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Wege zum Miteinander. Berlin 2005

Oktober 18, 2009

شَرِيعَة

šarīʿa

Allahs diskriminierendes Gesetz

»Wege zum Miteinander« … ins Kalifat

Die Umwege und Querverbindungen der Islamisierung Deutschlands, nachgegangen von Jacques Auvergne

Die Lobby der Scharia ist auf den Segen hochrangiger Gutmenschen einigermaßen angewiesen. Schrille Pazifisten mit juristischem Abschluss und bis zum Brechreiz tolerante Atheistinnen mit Hochschulprofessur („Sozialraumorientierte Soziale Arbeit“) wirken besonders unverdächtig. Straßburger will die arrangierte Ehe als gleichberechtigte Lebensform (vgl. Text 146.). Das kommt dem nach seinem Verständnis allein heilsbringenden misogynen Unterwerfungskult namens Islam gerade recht.

Deutschland 2005. Lustvoll ergriffen vom segregierenden »Miteinander« zelebriert Berlin den Ausstieg aus der selbst verschuldeten Mündigkeit. Zwei Atheisten überschreiten und verhöhnen die für alle, auch für Frauen, Ex-Muslime oder Noch-nie-Muslime geltenden Menschenrechte und werben für mehr kulturellen Pluralismus. Zwei Dhimmis oder vielmehr Harbis segnen die schariakonforme Sache ab, pro-Kopftuch-Rechtsanwalt Ströbele und pro-Tochtertausch-Professorin Straßburger treffen sich mit den Freunden der Muslimbruderschaft.

Gaby Straßburger, deren verhängnisvollen Einfluss auf die deutsche Sozialarbeit und Pädagogik in Text Nummer 146. des Weblog Sägefisch beleuchtet wurde, schreckte vor vier Jahren nicht davor zurück, auf der 11. Islamwoche Berlin (15.-21. August 2005) gemeinsam mit dem Islamisten Murad Wilfried Hofmann (17.08.2005) aufzutreten.

Die drei der Muslimbruderschaft nicht allzu fernstehenden Veranstalter von »Wege zum Miteinander« waren IBMUS, der ZDM und der Islamrat. IBMUS bedeutet Initiative Berliner Muslime und umfasst neben dem radikalislamischen INSSAN e. V. die unten genannten Organisationen DMK-Berlin, IZDB, MJD sowie das Islamski Kulturni Centar Bošnjaka u Berlinu (ICK-Berlin, Islamisches Kulturzentrum der Bosniaken in Berlin e. V.), außerdem den Berliner Verein Islami Tahrik Berlin e.V. / Bilal-Moschee (Drontheimer Str. 16) und das als gemeinnützig anerkannte Islamische Kultur- u. Erziehungszentrum. Islami Tahrik Berlin (Bilal-Moschee) verlinkt zum Rat der Imame und Gelehrten in Deutschland (RIGD, http://www.rigd.de), Eichenstraße 41, Frankfurt. In der Eichenstraße 41, so belehrt uns justitia-et-pax.de (Geschäftsstelle Kaiserstr. 161, 53113 Bonn), nistete einst das Islamische Konzil / Islamisches Zentrum Frankfurt, die Muslimische Studentenvereinigung (MSV / M.S.V.) und die Föderation der Islamischen Organisationen in Europa (FIOE), mehr Muslimbruderschaft geht nicht. Ebenso wie islamkennenlernen.de (IIS Moschee Frankfurt, Mainzer Landstraße 120) verwendet auch die RIGD die E-Mail said.boutizla@rigd.de, was nicht auf jenen Herrn Said Boutizla hinweisen muss, der am 12.11.2009 um 19:30 Uhr im Gemeindhaus von Sankt Josef, Rhaban-Fröhlich-Straße 18 in 60433 Frankfurt, mit einem Christen, einer Jüdin und einer Hinduistin zu »Weltsprache Beten« sinnieren wird (1).

RIGD-Präsident ist Dr. Khaled Hanafi beziehungsweise Dr. Khaled M. Hanafy. Hanafi bzw. Hanafy ist Assistenzprofessor für Grundlagen des islamischen Rechts (Fiqh) der Kairoer al-Azhar und lässt sich bei der Islamischen Gemeinschaft in Deutschland (IGD) als Scharia-Rechtsberater empfehlen, ferner ist Hanafi / Hanafy Lektor der Rechtsschulen und der islamischen Rechtsentwicklung (wir sollten besser sagen Unrechtsstillstand) am Institut Européen des Sciences Humaines in Paris (IESH Paris, Hauptstadtvertretung von IESH Château-Chinon), gehört also zum Umfeld der Muslimbruderschaft, was bei »IGD« wenig erstaunt (2).

Bei Justitia et Pax kennt man die Eichenstraße 41, Frankfurt am Main (3).

Für Ströbele und Straßburger kein Problem: Islamische Gemeinschaft in Berlin e. V. / al-Nur-Moschee, Haberstrasse 3, 12054 Berlin (4).

Am 15.07.2009 veröffentlichte der RIGD eine Pressemitteilung zum Tod der im Dresdener Gerichtsgebäude ermordeten Marwa el-Sherbini, wie wir bei IGD-online.de (IGD) lesen können, auf der selben Seite kondolieren Schariafreund Jürgen Micksch vom Interkulturellen Rat, die linksextreme Antietatistin Sabine Schiffer, der glitschige Ibrahim el-Zayat (IGD) und darf Eröl Pürlü (VIKZ, derzeit auch KRM) ein Ende der Angriffe in Gaza fordern (5). Wer die Situation im Gaza-Streifen Anfang 2009 und Ende 2008 verstehen will, lese besser »Same Old Song«. Lizas Welt, 21.12.2008 (6).

Die kluge und mutige Güner Y. Balci schreibt über die Berliner al-Nur-Moschee: ’Hier wird ein Islam propagiert, der sich auf die Salafiyya-Bewegung stützt, … der sich extrem fromm und buchstabengetreu am Koran und der Scharia orientiert, also auch den Alltag kanonisch regelt, ein für allemal. Neuerungen sind verboten (7).’

Thema beim Gaby-Straßburger-Schariadialog 2005 waren Tschetschenien, Optionale arrangierte Ehe, 10 Jahre Massaker von Srebrenica, Einführung in den Islam, die Palästinenser.

Lieblich sang der Kinderchor der Islamischen Grundschule Berlin. Diese Bildungsanstalt gehört zur Milli-Görüs-nahen Islamischen Föderation Berlin und beschäftigt bis zu sechzehn Kopftuchlehrerinnen, verschleiert kleine Mädchen, ist oder war Arbeitsort von Deutschlands berühmtester Kopftuchklägerin Fereshta Ludin und ex-Arbeitsort der heute ’so was von kopftuchlosen’ Emel Abidin Algan genannt Emel Zeynelabidin, Tochter des ranghohen Muslimbruders Dr. Yusuf Zeynel Abidin. Lustige Mädchenfrisuren in der Boppstraße 4? Mädchen und Jungen sind in der Scharia einander wesensfremd, Jungen dürfen nackte Haare haben, Mädchen nicht (8).

Unschuldige tchetschenische und palästinensische Volkstänze durften beim Gaby-Straßburger-Theorieseminar für Tochtertausch ebensowenig fehlen wie der friedensbewegte Unschuldsengel und GRÜNEN-Politiker Ströbele. Mittendrin ließ man Frau Dr. phil. Dipl.-Sozialpädagogin (FH) Dipl.-Orientalistin Straßburger für die arrangierte Ehe werben, damit auch in der Bundesrepublik der Wali Mudschbir juristisch durchgesetzt werden kann sprich ein wichtiges Stück Sexualpolitik (Scharia).

Die Professorin an der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin moderierte die sich an ihren barbarisch-gegenmodern ausgerichteten Vortrag ‘Arrangierte Ehe als freie Partnerwahl’ folgende Podiumsdiskussion gemeinsam mit dem Berliner Imam Aly Abdelwahab und Fatima Grimm (Hamburg; siehe unten).

Am selben Tag referierte die postmodern-stammeskulturelle Schülerin von Ursula Boos-Nünning zu »Zukunftsprojekt Familie«, das sie ebenfalls im Anschluss und mit Fatima Grimm moderierte.

Gaby Straßburger findet sich also gelehrt plappernd mitten im Freundeskreis der Muslimbruderschaft. Für sie ist das »Sozialraumorientierte Soziale Arbeit«, erfahrene Unternehmer sprechen vom Standortnachteil Schariarecht, Menschenrechtler sagen dazu Barbarei. Näheres zu den Teilnehmern:

Murad Wilfried Hofmann hält die Fäden zusammen und wird in eher völlig unterschiedlichen Kreisen als Tanzsportfachmann, politisch tätiger Islamist und deutscher Ex-Botschafter verehrt. Das Kalifat hält der weltweit gelesene Islam-Ideologe der säkularen Republik für sittlich überlegen. Für die Freundin der Stammeskultur Gaby Straßburger (»Heiratsverhalten und Partnerwahl im Einwanderungskontext«) ist Hofmann vielleicht ein gebildeter, lebenserfahrener und glaubensstarker Ruheständler, beide verbindet der Lobgesang auf den Tochtertausch.

Andy Abbas Schulz ist stellvertretender Vorsitzender der anhand der kulturrassistischen und frauenentrechtenden Scharia ‘mystisch erleuchteten’ Lichtjugend. Die an Bediüzzaman Said Nursi ausgerichtete Lichtjugend bietet Berlins Lehrerzimmern ihre Hilfe bei gewalthaften Schulkonflikten und unerreichbaren muslimisch sozialisierten Schülern an. Was ein wenig nach Erpressung klingen mag, jetzt müssen die Bengel nur genügend randalieren, dann gibt`s Besänftigung und Scharia-Seelsorge vom Lichtjugendvorbeter. Neo-islamische Arbeitsteilung, eine Schwadron Unruhestifter (Randalierer), eine Abteilung Friedenmachen (Islampädagogen)? Hoffentlich schmeißen Berlins Schulleiter die Lichtjugend achtkantig vom Gelände (9), (10).

Maha Abdelwahab sprach am 15. August 2005 zu Einführung in den Islam. Die 1977 in Berlin geborene Tochter ägyptischer Einwanderer trägt strengen Hidschab (al-ḥiǧāb, verharmlosend Kopftuch genannt), machte 1996 Abitur und nahm das Studium der Medizin auf. Abdelwahab war Vorstandsmitglied der Muslimischen Jugend in Deutschland e. V. (MJD). Die MJD ist Mitglied im Forum of European Muslim Youth and Student Organizations (FEMYSO, erster Präsident war Ibrahim el-Zayat) und nach eigenem Bekunden dem Fatwa-Rat ECFR (Chef ist Yūsuf al-Qaraḍāwī) treu ergeben, womit wir sie zum Umfeld des europäischen Flügels der radikalislamischen Muslimbruderschaft zu rechnen haben. Im Nordrhein-Westfalen des Jahres 2009 stört es beiden Organisationen Katholische Landesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz NW e.V. und Landesarbeitsgemeinschaft Katholische Offene Kinder und Jugendarbeit NRW nicht, mit einem Verein wie der MJD zusammenzuarbeiten (»Projekt Dialogbereit«), dem der Berliner Verfassungsschutz 2004 bedenkliche Nähe zu islamistischen Kreisen unterstellte. Bereits 2002 stellte die im interreligiösen Dialog bemühte Katholische Junge Gemeinde (KJG) „Maha Abdelwahab von der Muslimischen Jugend Deutschland“ vor.

Durch uns verantwortungsvoller denkende und handelnde Eltern beziehungsweise Pädagogen sollten die beiden Organisationen Katholische Landesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz NW e.V. und Landesarbeitsgemeinschaft Katholische Offene Kinder und Jugendarbeit NRW solange nach Kräften boykottiert werden, wie deren Zusammenarbeit mit der MJD besteht (11), (12).

Prof. Dr. Abdulgabar Salama, zwei Vorträge am Freitag (19.08.2005) ‘Zeichen islamischen Erbes in Europa’ sowie ‘Muslime – Chancen für Europa?’ Dr. Salama ist Internist und Arzt für Transfusionsmedizin

Sigrid Klaus-Salama, las aus einem Wettbewerb (»Islamour«) hervorgegangene ‘Islamische Heiratsgeschichten’. Klaus-Salama wurde 1949 als viertes Kind eines evangelischen Pfarrers im hessischen Wartenberg geboren. Die verheiratete Berliner Lehrerin hat drei Kinder und ist aktiv im Deutschsprachigen Muslim-Kreis Berlin e.V (DMK-Berlin, Drontheimerstraße 16, Berlin-Wedding). DMK-Berlin: ’Alle Menschen sind vor Allah gleich, ungeachtet ihres Geschlechtes, ihrer Hautfarbe, Herkunft, sozialen Status oder Bildung. Das einzige wodurch die Menschen sich vor Allah unterscheiden ist die Gottesehrfurcht (Taqwa).’, sollte der Berliner Gemeinschaft die Hölle abgeschafft haben und das für die muslimische Tochter geltende Heiratsverbot mit einem Nichtmuslim gleich mit oder ist das alles eine Frage der Gottesfurcht? Ist Kopftuchpflicht und Wali Mudschbir auch Taqwa (13), (14)?

Prof. Dr. Werner Schiffauer von der Uni Viadrina verteidigt den obszönen Hidschab (heilige islamische Sexualpolitik), der Ethnologe WILL das Kopftuch an JEDER deutschen Schule durchsetzen: ‘[Das Kopftuch] Es ist Ausdruck einer religiösen Grundüberzeugung und ein individualistischer Wert. Man kann mit dieser Sichtweise auch eine Konfliktlinie aus der Debatte herausnehmen. Das Kopftuch wird entdramatisiert. Wir müssen mehr Gelassenheit üben … Dies würde den Konflikt entschärfen.’ Ob das Kopftuch von seltsamen Zeitgenossen nicht irgendwie mit Zwang assoziiert wird? Schiffauer: ‘Möglich. Trotzdem würde ich gerne wegkommen von dieser aufgeladenen Debatte (15).’

Herr Giyasettin Sayan (PdS). Der Diplom-Betriebswirt (FH) und migrationspolitische Sprecher wechselte von der Partei DER GRÜNEN her zu DEN LINKEN. Leidvoll erfahren ist der im osttürkischen Hasköy (kurdisch: Dêrxas) geborene Politiker, was die Jahrtausende alte patriarchale Macht und Bewegungslosigkeit der kurdischen Stämme und Clans betrifft, die sich in Berlin eine parallele Welt aufgebaut haben. Sayan setzt sich für mehr Frauenrechte ein. Der erwähnte Kulturrelativist Dr. Werner Schiffauer („Für eine kluge Politik der Differenz“) streitet ab, dass jemals vormoderne, gar islamisch veredelte vormoderne Stammeskultur in die deutsche Hauptstadt eingewandert sei. Insofern ist der multikulturelle (schariafreundliche) Ethnologe Gegenspieler des Orientkenners und kurdischstämmigen Politikers.

Werner Schiffauer ist nach 2005 folgerichtig weiter geschritten, hat 2008 und 2009 die für uns extremistische, für ihn „nach-islamistische“ Milli Görüş mit dem Glanzlack der Demokratiefähigkeit überpinselt und feiert bereits jetzt die Buchwerdung dieses „differenzierten“ Ergebnisses als »Nach dem Islamismus: Eine Ethnographie der Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs« (demnächst bei Suhrkamp für Euro 16,80). Das noch nicht erschienene Buch wird von Cornelia Spohn angepriesen.

Spohn ist diplomierte Pädagogin und Supervisorin (DGSv), lehrte mehrere Jahre lang im türkischen Istanbul und leitet seit 1998 den Verband binationaler Familien und Partnerschaften (iaf e.V.). Gemeinsam mit Marieluise Beck, Ursula Boos-Nünning, Havva Engin, Barbara John, Yasemin Karakaşoğlu, Coletta Manemann, Birgit Rommelspacher, Claudia Roth, Rosi Wolf-Almanasreh de C. Esteves und anderen, insgesamt 72 Frauen (zweiundsiebzig Paradiesjungfrauen?) unterzeichnete auch Cornelia Spohn am 01.12.2003 das unter dem Motto »Religiöse Vielfalt statt Zwangsemanzipation!“ stehende Maifest »Aufruf wider eine Lex Kopftuch«. Die Verteidigerinnen des die Menschheit in gereinigt und besudelt zerlegenden Textilsignals namens al-ḥiǧāb appellieren etwas trickreich „an Politik und Gesellschaft, die Gleichstellung von muslimischen Mädchen und Frauen nicht am Nein zum Kopftuch fest zu machen (16), (17).“

Sayan versucht, gemeinsam mit dem Imam der einzigen kurdischen Moschee Berlins die archaischen Großfamilien zu einer geringeren Form der Frauenunterdrückung zu überreden. Ob ein der Scharia verpflichteter Geistlicher dabei der richtige ist? Jedenfalls genießt der islamkorrekt flunkernde Imam (Abdurrahman Tarhan: ‘Im Islam hat die Frau in der Theorie und im Prinzip gleiche Rechte wie der Mann’) bei Berlins ungefähr 45.000 Kurden hohe Autorität. Interessanterweise heißt sein Berliner Sakralgebäude Selahaddin-Eyyubi-Moschee, nennt sich also nach Ṣalāḥ ad-Dīn Yūsuf bin Aiyūb deutsch Saladin. Der hochmittelalterliche islamische Herrscher kurdischer Abkunft ließ den ärmeren Teil der Christen Jerusalems im Oktober 1187 in Ketten legen und versklaven, nachdem er drei Monate eher alle Ordensritter (bis auf einen, sehr noble Geste) umbringen ließ und die Soldaten dem islamrechtlich einwandfreien Sklavenmarkt zuführte.

Nicht weniger interessant ist, dass heute und im selben Berliner Haus ein gewisser Cem Özdemir wohnt, der seit vielen Jahren über die grundrechtsgefährdende Kopftuchproblematik Witze reißt (’Kopftuch? Ich persönlich trage keins’) und das seit Jahrzehnten verbotene Schülerinnenkopftuch in der Türkei wiedereinführen will. Der Bundesvorsitzende von Bündnis 90/DIE GRÜNEN, der 2009 die Solar-Dachanlage des ehedem der Milli-Görüş nahe stehenden Islamischen Forums Penzberg (um Benjamin Idriz; ECFR-Briefwechsel und Kopftuchkult, finanziert vom Herrscher von Schardscha; strebt den Aufbau eines gewaltiges Europa-Islamzentrums an) sagt keine Silbe gegen die Scharia, ist aber türkischer Schwabe, kein Kurde. Nun gilt just dieser „Ort der Niederwerfung“ (al-masǧid, Moschee) dem Verfassungsschutz als der PKK nahe stehend, ein Verdacht, dem auch ein großes Öcalan-Bild an der Wand keinen besonders überzeugenden Abbruch tut. Einstweilen wird der künftige islamische Frieden Berlins also durch ethnische Spannungen getrübt, umso mächtiger dürfte das Prinzip »al-islām huwa l-hall« wirken, der Islam ist die Lösung. Sayan äußerte sich für das Recht einer Zeitung, die dänischen Mohammedkarikaturen abzudrucken (18). Chic wohnen im Kiez der einstigen linken und internationalen Hausbesetzerszene, heute verdrängt der ökogrün-alternative Özdemir seine kalifatsgrün-alternativen Nachbarn (19). Irgendwie kriselt die Integration doch.

Abubakr Jammeh II. Herr Jammeh könnte etwas mit Gambias Staatspräsidenten Yahya Jammeh
zu tun haben oder vielleicht mit Abubakr Jammeh aus dem westafrikanischen Gambia, der sich auch Bubacar Jammeh nennt, Ehemann von Suraya Jammeh, die, als sie noch kein Kopftuch trug, Nicola hieß. Gambias Bevölkerung ist zu 90 % muslimisch,9 % christlich, 1 % stammesreligiös. Die Berliner Eheleute Jammeh betreiben die, sofern islamismus- und schariakritisch, wahrscheinlich sehr löblichen Hilfswerke ‘Bildungsoffensive Kiezkinder’ (es gehe um Lernen lernen und Gemeinschaftslernen), ‘Keine Angst vor dem schwarzen Mann’ (antirassistisch, Musikseminare in Schulen), ‘Help the poor and the needy’ (Gambiahilfe). Suraya Jammeh ist Mitautorin von ‘Orient meets Occident: Ein Versuch der Verständigung’ (2008). Seit wann liegt das westafrikanische Gambia im Orient? Der Rest klingt Vertrauen erweckend, nur Surayas extremes Kopftuch duftet weniger nach afrikanischer Lebenskunst als nach Allahs Tugend-Imperium (20).

