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Risiko Monotheismus

Dezember 23, 2008

Monotheismus: Chancen und Risiken

Himmlischer Personalabbau

Jacques Auvergne

Mathias Schreiber vermutet, ein monotheismus-gereifter Mono-Ethos sei die absolut notwendige Bedingung für soziales, ziviles Zusammenleben und die Weltgemeinschaft „würde am nackten Wolfsverhalten zugrunde gehen“ (DER SPIEGEL 16/2006: Mose Superstar). Nanu, anders als die Menschen, zumal die Monotheisten, leben die Wölfe doch ökonomisch, sozial und ökologisch ausgesprochen ‘nachhaltig‘, und das seit Jahrhunderttausenden – mehr als nur ein fehlerhaftes Gleichnis?

Ähnlich unbesorgt bewertet Mathias Schreiber im selben Essay den sozialen Alltag der alten Stämme, der Naturvölker der vorangegangenen Jahrtausende, „in denen nichts als das Recht des Stärkeren galt“. Hm, einerseits scheint das Faustrecht in Bronx und Rütli-Schule auch zu gelten, und zum anderen durchweht diese Aussage eine Brise von kolonialistischer Arroganz, denn ob Jakuten, Buschmänner, Haida oder Hopi, sie alle lebten (und leben, gerade noch) vermutlich deutlich angst- und gewaltfreier als etwa die abendländischen, monotheistisch begeisterten Calvinisten und Hussiten. Der wesensgemäß kulturrassistische Islam verbreitete sich wohl auch weniger durch logisches Argumentieren über das himmlische Personal als vielmehr durch die Zwangsbesteuerung der folgerichtig (mindestens religionskulturell, wenn nicht gleich physisch) aussterbenden Nichtmuslime in nahezu jedem Gebiet islamisierter Mittelschicht und meist innerhalb von wenigen Jahrhunderten oder gar wenigen Generationen. Zudem ist der Glaubenswechsel eines Muslims etwa zum Buddhismus durch sozialen Druck bzw. persönliche Feigheit nahezu unmöglich, das ist in Kairo nicht anders als in Köln. Auch die im Zusammenhang mit dem legendären Abraham stets irgendwie verklemmt erwähnte männliche Genitalverstümmelung trauen sich erst ganz wenige Jüdinnen, an ihren Söhnen nachhaltig zu unterlassen – der Gott des Macho-Gehirns will offensichtlich Blut sehen. Wie schon bei den Papua und Aborigines, die ja ebenfalls ohne absolute medizinische Indikation kultisch-religiöse Amputationen, verharmlosend Beschneidung genannt, am symbolisch ’männlichsten aller Körperteile’ vornehmen. Sinnvolles zum Thema Islam und Jungenbeschneidung ist bislang kaum jemals geschrieben worden, löbliche Ausnahme ist Necla Kelek: Die verlorenen Söhne – Plädoyer zur Befreiung des muslimischen Mannes.

Der Weg in den Monotheismus, der Weg zum eifersüchtigen himmlischen Griesgram war eine Subtraktion, ein himmlischer Personalabbau – nicht zuletzt flogen ja die Göttinnen vom Thron. Getreu dem alten Grundsatz ‘wie auf Erden, so im Himmel‘ ging der Aufstieg des männlichen Bosses (Stammesführer, König, Cäsar / Papst) einher mit der Karriere von Zeus, Jupiter, Mithras, Ahura-Mazda oder Allah: eine Art Sollbruchstelle in der patriarchalen Stadtkultur und der sie weiträumig umgebenden Slums bzw. strukturschwachen Gebiete. Galiläa war, wie Arabien, Stadtumland der ökonomisch unendlich reichen Metropolen an Nil und Euphrat, und die neidischen Habenichtse bzw. deren Tugend-Tyrannen wie Nehemia und Mani mussten sich den Wohlstand der Ungläubigen doch irgendwie schönlügen. Gefährliche Analogie: das World-Trade-Center ist der Turmbau von Babel, und beiderlei Einsturz gleich gottgefällig.

Ein emanzipatorisches Potential hat der Monotheismus, den wir unfreiwillig erbten, nun aber auch. Den zweiten Gott sollten die meisten der angeblichen Monotheisten allerdings besser rasch über Bord werfen: den Teufel.

Fraglos hatte unser ’zaghaft zivilisierendes‘ Europa mehr Angst vorm Teufel als Vertrauen zum Gott, und einen geradezu manichäischen Dualismus vermag man bis heute bei jedem radikalen Lichtkrieger auszumachen, von den Inquisitoren bis zu al-Qaida. Mathias Schreiber jedenfalls hat uns in seiner Abhandlung Mose Superstar die kollektiv ’gespürte’ himmlisch-höllische Doppelspitze völlig unterschlagen, das helldunkle Götter-Pärchen aus Vatergott und Satan.

Wobei für ‘Satan‘ seit über einem Jahrtausend und für Christen wie Muslime immer wieder ‘Frau‘ und ‘Jude‘ stand: Das Verführende, die Quelle des Unheils, die ‘Büchse der Pandora‘.

Qualitätskriterien für Religiosität zu entwickeln jedenfalls scheint für bundesdeutsche Mehrheiten an der Zeit, damit wir dem autodidaktischen Flugzeugführer Atta, dem marokkanisch-niederländischen und koranisch inspirierten Mörder an Theo van Gogh und auch den ‘Ehrenmord‘-begehenden Familienangehörigen der vom eigenen Bruder erschossenen Berlinerin Hatun das Prädikat ‘religiös‘ ohne Gewissensbisse absprechen.

Denn Monotheismus ist keine Krankheit und Fundamentalismus heilbar. Seien wir nun atheistisch oder säkular-religiös, es wird sich unsere Islamkritik immer wieder einmal auch gegen die (beispielsweise evangelikalen) Höllenfurchterwecker in den nichtislamischen Religionen richten müssen. Es ist eben gerade kein Zeichen von Gott-, Selbst- und Weltvertrauen, wenn jemand ebenso ängstlich wie wörtlich daran glaubt, die Welt sei in sechs Arbeitstagen von einer unsichtbaren Gottheit geschaffen.

Es gilt, die jeder theokratischen Herrschaftsordnung zugrunde liegenden Muster aufzudecken. Denn ob Marduk die Tiamat erschlägt oder Allah die al-’Uzzā: Das dem Himmel nähere Männliche unterwirft das dämonische kosmische Weibliche und leitet aus dieser Bezwingung seine politischen Ansprüche ab, neuerdings auch im UN-Menschenrechtsrat. Der irdische Machthaber mag dann Muslimbruderschaft heißen oder Milli Görüş, entscheidender ist, dass er deinen vielleicht ja säkular gedachten Bürgermeister oder Innenminister rechtleiten möchte.

Jacques Auvergne

Zum Weiterlesen:

Afrikanische Kosmogonie:

http://de.wikipedia.org/wiki/Afrikanische_Kosmogonie

Kosmogonie:

http://de.wikipedia.org/wiki/Kosmogonie

Mohammed tötet seine innere al-’Uzzā

http://de.wikipedia.org/wiki/Al-%27Uzza

Strafgesetz der Islamischen Republik Iran, bei IGFM:

http://www.igfm.de/index.php?id=894

Will Europa das Kalifat?

Juli 3, 2008

إمامة

imamah,

islamisches Imamat.

Imamat ist die politische Herrschaft der

islamischen Geistlichkeit bei aufgezwungener

„Muslimisierung“ auch der säkularen Muslime.

Imamat ist seit 1979 im Iran kulturell wirksam

Herr Cerić fordert das

europäische Imamat

Jacques Auvergne

3. Juli 2008

In der Doktrin der Schiiten, der Schia bezeichnet imamah, Imamat die religiöse, spirituelle und (!) politische Führung der umma, der Gemeinschaft der Gläubigen (1). Man beachte das „und“, es steht dem Muslim nämlich nicht zu, lediglich Religionsführerschaft bis zur Abwahl, persönliche geistliche Lebenshilfe oder vorübergehendes politisches Kanzleramt zu wählen, nein, das Imamat der Schiiten ist die monopolistische Deutungsmacht des Klerus in Bezug auf jeden organisierten Islam des Territoriums, die Kontrolle jeder Behörde und Stadtverwaltung und ist das von dir lebenslang zu erbringende moralische Ausrichten an der Kaste der höchsten Imame. Eine eventuell vorhandene gesonderte weltliche Administration ist dem Rat der Imame untergeordnet: Imamat ist die totale staatspolitische Steuerung des Territoriums. Imamat ist politisch angewendeter Islam, realisierter Islam, Kalifat.

Für Schiiten, so das englische Wikipedia, sind die Imame die wahren Kalifen oder rechtmäßigen Nachfolger des Propheten Mohammed, für Zwölferschiiten und Ismailiten sind darüber hinaus die höchsten Imame mit übernatürlichen Kräften ausgestattet, frei von Fehlerhaftigkeit und Sünde, sprich: Sind zauberkräftig, unfehlbar und moralisch rein. Sunnitische Muslime kennen diese Verehrung des Imamats, die seit 1979 von Teherans Ayatollahs nutzbar gemacht wird, in dieser Weise nicht, jedoch hat der Begriff Kalif auch für Sunniten viel zu sagen.

Kalif ist die deutsche Form des arabischen Wortes خَلِيفَة Khalīfah und bedeutet wörtlich Nachfolger oder Repräsentant. Der Kalif ist das Staatsoberhaupt aller Muslime der umma, der vom juristischen Rahmen der gottgeschaffenen Scharia umfangenen Gemeinschaft aller Muslime (2). Die Scharia ist für folgsame Muslime Allahs ewiges, unveränderliches Religionsgesetz, gebunden an die einzelnen islamischen Rechtsschulen ebenso wie an die zeitlos gültige Rechtleitung von Koran und Hadithen. Wie im einzelnen „die“ Scharia in einem islamisierten Territorium der Erde zur Anwendung kommt, sprich wie denn Scharia in die Urteile der Rechtssprechung oder die Paragrafen einer staatlichen Ordnung gefasst werden soll ist von Gott Allah offensichtlich nicht eindeutig geregelt worden.

Insofern könnte die Scharia als flexibel und erneuerungsfähig bezeichnet werden, was für uns Demokraten jedoch einem verhängnisvollen Trugschluss gleichkäme, denn die institutionalisierte Herabwürdigung der Frau, die geheiligte Verachtung der Christen und vor allem der Juden, Atheisten und Apostaten, die Etablierung des Kalifats als der idealen islamischen Gesellschaft sowie die weltweite Ausbreitung des Herrschaftsbereichs des Islam, diese jedem Muslim auferlegten Pflichten schaffen einen immerwährenden Konflikt zu den universellen Menschenrechten, etwa zu deren gleichheitsfeministischem Anspruch.

Was einem Trugschluss gleichkäme – und wohl auch: Gleichkommen soll. Muslime jedenfalls haben den Freibrief und Auftrag, Nichtmuslime in dieser Angelegenheit mit Taqiyya, geheiligter Lüge, nur im Notfall zulässig, oder vielmehr mit ايهام Îhâm zu täuschen, der heiligen Lüge für den Normalfall. Von dieser rhetorischen Gepflogenheit im Umgang mit Nichtmuslimen, die einem Nebelschleier gleich die Methodik der دعوة da’wa, der islamischen Mission sowie tagespolitisch besonders kontroverse und dabei islamrelevante Themen zu umgeben pflegt, von dieser heiligen Lüge namens Îhâm machen nicht nur Deutschlands islamverbandliche Vertreter verlässlich regen Gebrauch. Auch der Großmufti von Bosnien und Herzegowina, Mustafa Cerić, gibt sich bedarfsweise als Menschenfreund oder Frauenversteher wenn es nur der guten Sache dient, sprich der Ausbreitung der islamischen Ausbeutungs- und Herrschaftsverhältnisse in Europa.

Wir ahnen mit leichtem Grauen die mehr als ein Jahrtausend alte Unversöhnlichkeit des institutionalisierten Islam, der nicht einen Millimeter zur Veränderung bereit ist und noch jede andere, nichtislamische Lebensweise planmäßig und in Allahs Auftrag erodiert und unterdrückt hat wenn er sie nicht vernichtet hat. Das aber halten die zarten Nerven der politischen Elite des heutigen Europas nicht gerne aus weshalb man bevorzugt, den Islam für reformfähig zu halten und die islamischen Geistlichen für unser Vertrauen verdienend. Europas Ex-Muslime warnen uns vergeblich, diesen Zerstörern jeder Geschlechtergerechtigkeit und Meinungsfreiheit auch nur ein Wort zu glauben.

Volksvertreter Schäuble führt seine Gespräche mit den frauenfeindlichen und zum Apostatenmord aufrufenden Anhängern der Theokratie weiter. Warum eigentlich? Ein Demokrat hat mit einem Faschisten, Rassisten oder eben Theokraten eigentlich keine Kompromisse einzugehen. Offensichtlich hofft man, den Islam demokratisch zähmen zu können. Optimismus ist sicherlich eine gute Sache. Menschen können, will mir scheinen, nicht nur blind vor Hass oder Liebe sein sondern auch blind vor Optimismus.

Hören wir auf Mustafa Cerić, den obersten orthodox-islamischen Führer und für das muslimische Fußvolk Südosteuropas damit wohl auch bereits den höchsten politreligiösen Führer Bosniens. Dieser Großmufti von Bosnien und Herzegowina also tut Europas Rechtgläubigen und Dhimmis kund:

It is not enough that Europe recognises the presence of Islam on its territory. Muslims deserve more than that. They deserve that their presence be legalised in the sense of creating a political and economic climate in which European Muslims can represent themselves through the institutions that should have both governmental support and public acceptance.

Es reicht nicht aus, dass Europa die Anwesenheit des Islam auf seinem Territorium anerkennt. Muslime verdienen mehr als das. Ein Leben in Würde muss für Europas Muslime bedeuten, legalisiert zu werden in dem Sinne, dass Europa ein politisches und ökonomisches Klima schafft, in dem sie sich durch ihre Institutionen umfassendes Recht auf Teilhabe und Mitsprache schaffen können, Institutionen, die sowohl die Unterstützung der Regierungen genießen als auch die öffentliche wertschätzende Anerkennung.

Cerić erweckt in den Nichtmuslimen Schuldgefühle für angeblich verübte ausgrenzende Gewalt und in den Muslimen heilige Wut in Bezug auf ein ihnen ebenso angeblich ständig widerfahrenes Unrecht. Ziemlich dreist stellt der Großmufti die sensiblen europäischen Muslime der herzlosen Demokratien Europas als gedemütigt, ja fast als illegal dar. Die erwähnten Institutionen kosten („Unterstützung“) sicherlich auch Geld, wahrscheinlich darf die EU da finanziell mit angemessener Dschizya einspringen. Und einerlei was diese islamischen Behörden leisten werden, sie verdienen deine und meine Anerkennung. An einem Übermaß an Schüchternheit leidet Herr Cerić jedenfalls nicht.

Cerić durfte diese Worte im Dezember 2007 in der europäisch-wertkonservativen und CDU-nahen European View abdrucken, eine Rede, die den Titel „The challenge of a single Muslim authority in Europe“ trägt. Ein Titel, der jeden Fundamentalismuskritiker alarmieren müsste, denn das wörtliche „Die Herausforderung einer einzigen Muslimischen Behörde/Autorität in Europa“ ließe sich in Kenntnis des politischen Islam treffender durch „Die Herausforderung, eine einzige, anerkannte muslimische Hierarchie für ganz Europa zu etablieren“ wiedergeben. Für jeden Islamkenner wird damit klar: Der Mann will das Kalifat (was denn sonst, er ist Muslim).

Aber: Eine CDU-nahe Zeitung druckt diese Worte ab, wahrscheinlich in völliger Unkenntnis des orthodoxen Islam, der immer auch eine Staatsgründung ist und der die Muslime seines Territoriums – alle Muslime, auch die, die die Schnauze voll haben von der Theokratie – in psychische Abhängigkeit bringen will und halten will. Und bringen wird und halten wird, verhindert die säkulare Demokratie dieses nicht. Einen anderen Islam, man mag das bedauern, gibt es noch nicht. Europa muss die Muslime vor „ihrem“ politischen Islam schützen, sie selbst sind dazu aus seelischer Abhängigkeit und mangelndem islampolitischen Einfluss nicht in der Lage, von den wenigen dezidiert säkularen Muslimen einmal abgesehen, die man allerdings an einer Hand abzählen kann.

