Posts Tagged ‘Islam’

Antwort an Gedankenverbrecher

Februar 26, 2008

Ein „Gedankenverbrecher“

zu Koran und Ehrenmord.

Er erhielt zwei Antworten

Ehrenmorde gab es in Deutschland schon seit Jahr und Tag…nur der Begriff dafür ist anders …bei uns heißt das Familiendrama und das gibt es bei uns an Weihnachten und anderen feierlichen Tagen …

Den Koran lesen? Ihr solltet mal der größten Lüge der Menschheit auf die Schliche kommen … täglich beim Datum mal drauf achten, und 2008 Jahre zurückrechnen. Da fängt die Lüge doch schon an… es gibt unter den Muslimen wie auch bei den Christen Individuen, die es Faustdick hinter den Ohren haben: Also sollte man den Islam nicht mit allen Menschen die diese Glaubenskultur leben in einen Sack stecken … mal an die eigene Nase packen.

Die Kirche ist eine der reichsten Institutionen, ja man könnte sagen ein Netzwerk des Reichtums und ein Land weiter verhungern Menschen, wie kann das sein?!?!?!

… man gibt Ihnen einen GOTT und man gibt Ihnen ein BUCH, und man kann sie hin und her manipulieren, bis hin zum Glaubenskrieg, welcher unschwer zu erkennen seit geraumer Zeit unter dem Vorwand 9/11 & Propaganda anhält …

gedankenverbrecher

Antwort an Gedankenverbrecher

von Jacques Auvergne

Hallo Gedankenverbrecher,

das ist ja erst einmal eine These über die sich diskutieren lässt: Wie weit gibt es ’sozio-strukturelle Entsprechungen’ des europäischen “Familiendramas” mit dem orientalischen “Ehrenmord”? Einige Parallelen sind gegeben: Männergewalt gegen Frauen, oder: Die Frau als Besitz des Mannes misszuverstehen. Da wird dir wohl jeder Recht geben.

Auch mit Kritik am so genannten Christentum oder vielmehr an der Kirche rennst du bei mir und bei vielen anderen offene Türen ein.

Grundsätzlich jedoch, und da nimmst du womöglich zu sehr die Rolle des verschnupften Einzelgängers ein der seine Hände in eitler Unschuld wäscht, grundsätzlich gibt es kein Machtvakuum. Auch kein ”religiöses”.

Zugleich ist der Mensch ein religiöses Wesen, der postmoderne Götterspötter betet halt die Aktienkurse an oder verehrt seine gelebte oder lediglich erwünschte Sexualität oder seinen blechernen Fetisch Auto.

Ja, leider ist Religion immer wieder von den jeweiligen Machthabern, von Schamanen- oder Priestercliquen wie auch von Eltern bei der Erziehung ihrer Kinder missbraucht worden, seit Jahrtausenden. Insofern ist deine Nennung von “2008″ ebenso richtig wie überflüssig. Jeder Papua-Stamm gebraucht und missbraucht in diesem Sinne Religion, die alten Griechen und Germanen taten dieses, künftige Religionen werden ihren Auftrag des Seelenführens missbrauchen, mehr oder weniger. Und auf dieses Maß der missbräuchlichen Gewalt wie auf seine Minimierung kommt es an. Religionskritik beziehungsweise Fundamentalismuskritik wird der Menschheit stets eine Notwendigkeit sein. Ablassgegner Martin Luther war Religionskritiker, Hexenprozesskritiker Graf Spee von Langenfeld desgleichen. (Sakrale oder säkulare) ‘Kastensysteme’, (sakrale) Klassensysteme mit “Menschen verschiedener Wertigkeit” müssen wir abbauen.

Der Islam teilt Menschen in Klassen, seine Konzeptionen sind Dhimma (sozial), Dar al-Islam bzw. Dar al-Harb (territorial), sein Kerker ist die angeblich von Gott Allah gestiftete Scharia (politisch). Diesen Islam, es geht hier nicht um die Spiritualität muslimischer Individuen wie Irshad Manji oder Bassam Tibi, diesen – kollektivistischen, demokatiezerstörenden – Islam braucht die Welt allerdings nicht zu dulden (dulden, lateinisch = tolerieren).

Zum Abbau von Scharia-Islam (”vom Gott gemachtes” Recht) und Fiqh-Islam (menschliche Rechtssprechung) brauchen wir Leute wie uns beide. Du solltest einmal das Buch von Professor Bassam Tibi lesen: “Der Islam und Deutschland – Muslime in Deutschland”. Oder Ex-Muslimin Mina Ahadi zuhören.

Religion missbrauchte die Gläubigen? Die ‘unsichtbaren Religionen’ Maoismus und Stalinismus taten dieses allerdings in womöglich noch höherem Ausmaß und ihr Tugendterror stand denen von (Robespierre oder) Calvin oder den Taliban in Nichts nach.

“Die das Beste wollen, werden das Gute verhindern” sagte einmal ein weiser Mensch. Insofern: Sei nicht ‘perfekt atheistisch’. Christen mögen sagen: Erkenne deine Schuld” (und minimiere sie, ergänzen wir wohl beide).

Dass Bush mythologische Begrifflichkeiten wie “das Böse” in die Politik eingebracht hat ist sachlich richtig, bedauernswert und keine Meisterleistung der kulturellen Moderne: Ein Politiker in einem säkularen Staat darf von ‘unangemessen’ oder ‘nachteilig’ sprechen oder nötigenfalls von ’schlecht’, nicht jedoch von “böse”. Angesichts der Kreationisten und Evangelikalen könnte einem angst und bange werden. Kreationismus im Islam gibt es allerdings auch: Harun Yahya und sein antidarwinistischer ”Atlas der Schöpfung”.

Lesetipp: Alice Schwarzer: Die Gotteskrieger und die falsche Toleranz.

Ein alter griechischer Philosoph soll aus der Stadt verbannt worden sein, weil er behauptet habe, die Sonne sei nichts als eine glühende Scheibe aus Metall und etwas größer als die Halbinsel Peloponnes. Die polytheistischen Priester Athens hatten plötzlich Sorge, überflüssig zu werden und sie intrigierten gegen den frühen Wissenschaftler. Tja, man erhält sich halt seine Klientel. Es gibt kein Machtvakuum.

Mische mit! Auch islamkritisch versteht sich, jedenfalls mit einem kantigen Profil, zu dem du dich bekennst. Gegenwärtig finde bei dir zu wenig Bekenntnis und zu viel Hass auf jede Struktur. Das sollte sich ändern. Dann lege auch den ebenso provokanten wie bezeichnend aalglatten Spitznamen ‘Gedankenverbrecher’ ab, der wohl nicht viel anderes als die persönlich recht risikolose Lust an verbalisiertem Zerstören bezeichnet.

Ayaan Hirsi Ali oder Robert Redeker verstecken sich … nicht vor den nervenden amerikanischen Neokons, sondern vor den unsere Toleranz einfordernden Freunden von Kalifat und Scharia.

Jacques Auvergne

Antwort an Gedankenverbrecher

von Ümmühan Karagözlü

Hallo, Gedankenverbrecher,

mir ist neu, dass es in Deutschland jemals einen Mord aus falsch verstandener Ehre gegeben haben soll. Wo bitte ist in Deutschland jemals eine Frau oder Mann ermordet worden, weil sie / er gegen Regeln der christlichen Religion oder Wertehierarchie der kulturellen Vormoderne verstoßen hat, es sei denn sie / er käme aus muslimischem Sozialisationshintergrund oder habe vor der Zeit der französischen Revolution gelebt. (Hexenverbrennung)

Mir ist kein einziger Fall bekannt, in dem eine Frau umgebracht wurde, weil sie als Frau es gewagt hat, ohne Kopftuch das Haus zu verlassen und es vorzog, selber ihre Freunde auszusuchen. Hier wird keine junge allein erziehende Mutter mit dem Tode bedroht, die eine selbst gewählte Berufsausbildung abschließt, die Gesellenprüfung  besteht und sich auch ökonomisch auf eigene Füße stellt.

https://schariagegner.wordpress.com/2007/11/26/fur-ein-selbst-bestimmtes-leben-%e2%80%93-nicht-erst-im-paradies/

Häusliche Gewalt, meist gegen Frauen und Kinder, da auch wieder vor allem gegen Mädchen, hat es tatsächlich schon immer gegeben, zu jeder Zeit, in allen Gesellschaften, auch an christlichen Feiertagen.

Menschen zu töten, aus welchen Motiven auch immer ist immer, ist ein fürchterliches Verbrechen, das als solches geahndet werden muss, doch ist es in der kulturellen Moderne nicht üblich, Morde aus falsch verstandener Ehre zu verteidigen und für moralisch vertretbar zu halten. Das pflegen orthodoxe Muslime jedoch sogar vor laufender Kamera zu tun(s. Linkliste, „Ehren?Mord“: Reaktionen muslimischer Schüler und in der gleichen Rubrik „Die Familie konnte nicht anders handeln“).

Gerade wenn man den Islam und die Muslime nicht in einen Topf werfen soll, ist es ratsam, Koran, Scharia und Sunna zu lesen, damit man sich ein Urteil bilden kann dass möglichst fair und objektiv ist. Auf meinem Blog

https://schariagegner.wordpress.com/

findest du unter Netzwerk Schariagegner empfehlenswerte Internetadressen und Bücher.

Warum soll es für aufgeklärte, (selbst)kritische Menschen nicht möglich sein, sich selbst eine Meinung zu Religionen zu bilden und bedenkliche Inhalte, die gegen universelle Menschenrechte verstoßen, (die gibt es auch im Hinduismus, Christentum und Naturreligionen, vielleicht sogar in allen Religionen) kritisieren? Dazu sollte man  allerdings die einschlägigen Regelwerke kennen. Lesen bildet.

Wer die Regelwerke des Islams kennt weiß, dass es nur einen Islam geben kann, wer das nicht glauben will, lese die einschlägige Literatur, die Konzept und Philosophie beschreibt. Alle abweichenden Interpretationen sind Gotteslästerung, sogenannte MuslimInnen, die den Leitlinien aus Koran Scharia und Sunna nicht folgen, (z.B. Sunniten, Schiiten, Ismailiten, Aleviten und Sufis) sind nach Scharia-Recht ApostatInnen und des Todes würdig.

Um den wegen ihres Glaubens und auch Nichtglaubens (ExmuslimInnen)  Verfolgten beizustehen und somit den universellen Menschenrechten weltweit Gültigkeit zu verschaffen und sie zu unterstützen, sie zu unterstützen, universellen Menschenrechten weltweit Gültigkeit zu verschaffen,  ist es unbedingt notwendig, zwischen Islam und MuslimInnen zu unterscheiden und auch deren Einzigartigkeit, Recht auf Selbstverwirklichung und Religionsfreiheit, auch negative Religionsfreiheit, zu respektieren und einzufordern.

Während ich den Islam und seine sogenannten heiligen Schriften und Regeln als Gleichheitsfeministin grundsätzlich kritisieren muss, halte ich es tatsächlich für wichtig, MuslimInnen ’nicht in einen Sack zu stecken’. Das gleiche gilt aus meiner Sicht auch für Gutmenschen, die nicht alle KulturrelativistInnen und EurozentrikerInnen sind, sondern manchmal leider leichtgläubig und einfach uninformiert.

https://schariagegner.wordpress.com/2007/11/09/integrationspoker-von-glucksspielern-und-taktierern/

Ümmühan Karagözlü

https://schariagegner.wordpress.com/

Noch ein Leserbrief

Februar 25, 2008

Aus einem evangelischen Gemeindebrief

aus dem Januar 2008, nicht signiert

Zur Diskussion

Natürlich tut es weh, wenn ein „Christian“ oder eine geborene „Lüdenscheid“ sich neuerdings zum islamischen Glauben bekennt. So wie es immer weh tut, wenn jemand sich vom christlichen Glauben abwendet, der oder die einmal mitgemacht und mitgebetet hat. Und natürlich müssen wir ganz genau nachfragen, wie das eigentlich bewertet wird, wenn ein ehemaliger Muslim Christ werden will. Ob es ebenso bedauert wird, wie wir eine Konversion zum Islam vielleicht bedauern, oder ob darin ein eigentlich todeswürdiges Verbrechen gesehen wird. Wir müssen darauf bestehen, dass Christen sich in islamischen Ländern auch ungestört und öffentlich zum Gottesdienst versammeln dürfen, auch in Kirchen. Das ist übrigens in vielen islamischen Ländern auch der Fall.