Im Vereinsnamen wurde der Partikel al-māʿūn gestrichen, er stammt aus Sure 107:7 und bedeutet Wohltat, Hilfeleistung (21). Sure 107:1-7 warnt vor der Frömmelei, vor dem Beten aus Eitelkeit oder Kalkül, denn um nichts anderes als nur um der Liebe Allahgottes willen darf gebetet und gespendet werden, um nicht zu jenen falschen Muslimen zu zählen, die nach mittelalterlicher Auffassung auf ewig in der tiefsten Hölle braten. So sinnierte jemand glaubensbewegt und ethisch einigermaßen überzeugend, warb für eine Lebensführung der lauteren Absichten, des wechselseitigen Mitgefühls und der Reinheit der Herzen gemäß Sure 107. Leider war es Sayyid Quṭb, der Theoretiker der Muslimbrüder (22).

Hans-Christan Ströbele (MdB) will Polizisten Turbane und Polizistinnen Kopftücher tragen lassen. Der GRÜNEN-Politiker will einen islamischen Feiertag staatlich einführen, eine Umfrage auf WELT-online (mehr als 12.500 abgegebene Stimmen) bewerten seine Migrationspolitik allerdings mit der Schulnote sechs sprich als katastrophal gescheitert (79 %) oder fünf sprich miserabel (11 %). Anlässlich der in Jyllands Posten zivilcouragiert abgedruckten Mohammed-Karikaturen warnte der dschihadverträgliche Friedensfreund vor dem Abdruck, insofern Gegner des erwähnten kurdischstämmigen Ex-GRÜNEN Giyasettin Sayan (23), (24).

Mustafa Yoldas. Der in der Türkei geborene Hamburger Arzt (Allgemeinmediziner) und Vorstand der Schura Hamburg lügt (kitman) uns ins Gesicht, indem er den islamrechtlich legitimen Apostatenmord und den nötigenden Heiratsvormund (arab. wali mudschbir, türk. mücbir veli) verschweigt: ‘Der Islam toleriert in keiner Weise Gewalt, die Menschen anderen Menschen zufügen. Das gilt auch für Zwangsverheiratungen.’ Theokratisch betrachtet richtig, der iranische oder saudi-arabische Henker fügt nicht zu, er führt nur aus, Allah fügt es (zu). Und die islamische Zwangsverheiratung der jungfräulichen Tochter durch ihren Wali Mudschbir ist eben kein Zwang, sondern Gottesdienst. Schura (aš-šūrā)bedeutet Beratung oder Ratsversammlung, allerdings im Sinne der „gerechten“ Weise islamischen Regierens sprich im Sinne der Scharia. Dieser Jahre scheint das allahkratische Schura-Konzept zunehmend mit dem UN-Konzept des Good Governance zu verschmelzen. Noch ein Brüller von Komiker Yoldas: ‘Es gibt Familien, die leben noch im Patriarchat. Sie glauben, dass Frauen der Besitz von Mann und Bruder sind, dadurch werden Frauen Opfer von deren Unterdrückung. Das hat der Islam aber längst abgeschafft. Frauen sind im Islam mündig und können über ihr Leben selbst entscheiden.’ Wenn es nicht so ernst wäre … als Pausenclown akzeptabel (25).

Ferid Haider, las unter dem Titel ‘Quran verstehen – Arbeit mit dem heiligen Buch’, Ferid Haider gehört zum Interkulturellen Zentrum für Dialog und Bildung (IZDB) und propagierte am 11. März 2008 öffentlich (ZDF frontal21) die radikale Geschlechtersegregation: Jungen und Mädchen sollen islamisch, das heißt geschlechtergetrennt aufwachsen. Auch will der Prediger das islamische Gebet in Deutschlands staatlichen Schulen durchsetzen, zu muslimisierende Kinder bereits im Grundschulalter sollen im Ramadan fasten. Das IZDB vertreibt trotz öffentlicher Kritik nach wie vor die Schriften von Sayyid Abu l-A’la al-Maududi. Das IZDB fand 2007 Erwähnung im Bericht des Verfassungsschutzes (26).

Dr. Irene Runge, Jüdischer Kulturverein. Runge ist eine von zwölf Autoren in »Antimuslimischer Rassismus. Konflikte als Chance« (Otto-Lembeck-Verlag, Frankfurt/Main 2009), zynischerweise punktgenau zum Jahrestag des New Yorker Terroranschlags herausgegeben vom Interkulturellen Rat, Herausgeber Jürgen Micksch. Micksch ist bei der verlässlichen Journalistin Gudrun Eussner genannt, die ein gesamteuropäisches Tummelfeld von professionellen Schariaverharmlosern ausleuchtet, da finden sich Roland Koch, die Allianz der Zivilisationen, der berüchtigte Avicenna-Preis und eben auch Dr. Micksch. Sehr geehrte Frau Runge, so besinnen Sie sich doch auf die universellen Menschenrechte und deutschen Bürgerrechte, die beide mit dem Islamischen Recht nicht zu machen sind. Zur Islamophobiemitverschwörerin und Mitautorin Runge bei Migration Online (27). Zu Micksch und Umfeld lese man, wie immer, wenn man etwas über den politischen Islam lernen will, bei Gudrun Eussner (28).

Nadia Abed (ehem. Leiterin der ISG Berlin), das ist ja vielleicht die auf einer englischen Seite genannte ‘Renate Nadja Abed, principal of Islamische Grundschule in Berlin’, dann wohl statt ISG besser IGS als Abkürzung für Islamische Grundschule, Islam Kolleg Berlin e. V.,
Boppstr. 4, 10967 Berlin. Der in Berlin (Drontheimer Str. 16) ansässige Deutschsprachige Muslim Kreis (DMK, genauer: DMK-Berlin) bemühte sich 2005, für den 15. Dezember eine Nadia Abed gemeinsam mit Abdulkadir Schabel einzuladen. Am gleichen Ort wirbt der DMK für einen Vortrag von Murad Wilfried Hofmann und verweist auf ein Papier aus dem Umfeld der Islamischen Religionsgemeinschaft Hessen (IRH) zum Durchsetzen von getrenntgeschlechtlichem Schulsport. ‘Muslimische Kinder in der Schule. Informationen und Empfehlungen’ sei herausgegeben vom Hessischen Islamforum (darin sei Mitglied u. a. der IRH), bestellbar über die Darmstädter Groeben-Stiftung (Postanschrift) und den Interkulturellen Rat (e-mail) (29).

Fatima Grimm ist mit Aischa B. Lemu Herausgeberin von ‘Frau und Familienleben im Islam’, München 1999 bei: Islamisches Zentrum (München, IZM). Das IZM kann uns als das Epizentrum des deutschen Zweiges der Muslimbruderschaft gelten.

Die Sympathisanten der antidemokratischen Muslimbruderschaft weisen Deutschland »Wege zum Miteinander«, und mittendrin preist eine Professorin die Schönheiten des Kinderverheiratens. Durch die 2005 in Berlin sichtbar gewordenen Querverbindungen ins Umfeld der Muslimbruderschaft ist die immense Gefahr, die von dem Verharmlosen der arrangierten Ehe (ziemlich genau: Zwangsehe) ausgeht, wie es von Migrationspädagogin Ursula Boos-Nünning und ihrer Schülerin Prof. Gaby Straßburger betrieben wird, ein wenig deutlicher geworden.

Jacques Auvergne

(1) »Weltsprache Beten«, interreligiöse Podiumsdiskussion mit Said Boutizla (Muslim), Ragni Chandhok (Hinduistin), Esther Ellrodt-Freiman (Jüdin), Oliver Karkosch (Christ) am 12.11.2009, 19:30 Uhr in Frankfurt am Main

http://www.hausamdom.bistumlimburg.de/index.php?_1=238321&_0=1&sid=6b595508bbf6b6b4aa477510033d8d08

(2) Dr. Khaled M. Hanafy (MA), Assistenzprofessor für Grundlagen des islamischen Rechts (des Fiqh) an der al-Azhar „Universität“ in Kairo, Ägypten, seit 2008 Vorsitzender des Rates für Imame und Gelehrte in Deutschland (RIGD)

http://www.igd-online.de/pageID_8301988.html

(3) Hallelujah ! Katholisch-tolerant verlinkt man aus Bonn am Rhein („Justitia et Pax – weltweit ein Erkennungszeichen für Gerechtigkeit und Frieden“) die Frankfurter Adresse Eichenstraße 41 sprich FIOE, MSV, Islamisches Zentrum (pdf)

http://www.justitia-et-pax.de/de/shop/img/arb_77.pdf

(4) al-Nur-Moschee, Berlin

http://www.al-nur-moschee.de/

(5) RIGD bei IGD

http://www.igd-online.de/pageID_7227977.html

(6) Zu Gaza 2008 / 2009

http://www.lizaswelt.net/2008_12_01_archive.html

(7) Berlin: Güner Y. Balci über die al-Nur-Moschee

http://www.faz.net/s/RubCF3AEB154CE64960822FA5429A182360/Doc~ED23E8E542A0B468B9D1C9C4BAA7280C1~ATpl~Ecommon~Scontent.html

(8) Das Hollenfeuer vermeiden. Lustige Kinderfrisuren, gebändigt vom Berliner Sittenwächter

http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,grossbild-153159-334978,00.html

(9) Lichtmangel? Hallo Jugend, hier entlang zum Licht

http://www.lichtjugend.de/schulseminar.html

(10) Vielleicht Jugend, vielleicht hinters Licht geführt

http://www.lichtjugend.de/impressum.html

(11) Die KJG („enjoy the difference“) will mehr multireligiösen Dialog. Warum nicht mit den Muslimbrudergeschwistern? (pdf)

http://www.kjg.org/fileadmin/user_upload/infam/infam-2002-02.pdf

(12) »Projekt Dialogbereit« – Jugendschutz plus ein bisschen Islamismus

http://www.dialogbereit.de/

(13) Sigrid Klaus-Salama

http://www.nirwana-events.de/geist/geist.html

(14) DMK-Berlin

http://www.dmk-berlin.de/

(15) Himmel gib uns mehr Kopftücher! Der xenophile Ethnologe Werner Schiffauer orakelt bei der taz: „In dieser Gesellschaft gibt es einen massiven Antiislamismus“

http://www.taz.de/index.php?id=archivseite&dig=2003/11/06/a0158

(16) Aufruf wider eine Lex Kopftuch („Religiöse Vielfalt statt Zwangsemanzipation!“). Bei: DER SPIEGEL

http://www.spiegel.de/schulspiegel/0,1518,276289,00.html

(17) Aufruf wider eine Lex Kopftuch („Religiöse Vielfalt statt Zwangsemanzipation!“). Bei: Süddeutsche

http://www.sueddeutsche.de/politik/444/395232/text/

(18) Social Work in Berlin-Kreuzberg mit Kurden, Allah & PKK

http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2006/0421/seite3/0005/index.html

(19) Özdemir und der unerbetene Betplatz

http://www.tagesspiegel.de/berlin/Kreuzberg-Moschee-Streit-Cem-Oezdemir%3Bart270,2623478

(20) Muslim-Markt interviewt Suraya Jammeh, Vorstandsvorsitzende des Vereins Help the poor and the needy

http://www.muslim-markt.de/interview/2008/jammeh.htm

(21) al-māʿūn, Sure 107

http://en.wikipedia.org/wiki/Al-Ma%27un

(22) Sayyid Quṭb wirbt für eine Lebensführung der lauteren Absichten, des wechselseitigen Mitgefühls und der Reinheit der Herzen: Allah wishes human life to be elevated, happy, based on pure motives and characterized by mutual compassion, brotherhood and purity of hearts and behaviour

http://fesabilillah.wordpress.com/2007/09/22/surah-al-maun-small-kindness-brief-tafsir/

(23) Ströbele fordert gesetzlichen islamischen Feiertag

http://www.welt.de/politik/article4840623/Stroebele-will-muslimischen-Festtag-als-Feiertag.html

(24) Ströbele gegen Mohammed-Karikaturen

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,398865,00.html

(25) Der fromme Spaßvogel. Mustafa Yoldas

http://archiv.mopo.de/archiv/2008/20080528/hamburg/panorama/hamburgs_muslimen_sprecher_mustafa_yoldas.html

(26) IZDB

http://www.bild.de/BILD/berlin/aktuell/2008/08/07/islam-prediger/gibt-lehrern-nachhilfe.html

(27) Runge bei Migration Online

http://www.migration-online.de/beitrag._aWQ9Njg2OQ_.html

(28) Micksch bei Gudrun Eussner

http://www.eussner.net/artikel_2009-04-18_20-29-04.html

(29) Nadia Abed bei DMK-Berlin (pdf)

http://www.dmk-berlin.de/download/gemeindeblatt/GBNovember05.PDF

Islam versus Renaissance

August 24, 2008

النهضة

Nahda:

Erneuerung, Auferstehung, Wiedergeburt.

Islamische Renaissance.

Renaissance ist … ?

Islam bleibt Fundamentalismus

und verneint das autonome

Individuum.

Jacques Auvergne

Eine 1888 bei Camille Flammarion erschienene, meist als „deutscher Holzschnitt des frühen sechzehnten Jahrhunderts“ bezeichnete Grafik zeigt einen kriechenden Gelehrten mit Mantel und Wanderstab, der unter einer bestirnten Halbkugel seitwärts gleichsam ausbricht und nach so etwas wie unerhörten neuen Sonnen kosmischer Erkenntnisse greift, die hinter dem Himmel und Horizont der Gewohnheit liegen.

Flammarion betitelte die wohl aus eigener Hand stammende und bewusst historisierende Zeichnung mit „L‚atmosphère. Météorologie populaire“ – „Himmelskunde, volkstümliche Wetterkunde und Sternendeutung“ und „un naïf missionaire du moyen age“ – „einfältiger mittelalterlicher Kundschafter oder Missionar.“ Ob dem Werk wirklich ein deutscher Renaissance-Holzschnitt zugrunde liegt sei hier einmal unerheblich. Flammarion erwähnte explizit die Abkehr aus dem Weltbild des Mittelalters, welches in theokratischer Manier Naturerklärung und Sozialordnung der (noch wenig umkämpften) Ausdeutung der „heiligen Schrift“ unterstellte. Dass womöglich ein angesehener Kirchenmann den Schock der „neuen Welt“, des Weltbildes neuer Horizonte und Erkenntnisse erfährt, gibt der Grafik eine pikante Würze. „Neue Welt“ war auch der angemessene Name für die am Ausgang der Renaissance entdeckten Teilkontinente Nord- und Südamerika.

Innerhalb des altvertrauten Raumes des Holzschnittes des Flammarion also liegen Sonne, Mond und Sterne, entbreitet sich eine heimatliche Landschaft mit Bäumen und Häusern. Mit Geisteskraft und Entdeckerfreude sprengt der Forscher den Rahmen, welchen Mythos, Religion und ständische Gesellschaft bislang vorgegeben haben.

Renaissance.

Die heterogenen politreligiösen Bewegungen der islamischen Gesellschaften des neunzehnten Jahrhunderts sind immer wieder als „Islamische Renaissance“ bezeichnet worden. Die Renaissance des 15. Jahrhunderts und des Humanismus indes, der Geist von couragierten und nonkonformistischen Intellektuellen wie Reuchlin, da Vinci oder Petrarca zielte auf eine Befreiung und Betonung des „eigensinnigen“ (Hermann Hesse) Individuums, zielte auf das von magischen oder sonstigen unreif-religiösen Fesseln befreite Denken, Sprechen und Schreiben, auf Männer und vielleicht schon auf Frauen autonomer künstlerischer oder wissenschaftlicher Tätigkeit.

Zu diesen durchaus demokratiefreundlichen Dynamiken aber stehen Faschismus, Stalinismus und Islamismus „halbierter Moderne“ (Ulrich Beck) als geistige Rückschritte hinein in eine totalitäre Politreligion (Theokratie) in einem unversöhnlichen Gegensatz. Das Wort „islamische Renaissance“ verhöhnt geradezu den europäischen Humanismus und die in ihm wurzelnden Werte der Aufklärung. Der allenfalls säkular zähmbare, grundsätzlich jedoch bis zu Allahs vermutetem Weltende vollständig unreformierbare orthodoxe Islam wird wohl niemals eine tragfähige Grundlage einer beispielsweise arabischen Gesellschaft kultureller Moderne sein können.

Renaissance. Der Mensch wagte es, sich im Mittelpunkt seines und „des“ Universums anzusiedeln und zu sehen, und zwar das Individuum eines Aristoteles oder Platon, nicht das Kollektiv von Konfuzius oder Mohammed. Sinnfällig konnte Leonardo da Vinci um 1490 das Proportionsschema des Vitruv zu einer weltbekannten Grafik umsetzen, die den Menschen als eingebunden in die mathematisch-klaren und zugleich göttlich-harmonischen Strukturen des Weltganzen weiß und spürt. Ein Denken, das beispielweise keinen dualistischen Bruch zwischen einer göttlichen und einer teuflischen beziehungswiese nichtgöttlichen Sphäre zu dulden bereit ist, vielmehr ein ebenso pantheistisches wie mit Rationalität zu durchdringendes Universum, frei von den geistig-seelische Fesseln obskurer Tabus. Das war ein Angriff auf das geistige Primat der christlichen Theokratie und wurde von dieser auch so verstanden. Ein Wiederhall antiker Ethik schuf ein heilsam konkurrierendes Gegenbild und Gegengewicht zur katholischen Ordo Dei und beflügelte das Naturbetrachten und Forschen. „Als die Götter noch menschlich waren, waren die Menschen göttlich.“

Diese Freiheit ist bislang so gut wie keinem muslimischen Journalisten, keinem muslimischen Physiker, Biologen oder Geologen zugänglich. Als eine die orthodoxe islamische Umgebung zutiefst störende und damit für dich als in Stamm und Umma eingekerkertes Wesen schlicht unfunktionale Haltung wird diese – humanistische – Freiheit von 99 % der weltweiten Muslime auch nun wirklich nicht vermisst, was sich in jeder westeuropäischen Schulklasse wiederspiegelt. Deutlich wird, dass es zwischen Marokko und Malaysia eine Renaissance bislang weder gegeben hat noch geben kann. Die Mu’taziliten einer hoffnungsvollen islamischen Philosophie des neunten Jahrhunderts oder die Lehren eines Averroës (Ibn Ruschd) des zwölften Jahrhunderts wurden von der islamischen Orthodoxie brutal ausgerottet, ihr Denken wird von keinem türkischen oder türkisch-deutschen Imam auch nur wiedergegeben und in den meisten Fällen noch nicht einmal verstanden.

Renaissance. Der Mensch durfte sich aufgerufen fühlen zum angstfreien Lernen und Weiterentwickeln, ohne Rücksicht auf Vordenker oder Vorbeter. Die dem Subjekt des Betrachters zum autonomen Analysieren überlassene Weltnatur als Untersuchungsgegenstand konnte die Erde um die Sonne kreisen (zu‑)lassen und lehnte das einem monotheistischen, allmächtigen Gott geometrisch entsprechende heliozentrische Weltbild christlicher Theokratie ab.

In der Kunst begannen Individuen damit, ihre Schöpfungen oder Kunstwerke zu signieren: Der anonyme Kunsthandwerker, für Burgherr oder Bischof tätig, wurde vom autonomen Künstler abgelöst, der sich durch seinen kreativen Schöpfungsakt womöglich einem Schöpfergott ähnliche Persönlichkeitszüge aneignete oder jedenfalls anmaßte.

Wiewohl von der gelegentlichen Entgleisung eines Geniekults verzerrt, sollte der Gelehrte wie der Künstler der Renaissance jedem Menschen als nachahmenswertes wie zugängliches Leitbild dienen. Universelle Bildung und kreatives Schöpfertum war für jeden erreichbar, unabhängig von theologischer Bildung, Stand oder Abkunft. Der Mensch sah sich aufgerufen, sich einer persönlichen, stetig vertieften Bildung ermächtigen und dem hohen Standard der kreativen Universalgelehrten nachzueifern. Nicht wenige Wissenschaftler in Renaissance und Barock nämlich waren zugleich bekannte Künstler. Indem selbst christlich Empfindende nun verschiedenartigste Texte, nicht zuletzt die Texte der heiligen Schriften schonungslos und sehr persönlich kritisieren konnten, wandelte sich das Klima der Renaissance sehr konsequent zum Klima der Reformation.

Europas Säkularisierung begann, einen weiten geistigen Raum aufzuspannen, Religion und Wissenschaft traten wie zwei Torpfosten auseinander und forderten zum autonomen Durchschreiten auf. Innerseelisch konnte sich der Raum für die Außenansicht auf die Religion ebenso entfalten wie der Zugang zum Denken in persönlicher Religiosität. Eine befreite, reife Spiritualität ist auch nur mit dieser säkularen Haltung gegeben, vor- oder antimoderne Religion ist wenig mehr denn geheiligter Okkultismus. In extremen Theokratien fällt Glaube und Vernunft in eins, ist der Forscher zugleich der Vorbeter und sind die erwähnten beiden Torpfosten zu einem einzigen, kritiklos als „wissenschaftlich“ zu verehrenden Totempfahl verschmolzen.

Renaissance. In der theokratischen „Kultsäule“ des Dogmas der päpstlichen Unfehlbarkeit begannen sich erste Risse zu bilden.

