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Malvina und Diaa – eine verklärte Romanze

Januar 16, 2018

لحاكمية الله

al-ḥākimiyyatu l-Lāh

Principle of Divine Governance, that Allah is sovereign on earth: ruling by what Allah has revealed

Hakimiyya, Herrschaft Allahs

Für ein Kinderfernsehen ohne dialogische Augenhöhe zur frauenfeindlichen Gehorsamspflicht und Gesetzlichkeit der Scharia

Von Edward von Roy, Diplom-Sozialpädagoge (FH).

Keinen syrischen Ex-Muslim, keinen syrischen säkularen Muslim hat KiKA (Kinderkanal), der öffentlich-rechtliche Fernsehkanal von ARD und ZDF, den Kindern vorgestellt, sondern einen Mann in seinen besten Jahren, der von seiner minderjährigen Freundin eine Lebensführung in Wortwörtlichkeit zu den Vorgaben von Koran und Sunna verlangt, anders gesagt ein Leben in Gehorsam gegenüber dem jeden Lebensbereich durchdringenden Islamischen Recht (Scharia). Nach der Scharia ist die muslimische Frau ein Mensch zweiter Klasse und schuldet Gott und ihrem Ehemann Gehorsam – was KiKA wissen kann und nicht sagt.

Der Syrer Diaa, Spitzname, hat seine Religion richtig verstanden, Malvina hat ihren Körper zu bedecken bis auf Hände und Gesicht. Das KiKA-Filmmädchen aus Fulda erkennt:

„Ich darf keine kurzen Sachen anziehen, immer nur lange Sachen“. Diaa antwortet: „Ich kann so etwas nicht akzeptieren, dass meine Frau so aussieht. Das ist total schwierig für arabische Männer.“ (Welt / N24 vom 09.01.2018)

Der ein verliebtes leichtes Plaudern telegen verkörpernde Eindruck des dialogischen Aushandelns ist fehl am Platze. „Arabische Männer“, warum eigentlich werden nichtmuslimische Araber und arabische muslimische Säkulare übergangen, wie Diaa brauchen das islamische Bedeckungsgebot nicht erst individuell anzunehmen (Diaa: „akzeptieren“) oder gar mit ihrer Ehefrau auszudiskutieren. Die Möglichkeit zu einer persönlichen Entscheidung besteht nicht, die Islamische Normativität (Scharia) hat den Hidschab als religiöse Pflicht festgestellt. Das Bundesverfassungsgericht – Beschluss vom 27. Januar 2015 – 1 BvR 471/10 – zitiert richtig, dass im Islam mit dem Schleier (Hidschab) nicht etwa lediglich das Haupthaar zu bedecken ist:

„Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e.V. (DITIB) hat folgende theologische Bewertung ihres Obersten Religionsrates mitgeteilt: Muslimische Frauen müssten ab Eintritt der Pubertät in Gegenwart von Männern, mit denen sie nicht verwandt seien und die zu ehelichen ihnen religionsrechtlich erlaubt sei, ihren Körper – mit Ausnahme von Gesicht, Händen und Füßen – mit Kleidung derart bedecken, dass die Konturen und Farbe des Körpers nicht zu sehen seien. Der Kopf gelte dabei als bedeckt, wenn Haare und Hals vollständig bedeckt seien. Dies sei ein nach den Hauptquellen der Rechtsfindung im Islam (Koran, Sunna, Gelehrtenkonsens und allgemeiner Übereinkunft der Gemeinden) bestimmtes religiöses Gebot definitiver Qualität. In welcher Weise die vorgeschriebene Bedeckung erfolge, sei allein die Entscheidung der muslimischen Frau. Das Tragen des Kopftuchs diene demnach ausschließlich der Erfüllung eines religiösen Gebots und habe darüber hinaus für die Trägerin weder einen symbolischen Charakter noch diene es der Bekundung nach außen.“

Der türkische Staatsislam hat keine andere Scharia und keinen anderen Islam in Angebot als Filmsyrer Diaa, dessen Freundin, wie wir gehört haben, erkennt: „Ich darf keine kurzen Sachen anziehen, immer nur lange Sachen“.

Wollen hr-Fernsehdirektorin Dr. Gabriele Holzner und KiKA-Programmgeschäftsführerin Dr. Astrid Plenk bei den Kindern den Eindruck erwecken, dass Malvinas Entscheidung für oder gegen die islamische weibliche Bedeckungspflicht, dass der Hidschab eine so heitere Frage wäre wie die spontane Entscheidung zwischen Kuskus und Erbsensuppe?

Schweinefleisch zu essen ist islamrechtlich illegal (haram), Diaa verlangt, Malvina fügt sich. Kurze Röcke oder kurze Hosen sind haram, Diaa erklärt, Malvina reagiert mit Wohlverhalten. Dass ein Muslim einer Frau Vorschriften macht und ihren Gehorsam erwartet ist dabei gar keine Marotte lediglich eines vollbärtigen, wie ein 25- oder 30-Jahre alter Mann wirkenden Syrers, sondern ganz im islamischen Sinne: „Die Männer stehen eine Stufe über den Frauen“ (Koran 4:34). Umar ibn al-Chattab (592-644) stellte fest: „Die Ehe ist eine Art Sklaverei“. Auch ibn Muflih (1310-1362) kannte seine Religion: „Für eine Frau ist es verboten, ohne Erlaubnis ihres Ehemannes das Haus zu verlassen.“ In unserer Zeit Jahren erläutert Scheich Salih al-Munajjid, dass die Frau ohne männlichen Begleiter nicht auf die Reise gehen darf: „Was die Frauen betrifft: Ohne Mahram zu reisen ist haram“ (IslamQA Fatwa Nr. 69937: Ruling on her going out of the house without her husband’s permission and travelling without a mahram). Angestrengt vermeidet auch Kinderkanal KiKA, die Zuschauer über die menschenrechtlichen und vor allem frauenrechtlichen Folgen der Scharia aufzuklären. So wird die unbedingte Gültigkeit allgemeiner Menschenrechte und deutscher Grundrechte ironisiert und untergraben.

Schariawidrige Verhaltensweisen sind durch islamkonforme zu ersetzen. Letztlich ist auf Erden kein unislamischer Paragraph zu dulden. Letztlich ist freiheitliche Demokratie haram, denn der Mensch darf sich keine Gesetze geben: Gott, nicht der Mensch ist Souverän. All das ist ist kein sogenannter Wahhabismus oder Salafismus oder Islamismus, sondern Lebensführung nach Koransure und Hadith, Rechtsmeinung der Ulama, theologischer islamischer Mainstream.

Filmsyrer Diaa: „Die Religion gibt dir Regeln. Ohne diese Religion hast du keine Regeln und ohne Regeln hast du kein Leben.“ (Quelle: Welt, s. o.)

In der jüngeren Vergangenheit sind viele Menschen just vor den islamrechtlichen Wohlverhaltenszwängen (Diaa: „Regeln“) und islamgesetzlichen Bestimmungen zu uns nach Europa geflohen, aus Bangladesch oder Saudi-Arabien, aus dem Iran, beispielsweise vor den familienrechtlichen oder strafrechtlichen Paragraphen des Islamischen Rechts – darüber hätte ein Kinderkanal berichten können. KiKA lässt die 10- bis 13-jährigen Zuschauer über die menschenfeindlichen und insbesondere frauenfeindlichen Normen der Scharia im Unklaren, stattdessen dürfen junge Verliebte über Werte und Normen äquidistant plappern.

Warum eigentlich werden menschenfeindliche Entwicklungen wie die Reislamisierung der Türkei bei KiKA nicht ausdrücklich kritisiert, die dortigen negativen Folgen betreffen schließlich nicht zuletzt auch Kinder. Engagiert färben Gabriele Holzner (hr) und Astrid Plenk (KiKA) den Islam schön und malen die Kulisse eines harmonischen islamischen Orients, gleichzeitig dafür Sorge tragend, dass die muslimische, schier alltägliche Gewalt gegen dortige Kopten, Bahai, Jesiden, Islamkritiker oder Frauen auf KiKA nicht zur Sprache kommt.

„Respekt für meine Rechte! – Gemeinsam leben“, unter diesem Themenschwerpunkt erschien die Sendung über Malvina und Diaa. Wer wirklich etwas für Frauen- und Kinderrechte tun will, hat beispielsweise das islamkonforme Familienrecht vieler Staaten der Welt zu kritisieren. Nach einer Scheidung per Talaq verliert die Frau ihre Kinder, die im Islam dem Mann und dessen Stamm gehören. Malvina, ihr Freund Diaa will sie „so schnell wie möglich heiraten“, ist über die frauenrechtlichen Nachteile des Nikah (islamischer Ehevertrag) zu informieren, hingegen auf den Wert der standesamtlichen Ehe hinzuweisen, der sie rechtlich schützt. Warum versäumt KiKA zu betonen, dass eine Ehe unter achtzehn Jahren in Deutschland mittlerweile schlicht verboten ist? Nicht jeder kennt die Folgen des 2009 geänderten deutschen Personenstandsrechts.

Im Islam gibt es für ein Mädchen keine Untergrenze des Heiratsalters, die Ehe kann vollzogen werden, wenn sie neun Jahre alt ist (neun Mondjahre, also achteinhalb). Im heutigen EU-Mitgliedsstaat Griechenland gilt auch nach den Zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, Verträge von Sèvres (1920) und Lausanne (1923), die Scharia im Familienrecht. Cemali Meço (Τζεμαλή Μέτσο), Mufti in Komotiní türkisch Gümülcine, verheiratet völlig legal auch elf oder zehn Jahre alte Mädchen, die schwanger in Düsseldorf auftauchen – KiKA („Schau in meine Welt“) sieht nicht in die Welt, sondern schaut weg.

Die kinderfeindliche, jedoch durch den Kinderkanal verherrlichte männliche Genitalverstümmelung (Tahsins Beschneidungsfest) würde eigentlich erfordern, dass KiKA für die Chatna bzw. für den Chitan al-inath Reklame macht, für die sunnitisch-schafiitisch sowie bei den schiitischen Bohra (allen, nicht nur den Dawudi) obligatorische Beschneidung (d. i. weibliche Genitalverstümmelung, FGM) auch der Mädchen. Es ist kein „Islamismus“, sondern authentischer Islam, dass der Fiqh der Schafiiten und der Dawudi Bohra die Mädchenbeschneidung als religionsrechtlich zwingend (wadschib; fard) vorschreibt. Bereits vor vier Jahren, am 17.01.2014 habe ich in einem offenen Brief den damaligen KiKA-Programmgeschäftsführer Michael Stumpf auf die islamische FGM hingewiesen. Erstmals in der Geschichte der USA begann im April 2017 ein Strafprozess nach 18 USC 116 (female genital mutilation) gegen die US-amerikanische Ärztin und islamische Mädchenbeschneiderin Jumana Nagarwala.

Der aufklärerische Diskurs über ein intolerantes und insbesondere frauenfeindliches System wie den Islam verdient mehr als nur ein verliebtes Plaudern eines Mädchens mit ihrem Freund. In einer eigens zum KiKA-Beitrag über Malvina und Diaa anberaumten Sondersendung am 13.01.2018 ließ der hr („Engel fragt“ – Spezial) im Beisein von Fernsehdirektorin Gabriele Holzner hingegen ausgerechnet Gegenaufklärerin Lamya Kaddor („Die Aufklärung ist für den Islam nicht übertragbar“) zu Wort kommen.

Insgesamt scheint KiKA einem Weltbild anzuhängen, das die Menschheit in Kulturkreise aufspaltet und sogenannte Muslime zu einer veritablen Spezies erklärt, einer gleichsam unter Naturschutz gestellten Sorte Mensch, der es angeblich nicht zuzumuten ist, in der kulturellen Moderne universeller Menschenrechte anzukommen.

Edward von Roy

hr Hessischer Rundfunk

25.01.2018

Sehr geehrter Herr von Roy,

wir nehmen Bezug auf Ihr Schreiben an den ZDF-Fernsehrat, den Rundfunkrat des mdr sowie den Rundfunkrat des Hessischen Rundfunks vom 17.01.2018, das uns zur Beantwortung weitergeleitet wurde, da der hr die redaktionelle Verantwortung für diesen Film hatte.

Die Ausstrahlung der Dokumentation „Schau in meine Welt – Malvina, Diaa und die Liebe“ liegt bereits einige Zeit zurück, sie wurde im Rahmen des KiKA-Themenschwerpunktes Integration am 26.11.2017 gezeigt. Und zwar in der späten Sendestrecke nach 20:30 Uhr, in der die älteste Zielgruppe des KiKA adressiert wird. Initiiert durch einen nicht autorisierten und sehr einseitigen/polemischen Zusammenschnitt auf Youtube am 06.01.2018, durch Posts von AfD-Abgeordneten fortgeführt, kam es in sozialen Netzwerken zu einer kontroversen, mitunter diffamierenden Debatte.

Wir möchten im Folgenden zu der Sendung, ihrer Intention, sowie verschiedenen Schwerpunkten der Kritik Stellung nehmen. Das hr-fernsehen hat auf die Kontroverse zu dem Film, die internationale Welle der Berichterstattung in der Printpresse und den elektronischen Medien reagiert Der Originalfilm wurde eingebettet in eine Gesprächsrunde am Samstag, den 13. Januar erneut ausgestrahlt.

Themenschwerpunkt „Gemeinsam leben“ zu allen Fragen von Integration und Inklusion

Inspiriert vom Jubiläum der Kinderrechtskonvention im Jahr 2014 hat der Kinderkanal mit „Respekt für meine Rechte“ eine Formatierung entwickelt, die jährlich ein gesellschaftlich relevantes Thema ins Zentrum rückt und somit auf die Ebene der in Deutschland lebenden Kinder hebt. Ziel ist, Kindern ein Bewusstsein für komplexe Themen zu eröffnen und ihnen Rüstzeug für kritisches, mündiges und eigenverantwortliches Handeln an die Hand zu geben.

Die in enger Kooperation mit den Kinderprogrammredaktionen von der ARD und dem ZDF entwickelten Themen leiten sich direkt vom KiKA-Programmauftrag ab: ein Vollprogramm, das informiert, berät, bildet und unterhält und das demokratische Grundwerte wie Offenheit [auch gegenüber dem frauenfeindlichen Islamischen Recht, der Scharia?], Toleranz [gegenüber der beispielsweise islamischen Intoleranz?] und Gleichberechtigung [von Nichtkalifat und Kalifat?] vermitteln soll.

Unter der Überschrift „Gemeinsam leben“ hat der KiKA im November 2017 einen dreiwöchigen Themenschwerpunk platziert – in allen Formaten sind die Programmmacher dabei den vielfältigen Fragen nachgegangen, wie Zusammenleben funktioniert; im Vordergrund stand dabei das gegenseitige Verständnis verschiedener Kulturen, Herkunft oder Religion.

Zur Doku-Reihe „Schau in meine Welt“

„Schau in meine Welt“ ist eine Dokumentations-Reihe, die Geschichten konsequent aus der Sicht von Protagonistinnen und Protagonisten erzählt. Es geht darum, möglichst authentisch ihre Innensicht zu zeigen und die Welt aus ihrer Sicht zu erzählen. Dieses Genre schließt eine Kommentierung oder Einordnung von außen (etwa durch Experten) aus. Ein Blick in die KiKA-Mediathek zeigt, dass in der Themenwoche mehrere Filme dieser Art, etwa über die 12-jährige Vanessa, die gegen Ausgrenzung kämpft, oder den 13-jährigen Boxer Magomed aus Tschetschenien, der von Abschiebung bedroht ist, im Programm waren.

Der Autor der Dokumentation, Marco Giacopuzzi, wurde bereits mehrfach ausgezeichnet, zuletzt im Oktober 2017 mit dem Robert-Geisendörfer-Preis für den Film „Jons Welt“ ebenfalls in der Reihe „Schau in meine Welt“.

Der Film „Malvina, Diaa und die Liebe“ und die Vorwürfe

Der Fokus dieses Filmes liegt gerade auf der Beziehung, der Liebesbeziehung zweier junger Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen [soll die AEMR, soll das deutsche GG einem untereinander irgendwie in Toleranz befindlichen Gefüge von „Kulturkreisen“ weichen?], und ihr Ringen um Kompromisse [er verlangt, sie fügt sich], um Grenzen und um ihren Weg im Leben. Konservative [nein, schariakonforme] Wertevorstellungen werden grundsätzlich als Standpunkte von Diaa gekennzeichnet. Sehr selbstbewusst [dem ist nicht so, vielmehr gibt das Mädchen ihrem Freund ein ums andere Mal nach] vertritt Malvina dabei ihre Weltsicht und ihre Standpunkte, etwa wenn sie deutlich macht, dass weder eine Konversion zum Islam noch das Tragen eines Kopftuches für sie in Frage kommen. Diese kulturellen [nein: diese religiösen, diese islamisch bedingten] Unterschiede auch im Frauenbild werden sehr früh in der Dokumentation thematisiert. Wir halten gerade den Umgang mit diesen verschiedenen Vorstellungen zwischen gleichberechtigten Partnern für eine wertvolle Dimension dieser Dokumentation. Hinzu kommt, dass auch in der Diskussion mit ihren Eltern offen diskutiert wird, in welchem Maße Malvina sich an die kulturellen [an die islamrechtlichen, islamischen] Vorstellungen des Anderen anpassen soll oder nicht.

Der Film ist ein reiner O-Ton-Film, verzichtet auf jeden Kommentar. Die Beziehung wird weder idealisiert noch als unmöglich dargestellt. Was macht eine solche Beziehung aus? Wo liegen die Schwierigkeiten? Ungeschönt zeigen die Protagonisten selbst die Probleme auf, die es gibt und die so einfach nicht zu lösen sind. Ungewöhnlich offen äußern sich Diaa und Malvina über ihre Pläne, ihre sehr unterschiedlichen Erwartungen, die Schwierigkeiten mit den Eltern, mit den Freunden aber auch über dieses Gefühl, das sie verbindet. Eine Perspektive, die selten so offen und reflektiert erzählt wird, passt gerade deshalb in den Themenschwerpunkt „Gemeinsam leben“. Angesichts der kritischen Anmerkungen bezüglich der fehlenden Einordnung des Filmes für die Zielgruppe Kinder möchte ich darauf hinweisen, dass der Fall „Kandel“ und die folgende politische Diskussion erst Wochen nach der Ausstrahlung stattfand. Eine Untersuchung der Medienwissenschaftlerin Maya Götz (IZI – Internationales Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen) hat inzwischen ergeben, dass die Zielgruppe den Film eher als Warnung rezipiert, und nicht, wie vielfach behauptet, als „beschönigende Verherrlichung einer Beziehung zu einem Muslim“; und dies gerade, weil dort nicht durch Erwachsene mit dem erhobenen Zeigefinger auf die Gefahren aufmerksam gemacht wird, sondern die weibliche Identifikationsfigur Malvina mehrfach die Probleme thematisiert [und sich mehrfach den Erwartungen ihres Freundes fügt].

Der hr hat sich an alle journalistischen und ethischen Regeln gehalten. Nichts wurde gescriptet, keine Szene wurde gestellt. Der Autor hat die Begabung, seinen Protagonisten die Scheu vor dem Kamerateam zu nehmen, so dass sie völlig frei und unbefangen agieren und so einen authentischen Eindruck ihres Lebens vermitteln. Die Dreharbeiten streckten sich insgesamt über mehrere Monate.

Die Protagonisten dieses Filmes sind älter als normalerweise in der Reihe von „Schau in meine Welt“-Dokumentationen. Für dieses Thema aber hielten wir das Alter für vertretbar. Denn es ging uns darum, dass die Protagonisten kulturelle [nein, auf Islam und Nichtislam bezogene] Unterschiede aus ihrer Sicht reflektieren können, dies setzt eine gewisse Entwicklungsstufe voraus. Der Sendeplatz um 20:35 Uhr, an dem dieser Film gezeigt wurde, wendet sich insbesondere an eine ältere Zielgruppe. Der Film wurde gerade nicht auf der Nachmittagsschiene gezeigt, und war übrigens auch zu keinem Zeitpunkt für eine Wiederholung vorgesehen. Die Dokumentation wurde im November zeitgleich mit einem Chat begleitet.

Vielfach wurde das Alter von Diaa bezweifelt. Dazu haben wir selbst beigetragen, weil zwar nicht im Film, jedoch auf den programmbegleitenden Seiten in der KiKA-Mediathek sich ein Fehler eingeschlichen hat: dort wurde Diaas Alter mit 17 angegeben. Das ist falsch. Diaa war zum Zeitpunkt der Dreharbeiten 19 Jahre alt (Malvina 16 Jahre alt). Als er und Malvina sich kennenlernten, war er 17 Jahre alt, daher die Verwechslung. Und für diesen Fehler haben wir uns sofort öffentlich entschuldigt. Inzwischen – Monate später – ist Diaa 20 [nur zwanzig? Doch wohl kaum. Beinahe wie an der Käsetheke: „Darf’s ein bisschen mehr sein?“] Jahre alt.

Der Film wird jetzt in einen direkten Zusammenhang mit dem Fall Kandel und der nachfolgenden politischen Diskussion um Altersüberprüfungen bei Flüchtlingen gesetzt, hat aber damit nichts zu tun. Er behandelt nicht das Thema unbegleitete minderjährige Flüchtlinge oder falsche Altersangaben. Zu den journalistischen Grundsätzen gehörte es selbstverständlich, das Umfeld der beiden Protagonisten gründlich zu recherchieren, und dabei nicht nur Alter und Aufenthaltsstatus zu überprüfen. Für die Redaktion ergaben sich dabei keinerlei Anhaltspunkte für Skepsis. Bezeichnend ist ja durchaus, dass erst sechs Wochen nach Ausstrahlung eine Debatte über den Film beginnt, die im direkten Zusammenhang mit einer politischen Diskussion steht. Mit Beginn der Kontroverse, die Züge einer Hetzkampagne annahm, hat die Redaktion erneut alles überprüft, und hat dabei festgestellt, dass Diaa einen Like bei Pierre Vogel gesetzt hat, den er glaubhaft erklären konnte: Teilnahme an einem Gewinnspiel für eine Reise nach Mekka [eine Pilgerreise mit dem hanbalitischen oder auch Salaf-treuen Islamprediger Pierre Vogel genannt Abu Hamza oder mit dem FGM-Versteher und besonders radikalen Islamprediger (As-Sahaba-Moschee, Berliner Ortsteil Wedding) Ahmad Amih Kampfname Abul Baraa]. Er [der männliche Syrer in seinen besten Jahren, Filmname Diaa, Dia Jadid auf Facebook] distanzierte sich dem hr gegenüber ausdrücklich von jeglichen extremistischen Tendenzen [Allahs Herrschaft moderat, die Gegner des Kalifats extrem, extremistisch …]. Alle von uns befragten Fachleute [wer eigentlich außer Fundamentalistin Lamya Kaddor?] sehen in seinem Verhalten und Auftreten keinerlei Hinweise auf islamistische oder gar salafistische Tendenzen [Ja. Nicht der Islamismus, der Islam ist das Problem]. Um die Protagonisten und deren Familien zu schützen, hatte sich das hr-fernsehen entschieden, diesen Teil des aufgezeichneten Gespräches im Rahmen der Sondersendung am vergangenen Samstag nicht auszustrahlen. Inzwischen nämlich ist dieser junge Mann, gegen den nichts vorliegt, das möchte ich noch einmal betonen, in den sozialen Netzwerken Drohungen aus unterschiedlichen Richtungen ausgesetzt (rechtsextremen wie islamistischen). Die Ermittlungsbehörden wurden von uns eingeschaltet.

Mit freundlichen Grüßen

Manfred Krupp

– Intendant –

Mina Ahadi an Lamya Kaddor

Oktober 13, 2016

Frau Kaddor, Chomeini war nicht mein Onkel

Warum die freiheitliche Demokratie Islamkritik benötigt und Kritiker dieser Religion nicht pauschal als Rassisten bzw. als deren Vordenker zu etikettieren sind. Eine Entgegnung zu Gastautorin Lamya Kaddor (Wir müssen endlich über unser Rassismusproblem sprechen; Huffington Post Blog am 04.10.2016).

