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Scharia und allgemeine Menschenrechte

März 4, 2013

أحكام‎

aḥkām

reference to the Islamic commandments

Das Bewerten nach den Befehlen Allahs

Lebensregeln für das Diesseits und Jenseits: Die erstarkenden Islamverbände und der ausdünnende säkulare Rechtsstaat

Ein Vortrag von Edward von Roy, gehalten in Köln am 02.03.2013

I n h a l t

A Allahs geklärte Personalfrage: die drei Hauptpersonen

A1 Kursgeber im Sinne von OIC und Muslimbruderschaft: Nadeem Elyas. Islamische Charta, ZMD am 03.02.2002

A2 Europäische islamische Öffentlichkeitsarbeit und Außenpolitik: Tariq Ramadan

A3 Vom deutschen Diplomaten zum Theoretiker des Kalifats: Murad Wilfried Hofmann

B Mystik innerhalb der gottgegebenen Grenzen: Die Schariafront des Sufismus

B1 Ob Tasawwuf halal oder haram ist, definierte Imam al-Ghazali († 1111)

B2 Das ewige Osmanenreich und die Nurdschuluklar: Fethullah Gülen (USA)

C Die Verflechtung des deutschen Verbandislam mit den Teilströmungen der globalen islamischen Bewegung

C1 Globale Schia: Zwölferschiiten seit Ayatollah Chomeini. IZ Hamburg.

C2 Die internationale, ethnisch türkische Millî-Görüş-Bewegung (in D als IGMG) und ihr Bezug zum „Salafismus“

D Ein Deutschland, ein Koran, eine Scharia. Zu den vier Hauptakteuren des Koordinierungsrats (KRM). DITIB, Islamrat, VIKZ, Zentralrat (ZMD)

D1 Marschbefehl aus Ankara: Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB)

D2 Seit dem dritten März 1924: Der Schmerz über das untergegangene Kalifat

D3 Der Hebel, mit dem die Muslimbruderschaft ansetzt: Zentralrat der Muslime in Deutschland (Zentralrat, ZMD)

Die Schariaimplementierung, die Schariatisierung Europas betreffend stoßen wir seit einem halben Jahrhundert stets auf ganz wenige prominente Familiennamen, eigentlich sind es nur sechs: al-Banna, Ramadan (Said als Vater von Tariq und Hani, Genf), Himmat (Tessin, Schweiz; Ali Ghaleb Himmat war als Vorsitzender der IGD Amtsvorgänger von Ibrahim El-Zayat),[1], Algan, El-Zayat sowie Erbakan, deren Träger in jeweiligen europäisch-nationalen oder gesamteuropäischen Islamischen Organisationen hoch angesehene Einzelpersonen hervorgebrachte haben. Regelmäßig sind Tochter und Ehefrau in einer weiblichen Unterorganisation an prominenter Stelle aktiv. Die genannten Clans oder beinahe schon Dynastien arbeiten islampolitisch sprich islamisch aufs engste zusammen, und zwar eigentlich ausschließlich über die Organisationen Muslimbruderschaft (MB – Muslim Brotherhood, al-Iḫwān al-Muslimūn) und deren enges Umfeld (FIOE, IESH, ECFR, IGD, ZMD) sowie über die ursprünglich türkische, aber längst international tätige Millî-Görüş-Bewegung. Deren türkische, unter Getreuen hoch verehrte Gründergestalt war der im Jahre 2011 verstorbene Necmettin Erbakan, mehrfacher stellvertretender Ministerpräsident sowie von Juni 1996 bis Juni 1997 Ministerpräsident der Türkei.

Die Familien Erbakan und El-Zayat sind durch mehrere Heiraten miteinander verbunden, was, wie wir annehmen dürfen, auch Millî Görüş und Muslimbruderschaft als Ganzes näher zusammenrücken lässt – und wirklich, Muslimbrudersohn Tariq Ramadan wird bei IGMG genau studiert und offensichtlich hoch geschätzt,[2] der dem Cheftheologen der MB, al-Qaradawi nahestehende ECFR-Scheich Mustafa Cerić wird ebenfalls von der Millî Görüş eingeladen (nach Bonn im November 2007).

Said Ramadan war der Schwiegersohn des MB-Gründers, Hassan al-Banna. Von Genf aus plante der Mitgründer (1962) der durch Saudi-Arabien finanzierten Rabita oder Islamischen Weltliga (ar-Rābiṭat al-ʿĀlam al-Islāmī, The Muslim World League, MWL) eine Kette von so genannten Islamischen Zentren oder „IZ“ und begann diese visionäre Arbeit um 1960, zu einem Zeitpunkt, als man in Westeuropa selbst in etlichen Großstädten Muslime noch buchstäblich an einer Hand abzählen konnte. Tariq Ramadans Vater hatte Ägypten aufgrund der staatlichen Verfolgung aller Muslimbrüder verlassen müssen und als eine Art spiritueller Siedler oder Scharia-Pionier den ehrgeizigen Plan entwickelt, allen europäischen Muslimen authentisches islamisches Wissen anzubieten und den vom Heidentum der Dschahiliyya verfinsterten Kontinent von eigens dazu anzulegenden Islamischen Zentren oder „IZ“ aus mit der einzig sittlich zu nennenden Zivilisation auszurüsten. Für Deutschland begann diese Aufbauarbeit vor allem vom IZ München aus (IZM, Eröffnung 1973, ägyptischer Zweig der MB; heute Sitz der IGD oder Islamischen Gemeinschaft in Deutschland, wir können die IGD wohl pauschal den deutschen Zweig der Muslimbrüder nennen) sowie vom IZ Aachen (syrischer Zweig der MB).

Die Hauptakteure dieser IZ bilden heute jene Eliten, die den Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) steuern: mehrere ZMD-Mitgliedsverbände wie Islamische Gemeinschaft in Deutschland (IGD), Islamisches Zentrum Aachen (IZA), Islamisches Zentrum München (IZM), Haus des Islam (HDI) und, als asoziiertes Mitglied, der Rat der Imame und Gelehrten (Deutschland) (RIG bzw. RIGD) sind reine Muslim Brotherhood und steuern den ZMD im Sinne der global vernetzten Ikhwan („Bruderschaft“ ).

Gegründet wurde die Muslimbruderschaft 1928 durch Hasan al-Banna in Ägypten. In ihrem Ursprungsland waren die Muslimbrüder lange Zeit verboten oder wurden sogar brutal unterdrückt; MB-Theoretiker Sayyid Qutb („Milestones“) wurde 1966 hingerichtet. In unserer Zeit aber, im Rahmen der gegenwärtigen Umwälzungen seit dem Arabischen Frühling, kommen die auch in Nordafrika unüberschaubar viele (radikalislamische) Vereine und Wohlfahrtsverbände betreibenden Muslimbrüder etwa in Tunesien und Ägypten über eigene Parteien an die Regierungsmacht. Selbst Marokko hat so eine der Muslimbruderschaft zuzurechnende Partei, den PJD, Le Parti de la justice et du développement; das tunesische Pendant trägt genau denselben Namen (das libysche fast denselben: Le Parti de la justice et de la construction (PJC). Vielleicht ist es gar kein Zufall, dass ein türkisches Akronym sinngemäß das gleiche bedeutet wie das marokkanische PJD: The Justice and Development Party, Adalet ve Kalkınma Partisi – AKP).

Die vom IZ Genf (Centre Islamique de Genève) und von München aus gegründeten Islamischen Zentren als Europa- und Deutschlandzentralen der Muslimbruderschaft wurden in fünf Jahrzehnten durch ein Geflecht an Vereinen ergänzt, beispielsweise durch eine Art Vereinshaus in Lützelbach im Odenwald, das 1984 gegründete Haus des Islam um Scheich Siddiq das ist Wolfgang Borgfeldt[3] oder durch verschiedene Studenten- oder Jugendorganisationen wie FEMYSO[4] oder MJD. MJD bedeutet Muslimische Jugend in Deutschland, im MJD-Vorstand saß von 1997 bis 1999 Fereshta Ludin, Deutschlands berühmteste Kopftuchklägerin. Ludin arbeitete später an der Islamischen Grundschule (Boppstraße 4), die der IFB zuzurechnen ist (auch Boppstraße 4), dem veritablen Berliner Landesverband der Millî Görüş (vgl. Kreuzberger Mevlana-Moschee um Imam Yakup Taşçı)[5] mit dessen weiteren personellen Querverbindungen zur Muslimbruderschaft: im Vorstand des IFB-nahen Trägervereins Islam-Kolleg, der diese erste islamische Privatschule gründete, saß bis 1995 Emel Zeynelabidin, Tochter des IGMG-Mitgründers und Muslimbruders Dr. Yusuf Zeynel Abidin).[6]

Gesamteuropäische Netzwerke sind hinzugetreten, vom Fatwa-Rat ECFR über die Jugendorganisation FEMYSO bis zum Islamischen Studienzentrum Château-Chinon; Europas Muslimbrüder vernetzen sich als FIOE – Federation of Islamic Organisations in Europe, die FIOE ist ebenfalls mit einer Charta an die Öffentlichkeit getreten.[7]

Einen gewissen, die Idee der patriarchalischen Lineage verewigenden Kult um edle Familien hat es im Realislam immer gegeben, man denke an die in Südasien verehrten bzw. auch klerikal-schiitischen Eliten als die Nachkommen aus dem Hause Mohammeds (ahl al-bait),[8] was, allem Dogma von Brüderlichkeit zum Trotz, Hofschranzentum und Nepotismus stets begünstigt hat – und ebenso eine elitäre Heiratspolitik, denn auch diese öffentlich erregt debattierte und kontrollierte Reinheit der Abstammung ist sehr islamisch. Die Ur-Panik im Patriarchat ist die des Familienvaters, der ja nie ganz genau , ob das Kind sein eigenes ist – in der deutschen Sprache bewahren wir, vielleicht wenig reflektiert, den Begriff Zeugung, wobei uns nicht das Substantiv, sondern erst das Verb verrät, dass das Kind – angeblich – ein „Produkt“ des Mannes sei, denn „zeugen“ tut „er“, nicht „sie“ (da reden wir sozusagen von Entgegennahme: „Empfängnis“, doch auf die Chromosomen bezogen „zeugen“ Mann und Frau genau gleich stark (aber das wäre ja Wissenschaft).

Hidschab und Burka sind textile Keuschheitsgürtel, doch am besten bleibt die Frau im Islam ganz ins Haus gesperrt, damit kein Unbefugter Vater eines Kindes des patriarchal empfindenden und entsprechend handelnden Stammes ist.

Imam al-Ghazali nennt den naturgemäß richtigen Aufenthalt für die Ehefrau:[9]

Gegenwärtig ist es einer ehrbaren Frau erlaubt, mit Einwilligung ihres Mannes auszugehen, sicherer aber ist es, wenn sie zuhause bleibt. Auch soll sie nicht ohne wichtigen Grund ausgehen (Nowadays, it is permissible for a chaste woman to go out with the permission of her husband; however, remaining [at home] is safer).

In seinem Buch der Ehe kann sich der große Gelehrte dabei auf den Propheten Mohammed berufen:

Der Hochgebenedeite sagte ferner: “Die Frau steht dann Gott am nächsten, wenn sie im Innern ihres Hauses weilt (A woman is nearest to the face of God when she is in the inner sanctum of her house).”

Ihrem irdischen Herrn und Ehemann schuldet die muslimische Frau schließlich Gehorsam, solange dabei die himmlischen Schariagesetze nicht verletzt werden:

Alles, was hierüber zu sagen ist, ist in dem Satz enthalten, dass die Heirat eine Art Sklaverei ist und dass die Frau die Sklavin des Mannes ist. Deshalb hat sie ihm unbedingt und unter allen Umständen zu gehorchen, in dem was er von ihr und in bezug auf sie selbst verlangt, vorausgesetzt, dass es nichts Sündhaftes ist (The authoritative statement in this context is that marriage constitutes a form of enslavement; thus she is his slave, and she should obey the husband absolutely in everything he demands of her provided such demands do not constitute an act of disobedience).

Soweit Imam al-Ghazali, der als bedeutendster mittelalterlicher Islamgelehrte gilt und der bis heute für Sunniten auf der ganzen Welt eine anerkannte Autorität ist. Im Oktober 2011 wollte die schariaverharmlosende Universität Osnabrück zu ihrer Ghazali-Tagung dem festlich gestimmten und politisch einflussreichen Publikum diese Zitate des echten Ghazali nicht zumuten, obwohl die Universitätsleitung und das dem Islamischen Hochschulstandort schmeichelnde Lokalblatt (Neue Osnabrücker Zeitung) darauf aufmerksam gemacht worden waren.[10] Anders als der verkitschte Dialog-Islam schafft der echte Islam also gerade keine Augenhöhe; bemerkenswert die geradezu inflationäre Begriffsverwendung beim angestrengt betriebenen volkspädagogischen Islamerklären.

Vielmehr ist der durch seine irdischen Stellvertreter (Kalifen) verwaltete Dīn (persönlich und gesellschaftlich praktizierter Islam) radikal anti-egalitär, er „differenziert“ im Diesseits und im Jenseits folgenreich nach sichtbar bewiesenem Glaubensgehorsam und echten oder vermeintlichen sündigen Taten, dabei auch auf Erden (politisch) jedes Mal die absolute Scheidung von Gut und Böse, das dem Tag der Auferstehung (yaum al-qiyāma) folgende Richten des Schöpfers an allen Menschen vorwegnehmend, das Einteilen in paradiestauglich oder höllisch verworfen.

Dieses künftige, absolute Bewerten Allahs widerspiegele sich als auf Erden im Ḥukm, im Gesetz (linguistisch: Allah wird al-Ḥakīm genannt, der Allwissende oder Allweise, auch der absolute Gesetzeskenner und Gesetzgeber)[11] in hunderttausend kleinen und kleinsten Bewertungen, die ein Muslim jeder Alltagssituation und jedem Gegenstand entgegenzubringen hat, diese Rechtsvorschriften, Ahkam (aḥkām), sind vorzunehmen anhand der – letztlich über den Verbleib in Himmelsgarten oder Feuergrube entscheidenden! – Kategorien von halal und haram. Der Aḥkām kennt fünf Stufen:[12]

• absolut verpflichtend

• lobenswert, empfohlen

• beliebig, neutral

• unerwünscht, missbilligt

• absolut verboten

etwas genauer:

• wāǧib bzw. farḍ (verpflichtend)

• mandūb bzw. mustaḥabb (empfohlen, das Tun werde irdisch gelobt und wird göttlich belohnt oder jedenfalls berücksichtigt werden, andererseits wird das Unterlassen nicht bestraft im Diesseits und im Jenseits), beispielsweise die zusätzliche Reise nach Mekka als so genannte Kleine Pilgerfahrt (al-ʿumra im Ggs. zum verpflichtenden Haddsch, Ḥaǧǧ, letztere nur zu einer bestimmten Zeit des Jahres stattfinden kann)[13]

• mubāḥ (neutral), beispielsweise auch zwei, drei oder vier Ehefrauen, solange der Mann alle gleich behandelt

• makrūḥ (missbilligt, zwar wird die Tat wird nicht bestraft, aber ihre Unterlassung ist sozial erwünscht, erfreut Allah und ist daher im Jenseits von Vorteil), beispielsweise Tabakrauchen oder zuviel Wasser bei den rituellen Waschungen verwenden: der Muslim unterlasse beides besser

• ḥarām (islamrechtlich sprich islamisch illegal, verboten)

Eine Sorte Mensch ist ohnehin eine Stufe herabzudrücken und zwar bereits muslimintern: die emotional und juristisch unbedingt herabzusetzende Spezies der Frauen, deren Aussage vor Gericht die Hälfte wert ist, die nach dem Koran nur halb so viel erben darf wie ein Mann, deren Körper mit einem Schleier zu bedecken ist und die das Haus des Mannes, jedenfalls ohne triftigen Grund, nicht ohne seine Erlaubnis verlassen darf.

Wie angerissen besteht gerade über den deutschen Sprachraum eine heiratspolitische Verflechtung zwischen der personell im Wesentlichen thnisch türkisch gebliebenen, allerdings in vielen Staaten (zu nennen sind die Niederlande)[14] tätigen Millî Görüş und der genuin arabischsprachigen, längst buchstäblich global und dabei nicht zuletzt in den USA aktiven Muslimbruderschaft – zwischen den Familien El-Zayat und Erbakan.

Der 1968 in Marburg geborene Ibrahim El-Zayat (Ibrahim Farouk El-Zayat), der bekanntlich abzustreiten pflegt, der Muslimbruderschaft anzugehören, bei der er vermutlich trotzdem ein höchstrangiges Mitglied ist, ist verheiratet mit Sabiha El-Zayat-Erbakan, das Paar hat drei Töchter. Sabiha ist Mehmet Sabri Erbakans Schwester. Mehmets Onkel war Necmettin Erbakan, der große Führer der radikal islamischen Millî-Görüş-Bewegung. Mehmet Sabri Erbakans Mutter, Amina Erbakan, eine zum Islam übergetretene deutsche Juristin, ist Erste Vorsitzende der DIF – Deutschsprachige Islamische Frauengesellschaft; seine Schwester Sabiha (El-Zayat-Erbakan) leitet das ZIF – Zentrum für Islamische Frauenforschung und Frauenförderung (Vorstandsmitglied im ZIF ist Rabeya Müller, Referentin auf Evangelischen Kirchentagen und, wie Lamya Kaddor, Mitherausgeberin des Schulbuchs für den Islamischen Religionsunterricht: Saphir 5/6; Lamya Kaddor: „Die Aufklärung ist für den Islam nicht übertragbar“).[15]

Kein DITIB-Frauenkreis oder VIKZ-Imam sagt, DIF oder ZIF oder Millî-Görüş oder Muslimbruderschaft hätten den Islam falsch verstanden. Man duldet, respektiert und unterstützt sich.

Der 2013 nahezu abgeschlossene Marsch der Parteigänger von Millî Görüş und zusätzlich von Prediger Fethullah Gülen durch die Institutionen der Türkei tut sicherlich ein Übriges dazu, dass sich selbst DITIB oder VIKZ von IGMG oder IGD nicht distanziert – und die IGD, die Islamische Gemeinschaft in Deutschland, darf uns als der deutsche Zweig der Muslim Brotherhood gelten.

Wenn wir IGD oder die offensichtliche Kooperation zwischen IGD (ZMD / Tariq Ramadan / Mustafa Cerić) und IGMG jetzt Islamismus nennen würden, müssten wir konsequenterweise nicht von den im Aufbau befindlichen universitären „Islamischen Studien“, sondern von „islamistischen Studien“ reden und dürften nicht von „Einführung des Islamischen Religionsunterrichts“ sprechen, sondern von „Einführung des islamistischen Religionsunterrichts“ – das tun wir allerdings gar nicht und das sollten wir auch nicht. IGD und IGMG sind Islam, organisierbare Religion – und ein Islam ohne Scharia und Fiqh ist, man mag das bedauern, zurzeit weltweit nicht organisierbar.

El-Zayat wurde am 19. März 2004 auf der dem Cheftheologen der Muslimbrüder, Scheich Yusuf al-Qaradawi zuzurechnenden Webseite „www.islam-online.net“ als Vertreter der (radikal-islamischen) ägyptischen Muslimbrüder in Deutschland bezeichnet.

Im Februar 2002 wurde Ibrahim El-Zayat Präsident der IGD, der deutschen Muslimbrüder also, 2006 bestätigte man ihn für weitere vier Jahre im Amt. Stets hat El-Zayat eine Mitgliedschaft in der Muslimbruderschaft bestritten, andererseits nannte er sie „die wichtigste islamische Reformbewegung im 20. Jahrhundert“, die „für die Befreiung der Frau, für die Lösung sozialer Probleme“ aktiv sei sowie „eine an Raum und Zeit angepasste Interpretation des Korans“ einfordere – das alles seien Ziele, die er unterstütze. Als Generalbevollmächtigter der Europäischen Moscheebau- und Unterstützungsgemeinschaft (EMUG) verwaltet El-Zayat die ungefähr 300 deutschen Millî-Görüş-Moscheen. Auch in den Niederlanden ist die Görüş stark, und ein Deutscher ist dort Sekretär der Stiftung für Moscheebau (Nederlandse Moskeeenbouw – en Ondersteunings Gemeenschap), die den Grundbesitz der niederländischen Milli Görüs verwaltet – Ibrahim El-Zayat. Eine gewisse, hierarchisch eher sehr hohe Schicht der Ikhwan pflegt offensichtlich abzustreiten, Muslimbruder zu sein (der Höchste Führer ist stets namentlich bekannt) – bedarfsweise mit Anzeigen gegen Spitzenpolitiker. Fast kann man sagen, Allah führe Klage vor Gericht oder zwinge die Presse zu Gegendarstellungen:

Im April 2005 verklagte El-Zayat die CDU-Bundestagsabgeordnete Dr. Kristina Schröder damals Dr. Kristina Köhler, heute Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, da sie ihn im Kontext einer Vortragseinladung als „Funktionär der Muslimbruderschaft“ bezeichnete. Die Klage wurde vom Landgericht München I und im Dezember 2005 vom Oberlandesgericht München zurückgewiesen, weil diese Formulierung als Meinungsäußerung zulässig sei.

Im Februar 2007 wussten ARD sowie DIE WELT, dass der in Kairo lebende damalige Oberste Führer der radikalislamischen Muslimbruderschaft, Mohammed Mahdi Akef, im Interview niemand anderen als Ibrahim El-Zayat als „Chef der Muslimbrüder in Deutschland“ bezeichnete. Auch die Homepage der Muslimbrüder führte ihn als Mitglied. Ibrahim El-Zayat ließ beiden Meldungen seine Gegendarstellungen folgen. Ein ägyptisches Militärgericht klagte ihn im März 2007 zusammen mit 39 Funktionären der Muslimbruderschaft aufgrund von „Nutzung terroristischer Methoden zur Durchsetzung ihrer Ziele“ an.

A Allahs geklärte Personalfrage: die drei Hauptpersonen

A1 Kursgeber im Sinne von OIC und Muslimbruderschaft: Nadeem Elyas. Die Islamische Charta, ZMD am 03.02.2002

Die am 03.02.2002 verabschiedete Islamische Charta: Grundsatzerklärung des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD) zur Beziehung der Muslime zum Staat und zur Gesellschaft[16] stammt aus der Feder von Nadeem Elyas, der zeitweilig als Generalsekretär der Union Muslimischer Studenten-Organisationen in Europa (UMSO) sowie als Sprecher des Islamischen Zentrums Aachen (IZA) tätig war und der vor allem, bis 2006, als Amtsvorgänger von Ayyub Axel Köhler bedeutsam ist, des Vorsitzenden des Zentralrats. Köhlers Nachfolger ist, seit 2010 und bis heute, Aiman Mazyek.

Der wörtlich verstandene Koran wird die universellen Menschenrechte beseitigen und durch ein totalitäres, „die Seele (vielleicht) rettendes“ Gesellschaftssystem ersetzen. Die Islamische Charta hat den Koran nicht falsch verstanden, sondern verwendet Allahs Wort zur Transformation der Gesellschaft. Über Rechtsverdopplung bzw. Sonderrecht (Rechtsspaltung) und Abschottung (Separatismus) ist die Gottesherrschaft aufzubauen.

Wagen wir sarkastische Zwischenrufe, der Präsident gönnt sich ein Vorwort:

Der Islam ist keine neue Erscheinung in Deutschland,

Wer gegen den Islam ist, hat kein Geschichtsbewusstsein.

vor allem ist er keine vorübergehende Erscheinung.

Ihr Deutschen werdet uns Muslimbrüder nicht mehr los.

Mehr als 3,2 Millionen Muslime leben in Deutschland; …

… und diese „Muslime“ brauchen eine politische Führung und das sind wir. Man könnte nämlich darüber hinweglesen, was der Staat mit dieser Charta aber schließlich zur Kenntnis nehmen soll, dass es zwei Sorten Mensch gibt, die Nichtmuslimbürger und die Muslimbürger. Letztere unterliegen angeblich der ewigen Schariapflicht – das wird so noch nicht offen gesagt, aber darauf laufen, leider und demokratiegefährdend, universitäre Imamausbildung und Deutsche Islamkonferenz hinaus.

Ohne ihre kulturellen Wurzeln würden sich die Islambürger an den Rand gedrängt (marginalisated) und entfremdet (alienated) fühlen, so klingt es an und soll bei den jetzt als „Nichtmuslime“ definierten Angehörigen der Mehrheitsbevölkerung Schuldgefühle erwecken (in Teilen von Berlin-Neukölln oder Duisburg-Marxloh haben sich die Mehrheitsverhältnisse ebenso längst umgekehrt wie in Teilen von Marseille, London, Brüssel oder Malmö). Das aber ist aus menschenrechtsuniversalistischer Sicht schlichter Unsinn, denn nach der AEMR gibt es gar keine Menschensorten, sondern nur Menschen (und insofern auch keine kippenden Mehrheiten, selbstsicher eingefordert von der Schariabewegung und mit erregter Panik beschworen bei den Freunden des legendären „westlichen Kulturkreises“ bzw. des Abendlands).

Doch auch für angeblich politisch links stehende Kulturrelativisten ist das einheitliche Recht für alle anscheinend ein Auslaufmodell oder sogar schon von gestern. Der vor fünf Jahren (2008) vom Schweizer Professor Christian Giordano geforderte, die Scharia integrierende Rechtspluralismus („Die kulturelle Distanz ist zu groß. Und so sehr sich diese Migranten auch assimilieren, es bleibt immer eine Differenz bestehen. Auch zu unserem Rechtssystem“) verlange von der „Mehrheitsgesellschaft“ oder „Gesamtgesellschaft“ die Anerkennung des himmlischen Gesetzes (Scharia) – Europa brauche endlich die Rechtsspaltung. Farhad Afshar, der Präsident der Koordination Islamischer Organisationen Schweiz (KIOS) stimmte dem Anthropologen zu: „Die staatliche Ordnung bricht also nicht zusammen, wenn unterschiedliche Rechtssysteme parallel bestehen.“ Darum geht es jetzt, in Nordamerika, Australien oder Europa und überall auf der Welt: um die Legalisierung korankompatibler Paragraphen – und wer an Gleichheitsfeminismus interessiert ist wie Deutschlands Frauenrechtsverband Nummer Eins Terre des Femmes es sein sollte: jetzt geht um die Abwehr eines zwar die Seele vor dem Feuer der Hölle bewahrenden, aber im Diesseits die Frau zwangsläufig ungleich behandelnden und zwar (Heraufstufen wäre auch eine Diskriminierung) herabstufenden Rechtssystems.

Weiter mit der Charta des ZMD:

… viele von ihnen schon in der dritten und vierten Generation. Die meisten Muslime identifizieren sich mit der deutschen Gesellschaft und werden für immer in Deutschland bleiben.

Manche von uns leben aus religiösen Gründen abgeschottet, gegenkulturell.

Wenn die deutsche Mehrheit die Muslime nicht islamisch fühlen und leben lässt, nicht nach der Scharia leben lässt, werden sie sich nicht mit der Bundesrepublik „identifizieren“ können. Wer gegen die Scharia argumentiert, ist Schuld am Misslingen der Identifikation mit der BRD – am Scheitern der Integration.

Nicht nur für die 500.000 Muslime, die einen deutschen Pass tragen, ist Deutschland Heimat geworden.

Beheimatung als das der Scharia unterworfene Territorium. Ohne Schariapraxis keine muslimische deutsche Heimatliebe.

Zunächst gelte Allahs Gesetz in unseren Familien und Straßenzügen, dann kommen die Hochschulstandorte für Theologie und die Staatsverträge und später wird inschallah der Islam Staat.

Alle Muslime fühlen sich nicht als Gäste in einem “Gastland”, sondern als Bürgerinnen und Bürger Deutschlands.

Nicht den universellen Menschenrechten verpflichtet „fühlen“ (ZMD) sie sich, die Muslimbürger – und zwar alle –, sondern als Allahs ergebener Besitz einer etwas ungastlichen und leider ungläubigen Obrigkeit.

Was der deutsche Muslim fühlen darf, definiert der ZMD. Wer anders fühlt, ist kein richtiger Muslim.

Sich in erster Linie als Staatsbürger oder jedenfalls Bürger zu fühlen, darf die Bundesrepublik den zur Einhaltung der Scharia Bestimmten nicht abverlangen. Erst Scharia, dann Grundgesetz – das zu spüren und im Alltag zu leben muss dem Kind eines muslimischen Vaters möglich sein, so verstehen wir das Grundgesetz.

Als große Minderheit in diesem Land haben die Muslime die Pflicht, sich in diese Gesellschaft zu integrieren, sich zu öffnen und über ihre Glaubensbekenntnisse und -praxis mit der Gesellschaft in Dialog zu treten.

Muslime sind berechtigt, die Scharia ungehindert zu bewerben. Die zeitlosen und kohärenten (ewigen und unteilbaren) grundrechtswidrigen Verhaltensvorgaben (ZMD: „Glaubenspraxis“) der Scharia stehen dabei nicht zur Diskussion.[17] Der Islam braucht sich nicht zu verändern, Deutschland muss sich verändern. Statt AEMR, bittesehr, ganz viel Dialog.

Wir sollten rasch Islamische Schiedsstellen und, etwas später, Scharia-Gerichte aufbauen; alle Lebensfragen stellen unsere Muftis oder Gelehrten seit Längerem als Fatwa ins Netz.

Die Mehrheitsgesellschaft hat Anrecht darauf zu erfahren, wie die Muslime zu den Fundamenten dieses Rechtsstaates, zu seinem Grundgesetz, zu Demokratie, Pluralismus und Menschenrechten stehen.

Der Nichtmuslim hat einen Anspruch darauf, zu erfahren, dass die Kluft zwischen Menschenrechten gemäß OIC (1990) und Menschenrechten nach der AEMR (1948) nur per Rechtsspaltung und „Dialog“ überbrückt werden kann. Mit seiner Forderung „opening the way for the Muslim law“ hat euch der muslimbrudernahe Scheich und bosnische Großmufti, Mustafa Cerić, schließlich schon ermuntert, dass ihr Allahs Befehl in euren Begriff von „Demokratie, Pluralismus und Menschenrechten“ (ZMD) integrieren dürft.

Die Muslime dürfen den Kontakt zu ihren kulturellen und spirituellen Wurzeln nicht verlieren und zu diesem Zwecke aus der ernst genommenen AEMR aussteigen. Und Deutschland ist berechtigt, dieses hiermit „zu erfahren“ (ZMD).

Obwohl die Muslime diese Themen des Öfteren behandelten, blieben sie der Mehrheitsgesellschaft eine umfassende, klar formulierte und verbindliche Antwort schuldig.

Was jetzt der Zentralrat ab sofort sagt, ist die Definition für das, was muslimisch ist und was nicht. In der BRD braucht ein anderer organisierter Islam als derjenige der Muslimbrüder bzw. des ZMD keinen Raum zu haben, mit Millî Görüş und Deobandi regeln wir den Rest vollendet klassisch-islamisch – ohne Öffentlichkeit, hinter den Kulissen, in einer Schura.

Die innermuslimische Machtergreifung.

Sarkastisch weiter. Ihr Ungläubigen hattet keine Ahnung von der Herrschaft Allahs:

Dieses Defizit wurde nicht zuletzt durch die Debatte nach dem 11. September deutlich.

Insofern war Nine Eleven ein nützliches Ereignis, damit der nichtislamische Teil der koranisch halbierten Welt endlich lernen kann, was gute Debattenkultur und was Islam ist.

Durch diese Islamische Charta, die der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) in seiner Vertreterversammlung am 3. Februar 2002 einstimmig verabschiedete, möchte er seine klare Position zu diesen Grundgedanken artikulieren und einen Beitrag zur Versachlichung der gesellschaftlich-politischen Debatte leisten.

Wer das Islamische Recht unmenschlich, beispielsweise als frauenfeindlich bezeichnet, verweigert seinen „Beitrag zur Versachlichung der gesellschaftlich-politischen Debatte“ und ist ein Gemeinschaftsschädling, der aufhetzt und desinformiert. Wir dressieren eure Politiker und Behördenvertreter dahingehend, dass sie bei jeder sichtbar werdenden Verfassungswidrigkeit des orthodoxen (frauenfeindlichen und revolutionären) Islam beschwören, dass zwischen Islam und Islamismus unbedingt differenziert werden muss.

Dr. Nadeem Elyas, Vorsitzender, Berlin, 20.02.2002

***

Hier endet das Vorwort und Nadeem Elyas ist weder zu Sayyid Qutb noch zu Yusuf al-Qaradawi auf Distanz gegangen. Es wird feierlich:

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Islamische Charta

Keine Staatsgründung ohne Urkunde. Deutschland jedenfalls das muslimische Deutschland werde ein Abbild der einzig sittlich zu nennenden Lebensweise, des vom Himmel gewollten Musterstaates – Medina (622-855 n. Chr).

Grundsatzerklärung des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD) zur Beziehung der Muslime zum Staat und zur Gesellschaft.

Für jede Muslima und jeden Muslim übernehmen wir vom muslimbrudernahen Zentralrat das politische Denken und Reden. Islam ist deine gottesfürchtige („freiwillige“) Einfügung in die Gemeinschaft der Gehorsamen und deine Dienerschaft (ʿubudïya vgl. ‚Abdallah) allein für den Schöpfer, deine Knechtschaft (servanthood, submission) Allah gegenüber. Wer uns widerspricht, gefährdet das friedliche Zusammenleben, denn:

1. Der Islam ist die Religion des Friedens

“Islam” bedeutet gleichzeitig Friede und Hingabe. Der Islam sieht sich als Religion, in welcher der Mensch seinen Frieden mit sich und der Welt durch freiwillige Hingabe an Gott findet. Im historischen Sinne ist der Islam neben Judentum und Christentum eine der drei im Nahen Osten entstandenen monotheistischen Weltreligionen und hat als Fortsetzung der göttlichen Offenbarungsreihe mit diesen viel gemein.

Deutschland ganz ohne Islam wäre reinste Dschahiliyya (Ǧāhilīya), Finsternis und Barbarei. Die islamische Transformation der BRD verwirklicht Allahs Heilsplan und blockiert den Teufel bei seinem verderblichen Tun.

Der Folgsame wird gerettet und der Widerspenstige spätestens im Jenseits brutal gestraft:

2. Wir glauben an den barmherzigen Gott

Die Muslime glauben an Gott, den sie wie arabische Christen “Allah” nennen. Er, der Gott Abrahams und aller Propheten, der Eine und Einzige, außerhalb von Zeit und Raum aus Sich Selbst existierende, über jede Definition erhabene, transzendente und immanente, gerechte und barmherzige Gott hat in Seiner Allmacht die Welt erschaffen und wird sie bis zum Jüngsten Tag, dem Tag des Gerichts, erhalten.

3. Der Koran ist die verbale Offenbarung Gottes

Das ist ab Sommer 2012 in Nordrhein-Westfalen versetzungsrelevanter schulischer Lehrstoff Schulstoff und an mehreren Universitäten Wissenschaft jedenfalls religionsbezogene Wissenschaft.

Die Muslime glauben, dass sich Gott über Propheten wiederholt geoffenbart hat, zuletzt im 7. Jahrhundert westlicher Zeitrechnung gegenüber Muhammad, dem “Siegel der Propheten”. Diese Offenbarung findet sich als unverfälschtes Wort Gottes im Koran (Qur´an), welcher von Muhammad erläutert wurde. Seine Aussagen und Verhaltensweisen sind in der so genannten Sunna überliefert. Beide zusammen bilden die Grundlage des islamischen Glaubens, des islamischen Rechts und der islamischen Lebensweise.

Herrschaftsbefugnis Allahs und menschliche Pflicht zur Knechtschaft, Ḥakimīya wa ʿUbudīya. Glauben heißt gehorchen. Wir haben das Recht, die ganze Scharia zu leben:

4. Wir glauben an die Propheten des Einen Gottes

Die Muslime verehren sämtliche Muhammad vorausgegangenen Propheten, darunter Moses und Jesus. Sie glauben, dass der Koran die ursprüngliche Wahrheit, den reinen Monotheismus nicht nur Abrahams, sondern aller Gesandten Gottes wiederhergestellt und bestätigt hat.

5. Der Mensch muss am Jüngsten Tag Rechenschaft ablegen

Die Muslime glauben, dass der Mensch, soweit er freien Willen besitzt, für sein Verhalten allein verantwortlich ist und dafür am Jüngsten Tag Rechenschaft ablegen muss.

Juden und Christen verfehlen die wahre Religion und missbrauchen jedenfalls missverstehen die Propheten bzw. die Propheten und den Jesus von Nazareth. Der Islam ist zur Führung über Juden und Christen berufen, jeder Muslim darf auf einen Juden oder Christen herabsehen.

Du hast die Freiheit, dich zum Schariagehorsam zu entscheiden. Wenn du dich gegen die in Koran und Hadith genannten Pflichten entscheidest oder gar den Islam verlässt, wirst du dafür am Tag der Auferstehung bestraft werden.

Wer die irdische Gleichberechtigung von Mann und Frau fordert, hat am Tag der Auferstehung nichts Gutes zu erwarten. Die Frau ohne Hidschab (Schleier; „Kopftuch“) muss im ewig im Feuer brennen, und selbst Imam al-Ghazali bestätigt, dass die Frau ohne Einwilligung ihres Ehemannes das Haus nicht verlassen darf, Band 12 der Wiederbelebung des Glaubens, Iḥyā ʿulūm ad-dīn, das Buch der Ehe, Kitāb ādābi n-nikāh, stellt fest: Der Hochgebenedeite sagte ferner: „Die Frau steht dann Gott am nächsten, wenn sie im Innern ihres Hauses weilt. A woman is nearest to the face of God when she is in the inner sanctum of her house.“

Im Islam ist der öffentliche Raum gleichbedeutend mit dem männlichen Raum, ungezügeltes Umherstreifen der Frau ist ein Angriff auf die Schöpfungsordnung. Wenn in diesen Monaten Frauen ohne männliche Begleitung auf dem Kairoer Tahrir-Platz angegriffen und missbraucht oder vergewaltigt werden, dann ist das eine Folge der Islamisierung Ägyptens nach der Maßgabe von Imam al-Ghazali – anders gesagt: nach Maßgabe der Scharia.

6. Der Muslim und die Muslima haben die gleiche Lebensaufgabe

Mann und Frau im Islam dienen dem Schöpfer – und die Frau dient dem Ehemann. Imam al-Ghazali im Buch der Ehe: Alles, was hierüber zu sagen ist, ist in dem Satz enthalten, dass die Heirat ein Art Sklaverei ist und dass die Frau die Sklavin des Mannes ist. Deshalb hat sie ihm unbedingt und unter allen Umständen zu gehorchen, in dem was er von ihr und in Bezug auf sie selbst verlangt, vorausgesetzt, dass es nichts Sündhaftes ist. The authoritative statement in this context is that marriage constitutes a form of enslavement; thus she is his slave, and she should obey the husband absolutely in everything he demands of her provided such demands do not constitute an act of disobedience.

Mann und Frau suchen die ewige Heimkehr zu Allah und sind, um das Höllenfeuer zu vermeiden, auf Erden eben gerade nicht gleichberechtigt, aber halten das vom Schöpfer gewollte Schariagesetz willig ein:

Der Muslim und die Muslima sehen es als ihre Lebensaufgabe, Gott zu erkennen, Ihm zu dienen und Seinen Geboten zu folgen. Dies dient auch der Erlangung von Gleichheit, Freiheit, Gerechtigkeit, Geschwisterlichkeit und Wohlstand.

Vor allem dient das dazu, die Gottheit zufriedenzustellen, seeking the pleasure of Allah, um den eigenen Platz im Paradies nicht zu verspielen. Im Islam ist es gerecht, wenn die Schwester einen Teil erbt und ihr Bruder zwei Teile, wenn er und sie gleich viel erben würden, wäre das ungerecht. Der Ex-Muslim erbt gar nichts. Anders verteilter Besitz bzw. anders erworbener Wohlstand wäre religiös verboten (haram).

Nebenbei: Alles, was wir heute unter Islamische Finanzanlagen (Islamic Banking) verstehen, gründet sich auf Allahs in Koran und Sunna nachzulesendem Befehl zur Aufteilung von Kriegsbeute (anfāl), zum islamisch gerechten (frauendiskriminierenden) Vererben sowie zu der von den eine Art Sklavenstatus innehabenden Buchbesitzern (Juden und Christen) einzutreibenden Dschizya. Wer islamisch investiert oder auf andere Weise schariakonforme Finanzprodukte begünstigt oder duldet, subventioniert die Abkehr von einem säkularen (freien, rechtsstaatlichen) Wirtschaften sowie die Abkehr von den universellen Menschenrechten – und baut mit am globalen Kalifat.

Zurück zur Charta:

7. Die fünf Säulen des Islam

Hauptpflichten der Muslime sind die fünf Säulen des Islam: das Glaubensbekenntnis, das täglich fünfmalige Gebet, das Fasten im Monat Ramadan, die Pflichtabgabe (zakat) und die Pilgerfahrt nach Mekka.

Da fragt man sich, wenn es Hauptpflichten gibt: Wo bitte sind die Nebenpflichten? Zu den Nebenpflichten gehören die Durchsetzung des Kopftuchs im Arbeitsleben und Schulbetrieb, Nebenpflicht ist, wie wir jetzt sehen werden, der Auftrag zur totalen Hisba (ḥisba), das Islamisieren von Straßenzug und Wohnviertel:

8. Daher ist der Islam Glaube, Ethik, soziale Ordnung und Lebensweise zugleich

Den deutschen Muslimen sei ein nichtislamisches Sozialsystem und Verhalten nicht zuzumuten, legt uns die Charta hier nahe. Wer die Scharia ernst nimmt, hat sich spirituell („Glaube“) und moralisch („Ethik“) von den Nichtmuslimen abzugrenzen. Lediglich einem Allah nicht verpflichteten Gemeinwesen anzugehören, einer nichtislamischen Lebensform, gefährdet das Seelenheil und kann von einem Koranfreund nur durch die Zugehörigkeit zu einer muslimbrudernahen islamischen Vereinigung („soziale Ordnung“) kompensiert werden. Der wirklich gottesfürchtige Muslim hat sich in seinem alltäglichen Handeln („Lebensweise“), also eigentlich bereits in seiner Kleidung, von den sittlich minderwertigen Nichtmuslimen zu unterscheiden – das sagt Nadeem Elyas so nicht, und diesen Kulturrassismus der Dhimma oder Dhimmitude verschweigen 2013 auch ZMD und KRM, um den bekennenden Islamischen Religionsunterricht und die Staatsverträge mit den Bundesländern nicht zu gefährden. Aber das ist Fakt: die Tochter eines Muslim darf mit einem Nichtmuslim keinen Sex haben und heiraten darf sie einen nicht zum Islam Konvertierten sowieso nicht. Das Herabsehen auf die ekligen Unreinen darf uns an das indische Kastensystem erinnern – und eine Scharia ohne irdische Dhimma gibt es nie und einen organisierbaren Islam ohne Scharia noch nicht.

Der Islam ist weder eine weltverneinende noch eine rein diesseits-bezogene Lehre, sondern ein Mittelweg zwischen beidem. Als auf Gott ausgerichtet ist der Muslim und die Muslima zwar theozentrisch; doch gesucht wird das Beste beider Welten. Daher ist der Islam Glaube, Ethik, soziale Ordnung und Lebensweise zugleich. Wo auch immer, sind Muslime dazu aufgerufen, im täglichen Leben aktiv dem Gemeinwohl zu dienen und mit Glaubensbrüdern und -schwestern in aller Welt solidarisch zu sein.

Die gerade beschworene muslimische Solidarität geht, wie wir an Heiratsverbot und Erbrecht gesehen haben, auf Kosten der Nichtmuslime – und geht stets mit einer Herabstufung der Frau einher. Die männlichen Muslime sind sich also gemeinsam (solidarisch) darin einig, ihre Schwestern, Ehefrauen oder Töchter finanziell und rechtlich (in diesen Jahren zunächst über eine schariaverträgliche Mediation bzw. andere Form der Streitschlichtung, dispute resolution[18] sowie im islamisierten Familienrecht, später im Erbrecht usw.) schlechter zu stellen. Mit den ex-muslimischen oder über ihr Elternhaus sozialisierten Schariaverweigerern ist eher keine Solidargemeinschaft zu bilden, es sei denn, man hält den Vertrag von Medina für interreligiöse Solidarität – was gar kein Scherz ist, denn Medina muss erneuert werden. Die Abwehr des Teufels und die Rettung der Seele kann nur durch die wiederhergestellte prophetengemäße (medinensische) Staatlichkeit, durch die Aufrichtung der Herrschaft Allahs gelingen (Hakimiyyat Allah; letztlich: Kalifat).

Scharia, Din und Fiqh. Vertragmachen im Sinne der Islamexpansion.

Die von der menschlichen Vernunft nicht zu ergründende Scharia ist überall, auch die Verräter oder Polytheisten unterliegen ihr – und werden für ihre unrechte (ḥarām) Lebensweise bestraft werden. Um möglichst viele Menschen zu retten, will Allah die verwirklichte Schariatisierung des Alltagshandelns und des Territoriums, politisch heißt das: die Islamisierung; letztlich, weil der Schöpfer umfassend (global) denkt, weltweit. Korangemäß politreligiös wie, heute in den USA und Europa, trickreich rhetorisch geht es um die Durchsetzung beispielsweise des islamisch verstandenen Begriffs vom Gemeinwohl (maṣlaḥa), deren Vorfeldarbeit von schariarechtlicher Werbestrategie nach außen und ansteigendem Tugendappell nach innen als Wohlfahrtsförderung oder islamische Verbesserung (istiṣlāḥ) bekannt ist. Maslaha bzw. Istislah dienen der Abwehr der göttlichen Strafe im Diesseits und im Jenseits, der Heilssicherung. Etymologisch und theologisch gehören maṣlaḥa bzw. istiṣlāḥ zu ṣulḥ, Verträglichkeit, Versöhnlichkeit und Vertragsgestaltung, theologisch gemeint ist bei jedem islamischen Aussöhnen oder Vertragmachen allerdings die Heilssicherung nach Koran und Sunna, säkular gesprochen also ein weiterer Schritt in Richtung eines totalitären politischen Systems.

Man vergleiche hierbei das konzeptionelle Islamisierungsvehikel der Muslimbrüder (und ihres engsten Umfelds wie Tariq Ramadan und Mustafa Cerić), Nordamerika und Europa nicht mehr als Dar al-Harb (dāru l-ḥarb) anzusehen, sondern als Haus des Vertrags: Dār aṣ-Ṣulḥ (territory of peace, auch Dār al-ʿAhd, Haus des Vertrags; man erinnere sich an den zur Hudna-Logik, zum einstweiligen Waffenstillstand beim Ziel des baldmöglichen Weiterkämpfens gehörenden Vertrag von al-Hudaibiyya, bei Tariq Ramadan erwähnt in Western Muslims and the Future of Islam, auf Seite 63; der Vertrag von al-Hudaibiyya beinhaltete einen Nichtangriffspakt mit den Quraisch, weshalb Mohammed 628 die Juden von Chaibar ungestört angreifen konnte). Islam ist kein Gerede, sondern Tat; die von Allah geschaffene Scharia hat das Soziale deines Wirkungskreises und dein gesamtes Handeln auszufüllen und zu prägen. Die so entstandene islamgemäße Gesellschaft oder Schariagesellschaft, die sexualpolitisch, pädagogisch und ökonomisch verwirklichte „Islamische Normativität“ (Baber Johansen, aufgegriffen von Reinhard Schulze) ist der endlich realisierte dīn des Koran. Den Din nennt der islamische Schöpfer selbst in seiner Rede an die Menschen und Dschinnen, in Sure 5:3 sagt Allah: Heute habe ich euch eure Religion vervollständigt (so dass nichts mehr daran fehlt) und meine Gnade an euch vollendet, und ich bin damit zufrieden, dass ihr den Islam als Religion habt, und in 61:9: Er ist es, der seinen Gesandten mit der Rechtleitung und der wahren Religion geschickt hat, um ihr (d. h. der wahren Religion (des Islam)) zum Sieg zu verhelfen über alles, was es (sonst) an Religion gibt – auch wenn es den Heiden zuwider ist (übersetzt Rudi Paret).

