, der orthodoxe Islam, von allen Staaten Europas die Implementierung des frauenfeindliches Sonderrechts der Scharia: „Wir fordern die Anerkennung des Islamischen Rechts im Personenstandsrecht und Familienrecht. Opening the way for the Muslim law to be recognized in matters of personal status such as the Family Law“, so tut es Mustafa Cerić ganz Europa völlig ehrlich kund, hier auf einer Seite aus Malaysia (12).

Der Allahkrat hat den Status eines Raʾīsu l-Ulamāʾ (wörtlich Führer der Gelehrten, bosnisch Reis-ul-ulema), eines Großmuftis, das entspricht in seinem Fall weniger einem Erzbischof, eher schon einem Kardinal vor seiner Wahl zum Papst. Unseren Politikern verschlägt ein solches machtpolitisches Selbstbewusstsein die Sprache, sie schweigen zum orthodox-islamischen Separatismus im Familienrecht, der das staatliche Gewaltmonopol beenden würde und überschütten den Bosnier, sozusagen sicherheitshalber, mit Einladungen (CIG nebst NRW-Integrationsminister Armin Laschet, Bergisch-Gladbach am 27.10.2007 (13)) und Preisen (der damalige Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble in der Hofkirche der Münchner Residenz am 22.11.2008 (14)) . Der jeweils herbeigeeilte evangelische und katholische Klerus wittert für sich selbst einen zwar wenig jesuanischen, dafür geradezu mittelalterlichen Machtzuwachs und arrangiert sich mit der islamrechtlichen Rolle als zweitklassiger Klerus. Immerhin sind die Juden in der Dhimmitude drittklassig und die widernatürlichen Atheisten endlich wieder zu vernachlässigen.

Aus diesem Grunde möchte ich … die Hersteller von Massenvernichtungswaffen daran erinnern, dass Wissenschaft eine Barmherzigkeit Gottes ist. … und schließlich möchte ich die Intellektuellen daran erinnern, dass unsere Welt von einem riesigen Feuer bedroht ist. Es ist die Pflicht eines jeden, zumindest einige Tropfen Wasser auszugießen, um diesen Welt-Holocaust auszulöschen.

Die Telefonnummer des iranischen Diktators und Präsidenten müsste Professor ar-Rifāʿī doch haben. Andererseits kann Mahmūd Ahmadī-Nežād jetzt mit der Einwilligung des bei Peter Heine (ZMO) predigenden Herrn ar-Rifāʿī unbedenklich an der Atombombe bauen, solange nur die dankbare an-niyya gegeben ist, die islam-fromme Absicht. Ob Israel und die USA der ganzen Welt nicht mit einem grausigen Feuer drohen und der Waffenbau des Iran nur das humanistische Feuerlöschen verkörpert? Könnte es doch darum gehen, einen neuen Massenmord zu verhindern, bei dem die weltweiten Muslime schließlich keinesfalls die millionenfachen Opfer sein dürfen.

Wie al-Rifaie im Zentrum des globalen Ölreichtums Verbandsfunktionäre oder Lobbyisten aus aller Welt empfängt, zeigen diese Fotos aus Saudi-Arabien, er ist der Mann mit dem schwarzen oder silbergrauen Mantel mit Goldborte (15).

Seines Zeichens ist der arabische Münchhausen Chemieprofessor im saudischen Ǧidda (Jeddah), Präsident des dem wahhabitischen Muslim World Congress (MWC) untergeordneten International Islamic Forum for Dialogue (IIFD (16)) sowie Beauftragter für daʿwa (islamische Mission) der gegen „Islamophobie“ und „anti-islamische mediale Berichterstattung“ kämpfenden, streng am orthodox-islamischen Menschenrechtsbegriff (Scharia) ausgerichtete Organization of the Islamic Conference (OIC).

Derzeitiger Präsident der OIC ist der türkischstämmige, 1943 in Kairo geborene Historiker und Chemiker Ekmeleddin İhsanoğlu ist (17)). İhsanoğlu studierte in Kairo, Ankara sowie von 1975 bis 1977 in Exeter (UK), arbeitete als Bibliothekar im orientwissenschaftlichen Seminar von Kairo und als Dozent für Türkische Literatur und Sprache. 1984 konnte er für die Universität von İstanbul das Fach Wissenschaftsgeschichte begründen, welches allerdings im Jahre 2000 durch den laizistischen Hochschulrat YÖK (Yükseköğretim Kurulu) geschlossen wurde.

Türkei

Die Istanbuler Uni wurde uns durch das mutige Wort ihres damaligen, nachfolgend allerdings suspendierten Direktors und Mediziners Kemal Alemdaroğlu bekannt: „Wenn das Türban-Kopftuch freigelassen wird, wird die Türkei zur Hölle (cehennem) (18).“ Wir dürfen annehmen, dass der gottesfürchtige ehemalige Istanbuler Student İhsanoğlu anders über den ḥiǧāb denkt als der säkulare, seines Amtes enthobene und am 21. März 2008 im Rahmen der Ergenekon-Verschwörungen verhaftete Medizinprofessor, der sich zur modernen Demokratie bekennt und der die Verhaftung sowie Anklage wegen Verschwörung und angeblicher Planung eines Staatsstreiches als Folge seines Bekenntnisses als Säkularer, AKP-Kritiker und Kopftuchgegner deutet (19). Kopftuchfreunde scheinen neuerdings Karriere zu machen, ob in Kairo oder İstanbul.

Neben dem einstigen Hochschulpräsidenten Kemal Alemdaroğlu wurde İlhan Selçuk als der lebenslange Demokrat und 83jährige Herausgeber der 1924 gegründeten links-kemalistisch ausgerichteten Zeitung Cumhuriyet („Die Republik“), der ältesten Zeitung der modernen Türkei, ebenso verhaftet und der Planung eines Putsches angeklagt wie der linksnationalistische Extremist Doğu Perinçek von der Arbeiterpartei (İşçi Partisi, İP). Die auch bei dieser Verhaftung und Anklage beschworene mysteriöse „Terrorgruppe“ Ergenekon ist womöglich schlicht ein Medienpopanz oder auch ein (hoch willkommenes) Konstrukt der Islamisten.

Die den Islam konzeptionell verweigernde İP (http://www.ip.org.tr/, TV-Sender http://www.ulusalkanal.com.tr/) will traditionell eine klassenlose Gesellschaft und Räterepublik, den Ausstieg aus der NATO, keine EU-Mitgliedschaft und die totale Ausrichtung am quasireligiösen Dogma eines dem Rest der Welt bereits unangenehm bekannt gewordenen Politkultes namens Wissenschaftlicher Sozialismus. Von 2002 bis 2007 stieg ihr Wahlergebnis von vernachlässigenswerten 0,36% auf 0,52%. Ein Putsch sieht anders aus, obschon die İşçi Partisi seit ein paar Jahren verstärkt nationalistisch-kemalistische, eurasistische, und rassistisch-antikurdische Misstöne von sich gibt und den Völkermord an den Armeniern leugnet.

Cumhuriyet-Herausgeber İlhan Selçuk war ebenso wie der 1993 mit einem Bombenanschlag ermordete Linksintellektuelle und Cumhuriyet-Autor Uğur Mumcu (http://www.umag.org.tr/) sehr reales Folteropfer eines gar nicht fiktiven Staates im Staate, der heutzutage der Tiefe Staat (Derin devlet) genannt wird. Aufklärer Selçuk und Bürgerrechtler Mumcu („Ein Mörder ist ein Mörder, ob er nun von der politischen Rechten stamme oder der Linken“) wurden in die Villa ‚Ziverbey köşkü (20)‘ in İstanbul-Erenköy verschleppt, in der ab dem Militärputsch von 1971 gefoltert wurde. Die alevitisch-türkische Sängerin Selda Bağcan widmete dem ermordeten Demokraten Uğur Mumcu ein Lied – »Uğurlar Olsun (21)«.

Der Tiefe Staat ist ein Dschungel von Gruppierungen der Sicherheitskräfte, Politik, Justiz, Verwaltung und Mafia (insbesondere Killerkommandos), der etwa beim Susurluk-Skandal (03.11.1993) offenbar wurde. Damals kam bei einem Autounfall der von Interpol gesuchte Heroindealer Abdullah Çatlı zu Tode. Çatlı hatte langjährige Kontakte zum Papst-Attentäter Mehmet Ali Ağca, dem eine Mitwirkung am siebenfachen Mord an Kommunisten im Jahre 1978 nachgesagt wird (Bahçelievler-Massaker), sowie Kontakt zu Neonazis in aller Welt und dabei natürlich auch zu den ranghöchsten türkischen rechtsradikalen Parteimitgliedern der Grauen Wölfe (Bozkurtlar, das sind die Mitglieder der MHP bzw. Milliyetçi Hareket Partisi).

Herr Çatlı war nicht allein im Fahrzeug, neben ihm saß der stellvertretende Polizeipräsident Istanbuls namens Hüseyin Kocadağ und im Auto befanden sich etliche mit Schalldämpfer ausgerüstete Handfeuerwaffen, einige tausend Dollar in Scheinen und ein bisschen Rauschgift. Zwei weitere Menschen saßen im Fahrzeug, die leider ebenfalls beim Unfall verstorbene Ex-Schönheitskönigin Gonca Us, Çatlıs Lebensgefährtin, sowie ein Politiker und der Doğru Yol Partisi (DYP, Partei des Rechten Weges; Gründer war der liberal-marktwirtschaftlich orientierte Süleyman Demirel) aus „Urfa“ namens Sedat Buca.

Urfa

Urfa heißt eigentlich Şanlıurfa und ist seit der Antike als Edessa bekannt gewesen. Mehrere Jahrhunderte lang war Urfa Sitz christlicher Gelehrsamkeit. Im Islam gilt die ar-Ruhā genannte Stadt als Geburtsort Abrahams. Die »Arbeitsgruppe Anerkennung» weiß zur Stadtgeschichte der Jahre 1895/96: „In Urfa, wo Armenier ein Drittel der damals 60.000 Einwohner ausmachten, schlachteten kurdische Irreguläre der so genannten Hamidiye-Kavallerie 13.000 aramäischsprachige Christen in der Stadt und ihrer Umgebung ab. Die Lebendverbrennung von 3.000 Armeniern am 29. Dezember 1895, die sich vor Massakern in ihre Kathedrale geflüchtet hatten, bezeichnete die amerikanische Augenzeugin und Missionarin Corinna Shattuck mit dem aus der Bibel entlehnten Begriff Holocaust („Ganzbrandopfer“). Andere Zeitgenossen wie der französisch-jüdische Journalist Bernard Lazare umschrieben mit Holocaust den gesamten Massenmord des Jahres 1895 an osmanischen Christen. In dieselbe Kathedrale sperrten 1915 die Ortsbehörden armenische Deportierte, die als Zwangsprostituierte Militär- und Gendarmerieangehörigen zur Verfügung standen (22).“

Kopftuch

Der Istanbuler Wirtschaftsprofessor Toker Dereli warnt vor einer politisch folgenreichen Toleranz gegenüber der islamischen Kleidung: »Das Kopftuch ist ein Sinnzeichen, das eine Weltanschauung repräsentiert. Viele Leute, die gerne Kopftücher sehen möchten, würden ebenso gerne ein Regime sehen wie das im Iran (23)«.

Christoph Elsas

Für Christoph Elsas ist Allahs schiitischer Terrorstaat mit seinem Führungsprinzip der allein (und dabei nur vielleicht) das Heil gewährleistenden Welāyat-e Faqīh, der Herrschaft der Obersten Rechtsgelehrten kein Problem, bei der die geheiligte, alle Frauen und Nichtmuslime entrechtende und gegen Ex-Muslime oder sonstige Gotteslästerer Todesurteile aussprechende Geistlichkeit die repressive (islamische) politische Gewalt und irdische Staatsführung stellvertretend für Gott Allah beziehungsweise für den erwarteten Zwölften Imam ausübt.

Nein, der freundliche Professor kultiviert den Dialog mit dem Islam und bewirbt auf Seite 121 das diskriminierende Islamische Recht, die kulturrassistische Scharia (šarīʿa): „Gotteserkenntnis [vollzieht sich] … nicht über Vernunftverstehen, sondern individuell über Herzensvereinigung und dann kollektiv über das Studium von Schöpfung und Heiliger Schrift [worauf uns S. M. Khatami hinweist, vgl. Fußnote 51]“. Gegen die juristisch einwandfreie Zwangsverschleierung jeder Iranerin mit einem Stoffsack hat der tolerante Herr Elsas nichts einzuwenden. Wozu auch, der ḥiǧāb, im Iran pardā genannt, ist schließlich Religionspflicht, Elsas bevorzugte freilich das Wort Religionsfreiheit, als er mit Veranstaltern wie Thomas Lemmen (CIG), Ali Bardakoğlu (der von der AKP-Regierung berufene Diyanet-Präsident für die der Türkei, ausgebildeter Assistent für šarīʿa am Hohen Islamischen Institut zu Kayseri, Jürgen Micksch, und Ali Dere (Diyanet; Ankara) im Juli 2004 in der Frankfurter Goethe-Universität („Der Streit ums Kopftuch“) sprach (24).

Nursi

Auf Nursî berufen sich die 1979 in Köln gegründete Islamische Gemeinschaft Jama’at-un Nur (Ǧamāʿatu n-Nūr, vgl. http://www.lichtstr.de) ebenso wie die önomomisch und bildungsorientiert daherkommende, „undurchsichtige islamistische Sekte mit Konzernstruktur“ (Kelek) um den türkischen Nationalisten Fethullah Gülen (25). Die Ǧamāʿatu n-Nūr, wörtlich Gemeinschaft des Lichts, ist Mitgründerin des streng an der Scharia ausgerichteten Islamrates für die Bundesrepublik Deutschland (IR; Vorsitzender ist seit 2002 Ali Kızılkaya), dessen größter Mitgliedsverband die extremistische Millî Görüş (IGMG) ist.

Die Gemeinschaft erstrebt einen Staat mit dem Koran als erster Quelle der Gesetzgebung und Rechtssprechung sprich ein Kalifat, beschreitet den Pfad des Dialoges mit den Nichtmuslimen und verquirlt dazu die Zitate von Said Nursi mit denjenigen von Dietrich Bonhoeffer und Alfred Delp, prominente Sprecher sind Rüstem Ülker, welchem der als dreizehnjähriges Kind zum Islam konvertierte gelernte Psychologe (Volldiplom) Wolf D. A. Aries gelegentlich sekundiert (26). Wolf Dieter Ahmed Aries war 25 Jahre lang Leiter der Volkshochschulen Velbert beziehungsweise Gütersloh und saß 2003 im Vorstand der GMSG, der den Top-Islamisten Ibrahim el-Zayat umgebenden Gesellschaft Muslimischer Sozial- und Geisteswissenschaftler (27).

Elsas:

»Wieviel Freiheit der Religion verträgt die deutsche Gesellschaft? Überlegungen aus dem christlich-islamischen Dialog«

So lautet der 2006 veröffentlichte Aufsatztitel von Prof. Christoph Elsas, der etliche seiner Gedanken aus „Religionsfreiheit. Denkanstöße aus dem Risale-i Nur für das Zusammenleben in einer multikulturellen Welt“ fast wortgleich wiederholt, einem Kapitel im Buch von Wolf D. A. Aries, Rüstem Ülker (Hg.): „Dietrich Bonhoeffer, Alfred Delp und Said Nursi: Christentum und Islam im Gegenüber zu den Totalitarismen“, welches nach eigener Aussage die Ergebnisse aus dem 2. Said-Nursi-Symposium (Haus der Geschichte, Bonn 2004) zusammenfasst.

Ad fontes. Wozu der osmanisch-mystische Umweg, statt Guru Nursi besser gleich zu den Wahhabiten nach Dschidda und Mekka (VIW-Verlag 2006).

Elsas:

Raddatz warnt davor, die Gewaltbereitschaft und den Hass auf die sogenannten “Ungläubigen” … nur den Fundamentalisten zuzuschreiben

Der dem Freundeskreis der mittlerweile die Hälfte der britischen Moscheen kontrollierenden, radikalen, ursprünglich indischen Deobandi-Bewegung (beziehungsweise ihrem pakistanischen Ableger Darul ‚Uloom (Dāru l-ʿUlūm, (Karači, Pākistān) zuzurechnende Nordamerikaner Khalif Baig (www.albalagh.net) möchte etwas von der Welt verstehen, ohne in der kulturellen Moderne anzukommen. Dazu zitiert der häufig auf http://www.beautifulislam.net predigende Herr Baig qurʾān und ḥadīṯ: „The Believers are but a single Brotherhood“ (Sure 49 al-ḥuǧarāt, 10) und „A Muslim is the brother of another Muslim. He does not oppress him, nor does he leave him at the mercy of others“ (Ṣaḥīḥ Muslim), der Nichtmuslim ist zum Ersten eben kein Bruder und hat zum Zweiten auch nirgendwo über einen Muslim zu gebieten.