Von Mina Ahadi, Vorsitzende des Zentralrats der Ex-Muslime.

Auch Ali Chamenei und Ali Laridschani haben meines Wissens nach keine familiären Beziehungen zu mir. Auch nicht der Richter, der meinen Mann zum Tode verurteilt und derjenige, der ihn dann hingerichtet hat. Auch hatten die zehntausenden politischen Häftlinge, die in den 1980ern ermordet wurden, wohl kaum schlechte familiäre Erfahrungen mit ihren Mördern. Ebenso wenig hatten Shahla Jahed, Reyhane Jabbari und die zahllosen anderen Hingerichteten schlechte familiäre Erfahrungen. Es ist vielmehr so, dass die Familien oftmals die beste und einzige Unterstützung dieser Menschen waren. Und wissen Sie, was Chomeini, Laridschani, Chamenei und all die anderen der mörderischen Machthaber und deren Handlanger gemein haben? Ja, sie alle handeln im Namen des Islam und befolgen die Gebote der Scharia. Und sie haben die Staatsmacht. Die Frauen, die nach 1979 gezwungen wurden, entweder das Kopftuch zu tragen oder ihren Kopf eingeschlagen zu bekommen (ein Slogan des islamischen Regimes) hatten keine schlechten Familienerfahrung, die sie dann zu Rassisten oder sonst was gemacht haben. Sie alle haben schlechte Erfahrung mit dem politischen Islam gehabt. Sehr schlechte, tödliche Erfahrungen. Und wie man sehr gut sehen kann, geht das auch heute noch weiter und natürlich nicht nur im Iran.

Überhaupt, mich in einem Artikel mit einem ‚Wegweiser‘ für rassistische Tendenzen in Verbindung zu bringen, ist schon allerhand und zeugt von Ihrer totalen Intoleranz gegenüber der Islamkritik. Sie glauben, man könne schön backe backe Kuchen mit Ihrer Religion spielen, wenngleich Sie mit ihrem ‚Liberal-Islam‘ jemand wären, der in einem islamischen Land in große Schwierigkeiten geraten würde. Oder glauben Sie, dass Sie etwa im Kalifat des IS so wie jetzt weitermachen und frei reden dürften und Preise bekommen würden? Sie genießen die Freiheit hier z. B. kein Kopftuch tragen zu müssen, wollen aber wohl nicht sehen, dass es nicht ihre Religion ist, die Ihnen das erlaubt, sondern die Freiheit und der Säkularismus, die sie hier genießen und die sich die Menschen sehr hart erkämpft haben. Vielleicht leben Sie auch immer noch in einer Traumwelt und haben nicht mitgekriegt, wie etwa ausländische Gelder hierzulande gezielt in religiöse Organisationen fließen. Oder vielleicht passt Ihnen das ja ganz gut ins Konzept. Es scheint, dass für Sie die deutschen Probleme mit der Integration sich auf die Rassisten beschränken, deren menschenfeindliche Äußerungen Sie, Frau Kaddor, dann mit Religionskritik gleichsetzen. Derartige Ignoranz braut schlimme Sachen zusammen, nicht die Religionskritik.

Zu meinen angeblichen ‚schlechten Erfahrungen‘ mit meiner Familie: Als ich mich von der Religion abkehrte und meinen Tschador ablegte, hat meine Mutter, eine gläubige Muslimin, nur mit den Achseln gezuckt und gesagt: „So sind die jungen Menschen heutzutage nun mal“, und das war in den 1970ern. Ich konnte den Tschador ja gerade deshalb ablegen, weil sich meine Familie nicht dagegen stellte und es NOCH keine islamische Diktatur im Iran gab. Mich heute mit deutschen Rassisten in einen Topf zu werfen, weil ich islamkritisch geblieben bin, ist wirklich absurd.

Aber leider ist es in Deutschland ja nun mal so, dass gesellschaftliche Probleme nicht mehr ausschließlich mit Vernunft und Nachvollziehbarkeit, sondern auch mit organisierter Religion, Moscheebau und elitären Preisverleihungen gelöst werden sollen und vor allem die Integration des Islam eine Art Staatsdoktrin geworden ist. So geben sich Politiker und Meinungsmacher alle Mühe, in der Bevölkerung immer noch mehr Sehnsucht nach menschenfreundlichen Religionsgemeinschaften und insbesondere nach einem mit dem Grundgesetz verträglichen Islam zu wecken.

Zum erfolgreichen Bewältigen aller deutschen Integrationsprobleme bietet sich seit zehn Jahren dann Ihre Person an, sozusagen als die Retterin in der Not, und Sie werden als „liberale Muslima“ (Deutschlandfunk am 29.09.2016) gefeiert, als „eine der wichtigsten Vertreterinnen des liberalen Islam in Deutschland (The European, 21.02.2015) bzw. als „Deutschlands bekannteste Vertreterin eines sanften Islam“ (Spiegel online, 01.10.2016) gelobt oder werden allen Ernstes zur islamwissenschaftlichen Spitzenfachkraft erklärt: „Lamya Kaddor ist eine der führenden modernen Islamwissenschaftlerinnen Deutschlands“ (SWR, 18.09.2013). Claudia Roth, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, schwärmt über Ihren Religionsunterricht: „Die Stadt und die Landesregierung müssten stolz darauf sein, dass es in Dinslaken solch einen Unterricht gibt und für dieses vorbildhafte Modell werben […] In Dinslaken ist man mit dieser Form des Islamunterrichts weiter als in großen Teilen der Bundesrepublik“ (RP, 16.06.2016).

Hastig überreicht man Ihnen in diesen Jahren einen Integrationspreis nach dem anderen. Sie werden gerne als „Religionspädagogin“ vorgestellt (Deutschlandfunk, 29.09.2016), besitzen Sie doch eine Lehrbefugnis des streng an der Scharia orientierten Beirats für den islamischen Religionsunterricht in Nordrhein-Westfalen (Kaddor auf ihrer Homepage).

Wie auch immer, als deutscher Politiker sucht man den guten Islam oder wenigstens das Gute im Islam und da scheint „Allahs kluge Lehrerin“ (3sat, 2008), die weder Hidschab noch Kopftuch trägt, als bestens geeignetes Vorbild für die Jugend. Ihre radikalislamischen Andeutungen und Nebensätze überhört man wohl gerne dabei.

Auch 2016 redeten Sie am Thema Islam vorbei. Statt die Entwürdigung der Frau im islamischen Recht anzuprangern und die weltweite Durchsetzung der AEMR zu fordern, also auch in Syrien, Saudi-Arabien, Pakistan, Afghanistan oder im Iran, zeigen Sie empört auf Deutschland, auf deutsche Fremdenfeinde und deutsche Vertreter von rassistischem Gruppenchauvinismus. Grundsätzlich ist Rassismus Menschenfeindlichkeit und daher zu überwinden.

Sie sind eine für angebliche Integrationserfolge preisgekrönte Islamlehrerin, reden aber ungerührt von Menschengruppen. Menschenrechtsuniversalismus (AEMR) ebenso wie kulturelle Moderne jedoch untersucht die eine unteilbare Menschheit und gerade keine voneinander abzusondernden Gruppen von Menschen. Solange es um die (sogenannten) Muslime geht, die aus Ihrer Sicht offensichtlich unter besonderen Schutz zu stellen sind, haben Sie gegen Gruppen nichts einzuwenden. Für die weltweit vorkommenden Ex-Muslime machen Sie allerdings gar nichts.

Dass alle islamisch geprägten Staatsverfassungen, dass die Schariagesetze selbst gruppenchauvinistisch sind, nämlich die Nichtmuslime sowie jede Frau religiös begründet herabsetzen, erfährt der Leser der Huffington Post am 04. Oktober 2016 nicht.

Sie beklagen Deutschlands Rassismus. Nein Frau Kaddor, ein Islamkritiker ist nicht pauschal ein Rassist oder dessen Motivgeber (Kaddor: „Wegweiser“). In einer freiheitlichen Demokratie verhält es sich anders als in islamisch geprägten Rechtssystemen, hierzulande verliert niemand seine Bürgerrechte, der die Religion kritisiert. Auch ist der Mensch, das bedeutet jede Frau und jeder Mann, durchaus kein so sehr komplexes Wesen, dass wir ihm nur die Wertedebatte von Multikulturalismus oder Kulturrelativismus und eben nicht die Standards der AEMR und die Rechte des GG zumuten könnten.

Niemand auf der Welt ist ein derart unverständliches (Kaddor: „komplexes“) Wesen, als dass er kein Recht habe auf seine Abkehr von jenen menschenfeindlichen Verfassungen und von ihnen abgeleiteten Gesetzen, welche der Frau den Hidschab aufzwingen (Stellungnahme der DITIB zum Lehrerinnenkopftuch: „religiöses Gebot definitiver Qualität“, BverfG, Beschluss vom 27. Januar 2015 – 1 BvR 471/10), jeden Islamapostaten mit dem Tod bedrohen und die auch jeden Islamkritiker anklagen und ihn damit, etwa im Iran, regelmäßig zum Tod verurteilen aufgrund von Straftaten der Scharia wie Verderbenstiften auf Erden (Mofsed-e-filarz) oder Krieg gegen Gott und seinen Gesandten (Moharebeh).

Die Kairoer Erklärung der Menschenrechte im Islam (CDHRI, Kairo 1990) ist der totalitäre Gegenentwurf zu den universellen Menschenrechten (AEMR, Paris 10.12.1948). Unser Grundgesetz (23.05.1949) beruht auf der AEMR. Ob Sie als fromme Gegenaufklärerin („Die Aufklärung ist für den Islam nicht übertragbar“) und Religionslehrerin aus Dinslaken in Ihrem neuesten Buch (Die Zerreißprobe: Wie die Angst vor dem Fremden unsere Demokratie bedroht) sich unzweideutig von der menschenfeindlichen und insbesondere frauenfeindlichen CDHRI distanzieren, erfährt der Leser der Huffington Post nicht.

Sie erklären sowohl Ayaan Hirsi Ali als auch mich als Ideenlieferant und Motivationsgeber („Wegweiser“) für deutsche rassistische Einstellungen:

„Personen wie etwa Ayaan Hirsi Ali, Mina Ahadi oder andere haben in ihrem Leben schreckliche Erfahrungen mit der eigenen Familie oder dem eigenen familiären Umfeld gemacht. Hirsi Ali und Ahadi machen dafür ‚die‘ Religion verantwortlich – und mithin diejenigen, die dieser Religion anhängen. Solche Vorlagen sind wiederum Wegweiser für andere Menschen. Menschen, die selbst gar keine schlechten Erfahrungen mit ‚Fremden‘ gemacht haben, aber trotzdem zu Rassisten oder Fremdenfeinden geworden sind.“

Als ob allgemein religionskritische oder speziell islamkritische Menschen keine überzeugenden Argumente hätten, sondern lediglich schlimme Erlebnisse („schreckliche Erfahrungen mit der eigenen Familie“). Als ob der Islamrevolutionär von 1979 Ayatollah Chomeini seine Religion völlig falsch verstanden hätte. Nein, für die Todesurteile des iranischen Regimes zwischen 1979 und heute sind die iranischen Mullahs verantwortlich und als der Blogger Raif Badawi am 7. Mai 2014 durch das Strafgericht in Dschidda zu zehn Jahren Haft und 1000 Peitschenhieben verurteilt wurde, geschah das ganz in Übereinstimmung mit der islamischen Staatsverfassung und dem der Scharia gehorchenden Strafrecht Saudi-Arabiens.

Dass 1980 der iranische Geheimdienst VEVAK meine Wohnung durchsuchte, meinen damaligen Mann und fünf Gäste festnahm, die alle kurz darauf hingerichtet wurden, hat sehr wohl auch mit Religion und Islam zu tun. Dass ich anschließend gesucht und später zum Tod verurteilt wurde, hat ebenfalls sehr viel mit Religion zu tun, mit dem Islam und den religiösen Gesetzen des Iran nach 1979.

Sie führen den Leser in die Irre durch die Gleichsetzung („mithin“) von Glaubensdoktrin („Religion“) und Glaubensgemeinschaft („diejenigen, die […] anhängen“), ein gezieltes Verwirbeln der Begriffe Islam und Muslime („Hirsi Ali und Ahadi machen dafür ‚die‘ Religion verantwortlich – und mithin diejenigen, die dieser Religion anhängen“). Für unmenschliche islamische Gesetze und Gerichtsurteile sind nur die der jeweiligen Regierungsmacht nahestehenden Eliten und keineswegs die muslimischen Säkularen oder auch die muslimischen Machtlosen bzw. vom islamischen Gruppenzwang Eingeschüchterten verantwortlich. Ihr kalkuliertes Vermischen von Islam und Muslime entspricht der Strategie der Islamschönredner mit dem Ziel, jeden gründlichen Islamkritiker in die Schmuddelecke der Rassisten und ihrer Ideengeber (Kaddor: „Wegweiser“) zu rücken.

Immer wieder gibt die deutsche Presse und leider auch dieses Blatt den Verharmlosern von Islam und Scharia die Gelegenheit zur Desinformation in Bezug auf das totalitäre und insbesondere frauenfeindliche islamische Recht. Am 04.04.2016 („Scharia ist mit dem Grundgesetz vereinbar“) durfte Gastautor Mubarez Mumtaz in der Huffington Post schreiben:

„Die Scharia beschreibt […] die einfachen Prinzipien der Ethik und Moral, um ein friedliches gesellschaftliches Zusammenleben zu ermöglichen. […] In jeder Hinsicht ist die Scharia mit dem Grundgesetz vereinbar. […] Der Islam ist eine Religion des Friedens, der Toleranz, der Nächstenliebe. Er lehrt nicht nur Toleranz gegenüber anderen Religionen, sondern zeigt auch Wege auf, wie zwischen allen Völkern, unabhängig ihrer Religionszugehörigkeit, ein friedliches Miteinander geschaffen werden kann.“

Es fällt schwer, hier nicht sarkastisch zu werden, denn nur wenn man die rechtliche Herabsetzung jedes Ex-Muslims oder eines Nichtmuslims (darf von einem Muslim nichts erben, darf ohne Konversion zum Islam als Mann keine Muslima heiraten) als „friedliches Miteinander“ verkaufen und die Entwürdigung jeder muslimischen Frau als „friedliches gesellschaftliches Zusammenleben“ verbuchen will, stimmt der Satz des Gastautors. Der muslimische Ehemann kann seine Frau ohne Angabe von Gründen verstoßen, wenn sie sich jedoch von ihm trennt, verliert sie das Sorgerecht über ihre Kinder. Nein liebe Huffington Post, die Scharia ist mit dem Grundgesetz nicht vereinbar.

Statt sich vom islamischen Recht zu distanzieren, fordern Sie, Frau Kaddor, nun die Einschränkung oder zumindest Neudefinition von Artikel 5 des Grundgesetzes, denn es gebe für alle Menschen in Deutschland Anlass, „dass wir uns über die Grenzen der Meinungsfreiheit Gedanken machen“ (WAZ vom 06.10.2016).

Im Jahre 2011 erhielten Sie als Mitbegründerin und damalige erste Vorsitzende des Liberal-Islamischen-Bundes die Integrationsmedaille, aber leider warben Sie nicht für die AEMR, sondern malten den Kulturrelativismus und Multikulturalismus schön:

„Integration bedeutet für mich eine Bewegung unterschiedlichster Bevölkerungsgruppen zu einander hin. Sowohl die Mehrheitsgesellschaft als auch die Minderheitengruppen müssen sich um ein friedliches und konstruktives Miteinander bemühen. Dabei müssen beide Seiten offen für Veränderungen sein.“

Nein, wir haben die Gleichberechtigung von Mann und Frau durchzusetzen (Staatsziel) und auch daher die Menschen in Deutschland in keiner Weise in Gruppen aufzuteilen, also auch nicht in „Mehrheitsgesellschaft“ und „Minderheitengruppen“. Deutschland hat vielmehr zu gewährleisten, dass Menschen jederzeit ihre Religion wechseln und auch ohne Religion leben können. Auch Sie Frau Kaddor, die Preis um Preis erhalten haben, sollten öffentlich fordern, dass alle Menschen beispielsweise auch den Islam verlassen können. Und wie flexibel („offen“) sollen die von Ihnen beschworenen antagonistischen Kollektive („beide Seiten“) eigentlich sein? Pauschal ist Offenheit ganz und gar nicht zu empfehlen, wie es der österreichische Schriftsteller und Kabarettist Christian Wallner auf den Punkt brachte: „Wer für alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein“.

Bei der Bundesregierung (Beauftragte für Migration, Flüchtlinge und Integration, seit Dezember 2013 ist Aydan Özoğuz Nachfolgerin von Maria Böhmer) erfährt man, was Sie vor fünf Jahren unter Integration verstanden:

„Man muss sich bewusst werden, wer man wirklich ist. Einerseits gibt es eine Herkunftskultur, die es zu pflegen lohnt, und andererseits gibt es eine Gegenwartskultur, die ebenso zu pflegen ist. Beides muss in Einklang gebracht werden. Wichtig dabei ist nur, dass man sich dem – oft von außen aufgedrängten – Druck entzieht, sich für das eine oder andere entscheiden zu müssen. Es ist ein Fehler, Menschen, denen zwei Herzen in der Brust schlagen, zu zwingen, eines davon herauszureißen.“

Nicht ganz, denn die Scharia ist keine Folklore und der islamische Unterlegenheitsfeminismus keine Gleichberechtigung von Mann und Frau, nur das Letztgenannte aber ist richtigerweise deutsches Staatsziel. Abgesehen davon, dass es einzelne Menschen gibt und geben darf, die ihre Herkunftskultur ablehnen und das auch öffentlich sagen und begründen. Wen hingegen als Einwanderer nach Deutschland oder auch als deutscher Konvertit zum Islam die persönliche – keineswegs angeborene – gespaltene oder auch verdoppelte Identität (Kaddor: „zwei Herzen in der Brust“) derart plagt, dass er hierzulande nach einem rein literalistischen Verständnis von Koran und Hadith leben will, also etwa der Tochter nur das halbe Erbe zugesteht und von ihr ab der Pubertät das Tragen des Schleiers verlangt, von dem kann der an seiner Abschaffung nicht interessierte freiheitliche Rechtsstaat sehr wohl erwarten, einen Teil seines Selbstverständnisses abzulegen (Kaddor: „herauszureißen“), sobald die Grundrechte anderer berührt sind.

Seit 1994 heißt es in Artikel 3 Absatz 2 des Grundgesetzes:

„Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.“

Für Frauen bedeutet das in Art. 3 (2) GG Garantierte, nämlich die „Beseitigung bestehender Nachteile“, auch die Verhinderung des islamischen Tugendterrors, der islamischen Gesellschaftsordnung und des islamischen Rechts und meint, kurz gesagt, auch die Verhinderung einer Geltung der Vorschriften der Scharia in Deutschland. Das zu sagen ist kein Rassismus.

Die deutsche Politik will nicht wahrhaben, dass spätestens seit Hasan al-Banna in Ägypten (Gründer der Muslimbruderschaft (MB)), Maududi in Indien bzw. Pakistan, Sayyid Qutb (Ägypten, MB) sowie zuletzt seit 1979 durch Chomeini im Iran eine global vernetzte islamische Bewegung an der Verächtlichmachung der säkularen Idee und an der Abschaffung der säkularen Staaten arbeitet.

Irgendwo zwischen Islamverharmlosern und Islamradikalen kämpfen auch Sie, Frau Kaddor, bewusst oder unbewusst, für mehr Religion und mehr Islam und Scharia in Deutschland.

Mina Ahadi

Q u e l l e n

Offener Brief an Lamya Kaddor, auf der Homepage des Zentralrats der Ex-Muslime (ZdE)

http://exmuslime.com/frau-kaddor-khomeini-war-nicht-mein-onkel/

http://exmuslime.com/

Ebenfalls zu lesen auf dem Facebook-Account des ZdE

https://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=1113373262045568&id=486839381365629&substory_index=0

https://www.facebook.com/Zentralrat-der-Ex-Muslime-Deutschland-486839381365629/

Freiburger Deklaration reformiert nicht den Islam

September 28, 2016

Kein liberaler Islam in Sicht

Statt auf dem weltweiten Durchsetzen universeller Menschenrechte zu beharren und, damit, Schariagehorsam und Schariagesetze zurückzuweisen, entwirft man die soundsovielte angebliche Islamreform. 2016 wird der Islam reformiert vom Abteilungsleiter für Islamische Theologie / Religionspädagogik an der Pädagogischen Hochschule Freiburg als dem Initiator der Freiburger Deklaration Abdel-Hakim Ourghi (Deutschland) sowie von Dr. Amer Albayati (Österreich), Saïda Keller-Messahli (Schweiz), Dr. Elham Manea (Schweiz) und Ali Ertan Toprak (Deutschland).

Zu den muslimischen Erstunterzeichnern gehört Lale Akgün (Aufstand der Kopftuchmädchen; vgl. Sägefisch 343. Lale Akgün und der Liberale Islam), einst Politikerin (SPD) und nun Leiterin einer in der NRW-Staatskanzlei angesiedelten Kompetenzstelle. Schon im Mai 2013 hatte sich Akgün im Rahmen der Kritischen Islamkonferenz 2013 für die Gründung eines Verbandes liberaler Muslime eingesetzt. Warum das auch 2016 nichts wird mit der Islamreform und die am Thema Islam vorbeiredende Freiburger Deklaration keine Unterstützung verdient, erzählt Jacques Auvergne.

Vor 60 Jahren wurde die Islamische Republik ausgerufen, das 1956 von allem Nichtislamischen befreite „Land der Reinen“, Pakistan. Wie in allen vom Islam geprägten sprich vom Islam beherrschten Staaten haben sich auch alle pakistanischen Gesetze im Einklang mit der Scharia zu befinden, darf kein Paragraph Koran und Sunna (anglis. sunnah) zuwiderlaufen:

The Constitution of Pakistan, Part IX: 227 (1) All existing laws shall be brought in conformity with the Injunctions of Islam as laid down in the Holy Quran and Sunnah, in this Part referred to as the Injunctions of Islam, and no law shall be enacted which is repugnant to such Injunctions.[1]

Pakistanwerdung als Schariatisierung (Islamisierung) des Territoriums, von Pakistan nach Deutschland. Der Koordinationsrat der Muslime in Deutschland (KRM) gründet sich auf Koran und Sunna unverhandelbar plus eine situationsbezogen (vgl. Freiburger Deklaration, s. u.: „immer wieder neu zu überdenken, weiterzuentwickeln und sie in Einklang mit der Lebensrealität zu bringen“) abzuschmeckende Prise Grundgesetz. Geschäftsordnung in der Fassung vom 28.03.2007:

„Koran und Sunna des Propheten Mohammed bilden die Grundlagen des Koordinationsrats. Dieser Grundsatz darf auch durch Änderungen dieser Geschäftsordnung nicht aufgegeben oder verändert werden.“[2]

Menschenrechtsuniversalisten denken über und träumen von der global verwirklichten AEMR, geboten sorgsam arbeitende Journalisten, Aufklärungshumanisten und Pädagogen denken und träumen von Presse, Universität und Schule ohne religiöse namentlich islamische Zensur. Die deutsche Pressezensur indessen ist derart weit gediehen, dass die Grundrechtswidrigkeit von Scharia (Islam) und Fiqh (auch Islam), dass überhaupt islambezogene Fakten wie Zwang zum Hidschab, neunjährige Kindbraut und schafiitische (islamische) verpflichtende FGM allenfalls verharmlost und aufgehübscht zur Sprache kommen dürfen. Bereits das Wort Scharia fällt in den Parlamenten, wenn überhaupt, kalkuliert verzerrt sowie auf dem einer freiheitlichen Demokratie unangemessenen Niveau von angestrengter Geistlosigkeit. Und darum geht es der globalen Schariabewegung und ihren Komplizen, statt zu denken darf der werdende Untertan träumen.

Wir träumen von einer Islamreform.