Noch einmal: Islam ist Praxis, Schariapraxis. Die in hoffentlich auch deinen Taten sichtbar werdende, gottgeschaffene und ewige Gesetzlichkeit und Pflichtenlehre (Scharia) ist der einzige für dich ins Paradies führende Pfad. Mit dem Fiqh versucht der islamjuristisch elitär ausgebildete Mensch, der Scharia gerecht zu werden, also Staatsverfassungen und Paragraphen zu schaffen, die Allah nicht erzürnen, sondern erfreuen. Der Fiqh ist also die Islamisierung des menschlichen (etwa auch des europäischen oder deutschen) Rechts.

Der Fiqh ist, wie wir jetzt in Kairo oder Tunis sehen, immer dynamisch und auf die Totalität der Scharia gerichtet und damit, sei der aktuelle Fiqh noch so schleichend konzipiert, Islamische Revolution. Nach 855 gab es keine makellose Staatlichkeit mehr, weshalb seitdem und auch heute der von Mohammed geschaffene und vom Himmel gewollte Medinastaat zu erneuern ist. Islamische Revolution ist also kein „Islamismus“, den es außerhalb von Islambeschwichtigung und Volkspädagogik gar nicht gibt, sondern sunnagetreu wiederholte „medinensische“ Aufbauleistung, authentischer Islam.

Zurück zur Charta des ZMD

Der Nichtmuslim hat sein Menschsein verfehlt, nur ein islamisches (schariatreues) Leben ist gelingendes Leben. Mehrfach diskriminierend abgestuftes „Gemeinwohl“ braucht islamkonformes Wirtschaften. Die Lebensweise von Hidschab und Höllenfurcht benötigt von allem islamisch Ungesetzlichen (ḥarām) gereinigtes Geld:

9. Dem Islam geht es nicht um Abschaffung von Reichtum

Das ist richtig, schon Allahs Liebling, der kaufmännisch ausgebildete und berufserfahrene Mohammed, musste seine medinensische Islamrepublik finanzieren und die heutigen engsten Freunde der Muftis und Scheiche müssen global zur wahren Religion rufen und den Gazastreifen, Ägypten und Tunesien in Kalifate verwandeln, was Geld kostet. Auch der korangemäß drangsalierte und verarmende Dhimmi darf seine Dschizya nicht behalten, das wäre gegen die Religion (dīn, islām).

Dem Islam geht es nicht um Abschaffung von Reichtum, sondern um Beseitigung von Armut. Er schützt das der Gemeinschaft und auch der Umwelt verpflichtete Privateigentum und fördert unternehmerische Initiative und Verantwortung.

Im Islam ist Besitz ist nicht irgendeiner irdisch-säkular verstandenen „Gemeinschaft“ verpflichtet, sondern dem göttlichen Befehl und im Sinne der Erlangung des Wohlgefallens Allahs irdisch einzusetzen. „Verantwortung“ beweist, wer die himmlische Scharia lebt und juristisch durchsetzt.[19] Auch „Umwelt“ ist islamisch zu lesen und nach den Kriterien von halal und haram zu bewerten mit dem Ziel der zeitlichen Annäherung (taqarrub) und ewigen Nähe zum Schöpfer. So und nicht anders muss man diese von Nadeem Elyas verfertigte Charta auch hinsichtlich der gerade behandelten islamischen Wirtschaftspolitik lesen, eine Charta, von der sich der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) bis heute mit keiner Silbe distanziert.

10. Das Islamische Recht verpflichtet Muslime in der Diaspora

Das ist der Angriff auf den Rechtsstaat: der salafistische ZMD ruft nach der Rechtsspaltung! Zweitfrau bis Viertfrau, Wali mudschbir, Kindbraut, Frauenverstoßung (ṭalāq) sowie, überall im Berufsleben und Bildungsbereich, die durchgesetzten Burkas jedenfalls Schleier (ḥiǧāb, vgl. Chimar bzw. Dschilbab)[20] sind zeitnah zu legalisieren. Die Schulministerin des größten deutschen Bundeslandes, Sylvia Löhrmann (Bündnis90/Die Grünen), freut sich über den Islamischen Religionsunterricht per Beiratsmodell (klandestin „verabredet“ am 22.02.2011), selbstverständlich ohne die Schulen und die Bürger über das gegendemokratische Islamische Recht (Schariatheorie, Fiqhpraxis) zu informieren – und spricht dazu seelenruhig in der vom Verfassungsschutz beobachteten Bilal Moschee (07.12.2011 im Islamischen Zentrum Aachen, beim syrischen Zweig der global agierenden Muslim Brotherhood).[21]

Muslime dürfen sich in jedem beliebigen Land aufhalten, solange sie ihren religiösen Hauptpflichten nachkommen können.

Man spielt auf Zeit, die kohärente sowie unteilbare Scharia wird als spaltbar erklärt, es gebe Hauptsächliches und Nebensächlichkeiten. Vielleicht sollen die Nebenpflichten erst bei längerer Wohndauer eingefordert werden?

Wir Demokraten haben Glück, Allah und Herr Elyas sind großzügig und rufen zur Verfassungstreue:

Das islamische Recht verpflichtet Muslime in der Diaspora, sich grundsätzlich an die lokale Rechtsordnung zu halten. In diesem Sinne gelten Visumserteilung, Aufenthaltsgenehmigung und Einbürgerung als Verträge, die von der muslimischen Minderheit einzuhalten sind.

11. Muslime bejahen die vom Grundgesetz garantierte gewaltenteilige, rechtsstaatliche und demokratische Grundordnung.

Eine Variante der Minderheitenstatus eines erneuerten Dhimma-Schutzvertrags? Der ehemalige deutsche Botschafter und Scharia-Aktivist Murad Wilfried Hofmann sprach bereits von einer (wohl vorläufigen, nämlich bis sich die Mehrheitsverhältnisse kalifatstauglich umgekehrt haben)[22] umgekehrten Dhimmitüde („a Fiqh for Muslim Dhimmi (!)“.[23] Nur der Scharia und ihren Siyar-Gesetzen (Fremdenrecht fallweise Kriegsrecht; islamisches außenpolitisches Handeln) verdanke der deutsche Rechtsstaat, dass sich seine Muslimbürger an die geltenden menschengemachten Gesetze halten. Wohl kaum überhörbar schwingt die Drohung mit, dass die Muslime eigentlich jederzeit aus dem gemeinsamen Recht aussteigen können und dass kein Muslim auf Gesetze verpflichtet werden darf, deren Urheber nicht der Schöpfer ist (der menschengemachte Fiqh versucht Allahs Wollen gerecht zu werden und bildet insofern ja eine Ausnahme).

Ob deutsche Staatsbürger oder nicht, bejahen die im Zentralrat vertretenen Muslime daher die vom Grundgesetz garantierte gewaltenteilige, rechtsstaatliche und demokratische Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland, einschließlich des Parteienpluralismus, des aktiven und passiven Wahlrechts der Frau sowie der Religionsfreiheit. Daher akzeptieren sie auch das Recht, die Religion zu wechseln, eine andere oder gar keine Religion zu haben.

„Bejahen“ heißt nur: wir sehen, wie die Lage aussieht (nämlich gottlos). Und natürlich hast du das „Recht“, den Islam zu verlassen und andere dazu ermuntern, dasselbe zu tun; dafür wirst du allerdings in der Hölle brennen und in Staaten wie dem Iran oder Saudi-Arabien möglicherweise hingerichtet werden.

Der Koran untersagt jede Gewaltausübung und jeden Zwang in Angelegenheiten des Glaubens.

Das berüchtigte: Es gibt keinen Zwang in der Religion (Lā ikrāha fī d-dīn, 2:256). Was wir unsere Gelehrten als Notwehr kennen, nennt ihr den heiligen Krieg, aber die Reinigung der Erde vom Schmutz des Unglaubens ist eigentlich gar keine Gewalt, sondern Liebe.

Wenn man den Koranvers im Kontext liest, steht vorher Folgendes:

„Sein Thron umfasst die Himmel und die Erde, und es fällt Ihm nicht schwer, sie zu bewahren. Er ist der Erhabene, der Majestätische“, was das irdische Regime der Stellvertreter Allahs fordert, der Kalifen, und in welchem, unsichtbar, der Schöpfer König ist (auf dem Himmel und Erde überdachenden „Thron“ sitzt). Dem Götzen (Ṭāġūt pl. Ṭawāġīt) muss der Muslim abschwören und nach der Scharia greifen, jetzt die so häufig zitierte Stelle: „Es gibt keinen Zwang in der Religion. Der rechte Wandel unterscheidet sich nunmehr klar vom Irrweg. Wer also die Götzen (Ṭawāġīt, idols and evil powers, false gods) verleugnet (ihnen abschwört) und an Gott [Allah] glaubt, der hält sich an der festesten Handhabe, bei der es kein Reißen gibt. Und Gott [Allah] hört und weiß alles.“ Im anschließenden Koranvers ist von himmlischem Lohn und ewiger Verdammnis die Rede: 2:257 „Gott [Allah] ist der Beschützer [walī, the guardian, Vormund] derer, die glauben; Er führt sie aus der Finsternis ins Licht. Diejenigen, die nicht glauben, ihre Beschützer sind Taghut (Ṭāġūt, Götze); die sie aus dem Licht in die Finsternisse führen. Das sind die Gefährten des Feuers, sie werden darin ewig weilen.“

12. Wir zielen nicht auf Herstellung eines klerikalen “Gottesstaates” ab

Richtig, nicht wir „zielen“, Allah. Unsere ‚Ulama, Scheiche und Muftis sind in der Islamischen Gesellschaft nicht der Souverän, sondern der Schöpfer, al-Ḫāliq, ist König über seine Schöpfung, Ḫalq.

Insofern werde uns Muslimbrüdern und ihren Freunden die BRD zum Baugrund:

Vielmehr begrüßen wir das System der Bundesrepublik Deutschland, in dem Staat und Religion harmonisch aufeinander bezogen sind.

Beinahe so harmonisch wie in Saudi-Arabien. Um endlich mehr Harmonie und mehr Aufeinanderbezogensein zu erreichen, ist die Säkularisierung zurückzunehmen, und auch einige Forderungen eurer allgemeinen Menschenrechte werden wir zurückweisen müssen. Ohne Innen kein Außen, kein menschenrechtlicher Kern („Kernbestand“) ohne entbehrliche Umhüllung.

13. Es besteht kein Widerspruch zwischen der islamischen Lehre und dem Kernbestand der Menschenrechte

Richtig, Allah kennt (und duldet) keinen Widerspruch, was sich Ihm in den Weg stellt, ist dem Bereich des Teuflischen zuzurechnen.

Zwischen den im Koran verankerten, von Gott gewährten Individualrechten und dem Kernbestand der westlichen Menschenrechtserklärung besteht kein Widerspruch.

Höchster und letztlich einziger Gesetzgeber ist Allah. Unauffällig ist die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte (AEMR, 10.12.1948) in die geographische und spirituelle Zone des „Westens“ geschoben worden, der logisch notwendige „Osten, Orient“, der Islam, hat seine eigene Menschenrechtserklärung, die Kairoer Erklärung der Menschenrechte im Islam (OIC 1990), von der sich jeder der AEMR verpflichtete Frauenrechtsverband eigentlich hörbar distanzieren müsste, also auch Terre des Femmes.

Koran und Sunna rufen zum Einhalten der deutschen Gesetze ein, jedenfalls beinahe:

Der beabsichtigte Schutz des Individuums vor dem Missbrauch staatlicher Gewalt wird auch von uns unterstützt. Das Islamische Recht gebietet, Gleiches gleich zu behandeln, und erlaubt, Ungleiches ungleich zu behandeln. Das Gebot des islamischen Rechts, die jeweilige lokale Rechtsordnung anzuerkennen, schließt die Anerkennung des deutschen Ehe-, Erb- und Prozessrechts ein.

Das Wort Anerkennung meint vielleicht nur: Berücksichtigung beim allmählichen Beseitigen bzw. beim Ergänzen durch ein Islamisches Familienrecht, vgl. Mustafa Cerić:

f. Wege zu finden, wie muslimisches Recht für Personenstandsangelegenheiten, wie z.B. Familienrecht, anerkannt werden kann, (f) opening the way for Muslim law to be recognized in matters of personal status such as the Family Law[24]

Das zwielichtige Abendland gilt den Islamverbänden als:

14. Vom jüdisch-christlich-islamischen Erbe und der Aufklärung geprägt

Die europäische Kultur ist vom klassisch griechisch-römischen sowie jüdisch-christlich-islamischen Erbe und der Aufklärung geprägt.

Das perfekte Geschöpf Mohammed prägte das Morgenland ganz anders und vernichtete alles das vorislamische Heidentum (Dschahiliyya), die heute in Europa lebenden Muslime haben daher, schon um ihre kulturellen Wurzeln nicht zu verlieren, das Recht auf heiliges Anderssein und immer neue islamkonforme Paragraphen.

Nadeem Elyas bemerkte vor acht Jahren: „Wir leben hier im Kontext der Werte dieser Gesellschaft“ und „Wir können uns in Europa an die europäische Lebensweise anpassen … Wir sprechen allerdings nicht von einem europäischen Islam, sondern von einer europäischen Lebensweise der Muslime.“[25]

Die von euch Säkularen als Staatsvertrag verbuchte, von uns Muslimen als Muslimischer Gesellschaftsvertrag nach dem Vorbild von Medina (Ṣaḥīfat al-Madīna, Constitution of Medina, Charter of Medina) betrachtete muslimische Europanation wird sich bald ein einheitliches Herrschaftsgefüge aufbauen, Mustafa Cerić sagt zum rechtsparallelen Imamstaat oder Imamat: „a European Muslim imamate as a way of institutionalising Islam in Europe. … Muslims in Europe need a single Muslim authority … Europe is dāru-l-sulh, the house of social contract … A Muslim social contract in Europe“.

Koran und Sunna haben eure ewas fragwürdige europäische Kultur erst möglich gemacht:

Sie ist ganz wesentlich von der islamischen Philosophie und Zivilisation beeinflusst.

Das Denken von Aristoteles oder Platon konnte den scharfsichtigen Abu Hamid al-Ghazali († 1111) nicht irreführen. Ihre Renaissance hingegen verdankt Europa Allahs Ansprache an Mohammed und der einzig sittlich zu nennenden Zivilisation, dem Medinastaat (622-855).

Auch im heutigen Übergang von der Moderne zur Postmoderne wollen Muslime einen entscheidenden Beitrag zur Bewältigung von Krisen leisten. Dazu zählen u.a. die Bejahung des vom Koran anerkannten religiösen Pluralismus, die Ablehnung jeder Form von Rassismus und Chauvinismus sowie die gesunde Lebensweise einer Gemeinschaft, die jede Art von Süchtigkeit ablehnt.

Religiöser Pluralismus[26] (um bloße Spiritualität geht es dem Islam nie, gemeint ist Rechtspluralismus) oder religiöse Vielfalt ist die Chiffre der Islamradikalen für ihre Strategie der Islampraxis sprich Schariadurchsetzung. Die Rechtsspaltung, Christian Giordano nennt sie ganz offen den Rechtspluralismus,[27] beseitigt die Rechtseinheitlichkeit in der islamischen Diaspora zunächst über moscheenahe Erziehungs- und Eheberatung und über mehr oder weniger klandestine Mediationen bzw. Streitschlichtungen sowie dann unbedingt im Familienrecht (Malaysia, Indonesien, Indien, Ägypten, Griechenland usw.). Zeitgleich oder sogar noch eher wird die Islamische Kleidung in Arbeitsleben und Schule auf dem Klageweg durchgesetzt, hier natürlich vor allem das sexualpolitisch bedeutsamste Kleidungsstück: der Hidschab, der Schleier der Frau (in Deutschland war das ganz intensiv zu beobachten seit 1998 bzw. 2000 / 2001, Stichwort Fereshta Ludin). Indirekt wird beim Reden von religiöser Vielfalt eine andere Vielfalt, als die, die nach Koran und Sunna zulässig (halal) ist, selbstverständlich abgelehnt. Im durch die Muslimbrüder elegant gesteuerten „interkulturellen“ bzw. interreligiösen Dialog redet man auch oft von Koexistenz (co-existence) oder bemüht das Gleichnis von den Brückenbauern (bridge-builders).[28]

Sarkastisch weiter in der Perspektive eines Islamaktivisten: Muslimische Säkulare und nichtmuslimische Menschenrechtsuniversalisten verhindern, dass wir Gottesfürchtigen in selbstgewählter Abschottung in Deutschland Heimat finden (oder dass wir HEYMAT finden, wie Naika Foroutan genüsslich irritiert) und dass wir gegenmoderne familiäre Wagenburgen und schariakonform gegenkulturelle Islamverbände offiziell in die Republik integrieren können. Zudem drohen unsere schariapflichtigen Kinder zu euch hinaus in die säkulare Freiheit zu schlüpfen. Beides darf nicht sein:

15. Die Herausbildung einer eigenen muslimischen Identität in Europa ist notwendig

Schariagegner haben einen Mangel an Vernunft:

Der Koran fordert den Menschen immer wieder dazu auf, von seiner Vernunft und Beobachtungsgabe Gebrauch zu machen.

Alles, was nicht mit dem Koran zusammen passt, ist unvernünftig, unwahr. Wenn dein Bild der Welt der Weisheit der Scharia widerspricht, hast du ein Wahrnehmungsproblem:

In diesem Sinne ist die islamische Lehre aufklärerisch und blieb von ernsthaften Konflikten zwischen Religion und Naturwissenschaft verschont.

Fakten konnten uns Schariafreunde noch nie erschüttern.

Im Einklang damit fördern wir ein zeitgenössisches Verständnis der islamischen Quellen, welches dem Hintergrund der neuzeitlichen Lebensproblematik und der Herausbildung einer eigenen muslimischen Identität in Europa Rechnung trägt.

Nadeem Elyas und der ZMD fordern mächtige europäische Ulama, europäische Schariagelehrte – vielleicht gibt es sie ja bereits am Institut Européen des Sciences Humaines (IESH, im Dörfchen Saint-Léger-de-Fougeret bei Château-Chinon in Burgund; drei Außenstellen: Paris, Llanybydder bei Cardigan in Wales, Birmingham) oder mit dem IESH-nahen Rat der Imame und Gelehrten (RIGD).

16. Deutschland ist Mittelpunkt unseres Interesses und unserer Aktivität

Der Zentralrat befasst sich hauptsächlich mit Angelegenheiten des Islam und der Muslime im deutschen Raum, sowie mit Angelegenheiten der deutschen Gesellschaft. Ohne die Verbindungen mit der Islamischen Welt zu vernachlässigen, soll Deutschland für die hiesige muslimische Bevölkerung nicht nur Lebensmittelpunkt, sondern auch Mittelpunkt ihres Interesses und ihrer Aktivität sein.

Die globalen Netze der Ulama und Muftis brauchen eine Deutschlandvertretung, den ZMD. Schließlich ist Europa nur dann nicht länger Haus des Krieges, dār al-ḥarb), sondern, nach dem Gründer der Aligarh Muslim University (AMU) Sir Sayyid Ahmad Khan (1817-1898) das Haus des Schutzvertrages, dār al-amān, oder, etwa nach Tariq Ramadan und sogar Mustafa Cerić, Haus des Vertrags, dār aṣ-ṣulḥ (vereinfachend wiedergegeben als: dar al-sulh).[29]

Wer die Schariagesetze allgemein inhuman oder spezifisch frauenfeindlich nennt, hat Vorurteile und verweigert das Gespräch:

17. Abbau von Vorurteilen durch Transparenz, Öffnung und Dialog

Eine seiner wichtigsten Aufgaben sieht der Zentralrat darin, eine Vertrauensbasis zu schaffen, die ein konstruktives Zusammenleben der Muslime mit der Mehrheitsgesellschaft und allen anderen Minderheiten ermöglicht.

Die Bundesrepublik Deutschland muss seine Muslime endlich als eine gesonderte Spezies von Menschen erkennen und per Integration des Islamischen Rechts (zeitnah Scharia-Schiedsstellen und Imamehen, später die schariatischen Erbgesetze) anerkennen.

Dazu gehören der Abbau von Vorurteilen durch Aufklärung und Transparenz ebenso wie Öffnung und Dialog.

Unsere islamische Vorzeigelehrerin Lamya Kaddor aus Dinslaken-Lohberg definiert, dass eure Aufklärung hier gar nicht gemeint ist: „Die Aufklärung ist für den Islam nicht übertragbar.“

18. Wir sind der gesamten Gesellschaft verpflichtet

Jeder wird unsere Arbeit zu spüren bekommen.

Der Zentralrat fühlt sich der gesamten Gesellschaft verpflichtet und ist bemüht, in Zusammenarbeit mit allen anderen gesellschaftlichen Gruppierungen einen wesentlichen Beitrag zu Toleranz und Ethik, sowie zum Umwelt- und Tierschutz zu leisten. Er verurteilt Menschenrechtsverletzungen überall in der Welt und bietet sich hier als Partner im Kampf gegen Diskriminierung, Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Sexismus und Gewalt an.

Unser Menschenrechtsbegriff ist dabei derjenige der Cairo Declaration on Human Rights in Islam (CDHRI, Kairo 1990) und nicht derjenige der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (AEMR, Paris 1948). Wer uns auf die AEMR verpflichten will, betreibt „Diskriminierung, Fremdenfeindlichkeit, Rassismus.“

19. Integration unter Bewahrung der islamischen Identität

Segregation, Apartheid. Wer sich unislamisch verhält, darf in Koranschule und Islamischem Religionsunterricht als unrein und verunreinigend erklärt werden, als ekelhaft und als sich dem Willen Allahs widersetzend.

Der Zentralrat setzt sich für die Integration der muslimischen Bevölkerung in die Gesellschaft ein, unter Bewahrung ihrer islamischen Identität, und unterstützt alle Bemühungen, die in Richtung Sprachförderung und Einbürgerung gehen.

Für die muslimischen Säkularen tun wir vom Zentralrat gar nichts. Das Kollektiv der Umma möge sich mental und kulturell mehr und mehr von den Nichtmuslimen entfernen, diesen Prozess zuzulassen, ist gelingende „Integration“.

Schariakonforme Würde (Ungleichbehandlung) ist im Islam zentral, die Frau hat im Islam nicht dieselben Rechte wie der Mann:

20. Eine würdige Lebensweise mitten in der Gesellschaft

Darüber hinaus sieht der Zentralrat seine Aufgabe darin, den in Deutschland lebenden Muslimen in Kooperation mit allen anderen islamischen Institutionen eine würdige muslimische Lebensweise im Rahmen des Grundgesetzes und des geltenden Rechts zu ermöglichen.

„Institutionen“ sind Kairoer al-Azhar (Kairo) und die vor allem pakistanische Deoband, daneben der Europäische Fatwa-Rat (ECFR) und Château-Chinon (IESH) bzw. RIGD. Vielleicht noch das österreichische islamologische Institut des Amir Zaidan, und demnächst in München das ZIE-M des Penzberger IESH-Fernstudenten Bajrambejamin Idriz.

Was Islam ist und was nicht, bestimmt der Zentralrat und strebt an die Hochschulen und Schulen:

Dazu gehören u.a.:

Einführung eines deutschsprachigen islamischen Religionsunterrichts,

Einrichtung von Lehrstühlen zur akademischen Ausbildung islamischer Religionslehrer und Vorbeter (Imame),

Genehmigung des Baus innerstädtischer Moscheen,

Erlaubnis des lautsprechverstärkten Gebetsrufs, Respektierung islamischer Bekleidungsvorschriften in Schulen und Behörden,

Beteiligung von Muslimen an den Aufsichtsgremien der Medien,

Vollzug des Urteils des Bundesverfassungsgerichts zum Schächten,

Beschäftigung muslimischer Militärbetreuer,

Muslimische Betreuung in medizinischen und sozialen Einrichtungen,

Staatlicher Schutz der beiden islamischen Feiertage,

Einrichtung muslimischer Friedhöfe und Grabfelder.

Solange ihr unsere himmlische Scharia und ihre irdischen Wohlverhaltenspflichten nicht antastet, schätzen wir Parteienpluralismus und Wahlsystem:

21. Parteipolitisch neutral

Der Zentralrat ist parteipolitisch neutral. Die wahlberechtigten Muslime werden für diejenigen Kandidaten stimmen, welche sich für ihre Rechte und Ziele am stärksten einsetzen und für den Islam das größte Verständnis zeigen.

Deutschen Muslime werden hier durch den ZMD aufgefordert, der Scharia per Wahlstimme zur Geltung zu verhelfen.

A2 Europäische islamische Öffentlichkeitsarbeit und Außenpolitik: Tariq Ramadan

Wer seit den Tagen eines Ali Schariati das Islamische Recht verankern will, kommt wohl nicht umhin, sich als „östlich, orientalisch“ zu definieren und sich von allem „Westlichen“ mehr oder weniger zu distanzieren. Insbesondere die allgemeinen Menschenrechte müssen in dieser Logik als „westlich“ etikettiert werden und seien dem Angehörigen der wesensgemäß außer-westlichen“ Umma nicht zuzumuten. Afrikanische Dschihadisten erklärten ihre Marschroute: „Das durch westliche Erziehung verschmutzte [nigerianische] Gesellschaftssystem reinigen und die Scharia überall im Lande installieren, clean the [Nigerian] system which is polluted by Western education and uphold Sharia all over the country.“ Die Bewegung Boko Haram aus Nigeria wäre von Tariq Ramadans Gegensatz „Der Islam“ und „der Westen“ vielleicht durchaus begeistert, die Nigerianer sind beim Reinigen der Welt vom Unglauben (kufr) allerdings bereits echte Praktiker.

Tariq Ramadan schreibt es in seinem: Islam: Le face à face des civilisations. Quel projet pour quelle modernité? (1995), deutsch als: Der Islam und der Westen. Von der Konfrontation zum Dialog der Kulturen (2000) so:

Beim Vergleich der okzidentalen Welt … mit der muslimischen Welt.

Die westlich-islamische Doppelwelt oder vielmehr das Zerreißen der einen Welt in Westen (nichtislamisch) und „Islamische Welt“ wird jeder zurückweisen müssen, dem an der Einheitlichkeit des Rechts gelegen ist. Also: Weltverdoppelung unerwünscht! Wenn wir die erst theoretische oder virtuelle Spaltung der Weltbevölkerung (und Stadtbevölkerung) in okzidentalisch und orientalisch (gemeint ist nichtmuslimisch und muslimisch) zulassen, dann werden bewegen wir in Europa oder Nordamerika uns auch rasch rechtlich auf das zubewegen, was in Südasien als »Two-Nation Theory« die Teilung Indiens im Jahre 1947 begründete. Wieder und wieder varriiert Ramadan die These der für ein „westliches“ Empfinden und Denken angeblich ungeeigneten Muslime:

Die Begegnung – wenn es sich denn nicht um einen Gegensatz oder Konflikt handelt – zwischen der okzidentalen und muslimischen Zivilisation

Mit diesem Stiften einer Identität als, im Vergleich zu den Säkularen, angeblich wesenhaft andersartig entfremdet Ramadan die offensichtlich zu orientalisierenden, zu schariatisierenden Kinder und Enkelkinder der Muslime.

Allah und Tariq fordern eine besondere Familienpolitik:

Die Familie bleibt … ein wichtiger Bezugspunkt für jeden. … Es ist für jede muslimische Gesellschaft eine Verpflichtung, alles dafür zu tun, um die Strukturen zu bewahren, die die Achtung des Familienlebens erlauben … Die allgemeine Orientierung hinsichtlich der Familie ist die Komplementarität, die ausgehend vom Prinzip der Gleichheit zu leben ist.

Richtig, von Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau ist im Islam keine Rede, jedenfalls nicht im Diesseits. Dass mir niemand aus Sippe und Stamm ausbreche:

Der Respekt der Kinder gegenüber den Eltern bildet gemäß der muslimischen Quellen und den ‚Ulama (Rechtsgelehrten) eine der Grundlagen der Religion

An die Frage der Modernität heranzugehen, setzt voraus, dass wir eine genaue Vorstellung dessen haben, was die Prinzipien und Orientierungen der islamischen Quellen beinhalten; denn diese bilden den Wesenskern dessen, was im muslimischen Recht Scharia genannt wird. … Einzig absolut ist mithin, was dem Koran und der Sunna entspringt und also die allgemeinen Orientierungen umfasst.

Der Fiqh ist die Arbeit der Rechtsgelehrten, im Lichte von Koran und Sunna eine Gesetzgebung zu erarbeiten, die ihrer Zeit angemessen ist. (Seite 92)

Noch einmal kommt Ramadan auf die Frauenfrage zu sprechen:

[Die Rolle der Frau] Im Lichte des Koran und der Sunna davon überzeugt sein, dass der Islam die fundamentalen Rechte der Frau anerkennt und vertritt; eingedenk sein der Gleichheit vor Gott und der darin eingeschriebenen gesellschaftlichen Komplementarität (Seite 99)

der Denker Yusuf al-Qaradawi (Seite 116)

Koran und Sunna … bilden die Bezugsquelle, … eine Konzeption des Universums und des Menschen (Seite 119)

Soviel zur verhalten islamrevolutionären Schrift: Der Islam und der Westen. Von der Konfrontation zum Dialog der Kulturen (Islam: Le face à face des civilisations. Quel projet pour quelle modernité?).

Zum Unity Day 2009 (Dortmunder Westfalenhalle) hatte die IGMG den Sohn von Muslimbruder Said Ramadan (Islamisches Zentrum Genf) als Gastredner eingeladen.[30]

Über die fromme Audio-Downloads im mp3-Format anbietende Dortmunder Seite Islamiat (Verein Wali um Abdelhay Fadil und Abdelsalam Ghazalin; Vorträge von Scheich Mahmoud Ghazalin)[31] verlinkt (und damit möglicherweise für das Mischfeld von IGMG und Tariq Ramadan) steht die Bremer Diplom-Biologin Hadhemi Gafsi, die eine „Checkliste ins Paradies“[32] anbietet und auf die 60 islamischen „großen Sünden“ hinweist.[33]

A3 Vom deutschen Diplomaten zum Theoretiker des Kalifats: Murad Wilfried Hofmann

Der Islam als Alternative (1992), geschrieben vom ehemaligen deutschen Botschafter Murad Wilfried Hofmann, beginnt sogleich mit der bekannten Aufteilung der Welt in östlich (gemeint ist islamisch) und westlich; beschränken wir uns auf wenige Zitate:

Der Islam … wirkt … aus westlicher Sicht … als eine »Gesetzesreligion«, deren Theologen gleichzeitig, wenn nicht vorrangig, Juristen sein müssen, weil der Islam den gesamten Tagesablauf seiner Gläubigen zu regeln und zu gestalten sucht. Diese Beobachtung ist richtig … Das Leben des Muslims [wird] in der Tat von früh bis spät vom Islam strukturiert.

Bereiten wir die Zitate im Sinne der Bewahrung des säkularen Rechtsstaats jeweils mit Sarkasmus vor. Harmonie zwischen Theorie und Praxis geht nicht ohne islamische Gottesfurcht:

Die Muslime. Diese innere Balance des vollkommen auf das Jenseits ausgerichteten, aber mit beiden Beinen im Diesseits stehenden Menschen …

Was betest du an, Allah oder den Gott der Demokratie?

Muslime meinen, … dass … es keine ideologiefreien Staatswesen geben kann.

Verhandeln auf Augenhöhe, sonst gibt es ja vielleicht Gewalt. Oder ist alles ganz anders, als es scheint? In jedem Fall stehen einander zwei Lager gegenüber:

Im Verhältnis von Okzident und Islam stehen sich heute zwei Staatstheorien mit jeweils unterschiedlichen Verfassungskonzepten scheinbar unversöhnlich gegenüber.

Ohne Allahzentrik keine Menschlichkeit:

»Din wa daula!« (Islam als »Glaube und Staat«) … ist doch die gesamte koranische Offenbarung »integristisch«, indem sie den Muslim als ein moralisches Wesen sieht, das ohne Einschränkung, also auch als Staatsbürger, theozentrisch denken und handeln soll.

Erst das Kalifat macht dich seelisch gesund:

Muslime meinen, … dass … der Versuch einer Trennung von Religion und Staat beim Individuum auf Schizophrenie hinausläuft.

Wahre Staatspolitik fiel vom Himmel und beinhaltet eigentlich auch das Dhimma-Konzept:

Der Koran … wurde geoffenbart. Er geht von einem Gemeinwesen – der Umma – aus, das die richtige »Umwelt« für eine gedeihliche Entfaltung des Islam gewährleistet. Unmittelbar aus dem Koran … lassen sich … Elemente isolieren: das Präsidialprinzip … (Kalif, Emir) …, das Konsultationsprinzip … (Schura), das Prinzip des Islam als Staatsreligion, [was] erfordert, dass das Staatsoberhaupt Muslim ist und die gesamte Rechtsordnung am Koran als oberstem »Grundgesetz« ausgerichtet wird, natürlich auch hinsichtlich des Minoritätenschutzes.

Schariafreunde sind authentisch, es lebe der kleine oder große Unterschied:

Gleichheit vor dem Gesetz [in Nordamerika und Europa]. Im Vergleich dazu ist das Klima im Islam eher qualifikationsgläubig und damit anti-populistisch geblieben.

Wir brauchen eine Religion ohne Schnörkel und Schnickschnack, wir müssen zurück in die Urgemeinde (622-855 d. Z.), zurück nach Medina oder vielmehr vorwärts nach Medina:

Mit Programmpunkten wie „Der Koran ist unsere Verfassung“ (Hasan al-Banna) und Thesen wie „Es gibt nur zwei Parteien: Die Partei Allahs und die Partei Satans“ oder „Alle Souveränität liegt bei Allah (al-hakimiyya li-llah“) ist analytisch wenig anzufangen, solange das jeweilige Verständnis von »Scharia« vage bleibt. Leider habe ich Anlass zu dem Verdacht, dass selbst maßgebliche Vertreter der Reformbewegungen mit „Einführung der Scharia“ nicht die auf koranisches Recht beschränkte Scharia meinen, sondern das gesamte Rechtsgebäude der islamischen Orthodoxie des 14./15. Jahrhunderts.

Wagen wir den Finanzdschihad:

[Islamische Marktwirtschaft, Zinsverbot] Das Prinzip des zinslosen Geld- und Kapitalverkehrs bzw. Banksystems … Um so gebannter schauen die Muslime in Richtung Islamabad, ar-Riad, Kartum und Teheran. Muss es nicht EINEM gelingen, eine effiziente Wirtschaft mit sittlichem Gesicht, eine Wirtschaft für den Menschen, zustande zu bringen?

Allah hat an alles gedacht, und wir Freunde der Muslim Brotherhood kümmern uns darum, letztes Hofmannzitat:

Es gibt im Islam praktisch keinen rechtsfreien Raum.

B Mystik innerhalb der gottgegebenen Grenzen: Die Schariafront des Sufismus

B1 Ob Tasawwuf (Sufismus, islamische Mystik) halal oder haram ist, definierte Imam Abu Hamid al-Ghazali († 1111). Mystik klingt für manch einen Heutigen harmlos nach Kreativität und Bohème, Hippie-Kommune oder Selbsterfahrungsseminar. Wie viele Religionen hat auch der Islam Strömungen der Mystik im Angebot. Der Pflicht zur Einhaltung des Islamischen Gesetzes ist der Mystiker allerdings keineswegs enthoben, auch sich wenn die Worte des einflussreichsten mittelalterlichen Gelehrten nach einem Lebensstil voller Erfahrung und Erlebnis, voller Sinnlichkeit und Ganzheitlichkeit[34] anhören, drei Zitate aus dem Munqiḏ min aḍ-Ḍalāl, Der Erretter aus dem Irrtum:

Ich erkannte, dass ihr Weg [der Weg der Sufis] nur durch die Verbindung von Theorie und Praxis nachvollziehbar ist. Der Ertrag ihrer Tätigkeit besteht darin, die Hindernisse für die Entfaltung der Seele zu beseitigen und sich über ihre verwerfliche Gesinnung und ihre bösen Eigenschaften zu erheben, um so das Herz von all dem, was außer Gott ist, zu befreien und es mit der (ständigen) Anrufung Gottes zu schmücken.

Für einen Mystiker ist die diesseitige Welt (ad-dunyā) der trügerischen und teuflisch verunreinigten Oberflächlichkeit durch die Suche nach dem Reinen und Verborgenen aufzubrechen und geht es, al-Ghazali zitiert Mohammed, um:

„Die Abkehr vom verführerischen Diesseits und die Rückkehr zum ewigen Jenseits.“

Das Gegenteil der Dunya ist die Achira (al-Āḫira), das islamische Jenseits als der Ort der endgültigen Scheidung aller Menschen in die dann, nach dem Ende der Zeit und dem Übrigleiben der Ewigkeit, für immer voneineander getrennten Bereiche von Himmelslust und Höllenqual. Ein anderer Gegensatz zum Diesseits bzw. zur Welt der Menschen ist der Ghaib (al-ġaib), wörtlich das Verborgene, der dem menschlichen Wahrnehmen und Verstehen unzugängliche Seinsbereich. Im unsichtbaren Bereich des Ghaib flattern Engel und Dschinnen an jeden von uns ganz dicht heran. Mystiker, letztlich vieler Religionen, visualisieren diese Sachverhalte angestrengt, oft methodisch, gerne gemeinschaftlich und wohl immer auf der Suche nach verzückendem Erleben von göttlicher Weisheit oder gar von der gespürten Gottesnähe. Die wohl bekannteste Technik der Sufis ist der laut oder leise und gemeinsam oder allein geübte Dhikr (das „Gedenken“ [an Allah], ḏikr) beispielsweise als das vielfache Wiederholen beispielsweise des Gottesnamens in einer Art von Entrückung oder Trance.[35] Im dreizehnten Jahrhundert der Zeitrechnung führte der als „Meister“ (Maulānā; Mevlânâ) verhehrte Perser Rumi (Dschalal ad-Din ar-Rumi) den mystischen Tanz in die Ordenskultur der Sufis ein.[36] Gemeinsam mit einer frommen musikalischen Stilrichtung, dem Qawwali,[37] hat der Sufismus eine erstaunliche Kultur hervorgebracht, man sollte allerdings nicht denken, dass die Pflicht zur Scharia und zum Aufbau einer islamgemäßen Gesellschaft „kulturell“ entfallen wäre – und genau da liegt das Demokratieproblem eben auch der islamischen Mystik.

Ein Islam ohne Scharia wäre eine ungeheuerliche Neuerung (bid’a), und wer als noch so feinfühlender Sufi sagen würde, ein muslimisches Leben außerhalb der Grenzen des Islamischen Gesetzes wäre möglich, zeigt, dass er Mohammed nicht verstanden hat und den Einflüsterungen Satans erlegen ist. Noch einmal der gelegentlich eben auch als Sufi gehandelte Imam al-Ghazali:

Denn der erhabene Gott hat seinen Dienern durch die Zunge seines Propheten einen Glaubensgrundsatz vermittelt, welcher die Wahrheit ist und die Richtigkeit ihrer Religion und ihres Lebens enthält. Die Erkenntnis davon wird durch den Koran und die muhammedanische Überlieferung vermittelt. Dann flüsterte der Satan in das Bewusstsein der ketzerischen Erneuerer Dinge ein, die der muhammedanischen Überlieferung (Sunna) widersprechen.

Sufismus (taṣawwuf, ṣūfīya) ist, wesentlich anders, als die postmodernen und spaßkulturellen Kreise von New Age oder Kirchentag vielleicht vermuten, mitnichten Islam minus Scharia, sondern Scharia plus Ekstase.

Echte Sufis sind Vorkämpfer für die Herrschaft Allahs, Schariafront.

B2 Das ewige Osmanenreich und die Nurdschuluklar: Fethullah Gülen (USA)

Die weltweit im Bildungsbereich arbeitende Gülenbewegung ist vor allem unter ethnischen Türken hoch angesehen, organisiert religiöse Studentenkreise (Light houses oder Lichthäuser genannt, türkisch ışık evleri), betreibt Nachhilfeinstitute und lässt in Deutschland, in den USA, Kasachstan und Pakistan Privatschulen aufbauen, holt sich Prof. Dr. Rita Süssmuth, Bundestagspräsidentin a.D., in den Beirat des Berliner FID oder Forums für Interkulturellen Dialog,[38] ferner besitzt bzw. beeinflusst sie Fernsehsender und Zeitungen (Medienzentrum ist das hessische Offenbach: World Media Group mit der Europa-Ausgabe der Zeitung Zaman und dem Sender Ebru TV).

Als Bewunderer des Predigers Gülen gibt man sich, oft unter Berufung auf den Sufismus und dabei wie viele andere auf Said Nursi, gemäßigt islamisch, dialogisch und friedfertig. Das erwähnte Berliner Forum für Interkulturellen Dialog (FID) spielt eine zentrale Rolle, im Beirat sitzen schariaverharmlosend sprich rechtsstaatsgefährdend arbeitende Personen wie Bundestagspräsidentin a.D. Prof. Dr. Rita Süssmuth, Rabbiner Prof. Dr. Walter Homolka (Rektor des Abraham Geiger Kolleg an der Universität Potsdam) oder Prof. Dr. Christina von Braun (Humboldt-Universität zu Berlin – Institut für Kulturwissenschaft). Die hochschulnahen eifrigsten Anhänger des Predigers nennen sich oft ganz schlicht Dienstbereitschaft (Hizmet) oder Gemeinschaft (Camaat).

1999 musste Fethullah Gülen nach allzu unvorsichtigen oder einfach nur ehrlichen Äußerungen die Türkei verlassen und arbeitet nun in vom idyllischen Saylorsburg aus, das in den waldreichen Pocono Mountains liegt in Pennsylvania, USA. Worte wie die folgenden hätte der „geehrte Lehrmeister“ (Hocaefendi) wohl besser vermieden:

„Das gegenwärtige [minderwertig unislamische] System hat noch alle Kraft … Unsere Freunde sollten seine Strukturen studieren, jederzeit wachsam sein … und es transformieren im Sinne des Islam, damit die Wiederauferstehung der Nation erreicht werden kann. Aber sie müssen warten, bis die Bedingungen angenehmer sind, anders gesagt: sie sollten sich nicht zu früh aus der Deckung wagen.“

the existing system is still in power. Our friends who have positions in legislative and administrative bodies should learn its details and be vigilant all the time so that they can transform it and be more fruitful on behalf of Islam in order to carry out a nationwide restoration. However, they should wait until the conditions become more favorable. In other words, they should not come out too early.

In einer Schrift fiel Fethullah Gülen so auf:

Ihr müsst ganz in die Adern des Staatsapparats hinein, ohne dass jemand eure Anwesenheit bemerkt. Infiltriert alle Schaltstellen! Wartet so lange, bis ihr vollständig seid und die Zeit gekommen ist und wir stark genug sind, um die ganze Welt zu schultern und zu tragen … wir eröffnen irgendwo ein Haus, und mit der Geduld einer [auf menschliche Beute lauernden] Spinne liegen wir im Netz.“

You must move in the arteries of the system without anyone noticing your existence until you reach all the power centers…You must wait for the time when you are complete and conditions are ripe, until we can shoulder the entire world and carry it…The philosophy of our service is that we open a house somewhere and, with the patience of a spider, we lay our web to wait for people to get caught in the web …

Betrachten wir einige Zitate aus: Hin zu einer globalen Kultur der Liebe und Toleranz, original als: Toward A Global Civilization Of Love And Tolerance (New Jersey 2004) des seit 1999 notgedrungen in den USA lebenden, unter sunnitischen Türken höchst einflussreichen islamischen Führers. Der bekennende „Bildungsdschihadist“ täuscht Nichtmuslime über sein Ziel gerne hinweg, die theokratisch-revolutionäre Indoktrinierung einer neuen Generation die Legalisierung von immer noch mehr Himmelsgesetz. Für die Befolger der fast 1.400 Jahre alten Gesetzesreligion muss, Paragraph für Paragraph, die Scharia endlich irdisches System werden.

Zum Text. Fethullah Gülen beginnt:

Love ist he most essential essence of every being … Die Liebe ist die treibende Kraft eines jeden Lebewesens. … Die Liebe wertet jede Seele, die sich ihr öffnet, auf und bereitet sie auf die Reise in die Ewigkeit vor.

Wer sich Allahs Liebesangebot nicht öffnet, bekommt im Diesseits und Jenseits massiven Ärger.

Mildtätig lässt Fethullah Hocaefendi der Menschheit Liebe herabsprudeln und ruft zu mehr Liebe auf:

Ein liebloser Mensch kann sich nicht zum Horizont menschlicher Vollkommenheit emporschwingen.

It is impossible for souls without love to be elevated to the horizon of human perfection.

Gemeint ist islamische Liebe, der Ex-Muslim kann nicht geistig abheben („kann sich nicht zum Horizont menschlicher Vollkommenheit emporschwingen“).

Die Liebe ist ein Elixier. Durch die Liebe lebt der Mensch. Sie macht ihn glücklich und mit ihrer Hilfe macht er auch seine Mitmenschen glücklich. … Gott, der Allmächtige, hat keine zweite Verbindung geschaffen, die so stark ist wie die Liebe. Sie ist eine Kette, die die Menschen aneinander schmiedet.

Love is an elixir; a human lives with love, is made happy by love and makes those around him or her happy with love.

Und vor lauter Liebe schmiedet dich diese Kette lebenslang an Ummagemeinschaft und Schariagesetz fest. Der Liebesbefehl des Hocaefendi bedeutet Selbstaufgabe, Abkehr von den allgemeinen Menschenrechten, Verweigerung der Gleichberechtigung von Mann und Frau. Das ist die Fessel und Kette der Schariapflicht, womit Gülen den echten alten Islam völlig richtig verstanden hat.

Die Liebe ist ein Sultan, der auf dem Thron unseres Herzens regiert.

Love is the sultan that reigns on the throne of our hearts, with no power struggle being involved.

Im Weltall seiner Schöpfung ist nur Allah Souverän, Stadt und Staat müssen diesem Thron der „Liebe“ entsprechen.

Familienangehörigen und Nachbarn schariakonform zu begegnen heißt, sie wahrhaftig zu lieben. Meine Frau, du trägst kein Kopftuch, liebst du mich nicht mehr?

Nun wird Weltekel spürbar, Angst vor Besudelung mit Dämonischem:

In dieser unreinen Welt, in der das Schlechte überall lauert, ist nur eines unberührt und rein geblieben – die Liebe.