Aber solange der Westen eines der reaktionärsten islamischen Regime im Nahen Osten als engsten Verbündeten pflegt, ist die Glaubwürdigkeit des westlichen Engagements für Demokratie etwas angeschlagen. Und die Toleranz, die wir fordern, muss in unserem Land auch gelebt werden. Für ein antiislamisches Ressentiment sollte es in einer christlichen Gemeinde genauso wenig Platz geben wie für ein antijüdisches.

Antwort auf „Zur Diskussion“ (anonym)

Von einem Gemeindemitglied (auch anonym)

Ressentiment ist ein elastischer Begriff, der in philosophischen, psychologischen, soziologischen und nicht zuletzt umgangssprachlichen Kontexten durchaus unterschiedlich ausgedeutet worden ist. Mein Fremdwortlexikon übersetzt ihn mit „Abneigung (einer Person oder Sache) gegenüber“.

„Ressentiment“ mag bedeuten: Abneigung oder Ablehnung trotz relativ hoher Informiertheit. „Ressentiment“ kann ebenso bedeuten: Unbehagen oder Vorurteil bei fehlender oder unzulänglicher Information.

Solche Haltungen können sicherlich anerzogen, vermittelt oder auf andere Weise „betreten“ werden, wie sie auch wieder „verlassen“ werden können. Selbst grobe Fehlurteile und Vorurteile können vom Individuum vorübergehend verwendet werden und, bei förderlichem Umfeld, als unzulänglich und unreif durchschaut und wieder abgelegt werden.

„Man gibt sich immer die Gesetze, die man braucht“, so lautet ein bemerkenswerter Spruch eines Psychologen. Ein weiterer: „Vorurteile sind etwas Nützliches. Wenn wir keine Vorurteile gegen Schmutz hätten, würden wir uns nicht waschen.“

Was für eine „christliche“ Gemeinschaft wären wir, von jedem Kirchenbesucher zu verlangen: „Alle Fehl- und Vorurteile ablegen, sonst kommst du nicht hier `rein!“ oder „Menschen mit Ressentiments sind hier unerwünscht!“

So einer „christlichen“ Gemeinde möchte ich nicht angehören: Das schmeckt mir dann doch zu sehr nach Frömmelei oder gar Tugendterror, nach Manipulation und Gesinnungsschnüffelei.

Ich bestehe auf meine gehörige Portion an facettenreichen antiislamischen Ressentiments und kritisiere sogar das ultraorthodoxe Judentum sehr. Es mag ja sein, dass es mir an Information mangelt, lese ich ja auch erst seit fünfzehn Jahren Koran und Hadithen: Sehr, sehr vieles am Fiqh‑Islam und Scharia‑Islam behagt mir gar nicht und findet meine Missbilligung. Glücklicherweise weiß ich mich dabei mit vielen Muslimas und Muslimen auch dieser Stadt einig, denen sowohl der traditionalistische Islam als auch der Polit‑Islam als äußerst unbehaglich und sogar ablehnenswert erscheint.

Der Beitrag „zur Diskussion“ fällt christlichen, muslimischen und ex‑muslimischen Menschenrechtlern und Frauenrechtlern ebenso elegant wie tragisch in den Rücken. Sicherlich aus Uninformiertheit.

NN

Ein Leserbrief

Februar 25, 2008

Aus einem evangelischen Gemeindebrief

aus dem Januar 2008, nicht signiert

Zur Diskussion

Natürlich tut es weh, wenn ein „Christian“ oder eine geborene „Lüdenscheid“ sich neuerdings zum islamischen Glauben bekennt. So wie es immer weh tut, wenn jemand sich vom christlichen Glauben abwendet, der oder die einmal mitgemacht und mitgebetet hat. Und natürlich müssen wir ganz genau nachfragen, wie das eigentlich bewertet wird, wenn ein ehemaliger Muslim Christ werden will. Ob es ebenso bedauert wird, wie wir eine Konversion zum Islam vielleicht bedauern, oder ob darin ein eigentlich todeswürdiges Verbrechen gesehen wird. Wir müssen darauf bestehen, dass Christen sich in islamischen Ländern auch ungestört und öffentlich zum Gottesdienst versammeln dürfen, auch in Kirchen. Das ist übrigens in vielen islamischen Ländern auch der Fall.

Aber solange der Westen eines der reaktionärsten islamischen Regime im Nahen Osten als engsten Verbündeten pflegt, ist die Glaubwürdigkeit des westlichen Engagements für Demokratie etwas angeschlagen. Und die Toleranz, die wir fordern, muss in unserem Land auch gelebt werden. Für ein antiislamisches Ressentiment sollte es in einer christlichen Gemeinde genauso wenig Platz geben wie für ein antijüdisches.

Antwort auf die Einladung zur Diskussion

Sehr geehrte(r) Schreiber(in),

sicherlich ist es für praktizierende ChristInnen traurig, eine Glaubensschwester, einen Bruder im Glauben durch Konversion zu verlieren, müssen wir uns doch fragen, ob vielleicht ein Grund für den Übertritt in einem Fehlverhalten unsererseits liegt. Unter Umständen hätte man durch gute Gespräche die bestehenden Zweifel ausräumen können, klären können, was so stört oder unannehmbar ist, dass sie oder er nicht mehr zur christlichen Kirche gehören möchte und sich nach neuen Leitlinien und Weltanschauungen orientiert.

Vielleicht war da schon immer ein Unbehagen, man kannte nur die christliche Religion, kam nicht dazu sich zu informieren, wagte den Wechsel nicht oder wollte die Eltern nicht enttäuschen. Nun, da man Gelegenheit hatte, die andere Religion kennenzulernen, vielleicht durch die zukünftige Lebenspartnerin / den zukünftigen Lebenspartner motiviert, ist man sicher, sich vorher geirrt zu haben, z.B. zu den im Glaubensbekenntnis verankerten Inhalten nicht mehr stehen zu können, ein anderes Gottesbild, ein anderes Menschenbild zu bevorzugen, eine andere Spiritualität entwickelt zu haben.

Eines ist jedoch sicher: Aus welchen Gründen Gemeindemitglieder auch immer austreten, um zu konvertieren, wir heißen ehemalige Mitglieder nicht nur als reuige RückkehrerInnen sondern auch als KonvertitInnen jederzeit willkommen. So leben wir ChristInnen unseren Glauben. Gegen jede Religion, übrigens auch gegen jede Tradition, jede Kultur, die AbweichlerInnen und deren UnterstützerInnen mit dem Tode bedroht, nehme ich mir allerdings heraus, Ressentiments zu haben.

Da offensichtlich viele Bedeutungen dieses französischen Fremdwortes kursieren, möchte ich an dieser Stelle definieren, was ich unter ‚Ressentiments‘ verstehe und wie ich mit ihnen umgehe. Ich meine mit diesem Begriff eine begründete Abneigung gegen eine Sache, gegen Einstellungen einer Person oder deren Lebensweise. Grundlagen für meine ablehnende Haltung sind z.B. Erlebnisse und Hintergrundwissen aus zitierbaren Quellen, Diskussionen mit betroffenen BefürworterInnen und KennerInnen wie auch den GegnerInnen.

Abneigung gehört wie Freude, Angst, Traurigkeit, Wut, Begehren und Abscheu zu den Grundemotionen eines jeden Menschen (Plutchik), solche Gefühle zu verleugnen und abzuspalten, ist unaufrichtig und macht krank. Das wird sicherlich jede Psychologin / jeder Psychologe bestätigen. Wie Vorurteile (im Gegensatz zu Ressentiments relativ spontane und unreflektierte positive oder negative Einschätzungen und Bewertungen) uns schützen (Ekel vor grünlich-blauen, muffig riechenden Lebensmitteln) und helfen, sich in einer komplexen Umwelt zu orientieren, sind Ressentiments wichtig für die Entwicklung von Wertvorstellungen und Moral sowie für die seelische Ausgeglichenheit. Ohne Ressentiment gegen Hitler hätte es keinen Widerstand gegeben. Es gäbe die Reformation nicht ohne Martin Luthers Ressentiments gegen die (katholische) Kirche. Solche Haltungen und Einstellungen sind nur dann bedenklich, wenn sie zur unabänderlichen, nicht zu hinterfragenden Doktrin werden. So wie ich als Demokratin und Christin mir die Freiheit nehme, Ressentiments gegen Denkweisen und Überzeugungen zu entwickeln, habe ich auch die Verpflichtung diese zu überprüfen und gegebenenfalls abzubauen.

Wie Ulrich Wickert schon mit seinem Buchtitel meinte: Gauner muss man Gauner nennen.

Wenn beispielsweise Frauen verachtet werden, für die gleiche Arbeit weniger verdienen als ihre Kollegen, in der Erziehung und im Alltag Gewalt angewandt wird, fühle ich mich als Frau, Mutter und Christin verpflichtet, solche Verhaltensmuster abzulehnen und unter bewusster Benennung des erkennbaren Kontextes, des kulturellen, traditionellen und religiösen Zusammenhanges, vorbehaltlos zu kritisieren, auch wenn dieser orientalisch-islamisch, jüdisch oder christlich-europäisch ist. Wer hier politisch korrekt verallgemeinernd und beschwichtigend Appeasement betreibt, nimmt dem Gegenüber die Chance, Fehlentwicklungen zu erkennen und ihnen entgegenzuwirken.

Kirchengemeinden, die Flüchtlingen Kirchenasyl gewähren, werden die nicht selten aus islamischen Herkunftsländern stammenden Schutzsuchenden, wohl kaum nach eventuell vorhandenen antijüdischen Ressentiments befragen, bevor sie ihnen Schutz gewähren. Ähnlich handelt die BRD bei Menschen, die aus anerkannten Asylgründen nach Deutschland fliehen. Selbst überzeugte Feinde der freiheitlich demokratischen Grundordnung erhalten Schutz- und Bleiberechte, wenn sie den Asylgrund nachweisen können.

MenschenrechtlerInnen und HumanistInnen wie Ayaan Hirsi Ali, Bassam Tibi, Necla Kelek, Seyran Ates, Mina Ahadi, Serap Cileli, Christine Schirrmacher, Ute Spuler-Stegemann, Salman Rushdie, haben sicher die beschriebenen Ressentiments gegen den Islam. Sollte in einer christlichen Gemeinde für diese mutigen Frauen und Männer kein Platz sein? Ist es nicht gerade unsere Christenpflicht, beispielsweise aus dem Irak stammende Glaubensgeschwister aber auch ‘Ungläubige‘, die in ihrer Heimat wegen ihrer polytheistischen Weltanschauung oder aus anderen Gründen verfolgt werden, in unsere Gemeinde aufzunehmen, obwohl sie sicherlich Abneigung gegen den Islam entwickelt haben und vielleicht antijüdische Ressentiments hegen?

Dann würde allerdings gerade die lutherisch-evangelische Kirche in arge Erklärungsnöte geraten, wenn man ihren Gründer Martin Luther zitiert (‘War Luther nur reaktiv und antijüdisch?‘).