Khalid Baig orientiert sich am dschihadistischen Religionsverständnis von Muḥammad Taqī ʿṯmānī (Taqi Uthmani), dem ehemaligen Richter im Scharia-Senat (Shariah Appellate Bench) des Höchsten Gerichts Pakistans (Supreme Court of Pakistan) und ehemaligen Richter im Bundes-Scharia-Gerichtshof von Pakistan (Federal Shariat Court of Pakistan). Taqī ʿṯmānī hält Angriffskriege gegen Nichtmuslime für islamisch gerechtfertigt. Der Hanafit Baig zitiert den Gründer der missionarisch-revolutionären Partei Jamaat-e-Islami (JI), Sayyid Abūl Aʿlā al-Maudūdī, verlinkt zum antiwissenschaftlich agitierenden Kreationisten Harun Yahya und ist auf http://www.beautifulislam.net Ratgeber zum Thema allgemeine Menschenrechte (unwürdig, unsittlich), Mutterschaft (Lebenszweck der Frau), Kinderrechte (Recht auf Zwangsverheiratung) und weibliches Haupthaar (Recht auf Verhüllung).

Harun Yahya ist der türkische zeitweise Holocaust-Leugner und ehemalige Antisemit Adnan Oktar, war Kolumnist bei der am radikalen Kalifats-Ideologen Necmettin Erbakan orientierten Zeitung Millî Gazete und des fundamentalistisch-christlichen Institute for Creation Research (ICR) in San Diego (Kalifornien) und kooperiert heute mit den christlichen Kreationisten des Intelligent Design um den Theozentriker Michael J. Behe. Herr Oktar genannt Yahya ist Herausgeber des wissenschaftsfeindlichen volksverdummenden »Atlas der Schöpfung«, in Frankreich ist dieses mehrere Kilogramm schwere Buch verboten, das vor zwei Jahren massenhaft unverlangt staatlichen Schulen etwa in Nordrhein-Westfalen zugestellt wurde, laut Helmut Frangenberg (Kölner Stadt-Anzeiger vom 19.09.2007) beispielsweise sämtlichen Kölner Biologie- und Philosophielehrern. Jens Lubbadeh dachte 2007 über diesen Islamisten nach: »Mit Allah gegen Darwin« (28). Der Said-Nursi-begeisterte Religionsprofessor Dr. Christoph Elsas ist zu Harun Yahya leider so stumm wie ein Fisch, dafür plädiert er für die Zulassung des deutschen Lehrerinnenkopftuches.

Nach dem Grundsatz der geheiligten Meidung der Nichtmuslime und ihrer Verhaltensweisen, islamrechtlich »al-walāʾ wal-barāʾa« etwas frech übersetzt mit „Lieben für Allāh, Hassen für Allāh“, hat der Muslim die mit Ekel zu befrachtenden Ungläubigen ein wenig zu mobben. Der im Iran und in Saudi-Arabien gesetzlich vorgeschriebene Kulturrassismus hat seinen Ursprung im Koranwort Vers 51 der Sure 5 „Nehmt euch nicht die Christen und Juden zu Freunden“. Sure 9:29 verlangt den Status des Christen oder Juden als ḏimmī, der solange und so sehr zu quälen ist, bis er die ǧizya bezahlt, was in einer bereitwilligen Unterwerfung zu geschehen hat, er möge sich erniedrigt, gebändigt, unterworfen (ṣāġirūn) fühlen. Der Textverfälscher (Jude) und der Verbreiter des verfälschten Textes (Christ) mag sich ja besinnen und zurück zu jener wahren Religion (al-islām) finden, zu der er von seinem angeborenen Wesen (fiṭra) aufgerufen ist, seinem Hingeschaffensein auf Allahgott hin.

Die Welt ist mit ganzem Einsatz zu islamisieren, beginnend mit dem Nahbereich von Familie (Kopftuchzwang, Tugendterror, Geschlechtertrennung, Betpflicht, arrangierte Ehe) und Straßenzug (Überwachung auf korrektes Beten und Fasten, Etablierung vorerst inoffizieller Sittenwächter und Religionspolizisten). Die Umgestaltung (islam-ideologisch: Harmonisierung, Verbesserung) des Lebensraumes erfolgt anhand des Grundsatzes »al-amr bi-ʾl maʿrūf wa-ʾn-nahī ʿani ʾl-munkar«, „Ihr gebietet, was recht ist, und verbietet, was verwerflich ist“, vorausgegangen war die Klarstellung: „Ihr seid die beste aller Gemeinschaften“ (Koran 3:110). Nichtmuslime sind damit, sittlich gesehen, Barbaren, und, juristisch-nüchtern, diskriminierungswürdig.

Der Marschbefehl des Islamisierens ist die so genannte ḥisba.

Raddatz liegt richtig, wenn er davor warnt, sich für den offiziellen Dialog einer Islam-Fiktion zu bedienen. Elsas warnt anders, nämlich diffamiert alle Schariagegner als: …

97. … Feinde der Differenz.

Zur wertgeschätzten „Differenz“ des Herrn Dr. Christoph Elsas gehören zwangsverheiratende Väter (walī muǧbir) und zehnjährige Ehefrauen offensichtlich ebenso wie Burka und Tschador im Stadtbild oder parallelrechtliche Scharia-Familiengerichte.

Das Recht der Lehrerin, im Unterricht an einer staatlichen Schule ihren ḥiǧāb zu tragen, verteidigt der Marburger Professor für Religionsgeschichte:

101. … wobei Erziehung zur Toleranz das Lehrpersonal gerade nicht zu einer „letztlich standpunktlosen-absoluten Neutralität“ verpflichtet.

Auch wir sind den sich hinter der Religionsfreiheit versteckenden Relativierern und Ironisierern der Geltung der allgemeinen Menschenrechte gegenüber alles andere als „neutral“. Der geheiligte Kulturrassismus der šarīʿa soll in Europa beziehungsweise Deutschland die Freiheitsrechte für niemanden einschränken.

98. takiya … davon nährt sich das Schreckgespenst einer geheimen Verschwörung, in der uns nicht nur Bin Ladens Terrororganisationen, sondern auch … Islamisten aller Art und überhaupt „der Islam“ bedrohen.

Wer den orthodoxen Islam für eine Bedrohung der säkularen (freiheitlichen) Demokratie hält, müsse also verhetzt oder fehlgeleitet sein.

101. [Lehrerinnenkopftuch; Kopftuch] Methodologisch gilt: „Die Zeichen müssen zuerst im eigenen Kontext gelesen werden“, was etwa bedeutet, wenn wir eine Kopftuchträgerin sehen, unsere „Deutung hintanzustellen“.

Dieses „Wie sehen Sie denn das?“ und „Meine Interpretation soll jetzt nicht so wichtig sein“ sage der entgrenzt tolerante Herr Elsas doch bitte jedem Neonazi, der einen Pullover mit provokantem Hakenkreuz trägt. Der junge Nazi wird sein Zeichen freiwillig tragen und darüber glücklich sein, einen Applaus für das Verkörpern von „Differenz“ (Elsas) zu bekommen.

Dass der Kopftuchterror mit der „schwarzen Pädagogik“ (schariatreue Islampädagogik) nicht nur mit Prügel und sozialer Ächtung, sondern auch mit der gezielten Einschüchterung und Angsterweckung vor ewiger Schmach und Verdammnis (ǧahannam, Hölle im Islam) arbeitet, ist für Christoph Elsas nicht der Rede wert.

Korrekt wenn auch ohne Nennung des Verfassers zitiert Elsas eine Verlautbarung von Schariafreunden vom 21.04.2004, mit dem der deutsche Staat trickreich ermuntert wird, den Religionsgemeinschaften ein gehöriges Maß an fundamentalistischer Indoktrination zuzugestehen und vielleicht ja auch ein wenig vom noch bestehenden staatlichen Gewaltmonopol („zwingendes religiöses Gebot“) abzugeben:

103. »Diese Neutralität bedeutet, dass der Staat sich weder für noch gegen eine bestimmte Religion engagieren darf. Gemäß dem Grundgesetz liegt demnach die Deutungshoheit über Inhalte einer Religion und die Definition darüber, was ein zwingendes religiöses Gebot ist, nicht beim Staat und dessen Volksvertretern, sondern einzig bei den Religionsgemeinschaften.«

Und Islam wird Staat. Die Islamisierer, man kann ihre sechzig Organisationsnamen von Islamische Föderation Berlin, ZMD, Millî Görüş bis IGD nachlesen (29), werden konkret:

»Gleichwohl gebietet der Islam, nach allen islamischen Rechtsschulen, das Einhalten bestimmter Bekleidungsvorschriften, und zwar für Mann und Frau. Der Frau ist geboten, sich bis auf Hände, Füße und Gesicht zu bekleiden, dazu gehören einstimmig die Kopfhaare.«

Ḥiǧāb zwangsweise. Ist die islamische Religionspflicht der Verschleierung mit Mufti Elsas nun deutscher Rechtsbestand? Nein, zum Glück gilt hier nicht die allein heilsgewährende, bosnisch »Šerijat«, griechisch Σαρία genannte Frauenentrechtung (politischer islām) mit ihrer unvermeidbaren Folge einer staatlichen Apartheid von rechtsverschiedenen Glaubensnationen, sondern das säkulare Grundgesetz. Maryam Namazie nennt das: One Law For All.

105: spricht Nursi ja damit an, dass die Scharia den Menschen verändere, indem sie „eine Barriere gegen die Angriffe der Natur bildet“

DÜNYA-AHİRET, Dunya-Achira.

Im trügerischen, der um der Rettung des Seelenheils willen der islamischen Nutzbarmachung zu unterwerfenden Weltlichen, der ad-dunyā, lügt und zerstört der islamisch verbürgte Satan, der iblīs, auch ʿazāzil genannt. Hier auf Erden wabern ferner die Teufel (aš-šayaṭīn, Sg. aš-šaiṭān), schleichen die das Gemeinwohl gefährdenden Heuchler (al-munāfiqūn, Gottesfeinde, Harbis, Dschinnen, Juden, Christen und Frauen umher und betören und verführen dich und leiten dich vom rechten Pfad ab. Nur bei Allahgott ist der Ausweg, sonst wäre er nicht allmächtig. Wer also der Natur, dem Gefühl oder dem Verstand folgt und nicht dem, was der Koran über Natur, Herz und Verstand vorschreibt, wird unbeschreiblich grausam bestraft werden. Es gibt keine wissenschaftliche Kausalität, nur Allahgott schafft den Kausalzusammenhang.

Die Welt und die Aufgabe des Menschen in ihr dürfen nicht anders gedeutet werden, als es Muḥammad mit Billigung Allahs vorgab, als die Hadithsammler Mohammeds Befehle erklärten und als es die höchsten Gelehrten in Islamisches Recht umsetzen, jede andere Welterklärung als die islamische muss zwingend mit teuflischer List verunreinigt sein: „Dies ist ihr Lohn – die Hölle –, weil sie ungläubig waren und Spott trieben mit Meinen Zeichen und Meinen Gesandten“ (Koran 18:107, Ahmadiyya-Übersetzung). Nur das nach dem Vorbild des Propheten korrekt nachgeahmte Verhalten führt dich im Jenseits der maßgeblichen al-āḫira, vielleicht, in die ewige Gottesnähe.

Islamisches Gesetz (Scharia) ist vom Familienoberhaupt mit Liebe, Vorbild, Ermahnung, sanfter Gewalt oder grober Gewalt durchzusetzen, er ist dabei prinzipiell ebenso ein Statthalter (Kalif) der Gottheit, wie der örtlich zuständige Herrscher dem Islam nicht im Wege stehen darf. Auferlegte Verschleierung des weiblichen Leibes, allerseits zu akzeptierende Polygynie, der Tochter einen Polytheisten oder Atheisten zu heiraten verbieten und einer Frau die Erlangung der Staatsführung, all das ist ebenso in Frömmigkeit praktizierter Gottesdienst wie juristisch einklagbare, absolut umzusetzende Pflicht. Nach der Scharia ist die muslimische Frau unbedingt und auf eine charakteristische Weise zu entrechten. Derartiger Glaubenstreue haben die sittlich geringerwertigen Säkularen in der Bundesrepublik Deutschland gerade auch nach Artikel 4 Grundgesetz (Religionsfreiheit) nicht im Wege zu stehen, der fremdenfreundliche Herr Elsas verhält sich schariakonform.

Europas Lehrer werden bald beginnen können, angesichts des von Rowan Williams (Februar 2008), Lord Phillips (Juli 2008), Christian Giordano (Dezember 2008) und Mathias Rohe (2009) herbei geflehten Schariarechts die Attribute freiheitlicher Demokratie mit der Vergangenheitsform beschreiben zu lassen: Es war einmal …

105. Im Islam richten sich die Rechte der einzelnen Personen nach ihrer Stellung und ihren Pflichten in der Gemeinschaft.

Völlig richtig, Mann und Frau haben im Islam nicht das gleiche Recht, ebenso wenig Muslim und Nichtmuslim. Im Stalinismus, Maoismus, Nationalsozialismus usw. „richten sich die Rechte der einzelnen Personen nach ihrer Stellung und ihren Pflichten in der Gemeinschaft“, das ist das Prinzip Diktatur, eben auch das der mit Apostasieverbot und Kopftuch beginnenden islamischen Diktatur.

108. Christliche Orientierung bedeutet …

Bischof Elsas! Die Elsaskirche.

Christliche Orientierung bedeutet hinsichtlich des Kopftuchs bei Frauen …

Ich soll als Christ das Kopftuch dulden, weil Christ Elsas es mir anordnet? Sucht der Religionsgeschichtler dienstfertige Jünger, Elsasianer?

Christliche Orientierung bedeutet hinsichtlich des Kopftuchs bei Frauen, die jeweilige Sitte zu respektieren und es doch im Konfliktfall, ebenso wie die Beschneidung beim Mann, als „nichtentscheidend“ einzustufen.

Elsas geht darüber hinweg, das ein zur Beschneidung überzeugter, überlisteter oder gezwungener Junge mit seinen vier, acht oder auch zwölf Jahren schlicht nicht einwilligungsfähig ist. Das Herrn Elsas bekannt gewordene Treiben beschneidungsfreudiger Erwachsener ist gebilligte Körperverletzung, solange keine (absolute) medizinische Indikation besteht. Die nicht indizierte chirurgische Vorhautentfernung bei Einwilligungsfähigen mag man ja hygienisch, ästhetisch, kulturell oder spirituell begründen wollen. Abenteuerliche Erklärungen beschwören HIV-Epidemien, HPV geht auch, zielen allerdings wohl eher auf eine fortgesetzte grundsätzliche Kondomverweigerung, sollen die Ärztekassen klingeln lassen und bei Nutzbarmachung des vor knapp viertausend Jahren verstorbenen märchenhaften Vorhautvernichters Abram, nachfolgend Abraham, jede Beleidigung vom heranrückenden politischen Islam abwehren. Die Motivation für die Jungenbeschneidung ist nahezu durchweg sexualmagisch aufgeladen, die multifunktional einsetzbare Keule des Antisemitismusvorwurfs dräut dem Beschneidungskritiker. Seien wir Angehörige der Multikultur, des amerikanischen Bibelgürtels, der Maoris oder Aboriginees, der von unseren Schamanen und nicht zuletzt von unseren Frauen für beschneidungsbedürftig erklärte Penis wird zum gemeinsam wertgeschätzten Kultorgan des die Männlichkeit verherrlichenden Straßenzuges, und allein das blutige Opferbringen am veredelnd umgebauten angeblich männlichsten aller Körperteile gewähre mir und Ihnen die fortgesetzte göttliche Gnade. Bruno Bettelheim erkannte die männliche Ritualbeschneidung noch als eine symbolische Neugeburt, kultiviert durch die den Frauen die Gebärkraft neidenden Jägerbünde, es geht also auch darum, die Geburt aus der Frau kalkuliert herabzuwürdigen. Und so wird es bis auf weiteres wohl leider kein Rabbiner, Mufti oder Ayatollah zu erklären wagen, der unbeschnittene männliche Jude oder Muslim würde nicht im grausigen Höllenfeuer brennen und seine präputial toleranten Angehörigen gleich mit. Versuchen Sie mal, diese Sätze in Ihrem christlichen Gemeindebrief abzudrucken, oder umfassende Kritik am islamischen Kopftuch: Es dürfte Ihnen nicht gelingen, zumal Ihr fleißiger Klerus die Götterfusion zwischen Jahwe und Allah betreibt und zwischendurch ein paar Juden tauft, man ist ja tolerant.

Hurma

Körperliche Unversehrtheit ist eben nicht jene islamrechtliche Hurma (ḥurma, von ḥ-r-m, etwa zu ḥarām, eben auch Tabubezirk), die unter anglophonen Schariafreunden als Bodily integrity, Bodily inviolability, The sanctity of God`s creation, That which is valued by ethics and protected by the law wiedergegeben wird, oder schlicht als Respect, und die angeblich gleich auch ökologisches Denken, Naturschutz und Nachhaltigkeit beinhalte. Birgit Krawietz preist die Logik des Tochtertausches und des Versklavens der Nichtmuslime gar als „körperliche Unversehrtheit im Islam“ (Krawietz: Die Ḥurma. Schariatrechtlicher Schutz vor Eingriffen in die körperliche Unversehrtheit nach arabischen Fatwas des 20. Jahrhunderts).