Yassin Musharbash beliebte, die in European View abgedruckte Rede des Großmuftis zu verteidigen. Am Begriff und Anspruch der Scharia kaute Musharbash scheinbar kenntnislos jedenfalls lustlos herum, wobei er die islamisch unverzichtbare Existenz der hadd-Vergehen und ihrer koranisch angemessenen Folgen (Steinigung, Handabhacken) zwar nicht völlig leugnete, sie jedoch benutzte, um uns Demokraten irgendwie zu beschuldigen (4). Als Redakteur von SPIEGEL-online scheint er mit der Aufforderung Allahs, jeden Islam-Apostaten zu töten, keine großen Schwierigkeiten zu haben. Der Mann ist wirklich toleranter als ich. Oder aber: Der 1975 geborene Sohn einer Deutschen und eines Jordaniers betreibt kunstsinnig ايهام Îhâm, notfallfreie Lüge (3). Fromme Flunkerei.

Die meisten Muslime vernebeln mir als Nichtmuslim jeden interreligiösen Dialog oder auch nur jedes ernsthafte Gespräch über Religion oder Islam innerhalb von Minuten mit Îhâm und schrecken beispielsweise nicht davor zurück, sich in einem Satz mehrfach zu widersprechen, schmierig zu grinsen, bewusste Auslassungen vorzunehmen (die in Allahs Scharia enthaltene Todesstrafe für Apostasie, die auch in Europa und Deutschland angestrebte Rechtsspaltung für edle Muslime beziehungsweise unwürdige Dhimmis, die Reife für den Geschlechtsverkehr eines islamischen Mädchens mit neun Jahren, die Wertschätzung islamischer Geistlicher für die islamische Frauenbeschneidung) oder mich fraglos wider besseres Wissen der Demokratiefeindlichkeit namentlich des Angriffs auf die Religionsfreiheit zu beschuldigen. Ich weiß nicht, ob Muslime derlei aus Unfähigkeit zu Selbstkritik tun, aus Angst vor Allahs Höllenstrafe beziehungsweise Sorge vor sozialer Exklusion oder aus einer fast rassistisch zu nennenden Verachtung für mich als sittlich geringer wertigen Menschen sprich Nichtmuslim. Ich bilanziere lediglich, dass es einen wie auch immer gearteten Dialog nicht gibt. Und ich habe den Verdacht und zugleich die Hoffnung, dass selbst Dr. Schäuble allmählich erkennt, dass er seine Islamkonferenz besser gar nicht erst gestartet hätte.

Cerić, der Großmufti aus Sarajevo weiter:

First, Muslims have to understand Europe as a house of peace, not a house of war. Second, Muslims have to be clear that their minimum claim is to be free from social interference in their cultural life and that their maximum claim is for social recognition because of their positive contribution to the common good of European society as a whole. And thirdly, Muslims have to establish a single Muslim authority that can speak for both Islam as a world religion and Muslims as good citizens of Europe.

Erstens müssen Muslime verstehen lernen, dass Europa ein Haus des Friedens ist, kein Haus des Krieges. Zweitens muss ihre Minimalforderung sein, ohne störende soziale Einmischung ihre islamische Kultur leben zu können und ihre Maximalforderung, aufgrund ihres heilsamen gesamtgesellschaftlichen Beitrags für die Europäische Gesellschaft anerkannt zu werden. Drittens müssen Muslime eine einzige islamische Autorität etablieren, die sowohl für den Islam als Weltreligion sprechen kann als auch für die Muslime Europas als gute Staatsbürger.

Cerić verwendet einen tausend Jahre alten Binärcode, die Dualität aus der Dar al-Islam und der Dar al-Harb. Hier sei kein Haus des Krieges: Rührend aufmerksam, denn als Harbi dürfte mich jeder Muslim, islamrechtlich einwandfrei, totschlagen. Augenzwinkernd verkündet er mit dem Begriff „Haus des Friedens“ jedem Islamkundigen, Europa sei bereits dem Islamischen Staatsschatz zuzuzählen, islamisiertes Territorium. Die multikulturellen Deppen indes speist er mit demselben, doppelgesichtigen Satz ab mit einem sinngemäßen, „Euer Großmufti will Frieden!“ Bemerkenswert ist seine Forderung, „ohne Einmischung und Störung“ leben zu dürfen. Wir müssen ihm widersprechen: Nein, die Demokratien werden die übliche Gewalt in der islamischen Familie, die Prügelstrafen als Mittel der Kindererziehung und Koranschulpädagogik, die islamisch weltweit wohlwollend geduldete Frauenbeschneidung und die antisemitischen Sprüche in Moschee und Koranschule nicht dulden vielmehr durchaus stören. Und es ist ja wohl ein Witz, dass ein europäisches Imamat notwendig sein soll um den andernfalls allzu sprachlosen Muslimen eine staatsbürgerliche Stimme zu verleihen. Problem allerdings: Die staatsbürgerlich schafblöden Muslime Europas setzen sich gegen Cerić wahrhaftig nicht zur Wehr.

Der Großmufti, so ist zu befürchten, wird seine Vision einer islamischen Schreckensherrschaft recht ungehindert verwirklichen können. Die europäischen Moscheegemeinden, die einem Theokraten und Ironisierer der Demokratie wie Herrn Mustafa Cerić zu widersprechen in der Lage und willens sind, lassen sich an einer Hand abzählen. Da muss sich rasch etwas ändern. Ist es die Angst vor der Höllenstrafe, die nahezu jeden deutschen Muslim daran hindert, den Großmufti von Sarajevo als Gefahr für die Demokratie zu benennen? Oder ist es der antrainierte Hass auf die Kuffar?

Mustafa Cerić war Gründungsmitglied des europäischen Fatwa-Rates (European Council for Fatwas and Research, ECFR). Das ECFR möchte nach eigener Aussage ein Scharia-Recht formulieren, welches auf die kulturelle Moderne zugeschnitten ist. Mit dem Vorsitzenden Yusuf al-Qaradawi und der Beteiligung aus deutschem und niederländischem Sprachraum durch die vom Verfassungsschutz beobachtete Milli Görüş (IGMG) dürfen wir also in den nächsten Monaten und Jahren auf eine fleißige Fatwaproduktion gespannt sein.

Yusuf al-Qaradawi billigt Selbstmordattentate, hält Homosexuelle („100 Peitschenhiebe“, auch mal: „die Todesstrafe“) für abartig und islamrechtlich bestrafenswert, hält das Frauenkopftuch für verpflichtend („nur Gesicht und Hände sollen sichtbar sein“) und fordert eine Dominanz der Scharia im Allgemeinen und seiner Fatwas im Besonderen über jedes säkulare Recht. Der Ehemann darf, so al-Qaradawi, seine Frau schlagen („leicht, mit den Händen“), sollte diese sich gegen ihn auflehnen.

Vorsitzender des deutschen Kooperationspartners IGMG ist Osman Döring genannt Yavuz Çelik Karahan, der immerhin den Mord an drei christlichen Mitarbeitern in Malatya im April 2007 als „barbarischen Akt“ verurteilte. Den gefesselten Opfern eines religiösen Verlages waren die Kehlen durchschnitten worden wie auszublutendem Schlachtvieh. Einer der Vorgängerorganisationen der IGMG aber meinte 1986 in Bezug auf die ungläubigen europäischen Ureinwohner: „Der Europäer ist ein Atheist und Götzenanbeter, ein Wucherer, Kapitalist, Sozialist, Zionist, Kommunist und Imperialist, ständig brünstig und besoffen, ehebrecherisch und materialistisch. Er hat sich dem Teufel verschrieben. (5)“ Vielleicht sucht die IGMG ja noch ihre Identität.

Für uns Islamskeptiker ist dieses Zitat von 1986 sicherlich geradezu ein Leckerbissen. Als Sozialpädagoge frage ich mich allerdings, ob auch heute im demokratiehassenden Geist Erbakans Kinder und Jugendliche indoktriniert werden und, gegebenenfalls, wie denn diese radikalislamisch Indoktrinierten wieder zu entnazifizieren, pardon, zu resozialisieren sind. Lassen Sie uns hoffen, dass den anständigeren Muslimen Bosniens, Österreichs und der Bundesrepublik Deutschlands die Demokratie stets attraktiver erscheinen wird als das Kalifat oder Imamat.

Das Gottesgesetz der Scharia, wie sehr man es auch polieren und vergolden mag, wird mit der Gleichberechtigung von Mann und Frau, der körperlichen Unversehrtheit, der religiösen und der an sie gebundenen sexuellen Selbstbestimmung sowie mit der Meinungsfreiheit stets kollidieren. Im Sinne dieses von Musharbash so gerne bagatellisierten Gottesgesetzes werden die Herren al-Qaradawi, Cerić und Döring (genannt Karahan) nun auch für Europa Fatwa um Fatwa produzieren. Von der kulturellen Moderne allerdings wird in ihrem Arbeitsbereich womöglich nicht viel übrig bleiben. Die der Erbakan-Doktrin von der gerechten Ordnung („adil düzen“) und der nichtigen Ordnung („batil düzen“) verpflichtete und an einer verstärkten Nichtintegration, Segregation und Gegengesellschaft der türkischstämmigen Muslime in Deutschland interessierte Organisation Milli Görüş wird das antidemokratische, das theokratische Gedankengut von al-Qaradawi und Cerić begierig aufsaugen.

Ein sadistischer Kriegsgott könnte mit seinem bosnischen Vertreter in Sarajevo eigentlich ganz zufrieden sein. Und die militanten und mysogynen Muslime werden sich einen kriegerischen, frauenfeindlichen Gott schaffen, um ihre fiebrige Seele, auf Kosten der Ex-Muslime, Dhimmis und demokratischen säkularen Muslime, im Gleichgewicht zu halten. Hadithe hin, Fatwas her. Wie auf Erden so im Himmel.

Ein aufmerksamer Zeitgenosse (6) prägte unlängst das Gleichnis des Kabelbinders (7), welches das zersetzende islamische Umweltverändern, die ätzende islamische Grenzfläche zur Dar al-Harb sehr treffend zeichnet. Der Kabelbinder, jene elastische Plastikschlinge mit schräger Rasterzahnung und stabilem, kantigem Kopf nämlich bewegt sich … immer nur in eine Richtung. Demokraten empört, dialogbereit. Islam bewegt sich nicht. Demokraten sauer, kompromissbereit. Umma bewegungslos. Demokraten machen ein Zugeständnis. Islam steht still. Demokraten wieder nervös … und so fort.

Das Bild vom Kabelbinder beschreibt den derzeitigen, von Ausnahmen abgesehen zum Scheitern verurteilten demokratisch-islamischen Dialog. Der Kabelbinder der Scharia bewegt sich nur in eine Richtung. Die Schlinge der Multikulturalität und der Dialogforen zieht sich zu.

Seit mehr als tausend Jahren: Islam verändert Nichtislam. Stillstand auf der einen Seite, Nachgeben auf der anderen. Da’wa trifft Dialog, Schäuble den KRM (8). Das von Herrn Cerić gepriesene Europa-Imamat begegnet der säkularen Gesprächsbereitschaft. Wir schuldzerknirschten Europäer sind ganz auf Toleranz und windigen Veränderungsprozess getrimmt, indes die Schergen der politischen Scharia vor Sadismus und frommer Lernverweigerung nur so glänzen. „Es geht immer nur in eine Richtung weiter“. Die meisten Kabelbinder lassen sich nur durch Zerstörung öffnen.

Tolerant bis naiv also redet man von „kultureller Vielfalt am Arbeitsplatz“ (9) oder „ethnischer Ökonomie“ (10). Die Europäische Union hat 2008 zum „Jahr des interkulturellen Dialogs“ ernannt (11).

Der Islam strebt nach totaler Herrschaft und damit gerade auch nach militärischer und politischer Dominanz. Der klassische und der derzeitige Islam können daher die Demokratie nicht wollen. Ein anderer Islam, etwa ein sich einer weltbürgerlichen Rationalität und damit Wissenschaftlichkeit freiwillig unterordnender Ijtihad-Islam oder ein sich auf Seelsorge beschränkender und auf jede politische Herrschaft bewusst verzichtender Sufi-Islam, der allerdings Menschen- und Frauenrechte erst einmal entdecken müsste, ein anderer als der politische Islam hat sich bislang als unerwünscht oder nicht überlebensfähig erwiesen. Säkulare Muslime wie Irshad Manji und Bassam Tibi versuchen, einem noch sehr utopischen, künftigen Islam eine solche Verträglichkeit mit der kulturellen Moderne, damit beispielsweise eine Demokratiefähigkeit, zugänglich zu machen. Mögen sie Erfolg haben.

Der politische Islam aber umschließt alle Kulturen seiner Umgebung. Wie ein Kabelbinder.

Jacques Auvergne

Quellen:

1

http://en.wikipedia.org/wiki/Imamah_(Shi%27a_doctrine)

2

http://en.wikipedia.org/wiki/Caliph

3

Iham, Fromme Flunkerei, bei Wikipedia unter: Taqiyya, dort: Diskussion

http://static.wikipedia.org/new/wikipedia/de/articles/t/a/q/Diskussion~Taqiyya_7096.html#Iham

4

Yassin Musharbash am 14 Mai 2008, SPIEGEL-online

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,553231,00.html

5

Islamische Gemeinschaft Milli Görüş

http://de.wikipedia.org/wiki/Islamische_Gemeinschaft_Milli_G%C3%B6r%C3%BC%C5%9F

6

„Hier in Deutschland läutet man mit solchem “Entgegenkommen” den Beginn einer gesellschaftlichen Veränderung ein: Die Gutmenschen denken, sie machen was Humanes, wenn sie sooo auf die türkischen Bürger zugehen.

Die türkischen Bürger werden aber stehen bleiben. Die Gutmenschen werden sich wieder auf sie zubewegen. Dieser Zyklus ergibt langfristig einen islamischen deutschen Gottesstaat. Diese Gutmenschen erkennen nicht, dass sie bestehende Werte einfach wegwerfen.

Der Islam und das Türkische werden immer mehr Einzug in den deutschen Alltag halten. Das Deutsche wird aber nicht Einzug in den türkischen Alltag der hier lebenden Türken halten. Es ist wie bei einem Kabelbinder: Es geht immer nur in eine Richtung weiter.“

Politically Incorrect, #37 RadikalDemokrat (15. Jun 2008 19:49)

http://www.pi-news.net/2008/06/oeffentlich-rechtlicher-rundfunk-jetzt-auf-tuerkisch/

7

Kabelbinder. Bei: Wikipedia

http://de.wikipedia.org/wiki/Kabelbinder

8

http://de.wikipedia.org/wiki/Koordinierungsrat_der_Muslime

9

„Kulturelle Vielfalt am Arbeitsplatz“

http://www.vielfalt-als-chance.de/index.php?id=235

10

„Ethnische Ökonomie“

http://www.schader-stiftung.de/wohn_wandel/499.php

11

EU ernennt 2008 zum Jahr des interkulturellen Dialogs

http://www.interculturaldialogue2008.eu/333.html?L=1

Laura heiratet

Mai 19, 2008

الشهادة

Schahāda,

islamisches Glaubensbekenntnis

Neues aus

Altendorf

Jacques Auvergne

Jungakademikerin

sucht Mann fürs Leben.

Deutschlands höhere Töchter

konvertieren zum Islam

(Personen- und Ortsnamen geändert)

Laura ist bei ihrer Mutter aufgewachsen, Tochter einer Apothekerin und eines erfolgreichen Frankfurter Immobilienmaklers und heute 25 Jahre alt. Lauras Eltern leben seit zwei Jahrzehnten getrennt, doch auch der Vater hat häufigen Kontakt zu seinem Kind, das 2001 in Mainz die Hochschulreife erreichte. Im Mai 2006 schloss die in der idyllisch am Rheinufer gelegenen Kleinstadt Altendorf bei Mainz aufgewachsene Laura ihr Studium der Anglistik erfolgreich ab. Noch am Tage der Diplomfeier setzte sie eine Annonce in die Zeitung: „Junge Akademikerin sucht Mann fürs Leben“. Das jedoch hielt sie vor ihrem Vater geheim, Eltern brauchen ja nicht alles zu wissen. Der erfreute Papa stiftete seiner Tochter eine noble Zweizimmerwohnung im benachbarten Mainz. Wenn das kein Optimismus ist.

Zwei Dinge sind allerdings zu ergänzen. Erstens nutzte sie kein Printmedium sondern eine Online-Zeitung, sie inserierte in einer Partnerbörse im Internet. Und zweitens schrieb sie nicht einfach „Mann“ sondern spezifizierte genau „muslimischer Mann“. Denn das versprach eine besondere, abenteuerliche Herausforderung zu werden. Worin sie sich nicht täuschen sollte.