Anders als im Kalifat sind im freiheitlichen Rechtsstaat auch Muslime gerade keine Sorte Mensch. Nicht als Weltbürger soll sich der Angehörige der Spezies Muslim empfinden und verstehen, geht es nach der Freiburger Deklaration, die ohne rot zu werden von der „europäischen Kultur“ schwärmt und die irgendeiner ebenso wenig definierten „Moderne“ huldigt:

Von einer Aufklärung, aus der eine muslimische Gemeinschaft erwächst, die sich als integralen Bestandteil der europäischen Gesellschaft sehen will, die offen und neugierig gegenüber ihren Mitmenschen, der europäischen Kultur und den Herausforderungen der Moderne ist.

Weltbürgertum und Wissenschaftlichkeit waren gestern? Und sind Pierre Vogel oder Tariq Ramadan denn etwa nicht „offen und neugierig“? Im Übrigen ist die AEMR, um die es hätte gehen müssen, nicht nur in der „europäischen Gesellschaft“ gültig oder für diese entworfen, sondern global.

Wir träumen von einer muslimischen Gemeinschaft, die Frieden, Toleranz und Nächstenliebe predigt und lebt, die Gleichberechtigung predigt und lebt, die Respekt vor anderen Religionen und anders denkenden Menschen predigt und lebt.

Das hätte Fethullah Gülen nicht schöner sagen können. Unser Nein zu einer Hochachtung („Respekt“) vor dem Chitan al-inath (indones. sunat perempuan) als der islamischen FGM wie auch vor der Jungenbeschneidung, ganz und gar keine Duldung („Toleranz“) der Verheiratung neunjähriger Mädchen.

Wir träumen von einer muslimischen Gemeinschaft, die alle Formen der individuellen Persönlichkeitsentfaltung respektiert und schützt, die alle Formen der individuellen Lebensgestaltung respektiert und schützt, die alle Formen des Miteinanders und alle Lebensformen respektiert und schützt.

Antrag abgelehnt, denn dann – „alle Formen“, steht da! – müssten wir ja auch den authentischen Muslim Lifestyle („Lebensgestaltung“) mit Zwang zum Hidschab oder Zweit- bis Viertfrau toll finden. „Alle Lebensformen“ „respektieren“ und integrieren alles, eben auch das Islamische Recht.

Der Islam sieht den Glauben durchaus auch als eine sehr persönliche Sache zwischen dem Einzelnen und Allahgott, schlimmstenfalls brennt der Missetäter auf Dauer im Feuer.

Wir träumen von einer muslimischen Gemeinschaft, die den Glauben als eine persönliche Angelegenheit zwischen Gott und dem Einzelnen sieht, die sich nicht davor scheut, ihre Religion kritisch zu hinterfragen und ihre Positionen immer wieder neu zu überdenken, weiterzuentwickeln und sie in Einklang mit der Lebensrealität zu bringen.

Jeder Muslimbruder fordert sinngemäß dazu auf, islamstrategische „Positionen immer wieder neu zu überdenken, weiterzuentwickeln und sie in Einklang mit der Lebensrealität zu bringen“.

Wir Bürger benötigen und fordern Rechtssicherheit, keine „Werte“.

Unsere Werte

Man beachte das Wort Kontext auch in der Freiburger Deklaration. ECFR-Scheich Mustafa Cerić (The challenge of a single Muslim authority in Europe) schreibt context (in the context of its time and space).

Wir stehen für ein humanistisches, modernes und aufgeklärtes Islamverständnis im zeitgemäßen Kontext und verstehen uns selbst als säkulare Musliminnen und Muslime.

Über die Scharia hatte der dem Muslimbruder-Cheftheologen Yusuf al-Qaradawi unterstehende Scheich aus Bosnien gesagt: „[The sharı’a] is the perpetual principle on the basis of which each and every generation of Muslims has the right and the duty to make judgments about good and evil, right and wrong, in the context of its time and space in accordance with its own experience.“[3]

2016 als Reformmuslim ohne nähere Bestimmung humanistisch oder modern zu sagen reicht nicht, auch die DDR beispielsweise, Heinrich Deiters, sprach vom realen Humanismus. Und auch die Muslimbruderschaft hält sich selbst für ausgesprochen modern. Die laut Allahs Rede (Koran) bis zum Tage der Auferstehung gültige Scharia selber ist zeitlos, die Forderung nach aktualisiertem Schariaverständnis („modernes […] Islamverständnis“) geht entweder ins Leere oder entspricht gerade dem auf Erden in Zeit und Raum (time and space, Cerić) mehr und mehr totalitär aufzuspannenden Fiqh (schariakonformes Gesetzschaffen und Gerichtswesen) der durchzusetzenden Herrschaft Allahs.

Unserem Koranverständnis nach beruht der Glaube auf der ganz persönlichen und individuellen Beziehung des Einzelnen zu Gott. Der Glaube stellt eine Quelle dar für Spiritualität, Resilienz und innere Stärke.

Das gibt Geduld (ṣabr) auf dem Weg zum Sieg. Auch der Glaubenskampf (Dschihad) schließlich ist sehr spirituell.

Sayyid Qutb (Sayyid Quṭb) weist auch nur die Möglichkeit einer Separierung von Ibadat und Mu’amalat (fiqh al-ʿibādāt – fiqh al-muʿāmalāt), gottesdienstlichem und zwischenmenschlichem Aspekt muslimisch zu leistender Pflichterfüllung, scharf zurück:

„In the Quranic terminology both these are linked and both are meant do declare Allah’s divinity and man’s subjection. […] This division made by the jurists became the cause of many misunderstandings with the passage of time. This is a misunderstanding. Islam does not admit of such kinds of division and limits. Islam is a unity and such a kind of concept is against its very basis“ – „The division of human actions into “worship“ or ibadat and „human affairs“ or mu’amalat […] was a grave distortion of the Islamic concept.“[4]

Qutb fügt nicht nur die Pflichten Allah gegenüber und die Pflichten den Menschen gegenüber zusammen, sondern subsumiert alle Mu’amalat pauschal unter Ibadat. Jedenfalls diesem Wort der Freiburger Deklaration also hätte sich der islamische Denker und 1966 hingerichtete Theoretiker der ägyptischen Muslimbruderschaft ohne weiteres anschließen können: „der Glaube auf der ganz persönlichen und individuellen Beziehung des Einzelnen zu Gott“.

Weiter im Text der Freiburger Deklaration. Ist außerislamische, aus dem Bereich des Nichtislamischen stammende Kritik der Religion von Koran und Sunna nicht zuzumuten oder jedenfalls verzichtbar? Und wie sehr darf das künftige Programm das einst logische Gesamtbild zerreißen (differenzieren), solange etwa, bis Zwang zu Hidschab und Genitalbeschneidung (FGM und MGM) „im demokratischen Sinne“ allerseits integriert worden sind?

Gleichzeitig sehen wir innerislamische Kritik als unerlässlich an. Dabei darf Islamkritik nicht mit Islamophobie verwechselt werden, denn sie ist im demokratischen Sinne geboten, um ein differenziertes Aufklärungsprogramm innerhalb der muslimischen Gesellschaft auf den Weg zu bringen.

Universelle Menschenrechte weichen dem „interkulturellen Dialog mit allen Religionen und Weltanschauungen“. Kalifatsbewegung oder Nationalsozialismus sind ja vielleicht auch Weltanschauungen, in jedem Fall will man „mit allen“ ins Gespräch kommen:

Wir betonen den interkulturellen Dialog mit allen Religionen und Weltanschauungen, und wir setzen uns aktiv dafür ein. Sowohl die Religion als auch der Glaube dürfen und sollen ständig hinterfragt, beurteilt und ergründet werden. Dies sehen wir als den wichtigsten Weg auf der ständigen Suche nach Wahrheit an.

Wissenschaftlichkeit, AEMR und GG allerdings wollen verwirklicht und verteidigt werden und gerade nicht in erster Linie „ständig hinterfragt, beurteilt und ergründet“. Auch die von Allah gegebene unveränderliche Scharia indes übersteigt das menschliche Verstehen und das Finden des optimalen Fiqh ist für die Macher der Freiburger Deklaration gewiss ein veritabler „Weg auf der ständigen Suche nach Wahrheit“.

„Für die Ulama im Westen gehört die Errichtung eines die muslimischen Minderheiten betreffenden rechtmäßigen Fiqh (Islamjurisprudenz) zu den bedeutendsten Herausforderungen“, Tariq Ramadan.[5]

Aufgrund dessen unterstützen und fordern wir einen konstruktiven, offenen und kritischen Diskurs innerhalb der muslimischen Gemeinschaft. Meinungsvielfalt und Meinungsverschiedenheit als essenzielle Basis für die Freiheit sind nicht nur erwünscht, sondern unerlässlich, um zu einem modernen und humanistisch geprägten Islamverständnis zu kommen.

Im Zentrum der Religion steht der Mensch mit seinen Bedürfnissen, Stärken und Schwächen, seiner Fähigkeit zu Vernunft und zu Empathie.

Islamisch reif, erwachsen (schariapflichtig) sind die Neunjährige und der Fünfzehnjährige und beide zeigen, öffentlich überprüfbar, durch vollumfängliche Erfüllung der Schariapflichten ihre Kompetenz von Verantwortungsbereitschaft und Rücksichtnahme („Fähigkeit zu Vernunft und Empathie“).

„Ab der Pubertät steht jeder eigenverantwortlich vor Gott. Die Mädchen entscheiden dann selbst, wie sie sich kleiden.“, Muhammet Balaban von der Landesarbeitsgemeinschaft der kommunalen Migrantenvertretungen (LAGA).[6]

Der reformierte Islam geht vom mündigen, selbstbestimmten, empathischen und von der Vernunft geleiteten Menschen aus, der selbstverantwortlich handelt und mit den Freiheiten, die ihm dieser Staat und diese Gesellschaft bieten, verantwortungsvoll umgehen kann.

Zunächst wäre zu klären ob mit Vernunft, vgl. auch Koran in 38:29 (damit diejenigen, die Verstand haben, sich mahnen lassen), Aql (ʿaql) gemeint ist.

Von einklagbaren Rechten auch für Islamkritiker oder Islamapostaten steht da nichts, nur von irgendwelchen, sicherlich erfreulich hohen, angebotenen Möglichkeiten („Freiheiten“). Jeder Islamisierer nutzt diese „Freiheiten, die ihm dieser Staat und diese Gesellschaft bieten“ in seinem Sinne bereits heute „verantwortungsvoll“, nämlich zur Errichtung der Herrschaft Allahs.

Da der Initiator, das ist Abdel-Hakim Ourghi, der Leiter der islamischen Theologie und Religionspädagogik an der Pädagogischen Hochschule Freiburg, sowie die muslimischen Erstunterzeichner, unter ihnen die einstige SPD-Bundestagsabgeordnete (2002 bis 2009) und seit 2013 Leiterin des Projektbüros für nachhaltige Beschaffung und faire Beschaffung in Nordrhein-Westfalen (Staatskanzlei) Lale Akgün, ebenso wie die nichtmuslimischen Mitzeichner der Freiburger Deklaration zusagen, mit dem organisierten deutschen Islam auf lange Sicht zusammenarbeiten zu wollen („Zur Vertretung der Muslime gegenüber dem Staat streben wir die Bildung eines Rates an, der sich aus Mitgliedern konservativer Verbände sowie Mitgliedern eines reformierten liberalen Islams zusammensetzt“), also offensichtlich auch mit den vier KRM-Verbänden Islamrat IR – Zentralrat der Muslime ZMD – DITIB – VIKZ, kann doch wohl auch für deren Verantwortliche wie Burhan Kesici und Hintermänner wie Ibrahim el-Zayat gelten, dass sie mit genannten Freiheiten „verantwortungsvoll umgehen“ können. Oder zählen Kesici und el-Zayat etwa nicht zu den „mündigen, selbstbestimmten, empathischen und von der Vernunft geleiteten Menschen“?

Burhan Kesici ist Generalsekretär des Islamrates für die Bundesrepublik Deutschland und stellvertretender Vorsitzender der zur islamischen Millî Görüş gehörenden Islamischen Föderation Berlin. Ibrahim el-Zayat sitzt im Vorstand der Federation of Islamic Organisations in Europe (FIOE) und im Vorstand der von ihm 1995 mitgegründeten Gesellschaft Muslimischer Sozial- und Geisteswissenschaftler/Innen (GMSG) in Köln, wurde 2008 sowohl als Europaberater der Islamischen Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur (ISESCO) als auch als „Trustee“ des durch die Muslimbruderschaft geführten Institut Européen des Sciences Humaines (IESH) vorgestellt, war 2002 bis 2010 Präsident des deutschen Zweiges der Muslimbruderschaft als der Islamischen Gemeinschaft in Deutschland (IGD, 1958 in München gegründet) und ist heute der Verwalter der etwa 300 deutschen Milli-Görüş-Moscheen. Ob mit Kesici oder el-Zayat im Dialog – „Im Zentrum der Religion steht der Mensch“ (Freiburger Deklaration).

Welche Menschenrechte sind unveräußerlich, Paris 1948 oder Kairo 1990 oder ein postmodern lässiger Mix aus beidem?

All men are equal in terms of basic human dignity and basic obligations and responsibilities.[7] Alle Menschen sind gleich in Sinne der grundlegenden Menschenwürde sowie der Grundrechte und Grundpflichten.[8]

Das Fundament für diese Freiheiten bilden die unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechte. Demnach hat jeder Mensch das Recht, in völliger Freiheit und selbstbestimmt über sein Leben und seinen Glauben zu bestimmen. Alle Menschen sind gleichberechtigt und gleichwertig.

Hier hätte man sich dazu bekennen müssen, dass der muslimische Vater oder Großvater einer jungfräulichen Tochter als sogenannter Wali mudschbir (walī muǧbir, von walī schariarechtlicher Vormund und aǧbara zwingen) das Mädchen im Islam zwangsverheiratenden darf, in Deutschland aber nicht, und dass der islamfromme Freund der Verheiratung neunjähriger Mädchen, nennen wir ihn Cemali Meço (Τζεμαλή Μέτσο) als den Mufti der nordgriechischen Stadt Komotiní, ganz und gar nicht das Recht hat, „in völliger Freiheit und selbstbestimmt über sein Leben und seinen Glauben zu bestimmen“.

Auch das in sein Beschnittenwerden oder Verheiratetwerden ggf. einwilligende kleine Mädchen ist nicht handlungsautonom („gleichberechtigt und gleichwertig“), sondern zu schützen bis zum Alter, so unsere Forderung, von eben nicht zwölf oder 14 oder 16 Jahren, sondern von 18 Jahren. Auf diese nicht durch Feilschen oder Geplapper von genitaler Selbstbestimmung (genital autonomy) zu unterlaufende Altersgrenze werden wir gleich, beim Thema Kinderehen, noch einmal zu sprechen kommen müssen.

1. Darauf fußend lehnen wir Diskriminierungen jedweder Art ab. Dazu gehören insbesondere auch Antisemitismus und Homophobie.

Immerhin bekennt man sich im Folgenden gegen die islamische Polygamie, Vielehe, gemeint ist Polygynie. Doch bereits die islamische Einehe diskriminiert die Frau, die per Talaq (ṭalāq) einfach so verstoßen werden kann und damit ihre Kinder verliert. Lediglich von Moschee zu reden reicht ebenfalls nicht, denn schariakonform heiraten ließe sich auch vor einem Gericht (civil marriage that is done in a court), ggf. nach Aushandlung des Ehevertrages in einem Scharia-Amt bzw. Islamischen Zentrum (Islamic centre), wie der entsprechende Fatwa von Scheich al-Munajjid feststellt.[9]

2. Wir stehen uneingeschränkt für die Gleichberechtigung von Mann und Frau ein. Diskriminierungen, insbesondere religiös begründete Diskriminierungen von Frauen lehnen wir strikt ab. Wir lehnen die Vielehe als frauenfeindliche Form der Partnerschaft ab. Ebenso lehnen wir sogenannte Imam-Ehen ab, also Eheschließungen, die in einer Moschee stattfinden und vor dem Gesetz keine Gültigkeit haben.

Vor dem islamischen Gesetz haben sie Gültigkeit und das deutsche Gesetz könnte man ja ein wenig mehr an das islamische anpassen.

In der Realität sind Frauen oftmals Leidtragende bei diesen Eheschließungen, denn aus diesen Ehen leiten sich weder Rechtsansprüche bei Unterhalt oder Rente noch Steuervorteile ab. Den Männern hingegen bietet die Imam-Ehe die Möglichkeit, am Gesetz vorbei eine Vielehe zu führen.

Das Mädchen ist islamisch mit neun Jahren, neun Mondjahren, also acht Jahre acht Monate, religiös reif und religionsrechtlich erwachsen – nicht nachvollziehbar daher, dass die Freiburger Deklaration Volljährigkeit bzw. Minderjährigkeit nicht als 18 Jahre alt definiert:

3. Ebenso lehnen wir sexuellen Missbrauch von Minderjährigen in Form von sogenannten Kinderehen ab. Die körperliche und seelische Unversehrtheit ist ein hohes und absolut schützenswertes Gut.

Im Islam ist der Sex mit der neunjährigen Ehefrau kein sexueller Missbrauch, sondern sexueller Gebrauch. Körperliche Unversehrtheit wiederum ist die islamische Hurma (ḥurma). In Theorie und Praxis der körperlichen Unversehrtheit, in die Hurma integriert Allahgott am natürlichen Ort befindliche ebenso wie abgehackte Hände und Köpfe.

Keine Heirat unter 18 Jahren hätte man fordern müssen. Vorbildlich macht das die Petition vom 20.08.2016, Pet 4-18-07-99999-036062 Keine Heirat unter achtzehn – auch nicht auf Kinderwunsch. Denn Islamverkünder Mohammed heiratete eine Sechsjährige, um dann mit der neun Jahre alten Aischa Geschlechtsverkehr zu haben und das Handeln (Sunna; Sira) des Propheten ist vorbildlich und von jedem Muslim nachzuahmen. Die über Islam und Kinderehen redende Freiburger Deklaration hätte (mindestens) diesen Teil von Mohammeds Leben, nämlich Ehe und Sex mit dem Kind Aischa, zurückweisen müssen – das wagen die die sogenannten Reformmuslime erst gar nicht.

Die kinderfeindliche Forderung sowohl der Islamisierer als auch der Multikulturellen bzw. Postmodernen (bzw. Päderasten) nach dem Aushandeln der rechten Altersgrenze, Stichwort: age of consent, wird kommen, beim Thema Kinderehen wie bereits seit 2012 in der Beschneidungsdebatte (demnächst islamische FGM).

Beschneidung der Jungen und Mädchen ist offensichtlich keine Gewalt:

Deshalb distanzieren wir uns von jeglicher Art von körperlicher und seelischer Gewalt, sei es in Form von gesetzlichen Strafen, als Mittel der Konfliktlösung oder als erzieherische Maßnahmen. Daraus ergibt sich ganz klar, dass wir die Todesstrafe und Körperstrafen als unmenschlich und überwunden ansehen und sie ablehnen.

Warum keine Forderung nach unverzüglicher Abschaffung der Todesstrafe in Saudi-Arabien und im Iran nebst Aufruf zum Wirtschaftboykott, solange dort islamrechtlich umgebracht wird?

Bekleidungszwänge murmeln und Beschneidungszwänge verschweigen, wer als Mann durch das Genitalverstümmelungsritual der Zirkumzision um den sensibelsten Teil seines Penis betrogen worden ist oder als beschnittene (genitalverstümmelte) schafiitische oder hanbalitische Muslima um die Klitoris, kann zu Körperwahrnehmung, Lusterleben und Partnerschaft vieles bereits nicht mehr selbst entscheiden – und Minderjährige (Mensch unter achtzehn Jahren) haben wir Erwachsenen gerade vor der Entscheidungsfrage (Willst du rituell unrein und sozial verachtenswert bleiben oder dich beschneiden lassen wie es der Himmel befiehlt) zu beschützen. Will hingegen die Freiburger Deklaration dafür kämpfen, dass man zwölf oder 14 Jahre alt gewordene Jungen oder Mädchen befragen darf („Let boys decide for themselves whether they want to be circumcised“, Anne Lindboe), ob sie beschnitten werden wollen?

4. Jeder Mensch hat das uneingeschränkte Recht, selbst über seinen Körper, seine Bekleidung und über seine Sexualität zu entscheiden. Bekleidungszwänge, Zwangsheiraten und religiöse Eheverbote sowie eine Verdammung von selbstbestimmter freier Sexualität lehnen wir ab.

Nanu, man befindet sich doch nicht etwa im Einklang mit Fred Karst, der als pädosexueller Theoretiker und Praktiker ebenfalls hätte sagen können, dass ein Kind das Recht habe, „über seine Sexualität zu entscheiden“? Auch Dieter Fritz Ullmann, der wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern wenigstens sechs Mal verurteilt wurde und ab 1980 immer wieder im Gefängnis saß, hätte sagen können: „eine Verdammung von selbstbestimmter freier Sexualität lehnen wir ab.“ Karst wie Ullmann konnten der grünen Partei beitreten, die damals noch Alternative Liste (AL) hieß, beide verbüßten zu diesem Zeitpunkt Haftstrafen wegen Kindesmissbrauchs. Kinder (Kind ist Mensch unter 18, vgl. „a human being below the age of 18 years“, Convention on the Rights of the Child, Document A/RES/44/25 (12 December 1989)) sollen gar nicht frei entscheiden dürfen, ob und mit wem sie Sex haben.

Wir unterstützen liberale Musliminnen und Muslime, die geschlechtergemischte Gebete in Moscheen anbieten, in denen auch Frauen Imaminnen sein können, die für die Teilnahme am Gebet keine Bekleidungsvorschriften aufstellen, die ihre Predigten auf Deutsch halten und somit den Integrationsprozess mit unterstützen.

5. Jedes Kind hat das Recht auf eine gewalt- und angstfreie Erziehung. Jedes Kind hat das Recht, sich frei zu entwickeln. Die Familie kann diesen Prozess unterstützen, indem sie dem Kind das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit gibt. Eine Pädagogik, die darauf basiert, dem Kind Angst vor Gott, Angst vor einer Bestrafung, Angst vor der Hölle zu machen, lehnen wir ab.

Des Weiteren halten wir die Teilnahme am schulischen Pflichtunterricht, einschließlich Schwimm-, Sport- und Sexualkundeunterricht sowie die Teilnahme an schulischen Veranstaltungen wie Klassenfahrten für unerlässlich für die Entwicklung des Kindes. Wir lehnen Freistellungen aus islamischen Gründen ab.

Leider bleibt auch das zuletzt Gesagte unverbindlich, die Standards von Klassenfahrt, Sexualerziehung und Pflichtunterricht sichert bzw. definiert man nicht.

Was durch kulturell moderne Pädagogik weltweit zu verhindern wäre, nämlich geschlechtergetrennter Sport, Schwimmunterricht mit Burkini, Klassenfahrt im Beisein elterlicher oder sonstiger Tugendwächter, schariakonforme Sexualkunde („unerlässlich für die Entwicklung des Kindes“?), bleiben mit den soeben betrachteten Hohlformeln – oder zielsicher gelegten falschen Fährten? – der Erklärung aus Freiburg keineswegs ausgeschlossen. Faktisch ist die Deklaration daher ebenso Placebo wie Trojanisches Pferd. Das doppelzüngige jedenfalls mehrdeutige „Wir lehnen Freistellungen aus islamischen Gründen ab“ ruft die Schariabewegten zum nicht verweigerbaren weiteren Ausdiskutieren heran auf berüchtigter Augenhöhe („aus islamischen Gründen“), die entsprechenden Vorschläge zu Halal-Schwimmunterricht, Halal-Klassenfahrt oder islamkonformer Sexualerziehung werden nicht lange auf sich warten lassen und die Verantwortlichen der Freiburger Deklaration nebst ihrem schon bald zahlreich heranströmenden Anhang aus den Völkern der Dialogaktivisten und Sonnenscheinatheisten dürfen dazu mit Deutschlands Muslimbrüdern und Millî-Görüş-Bewegten noch ein bisschen diskutieren.