Das fragwürdige Heilsein der ḥurma verlangt vielmehr das im Namen Allahgottes amputierte Körperteil namens Hand, Fuß, Kopf oder Präputium und die mit Einschüchterung durchzusetzende rechtliche Geringerstellung der Frau. Ḥurma-Körperpflege ist Steinigung, ḥurma-Körperbewusstsein ist die institutionalisierte Vergewaltigung der orthodox-islamischen Hochzeitsnacht, echte Hurmafürsorglichkeit sind Allahs den Rücken zerfurchende Peitschenhiebe. Ḥurma ist, sehr geehrte Frau Krawietz, die Ihnen als Schariaforscherin nicht verborgen gebliebene feminine Sexualität, wie sie die von der Scharia für alle Zeit zulässigen zehnjährigen Ehefrauen aus Jemen oder Nordgriechenland erleben. Düsseldorf ist diesbezüglich ein Vorort von Komotiní und die Elfjährige war ebenso verheiratet wie schwanger, das ist ḥurma (30).

Sicherlich ließe sich völlig nüchtern zum Begriff der Leiblichkeit (Corpus) und Gesundheit (Salus) forschen, mit dem einst manch ein Dominikaner die Folter an einer Hexe (Magia malefica) religiös gesegnet hat. Gerechtigkeit, wie sie die Scharia oder der schariatreue Islam versteht, wird niemals dem Begriff der Gerechtigkeit im Sinne der universellen Menschenrechte entsprechen können. Die Scharia mag ja „flexibel“ sein, doch bleibt sie diskriminierend, ḥurma ist ohne Hölle und Teufel, ohne Dhimmi-Status und Apostatenmord schlicht sinnlos. Ḥurma ist nicht modernisierbar, nicht demokratiefähig, mögen uns die in ihrer Vielzahl und Vielgestaltigkeit dem fallenden Herbstlaub gleichenden Blätter der Jahr für Jahr produzierten Scharia-Gerichtsurteile und Fatwas auch ein wenig die Übersicht rauben. Das Buch Koran ist abgeschlossen, Allahs Lieblingsprophet hat nur einmal gelebt, das dem Menschen unfassliche Kristallzentrum des islamischen Wahren liegt für alle Zeit fest und verlangt die Erniedrigung der Frau und des Nichtmuslims, die Heiligung der Diskriminierung.

Aus einer reflektierten Sicht, die von Sigmund Freud und Bruno Bettelheim weiß, brutzeln jüdisch oder muslimisch geprägte, ihre Söhne nicht beschneidende Familien keineswegs allesamt in der Hölle und soll sich Religionshistoriker Elsas schämen, zur Beibehaltung eines steinzeitlichen oder mittelalterlichen Gottesbildes und Initiationsrituals aufzurufen. Lesetipps zum Thema der vermeidenswerten Jungenbeschneidung: International Coalition for Genital Integrity http://www.icgi.org/, Nocirc Deutschland http://www.nocirc.de/.

Es gleicht dem Spiel mit dem Feuer, wenn im Jahre 2002 die aus Tübingen stammende Islam- und Religionswissenschaftlerin (Schwerpunkt Religionssoziologie) Assia Maria Harwazinski im Deutschen Ärzteblatt ausgerechnet im Namen der ḥurma – damit: im Namen der Scharia! – dazu aufruft, ganz besonders gesundheitsschädigendes oder recht deutlich gesundheitsschädigendes Fasten junger „muslimischer“ Menschen möglicherweise ein wenig zu unterbinden: „Fasten im Islam: Gebot körperlicher Unversehrtheit (31).“ In dieser Situation mögen die Women living under Muslim Law (WLUML) tatsächlich leider sein, doch noch gilt in Deutschland ein einheitliches Recht und sind Erziehungsberechtigte, völlig ungeachtet ihrer Gottheit oder Ex-Gottheit, wegen Nötigung, Körperverletzung, Misshandlung oder Missbrauch anzuzeigen und anzuklagen, nicht wegen Verletzung der von einem womöglich sadistisch und frauenfeindlich denkenden Gott errichteten Hurma. Dr. Harwazinski (»Rhythm is it!« Tanzen für Anerkennung, Selbstbewusstsein und gegen Gewalt) könnte in Bandung, Indonesien, die Herren und vor allem Damen der Assalaam-Foundation davon zu überzeugen versuchen, dass die Islamic FGM der Schafiiten gegen die von Allahgott gebotene ḥurma verstößt, man empfehle ihr aber, mit dem medizinischen Begriff der Wissenschaftlichkeit zu argumentieren und sich gar nicht erst auf die für alle Zeit der Magie und der Diskriminierung verpflichtete Diskussionsebene der Schariawissenschaft einzulassen. Harwazinski war Teilnehmerin der Kölner Kritischen Islamkonferenz (31.05.-01.06.2008).

Die ḥurma hat noch eine Folge, die Europas Gutmenschen als Schutz vor Hausfriedensbruch missdeuten könnten, die dem tabuisierten Tempelbezirk verwandte geheiligte Abschottung der Familie vor der unislamischen Außenwelt. Wir verlangen den Schutz (ḥurma) vor euren Standards, Jugendamt und Polizei mögen ihre Nase nicht in unsere Familienangelegenheiten stecken, schließlich sind unsere Töchter unsere Scham (ʿaura).

113. In Religionsfreiheit auszudiskutierende gemeinsame Zukunftsaufgaben wären besonders ein gemeinsames Votum zur Erziehung in pluralistischer Gesellschaft, eine mentale Stadtsanierung in aufgabenorientierter Kommunikation … und eine interkulturelle Grundwertedebatte.

Religionsfreiheit. Ist bereits vorhanden. Oder ist eine andere Religionsfreiheit gemeint?

Votum. Ein kleiner Staatsvertrag zwischen Demokraten und Allahkraten?

Mentale Stadtsanierung. Hatten wir 1933 und dann noch mal unter Spitzbart („Nu nu“) Walter Ulbricht.

Erziehung in pluralistischer Gesellschaft. Pädagogik ist universell. Es gibt freilich auch eine Pädagogik des Pluralismus: „Mein kleiner Schwarzer, du darfst nicht am Strand spielen, an dem die kleinen Weißen sind“.

Interkulturelle Grundwertedebatte. Zwischen Grundgesetz und Scharia.

114. [Türkei] Das Amt für Religionsangelegenheiten. Sein gegenwärtiger Präsident definiert einen Muslim als einen Menschen, der in Selbstsicherheit lebt und anderen Sicherheit gibt.

Der Präsident der Diyanet (Diyanet İşleri Başkanlığı, Präsidium für Religionsangelegenheiten) hat sogar einen Namen. Ali Bardakoğlu „definiert“ nicht, Allahgott definiert.

„Selbstsicherheit“ bedeutet Schariabewusstsein, statt „der anderen Sicherheit gibt“ hätte Christoph Elsas schreiben müssen: „der die Scharia durchsetzt sprich die islamische Lebensweise einfordert und eine im Sinne von Koran und Hadithen geformte Gesellschaft aufbaut“. Dafür gewährt er Schutz, auch dem Schutzjuden oder christlichen Dhimmi.

Bardakoğlu erläuterte am 17.09.2006 (in: DIE WELT) den Koran, Sure 9 Vers 5: „Die Sure bedeutet, dass Muslime gegen jene, die die natürliche Ausweitung des Islam verhindern wollten und kriegerisch waren, sich ebenso kriegerisch wehren sollten. Das ist Selbstverteidigung. Der Koran schreibt vor, dass man die Menschen durch Vernunft und Rede überzeugen soll. Wenn die Heiden dies aber verhindern wollen, dann erlaubt der Koran, auch gegen sie zu kämpfen“. Ein typisch islamischer Fall von „Selbstsicherheit“ (Elsas).

Bardakoğlu denkt selbstverständlich antisäkular und betreibt Koranpolitik. Er versteht Christen und Juden folgerichtig als »ahlul kitāb«, das Volk des Buches (Bardakoğlu: „People of the Book“) und gibt sich sehr traurig darüber, dass seit den Terroranschlägen in den USA vom 11.09.2001 der angeblich um Friedfertigkeit bemühte, frauenfreundliche Islam in ein schlechtes Licht geraten ist, was besonders in Deutschland geschehe: „worsening of the image of Islam among the public“. Der Schatten Allahs in Kleinasien lobpreist die kulturrassistische Verfassung von Medina („Medina Covenant“ (Medina Constitution, The Mithaq of Madinah, Ṣaḥīfa Madinah) aus dem Jahre 622 als vorbildliches und zukunftsweisendes Gesellschaftsmodell für Religionsvielfalt und gütliches Miteinander („religious pluralism and co-existence“). In den Fußnoten desselben Textes zieht der Präsident der Diyanet einen Herrn heran, der von „The Dialogue of Civilizations“, „Cultural Contacts in Building a Universal Civilization“ und „A Culture of Peaceful Coexistence“ spricht oder über die IRCICA (OIC-Research Center for Islamic Art and Culture, İstanbul) sprechen lässt, Ekmeleddin İhsanoğlu (32).

İhsanoğlu war zwischen 1980 und 2004 der Präsident der als erste kulturorientierte Suborganisation der IOC ins Leben gerufenen IRCICA (http://www.ircica.org/). Seit 2005 ist der 1943 in Kairo geborene Wissenschaftshistoriker der Generalsekretär der Organisation der Islamischen Konferenz, englisch genannt Organization of the Islamic Conference (OIC).

Weltweit bekannt wurde die OIC durch ihre am 05.08.1990 angenommene Cairo Declaration of Human Rights in Islam (CDHRI), jener Kairoer Erklärung der Menschenrechte im Islam, nach der alle „Menschenrechte“, eben: Menschenrechte im Islam, der Scharia nachgeordnet sein müssen beziehungsweise der Scharia entsprechen müssen. Steinigung bleibt damit durchaus eine islamische Möglichkeit, denn: „Solange Gott dem Menschen das Leben gewährt, muss es nach der Scharia geschützt werden. Das Recht auf körperliche Unversehrtheit wird garantiert. Jeder Staat ist verpflichtet, dieses Recht zu schützen, und es ist verboten, dieses Recht zu verletzen, außer wenn ein von der Scharia vorgeschriebener Grund vorliegt.“

Töten für Allāh, für die OIC und Herrn Bardakoğlu ist das offensichtlich kein islamisches Problem. Hörbar werdende Islamkritik hingegen soll ganz bewusst Probleme verursachen, denn es ist nicht statthaft: „die Heiligkeit und Würde der Propheten zu verletzen, die moralischen und ethischen Werte auszuhöhlen und die Gesellschaft zu entzweien, sie zu korrumpieren, ihr zu schaden oder ihren Glauben zu schwächen.“ Für Herrn Elsas verkörpern Ihsanoğlu und Bardakoğlu den Menschen, der „in Selbstsicherheit lebt und anderen Sicherheit gibt“.

115. Für die islamische Welt stellt der Rückgang auf Koran und Sunna ohne Vermittlung der Rechtsschulen ein Projekt der Moderne dar.

Leider eines der Radikalisierung gegen die kulturelle Moderne. Mehr „Moderne“ als der Horizont des siebten Jahrhunderts ist islamisch nicht vorgesehen, ob mit oder ohne maḏhab (Rechtsschule). Vorwärts Genossen, auf in das Zeitalter der Glückseligkeit (ʿaṣr as as-saʿāda, türkisch Asr-ı Saadet), nachdem sich die Necmettin Erbakan und der Millî-Görüş-Bewegung treu ergebene koranpolitische türkische Partei ‚Saadet Partisi‘ nennt.

Riḍā, ʿAbdu, al-Afġānī, diese drei Herren stellten Koran und Scharia nie infrage. Es wäre ihnen auch nicht gut bekommen, Ex-Muslime müssen leider sehr im Verborgenen leben. Die angeblichen Islamreformer, die Salafisten, sind durch und durch reaktionär.

Die gut ein Jahrhundert alte Strömung der as-Salafiyya (Rückbesinnung auf die urislamischen Vorfahren) um die Ideologen Ǧamāl ad-Dīn al-Afġānī (Kalifat bzw. Panislamismus plus technologische Aneignung), Muḥammad ʿAbdu (die „Rückbesinnung auf den islamischen Glauben“, aṣl ad-dīn al-islāmī, könne alle Probleme lösen) und Rašīd Riḍā (autonomes islamisches Interpretieren, iǧtihād, ersetze das dogmatische Befolgen des taqlīd, aber bitteschön immer im Einklang mit den Hadithen und vor allem mit dem Koran) forderte die Überwindung der visionär bis großmäulig als širk, Beigesellung verächtlich gemachten Rechtsschulen. Seitdem ist viel Wasser die Flüsse den Nil, Euphrat oder Kızılırmak herunter geflossen, das seit 1956 von der Kolonialmacht Frankreich unabhängig gewordene Tunesien verbot die Polygamie noch im gleichen Jahr, die Türkei tat dieses bereits 1926 und duldet bis heute keine islamische Frauenkleidung in ihren staatlichen Schulen und Hochschulen.

Seit zehn Jahren nimmt in Kairo und İstanbul die Zahl der Tschador oder Gesichtsschleier tragenden Frauen allerdings zu. Inzwischen ist auch das durch den Modernisierungsdiktator Mustafa Kemal „Atatürk“ aufgestellte Dogma der schulischen Bildungseinheitlichkeit (Tevhid-i Tedrisat Kanunu) längst durch das betont schariafreundliche Schulsystem der IHL abgekürzten Imam-Hatip-Schulen (İmam Hatip Lisesi) unterlaufen worden, an denen, Mädchenhaar ist schließlich von Natur aus nackter als Jungenhaar, das gottgeliebte Kopftuch das weibliche Schamhaar „bedecken“ darf (33). Der das „Recht“ der Frau auf ihr Kopftuch einfordernde deutsche Professor Elsas kann zufrieden sein.

Wer muğtahid ist, wer den Islam interpretieren darf, ist den heutigen Sunniten allerdings immer noch nicht klar, und so folgt man, wenn man „islamisch modern“ sein will, sicherheitshalber den Modernisten sprich Islamisten Necmettin Erbakan, Tariq Ramadan, Yūsuf al-Qaraḍāwī (ECFR) oder den Burkahändlern und Regionalheißmachern wie Pierre Vogel.

Daneben gibt es einen weiteren modernen Islam, der die irgendwie unangenehmen Rechtsschulen vielleicht bereits glücklich „überwunden“ hat, wenigstens stundenweise. Das ist der Münchhausen-Islam oder Dialogislam, den wir leider nicht bei IGMG und ZMD, dafür im Umfeld von Armin Laschet, Sabine Schiffer und Thomas Lemmen vorfinden.

115. Für den islamischen Staat Pakistan wollte dessen „geistiger Vater“ Iqbal die Auslegung von Koran und Sunna im Parlament verankern, um so reformistisch die islamische Position zu rekonstruieren.

Soll uns Sir Muḥammad Iqbāl etwa als freiheitlicher Demokrat gelten, wenn sein Parlament niemals gegen den frauenfeindlichen Koran stimmen darf?

Warum erwähnt Elsas jenen muslimischen Inder Iqbāl lobend, der seinen Adelstitel aufgrund seines dichterischen Talents erhielt, der eine Gesellschaft nach der vollumfänglich implementierten Scharia anstrebte und ein weiteres Zusammenleben mit den Hindus zurückwies? „Vater der Nation“ (Bābā-e Qaum) war dann allerdings der Führer der Muslim League, Muḥammad ʿAlī Ǧinnah, der mit seiner »Two Nation Theory« die Intention von Iqbāl staatsgründend umsetzte. Den Zerfall eines Territoriums, ob Subkontinent, Dorf oder Straßenzug, das von religionsverschiedenen Bevölkerungsgruppen geprägt gewesen ist, sollten säkulare Staatsbürger als Katastrophe bezeichnen.

Pakistan ist menschenrechtsfreie Zone, ein korrupter, Frauen und Nichtmuslime gesetzlich diskriminierender Polizeistaat, in dem allein gehende Frauen recht folgenlos vergewaltigt werden dürfen, die Häuser von Christen dann und wann angezündet werden, das als Partei daherkommende, radikalislamische („moderne“) Netzwerk Jamaat-e-Islami (JI, Ǧamāʿat-e Islāmī) eine Art Gegenstaat mit eigenen Wohlfahrts- und Bildungsorganisationen nach dem radikalislamisch-revolutionären Geist des Abūl Aʿlā al-Maudūdī geschaffen hat und verschiedene international tätige Terrorgruppen umhervagabundieren. Im Swāt-Tal herrscht, nach Kämpfen staatlich zugelassen, grausamste Scharia-Barbarei und werden Mädchenschulen gesprengt. Mitten in Pakistan stehen Atombomben, Know-how Made in The Netherlands, der indisch-pakistanische Ingenieur Abdul Kadir Khan spionierte um 1974 in den schludrig gesicherten Aktenschränken des Forschungslabors von Almelo.

Am 06.12.1931 wurde der Allahkrat und Kulturrassist Iqbāl in der „Stadt“ Baitul Maqdas, säkular heißt sie Jerusalem (hebräisch Beit haMikdash, Haus des Heiligen, die islamische qibla-Gebetsrichtung wies anfänglich zum jüdischen Heiligtum), zum Vizepräsidenten des World Muslim Congress (WMC, Mūʾtamar al-ʿĀlam al-Islāmī) gewählt. Gründer oder besser Führer des WMC war Muḥammad Amīnul Ḥusainī (al-Husseini). Der Großmufti von Jerusalem al-Ḥusainī (Husseini) war als das Oberhaupt der radikalislamischen Muslimbruderschaft der Vertraute eines ab 1933 für den Verlauf der Weltgeschichte leider wichtigen Politikers mit dem Namen Adolf Hitler, wozu uns Islamfreund Elsas nichts sagt.