Und bis heute ist das Abenteuer noch nicht einmal zu Ende. Die Motivation für diese besondere Suche nach dem Risiko dürfte nicht zuletzt in einer uneingestandenen Rivalität zu ihrer Jugendfreundin Melanie wurzeln.

Lauras Kommilitonin Melanie nämlich, Freundin seit dem Kindergarten und heute nur einen dreiminütigen Fußweg von ihr entfernt wohnend, wurde im Grundstudium Opfer von Bezness: Ein charmanter Tunesier täuschte Liebe vor, umgarnte die Studentin wochenlang, kultivierte vielseitige Sexualität und gelangte an Melanies Bank-Karte nebst dazugehöriger Geheimnummer. Nach ein paar erotischen Nächten im Wiesbadener Studentenwohnheim waren alle drei verschwunden, Geldbörse, Schmuck und Liebhaber. Das Konto leergeräumt, vom Verbleib einer stattlichen Summe Geldes fehlt bis heute jede Spur. Der Nordafrikaner finanziert sein Dasein ganz offensichtlich mit diesem eigenwilligen Lebensstil. „Naja, das kann der einfältigen Melanie passieren“, dachte Laura: „der Misserfolg meiner simpel strukturierten Freundin ist für mich als Siegertyp doch gerade ein Grund, es besser zu machen als sie!“ Gesagt, getan.

Am Tag nach der Diplomfeier blieb der Computer-Bildschirm leer. Auch am zweiten. Am dritten Tage aber flatterte Antwort auf Lauras Bildschirm. Khalid, 27, Libanese, Student der Elektrotechnik, fragt in aller Höflichkeit nach einem Treffen in einem Mainzer Café: „Willst du vielleicht kommen?“ Ein Photo dabei, einfach umwerfend sieht der mediterrane Typ aus. Nein, so etwas Nettes, Melanie würde grün werden vor Neid. Und ob Laura wollte! Ob denn Khalid auch wirklich ein echter Muslim wäre? Khalid versprach mit treuherzigen Sätzen, der sunnitischen Glaubensrichtung anzugehören. Sunnit, wie aufregend! Er erschien im Café, hübsch wie Adonis und Laura fühlte sich im siebten Himmel. Es folgten studentische Wochen voller Verliebtheit. Die anderen Studentinnen gratulierten, auch Melanie. Papa wusste von nichts.

Einige Monate später zog Khalid bei Laura ein. Lauras konservativer Vater, der die Wohnung bis heute finanziert, darf jedoch davon nichts wissen, er hatte immer gesagt, dass er einen Ausländer als Ehemann seiner Tochter nicht dulden würde. Doch niemand sagte dem Makler etwas und so konnte im Mai 2007 geheiratet werden. Ebenfalls in Lauras privatem Zimmer, den dafür notwendigen, feierlich gewandeten Geistlichen organisierte Khalid beim benachbarten Moscheeverein. Sehr orientalisch, sehr aufregend. In den eigenen vier Wänden also sprach Laura die altehrwürdige Schahada aus, das islamische Glaubensbekenntnis, denn, so hatte Khalid es erläutert, ohne Übertritt zum Islam keine Heirat. Notfalls eben am Tag der Heirat, kein Problem. Khalid war fromm und praktisch zugleich. Laura war beglückt.

Das deutsche Standesamt weiß davon natürlich nichts, personenstandsrechtlich gilt Laura damit als ledig. Khalid hält von den Ämtern der säkularen Moderne nach eigenem Bekunden auch nicht besonders viel: „Du musst autonom leben, die muffigen Behörden brauchen nicht alles zu wissen!“ So viel rebellischer, antibürgerlicher Geist, was sind ihre Eltern doch für langweilige Spießer. Ohne Vaters Wissen zu heiraten ist natürlich gleich noch viel aufregender. Ihre Mutter allerdings nahm sie zur Hochzeit mit, sicher ist sicher. Doch nahm Laura ihr das Versprechen ab, Papa nichts zu sagen: „Mama, die Sache bleibt unter uns!“ Ehrensache, Frauensache. Lauras Vater weiß bis heute nichts von der Heirat.

Laura tritt einen schlecht bezahlten, aber sicheren Job in einem kleinen Buchladen an. Nicht gerade ihr Traumberuf, aber gut erreichbar und mit vielen internationalen Kunden. Lauras Englischkenntnisse und Kenntnis der anglophonen Literatur sind gefragt. Die Umsatzzahlen jedenfalls steigen deutlich. Der Chef erhöht ihr Gehalt. Ende Januar 2008 stellte Laura fest, schwanger zu sein.

Das jedoch sagt sie noch nicht einmal ihrer Mutter, denn womöglich würde Mama die zugesagte Geheimhaltung vor Schreck beziehungsweise aus verantwortungsbewusster Sorge aufgeben und Papa etwas verraten, und der würde ihr die finanzielle Unterstützung entziehen und Khalid am Kragen packen und aus der Wohnung werfen. Im Scherz hatte Papa so etwas Ähnliches nämlich vor Jahren bereits erwähnt und dabei ziemlich grimmig geguckt. Wo Khalid doch so ein sanfter Junge ist. Womöglich also würde Blut fließen, und sie wäre dann daran schuld.

Laura hat ihr Diplom und ihren Job im heimatlichen Altendorf. Die alten Studenten arbeiten mittlerweile in anderen Städten oder gar im Ausland. Lauras Bekanntenkreis jedenfalls schrumpft. Im Frühling 2007 meldete sie sich im Schwimmverein ab. Auf Khalids Wunsch hin, da seien zu viele Männer: „Geh mal in die Koranschule, die Frauen werden dir das erklären.“ Sie ging. Und man erklärte es ihr. Sie wollte doch glauben.

Laura geht bis heute einmal wöchentlich zur Frauen-Koranschule und beginnt, „sich zu bedecken“, wie sie es ihrer letzten deutschen Freundin gegenüber nennt: Sie trägt das islamisch erwünschte Kopftuch. Laura führt ein Doppelleben: Khalid verbietet ihr, alleine auszugehen, doch dem Vater gegenüber glänzt sie als die moderne Berufstätige, die ihr Leben auch völlig selbst finanzieren könnte. Da stiftet der großzügige Papa auch weiterhin gerne die Bleibe.

Man beginnt zu sehen, dass Laura schwanger ist. Ihre Kleidung passt sich den sprichwörtlichen Umständen an, doch das dürfen Papas Freunde aus dem Schützenverein keinesfalls ahnen. Schließlich war Papa erst letztes Jahr der Schützenkönig der Sebastianusgilde von Altendorf.

Khalid macht den Vorschlag, das Kind, sobald es geboren ist, im Libanon aufwachsen zu lassen: „Es ist doch besser, wenn das Kind seine Verwandten kennen lernt! Wenn das Kind die Sprache und Kultur kennen lernt.“ Das klingt erklärlich. Das Ungeborene soll doch einst Sprache und Kultur des Orients kennen lernen, irgendwie hat Khalid ganz recht. Doch etwas macht sie stutzig.

„… besser, wenn das Kind seine Verwandten kennen lernt!“

Laura beginnt zu ahnen, dass der deutsche Großvater dem Kind kein „Verwandter“ sein soll. Jedenfalls kein gleichberechtigter.

Die letzte urdeutsche Freundin, ja, Bezness-Opfer Melanie, war selbstverständlich zur Hochzeit eingeladen. Sie sagte ab. Sie habe Angst, erklärte Melanie, dass Laura sich in eine allzu abhängige und unterworfene Rolle begebe, das könne sie nicht ohne schlechtes Gewissen billigen.

Laura trifft Melanie einmal im Monat. Heimlich. Per SMS verabredet man sich. Das Telefon könne Laura nicht mehr benutzen. Melanie verstand und fragte couragiert nach: „Verbietet er dir, mit mir zu telefonieren?“

Lauras Antwort war ein kurzes „Ja!“ Melanie fragte nach, ob Laura noch einen Schlüssel habe. „Nein“, antwortete Laura, „ich muss gleich wieder zurück sein, damit Khalid zur Hochschule gehen kann.“ Ich bin entsetzt: „Dann kannst du ja gar nicht einfach so aus deiner Wohnung gehen, wenn du es willst?“ Laura schwieg. Das ist sechs Wochen her.

Ich bin Melanie. Heute Morgen huschte Laura zu mir. Sie heiße jetzt Layla, ich dürfe sie nicht mehr Laura nennen. Ich wollte das aber nicht. Sie müsse darauf bestehen, ihr Ehemann verlange es: „Layla, nie wieder Laura.“ Ich war schockiert und lehnte deutlich ab.

Nein. Ich werde Laura nicht Layla nennen.

Ich bin verwirrt und sehr verzweifelt. In welcher Katastrophe wird die Sache enden, in welchem Stumpfsinn oder welchem Fanatismus? Ich, Melanie, bin Lauras letzte deutsche Freundin.

Ich heiße Melanie und wohne mitten in Deutschland. Meine zum Islam konvertierte Freundin wohnt in der Nachbarstraße. Drei Minuten zu Fuß. Sie könnte jederzeit herüberkommen, gerne. Sie heißt Laura. Oder Layla?

Jacques Auvergne

Antwort an Gedankenverbrecher

Februar 26, 2008

Ein „Gedankenverbrecher“

zu Koran und Ehrenmord.

Er erhielt zwei Antworten

Ehrenmorde gab es in Deutschland schon seit Jahr und Tag…nur der Begriff dafür ist anders …bei uns heißt das Familiendrama und das gibt es bei uns an Weihnachten und anderen feierlichen Tagen …

Den Koran lesen? Ihr solltet mal der größten Lüge der Menschheit auf die Schliche kommen … täglich beim Datum mal drauf achten, und 2008 Jahre zurückrechnen. Da fängt die Lüge doch schon an… es gibt unter den Muslimen wie auch bei den Christen Individuen, die es Faustdick hinter den Ohren haben: Also sollte man den Islam nicht mit allen Menschen die diese Glaubenskultur leben in einen Sack stecken … mal an die eigene Nase packen.

Die Kirche ist eine der reichsten Institutionen, ja man könnte sagen ein Netzwerk des Reichtums und ein Land weiter verhungern Menschen, wie kann das sein?!?!?!

… man gibt Ihnen einen GOTT und man gibt Ihnen ein BUCH, und man kann sie hin und her manipulieren, bis hin zum Glaubenskrieg, welcher unschwer zu erkennen seit geraumer Zeit unter dem Vorwand 9/11 & Propaganda anhält …

gedankenverbrecher

Antwort an Gedankenverbrecher

von Jacques Auvergne

Hallo Gedankenverbrecher,

das ist ja erst einmal eine These über die sich diskutieren lässt: Wie weit gibt es ’sozio-strukturelle Entsprechungen’ des europäischen “Familiendramas” mit dem orientalischen “Ehrenmord”? Einige Parallelen sind gegeben: Männergewalt gegen Frauen, oder: Die Frau als Besitz des Mannes misszuverstehen. Da wird dir wohl jeder Recht geben.

Auch mit Kritik am so genannten Christentum oder vielmehr an der Kirche rennst du bei mir und bei vielen anderen offene Türen ein.

Grundsätzlich jedoch, und da nimmst du womöglich zu sehr die Rolle des verschnupften Einzelgängers ein der seine Hände in eitler Unschuld wäscht, grundsätzlich gibt es kein Machtvakuum. Auch kein ”religiöses”.

Zugleich ist der Mensch ein religiöses Wesen, der postmoderne Götterspötter betet halt die Aktienkurse an oder verehrt seine gelebte oder lediglich erwünschte Sexualität oder seinen blechernen Fetisch Auto.

Ja, leider ist Religion immer wieder von den jeweiligen Machthabern, von Schamanen- oder Priestercliquen wie auch von Eltern bei der Erziehung ihrer Kinder missbraucht worden, seit Jahrtausenden. Insofern ist deine Nennung von “2008″ ebenso richtig wie überflüssig. Jeder Papua-Stamm gebraucht und missbraucht in diesem Sinne Religion, die alten Griechen und Germanen taten dieses, künftige Religionen werden ihren Auftrag des Seelenführens missbrauchen, mehr oder weniger. Und auf dieses Maß der missbräuchlichen Gewalt wie auf seine Minimierung kommt es an. Religionskritik beziehungsweise Fundamentalismuskritik wird der Menschheit stets eine Notwendigkeit sein. Ablassgegner Martin Luther war Religionskritiker, Hexenprozesskritiker Graf Spee von Langenfeld desgleichen. (Sakrale oder säkulare) ‘Kastensysteme’, (sakrale) Klassensysteme mit “Menschen verschiedener Wertigkeit” müssen wir abbauen.

Der Islam teilt Menschen in Klassen, seine Konzeptionen sind Dhimma (sozial), Dar al-Islam bzw. Dar al-Harb (territorial), sein Kerker ist die angeblich von Gott Allah gestiftete Scharia (politisch). Diesen Islam, es geht hier nicht um die Spiritualität muslimischer Individuen wie Irshad Manji oder Bassam Tibi, diesen – kollektivistischen, demokatiezerstörenden – Islam braucht die Welt allerdings nicht zu dulden (dulden, lateinisch = tolerieren).

Zum Abbau von Scharia-Islam (”vom Gott gemachtes” Recht) und Fiqh-Islam (menschliche Rechtssprechung) brauchen wir Leute wie uns beide. Du solltest einmal das Buch von Professor Bassam Tibi lesen: “Der Islam und Deutschland – Muslime in Deutschland”. Oder Ex-Muslimin Mina Ahadi zuhören.

Religion missbrauchte die Gläubigen? Die ‘unsichtbaren Religionen’ Maoismus und Stalinismus taten dieses allerdings in womöglich noch höherem Ausmaß und ihr Tugendterror stand denen von (Robespierre oder) Calvin oder den Taliban in Nichts nach.

“Die das Beste wollen, werden das Gute verhindern” sagte einmal ein weiser Mensch. Insofern: Sei nicht ‘perfekt atheistisch’. Christen mögen sagen: Erkenne deine Schuld” (und minimiere sie, ergänzen wir wohl beide).

Dass Bush mythologische Begrifflichkeiten wie “das Böse” in die Politik eingebracht hat ist sachlich richtig, bedauernswert und keine Meisterleistung der kulturellen Moderne: Ein Politiker in einem säkularen Staat darf von ‘unangemessen’ oder ‘nachteilig’ sprechen oder nötigenfalls von ’schlecht’, nicht jedoch von “böse”. Angesichts der Kreationisten und Evangelikalen könnte einem angst und bange werden. Kreationismus im Islam gibt es allerdings auch: Harun Yahya und sein antidarwinistischer ”Atlas der Schöpfung”.

Lesetipp: Alice Schwarzer: Die Gotteskrieger und die falsche Toleranz.

Ein alter griechischer Philosoph soll aus der Stadt verbannt worden sein, weil er behauptet habe, die Sonne sei nichts als eine glühende Scheibe aus Metall und etwas größer als die Halbinsel Peloponnes. Die polytheistischen Priester Athens hatten plötzlich Sorge, überflüssig zu werden und sie intrigierten gegen den frühen Wissenschaftler. Tja, man erhält sich halt seine Klientel. Es gibt kein Machtvakuum.

Mische mit! Auch islamkritisch versteht sich, jedenfalls mit einem kantigen Profil, zu dem du dich bekennst. Gegenwärtig finde bei dir zu wenig Bekenntnis und zu viel Hass auf jede Struktur. Das sollte sich ändern. Dann lege auch den ebenso provokanten wie bezeichnend aalglatten Spitznamen ‘Gedankenverbrecher’ ab, der wohl nicht viel anderes als die persönlich recht risikolose Lust an verbalisiertem Zerstören bezeichnet.

Ayaan Hirsi Ali oder Robert Redeker verstecken sich … nicht vor den nervenden amerikanischen Neokons, sondern vor den unsere Toleranz einfordernden Freunden von Kalifat und Scharia.