Mit freundlichen Grüßen

N. N.

Quelle: Luther:

http://www.sgipt.org/sonstig/metaph/luther/judens.htm

Mohammed-Karikaturen

Februar 20, 2008



Gestalte es frei: Dein Leben

wie auch dein Bild

„Sich ein Bild von einer Sache

machen“ – im Islam ist das „aus

religionspädagogischen Gründen“

bis auf Weiteres unerwünscht

Der blinde Hass auf die

Mohammed-Karikaturen als

als Indiz für Einsichtsmangel,

Lernverweigerung und

Bildungshass

Grafiker Westergaard ist im Februar 2008 auf der Flucht, nachdem radikale dänische Muslime die Ermordung des Künstlers geplant haben. Die potentiellen Attentäter konnten rechtzeitig verhaftet werden. Ein schändliches dänisches Hotel hat ihn des Hauses verwiesen, der Mann sei ein Sicherheitsrisiko.

Westergaard zeichnete das Bild mit dem “Turban als Bombe“. Drei weitere schöne kreative Ideen zum arabischen Gründer der explosivsten wie frauenfeindlichsten aller Religionen seien hier auch wieder einmal in Erinnerung gebracht. Sie alle entstammen der dänischen Zeitung Jütländische Post (Jyllands Posten) und wurden am 30. September 2005 veröffentlicht.

Denn Europa malt, im Zweifelsfall und entgegen aller theokratischen Dogmatik: Europa malt sich sogar Gott. Wer das nicht wünscht soll Europa verlassen. Der auf Modernisierung und Humanisierung wartende und sich einstweilen in einer schrecklichen Krise befindliche Islam wird noch auf Jahrzehnte emanzipatorische, befreiende Techniken wie die Maltherapie boykottieren. „Sich ein Bild von einer Sache machen“ nämlich gilt muslimischen Eltern als pädagogisch unerwünscht. Die Kinder könnten auf dumme Gedanken kommen. Es erscheint engagierten Muslimen allemal als attraktiver, sich vor Wut kochend zusammenzurotten und den Tod der Feinde oder auch Karikaturisten zu fordern, als beispielsweise etwas gegen die alltägliche orientalische Zwangsverheiratung zu tun.

Zu den Grafiken

Henryk M. Broder

http://www.henryk-broder.de/tagebuch/jyllands-posten.html

Politically Incorrect (26.01.2006)

http://politicallyincorrect.myblog.de/politicallyincorrect/art/2762265

Politically Incorrect (13.02.2008)

http://www.pi-news.net/2008/02/solidaritaet-mit-kurt-westergaard/

Arne Sørensen

Meine mohammedanische Lieblinkskarikatur ist die Abbildung des subversiven Untergrundkünstlers. Es ist Nacht und der Karikaturist ist wie auf der Flucht. Er macht sich zeichnerisch eine Vorstellung von einem tabuisierten Thema. Die Zeichnung wird Transportmittel seiner Idee zu anderen Menschen, wird Medium der Kommunikation. Er hat sichtbar große Sorge davor, entdeckt zu werden. Ein Mensch, der versucht, die Sklavenketten geistigen wie politischen Gegängelt-Werdens abzulegen

Jens Julius

Dass Korankenntnis auch in Kombination mit Humor möglich ist, beweist dieses herrliche Bild. Frommer islamischer Dschihad zeitigt schon mal den Suizid, und Millionen von ihrer kranken Geistlichkeit verarschte Menschen zwischen Kairo und Teheran glauben den Schwachsinn mit den verheißenen Paradiesjungfrauen wirklich. Statt sich zu fragen, warum es zwischen Indonesien und Marokko weder Demokratie noch Meinungsfreiheit noch nennenswerten gesellschaftlichen Frieden gibt, greift man ganz praktisch nach dem Sprengstoff. Vereinzelt ließ man ja auch Kinder oder geistig Behinderte explodieren, im Großen und Ganzen aber erwartet man sich mehr paradiesische Pluspunkte, wenn man sich selber in die Luft sprengt (nicht ohne ein paar Ungläubige oder Verräter zu töten, man hat ja ethische Maßstäbe). Vielleicht ist es der der himmlische Mohammed selber, der den von Lebensmüdigkeit und Weltekel erfüllten Selbstmordattentätern auf der eingebildeten Himmelswolke zuruft: „Aber so haltet doch ein, uns sind die Jungfrauen ausgegangen!“

Rasmus Sand Høyer

Geschlechtergerechtigkeit auf gut islamisch. Viel zu sagen haben die günstig eingekauften Weibchen wohl nicht, auch wird ihre Stimme durch den Stoff des Niqab, des Gesichtsschleiers etwas erstickt klingen. Ich hielt die beiden schwarzen beweglichen Objekte monatelang für die Töchter des Bärtigen. Inzwischen ahne ich auch trotz der möglichen drei Jahrzehnte Altersunterschied: Es sind seine zwei zum jederzeitigen Geschlechtsverkehr bereit stehenden Ehefrauen. Aus gesellschaftlich-rechtlichen Gründen ist wohl eine leichte Unkenntlichmachung nötig gewesen, daher der „nachträglich“ aufgelegte Verbrecherbalken.

Kurt Westergaard

Eine Zeichnung, die den frühmittelalterlichen Wüstenhäuptling darstellt in Kombination mit einem Symbol moderner Waffentechnik. Richtig erkannt: Für den heiligen Dschihad hat sich auch der Islam des zwanzigsten Jahrhunderts der aktuellen technischen Errungenschaften bedient, wenn damit nur die schrecklichen psychischen Folgen echter Moderne abgewehrt werden können: Gesellschaftskritik, freie Kunst, Religionskritik, sexuelle Selbstbestimmung. Die Zeichnung durchschaut den chronisch arroganten Islam und tut dem Erfinder der militantesten aller Religionssysteme durchaus kein Unrecht. Lasst uns Bomben legen gegen die drohende religiöse Mündigkeit. Lasst uns Bomben legen gegen die sexuelle Selbstbestimmtheit der eigenen Kinder, namentlich der eigenen Töchter

Jacques Auvergne, 20.02.2008

Zu Kurt Westergaard

Die Zeit (15.02.08): Ein Däne trotzt den Islamisten

http://www.zeit.de/online/2008/08/mohammed-karikaturen-zusammenfassung

Petition:

Wikipedia soll Bildnisse Mohammeds weiterhin zeigen

http://www.thepetitionsite.com/1/support-wikipedia-muhammad-pics

Sunna: Im Gefängnis der Gewohnheit

Februar 5, 2008

049

سنة

Sunna:

Brauchtum, Überlieferung.

Stumpfsinn und Trott

geben Verlässlichkeit

Die Leute guter Tradition:

Ahl al-Sunna

Sunna: Heiliges Gefängnis

bewährter Wiederholung

Von Cees van der Duin (2008)

„Aus Gastarbeitern wurden Türken, aus Türken wurden Muslime“, so nennt Necla Kelek (Die fremde Braut) den Wandel in Fremd- wie Selbstbild „der“ Türken in Deutschland innerhalb der letzten vier Jahrzehnte.

Die von jedem Auswanderer weltweit zu leistende schwierige Lebensaufgabe des Schaffens einer neuen Identität im Pendelschlag zwischen Heimatsuche und Herkunftskulturpflege, sie wurde im Falle der kleinasiatischen Gastarbeiter und im Fortschreiten über die drei Stufen „Gastarbeiter – Türke – Muslim“ bald von den bürgerkriegsartigen kurdisch-türkischen Konflikten ersetzt und zuletzt, seit zwei Jahrzehnten, von einer bis heute andauernden und überwiegend ohne Murren hingenommenen Theokratisierung und Islamisierung (ab 1979, Iran) überlagert.

Gastarbeiter neben und mit staunenden Wirtschaftswunderdeutschen. Vorbei. Türken neben und mit wohlstandsverwöhnten Deutschen. Auch vorbei. Heute heißt es: Muslime neben und mit Nichtmuslimen. Nunja, Wohlstand vorbei.

Auf mancherlei Art ist dem Muslim sein Muslimsein nach 1979 und erst recht nach 2001 (nine‑eleven) etwas „Neues“, jedenfalls eine etwas anders betrachtete wie zu betrachtende Aufgabe als vor Ayatollah und al‑Qaida. Dieser Aufgabe der Entwicklung eines sprachfähigen Selbstbildes wie eines zugelassenen Fremdbildes werden sich unsere muslimischen Kollegen, muslimischen Nachbarn und muslimischen Mitbürger in baldmöglicher Zukunft offen stellen müssen, um Glaubwürdigkeit zu bewahren oder wiederzuerlangen.

Denn in diesen Jahren bauen radikale islamische Gemeinschaften überall in Europa ihre fanatischen und gewaltbereiten Gegenkulturen auf, die die einstige „zweite Stadt“ (Kelek) der Hinterzimmerkoranschulen und Hinterhofmoscheen, der Dönerbuden und der dörflich geprägten Importbräute der achtziger und frühen neuziger Jahre künftig womöglich in ebenso salafistische wie dschihadistische Zonen der Gottesherrschaft, in Siedlungen antidemokratischen Separatistentums umzuprägen trachten. Dann werden die Deutschen beziehungsweise Alteuropäer oder jedenfalls Nichtmuslime dort „zweite Stadt“ sein; ortsweise sind sie es schon.

Von Hasspredigern eifrig unterstützt, bremst das fromme alte Brauchtum der agrarischen Bronzezeit oder der mittelalterlichen extrempatriarchalen Stadtkultur des Islams die Moderne und ihre Menschenrechte aus. Ob missbraucht oder einfach nur gebraucht: Sunna bewirkt Separatismus.

Die nichtmuslimischen Europäer, die europäischen Ex-Muslime und längst auch eine kleine aufgeklärte muslimische Minderheit, sie alle erwarten von „den“ Muslimen Europas zu dem in einer schweren Krise des Gesellschaftlichen und Politischen, der Theokratie wie Theologie sowie einer Krise der Glaubwürdigkeit befindlichen weltweiten Islam endlich einmal kritisch Stellung zu beziehen. Die damit derzeit offensichtlich überforderten „geborenen Muslime“ können nichts anderes tun als zu schweigen. Sie kennen den Koran meist nicht und Islam ist für sie das Arrangieren von Ehen und das Abrichten der Kinder hinein in die (Scharia- und) Sunna‑konforme und übersteigert‑männliche oder unterwürfig‑weibliche Geschlechterrolle. Konvertiten zum Islam verstecken sich meist gleich im radikalsten erreichbaren Lager und mauern sich mit Hadithen und Fatwas regelrecht ein. Das Wortgefängnis der deutschen Neo-Muslime, dieser erbärmliche Kerker aus heiligen Schriften.

Muslime müssen lernen, in persönlichen Worten über ihre Religiosität zu reden: Ohne sich hinter irgendeinem Vordenker von der al‑Azhar zu verstecken oder einen Hadith oder Koranvers hervorzukramen. Das allerdings wird noch mindestens einige wenige Jahrzehnte dauern, und vorher ist die Einsicht zu gewinnen und das Bekenntnis zu leisten, dass „der“ Islam der Gegenwart für die kulturelle Moderne nicht gerüstet ist und dass Scharia- wie Fiqh-Islam die Demokratie bedrohlich angreifen. In der Zwischenzeit werden wir Demokraten aller Religion mit dschihadistischen, sprich militärischen paramilitärischen Angriffen auf unsere Lebensweise zu rechnen haben, was ein jedes aufrichtige Gespräch zwischen Christen und Muslimen, zwischen Säkularen und Orientalen spürbar irritiert.