Der Organisationssitz der mehrere Zweigstellen (Bangladesh als die dortige JI, Sudan, Südafrika, USA) betreibenden WMC ist Karatschi, Pakistan, ihre Nahostzentrale beziehungsweise ihr zweites Führungszentrum liegt im saudi-arabischen Dschidda bei einem gewissen Dr. Nasseef. Der gegenwärtige „Assistant Secretary General“ des Muslim World Congress ist kein anderer als der uns inzwischen gut bekannte Kooperationspartner des Berliner Zentrums Moderner Orient (ZMO), Hamid Ahmad al-Rafai (Hamid bin Ahmed al-Rifaie). Die Seite PipelineNews.org identifiziert das WMC nahezu oder gänzlich mit der Rābiṭa al-Islāmī (Muslim World League, kurz: „Rabita“), was sie mit dem wahhabitischen Multifunktionsträger Dr. Nasīf plausibel begründet: „Dr. Nasseef has served as a director of the Rabitah Trust and is also a director of Motamar al-Alam al-Islami.“ Dr. Abdullah bin Omar Nasseef betreibt die Seite http://drabdullahomarnasseef.org/ – bei der ISOSS (Islamic Countries Society of Statistical Sciences) hat er einen Führungsposten inne (http://isoss.com.pk/org.php). Sicherlich wünscht man jungen Menschen angenehme Freizeit und erfülltes Jugendleben, und so stellt sich die Frage, was es bedeutet, wenn, gemeinsam mit dem Deutschen Hartmut Keyler (Architekt aus dem nördlichen Bayern, VCP-Bundesarchiv) und Herrn Manzoor ul-Karim aus Bangladesh auch Dr. Nasīf (Nasseef) aus dem köpfenden Gottesstaat Saudi-Arabien eine Führungsfunktion in der Weltpfadfinderbewegung innehat. Ob das die wünschenswerte Demokratisierung des Nahen Ostens bedeuten wird oder aber die Islamisierung des 1907 in England gegründeten Scouting? Pfadfinderführer Manzoor ul-Karim sitzt in der Geschäftsführung der Prime Islami Life Insurance Ltd., einer Versicherungsagentur, welche ihren Finanzverkehr der Scharia unterwirft: „[Mission] To abide by Shariah Principles in day-to-day business affairs“, (http://www.primeislamilifebd.com/).

ISOSS kommt wie eine Entwicklungshilfeorganisation für Computertechnologie daher und wurde nach eigenem Bekunden im Jahre 1971 mit UN-Hilfe im Irak ins Leben gerufen, scheint aber eher so etwas wie die Islamisierung der „Datenverarbeitung“ (Datenerhebung, Datenverbreitung) zu betreiben. Wirtschafts- und Propagandaministerium unter einem Dach, der ökonomische Dschihad. Der pakistanische Wirtschafts- und Finanzminister ist ebenso führendes ein Mitglied der ISOSS wie der Muslimbruder und hohe sudanesische Politiker Ḥasan at-Turābī (al Turabi), gelernter Jurist mit Studienjahren in London und an der Pariser Sorbonne. Jurist at-Turābī ist für die Einführung der den Sudan im Sinne Allahgottes beherrschenden Schariagesetze verantwortlich, unter kultureller Moderne stellt man sich ja vielleicht etwas anderes vor.

Die beklagenswert oder bewundernswert islamoptimistische Ulrike Freitag (ZMO) verlas eine Laudatio anlässlich der Verleihung einer vom Ibn Rushd Fund for Freedom of Thought verliehenen Auszeichnung an die sudanesische Frauenrechtlerin Fatima Ahmed Ibrahim.

Frau Ibrahim, Frauenrechtsaktivistin und kommunistische Mitstreiterin der Sudanese Communist Party (SCP), wurde 1965 die erste Parlamentarierin des Sudan. 1969 ergriff Ǧaʿfar Muḥammad an-Numayrī mit Hilfe der SCP die Macht und Frauen konnten nachfolgend überall im Land höhere Positionen erringen. 1971 wurde Ibrahims Ehemann durch die Schergen des Junta-Präsidenten Ibrāhīm ʿAbbūd, eines Angehörigen der sudanesischen Sufi-Bruderschaft der Ḫatmīya (Khatmiyya), gefoltert und ermordet. Ṣādiq al-Mahdī, ein Schwager von Ḥasan at-Turābī, putschte 1970 erfolglos gegen an-Numayrī, im Folgejahr entmachteten ihn die Kommunisten, um ihn gleich wieder einzusetzen. Ab 1981 wandelte sich an-Numayrī zum revolutionären Islampolitiker und bereits zwei Jahre später unterzeichnete er die Gesetze zur Einführung dessen, was Mathias Rohe zutreffend „Das islamische Recht“ nennt.

Jurist Rohe hat kein Problem mit der diskriminierenden Scharia und durfte 2009 Gutachter zum Berliner Gebetsraumurteil (Diesterweg-Gymnasium) sein. Rohe hält die Scharia für reformfähig, bewirbt einstweilen das juristische Produkt Scharia-Rechtsvergleich („In Deutschland wenden wir jeden Tag die Scharia an“), nennt die barbarische Frauenentrechtung und eklatante Grundrechtswidrigkeit der Scharia nicht beim Namen und hat einen Sitz in der Gesellschaft für Arabisches und Islamisches Recht (GAIR).

Die Ibn-Rushd Stiftung für Gedankenfreiheit wird von der in Kuweit geborenen und in Nablus aufgewachsenen Autorin Dr. Abier Bushnaq aus Karlsruhe vertreten. Frau Bushnaq studierte Anglistik, Islamwissenschaften und Arabistik in Bamberg, Reading (GB) und Bonn und gehört zum Mitarbeiterstab von LISAN, einer Zeitschrift für arabische Literatur (http://www.lisan.ch/). Am 25.11.2005 ging der Ibn-Rushd-Preis an Nasr Hamdi Abu Zaid, der sich mit einer Rede zur Debatte über ein reformiertes Koranverständnis und einen Reformislam revanchierte, zu den potentiellen Menschenfreunden Riḍā, ʿAbdu und al-Afġānī nachdachte und der die Islamauffassung des im Jahre 1111 verstorbenen, äußerst einflussreichen Fundamentalisten al-Ġazālī (al Ghazali) für ein kulturell modernes, fundamentalismusfreies Denken nutzbar machen wollte. Irgendwie.

Nasr Hamid Abu Zaid argumentiert vielleicht selber radikalislamisch oder islamistisch, jedenfalls bewusst islamisch, und wurde bereits auf grausame Weise selbst zum Opfer des politischen Islam. Der Arabist und Islamwissenschaftler wurde für sein kreatives, neuartiges Interpretieren des Koran öffentlich zum Apostaten (murtadd) erklärt, ein ägyptisches Gericht löste seine Ehe auf. Dass Nasr Hamid Abu Zaid den Scharia-Theokraten al-Ġazālī verwendet, kann zu einer möglicherweise gewünschten Islamreform allerdings sicherlich nicht beitragen. Seine Aussage: „Sayyid Qutb hat kein Verbrechen begangen. Er hat ein Buch geschrieben. Seine Hinrichtung ist für mich bis heute abstoßend“ alarmiert uns, einen politischen (islamischen) Falschspieler vor uns zu haben, sein: „Es ist unmöglich, dem Koran eine Bevorzugung des absolut Männlichen vor dem absolut Weiblichen zuzuschreiben“ verärgert und lässt die Hoffnung aufgeben, einen Verteidiger der universellen Menschenrechte vor sich zu haben. Aber was nicht ist, kann ja noch werden, und vielleicht distanziert sich Herr Zaid von Sayyid Quṭb (1906-1966), der allen Menschen die Entscheidung zwischen teuflischer Ǧāhiliyya (Demokratie) und Ḥakimiyyat Allah (Allahkratie) aufzwingen wollte, und geht zur jeder Rechtsfolgen schaffenden Anwendung der vom Fundamentalisten Amir Zaidan als Islamologie bezeichneten Schariawissenschaft auf Abstand.

Islam mag ja auch einmal persönliche Spiritualität sein, doch Islam bleibt ein riesiges, 1.400 Jahre altes Erpresserkartell.

Christoph Elsas:

121. Ein Ansatzpunkt in der Tradition kann die Verhältnisbestimmung von Sinn und Zweck einer Scharia (maqāsid sarī’ī) und von aktuellen islamisch-theologischen Überlegungen sein, dass sich Gotteserkenntnis nicht über Vernunftverstehen, sondern individuell über Herzensvereinigung und dann kollektiv über das Studium von Schöpfung und Heiliger Schrift vollzieht. (Khatami: Keine Religion ist im Besitz der absoluten Wahrheit. …)

Jetzt wird`s gefährlich, dem lyrisch daherkommenden Theofaschisten Ḫātami schickt Christoph Elsas mystisch-verzücktes Sufigelaber voraus, immer recht schariatreu bitteschön, um dann den Taschenspielertrick von der Intentionalität oder Finalität (maqāṣid) des kohärenten diskriminierenden Islamischen Gesetzes (aš-šarīʿa) zu bringen. Lutz Rogler vom ZMO versucht das gelegentlich auch, doch wird es nicht funktionieren, den maqāṣid aš-šarīʿa mit den universellen Menschenrechten, der Meinungsfreiheit und dem wissenschaftlichen Denken in Übereinstimmung zu bringen, weil der Koran deutlich genug ist und den geheiligten Sadismus verlangt.

Lily Zakiyah Munir, eine der so genannten islamische Feministinnen, gehört zur indonesischen Strömung Nahdatul Ulama (NU) und definiert maqasid als Absicht, Geist, Zweck und Ziel der Scharia („the intent of sharia, spirit of sharia, purpose of sharia, goal of sharia“). Frau Munir will die Verschleierung.

Die Scharia will die Frauenentrechtung und die Erniedrigung aller Nichtmuslime, sie ist nicht reformierbar. Die (von welchen Kartellen sakraler Jurisprudenz auch immer attestierte) Intention des Korans lässt sich nicht derart gegen seine Normen (Befehle) richten, dass universelle Menschenrechte dabei herauskommen würden. Sofern eine freiheitliche Gesellschaft gewünscht ist, muss der Koran als ein Mittel der Rechtsfindung vollständig entmachtet werden, das Buch, das wir ernst nehmen sollten, fordert die ihre Frauen entrechtende Gegengesellschaft, letztlich die Herrschaft der Muslime über die Nichtmuslime.

Ein dem Propheten des Islam posthum untergeschobenes „Es war ja eigentlich menschenfreundlich gemeint“ ist verlogen und muss weiteres Leid schaffen, die Verlockung des maqāṣid aš-šarīʿa ist ein Trugbild, die grausame Scharia muss weg! Es ist an der Zeit, der Schariamodernisierung des ehemaligen Leiters des Afrika-Büros der Kopftuchfreunde von Human Rights Watch, des in den USA lehrenden Sudanesen Abdullahi Ahmed an-Na’im (Secularism from an Islamic Perspective) keinen Glauben mehr zu schenken. Der in Atlanta, Georgia, an der Emory University School of Law lehrende, die Rechtsvergleichung oder vielleicht auch die Hütchenspielerei betreibende Schariafachmann definiert die Scharia zwar richtig als islamische Pflichtenlehre und Rechtsgrundlage (“The body of Islamic law. … it is the legal framework within which the public and some private aspects of life are regulated for those living in a legal system based on Muslim principles of jurisprudence”), die jeder Schariagelehrsamkeit immanente Frauenentrechung klammert er aus.

Eine Werbung für ein Leben als Kopftuchgegner oder Ex-Muslim hört man von Dr. an-Na’im bezeichnenderweise nicht. Sein „Für die Zukunft der Scharia in einem säkularen Staat kämpfen – Débattre du future de la Shari’a dans un État séculier“ ist nichts als Augenwischerei. Der am ermordeten sudanesischen Gegner der sufistischen Ḫatmīya-Bewegung, Maḥmūd Muḥammad Ṭaha orientierte Dr. an-Na’im will die Islamisierung, das Sonderrecht. Professor Abdullahi Ahmed an-Na’im murmelt den Buchtitel von Mordopfer Ṭaha (»Zweite Botschaft des Islam«), der die phantasievolle und vielleicht nett gemeinte Behauptung verbreitet hatte, der Koran würde seiner Intention (maqāṣid) nach die friedliche Gleichheit aller Menschen und die Gleichberechtigung von Mann und Frau fordern. Die Dhimmis des Jahres 2009 sind ergriffen, weniger vom fragwürdigen Inhalt der Aussage als von der eigenen Selbstgefälligkeit, und unter Multikulturalisten, Kirchentagsbesuchern oder Islambeauftragten raunt man sich ein wörtlich „die vollendete Gleichheit“ bedeutendes türkisches („müsavat-ı tamme“) oder arabisches („al-musāwāt at-tamma“) Zaubersprüchlein zu. Endlich, jetzt haben wir es schwarz auf weiß, Allahgott war Feminist! Der Dialog ist gerettet. Von Atlanta nach London.

Abdullah Hasan studierte den Islam am European College for Islamic Studies (Wales) und erwarb ein Arabisch-Diplom an der privaten Zarqa-Universität (Jordanien). Hasan ist Mitglied der European Assembly of Imams and Spiritual Guides und augenblicklich Imam (sogar Khateeb, Freitagsprediger) an der UKIM-Moschee am Londoner Euston Square. UKIM bedeutet UK Islamic Mission, http://www.ukim.org/, die Frage nach der Gleichberechtigung der Frau macht den Leuten von UKIM vermutlich nicht zu schaffen. Abdullah Hassan gab seinem Blog den Namen »Maqasid«, http://maqasid.wordpress.com/ – Herr Hasan kennt den Islam, auch den „modernen“ und findet die schariatische Intention (maqāṣid) trefflich wiedergegeben vom spätmittelalterlichen Gelehrten ibn Taymiyya (1263-1328) und Scheich Yūsuf al-Qaraḍāwī, einer der obersten Autoritäten des zeitgenössischen sunnitischen Islam, dem in Ägypten geborenen Chef des ein muslimisches Sonderrecht anstrebenden europäischen Fatwa-Rats (ECFR).

122. Achtung von Religions- und Weltanschauungspluralismus

„Achtung” der Apartheid gegenüber? Herr Elsas, Ihr Antrag ist abgelehnt.

Es gibt einen Unterschied zwischen alle und jeder. Die südafrikanische Apartheid war allen zugänglich, ihre freiheitlichen Möglichkeiten aber waren es nicht jedem. Der Nationalsozialismus betraf unterschiedslos alle Bewohner, aber mit höchst verschiedenartiger Folge für den einzelnen Menschen. Sobald jemand im Zusammenhang mit dem Islam das Wort ‚Differenz‘ (Elsas) verwendet, sollten wir daher äußerst alarmiert sein.

Die Standards kultureller Moderne, das sind etwa Wissenschaftlichkeit, allgemeine Menschenrechte und (negative) Religionsfreiheit gilt es allen, eben genauer: jedem zugänglich zu machen. Die Aufgabe der Sozialpädagogik darf nicht in Duldung oder gar der Werbung für das Toledo-Prinzip segregierter ‚Konvivenz‘ (Elsas) liegen. Der spanische Philologe und Kulturhistoriker Américo Castro (1885-1972) prägte den Begriff ‚La Convivencia‘, der die kulturrassistische Dhimmitude der spanischen Jahre 711 bis 1492 weniger klarstellt als darstellt, längst gierig von linken Kulturrelativisten aufgesogen worden ist und seither auch von Spaniens Islamisten dankbar nutzbar gemacht wird (34).

Die Theologie der Azhar, Wahhabiten und Muslimbrüder will den toleranten Menschenrechtsseparatismus. Der in fundamentalistisch orientierten (derzeit: in allen) Koranschulen geforderte Aufbau geheiligter Gegenkultur folgt erklärlicherweise die staatliche und territoriale Sezession (Sir Muhammad Iqbal, Muhammad Ali Jinnah) beziehungsweise der staatsbürgerliche Separatismus (Tariq Ramadan, Mustafa Cerić). Nicht zuletzt die Gleichberechtigung der Frau betreffend, haben wir der europäischen Scharialobby klarzumachen, was die kulturelle Moderne für den Unterschied zwischen Barbarei und Zivilisation hält: Das einheitliche Recht gilt nicht für alle, sondern für jeden.