Noch nicht einmal die wenn auch vielfach schlecht gemachten, so doch freiheitlich demokratisch wie pädagogisch wichtigen, mühselig erkämpften deutschen Verbote des Lehrerinnenkopftuchs werden verteidigt, der „mit Ausnahme von Gesicht, Händen und Füßen“ (DITIB; als kommentarloser Briefträger am 27.01.2015 das BVerfG) den gesamten Körper der Pädagogin bedeckende Hidschab wird vielmehr in den Bereich einer im Islam gar nicht vorhandenen Zone persönlicher Wahlfreiheit verschoben:

6. Wir stehen hinter dem staatlichen Gebot zur religiös-weltanschaulichen Neutralität. Wir befürworten es, wenn Staatsdiener, insbesondere Lehrerinnen und Richterinnen, auf das Tragen von religiös begründeter Bekleidung, namentlich dem Kopftuch, verzichten.

Moment, alle Lehrerinnen und Richterinnen sollen es also – auch – tragen dürfen, das Kopftuch? Mit einer Gleichbehandlung der Geschlechter ist der Hidschab, dem das Schariakonzept von Fitra (fiṭra, angeborenes Ausgerichtetsein der Schöpfung und damit auch jedes Menschen auf Allah hin) und Aura (ʿawra, islamischer Schambereich, zu bedecken. Bei der Frau der gesamte Körper bis auf Hände und Gesicht, beim Mann hingegen nur die Zone zwischen Bauchnabel bis Knie) zugrunde liegt, jedoch nicht vereinbar.

In Sachen weibliche Bedeckung („mit Ausnahme von Gesicht, Händen und Füßen“), das ist der Hidschab, verkürzt genannt und genäht als das Kopftuch, gibt es nichts zu verzichten. Die Idschaza (islamische Lehrbefugnis) verlangt das berufliche und private korrekte Verhalten der IRU-Lehrerin und die Karlsruher Verfassungsrichter reichten uns ungerührt die Forderung der Diyanet / DITIB weiter:

„Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e.V. (DITIB) hat folgende theologische Bewertung ihres Obersten Religionsrates mitgeteilt: Muslimische Frauen müssten ab Eintritt der Pubertät in Gegenwart von Männern, mit denen sie nicht verwandt seien und die zu ehelichen ihnen religionsrechtlich erlaubt sei, ihren Körper – mit Ausnahme von Gesicht, Händen und Füßen – mit Kleidung derart bedecken, dass die Konturen und Farbe des Körpers nicht zu sehen seien. Der Kopf gelte dabei als bedeckt, wenn Haare und Hals vollständig bedeckt seien. Dies sei ein nach den Hauptquellen der Rechtsfindung im Islam (Koran, Sunna, Gelehrtenkonsens und allgemeiner Übereinkunft der Gemeinden) bestimmtes religiöses Gebot definitiver Qualität. In welcher Weise die vorgeschriebene Bedeckung erfolge, sei allein die Entscheidung der muslimischen Frau. Das Tragen des Kopftuchs diene demnach ausschließlich der Erfüllung eines religiösen Gebots und habe darüber hinaus für die Trägerin weder einen symbolischen Charakter noch diene es der Bekundung nach außen.“[10]

Wir verstehen uns nicht als Konkurrenten zu anderen muslimischen Gruppen. Reformmuslime möchten Alternativen zu den herkömmlichen Sichtweisen aufzeigen und anbieten und Menschen erreichen, die einen zeitgemäßen am Humanismus orientierten Glauben leben möchten.

Bei so einem weder die AEMR noch das Lehrerinnenkopftuchverbot fordernden Menschenbild („Humanismus“) kann einem angst und bange werden.

Wir sind davon überzeugt, dass eine funktionierende Gesellschaft nur auf der Grundlage des friedlichen Miteinanders möglich ist. Dazu gehören der gegenseitige Respekt, der konstruktive und offene Dialog und die bewusste gesellschaftliche Partizipation.

Unsere Ziele

1. Die Ausarbeitung moderner Lesarten des Korans, beruhend auf einer historisch-kritischen Textanalyse.

2. Die Ausarbeitung einer neuen modernen, aufgeklärten und humanistisch angelegten Theologie, die den Glauben als persönliche Angelegenheit versteht und uneingeschränkt mit Demokratie und den Menschenrechten konform ist.

Demokratie sagen reicht nicht, die DDR nannte sich auch Demokratie. Menschenrechte sagen reicht nicht, siehe Kairoer Erklärung der Menschenrechte im Islam, OIC 1990.

3. Die Bekanntmachung und Verbreitung liberal-islamischer Ideen und Konzepte über Publikationen, Projekte, Kampagnen und öffentliche Debatten.

Mit den noch so Radikalen möchte man in aller Herzlichkeit in einem „Rat“ kooperieren:

5. Zur Vertretung der Muslime gegenüber dem Staat streben wir die Bildung eines Rates an, der sich aus Mitgliedern konservativer Verbände sowie Mitgliedern eines reformierten liberalen Islams zusammensetzt.

Ihr wollt euch auf Dauer zu den Kollaborateuren der Muslimbrüder und Teheraner Ayatollahs machen – schämt euch.

Der deutsche Teil der Bewegung für Schariagesetze und Herrschaft Allahs also soll weiterhin bekennenden Islamischen Religionsunterricht anbieten dürfen, aber ein bisschen mitmischen will man als Reformmuslim dann schon.

Zwei Sätze, ein bemerkenswertes Doppelpaket bietet Ziel Nummer sechs:

6. Wir befürworten und unterstützen die Einführung von humanistisch orientiertem islamischem Religionsunterricht an allen Schulen. Der islamische Religionsunterricht soll die reflektierende Identitätsbildung, die Integration und die gegenseitige Toleranz fördern.

Dem im zweiten Satz Gesagten kann doch gewiss auch die IGD oder die IGMG zustimmen („Der islamische Religionsunterricht soll die reflektierende Identitätsbildung, die Integration und die gegenseitige Toleranz fördern“), Toleranz wie im Kalifat versteht sich. Vorab hat man unverbindlich das (unausgeführt, vgl. der reale Humanismus in der Deutschen Demokratischen Republik DDR, kaum erträgliche) Wort humanistisch gehaucht, als sei der existierende IRU bereits „humanistisch“ oder jedenfalls mit ein wenig Zureden problemlos „humanistisch“ auszugestalten.

7. Wir unterstützen liberal-islamische Organisationen und Gruppen, die Projekte zur Stärkung von Mädchen und Frauen anbieten, die Projekte zur Gewaltprävention anbieten, die Projekte zum interreligiösen Dialog anbieten, die Projekte zu sozialer Integration anbieten, die Projekte im Bereich religiöse Aufklärung / Kampf gegen religiösen Extremismus anbieten.

Auch die Religion und Praxis der Mittigkeit oder Mitte (wasaṭiyya, „middle way“) lehnt Extremismus entrüstet ab und preist die schönen Menschenrechte, nämlich die schönen islamischen Menschenrechte und nur mit einer Lebensführung nach Koran und Sunna kommen wir ins Kalifat pardon ins „friedliche Miteinander“:

8. Wir lehnen Extremismus, Diskriminierung, Gewaltverherrlichung und Segregation entschieden ab. Demokratie und Menschenrechte stellen für uns die Grundlage für das friedliche Miteinander aller Menschen in unserer Gesellschaft dar.

Sind Artikel 1 bis 29 der AEMR nicht der ausführlichen Besprechung wert?

9. Der Artikel 30 der Menschenrechte (Auslegungsregel), die für uns bindend sind, steht über jedem Anspruch, der möglicherweise aus einer islamischen Rechtsprechung erwachsen könnte.

Dass sich die irgendwie liberalislamischen Schreiber, Erstsignierer und Sympathisanten der Deklaration zu den universellen Menschenrechten („die für uns bindend sind“) bekennen ist schön, doch die, nennen wir sie so, Freiburger machen die AEMR leider gerade nicht verbindlich, weder für Deutschland und schon gar nicht für den weltweiten echten großen Islam. Dem von Freiburg aus deklarierten, praktisch allerdings erst noch zu verwirklichenden bonbonbunten Mini-Islam mag man Erfolg wünschen oder auch nicht, die Verantwortlichen bahnen der globalen Schariafront den Weg zur auch deutschen Machtergreifung, sitzen aber gerne noch ein Weilchen am Katzentisch oder auch an der Tafelrunde der globalen Muftis und Ulama.

Ein Alibi, eine Ausrede ist die Freiburger Deklaration und für die von einem restlichen Gewissen noch etwas Geplagten die Erteilung der Absolution: Parlamentarier, Presse, Wohlfahrtsverbände, Hochschulen und Schulen werden sich noch weniger als schon heute bemüßigt fühlen, auch nur ein Wort der Kritik am Islam zu äußern, denn dazu schließlich gönnt man sich, nennen wir sie so, die Freiburger. Die Minderung der Chance zu gründlicher Islamkritik könnte die Folge einer derart seichten Deklaration sein sowie ein verstärktes Abdrängen der Vertreter ernsthafter Islamkritik etwa durch eine pauschale Etikettierung als rechtsradikal. Den Alleinvertretungsanspruch, das Monopol auf Islamkritik haben jetzt die Freiburger.

Schuld lädt die Freiburger Deklaration auf sich, indem sie den Islam von Koran und Sunna, den Islam der Muslimbrüder und der Teheraner Mullahs, den echten Islam also, salonfähig macht und dessen Einfluss in Deutschlands Parlamenten und Ministerien auch insofern zusätzlich stärkt, als sie ihn noch nicht einmal definiert, weder wie geboten kritisiert noch auch nur gründlich beschreibt.

Die Vertreter der globalen Schariafront haben erklärliches Interesse daran, islambezogene Fakten nicht zur Sprache zu bringen, sie und ihre Politik der Islambeschönigung werden durch die Freiburger Deklarierer zusätzlich aufgewertet, den nun, so wird es bei den Wegduckern und Wegguckern heißen, könne man den Islam ja allüberall problemlos kritisieren, nun gäbe es ja einen für jedermann wählbaren Islam ohne Schariapflichten, ohne angedrohte Höllenstrafe, irgendwo jedenfalls im virtuellen Raum einer Deklaration aus Freiburg.

Unterdessen wird der radikale sprich der echte Islam in den Ministerien und Universitäten weiter verankert und wird er an den staatlichen Schulen – bekennend sprich demokratieabbauend – gelehrt werden dürfen und kann und darf sich keine Schülerin und kein Schüler mit dem deklarierten Freiburgislam identifizieren, der noch nicht einmal das Verbot des Lehrerinnenkopftuchs verteidigen möchte („Wir befürworten es, wenn Staatsdiener, insbesondere Lehrerinnen und Richterinnen, auf das Tragen von religiös begründeter Bekleidung, namentlich dem Kopftuch, verzichten“).

Der faktenferne Eindruck wird erweckt, das Islamische Recht, der Islam sei reformierbar und mindestens im berüchtigten Kern bereits seit jeher menschenfreundlich und damit auch frauenfreundlich.

Das ist falsch, der Islam ist im Kern unfriedlich.

Jacques Auvergne

Q u e l l e n

[1] The Constitution of Pakistan. Part IX: Islamic Provisions

http://www.pakistani.org/pakistan/constitution/part9.html

[2] Koordinationsrat der Muslime in Deutschland. KRM. Geschäftsordnung in der Fassung vom 28. März 2007.

http://islam.de/files/misc/krm_go.pdf

[3] The challenge of a single Muslim authority in Europe. By Mustafa Ceric. European View (2007) 6:41–48.

https://de.scribd.com/document/209145838/The-Challenge-of-a-Single-Muslim-Authority-in-Europe-ceric

[4] Sayyid Qutb:

Ḫaṣāʾiṣ at-Taṣawwur al-Islāmī

The Characteristics of the Islamic Concept

Die Eigenschaften des Islamischen Konzepts

The division of human actions into “worship“ or ibadat and „human affairs“ or mu’amalat, which we find in the books of Islamic jurisprudence, was introduced in the beginning merely for technical reasons … Undoubtedly this was a grave distortion of the Islamic concept, which eventually resulted in producing deviations in the Muslim society. In the Islamic concept there is not a single human act to which the term ‚worship“ is not applicable or in which this property is not desired. Indeed, the Islamic way of life is nothing but the realization of the meaning of worship from beginning to end.

The ultimate aim of the Islamic way of life is not a system of justice, or a system of economics, or a system of legislation concerning criminal, civil, or family affairs, or any other of the rules and regulations that are part of this way of life. The only aim of Islam is the establishment of the meaning of‘ ‚worship“ in human life as according to the Qur’an, it is for the worship of Allah that man was created. No human action can be called worship of Allah unless it is done for the sake of Allah alone, and with a recognition that He alone deserves to be worshipped. Either this is the case or the act is not worship, and hence not in the service of Allah, and in fact, is therefore a rebellion against the din of Allah.

(Lebenslang Göttlichkeit bekunden, heute Hingabe üben: Ein Konzept für eine koranbasierte politische Praxis. Von Jacques Auvergne.)

https://jacquesauvergne.wordpress.com/tag/sayyid-qutb-das-islamische-konzept/

[5] „One of the main challenges for Islamic scholars in the West is to establish a legitimate fiqh (jurisprudence) for Muslim minorities“, Tariq Ramadan.

http://tariqramadan.com/english/the-prophet-of-moderation-tariq-ramadans-quest-to-reclaim-islam/

[6] „Dieser Mann weiß nicht, was er tut“, empört sich Muhammet Balaban von der Landesarbeitsgemeinschaft der kommunalen Migrantenvertretungen (LAGA). „Das ist Diskriminierung. Ein Rektor sollte Schulpolitik machen, nicht missionieren!“

Balaban glaubt nicht, dass muslimische Eltern ihre Kinder zum Kopftuchtragen zwingen. „Ab der Pubertät steht jeder eigenverantwortlich vor Gott. Die Mädchen entscheiden dann selbst, wie sie sich kleiden.“ [Der eigen-, aber unverantwortlichen Neunjährigen oder Älteren ewige Qual in der Hölle.]

(Hier sind Kopftücher unerwünscht. Zum Thema Anne-Frank-Realschule von Markus Böhm. Express, 01.10.2008.)

http://www.express.de/anne-frank-realschule-hier-sind-kopftuecher-unerwuenscht-22086168

[7] Cairo Declaration on Human Rights in Islam, Aug. 5, 1990

http://hrlibrary.umn.edu/instree/cairodeclaration.html

[8] Kairoer Erklärung der Menschenrechte im Islam

http://www.islamdebatte.de/islamische-schluesseltexte/kairoer-erklaerung-der-menschenrechte-im-islam/

[9] But if the conditions of marriage are not met or it involves anything that is contrary to sharee’ah with regard to divorce and so on, then it is not permissible to do it, unless documentation of the marriage cannot be done otherwise, or if the person has no choice but to do it. In that case he can do the correct marriage contract according to sharee’ah in an Islamic centre, then do the civil marriage in the court […] The Muslims who live in western countries should strive to have their marriages recorded officially in Islamic centres, with no need to go to the civil marriage office.

(113867: Ruling on civil marriage. Is civil marriage permissible in Islam?)

https://islamqa.info/en/113867

[10] Bundesverfassungsgericht. 1 BvR 471/10 Beschluss des Ersten Senats vom 27. Januar 2015.

https://www.bundesverfassungsgericht.de/SharedDocs/Entscheidungen/DE/2015/01/rs20150127_1bvr047110.html

Sapere audete, Feministinnen, wagt es weise zu sein

März 1, 2015

Offener Brief an EMMA. Von Gabi Schmidt und Edward von Roy am 26.02.2015

In der Ausgabe März / April 2015, die am 26.02.2015 erschienen ist, titelt Deutschlands bekannteste feministische Zeitschrift:

Wir wollen einen aufgeklärten, modernen Islam

„Wir“, das können Leser gleich auf den Fotos auf dem Cover erkennen, ist eine Gruppe von 19 teilweise prominenten Frauen und Männern mit einem „muslimischen Hintergrund“ (EMMA), die als Künstler, Schauspieler, Politiker oder Wissenschaftler tätig sind, fast ausschließlich schon als Kinder mit ihren Eltern eingewandert sind und denen zwei Fragen gestellt wurden:

EMMA macht eine Umfrage bei etwa einem Dutzend fortschrittlicher Frauen und Männer in Deutschland aus dem muslimischen Kulturkreis. Wir wollen damit dazu beitragen, dass der „Dialog“ zwischen Politik und MuslimInnen nicht länger auf muslimische Organisationen beschränkt bleibt, in denen nur Minderheiten organisiert sind, sondern dass dieser Dialog auch mit der Mehrheit der demokratischen MuslimInnen geführt wird. Dafür steht eine Stimme wie die Ihre.

Wir würden uns darum sehr freuen, wenn Sie uns bis spätestens 26. Januar (gerne früher) auf die zwei folgenden Fragen antworten:

1. Kanzlerin Merkel hat erklärt: „Der Islam gehört zu Deutschland.“ Stimmen Sie dem zu?

2. Welche Rolle sollten MuslimInnen in Deutschland bei dem Schulterschluss von DemokratInnen aller Provenienzen gegen den Islamismus in Deutschland und die Terrorismusgefahr jetzt spielen?

Wir bitten Sie um Verständnis dafür, dass Ihre Antworten auf gesamt ca. 1.200 Zeichen (also 20 Zeilen à 60 Anschläge) begrenzt sein müssen. Außerdem benötigen wir ein, zwei rechtefreie Fotos. Und: Lassen Sie uns bitte baldmöglichst wissen, ob Sie an unserer Umfrage teilnehmen – was wir hoffen!

Mit freundlichen Grüßen

EMMA Redaktion

Aus den Antworten auf die beiden verkürzenden und manipulierenden Fragen (welchen Islam meint die Kanzlerin, ist der „Schulterschluss“ von Demokraten denn wirklich von jedem der Interviewpartner gewollt? Niemand wird es wagen, den Schulterschluss mit „DemokratInnen“ abzulehnen) scheint die Redaktion erschließen zu können, dass die Befragten erstens den Islam für reformierbar halten und eine solche kulturell modern ausgelegte Interpretation organisierbar ist und zweitens einen solchen aufgeklärten Islam befürworten und gesellschaftlich anerkannt sehen wollen.

Ein derartig dezidiertes Statement können wir jedoch keiner einzigen Stellungnahme entnehmen. Wir könnten uns deshalb vorstellen, dass sich beispielsweise Shahin Najafi nach Veröffentlichung seiner Ansichten überrumpelt fühlt und, konkret auf die Titelthese angesprochen, nicht zugestimmt hätte. Die Headline suggeriert bei allen Befragten jedoch einen anderen Eindruck. Gegen den verfolgten und 2005 aus dem Iran nach Deutschland geflüchteten Rapper wurde 2012 eine Todesfatwa ausgesprochen. Najafi weiß aus eigener Erfahrung, dass die Schöpfungs-, Rechts- und Lebensordnung Allahs kritiklose Unterwerfung fordert, keine Aufklärung und Reform zulässt und jeden Andersdenkenden unterdrückt.

http://de.wikipedia.org/wiki/Shahin_Najafi

EMMA, die sich selbst politisches Magazin für Menschen nennt, Chefredakteurin seit Gründung 1977 ist immer noch Alice Schwarzer, gliedert sich, bekräftigt durch das Editorial von Deutschlands Oberfeministin Alice, mit dieser Titelstory wieder einmal profillos in die Reihe der Islamverklärer ein, welche die Bürger für dumm verkaufen und ihnen weismachen möchten, es gäbe den guten Islam und den bösen Islamismus und man dürfe die vielen individuellen Möglichkeiten den Islam zu leben, auf gar keinen Fall verallgemeinern. Bereits das anschließende zweiseitige Interview mit Necla Kelek widerspricht dieser Intention allerdings diametral und auch der Bericht über Raif Badawi im selben Heft stellt eine ganz andere Realität dar.

Die EMMA-Islamreform, wohl wenig zufällig kurz vor dem Internationalen Frauentag angesetzt, kann nicht funktionieren, denn die Welt-, Gesellschafts- und Wohlverhaltensordnung Allahs fordert die kritiklose Unterwerfung einer jeden Muslima, eines jeden Muslims, ihres oder seines gesamten Tagesablaufs sowie des gesamten Denkens, Redens und Handelns und bedroht alle Andersdenkenden mit irdischem Strafgericht und ewigen Höllenqualen. Dem saudi-arabischen Blogger Badawi brachte die veröffentlichte Ansicht, dass Muslime, Juden und Christen gleiche Rechte haben sowie die Kritik an der Macht des Klerus zunächst die Todesstrafe ein, die auf insgesamt 1000 Peitschenhiebe abgemildert wurde, was jedoch im Prinzip ebenso tödlich sein kann, wenn diese Körperstrafe tatsächlich vollzogen wird. Überlebt er, addieren sich noch zehn Jahre Gefängnis und 200.000 € Geldstrafe hinzu.

Auch hier in Deutschland, im ausdünnenden freiheitlich demokratischen Rechtsstaat, werden Islamkritiker diffamiert und durch Islamverbände sowie Angehörige der politischen und gesellschaftlichen Eliten und deren Anhänger diskreditiert, von der Karriereleiter gedrängt und zum Schweigen gebracht. Diese Erfahrung hat beispielsweise Soziologin und Autorin Necla Kelek, Teilnehmerin der ersten Runde der vom damaligen Innenminister Schäuble initiierten unsäglichen Deutschen Islamkonferenz, seit etwa zehn Jahren immer wieder machen müssen.

Islamkonferenz: Sie wollen ein anderes Deutschland

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/islamkonferenz-sie-wollen-ein-anderes-deutschland-1512019.html

Necla Kelek: Ein Verstoß gegen die Menschenwürde!

http://www.emma.de/artikel/necla-kelek-ein-verstoss-gegen-die-menschenwuerde-264110

Man darf darauf gespannt sein, wie die Mainstream-Presse und die Republik auf Keleks Aussage: „Der Islam, so wie er sich heute darstellt, kann nicht Teil einer freiheitlichen Gesellschaft sein!“, reagiert.

Der an seiner Morallehre und Rechtsordnung (Scharia) sowie Jurisprudenz (Fiqh) festhaltende Islam ist also weder in seiner Theorie bzw. Theologie reformierbar, noch erkennt er die allgemeinen Menschenrechte an. Es ist die moralische Bankrotterklärung einer mit frauenrechtspolitischem Anspruch gegründeten Zeitschrift, wenn dieser grundgesetzwidrige authentische Islam verharmlost und verkitscht wird, weil es das Staatsziel der Gleichberechtigung von Mann und Frau untergräbt.

EMMA wurde 1977 gegründet, zwei Jahre vor der Islamischen Revolution, die aus dem Iran eine die ganze Bevölkerung und vor allem die Frauen unterdrückende religiöse Diktatur machte. Fast 40 Jahre lang haben Alice Schwarzer und ihre Mitstreiterinnen es versäumt, den Islam und die Scharia zu kritisieren oder auch nur gründlich darzustellen. Mittlerweile macht man es die EMMA-Redaktion wie viele unserer Politiker, schon 2011 unterschied Alice Schwarzer als Mercator-Professorin zwischen einem guten Islam und einem bösen Islamismus:

„Für mich ist auch der Islam nicht gleichzusetzen mit dem Islamismus, ganz im Gegenteil. … EMMA [hat] nicht aufgehört, über die Gefahr des Islamismus zu berichten und vor den Folgen zu warnen. … ihr wahres Motiv ist nicht der Glaube, es ist die Macht.“

https://www.uni-due.de/imperia/md/content/dokumente/mercatorprofessur/mp_2010_schwarzer.pdf

Das ist nicht richtig. Man kann den Machtanspruch der religiösen Bewegung von Islamaktivisten wie Hasan al-Banna oder Sayyid Qutb in Ägypten, Maududi in Pakistan oder Chomeini im Iran nicht reformieren, ohne die theokratische Weltanschauung des Islam anzugreifen. Der Islam ist eine dezidiert antisäkulare, menschenrechtswidrige und frauenfeindliche Ideologie und Lebenspraxis, die eben keine Trennung zwischen Privatleben, Politik und Seelenrettung duldet. Die demokratiefeindliche islamische Bewegung will die Herrschaft der männlichen Muslime über die Nichtmuslime und über alle Frauen in die Zukunft führen. Eine misogyne Gottesherrschaft kann in einer menschenfreundlichen Welt aber keinen Platz haben. Offensichtlich ist Alice Schwarzer dem Vernunftargument der Soziologin Dr. Kelek: „Der Islamismus ist eine Zuspitzung des Islam, aber nicht von ihm getrennt“, nachzulesen auf Seite 27 in der aktuellen EMMA, nicht zugänglich.