Hinter diesen Irritationen liegt durchaus eine Absicht der terrorbefürwortenden islamistischen Radikalen wie auch der nicht gewalttätigen islamistischen Legalisten: Die Kluft zwischen Alteuropäern und zugewanderten oder konvertierten Muslimen um jeden Preis zu vertiefen. Diese Strategie aller Extremisten, auch der alteingesessenen nationalistischen Fremdenfeinde, sie gilt es zu durchschauen, ohne darauf zu verzichten, die grundsätzliche Demokratiefeindlichkeit des politischen Islams bei ihrem namen zu nennen. Ein politischer Islam der Menschenrechte, Meinungsfreiheit und Säkularität weltweit und total vernichten will.

Kann der Islam die Demokratie wollen?

Wir Demokraten gleich welcher Religion oder Ex‑Religion müssen von „den“ Muslimen erwarten, den islamischen Apostatenhass und Antisemitismus, die quasi rassistische sakrale Abwertung der Andersgläubigen (Dhimma, Dhimmitude) und die islamimmanente Frauenunterdrückung zum Thema zu machen. Auch die Unart, ein „koranisch rechtfertigbares“ Leben in permanenter neurotische Höllenangst oder ebenso überspannter Paradieserwartung zu leben, passt weder in die Moderne noch in die Demokratie, passt aber sehr wohl zum Polit-Islam und Jihadismus, passt zur Gegengesellschaft theokratischen Tugendterrors.

Zu solchen Forderungen wussten 2007 gute 90 % der mir persönlich bekannten Muslime nichts zu sagen, vielmehr spielten sie erschrocken oder waren dieses auch wirklich, zogen Strickmütze oder Kopftuch tiefer ins Gesicht und entzogen sich auf Wochen oder Monate jedem Gespräch (dabei war ich noch nicht mal beim geleugneten Völkermord an den Armeniern angekommen). Die radikalen Kräfte, inspiriert von Muslimbruderschaft, Salafiyya oder Milli Görüş, sie halten die absolute Mehrheit der Muslime an den vier Marionettenfäden von Sunna, Scharia, Kalifat und Paradies.

So wird für nichtmuslimische Demokraten die Zeit für einen echten Dialog mit Muslimen „auf gleicher Augenhöhe“ an vielen Stellen in Europa noch nicht gekommen sein und bleiben die meisten der heutigen christlich‑islamischen Begegnungen Beschwörungs- und Beschwichtigungsprojekte „geisterhafter Wirklichkeitsverdünnung“ (Schwanitz). Es sieht ja so putzig aus: Imam und Pfarrer gemeinsam auf dem Bild in der Provinzzeitung. Differenz, Dialog, Diversity. Der künftige Dhimmi in klerikaler Soutane lächelt allerdings schon etwas gequält? Klare Worte, um Sunna und Scharia zu kritisieren oder die „Ehrenmorde“ und arrangierten Ehen der Stadt oder Region anzusprechen wird unser Pfarrer nicht finden. Er will ja nicht beleidigen, und Muslime sind ja sehr schnell beleidigt. Das ist interkulturell bekannt.

Fromme Muslime müssen dulden, dass die islamische Alltagskultur der Gewalt in der Kindererziehung und der Ehe, ihre Praxis der arrangierten Ehen sowie ihre grundsätzlich und in problematischer Größe vorhandene islamische Demokratiefeindlichkeit kritisiert wird. Sie werden dulden müssen, dass ihre Folklore der „religiösen“ Kriecherei (bei jahrhundertelang eingeübter sofortiger und blutiger Verfolgung jedes Kritikers von Koran, Scharia, Fiqh oder Sunna) endlich weltweit thematisiert wird. Oder auch, wie im Falle der erfrischenden dänischen Karikaturen, künstlerisch bearbeitet oder auch verspottet wird.

Die ersten nichtmuslimischen Europäer, so ärgern sich die verschiedenen, um Deutungshoheit rangelnden Kartelle islamischer Wortführer, sie maßen sich denn auch an, völlig unautorisiert über die Schönheiten der Dhimma, die Gerechtigkeit schaffendenden Todesfatwen und die frommen Apostatenmorde zu denken und zu schreiben. Indes wohl weit mehr als 90 % der europäischen Muslime nach wie vor auf der kulturell vormodernen und seelisch unreifen Haltung beharren, den Koran wörtlich nehmen zu dürfen und für letztlich jede persönliche Entscheidung im Hier und Heute, soll sie wirklich gottgefällig sein, sklavisch irgendeinen wiederholenden “Wissenden” nach einer rechtleitenden Fatwa zu fragen.

Kann der Islam die Demokratie wollen?

Es darf keine Neuerung geben. Novophobie sozusagen. Strenge Muslime berufen sich dabei etwa auf Imam Malik (Malik ibn Anas, Medinah), der jede Neuerung zum Verrat am Propheten erklärte, mehr noch: Der dem Neuerer vorwirft, gleichsam zu sagen, der Prophet habe den Glauben verraten. Frevel, Blasphemie, Ungeheuerlichkeit. Also keinerlei frevlerische Neuerung bitte sondern bei Brauchtum und Überlieferungen bleiben. Beharrlich bei der Sunna bleiben.

Besser geht es nicht. Der wahre Islam ist die vollkommenste Lebensweise für alle Menschen, er allein stellt Gerechtigkeit her. Du bist doch nicht gegen Gerechtigkeit?

Am Nervengeflecht der Theokratie eine Ergänzung oder Abwandlung vorzunehmen wäre frevlerische „Neuerung“, wäre Bida’a (geschrieben auch Bida oder Bidaah). Da sei die Sunna vor.

Rätselhafterweise stehen rückwärtsgewandte oder sonstige fundamentalistische Milieus des radikalen Islams dem technologischen Fortschritt aufgeschlossen gegenüber. Ganz anders als etwa die jede moderne Technik eher ablehnenden christlichen Hutterer oder Amish. Die sich ergebende merkwürdig anmutende Gespaltenheit der Islamisten: Technische Neuzeit, spätantik-manichäisches Gottesbild und mittelalterliche Geschlechterrollen, sie lassen sich passend mit dem Begriff „halbierte Moderne“ (des meist überschätzten Ulrich Beck) beschreiben.

Keine Neuerung, keine Bida’a. Der Hadith oder die Fatwa erspart das Nachdenken. Sehr energiesparend.

Andere Denker wie as‑Schafi’i (Muhammad ibn Ildris as‑Schafi’i) unterschieden zwischen guten und schlechten Neuerungen, wobei gut nur das war, was nicht gegen Scharia und Sunna stand. Nicht eben flexibel. Für Autofahren, Moscheelautsprecher und Handy-Klingeltöne gab es flugs die passende Fatwa. Damit das Textgefängnis wasserdicht ist. Damit keiner ausbricht. Nebenan schnurrt die Nähmaschine und näht sich die exdemokratische Neomuslima ihre rabenschwarze Burqa. Mit Niqab.

Eine türkische Frau irgendwo in Deutschland besucht die nichtmuslimische Nachbarin durchaus, wenn es sich denn nicht vermeiden lässt, nimmt aber dazu einen Beutel Zwiebeln mit, um ein Alibi zu haben. Als Müßiggängerin, die ihren Haushalt vernachlässigt, darf sie ja nicht dastehen, bei den im Vergleich zu Muslimen und aus der Sicht der Scharia rechtlich wie moralisch minderwertigen Dhimmis hat sie nichts zu suchen: Sie könnte ins Gerede kommen. Was für sie nicht ungefährlich ist und was vor allem den Wert ihrer Tochter mindert. Und das wäre etwa so wie der Börseneinbruch für den Aktienbesitzer. Eine muslimische Frau hat andere Frauen zum „sinnlosen“ Plausch oder Kaffeeklatsch nicht zu besuchen. „Ur-deutsche“ (Seyran Ateş) Frauen mögen eine gemeinsame Fahrradtour unternehmen oder sich in der städtischen Öffentlichkeit in ein Straßencafé setzen. Das ist für Türkinnen in Deutschland leider und skandalöserweise immer noch nicht möglich, sie würden von den vor Teestuben oder an Straßenecken wachenden Männern verraten und werden dann üblicherweise von ihren eigenen Mahrams (Männern der der Familie) brutal verprügelt. Natürlich halten diese Frauen die von ihnen erwarteten Rollen völlig freiwillig ein: Nur aus Liebe zu Allah, werden sie stets betonen, befolgen sie die strengen Lebensregeln der Kultur der Scharia. Nur um Hassanat zu sammeln.

Hassanat sammeln

Hassanat sind die himmlischen Bonuspunkte. Hast du genug Hassanat, brutzelst du nicht im koranisch festgelegten Höllenfeuer. Hast du nicht genug Hassanat, kommst du nicht ins Paradies. Kurzum: Ob unter dem Niqab, dem Gesichtsschleier, gleich auch blaue Flecken verborgen bleiben: Die fromme muslimische Frau muss einen Glaubenseifer völliger Freiwilligkeit beweisen, denn auf die aufrichtige Niyya (geschrieben auch Niya), das ist die Absicht oder Intention, auf sie kommt es nun einmal an, damit die Hassanat, die Zahl der Pluspunkte, stimmt. Für Mutter oder Ehemann ist das praktisch, sie können ihre Tochter oder Frau verprügeln, wie sie es für angemessen halten, wenn es etwa um bedrohte Sittlichkeit, nicht eingehaltene Gebete oder fehlende Kopftücher geht: Es gibt ja keinen Zwang im Glauben.

Kultur der Sunna. Ist sie nicht längst eine Gegenkultur geworden, ein islamistisch-antidemokratisches Milieu, in dem Schritt für Schritt und Straßenblock für Straßenblock die Selbstverständlichkeiten der Demokratie außer Kraft gesetzt werden, soweit letztere überhaupt jemals in den ungebildeten Einwandererfamilien wirksam gewesen sind? Auf gewisse Weise nämlich scheint es falsch, überhaupt von Einwanderern zu reden: Mental sind zwei Drittel der Türken niemals ausgewandert. Das sind keine Einwanderer nach Deutschland oder Europa, weder die gekauften „fremden Bräute“ (Necla Kelek) aus Anatolien oder aus dem Istanbuler Elendsviertel noch die neuerdings importierten bärtigen Salafisten aus Nordafrika oder die kitteltragenden radikalen Pakistanis: Die wollen nicht nach Europa! Die wollen ins Paradies. Dazu brauchen sie das Kalifat. Und dazu wiederum die islamische Pflichtenlehre, die Scharia.

Gegenkultur Sunna. Bida’a-frei versteht sich. Für Konvertitinnen zum Islam mögen sich Scharia (gottgegebene Richtlinien) und Fiqh (menschliche Rechtsfindung) mit marxistischer Kapitalismuskritik, romantischer Zivilisationskritik und deutscher wie demokratischer Identitätsschwäche mischen, mit Schuldkult, Altruismus oder blinder Fremdenliebe. Sie tragen in diesen Jahren ihren nicht unerheblichen Teil zu Aufbau und Verfestigung von Strukturen der Scharia in Alltagsleben und Bewusstsein der Bewohnerschaft ganzer Straßenzüge bei, sie waren und sind beispielsweise Vorkämpferinnen an der Kopftuchfront.

Von wenigen Muslimas und Muslimen abgesehen ironisieren und untergraben die derzeitig verbreiteten Interpretationen von Sunna die Demokratie. Die Pakistanis in England, die Marokkaner in Holland, die Algerier und Frankreich und die Türken in Deutschland: Man schottet sich mit „Sunna, Brauchtum“ ab, wobei diese „Sunna halbierter Moderne“ attraktiv mit gegenkulturellem Charme kokettiert: Man ist antibürgerlich, antiwestlich, fremdenfreundlich, globalisierungskritisch, gemeinschaftsorientiert.