Jacques Auvergne

(1) Zentrum Moderner Orient. Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, wir haben`s ja

http://www.zmo.de/

ZMO. The who-is-who

http://www.zmo.de/personen/index.html

(002) Lutz Rogler macht den Moderator für Tariq Ramadan, Berlin 2006

http://www.idw-online.de/pages/de/news149840

(003) Birgit Krawietz. Publikationsliste

http://www.birgit-krawietz.de/publika.html

(004) Wolfgang Thierse hält eine uns Islamkritikern Gehorsam abverlangende Rede zur Einweihung der »Masǧid Ḫadīğa (Chadidscha-Moschee)« der intoleranten Ahmadiyya Muslim Jamaat (AMJ; „Beim ersten Aufstieg des Islams war der Untergang der christlichen Völker nicht endgültig, aber sein Wiederaufstieg in unserer Zeit wird die vollständige Verdrängung des heutigen Christentums herbeiführen“). Die kann bleiben, wie sie ist, findet der halbiert tolerante Politiker

Constanze von Bullion: »Minarett im DDR-Refugium«

http://www.sueddeutsche.de/politik/312/314212/text/

http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/interview/885234/

Der Ahmadiyya Muslim Jamaat (AMJ) steht eine „autonome“ humanitäre Organisation äußerst nahe, die weltweit aktive Humanity First

http://www.humanityfirst.org.uk/Contact-Us.htm

Thierse und der Schariarichter

http://webarchiv.bundestag.de/archive/2008/0416/aktuell/presse/2004/pz_0411301.html

Wolfgang Thierse und die Scharia: Radical Hamas cleric Tayseer al-Tamimi

http://www.militantislammonitor.org/article/id/3452

Thierse-Freund Sheikh Taysir al-Tamimi platzt in Papst-Rede und beschuldigt Israel, Rabbiner sauer

http://www.alertnet.org/thenews/newsdesk/LB743737.htm

(5) Wali Mudschbir. Die 1983 verabschiedeten Gesetze der Provinz Kelantan, Section 13(2) Islamic Familiy Law Enactment, stellen fest, ‚dass die Heirat eines Mädchens ohne ihr Einverständnis durch ihren Wali Mudschbir abgeschlossen werden kann, das ist der Vater oder Großvater väterlicherseits‘, („that the marriage of a girl may be solemnised whithout her consent by the wali mujbir. That is the father or paternal grandfather …“), der natürlich nie auf die Idee käme, ‚feindselig‘ („hostile“) gegenüber dem Mädchen zu sein. Nach: »Muslim Feminism and Feminist Movement (South-east Asia)«, von: Abida Samiuddin & R. Khanam (Hg.), 1. Auflage, Global Vision Publishing House, Delhi (Indien) 2002 </p

http://books.google.de/books?id=L20T1f-_LlwC&vq=wali+mujbir&source=gbs_navlinks_s

Wali Mudschbir. Sisters in Islam, Malaysia: ‚Idschbar (Zwangsheirat): In Kelantan und Kedah kann der Wali Mudschbir (Vater oder Großvater väterlicherseits) die Frau, soweit sie eine unverheiratete Jungfrau ist, gegen ihren Willen an einen Mann gleichen Standes verheiraten‘, („Ijbar (forced marriage): In Kelantan and Kedah, if a woman is an unmarried virgin, her wali mujbir (father or paternal grandfather) can marry her to a man of equal status against her will.“)

http://www.sistersinislam.org.my/index.php?Itemid=288&id=748&option=com_content&task=view

Idschbar (ijbar, Auren Dole). Islamic forced marriage

http://www.news.dailytrust.com/index.php?option=com_content&view=article&id=6774:re-repositioning-islamic-family-law&catid=49:opinion

ijbar (wilayaat ijbar, wilayat ijbar). Bei: Amira El Azhary Sonbol (Hg.): »Women, The Family and Divorce Laws in Islamic History«, 1. Auflage, bei: Syracuse University Press, Syracuse (N. Y.) 1996

http://books.google.de/books?id=FLUgscG6zFYC&printsec=frontcover&source=gbs_v2_summary_r&cad=0#v=onepage&q=&f=false

Ijbar, bei: Leadership Nigeria (For God And Country): ‚Idschbar ist die Ausübung einer Pflicht oder eines Rechts durch den Vater oder den Heiratsvormund einer weiblichen Minderjährigen mit oder ohne das Einverständnis der betroffenen weiblichen Person‘, „Ijbar is the exercise of a duty or right by the father or guardian of a female minor or virgin with or without the consent of the affected female.“

http://www.leadershipnigeria.com/index.php/columns/views/perspective/8666-forceful-marriage-the-northern-nigerian-advances

(6) Sozialaktivist Lukman Hakim vom angesehenen islamischen Wohlfahrtsverband Assalaam Foundation (Java, Indonesien) preist die Vorzüge der Islamic FGM: “One, it will stabilize her libido, two, it will make a woman look more beautiful in the eyes of her husband. And three, it will balance her psychology.”

Stephanie Sinclair (Fotos):

http://www.nytimes.com/slideshow/2008/01/20/magazine/20080120_CIRCUMCISION_SLIDESHOW_index.html

Andrew Bostom:

http://www.andrewbostom.org/blog/2008/01/20/clitoral-relativism%E2%80%94female-genital-mutilation-in-%E2%80%9Ctolerant%E2%80%9D-islamic-indonesia/

(7) Said Nursi

http://www.bediuzzamansaidnursi.net/

http://www.fromdarknesstolight.org/

(8) Die USA wollen den Türkeibeitritt, ihr Werkzeug dazu ist das Rumiforum

http://rumiforum.org/lucheons/us-support-of-turkeys-accession-to-the-eu.html

Reverend Ian S. Markham lehrt in den USA Theologie. Markham studierte in Exeter (United Kingdom) mit dem Schwerpunkt Christliche Ethik

http://www.vts.edu/podium/default.aspx?t=118511

Gemeinsam mit dem Professor für Islamwissenschaften und Christlich-Muslimische Beziehungen, Ibrahim M. Abu-Rabi (Hartford, Connecticut), war Ian Markham Herausgeber von ‚September 11: Religious Perspectives on the Causes and Consequences‘.

http://www.religioscope.com/info/dossiers/textislamism/qutb_aburabi.htm

Abu-Rabi ist Qutb-Forscher und verlinkt begeistert zu IslamOnline (Yusuf al-Qaradawi), Nawawi-Foundation (Umar Faruq Abd-Allah), zum kalifornischen Zaytuna Institute und zum CAIR (Council of American-Islamic Relations), welches er Bürgerrechtsorganisation nennt

http://macdonald.hartsem.edu/aburabi.htm

(9) Antisemitische Begriffsbildung auf Arabisch: „Das zionistische Gebilde“

http://www.asharqalarabi.org.uk/english/in-2.htm

(10) Haitham Aiash

http://www.asharqalarabi.org.uk/mu-sa/sahafa-667.htm

Muḥammad ʿAyaš Hayṯam postet ein Foto des „Ehrbaren Scheichs“ Yūsuf al-Qaraḍāwī. Am 28.11.2009 auf odabasham.net („Odaba al-Sham“ bzw. „Odaba, Sham“, London) ein Mail-Partikel, drhelmyalqaud, der am 31.01.2007 auf http://www.aljazeeratalk.net/ auf einen Text aus http://www.ikhwanonline.com hinwies (Muslimbruderschaft), mag aber ein Islamkritiker sein

http://www.odabasham.net/show.php?sid=21233

dr. mohammad-haitham aiash

http://www.odabasham.net/show.php?sid=28996

http://all4syria.info/content/view/12932/96/

<a href="Muḥammad ʿAyaš Hayṯam (Aiash Haitham) Free Muslim

http://216.120.237.3/~saowt/forum/showthread.php?t=30221

(11) Dialogue between civilisations ; Dialogue des civilisations

http://science-islam.net/rubrique.php3?id_rubrique=103&lang=en

(12) Mustafa Cerić will die Rechtsspaltung für Europa: familienrechtlich soll der Menschenklasse der Muslim-Bürger der „kultursensible, tolerante“ Ausstieg aus den universellen Menschenrechten möglich werden – im Namen der Religionsfreiheit. Bei: The Institute of Diplomacy and Foreign Relations (IDFR), Malaysia

http://www.idfr.gov.my/en/index.php?option=com_content&task=view&id=144&Itemid=121

(13) Der nachdemokratisch (shariah-compliant) denkende NRW-Minister für Generationen, Familie, Frauen und Integration, Armin Laschet huldigt Europas neuem Schariascheich

http://www.mgffi.nrw.de/presse/pressemitteilungen/pm2007/pm071027a/index.php

(14) Die nachdemokratische (gtz: Berücksichtigung eines „islamsensiblen“ Vorgehens) Eugen-Biser-Stiftung segnet Europas künftigen Scharia-Scheich Cerić

http://www.eugen-biser-stiftung.de/veranstaltungen_preis0.html

(15) Taqiyya-Großmeister al-Rifaie beim Missionieren

http://dialogueonline.org/SINGAFORA-resolutions.htm

(16) Allahs OIC-Lügenbold. Prof. Dr. Hamid bin Ahmad al-Rifaie vom IIFD

http://dialogueonline.org/top.htm

http://www.dialogueonline.org/

(17) Ekmeleddin Ihsanoglu, OIC-Präsident (Organization of the Islamic Conference; frz.: Organisation de la Conférence islamique (OCI)) über 57 “islamische” Staaten

http://www.oic-oci.org/page_detail.asp?p_id=58

(18) Der Istanbuler Universitätsdirektor Professor Kemal Alemdaroğlu spricht sich gegen die Zulassung des Schleiers beziehungsweise Kopftuches (baş örtüsü, başörtüsü) an türkischen Hochschulen aus: Die Schleier würden die Türkei zur Hölle machen, Türbanlı Türkiye cehennem olur.

http://www.tumgazeteler.com/?a=2504255

Alemdaroğlu: „Başörtülü Türkiye cehennem olur“

http://www.tumgazeteler.com/?a=2504295

(19) Alemdaroğlu verhaftet. Der 83jährige Herausgeber der 1924 gegründeten Cumhuriyet („Die Republik“, älteste Zeitung der Türkei), İlhan Selçuk, wurde ebenso der Putschplanung (Gerüchtegestrüpp „Ergenekon“) angeklagt wie der einstige Universitätsdirektor Kemal Alemdaroğlu und wie der linksnationale Doğu Perinçek.

Alemdaroğlu. He said his staunchly adhering to the headscarf ban at universities was the reason he was being grouped with coup plotters. … »I don’t, in any way, accept the accusation against me, that I am a member and an administrator of the so-called Ergenekon terrorist organization«

http://www.todayszaman.com/tz-web/detaylar.do?load=detay&link=177006

(21) Villa. Zum Foltern

http://turksolu.org/115/foto/ziverbey_kosku.jpg

http://static.ideefixe.com/images/30/30831_2.jpg

(21) Lied für den 1993 ermordeten, für Pressefreiheit und Redefreiheit kämpfenden Uğur Mumcu, von Selda Bağcan.

Bir Pazar Sabahıydı Ankara Kar Altında
Zemheri Ayazıydı Yaz Güneşi Koynunda
Ucuz Can Pazarıydı Kalemim Düştü Kana
Zalımlar Pusudaydı Bedenim Paramparça
Ucuz Can Pazarıydı Kalemim Düştü Kana

Uğurlar Olsun Uğurlar Olsun
Hüzünlü Bulutlar Yoldaşın Olsun
Bir Keskin Kalem Bir Kırık Gözlük
Yürekli Yiğitlere Hatıran Olsun

Çevirdim Anahtarı Apansız Bir Ölüme
Şarapnel Parçaları Saplandı Ciğerime
Ucuz Can Pazarıydı Kan Doldu Gözlerime
İsimsiz Korkuları Katmadım Yüreğime
Bembeyaz Doğruları Yaşadım Ölümüne

Uğurlar Olsun Uğurlar Olsun
Hüzünlü Bulutlar Yoldaşın Olsun
Bir Keskin Kalem Bir Kırık Gözlük
Yürekli Yiğitlere Hatıran Olsun

http://www.dailymotion.com/video/x4xlvn_uyurlar-olsun-selda-baycan-uyur-mum_music

http://www.youtube.com/watch?v=9PGkXtcoEwk

(22) Urfa. Arbeitsgruppe Anerkennung (AGA) über die Massaker der Jahre 1895/96

http://www.aga-online.org/de/texte/urfa/index.php

(23) Toker Direli: “The head scarf is a symbol which represents an ideology,“ said Toker Dereli, an economics professor and member of the administrative board at Istanbul University. “Many people who like to see the scarves would also like to see a regime like the one in Iran. That suggests a totalitarian approach which does not recognize any alternative.“

http://www.nytimes.com/1998/03/17/world/istanbul-journal-a-woman-her-scarf-and-a-storm-over-secularism.html

(24) Christopher Elsas und der politische Islam, Symposion: Religion und moderne Gesellschaft in deutscher und türkischer Perspektive. Uni Frankfurt, Juli 2004

http://www.uni-frankfurt.de/fb/fb09/islam/forschung/Tagungen_Podiumsdiskussionen/prg_isl_tagung_2004.pdf

(25) Gülen-Bewegung: Sekte mit Konzernstruktur

http://www.faz.net/s/Rub117C535CDF414415BB243B181B8B60AE/Doc~E1A3BE707300D46218D4EC4B380DD7A10~ATpl~Ecommon~Scontent.html

Daniel Steinvorth: »Engel und Dämon«, darin: Necla Kelek zur Fethullah-Gülen-Bewegung

http://www.spiegel.de/spiegel/spiegelspecial/d-60746630.html

(26) Wolf D. A. Aries, Rüstem Ülker (Hg.), darin: Christoph Elsas

http://books.google.de/books?id=YMtKKxoRwDYC&printsec=frontcover&source=gbs_navlinks_s#v=onepage&q=&f=false

3. Said-Nursi-Forum. Mit dabei: Martin Affolderbach (weilte am 12.11.2009 mit Bekir Alboğa, Ayyub Axel Köhler und Armin Laschet in Köln), Jesuit Christian W. Troll

http://books.google.de/books?id=_skPFzETjZoC&printsec=frontcover#v=onepage&q=&f=false

(27) Wolf D. A. Aries / Wolf Dieter Ahmed Aries: 2003 Vorstandsmitglied der Gesellschaft Muslimischer Sozial- und Geisteswissenschaftler (GMSG). Die GMSG ordnet sich um Ibrahim el-Zayat und Sabiha el-Zayat und lud im Jahre 2002 Redner wie Murad Wilfried Hofmann, Tariq Ramadan, Amir Zaidan, Mehmet S. Erbakan (IGMG) sowie Dr. Ahmed al-Khalifa (IGD) als ein

http://www.gmsg.de/JAHRESTAGUNG/HAMBURG2/KOELN/koeln.html

(28) Mit Allah gegen Darwin. Jens Lubbadeh über den muslimischen Kreationisten Harun Yahya

http://www.stern.de/wissen/natur/islamischer-kreationismus-mit-allah-gegen-darwin-585813.html

Eine Evolution gibt es nicht, Darwins Lehre ist Teufelswerk. Yahya: Alle Terroristen sind Darwinisten. Ein Interview von Daniel Steinvorth

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,578838,00.html

Frangenberg: „In Frankreich hat die Regierung den „Atlas der Schöpfung“ als „extrem gefährlich“ eingestuft und verboten. Das kam manchem übertrieben vor. Dass in Deutschland aber bislang jede Reaktion ausblieb, finden die beschenkten Lehrer genauso falsch.“

http://www.ksta.de/html/artikel/1190059904825.shtml

(29) 21.04.2004 Islamische Föderation in Berlin nebst IGMG, IGD, ZMD, VIKZ usw.: Kopftuch nur aus freiem Willen“ – Verbot der Unterdrückung.