Mittlerweile ist es jedoch selbst in Ländern wie der Türkei oder Tunesien risikoreich, öffentlich etwas gegen den Islam zu sagen und in Afghanistan, Pakistan, Saudi-Arabien, Somalia oder im Iran droht nicht den Islamismuskritikern, sondern den Islamkritikern die Todesstrafe. Wenn wir jetzt auch in Deutschland anfangen, nur den Islamismus als problematisch, den Islam hingegen als frauenfreundlich bzw. menschenfreundlich sowie grundgesetz- und demokratietauglich schönzulügen, dann machen wir uns ohne Not auch zum Handlanger der Schariagelehrten und Islamfunktionäre, die bei sich jede Kritik an der Religion kriminalisieren und schwer bestrafen, die mit dem Koran in der Hand die Kunst, die Karikatur und die Pressefreiheit unterdrücken und die uns ihre Regeln aufzwingen wollen.

Aiman Mazyek beispielsweise kritisiert nur die „missbräuchlich“ eingesetzte islamische Gewalt, schließt er die Feldzüge des Propheten und die alltäglichen saudi-arabischen oder iranischen Hinrichtungen dabei aus? Auch zu den Verhaftungen islamkritischer Blogger in Bangladesch schweigt der ZMD-Vorsitzende:

„Wir stehen heute an der Seite der Opfer, wir möchten unsere Stimme erheben“, so Mazyek. „Und wir wollen nicht schweigen, wenn Gewalt stattfindet – im Namen unserer Religion missbräuchlich eingesetzt.“

http://www.wdr2.de/aktuell/aktionstagmuslime100.html

Diese Spitzenfunktionäre bemühen sich, den Islam als gerecht, frauenfreundlich, kulturell modern und als mit den Menschenrechten vereinbar schönzureden. Wie würden sie auf folgende Schreckensnachricht aus dem Iran reagieren, dass ein dreißigjähriger Mann, Soheil Arabi, verheiratet und Vater eines fünfjährigen Kindes, der 2013 verhaftet wurde und bereits seit fast einem Jahr im Gefängnis sitzt, nun wegen der selben Tat gleichzeitig von zwei verschiedenen Gerichten verurteilt wurde, einmal wegen des Bloggens einiger islamkritischer Texte, das brachte ihm drei Jahre Gefängnis ein, in einem anderen Gericht in Teheran verhängte Richter Khorasani gegen ihn wegen Lästerung des Propheten Mohammed die Todesstrafe. Was würden die Herren Mazyek, Alboğa, Pürlü oder Kızılkaya sagen, wenn sie um eine Stellungnahme zum Fall Arabi gebeten würden? … Islamkritiker drohen umgebracht zu werden, weil sich gottesfürchtige Mitmenschen beleidigt fühlen.

(aus dem offenen Brief eines Mitglieds des Zentralrats der Ex-Muslime an den Koordinationsrat der Muslime in Deutschland, 04.09.2014)

https://de-de.facebook.com/mina.ahadi.50/posts/10203957315484672

Bekir Alboğa [DITIB] sagt: „Alle, die an diesem Tisch sitzen, verteidigen die Presse- und die Meinungsfreiheit. Wir wollen aber auch respektiert werden. Auf Provokationen müsste man verzichten. Wir lieben unseren Propheten.“ Eine Diskussion über die Position der Verbände zu den Karikaturen halte er derzeit nicht für „förderlich“.

Quelle: Jannis Brühl („Wir haben uns sehr stark gefühlt. Bis Mittwoch.“), Süddeutsche, 09.01.2015

http://www.sueddeutsche.de/politik/deutsche-muslime-und-der-anschlag-auf-charlie-hebdo-wir-haben-uns-sehr-stark-gefuehlt-bis-mittwoch-1.2297369

Murat Gümüş, stellvertretender Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş [IGMG], schränkt noch weiter ein. Für ihn ist eine karikaturistische, teilweise beschimpfende Darstellung des Propheten inakzeptabel.

Quelle: Matthias von Hein (Muslime setzen Zeichen gegen Terror), Deutsche Welle, 09.01.2015

http://www.dw.de/muslime-setzen-zeichen-gegen-terror/a-18182489

Und noch an einer zweiten Stelle irrt sich die EMMA-Gründerin, der Zwang zum Schleier (Hidschab) ist nicht erst 36, sondern mehr als tausend Jahre alt:

„Erst seit dem Sieg des iranischen Gottesstaates im Jahr 1979 ist das Kopftuch das Symbol und die Flagge der Islamisten, des politisierten Islam“

Soweit Alice Schwarzer.

In Band Zwölf der Wiederbelebung der Wissenschaften des Glaubens, Das Buch der Ehe, stellt Imam al-Ghazali fest:

Gott hat nämlich die Frau in die Hand des Mannes gegeben. … Denn dem Mann kommt es zu, Führer zu sein und nicht geführt zu werden. Die Natur der Frau ist wie deine eigene böse Natur … gegenwärtig ist es einer ehrbaren Frau erlaubt, mit Einwilligung ihres Mannes auszugehen, sicherer aber ist es, wenn sie zuhause bleibt. Auch soll sie nicht ohne wichtigen Grund ausgehen … Liegt aber die Widersetzlichkeit auf seiten der Frau, dann gilt: “Die Männer sind gesetzt über die Frauen” (Sure 4, 34). Der Mann soll in diesem Fall die Frau strafen und mit Gewalt zum Gehorsam zurückbringen. … Alles, was hierüber zu sagen ist, ist in dem Satz enthalten, dass die Heirat eine Art Sklaverei ist und dass die Frau die Sklavin des Mannes ist. Deshalb hat sie ihm unbedingt und unter allen Umständen zu gehorchen, in dem was er von ihr und in bezug auf sie selbst verlangt, vorausgesetzt, dass es nichts Sündhaftes ist. … Der Hochgebenedeite sagte ferner: “Die Frau steht dann Gott am nächsten, wenn sie im Innern ihres Hauses weilt”

http://de.wikipedia.org/wiki/Al-Ghaz%C4%81l%C4%AB

Die Frau muss den Hidschab und eigentlich sogar den Niqab tragen, wie der im Jahr 1111 d. Z. verstorbene al-Ghazali offenbar voraussetzt, denn nicht nur am Gesicht, sondern auch an der Stimme darf die Allah und ihrem Ehemann Gehorsame nicht erkannt werden. Öffentlich zu sprechen muss die Muslima in jedem Fall vermeiden. Eigene Übersetzung aus dem auch Frau Schwarzer vertrauten Französischen:

Sie muss im Hof bleiben und sich um die Wäsche kümmern. Sie darf nicht allzu oft ausgehen, muss einfältig und gutmütig sein, darf keinen allzu geselligen Umgang mit den Nachbarn haben und sie nicht öfter besuchen, als es absolut unverzichtbar ist. Sie muss sich sehr um ihren Ehemann kümmern und ihn respektvoll behandeln. Ohne seine Einwilligung darf sie das Haus nicht verlassen. … Dabei hat sie [beim Ausgehen, beim Verlassen des Hauses] abgetragene Kleidung anzulegen und sich nur auf unbelebten Straßen zu bewegen. Die öffentlichen Märkte muss sie meiden und sicherstellen, dass niemand sie an ihrer Stimme erkennt. Sie darf sich nicht an einen Freund ihres Ehemannes wenden, selbst wenn sie seine Hilfe gerade nötig hätte. … Sie muss darum besorgt sein, die sexuellen Bedürfnisse ihres Ehemannes in jedem Augenblick zufriedenzustellen.

Elle doit rester au foyer et filer la laine. Elle ne doit pas sortir trop souvent. Elle doit être ignorante, ne doit pas être sociable avec ses voisins et ne doit leur rendre visite que si c’est absolument nécessaire. Elle doit prendre soin de son mari et doit lui témoigner du respect, en sa présence comme en son absence. Elle doit essayer de le satisfaire en toutes choses. Elle ne doit pas essayer de le tromper, ni de lui extorquer de l’argent. Elle ne doit pas quitter sa maison sans la permission de son mari … Elle devra revêtir de vieux vêtements et emprunter des rues désertes. Elle devra éviter les marchés publics et s’assurer que nul ne puisse identifier sa voix et la reconnaître. Elle ne doit pas adresser la parole à un ami de son mari, même si elle a besoin de son assistance. … Elle aura toujours souci de pouvoir satisfaire à tout moment les besoins sexuels de son époux.

aus: Revivification des sciences de la religion, cité par Ghassan Ascha, Du statut inférieur de la femme en Islam, l’Harmattan, Paris 1987, p. 41.

http://www.denistouret.fr/textes/al_Ghazali_Algazel.html

Der Doppelstandort der Universitäten Münster/Osnabrück ist neben Tübingen, Frankfurt/Gießen und Erlangen/Nürnberg eines von bundesweit vier Zentren der islamischen hochschulischen Ausbildung, die seit 2012 vom Bundesbildungsministerium finanziell gefördert werden. Die Universität zu Osnabrück feierte im Oktober 2011 den frauenfeindlichen mittelalterlichen Islamgelehrten:

900 Jahre al-Ġazālī im Spiegel der islamischen Wissenschaften – Perspektiven für eine Islamische Theologie in Deutschland.

http://www.blogs.uni-osnabrueck.de/ghazali2011/

Nein Frau Schwarzer, der Islam war von Anfang an gerade keine private, sondern eine politisierte Religion, eine Trennung zwischen der versprochenen Rettung vor dem Höllenfeuer und der irdischen Herrschaft Mohammeds bestand ja gerade nicht.

Statt für die Unverhandelbarkeit und weltweite Gültigkeit der allgemeinen Menschenrechte (AEMR) einzutreten, bezeichnet sich Alice Schwarzer als: „Mensch aus dem christlichen Kulturkreis“. Unsere Menschenrechte sind aber nicht in einem sogenannten Kulturkreis gültig, sondern universell. Für freiheitliche oder moderne Menschen sollte es selbstverständlich sein, die Menschen nicht in Kulturen oder Kulturkreise einzuteilen, was stets die Rechtsspaltung nach sich zieht.

Auch über die Islamkonferenz hat Deutschlands Regierung mit den Eliten fundamentalistischer Organisationen zusammengearbeitet. Die Bewegung für immer mehr Schariatheorie und Schariagehorsam hat auch in Deutschland schon viel Einfluss und Macht. Umso wichtiger wäre es, Pseudoaufklärer wie Aygül Özkan, Lamya Kaddor oder Mouhanad Khorchide zu enttarnen.

Zu Özkan:

Im Juli 2010 wurden Pläne Özkans für eine „Mediencharta für Niedersachsen“ bekannt. In dieser sollten sich Journalisten verpflichten zu einer „kultursensiblen“ Sprache. Özkan wollte die „kultursensible“ Pressezensur:

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/zensurvorwurf-in-niedersachsen-ministerin-oezkan-will-medien-auf-kurs-bringen-a-708168.html

Nach Einschätzung des Arbeitsrechtlers Otto Ernst Kempen habe Aygül Özkan 2008 „Arbeitsverhältnisse am Rande der Legalität“ geschaffen.

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/cdu-ministerin-tnt-betriebsrat-droht-oezkan-mit-rechtlichen-schritten-a-693789.html

Zu Kaddor:

Lamya Kaddor: „Die Aufklärung ist für den Islam nicht übertragbar“.

http://www.cibedo.de/islamischer_religionsunterricht.html

Fünf Schüler des Projekts „Islamkunde in deutscher Sprache“ zogen als Freiwillige für den Dschihad nach Syrien, was Lamya Kaddor bedingt als persönliche Niederlage empfand.

http://www.zeit.de/politik/2013-05/extremismus-dschihad-syrien-schueler-lamya-kaddor

David Harnasch (Blind und taub in der Kulturzeit) betrachtet den Bericht über Lamya Kaddors Religionsunterricht. „Eine derart krasse Ton-Bild-Schere wie in der Montagsfolge habe ich noch nie gesehen.“

https://www.youtube.com/watch?v=mwWXelF_uOY

Zu Khorchide. Die islamkritische Studentengruppe FREE MINDS bezeichnete Khorchides Wirkungsstätte, der dort am Zentrum für Islamische Theologie (ZIT) die künftigen Lehrer für den bekennenden Islamunterricht ausbildet, als Zentrum für märchenhafte Schönfärberei:

Free Minds Münster ist eine Gruppe von emanzipierten Studentinnen mit muslimischem Hintergrund. Sie verfolgen seit Jahren die von oben beschlossene Politik im Umgang mit dem Islam mit großer Sorge und vertreten eine ganz klare Position:

»Der Islam ist nicht mehr als eine Religion. Obendrein eine, die sehr viele Probleme macht. Vor allem für Mädchen und Frauen bedeutet er Unterdrückung und Unterordnung. Die Universität Münster unterbindet jede Form der Islamkritik. Und versucht sie in die Ecke des Antisemitismus und der Fremdenfeindlichkeit zu stellen. Sie will nicht verstehen, dass es Opfer gibt, die diese Religion am laufenden Band produziert. Wer gegen jegliche Diskriminierung und Ausgrenzung ist, sich für Menschen- und Freiheitsrechte stark macht, darf diese Opfer nicht verschweigen. Während muslimische Gläubige, immer mehr Gebetsräume im öffentlichen Raum der Uni beantragen und genehmigt bekommen, werden die Aufklärungsarbeiten von Free Minds mit aller Entschiedenheit von den Verantwortlichen der Uni Münster ausgegrenzt und stigmatisiert.«

• Im Sommersemester 2010 wurde ein von Free Minds initiiertes Proseminar zum Thema Selbstbestimmungsrecht und Emanzipation von Mädchen und Frauen im Islam willkürlich aus dem Vorlesungsverzeichnis der Universität gestrichen.

• Während der Protestaktion von Free Minds am 30.10.2012 im Rahmen der Eröffnungsfeier des Zentrums für Islamische Theologie hat die Uni Rektorin nochmals den Ausgrenzungswillen deutlich gemacht und gezeigt, dass die Aufklärungsarbeiten von Free Minds in der Uni Münster unerwünscht sind und nicht geduldet werden.

• Professor Khorchide, Leiter des Zentrums für Islamische Theologie, hat Free Minds ein fragwürdiges Gesprächsangebot unterbreitet, ohne auf die zentralen Kritikpunkte von Free Minds inhaltlich einzugehen.

• Der Sprecher der Universität, Norbert Robers, diffamierte Free Minds als “selbst ernannte Freigeister” in der Universitätszeitung (Ausgabe vom November 2012) und auch er weigerte sich inhaltlich auf die Kritikpunkte und Aufklärungsarbeiten einzugehen.

Während der jahrelangen und offenen Ausgrenzung und Stigmatisierung von Free Minds durch die Universitätsleitung betonen die betroffenen Frauen und Sympathisanten:

»Islamkritik darf kein Tabuthema sein. Vor allem sollte eine Hochschule nicht unfair gegenüber betroffenen Frauen reagieren, die mit dem islamischen Glauben gebrochen haben, nun verfolgt werden und daher ein anonymes Leben führen müssen. Sie auszugrenzen und zu stigmatisieren, ist kein gutes Zeichen. Dem organisierten Islam in der Universität einen gänzlich kritikfreien Raum zu gewähren, ist besorgniserregend.«

Wer steckt hinter Free Minds?

Free Minds ist eine Initiative von muslimischen und nichtmuslimischen Frauen und Männern, die eine direkte Berührung zum gelebten Islam (gehabt) haben und wissen, welche Gefahren, Repressionen und Einschränkungen auf MuslimInnEn im Namen des Islams ausgeübt werden. Geleitet von universalen Prinzipien der Aufklärung, Freiheit, Demokratie und Menschenrechte wünschen sich die InitiatorInnEn die Öffnung und Demokratisierung von geschlossenen, muslimischen Kreisen, in denen Menschen sowohl körperlich als auch seelisch gefangen sind.

Was sind die Ziele der Initiative Free Minds?

Die Initiative Free Minds möchte herrschende Tabus, die aus geschlossenen muslimischen Kreisen bekannt sind, brechen und sich zum Beispiel gegen den Polit-Islam – d.h. den machtpolitischen und wirtschaftlichen Missbrauch des Islam – einsetzen. Wichtigstes Ziel ist die geistige, körperliche und seelische Befreiung des einzelnen von Zwängen und Einschränkungen, die im Namen des Islam ausgeübt werden. Es geht nicht darum, die existierende gesellschaftliche und politische Diskriminierung von einzelnen MuslimInnen zu forcieren, sondern den geschlossenen Kreis zu öffnen, die herrschenden Regeln transparent zu machen und im inneren Geschehen undemokratische Tendenzen – selbstverständlich auf aufklärerischer und emanzipatorischer Art und Weise – aufzuheben. Letztlich möchte Free Minds auch emanzipierte, freiheits- und demokratieliebende Personen zu einem regen Erfahrungsaustausch und gemeinsamer und demokratischer Meinungsbildung zusammenbringen. Kritische Reflexion, eigene Meinung, Theorienbildung und -überprüfung, Äußerung von Wünschen, Liebe zur Freiheit und Selbstbestimmung werden ausdrücklich erwünscht. Niemand kann einem anderen Menschen seinen Glauben aufzwingen oder absprechen!

http://www.cileli.de/2013/01/mit-herz-und-verstand-free-minds/

Noch zu Khorchide.

Während es der deutschen Presse kaum einmal gelingt, frauenrechtlich und allgemein menschenrechtlich relevante Fakten über den Islam zu publizieren, kooperiert der als modern gelobte Professor Khorchide, heute ebenfalls von EMMA interviewt, mit der Kairoer al-Azhar. Dort, an der für sunnitische Muslime aller Welt eigentlich bedeutendsten Lehrstätte, unterrichtet man die ewige Scharia und denkt gar nicht an Reform.

http://www.uni-muenster.de/ZIT/Aktuelles/2012/aktuelles_2012_al_azhar.html

Die Azhar

http://de.wikipedia.org/wiki/Azhar_(%C3%84gypten)

Selbst die Universität Paderborn hat keine Berührungsängste, mit den Mullahs von Ghom (Qom) im Iran zusammenzuarbeiten. Diese legitimieren die grausame Diktatur des jetzigen iranischen Regimes religiös.

http://www2.uni-paderborn.de/mitteilung/132772/

Die Menschen spüren es doch längst auch hierzulande: die global agitierende Bewegung für eine Lebensführung und Gesellschaftsform nach Koran und Sunna bekämpft die universellen Menschenrechte und ist eine Gefahr für die freiheitliche Demokratie. Wir protestieren insbesondere gegen die Einschüchterung, Terrorisierung und Frauenrechtsverletzung der islamischen Radikalen.

Eine Reform des Islam ist nicht möglich, denn welche Koranverse (Suren) die anderen aufheben (abrogieren) ist beschlossene Sache, welche islamische Überlieferung (Hadith) als verbindlich anzuerkennen ist, wurde ebenfalls vor Jahrhunderten festgelegt und die privat wie politisch maßgeblichen Koraninterpretationen (Tafsir) sind auch längst geschrieben.

Auch mit Qiyas (korankompatibler Analogieschluss), Idschma (schariakonformer Konsenus) oder Idschtihad (sogenannte freie Islamauslegung in den von Allah gesetzten Grenzen) wird man nie bei der Gleichberechtigung von Muslim und Nichtmuslim oder Mann und Frau ankommen.

Deutschland hätte eine Debatte über die totalitäre Scharia und überhaupt eine Islamdebatte gebraucht. Doch die, obwohl beispielsweise 2012 auf dem sogenannten Dialog über Deutschlands Zukunft gefordert, wurde von Bundeskanzlerin Merkel („Ich teile Ihre These nicht“) eilig abgewürgt.

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/wie-merkel-mit-den-buergern-diskutiert-a-842305.html

Auch die Diskussion über die Jungenbeschneidung hatte Merkel 2012 mit dem Reden von der „Komikernation“ erfolgreich verhindert.

Nicht nur die Beschneidung der Jungen, sondern auch der Mädchen ist im Islam erwünscht oder sogar verpflichtend, etwa den Muftis und Scheichen in Indonesien und Malaysia. Die Legalisierung bestimmter Formen der weiblichen Genitalverstümmelung (FGM) ist leider in die Nähe gerückt, zum Deutschen Juristentag Hannover 2014 hat Gutachterin Tatjana Hörnle darüber nachgedacht und Alice Schwarzer oder die EMMA sagen zur islamischen FGM gar nichts, sondern loben den angeblich barmherzigen oder jedenfalls erneuerbaren Islam. Wenn im Januar 2015 die amtierende Bundeskanzlerin den ehemaligen Bundespräsidenten Wulff mit: „der Islam gehört zu Deutschland“ zitiert, gehört dann, sehr geehrte Frau Dr. Merkel, auch die Mädchenbeschneidung zu Deutschland?

Dr. Tatjana Hörnle: Verhandlungen des 70. Deutschen Juristentages • Hannover 2014 Band I: Gutachten / Teil C: Kultur, Religion, Strafrecht. Neue Herausforderungen an eine pluralistische Gesellschaft

http://www.beck-shop.de/fachbuch/inhaltsverzeichnis/Deutscher-Juristentag-djt-Kultur-Religion-Strafrecht-Neue-Herausforderungen-Gesellschaft-9783406662331_1806201406153194_ihv.pdf

Mark A. Zöller: „rein symbolische Bagatellverletzungen“

https://books.google.de/books?id=TSPoBQAAQBAJ&printsec=frontcover&hl=de#v=onepage&q&f=false

Sobald man hier vom humanen Islam redet, liefern wir die Menschen an anderen Orten oder in unseren fundamentalistisch geprägten Familien und Straßenzügen der Doktrin der Scharia aus. Statt, wie eigentlich angebracht, als Feministin gegen die islamischen Verhaltensvorschriften zu protestieren, möchte man den Koran besser verstehen?! Wir haben es doch nun global vielfach erlebt, sobald jemand etwas gegen die Scharia sagt, bekommt er Morddrohungen oder wird gleich umgebracht. Was also soll das heutige Gerede der EMMA von der Islamreform? Merkel ist Kanzlerin für alle Bürger und nicht dazu gewählt worden, zu beschließen, ob eine Religion zu Deutschland gehört.

Auch die leider üblich gewordene Einschüchterung, nicht zwischen Menschen (Muslime) und Ideologie (Islam) unterscheiden zu dürfen, muss uns unbeeindruckt lassen. Doch hätte Merkel im Januar 2015 nur die Menschen willkommen heißen und vor falschen Verdächtigungen schützen dürfen, nicht die Glaubenslehre. Zu sagen: „Als Bundeskanzlerin nehme ich die Muslime dagegen in Schutz, und das tun wir in diesem Hause alle“, steht ihr zu, doch die namentlich nicht genannten, aber offensichtlich sehr mächtigen islamischen Himmelswächter geradezu anzuflehen, den in erheblichem Maße auch zur Gewalt aufrufenden Islam zu verbessern („Ich halte eine Klärung dieser Fragen durch die Geistlichkeit des Islams für wichtig. Und ich halte sie für dringlich“), ist nicht ihre Amtsaufgabe.

http://www.welt.de/politik/deutschland/article136421455/Die-Scharia-steht-nicht-ueber-dem-Grundgesetz.html

Was wir dagegen brauchen, ist Aufklärung über den Islam und faktenbasierte, wissenschaftliche Diskussion zum Islam. Eben keinen Dialog, der definitionsgemäß immer auf einen Kompromiss hinausläuft. Als Sozialarbeiter und Sozialpädagogen aus der Integrationsarbeit haben wir gar keine Lust, das Grundgesetz einzuschränken, um dem Islam und der Scharia Platz zu schaffen. Kein weiterer, nun einmal feministisch inspirierter Bürgerdialog, keine neue Verharmlosungskampagne. Es reicht.