Goldziher (1850-1921) übersetzt einen Hadith wie folgt:

„Fürwahr, die wahrhafteste Mittheilung (adaq al-adith) ist das Buch Allah’s, die beste Leitung ist die Leitung Muhammed’s, das schlechteste der Dinge sind die Neuerungen, jede Neuerung ist Ketzerei und jede Ketzerei ist Irrthum und jeder Irrthum führt in die Hölle.“

Hadithe und Fatwen sind die Ketten, die jedes freie Denken fesseln. Die derzeitig mögliche Sunna aber ist der Beton der europäischen Parallelkultur oder vielmehr Gegenkultur, des werdenden Gefängnisses einer separatistischen islamischen Gesellschaft. Sie würde eine nachdemokratische Gesellschaft sein, jedenfalls eine außerdemokratische.

Der Gegenbegriff zu frommem Brauch ist frevlerische Neuerung. Das Antonym zu Sunna ist Bida’a.

Bleiben für Deutschlands und Europas Muslime die Rechtsgleichheit für Mann und Frau, die sexuelle und religiöse Selbstbestimmung, die Meinungsfreiheit oder die säkulare Demokratie nichts als ketzerische Bida’a? Wie kann und wie darf die Sunna aussehen, die Europas Muslime sich – und uns – aufbauen möchten?

Die Differenzialisten (jene Schariafreunde, jene mit der Diversity) werden argumentieren, wir Islamkritiker würden uns in „fremde Angelegenheiten“ einmischen und die „Souveränität“ einer Religion einschränken. Bei Missmut folgt eine Prise an Rassismusvorwurf.

Wir sehen durch den sakralen Stumpfsinn einer seit vierzehn Jahrhunderten versteinerten Sunna die universellen Menschenrechte gefährdet. In der bedrohlichen Vision von halbautonomen islamisierten Zonen, in theokratisch befreiten schariatischen Inseln innerhalb einer rechtlich wie territorial reichlich durchlöcherten Rumpfrepublik erscheint uns für Europa durchaus ein islamisches Umweltrisiko zu bestehen.

Die erwähnte türkische Nachbarin mit den Zwiebeln, die mit den aus islamischer Sicht minderwertigen und überwiegend fürs Höllenfeuer bestimmten Deutschen ohne triftigen Grund nicht reden darf? Sie, in Deutschland geboren und aufgewachsen, ist um 1990 als sechzehnjährige Schülerin in den Sommerferien in der Türkei verheiratet worden, mit einem Mann, den sie gar nicht gekannt hat und der im folgenden Jahrzehnt Behörden durch körperliches Misshandeln seiner Frau und mancherlei Straftaten auffiel. Auch solche Zwangsehen und die ihnen zugrundeliegenden Leitbilder von sozialem Geschlecht (englisch: Gender) sind selbstverständliches und unhinterfragbares Sunna-Brauchtum. Ob ihre Tochter etwas mehr Freiheiten haben wird als sie selbst? Noch geht die Tochter zur deutschen Schule.

Nein, auch das Kind wird sich ihren Lebenspartner vermutlich nicht aussuchen dürfen. Unverheiratet zu leben oder gar gleichgeschlechtlich, das verstößt gegen Allahs Sunna, da gibt es ohne Frage entsprechende Hadithen von „beweiskräftigem Isnad“, das heißt von gesicherter Überlieferung. Wir werden erwarten müssen, dass sexuelle Selbstbestimmung einschließlich homosexueller Lebensweise als gottgefällige Sunna akzeptiert wird, mit oder ohne Hadithen. Weil sich dazu aber, sei es aus Kriecherei, Verbohrtheit oder aus Feigheit, kein islamischer Geistlicher durchringen kann, bleibt uns die Sunna als ein katastrophaler Abgrund erhalten, der die islamischen Gesellschaften von der kulturellen Moderne trennt.

Im türkischen heißt Sunna „sünnet“ und es ist alles andere als Zufall, dass nicht nur Prophetenbiographie oder Hadithe Sünnet sind, sondern dass auch die im Islam leider immer noch obligatorische, auf sexualmagischen Gebärneid steinzeitlicher Jägerbünde (Bruno Bettelheim) zurück gehende Jungenbeschneidung mit dem Wort Sünnet bezeichnet wird. Die durch die Assalaam-Foundation im indonesischen West-Java organisierten Massenbeschneidungen an (Jungen und) Mädchen werden dort auch ganz selbstverständlich unter Brauchtum, Sunna eben, verbucht.

Sunna oder Sünnet wird innerseelisch unweigerlich mit dem Alltag von Dorf und Großfamilie verschmelzen: Mit der persönlichen Erinnerung an die eigene Kindheit, die wir Menschen in unserem Bewusstsein lebenslang und ungefähr so mit uns herum tragen, wie die Schnecke die kleinsten, ältesten Windungen ihres Schneckenhauses mit sich trägt. Für Muslime wird damit die Schwierigkeit, sich von der vormodernen derzeitigen Sunna zu emanzipieren mit darin liegen, Großeltern und Eltern als fehlbare Menschen zu erkennen, als Menschen, die aus Angst vor der Hölle, vor sozialer Ausgrenzung oder einfach aus Sorge vor Prügelstrafe nicht in der Lage waren und sind, Erziehungsstil und Lebensweise an die kulturelle Moderne anzupassen. Wie jeder sich über mehrere Generationen erstreckende Fundamentalismus „vergoldet“, verklärt das Dogma der Sunna Kindheit und Kinderstube und lässt irgendwelche ersten Zweifel in Bezug auf die oft mehr als fragwürdige „gute Absicht“ der Großeltern und Eltern, für den jungen muslimischen Menschen doch „stets nur das Beste“ gewollt zu haben, zumeist gar nicht erst aufkommen.

Sunna beziehungsweise Sünnet heißt: Weiterdenken verboten. Sunna ist die im weltweiten islamischen Fahrzeug eingebaute Fortschrittsblockade oder Entwicklungsbremse. Die es argumentativ wie strukturell anzugreifen gilt (etwa: Stundenweises Kopftuchverbot, Stunden koedukativen Lebens), für innerislamische Reformkräfte wie für islamkritische Nichtmuslime. Wir müssen das Brauchtumsgefängnis sprengen: Den Kerker der anti-individualistischen und antidemokratischen Sunna. Das sollte ich eigentlich dem örtlichen Imam mitteilen. Vielleicht liest er ja diese Zeilen und beginnt, nachzudenken.

Cees van der Duin

Islam und Schirk

Januar 27, 2008

شرك

Schirk, Beigesellung.

Schirk,

Phobie und Doktrin

Dinge zu verehren ermöglicht

etwas über Dinge zu lernen

Seitenblick unerwünscht:

Zieloptik schafft Tunnelblick

Ein Essay von Jacques Auvergne

Schirk heißt Beigesellung und bezeichnet ein Lebensgefühl der Sorge mancher islamisch geprägter Menschen, neben dem einen Gott Allah einem anderen Ding Verehrung zukommen zu lassen. Ursprünglich war die Abkehr aus dem altarabischen Polytheismus gemeint, die Mohammed mit seinem heute weltbekannten politischen Konzept des Islams zunächst für die arabischen Stämme durchsetzte. Ich glaube wahrzunehmen, dass ein falsches oder auch konsequentes Verständnis von Schirk sowohl in den demokratiegefährdenden islamischen Radikalismus führen kann als es auch ein unbefangenes Lernen und Nachdenken über sich und die Welt nachhaltig zu verhindern vermag.

Ein Muslim sagt mir heute, dass er die Demokratie niemals aus vollem Herzen respektieren könne, da er sonst einen Gegenstand neben Allah stellen würde, was islamisch verboten sei. „Die Demokratie ehren, wäre Schirk betreiben?“, frage ich. Er bejaht, sichtlich zufrieden, verstanden worden zu sein.

Damit kommt aber ein Problem auf Europa zu. Bislang hatte ich gedacht, dass es eher die phantasierte „ideale, perfekte“ Gesellschaft des Kalifats sei, die ein gefährliches Ironisieren der parlamentarischen Demokratie, der Pressefreiheit und der säkularen Demokratie nach sich ziehen würde, von den aus doch wohl mehreren Gründen entstandenen ärgerlichen islamischen Parallelgesellschaften Europas einmal abgesehen.

Nun aber diese Art von Motivation: dezidierte Gesetzestreue gliche schon fast einem Götzendienst. Können Muslime von (nichtmuslimischen) Menschen gemachte Gesetze aus Überzeugung achten? Oder werden sie jeden demokratischen Prozess als letztlich gotteslästerlich zu betrachten verführbar sein? Wir dürfen vermuten, dass diese Erpressbarkeit eines jedes muslimischen Menschen längst von Radikalen und im großen Stil ausgenutzt wird, um gegen das Menschenwerk Demokratie „immun zu machen.“ Dem aber darf eine Demokratie nicht unwidersprochen zusehen.

Ein wo auch immer schuldhaft geduldeter Schirk macht dem othodoxen oder islamistischen Muslim höllische Angst. Zugleich ist das Fürwahrhalten der Konzeption Schirk dem orthodoxen wie islamistischen Muslim vorgeschrieben. Wo aber finden sich Strukturen, an denen sich diese Phobie und Doktrin auswirkt?

Der Koranlehrer schlägt das Kind. Schreie und Ängste. Körperliche und psychische Schädigungen werden lebenslange Folge sein. Das geschieht nicht irgendwo in Pakistan, sondern mitten in Europa und müsste eigentlich zur Anzeige gebracht werden. Es wird sich in uns bekannten Fällen von prügelkulturellen Hinterhofschulen oder arabisch orientierten Sprachfördervereinen allerdings wohl noch niemand gefunden haben, der diese Praxis zur Anzeige gebracht hätte. Wir wissen diesbezüglich auch von der Unzufriedenheit türkischer Väter, die jedoch aus erklärlichen Gründen nicht den Weg zu Jugendamt oder Polizei gefunden haben. Es gibt also Prügel zum Arabischlernen oder auch zum Koranlernen.

Jetzt hat die Sache auch ein makaber Gutes: Die Liebe zu Gott wird sinnlich nämlich schmerzlich klar, denn allein aus Angst vor dem prügelnden Hodscha darf kein kleiner Muslim etwas lernen: Angst dem Allah beizugesellen oder den Lehrer dem Allah beizugesellen wäre Schirk. Neben einem islamisch stets unvermeidlichen Stockholm-Syndrom wird für den Jungen die Einzigartigkeit und Allgewalt eines ebenso grausamen wie beglückenden Gottes verinnerlicht: Der Lehrer prügelt nicht aus sadistischem Selbstzweck, denn dem Sadismus zu huldigen wäre ein Schirk. Ich als Koranschüler leugne meine Angst, denn einen Götzen der Angst dem Allah beizugesellen wäre ein Schirk. Mancher auch muslimische Leser wird jetzt Hemmungen verspüren, dieser Logik zu folgen. Vielleicht ist unsere örtliche Koranschule ja eine seltene Ausnahme.

Ayaan Hirsi Ali wurden als Kind durch den islamischen Koranlehrer der Schädel vielfach gebrochen.

Schlagen scheint also recht üblich zu sein und ohne Frage islamisch erlaubt, wenn dies aus Liebe zu Allah geschieht. Europa kannte bis vor wenigen Jahrzehnten Ähnliches: In allen Epochen war der prügelnde Lehrer gewissermaßen selbstverständlich.

Prügelte die altrömische Schule weniger als die islamische? Dann wäre für die alten Araber der (manichäische) Monotheismus um den Preis der vermehrten Kindesmisshandlung erkauft worden. Gewiss, „erzieherische“ Grausamkeiten gab es auch im Polytheismus. Doch für den eifersüchtigen Einen Gott gibt es ein paar Faustschläge mehr.