In this over-polluted world, where evil is everywhere, if there is something that has been left untouched and clean, that is love;

Fethullah Gülen ruft den Muslim zur Suche und Ausbreitung von „Liebe“ und meint sein heilssicherndes Wohlverhalten, seinen Schariagehorsam im Sinne von Abu Hamid al-Ghazali († 1111) oder auch Abul A’la Maududi († 1979). Die Warnung des als Hodschaefendi („sehr geehrter Lehrer“) verehrten hanafitischen Predigers vor dem heilsgefährdenden Sündigen (unreine Welt, polluted world; das Schlechte, the evil), sein Aufruf zum Streben nach dem Sauberen (rein, clean) sollte von uns freiheitlichen Demokraten und wird wohl auch von seiner gegenmodernen Anhängerschaft richtig, nämlich schariatreu gelesen werden, als Aufruf zur Hisba (ḥisba), zum Saubermachen des persönlichen Verantwortungsbereichs von allem Schariawidrigen – von allem Nichtislamischen.

Neben deiner erfüllten Schariapflicht hast du zusätzliches Gotteslob zu betreiben und zugleich echten Exorzismus:

Die Liebe ist der einzige Zauber, der den Tricks des Satans gewachsen ist. Die Gesandten und Propheten löschten die von den Pharaonen, den Nimrods und anderen Tyrannen entfachten Feuer mit nichts als Liebe.

The only magic, the only spell that can destroy the tricks of Satan, is love.

Sachlicher betrachtet gesellten sich zum historischen islamischen Feuerlöschen stets einige Peitschenhiebe und Schwerthiebe dazu. Liebe und Kopfabhacken sozusagen. Aber alles für einen guten Zweck, denn schließlich wollen die Satane uns allezeit verführen und gilt es für die Muslime, den so leicht zerreißenden Gnadenbund mit Allah zu bewahren im Diesseits und im Jenseits:

Jeder Mensch sollte dem Gesandten Gottes folgen und die Wahrheit verkünden. Jeder sollte seinen Mitmenschen folgen und die Wahrheit verkünden. Jeder sollte seinen Mitmenschen die Prinzipien der Glückseligkeit in beiden Welten nahe bringen.

Every believer should follow God’s Messenger, peace and blessings be upon him, in communicating the truth. They should never give up conveying to people the principles of happiness in both worlds.

Wer gegen das Islamische Gesetz anredet oder auch nur andenkt, kann doch wohl kein glücklicher Mensch sein und schon gar kein glücklicher Türke. „Glückseligkeit in beiden Welten“, so lockt und droht Gülen völlig islamisch, regelt schließlich nur die Scharia. Was Allahs Gesetz ist, beschreibt Abu Ismael von der Hizb ut-Tahrir-nahen Seite Islamic Revival:

„Die Islamische Scharia enthält Regeln für alle vergangenen Ereignisse, gegenwärtigen Problemlagen und alle Vorfälle, die sich in Zukunft ereignen mögen. … Die Islamische Scharia ist Maßstab für jedes menschliche Tun, vollumfänglich und vollkommen und unabhängig von Zeit und Raum.“[39]

Die Formel von „Zeit und Raum“ gehört längst zum rhetorischen Kernbestand der muslimbrudernahen Islamisierer um Abdullahi an-Na’im (at a given time and place),[40] Tariq Ramadan (the specificities of time and place)[41] und Mustafa Cerić (in the context of its time and space),[42] wir treffen sie vor allem im Rahmen der Propagierung einer angeblichen Flexibilität der Scharia an, mit der die Rechtsverschiedenheit im Familienrecht integriert werden soll. Gülen verschweigt den allgemein islamverbandlichen Wunsch nach Rechtsspaltung.

Dann aber ist der Meister fast ehrlich und gibt zu, dass seine „Liebe“ das diskriminierende Schariagesetz ist:

Die Liebe zu Gott ist unser Glaube und unsere Religion

Love of God is our faith, our belief

Die Hölle droht und steht auch beim angeblich so sanften Herrn Gülen auf dem Programm:

Böswilligkeit und Hass hingegen sind die Saatkörner der Hölle, die von übel wollenden Leuten unter den Menschen ausgesät werden. Im Gegensatz zu den Menschen, die Böswilligkeit und Hass verbreiten und die Erde in einen Höllenschlund verwandeln, sollten wir Vergebung suchen und jenen zu Hilfe eilen, die von unzähligen Problemen geplagt und immer weiter in Richtung Abgrund gedrängt werden.

Malice and hatred are the seeds of Hell that have been scattered among humans by evil spirits. Unlike those who encourage malice and hatred and turn the Earth into a pit of Hell, we should take this forgiveness, and run to the rescue of our people who are confronted by countless troubles and who are being continually pushed toward the abyss.

Das Leben als Auswanderer in den USA bedrückt das Herz des gottesfürchtigen Osmanen, doch von Saylorsburg (Pennsylvania) aus ahnt der Prediger, dass dem ohne Scharia und Sitz des Kalifen so schmachvoll erniedrigten Türkentum Großes bevorsteht:

Als türkisches Volk verbindet uns eine starke Sehnsucht nach einer Erneuerung und einem Wiederaufblühen. Wenn uns kein stürmischer Wind entgegen bläst, könnten die kommenden Jahre tatsächlich die Jahre unseres Wiederaufblühens werden.

As a nation we are experiencing an intense fervor of recovery and revival. If a wind of opposition does not hinder us, the coming years will be our “years of becoming.” However, there are differences in methods of recovery and revival.

Stürmischer Gegenwind sind für den Prediger sicherlich Unmoral, Unglaube und Vielgötterei (Gülen: we should dislike such things as immorality, unbelief, and polytheism), wobei wir dem Schariafreund wohl kein Unrecht tun, wenn wir Schande mit Laizismus, Gottlosigkeit mit freier Presse und Götzendienst mit wissenschaftlicher Vorurteilslosigkeit gleichsetzen. Auch Unkenntnis (ignorance) und Chaos (anarchy) bedrohen die Menschlichkeit, folgt man dem Ehrwürdigen Lehrer, und lassen uns Erkenntnis und Weltfrieden verfehlen. Ohne Wegweiser ist der Türke an sich dabei völlig hilflos, weiß Fethullah Gülen Hocaefendi: „Wir brauchen die Führer so dringend … we are in need of ideal guides who will save humanity from … atheism, ignorance, error, and anarchy and who will lead them to faith, insight, the correct destination, and peace.“

Die Herkunft seiner pazifistisch anmutenden und inflationär verwendeten Begrifflichkeit der Toleranz ist außerirdisch:

Die Toleranz wurde nicht von uns Menschen erfunden. Sie wurde von den Propheten, deren Lehrer Gott war, zur Erde gesandt.

First of all, I would like to indicate that tolerance is not something that was invented by us. Tolerance was first introduced on this Earth by the prophets whose teacher was God.

Urmodell der toleranten Gesellschaft ist die medinensische Urgemeinde:

Das Zeitalter der Glückseligkeit war das goldene Zeitalter, in dem die Toleranz ihren Gipfel erreichte

The golden era when tolerance was represented at its apex was the Age of Happiness … [true examples from] that historical time, events that extend in a line from that “period of roses” until today.

Entartungen von Gerechtigkeit wie die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte sind nichts als ein Zerrbild des himmlischen Modell der Gemeinde von Medina:

der Vertrag, den der Gesandte Gottes einst den Juden und Christen präsentierte. Verglichen mit den Grundsätzen, die der Prophet Muhammad damals vorlegte, ist die Menschheit von heute zurückgeblieben – sowohl mit den Menschenrechtsverträgen von Den Haag oder Strassburg als auch mit den Verträgen von Helsinki.

Compared to the principles that our Prophet put forth, humanity today has not attained his level, neither with the declarations of human rights put forth in The Hague or Strasbourg nor that in Helsinki.

Da wird Mohammed doch glatt zum ersten Demokraten.

Gülen will eine neue muslimische Elite:

Diese Menschen vertrauen ganz auf Gott, da sie an Seine allgegenwärtige und gewaltige Macht glauben und sich auf sie verlassen. Der reine Glaube, der in den Tiefen ihres Herzens ruht, ihre Wahrnehmung, die ihnen unglaubliche Perspektiven eröffnet, und ihr Wissen und Denkvermögen erheben sie … Diese vorbildlichen Menschen halten sich von Sünden fern, denn sie gestalten ihr Leben entsprechend dem Gesetz Gottes, an das sie unbeirrbar glauben.

Such people have absolute confidence and trust in God … their perception that gives them unbelievable perspectives, and their knowledge and thoughts raise them … Ideal people try to remain removed from sin, for they have designed their lives according to the Divine Law in which they believe so sincerely.

Gesetz Gottes, Divine Law! Gülen will also die ungeschmälerte Scharia, wie sie vom mittelalterlichen Theologen Abu Hamid al-Ghazali endgültig durchdacht worden ist und wie sie von den Revivalisten wie Maududi, Qutb oder Erbakan gefordert worden ist. Der Hodscha aus den schönen pennsylvanischen Poconobergen kleidet die Islamische Revolution in die Begrifflichkeiten der Sufis:

Der Tasawwuf gründet auf der Befolgung der Regeln der Scharia und auf der Durchdringung ihrer (inneren) Bedeutungen. … Ein Eingeweihter oder Reisender auf dem Sufipfad (arab.: Salik), der erfolgreich ist, kann niemals die äußere Befolgung der Scharia von ihrer inneren Dimension trennen; er erfüllt beide, die inneren wie auch die äußeren Erfordernisse der Religion.

Sufism is based on observing even the most “trivial” rules of the shari’a in order to penetrate their inner meaning. An initiate or traveler on the path (salik) never separates the outer observance of the Shari’a from its inner dimension, and therefore observes all of the requirements of both the outer and the inner dimensions of Islam.

Richtig. Sufismus ist nicht Islam minus Scharia, sondern Scharia plus Ekstase.

Ob Sufi oder nicht, das Ziel bleibt für jeden Muslim, das Wohlgefallen Allahs zu erlangen:

Dadurch reist er in äußerster Demut und Ergebenheit seinem Ziel entgegen.

Through such observance, this person travels toward the goal in utmost humility and submission.

Das Leben auf Erden ist von größter Wichtigkeit, denn es beeinflusst unser Leben nach dem Tod ganz entscheidend.

This life is very important, for it shapes our afterlife.

Glückseligkeit in dieser Welt und der anderen, das ist jetzt ganz al-Ghazali.

Islam ist geradezu Naturreligion:

Der Islam ist die Religion des Universums; denn Islam bedeutet nichts anderes als Gehorsam und Unterwerfung gegenüber Gott, dem Herrn des Universums. Im ganzen Universum lässt sich keine Unordnung feststellen. Alles im Universum ist ‚Muslim‘, weil alles Gott gehorcht, indem es sich Seinen Gesetzen unterwirft.

Islam is an inclusive religion. It is based on the belief in one God as the Creator, Lord, Sustainer, and Administrator of the universe. Islam is the religion of the whole universe. That is, the entire universe obeys the laws laid down by God; everything in the universe is “Muslim” and obeys God by submitting to His laws.

Hier argumentiert Gülen interessanterweise wie Maududi, der in Weltanschauung und Leben im Islam (Towards understanding Islam) gesagt hatte: „Islam ist ein arabisches Wort und heißt Unterwerfung, Hingabe und Gehorsam. Als Religion steht Islam für völlige Unterwerfung unter den Willen Gottes und absoluten Gehorsam Ihm gegenüber. … Dieses mächtige, allumfassende Gesetz, das alles lenkt, was das Universum einschließt, von den winzigsten Staubkörnchen bis zu den Milchstraßen im Weltraum, ist das Gesetz Gottes, des Schöpfers und Erhalters des Universums. Da also die gesamte Schöpfung dem Gesetz Gottes gehorcht, folgt das ganze Universum im wahrsten Sinne des Wortes der Religion des Islams, denn Islam bedeutet nichts anderes als Unterwerfung und Gehorsam Gott gegenüber. Die Sonne, der Mond, die Erde und alle anderen Himmelskörper sind daher ‘Muslime’. Ebenso Luft, Wasser, Wärme, Steine, Bäume und Tiere: alles im Universum ist ‘Muslim’, denn es gehorcht Gott durch Unterwerfung unter Seine Gesetze.“

Weiter im Stil von Maududi und al-Ghazali, Sufi Fethullah kämpft gegen die Irrlehren der unislamischen Naturwissenschaft:

Denn das ganze Leben eines Menschen, vom Embryozustand bis zum Zerfall zu Staub nach dem Tode, all sein Zellgewebe und alle seine Gliedmaßen folgt dem Lauf, der von den Gesetzen Gottes diktiert wird.

Our entire life, from the embryonic stage to the body’s dissolution into dust after death, every tissue of the muscles, and every limb of the body follows the course prescribed for each by God’s laws.

Das heutige Pakistan, radikalislamisch staatsterroristisch und zusätzlich von regierungsfeindlichen schariatreuen Stämmen sowie international tätigen Terrororganisationen geprägt, baute sich über dem Gesellschaftsentwurf von Islamischen Theoretikern wie Abul A’la Maududi. Hoffentlich kann die Türkei eine Zukunft wie die der pakistanischen realen Gegenwart vermeiden. Es ginge vielleicht auch ohne pakistanisches Revolutionsprogramm nach Maududi, nämlich mit dem türkischen Gülen-Sufismus. Mit einer nach Fethullah Gülen erzogenen Elite könnte man sicherlich eine Islamdemokratie aufbauen, einen korangemäßen Überwachungsstaat voller „Liebe und Toleranz“.

Versuche, Islam und Demokratie auch für die Türkei irgendwie zu verschmelzen, gibt es nicht nur von Seiten der deutschen, CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung,[43] sondern weltweit: Die Hurriyet etwa ließ Schariafreund Erdoğan etwas verschwommen von Neo-Laizismus (neo-laicism) sprechen, postmoderner Proislamismus oder schleichende Islamische Revolution zu schreiben wäre vermutlich näher an den Fakten gewesen, doch könnte den Beitritt der Türkei in die EU gefährden. Erfreulich kritischer nennt im Dezember 2012 The Washington Times Erdogans Exportartikel für die Staaten des Arabischen Frühlings „türkische Version einer Islamischen Demokratie“ (the Turkish version of Islamic democracy) und erkennt die Rolle der USA des letzten Jahrzehnts, die den globalen Terrorismus bekämpfen möchte, als Mithelfer beim türkischen Verwirklichen neo-osmanischer Großmachtsträumen der AKP-Regierung.[44] Wer aufklärungshumanistisch, menschenrechtsuniversalistisch und gleichheitsfeministisch denkt, wird wohl jedes Werben für eine „neo-laizistische Türkei“ oder „islamdemokratische Türkei“ als Versuch durchschauen, die AEMR außer Kraft zu setzen und die im Diesseits und Jenseits diskriminierende und dabei nicht zuletzt frauenfeindliche Scharia zu legalisieren.

C Die Verflechtung des deutschen Verbandislam mit den Teilströmungen der globalen islamischen Bewegung

C1 Globale Schia: Zwölferschiiten seit Ayatollah Chomeini. IZ Hamburg.

Ruhollah Chomeini dozierte 1970, was später als Der Islamische Staat (Hokumat-e Eslāmī, deutsch 1983 in der DDR für den Verlag Klaus Schwarz und übersetzt von Nader Hassan und Ilse Itscherenska) zusammengefasst wurde:

Für alle Angelegenheiten hat der Islam Gesetze und Vorschriften. Er [Allah] hat für den Menschen Gesetze verkündet, die sein ganzes Leben, vom Embryonalstadium bis zum Begräbnis, umfassen.

Für die gesellschaftlichen und staatlichen Angelegenheiten gibt es genau so wie für die gottesdienstlichen Handlungen Gesetze und Vorschriften.

Das islamische Rechtswerk ist progressiv, entwicklungsfähig und umfassend.

Eine unislamische politische Ordnung errichten bedeutet nämlich nichts anderes als die politische Ordnung des Islams ignorieren. Dazu kommt noch, dass jede unislamische politische Ordnung eine polytheistische Ordnung ist, da ihr Herrscher der Ṭāġūt ist; und wir sind verpflichtet, die Spuren des Polytheismus in der Gesellschaft und im Leben der Muslime zu beseitigen und zu vernichten. …

Die gesellschaftlichen Bedingungen unter der Herrschaft des Ṭāġūt und der polytheistischen Ordnung sind der Boden für die Verderbnis, wie Sie sehen. Das ist die „Verderbtheit auf der Erde“, die ausgerottet werden muss und deren Stifter bestraft werden müssen. Das ist die gleiche Verderbtheit, wie sie der Pharao durch seine Politik in Ägypten stiftete. Und „er war ein Stifter der Verderbtheit.

Die Muslime in allen islamischen Ländern sind verpflichtet, politische islamische Revolutionen zum Siege zu führen. … Um die Einheit und Freiheit der islamischen Nationen wiederherzustellen, müssen wir die oppressiven und hörigen Regierungen stürzen.

Der islamische Staat ist weder despotisch noch absolutistisch, er ist konstitutionell … in dem Sinne, dass die Regierenden … an eine Reihe von Bedingungen geknüpft sind, die im heiligen Koran und in der Sunna … festgelegt worden sind. Daher ist die islamische Regierung die Regierung des göttlichen Gesetzes über das Volk.

Niemand hat das Recht, Gesetze zu erlassen, und kein Gesetz außer dem göttlichen ist anwendbar. … Der islamische Staat ist ein Staat des Gesetzes. In dieser Staatsform gehört die Souveränität allein Gott. Das Gesetz ist nichts anderes als der Befehl Gottes.

Chomeinis Vorlesungen widerspricht der heutige Iran nicht, das Islamische Zentrum Hamburg (IZH) gehört dem ZMD an. Im Velāyat-e Faghīh („Herrschaft des Obersten Rechtsgelehrten“) kann man weitere Gedanken des revolutionären Geistlichen lesen:

Daraus folgt, dass jede unislamische Politik einen Polytheismus darstellt, weil ihr Herrscher ein Ṭāġūt [anglisiert Taghoot, NL taghoet] ist, ein Götze. Wir [Muslime] haben die Pflicht, jede Spur der Vielgötterei aus unserem Leben und Staat zu entfernen und für immer zu zerstören. … Wir müssen grundsätzlich Bedingungen schaffen, die der Herrschaft eines Ṭāġūt oder einer [schariarechtlich] illegitimen Macht entgegengesetzt sind [wir dürfen hier gewalttätig sein], denn nur unter diesen können [junge] Menschen zu Frömmigkeit und Bildung emporwachsen. Die Verderbtheit unserer Zeit wird durch das politische System verursacht, welches der Herrschaft der Ṭawāġūt [eigtl. Ṭawāġīt, Götzen, Sg. Ṭāġūt) und derjenigen des Polytheismus dient. Das aber ist die „Verderbnis auf Erden“, die beseitigt werden muss und deren Verursacher zu bestrafen sind. Keine andere Verderbtheit war es, die einst das politische System des ägyptischen Pharao aufgerichtet hat. In einer solchen Gesellschaft aber kann ein religiöser, Gott fürchtender Mensch nicht existieren, will er dem Islam und dem islamischen Wohlverhalten treu bleiben. Er hat nur zwei Möglichkeiten: entweder er akzeptiert, dass er [schariarechtlich] verbotene Taten begeht und damit de facto dem Polytheismus dient, oder er leistet Widerstand, um dem System und der Logik des Ṭāġūt zu entkommen. Uns bleibt gar keine andere Wahl als die verderbten und Verderbtheit erzeugenden politischen Systeme zu vernichten.

Unsere Aufgabe ist es, diese [hungernden und entrechteten] Menschen zu retten. Unsere [von Gott auferlegte] Pflicht ist es, Freund aller Unterdrückten und Feind jedes Unterdrückers zu sein. … Den ʿUlamāʾ des Islam kommt dabei eine wichtige Aufgabe zu … sie dürfen es nicht länger dulden, dass ein großer Teil der Menschheit Hunger leidet, während wenige Ausbeuter und Plünderer im Überfluss leben. Der Emir der Gläubigen [ʿAlī] sagt uns: „Die Regierungsführung habe ich nur deswegen übernommen, weil Allāh die ʿUlamāʾ dazu verpflichtet hat, zur Dekadenz der Plünderer und Unterdrücker und zur Marginalisierung und Mittellosigkeit der Unterdrückten nicht zu schweigen“ (Nahdsch-ul-Balāgha 41/1 (10)). Wir dürfen nicht länger tatenlos dabei zusehen, wie sich die Verräter [der rechten, islamischen Seinsweise] Unredliches erlauben und die Pfründe der [ungläubigen] Fremden einstreichen, … und dabei Millionen von Muslimen in Armut belassen. Es ist die Aufgabe der ‚Ulama und aller anderen Muslime, … die unterdrückerischen Regimes zu stürzen und islamische Regierungen zu errichten.

Anders als Monarchie oder Verfassungsstaat … obliegen die Legislative und die Bevollmächtigung zur [Durchsetzung der] Šarīʿa [durch seine die Gewaltlizenz gegen alle Nichtmuslime und unbotmäßigen Muslime innehabende Regierung] dem erhabenen Gott [Allahgott]. Gesetzgeberische Gewalt nämlich kann im Islam nichts anderes sein als die heilige Šarīʿa. Niemand sonst [außer Allah] hat das Recht, Gesetze zu erlassen, keine außerhalb der Šarīʿa liegenden [beziehungsweise gegen ihre Grenzsetzungen verstoßenden] Gesetze dürfen zur Anwendung kommen. Und so kennt die Islamische Regierung auch kein Parlament, sondern eine Planungskammer, die für die einzelnen Ministerien Pläne aufstellt, welche den Geist der Islamischen Normen wiederspiegeln. Die Pläne wiederum prägen den Charakter des Öffentlichen Dienstes, der das ganze Staatsgebiet erfüllt.

Der heutige Islam aber ist wie ein Fremdling. Nichts als der Name von ihm ist geblieben. Der umfassende islamische Strafrechtskatalog, der trefflichste seiner Art, der jemals den Menschen offenbart worden ist, ist in Vergessenheit geraten. Hat denn der Prophet auch so gehandelt? Verlas er etwa nur den Koran und schob ihn dann beiseite? War er nicht vielmehr um die [genaue] Vollstreckung der Strafen und Durchsetzung der Gebote bekümmert? Haben etwa die Kalifen sich darauf beschränkt, der Bevölkerung einen Haufen an theologischen Fragestellungen vor die Nase zu werfen und sich dann [in die Tatenlosigkeit und ins Schweigen] zurückzuziehen? Oder ließen sie [nicht vielmehr] die Straftäter auspeitschen, steinigen, einsperren oder in die Verbannung schicken?

Morteza Motahhari (Morteżā Moṭahharī) ist ein unter Schiiten hochangesehener Theologe, sein: Wesen und Faktoren der Islamischen Revolution in Iran ist ein Ausschnitt aus dem umfangreicheren Sammelband Pirāmun-e Enqelāb-e Eslāmi (On the Islamic Revolution), der Motahharis in der Teheraner Al-Javad-Moschee gehaltenen Reden der Monate März und April des Revolutionsjahrs 1979 versammelt. 1986 publizierte die damals in Bonn ansässige Kulturabteilung der Botschaft der Islamischen Republik Iran den eigens übersetzten Text. Der Geistliche selbst war noch im Jahr 1979, Anfang Mai, ermordet worden und gilt radikalen oder islamfrommen Iranern als Schahīd (Märtyrer).

Seit einiger Zeit begegnen sich Ost und West, und es kommt zu Zusammenstößen, die insbesondere in den letzten hundert Jahren an Heftigkeit zugenommen haben. Die Menschen des Orients im Allgemeinen und insbesondere die Muslime hatten gegenüber den Menschen aus dem Westen ein Gefühl der Minderwertigkeit und Demütigung.

Zustimmend zitiert Ayatollah Morteza Motahhari einen gewissen Sayyed Ǧamāl (1838-1897), den wir als Dschamal ad-Din al-Afghani kennen:

„Man muss das Volk des Orients aufwecken. Man muss ihm eine Identität geben und den Westen ihm gegenüber erniedrigen.“

Sayyed Ǧamāl … in einer Zeit, in der niemand an einen Kampf gegen England dachte, rief er zum Kampf gegen die kolonialistische Politik Englands auf. Zum ersten Mal nahm er den Menschen das Gefühl der Selbstaufgabe, und er stützte sich zum ersten Mal auf das eigentliche islamische Wesen der muslimischen Gemeinde. … Die Frucht, das Ergebnis seiner Bemühungen sehen wir jetzt: In allen islamischen Ländern haben islamische Bewegungen zur Suche der islamischen Identität eingesetzt.

Alle diese Bewegungen sind – allen Anzeichen nach zu urteilen – ihrem Wesen nach islamisch, d. h. sie basieren auf der Beseitigung aller nichtislamischen Werte, um sich auf eigenständige islamische Werte zu stützen.

Zu den wichtigsten Schritten Imām Khomeinis gehörte ein entschlossener und umfassender Widerstand gegen die Trennung von Religion und Politik. Vielleich kommt Sayyed Ǧamāl [also al-Afghani, Anm.] das Verdienst zu, in diesem Bereich Vorreiter gewesen zu sein. Er war wohl der erste, der gefühlt hat, dass er den Muslimen verständlich machen muss, dass es keine Trennung zwischen Religion und Politik gibt, um bei ihnen eine Bewegung hervorzuzufen.

Ziemlich eindeutig erklärt Morteza Motahhari hier die (schiitische) Islamische Revolution von 1979 als wiederhergestellte Urgemeindlichkeit (bemerkenswert ist, dass er, ein Schiit, sich auf den sunnitischen al-Afghani beruft) definitionsgemäß also als „Salafismus“, als erneuertes Medina.

Die Salafiyya betont: Nur solange bzw. erst wenn die Weltgemeinde (Umma) Urgemeinde (Medina) ist, gelingt der Gnadenstand (Din, Islam) mit dem Schöpfer (Allah). Das ist eindeutige islamische Frömmigkeit, erkennen wir wiederum, und müssen folgern: Solange Scharia und Fiqh nicht überwunden sind, das heißt als die Voraussetzung für gelingendes muslimisches Leben von den Scheichen und Imamen nicht verworfen worden sind, solange gibt es eigentlich gar keinen Salafismus. Jeder im Sinne von al-Ghazali († 1111), Maududi, Chomeini, al-Qaradawi oder Tariq Ramadan seine Religion praktizierende Muslim ist eigentlich ein Salafi, die anderen nehmen Allahs koranischen Befehl nicht ernst oder jedenfalls nicht wörtlich.

Morteza Motahhari lobt Hisba und Dschihad:

Was bedeuten Ǧehād, das Gebot des Guten und das Verbot des Schlechten (amr be ma’rūf wa nahy az monkar)? Diese Begriffe bedeuten: Wenn die herrschende Situation untragbar und unmenschlich ist, sollst du dich ihr nicht unterwerfen, sondern die größten Anstrengungen unternehmen, diese Situation abzuschaffen, um dann die erstrebte ideale Ordnung zu etablieren.

Allah selbst fordert alle Menschen im Koran (3:110) zur Durchsetzung der islamischen Verhaltensweise und Lebensordnung auf: „Ihr gebietet, was recht ist, und verbietet, was verwerflich ist“, al-amr bil-maʿrūf wan-nahi ʿani l-munkar.

Der ihm gestellten Frage, ob unislamische Bücher verboten werden müssen oder zwar gedruckt und verkauft werden dürfen, doch durch mahnende Schriften gleichsam unschädlich zu machen seien, wich Morteza Motahhari aus und empfiehlt uns, nach der Motivation des jeweiligen frechen Autoren zu fragen:

wenn er das alles sagt, um Verwirrung im Volk zu stiften?

Was unislamisch ist, ist nicht die Wahrheit, insofern ist das islamische Bücherverbot doch gar keine Zensur:

Und machen wir uns, wenn wir Lüge und Irreführung verbieten, der Zensur schuldig? Ich sage, Lüge und Verrat muss man unterbinden. Man darf nicht im Namen der Meinungsfreiheit den Missbrauch der Freiheit zur Verbreitung von Lügen unter dem Volk erlauben.

In Artikel 24 erklärt die Verfassung der Islamischen Republik Iran:

Die Presse kann ihre Meinung frei äußern, solange die Grundlagen des Islam oder die Rechte der Menschen nicht betroffen sind, weitere Einzelheiten regelt das Gesetz.[45]

Artikel 22 der Erklärung der Menschenrechte im Islam (Kairo 1990) unterscheidet sich, Pressezensur und Bücherverbote betreffend, von der Iranischen Verfassung nicht wesentlich, da auch sie, wo sonst, beim Koran (3:110) beginnt:

Jeder soll das Recht haben, sich frei auszudrücken, solange das nicht gegen die Grundsätze der Scharia verstößt. 1. Jeder ist berechtigt, das Richtige zu vertreten, das Gute zu verbreiten und vor dem Schlechten und Bösen zu warnen, wie es den Normen der Islamischen Scharia entspricht.[46]

Motahhari: Stellung der Frau im Islam

Unter dem Titel Stellung der Frau im Islam veröffentlichte die in Bonn-Bad Godesberg (Godesberger Allee 133-137) gelegene Presse- und Kulturabteilung der Deutschlandvertretung des Iran die zwischen 1966 und 1974 erschienenen Gedanken von Morteẓā Moṭahharī.

Der Islam hat für Mann und Frau nicht auf allen Ebenen die gleichen Rechte, Pflichten und Strafen vorgesehen.

Es steht … außer Frage, dass Mann und Frau in vieler Hinsicht nicht identisch sind … die Schöpfung wollte keine vollkommene Übereinstimmung. Daher ist es erforderlich, dass sich auch ihre Rechte, Pflichten und Strafen voneinander unterscheiden.

Aufgrund ihrer natürlichen Kondition und ihrer besonderen seelischen und körperlichen Veranlagung kann sie letztlich keine Gleichberechtigung mit dem Mann erreichen; denn gleiche Rechte und gleiches Glück für Mann und Frau können nur erreicht werden, wenn die Identität der Rechte aufgehoben wird und dem Mann die ihm und die Frau die ihr entsprechenden Rechte zugestanden werden. Nur auf diese Weise kann eine echte innere Zusammengehörigkeit zwischen Mann und Frau entstehen …

Wir behaupten, dass die Nichtübereinstimmung der Rechte der Frau und des Mannes, insofern sie ihrer nicht identischen Natur entspricht, sowohl der Sache der Gerechtigkeit als auch des Naturrechtes genügt, das Familienglück am besten fördert und der Entwicklung der Gesellschaft dienlicher ist.

Der Mann ist der Sklave seiner Leidenschaft. … Der Mann möchte die Frau besitzen und über sie verfügen, sie dagegen möchte sein Herz erobern und ihn dadurch beherrschen. … Die Frau begibt sich gern unter den Schutz des Mannes; sie kann ihr sexuelles Verlangen besser zügeln als er, sein sexuelles Verhalten ist aktiv und offensiv, das ihre dagegen reaktiv und herausfordernd.

Die Tatsache, dass von alters her der Mann um die Hand der Frau warb und ihr Heiratsanträge machte, trug dazu bei, das Ansehen der Frau zu wahren und ihr Respekt zu verschaffen. Der Mann ist von Natur aus so geschaffen, dass er verlangen, lieben und bitten muss, während die Frau dazu geschaffen ist, zu gefallen und geliebt zu werden.

Die Verfechter der Gleichberechtigung wenden sich dagegen, dass der Mann das Zweifache des Erbanteiles einer Frau bekommen soll; denn nach islamischem Recht ist der Erbanteil des Sohnes, des Bruders und des Ehemannes doppelt so hoch wie der Erbanteil der Tochter, der Schwester und der Ehefrau.

Wenn es um die Rolle der Frau im Islam geht, wird Ayatolllah Motahhari weltweit gerne und respektvoll zitiert, beispielsweise beim Thema Hidschab. Im Koran ist angeordnet, dass die Frau ihren Körper vor männlichen Nichtverwandten mit einem Schleier bedecken muss, Koran has assigned a duty to women to cover their body from non-related men.[47]

Alle Frauen lieben es, überwacht zu werden … Mutter Natur hat die geistige Überlegenheit [der Männer] über die Frauen entworfen. Wie sehr auch immer eine Frau diese Realität bekämpfen möchte, ihre Anstrengungen werden sich als nutzlos erweisen. Die Frauen müssen lernen, die Tatsache zu akzeptieren, dass sie, aufgrund ihrer größeren Empfindlichkeit, Männer benötigen, die ihr Leben kontrollieren. (The Order of Women’s Rights in Islam, Morteza Motahhari).

Der Buchversand ESLAMICA aus Bremen (Firma m-haditec, das sind Gürhan und Yavuz Özoguz) hält sechs Schriften alleine von Ayatollah Motahhari im Angebot.[48]

Die Scharia übersteigt deine Vernunft, die Welt ist ohne göttliche Offenbarung völlig unübersichtlich, der Muslim bedarf der Führung der Islamischen Gelehrten und die Muslima der Führung durch ihren Vater, großen Bruder oder Ehemann. Das ist kein „Islamismus“, sondern Islam – und das ist die ‚Aqīda (das heiß zu bekundende Quantum oder Konvolut des individuell anzueignenden Teils der Scharia, in seinem Ausmaß von Allah vorherbestimmt) aller deutschen Islamverbände, ob DITIB, VIKZ oder IGMG.

C2 Die internationale, ethnisch türkische Millî-Görüş-Bewegung (in Deutschland als IGMG) und ihr Bezug zum „Salafismus“

Wie Ursula Boos-Nünning versucht, dem VIKZ Demokratietreue und Integrationsbereitschaft zu attestieren, hat auch die IGMG ihre Schönfärber, allen voran Professor Werner Schiffauer. Der Kulturwissenschaftler und Ethnologe möchte offensichtlich nicht vor dem totalitären Anspruch des originalen Islam von Scharia und Fiqh warnen, sondern redet an der Sache der Scharia und Schariagesetze vorbei, wie so viele, und schreibt: „Islamismus“. Dieser „Islamismus“ wiederum sei für die deutsche Millî Görüş mittlerweile auch kein Problem, da man ihn hinter sich gebracht habe, IGMG lebe in einer Art von neuem Zeitalter: „Nach dem Islamismus“ (Buchtitel). Im März 2010 warb der Suhrkamp Verlag:

Die Islamische Gemeinde Milli Görüs gehört zu den umstrittensten Organisationen türkischer Einwanderer in Deutschland. Gestützt auf mehrjährige Feldforschung, zeichnet Werner Schiffauer ein differenziertes Bild von der Entwicklung dieser Gemeinde. Im Zentrum steht der Versuch einer zweiten Generation, sich mit dem islamistischen Erbe der Gründergeneration auseinanderzusetzen und die Rolle von Islam und Politik in der Bundesrepublik neu zu bestimmen.[49]

Man scheint sich beim Verharmlosen der IGMG auf die Methode der dauernden Wiederholung zu verlassen, schon sieben Jahre eher hatte Ursula Spuler-Stegemann den Professor kritisiert, die taz fragte die Islamwissenschaftlerin:

Der Soziologe Werner Schiffauer warnt davor, auf islamistische Gruppen panisch zu reagieren. Denn dort gebe es eine doppelte Öffentlichkeit; nach außen radikal, innen eher nicht. Schiffauer vergleicht dies mit den Grünen in ihrer Frühphase.

Spuler-Stegemann entgegnete überzeugend:

Man kann aber die islamistischen Gruppen nicht mit den Grünen oder Linken vergleichen. So hat die türkische Milli Görüş, die größte islamistische Gemeinschaft in Deutschland, streng gefügte Hierarchien. Es mag dort an der Basis grummeln, aber an der undemokratischen Struktur und an der menschenrechtsfeindlichen Haltung der Spitze ändert sich dadurch nichts. Die Islamisten mit den Grünen und der PDS zu vergleichen, führt in die Irre.[50]

Statt islamistisch hätte Ursula Spuler-Stegemann allerdings besser radikalislamisch gesagt oder schariatreu; das Wort Scharia kommt im Text bezeichnenderweise gar nicht vor und auf die grundrechtswidrigen und frauenfeindlichen Folgen der angeblich von Allah gesetzten Normen eines wortwörtlich genommenen) Koran und Hadith wird nicht hingewiesen. Das geht nicht, die Görüş ist eine Schariabewegung und dass die Imame der IGMG ihre Religion falsch verstanden hätten, lässt sich gar nicht sagen.

Auch hat Spuler-Stegemann Millî Görüş gerade eine „islamistische Gemeinschaft“ genannt – das mag nett gemeint sein, ist aber irreführend, denn die Theologie der Muslimbrüder, der internationalen Milli Görüş oder diejenige der längst von den Anhängern der Milli Görüş (sowie von den Sympathisanten des Fethullah Gülen) unterwanderten DIYANET deutsch DITIB ist nicht „islamistisch“, schließlich kommt auch niemand auf die Idee, den frommen persischen Gelehrten al-Ghazali als „Islamisten“ zu bezeichnen. Mindestens Deutschlands Aktive für Menschenrecht und Frauenrecht sollten den Islam von himmlischem Schariabefehl und heilssichernder irdischer Fiqh-Jurispridenz endlich ernst nehmen – als echte Religion sowie als menschenrechtswidrig und grundrechtswidrig. Schließlich waren Ahmad ibn Hanbal († 855) oder Mohammed auch keine „Islamisten“ und riefen nicht zum „Islamismus“ auf, sondern zum Islam – zur Unterwerfung unter Allahs Befehl.

Im Februar 2011 berichtete und die Rheinische Post die Ansicht des damaligen Präsidenten des Bundesamtes für Verfassungsschutz. Für Heinz Fromm Mäßigung gar nicht in Sicht:

„Man soll die Hoffnung ja nie aufgeben, aber ich kann bisher nicht erkennen, dass die Reformkräfte, die es in der Organisation gibt, tatsächlich eine Chance haben, die Richtung zu bestimmen“, sagte Fromm dem „Tagesspiegel“. „Den Ton geben weiterhin diejenigen an, die dem ehemaligen türkischen Ministerpräsidenten Necmettin Erbakan und seiner islamistischen Ideologie verbunden sind.“

Nach wie vor seien „antijüdische Ressentiments“ und die Unterstützung islamistscher Organisationen im Ausland erkennbar, „vor allem der terroristischen Hamas bei ihrer Auseinandersetzung mit Israel“. Diese Unterstützung werde als humanitäre Hilfe für die Palästinenser deklariert, wie am Beispiel der deutschen Internationalen Humanitären Hilfsorganisation e.V. (IHH) deutlich geworden sei, sagte Fromm.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hatte die IHH im Juli wegen ihrer Nähe zur Hamas verboten.

Der Sohn eines ranghohen Funktionärs der Millî Görüş Ahmed Ciftci nennt sich Scheich Abu Anas und gehört zum Umfeld von Pierre Vogel und Ibrahim Abou-Nagie. Muhamed Ciftci (Muhamed Seyfudin Ciftci), so sein weltlicher Name, war zwischen 1992 und 1994 im jugoslawischen Bürgerkriegsgebiet in Bosnien aktiv, „als Sozialarbeiter“, wie er sagt – für die inzwischen in Deutschland verbotene IHH auf seiner Homepage liest man heute:

Im 1992-1994 (Jahre 1413-1415 n.H.) war er aktiv im Bosnischen Kriegsgebiet als Sozialarbeiter der internationalen humanitären Hilfsorganisation tätig.[51]

Theologisch scheint es zwischen Abu Anas / Ciftci und IGMG ebensowenig Probleme zu geben wie zwischen IGMG und HAMAS, jedenfalls erklärt niemand den anderen zum Kāfir (Ungläubigen) oder al jemanden, der den Islam falsch verstanden habe. Auch hatte Ciftci junior, heute Imam in Braunschweig, von 1998 bis 2006 den Islam (u. a. Hadith, Gerichtspraxis; nach hanafitischem Fiqh) an der Islamischen Universität zu Medina studiert, also beim heutigen Hüter der zwei heiligen Stätten. Über den Moscheeverlag (www.moscheeverlag.de) vertreibt Ciftci im Februar 2013 Texte des saudi-arabischen Gelehrten al-Uthaimin sowie des in der Presse richtigerweise zumeist als radikalen Hasspredigers bezeichneten Abu Ameenah Bilal Philips.[52]

Bekanntlich durfte Bilal Philips am 20.04.2011 in Frankfurt mit Pierre Vogel auftreten, musste allerdings nach einer Ausreiseverfügung die Bundesrepublik Deutschland unverzüglich verlassen.

Der niedersächsische Verfassungsschutz arbeitet, verglichen mit Deutschlands faktenferner und verharmlosender Norm der islambezogenen Diskurse in Presse und Politik, erfreulich gründlich, ich falle ihm trotzdem ins Wort:

Die Geschichte und Ideologie der IGMG ist eng mit dem Namen Necmettin ERBAKAN, Parteiführer der türkisch-islamistischen Glückseligkeits-Partei (SP), verbunden: So leitet sich die Bezeichnung Milli Görüs direkt aus den programmatischen Vorstellungen des türkischen Islamistenführers ab.

Für islamistische Bewegungen ist die Forderung nach Errichtung einer „Islamischen Ordnung“ kennzeichnend, die auf den Rechtsvorschriften der Scharia basiert.

[Dazu meine Anmerkung: Allahs Befehl verwenden sprich verrechtlichen zu wollen, die Scharia legalisieren zu wollen, ist nicht Islamismus, sondern Islam, man lese im Koran Sure 5:44 „Und wer nicht nach dem waltet, was Allah (als Offenbarung) herabgesandt hat, das sind die Kafirun (Ungläubigen).][53]

In der laizistischen Türkei hätte die Propagierung des Konzeptes „Nizam Islami“ ein Parteiverbot bzw. strafrechtliche Konsequenzen zur Folge gehabt. ERBAKAN führte daher zwei „neue“ Begriffe in die türkisch-islamistische Debatte ein: „Milli Görüs“ (Nationale Sicht) und „Adil Düzen“ (Gerechte Ordnung). Die von der Milli Görüs-Bewegung propagierte „Gerechte Ordnung“ beinhaltet ein umfassendes soziales, ökonomisches und politisches Regelungssystem, das auf islamischer Grundlage beruht.

[Anm.: Entlarvend inkonsequent – jetzt hätte man doch sagen müssen: auf islamistischer Grundlage – aber natürlich handelte auch Mohammed nicht „islamistisch“, sondern islamisch, wer Mohammed nacheifert, transformiert Nachbarschaft und Straßenzug also auf Grundlage des Islam. Auch Erbakan will die auf Koran und Sunna begründete Hakimiyyat Allah, will Medina erneuern.

[Anm.: Erfreulich ist, dass endlich einmal von Scharia sowie vom erreichten gesellschaftlichen Islamsystem geschrieben worden ist, vom Nizam Islami]

Ziel ist es, die westliche Ordnung zu überwinden und durch ein islamisches Gemeinwesen zu ersetzen.

[Anm.: Nein, die Allgemeinen Menschenrechte oder AEMR sind kein Ordnungssystem irgendeines sagenhaften „Westens“. Nicht das Ansinnen der globalen Scharia-Lobby, eine okzidentale / abendländische / transatlantisch-„westliche“ Ordnung beseitigen zu wollen ist das Problem für uns als freiheitliche Demokraten, sondern ihr Versuch, die kulturelle Moderne universeller Menschenrechte anzugreifen. Richtig: „durch ein islamisches Gemeinwesen zu ersetzen“ – und nicht etwa durch ein islamistisches Gemeinwesen.]

Entsprechend der Milli Görus-Idee versucht die IGMG in Deutschland, ihren Anhängern ein Leben zu ermöglichen, das sich an ihrer Auslegung von Koran und Sunna orientiert.

[Anm.: Hier fehlt leider ein: …, die sich von der Auslegung von Koran und Sunna eines Yusuf al-Qaradawi allerdings gar nicht unterscheidet. Richtig und wichtig: Textstoff schariabasierten Handelns sind Sure und Hadith – „Koran und Sunna“]

Dazu strebt die IGMG an, als legitime Vertretung der türkischen Muslime im politischen Raum und als Ansprechpartner für staatliche Stellen anerkannt zu werden. In der deutschen Öffentlichkeit bemüht sich die IGMG darum, moderat und integrationsorientiert zu erscheinen.[54]

[Anm.: Deutlich angedeutet, immerhin, dass die IGMG nicht gemäßigt oder integrationsfreundlich ist, sondern die Texte der Offenbarung von Koran und Hadith radikal (wortwörtlich) liest, daraus Strategien der Abschottung entwickelt und zu Aufbau und Pflege eines „westlichen“ Feindbildes ermuntert, wir sollten allerdings sagen: eines Feindbildes universeller Menschenrechte.]

Soweit zum niedersächsischen Verfassungsschutzbericht, der eigentlich, solange sich die anderen Verbände nicht von der Theologie und theologiebasierten Politik der IGMG distanzieren, dazu hätte ausreichen müssen, das Gespräch mit dem gesamten KRM zu beenden, deutsche Islamkonferenz, nordrhein-westfälischen bekennenden Religionsunterricht und geplante Hamburger und Bremer „Staatsverträge“ eingeschlossen.

Zwischen Millî Görüş und Muslimbruderschaft passt jedoch kein Blatt Papier – und passt schon gar keine Fatwa von Scheich Yusuf al-Qaradawi. Und so redete neben Prof. Syed Farid Alatas[55] von der Universität Singapur auch der damalige, seit 14 Jahren amtierende Großmufti von Bosnien und Herzegovina, der muslimbrudernahe Dr. Mustafa Cerić auf der 2007 in Bonn im Gustav-Stresemann-Institut abgehaltenen IGMG-Symposium Begriffe des Chaos, Chaos der Begriffe – Selbst‐ und Weltwahrnehmungen der Muslime. Cerić dachte vor der IGMG nach über die Begriffe Aqida, Scharia und Hilafet (Imamet; Kalifat).[56]

Cerić ist wie der aus dem britischen Exil in seine tunesische Heimat zurückgekehrte Rashid al-Ghannouchi (Rāšid al-Ġannūšī, * 1941) von der muslimbruderschaftlichen tunesischen Ennahda-Bewegung (Ḥarakat an-Nahḍa; Nahda heißt Wiedererwachen oder Renaissance), Wahlsieger der ersten demokratischen Wahl seit dem Sturz von Zine el-Abidine Ben Ali und ist wie Wolfgang Borgfeldt genannt Mohammed Siddiq ein Mitglied (member) und Scheich im muslimbrudernahen Gremium höchster Islamischer Gelehrten, ECFR. Was die Muslimbrüder und ihre ECFR-Scheiche theologisch vertreten ist kein „Islamismus“, sondern der authentische Islam, wie ihn schon Imam al-Ghazali († 1111) lehrte.

D Deutsche Islamkonferenz (DIK)

Derzeit (22. Februar 2013) gehören der DIK an:

Hamed Abdel-Samad

Bernd Ridwan Bauknecht

Sine el Masrar

Gönül Halat-Mec

Abdelmalik Hibaoui

Hamideh Mohagheghi

Prof. Dr. Bülent Ucar

Turgut Yüksel

Tuba Isik

Zentralrat der Marokkaner

Dachverband der Bosniaken

DITIB

VIKZ

Alevitische Gemeinde

TGD

Ralf Dahrendorf erklärte 1958 den Menschen als Homo sociologicus, als ein durch (seine Mitmenschen, durch) die Gesellschaft bedingtes (ermutigtes und gefördertes wie normiertes und sogar eingeschränktes) Wesen, das sich vielfältigen sozialen Rollen hinsichtlich von Normen, Werten und Erwartungen unterwerfen muss. Könnte man sich eine Religion wirklich frei aussuchen, einige enttraditionalisierte oder traditionsflüchtende Sinnsucher (siehe unten) haben das so getan, wäre sicherlich wohl gerade auch der Islam nichts für freiheitsliebende Individualisten oder kreative Einzelgänger.