Presseerklärung. GEMEINSAME STELLUNGNAHME
ISLAMISCHER ORGANISATIONEN IN DEUTSCHLAND
ZUR „KOPFTUCHDEBATTE“

http://www.muslimliga.de/dmlb_stellungnahmen/kopftuch2004.html

http://if-berlin.de/index2.php?option=com_content&do_pdf=1&id=17

http://www.muslim-markt.de/Recht/kopftuch/kopftucherklaerung.htm

(30) Islam ist Kindbraut. Düsseldorf

http://www.express.de/regional/duesseldorf/zwoelfjaehrige-bekam-in-zwangsehe-ein-baby/-/2858/705568/-/index.html

http://www.derwesten.de/nachrichten/staedte/duesseldorf/2009/10/29/news-138750611/detail.html

(31) Mythos freundlicher Islam, Variante: Mit Hurma gegen Fastenqual

http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=34642

(32). Türkei, das „Diyanet“-Amt und der berüchtigte „gemäßigte“ Islam des Ali Bardakoğlu

http://www.diyanet.gov.tr/english/default.asp

(33) Türkei, Kopftücher in Schulen verboten, einerseits, aber an den Imam-Hatip-Schulen erlaubt, andererseits

http://www.trekearth.com/gallery/photo132569.htm

http://i.radikal.com.tr/644×385/2009/01/25/fft5_mf108815.Jpeg

http://www.laik.kemalist.org/thumbnail.php?file=TURBAN4E_689055652.jpg&size=article_medium

(34) Die Junta Islámica (http://www.juntaislamica.org) Weist hin auf die multikulturelle Fundación Pluralismo y Convivencia (FPC)

http://www.webislam.com/?idt=12308

Junta Islámica

http://www.juntaislamica.org/fotogalerias/

Schweden soll wissen, wo es lang geht: an der Wand die Fahne der OIC

http://www.juntaislamica.org/fotogalerias/?album=ConferenciaEnMalmoSuecia61203

WORLD ISLAMIC PEOPLE’S LEADERSHIP (WIPL). Muslime aus aller Welt zu Besuch bei Bruder Führer. Brother Leader, Mu’ammar al-Gaddafi

http://www.juntaislamica.org/fotogalerias/?album=VCongresoGeneralDelLiderazgoPopularIslamicoMundialWIPLTripoliLibia2009Nov0609

Die Fundación Pluralismo y Convivencia (FPC) weist hin auf Democracy and the New Religious Pluralism, ein Buch von Thomas F. Banchoff (Hg.), Oxford University Press 2007

http://www.pluralismoyconvivencia.es/biblioteca/fichas/democracy_and_the_new_religious_pluralism.html

Träumt vom toleranten Islam: die Israel und dem Judentum gewidmete Seite haGalil beliebt, den immanenten Kulturrassismus und die geheiligte Menschenverachtung der Scharia beziehungsweise „Convivencia“ zu übersehen: „Nur einen kurzen Moment lang hatte die convivencia, das kooperative, auf gegenseitige Befruchtung angelegte Zusammenleben von Angehörigen der drei monotheistischen Religionen eine reale Chance. Die Vernichtung von al-Andalus durch islamische wie christliche Intoleranz hatte katastrophale Folgen“, bei haGalil hält man Dschihad und Dhimma-Versklavung also für einen islamischen Betriebsunfall?

http://www.hagalil.com/archiv/2009/09/23/al-andalus/

Ein islamkritischer spanischer Blog denkt gründlicher nach zum Thema Andalusien. Der Mythos der friedlichen Koexistenz zwischen Christen und Muslimen

http://alianzacivilizaciones.blogspot.com/2006/07/el-mito-de-la-convivencia-entre.html

Vom Hippie zum Islamisten: Ian Dallas = Abdalqadir as-Sufi. Die radikalislamischen Murabitun sind inzwischen von Spanien nach Mexiko gelangt

http://www.unhcr.org/refworld/category,COI,IRBC,,MEX,3df4be7024,0.html

Gudrun Eussner: Die Polygamie gemäß Mansur Abdussalam Escudero

http://www.eussner.net/artikel_2005-02-14_00-47-38.html

Américo Castro: La Convivencia. The tripartite society, die dreigeteilte Gesellschaft

http://www.jstor.org/pss/4467701

Zum Weiterlesen

Euro-Muslim Network (EMN). Das EMN ordnet sich um Mitbürger wie die Top-Islamisten Tariq Ramadan und Ibrahim el-Zayat, die Deutsche Sabiha Erbakan-El-Zayat, den schwedischen grünen Politiker Mehmet Kaplan, die gebürtige weißhäutige Irin Mary Geraghty mittlerweile Batool al-Toma (Islamic Foundation at Markfield in Leicestershire, das ist der Dunstkreis der Jamaat-e-Islami sprich von Abū l-Aʿlā al-Maudūdī; Forum Against Islamophobia and Racism (FAIR)), den Deutschen und gebürtigen Afghanen Mohammed Belal El-Mogaddedi (Deutsche Muslim-Liga gegr. 1952) und den 1985 zum Islam konvertierten Spanier Abdelmumin Aya aus Barcelona

http://www.euro-muslims.eu/

Wissenschaftlichkeit wird in der Allahkratie mehrachsig, pluridimensional: Pour une approche pluridimensionnelle de „l’objectivité scientifique

http://science-islam.net/article.php3?id_article=6&lang=fr

Ayaan Hirsi Ali: „Multikulti, … gut gemeinte Apartheid“

http://archiv.tagesspiegel.de/drucken.php?link=archiv/31.05.2005/1849452.asp

Christian W. Troll schätzt den Islam nebst Dialog

http://www.sankt-georgen.de/lehrende/troll.html

Aziz Nesin, türkischer Pädagoge und Schriftsteller. Nach der Herausgeberschaft der Satanischen Verse (Salman Rushdie) von Polit-Muslimen mit einer Todesfatwa bedacht. Nesin entkam 1993 dem Angriff auf das Hotel „Madımak Oteli“ in Sivas. Als stolzer Atheist verfügte er, nicht islamisch bestattet zu werden.

Klaus Liebe-Harkort schreibt zu Aziz Nesin, bei: Aypa TV

http://aypa-tv.com/index.php/KimKimdir/AzizNesin

Der Direktor der Nesin-Stiftung – Nesin Vakfı Başkanı

http://siir.gen.tr/siir/a/aziz_nesin/

Sivas 1993

http://img2.blogcu.com/images/a/n/k/ankasi/1217878753madimak_sivas.jpg

Allahgott motiviert: Nach dem Freitagsgebet des 2. Juli 1993 kam es zu einem Pogrom gegen alevitische Künstler und Intellektuelle, die im Madımak-Hotel von Sivas tagten, um dem alevitischen Freiheitsvorbild und türkischen Dichter Pir Sultan Abdal (* um 1480; † 1550) zu gedenken. Staatsislamisch wird von den Sivas-Ereignissen geredet, alevitisch vom Sivas-Massaker. Wenn wir die Namensliste der teilweise sehr prominenten 37 Opfer lesen, ahnen wir, was ein „kultureller Genozid“ sein könnte

http://de.wikipedia.org/wiki/Brandanschlag_von_Sivas#Prominente_Opfer

Trauer und Protest vor dem Hotel Madımak

http://www.alevi-fuaf.com/cache/095a980982a792af671a99705edc1fba

(57) Tariq Ramadan, Schweizer Islamwissenschaftler, Sohn des radikalen Intellektuellen und ägyptischen Muslimbruders Said Ramadan (Köln, London, Genf). Die Erasmus-Universität Rotterdam entzieht Ramadan die Gastprofessur, nachdem dieser die Moderation einer Sendung eines iranisch finanzierten Fernsehsenders übernommen hatte

http://www.welt.de/politik/ausland/article4396729/Uni-Rotterdam-feuert-islamischen-Intellektuellen.html

Die bereits vom Schweizer Professor Christian Giordano verwendete Chiffre für die Rechtsspaltung hin in einen postmodernen Scharia-Apartheidsstaat lautet Rechtspluralismus, hier verwendet von den »Initiatives of Change (IofC)«, Caux, Schweiz. Gründer des im äußerst möndänen früheren Caux-Palace Hotel mit Blick auf den Genfersee (Platz für 450 Personen) ansässigen IofC ist der ehemalige algerische Botschafter in Frankreich und langjährige Spitzenpolitiker bei den UN, Mohamed Sahnoun. Sahnoun findet den Islam friedfertig, die Scharia in Ordnung und will den Weltfrieden, so sagt er jedenfalls, der Mann muss voller Hoffnung sein.

http://www.caux.iofc.org/de/2010-programm#vielfalt

Keine Hütte. Ein Palast der Islamisierung?

http://www.cauxforum.net/

http://www.nzz.ch/nachrichten/schweiz/zugaenge_zu_einem_friedlichen_islam_1.793888.html

NZZ: Zudem sollen die jungen Muslime laut Sahnoun im Wissen über ihre eigene Religion geschult werden: „Sie sollen begreifen, wie wichtig es ist, den Islam als Teil der modernen Welt zu verstehen.“ Damit könnten sie auch die Bedeutung der Friedensförderung, die dem Islam innewohne, erklären und umsetzen. … Der Prophet Mohammed sei selbst ein Friedensstifter gewesen, schreibt die muslimische Organisation auf ihrer Einladung; Gewalt und Terrorismus stünden konträr zu den Inhalten des Islam. Dass diese selektive Interpretation etwas zu kurz greift, zeigen die Referenten

http://www.nzz.ch/nachrichten/schweiz/zugaenge_zu_einem_friedlichen_islam_1.793888.html

Konferenz, 2. – 7. Juli 2010: Gemeinsam Vielfalt leben. Zur Debatte über Grundrechte und Multikulturalität in Europa angegangen: Rechtspluralismus, Kinderrechte, Genderfragen und die europäische Migrationspolitik. Trainings zu „Religiöse Vielfalt und Antidiskriminierung“, „Interkulturelle Mediation“, „Bürgerrechte“, „Interkulturelles Unterrichten“.

http://www.caux.iofc.org/de/2010-programm#vielfalt

I was a representative of IofC at the second conference on Islamic Finance and Trade, organised by the Muslim Council of Britain (MCB) in London, on 28-29 October. What is it all about? I had very few notions on Sharia-based finance (on Islamic legal framework) and didn’t really know what to expect from the event, which brought together economists, Sharia lawyers, social workers, investment bankers, public servants, and civil society representatives.

Iqbal Khan, one of the first speakers, defined as ‘Sharia-compliant’ any kind of investments that can bring wealth to all living creatures rather than exclusively to Muslims or human beings. Therefore, in the search for profitability, Islamic businesses, and among them Islamic banks, are encouraged to become socially responsible in participating financially in projects that benefit the community.

http://www.cauxbusiness.com/node/39221

Ce n’est pas encore la charia, mais on y arrive.

http://www.blogdei.com/index.php/2008/05/24/3697-ce-nest-pas-encore-la-charia-mais-on-y-arrive

Mit Calvin zum Islam

Mai 23, 2009

جان كالفن

Johannes Calvin

Calvinismus und Islamisierung

Von Jacques Auvergne, 23. Mai 2009

Es sind noch keine sechs Wochen vergangen, dass der spirituelle Führer der Augsburger Katholiken Bischof Mixa den russischen Dichter Fjodor Dostojewski (1831-1881) mit dem Ruf „Ohne Gott ist alles erlaubt!“ zu zitieren sich bemühte. Seit eineinhalb Jahrhunderten und in Kenntnis der Dostojewskischen Romanfiguren („Die Brüder Karamasow“) sowie mittlerweile zusätzlich der hunderttausendfachen kalkulierten Morde atheistischer Despoten wie Stalin und Mao sie begingen haben wir das Dichterwort („If God doesn`t exist, everything is permitted“) zu ergänzen zum „Ohne Gott ist alles erlaubt – und mit Gott erst Recht?“, berufsbedingt verzichtet der bayrische Bischof allerdings auf die Ergänzung.

Dem Gefolterten oder Gehenkten war oder ist es eher unwichtig, ob er für ein sozialistisches oder nationalsozialistisches Paradies auf Erden leidet, für einen schiitischen Gott Allāh im Teheraner Evin-Gefängnis 2009 oder ob er 1553 für die Genfer Variante des missbrauchten Jesus von Nazareth ermordet wird, angeordnet jedenfalls freudvoll gebilligt vom geistlichen Führer des Schweizer Stadtstaates Johannes Calvin.

Calvin musste als junger Mensch miterleben, wie seinem Vater, lange Jahre war dieser in Kirchendiensten tätig gewesen aber mittlerweile vom so genannten kleinen Kirchenbann belegt, die Totenmesse verweigert wurde. Calvin selbst wäre an vielen Orten Europas durchaus von religiös motivierten Anschlägen oder politreligiösen (katholischen) Gerichtsurteilen an Freiheit und Leben bedroht gewesen. Überhaupt werden beim Begriff Reformierte viele von uns Heutigen an die schrecklichen, dynastisch und machtpolitisch mitbegründeten acht Religionskriege zwischen 1562 und 1598 denken, mit denen Frankreich seine bis zu zehn Prozent an Reformierten auszurotten versuchte, grausamer Höhepunkt war die Bartholomäusnacht in Paris 1572 und waren die folgenden Pogrome mit mehreren Tausend Ermordeten und mit Flüchtlingsströmen bis nach Deutschland, namentlich Berlin.

Genf 1553. Auf dem durchaus einer Flucht gleichenden Weg mit dem Reiseziel Neapel des spanischen Arztes, Juristen und Theologen Miguel Serveto genannt Michel Servet kehrte dieser in Genf ein. Die Stadt Genf als den von Calvins Tugendterror geschüttelten, kleinen Gottesstaat auszuwählen war vielleicht keine besonders gute Idee, denn Calvin, ebenfalls gelernter Jurist und Theologe, betrachtete antitrinitarische Christen als Wegbereiter des Teufels oder Schlimmeres, jedenfalls als Heizmaterial für die Flammen der Hölle, deren Brennwert man hier auf Erden doch bereits einmal prädestinatorisch testen möge.

Den theologischen Streit gegen beziehungsweise für das deine Ehrfurcht erheischende Dogma der irgendwie kosmischen Trinität kennt unser heute islamisierendes Europa seit Paul von Samosata († 268, Christus als inspirierter Mensch), Bischof Arius († 336, der Logos als Weltschöpfer und ein überzeitlich-ewiger Christus) oder Lelio und Fausto Sozzini († 1562 bzw. 1604, rationalistische Bibelauslegung, Ablehnung des Kriegsdienstes).

Auch zwischen den beiden Kritikern der Katholischen Kirche des 16. Jahrhunderts, Johannes Calvin (Jean Cauvin, * 1509) und Michel Servet (Miguel Serveto, * 1511) tobte dieser geheiligte Disput um die legendäre Wesenseinheit von Vatergott, Christussohn und heiligem Geist und war mittlerweile gute zwei Jahrzehnte alt, so lange kannten die beiden Streiter für christliche Lebensweise und Staatspolitik nach ausgiebigen Briefwechseln einander wechselseitig. Allerdings verfügte nur das ach so bescheidene Stadtoberhaupt Calvin über einen Schwarm von Bütteln, Ehrenbürgern, Bürgermeistern und Henkern. Calvin war bereit, vermeintliche Frevler aus religiösen Gründen zu töten und hat Selbiges getan. Servet hat nicht getötet und diese Unterlassung theologisch begründet. Calvin hat Servet religionsrechtlich einwandfrei ermordet, diese Unterscheidung in Täter und Opfer ist wichtig, da 2009, wie wir unten sehen, Calvin durch Publizisten oder Theologen als Opfer (Servets?) angeboten wird.

Am Sonntag, den 13. August 1553 klopfte es bei Calvin, ein getreuer Christenmensch war sich sicher, den berüchtigten Frevler an der Personalunion Jesus-Gott, den Ketzer Servet in der Genfer Kathedrale gesehen zu haben. Calvin hastete zu einem seiner Bürgermeister und organisierte die Verhaftung des gerade einem Gottesdienst beiwohnenden Gottesfeindes. Man sperrte Servet in einen düsteren und besonders verkommenen Kerker. Calvins Privatsekretär Nicolas de la Fontaine führte die Anklage: Häresie und Störung der kirchlichen Ordnung! Noch gute vierzig Tage hatte der in Spanien geborene Theologe, Arzt und Humanist in einem selbst für die damalige Zeit unwürdig schmutzigen Kerker zu leben. Calvin hätte Zeit genug gehabt, zweieinhalb Monate, um Servet zu begnadigen oder sich auch nur hörbar für den Trinitätsgegner einzusetzen. Überzeugungstäter Calvin, so ist zu vermuten, wird in diesen Wochen nicht schlecht geschlafen haben. Es gibt so genannte Christen, welche die Todesstrafe wollen, manche kleinen Freikirchen etwa tun das in vielen Staaten der USA, während sich die Großkirchen weltweit (mittlerweile!) gegen die Todesstrafe einsetzen.

Es mag so sein, dass man Servet auch in einer katholisch beherrschten Stadt hingerichtet hätte, diese „hygienische, reinigende“ Aufgabe allerdings nahm Moralist Calvin sowohl dem Papst als auch der Gottheit ungefragt ab. Servet hatte noch zehn Wochen zu leben, bevor er im Genfer Ortsteil Champel als Ketzer verbrannt wurde. Feingeist Calvin wollte Servets Tod, hätte jedoch im Nachhinein für die rasche Hinrichtung mit dem Schwert plädiert und gegen die Geschrei und Gestank verbreitende öffentliche Verbrennung auf dem Scheiterhaufen. Nun ja, als effizient handelnder Gründervater der reformatorischen Bewegung sprich der heutigen Evangelischen Kirche muss man sich auf das Wesentliche und Machbare beschränken. Calvin also intervenierte nicht und Servet wurde lebendig auf einem großen Stapel Holz verbrannt.

Die am Ort anerkannten „Rechtgläubigen“ (Calvinisten) mögen gedacht haben: Was ist denn dieser ketzerische Freidenker Servet als Leugner der geheiligten Trinität und als Theologe einer deutlich von Platon beeinflussten Emanationstheorie (die Welt als Überströmen des Göttlichen ins Materielle, Christus als lediglich einer von vielen Aspekten offenbarter Güte und Weisheit Gottes) auch für ein Ungeheuer. Die reformierten Schweizer Bürgermeister bewiesen, wie sehr sie die gleichermaßen geistliche wie bürgerliche Sauberkeit zu schätzen wissen, als sie für einen zweckentfremdeten Jesus Christus am 27.10.1553 das Urteil sprachen:

„In dem Wunsch, die Kirche Gottes von solcher Ansteckung zu reinigen und von ihr dieses verfaulte Glied abzuschneiden. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. [Dein christlich-irdisches Los, Servet, sei] gebunden zu werden und an den Ort Champel geführt zu werden, und ebendort an einen Pfahl gebunden und lebendig verbrannt zu werden, zusammen mit deinem von deiner Hand geschriebenen und dem gedruckten Buch, solange bis dein Körper in Asche verwandelt ist.“

Das aber ist eine Peinlichkeit für die Evangelische Kirche des Jahres 2009, einen praktizierenden Ketzermörder zu den eigenen Gründervätern zählen zu müssen. Noch vor Melanchthon und Bucer sind die bedeutendsten Reformatoren schließlich Luther, Zwingli und Calvin. Calvin aber tötete für Jesus. Verflixterweise ist 2009 auch noch das Calvin-Jahr abzufeiern, als ob der schwierige Auftrag, die islamische Scharia als demokratiekompatibel zu erklären, nicht schon Prüfung genug wäre für Deutschlands evangelische Bischöfe, Pfarrer und Pfarrerinnen. Auch zu dem im Mai 2009 sechzig Jahre alt gewordenen Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland will das politreligiöse Saubermachen eines Johannes Calvin nicht recht passen, der Genfer Geistliche muss aus Sicht der kulturellen Moderne zur Besetzung eines politischen Amtes als schlicht unfähig erscheinen.