Statt uns den Islam schönzumalen, lese man als EMMA-Redakteurin bei Kant:

Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Muthes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Muth, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.

Gabi Schmidt und Edward von Roy

Stoppt die Scharia an der Uni Münster

Dezember 23, 2012

انتقاد الإسلام

al-Intiqād al-Islāmī

Criticism of Islam

Islamkritik

Zwei Kommentare an Free Minds

Wir befinden uns im Jahre 2012 n. Chr. Ganz Münster ist von den Schariafreunden besetzt… Ganz Münster? Nein! Ein von unbeugsamen Islamkritikerinnen bevölkerter Verein hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten. Und das Leben ist nicht leicht für die Islamlobby …

Selin Yesil: Wenn Opfer in Wirklichkeit keine Opfer sind …

… und Kulturrelativisten stillschweigend froh sind über jeden Ehrenmörder, der für das Dogma des Kulturrelativismus kämpft.

Posted on 20. Dezember 2012 by Free Minds

Was ist Kulturrelativismus? Kulturrelativismus ist eine geistes- und gesellschaftstheoretische Pervertierung, die alle Kulturen und Lebensformen ganz wertefrei auf eine gleichwertige Stufe stellt. Das macht er unverhohlen, obwohl er weiß, was er damit anrichtet. …

Als Kommentar dazu:

Edward von Roy says:

23. Dezember 2012 at 00:43

Ein erfrischend geschriebener, völlig überzeugender und für die wünschenswerte gelingende Integration aller Menschen in den säkularen Rechtsstaat wichtiger Text von Selin Yesil. Vielen Dank.

Der Kulturrelativismus verführt zu einer Fortsetzung alten rassistischen Denkens: die auf Dauer weggestoßenen “Exoten, Fremden” darf man dann bewundern oder verachten, in jedem Fall aber seien sie sozusagen “von Natur aus” oder jedenfalls im kostbaren “Wesen” ganz anders als man selbst. Leider gibt es damit auch außerhalb der Kreise der Schariafreunde Lobbygruppen, denen die Aufspaltung der Menschheit bzw. Stadtbevölkerung in “kulturkreisbedingte Sorten” am Herzen liegt. Das wäre nichts anderes als die Rückkehr der Stämme – im Zeitalter der Globalisierung.

Wer die in Deutschland lebenden Muslime zur “Sorte Mensch” erklärt, denen die ganze Last eigenen Denkens und grundgesetzkonformen sowie kulturell modernen Empfindens und Verhaltens zu tragen nicht zumutbar sei, wird, ob korantreu oder atheistisch, kalifatsbewegt oder spaßkulturell, daran mitarbeiten, die angeblichen “Schariapflichtigen” mehr und mehr in eine Art von Apartheid einzumauern und, auf Dauer, mit einem Sondergesetz nach dem anderen eine Rechtsverschiedenheit durchzusetzen. Das gilt es zu verhindern, so, wie Maryam Namazie es fordert:

“One Law For All.”

http://www.onelawforall.org.uk/new-report-sharia-law-in-britain-a-threat-to-one-law-for-all-and-equal-rights/

http://www.onelawforall.org.uk/open-letter-to-aclu-on-its-support-for-sharia-law/

In seiner DECLARATION OF EUROPEAN MUSLIMS hat das hochrangige Mitglied im muslimbrudernahen European Council for Fatwa and Research (ECFR), Bosniens Großmufti Mustafa Cerić, den Kurs auf die Rechtsspaltung offen eingeräumt:

“opening the way for the Muslim law to be recognized in matters of personal status such as the Family Law”.

http://blog.zeit.de/joerglau/2006/12/01/erklarung-der-europaischen-muslime_62

Die Bürger – alle, auch die Kinder muslimischer Eltern oder Großeltern – können erwarten, dass sich ein Zentrum für Islamische Theologie von den systematisch frauenfeindlichen und alle Nichtmuslime diskriminierenden Normen von Koran und Hadith sowie schariabasiertem Fiqh distanziert.

Scharia und universelle Menschenrechte gehen nicht gleichzeitig. Auf den grundrechtswidrigen Charakter von Scharia bzw. islamischer Jurisprudenz (Fiqh) weist Mouhanad Khorchide aber nicht hin, sondern orakelt sentimental: “Was ist mit der Liebe zu Gott, die sich in der Liebe zu seiner Schöpfung ausdrückt?”

http://www.cicero.de/berliner-republik/islam-heisst-liebe-und-nicht-scharia/52143?seite=2

Necla Kelek benannte das Problem genau:

“Ja , ich halte den Versuch, die religiöse Rechtleitung und die Vorschriften für den Alltag durch Tradition und Gesetz zu bestimmen, ich halte die Scharia für überholt.”

http://m.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/integration/kritik-der-islamkritik-ihr-habt-mit-hass-gekocht-16687.html

Eine Religion, welche mit dem wortwörtlich verstandenen Koran oder dem im Jahre 1111 verstorbenen Imam al-Ghazali allen Ernstes die Angst vor dem Höllenfeuer weckt, ist in einer bleibend freiheitlichen Demokratie nicht in Wissenschaftsbetrieb und Schulalltag integrierbar.

Immer noch ruft keiner der ‚Ulamā oder Ayatollahs dazu auf, als Frau den Hidschab doch gerne mal ein paar Tage in der Woche abzulegen oder als Lehrer für Islamischen Religionsunterricht die im Koran so ausführlich beschriebene Hölle den Kindern bitte nur noch als Symbol zu erklären. Vielmehr bauen die deutschen Standorte für Islamische Theologie ihre Kontakte zu Darul ‘Uloom und al-Azhar auf, Fabriken der Gegenmoderne (die den Islam keineswegs falsch verstanden haben).

Die einer (angeblich von Allah geschaffenen) Scharia entsprungenen, frauenfeindlichen und kulturrassistischen islamischen Wohlverhaltenspflichten sowie das gesamte Islamische Recht sind jenseitszentriert, auf Abwehr des Teufels und gesichertes Seelenheil bedacht, wie Tilman Nagel in seiner Rezension zum islamverharmlosenden Buch von Mathias Rohe verdeutlicht:

“Diese sogenannten «fünf Bewertungen» meinen Lohn oder Strafe sowohl im Diesseits als auch im Jenseits. Im Koran werden diesseitige und jenseitige Bestrafungen eines Fehlverhaltens noch als ein einziger Sachverhalt verstanden; Mohammed urteilt und vollstreckt unter unmittelbarer Anleitung durch Allah.”

http://www.nzz.ch/aktuell/feuilleton/buchrezensionen/lohn-und-strafe-im-diesseits-und-im-jenseits-1.3981865

Mit solidarischen Grüßen an Free Minds

Edward von Roy

am 23.12.2012

http://freeminds.blogsport.eu/2012/12/20/selin-yesil-wenn-opfer-in-wahrheit-keine-opfer-sind/

Selin Yesil / Ayse Duygu: Wie Islamophobie wirksam bekämpft werden kann

Posted on 23. Dezember 2012 by Free Minds

An die Politiker und Öffentlichkeit und im Namen von allen unterdrückten und fremdbestimmten Frauen und Mädchen, deren Existenz gerne verleugnet und / oder negiert wird.

Ein bescheidener Weckruf im Namen von Free Minds

Wir fühlen uns der Aufklärung und den allgemeinen Menschenrechtserklärungen verpflichtet! Wir sind besorgt wie alle freiheitsliebenden Menschen, die sich dem kulturellen Erbe der Aufklärung irgendwie verbunden fühlen. …

Als Kommentar dazu:

Edward von Roy says:

23. Dezember 2012 at 19:11

Ein geistreicher und spannender Text von Selin Yesil und Ayse Duygu, der es verdient, viele Leser zu finden.

Seit Jahrhunderten halten die (auch im Katholizismus durchweg männlichen) Himmelswächter das Volk abhängig und im Glauben, ohne die den Alltag komplett reglementierenden Eliten der Muftis und Imame würde der Gnadenstand mit dem Schöpfer zerreißen und würden die Satane die Menschen verführen und letztlich vernichten. Man kann nur hoffen, dass es irgendwann und möglichst bald auch in Ägypten, Pakistan, im Iran oder auf der Arabischen Halbinsel eine Bevölkerungsmehrheit gibt, die keine Fatwa mehr in Höllenangst konsumiert und nicht alles glaubt, was aus Ghom, Darul-’Uloom oder al-Azhar stammt.

Wer am Sinn der Scharia zweifelt, dem mangele es an Verstand, wie der islamische Gelehrte Abu Hamid al-Ghazali in Mīzān al-’Amal (Waage-Skala des Handelns, Criterion of Action) dem Gottsucher nahe legt:

„Die wirkliche Vernunft gestattet es, den Pfad der Glückseligkeit (the path of felicity) vom Pfad der Verdammnis zu unterscheiden.“

„Moralisch gute Gesinnung zielt darauf, jede schlechte Angewohnheit zu entfernen, wie das islamische Gesetz der Scharia gründlich aufzeigt. … Gute Gesinnung lässt einen die schlechte Gewohnheit so verabscheuen wie Schmutz.“

Gelingendes Leben ohne erfüllten Schariagehorsam wird in einem an al-Ghazali orientierten Islam unmöglich sein, den ein Handeln, was die Banden des Islamischen Rechts übersteigt, ist pflichtgemäß als dreckig und Ekel erregend zu empfinden. Ein an al-Ghazali orientierter Religionsunterricht wird die so “zu muslimisierenden” Kinder und Jugendlichen von der freiheitlich demokratischen Grundordnung mehr und mehr entfremden, Imam al-Ghazali:

„Solange die Ausübung der islamischen Pflichten mit Kummer oder Widerwillen verknüpft bleibt, zeigt sich ein Charaktermangel, der den Weg zum Glück verhindert.“

Ein anderer Islam als derjenige von Scharia und Fiqh ist derzeit zwar mit sympathischen Einzelpersönlichkeiten anzutreffen, jedoch leider noch nicht organisierbar. Alle deutschen Islamverbände befolgen die kulturell vormoderne (und damit heute revolutionär gegenmoderne) Scharia.

Wunderbare Dinge sollen nun von den in der BRD neu geschaffenen universitären Islamischen Studien ausgehen, eine neue Islamische Theologie gar, die nicht länger mit den Standards der Allgemeinen Menschenrechte (AEMR) kollidiert. Welche Gelehrten (‚Ulamā, Sg. ‚Ālim) den korangemäß (islamgemäß) auf die Scharia zu verpflichtenden Muslimen künftig die Rechtsgutachten (Fatwen) ausstellen sollen, ist unbeantwortet geblieben.

Doch hoffentlich nicht diejenigen des, Scheich Yusuf al-Qaradawi nahe stehenden, European Council for Fatwa and Research (ECFR)? Oder will man von Münster & Osnabrück aus dazu aufrufen, im Sinne eines selbst bestimmten Lebens jeden Fatwa-Konsum einzustellen?

Haben sich Bülent Ucar („für eine authentische Entwicklung des Islams in Deutschland und Europa“) oder Mouhanad Khorchide („Dafür ist eine Zusammenarbeit mit den islamischen Religionsgemeinschaften geboten“) jemals vom ECFR distanziert, wollen und werden sie eine Theologie erschaffen (was doktrinär nur Allah kann) und vermarkten können, die verlässlich gegen die mehr als unterschwellige Misogynie und Gewaltbereitschaft der Funktionäre von Muslimbruderschaft oder muslimbrudernahem ECFR anredet und anerzieht?

Auch aus der Deutschen Islamkonferenz hören wir jetzt, dass die Scharia den Banden der Grundrechte eingepasst werden soll oder überhaupt irgendwie kein Problem ist. Dieses Streben erinnert an die beiden Konzepte von Euro-Islam erinnern, die a) Bassam Tibi säkular und nachhaltig rechtsstaatlich und b) Tariq Ramadan allahzentrisch und schleichend islamrevolutionär entworfen haben.

Tibi forderte vom europäischen Muslim den Verzicht auf installierte Islamische Justiz (Fiqh) und die Abkehr vom Islamischen Recht, damit die universellen Menschenrechte keinen Schaden nehmen:

„Im Euro-Islam gibt es keine Scharia und kein Dschihad. Viele Muslime sagen, ohne Scharia und ohne Dschihad gibt es kein Islam. Wenn sie ehrlich sind und informiert sind, was Scharia und Dschihad bedeuten, dann können sie leicht zum Ergebnis kommen: Scharia und Dschihad sind nicht verfassungskonform. Das heißt: Wenn ich an den Islam glauben will und will an Scharia und Dschihad festhalten, dann kann ich nicht auf dem Boden des Grundgesetz stehen.“ (aus: Der europäische Islam. Michael Hollenbach, dradio 25.07.2009)

Ramadan will den beibehaltenen islamischen Pflichtenkanon, das Strafrecht eingeschlossen, einer elitär betriebenen Debattenkultur unterziehen, das Ergebnis sei dann – Wunder über Wunder! – demokratiefähig:

„Meine Position ist, dass wir anfangen müssen, darüber zu diskutieren. Ich glaube nicht, dass die Umstände, diese Strafen wieder einzuführen, zurückkommen werden. Aber ich will mit den islamischen Gelehrten in eine kritische Diskussion treten, … indem ich die Idee vorantreibe, die Strafen zu suspendieren und den Dialog darüber zu eröffnen, was wir wollen. Ich weiß nur eines: Es ist unmöglich, sie anzuwenden, deshalb müssen wir es beenden im Namen des Islams.“

Die Religion des Islam scheint der gefährlich einflussreiche Genfer Islamsprecher dabei als parallele Staatlichkeit zu begreifen, die sich zwischen Regierung und „Islambürger“ schiebt und alles Nichtislamische auf die jeweiligen Ergebnisse der Beratschlagung („Diskussion“) warten lassen darf. Zu einem unzweifelhaften Vorrang der AEMR gegenüber den Religionsgesetzen schweigt Ramadan. Auch zum Verzicht auf den Hidschab (Schleier, islamisches Kopftuch) oder für die Möglichkeit der Islamapostasie macht sich der Sohn von Muslimbruder Said Ramadan und Enkel von Hasan al-Banna, dem Gründer der Muslim Brotherhood, nicht gerade stark.

Das angeblich unbedingt und sofort in den Hochschulbetrieb zu integrierende „islamische Wissen“ ist aus Sicht der ‚Ulamā das, was die Seele vor der ewigen Verdammnis rettet. Reinhard Schulze gibt sich optimistischer und redet von Islamischer Theologie:

„Islamisches Wissen soll durch einen akademischen Diskurs nicht nur verwaltet, sondern bearbeitet und weiterentwickelt werden. … Die Aufgabe, vor der wir heute stehen, ist die Integration der islamischen Selbstauslegung in das akademische Feld deutscher Universitäten.“ (aus: „Was ist Islamische Theologie?“ Reinhard Schulze, Köln 13.07.2010)

Wer sieht Anlass zur Hoffnung, dass die an den deutschen Fakultäten für Islamische Theologe im Aufbau befindliche Imamausbildung und Ausbildung der Lehrer für einen Islamischen Religionsunterricht näher am Konzept des Göttinger Politikwissenschaftlers steht und weiter entfernt vom gleichnamigen Entwurf des Genfer Islamisten? Was Bülent Ucar (ebenfalls bei dradio) zu den Möglichkeiten der Theologiefortschreibung sagt, mag Spannung verbreiten, ist aber kein vorbehaltloses Bekenntnis zur Universalität der Menschenrechte:

„Es kann aber auch sein aufgrund der pluralistischen Gesellschaft hier im Westen, dass sich so etwas wie ein liberaler Islam entwickelt.“

Wer als professioneller Islamverharmloser von Münster oder Osnabrück aus Abu Hamid al-Ghazali als Beispiel träumerischer Mystik ausgeben will, lese beim illusionslosen Murad Wilfried Hofmann (1981) in dessen Tagebuch:

„Andernfalls müssten sie wissen, dass Islam selbst von Mystikern nie nur als eine Sache des Herzens verstanden werden darf, sondern notwendig die Unterwerfung unter das Gesetz, die Schari’a, impliziert.“

Hofmann argumentiert völlig im Einklang mit al-Ġazālī, der den Trance-Techniken verzückter Gotteserfahrung gewisser Sufi-Gemeinschaften jeden Selbstzweck abspricht. Nicht Entrückung sichert das Heil, sondern soziopolitischer Gehorsam:

„Die Menschen schlafen, und erst wenn sie sterben, erwachen sie (people are asleep, and when they die they wake up). … Die Liebe zum Diesseits ist die Ursache aller Sünde, das Diesseits ein Ackerfeld für das Leben danach.“

„Voller Treue und Eifer soll der einfache Muslim die Gelehrten nachahmen, die Erben der Propheten. Die Gelehrten sollen die Gottesfreunde, Propheten und Engel bis zur Auslöschung aller menschlichen Eigenschaften imitieren, damit sie im Paradies zu menschengestaltigen Engeln verwandelt werden.“

Nur dem schariatisch korrekt Handelnden gelinge es in seinem Leben, die (das Seelenheil gefährdenden) Extreme zu vermeiden. Glauben heißt gehorchen! Das ist die Botschaft eines ernsthaft an al-Ghazali ausgerichteten Islamischen Religionsunterrichts (IRU), der leider von Wissenschaft und freiheitlicher Demokratie weg erzieht.

Zur Ausbreitung der islamischen Seinsweise darf gelogen werden, stellt al-Ghazali fest: “Know that a lie is not wrong by itself, but only because of the evil conclusions to which it leads the hearer, making him believe something that it is not really the case. Ignorance sometimes is an advantage, and if a lie causes this kind of ignorance, it may be allowed. It is sometimes a duty to lie.” (zitiert nach The Arab Mind Considered, by John Laffin, Page 91, 2nd Para.)

Wer die Islamische Ordnung (Niẓām al-Islāmī) aufbaut und seine Familienangehörigen und Nachbarn mit der Grundlage jeder Hisba-Tätigkeit, mit dem Das Rechte gebieten und das Verwerfliche verbieten (Koran 3:110 usw.) zum „religiös richtigen Tun“ zwingt, sei gerade nicht gleichsam zu heiß oder zu kalt, sondern human und gemäßigt, habe sozusagen Körperwärme, wie Tugendtyrann al-Ghazali, die griechischen Philosophen zweckentfremdend, anordnet:

„Vollkommene Tugend ergibt sich dem Gottesfürchtigen ganz von selbst, die Wahrheit ist für ihn jederzeit und mühelos ersichtlich.“

„Ziel ist die Wohlausgewogenheit, das mittlere Maß, denn Übermaß wie Mangel sind meidenswert. Wir Menschen wünschen wohltemperiertes Wasser, nicht zu heiß und nicht zu kalt.“

Um die Frauenfrage war der vor 900 Jahren verstorbene Imam besonders bemüht, wie man im Al-Ḥyā ‘Ulūm ad-Dīn (Die Wiederbelebung der religiösen Wissenschaften) erfährt:

„Sie muss im Hof bleiben und sich um die Wäsche kümmern. Sie darf nicht allzu oft ausgehen, muss einfältig und gutmütig sein, darf keinen allzu geselligen Umgang mit den Nachbarn haben und sie nicht öfter besuchen, als es absolut unverzichtbar ist. Sie muss sich sehr um ihren Ehemann kümmern und ihn respektvoll behandeln. Ohne seine Einwilligung darf sie das Haus nicht verlassen.“

(Quelle: eigene Übersetzung nach: « Elle doit rester au foyer et filer la laine. Elle ne doit pas sortir trop souvent. Elle doit être ignorante, ne doit pas être sociable avec ses voisins et ne doit leur rendre visite que si c’est absolument nécessaire. Elle doit prendre soin de son mari et doit lui témoigner du respect, en sa présence comme en son absence. Elle doit essayer de le satisfaire en toutes choses. Elle ne doit pas essayer de le tromper, ni de lui extorquer de l’argent. Elle ne doit pas quitter sa maison sans la permission de son mari.»

(aus: Revivification des sciences de la religion, cité par Ghassan Ascha, Du statut inférieur de la femme en Islam, l’Harmattan, Paris 1987, p. 41)

Wer Islamische Theologie studiert, sollte sich die Kommilitonen im Hörsaal ansehen: ob zur Stunde etwa Exemplare der Spezies Frau unter ihnen anwesend sind, die gegen al-Ghazalis Vorgabe verstoßen und ohne Erlaubnis des Ehegatten gekommen sind? Wer das jetzt nur lustig findet, weiß nicht, was Islamisches Recht und Deutschlands Ehrenmorde miteinander zu tun haben. Unattraktiv muss die Tugendhafte wirken, anonym wie ein Zombie durch Nebengassen huschen:

„Dabei hat sie [beim Ausgehen, beim Verlassen des Hauses] abgetragene Kleidung anzulegen und sich nur auf unbelebten Straßen zu bewegen. Die öffentlichen Märkte muss sie meiden und sicherstellen, dass niemand sie an ihrer Stimme erkennt. Sie darf sich nicht an einen Freund ihres Ehemannes wenden, selbst wenn sie seine Hilfe gerade nötig hätte.“

(Elle devra revêtir de vieux vêtements et emprunter des rues désertes. Elle devra éviter les marchés publics et s’assurer que nul ne puisse identifier sa voix et la reconnaître. Elle ne doit pas adresser la parole à un ami de son mari, même si elle a besoin de son assistance)

Was al-Ghazali zur Frau im Islam predigt, ist kein „Islamismus“, sondern echter alter Islam.

Münster und Osnabrück sind ein Symbol – für religiös begründete Rechtsspaltung, denn auch der Westfälische Friede (1648) gelang nur im Namen des cuius regio, eius religio, im damaligen Deutsch: Wes der Fürst, des der Glaub’.

Cuius regio eius religio ist ein Modell, dass auf keinen Fall auf Deutschlands Zukunft übertragen werden darf, auch nicht im Namen und beim Beschwören eines “friedlichen Zusammenlebens der Religionen und Kulturen”, es sei denn, man meint mit “friedlichem Zusammenleben” das (hoffentlich verhinderbare) abgeschottete Nebeneinander-her-Leben der beiden, dem osmanischen millet-System dann ziemlich genau entsprechenden Religionsvölker oder Glaubensnationen der Deutschlandchristen und Deutschlandmuslime.

Verzuiling (“Versäulung”, Abraham Kuyper) – notfalls könnten die Freidenker oder Atheisten (schariatisch Harbis) ebenfalls eine millet (arab. milla; vgl. ndl. zuil, “Säule”) bilden. Dann würde sich die “religionsfreiheitliche” deutsche Dhimma dem belgisch-niederländischen Konzept der Versäulung (verzuiling) entsprechend aufbauen, bei dem über zwei Weltkriege hinweg Partei, Gewerkschaft, Krankenhaus und Sportverein konfessionell getrennt gelebt wurden und Befriedung (verhindertes Zerfallen des entpolitisierten Staates) nur durch die “überdachende” Zusammenarbeit der Säuleneliten geschah, was sich selbstverständlich klandestin ereignete (im Hinterzimmer).

Ob in Jakarta oder Brüssel, Kairo oder Berlin: die islamische Bewegung will überall auf der Welt legalisiertes Schariagesetz, koranbasierte Paragraphen, zunächst im Ehe- bzw. Familienrecht und dann im Erbrecht (Koran: halbes Erbe für die Schwester im Vergleich zu ihrem Bruder).

Diese Rechtsspaltung ist geradezu darauf angewiesen, den Bürger (frz: citoyen, citoyenne) durch den Religionsangehörigen zu ersetzen, und dazu wiederum muss eine Theologisierung der Politik stattfinden, die gerne an dem in Landesverfassungen und Landesschulgesetzen leider noch vorhandenen Begriff der Gottesfurcht anknüpft.