Ein anti-emanzipatorischer Rückschlag folgte erst im Barock als dem Zeitalter der Gegenreformation, doch war für ganz Europa das freie Denken nicht mehr aufzuhalten und setzte den nachmaligen absolutistischen Regierungsformen aus der Sicht der Gelehrsamkeit das Zeitalter der Aufklärung entgegen. Begonnen hatte der Ausstieg aus dem reichlich theokratisch geprägten Mittelalter allerdings mit der Renaissance, mit Geistern wie Dante Alighieri, Jakob Böhme (Gott erscheine dem Menschen als Wille, Kraft, Leben), Nikolaus von Kues, Leonardo da Vinci, Boticello oder, im untergehenden byzantinischen Reich, mit dem an Platon orientierten, antikirchlichen Gelehrten Γεώργιος Γεμιστός Πλήθων, Georgios Gemistos Plethon. Sowohl eine christliche als auch eine islamische Gesellschaftsordnung hielt der griechische Renaissance-Humanist Plethon für schlicht unreif und dem Menschen unwürdig. Dem ist auch aus demokratischer Sicht zuzustimmen. Plethons griechischer Schüler, der Humanist Basilios Bessarion, geboren in Trapezunt türkisch besetzt Trabzon, wurde säkular ebenso Platonforscher wie religiös Kardinal. Um sich die Weite dieses späten byzantinischen Denkens zu vergegenwärtigen und die Beschränktheit des Islam der letzten tausend Jahre, stelle man sich einen Ibn Warraq oder Salman Rushdie als Dozenten an der Kairoer al-Azhar vor.

Byzanz wandelte sich zu Istanbul. Kurden diskriminieren, Griechen mindestens kulturell auslöschen. Der Artikel 301: Beleidigung des Türkentums. Armenier-Völkermord durchführen und in der Enkelgeneration der Täter dessen Erwähnung bestrafen lassen. Geht doch, auch als EU-Kandidat, na bitte. „Du bist nichts, die Umma ist alles“ (Ümmühan Karagözlü).

Eine Haltung wie Dante Alighieri oder Plethon sie lebten, das Göttliche mit dem Vielgestaltig-Einen zu einem rational erfassbaren Weltall ausgesöhnt, sie würde zu Recht den Namen islamische Renaissance verdienen. Es wird indes noch viel Wasser den Tigris, Nil oder Rhein herunter fließen, bis islamisierte Mehrheiten gemeinsam mit reifen muslimischen Persönlichkeiten wie Wafa Sultan oder Bassam Tibi nach dem autonomen Denken und Gestalten rufen und nach der säkularen Gesellschaft statt nach Sunna, Scharia und Kalifat.

Die antidemokratische Sunna der von Allah angeordneten Frauenherabwürdigung und der heiligen Verachtung aller „Ungläubigen“ sowie Koran und Hadithen als textliche Zeugnisse eines geistig-seelischen Gefängnisses werden dieser monotheistischen Religion den Weg in die kulturelle Moderne sehr erschweren, ihren muslimischen Angehörigen und uns Menschen im Bereich des islamischen Umweltveränderns.

Die Menschheit der Welt hat ein Problem: Dem Islam hat bis heute eine echte – humanistische – Renaissance gefehlt.

Jacques Auvergne

Taqlīd: Nicht denken. Denken lassen

Juni 18, 2008

„Salaam Frau Muslima, und wo lassen Sie denken?“ Das Blog Schariagegner ermuntert alle Menschen, also auch muslimische Menschen, zum autonomen Denken. Jacques Auvergne über den Kult der Verehrung der Ulemas, der Gelehrten, der auch in Deutschland immer mehr Anhänger findet.

074

تَقْليد

taqlīd:

Imitieren, Nachahmen.

Muslimisches Leben als

stumpfes Wiederholen

Der Papagei, der

plappert nach. Je nach

Lehrer auch mal einen

Glaubenssatz

Jacques Auvergne

13. Juni 2008

„Hallo Jacques Auvergne,

ich finde es äußerst gewagt, als Nicht-Gelehrter und Nicht-Muslim solche Thesen im Internet zu verbreiten. Mir scheint es so, als sei es zu einem modernen Trend geworden, den Islam blind anzugreifen. Erschreckend ist es jedoch, dass dies mittlerweile auch von Dilettanten und Polemikern betrieben wird. Welche Absicht verfolgen Sie, Jacques Auvergne, dabei?“

(Alime am 12. Juni 2008 vom Weblog

http://muslime.wordpress.com/ )

Guten Tag Alime.

Vielen Dank für Ihre Wortmeldung auf diesem Blog unter Baustein 011 zur Entstehungsgeschichte des Korans. Inhaltlich haben Sie leider bislang auf eine persönliche Aussage zur Religionsgeschichte der arabischen Halbinsel verzichtet; Sie bleiben eingeladen, das bei nächster Gelegenheit einmal zu tun.

Auch Muslime haben ein Gehirn und können selbst denken, man soll es manchmal nicht für möglich halten. Leider werden, zeitgleich zum etwas erstaunlichen Werbespruch „Islam heißt Frieden“, Muslime immer noch von ihren Mitschwestern und Mitbrüdern kontrolliert und gegängelt und moralisch erpresst. Sagen Sie, Alime, „Nein!” zu der beschämenswerten Hackordnung des Erpressens und Erpresst-Werdens, die den derzeitigen so genannten Islam vielerorts beherrscht, einerlei, ob es um Gesellschaftskritik versus Scharia, sexuelle Selbstbestimmung versus Sunna oder auch um Geschichtsbetrachtung versus Islam geht. Der politische Islam verbietet hier und heute jedes freie Denken und Forschen und Schreiben. Wissenschaft ist so natürlich kaum möglich, eher schon Fanatismus und Gewalt gegen Nonkonformisten.

Hier genau verläuft die von uns Staatsbürgern zu treffende Unterscheidung zwischen kultureller Moderne und kultureller Vormoderne. Meine Absicht, nach der Sie aufmerksam fragen, ist es, muslimisch geprägten Menschen die traditionellen islamischen, die in vielen heutigen islamisierten Familien wie auch in vielen islamisierten Weltgegenden unserer Zeit recht gewaltsam antrainierten Fesseln und Denkverbote aufbrechen zu helfen.

Es gab Jahrhunderte, in denen, ob im alten Griechenland oder im frühneuzeitlichen Europa, eine jede Kritik an den Göttern bzw. an Gott zur sozialen Exklusion führte wenn nicht zum Tode. In dieser Realität steckt der real existierende Islam heute noch weltweit, weshalb Geistesfreiheit oder Religionskritik zwischen Marokko und Madagaskar nicht gegeben ist.

Dies ist ein Blog der Islamkritik, nicht der blinden Islamophilie. Hier landen schon mal siebenjährige deutschtürkische Mädchen auf Suche nach einer Fatwā oder Lebenshilfe, die ich anständigerweise an Wikipedia verweise. Wer sich für älter als vierzehnjährig ausgibt bekommt auf dem Blog Sägefisch allerdings Islamkritik vom Feinsten. Auch Sie, Alime, scheinen mir das Alter der Religionsmündigkeit erreicht zu haben. Tja, jetzt geht`s also ans Denken, die kindgerechte Phase des Nachplapperns ist vorbei.

Papageien können ein Glaubensbekenntnis ebenso runterleiern wie einen obszönen Fluch. Erwachsene Menschen gereifter persönlicher Religiosität sind indes keine tropischen Vögel. Der taqlīd تَقْليد , die wiederholende Routine, die simple Imitation, der taqlīd ziemt sich für Halbwüchsige, nicht für Alime und auch nicht für Jacques Auvergne. Ein erwachsener Muslim soll sich nicht damit zufriedengeben, lebenslang als muqallid, als Nachahmer, als jemand, der zum autonomen Denken nicht berechtigt ist zu vegetieren. Als jemand zu vegetieren, der papageiengleich taqlīd betreibt, srich: Eine sich selbst nicht gerecht werdende und damit eine unwürdige Lebensweise auszuüben, das aber heißt, eine gotteslästerliche Lebensform auszuüben. Wir erkennen: Der muqallid ist kein autonomer religiöser Mensch. Der muqallid stellt keine Ansprüche an Religiosität, sei es aus Mangel an Begabung oder Übermaß an Furcht.

Auf der kriecherischen Selbsteinschätzung des gewöhnlichen Muslimen als jemand, der lebenslang keinen islamischen Durchblick hat, basiert der seit knapp 1000 Jahren versteinerte Fiqh. Dieser spätmittelalterliche Fiqh erwartet vom simplen muslimischen Endverbraucher jene nach der „Schließung der Tore des Idschtihad“ (انسداد باب الاجتهاد‎, insidad bab al-Idschtihad) seitens der hochnäsigen „Wissenden“ eine dreist jedenfalls kühn eingeforderte geistige wie seelische Unterwürfigkeit. Nur der mujtahid sei der der islamisch Denkberechtigte, der einfache Muslim nicht. Vor der „Schließung der Tore“ des selbständigen islamischen Denkens konnte grundsätzlich jeder gewöhnliche Muslim eine فتوى‎ fatwā ausstellen, das heißt er konnte sein Handeln islamrechtlich begründen.

Jeder politisch ambitiöse Schari’a-Islam und jeder stumpfsinniges Nachplappern erheischende Fiqh-Islam gehört ins Museum für mittelalterliche Sozialstrukturen. Dass Sie, Alime, den Ausdruck “Nicht-Gelehrter” verwenden, sicherlich mit Bezug auf arabisch عالم ālim (Plural علماء Ulamā oder Ulemā), lässt mich ahnen, dass Sie dem Ansinnen der Irshad Manji (project ijtihād) skeptisch bis fassungslos gegenüberstehen. Das aber ist eine der Dimensionen, die die Krise des derzeitigen Islam ausmachen, bei katastrophalen Folgen für die nicht nur muslimischen Individuen.

Ijtihād – selbständiges Denken – ist seit einem runden Jahrtausend nicht zugänglich. Stattdessen kriechen ‘sich muslimisierende’ bzw. zwangsmuslimisierte Individuen sklavisch zu den “fatwaproduzierenden Milieus”. Mit solcher geistigen Kriecherei aber wird sich Ihr und mein Gott nicht abspeisen lassen.

Muslime müssen und werden erkennen, dass der Schari’a-Islam sowie der Fiqh-Islam nicht nur inkompatibel ist zur kulturellen Moderne sondern geradezu gotteslästerlich. Ich empfehle Ihnen als Lektüre Irshad Manji und Wafa Sultan, im Deutschen Bassam Tibi und Ümmühan Karagözlü.

Menschen können ganz bewusst eine Religiosität haben und kultivieren, sie sollen es nach meiner Auffassung sogar. Es geht um Qualitätskriterien des Religiösen. Ein Dschihadist wie Mohammed Atta ist kein frommer Mensch sondern ein verblendeter seelischer Krüppel, das heißt ein Mensch, dem Wesentliches fehlt. In meinem Bekanntenkreis habe ich mehrere muslimische Frauen und Männer, die mir hier gänzlich zustimmen. Viele von diesen aber haben sich einen Schraubendreher ausleihen müssen. Zum Abschrauben des Klingelschildes.

Bekennen Sie sich zur säkularen kulturellen Moderne, bekennen Sie die Apostasie-Erlaubnis für jeden muslimischen Menschen und bekennen Sie den dezidierten Verzicht drauf, in Europa die (als Doktrin unveränderlich-ewige) Scharia umzusetzen. Bekennen Sie die grundsätzliche soziale und politische Unbrauchbarkeit der ahadīth und fatāwa (der Fatwas und Hadithe). Sie würden damit, Alime, etliche ihrer politreligiösen oder einfach nur flachen Freunde verlieren und ganz wenige kluge und treue Freunde neu gewinnen. Es ist ein schmaler, steiler und steiniger Weg, den zu gehen ich Ihnen da vorschlage.

Den ich vorschlage, ich, aus der Sicht von Fundamentalisten ein Nicht-Ulamā, Nicht-Gelehrter. Doch seit Jahrhunderten sind die meisten brauchbarsten Gelehrten jedenfalls Menschheitslehrer des entwicklungsfeindlichen und folgerichtig kulturell rückständigen Islam keine Muslime oder sind manchmal Ex-Muslime. Es gibt sehr wohl auch reife, weise Muslime, deren Namen in diesem Brief genannt sind, deren heilsamer Wirkung Bloggerin Alime sich allerdings bis heute erfolgreich zu entziehen gewusst hat.

Entdecken Sie, erstens, in den folgenden Jahren ihren ‘inneren Ulamā’. Seien Sie مجتهد mujtahid, koranlesender Gehirnbenutzer, denkberechtigter Sunna-Interpret. Werden Sie zweitens Umma- und Islamkritiker. Beides ist ohneeinander nicht denkbar. Und beides zeitigt Wutgeschrei und Bedrohungen aus Ihrem derzeitigen Bekanntenkreis, also denken Sie zunächst heimlich.

Islamische Selbstbestimmung wird noch auf einige Jahrzehnte leider bedeuten, als bedrohter Dissident zu leben. Der orthodoxe, versteinerte Islam, ob wir Muslime sind oder nicht ist dabei unerheblich, der Islam wird uns zu unseren Lebzeiten keine Geistesfreiheit schenken, wir müssen sie uns schon rauben. „Geben Sie Gedankenfreiheit!“, lässt der Dichter Friedrich Schiller in einer Szene des ‘Don Carlos‘ fordern (Marquis de Posa) fordern.

Geben Sie Gedankenfreiheit. Dieser Satz, erstmals 1787 vor öffentlich gefallen, bringt den heutigen Sprecher auch mehr als zwei Jahrhunderte nach Schiller in Lebensgefahr. Nicht durch radikale Juden übrigens. Ganz selten durch radikale Hindus. Täglich und weltweit jedoch durch radikale Muslime. Diese zum Töten bereite Gewalt des „frommen“ islamischen جهاد dschihād ist aber nicht einmal das islamisch ursächliche Problem an der Unfähigkeit des gewöhnlichen Muslimen zu einer wissenschaftlichen Weltbetrachtung oder auch nur zu einer unbefangenen Weltdeutung.

Das Problem ist, dass es aus antrainierter Unterwürfigkeit und bei erwähnter permanenter Einschüchterung weltweit nahezu keine Muslime gibt, die den Satz des Marquis de Posa laut fordern, noch nicht einmal in Europa oder Deutschland. Die wenigen Ex-Muslime tun das couragiert, auch einige säkulare Muslime melden sich mittlerweile und gottseidank in jeder größeren deutschen Stadt vorsichtig zu Wort. Die Mehrheit aber etwa der türkischstämmigen „Deutschländer“ (Seyran Ateş) schweigt und verkriecht sich in die sich immer mehr segregierenden weil immer mehr „islamischen“ Parallelgesellschaften. Das Problem ist, dass es so gut wie keine Muslime zu geben scheint, die das „Geben Sie Gedankenfreiheit!“ denken können und dass folglich die Islamverbände und die radikalen Moscheen ihr (auch seitens der Urdeutschen allzu unhinterfragtes) Interpretationsmonopol zu jedem islamischen Thema ausbauen können.

Der indifferenten und vielleicht bereits etwas säkularen Masse der Muslime aber wird eine radikale Islamisierung, eine „Muslimisierung“ mehr oder weniger brutal aufgezwungen werden, ob in Istanbul oder Berlin. Deutschlands demokratieskeptische Islamverbände steuern diese theokratische Dynamik ganz gezielt, um den „verderblichen“ Einfluss der Demokratie und des freien Denkens auf die muslimische Manövriermasse abzuschwächen.

Wege zu und in einer persönlichen, eigenartigen und eigenwilligen Spiritualität zu finden und zu beschreiten, das ist der Auftrag Gottes an Sie und an mich. Als muslimischer Endverbraucher aber bei der islamischen Obrigkeit um eine Fatwā zum Klingelton seines Mobiltelephons zu betteln oder, wie der australische Scheich Taj El-Din Hamid Hilaly es tat, in einer Predigt modern oder auch moderat gekleidete Frauen als Köder und Katzenfutter zu benennen und damit zur gottgefälligen jedenfalls „naturgemäßen“ Vergewaltigung freizugeben, das beleidigt jeden sittlich anständigen Gott, also hoffentlich auch den Ihren.

Ich möchte Sie, Alime, nun höflich bitten, auf die dargestellten Inhalte des Texts 011 “Der Koran (…)” einzugehen: Wie sehr ist das seelisch lebenslang leidende weil vaterlose Waisenkind Mohammed von Zoroastrismus, Judentum und Gnosis/Manichäismus beeinflusst worden, wie problematisch war der Ausstieg des Feldherrn Mohammed aus dem altarabischen Polytheismus? Wie sehr ist der bis heute jedenfalls im interreligiösen Vergleich bizarr oszillierende, “barmherzig-brutale” und “gerecht-sadistische” Gott namens Allah ein psychoanalytisch erklärbares Produkt eines vaterlos aufgewachsenen und ebenso hypersensiblen wie enthemmt-herrschsüchtigen Menschen und welche Folgen hat das für männliche muslimische Gewalttäter in den Zuwanderungsgesellschaften der kulturellen Moderne wie auch für die doch sehr blockierte Demokratisierung der von Nepotismus, Mysogynie und Brutalität geprägten Regionen zwischen Casablanca und Jakarta?

Jetzt aber zu Alimes fundamentalistisch blockiertem Blick auf das siebte Jahrhundert. Gebildete Menschen, und warum denn bitte sollen Muslime nicht zu ihnen gehören, gebildete Menschen auf aller Welt befassen sich mit Geschichte. Im West-östlichen Divan schrieb Goethe:

Wer nicht von 3000 Jahren

sich weiß Rechenschaft zu geben,

bleibt im Dunkeln unerfahren,

mag von Tag zu Tage leben.

Goethe stellt die Forderung auf, sich über die Zeitdauer von dreitausend Jahren Überblick zu verschaffen, um die Gegenwart begreifen zu können. Von heute aus gesehen und mit Blickrichtung in die Vergangenheit ist bis zum arabischen Heerführer und Religionsgründer Mohammed nicht einmal halb so viel Wasser den Nil oder auch den Rhein herunter geflossen. Wie auch immer, im von Alime kritisierten Text befasst sich Jacques Auvergne mit der Menschheitsgeschichte. Alime ist eingeladen, dasselbe zu tun. Da’awa zum Denken, sozusagen.

Im Arabischen ist, wie erwähnt, ālim عالم der Gelehrte. Sie aber nennen sich Alime. Das inspiriert mich zu folgendem Vorschlag und Aufruf: Nehmen Sie Ihren gewählten Namen als Herausforderung zu einem autonomen geschichtlichen, religionsgeschichtlichen und religiösen Denken. Entdecken Sie Ihre selbst gesteuerte Religiosität in der autonomen Weise eines ālim, eines Gelehrten. Sie haben es nicht nötig, lebenslang taqlīd تَقْليد zu machen, stumpfsinnig zu kopieren und nachzuahmen. Mit diesem eigenen Denken kommen Sie, Duftwasser und Deos betreffend, vielleicht zu einem überraschend anderen Schluss als das türkische Religionsministerium, welches allen türkisch-muslimischen Frauen außerhalb des Hauses auferlegt oder jedenfalls dringend empfiehlt, kein Parfüm zu benutzen.

Beschreiten Sie den unebenen Weg des selbständigen islamischen Denkens, den ungebahnten Pfad des ijtihād اجتهاد. Ermuntern Sie andere, dasselbe zu tun. Das wäre religiöses Lebensgestalten. Und Sie können das! Anders als der zum klanglichen Nachahmen zwar erstaunlich genau fähige, aber für den Inhalt seiner Wiedergabe nicht verantwortlich zu machende bunte Vogel. Nehmen Sie sich die bei Schiller geforderte „Gedankenfreiheit“ und denken Sie den Islam im Rahmen ihres Lernens und Erfahrens ganz unabhängig neu.

Das allein wäre der Pfad zum Wasser des Lebens. Das wäre der Weg zur Tränke.

Mit freundlichen Grüßen

Jacques Auvergne

Ethnisieren und Kulturalisieren. Rassismus oder Notwendigkeit?