Ob uns Evangelischen da der Islam zu Hilfe kommen könnte, eine Politreligion, die es mit der körperlichen Unversehrtheit (anders als das früheste Christentum) nun gar nicht ernst nimmt? Unter mittelalterlichen Muslimen wie al-Ghazālī oder ibn Taimiyya wäre ein „religiöser Strafrechtler“ Johannes Calvin gar nicht aufgefallen. Während Bischof Mixa heute den Russen Dostojewski zitiert, feiern wir halt mit den dankbaren Imamen des Scharia-Islam den vierhundertsten Geburtstag des Theokraten von Genf. In schariatisch-calvinistischer Eintracht ließe sich auch das von Atheisten, Naturkundlern und sonstigen Gotteslästerern ausgerufene „Darwin Jahr 2009“ einigermaßen unbeschadet überstehen.

Idealist Calvin wollte den Servet (angeblich) nicht aus persönlichem Groll, sondern um des Himmels willen töten. Völlig gegen den zu vermutenden Willen eines, was Blutvergießen oder Steinigung der Ehebrecher betrifft, radikal pazifistischen Juden Jesus. Tugendwächter Calvin liebäugelte ferner mit der Todesstrafe für Ehebrecherinnen und hätte am Strafrecht Saudi-Arabiens oder an der Staatsverfassung des Iran nach 1979 womöglich einige Erbauung gefunden, würde man Allāh einmal durch Christus austauschen, Molla durch Schweizer Pfarrer und Chomeini durch Calvin. Die barbarischen Zeitumstände und die völlig fehlende Trennung von staatlicher und religiöser Herrschaft würdigend ist gerechterweise zu sagen, dass gegen den durch Inquisitor Ory „überführten Häretiker“ Servet im Sommer 1553 auch ein „weltliches“ Gerichtsurteil mit der durchzuführenden Todesstrafe (Verbrennung auf kleiner Flamme gemeinsam mit seinen Schriften) ausgesprochen worden war. „Weltliches Urteil“ dürfen wir dabei als „staatsreligiös-katholisch“ lesen, und bei Blasphemiegesetzen sollten wir an Said Ramadan („Das Islamische Recht“) denken sowie uns für die Abschaffung des deutschen § 166 StGB einsetzen, des so genannten Gotteslästerungsparagraphen.

Um die sittenpolitische und religionsrechtliche Islamisierung Europas zu verhindern, um etwa den Einzug der Scharia ins Familienrecht erfolgreich abzuwehren und um die Standards der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte für alle Bürgerinnen und Bürger, eben auch für die Kinder und Enkel muslimisch sozialisierter Einwanderer zugänglich zu halten, haben wir nicht lediglich Koransuren, Hadithe, Freitagspredigten und Fatwas zu analysieren. Das islamische Umweltverändern sucht jene Schwachstellen in Moral und Geschichtsbewusstsein auf, an denen die geheiligt verachteten Nichtmuslime (Dhimmis und Harbis) am wirkungsvollsten einzuschüchtern sind. So sehr wir die Ethik eines Jesus, Augustinus oder Luther schätzen, am Ketzerbrenner Calvin sind wir Europäer und Nordamerikaner für den politischen Islam eines Erbakan oder al Qaradāwī willkommen erpressbar.

Im Wissen um das kulturrassistische Medina-Modell des Jahres 622 sowie mit Blick auf den heute genau dreißig Jahre alten iranischen Gottesstaat sollten wir, Angehörige jeder Religion, Ex-Religion oder Nichtreligion, genau hinsehen, wie die multireligiösen Islambeschwichtiger der Evangelischen Kirche Deutschlands im so genannten Calvin-Jahr 2009 den Förderer der religiös begründeten Todesstrafe, den Theokraten von Genf verteidigen.

Ein erstaunlich humorloser Calvinverteidiger des sich 2009 zum fünfhundertsten Male jährenden Geburtstages scheint sich im Oberkirchenrat Dr. Vicco von Bülow auf der evangelischen Homepage http://www.ekd.de/calvin/wirken/zweig.html zu finden, der mit dem das Dritte Reich (ebenso wie den streng gläubigen Ketzerverbrenner Calvin) anklagenden Historienroman eines Stefan Zweig in Form von aggressiven, hektischen Suggestivfragen abrechnet. Darüber, ob es inhuman oder vielleicht sogar unchristlich ist, einen Antitrinitarier erst christlich töten zu wollen und dann auch christlich töten zu lassen schweigt der vielleicht sich in seinem Calvinismus beleidigt sehende Dr. von Bülow.

In die gleiche Kerbe schlägt Bischof Wolfgang Huber (in der gleichen Quelle ekd.de wie eben genannt), der allerdings eine aalglatte Sprache vorzieht. Huber und von Bülow verteidigen nicht etwa den als Ketzer verbrannten Arzt, nein, sie greifen Stefan Zweig verbal an, welcher mit „Castellio gegen Calvin. Oder: Ein Gewissen gegen die Gewalt“ dem Wegbereiter der kulturellen Moderne Castellio ein literarisches Denkmal gesetzt hat und ebenso vor dem Nationalsozialismus warnte wie wir heute vor dem politischen Islam. Möglicherweise haben Europas Islamkritiker von Calvinfreunden wie von Bülow und Huber keine Unterstützung mehr zu erwarten.

Religiöse Kulturrassisten wollen die eingebildete Hölle mit menschlichem Brennmaterial füllen, in der Gehirnwindung oder auf dem städtischen Marktplatz. Vom unsäglich arroganten Determinismus eines Johannes Calvin zum sadistischen Lebensgefühl eines kritiklosen Bewunderers von Koran und Scharia ist es nicht weit. Recht auf Leben oder auf körperliche Unversehrtheit für alle Menschen war mit den Herren Mohammed oder Calvin nicht zu machen.

Der nach Sozialismus und Nationalsozialismus dritte europäische Totalitarismus als der politische Islam schickt sich an, mit seelischer und ökonomischer Erpressung Europa mehrere oder gar viele sehr dunkle Jahrzehnte der Barbarei zu bescheren. Freiheitlichen Demokraten werden die Worte des Servet Verteidigers Sebastian Castellio (Sébastien Châtillon, 1515-1563) zu schätzen wissen, der die Zivilcourage hatte, zu den diversen enthemmten Statthaltern Gottes zu sagen: „Einen Menschen töten heißt niemals, eine Lehre verteidigen, sondern: Einen Menschen töten!“

Gleichsam als letzter Überlebender einer glückhafteren, freiheitlicheren Vorzeit konnte Castellio zu uns Heutigen die Kunde herüber retten: „Die Nachwelt wird es nicht fassen können, dass wir abermals in solchen dichten Finsternissen leben mussten, nachdem es schon einmal Licht geworden war!“ Wir Bewohner von Castellios hedonistischer Nachwelt zunehmender sozialer Feudalisierung und politischer Theologisierung sollten uns fragen, ob unsere Kinder und Enkel sich angesichts des gegenwärtig auch mit Hilfe aller Parteien und Kirchen beförderten Erstarkens des Scharia- und Fiqh-Islam denn etwa nicht in der Rolle des Castellio wieder finden werden.

Der zornige Calvin nannte den Gegner der Todesstrafe und den Verteidiger des Gedankenguts Servets, Sebastian Castellio beziehungsweise Sébastien Châtillon „Werkzeug Satans“.

Den im untergehenden freiheitlichen Europa des Jahres 1936 vom jüdischen Pazifisten Stefan Zweig veröffentlichten Roman Castellio, der den zunehmend totalen Militarismus und Antisemitismus selbstverständlich nur noch in Form eines Historienromans kritisieren konnte, sollte ich bald einmal lesen. Freigeist und Calvin-Kritiker Castellio scheint überhaupt einer der ganz großen moralischen und menschlichen Wegweiser des sechzehnten Jahrhunderts zu sein, und Verständnis für Europas Geschichte kann auch mit literarischer Prosa geschehen. Die Warnung der Herren Huber und von Bülow vor Zweiges Calvin-Kritik jedenfalls ist mir wie eine Auszeichnung nicht gegen, sondern für dieses Buch.

Die aggressive Calvin-Verteidigung geht bereits weiter: Am 22.01.2009 spricht Rolf Wischnath im Rheinischen Merkur unter dem ja vielleicht etwas unsachlichen Titel „Rufmord in Wort und Bild“:

„Literaten, Maler und Dichter haben Calvin als Monster gebrandmarkt. … Die Geschichte des Rufmords an Calvin ist ohne Beispiel. Artikel über ihn in … Geschichts- und Religionsbüchern sind … angefüllt mit Unwahrheiten und Schmähungen. … Schon von Anfang an hat die Polemik Calvin zu einem Zerrbild gemacht, zu einem hartherzigen, kalten Menschenfeind mit einer autoritären, fürchterlichen Theologie.“ Herr Wischnath ist Professor für Systematische Theologie an der Universität Bielefeld und verwendet mit „hartherzig, kalt … autoritär, fürchterlich“ zwar das angemessene Vokabular, siedelt es aber leider außerhalb von Calvins Theologie an und wahrscheinlich auch außerhalb der Theologie Mohammeds, was beides mir wiederum Rolf Wischnath fürchterlich erscheinen lässt. „Rufmord“ soll uns einschüchtern und zum Schweigen bringen, der ganz konkrete „Mord ohne Ruf“ eines Schweizer Reformators an einem spanischen Arzt ist Wischnath keine Silbe wert.

Wischnath am selben Ort: „Calvin hat immer wieder eingeschärft: Wo Gottes Gnade wirkt und Vergebung der Sünden ist, da entsteht auch ein neues, anderes Leben.“ Aufhören! Da läuft es selbst mir als einem Mystiker kalt den Rücken herunter. Dass die Zicken und Schnösel aus Calvins Genf durch die Straßen gehen konnten und jede zweite Nachbarin und jeden zweiten Nachbarn bereits ganz im Hier und Jetzt als für das ewige Höllenfeuer bestimmt annehmen durften, übergeht der professionelle Christ und Autor, das Schweizerische „Grüß Gott“ bekommt angesichts der züngelnden Höllen- oder auch Scheiterhaufenflammen einen aufregend spannenden Beigeschmack. Die womöglich sehr antisozialen Folgen und sicherlich Frustration und Neurosen zeitigende Lehre der Prädestination ist für den aus Nordrhein-Westfalen stammenden, nach 1989 langjährig in Cottbus tätigen Bielefelder Honorarprofessor und evangelischen Reformierten gar kein Thema.

Wischnath weiter, wenig geschichtskundig, dafür voll des Lobes über Calvins christlichen Gesellschaftsentwurf: „Der Staat ist daran zu prüfen, wieweit er dem Anspruch Gottes Raum gibt, dass er dessen Ebenbild, den Menschen, schützt und beschirmt.“ Weshalb der erwähnte Mensch ja auch verbrannt wird, aber nur auf dem Hügel von Champel und nur als Antitrinitarier oder sonstiger Diener Satans. Professor Wischnath: „Dabei ist die Ehre Gottes stets Calvins erstes Bestreben gewesen.“ Kann man wohl sagen, das ist ja das Problem: Ehre Gottes zuerst, Ehre des Ketzers zuletzt, so hielt es schon Ayatollah Ruhollah Chomeini. Bis 2004 war der in den Achtziger Jahren als Abrüstungsbefürworter bekannt gewordene Dr. Wischnath Generalsuperintendent im Sprengel Cottbus, im südlichen, einst sorbisch geprägten Teil des Bundeslandes Brandenburg unweit der polnischen Grenze. Vorwürfe wegen Verdachts einstiger Stasi-Zusammenarbeit gegen ihn wurden um 2003 in Kirche und Presse als haltlos verworfen. Wischnath war 2000-2004 Vorsitzender eines, an sich ist das sehr löblich, Arbeitskreises gegen Fremdenfeindlichkeit und zitiert gerne Martin Niemöller: „Evangelium heißt Angriff!“ Hoffentlich bleibt nach dem Angriff der diversen Götterfreunde von der Demokratie noch etwas übrig.

Seit Fjodor Dostojewski lässt sich die grundsätzliche, menschliche Fähigkeit zu einer für Gerechtigkeit gehaltenen jedenfalls als „Recht“ ausgegebenen brutalen Gewalt spüren und in Worte fassen, jener Gewalt, für deren himmlisch-theistische oder irdisch-atheistische Paradiese ich bei Bedarf einschüchtern, plündern und morden darf. „Wenn Gott nicht existierte, wäre mir als einem Sozialisten oder Nationalsozialisten dann nicht alles erlaubt?“

– „Wenn ich als ein frommer Katholik oder Calvinist, als ein Islamist oder Dschihadist über Gott zu verfügen meinte, ist mir dann im Umgang mit den politreligiösen Gegnern alles erlaubt?“

Als Mitglied des Sozialistischen Hochschulbundes hatte der Westdeutsche Wischnath in den Siebziger Jahren wiederholt die DDR besucht. Zur Entgegennahme des vom Soester Islam Archiv (Gründer in Soest 1981/1982 und Leitung bis 2006 war Konvertit und Schariafreund Herbert Krahwinkel genannt Muhammad Salim Abdullah) verliehenen Muhammad-Nafi-Tschelebi-Preises mutmaßte Wischnath 2001: „Es gibt – wenn man die Würde des Menschen für unantastbar hält – nichts, auf das man sich zur Rechtfertigung von Gewalt und Verbrechen berufen kann, keinen Glauben an Gott, weder im Islam noch im Christentum, aber auch keine atheistische Auffassung, in der Menschen an sich als letzte Instanz und höchstes Wesen glauben.“

„Wenn man die Würde des Menschen für unantastbar hält.“ Sagt der Brandenburger Wischnath. Wenn. Der evangelische Theologieprofessor gibt sich hier in aller Zurückhaltung als Verteidiger des Grundgesetzes Artikels 1, für ein explizites Bekenntnis reicht es allerdings nicht, und spricht natürlich nicht aus oder weiß es erst gar nicht, dass Scharia und islamische Jurisprudenz (fiqh) systematisch und differenziert diskriminieren, dass der gesamte orthodoxe (politische) Islam gegen die Würde jedes Nichtmuslimen verstößt, gegen das Recht auf Leben für Islamapostaten, gegen die Würde und das gleiche Recht der Frau. Im Übrigen hat Wischnath mit diesem Satz ganz Recht und müsste uns 2009 nur noch erklären, dass ein gewisser, vor fünfhundert Jahren geborener Herr Calvin weder von Menschenrechten für Nichtchristen noch von unantastbarer Menschenwürde oder auch nur körperlicher Unversehrtheit für Trinitätsleugner etwas wissen wollte.

Jacques Auvergne

Kopftuch ./. freiheitlich demokratische Grundordnung

Dezember 14, 2007

حجاب

ḥiǧāb

Hidschab

Kein Kopftuch im öffentlichen Dienst

Von Ümmühan Karagözlü (2007)

Seit dem Richterspruch des Bundesverfassungsgerichts ist auch das bevölkerungsreichste Bundesland, Nordrhein-Westfalen, damit beschäftigt, eine Entscheidung zum Kopftuch bei Beschäftigten öffentlicher Institutionen zu fällen. Als Sozialpädagoginnen (verschiedenster Glaubensrichtungen), die berufsbedingt täglich auf muslimische Kommilitoninnen und Klientinnen treffen, können wir diesem Thema nicht gleichgültig gegenüber stehen.

Bezug nehmend auf unsere langjährigen Erfahrungen in der Kinder- und Jugend- und Schulsozialarbeit sowie in der außerschulischen Bildung möchten wir folgende Gedanken einbringen:

vor etwa vierzig Jahren kamen die ersten Muslime als Gastarbeiter in die BRD. Die damalige Bundesregierung lud diese Menschen nach Deutschland, zunächst meist türkischstämmig und fast immer männlich, da es unserem Land an (billigen) Arbeitskräften mangelte. Weil die Arbeitsmarktsituation noch recht entspannt war und ausländische Arbeitnehmer selbst als Ungelernte hierzulande mehr verdienten als zu hause, holten sie nach einigen Jahren ihre Familienangehörigen nach und bauten gemeinsam mit ihnen eine neue Existenz auf. Der Wunsch in die Heimat zurück zu kehren wurde auf unbestimmte Zeit verschoben, zumal das Wirtschaftswachstum weiter anhielt und für die teilweise bereits in der Bundesrepublik geborenen Töchter und Söhne qualifizierte Schulabschlüsse, interessante Ausbildungsmöglichleiten und attraktive berufliche Chancen lockten.

Bis etwa Ende der 90er Jahre war die Zugehörigkeit zum Islam für die in Deutschland arbeitenden, lernenden, studierenden und lebenden Muslime anscheinend so selbstverständlich, dass es ihnen nicht wichtig war, diese etwa durch Einhaltung strenger Bekleidungsvorschriften gegenüber der nichtmuslimischen Mehrheitsgesellschaft zu dokumentieren. Dies galt auch für die Anhängerinnen dieser Weltreligion, die als Studentinnen in die BRD kamen oder als Flüchtlinge und Asylbewerberinnen Zuflucht vor Verfolgung und Tyrannei suchten. Auch ist uns nicht bekannt, dass zu dieser Zeit die laïzistische Haltung des türkischen Staates kritisiert wurde.

