Posts Tagged ‘Konversion’

Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran

März 23, 2009

إبرَاهِيم

Ibrāhīm (arabisch),

hebräisch: Abraham

Monsieur Ibrahim und die

Blumen des Koran

Ein Zwischenruf von Cees van der Duin

Heute bekomme ich ein merkwürdiges Buch in die Hände, Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran. Ein Elfjähriger jüdischer Junge wird von seinem grausamen Vater gequält, der irgendwann arbeitslos wird und feige Selbstmord begeht. Naja, Selbstmord ist im edlen Islam so was von verboten. Es sei denn, körperlich zumal sexuell misshandelte Frauen in Pakistan oder Anatolien begehen ihn, die ohnehin nicht so leicht ins Paradies kommen wie in die Hölle. Damit der jüdische Junge nicht so orientierungslos aufwächst, springt ein freundlicher und allgemein beliebter Händler des Stadtviertels ein, der gütige Mann ersetzt einen Vater und ist zudem auch gottesfürchtig, wenn er auch, wundert uns das jetzt, kein Jude ist, sondern Muslim.

Das Buch soll als Schullektüre längst massenhafte Verbreitung gefunden haben. Pädagogische Botschaft bis zu dieser Stelle: Jüdische Väter können grausam sein, arabische Männer hingegen sind in der Lage, eine väterliche Rolle auszufüllen. Was eigentlich ein makabrer Scherz sein könnte. Es kommt noch dicker, um es kurz zu machen: Der Junge tritt zu Islam über. Was heißt aus Allahgottes Perspektive „tritt über“ beziehungsweise konvertiert, islamkonform muss es vielmehr lauten: Der Junge rekonvertiert.

Denn eigentlich ist er nach dem fitra-Konzept von Sunna und Scharia ja bereits Muslim gewesen, weil jeder Mensch von Geburt an Muslim ist, sofern er nicht von seinen unwissenden (christlichen) oder gottesleugnendenen (jüdischen) Eltern irregeführt wird. Monsieur Ibrahim erklärt dem Heranwachsenden die Welt, natürlich in islamischer Interpretation, und schwärmt von den Schönheiten des wenig juden- und frauenfreundlichen Büchleins namens Koran. Ein kleiner Jude weniger, ein kleiner Muslim mehr. Korankritik scheint dem Autor nicht vonnöten, wird uns jedenfalls nicht mitgeliefert.

Ibrahim ist eine Anspielung auf den weltbekannten hebräischen Stammvater Abraham, der Junge heißt Moϊse oder Momo. Der drei Jahrtausende alte Moses war bekanntermaßen als Kind in einem Korb im Schilf ausgesetzt, ein legendäres Waisenkind auf den strömenden Wellen des ungewissen Lebens. Doch aus islamischer Doktrin war der ägyptische Moses natürlich bereits rechtgläubig sprich muslimisch.

Warum nimmt das jeder hin in der deutschen Bildungslandschaft und Lehrerausbildung, warum protestiert niemand dagegen, dass hier offen die Konversion zum Islam beworben wird, aus dem es bekanntermaßen kein Entrinnen ohne Lebensgefahr gibt? Indem der Jude als herzlos und grausam dargestellt wird dürfen wir zudem von einer antisemitischen Dimension sprechen. Der erlösungsbringende väterliche Muslim wird zum seelisch gesunden Mann und zu einer vorbildlichen Führerfigur stilisiert. Was über den eine antagonistische Stellvertreterfunktion einnehmenden brutalen und falschen Juden, der seinen leiblichen Sohn auch noch über einen gar nicht vorhandenen Bruder Momos belogen hat, ja womöglich das Judentum insgesamt verhöhnt, spätestens mit dem massenhaften Lesen in Deutschlands Klassenzimmern und in politisch-korrekter und das heißt heute, anders als 1933, in entgrenzt islamfreundlicher Atmosphäre. Oder bin ich da zu empfindlich?

Wir müssen fordern, dass in der Schule schleunigst ein ergänzender Text gelesen wird, in dem der misshandelte Sohn des gemeinen muslimischen Vaters zum Judentum übertritt weil er dort Zuwendung und Verlässlichkeit erfährt. Mein Vorschlag für den Titel: Monsieur Abraham und die Blumen des Talmud. Oder, wie wäre es, Söhnchen konvertiert zum Atheismus und findet sein Glück als Ex‑Muslim?

Was für eine schmierige Unterwürfigkeit gegenüber dem feudalen und erpresserischen Herrschaftskult der Scharia schwingt denn da bitte mit, in diesem Schulbuch, das im Originaltitel und auf Französisch Monsieur Ibrahim et les fleurs du Coran heißt und von einem gewissen Éric-Emmanuel Schmitt elsässischer Abstammung verfasst worden ist?

Gegen Schmitt sind offensichtlich sehr berechtigte Plagiatsvorwürfe erhoben worden, weil das erwähnte Buch allzu viele Ähnlichkeiten mit „La vie devant soi – Du hast das Leben noch vor dir“ von Romain Gary aufweist. Gary wurde 1914 in Vilnius (deutsch Wilna, jiddisch Wilne), sprich in Litauen als Roman Kacew geboren, war französisch-jüdischer Pilot, musste vor den Nationalsozialisten aus Frankreich nach England flüchten, wurde Autor und Diplomat und machte sich beispielsweise als talentierter Schriftsteller einen Namen.