Juni 3, 2008

دار الحرب

Dār al-Harb,

das „Haus des Krieges“: Ein Leben in

einer nichtislamischen Gesellschaft

Von Ümmühan Karagözlü

Schönen guten Tag, ich möchte hier nochmals betonen ich habe überhaupt nichts dagegen das eine Frau, egal welcher Nationalität oder Herkunft Niqab trägt. Wie gesagt ich selber trage keinen- Heute wo der Islam langsam aber sicher auch neutral der breiten Masse erklärt wird gibt es doch immer mehr Menschen welche den Islam als die richtige Religion anerkennen. Aber je mehr sich der Islam “etabliert”, desto größer werden die Angriffe gegen Muslime, weil leider die Gesellschaft weiterhin nur automatisch auf die Worte Terror oder Bombe mit den Muslimen verbindet. Das aber der Islam auf einige Menschen reduziert wird die fälschlicherweise das Wort Gottes mißbrauchen finde ich leider noch trauriger. Oder wurde mal erwähnt welcher Religion dieser Mensch aus Österreich war der seine Tochter Jahrelang im Keller eingesperrt hat missbraucht hat und sogar Kinder mit ihr hatte, die er als Enkelkinder ausgab…davon sagte die Presse nicht. Aber wäre das ein südländisch aussehender Mann würde auf dem Titelblatt stehen:Ein Muslim macht dies und jenes… Aber das nicht jeder Muslim ein Muslim ist, ist auch noch nicht erläutert worden Und doch werden immer wieder alle über einen Kamm geschoren,schade

Sehr geehrte Frau Keller,

ich möchte betonen, dass ich eine Menge Argumente gegen das Tragen eines Niqab mit Tschador habe. Der wichtigste Grund ist der, dass Männer ein solches Gewand nicht zu tragen brauchen, es auch, da bin ich ganz sicher, niemals anziehen würden. So würde sich kein Mann erniedrigen (lassen). Außerdem ist diese weit geschnittene, fußlange islamische Frauenbekleidung genauso bewegungsfeindlich wie Stöckelschuhe mit Pfennigabsätzen. Man kann weder versuchen, den Bus im Endspurt zu erreichen, noch im Notfall schnell laufen, um beispielsweise ein Kind von der viel befahrenen Straße auf den Gehweg zurückzuziehen, bei Gefahr kann man nicht wegrennen. Andere wichtige Motive gegen den absolut blickdichten, meist pechschwarzen Ganzkörperschleier kann man meinem vorletzten Kommentar auf dem Blog Schariagegner entnehmen oder im Post “Männerblicke, Frauenkörper“ Abschnitte 09, 10 und 11 nachlesen.

Übrigens bin ich davon überzeugt, dass man, wenn beide Geschlechter sich so lückenlos bedecken müssten, den Tschador mit Niqab und die Burka aus Sicherheitsgründen verbieten würde. Da der Niqab jede Gesichtsmimik verbirgt, haben wir nämlich nicht den kleinsten Hinweis auf die Stimmung des Gegenübers, wir ahnen nicht einmal, was der Mensch hinter dem Gesichtsschleier gerade denkt oder fühlt, welche Absichten sie / er gerade im Schilde führt. Das wir ihren / seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen und nicht entschlüsseln können, ob von diesem komplett schwarz verhüllten Wesen Gefahr ausgeht, vor der wir uns schützen müssen, irritiert und verunsichert uns sehr. Manche werden vielleicht auch wütend, weil wir von dem bis auf einen Sehschlitz verschleierten Wesen, das dem Titelhelden des in den sechziger Jahren ausgestrahlten gleichnamigen Gruselkrimis, Belfegor, zum verwechseln ähnlich sieht, nicht einmal die Augenfarbe erkennen können, während die Niqabis uns ins offene Gesicht sehen. Solange es sich jedoch bei der Burka und dem Niqab ausschließlich um Frauenbekleidung handelt, gehen wir fast selbstverständlich davon aus, dass sich unter der Burka oder dem Niqab auch tatsächlich eine Frau verbirgt. Allein aus der Geschlechtszugehörigkeit und der Tatsache, dass die Trägerin religiöse Kleidung trägt, leiten wir dann ab, dass eine solch gottesfürchtige Frau keine bösen Absichten hegen kann. Würden auch Männer Burka und Niqab tragen, unterstellen wir ihnen trotz der frommen Kleidung, ausschließlich wegen ihres xy-Chromosoms potentiell bösartig und gewalttätig zu sein. Das ist schlicht und ergreifend naiv und männerfeindlich.

Wer wie Sie, geehrte Frau Keller befürwortet, dass der Islam Leitlinie in allen Lebensbereichen ist und daher den privaten, beruflichen, gesellschaftlichen und politischen Alltag durchdringen soll, sollte sich nicht wundern, wenn eben auch die Berichterstattung in den Medien diesen weltanschaulichen Aspekt würdigt. Familiäre Situation, Lebensumstände, kultureller Hintergrund und Weltanschauungen prägen unsere Persönlichkeit, sie motivieren und erklären unser Handeln. Nur eine solche sachliche, objektive, diese Begleitumstände berücksichtigende Darstellung, die eben nicht nur den Ablauf eines Ereignisses oberflächlich beschreibt, wird dem Informationsbedürfnis der Öffentlichkeit genauso gerecht wie einer fairen, die individuelle Persönlichkeit der / des Handelnden einbeziehende Berichterstattung. In einem freiheitlich-demokratischen Rechtstaat sind Meinungsfreiheit, Pressefreiheit und der niederschwellige Zugang zu Informationen unveräußerliche Grundrechte, deren Rahmenbedingungen das Grundgesetz festlegt.

Eine verbindliche, ’kultursensible’ Sprachregelung, die einschlägige Berichterstattung quasi zensiert und den Medien vorschreibt, wie sie mit migrationsrelevanten Themen umzugehen haben, ein Sprachkodex also, wie er etwa in Großbritannien[1] [2] und Frankreich[3] auf Muslime bezogen praktiziert wird, lehnen wir ab. Solche Absprachen kämen einer ’Gleichschaltung’ der Medien in diesem Bereich nahe. Sicherlich hinkt dieser Vergleich, da im ’Dritten Reich’, dem der Begriff Gleichschaltung richtigerweise zugeordnet wird, gar keine Information mehr ungefiltert an die Öffentlichkeit kam. Aber gerade wegen der damaligen Pressezensur lassen sich freiheitsliebende JournalistInnen, die das Grundgesetz respektieren, keinen Maulkorb verpassen und auch die demokratische Bevölkerung verzichtet ebenso wenig auf ihr Recht, sich schnell, unkompliziert und objektiv zu informieren. Sie schätzt Meinungsvielfalt, Kritikfähigkeit, selbstständiges Denken und zieht es vor, sich selbst eine Meinung zu bilden.

Für die so genannte ’Mehrheitsgesellschaft’, dazu zähle ich jetzt auch die säkularen MuslimInnen, ist, anders als bei TraditionalistInnen[4] und FundamentalistInnen[5], Religion oder eben auch Nichtreligion Privatsache. Auch das gehört gleichermaßen zum Selbstverständnis demokratischer, säkularer Rechtstaaten wie auch das Recht, seine bisherige Einstellung und Weltanschauung ändern zu können. AnhängerInnen der kulturellen Moderne beurteilen daher Menschen in erster Linie nach ihren Taten, dann werden Motive und eventuelles Eigenverschulden einbezogen. Zusatzinformationen wie die Religionszugehörigkeit oder das Weltbild (z.B. Atheismus, Kultur, Tradition, sexuelle Orientierung, doing-gender) interessieren z.B. dann durchaus, wenn sie für die Motivation zu einer Straftat von Bedeutung sind. Daher ist auch das für seine Verbrechen maßgebliche, unmenschliche, frauenfeindliche, päderastische und patriarchalische Weltbild des Verbrechers aus Österreich in der Berichterstattung der Medien erwähnt worden und nicht seine Religion oder Nichtreligion.

Mir ist die Problematik von ’Hitlers langem Schatten[6]’ und der von den Nationalsozialisten missbrauchten Sprache sehr wohl bewusst. So haben Wörter wie ’Volk’, ’Rasse’, ’Deutschtum’, ’Vaterland’, ’Gleichschaltung’ in der Bundesrepublik einen unschönen, faschistischen Unterton. Trotzdem kann es immer dann sehr nützlich sein, prägende Sozialisationsfaktoren wie Familie, Kultur, Weltbild zu berücksichtigen, wenn signifikante ’Normabweichungen’ ein möglichst differenziertes Analysieren der Lebensumstände sinnvoll erscheinen lassen. Wenn man beispielsweise Jugendkriminalität ’ethnisiert’ oder ’kulturalisiert’, können diese sehr persönlichen Zusatzinformationen helfen, systemische Zusammenhänge zu erkennen und zu reflektieren.

Wie Jacques Auvergne schreibt:

«So wie es kein Machtvakuum gibt, Utopisten und Pazifisten mögen es ja bedauern, so gibt es auch kein Vakuum der Mythen, der Halbwahrheiten und der Vorurteile. Die „ethnischen“, hier: die womöglich chauvinistischen, nationalistischen, xenophoben Vorurteile „den“ Russen oder „den“ Türken gegenüber wabern, schleichen und kriechen ebenso durch unsere Straßenzüge wie durch unsere Hirnwinkel. Zum Anspruch lebenslangen Lernens gehört, sich von übernommenen, einer kritischen Überprüfung nicht standhaltenden Vorurteilen zu emanzipieren. Jetzt aber aus der Angst heraus, als fremdenfeindlich zu gelten den Untersuchungsgegenstand „Integrationsdefizite bei Ethnie Sowieso“ gar nicht erst zur Sprache zu bringen, würde die gebotene Integration mit verhindern. Es geht um die sukzessive Auflösung der Parallelgesellschaften. Um dem Individuum Wege über die Mauer und heraus aus dem ethnisch-religiösen Ghetto zu ermöglichen, müssen beispielsweise Sozialarbeiter, Soziologen und Journalisten diese Ghettos benennen dürfen, auch in der öffentlichen Diskussion.»

Jacques Auvergne weiter:

«Die „Jugendkriminalität mit Migrationshintergrund“ ist zumeist männlich und vermutlich in ganz wesentlichem Umfang Symptom und Indikator für erlebte familiäre Gewalt. Die Gewalt in der muslimischen Familie trägt womöglich zu einer Straftäterkarriere des jungen Mannes ganz entscheidend bei. Im toten Winkel neben den „auffallend“ aggressiven jungen Männern ist zudem eine andere Dimension zu vermuten: Die der „unauffälligen“ Schwester oder Cousine. Neben dem in seinem Milieu meist sogar hoch anerkannten jungen Straftäter mit Einwanderergeschichte steht womöglich eine schüchterne junge Frau, die sich ihren Ehemann nicht aussuchen dürfen wird. In den Straßenzügen nächtlichen Auto-Abfackelns in Paris und Amsterdam steigt die Anzahl der extremen Kopftücher oder Burkas, gehen Mädchen nicht mehr zur Schule. Das ist durchaus der Rede wert.»

Viel zu lange hörte die Öffentlichkeit nichts von der alltäglichen körperlichen und psychischen Gewalt in muslimischen Familien Die dort fast immer anzutreffende archaische, patriarchalische Herrschaftskultur bediente sich jedes Druckmittels, um zu verhindern, dass ’Familienangelegenheiten’ außerhalb des Clans oder gar jenseits der Community bekannt wurden. Die Opfer schwiegen aus Angst, Verzweiflung und Scham. Die autochthone Mehrheitsgesellschaft glaubte allzu gerne dem schönen Schein, den die meist türkischen, kurdischen oder aus dem ehemaligen Jugoslawien stammenden ArbeitsmigrantInnen[7] mit viel Energie aufrecht zu erhalten versuchten. Die deutschstämmige Bevölkerung durchschaute den vormodernen misogynen Ehrenkodex der immigrierten familiären Wagenburgen nicht. Der Zweite Weltkrieg hatte viele Städte, Fabriken und Verkehrswege völlig zerstört, weshalb ein großer Prozentsatz der Überlebensenergie in den Wiederaufbau investiert wurde. Auch die gesellschaftlichen Herausforderungen und politischen Umwälzungen durch die Emanzipation vom Nationalsozialismus und dessen autoritären und patriarchalischen Denkmustern, Sozialisations- und Erziehungsstilen, die Teilung Deutschlands, die 68er-Studentenbewegung und deren ’Marsch durch die Institutionen’, Hausbesetzersene und antiautoritäre Erziehung, sowie die Friedens- und die Anti-Atomkraft-Bewegung lenkte die volle Aufmerksamkeit auf die Bewältigung dieser ureigensten Angelegenheiten. Auf die ’Gastarbeiter’ schaute man nicht, sie waren einem gleichgültig.

Ursprungsdeutsche glaubten zu dieser Zeit, wie die MigrantInnen selbst, dass die ausländischen KollegInnen, NachbarInnen, KlientInnen tatsächlich bald wieder in ihre Heimat zurückkehren würden. Warum sollten Laien wie auch Profis sich näher mit den Gewohnheiten, Denkweisen und Einstellungen dieser Leute beschäftigen? Da fokussierte man doch besser die internen, familiären und innenpolitischen Themen. Als eine Reimmigration in die Herkunftsländer der Zugewanderten immer unwahrscheinlicher wurde, wurden aus ’GastarbeiterInnen’ plötzlich ’MigrantInnen’. Trotzdem änderte sich das ignorante und arrogante Verhalten der Autochthonen eher negativ[8]. Das wertschätzende Interesse an den Menschen und ihrer Kultur reichte gerade noch dazu, Döner-Imbissstuben, türkische Cafes, Restaurants und jugoslawische Steakhäuser zu besuchen und deren landestypischen Spezialitäten zu probieren. Später verbrachten Deutsche manchmal sogar ihren Erholungsurlaub in den Heimatländern der ’GastarbeiterInnen’. Weitab von der türkischen, kurdischen und jugoslawischen Wirklichkeit genossen sie in den künstlichen Bettenburgen der Hotels und Touristenzentren, gemeinsam mit anderen TouristInnen, abgeschottet von der Urbevölkerung, ihre Ferien. Sie erholten sich prächtig, genossen die sonnige, warme Zeit, und waren beeindruckt von der Schönheit der Natur. Einige wenige Bildungsreisende besuchten vielleicht sogar Kulturdenkmäler, viel weiter ging die Anteilnahme in der Regel jedoch nicht.

Durch Verwandtennachzug (wieder)vereint[9] erstarkten Familienbande. Frauen, oft AnalphabetInnen oder wenig gebildet[10], gerade in der muslimischen Umma Garantinnen von Kultur, Religion und Brauchtum, forcierten den Rückbezug auf Religion, Tradition und archaische Sippenstrukturen[11]. Oberflächlich betrachtet vereinfachten diese bekannten, altbewährten Leitlinien und eng gefassten Handlungsspielräume ein Überleben in der moralisch verwerflichen, ignorant und arrogant anmutenden Kuffar-Gesellschaft. Man schottete sich immer mehr ab, äußerlich sichtbares Kennzeichen war das immer radikaler gebundene und zunehmend häufigere Kopftuch. Bald sah man knöchellange Mäntel, später gar Tschador und Burka. Schleichend und von der Mehrheitsgesellschaft viel zu lange toleriert zog sich eine zahlenmäßig immer größer werdende Bevölkerungsgruppe in eine mehrere Straßenzüge umfassende Parallelgesellschaft zurück, die sich in den Innenstädten zu etablieren begann. Weder die BürgerInnen noch die einschlägig befassten Ämter oder Institutionen (Schulen, Einwohnermeldeamt, Sozialamt, Wohlfahrtsverbände, erst recht nicht die Ausländerpolitik, die durch den Begriff Migrationspolitik oder noch später Integrationspolitik nur eine modernere Worthülse bekam), interessierten sich für die Menschen, die sich mehr und mehr in ihre für jede / jeden Außenstehenden undurchdringliche familiäre Wagenburg zurückzogen. Das Gesetz des Schweigens innerhalb muslimischer Lebenswelten, die Unkultur des Schweigens, Wegsehens und Privatisierens ergänzte sich zu einem verhängnisvollen Gemisch des fatalistischen Hinnehmens auf der muslimischen Seite und des eurozentrischen Tolerierens auf der Seite der Ursprungsdeutschen.

Seit etwa 30 Jahren verwässert ein politisch, ideologisch und finanziell unterstützter ’Multikulti[12]-Schmusekurs der Gutmenschen’ die dringend erforderliche, unumgänglich ehrliche Integrationsdebatte zu einer Appeasement- und Frömmelübung seitens deutscher Institutionen, an oberster Stelle Landesregierungen und Bundesregierung und einem Musterbeispiel an Taqiyya und Verschleierungskunst von Seiten der muslimischen Verbände. Dieser politisch korrekte Kurs des Einknickens und Beschwichtigens erschwert den Ausstiegswilligen aus vormodernen Subkulturen (patriarchalischer Stamm oder theokratische Scharia) den Weg in ein selbstbestimmtes Leben, marginalisiert schwelende Konflikte im Zusammenleben der Bevölkerungsgruppen und ignoriert die Unzufriedenheit vieler WählerInnen mit der Zuwanderungspolitik und Integrationsdebatte. Verstöße gegen die universellen Menschenrechte, auch Kinder- und Frauenrechte gehören dazu, dürfen nicht länger entschuldigend kulturalisiert[13], traditionalisiert oder zu ’Einzelfällen’ reduziert[14] werden. Der Psychologe und Publizist Mark Terkessidis, vom Netzwerk Schariagegner zum ’Obersten Versteher und entschlossensten Kämpfer für die Rechte aller Muslime mit Migrationshintergrund’ ernannt, befürchtete gar ein Zweckbündnis der Frauenrechtlerinnen mit Konservativen zu einem feministischen Kreuzzug gegen Muslime[15].

Ja, verehrter Herr Terkessidis, auch FeministInnen steht das Recht zu, politische Koalitionen einzugehen, beispielsweise um unbewaffnet feministische Kampagnen gegen patriarchale Menschenrechtsverletzungen, auch die durch Koran, Sunna und Scharia motivierten, durchzuführen[16]. [17] ’Dschihad’, das muslimische Äquivalent zu den christlichen ’Kreuzzügen’, führen doch wohl eher die Milieus von Genitalverstümmelung von Frauen, ritueller Beschneidung von Jungen, Zwangsverheiratung, Steinigung und Mord aus falsch verstandener Ehre. Übrigens, zu einem, wenn auch geringen Prozentsatz, sind die Opfer solcher unmenschlichen Verbrechen auch muslimische Männer aus patriarchalischen Familienstrukturen. Menschenrechte sind universell, sie gelten nicht nur für KulturrelativstInnen und Multikulti-SchmuserInnen wie Mark Terkessidis. Würden die Autobiographien von MigrantInnen nicht durch differentialistische Multikulti-Träumer und Islamversteher in einseitigen Rezensionen destruktiv zerrissen, wären Jugendämter, Notrufe für Kinder und Jugendliche und Erziehungsberatungsstellen besser informiert und durchsetzungsfähiger. Nur die offene Diskussion in den Medien, Aufklärungsarbeit an Schulen, z. B. in Fächern wie Gesellschaftskunde oder Religion, Aus- und Weiterbildungen von MultiplikatorInnen an Schulen, Jugendämtern, Beratungsstellen, Ausbildungsstätten für SozialpädagogInnen / SozialarbeiterInnen, Hochschulen und Fachhochschulen ermöglicht die dringend gebotene Sensibilisierung für die Rechte und Pflichten von Menschen, auch denen mit Migrationshintergrund. Fatma Bläser und Seyran Ates, übrigens beide Autorinnen von derart kritisierten Autobiographien, sind mutige und schätzenswerte VorreiterInnen solcher sinnvollen Initiativen und Projekte.

Gerade um das Allgemeinwissen über Lebensbedingungen in der BRD, auch das in muslimischen Parallelgesellschaften zu fördern, ist es vorerst immer dann angebracht kulturelle Bezüge objektiv darzustellen, wenn traditionelle, kulturelle und religiöse Strukturen und Verhaltenskodici dazu motivieren, von den Werten und Normen der Mehrheitsgesellschaft abweichende Konzepte zu entwickeln. In der kritischen Auseinandersetzung, die auch in der kulturellen Moderne zu kritisierende Zusammenhänge nicht verschweigt, wird sich dann zeigen, ob diese Handlungs- und Gestaltungsmuster den Herausforderungen der sozialen, freien, demokratischen Gesellschaft gewachsen sind. So kann endlich eine kritische, offene und wertschätzende Integrationsdebatte beginnen, die sich an den individuellen Interessen, Rechten und Pflichten aller Beteiligten orientiert. Nur so erhöht sich der politische Druck auf die Politiker, sich mit den Zukunftschancen aller in der BRD lebenden Kinder, Frauen und Männer zu befassen, sie legt die rechtlichen Möglichkeiten und Arbeitsmethoden von Behörden offen und ermöglicht kritischen Einblick.