Die hier ansässigen muslimischen Menschen lebten wie die südeuropäischen Gastarbeiter so unauffällig, dass zu Zeiten wirtschaftlicher Blüte und Vollbeschäftigung die bundesdeutsche Politik der Lebenslage dieser Mitmenschen keine Aufmerksamkeit widmete. Obschon selbst während der etwa Mitte der 80er Jahre einsetzenden Weltwirtschaftskrise und deren desintegrierenden Folgen längst nicht mehr mit einer Rückkehr dieser Bevölkerungsgruppe in ihre Heimat zu rechnen war, ignorierte die damalige Bundesregierung gleichermaßen den aufkommenden Unmut der Mehrheitsgesellschaft wie die sich verschlechternde Lebenslage der nicht europäischstämmigen (kleinasiatischen) Migrantinnen.

Viel zu spät bemühten sich beispielsweise Migrationsbeauftragte oder Fachausschüsse um eine erfolgreiche Eingliederung dieser Bevölkerungsgruppe. Vor allem die in vielfältigen Bereichen des Alltags, besonders aber bei der Arbeitsplatzsuche exkludierenden Folgen mangelnder Sprachkompetenz (zunehmend auch in der Muttersprache) wurde lange Zeit nicht beachtet. Zwar haben wir mittlerweile Politikerinnen mit Migrationshintergrund sowie Ausländerbeiräte. Viele von uns haben türkische Kolleginnen, marokkanische Kommilitoninnen und albanische Nachbarinnen. Doch ist es bisher nur in Ausnahmefällen gelungen, die aus islamisch geprägten Kulturen stammenden Familien wirklich in unsere offene Gesellschaft zu integrieren.

Ein deutlicher Beleg für diese These lässt sich am Beispiel der schlechten sprachlichen und sozialen Integration der zweiten und der dritten Generation türkischer Mitbürgerinnen festmachen, die eher Hauptschulabschluss oder auch gar keinen Schulabschluss erlangen. Diese zahlenmäßig große Gruppe lebt nicht selten in fast ausschließlich türkischen Straßenzügen, versorgt sich mit allen Artikeln des täglichen Lebens in den Geschäften ihrer Landsleute und konsumiert dank Satellitenfernsehen Information wie Unterhaltung in türkischer Sprache. Gerade für Frauen und Kinder bleibt die deutsche Sprache zunehmend Terra incognita. Auch trägt die erst seit wenigen Jahren wahrnehmbare Angst der Musliminnen vor Assimilation gewollt oder ungewollt zu einer Ghettoisierung bei, da wirklich tragfähige soziale Bindungen nur zu Landsleuten bestehen. Gespräche mit Deutschen werden auf ein Mindestmaß reduziert, offener Gedankenaustausch gar ist sehr selten.

Die halbherzig betriebene Integrationspolitik führte dazu, dass ein besonders hoher prozentualer Anteil der Migrantinnen und Einwohnerinnen mit Migrationshintergrund arbeitslos war und ist. Die beiden zuletzt geborenen Generationen stehen zudem vor dem Dilemma, von uns als Ausländerinnen gesehen und behandelt zu werden, während sie im Herkunftsland als ’Deutschländerinnen’ gelten. Es sollte uns daher eigentlich nicht überraschen, dass besonders für die dritte Generation einer Migrationswelle angesichts derartig verschlechterter Lebensbedingungen die Frage nach der eigenen Identität immens wichtig wird.

Derart durch düstere Zukunftsaussichten und tiefe Identitätskrisen verunsichert ist es nicht verwunderlich, dass es nach der Islamischen Revolution, Iran 1979, zu einer (vermeintlich) Gemeinschaft stiftenden Fundamentalisierung und Islamisierung insbesondere der unter 40jährigen Musliminnen überall in den Industriestaaten Europa gekommen ist. So ist zu beobachten, dass die Kopftuch tragenden Frauen, viele von ihnen hier geboren, im Straßenbild immer häufiger werden. Die Tatsache, dass nicht selten junge Musliminnen streng verhüllt mit Tuch und langem Mantel das Haus verlassen, während ihre Mütter in der Kleiderfrage die westliche Variante bevorzugen, ist ein unfreiwilliges Ergebnis derartig verfehlter Integrationspolitik und der gesamtgesellschaftlichen Kultur des Wegschauens.

Besonders betroffen macht uns allerdings die Beobachtung, dass seit etwa 2004 bereits sehr junge Mädchen nur noch mit der streng gebundenen Variante des Kopftuchs, welche Nacken, Hals und Dekolletee bedeckt und nur noch das Gesichtsoval frei lässt, aus dem Haus ihrer Familie heraus gehen. Selbst Zehnjährige mit Hidschab, wir meinen damit die Haube, die, aus einem Stück Stoff genäht Haare, Schultern und Oberkörper vollkommen einhüllt, erscheinen im westdeutschen Stadtbild. Dazu tragen sie nicht selten den oben bereits erwähnten, vor wenigen Jahren eigens entworfenen knöchellangen grauen oder schwarzen Mantel.

Dieses streng islamistische Outfit ist, wie wir meinen, für kleine Mädchen, die auch noch spielen und herumtoben sollten, unpraktisch und bewegungsfeindlich. Auch erwachsenen Frauen können mit diesem kaftanähnlichen Gewand ‚keine großen Schritte‘ machen. Zudem behindern diese Formen des Kopftuchs zweifellos Hör- wie Sehsinn der Trägerinnen und schränken das (Um-)Weltwahrnehmen der Mädchen und Frauen nicht unerheblich ein, besonders wenn auch der Blick züchtig gesenkt werden muss. Diese Kleidungsgewohnheiten erhöhen nicht nur die Unfallgefahren im Straßenverkehr (eingeschränktes Blickfeld), nein, jeder einigermaßen aufmerksame Mensch wird bestätigen dass Körpersprache und Auftreten sowie Denk- und Lebensgewohnheiten beeinflusst werden.

Schon diese oben beschriebenen Alltagsszenen deuten an, dass es bei der bevorstehenden Entscheidung des Landtages von Nordrhein-Westfalen um weit mehr geht als um die rechtliche Gewichtung des Staates zur weltanschaulichen Neutralität einerseits und das Diskriminierungsverbot eines nach Meinung der Anhängerinnen religiös zu interpretierenden Symbols einer monotheistischen Weltreligion andererseits. Hier steht wesentlich mehr als die Klärung dieser Streitfrage zur Entscheidung an!

Wie viele Politikerinnen und Bürgerinnen in der BRD sind wir der Meinung, dass Kleidungsstücke wie Hidschab und Türban (dazu gehören nach unserer Ansicht auch Kippa, Sikh-Turban oder Frömmler-Strickmütze der Islamisten) keine religiös zu interpretierenden Insignien sind, die unter das Benachteiligungsverbot nach Art. 3 GG fallen. Diese Ansicht lässt sich wie folgt begründen:

Nach wie vor sehen weltweit viele Musliminnen das Tragen des Kopftuchs nicht als religiöse Pflicht an. So schreibt Prof. Bassam Tibi in seinem Buch Der Islam und Deutschland – Muslime in Deutschland, dass er viele afrikanische und südostasiatische Gebiete islamischer Bevölkerung bereist habe, in denen Frauen mehrheitlich nicht Kopftuch tragen.

Auch in Europa und in der BRD ist die Gruppe derjenigen Muslimas, die sich nicht mit islamistischen Kleidungsvorschriften identifiziert, deren Mitglieder sich gleichwohl als gläubige Musliminnen bezeichnen, recht groß. Selbst im Koran wird man nach einem ausdrücklichen Kopftuchgebot vergeblich suchen (und nur im Hadith fündig), eher findet man dort Textstellen, die besagen, dass die Frauen keine auffällige Kleidung tragen sollten. Das Kopftuch selbst wird nicht erwähnt; Ralph Ghadban (Das Kopftuch in Koran und Sunna) hingegen weist auf die islamische Überlieferung hin. Wie aber kann es dann sein, dass gerade unter den jungen Muslimas der Anteil derjenigen, die zwar ihr Haar unter einem fundamentalistisch streng gebundenen Kopftuch verbergen, ansonsten aber bewusst erotische und den Körper in Szene setzende, hautenge Kleidung bevorzugen, so sehr groß ist (klappernde Stöckelschuhe, Top mit transparenter Spitze an Taille und Oberarm, Rock mit langen Seitenschlitzen)? Religiöse Motive scheinen diese Anhängerinnen des vermeintlich einzig wahren Glaubens wohl nicht gerade umzutreiben.

Unter Berücksichtigung solcher Beobachtungen und angesichts der Tatsache, dass sich selbst aus dem heiligen Buch der Muslime eine religiös begründete Verpflichtung jeder muslimischen Frau zum Tragen des Kopftuches nicht ableiten lässt, kann dieses ‚Stück Stoff‘ nicht als ein ‚eindeutig religiöses Symbol‘ interpretiert werden.

Im Konsens mit vielen Bürgerinnen und Politikerinnen in NRW und auch mit Blick auf die Bundesländer, in denen schon eine Entscheidung zum Kopftuch getroffen wurde, sind wir vielmehr der Ansicht, dass mit dem ‚Kleidungskodex der islamischen Renaissance‘ auch Haltungen einhergehen, die nicht schützenswert ist. Daher fordern wir die Landesregierung auf, sich bei ihrer Meinungsbildung keineswegs darauf zu beschränken, dass allein die Möglichkeit, dass ein Tragen des Kopftuches religiös begründet sein könnte, ausreicht, um eine verfassungsrechtlich nicht tragbare Beteiligung von kopftuchtragenden Lehrerinnen in staatlichen Schulen im Falle eines Kopftuchverbots abzuleiten.

Wir halten es für unverzichtbar, angesichts der Grundrechte der Kopftuchgegnerinnen wie auch der in dieser Frage Unentschiedenen abzuklären, für welche Strömungen (Politislam sprich Schariagesetz-Lobby; Traum vom erneuerten Kalifat), Lebenspraxen (Gewalt in der Erziehung, Zwangsverheiratung) und Geisteshaltungen (Verachtung von Andersgläubigen, Verbot der Apostasie bei Todesdrohung) das Symbol Kopftuch, das Prinzip Kopftuch eben auch gesehen werden kann. Sieht man sich im Straßenbild um, informiert sich oder spricht mit Vertreterinnen der beiden Meinungsfraktionen, spricht vieles dafür, dass ’dieses Stückchen Stoff’ für verschiedene Haltungen und Ansichten in Anspruch genommen werden kann. Doch sicherlich nicht für die Emanzipation der Frau.

Die demonstrative Unterwerfung unter eine Kleidungsvorschrift, die den äußerlich von Weitem erkennbaren Unterschied zwischen den Geschlechtern zementiert, als Ausdruck von Selbstbewusstsein und Gleichberechtigung zu werten hält nicht nur Frau Dr. Lale Akgün, MdB und langjährige Islambeauftragte der SPD Bundestagsfraktion für grotesk. Wer die Weiterentwicklung der Gleichberechtigung und Gleichstellung als wesentliches Ziel der Mitgliedsstaaten des Europarates anerkennt, kann eine solche Verunglimpfung und Verachtung der Frauen Iran, Afghanistan, Saudi Arabien und Algerien, die das Kopftuch eben nicht freiwillig gewählt haben, nur als zynisch ansehen.

Frauen, die behaupten, ohne Kopftuch würden sie sich nackt fühlen, geht es nicht alleine um Schutz. Nein, unausgesprochen unterteilen sie gleichzeitig ihre Geschlechtsgenossinnen in die Gruppe der Ehrenhaften und die der Unreinen, egal ob die Betroffenen Muslimas sind oder gar so genannte Ungläubige. Das Kopftuch, einschließlich der damit einhergehenden ‚Software‘, ist somit Symbol für die Spaltung der halben Menschheit in Sittsame, Tugendhafte sowie in verachtenswerte Sünderinnen. Die zunehmende Gewohnheit dieser Musliminnen, Männern prinzipiell nicht mehr die Hand zu geben (prominente Vertreterin: Fereshta Ludin), zielt in die gleiche Richtung: sie manifestiert für alle Umstehenden sichtbar der minderwertigere Stellung der Frau, die grundsätzlich als unrein gilt. Dieses (deutsche, europäische) Begrüßungs- und Verabschiedungsritual ist streng gläubigen Muslimas außerdem untersagt, weil selbst dieser harmlose Hautkontakt sexualisiert wird und Mädchen und Frauen unterstellt, wie eine Hure Männer zu verführen. Eine unserer Meinung nach kompromittierende Unterstellung.

Das Verhüllen der Haare kann also auch als Symbol für die Diskriminierung aller Menschen (also der muslimischen Männer) gesehen werden, die nicht bereit sind, sich dieser Frauen verachtenden Bekleidungsethik zu unterwerfen. Während eine große Gruppe von ‚Ungläubigen‘ Religionsfreiheit und das Recht zur freien Meinungsäußerung, d.h. auch Kritik an den religiösen Weltanschauungen, als demokratische Tugend (bekannte Persönlichkeiten erachtet (bekannte Persönlichkeiten wie z.B. Prof. Bassam Tibi, der Dalai Lama, Hans Jonas und Willigis Jäger gehören dazu), droht Schriftstellerinnen und künstlerischen Freigeistern wie Sir Salman Rushdie die Todes Fatwa. Für eine solche Geisteshaltung, für die das Kopftuch eben auch stehen kann, religiöse Toleranz einzufordern, halten wir für eine dreiste Provokation.

Wir alle wissen um die lebenslang prägende Beispielfunktion jeder Kindergärtnerin und Lehrerin, vor allem in Grundschulklassen. Daher müssen wir damit rechnen, dass nicht nur auf muslimische Kinder und Schülerinnen einer neben den Eltern und später der Peergroup so wichtigen Identifikationsfigur vorbehaltlos nacheifern. Eine Art textilen Ausweis der Reinheit und Rechtgläubigkeit (dazu gehören auch das islamische maskuline Gebetskäppchen und die jüdische Kippa) tragende Islamistinnen hätten dann in staatlichen Institutionen wesentlichen Anteil an der Interpretationshoheit ‚wahrer Religion‘. Sie würden jungen Muslimas verdeutlichen, wie sich ehrbare Mädchen und Frauen nicht nur ihren Glaubensbrüdern und -schwestern, sondern auch der Mehrheitsgesellschaft gegenüber kleiden und zu verhalten hätten. Damit würden wir ausgerechnet Fundamentalistinnen einen so wesentlichen Bereich wie die Deutung des (Um )Welt- und Menschenbildes in demokratischen Erziehungs- und Bildungsräumen überlassen.

Die gesunde, selbst bestimmte Entwicklung von Töchtern und Söhnen zu gesellschaftskritischen und demokratischen Persönlichkeiten, die ein auf dem Grundgesetz (Artikel 3 Absatz §) fußendes Frauenbild bejahen, sollte uns sehr am Herzen liegen. Nicht nur wir Pädagoginnen sollten uns verpflichtet wissen, jeder diesem Erziehungs- und Bildungsauftrag zuwiderlaufenden Entwicklung entschieden entgegenzutreten. Die seit wenigen Jahren von Islamisten propagierte Abmeldung vom Sport- und Schwimmunterricht sowie das Verbot an Klassenfahrten teilzunehmen, verhindert ein wesentliches Erziehungsziel: die gelingende Integration in die Klassengemeinschaft.

Der Gewissenskonflikt, dem junge Musliminnen, die ihre nicht verhüllten Mütter und Schwestern verachten müssten ausgesetzt sind, dürfte niemanden kalt lassen, schon gar nicht Abgeordnete einer demokratischen Landesregierung. Solch vorgeblich religiöse Kleidungs- und damit einhergehende Verhaltensvorschriften und Einstellungen sorgen für die Instrumentalisierung unserer Schulhöfe, Lehrerzimmer und Klassenräume durch die hart agitierende Minderheit der Fundamentalistinnen und verstoßen gegen Art. 3 Abs. 3 GG. Beides kann nicht im Interesse der Landespolitik sein und sollte durch ein entsprechendes Gesetz verhindert werden.

Das Verbot von Kopftuch und anderen aufdringlichen Symbolen sollte sich jedoch keinesfalls auf staatliche Erziehungs- und Bildungseinrichtungen beschränken, sondern auch im Gerichtssaal Anwendung finden. Dies halten z.B. für eine verfassungskonforme Verteidigung und Urteilsfindung für unumgänglich. Wir hätten Zweifel, dass ein Gebetskappe oder Turban tragender Anwalt beziehungsweise eine streng verhüllte Richterin aufgrund ihrer schon äußerlich sichtbaren fundamentalistisch religiösen Wertehierarchie zu einem Vergewaltigungsopfer oder zu einem homosexuellen Verdächtigen mit der gebotenen Objektivität Stellung nehmen kann.

Ümmühan Karagözlü

Diese Abhandlung wird von einer Autorin verfasst. Sie beschreibt und reflektiert insbesondere Lebenslage und Perspektiven von Frauen mit und ohne Migrantionshintergrund in der BRD. Zur besseren Lesbarkeit des Textes verwendet die Autorin generell die weibliche Sprachform (geschrieben: Sozialpädagoginnen, Bürgerinnen etc.), Männer sind ganz selbstverständlich mit gemeint.