Jacques Auvergne

Antwort an Gedankenverbrecher

von Ümmühan Karagözlü

Hallo, Gedankenverbrecher,

mir ist neu, dass es in Deutschland jemals einen Mord aus falsch verstandener Ehre gegeben haben soll. Wo bitte ist in Deutschland jemals eine Frau oder Mann ermordet worden, weil sie / er gegen Regeln der christlichen Religion oder Wertehierarchie der kulturellen Vormoderne verstoßen hat, es sei denn sie / er käme aus muslimischem Sozialisationshintergrund oder habe vor der Zeit der französischen Revolution gelebt. (Hexenverbrennung)

Mir ist kein einziger Fall bekannt, in dem eine Frau umgebracht wurde, weil sie als Frau es gewagt hat, ohne Kopftuch das Haus zu verlassen und es vorzog, selber ihre Freunde auszusuchen. Hier wird keine junge allein erziehende Mutter mit dem Tode bedroht, die eine selbst gewählte Berufsausbildung abschließt, die Gesellenprüfung  besteht und sich auch ökonomisch auf eigene Füße stellt.

https://schariagegner.wordpress.com/2007/11/26/fur-ein-selbst-bestimmtes-leben-%e2%80%93-nicht-erst-im-paradies/

Häusliche Gewalt, meist gegen Frauen und Kinder, da auch wieder vor allem gegen Mädchen, hat es tatsächlich schon immer gegeben, zu jeder Zeit, in allen Gesellschaften, auch an christlichen Feiertagen.

Menschen zu töten, aus welchen Motiven auch immer ist immer, ist ein fürchterliches Verbrechen, das als solches geahndet werden muss, doch ist es in der kulturellen Moderne nicht üblich, Morde aus falsch verstandener Ehre zu verteidigen und für moralisch vertretbar zu halten. Das pflegen orthodoxe Muslime jedoch sogar vor laufender Kamera zu tun(s. Linkliste, „Ehren?Mord“: Reaktionen muslimischer Schüler und in der gleichen Rubrik „Die Familie konnte nicht anders handeln“).

Gerade wenn man den Islam und die Muslime nicht in einen Topf werfen soll, ist es ratsam, Koran, Scharia und Sunna zu lesen, damit man sich ein Urteil bilden kann dass möglichst fair und objektiv ist. Auf meinem Blog

https://schariagegner.wordpress.com/

findest du unter Netzwerk Schariagegner empfehlenswerte Internetadressen und Bücher.

Warum soll es für aufgeklärte, (selbst)kritische Menschen nicht möglich sein, sich selbst eine Meinung zu Religionen zu bilden und bedenkliche Inhalte, die gegen universelle Menschenrechte verstoßen, (die gibt es auch im Hinduismus, Christentum und Naturreligionen, vielleicht sogar in allen Religionen) kritisieren? Dazu sollte man  allerdings die einschlägigen Regelwerke kennen. Lesen bildet.

Wer die Regelwerke des Islams kennt weiß, dass es nur einen Islam geben kann, wer das nicht glauben will, lese die einschlägige Literatur, die Konzept und Philosophie beschreibt. Alle abweichenden Interpretationen sind Gotteslästerung, sogenannte MuslimInnen, die den Leitlinien aus Koran Scharia und Sunna nicht folgen, (z.B. Sunniten, Schiiten, Ismailiten, Aleviten und Sufis) sind nach Scharia-Recht ApostatInnen und des Todes würdig.

Um den wegen ihres Glaubens und auch Nichtglaubens (ExmuslimInnen)  Verfolgten beizustehen und somit den universellen Menschenrechten weltweit Gültigkeit zu verschaffen und sie zu unterstützen, sie zu unterstützen, universellen Menschenrechten weltweit Gültigkeit zu verschaffen,  ist es unbedingt notwendig, zwischen Islam und MuslimInnen zu unterscheiden und auch deren Einzigartigkeit, Recht auf Selbstverwirklichung und Religionsfreiheit, auch negative Religionsfreiheit, zu respektieren und einzufordern.

Während ich den Islam und seine sogenannten heiligen Schriften und Regeln als Gleichheitsfeministin grundsätzlich kritisieren muss, halte ich es tatsächlich für wichtig, MuslimInnen ’nicht in einen Sack zu stecken’. Das gleiche gilt aus meiner Sicht auch für Gutmenschen, die nicht alle KulturrelativistInnen und EurozentrikerInnen sind, sondern manchmal leider leichtgläubig und einfach uninformiert.

https://schariagegner.wordpress.com/2007/11/09/integrationspoker-von-glucksspielern-und-taktierern/

Ümmühan Karagözlü

https://schariagegner.wordpress.com/

Islam und Schirk

Januar 27, 2008

شرك

Schirk, Beigesellung.

Schirk,

Phobie und Doktrin

Dinge zu verehren ermöglicht

etwas über Dinge zu lernen

Seitenblick unerwünscht:

Zieloptik schafft Tunnelblick

Ein Essay von Jacques Auvergne

Schirk heißt Beigesellung und bezeichnet ein Lebensgefühl der Sorge mancher islamisch geprägter Menschen, neben dem einen Gott Allah einem anderen Ding Verehrung zukommen zu lassen. Ursprünglich war die Abkehr aus dem altarabischen Polytheismus gemeint, die Mohammed mit seinem heute weltbekannten politischen Konzept des Islams zunächst für die arabischen Stämme durchsetzte. Ich glaube wahrzunehmen, dass ein falsches oder auch konsequentes Verständnis von Schirk sowohl in den demokratiegefährdenden islamischen Radikalismus führen kann als es auch ein unbefangenes Lernen und Nachdenken über sich und die Welt nachhaltig zu verhindern vermag.

Ein Muslim sagt mir heute, dass er die Demokratie niemals aus vollem Herzen respektieren könne, da er sonst einen Gegenstand neben Allah stellen würde, was islamisch verboten sei. „Die Demokratie ehren, wäre Schirk betreiben?“, frage ich. Er bejaht, sichtlich zufrieden, verstanden worden zu sein.

Damit kommt aber ein Problem auf Europa zu. Bislang hatte ich gedacht, dass es eher die phantasierte „ideale, perfekte“ Gesellschaft des Kalifats sei, die ein gefährliches Ironisieren der parlamentarischen Demokratie, der Pressefreiheit und der säkularen Demokratie nach sich ziehen würde, von den aus doch wohl mehreren Gründen entstandenen ärgerlichen islamischen Parallelgesellschaften Europas einmal abgesehen.

Nun aber diese Art von Motivation: dezidierte Gesetzestreue gliche schon fast einem Götzendienst. Können Muslime von (nichtmuslimischen) Menschen gemachte Gesetze aus Überzeugung achten? Oder werden sie jeden demokratischen Prozess als letztlich gotteslästerlich zu betrachten verführbar sein? Wir dürfen vermuten, dass diese Erpressbarkeit eines jedes muslimischen Menschen längst von Radikalen und im großen Stil ausgenutzt wird, um gegen das Menschenwerk Demokratie „immun zu machen.“ Dem aber darf eine Demokratie nicht unwidersprochen zusehen.

Ein wo auch immer schuldhaft geduldeter Schirk macht dem othodoxen oder islamistischen Muslim höllische Angst. Zugleich ist das Fürwahrhalten der Konzeption Schirk dem orthodoxen wie islamistischen Muslim vorgeschrieben. Wo aber finden sich Strukturen, an denen sich diese Phobie und Doktrin auswirkt?

Der Koranlehrer schlägt das Kind. Schreie und Ängste. Körperliche und psychische Schädigungen werden lebenslange Folge sein. Das geschieht nicht irgendwo in Pakistan, sondern mitten in Europa und müsste eigentlich zur Anzeige gebracht werden. Es wird sich in uns bekannten Fällen von prügelkulturellen Hinterhofschulen oder arabisch orientierten Sprachfördervereinen allerdings wohl noch niemand gefunden haben, der diese Praxis zur Anzeige gebracht hätte. Wir wissen diesbezüglich auch von der Unzufriedenheit türkischer Väter, die jedoch aus erklärlichen Gründen nicht den Weg zu Jugendamt oder Polizei gefunden haben. Es gibt also Prügel zum Arabischlernen oder auch zum Koranlernen.

Jetzt hat die Sache auch ein makaber Gutes: Die Liebe zu Gott wird sinnlich nämlich schmerzlich klar, denn allein aus Angst vor dem prügelnden Hodscha darf kein kleiner Muslim etwas lernen: Angst dem Allah beizugesellen oder den Lehrer dem Allah beizugesellen wäre Schirk. Neben einem islamisch stets unvermeidlichen Stockholm-Syndrom wird für den Jungen die Einzigartigkeit und Allgewalt eines ebenso grausamen wie beglückenden Gottes verinnerlicht: Der Lehrer prügelt nicht aus sadistischem Selbstzweck, denn dem Sadismus zu huldigen wäre ein Schirk. Ich als Koranschüler leugne meine Angst, denn einen Götzen der Angst dem Allah beizugesellen wäre ein Schirk. Mancher auch muslimische Leser wird jetzt Hemmungen verspüren, dieser Logik zu folgen. Vielleicht ist unsere örtliche Koranschule ja eine seltene Ausnahme.

Ayaan Hirsi Ali wurden als Kind durch den islamischen Koranlehrer der Schädel vielfach gebrochen.

Schlagen scheint also recht üblich zu sein und ohne Frage islamisch erlaubt, wenn dies aus Liebe zu Allah geschieht. Europa kannte bis vor wenigen Jahrzehnten Ähnliches: In allen Epochen war der prügelnde Lehrer gewissermaßen selbstverständlich.

Prügelte die altrömische Schule weniger als die islamische? Dann wäre für die alten Araber der (manichäische) Monotheismus um den Preis der vermehrten Kindesmisshandlung erkauft worden. Gewiss, „erzieherische“ Grausamkeiten gab es auch im Polytheismus. Doch für den eifersüchtigen Einen Gott gibt es ein paar Faustschläge mehr.

Entscheidend ist, dass die Brutalität nicht auf einen profanen Zweck hinzielt, denn jeder Zweck neben Allah? Richtig, wäre Beigesellung. Prügeln für die gute Sache indes ist erlaubt und auch gleich eine Tagesdosis an Dschihad, an frommem Eifer.

Auch unter Hijab-, ja sogar Niqabträgerinnen finde ich in diesen Tagen Ansichten wieder, die meine These zu untermauern scheinen, dass jedes Objekt, dass in bedrohlich dichte Nähe der auf den unnahbaren Allah eingestellten Zieloptik gelangt, als Schirk gefürchtet ist. So darf keine Niqabi sagen, sie trüge den Tschador mit Gesichtsschleier aus Selbstzweck oder Eitelkeit oder Stolz oder Ästhetik, das alles wäre jeweils Götzendienst. Sie trägt ihn, wer es denn glauben mag, aus Liebe zu Allah. Wenig originell eigentlich. Tausend Burkaträgerinnen murmeln aus ihrem schwarzen Stoffgefängnis: „Ich trage meinen Niqab aus Liebe zu Allah!“ Synchron. Maschinenartig. Nun ja, der Platz im Paradies wird nicht verschenkt, ohne Fleiß keinen Preis. Soll doch die langhaarige Nachbarin in der Hölle brutzeln.

An die Hölle glauben die Niqabis! Die meisten Muslime gleich mit. Jedenfalls sind sie zu unbeholfen, den Albtraum von der Hölle in das Reich des Inneren, des Psychischen zu verbannen. Aus den uralten und zutiefst menschlichen Bildern des Unheimlichen, die als „Dämon“, „böser Geist“, „Hölle“ und „Teufel“ zu Wort kommen mögen und mit dieser Sprache ja gerade ausgetauscht, mitgeteilt, und „geheilt“, das heißt integriert werden können, sie bleiben im orthodoxen Islam wie im Islamismus abgespaltene Teile mit eigener „Macht.“

Teufel Iblis? Geist Djinn? Die Engel? Alles koranisch verbürgt, aber bitte gar kein Vergleich zu Allah. Es kann nur einen geben! Schließlich mache ich doch keinen Schirk. Sondern Eingottglauben, Tauhîd.

Tauhîd ist die unblockierte Perspektive. Befreit von Nebensächlichkeiten.

Heutzutage darf mit dem ehrbar anmutenden Tauhîd allerdings eine Terrorgruppe unangefochten firmieren: Die von dem Jordanier Abu Musab al‑Zarqawi mitgegründete al‑Tawhid, die auf der Terrorliste der EU steht und in Israel ihren Hauptfeind sieht, allerdings auch in Deutschland schon einmal einen vereitelten Anschlag durchzuführen beabsichtigte. Tawhid heißt Einheit, Einheitlichkeit: Eintracht der Gläubigen wie auch, in bewusster Abgrenzung zum trinitarischen Christentum, Einheit Gottes. Warum aber stellen islamische Mehrheiten der Terrorgruppe die Legitimation der Verwendung dieses Begriffes Tauhîd nicht laut hörbar in Frage? Einheitlichkeit, Einssein, Eintracht, Einheit: Vielleicht sollen beide Seiten des Wortes, die brillante und die brisante, uns Nichtmuslime oder auch Muslime ein wenig provozieren. Politreligiös aktive Muslime werden stets bemüht sein, Totalität und Totalitarismus jeder mehr als symbolischen Tauhîd-Begrifflichkeit zu vernebeln. Sie werden von der „Liebe zu Allah“ sprechen. Solcherlei Gottesliebe wird säkular denkende Menschen rasch zu „Ungläubigen“ werden lassen.

Monotheismus. Es liegt auch eine Frömmigkeit in der Konstruktion einer allen Dingen gemeinsamen Sinnquelle, eines welterhaltenden göttlichen Prinzips. Dem Manichäismus und mit ihm dem Islam gelang die Herstellung eines universellen Gottesbildes allerdings nur bei erheblichen Folgekosten.

Von al‑Uzza und al‑Lat, vom altarabischen Baumkult und vom Verehren heiliger Steine galt es aus Sicht von Mohammed sich abzukehren, sich zu befreien.

Diese Befreiung oder auch erst die Perversion derselben: Ist sie eine der Quellen der seit Jahrhunderten geradezu folkloristischen islamischen Bildungsverweigerung? Vielleicht war es ja so, dass man um das Jahr Tausend in Bagdad gesunder als in Brüssel lebte, in Kairo länger als in Köln (nur Christ durfte man nicht sein, erst recht kein Jude, schon gar kein Heide und am besten auch keine Frau). Doch dann blockierte irgendetwas die islamische Gelehrsamkeit, in Epochen, in der Europa mit Renaissance, Barock und Aufklärung allmählich wissenschaftliches Denken entwickelte. Kepler und Galilei freilich lebten sozusagen zu früh, doch gerade Menschen wie sie waren es, die für Europa den Weg aus der Theokratie in die Demokratie gangbar machten.

Dem Islam fehlt Pantheismus. Islamische Mystiker, die die Fähigkeit besitzen, Gott im Bereich des Träumerischen zu verorten und zugleich Gottes Schöpfung als geheiligt zu empfinden (Natur, Heiden und Frauen eingeschlossen) wurden und werden von den manichäischen Politreligiösen verfolgt.

Hans Jonas betont in seinem Buch ‚Prinzip Leben’, dass der Animismus keinesfalls als gänzlich abgelegt betrachtet werden dürfe. Damit nähert er sich deutlich einem Spinoza, Goethe oder Hesse an. Pantheismus und Animismus. Beseelte Objekte. Wenn das nicht jede Menge Schirk ist.

Mit Animismus meine ich nicht Obskurantismus oder eine, wiederum fesselnde, Magie. Nicht so sehr die blauen Steine und roten Korallen der türkischen Folklore und schon gar nicht den „bösen Blick“ oder die mindestens im türkischen Islam so verbreitete Auffassung, jede Krankheit als vorweggenommene Strafe Allahs zu sehen, bei entsprechender Verachtung jedes Kranken und Behinderten. Mit Animismus meine ich eher Naturromantik: Wertschätzung der Gegenstände und der Welt als von den Göttern oder von Gott geliebt.

Denn es liebt, es „vergöttert“ jedes Kind seine Puppe und manch Erwachsener sein Auto oder seinen Gartenteich. Denn wir nehmen „Souvenirs“, Erinnerungen aus dem Urlaub mit: Einen schönen Stein oder eine Vogelfeder, die wir ganz ähnlich „beseelen“, wie manch ein Schöpfergeist den aus Lehm gefertigten Figuren und nachmaligen ersten Menschen Leben eingehaucht hat. Muslimische Kinder haben hier ein gewaltiges Defizit! Deshalb lernen sie derzeit schlechter als die Kinder aller anderen Religionen.

Ohne eine kindliche oder jugendgemäße Natur- und Objektliebe kann es kein angstfreies Lernen geben. Diese Hinwendung zum Diesseits, diese Bejahung des Lebens und der Welt jedoch scheint für viele Muslime immer noch eine Bedrohung zu sein, weil sie einer „Beigesellung“ entspräche.