Entscheidend ist, dass die Brutalität nicht auf einen profanen Zweck hinzielt, denn jeder Zweck neben Allah? Richtig, wäre Beigesellung. Prügeln für die gute Sache indes ist erlaubt und auch gleich eine Tagesdosis an Dschihad, an frommem Eifer.

Auch unter Hijab-, ja sogar Niqabträgerinnen finde ich in diesen Tagen Ansichten wieder, die meine These zu untermauern scheinen, dass jedes Objekt, dass in bedrohlich dichte Nähe der auf den unnahbaren Allah eingestellten Zieloptik gelangt, als Schirk gefürchtet ist. So darf keine Niqabi sagen, sie trüge den Tschador mit Gesichtsschleier aus Selbstzweck oder Eitelkeit oder Stolz oder Ästhetik, das alles wäre jeweils Götzendienst. Sie trägt ihn, wer es denn glauben mag, aus Liebe zu Allah. Wenig originell eigentlich. Tausend Burkaträgerinnen murmeln aus ihrem schwarzen Stoffgefängnis: „Ich trage meinen Niqab aus Liebe zu Allah!“ Synchron. Maschinenartig. Nun ja, der Platz im Paradies wird nicht verschenkt, ohne Fleiß keinen Preis. Soll doch die langhaarige Nachbarin in der Hölle brutzeln.

An die Hölle glauben die Niqabis! Die meisten Muslime gleich mit. Jedenfalls sind sie zu unbeholfen, den Albtraum von der Hölle in das Reich des Inneren, des Psychischen zu verbannen. Aus den uralten und zutiefst menschlichen Bildern des Unheimlichen, die als „Dämon“, „böser Geist“, „Hölle“ und „Teufel“ zu Wort kommen mögen und mit dieser Sprache ja gerade ausgetauscht, mitgeteilt, und „geheilt“, das heißt integriert werden können, sie bleiben im orthodoxen Islam wie im Islamismus abgespaltene Teile mit eigener „Macht.“

Teufel Iblis? Geist Djinn? Die Engel? Alles koranisch verbürgt, aber bitte gar kein Vergleich zu Allah. Es kann nur einen geben! Schließlich mache ich doch keinen Schirk. Sondern Eingottglauben, Tauhîd.

Tauhîd ist die unblockierte Perspektive. Befreit von Nebensächlichkeiten.

Heutzutage darf mit dem ehrbar anmutenden Tauhîd allerdings eine Terrorgruppe unangefochten firmieren: Die von dem Jordanier Abu Musab al‑Zarqawi mitgegründete al‑Tawhid, die auf der Terrorliste der EU steht und in Israel ihren Hauptfeind sieht, allerdings auch in Deutschland schon einmal einen vereitelten Anschlag durchzuführen beabsichtigte. Tawhid heißt Einheit, Einheitlichkeit: Eintracht der Gläubigen wie auch, in bewusster Abgrenzung zum trinitarischen Christentum, Einheit Gottes. Warum aber stellen islamische Mehrheiten der Terrorgruppe die Legitimation der Verwendung dieses Begriffes Tauhîd nicht laut hörbar in Frage? Einheitlichkeit, Einssein, Eintracht, Einheit: Vielleicht sollen beide Seiten des Wortes, die brillante und die brisante, uns Nichtmuslime oder auch Muslime ein wenig provozieren. Politreligiös aktive Muslime werden stets bemüht sein, Totalität und Totalitarismus jeder mehr als symbolischen Tauhîd-Begrifflichkeit zu vernebeln. Sie werden von der „Liebe zu Allah“ sprechen. Solcherlei Gottesliebe wird säkular denkende Menschen rasch zu „Ungläubigen“ werden lassen.

Monotheismus. Es liegt auch eine Frömmigkeit in der Konstruktion einer allen Dingen gemeinsamen Sinnquelle, eines welterhaltenden göttlichen Prinzips. Dem Manichäismus und mit ihm dem Islam gelang die Herstellung eines universellen Gottesbildes allerdings nur bei erheblichen Folgekosten.

Von al‑Uzza und al‑Lat, vom altarabischen Baumkult und vom Verehren heiliger Steine galt es aus Sicht von Mohammed sich abzukehren, sich zu befreien.

Diese Befreiung oder auch erst die Perversion derselben: Ist sie eine der Quellen der seit Jahrhunderten geradezu folkloristischen islamischen Bildungsverweigerung? Vielleicht war es ja so, dass man um das Jahr Tausend in Bagdad gesunder als in Brüssel lebte, in Kairo länger als in Köln (nur Christ durfte man nicht sein, erst recht kein Jude, schon gar kein Heide und am besten auch keine Frau). Doch dann blockierte irgendetwas die islamische Gelehrsamkeit, in Epochen, in der Europa mit Renaissance, Barock und Aufklärung allmählich wissenschaftliches Denken entwickelte. Kepler und Galilei freilich lebten sozusagen zu früh, doch gerade Menschen wie sie waren es, die für Europa den Weg aus der Theokratie in die Demokratie gangbar machten.

Dem Islam fehlt Pantheismus. Islamische Mystiker, die die Fähigkeit besitzen, Gott im Bereich des Träumerischen zu verorten und zugleich Gottes Schöpfung als geheiligt zu empfinden (Natur, Heiden und Frauen eingeschlossen) wurden und werden von den manichäischen Politreligiösen verfolgt.

Hans Jonas betont in seinem Buch ‚Prinzip Leben’, dass der Animismus keinesfalls als gänzlich abgelegt betrachtet werden dürfe. Damit nähert er sich deutlich einem Spinoza, Goethe oder Hesse an. Pantheismus und Animismus. Beseelte Objekte. Wenn das nicht jede Menge Schirk ist.

Mit Animismus meine ich nicht Obskurantismus oder eine, wiederum fesselnde, Magie. Nicht so sehr die blauen Steine und roten Korallen der türkischen Folklore und schon gar nicht den „bösen Blick“ oder die mindestens im türkischen Islam so verbreitete Auffassung, jede Krankheit als vorweggenommene Strafe Allahs zu sehen, bei entsprechender Verachtung jedes Kranken und Behinderten. Mit Animismus meine ich eher Naturromantik: Wertschätzung der Gegenstände und der Welt als von den Göttern oder von Gott geliebt.

Denn es liebt, es „vergöttert“ jedes Kind seine Puppe und manch Erwachsener sein Auto oder seinen Gartenteich. Denn wir nehmen „Souvenirs“, Erinnerungen aus dem Urlaub mit: Einen schönen Stein oder eine Vogelfeder, die wir ganz ähnlich „beseelen“, wie manch ein Schöpfergeist den aus Lehm gefertigten Figuren und nachmaligen ersten Menschen Leben eingehaucht hat. Muslimische Kinder haben hier ein gewaltiges Defizit! Deshalb lernen sie derzeit schlechter als die Kinder aller anderen Religionen.

Ohne eine kindliche oder jugendgemäße Natur- und Objektliebe kann es kein angstfreies Lernen geben. Diese Hinwendung zum Diesseits, diese Bejahung des Lebens und der Welt jedoch scheint für viele Muslime immer noch eine Bedrohung zu sein, weil sie einer „Beigesellung“ entspräche.

Dinge zu verehren macht neugierig, über sie etwas zu lernen. Doch der Untersuchungsgegenstand könnte Allahs Ruhm schmälern.

Und damit ein Stück Schirk sein.

Jacques Auvergne

Poesie für eine Hudna

Januar 4, 2008


هدنة

Hudna, Windstille.

Jahre der Waffenruhe

und der heiligen Sprüche

Frommes Flüstern vor

dem Sturm

Sinnsprüche der

Kriegsvorbereitung

Von Jacques Auvergne

Im Dezember 2007 erhielten wir auf unseren Blogs Post von einem unbekannten frommen Menschen Erbauliches in feinstem English. Ich tippte ein paar Sekunden lang auf Zeugen Jehovas oder neuapostolische Nervensägen, dann aber erkannte ich die thematische Nähe zu unserer Islamkritik. Abdul Momin.

Der Mann meint es ernst! Abdul Momin will die islamische Weltordnung.

Sicher, werden manche Muslime sagen, ihr Christen habt Südamerikas Indios ja auch Jahrhunderte lang mit eurem Katholizismus „beglückt“, ihr wisst also damit bereits, was weltweite Missionierung bedeutet“ und: „Sicherlich, der Islam ist der Demokratie sittlich überlegen. Nur der Islam hat menschliches Maß. Jede andere gesellschaftliche Ordnung ist finstere Barbarei.“

Hudna bedeutet Windstille und meint die nach dem Religionsgesetz der Scharia einzig statthafte Weise vertraglichen Zusammenlebens mit der Dâr al‑Harb, dem Territorium der moralisch niederen Wesen wie Christen und Juden. Der Hudna‑Vertrag ist von der Dâr al‑Islam als dem Territorium der Rechtgläubigen mit der Feindseite vorläufig abzuschließen.

Eine Hudna ist zudem ausgesprochen zweckmäßig, um Kräfte für die nächste Angriffswelle zu sammeln, die klassischerweise nach spätestens einem Jahrzehnt unweigerlich bevorsteht und dem frommen Muslim, also letztlich jedem anständigen Menschen, von Allah auferlegt ist.

Aus Sicht der Scharia ist jeder Vertrag einer Moscheegemeinde, eines Zentralrates oder einer anderen islamischen Interessensvertretung mit einer bundesdeutschen Behörde oder Körperschaft auch als Hudna‑Vertrag zu sehen. Der sowohl jederzeit gebrochen werden kann als auch immer nur vorläufiger Natur ist. Insofern hatte Deutschland vielleicht Glück, dass beim letzten Integrationsgipfel die türkischen Verbände im letzten Augenblick abgesagt hatten, denn nur so möglicherweise konnte die Demokratie, gerade noch einmal, nicht in die Rolle der Dhimmivertretung, in die Rolle des Hudnavertragspartners geraten.

Jetzt mag man als friedfertiger oder gar christlicher Europäer einwenden, dieses alles, Scharia, Dhimma, Hudna und Kalifat, sei nicht viel mehr als eine Erinnerung an die Zeit der Expansion des Islams zwischen dem achten und neunten Jahrhundert.

Wer sich aber näher mit dem Islam beschäftigt, wird jene Ansicht der „militanten Friedenstäubchen“ (Broder) und der „tödlichen Toleranz“ (Lachmann) nicht länger zu teilen vermögen. Nahezu sämtliche islamische Geistliche halten auch heute die demokratischen Gesellschaften für satanisch, für gottlos und moralisch minderwertig.

„Der Islam ist eine militante Religion“, sagte Scholl‑Latour. Die Segregationsprozesse unserer Innenstädte, die Herausbildungen ethnoreligiöser Ghettos täuschen kurzfristig über das zunehmende Fremdwerden hinweg.

Die muslimischen Migranten zogen zum Teil aus Sprachferne zu den Deutschen und aus Gründen der „nachbarschaftlichen Hilfe“ in gemeinsame Straßenzüge und segregierten sich dabei von den nachbarschaftlichen Ureinwohnern, wobei da bereits das Wort Nachbar schon falsch ist, da ja die deutsche Familie beim tagtäglichen Fußweg „übersprungen“ werden musste und der türkische Clan, dem man Jahre später „zufällig“ auch die Kinder anverheiraten kann, einige Häuserblocks entfernt wohnte. Das klassische Schicksal jedes Auswanderers überlagerte sich mit dem orientalischen Alltag der arrangierten Ehe. Die zweite Dynamik der Segregation also.