Ich bin eine türkischstämmige, säkulare Muslima und finde es sehr schade, dass „die Gesellschaft“ (welche meinen Sie überhaupt?) offensichtlich von Ihnen über einen Kamm geschoren wird. So schreiben sie: …“je mehr sich der Islam ’etabliert’, desto größer werden die Angriffe gegen Muslime, weil leider die Gesellschaft weiterhin nur automatisch auf die Worte Terror oder Bombe mit den Muslimen verbindet.“

Da scheint Ihnen entgangen zu sein, dass Ausländerbeiräte, Integrationsräte, Integrationsbeauftragte, GewerkschaftlerInnen, die Mehrzahl der VolksvertreterInnen in Landtag, Bundestag und Europarat sowie die meisten BürgerInnen der BRD wie auch Europas, die sich sicherlich als dieser Gesellschaft zugehörig verstehen, ein wesentlich differenzierteres, jedoch eher zu positives Bild von MuslimInnen haben. BürgerInnen wie Necla Kelec, Alice Schwarzer, Serap Cileli, Seyran Ates, Sonja Fatma Bläser, Ahmed Tropak, Halis Cicek, Ayaan Hirsi Ali, Mina Ahadi und einige andere Persönlichkeiten bemühen sich seit langem um objektive Diskussion der Alltagssituation von MuslimInnen. Auch eine Menge Sites im Internet, darunter wie sie ja wissen auch einige Blogs, tragen zum vielschichtigen, komplexen Bild der MuslimInnen in der Öffentlichkeit bei, durchaus islamkritische wie Sägefisch und Schariagegner sind dabei[18], wie auch dem Scharia- und Fiqh-Islam sehr wohl gesonnene[19]. Auch LehrerInnen, ErzieherInnen SozialarbeiterInnen / SozialpädagogInnen, MitarbeiterInnen von Einwohnermeldeamt, Sozialamt, Wohlfahrtsverbänden, vermitteln öffentlich den Eindruck einer individuell, kulturell und traditionell sehr unterschiedlichen muslimischen Bevölkerungsgruppe.

Jedoch werden diese Männer und Frauen genauso wie Sie selbst, verehrte Frau Keller, zugeben müssen, dass Selbstmordattentate und sonstige terroristische Anschläge mit mittlerweile vielen tausend auch muslimischen Opfern in den letzten Jahren fast ausschließlich von MuslimInnen verübt wurden. Wenn ich auch als säkulare Muslima das nicht gerne eingestehe, lässt sich diese Tatsache nun mal nicht leugnen. Man kann sich eben nicht waschen ohne nass zu werden. Für Verbrechen im Namen eines Kollektivs gibt es eine Kollektivverantwortung, auch wenn man nicht persönlich beteiligt war, selbst wenn man gar nicht beteiligt gewesen sein kann, weil man zu jung war oder noch nicht geboren war. Der Genozid an den ArmenierInnen und JüdInnen ist ebenfalls eine solche Untat.

Leider gerät die ETA seit etwa einem halben Jahr wieder durch Bombenanschläge negativ in die Schlagzeilen. Doch offensichtlich achtet diese baskische Untergrundorganisation menschliches Leben, auch das Andersdenkender, und warnt Betroffene rechtzeitig, damit sie sich in Sicherheit bringen können. Man verstehe mich bitte nicht falsch, ich verurteile sicherlich auch Bombenanschläge, die „nur“ Sachschaden verursachen, wie ich jede Form von Gewalt kritisiere und verurteile, aber auch Terroranschlag ist nicht gleich Terroranschlag.

Sicherlich gibt es MuslimInnen, die ihre Religion aus verschiedensten Gründen missbrauchen, muslimische SelbstmordattentäterInnen und TerroristInnen gehören jedoch keinesfalls dazu. Im Gegenteil, sie sind besonders gottesfürchtige und bemühte Söhne und Töchter Allahs, eifrige und glühende AnhängerInnen von Koran[20] und Sunnah[21], deren Leitlinien sie wortwörtlich umsetzen. Wenn die ’Anstrengung auf dem Weg zum Glauben’ wesentlich mehr Lösungsvorschläge, Handlungsoptionen und ‑anleitungen als die der Gewaltanwendung umfasst, laut Koran und Sunna ist es die von Allah besonders belohnte, im bewaffneten Kampf getötet zu werden[22]. Diesem versprochenen Lohn eifern sie durch Hassprediger höchst islamgetreu und religiös motiviert entgegen.

Reflektierte Kritik, die beispielsweise gegen kulturell vormoderne Inhalte, Denkmuster und Verhaltensweisen argumentiert, ist überlebenswichtig. Sie garantiert, dass geistige, körperliche und psychische Gesundheit von Frauen, Kindern und Männern keinen Schaden nimmt sowie deren individuelle Entwicklung zur reifen, gebildeten wie auch kritischen Persönlichkeit geschützt und gewährleistet bleibt, damit Kinder. Jugendliche und Erwachsenen den Herausforderungen der kulturellen Moderne selbstsicher und kompetent begegnen können. Auch unsere Demokratie, das Grundgesetz und die universellen Menschenrechte, von deren Freiheiten und verbesserten Lebensbedingungen auch Sie, verehrte Frau Keller, profitieren, wären ohne Meinungsvielfalt durch offene und freie Diskussion gefährdet. Rahmenbedingung sollte jedoch ein wertschätzender und fairer Diskussionsstil sein. Muslimische GegnerInnen der Islamkritik, die ihre Ansichten auf Koran, Sunna und Scharia beziehen wollen, haben jedoch kaum die Gelegenheit, diskriminierende Verallgemeinerungen zu vermeiden, weil die Allgemeinplätze dieser theokratischen und totalitären Leitlinien ihnen keine Möglichkeit dazu lassen. So ist „der ganze Körper der Frauen Aurah, deren man sich schämen muss“, sie alle können „Staatsgeschäfte nicht kompetent ausführen, weil es ihnen an Verstand und Einsichtsvermögen fehlt, deshalb muss ihre Zeugenaussage vor Schariagerichten von zwei weiteren Zeugen bestätigt werden. Zeigt eine Frau eine Vergewaltigung vor diesem Gottesgericht an, braucht sie aus dem gleichen Grund das Geständnis des Täters oder sogar vier männliche Zeugen, die ihre Darstellung bestätigen“, die weibliche Bevölkerung ist „verführerisch, teuflisch und verbreitet Fitna“, alle „Ungläubigen sind Feinde des Islam und der MuslimInnen“, „Juden sind Affen und Schweine“, „Der Islam wird auf einige Menschen reduziert, die fälschlicherweise das Wort Gottes missbrauchen“ und so weiter.

Es scheint jedoch zu den Überlebensstrategien der Menschen zu gehören, Zusammenhänge zu vereinfachen, indem man wesentliche Merkmale vergleicht und in bestimmte „Schubladen“ einordnet. Man behält Gelerntes leichter, spart Kapazitäten durch Wissenstransfer und erhält einen besseren Überblick. Diese grobe Strukturierung entlässt uns jedoch nicht aus der Verantwortung, Inhalte später zu reflektieren und zu präzisieren. Somit ist nicht das vorläufige Pauschalisieren das Problem, sondern das offensichtliche, nachhaltige Unvermögen, diese Verallgemeinerungen zu reflektieren. Nur durch kritisches Überprüfen und Nachdenken kann es weitgehend gelingen, einseitige, unfaire und beleidigende Wertungen sowie bewusstes Verbreiten von verallgemeinernden Unwahrheiten zu verhindern. Um es kurz zu fassen: Vor Inbetriebnahme des Mundwerks oder Schreibwerkzeugs bitte das Gehirn einschalten.

Mit freundlichen Grüßen

Ümmühan Karagözlü

Quellen:

http://www.ahlu-sunnah.de /

http://ayaanhirsiali.org /

http://kameltreiber.blogspot.com /

http://www.derprophet.info/anhaenge/anhang2.htm

http://www.derprophet.info/anhaenge/anhang3.htm

Der Prophet hat gesagt: „Ein Märtyrer hat sechs Verdienste bei Gott: Ihm wird beim ersten Blutschwall Vergebung gewährt, ihm wird sein Platz im Paradies gezeigt, er wird vor der Bestrafung im Grabe geschützt, er ist vor dem allergrößten Schrecken sicher, ihm wird die Krone der Würde aufgesetzt, deren Rubin prachtvoller ist als die ganze Welt und was darin ist, ihm werden 72 großäugige Huris geschenkt und er wird für 70 Verwandten zum Fürsprecher gemacht.”


[3] The Palestine Mandate of the League of Nations 1922. By Ami Isseroff, Mideast Web http://www.mideastweb.org/mandate.htm ,

[6] Arno Plack 2001; Buchtitel, Verlag Langen / Müller

[11] unter ihnen viele so genannten Importbräute, Necla Kelek: Die fremde Braut, Goldmann Verlag

[22]http://www.bloghof.net/hatif/archive/2005/07 Der Prophet hat gesagt: „Ein Märtyrer hat sechs Verdienste bei Gott: Ihm wird beim ersten Blutschwall Vergebung gewährt, ihm wird sein Platz im Paradies gezeigt, er wird vor der Bestrafung im Grabe geschützt, er ist vor dem allergrößten Schrecken sicher, ihm wird die Krone der Würde aufgesetzt, deren Rubin prachtvoller ist als die ganze Welt und was darin ist, ihm werden 72 großäugige Huris geschenkt und er wird für 70 Verwandten zum Fürsprecher gemacht.”

Wirklicher Dialog mit einer Niqabi? Gerne, aber wie?

Mai 19, 2008

Melanies Kommentar zu Ümmühan Karagözlüs Post Männerblicke, Frauenkörper auf dem Blog Sägefisch

Hallo!

Was ein todlangweiliger Bericht und auch noch mit gravierenden fehlern und platten verallgemeinerungen.

Aber was anderes sind wir von ihrem Blog ja nicht gewöhnt… Wenn sie die Muslime zu tode langweilen, gibts ja keine mehr, dann ist das problem erledigt, nicht?

Ümmühan Karagözlü antwortet:

Hallo Melanie,

Wenn dieser ‘Bericht’ so langweilig wie gewohnt ist, wundert es mich schon, warum du offensichtlich immer wieder auf dieses Blog gehst. Wenn dich die Posts so ermüden, warum kommentierst du, was dich anödet? Was die angeblichen Fehler im Text betrifft, vielleicht hast du ja die Zusammenhänge nicht verstanden? Die platten Verallgemeinerungen sind doch wohl eher in deinem Kommentar zu finden.

Was deinen Vorschlag zur Lösung des ‘muslimischen Problems’ angeht, stimme ich dir nur bedingt zu. Mir sind selbstbestimmte, lebensbejahende fröhliche MuslimInnen, die stolz auf ihre von Gott geschenkte Schönheit sind und trotzdem würdig und selbstbewusst Gesicht zeigen am liebsten. Aber du hast natürlich Recht, besser MuslimInnen langweilen sich zu Tode als dass sie sich für Allah und einen Platz im Paradies in die Luft sprengen.

Was mich jedoch besonders wundert ist, dass du deinen Kommentar auf den Blog Sägefisch bei Jacques Auvergne postest, wo du doch eigentlich nur im Notfall mit einem Mann in Kontakt treten solltest. Oder habe ich da wieder etwas falsch verstanden?

Ümmühan Karagözlü

Melanie schrieb zu meinem Kommentar

Hallo!

Also ich kann mir eine Antwort leider nicht verkneifen. Muss dazu sagen, dass sie es wirklich missverstanden haben. Von immer wieder lesen dieses Blogs kann nicht die rede sein. Ich habe nicht geschafft, einen einzigen Beitrag von Sägefisch oder diesem hier zu lesen, weil es wirklich … wie schon erwähnt, zum gähnen ist. Leider bin ich einige male hier gelandet, weil sie ihre Schlagwörter und Texte mit so einem unermüdlichen eifer verbreiten, dass man zwangsläufig hier landet sobald man in google zb. nach Niqab sucht. Leider. Lässt wohl darauf schliessen, dass sie wirklich wenig Beschäftigung haben.

Irgendwie amüsant das ganze.

Und ja, leider verstehen sie so gut wie alles falsch. Aber wir sind das schon gewohnt, bereitschaft zum wirklichen dialog, zum wirklichen interesse über die Frauen, über die sie so begeistert reden, gibt es nicht.

Ihr kommentar zu dem ironischen vorschlag zur Lösung zeigt mir, dass sie wirklich nichts vom Islam verstanden haben.

Es ist schade, aber ich blicke Hoffungsvoll in die Zukunft, denn es gibt Menschen, die durchaus hinter den Schleier der Medien blicken können und nach der Wahrheit hinter dem eigenen Tellerrand suchen.

Z.B. hier, ein Blog das um meilenweit interessanter ist als das hier

http://alles-schallundrauch.blogspot.com/

einen schönen Abend noch von Melanie

Ümmühan Karagözlü antwortet:

Hallo Melanie,

ich muss schon sagen, du bist echt witzig. Du kommentierst also zu Beiträgen, von denen du nicht einen gelesen hast, von denen du aber genau weißt, dass sie ….;auch noch mit gravierenden Fehlern’….‚….’voller platter Verallgemeinerungen’….und ’tot langweilig’ sind.

Dein Kommentar zeigt mir, dass du entweder hellsehen kannst, vorschnell Vorurteile bildest, oder wohl alles kritiklos glaubst, was Menschen denen du vertraust dir erzählen, denn dich mit anderen Meinungen auseinander zu setzen, darüber nachzudenken und dir selbst eine Meinung zu bilden, schaffst du ja nicht, dass findest du ja ’langweilig’.

Einen wirklichen Dialog kann man nur mit Menschen führen, die wenigstens die andere Sicht der Welt tolerieren, dazu bist du wie viele Niqabis nicht bereit. Das ist deine Entscheidung, doch dann beklage dich bitte nicht, wenn kaum ein aufgeklärter Mensch Lust zu haben scheint, mit dir zu diskutieren. Wenn du bei Meinungsverschiedenheiten GesprächspartnerInnen einfach pauschal unterstellst, ’etwas nicht verstanden zu haben’, ist eine Fortsetzung des Gesprächs in der Tat ’langweilig’- für dein Gegenüber. Ein echter Kommunikationskiller ist auch der Gesichtsschleier, der nur einen Sehspalt freilässt. Vielleicht liest du ja doch den Abschnitt 09, Die Bedeutung des Gesichts… und 10, Das Prinzip Niqab in dem Post Männerblicke, Frauenkörper.

Irrst du dich eigentlich nie? Das wäre bedenklich, denn irren ist menschlich, nur Allah weiß es am besten, er ist allwissend. Schade, dass du dir die Zeit nicht nehmen möchtest, Beiträge zu Ende zu lesen, das wäre jedoch notwendig, um tatsächlich über den eigenen Tellerrand hinauszusehen.

Gerade SozialpädagogInnen haben die Aufgabe, Menschen dazu anzuregen, sich aus engen Denkmustern und Verhaltensvorschriften zu befreien. Sie zeigen auf die Person maßgeschneiderte Wege auf, wie Frauen, Männer und sogar schon Kleinkinder selbst neue Handlungsspielräume entdecken, ausprobieren, verwerfen oder beibehalten können, die dazu beitragen, Gestaltungsmöglichkeiten zu erweitern und Lebensqualität zu steigern.

Ziel ist es auf der Grundlage der freiheitlich demokratischen Grundordnung BürgerInnen anzuleiten, eigene Methoden zu entwickeln, die dabei helfen, ihr Leben nach individuellen Vorstellungen zu planen, zu gestalten und selbstständig Entscheidungen zu treffen. Dabei Fehler zu machen ist menschlich, doch es ist unmenschlich, wenn Familienmitglieder, FreundInnen, LehrerInnen und andere ’Vorbilder’ Mitmenschen daran hindern wollen, bessere, passendere eben selbst entworfene auf die eigene Bedürfnisse zugeschnittene Lösungswege zu finden und umzusetzen.

http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,553823,00.html

JedeR hat das Recht auf eine eigene Biographie, einen ganz persönlichen Lebenslauf. Individuelle Begabungen, Fähigkeiten und Kenntnisse sollen gestärkt und gefördert werden, um beispielsweise die Voraussetzungen zu schaffen, einem selbst gewählten Beruf nachgehen zu können. Profis der sozialen Arbeit sollen in enger Zusammenarbeit mit den Kommunen, beratenden Ausschüssen und VertreterInnen in Land- und Bundestag die Grundlagen dafür schaffen, dass auf dem Papier des Grundgesetzes bestehende Rechtsansprüche tatsächlich verwirklicht werden.

SozialpädagogInnen haben die Aufgabe, dazu zu ermuntern, jede Chance zu nutzen, sich aus möglichst vielen und unterschiedlichen Quellen zu informieren und sich weiterzubilden. Eine weitere Aufgabe besteht darin, dabei zu unterstützen, Hürden, die eine selbstbestimmte Entfaltung der Persönlichkeit und damit eine gesunde körperliche, geistige und seelische Entwicklung von Frauen, Kindern und Männern einschränken und behindern, aus dem Weg zuräumen.

Solange sie das Grundgesetz beachten und auch nicht gegen abgeleitetes Recht verstoßen steht es aber Menschen, auch allen Frauen, grundsätzlich frei, sich ausschließlich in ihren streng reglementierten Handlungsfeldern der kulturellen Vormoderne zu bewegen, sich nur nach Koran und Sunna auszurichten und keine anderen Ratgeber hinzuziehen, als anerkannt fundamentalistische und traditionalistische Schwestern und vor allem Brüder im Islam, die einem das Denken, Entscheiden und Handeln abnehmen. Immanuell Kant meinte dazu:

…..’Es ist so bequem, unmündig zu sein. Habe ich ein Buch, das für mich Verstand hat, einen Seelsorger, der für mich Gewissen hat, einen Arzt, der für mich die Diät beurteilt, u. s. w.: so brauche ich mich ja nicht selbst zu bemühen. Ich habe nicht nötig zu denken, wenn ich nur bezahlen kann; andere werden das verdrießliche Geschäft schon für mich übernehmen. Dass der bei weitem größte Teil der Menschen (darunter das ganze schöne Geschlecht) den Schritt zur Mündigkeit, außer dem dass er beschwerlich ist, auch für sehr gefährlich halte : dafür sorgen schon jene Vormünder, die die Oberaufsicht über sie gütigst auf sich genommen haben. Nachdem sie ihr Hausvieh zuerst dumm gemacht haben, und sorgfältig verhüteten, dass diese ruhigen Geschöpfe ja keinen Schritt außer dem Gängelwagen, darin sie sie einsperreten, wagen durften : so zeigen sie ihnen nachher die Gefahr, die ihnen drohet, wenn sie es versuchen, allein zu gehen. Nun ist die Gefahr zwar eben so groß nicht, denn sie würden durch einigemal Fallen wohl endlich gehen lernen ; allein ein Beispiel von der Art macht doch schüchtern, und schreckt gemeiniglich von allen ferneren Versuchen ab’.

http://www.prometheusonline.de/heureka/philosophie/klassiker/kant/aufklaerung.htm

http://de.wikipedia.org/wiki/Zeitalter_der_Aufkl%C3%A4rung

Soziale Arbeit ist vergleichbar mit einer Dawa zur Demokratie, doch wird man weder diskriminiert und beschimpft, wenn man dieser Einladung. nicht nachkommen möchte, man wird auch nicht verteufelt oder muss befürchten Höllenqualen zu erleiden

Gute SozialpädagogInnen werden sich nicht durch FundamentalistInnen und TraditionalistInnen davon abbringen lassen, sich für Demokratie, persönliche Freiheit und Lebensqualität einzusetzen, die Frauen, Männern und Kindern nicht erst im Paradies ein möglichst selbstbestimmtes Leben auf dem Fundament des Grundgesetzes garantieren.

Selbstverständlich darf auch jedeR Verschwörungstheorien folgen und verinnerlichen, doch wer diese Information für objektiv und wissenschaftlich hält, http://alles-schallundrauch.blogspot.com/ glaubt auch, dass beim Melken brauner Kühe Kakao aus den Eutern in die Melkeimer fließt.

Nicht nur mir ist aufgefallen, dass Betreiber und Besucher von islamischen Blogs, Homepages und vor allem muslimischen Foren sich immer wieder auf Scheich X und Scheich Y berufen. Diese Gleichgesinnten greifen grundsätzlich auf dieselben Informationsquellen zurück, bilden so genannte Zitierkartelle und versuchen auf diese Weise den Eindruck von Bedeutsamkeit, Richtigkeit und Plausibilität der Aussagen zu erzeugen. KollegInnen im Netzwerk Schariagegner arbeiten anders. Sie nutzen unterschiedliche Informationsquellen, recherchieren gründlich, und fügen ihren Informationen und Argumenten anerkannte oder gar wissenschaftliche Quellen hinzu.

Das Netzwerk Schariagegner ist davon überzeugt, wesentliche Prinzipien des fundamentalistischen und traditionellen Islam, den beispielsweise die SalafistInnen vertreten, sehr wohl verstanden und durchaus seine Wesenszüge, Handlungs- und Denkmuster begriffen und durchschaut zu haben. Wer ausschließlich fundamentalistischen Demagogen und Volksverhetzern die Interpretationshoheit über die religiösen Quellen überlässt und vorbehaltlos ihrer Rechtleitung vertraut, hat in der BRD zwar die Freiheit, sich selbst nach orthodoxen Richtlinien zu orientieren. jedoch verachten diese Frömmler auch Mitmenschen, die einen säkularen, liberalen Islam praktizieren wollen.