Die meisten Religionen setzen den Menschen ziemlich rigide Verhaltensvorschriften nicht zuletzt in Bezug auf soziales Geschlecht (gender), statthafte Sexualität sowie Apostasie, bei deinem sozialen Ungehorsam droht dir, je nach Jahrhundert und Kontinent, dein Schamane oder Kleriker mit dem Angriff der bösen Geister, der Rache der Götter bzw. dem Zorn Gottes; das mag fallweise heißen: es droht dir die religiös begründete – damit, ob uns das gefällt oder nicht: die religiöse! – Gewalt bis hin zur Opferung an die Götter oder die katholische Hexenverbrennung oder die iranische Steinigung. Religion lebst du also nun wirklich nicht allein, und was dich mit deinen Mitmenschen verbindet (an Geboten wie Verboten), sagen dir, Guru, Rabbi, Priester, Scheich oder Imam.

Muamalat (muʿāmalāt), zwischenmenschliche Pflichten

Nur die Romanfigur Robinson Crusoe nämlich lebte zeitweise ganz alleine auf der Insel, der muslimische Gottesfürchtige hingegen hat (die Nähe der Nichtmuslime zu meiden und) die Nähe der Mitmuslime zu suchen und Letztgenannte nach den Vorschriften Allahs, frauenrechtlich und menschenrechtlich folgenreich, mit rigiden Speisevorschriften, Hausmauern, Kopftüchern, Moscheebauten, Moscheebesuchen, Jungenbeschneidung und Imam-Eheverträgen auszugestalten, mit einer, säkular betrachtet, totalitären Moral-, Sexual- und Körperpolitik, religiös gesehen mit dem einzig funktionierenden Konzept zur Bannung des Teufels und zu Rettung der Seele. Das himmlische Medina (622-855 d. Z.) gilt es, hier und heute zu verstaatlichen. Das irdische Gestalt annehmende gesellschaftliche Schariasystem, das so genannte Islamsystem (an-Niẓām al-Islāmī, Nizam-ı İslâm) vertrete seine Interessen gefälligst ohne Zwietracht (fitna) den Nichtmuslimen gegenüber, also einheitlich. Eine über die einander akzeptierenden sunnitischen Rechtsschulen sowie die Dialoge zu den gerade noch tolerierten Schiiten hinausgehende Mehrzahl an Islamvertretungen, also auch an deutschen Islamverbänden, ist in dieser Einheitlichkeit der Außenvertretung nicht vorgesehen. Allahs Außenpolitik sind die Siyar, die jeweilige nationale Schura werde, ganz dialogisch und „auf Augenhöhe“, auch in der Europäischen Union und in der Bundesrepublik Deutschland, zu einem parallelen Innenministerium und, langfristig, zu einer alternativkulturellen Zweitregierung. Man lese dazu die Geschäftsordnung des KRM:

(1) Der Koordinationsrat, in der Absicht gegründet, langfristig eine einheitliche Vertretungsstruktur der Muslime in der Bundesrepublik Deutschland zu fördern [Anm. Edward von Roy: man vergleiche hierzu Mustafa Cerić und dessen behauptete „Herausforderung“ (challenge) einer gesamteuropäischen islamischen Führung, a single Muslim authority], ist für alle Richtungen innerhalb des Islams offen. … (5) Koran und Sunna des Propheten Mohammed bilden die Grundlage des Koordinationsrats. Dieser Grundsatz darf auch durch Änderungen dieser Geschäftsordnung nicht aufgegeben oder verändert werden.[57]

Wie angekündigt seien zwei postmoderne Sinnsucher beispielhaft genannt:

Erstens der im Jahre 1930 in Schottland geborene Ian Dallas. Der spätere Schauspieler konvertierte in den Siebzigerjahren zum Islam, nannte sich Abdalqadir as-Sufi und ist Führer der von Granada aus um das Wiederaufrichten des andalusischen Kalifats bemühten und mit dem Projekt Gold-Dinar einen globalen Finanz-Dschihad erträumenden Bewegung der Murabitun (al-Murābiṭūn; verweisend auf die Berberdynastie der Almoraviden, die zwischen 1046 und 1147 über Nordwestafrika und al-Andalus herrschte).[58]

Zweitens der jetzige Bundesvorsitzende der Ahmadiyya Deutschland, der Mitte der Siebziger Jahre in Bonn als APO- und Kommunen-Aktivist bekannte (Abdullah) Uwe Wagishauser, der 1972 auf einer Reise nach Nordindien Qadian (120 km vom pakistanischen Lahore) als das Zentrum der islamischen Sonderströmung der Ahmadiyya kennenlernte. Obschon hinsichtlich Lebensweg und Verbandszugehörigkeit so sehr verschiedenartig, die (intern radikal schariatreuen sowie zusätzlich endogamen) Ahmadi gelten Sunniten nicht selten als Abtrünnige und werden in Pakistan oder Indonesien und Malaysia diskriminiert, brutal angegriffen oder sogar ermordet),[59] arbeiten sowohl beide Persönlichkeiten als auch ihre Bewegungen, tragisch bzw. korangemäß zwangsläufig, der einheitlichen globalen Schariabewegung zu sprich dem Islam, wie wir in heute erkeben, als von der Muslimbruderschaft dominiert.

Die Verbeitung und Heftigkeit der innermuslimischen Gewalt verblüfft und irritiert Nichtmuslime wie muslimische Säkulare; man denke an den letztlich 1.400 Jahre alten, auf die Schlacht von Kerbela (bei der am 10. Oktober 680 Prophetenenkel Hussein getötet wurde) zurückgehenden kriegerischen Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten, der letztlich die aktuelle Situation im Libanon, in Syrien und Bahrain sowie die Spannungen zwischen Teheran und Riad bestimmt (deutsche Panzerlieferungen). Andererseits gibt es den Islam oder die Scharia oder Allah schließlich nicht im Plural und fordert die Doktrin der Hisba bei Bedarf die Awendung von Gewalt.

Und so wird die irdische Herrschaft Allahs von allen islamischen Akteuren, bei echten Hass oder nur vorgeblichem Konflikt, in einer Art von Arbeitsteiligkeit oder sogar Kollegialität angestrebt:

D Ein Deutschland, ein Koran, eine Scharia. Zu den vier Hauptakteuren des Koordinierungsrats (KRM). DITIB, Islamrat, VIKZ, Zentralrat (ZMD)

D1 Marschbefehl aus Ankara: Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB)

Auch weil die türkische Religionsbehörde seit 20 Jahren von der Millî Görüş unterwandert ist und die türkische Regierung gleich mit, Erdoğan und Gül entstammen schließlich der Erbakanbewegung (Necmettin Erbakan war und Erdoğan ist ferner Sufi, Angehöriger des Ordens der Nakschibendi),[60] distanziert sich kein deutscher Ditib-Imam von dem angesehenen Gründer und Führer des ECFR, Yusuf al-Qaradawi.

Recep Tayyip Erdoğan, der Erbakan-Bewunderer und Ministerpräsident, bezeichnet sich als als einen Anhänger des Islamischen Gesetzes, wörtlich sagte er einmal: „Gott sei Dank sind wir Anhänger der Scharia … unser Ziel ist der islamische Staat (bzw. 1994: „Thank God Almighty, I am a servant of sharia“; 1995 nannte er sich einen bzw. den „Imam von Istanbul“), während der einstige Außenminister Abdullah Gül, inzwischen Staatspräsident und von der BBC als „ex-Islamist“ bezeichnet, klargestellt hatte: „Der Islam regelt die weltliche Ordnung. Ich als Moslem glaube daran. In der Türkei gibt es Gesetze, die den Islam unterdrücken, und diese Unterdrückung muss aufgehoben werden.“[61]

Die Diyanet (Diyanet İşleri Başkanlığı), das Präsidium für Religionsangelegenheiten fiel 2008 durch einen Ratschlag für gottesfürchtiges weibliches Verhalten auf: die Frau solle, um die öffentliche Moral und die eigene Tugend nicht zu gefährden, beim Ausgehen kein Parfüm aufgelegt haben: „Frauen müssen vorsichtiger sein, sie senden besondere Reize aus“. Auch sollen Frauen sich bedecken, „um ihren Körper nicht Fremden zu zeigen“, und Flirten sei dasselbe wie Ehebruch. Prinzipielle Geschlechtertrennung gilt als zweckmäßig: „Wenn eine Frau und ein Mann in einem Raum allein sind, dann ist der Dritte im Raum der Teufel.“[62]

Zwar wurde dieser fundamentalistische – und frauenfeindliche – Lebensratgeber vor einem halben Jahrzehnt in der Presse skandalisiert, doch fehlten dort im Allgemeinen zwei entscheidende Informationen mit Islambezug: erstens, dass so manch ein Mufti oder Scheich genau dasselbe sagt:

Doch dass eine Frau teure Parfüms und Düfte kauft, um damit hinauszugehen, ist eine schlechte Gewohnheit, die abgelehnt und unterbunden werden muss. … Die Frau, die parfümiert hinausgeht, sodass Männer diesen Duft riechen können, begeht Unzucht (zinā),[63]

und zweitens, dass der unter Sunniten ziemlich hoch anerkannte, im Jahr 1200 gestorbene Islamische Gelehrte Abu l-Faradsch Ibn al-Dschauzi (Ebu’l-Ferec İbnü’l Cevzî) auch schon dasselbe gesagt hat – nur eben achthundert Jahre eher:

Vom Verbot auszugehen, wenn die Frau sich parfümiert hat

Überliefert von Ghunaim ibn Qais von al-Ash’arī: »Jede Frau, die sich parfümiert und an den Leuten vorbeigeht, damit sie ihren Wohlgeruch wahrnehmen, ist eine Hure.«

Überliefert von Abū Huraira: »Wer von den Frauen parfümiert zur Moschee kommt, von der nimmt Gott das Gebet nicht an, bis sie sich davon gereinigt hat mit der Waschung wie bei einer großen rituellen Unreinheit. So geh nun und wasch dich!«[64]

DITIB / DIYANET lässt ihrer Islamisierungspolitik (Schariapolitik, Islamkonsequenz) über deutsche Stiftungen zuarbeiten, die ja vielleicht auf eine allmähliche Demokratisierung per „Wandel durch Annäherung“ (1963 plädierten Egon Bahr und Willy Brandt für eine derartige Ostpolitik – in der Evangelischen Akademie Tutzung, in der Idriz und Cerić geehrte Gäste sind)[65] hoffen. Um zwei wichtige Stiftungen zu nennen:

Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS)

Die der CDU nahestehende Stiftung finanzierte das Stipendium für den Dialogaktivisten und Mathias-Rohe-Schüler Michael Kiefer sowie für Bacem Dziri (letzterer sprach im Dezember 2012 wie der Yusuf al-Qaradawi treu ergebene Scheich im Europäischen Rat für Fatwa und Forschung Siddiq (Wolfgang) Borgfeldt auf den »III. Heidelberger Islamwochen«).[66] Kiefer organisiert seit 2008 in der Türkei einen den Deutschlandaufenthalt vorbereitenden Bildungslehrgang für türkische Imame (also DITIB) in Bezug auf Landeskunde und Integration; den Lehrgang wiederum verantwortete seit 2008 auch inhaltlich Schariaverharmloser Rauf Ceylan, der mit Professor Mouhanad Khorchide zusammenarbeitet und seit 2009 an der Universität Osnabrück lehrt. Der Uni Osnabrück schenkte Großscheich von al-Azhar, al-Tayyeb, im Oktober 2012 drei Stipendien.[67] Ceylan lehrt Religionswissenschaften mit dem Schwerpunkt „Gegenwartsbezogene Islamforschung“.

Körber-Stiftung

SETA. Foundation for Political, Economic and Social Research (SETA) ist die proschariatische Propagandorganisation türkischer Auslandsinteressen. SETA-Präsident Taha Özhan weilte mit dem deutschen Ex-Bundespräsidenten und Vorsitzenden des Bergedorfer Gesprächskreises, Dr. Richard von Weizsäcker, sowie mit Dr. Klaus Wehmeier, dem Stellv. Vorsitzenden des Vorstands der Körber-Stiftung auf der 150. Tagung des Bergedorfer Gesprächskreises, die im März 2012 in Kairo (!) tagte; S.E. Dr. Saleh M. Al-Namlah, Mitglied des Schura-Rates aus dem saudi-arabischen Riad, durfte nicht fehlen.[68] Auf dieser Tagung kam also alles zusammen, was sich auch in Projekten wie hochschulischer Imamausbildung und bekennendem Islamischen Religionsunterricht niederschlägt: türkische Religionspolitik im Sinne von Koran und Sunna, saudi-arabisches Selbstverständnis als Hüter der heiligen Stätten, ägyptische und generelle nordafrikanische Machtergreifung der Muslimbrüder ebenfalls anhand der unteilbaren, himmlischen und heilssichernden Schariagesetze sowie religionsfreundliches jedenfalls islamfreundliches (und damit tendenziell antidemokratisches) deutsches Wirtschaftsinteresse im Beisein höchst angesehener Politiker im Ruhestand.

D2 Seit dem dritten März 1924: Der Schmerz über das untergegangene Kalifat

Der Vater von Tariq Ramadan, Muslimbruder Said Ramadan, stellte 1961 (Das islamische Recht) die zumindest grundsätzliche bzw. langfristig durchzusetzende Verpflichtung der Muslime auf die schariabasierte Gesellschaftsordnung fest: „Religion ist dagegen … eine göttliche Weisung, die für die Menschen verbindlich wird, ohne dass ihnen die Möglichkeit offen steht, selbst zu wählen und darüber zu diskutieren. … Nur die Scharī’a (also Koran und Sunna) [bringt] den wahren Sinn des Gesetzes im Islam zur Entfaltung und [steckt] seinen rechtlichen Geltungsbereich ab. Durch den Ausschluss jeder anderen gesetzgebenden Gewalt außer der Scharī’a wird sowohl das Konzept wie auch die Anwendbarkeit des islamischen Rechts vom Erbe verschiedener Einflüsse befreit, das sich dort angesammelt hat.

In derselben Schrift dachte Said Ramadan genau über die „Rolle der Nichtmuslime in einem islamischen Staat“ nach, in einem Kalifat: „Die Errichtung eines solchen Staates [wird] als unabdingbar angesehen, in dem alle Lebensbereiche entsprechend dem islamischen Glaubensgehalt zu gestalten sind. … Die Zugehörigkeit zum islamischen Staat wird den Nichtmuslimen entsprechend dem arabischen Konzept der ahl al dhimma oder der dhimmīs zugestanden, was soviel bedeutet wie »jene, deren Pflichten dem Gewissen und der Verantwortung des Staates oder der Nation anvertraut sind«. Sie werden auch als al muʿāhidūn [zu al-ʿahd, Vertrag], das heißt »die Vertragschließenden« oder »die Teilnehmer an einem Bündnis« genannt, denn ihre Zugehörigkeit zur Nation beruht auf Verträgen, die von ihnen oder ihren Vorfahren und dem islamischen Staat abgeschlossen worden sind.[69]

Sie mag heute mit Moscheevereinen, Studentenclubs, Sozialwerken oder, wie 2013 beispeilsweise in Marokko, Tunesien und Ägypten, mit politischen Parteien antreten, doch die Muslimbruderschaft bleibt eine Kalifatsbewegung.

D3 Der Hebel, mit dem die Muslimbruderschaft ansetzt: Zentralrat der Muslime in Deutschland Zentralrat der Muslime in Deutschland (Zentralrat, ZMD)

Der Rat der Imame und Gelehrten in Deutschland (RIGD oder RIG) ist assoziiertes Mitglied im Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD). Der dem engsten Umfeld des IZ Frankfurt (Islamisches Zentrum Frankfurt, also wie IZ München und IZ Aachen deutsche Muslim Brotherhood) zuzurechnende RIGD ist ein der Öffentlichkeit noch wenig bekanntes Gremium hoher Theologen und steht, genau wie das französische IESH (Château-Chinon, Burgund), der Muslimbruderschaft sehr nahe.[70]

Es war schon vor fünf oder sechs Jahren abzusehen, dass Deutsche Islamkonferenz, schulischer bekennender Islamischer Religionsunterricht oder universitäre Islamische theologische Studien die weltweiten Netzwerke der Muslimbruderschaft um ihren Cheftheologen Yusuf al-Qaradawi in Deutschlands Schulministerien sowie in den deutschen Hochschul- und Schulalltag installieren werden würden – da kam und da kommen unserer, die Rechtseinheitlichleitsdebatte bzw. Schariadebatte vermeidender Regierung die beiden nützlich einsetzbaren Schreckgespenster vom erneuerten Kalifat (bislang eher bekannt über die kalifatische Rhetorik der Hizb-ut-Tahrir sowie der einstigen Kölner Kaplan-Bewegung, dem Hilafet Devleti oder Kalifatstaat, 1994 bis Dezember 2001) und von den angeblich einer Sekte gleichenden „Salafisten“ gerade recht.

Drei Beispiele für dieses demokratiegefährdende Nutzbarmachen der „Salafisten“ als irgendwie unislamisch. Eren Güvercin meinte am 19.10.2012 auf domradio: „Wichtig ist die sektiererische Ideologie, die dahinter steckt. Ob man sich als Wahabit oder Salafist bezeichnet, ist nicht wichtig“, den radikalislamischen Prediger Pierre Vogel nennt der auf seinem Blog mit Feridun Zaimoğlu und Olivier Roy sympathisierende sowie Necla Kelek kritisierende Güvercin eine „schillernde Figur“. Rauf Ceylan meinte am 11.05.2012 in den Deutsch-Türkischen Nachrichten über die Salafisten: „Das ist ähnlich wie bei einer Sekte“, und: „von solchen gefährlichen Bewegungen“ müsse man Jugendliche fernhalten. Die Lösung dafür biete sein Institut, Ceylan: „Die Imame sind wichtige Multiplikatoren. Imam-Weiterbildungsprogramme, wie an der Uni Osnabrück, sind ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Wir bieten Workshops zum Thema Salafismus an.“ Claudia Dantschke schließlich am 21.10.2010 in WZ-newsline über die Wuppertaler Urgemeindler: „Das gleicht einer Gehirnwäsche … Die arbeiten wie eine Sekte“.

Wer die gesichtsbedeckte bzw. langbärtige Safiyya eine Sekte oder sektiererisch nennt, verharmlost die globale antisäkulare Schariabewegung und arbeitet der hidschabtragenden bzw. kurzbärtigen Muslimbruderschaft zu (die selbstverständlich ebenfalls medinensisch ausgerichtet ist sprich „salafistisch“). Selten geheimniskundige Islambeschwichtiger also werden durch Rathäuser, Kirchengemeinden und Zeitungsredaktionen gereicht, wo sie sich ein wenig über irgendwelche wilden Scheiche oder Straßenmissionare wie Pierre Vogel empören, den Islam pauschal gut finden und die schariatreue Kairoer al-Azhar und die Scheiche von Yusuf al-Qaradawi in Deutschlands Universitäten und Schulministerien hineinwinken. Auf einem Seminar der Konrad-Adenauer-Stiftung stellte Ceylan den Ex-Boxer per Lichtbild vor: „Wollt ihr den?“ Dann stellte der Referent den „Salafisten“ als desintegrierend dar, um unverzüglich den ebenfalls im Bild vorgestellten Benjamin Idriz und seine Penzberger Moscheegemeinde als modern und integrationsfreundlich zu loben.

Ob sie die Transformation des jeweiligen Staates in eine Hakimiyyat Allah oder Allahkratie, 2012 und 2013 besonders anschaulich in Tunesien und Ägypten, eher sanft schleichend oder eher derb revolutionär durchführt, die Ikhwan oder Brotherhood entstand innerhalb der Kalifatsbewegung – und sie hat den Kult um die rechtschaffenen Bewohner der Medinagemeinde, den Kult um die Salaf, der sie 1928 gebar, nie verlassen.

Personell monopolisieren die Muslimbrüder seit Jahrzehnten die politische Vertretung dessen, was als Islam gelten darf, nach außen. Doch auch nach innen sowie theologisch ist der Islam der Super-Autorität aller Sunniten, Imam al-Ghazali († 1111) und derjenige der Muslimbrüder (seit Hassan al-Banna und Sayyid Qutb) bzw. derjenige des Abul A’la Maududi seit einigen Jahrzehnten miteinander identisch. Es gibt nur eine Scharia und nur einen Islam und die Muslim Brotherhood hat den Islam richtig verstanden. So etwas wie einen „unislamischen, den Islam missbrauchenden Salafismus“ oder einen „nicht islamischen Islamismus“ gibt es nicht; der Bevölkerung erzählen unsere Politiker noch ein Weilchen etwas anderes.

Irdisch werde die Scharia System

Die kohärente (unteilbare) und vollkommene Scharia ist aus Islamischer Sicht nicht von Menschen geschaffen, sondern genuin außerirdisch, ihr Urheber und Verfasser ist Allah. Im Gegensatz zu der nach himmlisch vorgegebener und irdisch zu verwirklichender Kohärenz strebenden (zunehmender Totalitarismus), zeitangepassten Islamischen Jurisprudenz, dem jedenfalls für elitär Gebildete verstandesmäßig erfassbaren Fiqh, dessen Gestalter und Anwender Menschen sind (Ulama, Scheiche, Muftis, Schariarichter), ist die heilssichernde Schöpfungsordnung der Islamischen Normativität (Scharia) überzeitlich und dem Verstehen enthoben. Nur der Schöpfer selber könnte sie verändern, Allah aber hat zugesagt, dass die Scharia (dass der Islam) bis zum Tage der Auferstehung gesetzt ist (Gesetz ist). In der Praxis wird zwischen Scharia und ‚Aqida (das Konvolut persönlichen islamischen Fürwahrhaltens und Bekennens) bzw. zwischen Scharia und Fiqh oft kein Unterschied gemacht, schließlich gleichen Scharia (naturgesetzartige Islam-Theorie) und Fiqh (Schariaanwendung, jenseitszentrierte Rechtspraxis) zwei Seiten derselben Medaille. Während die Scharia perfekt geschaffen ist, ist der Fiqh sozusagen unterwegs, diskriminiert „flexibel“ und fordert, hier und heute, den am medinensischen Staatsmodell (622-855 n. Chr.) orientierten Aufbau der Islamischen Ordnung (Niẓām Islāmī, Nizam-ı İslâm).

IESH (Hauptsitz Château-Chinon) etwa setzte ‚Aqidah und Scharia jahrelang gerne gleich (auf Arabisch schrieb man ehrlich Scharia, auf Spracheinstellung Französisch / Englisch / Deutsch gab man es wieder als Aqidah). Man umging damals also die vielleicht weniger werbewirksame Aussage: Hier können Sie die Scharia studieren, sondern (IESH, Außenstelle Paris) umschrieb sie mit: Hier können Sie „Islamisches Recht (Fiqh)“ studieren: Jurisprudence islamique (fiqh). Das eigentliche IESH sagt zu seinem Lehrplan 2013 immer noch nicht Scharia, sondern muslimische Theologie (Théologie musulmane), die Dozenten jedoch, wie der wissenschaftliche Direktor, ECFR-Mitglied (!) Larbi BECHRI, haben Islamisches Recht studiert (Droit musulman) oder, wie Abdelmajid Najar an der Kairoer al-Azhar, Uṣūl ad-Dīn, Glaubensgrundlagen (Ousoul Eddine).[71] Die ägyptische Verfassung wiederum setzte jahrzehntelang Fiqh und Scharia gleich (Artikel 2) Islam is the Religion of the State. Arabic is its official language, and the Islamic Jurisprudence (Sharia) is a principal source of legislation.

Eine Fiqh-Zusammenstellung bieten uns Samir Mourad und Dr. Jasmin Pacic, man bemerke, da alle Handelsverträge zu islamisieren sind, schariakompatibel sein müssen, das: „Kauf und Verkauf – die schariagemäßen Eigenschaften und Bedingungen“ sowie das nicht als Plädoyer für eine unabhängige Justiz im Sinne des säkularen Rechtsstaats misszuverstehende: „Um einerseits eine Kontrolle der Staatsmacht darzustellen und andererseits Gerechtigkeit zwischen den Menschen herzustellen, unabhängig von Herkunft der Ankläger und Angeklagten, ist eine Forderung der Scharia, dass die Richter unabhängig und gerecht sein müssen und natürlich genug Wissen über die Scharia haben müssen, weil sie ja gemäß der Schariagesetze zu richten haben.“[72]

Volkspädagogisch wird der europäischen und vermutlich vor allem der deutschen Bevölkerung noch etwas weiter erzählt werden, das Islamische Rechtsverständnis und Gesellschaftsverständnis unserer Hochschulstandorte würde sich von demjenigen unterscheiden, welches in Dschidda und Medina, Islamabad oder Kairo gelehrt wird. Das ist einfach nicht der Fall, sonst könnte man nicht derartig problemlos mit der Azhar kooperieren. Dogmatische Scharia wie praktischer Fiqh von Bonner König-Fahd-Akademie und IIT Münster, von Medien-Schreckgespenst Pierre Vogel und von Medienmaskottchen Mouhanad Khorchide sind letztlich identisch.

Schöpfung, Menschheit, Umma, Fiqh oder Scharia haben eines gemeinsam – es gibt sie jeweils nicht in Mehrzahl, sondern, wie Allah den Schöpfer, nur im Singular.

Die auf Abwehr des Teufels und Rettung der Seele zielenden, kulturrassistischen und insbesondere auch frauenfeindlichen Normen von Koran und Sunna werden also weiter „integriert“ werden – im Namen der Koexistenz der Kulturen oder des friedlichen Zusammenlebens oder im Namen des deutschen Grundgesetzes.

Der Dialog mit dem Islam muss schließlich weitergehen. Die Rechtsspaltung kann kommen.

Gemeinsam mit der Bundesministerin für Bildung und Forschung Annette Schavan, zum demokratischen Glück hat sie im Februar 2013 ihren Doktortitel verloren und ist zurückgetreten, eröffnete Mustafa Cerić am 16. Januar 2012 in Tübingen das in der Villa Köstlin befindliche Zentrum für Islamische Theologie.[73] Hat denn irgendjemand glauben können, dass an den Unis von Tübingen, Münster oder Osnabrück ein anderer Islam gelehrt werden wird, als der, welchen der die symbolische Schere zur Zerschneidung des roten Bandes in der Hand haltende Scheich aus dem Netzwerk von Yusuf al-Qaradawi lehrt und fordert? Auf der Tübinger Uni-Homepage lesen wir über die Hoffnungen des schariagehorsamen Muftis:

Das Zentrum für Islamische Theologie an der Universität Tübingen werde beitragen zu einem produktiven und konstruktiven Verhältnis zwischen Europa und der muslimischen Welt, sagte Dr. Mustafa Cerić, der Großmufti von Sarajevo. Es werde eine Botschaft des Friedens nach außen tragen, zeigte er sich überzeugt.

Seit 2006 fordert Bosniens Großmufti (bis Dezember 2012) pauschal für alle Muslime Europas die um Gottes Willen endlich einzuräumende Chance zur kulturellen und rechtlichen Apartheid:

f. Wege zu finden, wie muslimisches Recht für Personenstandsangelegenheiten, wie z.B. Familienrecht, anerkannt werden kann,

(f) opening the way for Muslim law to be recognized in matters of personal status such as the Family Law[74]

In Ansehen und Recht ist die Frau ist eine Stufe herabzudrücken, möglichst bald hat sie nur halb so viel zu erben wie ihr Bruder und kann jeden Tag eine Zweitfrau im Schlafzimmer entdecken oder ohne Angabe von Gründen verstoßen werden. Das ist der unteilbare, eine Islam, den die weltweit vernetzten Muslimbrüder und deutschen Moscheevereine theologisch begründet gar nicht ablehnen. Scheich al-Munaddschid stellt fest, dass die standesamtliche Ehe, weil sie auf menschengemachten Gesetzen beruht, vor Allah nicht anerkannt ist und mindestens in Zukunft nach Möglichkeit vermieden werden soll, Fatwa:

Bezüglich einer Zivilehe, die in einem Gericht gesclossen wird, das menschengemachte Gesetze anwendet (in a court that implements man-made laws) … nicht der Shari’a entsprechen oder konträr zur Shari’a sind z. B. in Bezug auf auf Scheidung usw., dann ist es nicht erlaubt dies zu tun, außer die Dokumentation der Ehe kann nicht anders vollbracht werden, oder die Person hat keine andere Wahl als dies zu tun. In dem Fall kann er [zuerst] eine korrekte Eheschließung gemäß der Shari’a (the correct marriage contract according to sharee’ah) in einem islamischen Zentrum machen und dann die Zivilehe in einem Gericht eingehen. Im Falle eines Streits aber soll er sich an die Lösungen des Schariagesetzes halten und die falschen Rituale, die mit der Eheschließung in einigen Ländern einhergehen, nicht anerkennen. In westlichen Ländern sollten Muslime unbedingt versuchen, ihre Ehen offiziell in islamischen Zentren schließen zu dürfen, ohne anschließend zum Standesamt gehen zu müssen.[75]

Ich komme zum Schluss.

Eine Scharia, die Mann und Frau gleich behandelt, hat es nie gegeben und wird es nie geben. Wenn der von der globalen Muslimbruderschaft und von allen deutschen Islamverbänden vorangetriebene Vorgang der Schariaimplementierung nicht abgestoppt wird, werden wir das vom einstigen (bis Dezember 2012) bosnischen Großmufti Cerić gewünschte Islamische Recht auf Imamehe (nikāh), Zweit- bis Viertfrau, Verstoßung (ṭalāq) und Wali mudschbir mittelfristig „integriert“ haben (Erb- und Vertragsrecht nach Koran und Hadith sind die folgenden Stufen der Islamisierung eines Territoriums; die in Arbeitswelt und Bildungsbetrieb legalisierte Bedeckung des muslimischen Frauenkörpers mit einem Hidschab wird bis dahin erfolgt sein).

Was viele von uns derzeit noch als irritierende Vielfalt von Islamverbänden erleben, von Zentralrat der Marokkaner bis Dachverband der Bosniaken (beide Teilnehmer in der derzeitigen DIK) oder als Vielzahl von islamischen Strömungen von Naqschbandi-Mystik bis zu Teherans Zwölferschia (als IZH, Islamisches Hamburg Mitglied der Schura Hamburg, Millî-Görüş-dominiert, sowie des Zentralrats der Muslime in Deutschland, muslimbruderdominiert), wird sich als migrationsgeschichtlich bedingt, als Zufälligkeit, als Bagatelle oder schlicht als Trugbild herausstellen – es gibt nur eine Doktrin von Hidschab, nur eine von Nikah und Talaq – es gibt nur einen Islam.

Unser mühselig errungenes derzeitiges, dabei alle Menschen, ob gottesfürchtig oder gottlos und ob Mann oder Frau, gleich behandelndes Gesetz würde dann der Vergangenheit angehören, und ich wiederhole mich und schließe meinen Vortrag: das ist dann zwar der Vorgang von Medina 622, Pakistan 1956, Iran 1979 und Kairo 2013, aber das nicht Islamismus, den es in Wirklichkeit nie gegeben hat, sondern Religion – echter alter Islam.

Der Souverän, immerhin noch nicht der Klerus sondern das Volk, darf und sollte sich der 1.400 Jahre alten islamischen Tendenz zum revolutionären (Dschihad) Aufbau einer Gegengesellschaft bzw. Zweitstaatlichkeit sowie schlussendlich einer dann wirklich „alternativlosen“, reinen islamischen Herrschaft in den Weg stellen. Gerade ein Frauenrechtsverband wie Terre des Femmes muss das sogar tun, wenn er sich nicht dem Vorwurf aussetzen möchte, der Scharia in Europa zuzuarbeiten und die Geschlechtsgenossinnen in Istanbul, Kairo oder Tunis an die Bärtigen der Schariabewegung und ihre unterworfenen Kopftuchfrauen zu verraten und den Menschenrechtsaktivisten, Säkularen oder Ex-Muslimen auf der ganzen Welt in den Rücken zu fallen.

Ob es die Imamausbildung ist, der Unterricht an staatlichen Schulen oder das Gespräch in der Deutschen Islamkonferenz, eine in die kulturelle Moderne hinein integrierbare Religion muss auf himmlischen Gesetzesgehorsam verzichten. Die ohne Außenansicht gelehrte oder betrachtete Scharia hat in Gerichtsgebäuden, Parlamenten oder Schulen nichts zu suchen.

In diesem Sinne erlaube ich mir, das gut gewählte Motto der Veranstaltung am Weltfrauentag 2013 heranzuziehen, die in wenigen Tagen in Frankfurt stattfinden wird:

Nein zur Scharia![76]

Edward von Roy

Q u e l l e n

[1] Den Vorsitz in der Islamischen Gemeinschaft in Deutschland (IGD) übernahm El-Zayat von Ali Ghaleb Himmat, der auf Grund seiner direkten Verbindungen zum Al-Taqwa-Finanznetzwerk im November 2001 nach 28 Jahren vom Vorsitz zurücktrat.

Bei der Wahl für den Vorsitz des Zentralrats der Muslime (ZMD) am 4. Februar 2001 unterlag El-Zayat knapp gegen Ayyub Axel Köhler.

Seit Februar 2002 ist El-Zayat Präsident der IGD und wurde 2006 für weitere vier Jahre im Amt bestätigt. Im Januar 2010 kandidierte er aufgrund satzungsrechtlicher Vorgaben, die eine maximale Anzahl von zwei Legislaturperioden vorsehen nicht mehr. Sein Nachfolger im Amt ist Samir Falah.

http://de.wikipedia.org/wiki/Ibrahim_El-Zayat#.C3.84mter_und_T.C3.A4tigkeit

Ola Himmat (25, kleines Bild) spricht kurz mit ihren Eltern. Vater Ghaleb Himmat: «Sie sagte: Mir gehts gut, aber ich hab grosse Angst.»

http://www.blick.ch/news/ausland/es-war-wie-im-krieg-id131482.html

Bank al-Taqva … Die al-Taqva wurde in den späten 1980er Jahren von Führern der Muslimbruderschaft gegründet … Im November 2001 wurde Youssef Nada als Finanzier des islamischen Terrorismus identifiziert … Zweiter Chef der ehemaligen al-Taqwa war Ghaleb Himmat

aus: Yves Dubitzky: Finanzierung des islamistischen Terrorismus (p 55)

http://books.google.de/books?id=JGLGZysBRa4C&printsec=frontcover&hl=de#v=onepage&q&f=false

FEMYSO, Executive Committee: Ola Himmat, Switzerland

http://www.femyso.org/about/executive-committee

http://www.femyso.org/news/PR/2013/GMI-GA

One of the important leaders of FEMYSO over the years has been Ibrahim El-Zayat, the leader of the Muslim Brotherhood in Germany

http://globalmbreport.org/?p=2548

http://globalmbreport.org/?p=4991

http://www.wearehere.eu/999/femyso-sets-to-empower-youth-across-europe/

http://www.wearehere.eu/authors

[2] Suchbegriff Tariq Ramadan

http://www.igmg.org/suchen.html?cx=015388582487228166009%253Aewr5nayynbe&cof=FORID%253A11&ie=UTF-8&q=Tariq+Ramadan

[3] Seit seiner Studienzeit steht Mohammed Siddiq der Muslimbruderschaft nahe. Diese – in Ägypten verbotene – Organisation unterhält mehrere Zentren in Deutschland. Im Verfassungsschutzbericht wird sie zwar genannt, jedoch als nicht militant eingestuft. … Als das Haus des Islam vor 15 Jahren gegründet wurde, war es eines der ganz wenigen Orte, an denen Informationen über den Islam auf Deutsch verbreitet wurden. Inzwischen gibt es in vielen Städten deutschsprachige Gemeinden. Siddiq ist stolz darauf. Schließlich sehen viele ihn als Patenonkel dieser neuen Gemeinschaft.

Quelle: Der Tagesspiegel, 22.Januar 1999, Seite 32.

http://www.chrislages.de/hdi1999.htm

[4] Forum of European Muslim Youth and Student Organizations (FEMYSO)

Erster FEMYSO-Präsident war Ibrahim El-Zayat, der auch Vorstandsmitglied der FIOE war [ Anm.: die FIOE ist der Europaverband der Muslimbrüder ] und ein Verwalter der FIOE Stiftung „European Trust“ sowie Europa Repräsentant der WAMY, und in diesen Funktionen die Finanzierung sicherstellte. Sein Nachfolger als FEMYSO-Präsident wurde 2002 Khallad Swaid, ehemaliger Vorsitzender der Muslimischen Jugend in Deutschland (MJD) und Vorstandsmitglied der IIFSO, der im April 2007 von Mohammad Fateh Atia aus Schweden abgelöst wurde.

Als Lobbyorganisation sucht das FEMYSO Kontakte zum Europäischen Parlament, dem Europarat, dem European Youth Forum (EYF), dem Ecumenical Youth Council in Europe (EYCE) dem European Youth Centre Budapest (EYCB), der European Students’ Union (ESU) und anderen Organisationen. Das FEMYSO lässt sich unter anderem von saudi-arabischen Sponsoren und Islamic Relief fördern und bezieht Projektmittel der E.U.

Nach eigener Einschätzung ist das FEMYSO zur „De-facto-Stimme der muslimischen Jugend in Europa“ geworden. Nach Einschätzung des Verfassungsschutzes wird das FEMYSO von der Muslimbruderschaft in Europa dominiert und in der Medienöffentlichkeit wird die Ansicht vertreten, dass das FEMYSO und der größte Teil seiner Mitgliedsorganisationen der Muslimbruderschaft zuzuordnen sind.

http://de.wikipedia.org/wiki/Forum_of_European_Muslim_Youth_and_Student_Organizations

[5] Der ehemalige Leiter des Verfassungsschutzes Berlin, Eduard Vermander, hielt die Mevlana-Moschee jedoch für den Sitz der „Milli Görüş-Berlin“. Die „Islamische Föderation Berlin“ wurde 2001 vom Berliner Senat für die Erteilung des Islamischen Religionsunterrichts zugelassen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Mevlana-Moschee_%28Berlin%29#Verbindungen_zur_Milli_G.C3.B6r.C3.BC.C5.9F

Beispielsweise Nail Dural, der Alleinvertretungsberechtigte der Islamischen Föderation: Seit 1980 bis heute ist er deren Präsident und Imam. Bereits 1979 war er Vorstandsmitglied von Milli Görüs Berlin. Im Oktober 1995 war er nach der taz vorliegenden, vereinsinternen Listen ihr stellvertretender Vorsitzender mit der Mitgliedsnummer 4.904. Nail Dural ist für alle Milli-Görüs-Abteilungen in Berlin, insbesondere für die Islamische Föderation, zuständig. Nail Dural ist kein Einzelfall. Yakup Tasci [Yakup Taşçı] (Mitgliedsnummer 2.940), der bereits 1976 Mitglied des Gründungsvorstand von Milli Görüs Berlin war, ist zum einen der Ansprechpartner für die islamische Grundschule, deren Trägerverein, das Islamkolleg e. V., wiederum Mitglied der Islamischen Föderation ist. Gleichzeitig organisiert Tasci für Milli Görüs die Pilgerfahrten nach Mekka.

Aykut Haldun Algan mit der Mitgliedsnummer 6.580 ist eine weitere schillernde Figur im Milli-Görüs-Gestrüpp. Er war im Laufe der Jahre Vorsitzender von Milli Görüs Berlin, stellvertretender Geschäftsführer und Finanzverwalter der Islamischen Föderation und Chefredakteur des von Milli Görüs betriebenen Fernsehsenders Türkisches Fernsehen in Deutschland (TFD). Sein Bruder, Ahmet Algan, wiederum ist Gründungsmitglied der Islamischen Föderation zuständig für Öffentlichkeitsarbeit. Diese und weitere Mitglieder des Algan-Clans sind führende Aktivisten im Islamischen Frauenverein Cemiyet-i Nisa, der Islamischen Religionsgemeinschaft e. V., dessen Vorstand von Milli-Görüs-Mitgliedern dominiert wird, und in der Islamischen Stiftung.

aus: Eberhard Seidel: Lügen im Namen Gottes

in: taz 21.02.2000

http://www.taz.de/1/archiv/archiv/?dig=2000/02/21/a0087

[6] Emel Algan, das ist Emel Zeynelabidin: „Dabei haben wir was ganz Spannendes gemeinsam. Mein Vater war in jungen Jahren ein Anhänger von Ramadans Großvater Hassan Al-Banna, der 1928 in Ägypten die Muslimbruderschaft gegründet hat.“

http://www.emma.de/hefte/ausgaben-2006/septemberoktober-2006/emel-hat-das-kopftuch-abgelegt/

[7] Charta der Muslime Europas (FIOE)

http://jacquesauvergne.wordpress.com/2009/09/20/140/

[8] Ahlu l-bait, „Volk des Hauses“ [Mohammeds], sind die Nachkommen von Ali, sunnitisch der vierte der Rechtgeleiteten Kalifen, schiitisch der erste der heiligen Zwölf Imame, und Prophetentochter Fatima (zwei Söhne: Ḥasan, Zweiter Imam der Schia, seine Nachkommen sind Scherif („Edle“, mindestens in Nordafrika für einen Mann als Privileg ein grüner Turban), und Ḥusain, seine Nachkommen die Sayyid oder Seyyed, mindestens in der Schia ein schwarzer Turban; weibliche Nachkommen werden Sayyida oder, in Indien und Pakistan, Mirza genannt und heiraten, vielleicht unter hinduistischem Einfluss des Kastenwesens, nur Sayyids; auch Kinder einer patrilinear von den Sayyids abstammenden Mutter und eines nichtsayyidischen Vaters gelten als Mirza. Alles ein wenig wie beim europäischen Hochadel.

http://en.wikipedia.org/wiki/Sayyid

Hier wird nahegelegt, dass zwar jeder Seyyed auch Scherif, aber noch lange nicht jeder Scherif Seyyed ist – soviel zur abstammungsmäßigen Legitimierung realislamischer Hackordnung zwischen den Ehrbaren und den Ehrlosen.

http://en.wikipedia.org/wiki/Sherif

[9] Abu Hamid al-Ghazali, Band Zwölf der Wiederbelebung der Wissenschaften des Glaubens ist das Buch der Ehe. Kitāb ādābi n-nikāh, hier übersetzt von Hans Bauer (1917) und Madelein Farah (1984).

http://www.ghazali.org/site/ihya.htm

Ghazalis Buch der Ehe, aufklärungshumanistisch rezensiert von Jacques Auvergne.

http://jacquesauvergne.wordpress.com/2011/11/28/270/

Das 14. Buch des Hauptwerks des sunnitischen Theologen und schafiitischen Juristen Abū Ḥāmid al-Ġazālī heißt Al-Ḥalāl wal-Ḥarām. Rezension von Jacques Auvergne.

http://jacquesauvergne.wordpress.com/2012/01/01/278/

[10] 900 Jahre al-Ġazāli im Spiegel der islamischen Wissenschaften. Uni Osnabrück, 28.-30.10.2011

http://www.blogs.uni-osnabrueck.de/ghazali2011/

[11] al-Ḥakīm ist einer der 99 Namen Allahs und im Koran 93 Mal genannt, doch ist der Schöpfer ebenso der letztlich einzige Ḥākim, Souverän, Regent, Richter, im Koran an sechs Stellen. Islam Today weiß:

The Qur’an mentions two names for Allah that are closely related linguistically. The first is al-Hakīm (the Wise) and the second is al-Hākim (the Judge). Allah is referred to in the Qur’an as “the Wise” 93 times and as “the Judge” six times.

http://en.islamtoday.net/artshow-429-4481.htm

Islamic Law (bei Islam Today)

http://en.islamtoday.net/Islamic-Law

[12] ISLAMIC DIVINE LAW (SHARI’AH)

Structuring the Life of Man by Divine Law

The Five Ruling Values (The Five Ahkam)

Mashhad Al-Allaf

http://www.muslimphilosophy.com/ma/works/ahkam.pdf

[13] Große Pilgerfahrt, Haddsch, nur im zwölften Monat des islamischen (Mond-)Kalenders, dem Monat Ḏū l-ḥiǧǧa. 2012 endete er am 14. November, 2013 wird er am 04. November enden.

http://en.wikipedia.org/wiki/Dhu_al-Hijjah

[14] Der niederländische Zweig der Bewegung der „Nationalen Weltsicht“ oder Millî Görüş (zum Namenspartikel Millî: Das Millet-System war das Dhimmakonzept des Osmanischen Reiches; im Islam ist milla ohnehin auch Glaubensnation, Religionsvolk. Erbakan sprach gerne von der Milla der Ungläubigen, Our religion says that the infidels are one nation [Millah] und konnte dabei Mohammed zurückgreifen; Erbakans Bewegung, in der BRD wäre das also die IGMG, gewährleiste das Glück der ganzen Menschheit: The right path to the happiness of all humanity is our path, the Milli Gorus way.)

http://www.milligorus.nl/

http://www.mgtjongeren.nl/index.php/tr/

http://www.memri.org/report/en/0/0/0/0/0/0/2356.htm

[15] Lamya Kaddor: „Die Aufklärung ist für den Islam nicht übertragbar“

http://www.cibedo.de/islamischer_religionsunterricht.html

[16] Islamische Charta: Grundsatzerklärung des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD) zur Beziehung der Muslime zum Staat und zur Gesellschaft

http://zentralrat.de/3035.php

[17] Said Ramadan: „Religion ist dagegen … eine göttliche Weisung, die für die Menschen verbindlich wird, ohne dass ihnen die Möglichkeit offen steht, selbst zu wählen und darüber zu diskutieren. … Nur die Scharī’a (also Koran und Sunna) [bringt] den wahren Sinn des Gesetzes im Islam zur Entfaltung und [steckt] seinen rechtlichen Geltungsbereich ab. Durch den Ausschluss jeder anderen gesetzgebenden Gewalt außer der Scharī’a wird sowohl das Konzept wie auch die Anwendbarkeit des islamischen Rechts vom Erbe verschiedener Einflüsse befreit, das sich dort angesammelt hat.“

http://jacquesauvergne.wordpress.com/2009/04/06/109/

[18] Lord Phillips, the most senior judge in England and Wales, said there was no reason sharia law’s principles could not be used in mediation. … Lord Phillips said: „There is no reason why sharia principles, or any other religious code, should not be the basis for mediation or other forms of alternative dispute resolution.“

aus: Sharia law ‘could have UK role’

in BBC 04.07.2008

http://news.bbc.co.uk/2/hi/uk_news/7488790.stm

[19] Said Ramadan: „Der Islam betrachtet die Religion als den Bereich, in dem bewusst Verantwortung angestrebt und getragen wird.“

http://jacquesauvergne.wordpress.com/2009/04/06/109/

[20] Chimar, Dschilbab

http://www.hijab-shop.com

http://islamicboutique.com/khimar.asp

http://www.al-hijaab.com/scripts/prodList.asp?idcategory=69

http://www.hoor-al-ayn.de/online-shop/niqab/

[21] Sylvia Löhrmann, Rede zum einzuführenden bekennenden Islamischen Religionsunterricht, gehalten am 7. Dezember 2011 in der Bilal-Moschee (IZ Aachen)

http://www.schulministerium.nrw.de/BP/Presse/Reden_MinisterinLoehrmann/7_12_2011_IRU__Bilal_Moschee_Aachen.pdf

http://www.hilde-scheidt.de/2011/12/13/bildungsministerin-silvia-lohrmann-zum-islam-unterricht-an-schulen-in-nrw/

Drucksache 15/2209 vom 21.06.2011

Gesetzentwurf der Fraktion der CDU, der Fraktion der SPD und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Gesetz zur Einführung von islamischem Religionsunterricht als ordentliches Lehrfach (6. Schulrechtsänderungsgesetz)

http://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMD15-2209.pdf

[22] Nadeem Elyas: Der Islam regelt als ganzheitliche Lehre alle Bereiche des Lebens, setzt den ethischen Rahmen für die zwischenmenschlichen Beziehungen und liefert die Grundsätze, nach denen sich ein politisches Handeln und ein Staatsaufbau orientieren sollen. … Die gesellschafts- und staatsrelevanten Leitbilder des Islam haben aber nur Gültigkeit für die Muslime und haben nur in einem islamischen Staat mit einer islamischen Bevölkerungsmehrheit verbindlichen Charakter.“

aus: Das weiche Wasser wird besiegen den harten Stein (Aachen 1997)

http://jacquesauvergne.wordpress.com/2010/07/11/180/

[23] aus: Dr. Murad Wilfried Hofmann: Muslims as Co-Citizens in The West

http://elazhar.com/conferences_eu/9/3.asp

Then the Shari‘ah „Islamic Law“ came as a seal of all previous religious laws and for being valid for all times and places. Therefore, its texts are confined to general concepts, and bases, and, to be permanently a rich source for fulfilling the objectives of Shari‘ah that guarantee happiness for all peoples in this life and the Hereafter. The main objectives of the Islamic Shari‘ah are the five basic fundamentals upon which the general Human Rights are based, that is, protecting the right for life, and preserving religion, reason, human dignity, family and wealth. …

Hence, it is necessary that Muslims and non-Muslims should be aware of the attention given by Islamic Shari‘ah to human rights and to elevate it to become a necessity without which the life of man cannot be righteous. …

Hence, Islam respected religions and cultural pluralism that in turn enrich human experience. This was emphasized by Prophet Muhammad (PBUH) when he issued the Al-Madinah Paper after his immigration (hjrah) and in which he acknowledged equal rights for the population of Madinah. Everyone had the same rights and duties.