Die Hälfte der türkischen Ehen in unserer Stadt ist arrangiert oder vielmehr erzwungen, das aber steht natürlich nicht gerade in der Zeitung. Doch sind solche Aussagen uns Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern bekannt: „Ich war 16, als ich, in dieser Stadt geboren, meinen Mann auf meiner ersten Reise in die Türkei während der Schulferien sah und heiratete“, so die eine. „Ich war 15“, so die andere, der Satz endet dann aber nicht ungefähr gleich sondern ganz genau gleich. Importbräutigam, also auch mal nicht Import‑Gelin, auch einmal nicht das Standardmodell Importbraut.

Ehe der jugendlichen Schülerin. Aha, das muss wohl romantische Jugendliebe gewesen sein, so ein mediterraner sommerlicher Urlaubsflirt?

Natürlich nicht. Die Eltern wechselten Geld und die Töchter die Besitzer. Damit hat die Mutter des jungen oder auch nicht mehr so jungen Bräutigams eine lebenslang kostenlos arbeitende Haushaltshilfe erworben. Und die Brautmutter hat eine neue Stufe auf der sozialen Hühnerleiter der türkisch‑islamischen Hackordnung erstiegen, die höchste, die ihr das Schicksal beziehungsweise Allah bereitet hat: Die Tochter als Jungfrau ehrbar an den ehrenwerten Clan zu übergeben.

Radikale islamische Wortführer wie der anfangs erwähnte Abdul Momin benutzen 2007 sowohl das Auswandererschicksal als auch die verlässliche patriarchale Sozialisation, um mit frommen Koranversen den Segregationsprozess noch einmal zu verstärken. Das ist dann die dritte Triebkraft der selbst gewählten Fremdheit auf dem Weg in die islamisch befreiten Zonen: Damit auch kein Kind türkischer Eltern lebt wie ein deutscher Mann oder gar eine deutsche Frau. Stimmt, die ein paar Jahre lang allzu großzügig verschenkten Staatsangehörigkeiten vernebeln diese Vorgänge der scheiternden Integration sehr.

Necla Kelek fand ein starkes und sehr treffendes Wort für die parallele Kultur der Türken in Deutschland, sie sagte: „die zweite Stadt“. Mindestens 60 bis 80 Prozent von Deutschlands türkischen Frauen und Männern, Mädchen und Jungen leben nicht in dem, was die oft von Rezession und Arbeitslosigkeit geprägten Straßenzüge und Stadtviertel darstellen, sondern in einem für Deutsche oft kaum erkennbaren zweiten Stadtviertel nahezu völlig abgekoppelter Geldströme, Nahrungstransporte, Speisepläne, Gespräche, Gedanken, Gefühle und Beziehungen. Sie leben vor allen Dingen im Schutz oder auch Kerker dieser „zweiten Stadt“.

Egon Flaig redet (XII 2007) von einer „Aufsplitterung in viele Parallelgesellschaften“, die der Islamismus durchzusetzen trachtet, von einer veritablen „Apartheid“ von beherrschten ethnoreligiösen Gemeinschaften. Flaig sieht in den heutigen Entwicklungen der gescheiterten Integration besorgniserregende Parallelen zu dem an Koran, Dhimma und Scharia orientierten Kasten‑System des Osmanischen Reiches.

Noch eher ohne islamischen Einfluss sollen die Städte Nordamerikas einschließlich von New York mittlerweile in derartige, voneinander völlig abgekoppelte Parallelwelten zerfallen sein: In die Stadtviertel der Chinesen, Juden, Latinos, Muslime, der Schwarzen und der Inder. In London, Brüssel oder Berlin sieht die Innenstadtkultur von der nordamerikanischen so verschieden allerdings auch nicht mehr aus. Jedenfalls scheint uns die einstige deutsche Illusion von „Integration“ als ebenso zerschellt zu gelten wie der ältere amerikanische Glaubenssatz aller Integration, der im Wort „melting pot“, Schmelztiegel, jahrzehntelang sein Sinnbild zu finden hoffte.

Ernüchterung beginnt sich breit zu machen. Doch der Traum der nicht ernst gemeinten Integration wird in rot‑grünen Elfenbeintürmen immer noch geradezu industriell erzeugt.

Wir werden Integration wollen müssen. Was nicht heißt, die Zuwanderung von weiteren Millionen Menschen zu ersehnen, die in muslimisch geprägten Teilen der Erde sozialisiert worden sind.

Und solange wir das verstörende UNICEF „Bild des Jahres 2007“ in Afghanistan vermuten und in Düsseldorf übersehen, so lange werden wir wohl auch Bekir Alboğa, Faruk Sen und Ibrahim El‑Zayat als Demokraten und Integrationslotsen einschätzen. Zwischenzeitlich können Zwangsverlobungen an muslimischen Kindern in Deutschland ungehindert stattfinden.

In diesen Tagen also verschickt ein Abdul Momin theokratisches Credo per Kommentarfunktion. Ich sollte besser sagen: Theokratische Volksverhetzung, denn nach einer Demokratie ruft der Text nun gerade nicht. Vielmehr, wie ich zu unterstellen wage, lässt der Text in der Taqiyya‑Weise des sakralen Verschweigens, in der Weise der islamischen „Kitman“‑Strategie ganz bewusst aus, dass jedes Menschengesetz Gottes ewigem Gesetz schon durch seine „dreiste“ Existenz widerspricht. Lässt aus, dass Menschenrechte „Allah verhöhnen“!

Menschen können im politischen Islam niemals „gleich“ sein. Jede auch nur etwas radikalere islamische Gruppierung Europas wird die Bürgerrechte für Ungläubige baldmöglich abzuschaffen bestrebt sein.

Der Islam sagt: Demokratie verhöhnt Gott! Jede Beratung im Bundestag oder bereits im Verein oder im Rathaussaal ist eine freche Anmaßung von ungläubigen Menschen dem koranisch verbürgten Schöpfergott gegenüber.

Der Atheist hebt die Hand – das „muss“ ein baldiges Ende haben! Die offen homosexuelle Frau hebt die Hand – ihre Stimme „darf“ nicht denselben Wert haben wie die einer schariatreu minderjährig zwangsverheirateten Muslima. Oder diejenige einer tschador- oder burkatragenden Zweit- oder Drittfrau.

Die islamischen Parteien, die in diesen Jahren überall in Europa im Entstehen begriffen sind, werden aktiv lügen, werden Taqiyya betreiben und sagen, sie dächten an ein Abschaffen der Bürgerrechte nicht. Dieses jedoch zu glauben möchten wir nicht empfehlen.

Wir sollten zudem einigen Zweifel daran haben, dass eine muslimische Frau „völlig konfliktfrei“ ganz anders politisch wählen könnte als ihr Ehemann. Der Stamm wird das Alpha‑Männchen wählen. Die muslimische Community den radikalsten Prediger.

Der Islam ist total, er gilt absolut. Wirklichkeitsblinde Freunde alles Fremden mögen sagen: Der Islam ist „ganzheitlich“. Wir Demokraten hingegen sollten sagen: Der Islam ist totalitär.

Vor mir liegt ein frommer islamischer Text. Von den Kollateralschäden der bei jeder nennenswerten Islamisierung unvermeidlichen frauenunterdrückenden innenstädtischen Sittenwächter, von den unausweichlichen gelegentlichen Apostatenmorden und von den Angriffen auf Wissenschaftler, Religionskritiker und Künstler steht in diesem Text nichts. Robert Redeker muss sich verstecken, Theo van Gogh wurde erstochen und Abdul Momin verbreitet via Internet koranische Köstlichkeiten.

So ist das eben mit „frommen” fundamentalistischen Texten. Abdul Momin hat den Text weltweit an viele Blogs und Homepages versendet. Es handelt sich also um eine theokratische Spam. Allahs Spam, sozusagen.

Im Ernst: Muslime werden mit solchen frommen Haltungen beziehungsweise Texten weitaus häufiger konfrontiert als wir. Die eigenen muslimischen Radikalen bereiten den eher gemäßigten Muslimen moralischen und sozialen Druck.

Auch gibt Radikalismus schlichten Gemütern Halt und Orientierung, ein weltweites Prinzip. Und ein bisschen unübersichtlich ist die Gegenwart ja, da findet der eine oder andere Mäusefänger seine verunsicherten Mäuslein.

Wir müssen also von den in einem demokratischen Gemeinwesen lebenden Muslimen die durchaus aufwändige Arbeit verlangen, sich von den theokratischen Meinungen eines Abdul Momin emanzipieren zu lernen. Das wird für sie schwierig werden, zumal sie Geistesfreiheit seit Jahrhunderten nicht gewohnt sind, dafür gerne den anderen die Schuld zuschieben: Den Armeniern, den Juden, den Atheisten, den Hindus. Sie werden, theaterbühnenreif, den sterbenden Schwan spielen und in uns Schuldgefühle zu erwecken trachten.

Zurzeit hat, weltweit, von zwei muslimischen Gläubigen der Radikalere einfach immer Recht. Wer als Muslim die Demokratie nicht als Teufelswerk bezeichnet, der ist einfach „noch nicht fromm genug“ – so zumindest die Logik der Scharia.

Fromme muslimische Sinnsprüche. Mit der Frage „Demokratie oder Kalifat“ beschreibt Egon Flaig treffend, worum es für uns in Europa geht.

Jacques Auvergne

Internationale Teestube

Dezember 25, 2007

Schule plant interreligiöse Teestube

und erlebt Überraschendes. Arnhem

Ein Brief aus den Niederlanden

Interreligiöses Gebet nur

mit Vorhang

Koëdukatives Meditieren

unerwünscht

Muslime und die

Apartheid der Geschlechter

Von Cees van der Duin, Nijmegen

Lieber Claas, du berichtest, dass die muslimische Seite nun auf dem Einbau von einer Art Trennwand besteht oder vielmehr auf dem Anbringen eines gewaltigen Vorhanges aus völlig blickdichtem Stoff. Ein koëdukatives Besinnen sei den männlichen Muslimen nämlich nicht zuzumuten und auch dem Gott der Muslime nicht genehm.

Zum Einen also würden sich die Jungen schämen, vor den Mädchen zu beten oder auch umgekehrt, zum Anderen lasse der Islam ein gemeinsames Gebet in einem Zimmer nicht so gerne zu. Die Gebetsrichtung habe in Kürze ebenfalls bereits Erwähnung gefunden: Auf welcher Vorhangseite die Kibla ist, garantiert nicht bei den jungen weiblichen Erwachsenen, hm? Für den doch gar nicht so unwahrscheinlichen Fall eines zeitgleichen Betens von Schülerinnen und Schülern müssten die Mädchen, man stelle sich das vor, den blickdichten Vorhang anstarren, denn die originale gekachelte Kibla-Wandecke anzuschauen, das bliebe den „edlen“ männlichen Wesen vorbehalten.

Von euch aus, sagtest du mir gestern, sei es aber um einen Gebetsraum im engsten Sinne doch gar nicht gegangen: Ihr hättet euch einen Meditationsraum vorgestellt, Klangspiel, Bambus und Zimmerbrunnen, ein bisschen Taizé und eine Prise Zen und warum keine arabische Ornamentik, so ganz die Ästhetik weltbürgerlicher Toleranz jedenfalls. Ihr habt euch bezüglich der Wortführer der „Araber“ offensichtlich getäuscht und wisst nun als die „Christen“ nicht weiter. Dabei wolltet ihr genau das überwinden, dieses „die“ Christen und „die“ Araber, zumal ihr Inder, Chinesen und atheïstische beziehungsweise kirchenferne Schülerinnen und Schüler zum Meditieren oder Gedichtlesen ansprechen wolltet und immer noch wollt.

Die arabische Seite beharrt auf ihrem Standpunkt: Ohne Vorhang einschließlich Geschlechtertrennung kein Raum der Stille. Aha. Geschlechtertrennung.