Cees van der Duin

Warum Polizei-Einheiten in Staaten der kulturellen Moderne, anders als in archaischen Stammesgesellschaften, niemals ethnisch bzw. ethno-religiös orientiert sein dürfen

Oktober 14, 2007

Polizeiliches Arbeiten in

Moscheen

Polizeispitzel

in Moscheegemeinden?

Jacques Auvergne

Bülent Arslan vom Deutsch-türkischen Forum (DTF) der nordrhein‑westfälischen CDU will den ethnisch bzw. ethno‑religiös eingebundenen Polizeibeamten? Diese schräge und gefährliche Idee kann der säkularen Demokratie kein Zukunft weisendes Modell sein

Bülent Arslan vom Deutsch-türkischen Forum der CDU in Nordrhein‑Westfalen fordert eine muslimische Polizei‑Einheit. Das klingt wie ein origineller Einfall zur polizeilichen Gemeinwesenarbeit bzw. zum polizeilichen City-Management.

Zugleich wäre es ein Novum, solche «betenden Türken im Dienst». 150 bis 200 Beamte, so Arslan, sollen eine türkisch‑muslimische Polizei‑Einheit formieren und im Milieu der Moscheen ’Erkenntnisse gewinnen’. Arslan hält das bisherige Modell des Integrationsbeauftragten für gescheitert, so teilte er der WELT-online mit, sie seien nicht genug integriert.

Wolfgang Beus, Pressesprecher für Polizeifragen des nordrhein-westfälischen Innenministeriums, hält derlei jedoch richtigerweise schon fast für Spionage. „Wenn wir muslimischen Beamten sagen, sie sollen Erkenntnisse in ihren Gemeinden sammeln, geraten sie in einen Rollenkonflikt“, so Beus. Ob er als Privatmann oder Polizist zum Gebet geht, sei dann nicht mehr zu trennen. Auch ist Beus mit dem bisherigen Modell des Integrationsbeauftragten sehr zufrieden: „Mit dieser Methode haben wir gute Erfahrungen gesammelt“.

Der Vorsitzende der deutschen Polizei-Gewerkschaft, Rainer Wendt, nennt den Vorschlag Arslans „absurd“. „Mit einer muslimischen Polizei-Einheit wird ein völlig falsches Signal gesendet. Nämlich, dass wir einer Bevölkerungsgruppe besonderer Aufmerksamkeit schenken müssen. Und das wollen wir nicht.“ Es gebe andere Möglichkeiten, um Erkenntnisse über mögliche Terroristen zu gewinnen, etwa verdeckte Ermittler.

Ethnisch bzw. ethno-religiös aufgebaute Polizei-Einheiten wären der perfekte Staat im Staat. Ihre Mitglieder wären von der Ethnie bzw. Glaubensgemeinschaft stark erpressbar, professionelle Distanz jedenfalls würde fehlen. Arslans Vorschlag würde die Kluft zwischen Türken und Nichttürken in Deutschlands Stadtkernen womöglich noch mehr vertiefen. Das würde auf viele Jahre eine noch ausgeprägtere Parallelgesellschaft bzw. Gegengesellschaft aufbauen helfen.

Konflikte aus dem Ausland würden in gemeinsame Dienstbesprechungen mit nichtmuslimischen Polizisten bzw. nichttürkisch-stämmigen Polizisten hinein getragen. Die vielen kleinen ethnisch-kulturellen Spannungen jeder Zuwanderungsgesellschaft jedenfalls scheinen uns durch die von Bülent Arslan erträumte ’Türkenpolizei’ nicht vereinfacht sondern im Gegenteil unnötig verschärft.

Integration indes wäre der Ausweg, auch im Arbeitsleben: der türkischstämmige Kollege oder die türkischstämmige Kollegin mögen sich in den leitkulturellen und damit säkularen Kollegenkreis einfügen. Es gilt das Dienst- und Arbeitsrecht, Herr Arslan, nicht die hanafitische Scharia.

Übrigens hat Arslan dreierlei vergessen, vielleicht bezeichnend: eine alevitisch‑türkische NRW-Polizei sowie eine kurdische NRW-Polizei müssten dann ebenso her wie eine ex-muslimische NRW‑Türkenpolizei, wobei die zuletzt genannte dann allerdings nicht so gerne mit dem frommen Herrn Arslan mitbeten wird, jede Wette.

Und überhaupt, wenn der Polizist mal austreten will, ich meine nicht zum Pinkeln sondern aus der Religion, verliert er dann seinen Arbeitsplatz, frommer Herr Arslan? Soll das “religiöse Funktionieren” des supertürkischen Polizisten etwa Bestandteil des polizeilichen Dienstvertrages der säkularen deutschen Demokratie werden?

Zugegebenermaßen lösen sich im Kalifat solche Fragen einfacher als in der Demokratie.

Jacques Auvergne