FundamentalistInnen sind blind für die Schönheit der Welt, völlig auf das Jenseits bezogen hassen sie das Leben hier auf der Erde. Für die recht unsichere Aussicht einen Platz im Paradies zu bekommen, versklaven fundamentalistische MuslimInnen sich und andere und unterwerfen sich der Deutungshoheit von FanatikerInnen. Sie machen sich mitschuldig am Tod unschuldiger Terroropfer.

http://www.cfc-online.org/professorenforum/content/artikeldatenbank/Artikel/2005/v07n02a3.pdf

http://www.heise.de/newsticker/Iranisches-Ballerspiel-soll-Kindern-Werte-wie-Opfer-und-Maertyrertum-vermitteln–/meldung/92780

http://www.kirchen.ch/pressespiegel/nzz/2002042128.pdf

http://www.israelheute.com/default.aspx?tabid=119&view=item&idx=549

http://www.hagalil.com/01/de/Israel.php?itemid=608

Ümmühan Karagözlü

http//schariagegner.wordpress.com

Islam und Schirk

Januar 27, 2008

شرك

Schirk, Beigesellung.

Schirk,

Phobie und Doktrin

Dinge zu verehren ermöglicht

etwas über Dinge zu lernen

Seitenblick unerwünscht:

Zieloptik schafft Tunnelblick

Ein Essay von Jacques Auvergne

Schirk heißt Beigesellung und bezeichnet ein Lebensgefühl der Sorge mancher islamisch geprägter Menschen, neben dem einen Gott Allah einem anderen Ding Verehrung zukommen zu lassen. Ursprünglich war die Abkehr aus dem altarabischen Polytheismus gemeint, die Mohammed mit seinem heute weltbekannten politischen Konzept des Islams zunächst für die arabischen Stämme durchsetzte. Ich glaube wahrzunehmen, dass ein falsches oder auch konsequentes Verständnis von Schirk sowohl in den demokratiegefährdenden islamischen Radikalismus führen kann als es auch ein unbefangenes Lernen und Nachdenken über sich und die Welt nachhaltig zu verhindern vermag.

Ein Muslim sagt mir heute, dass er die Demokratie niemals aus vollem Herzen respektieren könne, da er sonst einen Gegenstand neben Allah stellen würde, was islamisch verboten sei. „Die Demokratie ehren, wäre Schirk betreiben?“, frage ich. Er bejaht, sichtlich zufrieden, verstanden worden zu sein.

Damit kommt aber ein Problem auf Europa zu. Bislang hatte ich gedacht, dass es eher die phantasierte „ideale, perfekte“ Gesellschaft des Kalifats sei, die ein gefährliches Ironisieren der parlamentarischen Demokratie, der Pressefreiheit und der säkularen Demokratie nach sich ziehen würde, von den aus doch wohl mehreren Gründen entstandenen ärgerlichen islamischen Parallelgesellschaften Europas einmal abgesehen.

Nun aber diese Art von Motivation: dezidierte Gesetzestreue gliche schon fast einem Götzendienst. Können Muslime von (nichtmuslimischen) Menschen gemachte Gesetze aus Überzeugung achten? Oder werden sie jeden demokratischen Prozess als letztlich gotteslästerlich zu betrachten verführbar sein? Wir dürfen vermuten, dass diese Erpressbarkeit eines jedes muslimischen Menschen längst von Radikalen und im großen Stil ausgenutzt wird, um gegen das Menschenwerk Demokratie „immun zu machen.“ Dem aber darf eine Demokratie nicht unwidersprochen zusehen.

Ein wo auch immer schuldhaft geduldeter Schirk macht dem othodoxen oder islamistischen Muslim höllische Angst. Zugleich ist das Fürwahrhalten der Konzeption Schirk dem orthodoxen wie islamistischen Muslim vorgeschrieben. Wo aber finden sich Strukturen, an denen sich diese Phobie und Doktrin auswirkt?

Der Koranlehrer schlägt das Kind. Schreie und Ängste. Körperliche und psychische Schädigungen werden lebenslange Folge sein. Das geschieht nicht irgendwo in Pakistan, sondern mitten in Europa und müsste eigentlich zur Anzeige gebracht werden. Es wird sich in uns bekannten Fällen von prügelkulturellen Hinterhofschulen oder arabisch orientierten Sprachfördervereinen allerdings wohl noch niemand gefunden haben, der diese Praxis zur Anzeige gebracht hätte. Wir wissen diesbezüglich auch von der Unzufriedenheit türkischer Väter, die jedoch aus erklärlichen Gründen nicht den Weg zu Jugendamt oder Polizei gefunden haben. Es gibt also Prügel zum Arabischlernen oder auch zum Koranlernen.

Jetzt hat die Sache auch ein makaber Gutes: Die Liebe zu Gott wird sinnlich nämlich schmerzlich klar, denn allein aus Angst vor dem prügelnden Hodscha darf kein kleiner Muslim etwas lernen: Angst dem Allah beizugesellen oder den Lehrer dem Allah beizugesellen wäre Schirk. Neben einem islamisch stets unvermeidlichen Stockholm-Syndrom wird für den Jungen die Einzigartigkeit und Allgewalt eines ebenso grausamen wie beglückenden Gottes verinnerlicht: Der Lehrer prügelt nicht aus sadistischem Selbstzweck, denn dem Sadismus zu huldigen wäre ein Schirk. Ich als Koranschüler leugne meine Angst, denn einen Götzen der Angst dem Allah beizugesellen wäre ein Schirk. Mancher auch muslimische Leser wird jetzt Hemmungen verspüren, dieser Logik zu folgen. Vielleicht ist unsere örtliche Koranschule ja eine seltene Ausnahme.

Ayaan Hirsi Ali wurden als Kind durch den islamischen Koranlehrer der Schädel vielfach gebrochen.

Schlagen scheint also recht üblich zu sein und ohne Frage islamisch erlaubt, wenn dies aus Liebe zu Allah geschieht. Europa kannte bis vor wenigen Jahrzehnten Ähnliches: In allen Epochen war der prügelnde Lehrer gewissermaßen selbstverständlich.

Prügelte die altrömische Schule weniger als die islamische? Dann wäre für die alten Araber der (manichäische) Monotheismus um den Preis der vermehrten Kindesmisshandlung erkauft worden. Gewiss, „erzieherische“ Grausamkeiten gab es auch im Polytheismus. Doch für den eifersüchtigen Einen Gott gibt es ein paar Faustschläge mehr.

Entscheidend ist, dass die Brutalität nicht auf einen profanen Zweck hinzielt, denn jeder Zweck neben Allah? Richtig, wäre Beigesellung. Prügeln für die gute Sache indes ist erlaubt und auch gleich eine Tagesdosis an Dschihad, an frommem Eifer.

Auch unter Hijab-, ja sogar Niqabträgerinnen finde ich in diesen Tagen Ansichten wieder, die meine These zu untermauern scheinen, dass jedes Objekt, dass in bedrohlich dichte Nähe der auf den unnahbaren Allah eingestellten Zieloptik gelangt, als Schirk gefürchtet ist. So darf keine Niqabi sagen, sie trüge den Tschador mit Gesichtsschleier aus Selbstzweck oder Eitelkeit oder Stolz oder Ästhetik, das alles wäre jeweils Götzendienst. Sie trägt ihn, wer es denn glauben mag, aus Liebe zu Allah. Wenig originell eigentlich. Tausend Burkaträgerinnen murmeln aus ihrem schwarzen Stoffgefängnis: „Ich trage meinen Niqab aus Liebe zu Allah!“ Synchron. Maschinenartig. Nun ja, der Platz im Paradies wird nicht verschenkt, ohne Fleiß keinen Preis. Soll doch die langhaarige Nachbarin in der Hölle brutzeln.

An die Hölle glauben die Niqabis! Die meisten Muslime gleich mit. Jedenfalls sind sie zu unbeholfen, den Albtraum von der Hölle in das Reich des Inneren, des Psychischen zu verbannen. Aus den uralten und zutiefst menschlichen Bildern des Unheimlichen, die als „Dämon“, „böser Geist“, „Hölle“ und „Teufel“ zu Wort kommen mögen und mit dieser Sprache ja gerade ausgetauscht, mitgeteilt, und „geheilt“, das heißt integriert werden können, sie bleiben im orthodoxen Islam wie im Islamismus abgespaltene Teile mit eigener „Macht.“

Teufel Iblis? Geist Djinn? Die Engel? Alles koranisch verbürgt, aber bitte gar kein Vergleich zu Allah. Es kann nur einen geben! Schließlich mache ich doch keinen Schirk. Sondern Eingottglauben, Tauhîd.

Tauhîd ist die unblockierte Perspektive. Befreit von Nebensächlichkeiten.

Heutzutage darf mit dem ehrbar anmutenden Tauhîd allerdings eine Terrorgruppe unangefochten firmieren: Die von dem Jordanier Abu Musab al‑Zarqawi mitgegründete al‑Tawhid, die auf der Terrorliste der EU steht und in Israel ihren Hauptfeind sieht, allerdings auch in Deutschland schon einmal einen vereitelten Anschlag durchzuführen beabsichtigte. Tawhid heißt Einheit, Einheitlichkeit: Eintracht der Gläubigen wie auch, in bewusster Abgrenzung zum trinitarischen Christentum, Einheit Gottes. Warum aber stellen islamische Mehrheiten der Terrorgruppe die Legitimation der Verwendung dieses Begriffes Tauhîd nicht laut hörbar in Frage? Einheitlichkeit, Einssein, Eintracht, Einheit: Vielleicht sollen beide Seiten des Wortes, die brillante und die brisante, uns Nichtmuslime oder auch Muslime ein wenig provozieren. Politreligiös aktive Muslime werden stets bemüht sein, Totalität und Totalitarismus jeder mehr als symbolischen Tauhîd-Begrifflichkeit zu vernebeln. Sie werden von der „Liebe zu Allah“ sprechen. Solcherlei Gottesliebe wird säkular denkende Menschen rasch zu „Ungläubigen“ werden lassen.

Monotheismus. Es liegt auch eine Frömmigkeit in der Konstruktion einer allen Dingen gemeinsamen Sinnquelle, eines welterhaltenden göttlichen Prinzips. Dem Manichäismus und mit ihm dem Islam gelang die Herstellung eines universellen Gottesbildes allerdings nur bei erheblichen Folgekosten.

Von al‑Uzza und al‑Lat, vom altarabischen Baumkult und vom Verehren heiliger Steine galt es aus Sicht von Mohammed sich abzukehren, sich zu befreien.

Diese Befreiung oder auch erst die Perversion derselben: Ist sie eine der Quellen der seit Jahrhunderten geradezu folkloristischen islamischen Bildungsverweigerung? Vielleicht war es ja so, dass man um das Jahr Tausend in Bagdad gesunder als in Brüssel lebte, in Kairo länger als in Köln (nur Christ durfte man nicht sein, erst recht kein Jude, schon gar kein Heide und am besten auch keine Frau). Doch dann blockierte irgendetwas die islamische Gelehrsamkeit, in Epochen, in der Europa mit Renaissance, Barock und Aufklärung allmählich wissenschaftliches Denken entwickelte. Kepler und Galilei freilich lebten sozusagen zu früh, doch gerade Menschen wie sie waren es, die für Europa den Weg aus der Theokratie in die Demokratie gangbar machten.

Dem Islam fehlt Pantheismus. Islamische Mystiker, die die Fähigkeit besitzen, Gott im Bereich des Träumerischen zu verorten und zugleich Gottes Schöpfung als geheiligt zu empfinden (Natur, Heiden und Frauen eingeschlossen) wurden und werden von den manichäischen Politreligiösen verfolgt.

Hans Jonas betont in seinem Buch ‚Prinzip Leben’, dass der Animismus keinesfalls als gänzlich abgelegt betrachtet werden dürfe. Damit nähert er sich deutlich einem Spinoza, Goethe oder Hesse an. Pantheismus und Animismus. Beseelte Objekte. Wenn das nicht jede Menge Schirk ist.

Mit Animismus meine ich nicht Obskurantismus oder eine, wiederum fesselnde, Magie. Nicht so sehr die blauen Steine und roten Korallen der türkischen Folklore und schon gar nicht den „bösen Blick“ oder die mindestens im türkischen Islam so verbreitete Auffassung, jede Krankheit als vorweggenommene Strafe Allahs zu sehen, bei entsprechender Verachtung jedes Kranken und Behinderten. Mit Animismus meine ich eher Naturromantik: Wertschätzung der Gegenstände und der Welt als von den Göttern oder von Gott geliebt.

Denn es liebt, es „vergöttert“ jedes Kind seine Puppe und manch Erwachsener sein Auto oder seinen Gartenteich. Denn wir nehmen „Souvenirs“, Erinnerungen aus dem Urlaub mit: Einen schönen Stein oder eine Vogelfeder, die wir ganz ähnlich „beseelen“, wie manch ein Schöpfergeist den aus Lehm gefertigten Figuren und nachmaligen ersten Menschen Leben eingehaucht hat. Muslimische Kinder haben hier ein gewaltiges Defizit! Deshalb lernen sie derzeit schlechter als die Kinder aller anderen Religionen.

Ohne eine kindliche oder jugendgemäße Natur- und Objektliebe kann es kein angstfreies Lernen geben. Diese Hinwendung zum Diesseits, diese Bejahung des Lebens und der Welt jedoch scheint für viele Muslime immer noch eine Bedrohung zu sein, weil sie einer „Beigesellung“ entspräche.

Dinge zu verehren macht neugierig, über sie etwas zu lernen. Doch der Untersuchungsgegenstand könnte Allahs Ruhm schmälern.

Und damit ein Stück Schirk sein.

Jacques Auvergne

Illegale Moschee?

Januar 16, 2008

وقف

Waqf. Stiftung für Allah.

Ein Hauch von Moschee

Kuppel hin,

Moscheekuppel her

Krefeld-Oppum

Das Wort Moschee

stand nicht im Bauantrag

Von Cees van der Duin

Unlängst bin ich beim Stöbern im Daten‑Dschungel fast zufällig auf einen Artikel gestoßen, der bereits am Oktober 2007 von der Westdeutschen Zeitung (wz-online) veröffentlicht worden ist. Was ist in Deutschland los?

Die Zeitung erklärt etwaigen verschreckten und dann fraglos islamophoben Lesern, dass im Gewerbepark der niederrheinischen Stadt Krefeld mitnichten eine Moschee entstehe. „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu bauen“ – sehr deutsch. Niemand hat die Absicht, eine Moschee zu bauen.

Islamische Vereinigung Krefeld e. V. nennt sich eine Gemeinschaft, die für das Winterhalbjahr 2007/2008 den Umzug in das Gewerbegelände Krefeld-Oppum (zeitweilig fälschlich: Krefeld-Fischeln) geplant hatte. Alles anscheinend ordentlich genehmigt.

Gerade auch die Kuppel sei genehmigt worden. Also bitte, man wird doch noch eine Kuppel auf sein Vereinshaus bauen dürfen. Die Verwaltung jedenfalls wusste bestens Bescheid.

Die weniger gut informierten Anwohner indessen rätselten Ende September 2007 über die plötzlich über der Krefelder Baustelle erscheinende, orientalisch anmutende große Kuppel. Die sie durchaus sehr an eine Moschee erinnerte. Ob sich da getäuscht hatten? Vielleicht sind sie ja auch moscheefeindlich eingestellt, moscheeophob sozusagen.

Eine Kuppel ist eine Kuppel. Keine Moscheekuppel, einfach Kuppel. Jedenfalls ist die Kuppel genehmigt, der Umzug des Vereinszentrums in die Straße „Am Verschubbahnhof“ kann dieser Wochen also stattfinden.

Irgendeine Schlingelei darf man somit den frommen Antragstellern keineswegs unterstellen. So bleibt uns damit nur noch, zu gratulieren: Herzlichen Glückwunsch zur Errichtung des neuen Vereinszentrums!

Oder doch besser: Herzlichen Glückwunsch zur Errichtung des Moscheezentrums?

Ist das rätselhaft multifunktionale Gebäude nun im Sinne der Scharia ein „Waqf“-Grundstück: Für alle Zeiten Allahs Eigentum? Waqf nämlich darf im islamischen Religionsrecht bis zum Ende der irdischen Geschichte nicht umgewidmet werden, beispielsweise nicht an den Staat fallen oder gar abgerissen werden. Waqf wäre damit, den im Arabischen so genannten „Gütern der toten Hand“ zugerechnet, auch in Deutschland dem wichtigen demokratischen Grundsatz der Warenzirkulation entzogen.

Die Scharia dürfte in Krefeld recht günstige Wachstumsbedingungen vorfinden. Jedenfalls verlieren 2007 anlässlich von „gelungenen“ multireligiösen Kinderbegegnungen weder die Evangelische Pfarrerin Christa Meyer noch der islamische Hodscha etwas zur islamischen Pflicht, jeden Apostaten zu ermorden. Zur islamischen Pflicht, die Kinder bireligiöser Ehen muslimisch zu erziehen, wobei natürlich die muslimische Tochter erst gar keine sexuelle Beziehung mit einem Dhimmi eingehen darf. Pfarrerin wie Hodscha schweigen angestrengt zur islamischen Pflicht, die Scharia, verglichen mit jedem demokratischen Gesetzeswerk, als sittlich höherwertig zu sehen.

Auch der Krefelder Schulleiter Alfred Kuhn gibt sich tolerant, wenn er stolz berichtet, dass alle Kinder der vierten Schuljahre seiner Stadt eine Moschee besuchen. Ob er mutig genug ist, von den Muslimen seiner Stadt das Bekenntnis zur Demokratie, zur Gleichstellung von Mann und Frau und zur Religionsfreiheit einschließlich des Religionswechsels in jede Richtung einzufordern?

Oder haben Pfarrerin wie Schulleiter von Scharia, Dhimma und Kalifat noch nie etwas gehört?

Cees van der Duin

Nicht Moscheekuppel. Einfach nur Kuppel

http://www.wz-newsline.de/?redid=177747

Islamische Vereinigung Krefeld e. V.

http://www.ivek.de/moschee.htm

Sharia? No problem! Krefeld interreligiös

http://www.wz-jugendleserreise.de/index.php?redid=184031

Alle Grundschüler Krefelds zum Moscheebesuch

http://www.wz-duesseldorf.de/sro.php?redid=179881

Weitere Entwicklungen:

3.10.: Bezirksvorstand stocksauer, denn er wurde übergangen!

Unterdessen sind geschlechtergetrennte Arabischkurse angelaufen

http://www.rp-online.de/public/article/regional/niederrheinsued/krefeld/nachrichten/krefeld/486136

5.10.: Krefeld: Al-Qods-Moschee versus Neubaugebiet?

Nun fragt man pragmatisch stirnrunzelnd nach dem Wohnwert

http://www.rp-online.de/public/article/regional/niederrheinsued/krefeld/nachrichten/krefeld/486714

Fazit: Die Aspekte der Illegalität werden wohl nicht

verfolgt werden. Baurecht ist von und für Dhimmis.

Nur Wikipedia muss uns noch die siebte Moschee

nachtragen, die marokkanische Al-Qods-Moschee

http://de.wikipedia.org/wiki/Krefeld#Muslime

Verwaltung. Sitzungsprotokoll 06.11.2007. “TOP 5: Moschee“

http://www.krefeld.de/C1256D44002DA374/html/AA0ECD5216B9F9B7C12573B8002A97B7/$FILE/Niederschrift%2021.%20Sitzung%20BV-Oppum-Linn.pdf

Verwaltung. Sitzungsprotokoll 19.12.2007:

“Moschee Oppum“ in den nichtöffentlichen Teil verlegt

http://www.krefeld.de/C1256D44002DA374/html/1DC133F54E633D3DC12573AE0034380F/$FILE/Tagesordnung%2022.%20Sitzung%20BV-Oppum-Linn.pdf

seither Funkstille


Akte Volos

Januar 13, 2008

043

شُورَى

Schura.

Politreligiöser Rat.

Sonne, Säulen, Sand:

Héllas XII 2007.

Die Akte

Vólos

EU‑Jugendverbände ganz

interkulturell. Man traf sich.

Mit den Muslimbrüdern

Jacques Auvergne

Europas christliche Jugendverbände betreiben einen gemeinsamen Dachverband, den Ökumenischen Jugendrat, abgekürzt EYCE nach dem englischen Namen „European Youth Council in Europe“. Dieser Jugendrat wurde aus vom Weltkirchenrat gebilligten ökumenischen Vorläufer‑Initiativen, die bis 1947 zurück reichen, im Jahre 1968 gegründet.

Die echten alten Achtundsechziger also stehen hinter dem EYCE, diese identitätsschwachen „militanten Friedenstäubchen“ (Broder) selbstzerknirschter Fremdenfreundlichkeit, die sich anschickten, sich in Pädagogik und Jugendarbeit breit zu machen. Andererseits lagen Ökologie, Feminismus, Pazifismus und Sozialismus 1968 in der Luft und bewirkten neben „geisterhafter Wirklichkeitsverdünnung“ (Schwanitz) durchaus auch Demokratisches und Konstruktives.