Dinge zu verehren macht neugierig, über sie etwas zu lernen. Doch der Untersuchungsgegenstand könnte Allahs Ruhm schmälern.

Und damit ein Stück Schirk sein.

Jacques Auvergne

Niqab und Demokratie

Januar 26, 2008

047

السلفية

As-Salafiyya:

Dem Beispiel der Ahnen.

Rolle rückwärts

Und ewig schnurrt

die Nähmaschine

Malerisches Mittelalter?

Mysogyne Mode macht mobil

Antwort an Jumana. Von Jacques Auvergne

Asr as-Sa`ada, „Zeitalter der Glückseligkeit“ wird die frühislamische Epoche der ersten islamischen Jahrzehnte gemeint. Leben wie damals.

Vorgeblich ästhetisch und kleidungskulturell kommen in diesen Jahren Prediger wie der Kölner Pierre Vogel daher oder auch das Niqab‑Forum, um jenem Frühislam zu huldigen, der angeblich eine Zeit der Frömmigkeit gewesen sei und dessen Nachahmung die persönlichen Chancen auf einen Platz im Paradies ganz erheblich verbessere. So zumindest die Logik der sunnitischen islamischen Strömung der Salafiyya, als deren Ahnherren neben Jamal al‑Din al‑Afghani (1839 – 1897) und Muhammad Abduh (1849 – 1905) auch Rashîd Ridâ (1865 – 1935) gelten kann. Wer jetzt aber denkt, bei der Salafiyya gehe es lediglich um altarabische Kostümkunde oder pittoreske Museumspädagogik, der irrt.

Niqab trägt oder toleriert man nicht ungestraft. Hören wir auf Jumana, eine bekennende Niqab-Befürworterin, die am 24.01.2008 in Bezug auf meinen Textbaustein Nummer 032 („Burka und Tschador verbieten“) schrieb:

lieber herr Auvergne,

auch ich habe mit schrecken ihren text lesen müssen, es bereitet mir bauchschmerzen das es menschen gibt die nur aufgrund meines gesichtsschleiers wut empfinden … denn diese wut ist vielleicht der erste schritt zu mehr mehr ungerechtigkeit – unterdrückt werde ich ja!!!

von menschen wie ihnen die nicht mal über 20 cm stoff vor meinem gesicht hinwegsehen können.

ich bin weder gekauft noch eine söhnchenfabrik – alleine dieser satz ist eine bodenlose frechheit – wie kann man bitte so oberflächlich sein?

der niqab ist MEIN RECHT nicht der meines mannes – ich behalte mir das recht vor wem ich mein gesicht zeige – und dazu gehören eben nur frauen und meine enge familie – nur wenn ich mir im gegensatz dazu auf der strasse botoxmumien ansehen muss – ich hab wenigstens dann eine mimik wenn ich es will – aber erzählen sie doch mal so einer, dass sie unterdrückt ist *kopfschüttel*.

ansonsten möchte ich mich noras brief anschliessen

– mashallah ukhti.

und, na klar, wird da jetzt irgendeine “ultramoderne” sehr “wissende” türkin kommen à la Hirsi Ali oder Necla Kelek die uns ja für ach so rückständig halten.

Sorry, aber weder nachahmenswert noch in irgendeiner weise relevant.

gruss

Sehr geehrte Frau Jumana, ich danke Ihnen für Ihre Darstellung.

Zwei Menschen haben, betrachtet man die Sache genau, stets zwei Meinungen, und selbst unter den Befürworterinnen des Niqab aus dem Kreis und Umfeld des Niqab-Forums wird es keine zwei Frauen geben, die ganz und gar gleich argumentieren und vor allem fühlen und bewerten, warum der Gesichtsschleier denn so von Vorteil sei. Argumentation und Motivation weichen entsprechend voneinander ab, so dass ein Leser recht treffsicher erkennen kann, ob die Niqabi im pashtunischen Afghanistan oder in einem Golfstaat aufgewachsen ist, ob sie einen westafrikanischen Ehemann hat, der hier in Mitteleuropa an marokkanische Salafisten geraten ist (ziemlich globalisiert also, auch die Islamismen globalisieren sich) oder ob sie aus der Altachtundsechzigernachfolge kommt und vor drei Jahrzehnten eine knallorange Bhagwan-Kutte getragen hätte oder hat. Ich kenne einen Hippie, der beim Trampen zu einem indischen Guru in Pakistan hängengeblieben ist und nun für eine marginale islamische Strömung missioniert: Er wollte Europa in Frage stellen und fand im Islam die Antwort.

Dass europäisch-stämmige Konvertiten in ihrer neuen Religion nicht selten wesentlich „motivierter“ oder vielmehr radikaler sind als es die durchschnittliche Stadt- oder auch Landbevölkerung der subjektiven zweiten Heimat der erwählten Religion ist erklärlich. Ein anderes Phänomen ist die Sorge vor Identitätsverlust der nach Europa eingewanderten Menschen anderer Religion. In bikulturellen Ehen überlagern und verstärken sich beide Dynamiken: Typischerweise ist „er“ Muslim aus Nigeria oder Indonesien und „sie“ Ex-Katholikin aus Niederbayern. „Er“ möchte den Ansprüchen seiner Herkunftsfamilie gerecht werden und landet hoffentlich nicht in einer ganz radikalen Londoner oder Hamburger Moscheegemeinde. „Sie“ kämpft um ihre neue persönliche religiöse Identität und um Anerkennung bei den muslimischen Frauen ihres neuen Umfeldes (und sie darf ja nicht mehr kegeln oder bergsteigen). Für beide ist in dieser Lebenslage ein textiles Utensil geradezu attraktiv: Der Niqab. Der die deutschen Ureinwohner dann nerven mag.

Ihre Wortwahl „Botoxmumien“ ist treffend: Ja, es ist gräuslich, was Menschen aus Gruppendruck, Kalkül oder Identitätsmangel mit sich anzustellen bereit sind. Das Designer-Gesicht ist eine monströse Maske. Ach, die arabische Staaten und vor allem der Iran verwenden seit einigen Jahren diese moderne Schönheits-Chirurgie im großen Stil, und auch Türkinnen lassen sich hier in Europa auf Druck der Familie neue Gesichter verpassen. Auch dieses also ist längst ein globalisiertes Problem.

Einem jeden Menschen stellt sich die Aufgabe, persönliche ethische und spirituelle Werte zu entwickeln. Dieses kann ihm kein Kollektiv abnehmen, kein Guru oder Ulama, kein Hinduismus und keine Umma.

Auch eine kritisch-ablehnende Haltung modischen Strömungen gilt es für ein Individuum der kulturellen Moderne zu entwickeln, man muss sich geradezu ein wenig „immun“ machen gegenüber dem Markenkult. Und das dem voyeuristischen wie exhibitionistischen „Modell Laufsteg“ entsprungene Gehacke frau-fraulichen (wahrscheinlich grundsätzlich uralten) Konkurrierens hat in der Tat unwürdige und sexualisierte oder sogar pornographisierte Ausmaße erreicht. Doch nun strategisch den uralten Niqab über die Ohren zu ziehen gliche demjenigen, der aus Furcht vor der bösen Außenwelt tagelang die Bettdecke über den Kopf zieht.

Zudem kommt mir der Verdacht, dass Salafiyya wie Niqab-Forum nicht nur altertümliche Kleidung favorisieren, sondern Scharia und Kalifat den Vorzug gegenüber der säkularen Demokratie geben. Dann aber geht es endgültig nicht länger nur um Textilien, dann verhöhnt der Niqab die europäische Lebensform.

Der Frau Jumana ist die parlamentarische Demokratie zu langweilig? Die fromme Frau Jumana möchte weniger erben als ihr Bruder, ihre Aussage vor Gericht soll nur die Hälfte wert sein im Vergleich zu der ihres Bruders? Das ist fromme Selbstbeschädigung! Niqab überhaupt ist Selbstbeschädigung: Ähnlich wie die „Schlitzerinnen“ das machen, die mit dem Messer ihre Unterarme blutig schneiden. Berichte und Bilder von islamisch-korrekt gesteinigten Burqa- und Niqabträgerinnen der letzten Jahre möchte dieses Blog heute nicht wiedergeben, doch daran erinnern, das diese Textilien genau solche Rechtssysteme geradezu erbetteln.

In vielen islamischen Gesellschaften haben Frauen ganz selbstverständlich kein Bankkonto, keinen Führerschein, keinen Beruf und (wie etwa die Hälfte der deutschen Türkinnen) keinen wirklich selbst gewählten Ehemann. Interessanterweise ist im (nicht besonders demokratischen) Tunesien der Niqab verboten, an türkischen Universitäten sowieso (noch). Am finsteren Niqab jedenfalls hängt finsterstes Mittelalter.

Die von Ihnen erwähnten Damen Necla Kelek und Ayaan Hirsi Ali sollten Sie allerdings noch einmal ausführlich studieren. Auf beide wird ein zukünftiger Islam so stolz sein dürfen, wie es die heutigen Deutschen auf Heinrich Heine oder Bertolt Brecht sind.

Denn wenn Frauen heute Niqab tragen, dann ist das nicht nur eine Blamage für bereits nennenswert große, relaltiv nichtfundamentalistische Teile des Islams, es ist vor allem ahistorisch: Es verwechselt Lifestyle und postmodern-hippes Umweltverarschen mit einem ursprünglich gemeinten Wegsperren des weiblichen Körpers in einen Sack. „Die Katze im Sack gekauft“ ist ein der traditionellen islamischen Heiratsanbahnung angemessenes Gleichnis. Jetzt schnüren ein paar Dutzend europäischer Niqabis den Sack von innen zu und sagen mir, sie seien frei? Historisch war das einmal ganz anders gemeint. Die echten alten Niqabis wurden gegen Häuser und Kamele getauscht, zu beachtenswert stabilem Wechselkurs übrigens, gute Kaufleute sollen die alten Araber ja gewesen sein. Bis zu Khadidja konnten übrigens auch Frauen als Geschäftsführerinnen tätig sein und sich bei Bedarf auch einen netten jungen Kaufmann als Lebenspartner auswählen (Mohammed, nachmalig in Teilzeit auch als Prophet tätig). Später, nach Mohammed, kamen also die Niqabs.

Burkafrauen sind Söhnchenfabriken. Der Begriff (zoontjesfabriek) stammt von der großartigen Somalierin Hirsi Ali, einer wahrhaftigen Islamkennerin.

Sie, sehr geehrte Frau Jumana, tragen also womöglich schon mal Niqab. Angeblich freiwillig. Das jedenfalls ist dann Ihre Form von Gesichtsverunstaltung, Ihre Form von „Laufsteg“. Ganz schön eitel übrigens. Und im Europa des Jahres 2008 äußerst auffällig und allein damit aus der (überholten, vormodernen) koranischen Sicht höchst unislamisch. Wir sehen: Die Schwestern vom Niqab-Forum sind sehr modern.

Für rückständig halte ich die heutige Salafiyya wirklich nicht. Dafür ist sie zu politisch, zu sehr Angriff auf Säkularität und Demokratie.

Gegen ihren Willen in einer Demokratie zu leben, kann die Demokratie Menschen zu bestimmten Bedingungen nicht länger zwingen, daraus ergeben sich für Europa jetzt bestimmte Schwierigkeiten. Ich hoffe, dass gewisse Mehrheiten der europäischen Muslime den Spaß an der Demokratie nachhaltig nicht verlieren, sondern den säkularen Staat gegenüber dem Gottesstaat bevorzugen und verteidigen. Andernfalls ist hier wirklich Niqabistan, aber nicht als Lifestyle.

Es gibt den arroganten Niqab, den schnöden Tschador, die hochnäsige Burka: Ich komme in den Himmel und du nicht, inch`Allah!

Die textile Vormoderne namens Salafiyya ist die Hierarchie der Hühnerleiter: Das strenge Gewand, das strenge Kopftuch mobbt. Das mobbende Kopftuch. Entsprechendes gilt fraglos auch für provokante frisch genähte Männerkittel nach der Art des Pierre Vogel: Die Nähmaschinen schnurren – Hauptsache antimodern, antiwestlich, antideutsch.

Wir nähen uns eine Parallelgesellschaft: Mit Nadel und Faden in das Zeitalter der Glücksseligkeit. Der von der bewundernswerten Marjane Satrapi beschriebene Tugendterror des Schiiten Ayatollah Chomeini war diesbezüglich schon recht „erfolgreich“, hm? Eine Schande für den Islam, so würde ich es sagen.

Islamische Kleidungsreformen jedenfalls sollten uns Demokraten alarmieren: Frauen wie Männer, Nichtmuslime wie Muslime, heterosexuell oder homosexuell, atheistisch, pantheistisch oder agnostisch: die Textilien der Rückwärtsgewandten verheißen nichts Gutes, jedenfalls nicht auf Erden. Wie oft schon sind im Namen des Idealen grausame Gesellschaftsformen aufgebaut worden: sei es Savonarola in Florenz, sei es Calvin in Genf. Ob Robespierre oder Stalin oder Mao.

Ein kluger Mensch sagte einmal: „Die das Beste wollen werden das Gute verhindern.“ Islamisten wollen ohne Frage „das Beste.“ Dafür schnurrt die Nähmaschine.

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Ganzkörperschleier sind eine Beleidigung für jeden Nichtmuslim einerseits wie andererseits auch für jeden nichtmuslimischen oder muslimischen Mann, dessen biologische Natur der Niqab und der Tschador als eine Natur des Vergewaltigers oder gar Gruppenvergewaltigers definiert. Was die so dressierten Männer dann auch schon mal umsetzen, der Mensch ist da lernfähig. Sie werden sich an Unverschleierten vergreifen, wozu Australiens oberster Mufti Scheich al‑Hilali ja bereits einmal nahezu aufgerufen hat.

Denn eine jede Katze, so Taj el-Din Hamid al-Hilali, frisst ungeschütztes Frischfleisch, so das Gleichnis des Scheichs: Die wenig bekleidete Frau wird also ganz selbstverständlich Vergewaltigungsopfer. Alles blumige islamische Symbolik, ich weiß. Das Prinzip jedoch dürfte wohl klar sein: Das jeweils strengere Kopftuch macht gewissermaßen Jagd auf das weniger strenge. Danach folgt ein noch strengeres Tuch. Und so weiter: Die sprichwörtliche Schlinge zieht sich zu. Klar, der Haaransatz muss weg. Hals zeigen ist Schande, recht bedacht. Schulterkontur erahnen lassen irgendwie unehrenhaft. Handschuhe wären eigentlich auch wesentlich reiner. Gesichtsoval ist gut, Mund verdecken besser. Nasenrücken und Stirn besser auch nicht außer Haus zeigen? Am Schluss bleibt dann wohl nur die Pashtunen-Burka. Glaube niemand, dass in Afghanistan oder auch Saudi-Arabien weniger Vergewaltigungen vorkämen als in Westeuropa.

Unbedeckte Frauenhaut zersetze die Gesellschaft, „Aurah“ bewirke „Fitnah“: Die verderbliche Aurah jeder Frau, die schamhaft zu verhüllende weibliche Körperlichkeit, sie verursache die Fitnah, die Unruhe und letztlich womöglich Auflösung der öffentlichen männerbündischen Ordnung.

So trainiert es jede muslimische Stadt oder Familie seit knapp eineinhalb Jahrtausenden. Die Fragwürdigkeit und die Unrichtigkeit des Fitna‑Mythos stellen viele mir bekannte muslimische Frauen und Mütter wenig oder nicht in Frage. Ohne den beschriebenen und oft geradezu panisch vermuteten Aura-Fitna-Zusammenhang wäre jede sklavisch verstandene Scharia sozusagen arbeitslos. Und da sei Allah vor.

Der innerfamiliäre Kult ums Jungfernhäutchen, um das blutbefleckte Bettlaken der Hochzeitsnacht, um den zu gebärenden Sohn bestimmt das Innenleben einer türkischen Familie jedenfalls mehr als Koran und Hadithe es tun. Die kann keiner lesen wenn überhaupt einer lesen kann. Und hinterfragen … vergiss es. Übersetzen? Auch nicht gut. Andererseits ist eine solche „Festung Familie“ kein Betriebsunfall, sondern etwas ausgesprochen Islamisches. Es wird sogar so sein, dass europäische Großfamilien noch vor zwei oder drei Jahrhunderten den heutigen orientalischen Clans durchaus ein klein wenig geähnelt haben.