Wer seine Chancen auf Karriereerfolg im Wissenschafts- oder Politikbetrieb verbessern will, verehre die Eliten der Religionslobby erregt, umgekehrt gesagt: wer den Islam laut kritisiert, dem gebühre “Entehrung” und “in Ungnade zu fallen”, dem drohe das gesellschaftliche und berufliche Aus. Kann man bereits von einer neuen Ehrkultur sprechen?

Deutsche Islamverherrlicher beginnen die Muftis und Scheiche zu umschwärmen und an ihre Universitäten einzuladen (Mustafa Cerić bei der Einweihung des Zentrums für Islamische Theologie an der Universität Tübingen am 16. Januar 2012). Dieses neofeudale System der Günstlinge und Hofschranzen ist auf islampolitische Schönfärber wie Abdullahi an-Na’im angewiesen, die von der “flexiblen Scharia” raunen und die unbedingte emotionale und juristische Herabstufung der Frau in Koran und Sunna mit allerlei rhetorischen Tricks leugnen.

Hochschulrektoren und Schulbuchverlage wittern ein Millionengeschäft und bitten Bildungsminister und Schariafreunde um Standort-Ansiedlung bzw. Druck-Auftrag. Wo die Bundesregierung weitere Hunderte von Panzern nach Saudi-Arabien und in die Vereinigten Arabischen Emirate liefern will, möchte sie ebenfalls nicht schlecht über die Scharia reden, wird gegenmodernen Propagandazentren wie dem geplanten ZIE-M selbstverständlich nicht im Wege stehen und hält Islamkritik für “wenig hilfreich” und den Islam für eine “im Kern friedliche Religion”.

Sozusagen zur Entsühnung gibt man dann und wann “liberalen Muslimen” wie Lamya Kaddor (“Die Aufklärung ist für den Islam nicht übertragbar”) eine Bühne, Vertretern einer den Bereich des Erlaubten restlos abdeckenden Pseudo-Islamkritik. Journalistische Fundamentalismusverharmloser wie Patrick Bahners oder Jörg Lau beanspruchen und bekommen die Lufthoheit zum Thema islamische Berichterstattung.

Einen innermuslimischen Sündenbock hat man im Dialogbetrieb ebenfalls parat, den so genannten Salafismus (der Koran und Hadith nur wortgetreu lebt, der die islamischen Grundlagentexte wirklich ernst nimmt). Zu den politreligiösen und zugleich echtislamischen Konzepten adil düzen (Tugendsystem; Erbakan), Nizam Islami (Islamsystem; Maududi) oder hakimiyyat Allah (göttliche Souveränität; Qutb) sagen Presse und Regierung nichts, damit der “Dialog” ungestört weiter gehen kann.

Auch durch beide Großkirchen und die vier großen Parteien wird die zum Erhalt der freiheitlichen Demokratie notwendige echte Islamkritik in den Bereich des Schmuddeligen und Verachenswerten geschoben.

Doch allen Einschüchterungsversuchen von Schariabewegung, Kirchenpolitik und Kapital zum Trotz sind Gleichheitsfeminismus, Aufklärungshumanismus und Menschenrechtsuniversalismus nicht kleinzukriegen. Erste kleine Bewegungen wie Free Minds aus Münster überzeugen mehr und mehr Menschen und geben ihnen Hoffnung.

Mit solidarischen Grüßen an Free Minds

Edward von Roy

am 23.12.2012

http://freeminds.blogsport.eu/2012/12/23/selin-yesil-ayse-duygu-wie-islamophobie-wirksam-bekampft-werden-kann/comment-page-1/#comment-788

Bekennender Islamischer Religionsunterricht im Sinne des Grundgesetzes

Oktober 30, 2011

مدرسة

madrasa

Allahs Schule

Scharia versetzungsrelevant

Politik und Kirchen überschlagen sich schier vor Begeisterung, einen auf dem Islamischen Recht beruhenden Islamischen Religionsunterricht (IRU) flächendeckend einzuführen. Die schariatreuen deutschen Islamverbände lächeln Zustimmung. Damit darf das antirationale, brutale, kulturrassistische und frauenfeindliche Menschenbild von Koran und Sunna ins deutsche Klassenzimmer Einzug halten, für alle zu muslimisierenden Kinder werde grausige Höllenfurcht und erlösende Gottesfurcht zum Bildungsziel. Dass der Frauenschleier die Schülerseele rettet und die Scharia mit dem Grundgesetz ausgesöhnt werden kann, bewerben zwei standhaft faktenferne Bücher: Das 2004 im Lit-Verlag publizierte und zuerst (A) betrachtete Islamischer Religionsunterricht: Hintergründe, Probleme, Perspektiven von Thomas Bauer, Lamya Kaddor und Katja Strobel (Hg.) sowie (B) Auf dem Weg zum Islamischen Religionsunterricht: Sachstand und Perspektiven in Nordrhein-Westfalen von Michael Kiefer, Eckhart Gottwald und Bülent Ucar (Hg.) aus dem Jahr 2008, ebenfalls bei Lit. Eine pädagogische Islamkritik von Jacques Auvergne.

Zia-ul-Haq schwor die Bevölkerung Pakistans auf die Verwirklichung des niẓām islāmī ein, auf die den Teufel abwehrende islamische Staatsgestaltung und Lebensführung.(1) Vergleichbare Leidenschaft legt Asiye Köhler an den Tag, die keinen anderen Koran und keine andere Scharia bewirbt als der 1977, zwei Jahre vor Chomeinis Revolution, einen Staatsstreich organisierende pakistanische General, Köhler:

A 45. Dabei sollen die Schüler die Vorgaben des Korans (Lebensweise des Propheten Muhammad) als Hilfe und nicht als Maßregelung begreifen lernen.

Das Kind, das die Repression von Koran und Hadith nicht als hilfreich und human „begreift“, hat das Klassenziel verfehlt. Schüler, jauchze über deine Sklavenketten!

Die Allahkratin weiß die deutsche Zuhörerschaft gespalten, in die Uninformierten oder Gutmütigen einerseits, die meinen, Zwang und Gewalt der Befehle Allahs seien durch Diskussion und Spiritualität irgendwie aufgehoben, und in die, hierzulande um Muslimbrüder und Millî Görüş angeordneten, Scharialobbyisten, die dreist genug sind, die totalitären Konsequenzen eines wortgetreu verstandenen Koran als harmoniefördernd und pädagogisch maximal wertvoll auszugeben.

Islamischer Religionsunterricht: Hintergründe, Probleme, Perspektiven (Thomas Bauer, Lamya Kaddor und Katja Strobel (Hg.). Dem Buch, das wir in der Hand halten, geht es um staatlichen Religionsunterricht – und darum, dass die islamischen Normen (Köhler: „Lebensweise des Propheten Muhammad“) die islamisch tugendhafte Frau dämonisieren, obszönisieren und herabstufen und ein schuldhaftes Verweigern der Schariavorgaben als misslingendes Leben verstehen, was, wie jeder Schüler lernen muss, den einzigen Daseinssinn, die ewige Nähe zu Allah, schrecklich unwahrscheinlich macht.

Allahgott weiß, ob uns der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) auch dazu ermutigen würde, Verheiratung neunjähriger Mädchen, Ehefrauenverstoßung,(2) Burka sowie Steinigung „als Hilfe und nicht als Maßregelung“ (Köhler) zu begreifen. Fast wortgleich findet sich der Satz bereits neun Jahre eher (1999) und beim ZMD.(3)

Die Allahkratin verwirft die Scharia nicht, sondern fordert pauschal, den koranischen Befehlen zu gehorchen, was die bürgerliche Ordnung beseitigen müsste. Der Gegner der islamischen Ordnung bzw. der Islamapostat hat kein Recht auf Leben, die Frau erbt idealerweise nur die Hälfte, ihre Aussage vor Gericht, gibt es erst Schariagerichte, gilt nur halb so viel wie die eines Mannes, das alles muss der kindliche oder jugendliche Teilnehmer am IRU (Islamischen Religionsunterricht) nicht „Maßregelung“, sondern beglückende Lebenshilfe nennen.

Der Korankritiker hat das Lernziel verfehlt, dem hörbaren Schariagegner könnte der optional versetzungsrelevante IRU die schulische und berufliche Karriere versauen. Schleierträgerin Köhler, die sich auch Zilelioğlu-Köhler nennt und sorgt sich, dass Deutschlands Schulkinder vom rechten Pfad der Scharia abgebracht werden: „Wir haben eine andere Befürchtung – dass durch die Ganztagsschule bewusst oder unbewusst Werte und kulturellen Eigenheiten eingeebnet werden.“(4)

Köhler ist die Ehefrau des Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD), Ayyub Axel Köhler. Der orthodoxe sprich separatistische ZMD will, was auch sonst, das Islamische Recht leben. Zu diesem Zwecke nimmt Asiye Köhler daran Anstoß, wenn eine regierungsnahe Stelle faktennah über die schließlich auch islamisch begründeten deutschen Ehrenmorde schreibt und eine Berliner Schulleiterin aus der schariatischen, an zunehmender Abschottung zu den Nichtmuslimen interessierten Gegenkultur informieren lässt. Schulleiterin Astrid Busse berichtet: „Ein anständiges Mädchen trägt Kopftuch, ordnet sich dem jüngeren Bruder unter, bleibt zu Hause, fährt nicht auf Klassenfahrt und darf natürlich von ihren Brüdern gehauen werden“.(5)

Ungehindert soll sich das kulturrassistische und frauenfeindliche Menschenbild von Koran und Sunna in der Bundesrepublik Deutschland ausbreiten dürfen, und die Islamfunktionärin möchte verhindert wissen, dass über die demokratiezerstörenden Folgen derlei Glaubenspraxis auch nur gesprochen wird.

Zwangsläufig geraten IRU und Grundgesetz in einen Wertekonflikt, den unsere naiv tuenden Bundes- und Landesparlamentarier sehr wohl in ersten Umrissen erkennen und kalkuliert nicht besprechen und dem Frau Asiye Köhler eine „Lösung“ (al-ḥall) entgegensetzt, die dem Motto der Iḫwān al-Muslimūn, der Muslimbrüder, wie zufällig gerecht wird: al-Islām huwa al-ḥall, Sunnagehorsam und Schariajustiz sind die Lösung:

A 45. Die Schüler sollen den Koran als das endgültige Wort Allahs verstehen lernen, welches Antworten auf grundlegende Fragen menschlicher Existenz gibt, gleichzeitig aber dazu auffordert bei der Umsetzung in die Praxis den Verstand als Allahs Gabe zu nutzen.

Auch dieser Satz fand sich bereits vor zwölf Jahren. Verfassungen, Wissenschaft und Philosophie haben keine Basis, es sei denn eine koranische. Im dämonischen Chaos der unreinen und unverständlichen Welt schaffen nur Koranvers und Hadithspruch den ins Paradies führenden Überblick und den Staat. Zum Aufbau des Kalifats („bei der Umsetzung in die Praxis“) darf der Schüler des Islamischen Religionsunterrichts (IRU) durchaus seinen Verstand einsetzen. Der Schüler, so dürfen wir Köhler in den Mund legen, darf Schariadoktrin und Fiqhjustiz niemals verwerfen.

A 46. Für alle Schülerinnen und Schüler gilt, dass das Miteinander – innerhalb der muslimischen Gemeinschaft wie auch im Kontakt und im Alltag mit Andersgläubigen und Andersdenkenden – friedlicher und konstruktiver gelingt, je stabiler und selbstbewusster die eigenen religiösen und kulturellen Wurzeln in der Auseinandersetzung mit der individuellen und aktuellen Lebenssituation erarbeitet werden.

Ein Hauch von Erpressung: Je mehr Scharia, desto weniger Pessimismus und Kriminalität. Wie nebenbei ist die Schülerschaft verdoppelt worden. Kontakt zwischen Muslimschülern und Nichtmuslimschülern hat keine Berechtigung, wenn er nicht Allahs Gesetz, den „Vorgaben des Korans“ (Köhler S. 45) folgt.

Ohne eine hohe Dosis an Gottesfurcht und Sunnagehorsam gerate die kindliche oder jugendliche Psyche ins Wanken; mysteriöse feinste „Wurzeln“ verzweigen sich tief im Erdreich von Burka und Zweitfrau. Um keine orientierungslosen Wesen zu erzeugen, muss der deutsche Steuerzahler dem zu muslimisierenden jungen Menschen den reflektierten Alltagsbezug von Dhimma und Dschihad finanzieren.

Ein Hauch von Erpressung durchweht Kultusministerkonferenz, Lehrerzimmer und Pausenhof: Ohne schariatreuen Bekenntnisunterricht wird es keinen schulischen oder gesellschaftlichen Frieden („Miteinander“) geben, sondern Verwirrung, Disharmonie oder vermeidbare Gewalt.

A 46. Bei den Inhalten der islamischen Religionslehre möchte ich hier nur die unverzichtbaren erwähnen: das Arabische, die Koranwissenschaft, die Hadithwissenschaft, die islamische Rechtswissenschaft und die Rezitation.

Dreimal lässt die Islamaktivistin ein Wort auf Wissenschaft enden, was Kultusministerien und Bildungsforschern gegenüber den Eindruck erwecken soll, es ginge hingebungsvoll ausgeübter Schariadidaktik um die Anwendung der historisch-kritischen Methode oder auch nur um ungezügelten Verstand. Allahs oder vielmehr Köhlers „Wissenschaft“ ist eher das, was Amir Zaidan unter Islamologie versteht, und die verhält sich zur Islamwissenschaft bekanntlich wie Astrologie zu Astronomie. Mit ihrem „das endgültige Wort Allahs“ hat die Germanistin und Lehrerin am Kölner Herder-Gymnasium deutlich gemacht, was die Kinder und Jugendlichen als Lernziel zu verinnerlichen haben und ab wann man dem IRU-Lehrer besser nicht mehr widerspricht.

„Islamische Rechtswissenschaft“ schließlich fordert ungekürzte Scharia, dem Jenseits entsprossene Rechtsgutachten und fromme Gerichtsurteile, welche die Höllenstrafe zu vermeiden streben, was vermuten lässt, dass Asiye Köhler keine andere Islampädagogik in den Hochschul- und Schulbetrieb integrieren möchte, als Taqi Usmani oder Yusuf al-Qaradawi es an ihrer Stelle tun würden. Nichts weist darauf hin, dass Deutschlands Islamische Studien Koran und Sunna anders lehren lassen wollen als die hanafitisch-pakistanisch geprägte Darul Uloom in Bury bei Manchester bzw. in ihrem 1866 gegründeten Stammsitz im nordindischen Deoband oder, was beim Zentralrat (ZDM) viel näher liegt, als die Schariafachleute der Muslimbrüder vom IESH unweit des burgundischen Château-Chinon.

Dass Allah den Schleier fordert und die in Griechenland legale neunjährige Ehefrau billigt, übergeht Asiye Köhler elegant. Dass weibliches Haupthaar Schamhaar ist, spürt die Tugendhafte und trägt den Hidschab.(6)

Asiye Köhler, die jedes Kind auf die antidemokratische Scharia verpflichtet („Jeder Mensch wird als Muslim geboren, weil er einen göttlichen Kern in sich trägt“),(7) war 2004 Leiterin des Pädagogischen Fachausschusses im Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD), ihr Ehemann Ayyub Axel Köhler war zwischen 2006 und 2010 der Vorsitzende des ZMD. Heute ist neben Nadeem Elyas (Eschweiler, sucht seine Doktorarbeit (8)), Murad Wilfried Hofmann (Bonn (9)), Fatima Grimm (Hamburg) und Muhammad Aman Hobohm (Bad Honnef bei Bonn) auch Ayyub Axel Köhler aus Köln ein Ehrenmitglied im ZMD.(10)

Die Eheleute Köhler wirkten 2007 an der Gründung des Koordinationsrates der Muslime in Deutschland (KRM) mit. Über das KRM-Mitglied Islamrat lässt man die dort dominierende Islamische Gemeinschaft Milli Görüş (IGMG) mittelbar auf den KRM Einfluss nehmen. International ist die theologisch bis heute am radikalislamischen Theoretiker Necmettin Erbakan ausgerichtete Milli-Görüş-Bewegung gelinde gesagt umstritten, eine so fundamentalistische Auffassung von Frömmigkeit, Frauenrolle, Sexualität und Gesellschaft, dass Minderjährige dem säkularen Staat gezielt entfremdet werden, kann jeder moderne Pädagoge vermuten.

Obwohl sich alle deutschen Islamverbände, also auch alle derzeitigen KRM-Verbände und -Organisationen, dem Islamischen Recht verpflichtet sehen, unterschrieb NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann am 22.02.2011 jene „Gemeinsame Erklärung“, die mit einem Schulrechtsänderungsgesetz, das der Düsseldorfer Landtag verhindern möge, ein dubiosen Beirat ersehnt. Dieser stellt, womöglich gesetzeswidrig, aus Löhrmanns (fehlerhafter) Sicht offensichtlich bereits jenen Ansprechpartner für den Staat dar, der die zu lehrenden Inhalte entsprechend Art. 7 Abs. 3 GG (in Verbindung mit Art. 140 GG) authentisch festzulegen befugt ist. Und wer das darf, ist aus Sicht des KRM nun einmal der KRM: „die Einberufung eines Beirats, dessen Mitglieder unter Beachtung des Homogenitätsprinzips im Einvernehmen mit dem KRM benannt werden. Der Beirat formuliert die religiösen Grundsätze der Muslime gegenüber dem Land“. Die Schulministerin aus Düsseldorf hat dem gegenmodernen KRM damit zugebilligt, zu definieren, wer und was „die Muslime“ sind. Dass der (verhindernswerte) künftige Unterrichtsinhalt nur als extrem reaktionär bezeichnet werden kann, weiß Frau Löhrmann so gut wie wir alle. Gleichwohl signierte die Pädagogin, dass die Landesregierung „in absehbarer Zeit … 320.000 muslimische Schülerinnen und Schüler“ zur staatlich finanzierten Seelsorge an islamische Fundamentalisten und Schariafreunde ausliefern möchte.(11)

Der betrachtete Text wurde 2004 durch das Centrum für religiöse Studien (CRS) veröffentlich, im selben Jahr, als der die Rolle einer staatlich anerkannten Religionsgemeinschaft anstrebende KRM die Ablösung von Professor Muhammad Sven Kalisch (Münster) forderte und den Beirat des der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster angeschlossenen CRS unter Protest verließ.(12)

Im ARD ließ Asiye Köhler 2006 wissen: „Ich möchte nicht oben ohne rumlaufen. Für mich ist ohne Kopftuch wie oben ohne … Deutschland muss sich verändern, neu ordnen. Die Deutschen müssen umdenken. Diese Werte, die der Islam bringt, braucht diese Gesellschaft.“(13)

Jede Schülerin, die ihr nacktes Haar zeigt, ist genau so unbekleidet und verachtenswert, als ob sie mit nackten Brüsten im Klassenzimmer sitzen würde, meint Asiye Köhler. Das ist ein Frauenbild und, allgemeiner, ein Menschenbild übelster Sexualisierung und mit genau solchen Leuten handelt unsere Bundesregierung die Pädagogik der sehr nahen Zukunft aus. Fünf Jahre später berichtet ein Bonner Realschulleiter von Mädchen, die nahezu wortgleich argumentieren wie die ZMD: „Ohne Kopftuch fühle ich mich wie oben ohne.“

Von Asiye Köhler zu Rabeya Müller.

A 50. Lehrende können nur auf situationsbezogene Problematiken eingehen, wenn sie ein qur’anisch-humanistisch-demokratisch geprägtes Menschenbild verinnerlicht haben. Für Lehrkräfte ist das extrem wichtig, denn sonst werden sie, meist schon von den Kindern, entlarvt.

Was an vorbehaltlosem Bekenntnis zu AEMR oder GG fehlt, wird von der Kölner Konvertitin durch die Irreführung ersetzt, Koranisches und Humanistisches bzw. Koranisches und Demokratisches seien kompatibel. Gekonnt erweckt die Ansprechpartnerin von Schulbuchverlag, Kirchentag und Bundesregierung schlechtes Gewissen bei Politikern und Pädagogen, die ja, nicht anders als die gottesfürchtigen Islamisierer, in der Tat unfähig sind, Kindern oder Jugendlichen eine grundgesetzkompatible Lesart von Koransure oder Fatwa anzubieten. Dass der Islam von Scharia und Fiqh mit Bekenntnischarakter, also ohne Außenansicht, gar nicht gelehrt werden kann, ohne dass die Maßgaben des Grundgesetzes außer Kraft gesetzt wird, weiß die 1957 im Osteifeler Städtchen Mayen geborene Schariafreundin, die sich auch Rabeya Müller-Haque schreibt, und verschweigt es.

Es ist schön, wenn Kinder neugierig sind und von ihnen etwas Geheimnisvolles durchschaut und aufgedeckt (Müller: „entlarvt“) wird. Geschickt gelingt es der fundamentalistischen Kölnerin, mit Erwähnung unverbildet-aufrichtiger kindlicher Psychen den Eindruck zu erwecken, dem kindlichen Forschungsdrang Rechnung zu tragen sowie selbst durch und durch grundehrlich zu sein. Diese etwas aufdringliche Selbstetikettierung als ehrlicher Muslim legt auch Bajrambejamin Idriz, Künstlername Benjamin Idriz an den Tag: „Das Projekt ZIEM ist ein aufrichtiges Angebot von Muslimen in München, die sich dem Gemeinwohl unserer Gesellschaft in Deutschland verpflichtet sehen“, wer jetzt noch widerspricht, unterstellt dem Penzberger Schariafreund und Vorzeigeimam Unredlichkeit und darf als Rassist und Rufmörder ausgezischt werden.(14)

ZIE-M hat dabei vielleicht auch noch ein wenig geflunkert und mit „Gemeinwohl“ eine AEMR-Verhaftung oder Wissenschaftlichkeit gar nicht gemeint, sondern auf die maṣlaḥa angespielt, jenes koranbasierte „Gemeinwohl“, das mit Schleierpflicht, Dhimma und Gottesherrschaf einhergeht. Während Deutschlands Gutmenschen allzu sehr angestrengt behaupten können, ZIE-M hätte soeben von Sozialstaatlichkeit und selbstbestimmter Lebensführung gesprochen, geht es dem IESH-Schariastudenten Idriz bei „Gemeinwohl unserer Gesellschaft in Deutschland“ um Implementierung der Scharia und religiös begründete Rechtsverschiedenheit.

Maṣlaḥa gehört zu ṣulḥ, islamkonforme Vereinbarung oder heilssichernde Vertragsgestaltung, und weist auf das erst durch künstliches Zerreißen des Weltganzen entstehende und klerikale Schwellenwächter ermöglichende Jenseits, das in der Justiz kultureller Moderne keinen Platz hat. Aus islamischer Sicht kann nur Allah die Gültigkeit (validity) von Verträgen garantieren. Al-maṣāliḥ al-mursala (Considerations of Public Interest) ist die Berücksichtigung des allgemeinen Interesses im Sinne von Koran und Sunna.(15) Istiṣlāḥ (to deem it proper, seeking what is correct)(16) ist die schariatische, kulturrassistische und die Frau erniedrigende, „Gemeinwohl“ herstellende Urteilsbegründung in all den Fällen, zu denen der Koran keine eindeutige Regelung trifft und nach der Heilssicherung und Heilsgefährdung schariagelehrig abzugleichen sind (mutual understanding). Schließlich haben Verträge die Seelen der Muslime vor der Höllengrube zu bewahren oder sind ungültig. Wo seit al-Ghazali selbst jeder kaufmännische Vertrag, sofern nicht korangemäß, zur Hölle führt und nach bestem Vermögen umgangen werden muss, werden Staatsverträge mit einem Islamverband umso mehr „außerweltlich“ zentriert sein müssen und das absolute Unheil abzuwehren haben.