Die deutsche „Arbeitsgemeinschaft Evangelische Jugend – aej“ ist Mitglied im Ökumenischen Jugendrat EYCE. Die aej vertritt 1,2 Millionen junge Menschen, so etwa den CVJM (zum weltweiten YMCA) und den VCP (zum weltweiten Pfadfindertum zählend). Über ein ausgesprochen basisfernes System von Gremienarbeit leistet EYCE damit Lobbyarbeit für CVJM und VCP. Auf Europaebene.

EYCE traf sich vor vier Wochen, im Dezember 2007 mit dem Jugendwerk der Muslimbruderschaft im griechischen Volos. Muslimbruderschaft? Richtig, dem Wurzelgrund etlicher Kampfbünde und Terrorzellen. Na so was.

Unsere griechischen Pfadfinderfreunde bitten uns, zunächst einige Hintergrundinformationen über Volos zu nennen und zu betonen, dass Reisende aus Deutschland im schönen Griechenland immer herzlich willkommen sind. Gerne kommen wir dieser Bitte nach.

Volos

Volos ist eine griechische Hafenstadt mit 83.000 Einwohnern und gelegen zwischen Athen und Thessaloniki am Rande der gebirgigen und bewaldeten Halbinsel des unter Biologen wie Wanderern sehr beliebten und vom Schriftsteller Werner Helwig (Raubfischer in Hellas) beschriebenen Pilion (Pelion). In Volos wurde der dem magischen Realismus zuzurechnende Maler Giorgio de Chirico geboren.

In den Jahren nach 1923 hat auch Volos viele griechisch‑kleinasiatische Flüchtlinge aufgenommen. Insgesamt wurden bei diesem im Vertrag von Sèvres vereinbarten „Bevölkerungsaustausch“ 1,5 Millionen Griechen aus Kleinasien in das griechische Staatsgebiet und 0,5 Millionen Türken aus Griechenland in die Türkei zwangsumgesiedelt. Griechenland hatte bis dahin nur 5,5 Millionen Einwohner. Unterernährung und Typhus bestimmten jahrelang das Leben der Zeltlager- und Baracken-Vorstädte von Athen und Thessaloniki. Im Zweiten Weltkrieg besetzte die deutsche Wehrmacht auch Volos und machte Jagd auf Griechenlands Juden mit der Absicht, sie in den Vernichtungslagern wie Auschwitz zu töten. Die jahrhundertealte jüdische Kultur der Stadt Thessaloniki wurde durch die deutschen Nationalsozialisten nahezu vollständig vernichtet. Nach 1990, nach dem Fall des eisernen Vorhangs erlebt Griechenland eine Einwanderung von Pontos‑Griechen aus der früheren Sowjet‑Union: Die „Russlanddeutschen Griechenlands“ gewissermaßen.

Dank der Recherchen von Dimitris Chalas („Baby-Supermarkt“) ist Volos durch seinen eher illegalen Gewerbezweig des Kinderhandels international bekannt geworden, an dem die voliotische Geburtsklinik beteiligt ist: Frauen aus der Gegend der bulgarischen Städte Sliven und Burgas und dem Volk der Roma zugehörig verkaufen hier wohl zu hunderten und wohl seit Jahren für jeweils 2.000 bis 20.000 Euro ihre irgendwie überzähligen Kinder an griechische Frauen beziehungsweise Ehepaare, die sie rechtlich nahezu einwandfrei adoptieren. Griechinnen ohne Kind sind gesellschaftlich durchaus verachtet, weshalb sie die Gelegenheit des Kinderkaufens oder Adoptierens gern annehmen. Die Krankenhäuser von Volos arbeiteten an dieser Drehscheibe des Balkan‑Kinderhandels mehr oder weniger freiwillig mit, zumal die schwangeren Zigeunerinnen gültige Visa besitzen und der medizinischen Betreuung nun einmal bedürfen. Die „bulgarischen“ Frauen nämlich kommen schwanger zur Entbindung ins Krankenhaus von Volos. Bulgariens Zigeunerfrauen leben in Clan‑Hierarchien regelrechter Feudalsysteme. Sie sind ihrerseits bei Geldverleihern verschuldet, die die Frauen erpressen. Wobei diese Geldverleiher praktischerweise integraler Bestandteil des Netzwerks der bulgarisch‑griechischen Kinderhändler mit ihren etwas zwielichtigen Adoptionsverträgen sind. Bemerkenswert ist die uns auch aus dem Türkentum bekannte Verachtung weiblicher Kinderlosigkeit.

Bei all diesen sehr europäischen Schattenseiten ist doch zu betonen, dass sowohl Griechenland als auch die Region Volos beziehungsweise Pilion immer eine Reise wert ist.

Kirche meets Muslimbruderschaft

Ibrahim el‑Zayat wurde 1996 der Vorsitzende des neu geschaffenen Forums FEMYSO. Das FEMYSO, das Forum of European Muslim Youth and Student Organizations dürfen wir der radikalislamischen Muslimbruderschaft zurechnen, so schreibt es Wikipedia. Das FEMYSO unterhält ein Büro im Belgiens Hauptstadt Brüssel, der Stadt, in der letztes Jahr am denkwürdigen 11. September nicht gegen die Islamisierung Europas protestiert werden durfte.

In Brüssel betreibt zugleich „EYCE“ Büro und Homepage: Das oben erwähnte „Ecumenical Youth Council in Europe“. Und da gibt man sich dieser Tage freudig über eine gelungene Dialogveranstaltung in der griechischen Hafenstadt Volos zwischen dem 9. bis 16. Dezember 2007. Mit FEMYSO, den netten Muslimen von nebenan. EYCE und FEMYSO also und noch ein paar andere Verbände ließen mehr als 35 junge Funktionäre anreisen. Zu einem „IRD-Event“, die Homepage hat Englisch als Arbeitssprache: IRD bedeutet „Inter‑Religious Dialogue“, wie zu befürchten. Das Programm liest sich nett: Wie kann Fundamentalismus verhindert werden? Wo findet sich, in allen Religionen, fundamentalistisches Potenzial? Wie gelingt ein friedliches Zusammenleben? Spannend. Auf derselben Bildschirmseite (vom deutschsprachigen ev-jugend.de aus) darf aus irgendwelchen Gründen und auch noch unkommentiert das radikalislamische FEMYSO mit Taqiyya‑unverschämtem Europasternchen im Logo seine Meinung kundtun: „Wir verurteilen den Abdruck der dänischen Karikaturen als Blasphemie!“ Da wenigstens sind sie ehrlich. Demokratie ist ihnen offensichtlich nicht so wichtig.

Naja, hier geht es ja um ewige Werte, schließlich hat Seine Eminenz Bischof Ignatius nach Volos geladen, der 1956 geborene griechisch‑orthodoxe Metropolit von Demetrios und Almyras. Sein christliches Konferenzzentrum in Volos, das „Thessalia Conference Center“ führte in der ersten Jahreshälfte des Jahres 2007 unter dem Titel „Orthodoxes Christentum und Islam – Islam in Europa“ eine Tagungsreihe durch unter Berücksichtigung von folgenden Aspekten: „Wie sieht der Islam das orthodoxe Christentum“, „Islam auf dem Balkan“, „Sunniten und Schiiten“, „Der byzantinische Blick auf den Islam. Manuel II Paleologos“, „Hesychasmus und Sufismus“ oder „Islam in Griechenland“. Alle Achtung, mit so einem Programm könnte „Volos“ ein würdiger und wichtiger Bildungsort sein.

Doch sollte man seine Gesprächspartner mit Bedacht auswählen. Mit FEMYSO haben Bischof Ignatius und die Volos Academie for Theological Studies nämlich leider den mordlüsternen Wolf in die Schafhürde hineingelassen. Vielleicht ist dem Bischof das auch sehr bewusst. Hoffentlich. Wahrscheinlich. Bei den westeuropäischen Verbandsvertretern allerdings habe ich Zweifel. Und allemal hätte man den Hardlinern von FEMYSO muslimische Dissidenten zumuten müssen. Und dem gesamten Tagungsort Volos einen Schwarm Feministinnen, muslimische bekennende Homosexuelle, Ex‑Muslime und zum Christentum konvertierte Muslime. So aber verdarb das dezemberliche Symposion zur Schura.

FEMYSO

Als Netzwerk muslimischer Jugend- und Studentenorganisationen strebt FEMYSO laut Wikipedia danach, „Beziehungen“ zum Europarat und zum Europäischen Parlament ebenso aufzubauen wir zu der europäischen ökumenischen Jugendvertretung EYCE, zu der europäischen Studenten‑Lobby ESU oder dem europäischen Jugendforum EYF.

Von diesen drei zuletzt genannten Dachverbänden indessen wird in unseren Städten kaum ein aktiver Jugendgruppenleiter der kirchlichen Gemeindejugend, der Falken, der großteils christlich orientierten Pfadfinder oder der ursprünglich einmal arbeiterbewegten Naturfreunde jemals etwas gehört haben. Weit hinter den Kulissen, irgendwo zwischen „EU in Brüssel“ sowie „UN in Genf“ also wird subversive und wenig demokratische Lobbyarbeit betrieben, die für die kommunal oder regional verantwortlichen kirchlichen oder sonstigen jugendverbandlichen Mitarbeiter nicht transparent war oder ist.

Damit aber besteht die Gefahr, dass sich in dem Nebel und Gespinst der Partikularinteressen immer umfangreichere Strukturen der Dhimma und Scharia verfestigen und immer mehr Spielräume und Geldmittel den Organisationen des radikalen Islams zukommen, die längst, Pestalozzi dreht sich im Grabe um, in Europa „Jugendarbeit“ betreiben oder auch, armer Lord Baden‑Powell, „Pfadfinderarbeit“. Die nichtmuslimischen Jugendverbandsvertreter Europas haben zumeist nur ihre Amtszeit und ihre Karriere im Blick, schielen nur auf ihre Gehaltserhöhung oder ihre Abfindung.

Das nämlich muss man den radikalislamischen Netzwerkern nämlich lassen. Sie sind besser geschult in der Kunst der Kesseltreiberei und der frommen Lüge und vor allem denken sie in Zeiträumen von Generationen. Eigentlich die bessere Nachhaltigkeit, nur eben ohne Demokratie.

Der Säkulare jagt, wenn er überhaupt jagt, einsam. Der Islamist jagt in Kette. Ein einigendes Ziel. Sich dann zuzwinkern: Gleich lassen wir den Dhimmi programmgemäß leiden. Sakraler Sadismus. Treibjagd.

Europäische Jugendlobbyisten der EYCE, Volos 2007. Aha, nun flirten unsere schafdummen Verbandsdelegierten mit den HAMAS‑Freunden aus dem Netzwerk der Muslimbrüder. Fair ist das nicht, liebe Muslime, ein sehr ungleicher Kampf. Tiger und Lamm. Es ist wie bei jenem albernen Witz.

Trifft der Sadist den Masochisten. Sagt der Masochist: „Quäl mich!“, sagt der Sadist: „Nein!“ Nur, dass der Witz vielleicht unwitzig ausgehen wird. Der radikale muslimische Sadist wird vielleicht nicht „Nein!“ sagen. Sondern, sehr gemäß der Allah wohlgefälligen Maßgabe der Frauenversklavung oder der weltweit beiläufig vorkommenden Gruppenvergewaltigungen an Dhimmifrauen: Der Sadist wird „Ja!“ sagen! Ganz gemäß der Jugendgewalt der letzten Wochen gewisser muslimischer Intensivtäter gegen nichtmuslimische Rentner: Der Sadist wird „Ja!“ sagen. Warum auch nicht, zumal er sich mit FEMYSO die Deutungsmacht zum Thema Islam über die Mehrheit der Muslime zum Thema Jugendarbeit „nachhaltig“ erworben hat. Um nun in Genf und Brüssel Ansprechpartner aus der Sklavenklasse der gottlosen Säkularen zu haben. Dazu gab es Volos.

EYCE flirtet mit FEMYSO

EYCE, Ecumenical Youth Council in Europe, das klingt christlich, ökumenisch.

FEMYSO vertritt, beispielsweise für den Raum des noch geltenden deutschen Grundgesetzes, die antidemokratische radikalislamische MJD ebenso wie die mehr als symbolisch an der Scharia ausgerichtete Jugendabteilung der vom deutschen Verfassungsschutz beobachteten deutschtürkischen Milli Görüş.

Was für ein nettes Paar: Eyce und Femiso.

An dieser Stelle drängt sich uns ein Verdacht auf: Kungeln am griechischen Winterstrand auf Steuerzahlerkosten zwielichtige Kirchentagsmilieus mit treuen Muslimbrüdern, trafen sich in Volos machterpichte Pfadfinderfunktionäre mit frommen Terrorsympathisanten?

Fragen über Fragen, die allesamt Ihnen Ihre lokale kirchliche Gemeindesekretärin nicht beantworten kann und, zumal sie ihren Arbeitsplatz behalten möchte, nicht beantworten wird. Vielleicht bleibt Volos ja auch Schwatzbude und Elfenbeinturm und bestimmt Europas nähere Zukunft nicht. Vielleicht aber lebt ihr Demokraten sehr bald in einem Zoo. Nein, nicht außerhalb des Käfigs. Drinnen. Ihr habt bei Big Brother ja bereits das aufregende Käfigbewohnen geübt, überlasst die Außenwelt mal den „verlässlichen“ und „an Werten orientierten“ Muslimbrüdern.

Zum Jubiläum gewissermaßen, so als eine Art nettes Geburtstagsgeschenk. Denn es wird Al‑Ichwân al‑muslimûn, wird die 1928 in Ägypten gegründete Muslimbruderschaft doch 2008 genau 80 Jahre alt. Was für ein netter Zufall.

Vielleicht wurden in Volos und werden mit dem EU-Gebabbel von “2008, Jahr der Interkulturalität“ die Weichen in die Richtung der islamischen Revolution Europas gestellt, in Richtung der Islamisierung Europas. Warum eigentlich nicht. Wenn die Mehrheit das doch will.

1954 misslang der Muslimbruderschaft (MB) ein Attentat auf Staatspräsident Nasser, ein Dreivierteljahr nach dem erneuten Verbot der Muslimbrüder. Doch der Einfluss der Bruderschaft wuchs in den Sechziger Jahren. 1971 entließ die Regierung alle „politischen Gefangenen“, das heißt in islamischen Gesellschaften zumeist: Alle radikalislamischen Gefangenen. Auf Druck der MB implementierte Nasser Teile der Scharia in das ägyptische Staatsrecht und ließ einen Rat mit radikalreligiöser Beteiligung zu. Den Rat der Schura.

Nach Einschätzung des Verfassungsschutzes wird das FEMYSO von der Muslimbruderschaft beherrscht. Im Klartext: Nebulöse Dialogbeauftragte und Funktionäre unserer europäischen Studenten- und Jugendverbände führten vor vier Wochen im griechischen Volos ein Bildungsseminar gemeinsam mit dem Jugendwerk der MB durch. Nun ja, schließlich ist das angebrochene Jahr 2008 doch das EU‑Jahr der Diversität, des Dialogs und der Interkulturalität. Und die MB‑Tochterorganisationen HAMAS, Tunesiens En‑Nahda und Algeriens FIS wurden ohne Frage würdig vertreten. Genug der Ironie.

Wir sollten im Jahr 2008 unsere Dialogbeauftragten und EU‑Referenten ebenso genau beobachten wie Programme und Beschlüsse der populärkulturellen und poppigbunten EU‑Aktionen zum so genannten Jahr der Diversität.

Die Planungsgruppe „Volos“ setzte sich aus sechs Personen zusammen. Für das orientalisch‑christliche MECC, Middle East Council of Churches, waren zwei syrische Vertreter vorbereitend aktiv. Michel Ch. aus Belgien und Daniel B. aus Tschechien repräsentierten in diesem Planungsgremium das christliche EYCE. Dem sechsköpfigen Vorbereitungsteam gehörten für FEMYSO neben einer Engländerin Ruth B. eine Frau Ola H. an.

Letztere möglicherweise ja eine adrette und ebenso akademische wie schweizerische Kopftuchträgerin an der italienischsprachigen Universität von Lugano ist? H wie Himmat, es mag ja Zufall sein, aber da gab es doch einen Ghaleb Himmat rund um den Nada‑Clan. Und die al‑Taqwa Bank, die bis Mai 2005 von der Schweiz verdächtigt worden sein soll, al‑Qaida mit zu finanzieren. So viel zu Lugano, wo ein ehemaliger Albert Huber, konvertiert Ahmed Huber, sich recht offen gleichzeitig zu Hitler und zu bin‑Laden bekannt haben soll, ein Nazi‑Islamist sozusagen, den Wikipedia heute als „einen der Wortführer internationaler Neonazi‑Verbindungen“ vermutet. Ganz schlechte Nachbarschaft jedenfalls. Das habe mit „Volos“ rein gar nichts zu tun?

Demokratie im Dialog mit theokratischen Demokratiehassern wie FEMYSO nachhaltig gegen Fundamentalismus und Theokratie sichern zu wollen, das ist ein gefahrvolles Tun.

Eine tschechische christliche Homepage, mladez.evangnet.cz hinterlegt die Einladung nach Volos und sagt uns, dass bereits das allererste von EYCE erlebte Seminar zum interreligiösen Dialog, das 2004 stattfand, ein Gemeinschaftsunternehmen von EYCE und FEMYSO war. Im Jahr 2006 brachten beide Organisationen einträchtig der europäischen Jugend bei, wie man Islamophobie überwindet.

Manch ein kindliches Schaf wird bereits in der Stunde seiner Geburt gefressen.

Jacques Auvergne

Schura

http://de.wikipedia.org/wiki/Schura_%28Islam%29

FEMYSO

http://de.wikipedia.org/wiki/Forum_of_European_Muslim_Youth_and_Student_Organizations

Muslimbrüder

http://de.wikipedia.org/wiki/Muslimbr%C3%BCder

EYCE zu Volos

http://www.eyce.org/modules.php?op=modload&name=PagEd&file=index&topic_id=13&page_id=737

Bei EYCE: FEMYSO verdammt Karikaturen

http://www.ev-jugend.de/eyce/index.php?name=PagEd&topic_id=2&page_id=474

EYCE & FEMYSO überwinden Islamophobie

http://www.ev-jugend.de/eyce/index.php?name=PagEd&page_id=516

Holy Metropolis of Demetrias and Almyras

http://www.imd.gr/html/en/mainpage/firstpage.htm

mladez.evangnet.cz

http://mladez.evangnet.cz/dokumenty/letter_of_invitation_IRD_Greece_07.pdf

Syrische Christen, MECC

www.mec-churches.org

aej

http://de.wikipedia.org/wiki/Arbeitsgemeinschaft_der_Evangelischen_Jugend

aej zu EYCE

http://aej.p15111776.pureserver.info/europatage/dokumente/EYCE-Vorstellung.pdf

Zum Schweizer Bankier Ahmed Huber

http://de.wikipedia.org/wiki/Ahmed_Huber

Die neue al-Qaida

Dezember 28, 2007


Erzählgegenstand

Terrorismus

Zwischen Nebelwerferei

und Selbstvermarktung:

Wie bringt die Demokratie

den womöglich korantreuen

Terror zur Sprache?

Jacques Auvergne

Selten habe ich ein so nervtötendes Buch gelesen wie das 2006 erschienene „Die neue al-Qaida“ von Yassin Musharbash. Der Autor bringt mich zur Verzweiflung und zwar nach folgendem Muster: Grundsätzlich sei, so Musharbash, noch nicht einmal klar, ob sich hinter dem Begriff des heiligen Krieges überhaupt bewaffneter Kampf verberge. Denn viele Muslime in aller Welt würden unter dieser immer wieder einmal erhobenen Verdächtigung seitens der Nichtmuslime „erheblich leiden“. Da ist ja etwas dran, wie wir alle wissen, Dschihad geht auch ohne Mord und bedeutet sakraler Eifer, fromme Anstrengung. Dass dieser frommen Angestrengtheit seit 1.400 Jahren Millionen von Menschen zum Opfer gefallen sind, das gehört offensichtlich zum Standard‑Repertoire islamischen Umweltveränderns und wird vom Autor weder beschrieben noch bestritten. Was das Nervtötende bereits mit verursacht.

Sicherlich, das Arabische könnte für „Krieg“ die Worte Ghazw, Qital und vor allem Harb verwenden. Wenn es also darum ginge, geborene Ungläubige oder gewordene Ungläubige oder deren unterstützerisches oder indifferentes oder zufällig beteiligtes soziales Umfeld zu köpfen oder in die Luft zu sprengen, ließe sich die theologische Geometrie einer Dâr al‑Harb bemühen, die Kultur des Harb. Dschihad tut es aber auch, die Vokabel meine ich. Ja, das dem Gott Allah wohlgefällige Wort. Die sakrale Vokabel. Entlastet doch auch viel besser.