Aurah: Deshalb trägt der Mann keinen Niqab und keinen Tschador. Sondern die Frau. Der arme Mann – die Hexe hat ihn verführt. Ganz unbekannt ist derlei Symbolbilden im Judentum und Christentum nicht: Seht, diese nackte Eva ist es, die dem unschuldigen Adam den sündig-süßen Apfel reicht. Wer`s denn glauben mag, zu den schönsten Märchen der Menschheit ist die jüdische und christliche Paradiesvertreibung jedenfalls zu zählen, wie überhaupt alle Schöpfungsmythen.

Für Australiens obersten Mufti al‑Hilali scheint die Sache auf ganz und gar unmythische Weise klar zu sein: Der Vergewaltiger ist stets das Opfer der schamlos unverhüllten Aurah. Die vergewaltigte Frau ist die Täterin! In welchem Maße der Mufti diese Gemeinheit wirklich gänzlich glaubt: Ob er ihre mysogyn-männerbündische Schliche gar nicht durchschaut? Heilige islamische Sprüche geben ihm Rechtfertigung. Richtigerweise wurde vernehmlich gefordert, dass er doch bitte den Staat Australien verlassen möge.

Das mobbende Kopftuch: So gesehen ist es in der kulturellen Moderne mindestens dann höchst asozial, sich streng zu verschleiern, wenn die weniger keusch bekleideten Frauen der Stadt Opfer sexueller Übergriffe zu werden drohen. Aus Solidarität mit allen Frauen ihrer Stadt müsste eine verantwortungsvolle Frau Jumana bereits aus diesem Grund womöglich ihren Tscharschaf oder Tschador, Niqab inklusive, dahin tun, wo er sowieso hingehört. Ins Museum für vordemokratische Kulturen, Abteilung extrem-patriarchal.

Sie sollten, sehr geehrte Frau Jumana, sich mit dem Islam, mit Fiqh und Scharia beschäftigen, anstatt lediglich überirdische Salafistenpropaganda zu lesen. Und sich dann doch im Diesseits für die rechtliche Gleichheit von Mann und Frau sowie von Nichtmuslim und Muslim entscheiden. Dazu lade ich Sie heute ein. Eine Da`wa zur Demokratie sozusagen.

Italien und die Niederlande erwogen im November 2006 ein Verbot, den Gesichtsschleier, den Niqab in der Öffentlichkeit untersagen. Diese unungängliche Diskussion wird Europa fortsetzen müssen, will es kulturell überleben. Alle Menschen werden von solchen Diskussionen profitieren, nicht zuletzt die muslimischen, von denen die Mehrheit, so mein Verdacht, vielleicht ja auf ein Leben unter der Scharia gar keine so große Lust verspürt.

„Im düstren Auge keine Träne … Alt‑Deutschland, wir weben dein Leichentuch“, so ließ der Dichter Heinrich Heine die schlesischen Weber singen beziehungsweise „weben“. Das war eine sehr symbolische Näharbeit: Für ein Mehr an Demokratie!

Ihr Salafisten näht auch, aber für den Abbau der Demokratie: Und wieder schnurrt die Nähmaschine und erneut werden die Kopftücher in meiner Straße ein bisschen länger und blickdichter. Und Prediger Pierre Vogel bittet um Geschlechtertrennung und die Frauen durch den Tübinger Hintereingang. Alles freiwillig, das versteht sich doch. Der Prediger führte uns wie nebenbei wieder einen frisch genähten frommen Kittel vor, der etwas von Chirurg, Feinmechaniker oder Bäckermeister hat, der jedoch dem Träger religionspolitische Führung zuschreibt.

Salafiyya: Mit Textilien die Demokratie ironisieren.

Und ewig schnurrt die Nähmaschine.

Jacques Auvergne

Quelle: Australien, Oktober 2006: Oberster Mufti droht

märchenhaft allen Unverschleierten mit Vergewaltigung

http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,444869,00.html

Brief an Ebru: Konfliktstoff Kopftuch

Januar 9, 2008

Liebe Ebru,

auch ich legte schon als selbstbewusstes Grundschulkind großen Wert darauf, meine Kleidung im Geschäft selbst auszusuchen und morgens so zusammenzustellen, dass mir die Sachen, die ich anzog, auch gefielen. Das hat sich als Jugendliche und später als Studentin trotz des knappen Budgets nicht geändert und auch heute als berufstätige Frau und Mutter genieße ich die Freiheit, mich so zu kleiden wie ich möchte. Während ich mich als 10-jährige an der Garderobe meiner Lieblingslehrerin orientierte, sind mir heute Witterung, Funktionalität, der Anlass, zu dem ich mich passend kleiden will sowie meine augenblickliche Stimmung und Seelenlage maßgebliche Entscheidungshilfen bei der Auswahl.

Es ist also durchaus möglich, dass ich an einem Tag den maskulin wirkenden, klassischen Hosenanzug Marke erfolgreiche Geschäftsfrau bevorzuge, am nächsten Morgen mich für eine romantisch gesmokte, betont weibliche Bluse mit Carmenausschnitt und einen weitschwingenden Rock entscheide, während mir am Tag danach eine flippig bunte Sommerbluse mit farblich passenden Bermudashorts besonders gefällt. Sollte ich nachträglich wirklich einmal feststellen, mich bei der Auswahl der Kleidung vergriffen zu haben, ist das kein Problem, es wird sich eine Gelegenheit finden, sich umzuziehen. Ist dies aus irgendwelchen Gründen nicht möglich, kann mich jedoch Nichts und Niemand zwingen, am folgenden Tag wieder in dem unbequemen Outfit herumzulaufen.

Diese Freiheit hat eine Kopftuch tragende Muslima nicht. Selbst im Sommer bei schwülster Mittagshitze darf sie das Tuch nicht abnehmen, denn hat sie sich einmal dazu entschlossen, ihre Haare zu bedecken, ist das Tuch wie festgewachsen. Alternativen bestehen dann nur in Farbwahl, Muster und Stoffbeschaffenheit, denn selbst die unterschiedlichen Möglichkeiten die Tücher zu binden, sind zumindest für die Befürworterinnen der streng gebundenen Formen des Hijabs, die Kopf, Stirn, Hals und Schultern bedecken, sehr eingeschränkt. Die Befürworterinnen dieses fundamentalistischen Kopftuchs werden künftig keine liberalere Variante mehr tragen wollen und können, die mehr Haut zeigt.

Wäre das Kopftuch wirklich eine Freiheitssache, müsste es möglich sein, sich im Haus und in der Öffentlichkeit nach Lust und Laune mal ‘gut betucht‘, mal ‘oben ohne‘ zu bewegen. Zur ‘Freiheit‘ das Kopftuch anzulegen gehört immer auch die Freiheit, ohne Furcht darauf verzichten zu können, um bei einer anderen Gelegenheit einfach wieder nach diesem Utensil zu greifen. Trugen die ersten Arbeitsmigrantinnen das Kopftuch, um sich vor Wind und Wetter zu schützen oder um wie die Schauspielerin Catherine Deneuve und die spätere Fürstin von Monaco, Gracia ihre elegante Kleidung modisch aufzupeppen, ist das heute jedoch nicht mehr möglich, weil das meist seidene Tuch längst nicht mehr als nützliches Kleidungsstück oder Modeaccessoire getragen.

Heute verteidigt die zweite und dritte Generation dieser Einwanderer den ‘Konfliktstoff‘ sinnbildlich gesprochen mit Zähnen und Klauen als ihren individuellen Weg der Selbstverwirklichung, als kulturelles Symbol, als Zeichen der Zugehörigkeit zur Umma. Waren zunächst nur vereinzelt moderat gebundenen ‘Piratenkopftücher‘ im Straßenbild zu entdecken, die noch viel Haar offen zeigten, ist die Anzahl der jede Haarsträhne versteckenden, den Oberkörper bis zu den Schultern verhüllenden Schleier gerade unter den jungen, bildungsnahen Frauen stark gestiegen. Selbst Grundschulkinder in der zweiten Klasse, die ihren Kopf und Hals bedecken, fallen mir seit 2005 vermehrt auf.

Freiheit, so wie viele säkulare MuslimInnen sie verstehen, ist die Möglichkeit ohne Zwang, Angst vor Bestrafung und ohne Bevormundung zwischen verschiedenen Handlungsmöglichkeiten zu wählen. Es sollen Spielräume des individuellen Gestaltens geschaffen und erweitert werden, die Zufriedenheit soll gesteigert und die Lebensqualität verbessert werden. Um dabei auch die Interessen der Mitmenschen genügend zu berücksichtigen und deren Freiräume nicht unnötig einzuschränken, gibt es Rahmenbedingungen, die aus frei verhandelbaren, ungeschriebenen Vereinbarungen und Wertvorstellungen der kulturellen Moderne wie auch aus mehrheitsfähigen verfassungsgemäßen Gesetzen bestehen.

Ein solches, weitgehend selbstbestimmtes Leben setzt ein kritisches, verantwortungsbewusstes Verstehen und Überdenken der betreffenden Situation voraus, das möglichst reflektiert Vor- und Nachteile abwägt und dann eine Entscheidung trifft. Dabei ist die Chance sein Leben in eigener Regie zu gestalten und das Recht, die individuelle Biographie selbstbestimmt beeinflussen zu können, offensichtlich für die meisten so attraktiv, dass mögliche Fehlentscheidungen hingenommen und als Gelegenheit gewertet werden, damit umgehen zu lernen und Rückschlüsse zu ziehen, wie künftig solche Irrtümer vermieden werden können. Dabei ist die / der Einzelne immer wieder aufs Neue gefordert, Entscheidungen zu treffen und daraus zu lernen.

Zu so komplexem Denken und Handeln sind Achtjährige jedoch nicht in der Lage, dazu fehlt ihnen vor allem die Einsichtsfähigkeit in die Folgen ihres Tuns. Sie orientieren sich wie weltweit alle Kinder ihres Alters an Leitbildern in ihrem sozialen Umfeld und kopieren deren Verhaltensmuster. Geprägt durch Elternhaus, Koranschule und Umma sind sie vor allem den Brüdern und älteren männlichen Verwandten Respekt und Gehorsam schuldig. Im Fokus ihres Erziehungs- und Sozialisationsprozesses steht das traditionelle Menschenbild und Rollenverständnis des Islams, sie lernen von klein auf, eigene Interessen zu Gunsten der Gemeinschaft zurückzustellen und den Regeln der koranisch geprägten Sippe zu folgen.

Sehr familienbezogen, mit noch weniger Kontakten zu ‘ungläubigen‘ Gleichaltrigen, kennen die Kinder keine anderen Kleidungsgewohnheiten und wie mir meine Schülerinnen versichern, weisen die Koranschulen eindringlich (hoffentlich ohne Gewaltmittel) auf fromme Kleidungsregeln hin. Auch im Elternhaus wird der islamische Kleidungskodex ein zentrales Thema der religiösen Erziehung der Kinder sein und vor allem die selbst tief verschleierten Mütter werden deutlich auf die Vorzüge gottgefälliger Kleidung hinweisen. Hat sich die überwiegende Mehrheit der weiblichen Angehörigen in einer Familie für den Hijab entschieden, werden die Mädchen ihrem Beispiel sicher nacheifern.

Durch den Mangel an weniger fundamentalistisch orientierten Identifikationsfiguren im zahlenmäßig bewusst recht klein gehaltenen sozialen Umfeld haben die Kinder kein Bedürfnis, die Haare offen zu tragen. Viele Mädchen können sogar den Zeitpunkt kaum erwarten, endlich ‘dazu‘ zu gehören und das auch nach außen kenntlich zu machen. Ein weiterer Grund, aus dem Grundschülerinnen zum Kopftuch greifen, ist die einhergehende soziale Aufwertung im Clan. Konnte bisher selbst der kleinste Bruder ungestraft seinen Spott mit den Mädchen treiben, sind diesem Unfug jetzt gewisse Grenzen gesetzt. Alles sehr nachvollziehbare Gründe, sich früh zu verschleiern, mit Freiheit hat das aber wenig zu tun.

Um diesen altersgemäß leicht zu beeinflussenden, in ihrer Persönlichkeitsentwicklung unreifen Kindern eine wirklich freie Entscheidung zu ermöglichen, müssen alternative Erfahrungs- und Gestaltungsräume her, die weltanschauliche Neutralität garantieren. Diese Haltung sollte durch einfache, weder wertende noch symbolträchtige Kleidung dargestellt und umgesetzt werden. Gänzlich kopftuchfreie koedukative Kindergärten und Schulen, in denen sich auch die Mädchen ‘oben ohne‘ bewegen dürfen (französisches Modell), wären sicherlich ideale Lern- und Experimentierfelder. Mit dem Kopftuchverbot für Lehrerinnen ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung gegangen worden.

Diese Identifikations- und Vorbildfunktion von PädagogInnen sowie das ihnen zuerkannte Fachwissen mag sicherlich manche Eltern bei schwierigen Erziehungsfragen dazu bewogen haben, sich an deren Verhalten zu orientieren. Wenn mir dieser Sachverhalt als Sozialpädagogin auch sehr schmeichelt, der vielleicht vorschnell entgegengebrachte Vertrauensvorschuss und ExpertInnenbonus hat dann Nachteile, wenn er, gewollt oder ungewollt, Ansichten und Denkmuster manipuliert. Meine Studienkollegin Juliana berichtete mir von Esma A., einer Klientin, deren türkische Mutter, Frau Hatice A. eine eher liberale Einstellung zu den von Natur aus tizianroten Haaren ihrer elfjährigen Tochter hatte.

Eines Tages bestand sie jedoch plötzlich darauf, dass die Jugendliche ihre Haarpracht unter einem Tuch verbarg. Nach den Gründen des plötzlichen Sinneswandels befragt, vertraute Frau A. meiner Kollegin, die als Familienhelferin bei A. tätig war, an, dass die neue Klassenlehrerin der frisch gebackenen Gymnasiastin Esma ebenfalls türkischer Herkunft war und Kopftuch trug. Nun war Frau A. um den guten Ruf der Familie besorgt und vor allem darum, ihren Eifer unter Beweis zu stellen, ihre Kinder zu gottesfürchtigen, frommen Mitgliedern der Umma zu erziehen. Die Reaktion der Klientin A. zeigt, dass es sich bei der Akzeptanz des Kopftuches gerade nicht um eine Freiheitssache handelt.

Die im letzten halben Jahr veröffentlichten Pressefotos der türkischen Politikergattinnen Gül und Erdogan, die sich demonstrativ mit Hijab an der Seite ihres Ehemannes fotografieren ließen, üben einen ähnlichen Druck aus wie das Vorbild der eben erwähnten Pädagogin. Die Bilder sollen das neue Image der modernen türkischen Muslima näherbringen, die genauso emanzipiert wie streng religiös konservativ ihr Leben in die eigenen Hände nimmt. Wenn die First Lady des ehemals betont laizitären Staates Türkei, Hayrünnisa Gül das ‘Schamtuch‘ nicht nur privat trägt, wenn sie das Haus verlässt, sondern auch bei Staatsbesuchen im Ausland und anderen offiziellen Anlässen, bricht sie bewusst mit ca. 80 Jahren säkularer Tradition.

Das ist ein überdeutliches Signal an die karrierebewussten TürkInnen im In- und Ausland, wie (Ehe-)Frauen künftig in der Öffentlichkeit aufzutreten haben. Das ist Wasser auf die Mühlen der religiösen Hardliner, nach Bundesinnenminister Schäuble (2007) ca. 40% der hier lebenden Muslime. Die werden sich in ihrer fundamentalistischen Lebensführung bestätigt fühlen und die fromme Kleiderordnung, die sie in ihrem engen sozialen Umfeld längst durchgesetzt haben, noch konsequenter zu überwachen und auszubreiten versuchen. Zumindest für TürkInnen gibt es keine Ausrede mehr, sogar die ‘Landesmutter‘ wirbt offensiv für die schariakompatible Verschleierung von Frauen. Auffällig dabei der betont emanzipierte, selbstbestimmte Eindruck.

Trotz der islamischen Renaissance nach 1979 gibt es in Europa und in der BRD gläubige Muslime, die sich nicht nur als ‘Ramadan-Muslime‘ der Umma zugehörig fühlen, sondern die fundamentalistischen Kleidungsvorschriften ablehnen oder die in dieser Frage noch unentschlossen sind. Wo bleiben deren Freiheitsrechte? Wo bleibt die negative Religionsfreiheit für AtheistInnen KonvertitInnen, ApostatInnen und ‘Ungläubige‘, die in unserem Land dieselben Grundrechte genießen und nicht totgeschlagen werden dürfen? Die Freiheit auf die du dich berufst, liebe Ebru, ist ein demokratisches Grundrecht, dass immer die Freiheit der anderen mit einschließt und sich eben nicht darin erschöpft, den Koran und die Sunna zu leben (Necla Kelek).