Undoubtedly, the ‘Ulammas (Scholars) of the Islamic Ummah and its intellectuals are realizing the great importance for clarifying the objectives of the Islamic Shari‘ah and henceforth, they are required to burden their immense responsibility for manifesting the real image of the Shari‘ah to all people either Muslims or non-Muslims with the aim of eliminating the distorted image and the misunderstanding related to Islamic Shari‘ah in particular and to Islam in general. Hopefully, this will be achieved by exerting joint and united efforts for the sake of elevating Islam and for the aim of achieving a bright future for the Muslim Ummah.

aus: CAIRO DECLARATION [ 2010 ]

http://elazhar.com/conferences_eu/22/2.asp

vgl. The 22nd General Conference : The Objectives of Shari‘ah (Islamic Law) And Issues of the Contemporary Age

http://elazhar.com/conferences_eu/

man erarbeitete 32 ziemlich radikale Forderungen

The Committee elaborated the following draft recommendations:

The Conference affirms that Islamic Shari‘ah took the remarkable lead to illustrate all human rights acknowledged by international documents and different institutions through the objective of Fiqh, and calls upon ‘Ulammahs, scholars and researchers in the field of human rights to be guided by the values and principles sought by the objectives of Fiqh in their studies of human rights at present. (…)

Islamic heritage is rich in the objectives of thought. Islamic media has a great effect on this kind of knowledge. It is essential to build on the past knowledge, not to stop at a certain point in order to link between Islamic Shari‘ah and the contemporary updates. It is also essential to strike a balance between the Fiqh of objectives and innovations of the age in order to prove that Islam is valid for all times and places.

http://elazhar.com/conferences_eu/22/3.asp

Homepage identisch mit

Supreme Council for Islamic Affairs

http://www.awkaf.org/

http://www.alazhr.com/

[24] Am 24. Februar 2006 gab der muslimbrudernahe bosnische Großmufti Mustafa Cerić (Sarajevo) von der Moschee von Zagreb (Kroatien) aus die Declaration of European Muslims bekannt (Deklaracija evropskih Muslimana)

http://www.rferl.org/content/article/1066751.html

Deutsch (njemački) unter Deklaracija_njem.doc

http://www.rijaset.ba/index.php?option=com_content&view=article&id=45:deklarcija-evropskih-muslimana&catid=2:uncategorised

[25] aus: „Der Islam muß in jedem Land anders ausgelegt werden“

in: FAZ 01.02.2005

http://m.faz.net/aktuell/politik/zentralrat-der-muslime-der-islam-muss-in-jedem-land-anders-ausgelegt-werden-1212160.html

[26] vgl. Nadeem Elyas: „Muslime im Kontext des europäischen Pluralismus“, aus: Das weiche Wasser wird besiegen den harten Stein (Aachen 1997)

http://jacquesauvergne.wordpress.com/2010/07/11/180/

[27] Christian Giordano ist Professor für Sozialanthropologie an der Uni Freiburg und Verfechter eines «Rechtspluralismus». In der Zeitschrift «Tangram» plädiert er für eine teilweise Einführung der Scharia in der Schweiz. Insbesondere im Bereich des Zivil- und Familienrechts sowie in Finanzbelangen soll «kulturellen Eigenheiten Rechnung» getragen werden. Und mithin islamisches Recht gelten – sofern dieses der Verfassung nicht widerspreche.

http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/Freiburger-Professor-will-Scharia-einfuehren/story/15342529

[28] Die Scharialobbyisten der indischen Deobandi vermeiden das Wort Dhimma und reden von Koexistenz (co-existence).

Islam and co-existence … Non-Muslims in Islam and their rights … In fact, Islam is the religion of blessings, kindness and tolerance for all humanity without any differentiation. It stresses on its followers to behave with equality, sympathy, love and tolerance towards non-Muslims. It orders the rulers not to have any discriminatory attitude towards them. Their lives, honour, property and rights must be protected.

http://worldmuslimcongress.blogspot.com/2008/03/islam-and-co-existence.html

I’m very pleased to see the work we started 15 years ago carried on by a new generation of bridge-builders and peace-makers as 3FF brings dialogue and cooperation to new audiences and regions.

http://www.3ff.org.uk/15th-anniversary/a-message-from-sir-sigmund-sternberg.php

Frieden gibt es nur über mehr Abschotten und Ghetto-Bilden:

Towards peaceful co-existence

http://www.vanguardngr.com/2012/05/towards-peaceful-co-existence/

Die ansteigende Apartheid werde überbrückt:

building bridges between communities

http://www.3ff.org.uk/about-us/history.php

Gelingender Brückenbau – nicht ohne Bruder Tariq:

A bridge across fear: an interview with Tariq Ramadan

http://www.opendemocracy.net/faith-europe_islam/article_2006.jsp

Mehr Brücke über der Kluft zwischen säkularem Recht und Scharia:

Tariq Ramadan: a bridge builder between Islam and the West

http://www.ronhaleber.nl/tariq.html

[29] tripartite division … dar al-sulh [ dār aṣ-ṣulḥ ]

Religion and International Law (p 96)

http://books.google.de/books?id=8CxMFjU12OUC&printsec=frontcover&hl=de#v=onepage&q&f=false

Dr. Mustafa Ceric, a high-ranking Bosnian Muslim cleric, defines dar-al-Sulh as more of an intermediary area

aus: Robert Spencer: Islam Unveiled: Disturbing Questions about the World’s Fastest-Growing Faith (p 169)

http://books.google.de/books?id=eanFm7hiM1cC&printsec=frontcover&hl=de#v=onepage&q&f=false

[30] Sozialwissenschaftler Dr. Thomas Tartsch über den „Uniday 2009“ der IGMG

http://www.newsmax.de/sozialwissenschaftler-dr-tartsch-sieht-uniday-2009-der-milli-goerues-in-dortmund-als-problematisch-an-news57851.html

[31] Islamiat (WALI – Verein für Integration und Begegnung, Helenenbergweg, Dortmund)

http://www.data.islamiat.de/index.php?option=com_contact&view=category&catid=0&Itemid=41

im Dunstkreis: der in Dschidda (Jeddah, Saudi-Arabien) aufgewachsene und in Heilbronn lebende Neil Radhan oder Neil Bin Radhan:

Idschāza [islamische Lehrbefugnis] bei Scheich ‚Abdul-Mu’ti Ad-Dāhir /Saudi-Arabien im Fach Ḥadīthwissenschaften (arab. Uṣūl al-Ḥadīth)

Idschāza bei Abu Sārah Muhammad Al-Husein/Saudi-Arabien bzgl. der Lehrinhalte des Fachs Uṣūl al-Fiqh aus dem Buch „Al-Uṣūl min ‚Ilmil-Uṣūl“ (über die Grundlagen des Fiqh) von Al-‚Uthaimīn; Zertifikat, dieses Buch zu lehren (2006)

Fiqh-Unterricht bei Scheich ‚Abdul-Mu’ti Ad-Dāhir/Saudi-Arabien und in den allgemeinen Sitzungen von Scheich Muhammad Al-Muchtār Asch-Schinqīṭi.

http://www.durus.de/kurzbiographie.html

Welcher Islamverband ist inschallah ziemlich belanglos, welcher Mufti, welcher Scheich manchmal viel wichtiger:

Imam Shafi’is Qawl Jadid & Qadim

bei der Seite: At-Tanzil (wohl von einem gewissen Abū Taymiyyah al-Shāfi’ī)

http://at-tanzil.de/u%E1%B9%A3ul-al-fiqh/imam-shafiis-qawl-jadid-qadim

Ob Mouhanad Khorchide oder Pierre Vogel, an Imam al-Ghazali († 1111) kommt niemand vorbei und an Imam asch-Schafi’i († 820) auch nicht. Schafiitische Islamgelehrsamkeit wird von drei Scheichen verwaltet und postet Fatwas unter ShafiiFiqh.com – die Misbaḥa oder Masbaḥa ist die Gebetskette. Darf die aus Kamelknochen sein? Fatwa. Using a Bone Tasbih

http://www.shafiifiqh.com/category/halal-and-haram/utensils/

http://www.shafiifiqh.com/

[32] Paradies-Checkliste: Der Weg zum Paradies. Oder: Wenn heute dein letzter Tag wäre …

bei: Hadhemi Gafsi: ISLAM LEBEN: Erfolg im Diesseits & Jenseits

http://islam-leben.de/blog/islam-leben/paradies-checkliste-der-weg-zum-paradies/

[33] Die aufgelisteten sechzig „Großen Sünden“ im Islam

http://islam-pedia.de/index.php5?title=Gro%C3%9Fe_S%C3%BCnden

[34] Nadeem Elyas: „Der Islam regelt als ganzheitliche Lehre alle Bereiche des Lebens“, aus: Das weiche Wasser wird besiegen den harten Stein (Aachen 1997)

http://jacquesauvergne.wordpress.com/2010/07/11/180/

[35] Dhikr

http://de.wikipedia.org/wiki/Dhikr

[36] Rumi

http://de.wikipedia.org/wiki/Dschalal_ad-Din_ar-Rumi

[37] Qawwali

http://de.wikipedia.org/wiki/Qawwali

[38] Die einstige Bundestagspräsidentin hat keine Berührungsängste zur Gülenbewegung: FID, Beirat

http://www.dialog-berlin.de/%C3%9Cber-uns/

[39] The Islamic Shari’ah contains rules of all past events, current problems and all possible incidents that may happen. Nothing has happened in the past or is happening at present or will happen in the future except that each and every one of those things has a ruling from the Islamic Shari’ah. The Islamic Shari’ah encompasses all actions of man, completely and comprehensively, at every time and place.

aus: Abu Ismael: Who is al-Hakim (The Legislator)?

in: Islamic Revival 05.12.2005

http://islamicsystem.blogspot.de/2005/12/who-is-al-hakim-legislator.html

[40] Who is the „we,“ who is the „us,“ and who is the „I“ at a given time and place, and what do these terms really mean?

http://muse.jhu.edu/journals/cst/summary/v026/26.1annaim.html

[41] Ramadan suggests that Muslims follow the precedent of the Prophet and his companions even when that precedent contradicts the revealed text of the Koran. He seeks the suspension of certain rules for all Muslims, rejecting the notion of a two-tiered system in Islamic jurisprudence. He wants thereby to preserve Islam’s universality while allowing for the specificities of time and place.

http://www.tariqramadan.com/spip.php?article1083&lang=fr

[42] Mustafa Cerić: »In the sharı¯’’ah as their Weltanschauung, Muslims have their covenant with God, a covenant that is the same in content if not in form as the previous covenant contained in the Old Testament of Moses and the New Testament of Jesus. […]

Hence, this Islamic covenant, the sharı¯’ah, is perpetual, it is not negotiable and it is not terminable. It is perpetual because it is God’s infinite (azalı¯) word in the past; it is not negotiable because it has a power to enforce obedience; and it is not terminable because it is infinite (abad) into the future.

The fiqh (Islamic applied law) is not the sharı¯’ah. Rather, it is a particular understanding of the sharı¯’ah. Thus, the fiqh (understanding) of the shari’ah of a particular person or group is not perpetual, it is negotiable and it is terminable. The sharı¯’ah is the perpetual principle on the basis of which each and every generation of Muslims has the right and the duty to make judgments about good and evil, right and wrong, in the context of its time and space in accordance with its own experience

http://link.springer.com/article/10.1007%2Fs12290-007-0004-8

[43] Vom 7. bis 9. Oktober 2012 hat der Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung und ehemalige Präsident des Europäischen Parlaments, Dr. Hans-Gert Pöttering MdEP, die Türkei besucht. Im Mittelpunkt standen politische Gespräche in Ankara mit Premierminister Recep Tayyip Erdoğan, mit Parlamentspräsident Cemil Çiçek und dem Minister für EU-Angelegenheiten, Egemen Bağış. …

In seiner Dankesrede zeigte sich Hans-Gert Pöttering erfreut und bewegt. „Frieden, Demokratie und Menschenrechte sind mir ein Herzensanliegen“, sagte der Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung. Für sein weltweites Engagement sei in erster Linie der Friedensgedanke entscheidend. Pöttering: „Ich glaube fest an den Dialog der Kulturen. Wir müssen einen Kampf der Kulturen vermeiden und nicht an dessen selbsterfüllende Prophezeiung glauben. Unser Anliegen muss stets der Dialog der Kulturen, Frieden, Freiheit und Menschrechte für alle Menschen bleiben.“

aus: Hans-Gert Pöttering zu politischen Gesprächen in der Türkei

Gespräche mit Ministerpräsident Recep Tayyip Erdoğan und Parlamentspräsident Cemil Çiçek

Pressemitteilungen, Nr. 59, Berlin, 10.10.2012

Hrsg.: Konrad-Adenauer-Stiftung

http://www.kas.de/wf/de/33.32351/

Mit Bildungs- und Beratungsmaßnahmen leistet die KAS in Pakistan einen Beitrag zum Demokratisierungsprozess. Dazu zählen beispielsweise Austauschprogramme zwischen zivilgesellschaftlichen und politischen Akteuren aus Pakistan und Afghanistan.

http://www.kas.de/wf/de/33.33429/

Die theologisch prononcierteste Äußerung zur Verhältnisbestimmung aus der Sicht islamischer Theologie zum modernen demokratischen Verfassungsstaat wurde von dem geistlichen Oberhaupt der ca. 2 Millionen Muslime in Bosnien-Herzegowina, Großmufti Dr. Mustafa Ceric aus Sarajewo vorgelegt. Sein im Jahr 2007 im European View erschienener Aufsatz „The challenge of a single Muslim authority“ löste eine kontroverse Debatte aus, weil er darin in einem theologischen Begründungszusammenhang die Sharia „als ewig, nicht verhandelbar und unendlich“ beschrieb.

Großmufti Dr. Ceric ist zudem für die Debatte interessant, weil er für einen autochtonen europäischen Islam steht, der einem Dialog zwischen den Religionen und Kulturen offen gegenübersteht. Muslimische Existenz in Europa basiere seiner Meinung nach auf drei Eckpunkten: dem Glaubensbekenntnis, der Sharia (die als Weltanschauung, als kollektive Identität das einigende Band zwischen Gott und Menschen darstellt) und einem Imamat (die als innerweltliche Autorität die Führerschaft in der muslimischen Gemeinschaft innehat).

Nach Ceric kann keine Gesellschaft dauerhaft ohne Moral bestehen. Moralität aber wird durch „Glauben“ (faith) im Sinne einer tief verwurzelten Gewissheit und Verbindlichkeit gewährleistet, die in der Verbindung zu Gott ihren tragfähigen Grund hat. Da Individuum und Gemeinschaft so mit einander verbunden sind, kommt er zu dem Ergebnis, dass die religiös-weltanschauliche Neutralität des Staates in Sachen Religion eine Fiktion sei. Es käme vielmehr darauf an, wie Politik und Religion aufeinander abgestimmt seien. …

In der Schlussdiskussion unterstrich Ceric, dass in ethischen Fragen Anregungen für die Politik von islamischer Spiritualität und Religiosität gegeben werden können. Kritischen Rückfragen zu seinem Modell eines „Gesellschaftsvertrages“, das er nicht im Sinne Rousseaus, sondern aus seinem Verständnis der Sharia herleitet, wich er in seinen Antworten aus. Hier wäre es aber interessant gewesen, wie er in der praktischen Ausgestaltung eines solchen Gesellschaftsvertrages der Gefahr der Bildung eines Sonderrrechtes für eine religiöse Minderheit entgehen will, die einer vollen und gleichberechtigten Teilhabe an der Zivilgesellschaft praktisch im Wege steht.

aus: Vereinbarkeit von Verfassung und europäischem Islam – eine Herausforderung

Fachgespräch in Berlin, Berlin, 28.09.2012

Konrad-Adenauer-Stiftung

http://www.kas.de/wf/de/33.32231/

[44] While Erdogan suggests secularism (or neo-laicism) as a model for the Arab world, quite the opposite is happening in Turkey. … The newspaper Zaman, however, close to Erdogan’s political party, the AKP, wrote that Erdogan’s stances on secularism were honest, as he identifies it an indispensable part of democracy.

http://www.gatestoneinstitute.org/2456/turkey-erdogan-secular-islamism

Zaman is known to be related with the Fethullah Gülen movement but the movement is not the owner.

http://en.wikipedia.org/wiki/Zaman_%28newspaper%29

Gülenbewegung:

Movement participants have set up a number of media organs, including Turkish-language TV stations (Samanyolu TV, Mehtap TV), an English-language TV station in the United States (Ebru TV), a Turkish-language newspaper (Zaman), an English-language newspaper (Today’s Zaman) , magazines and journals in Turkish (Aksiyon, Sızıntı, Yeni Ümit), English (The Fountain Magazine), and Arabic (Hira), an international media group (Cihan) and a radio station (Burç FM).

http://en.wikipedia.org/wiki/G%C3%BClen_movement

For over a decade now, US administrations have hailed Turkey’s Islamist AKP government led by Prime Minister Erdogan as a model of democracy and “moderate” Islam. In the wake of the Arab Spring, Prime Minister Erdogan traveled to Libya, Egypt and Tunisia as an extension of American “soft power” to encourage fledgling governments to adopt the Turkish version of Islamic democracy.

The problem here is that Washington is again allowing pragmatism to trump principle. The US is apparently so eager to find alternative vehicles of political expression to combat radical Islam in the Middle East that it is willing to gloss over the gross violations of basic human rights being perpetrated in its chosen “model” for the world of Islam.

It is no secret that Erdogan and his chief advisors are ardent admirers of the Ottoman state, the vast empire ruled by the Turks for 600 years.

aus: Luke Montgomery: Washington’s misplaced support for Turkey’s Erdogan

in: The Washington Times 23.12.2012

http://communities.washingtontimes.com/neighborhood/looking-luke/2012/dec/23/Turkey-erdogan-washington-sultanate/

[45] Article 24

Publications and the press have freedom of expression except when it is detrimental to the fundamental principles of Islam or the rights of the public. The details of this exception will be specified by law.

http://www.iranonline.com/iran/iran-info/Government/constitution-3.html

Islamic Republic of Iran Constitution

http://www.iranonline.com/iran/iran-info/Government/constitution.html

[46] Cairo Declaration on Human Rights in Islam, Aug. 5, 1990

ARTICLE 22:

Everyone shall have the right to express his opinion freely in such manner as would not be contrary to the principles of the Shari’ah. 1. Jeder ist berechtigt, das Richtige zu vertreten, das Gute zu verkünden und vor dem Schlechten und Bösen zu warnen, wie es den Normen der Islamischen Scharia entspricht. Everyone shall have the right to advocate what is right, and propagate what is good, and warn against what is wrong and evil according to the norms of Islamic Shari’ah.

http://www1.umn.edu/humanrts/instree/cairodeclaration.html

[47] Morteza Motahari, The order of women’s rights in Islam, Ghom, Sadra, 1989 (1368), pg 152: “The noble Koran reminds us that a woman is a blessing for man, and brings tranquility and peace to his heart.”

Morteza Motahari, Hijab, Ghom, Sadra, 1989 (1368), pg 87: “Koran has assigned a duty to women to cover their body from non-related men and refrain from displaying themselves and acting ravishingly in public. They should not in any way, form, and shape and for any reason cause the sexual arousal of other men. The human soul is easily excited…there is no end to a man’s desire to possess beautiful women, to a woman’s desire to attract men and win their hearts and to a heart’s appetite for lust.”

http://dutch.faithfreedom.org/forum/viewtopic.php?f=34&t=15149&start=0

[48] Ayatullah Morteza Motahhari (bei m-haditec, Brüder Özoguz, Bremen)

http://www.m-haditec-verlag.de/Literatur/Alle-Autoren/Ayatullah-Morteza-Motahhari/

[49] Werner Schiffauer: Nach dem Islamismus – Die Islamische Gemeinschaft Milli Görüs. Eine Ethnographie

http://www.suhrkamp.de/buecher/nach_dem_islamismus-werner_schiffauer_12570.html

[50] aus: „Die liberalen Muslime müssen Flagge zeigen“, sagt Frau Spuler-Stegemann

in: taz 22.11.2003

http://www.taz.de/1/archiv/archiv/?dig=2003/11/22/a0122

[51] There is little information about Muhamed Ciftci’s work at that time, but it is known that the IHH was during the 90’s involved in the support of Jihadist cells in Bosnia and employed Fateh Kamel as their local Bosnian contact man.

http://www.globaljihad.net/view_page.asp?id=2027

Fateh Kamel … He fought with the “Al Mujahid” unit under the command of the Algerian Abdelkader Mokhtari and was in the payroll of the Turkish IHH – Charity. In Bosnia, Fateh Kamel met French converts to Islam – Lionel Dumont and Christopher Caze, the future members of the ultra-violent French Jihadist group known as the “ Roubaix Gang”.

http://www.globaljihad.net/view_page.asp?id=294

[52] Moscheeverlag

http://www.moscheeverlag.de/index.php?cat=c3_Glaubensgrundlagen.html&page=1

http://www.moscheeverlag.de/index.php?cat=c3_Glaubensgrundlagen.html&page=2

Bilal Philips (Abu Ameenah Bilal Philips)

http://de.wikipedia.org/wiki/Bilal_Philips

http://www.fr-online.de/frankfurt/radikale-prediger-in-frankfurt-fundamental-getrennt,1472798,8365076.html

http://www.welt.de/politik/deutschland/article13254240/Islamistischer-Prediger-aus-Deutschland-ausgereist.html

[53] Koran, Sure 5:44

http://www.islamfatwa.de/qur-an,-sunnah-offenbarungsschriften/69-tafsir/883-al-maida-44-wer-nicht-nach-dem-waltet-was-allah-herabgesandt-hat

Übersetzt von Dr. Ghali:

And whoever does not judge according to what Allah has sent down, then those are they (who are) the disbelievers.

http://quran.com/5/44

[54] Verfassungsschutz Niedersachsen: Ideologie & Ziele der IGMG (abgerufen am 27.02.2013)

http://www.verfassungsschutz.niedersachsen.de/portal/live.php?navigation_id=12349&article_id=54200&_psmand=30

[55] Syed Farid Alatas ist Leiter des Fachbereichs für Malaiische Studien sowie Associate Professor am Fachbereich Soziologie der National University of Singapore.

Masyarakat Madani [ gespr. Mascharakat Madani, sy wird indonesisch und malaiisch „sch“ gesprochen, vgl. syariat = Scharia; zu arab. sch-r-k, gesellig / gesellschaftlich / sozial, etwa im arabischen Wort für Sozialismus sowie im alten theologischen Begriff des verwerflichen Schirk, der „Beigesellung“ eines Götzen zu Allah ] ist nicht als Zivilgesellschaft misszuverstehen, sondern ist ein südostasiatisches Modell der guten gesellschaftlichen Transformation (Islamisierung). Erfinder ist Syed Naquib al-Attas. Der malaysische Politiker Anwar Ibrahim führte den Terminus 1995 in Indonesien ein, wo man gerade ein anständiges (schariakompatibles) landessprachiges Wort für civil society suchte. Masyarakat ist Gesellschaft (society), Madani heißt auf die muslimische Urgemeinde von Medina bezogen, medinensisch (ja, Stadt schlechthin heißt auch Madina, gemeint ist aber vor allem die vorbildlichste aller Städte, al-Madīna al-munawwara). Syed Farid Alatas stellt klar: „Syed Muhammad al-Naquib al-Attas (1976) hat betont, dass sich das Konzept von der Masyarakat Madani nicht auf eine zivile bzw. staatsbürgerliche Gesellschaft, sondern vielmehr auf eine religiös basierte Gesellschaft bezieht, die sich auf dem ethischen System und der moralischen Ordnung des Islam aufbaut.

http://dewesternizingcomm.blogspot.de/2008/12/syed-farid-alatas-resume-and-abstract.html

De-Westernizing Communication Research: What is the Next Step?

Conference: 13-14 December 2008, Department of Journalism, National Chengchi University, Taipei, Taiwan

http://dewesternizingcomm.blogspot.de/2008/07/de-westernizing-communication-research.html

[56] IGMG-Tagung mit ECFR-Scheich, Bonn 2007

http://www.igmg.org/gemeinschaft/symposium-2007.html

[57] Koordinationsrat der Muslime in Deutschland (KRM), Geschäftsordnung in der Fassung vom 28. März 2007

http://koordinationsrat.de/media/File/krm_go.pdf

http://religion-recht.de/2010/08/geschaftsordnung-des-koordinationsrates-der-muslime-in-deutschland/

Einsperren ins Schariakollektiv – dass mir keiner aus der Reihe tanzt; ein online bei ZMD inzwischen (2013) herausgenommenes Grundlagenpapier von 1999:

AUFGABEN UND ZIELE DES ISLAMISCHEN RELIGIONSUNTERRICHTS

Eine islamische Glaubenspraxis ohne und außerhalb der Gemeinschaft der Muslime ist nicht denkbar. Aufgabe des Religionsunterrichts ist es daher, den Schülern die Wechselwirkung zwischen Gemeinschaft und Individuum bewusst zu machen, aufmerksam zu machen auf die Bedeutung der zwischenmenschlichen Beziehungen für die Entwicklung des Einzelnen, aber auch auf das Gelingen von islamischer wie allgemein menschlicher Gemeinschaft durch unterschiedliche Fähigkeiten und das Zusammenwirken ihrer Glieder.

Grundlegende Aufgabe eines islamischen Religionsunterrichts ist, Glauben und islamische Lebensweise mit der konkreten Lebenswirklichkeit und den Lebenserfahrungen der Schüler zusammenzuführen in einer Weise, dass sie einander wechselseitig erschließen und erklären. Dieses didaktische Prinzip der Korrelation soll verhindern, dass der Islam allein als theoretisches Regelwerk vermittelt wird, ohne Bezug und ohne Bedeutung für die konkrete Lebensgestaltung des Einzelnen wie auch der Gemeinschaft im Hier und Jetzt.

aus: Zentralrat der Muslime in Deutschland e.V. (Hrsg.), Lehrplan für den islamischen Religionsunterricht, Köln 1999

http://www.ganztagsschulen.org/_downloads/ZDMIRU.pdf

bei ifi kritisiert Eberhard Troeger das ZMD-Konzept zum Islamischen Religionsunterricht von 1999

„Lehrplan für den Islamischen Religionsunterricht“ – Einige kritische Anmerkungen

„The Curriculum for Islamic Religious Education“ – Some Critical Remarks

http://www.islaminstitut.de/uploads/media/IFIZ2001-2.pdf

[58] Comunidad Islámica en España

http://www.cislamica.org/

In Germany for example there are two groups in Freiburg and Potsdam … linked to the Weimar Institut, which publishes the newspaper Islamische Zeitung. … In general, the Murabitun have a rather negative public image and have been accused of both fundamentalism and Nazism. It has been alleged that they want to re-establish the caliphate in Europe and recover al-Andalus, that their “aggressive” missionary activities deliberately concentrate in regions with intense social conflict (e.g. Chiapas, Chechnya, and eastern Germany), that their shaykh has personal ties with neo-Nazi groups, and that their ideology and discourse contain strong fascist and anti-Semitic ideas. Their financial sources have been reported as being obscure and connected in some way to Malayasia and Dubai.

On their own websites the Murabitun themselves promote adherence to a lifestyle based on the rules by which the Prophet governed Medina as transmitted by Imam Malik, and, most important, autonomy from and boycott of the capitalist banking system and its usurious practices which are held responsible for the fall of the last caliphate. This means that in the long run all trade should function on the basis of dinars and dirhams and correct zakat should be restored. Till then, they offer a system of e-dinars on the internet (www.e-dinar.com), and within their communities try to avoid paper money which is considered haram (forbidden).

from: Natascha Gavin: The Murabitun in Mexico

first publication in: Spring 2005 issue of the ISIM Review journal. ISIM is the International Institute for the Study of Islam in the Modern World.

http://www.spittoon.org/archives/2574

[59] In May 2010, Pakistani terrorists attacked two Ahmadiyya mosques in Lahore with grenades and automatic rifles, killing 86 and injuring more than 120. Earlier in February this year, an Indonesian mob attacked an Ahmadiyya community in Cikeusik, Java [Indonesia]. Videos released on the Internet showed the mob chanting “Allahuakbar” (God is great) as they beat and killed three Ahmadis, raining blows on them with sticks and stones even as they lay dead on the ground. … While outright violence against Malaysia’s 2,000-odd Ahmadis is unknown, the sect’s believers nevertheless are given the cold shoulder by both the authorities and locals. … Deceased Malaysian Ahmadis were not allowed to be buried in Muslim cemeteries, Ainul said, adding that their bodies had to be taken to a special gravesite in Cheras. … A few religious Muslim leaders, he claimed, were raising suggestions to change the Ahmadis’ religion under the MyKad to “Qadiani” instead of “Muslim”. … Citing a nearby mosque in the area, he said: “The uztaz (religious leader) made a speech…saying, ‘In Indonesia, these people (Ahmadis) can be killed.’ So indirectly, they’re asking the community to attack us.”

aus: Patrick Lee: Malaysia’s Ahmadis living dangerously

in FMT – Free Malaysia Today 08.11.2011

http://www.freemalaysiatoday.com/category/nation/2011/11/08/malaysias-ahmadis-living-dangerously/

[60] Bekannte Naqschbandi (Auswahl)

Turgut Özal, ehem. Ministerpräsident der Türkei

Necmettin Erbakan, ehem. Ministerpräsident der Türkei

Recep Tayyip Erdoğan, Ministerpräsident der Türkei

Scheich Muhammad Nazim Adil al-Qubrusi al-Haqqani

http://de.wikipedia.org/wiki/Naqschbandi#Bekannte_Naqschbandi

Als Angehöriger des Sufi-Ordens der Naqschbandi betrieb Özal sowohl die wirtschaftliche Öffnung der Türkei als auch deren Re-Islamisierung.

http://de.wikipedia.org/wiki/Turgut_%C3%96zal

[61] WELT 20.07.2007, Boris Kalnoky: Das System von Recep Tayip Erdogan

„Gott sei Dank sind wir Anhänger der Scharia“, sagte Erdogan 1994 der Zeitung ‚Milliyet’. Der Satz daraus „unser Ziel ist der islamische Staat“, hat die Türkei erschüttert

http://www.welt.de/politik/article1042341/Das_System_von_Recep_Tayip_Erdogan.html

[62] Boris Kalnoky: Religionsamt warnt Frauen vor Parfüm und Deo

in: Die Welt 25.05.2008

http://www.welt.de/politik/article2042899/Religionsamt-warnt-Frauen-vor-Parfuem-und-Deo.html

Daniel Steinvorth: Islam in der Türkei: Wenn Frauen besondere Reize aussenden

in: Der Spiegel 01.06.2008

http://www.spiegel.de/politik/ausland/islam-in-der-tuerkei-wenn-frauen-besondere-reize-aussenden-a-556473.html

[63] Wann soll eine Frau Parfüm benutzen und „sich schön machen“?

http://islamfatwa.de/kleidung-schmuck/101-koerperpflege-a-kosmetik/513-wann-soll-eine-frau-parfuem-benutzen-und-sich-qschoen-machenq

[64] Abū l-Faraǧ Ibn al-Ǧauzī: Kitāb aḥkam an-nisā

http://jacquesauvergne.wordpress.com/2009/08/02/135/

[65] Tutzing. Toleranzpreis für Schäuble, Laudator ist Cerić

http://web.ev-akademie-tutzing.de/cms/index.php?id=686

Suchbegriff Tutzing eingeben, Schäuble und Cerić finden

http://www.eugen-biser-stiftung.de/80.html

Bei der Frühjahrstagung der evangelischen Akademie in Tutzing kam es am 19. März zu einem höchst sehenswerten Schlagabtausch zwischen Henryk M. Broder, Imam Bajrambejamin Idriz und dem Ratsvorsitzenden der evangelischen Kirche, Präses Nikolaus Schneider, der sich in der Mitte zwischen beiden zu positionieren versuchte.

http://www.balkanforum.info/f26/schlagabtausch-zwischen-henryk-m-broder-imam-bajrambejamin-idriz-nikolaus-schneide-196943/

[66] Bacem Dziri und ECFR-Scheich Siddiq (Wolfgang Borgfeldt), »III. Heidelberger Islamwochen«

http://eifelginster.wordpress.com/2012/12/07/320/

http://eifelginster.wordpress.com/2012/11/30/318/

http://eifelginster.wordpress.com/2012/11/26/317/

Uni Osnabrück, das Institut für Islamische Theologie (IIT) und die drei KAS-Stipendiaten Rauf Ceylan, Bacem Dziri und Michael Kiefer. Umgeben von anderen Schariafreunden wie Bülent Ucar, Sylvia Horsch-Al-Saad und Kathrin Klausing.

http://www.islamische-religionspaedagogik.uni-osnabrueck.de/personen.php

[67] Vertreter des IIT zu Gast beim Großscheich der Al-Azhar – Kooperationsvereinbarung nach 2,5 Jahren Vorarbeit feierlich unterzeichnet

In einem sehr aufgeschlossenen Gespräch zeigte seine Eminenz, der Großscheich Prof. Ahmad Mohammad al-Tayyeb, seine Hochachtung und Begrüßung des langjährigen Engagements des Osnabrücker Instituts und betonte: „Ihre Arbeit verkörpert unseren Wunsch, dass die Muslime Europas im Bereich der Islamischen Theologie ihren eigenen Weg einschlagen können.“

Nach insgesamt 2,5 Jahren geleisteter Vorarbeit ist Ergebnis der Gespräche und Verhandlungen mit dem Großscheich und seinem Berater Prof. Mahmoud Al-Azab vor Ort, dass die Studierenden des Osnabrücker Instituts die arabische Sprache am Zentrum für Arabisch der Al-Azhar als Fremd- und islamtheologische Sprache erlernen können, wobei seine Eminenz für diesen Zweck bis zu drei Stipendien zugesprochen hat. Ferner wurden im Rahmen eines Praktikums an der Al-Azhar-Universität gemeinsame Imamweiterbildungsprogramme für Osnabrücker und ägyptische Studenten vereinbart. Des Weiteren wurde die gegenseitige Anerkennung von Studienleistungen zugesichert, sodass die Studierenden des IIT mit dem geplanten Beginn des Studentenaustausches ab dem SS 2013 die Gelegenheit erhalten werden, während ihrer Aufenthalte an der Al-Azhar-Universität, einige Leistungsscheine an der deutschsprachigen Abteilung für Islamische Studien zu erwerben. Darüber hinaus werden die Studenten des IIT an einem besonderen Qualifizierungsprogramm zum Mufti (einem religiösen Rechtsgutachter) des ägyptischen Fatwa-Amts teilnehmen können. …

http://www.islamische-religionspaedagogik.uni-osnabrueck.de/images/MITTEILUNG_-_IIT_-_Kairo_-_Al-Azhar.pdf

[68] Teilnehmer des 150. Bergedorfer Gesprächskreises

»Die Zukunft der Demokratie in der arabischen Welt«

16.-18. März 2012, Kairo, Ägypten

http://www.koerber-stiftung.de/internationale-politik/bergedorfer-gespraechskreis/gespraechskreise/150-gespraechskreis/teilnehmer.html

Bülent Ucar, Lebenslauf, bei: Deutsche Islamkonferenz (DIK)

http://www.deutsche-islam-konferenz.de/DIK/DE/DIK/UeberDIK/Teilnehmer/ucar/ucar-inhalt.html

[69] Denn es besteht keinerlei Zweifel darüber, dass die ahl al dhimma Bürger des islamischen Staates sind. [Wobei] es eine gewisse Differenzierung zwischen muslimischen und nichtmuslimischen Untertanen gibt. … Es ist auch völlig ausgeschlossen, dass dschizja den Nichtmuslimen dafür auferlegt werden könnte, dass man »sie leben lässt«. Denn im Koran heißt es ausdrücklich: »Und ihr sollt nicht das Leben töten, das Gott unverletzlich gemacht hat, es sei denn nach Recht«. … Das Wesen der dschizja lässt sich am besten verstehen, wenn wir uns ins Gedächtnis rufen, dass Nichtmuslime nicht zum Wehrdienst verpflichtet sind. Das ist durchaus gerecht im Hinblick darauf, dass der islamische Staat auf einer Ideologie beruht, an die die Nichtmuslime nicht glauben.

aus: Said Ramadan: Das islamische Recht (1961)

http://jacquesauvergne.wordpress.com/2009/04/06/109/

[70] RIGD

http://rigd.de/

Der Vorstand des Rats der Imame und Gelehrten (RIGD) besteht aus

Dem Vorsitzenden, Dr Khaled Hanafy, Hochschullehrer der Alazhar-Universität (Islamisches Recht) sowie Imam und Rechtsberater des Islamischen Informationszentrums in Frankfurt am Main (www.iisev.de)

– Dem Stellvertretenden Vorsitzenden, Sheikh Mohammed Mustafa Antar, Absolvent der Azhar-Universität, Imam der Tarik ibn Ziad Moschee in Frankfurt am Main

Geschäftsführer und Schriftführer ist Sheikh Taha Amer, Absolvent der al-Azhar-Universität sowie Imam des Islamischen Zentrums in Eichenstrasse, in Frankfurt am Main.

Dem RIGD gehörten viele Fachausschüsse, denen ein Sprecher vorsitzt und sich mit Spezialfragen im Zusammenhang mit dem islamischen Leben in Deutschland und in Europa befassen.

http://rigd.wordpress.com/vorstand/

I.I.S. Islamische Informations- und Serviceleistungen

https://www.iisev.de/

Um eine Verständigung und friedliches Zusammenleben der Kulturen zu erreichen, sind Gespräche miteinander und nicht übereinander erforderlich.

https://www.iisev.de/20-0-Interreligioeser-Dialog.html

Rat der Imame und Gelehrten in Deutschland (RIGD)

http://de.wikipedia.org/wiki/Rat_der_Imame_und_Gelehrten_in_Deutschland

[71] Larbi BECHRI

– Directeur scientifique de l’I.E.S.H.

– Membre du Conseil Européen de la Fatwa et des Recherches CEFR.

[ Anm.: Also des European Council for Fatwa and Research (engl. ECFR, frz. CEFR), dessen Chef Scheich Yusuf al-Qaradawi ist ]

– Docteur en théologie musulmane de l’Université d’Aix en Provence.

– Enseignant (depuis 1996) en Droit musulman.

ttp://www.iesh.org/index.php?option=com_content&view=article&id=58&Itemid=183

Beispiel Jordanien, Yarmouk University. Usul ad-Din (Usul Addin) sowie Fiqh („Like the other departments of faculty of Shariah and Islamic studies …“)

http://www.yu.edu.jo/en/index.php?option=com_k2&view=item&layout=item&id=26&Itemid=370

http://www.yu.edu.jo/en/index.php?option=com_k2&view=item&layout=item&id=27&Itemid=371

[72] DIdI-Reihe zum Islamischen Recht:

Samir Murad und Dr. Jasmin Pacic: Handels-, Arbeits- und Eigentumsrecht; Erbrecht; Strafrecht; Gerichtsverfahren; hier bei: Way to Allah (Adel Zaghdoud)

http://www.way-to-allah.com/dokument/Fiqh_Handels-_Erb-_und_Strafrecht.pdf

[73] „Ein Meilenstein für die Integration“ – Einweihung des ‚Zentrums für Islamische Theologie‘ an der Universität Tübingen

http://www.uni-tuebingen.de/aktuelles/newsticker-zentrum-fuer-islamische-theologie.html

[74] Am 24. Februar 2006 gab der muslimbrudernahe bosnische Großmufti Mustafa Cerić (Sarajevo) von der Moschee von Zagreb (Kroatien) aus die Declaration of European Muslims bekannt (Deklaracija evropskih Muslimana)

http://www.rferl.org/content/article/1066751.html

Deutsch (njemački) unter Deklaracija_njem.doc

http://www.rijaset.ba/index.php?option=com_content&view=article&id=45:deklarcija-evropskih-muslimana&catid=2:uncategorised

[75] Is civil marriage permissible in Islam?

Islam Q&A, Fatwa No. 113867

With regard to civil marriage that is done in a court that implements man-made laws, if what is meant is documenting the marriage and recording it, then this is something that is required, so as to protect people’s rights and prevent tampering with marriage. But if the conditions of marriage are not met or it involves anything that is contrary to sharee’ah with regard to divorce and so on, then it is not permissible to do it, unless documentation of the marriage cannot be done otherwise, or if the person has no choice but to do it. In that case he can do the correct marriage contract according to sharee’ah in an Islamic centre, then do the civil marriage in the court, but he should resolve to refer to sharee’ah law in the event of any dispute, and to disavow himself of the false rituals that accompany the marriage contract in some countries. The Muslims who live in western countries should strive to have their marriages recorded officially in Islamic centres, with no need to go to the civil marriage office.

http://www.islam-qa.com/en/ref/113867/

[76] Nein zur Sharia!

Einladung zur Konferenz am 8. März, dem internationalen Frauentag

http://www.ex-muslime.de/indexAktuell.html

Nach dem Islamismus

Juli 24, 2010

الشريعة

aš-šarīʿa

Allahs Gesetz

Deutsch, postsäkular, stammeskulturell

Zum neuen Buch des Falaturi-Preisträgers und Kulturanthropologen Werner Schiffauer »Nach dem Islamismus: Eine Ethnographie der Islamischen Gemeinschaft Milli Görüş« (Suhrkamp, Berlin 2010). Wie eine erregende und herrschaftliche Ex-Wissenschaft dem revolutionären Islam zuarbeitet. Von Jacques Auvergne

Droht jedem Staat der Europäischen Union, in der Bundesrepublik Deutschland begleitet vom frohgestimmten Wissenschaftsrat (WR) und vom lässigen Journalisten Jörg Lau, ein Zerfall der Gemeinschaft der Staatsbürger in ein Gefüge ethnoreligiöser Kollektive? Ein Zerfall der Solidargemeinschaft in Glaubensnationen (Einzahl milla, türk. millet), die dem Einzelnen, genauer gesagt dem Ex-Individuum, den Lebenslauf recht genau vorzeichnen werden?

Will sich der Träger des nach dem schiitischen Polit-Theologen Abdoldjavad Falaturi (1926–1996, Dissertation 1965 in Bonn über die Kantische Ethik) benannten Toleranzpreises Werner Schiffauer, im preisvergebenden Vorstand sitzt Muslimbruder Ibrahim el-Zayat, 2002 erhielt Murad Wilfried Hofmann diesen Preis, der Forderung des Oberhauptes der Anglikanischen Kirche Rowan Williams beziehungsweise derjenigen des Schweizer Sozialanthropologen Christian Giordano anschließen, Allahs Gesetz doch endlich zu legalisieren, zunächst im Familienrecht?

Fordert auch der 1951 in Lichtenfels im oberfränkischen Bayern geborene und sich der mittlerweile ethisch auf den Hund gekommenen politischen Linken zurechnende Professor für Kulturanthropologie, der an der Europa-Universität Viadrina zu Frankfurt an der Oder lehrt, ganz im Einklang mit Mustafa Cerić ein Europa, das von einem religionsverschiedenen Recht gekennzeichnet ist? Und wie „tolerant“, „progressiv“ oder „links“ ist es eigentlich, dem Kind oder Jugendlichen ein auf Frauendeklassierung beruhendes Wohlverhalten anzudressieren, das seine Seele, vielleicht, vor den authentisch islamischen Höllenflammen rettet?

Dass eine jede islamische Geistlichkeit eine Art von separatistisch durchgesetzter Staatlichkeit verwaltet und dass der Islam im Namen der Seelenrettung eine legalisierte allahzentrische Gerichtsbarkeit fordert, ist Annette Schavan (BRD), Jörg Lau (DIE ZEIT) und Thomas May (WR) ja vielleicht noch gar nicht klar. Eine andere Scharia aber gibt es nicht und wird es nicht geben. Die entgrenzt fremdenfreundlichen Gutmenschen schweigen zum differenziert diskriminierenden islamischen Recht, kolportieren das eher faktenferne „Der Islam kennt keine Kleriker“ und schwärmen, vollends wirklichkeitsblind, vom angeblich egalitären und frauenfreundlichen „eigentlichen“ Islam.

In der Gesetzesreligion des Islam hat al-qāḍī, der Kadi, der religionspolitische Richter, sehr wohl eine klerikale Funktion, denn die Scharia, die Fatwas oder die im Namen Allahs gesprochenen Gerichtsurteile zu verweigern zieht im Diesseits (ad-dunyā) die soziale Ächtung nach sich, was je nach Glaubenspraxis zum islamrechtlich einwandfreien Apostatenmord führen mag, und verhindert im Jenseits (al-āḫira) den Eintritt ins Paradies. Gelehrige islamische Urteilsfindung allein garantiere den tagtäglich und stündlich herabtropfenden Segen der Gottheit, nur vorläufig darf der einzelne Muslim „im Exil“, in Nordamerika oder Europa, ohne eine solche Islamische Ordnung (niẓām islāmī, etwa als die Einführung der Scharia in Pakistan 1977) leben.