Wir Demokraten, die Muslime unter uns eingeschlossen, wir hätten nun gar nichts dagegen, wenn sich eine Auffassung eines individuellen und spirituellen Islams durchsetzen oder überhaupt erst einmal verbreiten könnte. Nicht, dass nämlich bald gesagt wird, das Blog Sägefisch würde verunsicherte junge Männer in den Terrorismus drängen. Doch wer den Konformitätsdruck des Orients kennt, der weiß allerdings, dass es nur den Unbestechlichsten Individuen gelingen kann, irgendetwas an Milieu- und Alltagskritik zu äußern oder gar an Worten der Kritik an Regierung und Geistlichkeit. Es gibt diese Einzelnen, doch die leben auch in Kanada oder Finnland gesunder und länger denn in Beirut oder Kairo. Oder sie schrauben, und mittlerweile selbst in Kanada oder Finnland, ihr Klingelschild von der Haustüre ab, weil sie ihre aufmüpfige Gesinnung wohl vor ihren Mitmuslimen nicht verbergen können. Und letztere sind bekanntlich rasch beleidigt.

Denn das muss einmal gesagt sei: Islam ist Kultur des Einschüchterns. Musharbash kann sich zu diesem Satz leider nicht durchringen, jedoch ist sein Buch genau an jenen Stellen am ehesten lesenswert, in denen die repressive Sozialisation nahezu jedes Muslims weltweit, die permanente Überwachung und die geistig‑seelische Enge des Islams angedeutet wird, ob mit oder ohne Auswandererschicksal.

Noch etwas zum subjektiven „erheblichen Leiden“. Das hat der Autor entweder noch nicht durchschaut oder er lässt uns an seiner Einsicht nicht teilhaben: Denn das ist islamische soziale Lebenskunst, sich als „erheblich leidend“ zu inszenieren. Das ist der Jahrhunderte alte islamische Psychoterror der Umma gegen alle Nichtmuslime, immer mit dem Angebot verbunden, sich doch gerne genau so dreist zu verhalten oder am besten gleich zum höherwertigen Islam zu konvertieren.

Ähnlich wie katholische, heutzutage demokratiegemäß glücklicherweise eher individualistisch orientierte Milieus Schuldgefühle nach innen hin erwecken, innerhalb des Kreises der katholischen Gläubigen, so tut es der zornig fiebernde und notorisch kollektivistische Islam, nur eben nach außen. Ist ja auch viel günstiger, „die Anderen“ zu beschuldigen: Die Amerikaner oder Kapitalisten, die Juden oder Kreuzzügler, die Atheisten oder Abweichler. Mit dem Finger auf den Anderen zeigen und publikumswirksam zu jammern, das ist das beschämenswerte soziale Mobbing hinter der „edlen und spirituellen“ Kulturtechnik des Takfir. Und dass Takfir als das für ungläubig erklären tödlich sein kann, das ist zu Musharbash dann doch vorgedrungen.

Sicherlich gilt es für die kulturelle Moderne, ihr Möglichstes zu tun, um die „eher indifferente“ muslimische Masse nicht in die Arme der „sehr radikalen“ Muslime zu treiben. So scheint das der fraglos demokratiefreundliche Autor ebenfalls zu sehen. Und hat damit bereits wieder übersehen, dass es im Islam eine indifferente Masse noch nie gegeben hat, denn Islam ist ja geradezu das fiebrige Credo der heiligen Gewaltbereitschaft: Islam ist das Prinzip der sakralen Militanz.

Islamische Kindererziehung ohne Hass auf die Juden und Christen und natürlich auch auf die Frauen hat es seit 1.400 Jahren noch gar nicht in einem nennenswerten Umfang gegeben, wenn ich auch hoffe, dass sich das in möglichst naher Zukunft einmal ändern möge. Der Islam und seine Mädchen- und Jungenerziehung ist das Problem, nicht die jeweils herum lungernde Horde militanter junger Männer, die sich dann „überraschenderweise“ dazu entschließt, einen Ungläubigen zu finden und sakral zu opfern.

Das allerdings bringt uns als die „anderen“ in sowohl rhetorische wie moralische Schwierigkeiten, letztlich seit 1.400 Jahren. Und an dieser Stelle ist dem Autor deutlich zu widersprechen, auch wenn dieses Blog nun auch in Gefahr läuft, von böswilligeren oder dummeren Menschen bezichtigt zu werden, die Propaganda der Terrornetzwerke zu verwenden beziehungsweise zu unterstützen. Doch genau in Bezug auf das Thema der „rätselhaften“ Herkunft des Dschihadismus widerspricht sich der Autor an mehreren Stellen seines Buches letztlich selbst. Insofern trägt Musharbash zur Lösung der globalen Krise Islam dann doch noch einigermaßen nützlich mit bei.

Vielleicht allzu misstrauische Menschen werden Musharbash allerdings bereits fast Taqiyya unterstellen müssen, sakrale Lüge. Wenn dieses in seinem Fall auch wohl ein Täuschen aus Gründen des hilflosen Nachplapperns sowie der verschüchterten Schmerzleugnung ist und nicht aus Gründen des absichtsvollen Verschleierns der Korantreue jeglichen Dschihads, so ist doch gleichwohl die vom Autor eingenommene Position nicht nur schwer erträglich, sondern für die kulturelle Moderne auch noch brandgefährlich.

Sicherlich hat es, wie etwa Prof. Bassam Tibi in seinen Büchern betont, bereits vor mehr als einem Jahrhundert im Islam ernsthafte Versuche der Theoriebildung zu m Begriff der Säkularität, der Weltlichkeit gegeben. Und man mag hoffen, dass die nächste oder wenigstens übernächste junge Generation zwischen Casablanca und Jakarta an jene hoffnungsvollen Versuche anknüpfen möge und nicht an die vormodernen und menschenverachtenden Philosophien von al‑Qaida. Musharbash indessen benennt noch nicht einmal das Alter der Wurzeln der immerhin bereits 1928 entstandenen Muslimbruderschaft, sondern weist dem amerikanischen Einmarsch in den Irak jede Schuld am damit sozusagen postmodernen Dschihadismus zu.

Wobei der Autor darin Recht hat, dass die Anwesenheit der Amerikaner in Bagdad von den Netzwerken des Terrors propagandistisch „günstig verwendet“ werden konnte, vielleicht so, wie im Jahre 1098 die Appelle zur Befreiung des symbolischen „Heiligen Grabes“ wirken konnten. Religion motiviert.

Sakrale Bedarfsweckung. Der Christ Calvin etwa ließ um 1550 etliche Ketzer auf dem Marktplatz der frommen Stadt Genf verbrennen. Wie denn überhaupt die Theokraten aller Länder einander ähnlicher sind, als ihnen lieb ist. Der spanische Katholizismus der Barockzeit vernichtete die Religionen Südamerikas – wäre nun Europa in der Rolle der einstigen aussterbenden Indiokultur? Mit theokratischem Wettrüsten aber oder mit Formen von Rassenhass hätte die Moderne sich selbst verraten und beides ist ebenso kollektivistisch wie der Islam, christlicher Fundamentalismus und Nationalismus, jedenfalls nicht Teil der kulturellen Moderne. Deutlich wird damit, dass der säkulare Staat jeden Einwanderer als Individuum packen muss, nicht als Teil irgendeines Kollektivs. Insofern ist jeder Dialog der Bundesrepublik mit islamischen Gemeinschaften für beide Seiten ein riesiges Missverständnis. Ob in wohl frühestens hundert Jahren eine starke islamische Gemeinschaft die Demokratieverträglichkeit einer der beiden heutigen großen deutschen Kirchen haben wird, das muss sich erst zeigen.

Den so genannten Dschihadismus gänzlich in unsere Jahre zu verlegen halte ich für alles andere als zweckdienlich. Statt dem nebligen Wort Dschihadismus sollten wir also das Wort Dschihad bevorzugen. Denn es ist eine jede dschihadistische oder besser gesagt dschihadische Theologie viel zu koranisch, viel zu schariatreu.

Der theokratische Umsturz in Teheran 1979 ist kein islamischer Betriebsunfall sondern koranisch logisch. Auch wenn, wie Musharbash schreibt, das moderne Werkzeug ganzer Containerladungen von in Frankreich produzierten Propaganda‑Tonbändern den Einzug des Ayatollah vorbereiten half.

Musharbash nennt die Nähe der Dschihadisten des ausgehenden zwanzigsten Jahrhunderts zur mittelalterlichen islamischen Orthodoxie indirekt sehr wohl. Etwa an der Stelle, an der der Autor den Mörder des schariakritischen ägyptischen Präsidenten Anwar as‑Sadat zu Wort kommen lässt, der zu seinem verachtenswerten Tun vom 6. Oktober 1981 wenig später erklärte: „Ich habe den Pharao getötet!“

Pharao. Rom. Die Juden. Genau in einem solchen Denken nämlich zeigt sich islamisches Geschichtsbewusstsein. Zwar krankes Geschichtsbewusstsein, das mag ja sein, aber echt islamisches und zugleich echt terroristisches Geschichtsbewusstsein. Den „Westen“ anzugreifen, wir sollten vielleicht besser sagen: Die Städte der Nichtmuslime oder die kulturelle Moderne anzugreifen, das genau ist aus Sicht der „motivierten“ Dschihadkrieger Allahs Auftrag der „Zivilisierung der barbarischen al‑Dschâhiliyya“, der vorislamischen Zeit der frevlerischen Unwissenheit. Ob as‑Sadat oder Bush, ob Parlamente oder Päpste: Nichts als „Pharao“, Rückständigkeit und Unterentwickeltheit oder aber schuldhaftes Verhöhnen des vielfach vermuteten Gottes Allah.

Islamische Logik könnte so klingen: „Sträube dich nicht. Öffne dich. Du Demokrat oder auch Christ, deine Lebensform ist ein vorislamisches Fossil, ein Dinosaurier, und des baldmöglichen Aussterbens im Lichte Allahs wert. Nur Muslime sind von Allah bejahte Menschen. Du magst auch endlich die Schönheiten des Islams bekennen, wie Allah es für dich schließlich von Anfang an vorgesehen hat. Oder aber dein letztlich wertloser Körper wird schmerzvoll gerichtet, in der jenseitigen Hölle oder zusätzlich von Allahs Helfern hier im Diesseits, ebenfalls ganz im Sinne der Unausweichlichkeit. Sträubt euch nicht, Europäer, öffnet euch der Islamisierung! Denn Islam heißt Frieden“.

Erhellend, wenn Musharbash etwa ein selbst geführtes Gespräch mit einem einfachen Taxifahrer schildert oder uns berichten kann, wie ein terrorkritischer Londoner Geistlicher von seinen eigenen Radikalen zum relativen Widerrufen getrieben wird. Letzteres sollte man eigentlich rent‑a‑fatwa nennen dürfen: schnitze du dir als Terrorist deinen passablen Theologen. Von den Londoner Hasspredigern sagt der Autor leider nichts.

Erfreulich und irritierend überraschend, wie der Autor (198) dann doch zum sicherlich richtigen Schluss kommt, dass „keine Gehirnwäsche notwendig ist“, um sich als Dschihadist in den Irak aufzumachen und dort massenhaft Menschen zu ermorden. Warum kennzeichnet Musharbash dieses Tun aber nicht als das, was es ist, nämlich als krisenhaft islamisch?

Insgesamt trennt der Autor bei seiner Analyse der Lebensläufe der Terroristen beziehungsweise Dschihadkrieger psychisch‑subjektive Begründungen zu wenig von den sattsam bekannten machterpicht geheuchelten oder auch sozial erpressten Alibis. Über die Verantwortung der gewalttätigen islamischen Kindererziehung an der weltweiten islamistischen Gewalt hat Musharbash, Sohn einer Deutschen und eines Jordaniers, wohl noch nie nachgedacht. Auch das über viele Jahrhunderte praktizierte Grauen von dem alle Frauen versklavenden Religionsgesetz der Scharia sowie von einem in Europa immer noch kaum bekannten, geradezu rassistischen Kasten‑System namens Dhimma oder Dhimmitude übersieht der bikulturelle Autor ebenso großzügig wie die eineinhalb Jahrtausende alte theologische Plausibilität islamischer Kriegsführung.

Einer gottgefälligen Kriegskunst, die wir eurozentrischen Demokraten vielleicht völlig zu Unrecht als „Terrorismus“ wahrnehmen? In diesem Sinne wäre auch der Titel einer im Übrigen ausgesprochen lesenswerten Broschüre des nordrhein‑westfälischen Innenministeriums blanker Unsinn von und für Dhimmis: „Islamismus – Missbrauch einer Religion“, wo es wesentlich treffender hätte heißen müssen und Irshad Manji und Bassam Tibi und ein paar meiner muslimischen Freunde mir verzeihen mögen: „Islamismus – Gebrauch einer Religion“. Nicht Missbrauch, sondern Gebrauch. Anwendung. Umsetzung. Ausführung.

Sprache. Man rede doch also bitte von edler islamischer Kriegskunst – nicht von Terror. Wir Europäer sollten diesbezüglich bereits sprachlich wesentlich kultursensibler werden, das jedenfalls legt uns al‑Qaida ganz wohlwollend ans Herz.

Jacques Auvergne

Farfours Rächer. Jihad im Kinderprogramm

November 30, 2007

Mickymaus ist tot. Heimtückisch und brutal wurde sie ermordet. “Ja liebe Kinder, Farfour wurde zum Märtyrer, als er sein Heimatland verteidigte“. Unter unzähligen Knüppelschlägen des Juden starb sie zuckend, die palästinensische Mickymaus Farfour. Im Kinderzimmer.

Nur drei Wochen, nachdem der Jude das von zehntausend Kinderherzen geliebte Mausemännchen ermordete, führt ein eingewechseltes Liebesobjekt den medienpädagogischen Kampf für die gerechte Sache fort: Farfours Cousin Nahool, eine liebenswerte Biene mit quitschender Stimme. Nahool also führt den Rachefeldzug im Namen des Allah-Gottes fort, gegen die räuberischen Juden und für den weltweiten Sieg der einzig gottgewollten Religion.

Mauseheld Farfour, der jahrzehntealten Mickey-Mouse von Walt Disney frech nachempfunden, stirbt, als er sich standhaft weigert, dem Juden die Besitzurkunde für sein Land auszuhändigen.

Die alte und die neue Mickymaus? Die neue Maus ist die wahre Maus. Genau so, wie das neue Buch, der Koran, ja auch das wahre Buch ist, das uranfängliche Buch. Das Neue ist im patriarchalen Orient seit Zarathustra, Mani und Mohammed das Überhöhende, das Erhöhte, das Alte ist veraltet. Zugleich kann das einmal Neue nicht wiederum erneut werden und zugleich auch noch muss uranfänglich‑gottgewollt sein. Deshalb sind Noah, Moses und Jesus Muslime, wie uns der Islam überrascht, deshalb sind Thorah, Talmud und Bibel Verfälschungen des wahren Buches nach ’Islamlogik’.

Den Amerikanern wird ein Symbol geklaut, so ließe sich sagen, denn künftig wird manch ein muslimisches Kind zur schließlich längst und seit Generationen weltweit verfügbaren Mickymaus ganz bestimmte Assoziationen haben, die es von jedem nichtmuslimischen Kind trennt. Und um eben diese Trennung geht es, um eine veritable Religions-Apartheid, begangen über die perfide ’kindgerechte’ Stufe der Comic‑Apartheid. Ein populärkulturelles Symbol der harmlosen Unterhaltung in der kulturellen Moderne wird islamistisch um‑interpretiert zum Märtyrer der zehnjährigen Hasspredigerin Saraa (was allein schon missbräuchlich ist, der Einsatz des Kindes), der bronzezeitlichen Moral von Vergeltung, Blutrache, Ehrenmord und Tier- wie Menschenopferung (Steinigungen, Enthauptungen).

Der Islam als Religion des technisch wie demokratisch unterentwickelten Teils der Erde wird in diesen Jahren zur Religion der unterentwickelten Stadtteile Westeuropas. Hier treffen europäische und orientalisch-islamischstämmige Kinder und Jugendliche aufeinander (die Terroristen waren bislang allerdings meist hoch gebildete Unversitätsstudenten aus eher wohlhabenden Elternhäusern).

Denken wir am die islamischen Straßenzüge in Bradford und London, Paris und Marseille, Rom und Mailand: ob die Jihad‑Biene Nahool hier schon ihr Unwesen treibt? Die dortigen Kinder der Alteingesessenen kennen Biene Maja, kennen die Mickymaus. In den folgenden Monaten wird die erste Generation von Einwandererkindern, muslimisch zumeist, von Farfour und Nahool beeinflusst werden. Wir wissen, wie stark kindliche Psychen jahrelang von Comicfiguren geprägt und begeistert werden können, denken wir an Bibi Blocksberg, Pokémon und Yu-Gi-Oh. Im Falle von Farfour und Nahool kann der künftige Erwachsene auf die raffiniert eingewebten politischen Botschaften zurückgreifen: er kann und muss sie, lebenslang, mit dem Erinnern an die eigene Kindheit – mit dem inneren Kind – verschmelzen.

Hitler-Jugend und Lagerfeuerpädagogik. Das unsterbliche ’Prinzip: Kasperle-Theather’: Polizist jagt Räuber, von hinten das böse Krokodil.

Farfour und Nahool: Das Christenkind hat den falschen ’Kasperle’, vom Judenkind nicht zu reden.

Die seelische Entwicklung des muslimischen Kindes zum nichtmuslimischen Kind wird abgekoppelt, eine jede so noch vorhandene Empathie mit dem ’ungläubigen’ Kind wird auch durch die zwar äußerlich gleichen, doch symbolisch radikal anderen Comicfiguren womöglich nachhaltig untergraben.

Islamisten wollen eben dieses: die Kluft zwischen Nichtmuslimen und Muslimen vertiefen. Ihre überraschende, doch gerade auch kinderpsychologisch plausible Strategie lautet: durch parallele Symbole zur parallelen Gesellschaft gelangen. Das derart indoktrinierte Moslemkind muss meinen: ’das ungläubige Kind versteht mein geliebtes Püppchen falsch!’

Den Traum (oder vielmehr Albtraum) vom Kalifat schmackhaft machen. Terrorismus rechtfertigen. Dafür brennen lernen, sich für den radikalen Islam opfern zu dürfen.

Künftiges Parallelsymbol wird die um-interpretierte Biene Maja sein. Denn Nahool gleicht dem Sympathieträger rein zufällig bis aufs Haar.

Es geht der Sendung ’Pioniere für morgen’ des Kanals Al-Aqsa-TV durchaus um erzieherisch wertvolle Themen wie Zähneputzen und Hausaufgabenmachen. Doch kommt der spirituelle bzw. seelsorgerliche Aspekt nicht zu kurz. “Juden sind Hunde, wir werden sie bekämpfen!“ fordert ein Mädchen, was die Moderatorin mit einem falsch lächelnden “Aber die Juden sind doch unsere Freunde, nicht?“ quittiert, sich aber sogleich dem Wunsch nach Judenbekämpfung anschließend.

Saraa bzw. ihr Filmregisseur kann sich, wie wir wissen, ja auf den Koran berufen, in dem seit Jahrhunderten die beiden Stellen “solche nehmt nicht zu euren Freunden“ und “das Volk, dem Gott zürnt“ eben auf das jüdische Volk bezogen wird – bis heute widerspricht derlei ’Spiritualität’ denn auch keine geistliche Instanz, weder in Ghom oder Nadjaf noch an der Al-Azhar-Universität von Kairo.

Die Kinder haben den Mord am Mausemann erlebt. Sie hören, wie die geliebte Terror‑Biene Nahool nun Rache nehmen will “bis die Al-Aqsa-Moschee und ganz Jerusalem von dem Schmutz des Judentums befreit sein wird“.

“Wir werden die al-Aqsa, den Felsendom befreien, wir werden Jerusalem vom Schmutz der Juden befreien, die Geschichte wird es erweisen“, so schwört es Nahool und so dürfen sich die kleinen Zuschauerinnen und Zuschauer dem frommen Gelübde der Biene des Jihad anschließen.

Verhetzung im Kinderfernsehen: den Regisseuren und den Funktionären Sendeanstalten sollte Einreiseverbot in die Staaten der EU auferlegt werden. Besitz und Verbreitung des Filmes müssen unter Strafe gestellt werden.

Symbole angreifen: Twin-Tower, Buddhas von Bamyan, das ist, neben dem Ziel der Einschüchterung (der Überlebenden) auch ein Vernichten von Symbolen. Die Mickymaus ist zum Islam übergetreten, sozusagen. ’Wir Gottesdiener haben die richtige Geschichte vom Liebling aller Kinderherzen, ihr Gottlosen, ihr habt die falsche’.

Nebenbei nennt sich ’Die Biene’ ja auch eine Koran-Sure.

Kindheit wird instrumentalisiert. Kindliche Neugier und kindliches Vertrauen werden missbraucht. Verantwortungsvolle muslimische Erwachsene, darunter auch Palästinenser, haben sich bereits von dem Machwerk des der extremistischen Hamas nahe stehenden Fernsehsenders Al‑Aqsa-TV distanziert. Das macht etwas Hoffnung.

Jacques Auvergne