Muslimas, die behaupten, ohne Kopftuch würden sie sich nackt fühlen, geht es nicht alleine um Schutz. Sie unterteilen ihre Geschlechtsgenossinnen in die Gruppe der Ehrenhaften und die der Unreinen, egal ob die Betroffenen muslimisch sind oder gar ’Ungläubige’. Das Kopftuch ist somit Symbol für die Spaltung Menschheit in sittsam Tugendhafte sowie in verachtenswerte Sünderinnen. Der soziale Druck auf alle Mädchen und Frauen steigt proportional mit der Anzahl der Kopftücher im Straßenbild. Es gibt Stadtzentren, in denen Altbürgerinnen mit offenen Haaren vor die Füße gespuckt wird, sie werden zur Seite abgedrängt, ihnen wird der Weg abgeschnitten, sie werden absichtlich überhört, man sieht bewusst an ihnen vorbei.

Sollte es tatsächlich eine Muslimin wagen, ihre Haare nicht schamhaft zu bedecken, wird zunächst die Kernfamilie, dann die Sippe und schließlich die Community vorerst mit Hilfe von dringenden Ermahnungen und dem Erwecken von Schuldgefühlen versuchen, die Abweichlerin wieder auf den rechten, Allah wohlgefälligen Weg zu bringen. Gelingt das nicht, folgen wüste Beleidigungen, üble Nachrede, Ausschließen aus dem Freundeskreis, Schläge, Verweigern von intimen Zärtlichkeiten bis hin zum Mord aus falsch verstandener Ehre. Nahezu niemand wagt es daher, sich aus den Fesseln der sakralen Systeme Scharia, Koran und Sunna zu befreien, wer darüber redet oder schreibt, beschmutzt in den Augen der Fundamentalisten die Ehre des Clans, beleidigt die Umma und begeht Verrat an Allah.

Mit dem Kopftuch bedeckt man eben nicht nur die Haare, um als Frau erkannt zu werden, mit dem Tragen des Türban unterwirft man sich den nicht interpretierbaren Gesetzen des Islams. Der Hijab ist nicht nur ein unschuldiges Stück Stoff unter dem man die Haare versteckt, er ist eine Art Vertrag zwischen der Trägerin und der Umma, den sie mit dem ersten Binden des Tuches quasi unterschreibt und anerkennt. Sie bejaht mit der Verschleierung die für orthodox denkende Muslime wörtlich umzusetzenden Vorschriften aus Koran, Sunna und Scharia. In der kulturellen Moderne jedoch Frauen grundsätzlich für unrein und minderwertig zu halten und das Ganze als Ausdruck von Selbstbestimmung und individueller Freiheit zu werten ist grotesk und inakzeptabel.

Wenn ich auch niemanden zu seinem Glück zwingen möchte und Meinungsfreiheit ein von mir sehr geachtetes Menschenrecht ist, meine Toleranz endet an dem Punkt, wo von der Verfassung der BRD garantierte Grundrechte missachtet werden, besonders wenn die Gefahr besteht, dass Rechte von Frauen oder Kindern bedroht oder verletzt werden. Die Kairoer Erklärung der Menschenrechte und die Arabische Charta der Menschenrechte mit Scharia und Koran als Fundament, prägen in Theokratien Gesellschaft und Rechtsprechung, im demokratischen Europa gelten sie nicht.

Verachtung von Andersgläubigen, Verbot der Apostasie bei Todesdrohung, Diskriminierung von Frauen, Gewalt in der Erziehung, körperliche Züchtigung in der Ehe, Zwangsverheiratung, Teenagerschwangerschaften, Mord aus falsch verstandener Ehre gehören für islamische Fundamentalisten zum Lebensalltag wie das ‘Schamtuch‘ für Frauen. Du, liebe Ebru, magst diese ‘Software‘ als persönliche Art sehen deinen Glauben zu leben, ‘Freiheitssache‘ ist der Schleier schon deswegen nicht, weil er für eine Lebensführung steht, die Freiheiten anderer beschneidet. Ich halte es da eher mit Ralph Giordano, der anlässlich einer Podiumsdiskussion sagte: „Wenn das offene Haar der Frauen Begehrlichkeiten bei den Männern weckt, wäre es besser, den Männern Handschellen anzulegen als den Frauen das Kopftuch“.

Ümmühan Karagözlü

Sozialpädagogisches Selbstverständnis

Dezember 16, 2007

Anonymus kommentierte zu Ehrenmord in Mönchengladbach

Diese Darstellung ist außerordentlich undifferenziert und unanalytisch und darum äußerst ärgerlich. Hier werden Feindbilder produziert, die beim Kampf gegen Gewalt (gegen Frauen) nicht weiterhelfen und das Zusammenleben zwischen Menschen verschiedener Herkunft und Religion unnötig erschweren.

Bitte bitte liebe Sozialpädagogen: orientiert euch in eurer Arbeit bitte an komplexeren und intelligenteren Analysen! Ihr habt wichtige Arbeit zu machen, aber bitte nicht auf einer solchen Basis!“ –anonymous–

Wir meinen dazu:

Sehr geehrte/r Anonymus

Ihrer Bitte werden wir nicht nachkommen. SozialarbeiterInnen und SozialpädagogInnen sind geradezu verpflichtet, Dinge bei ihrem passenden Namen zu nennen, auch wenn sie damit gegen Tabus verstoßen. Sie decken Missstände auf, beschreiben sie authentisch und analysieren Ursachen und Wirkung ohne zu beschönigen. Dabei entwickeln sie gemeinsam mit den KlientInnen Lösungskonzepte auf dem Fundament des Grundgesetzes und innerhalb seiner Rahmenbedingungen. Das erweitert die Handlungsoptionen letztendlich für alle, verbessert die Lebensqualität und trägt nicht unwesentlich dazu bei, unsere Gesellschaft humaner zu gestalten.

Erfolgreiche SozialarbeiterInnen und SozialpädagogInnen sind eckig und kantig und reden niemandem nach dem Mund. Effektive und effiziente Soziale Arbeit ist Hilfe zur Selbsthilfe und in diesem Sinne parteiisch. SozialpädagogInnen und SozialarbeiterInnen sind das Bindeglied zwischen Individuum und Gesellschaft, sie sind oft in der undankbaren Position, Übermittler schlechter Botschaften zu sein und stoßen unangenehme aber notwendige Diskussionen an. Couragierte SozialpädagogInnen und SozialarbeiterInnen schwimmen nur selten mit dem Strom. Sie sind im positiven Sinne unangepasst und für manche/n mögen ihre Darstellungen und Ansichten ärgerlich sein. Das ist für uns ein Qualitätskriterium.

Stein des Anstoßes zu sein, damit können meine KollegInnen im Netzwerk Schariagegner und ich jedoch ganz gut leben. Sie sehen es als ihre Pflicht, aufzuklären und kulturell vormoderne Moralbegriffe, Verhaltensregeln und Lebenskonzepte anzuprangern und aktiv zu bekämpfen. Jede Bürgerin und jeder Bürger soll die Chance haben, ihr / sein .Leben selbst in die Hand zu nehmen und nach eigenen Neigungen, Interessen, Wünschen und Talenten entsprechend individuell zu gestalten, jedes Kind hat das Recht auf eine selbst gestaltete, maßgeschneiderte Biographie. Handlungsrahmen sind auch hier das Grundgesetz, sowie abgeleitete Gesetze und Rechtsvorschriften.

Die MitarbeiterInnen im Netzwerk Schariagegner haben sich verpflichtet dafür Sorge zu tragen, dass die notwendigen politischen, gesellschaftlichen und individuellen Voraussetzungen für eine derartige persönliche Lebensgestaltung zugänglich sind, geschaffen oder verbessert werden. Das Zusammenleben von Menschen verschiedener Herkunft und unterschiedlicher Religionen soll in erster Linie für alle gleichermaßen selbstbestimmt und erfüllend sein, nicht reibungslos und leicht. Political Correctness, Appeasement und Kompromisse um des lieben Friedens willen sind dabei keine nachhaltige Lösungsstrategie.

Im Gegenteil, multikulturelles Gutmenschentum relativiert Leid und verharmlost und konserviert patriarchale Machtmuster. Hier ist eine durch konsequentes, geradliniges Handeln geprägte Soziale Arbeit angesagt, die nötigenfalls Dissonanzen in den Alltag von Menschen bringt und zur unbequemen Zumutung wird. Nur so wird ein Umdenken auf beiden Seiten, der Autochthonen und Allochthonen eingeleitet, dass den Irrweg des Kulturrelativismus als solchen erkennbar macht und durch faire Begegnung sowie Gespräche auf Augenhöhe ersetzt.

Ümmühan Karagözlü,

mitunterzeichnend

Cees van der Duin

Thea Stavridis

Jacques Auvergne

Juliana Zeedijk

Für ein selbst bestimmtes Leben – nicht erst im Paradies.

November 26, 2007

Gegen die Unkultur des Schweigens

Hatun Aynur Sürücü war das fünfte von acht Kindern der Familie Sürücü, das älteste Mädchen. Schon sehr früh war sie eine starke Persönlichkeit, die sich als Jugendliche das Recht nahm zu fragen, zu zweifeln und zu widersprechen. Ihr Vater behauptete, dass daran der demokratische Unterrichtsstil der Schule und der Kontakt zu den SchulkameradInnen schuld seien. Daher beschloss er den freiheitsliebenden, widerspenstigen Teenager vor den ‚verführerischen Verlockungen der westlichen Verderbnis‘ fernzuhalten und zu schützen. Die Familienehre durfte auf keinen Fall besudelt werden. Also meldete er die erfolgreiche Schülerin ohne Begründung in der achten Klasse des Robert-Koch-Gymnasiums von der Schule ab, um sie bald darauf mit sechzehn Jahren an einen Cousin zwangszuverheiraten. Die Lehrer und die Schulleitung hinterfragten die Entscheidung, dass die Jugendliche die Schule verlassen sollte, nicht. Ihnen genügte der telefonische Hinweis.

Das frisch verheiratete Paar lebte bei der Familie des Mannes im kurdisch geprägten Teil Nordanatoliens in der Türkei, das die Heimat der Brauteltern war. Wenn Hatun auch aus einer ähnlich streng patriarchal-muslimisch orientierten Familie stammte, hatte sie in Berlin wenigstens noch die ehemaligen MitschülerInnen und das Großstadtmilieu einer Weltmetropole, um ab und an der familiären Enge zu entfliehen. Hier, in der dörflichen Abgeschiedenheit der kurdischen Steppe hingegen, war der Alltag ausschließlich durch die harte Handarbeit im Haus und auf dem Feld sowie die traditionellen Genderbilder und die vormodernen Regeln des orthodoxen Islam und des patriarchalischen Clans bestimmt.

Jeder Tag glich dem anderen, man sah immer die gleichen Leute, die aus den gleichen hierarchischen Familienstrukturen kamen, man redete immer über die gleichen Themen. Für eine sehr junge Frau, die an hektische Betriebsamkeit, technischen Fortschritt, bunte Schaufenster, pünktliche, öffentliche Verkehrsmittel, Begegnung mit Menschen aus verschiedenen Kulturen und Lebenswelten sowie ständigen Wandel gewöhnt war, eine schier unerträgliche Monotonie. Zu allem Überfluss wurde die jungendliche Ehefrau schwanger, bevor sie auch nur eine geringe Chance gehabt hätte, sich einzugewöhnen.

Es dauerte auch nicht lange, da hatte sie sich so sehr mit ihrem Ehemann und dessen Familie zerstritten, dass die von schrecklichem Heimweh geplagte werdende Mutter allen Mut zusammennahm, sich trennte und fluchtartig zu ihrer Ursprungsfamilie nach Deutschland zurückkehrte. Kurze Zeit später brachte Hatun Aynur ihren Sohn Can zur Welt. Für sie begann nun ein völlig neuer Lebensabschnitt, weshalb sie sich selbst den zweiten Vornamen Aynur (Mondlicht, hell leuchtend wie der Mond) gab. Nach der Geburt lebte die junge Mutter für kurze Zeit gemeinsam mit dem Säugling im Haushalt ihrer Eltern.

Als streng gläubige Muslima sozialisiert, kannte Hatun Aynur die extrem traditionellen Ansichten über Familie, Mutterschaft, weibliche Lebensentwürfe und Geschlechterrollen, doch konnte sie sich als selbstbewusste, autonome Persönlichkeit diesen Vorschriften nicht unterwerfen. Besonders widerstrebte ihr die in diesen Familienstrukturen übliche Kontrolle über unverheiratete Frauen. Konnte sie früher durch den Schulbesuch wenigstens zeitweise ausweichen, war sie jetzt, als ledige Mutter ohne Schutz ihres Ehemannes, den sie ohne einen von der Scharia erlaubten Entschuldigungsgrund verlassen hatte, einer jede Individualität und jeden Freiraum einschränkenden Verhaltensdoktrin unterworfen. Diese symbolischen Fesseln des Gefängnisses Familie konnte sie nicht auf Dauer ertragen, verließ auch ihre Ursprungsfamilie im Streit und zog mit ihrem Baby in ein Wohnheim für junge Mütter.

Zum ersten Mal in ihrem jungen Leben wirklich frei von Überwachung und gängelnder Bevormundung, bemühte sich Hatun Aynur ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und zu organisieren. Brauchte sie zu Anfang noch psychologische und sozialpädagogische Unterstützung, gelang es ihr zunehmend besser, Eigenverantwortung zu übernehmen. Neuen Herausforderungen wie der Führerscheinprüfung stellte sie sich zunehmend selbstsicher, der bestandene Hauptschulabschluss, den sie nachgeholt hatte, war ein besonders wichtiger Meilenstein in ihrer Persönlichkeitsentwicklung. War ihr langes, dichtes Haar zu diesem Zeitpunkt noch gänzlich mit einem Kopftuch bedeckt, lehnte sie von da an das Tragen eines Schleiers ab, verbannte die fußlangen Mäntel und unvorteilhaften Kittel in die Mottenkiste, kleidete sich modern, schminkte sich manchmal, schnitt die Haare kurz und tönte sie.

Nun fühlte sie sich stark genug, eine eigene Wohnung zu suchen, begann eine Lehre als Elektroinstallateurin und fand in dem von Männern dominierten Beruf schnell ihren Platz. Sie schloss die Lehre erfolgreich ab und stand Anfang 2005 sogar kurz vor ihrer Gesellenprüfung. Vier Jahre hatte sie trotz der zusätzlichen Belastung als berufstätige Hausfrau und alleinerziehende Mutter durchgehalten, soviel Energie, Zielstrebigkeit und Lerneifer bringt nur jede(r) zweite Jugendliche trotz günstigerer Lebensumstände auf. Sie war so stolz auf sich, aus eigener Kraft ihr Leben zu meistern, dass sie auch ihre Familie an ihrer Freude Anteil nehmen lassen wollte und wieder Kontakt aufnahm, obwohl sie von Freunden gewarnt worden war. Es lag der mutigen Pionierin wirklich viel daran, von ihren Eltern und Geschwistern nicht als widerspenstige Rebellin und missratene Tochter/Schwester, sondern als eigenständiger, entscheidungsfähiger Mensch mit dem Anrecht auf eine individuelle Biographie akzeptiert zu werden. Sie ging daher das Risiko ein, die Schwestern hin und wieder zu sich einzuladen.

Später gelang es ihr sogar, das Verhältnis zur Mutter zu bessern und sich mit ihr öfter in einem Café zu treffen. Sie hatte dann meist auch ihren Sohn mit. Nach einiger Zeit besuchte der Junge die Großeltern regelmäßig in deren Wohnung. Dass sie selbst, wenn sie Can brachte oder abholte nicht mit herauf kommen durfte, sondern vor der Tür draußen warten musste, kränkte sie zwar, doch nahm sie es hin und hoffte auf die Zukunft. Schließlich hatte sich in den letzten Monaten die Beziehung zu den Verwandten unerwartet positiv verändert, warum sollte da eine weitere Normalisierung ausgeschlossen sein? Diese Einschätzung war allerdings sehr optimistisch und ließ außer Acht, dass Menschen sich und ihre Einstellungen nur dann zu ändern bereit sind, wenn sie einen Gewinn darin sehen, sich die Mühe zu geben, Eingeübtes, leicht von der Hand Gehendes aufzugeben und Neues zu wagen. Hatun Aynurs Gewinn war Freiheit und Lebensqualität im Hier und Jetzt. Ein solcher, wie auch immer gearteter Bonus war für die Familie nicht sichtbar.