In allahzentrischer Erstarrung oder Verspannung, in einer dem Weltgericht nachgeordneten Depression oder Ekstase und in der Ichauslöschung (at-taǧarrud) der „Stellvertreterschaft“ hält eine den Hidschab (ḥiǧāb, hier der textile Aspekt der Geschlechtersegregation) tragende Muslima, ein fleißig arbeitender saudischer oder iranischer Henker oder hält ein im islamkonformen Familienrecht funktionierender britischer Schariagerichtshof wie das »Islamic Sharia Council« (34 Francis Road, Leyton, London) den Bestand der Schöpfung aufrecht, jedenfalls heiligen oder bekunden die kadigehorsamen Rechthandelnden die durch Allahgott geduldete Gegenwart der erhabenen umma und die zur Reue (at-tauba), Mahnung und Umkehr dienende großzügige Duldung der restlichen, sittlich minderwertigen Menschheit.

Das Kratzen der Schreibfeder beim Erstellen einer fatwā, eines islamischen Ehevertrages, oder eines schariakonformen Gerichtsurteils ist sehr wohl eine Art Sakrament. Den Nichtmuslimen aber gilt es, zum Zwecke der Islambewerbung (ad-daʿa) zu erzählen, der Islam würde keinen Klerus benötigen und keine Sakramente kennen. Jeder Rutenhieb eines Religionspolizisten ist Sakrament, heilssicherndes Handeln, jedes fraueninterne Bespitzeln auf islamisch korrektes Verhalten, jedes männliche Verprügeln der Ehefrau (solange es sich auf 4:34 beruft). Jeder Muslim ist ein kleiner Kalif, zum Gehorchen und Herrschen nach Maßgabe der ḥisba befugt, ja, insofern, und nur insofern, gibt es im Islam keinen Klerus! Eine klerusartige Rolle spielen Ayatollah, Hodschatoleslam, Scheich, Großmufti, Mufti, Imam, Familienoberhaupt, Ehemann und großer Bruder, deren Führungsrecht der einzelne Muslim nur dadurch umgehen kann, dass er unbezweifelbar in höherem Maße „islamisch korrekt“ handelt als sie. Folgerichtig gibt es „im Islam“ nur eine legitime Weise der Äußerung von politischer Kritik, die heilige Empörung, das anklagende in die Luft Heben des Buches, und recht eigentlich gibt es nur ein (richtiges, nützliches) Buch. Demnächst, hofft der WR, wird solches im deutschen Uni-Hörsaal gelehrt und praktiziert, eine islamwissenschaftliche Herangehensweise dürfte dann dysfunktional sein (lebensgefährlich).

Dass der WR im Juli 2010 Ägyptens Religionsminister Mahmoud Zakzouk, Irans einstigen Präsidenten Mohammad Chātami und den ECFR-Scheich Mustafa Cerić nach Köln einlud, zeigt uns, dass die Schariatisierung des Familienrechts (und als nächstes des Erbrechts) unmittelbar vor der Türe steht. Diesen drei, die Seelen der Pflichtbewussten rettenden und die Seelen der Pflichtvergessenen verdammenden Gegendemokraten, diesen drei global agierenden Herrschern wollten am 13. und 14. Juli 2010 Bundesregierung und Wissenschaftsrat stolz die Pläne zum Aufbau einer schariabasierten Islamischen Theologie (Etikettenschwindel Islamische Studien) an unseren Universitäten präsentieren. Allein die Bereitschaft, mit dem Schariaminister der Azhar, dem schiitischen Steinigungsfreund und dem Europavertreter des obersten Scheichs der Muslimbrüder zu debattieren bleibt ein Skandal.

Ein prominenter Schariatheoretiker und angeblicher Sufi aus Yogyakarta, Java, Indonesien, Professor Amin Abdullah, der Rektor der Staatlichen Islamischen Universität Sunan Kalijaga, der laut WR ein islamisches Denken einer angeblich einst vorhandenen und später verloren gegangenen „radikalen Vieldeutigkeit“ wiederbeleben möchte, weilte mit Allahs Vorzeigepädagogin Lamya Kaddor („Die Aufklärung ist nicht auf den Islam übertragbar“), dem Erlangener Juristen Mathias Rohe („Auch das islamische Recht ist Recht“), dem Schweizer Islamwissenschaftler Reinhard Schulze (über Pierre Vogel: „Gefährlich ist er allenfalls, wie ein evangelikaler Prediger aus Amerika gefährlich ist“) und der Kölner Fundamentalistin Rabeya Müller (IPD / ZIF, GMSG, CIG, RfP / WCRP, hält sich selbst für eine „liberale, europäische Muslimin“) ebenfalls im Juli 2010 im Kölner MediaPark. Der für seine Wertebeliebigkeit und für sein Schariaverständnis unbeliebte oder beliebte deutsche Journalist Jörg Lau hatte die Rolle eines Moderators. Versöhnlich mittendrin: Werner Schiffauer.

Schiffauer:

9. Als ich 1999 meine Studie zum Kalifatsstaat des Cemaleddin Kaplan (Schiffauer 2000) abgeschlossen hatte, blieb ein Gefühl der Ratlosigkeit.

Bei Werner Schiffauer bleiben Fragen offen, bei Allāh nicht.

Beim Publikum Verwirrung und Ratlosigkeit (al-ḥaira) zu produzieren, wie es der Islamversteher, geschickt monopolistische Islamberichterstatter und islambezogene Nichtinformierer Jörg Lau vorbildlich leistet, begleitet eine jede Islamisierung, damit dem Taumelnden die repressive Scharia als rettendes, Orientierung bietendes Kristallgitter erscheint. Zeitgleich zu öffentlichen Hasspredigten, Kopftuchkrieg, Belästigungsterror gegen unverschleierte Frauen und wuchernde Kriminalität gilt es, mit einem „kontroversen“ TV und einer „verständnisvollen“ Presse das Auditorium verlegen bis ratlos zu machen (ḥayara), denn nur die Entformung des bislang Verlässlichen macht Allahs geregelte Diskriminierung attraktiv und schafft auch für die islamgöttliche, in ihrer Normierung dem Menschen unnachvollziehbare Willkür Akzeptanz.

9. Es war schon seinerzeit klar, dass die überwiegende Mehrzahl der Muslime in Deutschland den radikalislamistischen Kurs von Cemaleddin Kaplan falsch fand. Die Ablehnung war jedoch eher empfunden als argumentativ begründet. … Was hätte man innerislamisch der Suggestivkraft des Radikalislamismus mit seiner Zweiteilung der Welt in Gut und Böse entgegensetzen können?

Der die Welt spaltende Dualismus ist nichts Suggestives und alles andere als ein Verrat am Koran oder eine falsch verstandene Scharia, sondern etwas sehr Islamisches. Die so genannten Muslime fühlen sich unbehaglich, können aber nicht zugeben, dass das von Koran und Hadithen (aḥādīṯ, Sg. ḥadīṯ) angeordnete Menschenbild und Gesellschaftsbild vormodern geblieben ist und, heutzutage, gegenmodern sein muss.

Seit Generationen musste der in Kalifat, Sultanat, Volksislam oder Sufi-Bruderschaft (ṭarīqa, Pl. ṭuruq) organisierte Islam die anrückende Moderne namens Renaissance, Aufklärung, Psychoanalyse und Totalitarismuskritik gottgetreu abwehren. Dabei ist er nicht ohne Erfolg gewesen und fährt standhaft fort, die Moderne gegenkulturell bis separatistisch anzugreifen (ǧihād) oder schmollend zu verweigern (hiǧra, wenn Kölns prominenteste Ex-Muslima, vom Generalsekretär des Wissenschaftsrates Thomay May gebeten und angekündigt, ans Saalmikrophon tritt und zu reden beginnt und alle Islamisten, darunter viele IGMG-Führer, aufstehen und wie auf ein unhörbares Kommando den Saal verlassen, kopieren sie die hiǧra des Jahres 622 und wissen, dass sie wiederkommen werden).

Zwischen Malaysia und Marokko gibt die örtliche Herrschaft aus islampolitischen Führern, klerikalen Paradieswächtern und gewaltbereiten Sittenpolizisten Außenstehenden verwirrend erscheinende Parolen aus, wie die dem Bereich des Eurozentrismus oder des kufr (Unglaubens), des Kolonialismus oder der ǧāhilīya (Barbarei) zuzurechnende Moderne auszugrenzen oder zu vermeiden ist. Dabei kooperieren Kalifatsaktivisten und muslimische Dialogbetreiber weltweit augenzwinkernd miteinander, Hassprediger und Nadelstreifenislamisten wirken arbeitsteilig beim großen Ziel zusammen, die universellen Menschenrechte den für das Paradies zu rettenden Angehörigen der Spezies Muslim, den mit einem Sonderrecht auszustattenden Muslimstaatsbürgern, zu verhindern, namentlich die Gleichberechtigung der Frau.

Schiffauer kann oder will nicht sehen, dass es der IGMG nicht um Religion, sondern um ein gesondertes Recht geht, um eine legalisierte Scharia im Familienrecht und Erbrecht, damit Islam als Deklassierung der Frau politisch realisiert werden kann. Die Millî Görüş unterscheidet sich hierbei von der in Pakistan, Indien und Bangladesch beheimateten, durch al-Maudūdī gegründeten und europäisch etwa in Großbritannien im Umfeld der Deobandi wirksamen Jamaat-e Islami (JI) oder von der aus Ägypten stammenden und längst global agierenden Muslimbruderschaft (MB) nur in Details.

Alle drei, die längst eine einzige, gewaltige islamische Bewegung bilden, wollen den „freiwillig“ durchgesetzten Schleier über dem Leib der paradiesbestimmten Frau, fordern das verstaatlichte islamische Eherecht einschließlich Vielweiberei und Verstoßung (aṭ-ṭalāq) und kämpfen juristisch um ein Dutzend Sonderrechte, damit sie das Zusammenleben mit den unreinen Dhimmis und Harbis in bestimmten Aspekten künftig legal verweigern dürfen.

Die neue Apartheid betrifft nicht zuletzt das Boykottieren des Schwimm- und Sportunterrichts und der Klassenfahrten, letztlich (und „ein wenig“ bereits damit) geht es dabei um einen Ausstieg aus der noch geltenden Schulpflicht. Eine durchgesetzte Islamische Grundschule, betrieben in oder an der Islamischen Föderation Berlin (IFB) als dem veritablen Berliner Landesverband der IGMG, kann ebenso als Sieg verbucht werden wie eine jede staatlich angestellte Lehrerin mit Kopftuch.

Hidschab meint eben beides, den textilen Ganzkörperschleier und die bedarfsweise gewaltsam durchgesetzte Abschottung der muslimischen Frau aus dem männlich kontrollierten öffentlichen Raum. Die kurzfristig und mit einer Burka den öffentlichen Raum betretende Frau ist als optisch entmenschtes bis dämonisiertes, sozial ausgelöschtes bis sexuell funktionalisiertes Wesen (Ayaan Hirsi Ali: zoontjesfabriek, Söhnchenfabrik) ein wandelnder Werbeträger des heilssichernden Männerrechts.

9, 10. Etwas später – Ende 1999, Anfang 2000 – hörte ich aus den Kreisen der Islamischen Gemeinde Milli Görüş (IGMG) neue Töne. Damals war Mehmet Sabri Erbakan, der Neffe des Begründers der Milli-Görüş-Bewegung, Necmettin Erbakan, zum Vorsitzenden der IGMG gewählt worden. … Anstatt den Westen zu verteufeln, entwickelte er Perspektiven für Muslime im Westen.

Die Islamische Gemeinschaft (nicht: „Gemeinde“) Milli Görüş möchte nicht länger als verfassungsfeindlich bis extremistisch („islamistisch“) eingestuft und bezeichnet werden und muss sich also irgendwie als modern und demokratietauglich darstellen. Schiffauers „Ethnographie“ hat dabei die Rolle, die Streichung aus den Verfassungschutzberichten zu erreichen (was nicht geschehen möge).

Entgegen allem egalitären Gerede ist Islam, auch muslimintern, eine äußerst elitäre und gewalttätig hierarchisierende Praxis, die auf Tochtertausch und kontrollierter Blutsverwandtschaft gründet und damit in höchstem Maße dynastisch ist.

„Muslime im Westen“ ist eine typische Sprachfigur von Tariq Ramadan, dem Sohn des aus Ägypten nach Genf geflohenen Muslimbruders Said Ramadan. Merkwürdigerweise ist noch nie ist etwas von einer bedrohten Hoffnung für die Shintoisten im Westen zu vernehmen gewesen, nie hat ein spiritueller Chinese in Deutschland über Unterdrückung gejammert und gerufen: Gebt den Taoisten im Westen eine Chance. Jemand, der nicht auf gegenkulturelle und gegenmoderne Wagenburgen und Ghettos, auf Sezession (erobertes Territorium, islamisch befreite Zonen) oder auf Rechtsspaltung zielt, wird von Allahs Glaubensvolk „im Westen“ vermutlich gar nicht reden können. Die Islamlobby betreibt ein politisches Gejammer.

Sich an die Macht jammern.

Was für ein geheimnisvoller Zauberer muss Mehmet Sabri Erbakan doch sein, um für Deutschlands Türken „Perspektiven“ (Schiffauer) zu „entwickeln“. Ist Erbakans Tun (Visitenkarte womöglich: Gesellschaft für Perspektivenentwicklung) eine lukrative Geschäftsidee, wann ist der Börsengang?

10. Dies ist umso interessanter, als sich die Milli-Görüş-Gemeinde zwar schon immer von Kaplan distanziert, andererseits aber nur hinsichtlich der Strategie zur Errichtung eines islamischen Staates unterschieden hatte. Kaplan hatte für eine Revolution optiert; die Milli Görüş dagegen für den parlamentarischen Weg. Das eigentliche Ziel war dasselbe. Nun kamen zum ersten Mal neue Töne. Kein islamischer Staat mehr, sondern die Entwicklung eines Islam in einem nichtislamischen Kontext.

Ist Schiffauer Musiklehrer, dass er zum zweiten Mal von „neuen Tönen“ berichtet?

Die alte IGMG ist auch laut Schiffauer also eine Kalifatsbewegung gewesen, die den Parlamentarismus nutzen wollte, um ihn durch eine Imamherrschaft oder durch ein allahkratisches Schura-Konzept zu überwinden.

Der Islamist, Kalifatsfreund und deutsche Ex-Botschafter Murad Wilfried Hofmann (Sägefisch 144) sinnierte bereits über einen Fiqh für den umgekehrten Dhimmi-Status der Muslime („Muslim dhimmi“, in: Islamic Intellectualism (2005); „a Fiqh for Muslim Dhimmi (!)“, aus: Hofmann: »Muslims as Co-Citizens in The West«, in: The American Journal of Islamic Social Sciences, Vol. 14, 1997) im mehrheitlich nichtmuslimischen Staat, bei kippenden Mehrheitsverhältnissen ergibt sich halt die Original-Dhimmitude. Hofmann („Im Sommer lebe ich in der Türkei, im Winter in Deutschland“), der in den Siebziger Jahren eine türkische Frau heiratete, genießt bei der IGMG hohes Ansehen.

Schiffauers „die Entwicklung eines Islam in einem nichtislamischen Kontext“ sollten wir erkennen als: Die religiös begründete Rechtsverschiedenheit zwischen Muslimen und Nichtmuslimen, das sehr herabgesetzte Heiratsalter für die weiblichen Ehepartner (Kindbräute), die Polygynie, die in Schule und Arbeitsleben erlaubte weibliche Verschleierung.

Parlamente, die derlei Rechtsspaltung „tolerant“ ermöglichen (Stichwort Interkulturelle Öffnung der Verwaltung: „Es war immer Ziel der Stadt Herne, das gemeinsame Miteinander zwischen den unterschiedlichen Kulturen zu fördern … Verankerung von „Interkultureller Orientierung“ als eine Haltung innerhalb der gesamten Mitarbeiterschaft; die Forderung nach einer „kultursensiblen Sprache“ der versuchsweisen Mediengleichschalterin Aygül Özkan vom 23.07.2010, die SPD-Politikerin Daniela Behrens richtigerweise zum empörten Ausruf „Das ist Zensur … Medien können nur über das berichten, was auch passiert“ bewogen hat), sind dann der gewünschte Schiffauersche „nichtislamische Kontext“. Bei mangelnder Rücksichtnahme auf die muslimischen Andersartigkeiten und Empfindsamkeiten ist man leider gezwungen, zum bekennenden Kalifatsmodell zurückzukehren, dessen muss sich der gottlose „Kontext“ immer wieder erinnern. Die niedersächsische Integrationsministerin will, dass alle Journalisten und Medienprofis am 16.08.2010 in Hannover eine »Mediencharta für Niedersachsen« unterzeichnen, ein islamischer Revolutionär könnte dazu anerkennend nicken.

Der Anthropologe raunt von einem „nichtislamischen Kontext“, wo aber bitte ist denn der islamische europäische Strukturzusammenhang („Kontext“), eher bei Said Ramadan oder eher bei Nadeem Elyas, eher bei Borgfeldt (ECFR) oder bei Hofmann? Benötigt Europa künftig zwei Gewebe des Kontaktes, zwei Flechtwerke von Kontext, was die emotionale, kulturelle und juristische Segretation der Nichtmuslime von den Muslimen bedeuten würde und aus schariatischer Sicht auch bedeuten soll? Derlei Aufspaltung der Europäer oder deutschen Staatsbürger in Muslime und Nichtmuslime ist nicht hinzunehmen, „Kontext“ ist AEMR und Grundgesetz, und zwar für alle und jeden. One Law For All, das gilt auch für Atheisten … und sogar für Frauen.

So „neu“ ist es gar nicht, was den eingewanderten edlen Wilden das Herz schwer macht und bei edition suhrkamp durch den Mund des postmodernen Feldforschers „tönt“, denn das sinngemäße: „Wir feinfühligen und schreckhaften Muslime sollen doch keine Angst davor haben, nicht in den Himmel zu kommen, hm? Gebt uns ein Dutzend islamisierte Paragraphen, definiert ein paar Grundgesetzartikel schariakonform um!“ kennen wir von nahezu allen organisierten Straßenbauern des Way to Allah, ob man den Deobandi, Muslimbrüdern oder Wahhabiten nahe steht, den misogynen und endogamen Ahmadi, den missionierenden Tablighi oder den von Mystik redenden Schariafreunden der Naqshbandi, ob man sich dem Umfeld des reisetüchtigen Abu Hamza (Pierre Vogel) zuzählt oder eben der festungsgleichen IGMG, es sind immer dieselben Forderungen.

Weder die in Südasien verankerte JI noch die bis heute oft aus Ägypten stammenden Muslimbrüder unterscheiden sich hier wesentlich und noch nicht einmal VIKZ und DİTİB: Islamisches Familienrecht mit Zweitfrau und Verstoßung legalisieren, abgesenktes weibliches Heiratsalter, wobei selbst die etwa muslimisch-griechische Kindbraut (Griechenlands Türken dürfen das islamische Sonderrecht anwenden, die familienrechtliche Scharia) wie zufällig akzeptiert wird, Durchsetzung des textilen Hidschab in Arbeitswelt und Stadtöffentlichkeit, zunächst als französisches und deutsches Lehrerinnenkopftuch, daneben auch als belgischer und französischer Niqab (Gesichtsschleier), gelebte Frauensegregierung in Turnhalle und Schwimmbad als Merkmal der „Differenz“, „Scham“ und „Religion“.

Wir finden beim nüchternen Blick auf den Realislam, den authentischen Islam alles andere als die von Herrn Schiffauer auf Seite neun und ebenso auf Seite zehn behaupteten „neuen Töne“, eher schon die echte Scharia, wie sie der im Jahre 1111 verstorbene Machttheoretiker al-Ġazālī beschreibt und fordert. Deutschland hat zum Glück auch muslimische Säkulare wie Basam Tibi oder Necla Kelek, gründlich arbeitende iranischstämmige Wissenschaftler und aus der Türkei eingewanderte bewusste Demokraten. Deutschland beherbergt mutige Ex-Muslime wie Sven Kalisch (in seiner Tätigkeit als Dozent für islamische Theologie wurde er durch Mouhanad Khorchide ersetzt, der seit dem 20.07.2010 als Professor in Münster arbeitet und ab Herbst 2010 Islamische Religionslehrer ausbilden soll, Kalisch lehrt künftig »Geistesgeschichte im Vorderen Orient in nachantiker Zeit«), Barino oder Mina Ahadi, die sich von Schariafreunden wie der IGMG oder Werner Schiffauer doch wohl eher nicht angemessen vertreten fühlen und die ihre Interessen sicherlich gerne persönlich vertreten.

Will die deutsche Ethnologie und Kulturanthropologie, dass Deutschlands so genannte Muslime in allen Fragen zu Seelsorge und Wohlverhalten den Vordenkern und Befehlsgebern aus Stamm oder Islamverband hinterher trotten? Soll die muslimische deutsche Tochter der Zukunft ihren Vater als walī, Vormund und Heiratsvormund, akzeptieren lernen, fordern Schiffauer und IGMG die Legalisierung des Wali Mudschbir (walī muǧbir), des Triple Talaq?

10. Die als konservativ eingeschätzte Milli-Görüş-Gemeinde war somit die erste unter den ethnisch-religiösen Gemeinden von Arbeitsmigranten, die ihren Anhängern eine Brücke nach Europa baute.

Anthropologen sind erstaunlich offen, wie der die teilweise Einführung der Scharia fordernde Schweizer Professor Christian Giordano uns zeigt, doch dynamische Abschottung als Brückenbau zu bezeichnen ist surreal.

Unklar bleibt, ob die „Einschätzung“ eine Fehleinschätzung gewesen war, wer hier hauptsächlich einschätzte (der Verfassungsschutz? Die Bevölkerung? Die Ex-Muslime oder Islamkritiker?) und welche IGMG-Epoche betrachtet wurde und (besonders) „konservativ“ war, die von Necmettin oder die von Mehmet Sabri oder (irgendwie) beide. Alles nicht so wichtig, „konservativ“ klingt harmlos genug, um die hehren heutigen Deutschen, die sich, nach 1945 hehr geblieben, gerne als Fremdenfeinde ertappen lassen, lustbereitend zu beschämen, und die Hauptsache ist doch: Endlich raus mit der IGMG aus dem Verfassungsschutzbericht.

10. Anders als eine von außen und unter Druck zustande gekommene Entwicklung es vermocht hätte, versprach ein derartiger, von innen getragener Prozess Glaubwürdigkeit und Nachhaltigkeit.

Argument war gestern, jetzt kommt al-islām.

Ein paar im persönlichen Briefwechsel notierte oder telefonisch geäußerte Worte sollen ein erfreulicher Vorgang sein, ein in die richtige (welche eigentlich?) Richtung verlaufender „Prozess“? Schiffauer orakelt uns etwas von Wandel durch Einsicht, von der Verlässlichkeit der Dauer und von „Brücke nach Europa“. Nanu, unsere Gastarbeiter waren doch längst hier, dann erst kam die Satellitenschüssel und brachte al-Qaradawis „Sharia and Life“ ins deutschtürkische Wohnzimmer?!

Was genau ist überhaupt gesagt worden? Und selbst wenn die fragliche, selbst nach Schiffauer lange Jahre auf ein Kalifat zielende Organisation inzwischen beteuert haben sollte: „Wir sind jetzt freiheitlich demokratisch und wollen die (negative) Religionsfreiheit und die Gleichberechtigung der Frau“, soll jemand derlei Akustik als hergestellte „Glaubwürdigkeit“ einordnen?

Und: Ist Erwartung und Grenzsetzung seitens des Rechtsstaats denn immer so vergebens und kontraproduktiv, dass man staatlicherseits auf einen „Druck“ für alle Zeit verzichten soll?

10. Die grundsätzliche Neuorientierung, die Mehmet Sabri Erbakan einleitete, wurde vor allem von den Gymnasiasten, Studenten und Akademikern begeistert aufgenommen. Mehmet Sabri Erbakan hatte eine Vision formuliert …

Wohin hat er sich neu orientiert? Und: Wo ist die Vision? Schamane Schiffauer zaubert.

10, 11. Für diese in Deutschland aufgewachsenen und sozialisierten Muslime war Deutschland, beziehungsweise Europa, zur Heimat geworden, und sie wollten hier leben – mit ihrem Glauben. Was sie brauchten, war aber nicht nur eine Vision, sondern ebenso sehr eine Mission. Sie brauchten vor allem eine Antwort auf die Frage, was sie als Muslime auf Dauer in Europa zu suchen hätten.

Ich bin zwar hier geboren, weiß aber nicht, was ich hier soll. Allah sei Dank habe einen IGMG-Führer, den ich fragen kann.

11. Wie konnten sie es vor sich rechtfertigen, dass sie sich an den Fleischtöpfen der Ungläubigen und der Feinde des Islam labten, während der Rest der Welt im Chaos versank? Gerade hier gelang es Mehmet Sabri Erbakan, entscheidende Denkanstöße zu geben.

Naja, das Denken muss vielleicht angestoßen werden, wenn Zehntausende junger Deutschtürken wirklich so einen manichäischen und dschihadistischen Unsinn denken. Dass das orthodoxe islamische Menschenbild und Gesellschaftsmodell für das im Maghreb und Orient in der Tat vorhandene „Chaos“ ursächlich sein könnte, will manch ein führender IGMG-Aktivist vielleicht nicht so gerne hören, man merke: Der Islam ist makellos, alles Böse kommt von außen.

Was aber „gelang“ ihm, was sprach der rechtgeleitete Emir „gerade hier“:

11. Er zeigte ihnen, wie man für die Sache des Islam innerhalb Europas mehr tun konnte als in der islamischen Welt. Man konnte als Mittler zwischen den Welten, als Botschafter des Islam auftreten. Man konnte den Islam in den Heimatländern ideell und materiell unterstützen. Und man konnte in Europa Missionsarbeit betreiben.

Ekstatisch aus der Wäsche gucken, das Feuer des Glaubens flackert in den Herzen. Schade, dass Erbakan und Schiffauer die AEMR vergessen haben, aber Allāh setzt schließlich Prioritäten.

Mittler sein heißt Islambeschwichtiger sein, je erfolgreicher die Vermittlung, desto mehr durchgesetzte Scharia.

Das Phlegma der entgegen der früheren Absichten in Deutschland gebliebenen Gastarbeiter, der verhinderten Rückkehrer, konnte überwunden werden und Führer Mehmet Sabri ruft nun zur Landnahme.

Hisba ganz im Hier und Jetzt: Dem Reich der Gottlosigkeit Allahs Licht bringen, Europa zivilisieren. Geldsammlungen für die weltweite Islamisierung verantwortlich durchführen, immer strengere Kopftücher durchsetzen. Unser Leben hat einen Sinn bekommen, endlich sind wir wieder wer. Die Islamische Revolution der eigenen Seele, das äußere Kalifat gibt`s irgendwann wie von selbst dazu, inschallah.

11. Die Intellektuellen der zweiten Migrantengeneration entwickelten diese Perspektive nach dem Rücktritt Mehmet Erbakans in den Jahren nach 2000ff. weiter. … Daraus entstand eine spezifische postislamistische Perspektive.

Das Schiffauersche postislamistisch soll suggerieren: demokratiefreundlich, plausibel begründet wird es nicht.

Islamisch und freiheitlich demokratisch … mit dem für jede Muslima geltenden Verbot, einen Nichtmuslim zu heiraten, mit dem Postislamismus der Kopftuchpflicht (Hidschab) und der islam-spirituellen weiblichen Gehorsamspflicht.

Islamische Demokratiefähigkeit … mit potentieller Vielweiberei, mit dem in Korantreue ersehnten halben Erbe für die Frau und mit den einstweilig ausgesetzten (Tariq Ramadan) Körperstrafen (Hani Ramadan).

12. Für den klassischen Islamismus ist die Idee zentral, dass ein wahrhaft islamisches Leben nur in einem islamischen Staat möglich ist. Er zielte auf eine Islamisierung des Islam.

Ḥasan al-Bannā und Ayatollah Chomeini haben nichts mit dem eigentlichen, wesengemäß apolitischen und herrschaftsfreien Islam zu tun?

Das ist Unsinn, nur der tief nachempfundene und heute angestrengt nachkonstruierte medinensische Staat gilt als die letztlich einzig sittliche Seinsweise und als ausreichende Erfüllung der muʿamalāt (zwischenmenschlichen Verpflichtungen; ihr Gegenteil: ʿibadāt, Pflichten gegenüber Allahgott), jedes Sultanat oder sogar Kalifat hat sich überprüfbar erfolgreich in Richtung auf das Referenzmodell der Medinarepublik zu transformieren. Jeder Muslim ist ein Miniaturkalif, ein Stellvertreter Mohammeds oder auch Allahs, und nur als „kleiner Kalif“ (ḫalīfa, Verantwortungsträger im Sinne der Scharia) hat sein Dasein einen Sinn.

Die ḥisba als die Pflicht, „das Gute zu gebieten und das Verwerfliche zu verbieten“ läuft auf das Kalifat (ḫilāfa) hinaus. Eine Geistlichkeit, die sagt, der Parlamentarismus der autonomen Individuen oder der säkulare, durch volle Meinungs- und Religionsfreiheit gekennzeichnete Staat seien für die Errettung der Seele ausreichend, hat es im Islam bislang noch nicht gegeben und ist von der MB, JI oder IGMG auch nicht zu erwarten.

Wie im militärpolitischen Kapitel der Scharia jeder Waffenstillstand (al-hudna) der Maßgabe der Vorläufigkeit zu unterliegen hat droht uns, fallen wir Säkularen auf die angebliche Demokratiefreundlichkeit der Scharia und ihrer Parteigänger herein, jederzeit ein neues Rechtsgutachten, das die demokratische Seinsweise für nichtig (bāṭil, bâtıl) erklärt, das heißt für heilsverhindernd. Necmettin Erbakan nennt den – echt islamischen – Dualismus zwischen den beiden Territorien von Licht und Finsternis bâtıl düzen, „nichtige“, nichtislamisierte Staatlichkeit und, als ihr Gegenteil, ADİL DÜZEN, allahkratische Seinsweise.

Wahrheitswidrig erklärt Werner Schiffauer das Kalifat zum islamischen Betriebsunfall, sein: „eine Islamisierung des Islam“ ist ungefähr so sinnig wie ein: Lasst uns den laxen Mohammed rechtleiten, oder: Bruder, unser vergesslicher Allāh braucht wieder Nachhilfe.

22. Die Führungspositionen der IGMG wurden ab den neunziger Jahren zunehmend mit Personen besetzt, die habituell und emotional von den beiden, nach der klassischen IGMG-Ideologie unvereinbaren Welten geprägt waren – nämlich dem Westen und dem Islam. … Sie fanden dafür die Formel des Rechts auf Differenz.

Fromme Imame haben auch keine IGMG-Ideologie zu verbreiten, sondern eine Scharia-Ideologie.

Ethnologe Schiffauer behält, ganz im Stile von Quṭb, al-Maudūdī oder Tariq Ramadan, den gegenmodernen, antisozialen und korankonformen Dualismus von Region der Dämonie und Anstandsbereich bei (dār al-ḥarb, „Haus des Krieges“, dār al-islām, Tugendland). Die Begegnung von Licht und Finsternis klärt sich am Tage der Auferstehung ohne weiteres, und wenn Schiffauer, von „der Westen“ spricht, suhlt sich der islamsensible Kirchenfunktionär in der Schuld der Kreuzzüge und Scheiterhaufen, erquickt sich der linke Antiimperialist am Labsal der revolutionären Systemüberwindung und hört der machtgeile Muslimbruder von al-kufr, Unglauben, ḥizbu š-šaiṭān, Partei Satans oder weiß er von der ǧāhilīya, der Epoche beziehungsweise Politik der „unwissenden“ barbarischen Islamwidrigkeit.

Selbstverständlich sind aus (neo)islamistischer Sicht die jungen Muslime auch vom Westen „geprägt“ (Schiffauer), nämlich durch die AEMR verunreinigt. Im Namen der Religionsfreiheit und Multikultur lässt Antiimp Schiffauer diese so ganz „Anderen, Andersartigen“ zum makellosen Islam zurückfinden und aus dem Irrgarten islamrechtlich zweifelhaften bis nichtigen (bāṭil, bâtıl) universellen Menschenrechten heraus finden. Gelingendes Leben ist al-maʿād, Rückkehr zu Allāh, vgl. Zād al-Maʿād, Buchtitel des Ibn Qaiyim al-Ǧauziya (1292-1350; sein schariarechtliches Werk zum heilssichernden islamischen Kulturrassismus ist das Aḥkāmu Ahli ḏ-Ḏimma, „Rechtsbestimmungen zum Umgang mit den Schutzbefohlenen“ (ahkam ahl al-dhimma)).

„Recht auf Differenz“ (IGMG, Werner Schiffauer) bedeutet Recht auf Diskriminierung. Recht auf Differenz heißt Recht auf Rechtsungleichheit, Recht auf Ungleichbehandlung der Frau. Jörg Lau versteht das ja vielleicht nicht. Schiffauer aber versteht das und billigt es, wieder erinnern wir uns an Professor Christian Giordano aus Freiburg / Schweiz, der ebenfalls ein Völkerkundler ist. Die Rückkehr der Stämme.

Gründliche Ethnologen oder Soziologen können sich mit Stammesreligion oder Fundamentalismus befassen, ohne nach der Legalisierung der Blutrache zu verlangen oder den Teufels- und Geisterglauben in den staatlichen Religionsunterricht „integrieren“ zu wollen.

24. Mit Gramsci (1932/1996) kann man die postislamistische Generation als »organische Intellektuelle« charakterisieren. … Der Beriff wurde von postkolonialen Theoretikern auf Intellektuelle aus dem Migrantenmilieu bezogen (Rodriguez 1996), die als Träger einer »widerständigen Praxis« identifiziert wurden.

Gehört auch unser toleranter Ethnologe zu denen, die Osama bin Laden mit Robin Hood verwechseln?

Problematisch genug, dass es den predigenden Revolutionären wie Pierre Vogel recht erfolgreich gelingt, sich mit dem Charisma des Gegenkulturellen, mit dem Charme des Rebellischen zu umgeben. Verteidigt Schiffauer einen antikolonialistischen Befreiungskampf gegen jene schier unzumutbar schwere Bürde, welche das Grundgesetz den so genannten Migranten, gemeint sind die muslimischen Politreligiösen, auferlegt?

Warum aber gesteht der „linke“ Wissenschaftler dann den aus dem Orient immigrierten Teilen der europäischen Ex-Muslime eine solche „widerständige Praxis“ nicht zu, sondern ausschließlich den dominanzkulturell ausgerichteten deutschen Islamisten? Möchte Schiffauer vorbauen und auch morgen auf der Seite der Sieger befindlich sein? Mit Steinigungsfreund Chatami, Schariaminister Zakzouk und ECFR-Scheich Cerić in einer Kölner Tagung zu arbeiten (sie konnten oder sollten letztlich nicht nach Köln kommen), bereitete Schiffauer keine schlaflosen Nächte.

29, 30. Es ist das postislamistische Lager, in dem die intellektuelle Auseinandersetzung mit dem Westen, der Demokratie, dem Säkularismus, dem Rechtsstaat, dem Multikulturalismus am intensivsten geführt wird. Während die weltablehnenden Strömungen der Gesellschaft den Rücken zukehren, die »liberalen« Muslime sie im Großen und Ganzen akzeptieren, wie sie ist, und die revolutionären sie grundsätzlich umgestalten wollen, bringen sich die Postislamisten in sie ein.

Die Wortwahl vom „sich einbringen“ mag die Parteigänger der Multikultur an selige Achtundsechziger-Zeiten erinnern. Die gewaltbereiten erwähnten korantreuen Revolutionäre, deren islamofaschistischen Staatsentwurf Schiffauer leider verschweigt, diskutieren (angeblich) nicht, Schiffauers Postislamisten hingegen, die den Staat, etwas später, zwar möglicherweise ebenso stürzen wollen und werden, bieten den freiheitlichen Demokraten die spannende Diskussion an. Der Kulturanthropologe ist beglückt und die Postmodernen haben Gelegenheit, ein paar Stunden lang rituelle Fremdenfreundlichkeit öffentlichkeitswirksam zu praktizieren.

Vom Rechtsstaat wird gar nichts übrig bleiben oder das Grundgesetz wird für die nach Maßgabe der Dhimma (aḏ-ḏimma) zerteilte Bevölkerung verschiedenartig abgestuft außer Kraft gesetzt, sobald wir anfangen zu tolerieren, dass sich die „Postislamisten“, die selbstverständlich nach wie vor echte Islamisten sind und welche Scharia und Kalifat nur vorläufig beziehungsweise vorgeblich zurückgestellt haben, „sich einbringen“, wie Schiffauer es nennt.

32. Drittens kommt es zu einer Durchdringung von religiösem Gedankengut und »Welt«: Dies bedeutet, dass Staat, Gesellschaft, Wirtschaft nicht mehr als feindliche Sphären wahrgenommen werden müssen, sondern in die Sphäre der Religion hereingenommen werden können, die sich damit ausdifferenziert.

Die als Religion getarnte gefräßige politische Ideologie soll also Staatlichkeit, Menschheit und Ökonomie schlucken, dann werde alles bunter, übersichtlicher und demokratischer. Was für ein Unsinn, jedes Fressen ist ein Vereinheitlichungsvorgang und „Durchdringung“ heißt Entdemokratisierung, Schariatisierung. Schiffauer lässt zu, dass das islamische Jenseits politisch wird, der Ethnologe fördert den Aufbau der (zunächst parallelgesellschaftlichen) Allahkratie.

Für Allāh sind Staatlichkeit und Frömmigkeit noch nie getrennt gewesen.

32. Die Entwicklung religiösen Denkens erfolgt wie die von anderen Denksystemen … in revolutionären und postrevolutionären Phasen.

Und was, wenn die heute nach Schiffauer wenig überzeugend als „postrevolutionär“ (das mag heißen als demokratietauglich und menschenrechtsverträglich) etikettierte Millî Görüş morgen wieder revolutionär sein will und „spirituell“ nach der Gottesherrschaft verlangt?

Der säkulare Rechtsstaat hat in seiner Politik, die sich an alle Staatsbürger richtet und die nicht der Seelenrettung oder der islamischen weiblichen Keuschheit dient, die demokratische Reife oder Unreife der augenblicklichen IGMG-Führer primär nicht zu berücksichtigen, sondern die Herren und gegebenenfalls auch Damen bedarfsweise in den jährlich aktualisierten Verfassungsschutzberichten zu erwähnen.

Die Gewalttaten, die von der JI oder der Muslimbruderschaft ausgingen, verharmlost Schiffauer als „revolutionäre Phase“. Der Professor von der Europa-Universität Viadrina verbucht damit die Aufrufe zum Hass auf das Nichtislamische und die Nichtmuslime, zur Zwangsverschleierung der Frau, zum Einschüchtern der säkularen Muslime oder Ex-Muslime wie etwa der mutigen Taslima Nasreen und die gelegentlichen Auftragsmorde, denen auch Farag Fauda zum Opfer fiel, unter „Denksystem“, „religiöses Denken“ und „Religion“.

Dass der MB zahllose Terrorgruppen wie die permanent einschüchternde und mordende Frauenverschleierungs-, Kinderwehrsport- und Kalifatsbewegung HAMAS entsprossen sind, dass der politische Islam zwischen Bangladesch und Ägypten, zwischen Pakistan und Israel für viele Morde verantwortlich ist, ist Herrn Schiffauer bei der Suche nach der Essenz des Postislamistischen nicht so wichtig. Der sehr freiheitliche Staat Israel hat auch bei den Schiffauerschen phantastischen „Postislamisten“ kein Existenzrecht.

Herr Schiffauer hat einfach nicht gründlich genug hingesehen, wenn er ein friedliches Phantom einer postislamistischen Gegenwart bekundet. Der Ex-Wissenschaftler übersieht das kriegstreiberische Phänomen einer seitens der Islamlobby erwünschten postisraelischen Zukunft, was uns auch die logistische, finanzielle und ideelle Unterstützung erklärlich macht, die 2010 durch den ehemaligen IHH-Vorsitzenden (die Internationale Humanitäre Hilfsorganisation (IHH) ist 2010 vom Bundesinnenminister Thomas de Maizière verboten worden) und hochrangigen Hamburger IGMG-Aktivisten Mustafa Yoldas der terrorismusfreundlichen Gaza-Flotille zuteil geworden ist.

„Nach dem Islamismus“ (Schiffauer) ist vor dem Dschihad.

36, 37. Der Gebetsraum einer Ladenmoschee in Kreuzberg. … In diesen Raum, der eine ganz säkulare Geschichte zum Klingen bringt, wurden die sakralen Elemente eingefügt, die den Kern der islamischen Lehre bergen.

Die Deklassierung der Frau und das Beherrschen der Nichtmuslime sind der „Kern der islamischen Lehre“. Einen anderen authentisch-islamischen bzw. islamoffiziellen „Kern“ gibt es nicht. Der in seinen misogynen und kulturrassistischen Untersuchungsgegenstand verliebte Forscher Werner Schiffauer fühlt sich von derartigen Flötentönen angezogen. Vom sozialistischen Sponti zum Quasi-Pascha, nicht mehr WG, nun zur Moschee.

37. Gebetsnische … [als das] Zentrum jeder Moschee … . Wo aber in römischer Zeit die Statue eines Gottes stand, in christlicher ein Heiligenbild oder eine Marienstatue, steht in der Moschee – nichts!

Islamisieren heißt Saubermachen, die dreidimensionalen Fetische älterer Kulte gilt es zu beseitigen, zur Moral mahnende leere Nischen sind herzustellen. Etwa im mittleren Afghanistan, unweit von Bamiyān. Die Stadt liegt im dem Herzen des Siedlungsgebiets der ein Fünftel der Afghanen umfassenden, leider immer wieder diskriminierten, in ihrer Abstammung turk-mongolischen und religiös islamisch-schiitischen Hazāra, die um 1895 Opfer von Pogromen wurden und damals zu Tausenden versklavt wurden. Bamiyān also.

Viele Jahrhunderte lang lenkten dort Buddhastatuen den Sinnsucher vom Wesentlichen ab, dann machte es endlich bumm und der postmoderne und postsäkulare Ex-Logiker erlebt die ergreifende Leere einer absoluten Nische: Werner Schiffauer erblickt – „nichts!“

Latifa berichtet 2001 aus Kabul: »Radio Scharia verkündet, dass in Übereinstimmung mit dem Beschluss des Mullah Omar, der die Zerstörung aller vorislamischen Statuen angeordnet hat, die Buddhas von Bamyan gesprengt würden. … [der Sprecher von Mullah Omar erklärt dazu] „Afghanistan kann diese Götzenbilder nicht dulden, diese Statuen haben keinerlei religiöse Bedeutung für den Islam. Wir zertrümmern lediglich Steine.“«

(aus: Latifa, mit Chékéba Hachemi: Das verbotene Gesicht. Mein Leben unter den Taliban, München 2001, Seite 208, ins Deutsche von Theresia Levgrün nach: »Visage volé«, Paris 2001)

37. „Wenn man einmal verstanden hat, dass alles letztendlich eines ist, hat man den Islam verstanden.“

Auch Nationalsozialismus oder Maoismus gaben sinngemäß diese, alles weitere Denken überflüssig machende Parole aus, alles im eigenen, angeblich optimal kultivierten Staat sei ästhetisch und harmonisch aufeinander bezogen, alles sei eins.

37. Der Gedanke des einen, ungeteilten Gottes ist mit dem Gedanken der einen, ungeteilten Gemeinde verbunden.

Die aufgrund ihres Mangels an Religion in Erregung abzuspaltende niederrangige Menschenklasse der Frauen lediglich hinter einem Vorhang zu drapieren ist sehr schlecht, sie hinter einem Holzgitter anzuordnen etwas besser, sie in einen kleinen, dick ummauerten Nebensaal zu verfrachten ist sehr gut, und Lautsprecher und Flachbildschirm bringen ihnen die Stimme der selbstredend maskulinen Rechtleitung zu Gehör oder auch nicht.

Verweigerer der Scharia und islamgesetzliche Müßiggänger gehören nicht zur umma, sondern sind (ungeteilt) tatkräftig zu diskriminieren. Ein Gott, eine Gemeinde … ein Volk, ein Reich, ein Führer.

38. die gemeinsame und ungeteilte Ausrichtung auf Gott … . Die Vorstellung dieser Ordnung umfasst das Richtige – also den Bereich von Moral, Sitte etc. – und das Gerechte – die gesellschaftliche Ordnung. Die Aufgabe des Muslims ist es, für diese Ordnung einzutreten. Nicht mehr, aber auch nicht weniger besagt die Formel, dass man ein scharia-konformes Leben führen soll. … Nur über die Bindung an Gott kann der Mensch in der Welt verantwortlich handeln, nur in der Erfüllung der innerweltlichen Aufgabe wird der Mensch Gott gerecht.

Irgendwann, vielleicht rasch kippt die politisierte Tugend in den islamischen Überwachungsstaat. Wie nebenbei ruft Schiffauer im Namen der Religionsfreiheit nach der grundrechtswidrigen Scharia und verharmlost die allahzentrische Ordnung, das Kalifat.

52. Der wichtigste Aspekt für die Entfaltung des Islam in Deutschland war jedoch, dass es sich um eine von Laien getragene Bewegung handelte.

Said Ramadan (1926-1995, wirkte vor allem von Genf aus), Yusuf Zeynel Abidin (1939-1986, Irak und Deutschland), Necmettin Erbakan (İstanbul und Aachen), Mohammad Chātami (* 1943, Iran und BRD, ab 1978 Direktor des schiitischen Islamischen Zentrums Hamburg), Muhammad Siddiq Borgfeldt (Lützelbach / Odenwald, ECFR, ZMD, MJD), Ibrahim el-Zayat (* 1968) oder Benjamin Idriz (Penzberg) sind keine Laien, sondern große oder kleine religionspolitische Führer, deren Rechtleitung (al-hidāya) und deren Vorstellung von der Scharia offen zu widersprechen das Heil der Seele gefährdet und die Gesundheit ja vielleicht gleich mit und die sich praktischerweise in ihrer Deutung von Religion (ad-dīn) oder Religiosität (ad-diyāna) allenfalls im Detail unterscheiden.

Den genannten Muhammad Siddiq / Wolfgang Borgfeldt, der einen Sitz im ZMD-Vorstand hat und alles andere als ein religiös ungebildeter Laie ist, dürfen wir nach dem Verfassungsschutzbericht Baden-Württemberg 2007 zitieren: „Muslim sein (werden) bedeutet auch, Gott als einzige Quelle aller Gesetze anzuerkennen. Auch die von 90 % der Bevölkerung gewählte Regierung hat nie das Recht, auch nicht mit absoluter oder Zweidrittelmehrheit, etwas zu verbieten, was Gott erlaubt hat beziehungsweise etwas zu erlauben, was Gott verboten hat. Jeder Herrscher, jede Regierung, jeder Einzelne ist immer nur ausführende Gewalt, denn Gesetze zu geben steht allein Gott zu.“

Schiffauer:

82. In der Diaspora begann man ebenfalls, die umma, die islamische Weltgemeinschaft, neu zu entdecken … In gewissem Sinn war sie von Anfang an präsenter als im Heimatland. … Vor allem Migranten, die der Muslimbruderschaft nahestanden, hatten Gebetsstätten eingerichtet, die erste Anlaufstellen für türkische Muslime darstellten.