Die zehn mal zehn Meter des ehemaligen Klassenzimmers beziehungsweise der gelegentlichen Cafeteria sollen geteilt werden. Ob der Vorhang dann mehrmals täglich auf- und zugezogen wird ist noch nicht klar, jedenfalls nicht euch.

Bisher versammeln sich Schülerinnen und Schüler recht spontan zum gemeinsamen Cola- und Teetrinken in jenem Zimmer. Wie gesagt, es sind beide Geschlechter dabei und von kleinen altersgemäßen Reibereien abgesehen wurde noch niemand jemals verdrängt.

Weiblich und männlich in einem Raum, junge Leute aller Religionen. Ein nettes Bild. Das Ganze künftig spirituell und ästhetisch veredelt, gemeinsam mit „den Muslimen“ – es hätte so schön sein können. So habt ihr euch das gedacht.

Jetzt aber die jähe Forderung: Gebt uns den Vorhang oder wir brechen jedes weitere Gespräch mit euch Christen ab! So der Wortführer, dem offensichtlich kein Marokkaner und vor allem: Keine Marokkanerin zu widersprechen sich traut. Christen seid ihr auf einmal also auch und müsst euch womöglich vorwerfen lassen, nicht so fromm zu sein wie die Muslime oder jedenfalls, und noch schlimmer: Die Muslime von ihrer Glaubenstreue abzuhalten. Denn Vorhang sei Religion, so der Sprecher.

Nein und nochmals nein! Die Sache mit dem Vorhang dürft ihr nicht zulassen, zumal der Raum ja international beziehungsweise interreligiös ausgerichtet sein soll. Auch ist von einer „interreligiösen Moschee“ noch nichts gehört worden. Wie aber kann es nun weiter gehen?

Ihr solltet versuchen, dass die Frömmler nicht die weniger Radikalen aus der Teestube verdrängen, beziehungsweise: Die männlichen Marokkaner ihre weiblichen Landsleute am Betreten des Aufenthaltsraumes hindern.

Chauvinismus kommt weltweit wohl immer wieder einmal im Namen der „Religion“ daher. Es geht wohl eher um das Kontrollieren der Frauen.

Zugleich solltet ihr mit „den Muslimen“ im Gespräch bleiben, unter Einbezug der anderen Religionen sowie der Nichtreligiösen, denn es ist alles andere als selbstverständlich, die Schülerschaft in der kulturellen Moderne überhaupt nach Religionen aufzuteilen. Oder nach Männlein und Weiblein.

Irgendwie ist die säkulare Zuwanderungsgesellschaft argumentativ „ins Schwimmen“ geraten und hat es der Fundamentalismus recht leicht. Denn die zwangsweise Aufteilung in männliche und weibliche Zonen möchte ich fundamentalistisch nennen.

Ich bin gespannt, wie die Sache weitergeht, halte mich auf dem Laufenden. Grüße

Cees van der Duin

Tomorrow’s Pioneers sät Hass in Kinderherzen

November 30, 2007

Namensähnlichkeit mit den Jungen Pionieren des Kommunismus und Seelenverwandtschaft mit der Software des NS-Jungvolks sind mir aufgefallen.Du bist nichts, der Islam und die islamische Glaubensgemeinschaft ist alles? Damals hieß es, Du bist nichts, dein Volk ist alles. Ein solches Morgen möchte ich meinen Kindern nicht zumuten. In einer solchen Welt möchte auch ich nicht leben. Jeder Mensch, also auch die Männer, haben das Recht auf eine individuelle Biographie, eine eigenständige Persönlichkeitsentwickling (Näheres in Kelek, Necla: Die verlorenen Söhne. Plädoyer für die Befreiung des türkisch-muslimischen Mannes).

Ümmühan Karagözlü

Farfours Rächer. Jihad im Kinderprogramm

November 30, 2007

Mickymaus ist tot. Heimtückisch und brutal wurde sie ermordet. “Ja liebe Kinder, Farfour wurde zum Märtyrer, als er sein Heimatland verteidigte“. Unter unzähligen Knüppelschlägen des Juden starb sie zuckend, die palästinensische Mickymaus Farfour. Im Kinderzimmer.

Nur drei Wochen, nachdem der Jude das von zehntausend Kinderherzen geliebte Mausemännchen ermordete, führt ein eingewechseltes Liebesobjekt den medienpädagogischen Kampf für die gerechte Sache fort: Farfours Cousin Nahool, eine liebenswerte Biene mit quitschender Stimme. Nahool also führt den Rachefeldzug im Namen des Allah-Gottes fort, gegen die räuberischen Juden und für den weltweiten Sieg der einzig gottgewollten Religion.

Mauseheld Farfour, der jahrzehntealten Mickey-Mouse von Walt Disney frech nachempfunden, stirbt, als er sich standhaft weigert, dem Juden die Besitzurkunde für sein Land auszuhändigen.

Die alte und die neue Mickymaus? Die neue Maus ist die wahre Maus. Genau so, wie das neue Buch, der Koran, ja auch das wahre Buch ist, das uranfängliche Buch. Das Neue ist im patriarchalen Orient seit Zarathustra, Mani und Mohammed das Überhöhende, das Erhöhte, das Alte ist veraltet. Zugleich kann das einmal Neue nicht wiederum erneut werden und zugleich auch noch muss uranfänglich‑gottgewollt sein. Deshalb sind Noah, Moses und Jesus Muslime, wie uns der Islam überrascht, deshalb sind Thorah, Talmud und Bibel Verfälschungen des wahren Buches nach ’Islamlogik’.

Den Amerikanern wird ein Symbol geklaut, so ließe sich sagen, denn künftig wird manch ein muslimisches Kind zur schließlich längst und seit Generationen weltweit verfügbaren Mickymaus ganz bestimmte Assoziationen haben, die es von jedem nichtmuslimischen Kind trennt. Und um eben diese Trennung geht es, um eine veritable Religions-Apartheid, begangen über die perfide ’kindgerechte’ Stufe der Comic‑Apartheid. Ein populärkulturelles Symbol der harmlosen Unterhaltung in der kulturellen Moderne wird islamistisch um‑interpretiert zum Märtyrer der zehnjährigen Hasspredigerin Saraa (was allein schon missbräuchlich ist, der Einsatz des Kindes), der bronzezeitlichen Moral von Vergeltung, Blutrache, Ehrenmord und Tier- wie Menschenopferung (Steinigungen, Enthauptungen).

Der Islam als Religion des technisch wie demokratisch unterentwickelten Teils der Erde wird in diesen Jahren zur Religion der unterentwickelten Stadtteile Westeuropas. Hier treffen europäische und orientalisch-islamischstämmige Kinder und Jugendliche aufeinander (die Terroristen waren bislang allerdings meist hoch gebildete Unversitätsstudenten aus eher wohlhabenden Elternhäusern).

Denken wir am die islamischen Straßenzüge in Bradford und London, Paris und Marseille, Rom und Mailand: ob die Jihad‑Biene Nahool hier schon ihr Unwesen treibt? Die dortigen Kinder der Alteingesessenen kennen Biene Maja, kennen die Mickymaus. In den folgenden Monaten wird die erste Generation von Einwandererkindern, muslimisch zumeist, von Farfour und Nahool beeinflusst werden. Wir wissen, wie stark kindliche Psychen jahrelang von Comicfiguren geprägt und begeistert werden können, denken wir an Bibi Blocksberg, Pokémon und Yu-Gi-Oh. Im Falle von Farfour und Nahool kann der künftige Erwachsene auf die raffiniert eingewebten politischen Botschaften zurückgreifen: er kann und muss sie, lebenslang, mit dem Erinnern an die eigene Kindheit – mit dem inneren Kind – verschmelzen.

Hitler-Jugend und Lagerfeuerpädagogik. Das unsterbliche ’Prinzip: Kasperle-Theather’: Polizist jagt Räuber, von hinten das böse Krokodil.

Farfour und Nahool: Das Christenkind hat den falschen ’Kasperle’, vom Judenkind nicht zu reden.

Die seelische Entwicklung des muslimischen Kindes zum nichtmuslimischen Kind wird abgekoppelt, eine jede so noch vorhandene Empathie mit dem ’ungläubigen’ Kind wird auch durch die zwar äußerlich gleichen, doch symbolisch radikal anderen Comicfiguren womöglich nachhaltig untergraben.

Islamisten wollen eben dieses: die Kluft zwischen Nichtmuslimen und Muslimen vertiefen. Ihre überraschende, doch gerade auch kinderpsychologisch plausible Strategie lautet: durch parallele Symbole zur parallelen Gesellschaft gelangen. Das derart indoktrinierte Moslemkind muss meinen: ’das ungläubige Kind versteht mein geliebtes Püppchen falsch!’

Den Traum (oder vielmehr Albtraum) vom Kalifat schmackhaft machen. Terrorismus rechtfertigen. Dafür brennen lernen, sich für den radikalen Islam opfern zu dürfen.

Künftiges Parallelsymbol wird die um-interpretierte Biene Maja sein. Denn Nahool gleicht dem Sympathieträger rein zufällig bis aufs Haar.

Es geht der Sendung ’Pioniere für morgen’ des Kanals Al-Aqsa-TV durchaus um erzieherisch wertvolle Themen wie Zähneputzen und Hausaufgabenmachen. Doch kommt der spirituelle bzw. seelsorgerliche Aspekt nicht zu kurz. “Juden sind Hunde, wir werden sie bekämpfen!“ fordert ein Mädchen, was die Moderatorin mit einem falsch lächelnden “Aber die Juden sind doch unsere Freunde, nicht?“ quittiert, sich aber sogleich dem Wunsch nach Judenbekämpfung anschließend.

Saraa bzw. ihr Filmregisseur kann sich, wie wir wissen, ja auf den Koran berufen, in dem seit Jahrhunderten die beiden Stellen “solche nehmt nicht zu euren Freunden“ und “das Volk, dem Gott zürnt“ eben auf das jüdische Volk bezogen wird – bis heute widerspricht derlei ’Spiritualität’ denn auch keine geistliche Instanz, weder in Ghom oder Nadjaf noch an der Al-Azhar-Universität von Kairo.

Die Kinder haben den Mord am Mausemann erlebt. Sie hören, wie die geliebte Terror‑Biene Nahool nun Rache nehmen will “bis die Al-Aqsa-Moschee und ganz Jerusalem von dem Schmutz des Judentums befreit sein wird“.

“Wir werden die al-Aqsa, den Felsendom befreien, wir werden Jerusalem vom Schmutz der Juden befreien, die Geschichte wird es erweisen“, so schwört es Nahool und so dürfen sich die kleinen Zuschauerinnen und Zuschauer dem frommen Gelübde der Biene des Jihad anschließen.

Verhetzung im Kinderfernsehen: den Regisseuren und den Funktionären Sendeanstalten sollte Einreiseverbot in die Staaten der EU auferlegt werden. Besitz und Verbreitung des Filmes müssen unter Strafe gestellt werden.

Symbole angreifen: Twin-Tower, Buddhas von Bamyan, das ist, neben dem Ziel der Einschüchterung (der Überlebenden) auch ein Vernichten von Symbolen. Die Mickymaus ist zum Islam übergetreten, sozusagen. ’Wir Gottesdiener haben die richtige Geschichte vom Liebling aller Kinderherzen, ihr Gottlosen, ihr habt die falsche’.

Nebenbei nennt sich ’Die Biene’ ja auch eine Koran-Sure.

Kindheit wird instrumentalisiert. Kindliche Neugier und kindliches Vertrauen werden missbraucht. Verantwortungsvolle muslimische Erwachsene, darunter auch Palästinenser, haben sich bereits von dem Machwerk des der extremistischen Hamas nahe stehenden Fernsehsenders Al‑Aqsa-TV distanziert. Das macht etwas Hoffnung.

Jacques Auvergne