Can, mittlerweile fünf Jahre alt, war der stark an die Mutter gebundenen Kleinkindphase entwachsen. Seine Aufnahme in die ‚muslimischen Männerwelt‘, symbolisiert durch das islamische Beschneidungsritual, die Sünnet, stand nun kurz bevor. Nach der Sunna, sozusagen dem ‚Knigge‘ für eine Allah wohlgefällige Lebensweise, war nun die Ablösungsphase von der Mutter und den miterziehenden weiblichen Familienmitgliedern vorgesehen, die Verantwortung für die Vorbereitung auf ein Leben als gottesfürchtiger Moslem lag nun bei den männlichen Verwandten, die künftig seine häufigsten und engsten Bezugspersonen werden sollten. Deshalb das starke Interesse der Familie an den Besuchen des Jungen, ein in diesem Moment besonders willkommenes Faustpfand für die Tradierung ihrer Lebenskonzepte.

Das für konservativ denkende Muslime provokant individualistische Auftreten ihrer ältesten Tochter/Schwester gefährdete die patriarchale Hierarchie und stellte die lebensfeindliche, ausschließlich auf die Freuden im Jenseits orientierte Auslegung des Islams in Frage. Die Gefühlskälte und Distanz, die dem ’schwarzen Schaf‘ der Familie entgegen gebracht wurde, erleichterte einerseits den Umgang mit der Tochter/Schwester, die sie irgendwie doch liebten, andererseits resultierten sie aus der Verachtung deren Person. Zumindest der Vater und die älteren Brüder hatten den mittlerweile wieder häufigeren telefonischen und den meist auf die engsten weiblichen Verwandten beschränkten persönlichen Kontakt lediglich billigend in Kauf genommen.

Hatun Aynur hatte ihre Aufgabe als Söhnchenfabrik (Hirsi Ali) und Garantin einer natürlichen, gesunden psychischen und physischen Entwicklung des Kleinkindes Can erfüllt. Als wichtige Sozialisations- und Erziehungsinstanz weiterer Nachkommen war die junge Frau nach Ansicht ihrer zahlreichen konservativen Verwandten denkbar ungeeignet. Die experimentierfreudige, junge Berlinerin weigerte sich selbstbewusst, die ihr im Clan verpflichtend zustehende Rolle in der kulturell-vormodernen, fundamentalistisch-religiösen Weise ihrer Eltern auszufüllen. Ohne traditionelle Rollenzuteilung, die ihrerseits dazu dient, überlieferte Verhaltensmuster und Handlungsoptionen weiterzugeben, eine damit nicht unwichtige Aufgabe jeder Frau im Patriarchat, war sie wertlos und sogar eine Bedrohung für die vormodernen Lebenskonzepte sowie deren Festigung und Weitergabe. Sie war eine ständige Gefahr für die fetischisierte Familienehre.

Die Sürücüs standen daher nicht nur durch den nordanatolischen Zweig ihres Clans unter hohem moralischem Druck. Ihr Selbstverständnis von Pflicht, Anstand und Ehre wurde durch uralte Stammesgesetze und einem streng an Koran, Sunna und Scharia orientierten Islam stark geprägt. Von der Richtigkeit und Allgemeingültigkeit ihrer fundamentalistischen Glaubensauslegung überzeugt, wiesen sie jede liberalere Deutung des ‚heiligen Buches der Muslime‘ als Häresie weit von sich. Versetzt man sich in ihre Denkstrukturen, hätten sie tatsächlich in erzieherischer Hinsicht als Eltern und miterziehende ältere Geschwister total versagt, aber auch als Gläubige, vor sich selbst, vor der muslimischen Gemeinde und vor Allah sich schwer versündigt. Es war ihnen nicht gelungen, die von ihnen gelebten Traditionen an ihre älteste Tochter weiter zu geben, damit Hatun Aynur sie an ihre Kinder weitergibt. Da Frauen sowieso äußerst selten ins Paradies kommen, sie verbreiten angeblich Fitna und seien unrein, würden vor allem die Männer ihr ersehntes Ziel, das Paradies, gefährden, wenn sie untätig zuschauen würden.

Die junge Frau verletzte die Namus-Ehre beider Familien, indem sie durch nicht religiös abgesegnete Entschuldigungsgründe (z.B. Unfruchtbarkeit) die Trennung von ihrem Mann eigenmächtig durchführte. Als besonders dreist wude empfunden, dass die Abtrünnige nun wieder in der Kreuzberger Community zu lebten wagte, wo man ihre Eltern und Brüder natürlich gut kannte, zumal Hatun Aynur es riskierte, nach der Geburt ihres Sohnes sich im Streit auch von ihnen, ihrer Ursprungsfamilie, zu trennen, um beruflich wie privat sehr neue Wege zu gehen. Das alles erhöhte die Unzufriedenheit und den moralischen Druck, dem die Familie sich selbst aussetzte, der aber auch von Außenstehenden an sie weitergegeben wurde. Hier war nicht nur die ‚Ehre‘ zweier Familien auf besonders respektlose Weise gekränkt worden, sondern die Ümmet (Umma), der Islam und damit Gott. Ein Hadd-Vergehen, das laut Scharia die Tötung nach sich ziehen kann. Tatsächlich nahm spätestens mit der beginnenden Ablösung Cans aus dem alleinigen Schutz und Verantwortungsbereich seiner Mutter eine verhängnisvolle Entwicklung ihren kaum mehr aufzuhaltenden Ablauf.

Vermutlich hat der Familienrat, veranlasst durch die kurz bevorstehende finanzielle Unabhängigkeit bei Überreichung des Gesellenbriefes an die zielstrebige, integrationswillige junge Frau, in einer heimlich abgehaltenen Sitzung den baldigen Tod der 23jährigen beschlossen, deren einziges ‚Vergehen‘ es war, als deutsche Staatsbürgerin kurdischer Abstammung zu leben wie eine Deutsche. Üblicherweise sind bei Morden wegen Hadd- bzw. Namus-Vergehen mehrere Verwandte, meist die Brüder, beteiligt. Das verteilt die Schuld auf mehrere Schultern, stärkt die verschworene Gemeinschaft, den Männerbund, und … macht voneinander abhängig: Jeder Einzelne ist durch den anderen erpressbar. Meist meldet sich ein Minderjähriger oder gerade Achtzehnjähriger ‚freiwillig‘, das Verbrechen durchzuführen, weil Jugendliche und in der Regel auch noch Heranwachsende (bis 21) wegen der als geringer einzuschätzenden Einsichtsfähigkeit nach dem deutschen Jugendstrafrecht verurteilt werden und mit weniger harten Strafen zu rechnen haben.

Nach den Ermittlungen der Polizei und den Aussagen in der folgenden Hauptverhandlung lief wahrscheinlich auch in diesem Fall alles nach diesem alt bekannten Schema ab. Danach hat der älteste Bruder, Mutlu, die Pistole besorgt, der mittlere stand wohl Schmiere, der jüngste, Ayhan, gerade achtzehnjährig, hat seine Schwester erschossen. Warum Ayhan seine Freundin Melek, die er heiraten wollte, in das Mordkomplott einweihte, ist unbekannt. Vielleicht belastete ihn die Vorbereitung der Tat so sehr, dass er mit jemandem reden musste, dem er vertraute, vielleicht war es Taktik, weil Ehefrauen nicht aussagen müssen. Systemisch dürfte hoch willkommen sein, dass die Mitwisserin (Melek) nun genau weiß, was ihr im Falle verweigerten Wohlverhaltens drohen würde. Ayhan fragte Melek, ob sie bereit sei, ihn nach der Tat zu heiraten und mit ihm gemeinsam Can, Hatun Aynurs kleinen Sohn, aufzuziehen. Wie die junge Berlinerin im späteren Prozess aussagte, meinte sie sich verhört zu haben. Der vor einer Sekunde noch so vertraute, geliebte junge Mann erschien ihr plötzlich völlig fremd. Sie musste sich verhört haben. Doch da zeigte ihr Ayhan die Einschusslöcher in dem alten Blechmülleimer.

Ihr angebeteter zukünftiger Ehemann ein Mörder? War der attraktive junge Mann, den sie anhimmelte, ein potentieller Schwesternmörder? Wollte er ihr mit den Löchern im Eimer beweisen, wie ernst es ihm mit dem geplanten ‚Ehrenmord‘ war? Wollte er sie gar einschüchtern? In welche Familie war sie im Begriff einzuheiraten? Sie wusste, wie strenggläubig die Sürücüs waren, doch die eigene Schwester zu töten, weil sie vorzog, wie eine Deutsche zu leben? Wer in der Familie wusste Bescheid, war Hatun Aynurs kleine Schwester Arzu, die damals ihre beste Freundin war und durch die sie Ayhan erst kennen gelernt hatte, eingeweiht? Wie oft sagt man wütend, die oder den könnte ich umbringen, führt die Tat jedoch nicht aus! Glaubhaft, dass Melek nicht wusste, was sie denken sollte. Total verzweifelt beschloss die junge Frau mit niemandem zu reden. Auch wagte sie nicht, Arzu ins Vertrauen zu ziehen, natürlich hätte die künftige Braut sofort bei der Polizei aussagen müssen. Sie schwieg.

Vielleicht sagte sie auch nicht aus, weil sie schreckliche Angst um ihr eigenes Leben hatte, immerhin war der achtzehnjährige junge Mann in Besitz einer Schusswaffe und plante einen Mord. Würde man ihr überhaupt glauben? Welche Beweise hatte sie? Einen durchlöcherten Mülleimer? Lächerlich! Den kann jeder als Zielscheibe benutzt haben. Sie hatte weder gesehen, dass ihr künftiger Schwager Mutlu die Waffe besorgt hatte, noch war sie Augenzeugin bei den Schießübungen. Selbst wenn Ayhan persönlich den Müllbehälter verbotener Weise für Zielübungen zweckentfremdete, eine Tötungsabsicht ließ sich damit allein sicher nicht beweisen. Wie hätten die Sürücüs reagiert, wenn Melek, die als zukünftige Schwiegertochter galt, auf Grund eines vagen Verdachtes Sohn Ayhan, ihren künftigen Verlobten, angezeigt hätte? Sicher hätte der Ehemann ‚in spe‘ seine künftige Braut verachtet. Wäre die Polizei in der Lage, sie zu schützen, wenn der Verdacht sich als stichhaltig erweisen würde? Ähnliche Gedanken müssen Melek durch den Kopf gegangen sein. Sie muss sehr verzweifelt gewesen sein.

Am 7. Februar 2005, kurz vor 21 Uhr wurde Hatun Aynur Sürücü an der Bushaltestelle vor ihrer Wohnung auf offener Straße durch drei Schüsse aus nächster Nähe von ihrem Bruder Ayhan niedergeschossen und getötet.

Man hatte alles bis aufs Kleinste geplant. Wie wir wissen, war auch die Zukunft des kleinen Jungen geregelt. Am Tag nach dem Mord waren Ayhan und Melek verabredet. Wie die verzweifelte junge Frau, die vom gewaltsamen Tod Hatun Aynurs gehört hatte, später in der Verhandlung zugibt, habe sie zwar Böses ahnend, jedoch noch immer völlig ungläubig ihren Freund gefragt, ob er den Mordplan tatsächlich ausgeführt habe. Dieser gab die Tat zu. Nach der neuen goldenen Uhr gefragt, antwortete der Schwesternmörder, er habe den Wertgegenstand am Mordabend auf seinem Nachttisch gefunden. Was in diesem Moment in der jungen Frau vorgegangen sein muss, die um die Bedeutung eines solch kostbaren Geschenkes wusste, können wir nur ahnen. Sicher ist, dass sie noch größere Angst gehabt haben muss, weil sie immer noch nicht zur Polizei ging. Als sie wenige Tage nach dem Mord ihren damaligen Freund auf dessen Wunsch zur Polizei begleitete, wurde auch sie befragt. Sie sagte zunächst nicht alles, was sie wusste. Nur weil ihre deutschstämmige Mutter, die Melek von der Polizei abholte, die, wie sie bei Gericht zu Protokoll gab, ihre Tochter noch nie in einem solch erbärmlichen Zustand, schneeweiß im Gesicht und total verstört, ausfragte, war die Jugendliche der emotionalen Belastung nicht mehr gewachsen und brach ihr Schweigen. Erst jetzt traute sich Melek, die volle Wahrheit auch der Polizei zu Protokoll zu geben.

In dem anschließenden Prozess vor dem Berliner Landgericht sagte die ehemalige Freundin des Täters, geschützt durch eine kugelsichere Weste und drei Polizeibeamte in Zivil, als Hauptbelastungszeugin aus. Alles, was wir über Tatvorbereitung und Tatmotiv wissen, haben wir wieder einmal zwei Frauen zu verdanken, die, obwohl ihr Leben total aus den Fugen geraten ist und sie im Zeugenschutzprogramm leben, den Mut aufbrachten, die Mauer des Schweigens zu brechen und uns Einblick in eine vormoderne soziale Sphäre zu geben parallel zu unserer ‚Welt‘ der kulturellen Moderne.

Solange die islamische Geistlichkeit nicht alternative Sichtweisen und sogar das Abtrünnig-Werden aus der Religion ausdrücklich gestattet, so lange wird die muslimische Wagenburg der Großfamilie ihren Kindern das Beschreiten eines eigenen Lebensweges untersagen.

Die säkulare freiheitliche Demokratie muss universelle Menschenrechte durchsetzen und darf Niemandem, auch keinem Kollektiv, Sonderrechte gewähren. Internationale Frauentage und Aktionstage gegen häusliche Gewalt dürfen keine Schaufensterveranstaltung sein.

Ümmühan Karagözlü

Gewalt gegen Frauen gerade in muslimischen Familien

November 19, 2007

Auch ich bin es so leid …

immer wieder von häuslicher Gewalt lesen und hören zu müssen, gegen wen auch immer sie gerichtet ist, von wem auch immer sie ausgeht. Als Frau trifft mich natürlich besonders Diskriminierung, Brutalität und Gemeinheit gegen Frauen.

Vor allem bereitet mir großes Unbehagen, wie man über dieses Thema spricht oder besser nicht spricht. Wie man damit umgeht, oder besser nicht umgeht. Bisher jedenfalls.

Da werden deutlich sichtbare Hämatome überschminkt, Ausreden erfunden, man gibt sich selbst die Schuld, man hat doch selbst provoziert, das ‘Just World Denken’ der Anderen bestätigt, dass an einem Streit nie nur einer Schuld ist. Im Treppenhaus wird getuschelt, die Opfer schämen sich, schweigen verdrängen oder verharmlosen, trauen sich nicht Anzeige zu erstatten.

Vor allem Frauen sind Ziel von verschiedensten physischen, psychischen und verbalen Übergriffen. Besonders hilflos sind Kinder und wieder sind es vor allem Mädchen, die von sexueller Gewalt, einer besonders perfiden, eindeutig männlich dominierten Gewaltform bedroht sind.

Auch ich weigere mich, politisch korrekt verschweigen zu müssen, dass Gewalt in Familien und binationalen Ehen besonders oft von muslimischen Tätern ausgeht. Ich werde auch nicht verschweigen, dass die weiblichen Opfer wesentlich häufiger aus dem islamischen sozio-kulturellen Hintergrund stammen, dass sogar die Gefahr, Opfer solcher erniedrigenden Attacken zu werden, bei Frauen mit islamischem Glaubensbekenntniss eklatant höher ist.

Offensichtlich sind muslimische Frauen und Mädchen durch zusätzliche, besonders patriarchale, vormoderne Gewalt wie Verschleierung, Steinigung, Zwangsverheiratung, Genitalverstümmelung, Jungfäulichkeitskult und Ehrenmord bedroht.

Allen, die sich zum Thema Gewalt an Frauen informieren wollen, empfehle ich die Homepage http://www.terre-des-femmes.de/ .

Übrigens starten rund um den 25. November Aktionen zur Kampagne ’Gewalt gegen Frauen ist Alltag‘. Sicherlich ist dies eine gute Gelegenheit Farbe zu bekennen und jede Form von Gewalt an Frauen öffentlich zu ächten. Infos ebenfalls bei terre des femmes.

Ümmühan Karagözlü