Die neue europäische Landnahme. Said Ramadan, der Vater von Hani (schreit „religiös“ nach der Einführung der Steinigung) und Tariq (flüstert politisch nach der Aussetzung ebendieser Steinigung), gründete das erste deutsche »IZ« (Islamische Zentrum) in München mit (IZM, Eröffnung 1973), das, gemeinsam mit den Zentren Genf und Aachen, den Aufbau eines Europa überziehenden Netzes von MB-treuen Stützpunkten ermöglichte.

Die Türken haben den Arabern doch wohl eher getreu nachzufolgen, Mekka liegt schließlich nicht in Anatolien.

82, 83. Für Yusuf Abidin, den ersten Vorsitzenden der Milli Görüş, sprach nicht zuletzt, dass er neben der deutschen Sprache Türkisch und Arabisch beherrschte und Verbindungen zur Muslimbruderschaft hatte.

Wir erinnern uns: Der aus dem Irak stammende Arzt Yusuf Zeynel Abidin, Vater von Emel Abidin-Algan genannt Emel Zeynelabidin (IFB; Islamische Grundschule Berlin, wo Deutschlands bekannteste Kopftuchklägerin Fereshta Ludin eine Anstellung fand), war Europarepräsentant der Muslimbruderschaft.

Neben und nach der geradezu dynastischen Verwandtschaft der Familien Erbakan und el-Zayat ist Dr. Abidin die zweitwichtigste alte Verbindungsstelle zwischen Millî Görüş und MB, mittlerweile allerdings, bei aller innerislamischen türkischen Festungsmentalität, durch die türkischerseits akzeptierte seelsorgerliche Hoheit des ECFR-Chefs Yūsuf al-Qaraḍāwī erneuert oder vertieft.

Gegenmoderne Islamideologen wie die bei der IGMG hoch verehrten Herren Iqbāl oder Hamidullah (Sägefisch 167) schaffen der ursprünglich türkischsprachigen Millî Görüş eine gefühlte Verbindung mit dem pakistanischen Islam (JI / Darul Uloom usw.) und fordern oder begründen den kulturellen Austausch innerhalb der führenden Hanafiten zwischen Bosnien (Cerić, auch ECFR) und Bangladesch (auch JI). Die OIC (Organisation der Islamischen Konferenz), die mit Ekmeleddin İhsanoğlu seit 2005 erstmals einen türkischstämmigen Generalsekretär hat, sieht sich berechtigt, als supranationale Organisation in 57 Staaten der Erde „den Islam“ zu vertreten und ordnet nebenbei die islamische Außenpolitik gegenüber der UNO, über deren Menschenrechtsausschuss man Islamkritik mit Rassismus gleichsetzen und dann beides verbieten möchte.

Den koranisch begründeten und begründbaren muslimisch-innerfamiliären „Rassismus“ gegen die muslimische Frau, der in Femoziden kulminiert (allein nach 1990 gab es Monate oder Jahre der organisierten Frauenvernichtung in Ländern wie Afghanistan, Irak, Somalia, Sudan) und den kulturellen Rassismus der Dhimmitude gegen alle Nichtmuslime (Mohammeds Medinastaat, al-Andalus, der türkische Völkermord an den assyrischen Christen und Armeniern durchaus auch als ein Dschihad) möchte man seitens der OIC allerdings nicht verbieten, Allahgott denkt eben „differenziert“. Verhindert wissen möchte man eher schon das Erinnern an den Armenozid, das im nach der EU-Vollmitgliedschaft strebenden Kleinasien als eine „Beleidigung des Türkentums“ gilt (das Erinnern wohlgemerkt, nicht das Ermorden).

Der zum Herrschen (Unterwerfen) befugte Muslim ist rasch beleidigt, insbesondere angesichts von „falschem Wissen“.

Realislamisch „beleidigt“ manches oder das meiste Wissen die umma, nicht zuletzt das islambezogene Wissen der Ungläubigen (der umsichtige Schiffauer geht insofern kein Risiko ein). Aber auch aus Natur- und Geisteswissenschaften droht dem Propheten Schmach, denn jede oder jede zweite Tatsache lästert die Gottheit.

Misstraue dem Augenschein, Muslim, du kannst, zumal als Kind oder Ehefrau, schließlich nicht entscheiden, welches Faktum du gerade vor dir hast. Frage also deinen Vater, Ehemann, Imam, Mufti oder Scheich. Antwort wirst du erhalten, sinnlich (ḥissī) orientalisch und islamisch egalitär, inschallah mit der durch die Luft heransausenden Rute, aber dafür ganz „auf Augenhöhe“. Der besonders fromme (ʿābid, nāsik) und gottesfürchtige (taqīy) Muslim beweist Gehorsam (ṭāʿa), Fügsamkeit (salāsa), Respekt (waqār), Gottvertrauen (tawakkul) und Tugend (faḍīla) – und fragt gar nicht erst.

Schließlich geht es darum, die Wahrheit der Dinge zu erkennen (dark ḥaqāʾiq al-umūr) und endlich ganz laut zu sagen, dass der Islam eine „im Kern friedliche Religion“ ist, wie Hans-Gert Pöttering und Horst Köhler aufschluchzten. Sinngemäß jubelt Werner Schiffauer mit, geistes- bis geisterkundig:

237. Eine strenge Recht-Leitung kann und muss in einer neuen Situation zu neuen Antworten führen. Die mechanische Übertragung von Rechtspraxen aus einem Kontext in einen anderen ist damit ausgeschlossen. Sie würde gerade dem Geist widersprechen, in dem die Offenbarung erlassen wurde.

Eine „gesamtgesellschaftliche“ Rechtsverdopplung bzw. ein weibliches muslimisches halbiertes Recht ist aus Sicht von freiheitlichen Demokraten unerwünscht.

248. Alle … sind sich darin einig, dass an der Absolutheit der Offenbarung festgehalten werden muss und lehnen deshalb eine historisch-kritische Koraninterpretation ab. Letztendlich wird die Scharia – also das Gesetz, das auf Koran und Sunna … zurückgeht – als transzendentaler Bund Gottes mit seiner Gemeinde begriffen. Während die Scharia überzeitlich sei, stelle der fiqh, die Rechtsauslegung, den Versuch dar, die Scharia hier und heute zu verstehen. Es gehe um das Bemühen, ein Ergebnis zu finden, »das tatsächlich mit dem Willen Gottes übereinstimmt« – was, wenn es tatsächlich gelinge, von Gott doppelt belohnt werde.

Der fiqh dient eher nicht irgendeinem Verständnis und ist schon gar kein „Versuch“, sondern die einzig heilsrettende Rechtssprechung und damit die Übersetzung des Befehls der Gottheit in die Alltagssprache und Alltagssituation. Der oberflächlich gesehen an das britische Case Law erinnernde zu beurteilende „Einzelfall“ des keinem männlichen Muslim Rechtssicherheit bietenden und verlässlich frauendiskriminierenden Schariagerichts dient der Vermeidung der Höllenstrafe. Der Kadi oder Mufti ist Teil jener Macht, welche die Menschheit der Selektion in Paradiesbestimmte und Höllenbewohner unterwirft. Letztendlich handelt, mit oder ohne Steinigung, einzig die allmächtige Gottheit, eine andere Ursache gibt es schließlich nicht.

Menschheitsgeschichtlich gehörte und gehört es zum Ausstieg aus der Barbarei, dass Priester und Richter zwei wirklich völlig verschiedene Berufe sind (Gewaltenteilung). Der kulturell vormoderne Realislam, der Islam von Scharia und Fiqh aber verschmilzt Rechtssprechung mit praktiziertem Gotteslob, ähnlich, wie er im Bereich der arg getrübten islamischen Naturerkenntnis Wahrheit mit Gotterkenntnis vermischt und beim Kreationismus Marke Harun Yahya (Adnan Oktar) landet. Das islamkonforme gerichtliche Urteil dehnt sich im „spannenden“, ungewiss bleibenden Raum zwischen Stoßgebet und Gottesurteil, Tugendstreben und Abschreckung, die schariabasierte Gerichtsverhandlung über einen Familienzwist oder Handtaschenraub wird zur, himmlischen Segen herab rufenden, Abwehr des Bösen, zum exorzistischen Akt. Der Delinquent ist einem Orakel und Gottesurteil ausgesetzt, das Auditorium spürt Schicksalsschwere und murmelt ergriffen: Wahrlich, dieser Haschischhändler oder Autodieb kommt wohl nicht in den Himmel, also ab mit ihm in den Kerker.

Genug der Schiffauer-Zitate.

Eine islamsensible europäische Rechtsspaltung beträfe zunächst das Familienrecht beziehungsweise das Personenstands- und Eherecht. Deutschland würde damit dem die Religionsfreiheit und Pressefreiheit verweigernden Vorbild Indonesien, Indiens und Ägyptens folgen. Der Wissenschaftsrat (WR), mit dem Werner Schiffauer leider zusammenarbeiten darf, hat mit der islamdominanten und kulturrassistischen Rechtsspaltung, wie sie zwischen Jakarta, Teheran und Kairo die universellen Menschenrechte unterdrückt, offensichtlich kein Problem, sonst hätte man hochrangige islamische Autoritäten aus diesen wenig demokratischen Ländern nicht im Juli 2010 nach Köln in den MediaPark eingeladen, um mit ihnen über flächendeckend organisierte Seelsorge und Kindererziehung zu reden.

Säkulare Staatsbürger, einerlei ob religiös, ex-religiös oder atheistisch empfindend, werden für die Rechtseinheitlichkeit zu kämpfen haben und gegen die im Namen der Religionsfreiheit betriebene Rechtsspaltung. Dass der WR mit dubiosen Kulten namens bekenntnisorientierte Wissenschaft oder bekenntnisorientierte Religionswissenschaft die Erosion des Wissenschaftsbegriffs betreibt, die öffentliche Schule ja vielleicht einer pädagogisch stets vormodern gebliebenen Koranschule anähneln möchte und die deutsche Universität einer Madrasa (türk. medrese) wäre ein Skandal für sich, doch steht mit einer Schüler- und Studentengeneration, die in stark empfundener Furcht vor der Hölle aufzuwachsen beginnt, und einen Islam ohne Angst vor dem Teufel und dem Höllenfeuer gibt es nicht, noch mehr auf dem Spiel, nämlich die Tradierung, die Kontinuität unserer Staatsordnung. Islamische Konsequenz (al-Maudūdī, Necmettin Erbakan, Chātami) benötigt keinen Rechtsstaat mehr, im Milieu des Wohlverhaltens nach Koran und Sunna wird das Refugium freien Denkens zum Standortnachteil, Störfaktor und Hassobjekt.

Die kulturelle Reproduktion der säkularen Solidargemeinschaft und unserer auf die universellen Menschenrechte bezogenen Offenen Gesellschaft wäre ausgebremst oder ausgehebelt, denn Allahs Gesetz macht die historisch kritische Methode überflüssig und den gründlich arbeitenden Pädagogen oder Journalisten, sei es in Jakarta, Teheran oder Kairo, arbeitslos, wenn es ihn nicht bedroht oder tötet. Denn (sehr viel) anders als der kulissenbunte Dialog-Islam ist der reale Islam ein gewaltiges Kartell der Erpressung, in dem freie Forschung, freie Meinung oder auch lediglich freie Kunst nicht möglich sind, sondern in welchem der frauenfeindliche und gewalttätige Kulturrassismus der Scharia sowie die „auf Zeit und Raum bezogene“ Günstlings- und Vetternwirtschaft bestimmen, was gottesfürchtige Vernunft, allahbewusste Pädagogik und islamsensible Kunst sind. Es ist nicht einzusehen, warum der Wissenschaftsrat eine solche repressive Politik und antirationale Lebensweise unterstützt und den Dialog mit dem Umfeld der türkischsprachigen Millî-Görüş-Bewegung (hierzulande IGMG), der urdusprachigen Jamaat-e Islami (JI) und der arabischsprachigen Muslim Brotherhood (MB) sucht.

Wir brauchen keine universitäre Theologie der Blutrache, wir brauchen keine gymnasiale vorsokratische Atomlehre mit Bekenntnischarakter, wir brauchen im staatlichen Grundschulunterricht keine bekenntnisgebundene Lehre des Dschihad oder des Nationalsozialismus.

Wir haben die an der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (AEMR) orientierte Verfassung zu verteidigen und durchzusetzen, Allahs Erleuchteten auf deutschem Boden sind die ungeschmälerten Bürgerpflichten und Bürgerrechte sehr wohl zuzumuten. Die von Werner Schiffauer (2010) untersuchte, demokratiegefährdend schariatreue Islamische Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) will eine andere Republik, ob in der Türkei oder in der BRD.

Ein korankonformes oder ein mit den Hadithen kompatibles Familienrecht einzuführen wäre der organisierte Verfassungsbruch und damit letztlich ein Staatsstreich. Der WR druckst also einstweilen noch ein wenig herum und lässt den 2010 als Gastredner in Köln weilenden Mathias Rohe („In Deutschland wenden wir jeden Tag die Scharia an“) das islamische Recht verharmlosen. Wer Allahs Gesetz, die Scharia, und Allahgottes sakrale Jurisprudenz, den Fiqh, mit Bekenntnischarakter lehren und erlernen lassen will, arbeitet, ob wissentlich oder versehentlich, auf einen Putsch hin und befördert die europäische Islamische Revolution. Das müssen wir verhindern, denn Polygamie, Burka oder Steinigung sind kein Way of Life, nach Hitlerismus und Stalinismus gilt es für uns, auch für die Muslime unter uns, einen europäischen, dem gottesfürchtigen (taqīy) Vorbild eines Chomeinī, Maudūdī, al-Ġazālī oder Mohammed folgenden Staatsterrorismus zu verhindern und einen anderen organisierten Islam gibt es leider nicht.

Beten oder nicht beten ist Privatsache, denn anders als in Pakistan oder im Sudan besteht in Europa Religionsfreiheit. Jeder darf an einen Engel glauben, hat seinen geliebten unsichtbaren Gabriel oder Ǧibraʾīl aber keineswegs zu verstaatlichen. Allāh ist belanglos, die politische Belanglosigkeit der Götter allerdings ist von Belang. Hätten Peter Strohschneider, Thomas May oder Annette Barkhaus vom Wissenschaftsrat am 13. und 14. Juli 2010 den Mut finden können, den ausländischen oder inländischen Damen und Herren Islamfunktionären ein zivilcouragiertes »Unter uns Weltbürgern, die Scharia ist hierzulande illegal« zu sagen? Und, wenn sie sich nicht trauen, was eigentlich fürchten sie, den Zorn der Gottheit am yaumu l-qiyāma, am Tage der Auferstehung, den eher irdischen Verlust von Pfründen in $ und € oder körperliche Angriffe durch ekstatische Statthalter Mohammeds? Sorge oder Angst zuzugeben ist keine Schande, man sollte es allerdings beizeiten und relativ öffentlich tun, um nicht erpressbar zu werden und um trotz des „ewigen und unverhandelbaren“ Shariah Law (aš-šarīʿa) als Politiker, Manager oder Wissenschaftler fachgerecht arbeiten zu können.

Und der „nichtislamische Kontext“ (Schiffauer, Seite 10)?

Vorbehaltlose Islambejahung (islamisches Umweltverändern) verlangt auch von den so genannten Nichtmuslimen einen übergriffigen Toleranzbegriff, eine gefräßige Toleranz. Folgerichtig lösten drei Phasen der Islamverherrlichung einander ab, die »kollegiale« (1985), die »messianische« (1995) und die (vor der persönlichen Konvertierung letztmögliche) »symbiotische« Phase (um 2005).

Noch fast der AEMR verhaftet, antirassistisch gemeint hieß es »kollegial«: Sei Muslim, sei mein Partner, hallo muslimischer Kollege! Im Umfeld der Kirchentage und des Bezness hieß es »messianisch«: Sei mein muslimischer Engel, liebe mich, was ja sonst keiner macht! Von der Wirtschaftskrise ahnend hieß es in der Islamisierungsphase der »Symbiose«: Sei für mich authentisch, fühle für mich, lasse mich mein Glück erleben. Es ging und geht um den Einstieg in ein geheiligt neofeudales (Wissenschaftsrat: „postsäkulares“) Denken und Tun, kollegial in Jugendverbandsarbeit und Sozialpädagogik: Sei für mich frauenhassend (Abkehr vom Gleichheitsfeminismus), messianisch in Kirche und Partei: Sei für mich gegendemokratisch (Muslimbruderschaft als Befreiungstheologie), symbiotisch bald nach 9/11: Töte für mich (Free Gaza 2010).

Ein einst links bis spaßkulturell zu verortender, nun schariafreundlicher (reaktionärer) Professor für Kulturanthropologie wie Werner Schiffauer ist dem Kartell aus Islamlobbyisten, Kirchenfunktionären und Konzernführern hoch willkommen, um dem Volk die Entwerdung der Solidargemeinschaft und Rechtseinheitlichkeit erklärlich zu machen.

Es wird für uns Säkulare, ob religiös oder atheistisch, nicht leicht werden, zu verhindern, dass die revolutionär und separatistisch orientierte Milli Görüş künftig einen Staat im Staate bildet und die konfessionell begründete Rechtsverschiedenheit nach indonesischem oder ägyptischem Vorbild durchsetzt – recht bald oder bereits jetzt in der Türkei, etwas später in Deutschland.

Jacques Auvergne

Mina Ahadi beim Wissenschaftsrat

Juli 16, 2010

Der Wissenschaftsrat und die Politreligion

Von Mina Ahadi und Gabi Schmidt, 16. Juli 2010

Gabi Schmidt:

Am 14. Juli 2010 erschien bei blog.zeit.de aus Anlass der vom Wissenschaftsrat (WR) organisierten Kölner Tagung Islamische Studien in Deutschland (1) ein Artikel des Journalisten Jörg Lau mit dem Titel Begegnung bei einer Islam-Konferenz (2), der beispielhaft für die derzeitige, anspruchslose journalistische Kultur der Berichterstattung durch Opportunisten und Claqueure ist.

Zwar hat Lau, wie er selbst schreibt, sich als einer der Moderatoren der Veranstaltung mit Lob oder Kritik zur Konferenz tatsächlich zurückzuhalten, aber ein wertneutraler Bericht über eine derart außergewöhnliche wie auch folgenreiche Arbeitstagung wäre doch sicherlich möglich gewesen. Immerhin ging es um die Wunderwaffe der Integration, das Allheilmittel gegen die Etablierung von Parallelgesellschaften, nämlich den Aufbau theologisch orientierter Islamischer Studien an zwei oder drei – oder doch vier? – vom Steuerzahler mitfinanzierten deutschen Hochschulen und um die Lehrerausbildung für den flächendeckenden bekennenden Islamischen Religionsunterricht (IRU).

Stattdessen zog es der Publizist vor, über „Begegnungen bei einer Islam-Konferenz“ zu parlieren, die in dieser Freiheit, Offenheit und Vielfältigkeit nur noch in Europa zu realisieren seien. Der Grund warum ein solch fruchtbarer, multikultureller Austausch beispielsweise im Nahen Osten, in Nordafrika oder Pakistan nicht möglich ist, scheint den Autor nicht sonderlich zu interessieren. Dass ein gleichberechtigter, wertschätzender Dialog in islamischen Ländern wegen des mehr oder weniger starken Schariabezugs Utopie bleiben muss und selbst in der einst laizitären Türkei durch eine starke Reislamisierung erschwert wird, tangiert den außenpolitischen Korrespondenten der ZEIT nicht. Vielmehr marginalisierte und diskreditierte der Publizist in sehr unsachlicher und überheblicher Manier die durchaus vorhandenen kritischen Stimmen, die beispielsweise gegenüber dem Veranstaltungsgebäude zu einer zweitägigen Gegendemonstration aufgerufen hatten. Zu den autochthonen und allochthonen Protestlern gehörte der Zentralrat der Ex-Muslime, der HINTERGRUND-Verlag, der Verein für Aufklärung und Freiheit (VAF) sowie der gemeinnützige Verein für Sprach- und Lernförderung I.so.L.De, die von einer Gruppe säkularer GRÜNER unterstützt wurden, darunter auch ein bekannter Alevit, der den Islam genau kennt.

Die Vorsitzende der Ex-Muslime, Mina Ahadi, und ein Vertreter der sich solidarisierenden Organisationen, der sich als staatlich anerkannter Diplom-Sozialpädagoge beständig mit dem Thema Integration befasst, durften nach Absprache mit dem Veranstalter insgesamt zehn Minuten vor dem versammelten Auditorium ihre fundierten Bedenken und Kritik vortragen. Das aber entlockte dem Preisträger des Ernst-Robert-Curtius-Förder-Preises der Universitätsgesellschaft Bonn – Freunde, Förderer, Alumni e.V., der auch mit dem Medienpreis der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern geehrt wurde, nur die gelangweilte Bemerkung, dass wieder einmal vor der Islamisierung gewarnt wurde.

Den zweiten Redner unterschlug der Berichterstatter gleich ganz, dabei ist es der Rede wert, dass uns in Europa nach dem Vorbild Indonesiens, Indiens oder Ägyptens eine Rechtsspaltung in Grundrecht und Schariarecht droht, die zuerst das Familienrecht (Polygamie, Heiratsalter) und das Personenstandsrecht (Imam-Ehe, Talaq) betreffen und später das ethnoreligiös differenzierte Erbrecht der grundgesetz- und menschenrechtswidrigen islamischen Rechtsordnung mit einbeziehen wird, wenn wir den Prozess nicht stoppen. Es darf in Europa keine Scharia-Gerichte geben (3). Anders als Mustafa Ceric darzustellen versucht, ist die Scharia keine legalisierbare „Weltanschauung“, kein Way of Life.

Gabi Schmidt

Mina Ahadi:

Um was geht es, was habe ich in den mir „großzügig“ eingeräumten sechs Minuten im Plenarsaal vor dem Wissenschaftsrat gesagt:

Eine von der Bundesregierung mitgetragene Konferenz, auf der man bereit war, mit dem iranischen Ex-Präsidenten und gottesfürchtigen Sympathisanten der Steinigung Mohammad Chatami sowie mit dem bosnischen Parteigänger der Scharia und ECFR-Scheich Mustafa Ceric zu debattieren, ist ein Skandal. In der Amtszeit von Chatami sind zwanzig Menschen gesteinigt worden. Ceric, Bosniens Großmufti, beansprucht die zentrale, verbindliche „religiöse“ Führung über alle Muslime Europas (The Challenge of a single Muslim authority in Europe (4)) und wünscht sich ein islamisches Familienrecht (opening the way for the Muslim law to be recognized in matters of personal status such as the Family Law (5)).

Über eine für Lau irgendwie anregende Begegnung mit einer Referentin aus Israel, Sarah Stroumsa, wusste der Journalist wiederzugeben, dass es für die Professorin in Israel und Indonesien nicht und in Marokko sowie in der Türkei nicht mehr möglich sei, völlig frei über den Islam zu diskutieren. Nur in Europa könne man noch uneingeschränkt diskutieren (6)). Über die Gründe, warum das so ist, ließ Lau den Leser im Unklaren. Ob sie als israelische Staatsbürgerin nicht einreisen darf oder ob sie befürchtet, als Islamkritikerin bedroht zu werden, wird dem Leser vorenthalten. Dass der organisierte Islam einer jeden Kritik gegenüber intolerant ist und Gegner der Scharia bedroht oder ermordet, scheint für Herrn ohne Bedeutung zu sein.

Sehr geehrter Herr Lau, ich frage Sie, was ist in Köln beschlossen worden, was plant die Deutsche Bundesregierung? Wer war dort aktiv, welche Rolle haben die durchweg gegenmodern orientierten islamischen Organisationen dort in Köln am 13. und 14. Juli gespielt? Was sagt die Bundesregierung zur „ewigen“ Scharia und zur islamischen „auf Zeit und Raum bezogenen“ Rechtssprechung der frauenfeindlichen Scharia?

In Köln lag ein Buch der Organisatoren der Veranstaltung (WR) aus, in dem festgestellt wird, dass die Menschen in unserer Zeit wieder mehr Sehnsucht nach Religiosität und religiöser Rechtleitung haben. Damit will man der Bevölkerung klar machen, dass Islamische Studien an die Universitäten gehören, um religiöse Autoritäten kompetent auszubilden. Als ob ein Molla oder ein Pastor „Religion“ propagieren und „erfolgreich“ verbreiten könnte. Was die christliche oder islamische Geistlichkeit im Angebot hat, ist ein System der Macht und der Abhängigkeit. Die Toleranz oder inzwischen die Begeisterung für das Religiöse, auch für den Islam, wird weitergehen, bis die brutale Scharia vollumfänglich kommt. Wenn CDU und CSU die Einmischung der Religion in Politik und Schulpolitik fordern, dann erstarken auch die Islamisten. Eine ungehemmt proreligiöse deutsche Regierung wird kein Problem damit haben, die rechtsspaltende Scharia auch hierzulande zu akzeptieren und wird Mustafa Ceric gerne als Gast einladen. Wenn dann noch Jörg Lau die Moderation übernimmt, haben sich die richtigen Akteure gesucht und gefunden, passt alles sehr harmonisch zusammen, nur von der Demokratie bleibt dann nicht mehr viel übrig.

Bemerkenswerterweise hat Jörg Lau keine Allergie gegenüber der Lobby des politischen Islam, reagiert aber auf Islamkritik stark allergisch …

Mein Redetext war sinngemäß der folgende:

Ich bin Mina Ahadi, Vorsitzende des Zentralrats der Ex-Muslime (ZdE). Bei diesem, meinem ersten Satz allerdings standen alle Islamisten auf, auch die geschätzten Herren um Aiman Mazyek oder Bekir Alboga, verließen den Saal und strömten ins Treppenhaus. Hier gehen sie also aus dem Raum, und in Ländern wie dem Iran, wo sie an die Macht gekommen sind, lassen sie uns keine Möglichkeit mehr zu reden, bedrohen uns und schrecken vor Morden nicht zurück. Dort wird bereits alles in die Tat umgesetzt, was in Europa jetzt noch als islamische Theorie oder islamische Theologie schöngeredet wird.

Die Verbandsvertreter haben uns mit ihrer Fluchtreaktion deutlich gemacht, wie sie gewillt sind, mit Kritik und Kritikern umzugehen. Dass die Islamisten und Islamfunktionäre aufgestanden und weggegangen sind, ist sehr undemokratisch, sie hätten sitzenbleiben und zuhören sollen, was wir beide zehn Minuten lang zu sagen hatten.

Ich sagte weiter: Meine Damen und Herren, wir veranstalten gerade dort draußen vor der Türe eine Demonstration, und wir sagen ihnen hiermit: Wer den richtigen Islam kennen lernen möchte, der kann bei uns vorbei schauen und sich informieren. Aktivierter Islam, installierter, etablierter Islam heißt Steinigung, Frauenfeindlichkeit und Pressezensur.

Unsere Kritik am Scharia-Islam ist: Religion muss Privatsache bleiben, jede Form der Einmischung der Religion in die Gestaltung der Politik und auch in die Bildungspolitik ist falsch. Seit zehn Tagen kämpfen wir gegen das Steinigungsurteil, das gegen Sakine Mohammadi Ashtiani verhängt worden ist, Anklagepunkt war außerehelicher Sex. Heute möchte ich auch zu Ihnen über Sakine und ihre Kinder sprechen, denn wenn der Islam erst einmal Macht hat, werden auch die Islamkritiker oder Ex-Muslime auch in Europa so brutal angegriffen und das ist ein großes Problem.

Ich sage immer: Alle Religionen sind frauen- und menschenfeindlich. Ich versuche seit mehreren Jahren, das hier in Deutschland zu erklären, aber die Deutsche Regierung ist gegenüber der Tatsache taub, dass der heutige Islam eben nicht nur eine reine Religion ist, sondern ein Political Movement, eine politische Bewegung. Und deswegen muss man in Zukunft mit dem Islam viel kritischer sein, um unsere Bürgerrechte und universellen Menschenrechte zu bewahren. Islam heute bedeutet Mord, Hinrichtung, Steinigung und Frauenunterdrückung.

Die islamische Bewegung hat spezifische Zeichen oder Symbole wie das Kopftuch und den Hidschab oder die Burka, diese Textilien sind regelrecht eine Flagge dieser Bewegung und auch die realen Steinigungen bekunden den Machtanspruch und haben den Charakter religiöser Verkündigung. In Deutschland sind die politischen islamischen Organisationen und ist der politische Islam sehr aktiv, gerade auch mit den Kopftuchdebatten. Natürlich, wir haben in Deutschland keine drohende Steinigung, aber haben anonyme Morddrohungen und haben bereits eine große Einflussnahme der Islamisten auf Politik, Presse und Verwaltung.

Ich kritisiere die Deutsche Regierung und sage: Diese Politik ist falsch und gefährlich, die Zusammenarbeit mit Islamisten und Schariafreunden muss beendet werden. Ich betone: Wir sind Menschen, die aus verschiedenen so genannten islamischen Ländern hierher gekommen sind, um frei zu leben. Wir möchten nicht erleben, dass auch hier das Schariagesetz die Menschen, zumal die Frauen, unmündig und unfrei hält. Wir möchten hierzulande kein Shariah Law. Ich betone: Frauenrechte sind Menschenrechte und Menschenrechte sind universal. Es darf also keine Kooperation mit den Islamisten geben, dem politischen Islam darf keine Macht gegeben werden, denn das wäre gegen unseren Wunsch, und wir wollen die kulturell moderne Welt und die freie Wissenschaft. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

Das sagte ich im Saal. Herr Lau und die anwesenden Damen und Herren, die sich mit den dort anwesenden kopftuchtragenden Frauen unterhalten haben, wissen nichts über den realen Islam oder versuchen ein geschöntes, ein unwahres Bild zu verbreiten, beispielsweise, in dem sie die unterdrückte Situation der Frauen in den so genannten islamischen Ländern verharmlosen. Die Frauen im Islam leiden unter Geschlechterapartheid, Kopftuchzwang und unter der patriarchalischen Gesetzgebung der Scharia. Ich habe den Eindruck, dass es einigen der Damen und Herren im Saal gar nicht um Religion ging, sondern um Pfründe, um ein hohes Einkommen, das eine Elite von Islamverharmlosern mittlerweile erzielen kann. Einige dieser Damen und Herren haben den Job, den frauenfeindlichen Islam und die aggressive islamische Bewegung schön zu färben.

Mina Ahadi

(1) Wissenschaftsrat, Tagungsprogramm ohne die Namen Chatami, Zakzouk und Ceric, da „aktualisierte Fassung“

http://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/Islamprogramm_koeln.pdf

(2) Jörg Lau am 14. Juli 2010, auf: blog.zeit.de: Begegnung bei einer Islam-Konferenz

http://blog.zeit.de/joerglau/2010/07/14/begegnung-bei-einer-islam-konferenz_4011

(3) Islamic Sharia Council, London

http://www.islamic-sharia.org/

(4) Ceric: The challenge of a single Muslim authority in Europe, European View, 12/2007, Center for European Studies

http://springerlink.com/content/40280g3825750494/fulltext.pdf

(5) Ceric: A Declaration Of European Muslims

http://www.rferl.org/content/article/1066751.html

(6) Sarah Stroumsa

Professor Sarah Stroumsa of the departments of Arabic Language and Literature and of Jewish Thought, The Hebrew University Of Jerusalem

http://pluto.huji.ac.il/~stroums/cv.htm

Zu Sarah Stroumsa berichtet man am 08.07.2008 bei den CFHU, Canadian Friends of the Hebrew University: “This is the first time in the Hebrew University’s history that a woman has been elected as rector. Starting October 1, Prof. Stroumsa will replace Prof. Haim D. Rabinowitch, who has served in the position for the past seven years.”

http://www.cfhu.org/node/507

Auf das neue Buch von Sarah Stroumsa, Maimonides in His World, freut man sich bei The Book of Doctrines and Opinions: notes on Jewish theology and spirituality:

http://pluto.huji.ac.il/~stroums/cv.htm

Schariaminister Zakzouk

Juli 11, 2010

الإدراك الحسي

al-idrāk al-ḥassī

La perception

Wahrnehmung

Dir die Pixel, mir das Gesamtbild

Zum neunzehn Jahre alten Text des ägyptischen Islampolitikers Mahmoud Zakzouk »Ein Islam und viele Interpretationen«, 1991 in Berlin gehalten auf der 2. Orient-Tagung im Haus der Kulturen der Welt. Eine Islamkritik von Jacques Auvergne.

Anlass dieser Textbetrachtung ist die Kölner Tagung »Islamische Studien in Deutschland« (13.-14.07.2010), zur der Vertreter aus dem britischen weiteren Umfeld der von Sayyid Abū l-Aʿlā l-Maudūdī († 1979) gegründeten Partei Jamaat-e-Islami (JI, Pakistan und Bangladesch, als JI-Europazentrum darf das britische Markfield, Leicester gelten) durch den deutschen Wissenschaftsrat (1) ebenso eingeladen sind wie ein bosnischer ECFR-Scheich, ein Mitglied also aus dem Netzwerk des islamisch spirituellsten (religionspolitisch brutalsten) aller Muslimbrüder, Yūsuf al-Qaraḍāwī.

Dabei können wir dem Wissenschaftsrat (WR) und Bundesbildungsministerin Annette Schavan noch nicht einmal vorwerfen, den „falschen“ Islam nach Köln in den MediaPark eingeladen zu haben. Denn anders als im Fall des plausibel (wissenschaftlich) arbeitenden Münsteraner Universitätsdozenten Sven Kalisch hat der Wissenschaftsrat mit den geladenen Persönlichkeiten aus dem Umfeld von Jamaat-e-Islami (JI), Muslimbruderschaft (MB) und Irans realislamischer Religionsdiktatur eine Gästeliste erstellt, an der kein Imam zwischen Ankara, Mekka, Islamabad und Kuala Lumpur (einst lehrte Cerić in Malaysias Hauptstadt) oder, Deutschlands Scharialobby betreffend, zwischen ZMD und IGMG etwas auszusetzen haben wird, solange nur die Freundesfreunde von JI, MB und Chomeini in den künftigen Beiräten der deutschen universitären »Islamischen Studien« Sitz und Stimme haben.

Man wird davon sprechen, der WR verkündet es bereits, die Beiräte seien „theologisch“ unabhängig, „sonderrechtlich“ wird man noch ein paar Jahre lang nicht sagen. Irgendwann ist, zunächst im Familienrecht, die Rechtsspaltung nach indischem oder griechischem (!) Muster eben auch in Köln und Berlin Realität, wer dann noch nach der Rechtseinheitlichkeit (Säkularität) ruft, wird als unbelehrbarer rechter Ewiggestriger gelten oder als unverbesserlicher linker Sozialromantiker, was eben gerade besser passt (einzelfallorientiert).

Wer den politischen Islam ernst nimmt, was sich sehr empfiehlt, mag das Treiben um WR, Schavan und Zakzouk als Versuch der kontrastkulturellen Außerkraftsetzung des einheitlichen Rechts bezeichnen, als milieubezogenen Staatsstreich, sprich als Staatsstreich. Die islamische Abschottungspolitik wird auch als Rechtsberatung auftreten, in Großbritannien werden 85 Islamische Gerichtshöfe vermutet, sie nicht in Anspruch zu nehmen oder ihren Urteilen nicht Folge zu leisten, verwirkt dem Muslim und künftigen europäischen Muslimstaatsbürger das jenseitige Seelenheil und hienieden den Schutz durch die großen Brüder. Das Letztgenannte ist der Gesundheit abträglich, dient aber der Rechtleitung von Stadtviertel und Großfamilie, ist also gut gemeint.

Auch Mahmoud Zakzouk (Zaqzūq (2)), der uns aus dem Blog Sägefisch Text Nummer 174 bekannte ägyptische Minister für Religionspolitik, wird am 13. und 14. Juli 2010 Gesprächspartner der Deutschen Bundesregierung sein und vom WR in Köln im MediaPark empfangen werden. Islamversteher Jörg Lau gibt den treuherzigen Löwenbändiger ab und übernimmt die Moderation der korantreuen Funktionäre aller Länder. Der steinigungsfreundliche iranische Ex-Präsident Chatami (3) wird sich die Ehre geben, Amtsnachfolger Ahmadinedschad bastelt dieser Monate an der „spirituellen“ Atombombe. Ein gewisser Mathias Rohe, bekannt für Weisheiten wie: „Das islamische Recht ist auch ein Recht“, Unrecht hat der Erlangener Jurist damit nicht, denn das Faustrecht ist auch ein Recht, wird den deutschen Juristen verkörpern, Bundesbildungsministerin Annette Schavan wird den entwerdenden Staat und die sich verflüchtigende Wissenschaft vertreten.

Gemeinsam will man einen gewaltig komplexen Baustein auf dem Markt der Finanz- und Bildungspolitik lancieren, will erreichen, dass Imame an Deutschlands Universitäten ausgebildet werden, was leider („religionsbezogen“) bedeuten könnte, dass die kulturrassistische Scharia und der Frauen entrechtende Fiqh in unsere Hörsäle Einzug halten werden, und zwar nicht etwa als nüchtern betrachteter Gegenstand der Untersuchung, sondern als staatlich privilegierte Lebens- und Gehorsamsform, als Werkzeug der legalisierten Schwarzen Pädagogik, Erweckung von Höllenfurcht eingeschlosssen. Burka und Polygamie werden diesen gesellschaftlichen Wandlungsprozess massenhaft begleiten.

Im Jahre 2010 zum WR nach Köln eingeladen ist auch der Schweizer Islamwissenschaftler Reinhard Schulze, der 1991 mit »Einführung zum Vortrag von Prof. Dr. Hanafi«, einer textgewordenen Schmeichelei an den islamrevolutionären Ali Schariati und den gewaltbereiten Ideengeber der Muslimbrüder Sayyid Quṭb, in der selben genannten Dokumentation der 2. Orient-Tagung im Haus der Kulturen der Welt für den Gegendemokraten Ḥasan Ḥanafī (»Die Aktualität eines ‚linken Islam’«, rezensiert in Sägefisch 176) den sinnbildlichen Roten Teppich ausrollte. Ob Professor Schulze statt Quṭb und Schariati auch Stalin und Mao oder Rosenberg und Himmler erwähnt hätte, wenn der anzukündigende, gerade den Saal betretende Redner die entsprechende Gesinnung erwarten lässt? Die Wertebeliebigkeit beziehungsweise Demokratiebelastung unserer heutigen Islamwissenschaftler überrascht immer wieder.

Wird Schavan am 13. und 14. Juli auf der kompromisslosen Geltung der universellen Menschenrechte bestehen und sich damit couragiert als eine Schariagegnerin bekennen? Oder wird die Bildungsministerin die Kulturpolitik der Seelenrettung nach Maßgabe der kulturrassistischen und frauenfeindlichen Scharia halbbewusst oder versehentlich zum Bildungsziel erklären? Hoffen wir, dass die ebenso fürchterlichen wie gottesfürchtigen Herren Chatami, Cerić und Zakzouk „et Hillije Kölle“ so folgenlos betreten und verlassen, wie die in jedem rheinischen Spätwinter in Erscheinung tretenden närrischen Prinzen, also ohne Beschädigung der freiheitlichen Lebensweise. Hoffen wird indes nicht ausreichen, die drei Herren wollen auch keinen Karneval, die wollen das Kalifat.

Nun zum knapp zwei Jahrzehnte alten Text. Islampolitiker Zakzouk:

23. Was ist eigentlich Islam? Mit dieser Frage beschäftigt sich ein großer Teil von Menschen außerhalb der islamischen Welt.

Es gibt also zwei Welten, eine ungehörig voyeuristische nichtislamische Welt und eine falsch eingeschätzte, „im Kern“ gutmütige islamische Welt. Die philosophische Weltverdopplung oder vielmehr Europahalbierung in dār al-ḥarb und dār al-islām legt Zakzouk uns hiermit nahe, ab sofort ist dem islambezogenen Urteil der Bürger nicht mehr zu trauen und ist auf Islamexperten zurückzugreifen.

23. Jemand, der den Islam nur von außen betrachtet, dem die innere Dimension des Islam nicht zugängig ist, kann konsequenterweise sozusagen viele Gesichter des Islam sehen. Denn er erhält eine Abfolge von einzelnen Eindrücken, zwischen denen für ihn kein innerer Zusammenhang besteht, aber damit natürlich kein den Tatsachen entsprechendes Bild des Islam.

Der Nichtmuslimisierte – und sicherlich auch der säkulare Muslim – leide unter dem Mangel an Überblick und sei zu einer wesentlichen Aussage bezüglich Scharia und Fiqh schlicht unfähig. An seiner die Tatsachen verkennenden Aussage sei vielmehr unbedingt zu zweifeln, um der Wahrheit auf die Spur zu kommen.

Die ungetrübte Wahrheit aber bringt Religionsminister Zakzouk ins fehlinformierte Europa:

23, 24. Wenn wir vom Islam selber ausgehen, also von der ‚Sache’ Islam selber gesehen, erscheinen solche Urteile als oberflächlich, da sie am Kern der Sache vorbeizielen, besser gesagt, da sie den Kern der Sache, das, worum es geht, ignorieren.

Dieser mysteriöse Zakzouksche islamische „Kern“ ist mittlerweile, siebzehn beziehungsweise neunzehn Jahre später, von unserer politischen Elite geschluckt worden.

Wie das Kölner »DomRadio« am 23.5.2008 berichtete, nannte Europa-Spitzenpolitiker Hans-Gert Pöttering den Islam „eine im Kern friedliche Religion“ (4), was Henryk M. Broder, passend titelnd »Im Kern gaga«, am folgenden Tag nüchtern kommentierte: „Auch der Sozialismus und der Nationalsozialismus waren ‚im Kern‘ gute Ideen, die sich leider bei Licht betrachtet nicht bewährt haben (5).“

Pötterings faktenferne Islamschmeichelei von der iKfR, der im Kern friedlichen Religion, fiel beim ehemaligen Bundespräsidenten Horst Köhler am 12.05.2010 auf fruchtbaren Boden: „Ich kenne den Islam als im Kern friedliche Religion, die in sich ruht, ihre eigene Berechtigung und Geschichte hat (6).“

Lässt sich über den erfolgreich etablierten und Jahr für Jahr mordenden Stalinismus der Dreißiger und Vierziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts oder über den chinesischen staatlich-doktrinären Maoismus ab 1949 denn nicht sagen, dass er „in sich ruht“, hat die afrikanische oder auch islamische arrangierte Ehe, Polygamie und Frauenverstoßung denn gar keine „Geschichte“?

Am 31.05.2010, keine drei Wochen nach seiner prophetengleichen Schariahuldigung trat Köhler vom Amt des Bundespräsidenten zurück, leider wohl nicht verursacht durch einen Erkenntnisgewinn zum gegendemokratischen und frauenfeindlichen Islamischen Recht, sondern durch ein formal schlampiges, inhaltlich demokratiegefährdendes Gedankenspiel zur deutschen außenpolitischen Gewaltanwendung und Opfererbringung (getötete deutsche Soldaten) zur gefälligen Pflege des deutschen ökonomischen Profits (7).

Zakzouk:

24. Hierbei werden wir uns weniger mit der heiß umstrittenen Kritik der islamischen Welt beschäftigen, so nahe das auch liegen mag.

Das ist aber schade, allerdings ist gar nicht erst klar geworden, wo denn Aktiv und wo Passiv ist, ob die so genannte „islamische Welt“ irgendwie von wem auch immer kritisiert wird oder aber selbst kritisiert. Beides wäre einer Strukturierung wert, die Beschwerden der Parteigänger der Scharia über die Zumutungen der kulturellen Moderne ebenso wie die wichtigsten Argumente der Befürworter der allgemeinen Menschenrechte gegen die islamische Orthodoxie beziehungsweise gegen die aggressive politische islamische Bewegung.

24. Denn die Frage, die wir beantworten wollen, ist vor allem die folgende: Was ist eigentlich das wahre ‚Gesicht‘ des Islam, d.h. was können wir über den einen, die Geschichte gestaltenden, durchhaltenden, wirksamen Islam aussagen? Im Zusammenhang mit der Beantwortung dieser Frage setzt sich dieser Vortrag die zwei folgenden Hauptziele. Erstens: Informationen über den Islam von ‚innen‘ betrachtet zu geben, und in eins damit zweitens die grundsätzliche Haltung des Islam gegenüber den Problemen der gegenwärtigen Gesellschaft darzustellen. Das Thema wird in den folgenden Abschnitten behandelt:

a) Bestimmung des Begriffes Islam

b) Das Verhältnis von Moral und Glaube im Islam

c) Über die Entstehung der Interpretationen

d) Über ihre Erkenntnismethode

e) Der Islam und die Probleme der gegenwärtigen Gesellschaft

a) Bestimmung des Begriffes Islam

Denn der Islam in der besonderen Bedeutung ist eine spezielle Erscheinungsform des allgemeinen Islam.

25. Islam in der allgemeinen Bedeutung ist nach koranischer Lehre die Religion Gottes, welche die Menschheitsgeschichte bestimmt und die alle Propheten und Gesandten verkündet haben. … Der Koran lehrt, daß es neben dem Islam, der Religion Gottes, keine andere wahre Religion gibt, da Gott alles, was lebt, entweder freiwillig oder widerwillig, ergeben ist.

Reizend. Und willst du nicht mein Diener sein, dann fliegst du in die Hölle rein. So eine asoziale Gottheit kann sich Herr Zakzouk an den Hut respektive Turban stecken.

25, 26. Der Koran lehrt ausdrücklich, daß seit der Existenz der ersten Menschen die wahre Religion Gottes die Gottergebenheit, Islam, ist, und sagt ganz klar: „Die Religion bei Gott ist der Islam.“ (3,19) Daher betont der Koran immer wieder, daß die Religion des Islam im Grunde eine Religion ist, auch wenn sie im Laufe der Geschichte von verschiedenen Propheten verkündet wird

Zakzouk sagt, dass Juden und Christen im Grunde Muslime sind oder jedenfalls sein müssten, wenn sie ihre Propheten denn endlich ernst nähmen. Das ist die klassische islamische Doktrin, die sich aus der Mohammedschen Nutzbarmachung der Kette der jüdischen Propheten, einige Figuren der jüdischen Religion wie Noah wurden dabei flugs zum islamischen Propheten ernannt und der Jesus von Nazareth gleich mit, zwingend ergibt. Zu einer historischen Einordnung des Islam in die orientalischen beziehungsweise monotheistischen Religionen ist Ägyptens Religionsminister nicht fähig oder nicht bereit. Damit verhöhnt er die Juden und Christen auf der Ebene ihres religiösen Anspruchs und beleidigt die klassischerweise dem islamischen Kulturrassismus der Dhimma zu unterwerfenden Nichtmuslime auf der menschenrechtlichen Ebene.

26. Infolgedessen, sagt der Koran, ist es verkehrt, zwischen den einzelnen Offenbarungen bzw. Propheten Unterschiede zu machen, da sie alle von dem einen Gott geschickt wurden.

Der eine Gott ist wenig zufällig mit Allahgott identisch, denn Zakzouk hat soeben einen Taschenspielertrick angewendet, eine Einbahnstraße als Verbindungsweg in beide Richtungen ausgegeben: Weder die christliche noch die – ältere – jüdische Interpretation der israelisch-hebräischen Propheten soll Bestand haben, vielmehr sollen beide sich dem mit dem Schafspelz der Toleranz maskierten islamischen Wolf unterwerfen. Allahs Philosoph beansprucht sozusagen die spirituelle Lufthoheit, religionspolitisch – politisch – will Zakzouk den islamischen Hegemonialanspruch.

