إبرَاهِيم
Ibrāhīm (arabisch),
hebräisch: Abraham
Monsieur Ibrahim und die
Blumen des Koran
Ein Zwischenruf von Cees van der Duin
Heute bekomme ich ein merkwürdiges Buch in die Hände, Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran. Ein Elfjähriger jüdischer Junge wird von seinem grausamen Vater gequält, der irgendwann arbeitslos wird und feige Selbstmord begeht. Naja, Selbstmord ist im edlen Islam so was von verboten. Es sei denn, körperlich zumal sexuell misshandelte Frauen in Pakistan oder Anatolien begehen ihn, die ohnehin nicht so leicht ins Paradies kommen wie in die Hölle. Damit der jüdische Junge nicht so orientierungslos aufwächst, springt ein freundlicher und allgemein beliebter Händler des Stadtviertels ein, der gütige Mann ersetzt einen Vater und ist zudem auch gottesfürchtig, wenn er auch, wundert uns das jetzt, kein Jude ist, sondern Muslim.
Das Buch soll als Schullektüre längst massenhafte Verbreitung gefunden haben. Pädagogische Botschaft bis zu dieser Stelle: Jüdische Väter können grausam sein, arabische Männer hingegen sind in der Lage, eine väterliche Rolle auszufüllen. Was eigentlich ein makabrer Scherz sein könnte. Es kommt noch dicker, um es kurz zu machen: Der Junge tritt zu Islam über. Was heißt aus Allahgottes Perspektive „tritt über“ beziehungsweise konvertiert, islamkonform muss es vielmehr lauten: Der Junge rekonvertiert.
Denn eigentlich ist er nach dem fitra-Konzept von Sunna und Scharia ja bereits Muslim gewesen, weil jeder Mensch von Geburt an Muslim ist, sofern er nicht von seinen unwissenden (christlichen) oder gottesleugnendenen (jüdischen) Eltern irregeführt wird. Monsieur Ibrahim erklärt dem Heranwachsenden die Welt, natürlich in islamischer Interpretation, und schwärmt von den Schönheiten des wenig juden- und frauenfreundlichen Büchleins namens Koran. Ein kleiner Jude weniger, ein kleiner Muslim mehr. Korankritik scheint dem Autor nicht vonnöten, wird uns jedenfalls nicht mitgeliefert.
Ibrahim ist eine Anspielung auf den weltbekannten hebräischen Stammvater Abraham, der Junge heißt Moϊse oder Momo. Der drei Jahrtausende alte Moses war bekanntermaßen als Kind in einem Korb im Schilf ausgesetzt, ein legendäres Waisenkind auf den strömenden Wellen des ungewissen Lebens. Doch aus islamischer Doktrin war der ägyptische Moses natürlich bereits rechtgläubig sprich muslimisch.
Warum nimmt das jeder hin in der deutschen Bildungslandschaft und Lehrerausbildung, warum protestiert niemand dagegen, dass hier offen die Konversion zum Islam beworben wird, aus dem es bekanntermaßen kein Entrinnen ohne Lebensgefahr gibt? Indem der Jude als herzlos und grausam dargestellt wird dürfen wir zudem von einer antisemitischen Dimension sprechen. Der erlösungsbringende väterliche Muslim wird zum seelisch gesunden Mann und zu einer vorbildlichen Führerfigur stilisiert. Was über den eine antagonistische Stellvertreterfunktion einnehmenden brutalen und falschen Juden, der seinen leiblichen Sohn auch noch über einen gar nicht vorhandenen Bruder Momos belogen hat, ja womöglich das Judentum insgesamt verhöhnt, spätestens mit dem massenhaften Lesen in Deutschlands Klassenzimmern und in politisch-korrekter und das heißt heute, anders als 1933, in entgrenzt islamfreundlicher Atmosphäre. Oder bin ich da zu empfindlich?
Wir müssen fordern, dass in der Schule schleunigst ein ergänzender Text gelesen wird, in dem der misshandelte Sohn des gemeinen muslimischen Vaters zum Judentum übertritt weil er dort Zuwendung und Verlässlichkeit erfährt. Mein Vorschlag für den Titel: Monsieur Abraham und die Blumen des Talmud. Oder, wie wäre es, Söhnchen konvertiert zum Atheismus und findet sein Glück als Ex‑Muslim?
Was für eine schmierige Unterwürfigkeit gegenüber dem feudalen und erpresserischen Herrschaftskult der Scharia schwingt denn da bitte mit, in diesem Schulbuch, das im Originaltitel und auf Französisch Monsieur Ibrahim et les fleurs du Coran heißt und von einem gewissen Éric-Emmanuel Schmitt elsässischer Abstammung verfasst worden ist?
Gegen Schmitt sind offensichtlich sehr berechtigte Plagiatsvorwürfe erhoben worden, weil das erwähnte Buch allzu viele Ähnlichkeiten mit „La vie devant soi – Du hast das Leben noch vor dir“ von Romain Gary aufweist. Gary wurde 1914 in Vilnius (deutsch Wilna, jiddisch Wilne), sprich in Litauen als Roman Kacew geboren, war französisch-jüdischer Pilot, musste vor den Nationalsozialisten aus Frankreich nach England flüchten, wurde Autor und Diplomat und machte sich beispielsweise als talentierter Schriftsteller einen Namen.
Cees van der Duin
link zum buch von Assem Hefny Herrschaft und Islam: Religiös-politische Termini im Verständnis ägyptischer Autoren (ROI – Reihe für Osnabrücker…