26. Der Begriff Islam im historischen, d.h. nicht im allgemeinen, oben behandelten Sinne wird für jene Religion als Bezeichnung verwandt, welche Mohammed im 7. Jahrhundert als Offenbarung von Gott verkündet hat, und zwar … als Bestätigung der vorhergegangenen Offenbarungen und Botschaften Gottes, als ihre Erneuerung im Sinne einer Wiederbelebung sowie auch als eine Korrigierung all dessen, was an den früheren Religionen seitens der Menschen irrtümlicherweise geändert worden ist.

Mit uns Muslimen habt ihr Juden oder Christen die Chance, endlich wieder zu euren Ursprüngen zurückzufinden. Ohne den Islam wäre euch der Weg versperrt, jemals wieder wahrhaftig religiös zu werden. Wir retten auch euer Seelenheil. Ihr habt jetzt zwei Möglichkeiten: Entweder unseren Wahrheitsanspruch tolerant zu übernehmen und Juden beziehungsweise Christen zu bleiben, also Dhimmis zu sein, oder aber zur einzig wahren Religion zu konvertieren, die ohnehin die ursprüngliche ist. Ihr braucht aber nicht zu konvertieren, solange ihr die Kopfsteuer bezahlt, denn wir geben uns damit zufrieden, eure Töchter heiraten zu können und die entstehenden Kinder haben lebenslang die naturhafte (fiṭrī), heilssichernde und sittlich erstklassige Religion des Vaters, das ist schließlich Scharia, Islamgesetz.

26. Für den gläubigen Muslim ist der Islam der ihm von Gott bereitete, vorgeschriebene Weg. Die Gläubigen, so lehrt der Koran, erkennen, daß der Weg des Islam, der Gottergebenheit, „die Wahrheit von deinem Herrn ist, so daß sie daran glauben und ihre Herzen sich vor ihm demütigen. Und wahrlich, Gott führt diejenigen, die glauben, zu einem geraden Weg.“ (22,54)

Al-istiqāma, die „Geradheit“ des Lebenspfades ist ein zentraler islamischer Begriff, der sich auf dein politisch, sozial und sexuell korrektes Leben bezieht, wobei die Geradheit eben nicht vom Menschen gesteuert ist, sondern die koranische Gottheit allein für dich die Zügel der rechten Lenkung in der Hand hält. Gelingendes, „gerades“ Leben im islamischen Sinne ist damit alles andere als eine Selbstverwirklichung oder auch nur Selbststeuerung, sondern das Überlassen des biographischen Steuers an die sich in jedem Augenblick verwirklichende göttliche Fügung, mithin an die einzig mögliche Kraftquelle und Ursache, an Allāh. Der noch so erfolgreich herrschende – Allahgottes Widersacher wie beiläufig erniedrigende – Lebenslauf ist nichts als ein Gottesbeweis, der andere nämlich, der Abweichler, befindet sich schließlich auf krummen Touren, sei er Atheist, Polytheist, Ehebrecher oder muslimischer Schariaverweigerer.

27. Gott schaut, wie es in einem Ausspruch des Propheten, einem Hadith, heißt, nicht auf die äußeren Handlungen und auf das äußere Aussehen des Menschen, sondern auf sein Herz, d.h. sein Inneres und seine Intentionen. Wichtig sind, wie es in einem anderen Hadith heißt, die Intentionen, die Absichten, die der Mensch mit seinen Handlungen verfolgt.

Die äußere Form der einer jenseitigen Bewertung unterliegenden irdischen Handlung, Säkulare oder sonstige Unerleuchtete reden von der Tat eines Menschen, ist letztlich – Hans-Gert Pöttering oder Horst Köhler sagen statt letztlich gerne „im Kern“ – gar nicht entscheidend, es geht um die nīya (niyya), die islambezogene Absicht. Der (islamische) Zweck heiligt die Mittel.

Gewalt ist für Allāh kein Diskussionsgegenstand, der Islamgott ist Praktiker.

27. So fordert etwa der Koran den Gläubigen auf, sein Antlitz (d.h. sein inneres Selbst) auf die Religion zu richten, da das religiöse Verhalten „die natürliche Art (ist), in der Gott die Menschen erschaffen hat.“ (30,30)

Naturgemäße Gottesfrömmigkeit, al-fiṭra, das Geschaffensein auf Allāh hin. Zakzouk argumentiert völlig klassisch, den Standard etwa des im Jahre 1111 verstorbenen genialen Machtstrategen al-Ghazali (al-Ġazālī) einhaltend. Islam ist die Hinwendung des Gesichtes, das heißt des ganzen Wesens, zur Gottheit.

27. Das innerste Leben des Islam entzieht sich jedem Einblick.

Willkommen in der Postmoderne, Nachvollziehbarkeit (Wissenschaft) war gestern. Jetzt kommen die verschiedenen Grade der Einweihung in die Geheimnisse der Welt ins Spiel, der Nichtmuslim wird durch Zakzouk höflich gebeten, künftig den Schnabel zu halten und sich keinesfalls anzumaßen, über islambezogenes Wissen zu verfügen. Hans-Gert Pöttering und Horst Köhler haben sich hier, wie erwähnt, als brave Dhimmis erwiesen, indem sie den politischen Kult des differenzierten Diskriminierens als eine „im Kern friedliche Religion“ bezeichnet haben, einen Durchblick pardon Einblick brauchen sie ja nicht, wie Zakzouk zusichert.

Schariapolitiker al-Ġazālī wird irrigerweise für einen Mystiker gehalten, für einen gleichmäßig liebevollen Freund der Gottsucher aller Jahrtausende und friedlichen Dulder jeder Glaubenslehre, und Zakzouk imitiert nun ein wenig den weisen Sufi oder eben al-Ghazali:

27. Und wer Gott sucht, glaubt an ihn, obwohl er ihn noch nicht „weiß“ in dem Sinne, wie man irgendeine Sache weiß. Doch ist dem Menschen ein Mittel gegeben worden, das ihn bei der Suche nach Gottes ‚Antlitz‘ unterstützt, und dies ist seine Vernunft.

Wie zufällig landet nach Zakzouks Auffassung jeder „vernünftige“ Mensch am Ende seiner Sinnsuche bei der freudigen Einsicht, dass ein gelingendes Leben nur im Einklang mit Sunna und Scharia erreichbar ist.

Der Schariaminister will unser aller gleichgeschaltete „Vernunft“:

27, 28. Diese [Vernunft] ist, wie es in einem Werk des großen Gelehrten und Mystikers Al-Ghazali heißt, ein ‚Muster vom Lichte Gottes’, d.h. das schöpferische Vermögen, das dem Menschen gegeben ist, um verantwortlich vor Gott zu handeln. Der Muslim folgt dem Weg des Islam, indem er mit seiner eigenen Vernunft die Zeichen im Koran, in der Sunna (d.h. den vom Propheten überlieferten Aussprüchen), überall in der Welt und in sich selbst zu deuten sucht, und zwar in schöpferischer Weise, und danach handelt.

Der wie ein Zombie handelt, um in das koranische Paradies zu gelangen. Der „islamvernünftig“ handelt, also befehlsgemäß, und zwar gefälligst kreativ.

Vernunft, so zitiert Zakzouk den kulturrassistischen Lichtmustersucher Abū Ḥāmid Muḥammad bin Muḥammad al-Ġazālī, hat wie zufällig den mehrstufig entrechtenden Denkfiguren des Koran und der Hadithe Folge zu leisten. Der so genannte Muslim, auch der europäische oder deutsche Muslim, darf also nur noch denken, um Gotteslob zu betreiben. Wer seine Ehefrau oder Tochter nicht diskriminiert, lobt Allāh nicht ausreichend. Ein Verweigern der Sunna und Scharia ist für Religionsminister Zakzouk „unvernünftig“, Islamkritik gefährde die Wissenschaft der Zukunft. Polygamie ist „vernünftig“, ganz besonders „vernünftig“ aber ist der Hidschab, die Geschlechtersegregation / Frauenverschleierung.

Islamisch gesehen hat die Frau ohne Kopftuch keine „Vernunft“.

Es lohnt sich, den Gesichtsausdruck eines Menschen zu betrachten, der jahrzehntelang eine solche, jede Logik verweigernde Doktrin predigt, das Gesicht von Herrn Zakzouk anzusehen. Ein Mensch, der es gewohnt ist, dass Europas Universitätsdekane und Bürgermeister ihn zur Rednerbühne bitten. Das Gesicht eines der mächtigsten Männer Ägyptens, der die nahezu rechtlose Lage der unehelichen Kinder des Landes, der verstoßenen Frauen, der ägyptischen Atheisten oder der ägyptischen Bahá’í als „vernünftig“ bezeichnet und der den leider sehr korrupten Unrechtsstaat Ägypten noch mehr islamisieren will, das heißt, der Ägypten einer noch brutaleren Gesellschaftsform entgegenführen möchte, einer in Allahs Namen noch umfassender legalisierten Frauenfeindlichkeit. Ägyptens Frauen und auch Männern, Jugendlichen und Kindern, nicht zuletzt den Kopten, Ex-Muslimen, säkularen Muslimen oder Atheisten unter ihnen, wünsche man einen anderen Schariaminister, am besten allerdings gar keinen. Deutschlands Politiker und Kirchenfunktionäre dürfen mit so einem Islampolitiker nicht sprechen, und wenn doch, so darf das Gespräch keine Folgen für unseren Staat haben, die nur gegendemokratische (Zakzouk: „vernünftige“) Folgen sein können.

Pst, man lausche, Minister Zakzouk fordert die „edle“ Rechtsungleichheit der Glaubensnationen, die sakraljuristische Herabsetzung der Christen:

28. Damit bleibt die Frage nach der Verschiedenheit der Religionen. Denn wenn auch die Grundlehren der früheren Religionen mit dem, was der Islam gebracht hat, übereinstimmen, so gibt es doch in bezug auf die Gesetzgebung einen Unterschied zwischen ihnen.

In der rassistischen islamischen Apartheid des heutigen Ägyptens darf ein Christ von einem Muslim nichts erben und ein koptischer Mann eine sunnitische Frau nicht heiraten. Eine zum Christentum konvertierte Mutter verliert selbstverständlich das Sorgerecht über ihre Kinder und die christlich aufgewachsenen Söhne Andrew und Mario haben der Religion ihres zum Islam konvertierten Vaters zu folgen. Das ordnen Allāh, Muḥammad, al-Ġazālī und Zaqzūq zur „gesamtgesellschaftlichen“ maximalen Heilssicherung an, und man wird doch wohl kaum sagen können, einer der vier Persönlichkeiten habe den Islam falsch verstanden.

Bekennende Tugendverweigerer können sich ihres künftigen Aufenthaltsortes in der Hölle ziemlich gewiss sein, Minister Zakzouk ist also nicht nur Ägyptens ranghöchster staatlicher Paradieswächter, sondern ägyptischer Spitzenpolitiker für spirituelle Selektion, Minister für Seelenrettung und Höllenzuweisung:

b) Das Verhältnis von Moral und Glaube im Islam

29. Der Islam verwirft … eine bloß äußerliche Anpassung an die religiösen Gebote als Heuchelei. Er fordert auf zu einer religiösen Transformation des Menschen und seiner gesamten Handlungen, d.h. seines ganzen Lebens. Im Islam bedingen sich Moral und Glaube gegenseitig. Daher sagt auch ein Hadith: „Die Frömmigkeit ist das gute Verhalten.“ Diese Aussage läßt sich aber, islamisch gesehen, nicht umdrehen, so daß alles gute Verhalten auch bereits als Frömmigkeit zu betrachten wäre.

Wenn zwei Ägypter das gleiche tun, tun sie also noch lange nicht dasselbe: Der korrektes Verhalten an den Tag legende Muslim sichert seinen Platz im Paradies, der sich äußerlich völlig gleichartig verhaltende Kairoer Jude, Kopte oder Atheist jedoch, das ist doch sehr tragisch, entfremdet sich von uns muslimischen Humanisten schuldhaft, Tag für Tag, und rückt damit unweigerlich dem Höllenfeuer wieder etwas näher.

Das kann kein gutes Ende nehmen, warnt Religionsminister Zakzouk. Oder, frei nach der heute üblichen Zigarettenschachtelbeschriftung: Der Religionsminister empfiehlt: Schariakritik gefährdet ihr Seelenheil.

Die Muslime selbst haben ihre orthopraktischen Pflichten so lange mit Begeisterung zu befrachten, bis sie ihnen als Freiheitsrechte erscheinen. Die im Zakzoukschen Sinne gottesfürchtige Ägypterin von heute hat zu frohlocken: Ja, ich trage den Schleier gerne – es gibt keinen Zwang im Glauben.

29. Meines Erachtens (ist) das richtige Verstehen der islamischen Morallehren eine unabdingbare Voraussetzung für jede religiöse Wiederbelebung im Islam. Dies wird besonders deutlich an dem Verhältnis von Moral und Glaube. Die scheinbare Einfachheit der islamischen Morallehren verbirgt eine in Wirklichkeit sehr verwickelte Struktur, was damit zusammenhängt, daß hier die menschliche Freiheit mit im Spiele ist, daß sie mit einbezogen ist.

Je mehr Scharia, desto mehr Freiheit. In der Tat, das ist „verwickelt“.

30. Das scheinbare Paradox im Verhältnis von Moral und Glaube wird aufgelöst, wenn man es mit der islamischen Lehre vom Menschen in Verbindung setzt. Hiernach besitzt jeder Mensch das ihm im Herzen angeborene Wissen, daß seine Bestimmung Gottergebenheit ist.

31. Denn der wahre Muslim ist der, der aus seinem innersten Herzen heraus, dem Sitz der Gottergebenheit, handelt und lebt. Dieser Gläubige weiß sich in der ständigen Gegenwart Gottes.

Der Widernatürliche, der seiner Tochter das Kopftuch nicht aufzwingt, stößt die Gottheit aus dem Alltag. Das geht natürlich nicht.

31. Der Koran fordert nicht dazu auf, zu wissen, was das Gute nun eigentlich ist, sondern dazu, das Gute zu tun. Nur Gott weiß, was in jedem Augenblick das Gute, d.h. der unter vielen Werten zu wählende Wert ist. Nur Gott ist im Besitz der Wahrheit. … Daher übergibt sich der Gläubige vertrauensvoll der göttlichen Leitung

Der Fromme betreibe Blindflug. Selbststeuerung ist Zweifel am Islam und verhindert deinen Lebenssinn als das Annähern (at-taqarrub), das sehnsüchtige Herangelangen an Allahgott.

Jede von Menschen ersonnene Bewertung des erwünschten oder unerwünschten Handelns, meint Zakzouk, ist Irrtum und lästert die Gottheit. Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte etwa lästere demnach Gott, da sie sich erdreistet, Werte wie Gleichberechtigung oder Würde aufzustellen. Wer als Muslim säkularen Maßgaben Folge leistet, beweist seinen Glaubensmangel.

Indirekt ruft Zakzouk die Europäischen Muslime zur „Entwestlichung“, zur kulturellen Abschottung auf und gefährdet damit die wichtige Arbeit der Integration. Trotzdem wird der Schariaprofessor immer wieder durch Deutschlands Politiker eingeladen. Politisch billigt oder will man in EU und BRD die Segregation nach der indisch-pakistanischen »Two-Nation Theory« beziehungsweise nach der indonesischen »Pancasila«, was integriert werden soll, ist also der Apartheidsstaat der frauenfeindlichen Scharia.

c) Über die Entstehung der Interpretationen

Die Gesetzgebung des Islam (schariʿa) in bezug auf die weltlichen Angelegenheiten entspringt ursprünglich den Verhältnissen der Zeit ihrer Entstehung und ist, wie eine nähere Untersuchung zeigt, prinzipiell auf eine Weitentwicklung angelegt.

Der enthemmte Freund alles Fremden darf sich hier beziehungsweise darf sich nächste Woche im Kölner MediaPark im Beisein von Mahmoud Zakzouk, Mustafa Cerić, dem Hodschatoleslam Chatami, Mathias Rohe, Annette Schavan und dem Wissenschaftsrat den Sand in die Augen streuen lassen, die Scharia würde irgendwann einmal weniger kulturrassistisch und weniger frauendiskriminierend sein und schließlich sogar, naja, beinahe, mit den allgemeinen Menschenrechten in Deckungsgleichheit gebracht werden können, mit dem Grundgesetz.

Das wird freilich niemals der Fall sein. Es bleibt also bei der, zugegebenermaßen immer erneuten, Raffinesse und Trickserei, die Einheitlichkeit des wahrscheinlich wenig göttlichen, sicherlich mühselig errungenen, das Individuum und sein selbst bestimmtes Leben meinenden säkularen Rechts außer Kraft zu setzen und sie durch das schariatische „einheitliche“ Mehrstufenrecht zu ersetzen, wenn schon nicht für alle (Allahkratie, Kalifat), dann doch wenigstens für die Sonderstaatsbürger der so genannten Muslime (Halbdemokratie oder Halbkalifat: familienrechtliches Islamisches Recht der Parallel- und Gegengesellschaft, im Sinne Allahs ausbaufähig).

Schamane Zakzouk beschwört den umständlichen zamān und die verhältnismäßige ḥayāt, intoniert, dass die Zeit Umstände hat und das Leben Verhältnisse, und hat er nicht recht, irgendwie:

32. Der Bereich der Interpretationen des Islam ist allumfassend, denn zu neuen Interpretationen und Deutungen werden alle Fachleute in allen Gebieten aufgefordert, damit sie den Anforderungen der sich ändernden Lebensumstände und Zeitverhältnisse gewachsen sind und konstruktive Lösungen der anstehenden Probleme finden können.

Die islamische Elite allerdings darf die simplen Muslime zum bloßen Zuhören der himmlischen (samāwī) Musik entmündigen, denn Allahgott dirigiert das Orchester der Zakzoukschen „Fachleute“.

So lässt sich die anbrechende Wirtschaftskrise bewältigen, der unerleuchtete Laie darf applaudieren und den demokratischen Schnabel halten, die Expertenrepublik ist nahe. Der islamsensible Feudalstaat bedarf einer mit göttlichem Charisma ausgestatteten Adelskaste, Rowan Williams, Armin Laschet und Mathias Rohe seien in den illustren Kreis aufgenommen.

Die Etiketten werden gewechselt, die Scharia ist dieselbe geblieben.

d) Über ihre Erkenntnismethode

34. Allen Interpretationen … liegt eine Auslegung von Koran und Sunna zugrunde. … In einem Hadith wird an einem Beispiel gezeigt, wie der Gläubige sich angesichts einer sich ständig wandelnden Welt nach der Lehre des Islam zu verhalten hat. … Er sagt, er würde die Antwort zunächst im Koran suchen, und wenn dort nichts stünde, in der Sunna. Wenn sie auch dort nicht zu finden sei, dann würde er sein unabhängiges Denken betätigen.

35. In diesem Sinne ist es zu verstehen, wenn man sagt, daß die eigene, selbständige vernünftige Überlegung und geistige Anstrengung, auf arabisch: der Idschtihad, die allen Interpretationen des Islam zugrunde liegende Erkenntnismethode ist. Am Beispiel der Methoden der islamischen Rechtslehre (schariʿa) wollen wir die Rolle des Idschtihad noch einmal näher verdeutlichen.

Ohne iǧtihād gilt die ganze Scharia, und mit iǧtihād, sofern es für Sunniten überhaupt einen iǧtihād gibt und wer auch immer dann befugt ist, den iǧtihād zu betreiben, der muslimische Endanwender ist es jedenfalls nicht, gilt auch die ganze Scharia.

Also ganz viel iǧtihād, ganz viel Koran, Gehorsam, Schleier, Dschihad, Dhimma, Kalifat.

35. Der Idschtihad ist aber … nicht nur bei allen Rechtsfragen, sondern in allen Fragen des Lebens, also auch in allen sozialen, gesellschaftlichen und politischen Fragen anzuwenden. In diesem Sinne wurde das unabhängige, freie Denken, das sich nicht auf Autoritäten stützt, daher zu Recht von dem berühmten islamischen Denker Iqbal (gest. 1938) als das dynamische Prinzip des Islam bezeichnet.

Der indische Poet der Zurückweisung des Universellen, der Dichterfürst der islamtreuen Segregation, der europakundige Sir Iqbāl muss dafür herhalten, Ägyptens zweithöchstem Muslim als Beispiel für schariakonformes Handeln zu dienen. Als Präsident der Konferenz der All-India-Muslim League trat Iqbāl im Jahre 1930 für einen separaten muslimischen Staat Pakistan ein. Indirekt ruft Zakzouk die Ägypter, obschon der Name Sayyid Abū l-Aʿlā l-Maudūdī († 1979) nicht fällt, ein wenig zur Islamischen Revolution auf oder auch nur zur ḥisba (Das Rechte gebieten, das Verwerfliche verbieten), dem islamrevolutionären Schneckentempo. Ansonsten bleibt die Azhar der Ort der Befehlsausgabe, denn außerhalb der Gedichte von Herrn Iqbāl, der in Heidelberg studiert hatte, gibt es für normale Sunniten gar keinen iǧtihād, sondern den Gehorsam nach Sunna und Scharia.

Manchmal ist das Ungesagte das eigentlich Interessante: Vom seelsorgerlichen und politischen Ehrgeiz eines gewissen ägyptischstämmigen Predigers aus Katar (Qaṭar), der den „religiösen“ Apostatenmord, die islamische weibliche Genitalverstümmelung in elterlicherseits erwünschten Einzelfällen, die Selbstmordattentate gegen israelische Zivilisten und die ewig und absolut geltende Schleierpflicht (ḥiǧāb) für jede Muslima fordert, hat sich der Religionsminister bemerkenswerterweise nicht distanziert. Mahmoud Zakzouk agiert damit wie ein Komplize des weltweit geachteten Scheichs der Muslimbrüder Yūsuf al-Qaraḍāwī, den 2010 im Kölner MediaPark ein gewisser bosnischer ECFR-Scheich vertritt, Mustafa Cerić.

Zakzouk:

e) Der Islam und die Probleme der gegenwärtigen Gesellschaft

36. Zunächst möchte ich darauf hinweisen, daß die Muslime, wenn sie den Lehren des Islam folgen, fähig sind, ihre gesellschaftlichen Probleme zu lösen.

Ach, es gibt Probleme?

Zakzouk ruft zur Ordnung, zur Scharia, etwa: „Ägypter, wenn du zu viele Probleme hast, hast du zu wenig Islam!“

Dazu ist zu sagen, daß, wie unseren obigen Erläuterungen zu entnehmen ist, der Islam … eine zur selbständigen, verantwortlichen Aktion aufrufende Religion ist, welche die Verantwortung für die ganze Welt in die Hände der Menschen legt.

In die Hände der sittlich würdigen Menschen legt, also in diejenigen der Muslime. In dieser Welt können alle Menschen völlig frei leben, solange sie nicht gegen die von der Scharia gesetzten Grenzen verstoßen. Die muslimische Gleichberechtigung der Frau etwa wäre so ein Verstoß und ist im Namen der Vernunft, der Verantwortung und der Menschlichkeit zurückzuweisen.

36. Die Rettung der Seele geschieht nach der Lehre des Islam durch die verantwortungsvolle, gerechte und barmherzige Tätigkeit des Menschen in der Welt.

Und für diesen Rettungsdienst ist schließlich auch die in Jüchen bei Mönchengladbach geborene katholische Philosophin Annette Schavan zuständig, die einst zum Begriff des Gewissens geforscht hatte.

Unsere Bundespolitikerin für organisierte Intelligenz und der von ihrem Ministerium finanzierte, in Köln ansässige Wissenschaftsrat übernehmen ab sofort die „Rettung der Seele“.

37. Von diesen Ausführungen her gesehen, wird klar, daß man die Ursachen für jede Passivität und Unproduktivität innerhalb der islamischen Welt heute nicht im Islam, sondern woanders zu suchen hat.

Dem Auto ist das Antiblockiersystem (ABS) eingebaut, dem Islam die Unschuld. Alle Missstände im islamisch geprägten Teil der Welt sind fremder Dreck, satanische Verunreinigung.

Werdet wieder sauber, Muslime, eifert dem Vorbild Mohammeds und seiner Medinarepublik nach!

So lasst uns dem Frevel der universellen Menschenrechte doch endlich Einhalt gebieten, ihr Muslime, entwestlicht euch!

37. Wie auch ein führender Orientalist [FN: Fritz Steppat] kürzlich formulierte, dient nach den Lehren moderner islamischer Reformer bei der Lösung der Probleme der modernen Welt als Richtschnur das Interesse der Gemeinschaft der Gläubigen und als Verfahren der Konsensus der Gemeinschaft, der neue Entscheidungen herbeiführen kann.

Istiṣlaḥ, das koranbasierte Gemeinwohl der so genannten Gesamtgesellschaft (Wulffs „bunte Republik“) gehört zu ṣ-l-ḥ, irdisches Heil als Voraussetzung jenseitiger Errettung, etwa bei al-Ġazālī ṣaliḥāt, gute Taten, ṣāliḥūn, die Rechtschaffenen. Insofern ist es sehr nachvollziehbar, dass der Waqf-Wesir Zakzouk, al-Wazīr al-Auqāf, auch hier sehr an al-Maudūdī oder Chomeini erinnernd, den elitär-unterwerfungskulturellen und schariagelehrigen Konsensus, iǧmāʿ, gleichsam als den Alltag oder Weg des Islamstaates (Kalifats) bezeichnet und das Heil der sich ins Paradies spannenden Brücke als Doktrin oder Ziel.

Das Islamparlament gehört also dazu, na, dann positioniere man die Schura doch gleich im durch den WR geplanten jeweiligen „Beirat“ des Ausbildungsgangs für Imame und IRU-Lehrer. Auf jedem deutschen Campus eine kleine Darul-Uloom bzw. Azhar, die Kalifatwerdung Deutschlands vom Universitätsgelände aus, auch die Studenten der anderen Fakultäten können da noch was lernen. Etwa im künftigen Fach Religionsbezogene Psychologie: Warum ist die Zweitfrau besonders glücklich? Oder im Aufbaustudiengang Interkulturelle Pädagogik: Kindheit ohne Grenzen – Heiraten mit neun.

37. Das Netz der Normen [der Scharia] … (ist) sozusagen offen.

Zakzouk beruft sich auf Fritz Steppat, der den Islam als: „ein das ganze Leben und sämtliche islamische Gesellschaften umfassendes Normennetz“ (37) beschreibt. Steppat hat gut hingesehen, hätte allerdings auch den Nationalsozialismus als ein „das ganze Leben umfassendes Normennetz“ bezeichnen können. Recht so, offen für mehr, das Weltkalifat ist schließlich noch nicht da und auch der gefräßige islamische Teufel, dem es dank Allahs Ratschluss berechtigt nach ein paar Seelen aus Straßenzug und Nachbarhaus hungert, ist durch engagierte Muslime immer wieder neu abzuwehren. Diese berüchtigte Dynamik oder Flexibilität der Scharia betonen Leute wie Mathias Rohe, Abdullahi Ahmed an-Na’im und Tariq Ramadan, gemeint sind Schariatisierung (Re-Fundamentalisierung, Totalisierung) und Islamexpansion (Landnahme).

Der Islam will keine AEMR, sondern das „offene“, sprich: das immer mehr Menschen immer brutaler fesselnde Zakzouksche oder Steppatsche oder koranbasierte „Netz der Normen“.

Dhimmitude-Forscherin Bat Ye’or hat auf einem kleinen Symbolbild den personifizierten Dhimmi in einem der arabisch-islamischen Ornamentik entlehnten Netz gefesselt dargestellt, das ist sehr islamkundig. Muslimintern wird zudem jede Frau in ein zunächst eher unsichtbares Netz der schariatischen Kontrolle gesperrt, das allerdings, erblüht der authentische Islam erst einmal ein wenig, rasch in Kopftuch und Frauenbereich, Burka und Hausmauer Gestalt annimmt.

38. Der Kern der islamischen Gesellschaftsordnung ist keine von außen (auch nicht von einem ‚transzendenten Gott’) aufgezwungene, die Initiative des Einzelnen lahm legende, starre Anordnung von Gesetzen, die mechanisch zu befolgen sind, sondern der Kern der islamischen Gesellschaftsordnung sind die einzelnen verantwortlich vor Gott frei handelnden Gläubigen.

Joseph Goebbels in den Mund gelegt: „Der Kern des Führerstaates ist nicht das absolute Gehorchen des Deutschen, das Erobern neuen Lebensraumes im Osten und das staatliche betriebene Ermorden eines jeden Juden und Sinti, der Kern des Dritten Reiches ist der glückliche Arier, sein gelingendes Leben.“

41, 42. Islamische Erneuerungsbemühungen. Führende Gestalten dieser Richtung sind Afghani (1839-1897) und Abduh (1849-1905) sowie dessen Schüler. … Mohammed Abduh glaubte, daß es notwendig wäre, die islamische Glaubenslehre von Fehlern, die sich durch falsche Interpretationen eingeschlichen hätten, zu befreien.

Das Böse als das von außen Kommende, der eigentliche Islam als fehlerfrei. Sayyid Abū l-Aʿlā l-Maudūdī († 1979), Mahmoud Zakzouk und Tariq Ramadan folgen der Argumentation von Abduh (und al-Ghazali und Mohammed), ja, von der Nurculuk-Bewegung über die GMSG bis hin zum standhaft demokratieresistenten Straßenprediger Pierre Vogel oder zum amerikanischen Schariafreund und Sufi-Führer Nuh Ha Mim Keller herrscht hier keine fitna, sondern revolutionäre Eintracht. Selbst die terrornahe Hizb ut-Tahrir würde hier einmal ihren sonst als lau bis ketzerisch bewerteten Glaubensbrüdern verständnisvoll zunicken. Das Nichtislamische als der dem Schwimmer tödliche Ozean, der Islam als dein einziges Rettungsseil und Rettungsboot.

Exkurs, junge Türken.

In einem unter jungen Kleinasiaten beliebten, modernen, rätselhaft gewaltaffinen, ellenlangen und seltsam kitschigen Film wird ein sonnige türkische Urlaubs- und Wassersportfreuden genießendes amerikanisches Pärchen, das nach einem Unfall hilflos im Wasser treibt, von Haifischen gefressen, jedenfalls ist das vom Zuschauer dringend zu vermuten. In der Schlussszene, die Mannschaft des türkischen Rettungshubschraubers kann die Vermissten trotz größter Anstrengung nicht auffinden und überfliegt die falschen besonnten Buchten, die Touristen schwimmen in Todesangst verzweifelt im Kreis herum, halbiert der Schattenwurf einer gleichsam hinter jedem Filmbetrachter anzunehmenden, riesigen Wolke das Meerespanorama in einen verfinsterten Teil. Der das Meer mit dem Bildausschnitt als genau zur Hälfe beschattet einfangende Regisseur hat dabei, wahrscheinlich wenig bewusst, die Gespaltenheit des seelischen muslimischen „Kerns“ re-inszeniert wie ein seine Selbstbeschädigung fortsetzender arger Neurotiker sein Trauma oder seine Störung durch Aufsuchen einer passenden Gewaltsituation oder Beziehungsfalle. Muslime und Nichtmuslime hier, Paradiesbewohner und Höllenbewohner dort. Islamisch gelten ja Lebensunterhalt, Stunde des Todes und Todesumstand eines jeden Menschen als unabänderlich und vor aller Zeit notiert. Der schwülstige Film ist geeignet, auch unter studentischen Auslandstürken in Deutschland die offensichtlich vorhandene antiamerikanische, sadistische Gier zu befriedigen, denn Rassismus verträgt sich mit Islam bestens. Die Studenten beteuern, dass der Film echte türkische Lebensgestimmtheit wiedergibt, entrücken allerdings für den Nichttürken spürbar innerlich ein wenig und gucken nach Sendeschluss ein paar Viertelstunden lang verklärt und noch weniger Vertrauen erweckend als sonst. Ich wollte den Test machen und lobte am nächsten Tag den Schriftsteller Orhan Pamuk, in den Folgemonaten verzogen sie, wenn sie mir in Aachen begegneten, das Gesicht, spuckten aus oder wechselten die Straßenseite. Inzwischen sind die Maschinenbaustudenten wieder in der Türkei, einer wohnt im väterlichen Dorf an der Schwarzmeerküste und ist, wenig originell, mit seiner Cousine verheiratet. Schöne Natur, diese Schwarzmeerküste, die Dörfer waren einst sehr türkisch, sehr christlich, Hanafiten, Griechen und Armenier siedelten neben Aleviten, diese Dorfkultur aber ist zerstört worden durch den koranverträglichen, nach außen und innen zerstörerisch wirksamen Rassismus und durch den Zwillingsbruder des muslimischen Rassismus, den „makellosen“ Islam.

Durch den makellosen, reinen »Schnee«, frei nach Orhan Pamuk.

Zakzouk, noch vier letzte Zitate:

41, 42. Die modernen islamischen Reformer bemühen sich, vernünftige Lösungen für die gesellschaftlichen Probleme zu finden. [Doch es] besteht für uns heute nach wie vor das Problem, warum die islamischen Gesellschaften solche Schwierigkeiten haben, sich der modernen Welt unter Beibehaltung ihres kulturellen Erbes, d.h. ihrer Identität anzupassen. … [Es] hat sich gezeigt, daß Lösungen zunächst innerhalb des Rahmens der eigenen Kultur gesucht werden müssen, da sonst eine Entfremdung entstehen kann.

Den Westen verweigern.

42. Die Lösung ist einfach: Die Kultur entspringt der Religion. Daher ist die Antwort klar: Zurück zur Religion!

Der Islam ist die Lösung, sagt die Muslimbruderschaft.

45. Was die Konstituierung der islamischen Regierung betrifft, so hat sie aus Fachleuten zu bestehen und darf nicht gegen die islamischen Richtlinien verstoßen.

Zakzouk will das Kalifat.

Warum spricht Annette Schavan mit einem Allahkraten, hat die Dame noch nie was von der Scharia gehört?

46. Wie wir Muslime glauben, ist das letzte Wort noch nicht gesprochen; und dem der sucht und sich bemüht, eröffnen sich immer neue Horizonte.

Aus islamischer Sicht spricht, wer sonst, Allahgott das letzte Wort, am Tag der kosmischen Abrechnung und Begegnung jeder Seele mit ihren begangenen Taten, der Koran sagt oft schlicht „am Tag“. Auf Erden haben die Muslime politisch nach Kräften der Kalifatwerdung entgegenzustreben, diesbezügliche Erfolge schaffen neue, heilssichernde Erfahrungen, eröffnen „neue Horizonte“. Dem Schariaverweigerer wird der letzte, eigentliche Horizont, die Nähe zu Allāh, verborgen bleiben, vor seinem verderblichen Einfluss sind Frauen und Kinder heute zu schützen.

Soweit zu Zakzouk.

Nachbemerkung.

Europa verlässt die kulturelle Moderne einheitlichen Rechts und spaltet sich auf in zwei kontrastierende Lebensformen ebenso bruchstückhaften wie komplementären Weltverständnisses. Mit Zakzouk, der in seinem Text die Wahrnehmungspsychologie fürs Kalifat nutzbar macht, ließe sich appellieren:

Lassen Sie uns die Umwelt von nun an selektiv wahrnehmen, ihr Nichtmuslime entledigt euch des Kontextes und der Korrelation, wir Muslime behalten den Verzicht auf die individuelle Bildung bei. Die postmoderne Umweltwahrnehmung erfolge über Sekunden und Facetten nichtmuslimischer Erinnerungslosigkeit, der gegenmoderne islamische Weitblick aber gehe mit geheiligter Frauendeklassierung einher und dem Aufbau einer autonomen islamischen Justiz.

Euch Nichtmuslimen das Friedfertige, das Gestaltlose, das Unkeusche, das Androgyne und die uns zur Verfügung gestellten Frauen, uns das nach Bändigung oder Vergewaltigung rufende Drama des sexuell Komplementären, das repressiv Tugendhafte und das monopolistisch Maskuline. Euch die Machtlosigkeit, uns die Gewaltlizenz, ihr denkt für uns, wir handeln für euch. Der Koran hat uns versprochen, alles Gegenislamische von jeder Seite anzugreifen, diesem heilenden Muster entsprechend, nach al-Ġazālī bei Zaqzūq: „ein Muster vom Lichte Gottes“, dürfen Allahs Stellvertreter die Nichtmuslime isolieren und umrahmen, wir beschützen sie und sie bezahlen uns dafür. Dem Schariagegner gebühren der Stress und die Gewalterfahrung, bei Allah allein findet der Mensch schließlich Ruhe und Sicherheit.

Islamfreundlichkeit (Wulff: bunte Republik) heißt, Nichtmuslime und Muslime verschiedenartig auf die Welt blicken zu lassen. Deutschlands Imame und Islamische Religionslehrer müssen das, WR-abgenickt, im Staatsauftrag vermitteln dürfen, um den „gesamtgesellschaftlichen“ Frieden nicht zu gefährden. Dem Nichtmuslim die Spontaneität und das Zerstückelte, dem Muslim das Traditionsreiche und das Geschmeidige. Dem postmodernen Hektiker die irritierenden Bildpunkte, dem gewaltbereiten Phlegmatiker die geistlose Umschau.

Euch die Frage, uns die Antwort, euch der Augenblick, uns die Ewigkeit. Im Chaos der Sekunden, im Gestrüpp der Situationen und bei ansteigendem Stress wird schlussendlich dem wahren christlichen Erkennen und Verstand nur eine Kraft bestehen bleiben, ein »Missing Link«, ein Heil, der Eine Gott, auf den Moses, Jesus und Mohammed hingewiesen haben.

Allah differenziert das optische Welterkennen der Religionsvölker: Den Dhimmis der lustige Pointillismus, den Muftis und Imamen der kalte, herrschaftliche Überblick.

Den Abgeirrten die Pixel, den Muslimen das Gesamtbild.

Jacques Auvergne

(1) Wissenschaftsrat, Wikipedia: „Der Wissenschaftsrat ist das wichtigste wissenschaftspolitische Beratungsgremium in Deutschland. … Er … berät Bund und Länder in Fragen der inhaltlichen und strukturellen Weiterentwicklung des Hochschulsystems sowie der staatlichen Förderung von Forschungseinrichtungen und spricht hierzu Empfehlungen aus. Diese befassen sich mit den wissenschaftlichen Institutionen (Universitäten, Fachhochschulen, Forschungseinrichtungen), aber auch mit übergreifenden Fragestellungen des Wissenschaftssystems (wie zum Beispiel dem Hochschulzugang oder der Lehrerbildung). Zu den Aufgaben des Wissenschaftsrates gehört weiterhin: Akkreditierung von privaten und kirchlichen Hochschulen (seit 2001), Evaluation von außeruniversitären Forschungseinrichtungen, Beratung des Bundes und der Länder zur Forschungsförderung(sstruktur), Untersuchungen und Beratung zu Fragen der Entwicklung des Wissenschaftsystems in Deutschland.“

http://de.wikipedia.org/wiki/Wissenschaftsrat

Briefmarke, Motiv: 50 Jahre Wissenschaftsrat, Wert 90 Cent. Deutsche Post AG 2007, nach einem Entwurf von Nina Clausing aus Wuppertal.

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/37/Briefmarke_50_Jahre_Wissenschaftsrat.jpg

(2) Zakzouk (Zaqzūq), Minister für ägyptische Schariapolitik

http://jacquesauvergne.wordpress.com/2010/06/23/174/

(3) Hodschatoleslam Chatami, bei: »Eslam« (Geschäftsführer Dr. Gürhan Özoguz, Wissenschaftliche Leitung Dr. Yavuz Özoguz, Delmenhorst bei Bremen)

Eslam: „Auf Vorschlag Ayatollah Beheschtis wurde er als Hudschat-ul-Islam 1978 an das Islamische Zentrum Hamburg entsandt und übernahm die Leitung. Im Sommer 1980 kehrte er in den Iran zurück und wurde Chefredakteur der wichtigsten iranischen Tageszeitung „Keyhan“. Gleichzeitig wurde er ins Parlament gewählt. Vier Jahre später wurde er Minister für Islamische Kultur und gehörte in dieser Zeit auch dem Kulturrevolutionsrat an. Nach fast zehnjähriger Tätigkeit trat er 1993 von seinem Ministerposten zurück.“

http://www.eslam.de/begriffe/c/chatami.htm

Chatami, ein Foto von Remy Steinegger, aufgenommen auf dem World Economic Forum in Davos (Kanton Graubünden, Schweiz) am 25.01.2007.

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/c6/Mohammad_Khatami.jpg

(4) Über Schariaversteher Hans-Gert Pöttering berichtet das rheinisch-katholische »Domradio« (»Pöttering: Islam ist im Kern friedlich«) am 23.5.2008, welches die »kna« (Katholische Nachrichten Agentur) zitiert: “Der Präsident des Europaparlaments, Pöttering, hat sich gegen eine Vorverurteilung des Islam gewandt. Der Islam sei eine im Kern friedliche Religion.”

http://www.domradio.de/news/artikel_41461.html

(5) Am Folgetag (24.05.2005) kommentierte Henryk M. Broder bei »Die Achse des Guten« zu Pöttering und titelte angemessen: »Im Kern gaga«

„Der Islam, erklärte der Präsident des EU-Parlaments, sei ‚eine im Kern friedliche Religion‘. Womit er genau genommen und und an für sich Recht hat. Auch der Sozialismus und der Nationalsozialismus waren ‚im Kern‘ gute Ideen, die sich leider bei Licht betrachtet nicht bewährt haben.“

http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/im_kern_gaga/

(6) Horst Köhler am 12.05.2010 als Betreiber faktenwidriger Islambeschwichtigung: „Ich kenne den Islam als im Kern friedliche Religion, die in sich ruht, ihre eigene Berechtigung und Geschichte hat. Respekt muss uns leiten, wenn wir über den Islam diskutieren.“

http://www.bundespraesident.de/Reden-und-Interviews/Reden-Horst-Koehler-,12213.663792/Friedensstiftende-Begegnungen-.htm

(7) Köhler und die militärische Gewalt

„Meine Einschätzung ist aber, dass insgesamt wir auf dem Wege sind, doch auch in der Breite der Gesellschaft zu verstehen, dass ein Land unserer Größe mit dieser Außenhandelsorientierung und damit auch Außenhandelsabhängigkeit auch wissen muss, dass im Zweifel, im Notfall auch militärischer Einsatz notwendig ist, um unsere Interessen zu wahren, zum Beispiel freie Handelswege, zum Beispiel ganz regionale Instabilitäten zu verhindern, die mit Sicherheit dann auch auf unsere Chancen zurückschlagen negativ durch Handel, Arbeitsplätze und Einkommen. Alles das soll diskutiert werden, und ich glaube, wir sind auf einem nicht so schlechten Weg. […] Es wird wieder sozusagen Todesfälle geben. Nicht nur bei Soldaten, möglicherweise auch durch Unfall mal bei zivilen Aufbauhelfern. […] Man muss auch um diesen Preis sozusagen seine am Ende Interessen wahren. […]“

http://www.welt.de/politik/deutschland/article7861387/Bundespraesident-Horst-Koehler-tritt-zurueck.html

http://de.wikipedia.org/wiki/Horst_Köhler

Hans-Olaf Henkel sieht den eigentlichen Grund für den Rücktritt Köhlers allerdings im so genannten Programm zur Stabilisierung des Euros 2010. Es mag also der Fall sein, dass Schariafreund Köhler „im Kern“ einen anderen Grund hatte, sein Amt niederzulegen.

Presseerklärung. Gegen „Islamische Studien in Deutschland“

Juli 8, 2010

Presseerklärung

Der Zentralrat der Ex-Muslime, der Osnabrücker Hintergrund-Verlag, das Internationale Komitee gegen Steinigung und Todesstrafe und der gemeinnützige Verein für Sprach- und Lernförderung I.so.L.De protestieren gegen den Aufbau von theologisch orientierten „Islamischen Studien“ an deutschen Hochschulen. Bekenntnisorientierte, auf der Scharia basierende Ausbildungszentren an zwei oder drei staatlichen Hochschulstandorten zu etablieren, halten die Unterzeichner für verfassungswidrig. Jeder Schulunterricht hat in der Tradition der Aufklärung zu erfolgen und wissenschaftlichen Standards zu genügen. Ein Islam, der nicht schulreif ist, schadet der Integration und gefährdet die freiheitliche Demokratie.

Ein glaubwürdiges Bekenntnis zur FdGO, besonders unter Berücksichtigung der Gleichberechtigung der Geschlechter, der negativen Religionsfreiheit, der Meinungsfreiheit auch in religiösen Angelegenheiten und der sexuellen Selbstbestimmung wären Grundvoraussetzungen, auf denen auch ein freiwilliger Islamischer Religionsunterricht (IRU) fußen müsste. Wie wenig die islamische Theologie bereit ist Wissenschaftsvorbehalt, historisch kritische Methode und Außenansicht zu respektieren und zuzulassen, zeigt der Umgang mit dem religionswissenschaftlichen Ansatz von Sven Kalisch. Der Münsteraner Jurist und Privatdozent war Inhaber des ersten Lehrstuhls für die Ausbildung islamischer Religionslehrer.

Das „religionsbezogene“ (Wissenschaftsrat) islamische Recht, das Körperstrafen wie Handabhacken, Fußabhacken und Peitschenhiebe für gottgewollte und gerechte Strafen hält und im Namen Allahs Todesstrafen verhängt und ausführt, sogar steinigt, ist, wie der Großmufti von Bosnien Herzegowina selbst zugibt, integraler Bestandteil der ewigen, unveränderlichen Scharia. Die vier oben genannten Organisationen protestieren gegen offizielle Gespräche mit hochrangigen Vertretern von menschenverachtenden theokratischen Diktaturen wie dem Iran.

Parteigänger der Scharia wie Bosniens Großmufti Mustafa Ceric, Irans Ex-Präsident Mohammad Chatami oder Ägyptens Religionsminister und Präsident des Obersten Islamischen Rates, Mahmoud Zakzouk, als Diskussionspartner bei Tagungen willkommen zu heißen, um mit ihnen über die vom Wissenschaftsrat (WR) empfohlenen Leitlinien zur Weiterentwicklung von Theologien und religionsbezogenen Wissenschaften an deutschen Hochschulen zu diskutieren, ist nicht hinzunehmen.

Mina Ahadi, Zentralrat der Ex-Muslime, Internationales Komitee gegen Steinigung und Todesstrafe

Hartmut Krauss, Sozialwissenschaftler, Hintergrund Verlag

Gabi Schmidt, Sozialpädagogin, und Edward von Roy, Diplom-Sozialpädagoge, I.so.L.De Verein für Sprach- und Lernförderung

Kontakt:

Mina Ahadi, minaahadi@aol.com

Gabi Schmidt, i.so.l.de@gmx.de

Ergänzender Hinweis: Anlässlich der Tagung des Wissenschaftsrates am 13. und 14. Juli 2010 im Kölner MediaPark protestieren Menschenrechtsaktivisten zwischen 12:00 und 19:00 Uhr, Maybachstraße Ecke Am Kümpchenshof gegen den Aufbau von „religionsbezogenen Wissenschaften“ beziehungsweise „Islamischen Studien“ an Deutschlands Universitäten.