Wieder und noch genauer zu Rabeya Müller, der Leiterin des Instituts für interreligiöse Pädagogik und Didaktik (IPD) und stellvertretenden Vorsitzenden des Zentrums für Islamische Frauenforschung und -förderung (ZiF).(17),(18)

A 50. Lehrende können nur auf situationsbezogene Problematiken eingehen, wenn sie ein qur’anisch-humanistisch-demokratisch geprägtes Menschenbild verinnerlicht haben.

Menschenbild der Zweitfrau und Kindbraut. Demokratischer Apostatenmord. Humanität des halbierten Erbes für die Frau und ihre halbe Aussagekraft vor Gericht. Müller weiter:

A 51. Interreligiosität … bedeutet ein Miteinander, basierend auf der Grundlage der Geschöpflichkeit.

Schöpfergottlose Religionen wie der Taoismus werden aus der Solidargemeinschaft („Miteinander“) ausgegrenzt, pantheistische Lesarten des Monotheismus eher verhindert. Mit „basierend“ und „Grundlage“ meint Müller die fiṭra, das islamische natürliche Ausgerichtetsein auf Allāh hin. Die Konvertitin erkennt Interreligiosität wie Menschentum als Allahkratie, als Islamstaat, jedenfalls als Islamische Ordnung (niẓām islāmī, Nizam-ı İslâm). Die Verbindung zu den letzten tausend Jahren Scharia und Dhimma wollen IPD und ZiF auch von Köln aus nicht verlieren.

A 51. Das bedeutet zu vermitteln, dass alle Kinder vom Schöpfer gewollt sind, seien sie christlichen, hinduistischen oder gar „atheistischen“ Bekenntnisses.

Selbstverständlich bejaht der Schöpfer den Dhimmi, Harbi oder Mohareb,(19) sonst wäre Allah ja nicht allmächtig. Die „gerechte“ islamische Behandlung spätestens im Jenseits steht fest, und gegen den Mord am Islamapostaten oder Krieger gegen Gott (muhārib) hat sich Müller auch gar nicht ausgesprochen, nur gesagt, dass Allahgott Heidenkind wie Heideneltern auf Erden vorläufig leben lässt.

In diesem authentisch islamischen bzw. Müllerschen Sinne ist der im Iran als Angreifer gegen Gott oder Verderbenstifter auf Erden getötete Mensch selbstverständlich „vom Schöpfer gewollt“ (Müller).(20)

Rabeya Müller fleht den Rechtsstaat an, die emotionale und juristische Erniedrigung der Frau und des Dhimmi doch endlich flächendeckend in einem Religionsunterricht mit nicht nur informierendem, sondern bekennendem Charakter lehren zu lassen. Die Bundesrepublik soll dulden, dass im öffentlichen Schulgebäude ein grundrechtswidriges Gesellschaftsbild und Menschenbild auf dem Lehrplan steht, jene ausgerufene und koranisch verbürgte Islamische Höchstgeltung (Islamic supremacy),(21) die, in erklärlicher Abhängigkeit zum muslimischem Anteil der Schülerschaft, einen Schulfrieden nur in den Grenzen der vielgerühmten islamischen Friedensherstellung ermöglicht, der Pax Islamica. Damit die von der öffentlichen Hand finanzierte Verkündung der Schariapflicht nicht wie ein Putsch im Klassenzimmer aussieht, gilt es, die den pädagogischen Sektor bevölkernden deutschen Muslime korrekt zu instruieren, Müller:

A 52. Wesentlich für Musliminnen und Muslime ist natürlich, dass jeder Lehrhinhalt mit dem Qur`an vereinbar ist, aber noch wesentlicher scheint es momentan, wenn wir die Realität auf dem bundesdeutschen „Muslimmarkt“ betrachten, dass die Lehrkräfte selbst erfassen, verstehen und verinnerlichen, dass Qur`an und Grundgesetz durchaus vereinbar sind; dabei sollte es nicht bei bloßen Lippenbekenntnissen bleiben – Papier ist ja bekanntlich geduldig – auf die Umsetzung kommt es an.

Das ist („durchaus“) Unsinn. Koran und GG kollidieren, ernst genommen, derart massiv, dass eines von beiden Schaden leiden muss. Eine grundgesetzkonforme Verbindlichkeit an Rechtsbegriff und Rechtsordnung geht bei didaktischer Zweitfrau, gottesfürchtigem Hass auf den Atheisten oder Homosexuellen und beim Rufen nach der spirituellen Apostatentötung kaputt, und man muss 2011 fürchten, dass auf diesem staatlich und kirchlich geplanten künftigen Schlachtfeld der Wertesysteme die Islamische Ordnung (niẓām islāmī, Nizam-ı İslâm) ist, die unversehrt bleibt.

Will die freiheitliche Demokratie ihr Überleben sichern, gibt es nur eine Möglichkeit, nämlich dass der IRU-Lehrplan den Koran und die Sunna eben überall da verwirft, wo Ungleichbehandlung der Frauen oder Nichtmuslime vorkommen, also nahezu überall, oder dass das Projekt Islamischer Religionsunterricht bis auf Weiteres überall abgebrochen wird, wo es mehr beinhalten soll als eine informierende Außenansicht.

Allein die mit einem ernst genommenen Koran unvermeidbar einhergehende, in jedem schariapflichtigen Kind zu erweckende Angst, im Falle schuldhaften Verstoßens gegen die „islamische Normativität“ (Reinhard Schulze nach Baber Johansen) auf ewig im Höllenfeuer zu brennen, gehört in der so genannten offenen Gesellschaft (La société ouverte des Henri Bergson, weiter entwickelt und 1945 als The Open Society and Its Enemies durch Karl Popper verbreitet)(22) nicht in ein Klassenzimmer. Das gilt auch in Bezug auf die Sexualisierung und Obszönisierung aller im Klassenzimmer befindlichen Mädchen (und Jungen!), die mit dem vor der Hölle rettenden Kopftuch einhergeht, auf die Dauer muss europaweit die kopftuchfreie Schule her.

Während die Bundesregierung ihrer Verantwortung ausweicht, die deutsche Bevölkerung über die Grundrechtswidrigkeit der Scharia zu informieren, soll in diesen Jahren die revolutionäre Ideologie der korantreuen Gegenmoderne zum Zwecke der Imamausbildung in Hochschulpolitik und Wissenschaftspolitik einziehen dürfen. Von einer wissenschaftlichen Herangehensweise auch in den Fächern Soziologie oder Pädagogik wird wohl nicht viel übrig bleiben, wenn die einen archaic fascism, einen archaischen Faschismus (Maxime Rodinson 1979)(23) pflegenden, global bestens vernetzten Urgemeindler (Salafisten) und Schariafreunde erst in jedem deutschen Hörsaal und Hochschulsenat sitzen:

A 52. Die Muslime und Musliminnen vermögen vielleicht zu realisieren, dass sie mittels eines solchen Unterrichts auch die islamische Gesellschaft dynamisch halten bzw. wieder dynamisch gestalten könnten, was sie zweifelsohne in ihrer Frühzeit auch gewesen ist. Die Dynamik hat sich vielerorts in Starrheit gewandelt.

Frau Müller, so sehr undynamisch und starr waren Sayyid Qutb und Ayatollah Chomeini doch gar nicht, aber vielleicht haben Sie die diese beiden Herren als Best-Practice-Beispiele ja durchaus im Sinn. Oder möchten Sie noch intensiver urgemeindlich (salafistisch) leben als Qutb?

Es gibt zwei kontrastierende, silhouettierende Lebensformen oder Gesellschaften, Weltbürgertum und Staatsbürgertum werden durch die in Mayen (Eifel) geborene Konvertitin in Muslimvolk (umma) und Nichtmuslime zerspalten:

A 52. Auf der anderen Seite findet auch die hiesige Gesellschaft darin eine Chance selbst beweglich zu bleiben, denn sie wird letztendlich an ihrem Verhalten gegenüber den Musliminnen und Muslimen gemessen werden.

Und letztendlich rechnet Allahgott ab, wie der Dhimmi mit den sittlich höherwertigen Muslimen umgegangen ist. Daneben droht Müller uns Nichtmuslimen oder säkularen Muslimen ja vielleicht ein wenig mit einer künftigen Gewalt, die nicht mehr vom (ungespaltenen) Volke ausgehen wird, aber die schariatisierte „Gesellschaft“ rettet:

A 53. IRU ist eine Gelegenheit für diese unsere Gesellschaft, Spiritualität nicht verloren gehen zu lassen, und das wird vielleicht noch einmal wichtig für unser aller „Überleben“ sein.

Nicht Erkenntnisse der Wissenschaft bewahren die Menschheit vor ökologischen Katastrophen, Finanzkrisen oder Krieg, sondern der Gehorsam gegenüber den göttlichen Befehlen aus dem verborgenen Seinsbereich, die dem Propheten Mohammed offenbart wurden und denen nur durch Schariagehorsam gerecht zu werden ist. Für ein spirituell erfüllt bleibendes und vor dem Bürgerkrieg oder der territorialen Spaltung nach indisch-pakistanischem Beispiel verschontes Europa ist die religiös begründete Rechtsspaltung endlich durchzusetzen, wie sie der ECFR-Scheich aus Sarajevo fordert:

La possibilité de la reconnaissance de la loi islamique dans le cadre des questions relatives au statut des personnes comme par exemple les questions d’ordre familial. Opening the way for the Muslim law to be recognized in matters of personal status such as the Family Law.

Halit Ünal glaubt an Hölle und Paradies und will Kindern wissenschaftlich begründet beibringen, wie verhältnismäßig wertlos das Dasein auf der Erde ist. Der muslimische Nachwuchs soll das Zittern lernen, damit er der Scharia nicht von der Fahne weicht:

A 104. Die Kinder sollen verstehen lernen, dass das Diesseits keinen Bestand hat. Deshalb sollen sie in zunehmendem Maße über ihren Zustand im Jenseits nachdenken und die Zwiesprache mit Allah suchen.

Den angeordneten Monolog Zwiesprache zu nennen ist glatt gelogen, da sich seit den Tagen Mohammeds die Gottheit von Zweitfrau, Burka und Handabhacken in Schweigen hüllt. Ünal will in Wahrheit, dass die Kinder ihr Handeln an den islamrechtlichen Vorgaben abgleichen. Skandalöserweise war Ünal 2004 nicht nur Gastprofessor an der Uni Erlangen-Nürnberg, sondern dort ausgerechnet für die Ausbildung der angehenden Lehrer für den Islamischen Religionsunterricht zuständig.

Aus freiheitlich demokratischer, beispielsweise sozialpädagogischer Sicht sollten Ünals besagte Kinder auch viel eher über ihren Zustand im Diesseits nachdenken, beispielsweise, ob sie mit AEMR, Pressefreiheit, Rockmusik oder wahlweise mit körperbetonter Kleidung nicht besser leben als unter der teufelsabwehrenden und seelenrettenden Herrschaft der afghanischen Taliban, somalischen Schabab-Miliz oder iranischen Mullahs.

Halit Ünal wirkte im türkischen Kaiseri und erwarb eine Promotion beim schiitischen Kölner Professor Abdoldjavad Falaturi (1926–1996).(24) Falaturi erlangte als Schariagelehrter den Rang eines Befugten für den Idschtihad. Im postmodernen (proislamischen) Zeitalter der Preisverleihungen gibt es folgerichtig einen Falaturi-Preis, 2002 etwa empfing Murad Wilfried Hofmann diesen „Friedenspreis für Dialog und Toleranz“, die Laudatio hielt GMSG-Vorstandsmitglied Ibrahim el-Zayat.(25)

Ünal lehrt an der türkisch geprägten, Allah und Said Nursî verpflichteten Islamic University of Europa zu Rotterdam.(26) Wer sich dem Islamischen Recht in den Weg stellt, begeht eine Ungerechtigkeit, denn Talaq und Kindbraut haben einen „hohen Stellenwert“, weiß der Professor:

A 104. Es ist wichtig, dass die Kinder schon früh mit der Bedeutung von Gerechtigkeit und dem damit verbundenen hohen Stellenwert des Rechts vertraut gemacht werden. Muslimische Heranwachsende müssen verstehen lernen, dass das zwischenmenschliche Zusammenleben auf wechselseitigen Rechten und Pflichten basiert.

Und da haben inschallah die Schariapflichten Vorrang vor den Rechten der AEMR. Ein letzter Ünal:

A 104. Der Unterricht soll den Islam von seinen wahren Quellen aus betrachtet vermitteln, um keinen Nährboden für falsche Auslegungen des Korans zu bieten. Ein verzerrtes Verständnis von Religion kann nämlich leicht zu Extremismus und Fanatismus führen.

Sehr geehrter Herr Ünal, haben Maududi, Qutb oder Chomeini den Islam jetzt falsch verstanden und „verzerrt“ wiedergegeben? Oder sind es die säkularen Muslime, die dem Bereich des „Extremismus und Fanatismus“ (Ünal) zuzurechnen sind?

Soviel zu Islamischer Religionsunterricht: Hintergründe, Probleme, Perspektiven von Thomas Bauer, Lamya Kaddor und Katja Strobel (Hg.).

***

B: In Auf dem Weg zum Islamischen Religionsunterricht: Sachstand und Perspektiven in Nordrhein-Westfalen gestatten die Herausgeber Michael Kiefer, Eckhart Gottwald und Bülent Ucar dem Vorsitzenden der AG 2 (Religionsfragen im Deutschen Verfassungsverständnis) der Deutschen Islamkonferenz, Herrn Dr. Klaus Spenlen den Hinweis auf religiöse Stolpersteine des Verfassungsbruchs, islamische Saatkörner des Staatsstreichs:

B 27, 28. Allerdings können auf Koran und Tradition basierende Unterrichtsinhalte, die mit dem Wertesystem des Grundgesetzes unvereinbar sind (z.B. Aufruf zum Töten von Apostaten, das islamische Strafensystem, die positive Darstellung körperlicher Züchtigung, die eingeschränkte Rechtsstellung der Frau, die Tiraden gegen „den Westen“, u.a.m.) nicht Lehrplaninhalt sein. Dabei wird es Aufgabe der Lehrplankommission sein, den Lehrplan mit dem Wertesystem des GG zu vereinbaren.

Dem Volke entrückt (unzugänglich) tagende Lehrplankommissare also sollen den gegebenen menschenrechtswidrigen Islam entkernen und auf diese Weise Schultauglichkeit herstellen. Meine Damen und Herren, so etwas sieht Allah gar nicht gern, und Sie wollen doch nicht etwa das artgerecht in Höllenfurcht aufwachsende deutsche Muslimkind seinen kulturellen Wurzeln entfremden?

Wie Spenlen den ausnahmslos reaktionären (schariatreuen) Islamverbänden einen Islamunterricht ohne Islam schmackhaft machen will, sagt uns der der Ministerialrat im Ruhestand leider nicht. Und so wird wohl, die hochschulische Imamausbildung (verfassungswidrige Beiräte) betreffend noch in diesem Jahr und hinter verschlossenen Türen über das schultaugliche Quantum an islamischer Teufelsabwehr und Seelenrettung verhandeln, über die kindgerechte Dosis an Scharia und Fiqh, Schleierpflicht und Dhimma.

B 28. Derzeit gibt es in keinem Land IRU nach Art. 7 (3) GG.

Das ist richtig muss so lange so fortgeführt werden, bis das frauenfeindliche und kulturrassistische Dogma der Schariapflicht und das Streben nach der islamischen Sakraljustiz (Fiqh) abgelegt worden sind.

Wie Michael Bertrams nüchtern feststellte, verstoßen Allahs Gesetze gegen Deutschlands Verfassung: „Sie weisen der Frau in nahezu allen Lebensbereichen einen niedrigeren Rang zu als dem Mann.“ Der NRW-Verfassungsrichter liegt völlig richtig. Nicht der legendäre „Islamismus“, sondern der echte, alte Islam kollidiert mit dem höchsten Wert des GG, dem Begriff der menschlichen Würde, Bertrams: „Eine muslimische Lehrerin, die auf dem Tragen des islamischen Kopftuchs beharrt, bekennt sich deshalb nicht ohne Vorbehalt und widerspruchsfrei zu unserer Verfassung und unseren Werten“.(27)

Der Bremer Richterin Dr. Myrian Dietrich dämmert ebenfalls, dass die „uneingeschränkte Verbreitung“ der islamischen Dogmen den Rechtsstaat zertrümmert oder für eine Teilbevölkerung außer Kraft setzt. Was aber, wenn die für den IRU inhaltlich Verantwortlichen die Lust an der Demokratie verlieren?

40. Tatsächlich ist der staatliche Einfluss auf die inhaltliche Ausgestaltung des Religionsunterrichts im Vergleich zu einer Islamkunde beschränkt, zumal der kooperierenden Religionsgemeinschaft in weiten Kreisen auch zugebilligt wird, die Dialektik und Methodik des Unterrichts (zumindest mitzu-) bestimmen. Mitnichten ist damit jedoch eine uneingeschränkte Verbreitung religiöser Lehren im Klassenzimmer verbunden.

Wie Schule der Verbreitung von Allahs Moral Schranken setzen will, sagt die Juristin nicht.

Ein Wissenschaftsrat (WR), der sich am 13.07.2010 darüber erfreut zeigte, Ägyptens Schariaminister Maḥmūd Ḥamdī Zaqzūq zum Aufbau der hochschulischen Ausbildung von Imamen und Religionslehrern gewonnen zu haben (Peter Strohmeier: So hat Professor Mahmoud Zakzouk, Minister für Religiöse Angelegenheiten in Ägypten, angekündigt, bei der „Verwirklichung dieser Pläne (gemeint ist die Einrichtung von Islamischen Studien) mit Rat und Tat mitzuhelfen“), lässt uns vermuten, dass man gegen „Dialektik und Methodik“ (Dietrich) der Azhar bzw. der Muslimbrüder nichts Grundsätzliches einzuwenden hat. Der WR bedauerte das Fernbleiben des iranischen Gastredners Seyed Mohammad Chatami, von dem man sich durchaus zur Rettung des Weltfriedens beauftragt fühlt, schließlich sei die Tagung zum Thema Islamische Studien: „sehr wichtig im Sinne einer konstruktiven Zusammenarbeit zwischen der islamischen Welt und dem Westen“.(28)

Ach ja, Chatamis Amtsnachfolger heißt Ahmadinedschad. Der deutsche Bürger darf vermuten, dass sich seine Regierung einer Islamdidaktik nach dem Modell Teherans nicht in den Weg stellen würde.

Strohmeier weiß, wie man das schariadidaktische Know-How nach Berlin, Frankfurt, Köln und Osnabrück importieren kann: „Umso mehr freue ich mich, Professor Amin Abdullah als Vertreter des Ministeriums für Religiöse Angelegenheiten Indonesien und Herrn Professor Ali Dere als Leiter der Auslandsabteilung des Amtes für Religiöse Angelegenheiten in der Türkei (DIYANET) begrüßen zu dürfen.“

Einen brisanten Gast, der ebenfalls nicht nach Köln kommen wollte oder sollte, hat Strohmeier durch Nennung einer Provinz umschrieben, deren Hauptstadt Sarajevo heißt: „Aus unterschiedlichen Gründen – primär tages- und außenpolitischen Gründen, in jedem Fall nicht aus wissenschaftspolitischen Gründen – müssen wir das Gespräch mit dem Iran, mit Ägypten und mit Bosnien-Herzegowina zu einem anderen Zeitpunkt führen.“

Wen Herr Strohmeier etwas schüchtern hinter „das Gespräch mit Bosnien-Herzegowina“ versteckt, ist der amtierende Reisu-l-ulema (Führer der Gelehrten) Mustafa Cerić. Bosniens Großmufti ist Yusuf al-Qaradawi theologisch treu ergeben, für den er einen Sitz als Scheich im European Council for Fatwa and Research (ECFR) inne hat. Wir dürfen ECFR und Scheich al-Qaradawi der Muslimbruderschaft zurechnen, mit deren erweitertem Freundeskreis Bundesregierung und Wissenschaftsrat am 13. und 14. Juli 2010 dann ebenso „konstruktiv“ (Chatami) zu Islamische Studien in Deutschland tagten wie mit den Funktionären der ECFR-loyalen und türkisch-radikalislamischen Millî Görüş. Islamisch („konstruktiv“) gesehen muss man Chatami zustimmen und ist der Schariagegner „destruktiv“.

Unsere Politiker scheinen die Rechtsspaltung in Kauf zu nehmen. Islamkenner und Bundesinnenminister Thomas de Maizière (Religion im säkularen Staat: „Ich lade hier zu viel juristischer Fantasie ein“) beispielsweise rief Deutschlands Juristen am 07.12.2010 dazu auf, im Sinne einer einzigartigen Sonderlösung („sui generis“) die ungleich behandelnde, sprich grundrechtswidrige Scharia in das deutsche Recht zu implementieren.(29)

Auch Christian Wulff kennt Kulturrassismus und Frauenentrechtung der juristisch anzuwendenden Scharia genau. Ungerührt wirbt der Bundespräsident am 02.06.2011 auf dem Evangelischen Kirchentag für die zeitgenössische Variante von Dhimma und Kalifat, wie sie Indien, Indonesien oder die Türkei zu Lasten aller Nichtmuslime und Frauen pflegen. Dabei differenziert der Optimist und Feingeist und empfindet den Staatsaufbau des Ayatollah Chomeini als irgendwie unangenehm: „Wenn man dann Länder wie den Iran sieht, der Grundfreiheiten vorenthält, dann gibt es Sorgen.“(30)

Sehr geehrter Herr Wulf, weder Sie noch Ayatollah Chomeini haben den Islam falsch verstanden, doch die Menschen in Teheran haben gar kein Iranproblem, sondern ein Islamproblem, dass ihnen „Sorgen“ bereitet!

Sinkender Tatsachenbezug, steigende Erregung, Nebelwurf zum diskriminierenden Islamischen Recht, nur so lässt sich schließlich die Imamausbildung in die Hochschulpolitik integrieren.

Mit Wulff war auch der Yusuf al-Qaradawi treu ergebene bosnische Großmufti Gast auf dem Massentreffen evangelischer Karrieristen, Narzissten und Orientierungslosen in Dresden. Korantreu überträgt Mustafa Cerić („Spirituelle Revolution“) die politischen Visionen von Maududi, Qutb oder Schariati ins Globale, die eigene Nähe zur international operierenden Muslimbruderschaft verschweigend: „Das 21. Jahrhundert wird ein spirituelles Jahrhundert sein – oder es wird überhaupt nicht sein.“(31)

Damit erklärt der Reisu-l-ulema aus Sarajevo jeden Gegner des Islamischen Rechts als mitverantwortlich an vielleicht noch vermeidbaren ungeheuren Schrecknissen, die einzige Lösung (al-ḥall) sind das in Europa einzuführende islamische Familienrecht („opening the way“) und die Verwaltung aller Schariapflichtigen unter einer rechtsparallelen islamischen Europaverwaltung, der von Cerić Imamat genannten Islam-Administration (a single Muslim authority in Europe).(32)

Myrian Dietrich wundert sich darüber, dass jeder Lehrer, der Koran oder Hadith wörtlich versteht, kulturrassistisch argumentiert, die Schüler zu einem entsprechend diskriminierenden Verhalten ermutigt und daher an einer staatlichen Schule nichts verloren hat:

B 41. Die beispielsweise von der Islamischen Föderation Berlin vermittelte Botschaft, es gebe zwei Arten von Menschen, von denen die einen die Geschwister im Glauben seien und man mit den anderen nur durch das Mensch-Sein verbunden sei, [fällt] unter der Herrschaft des Art. 7 Abs. 3 GG daher unter die Kategorie „nicht lehrbar“, denn wie die Situation in Berlin zeigt, führt die Umsetzung der an sich durchaus tolerablen Glaubensauffassung zu Überlegenheitsansprüchen gegenüber ihren andersgläubigen Mitschülern. Die staatlicherseits äußerst wichtige Erziehung zu gegenseitigem Respekt wird damit unmöglich.

Dietrich hätte auffallen müssen, dass sich das von Politikern und Klerus, keinen Widerspruch duldend, am lautesten gelobte deutsche Schulbuch für den Islamischen Religionsunterricht von dem von ihr zu recht beanstandeten Berliner Curriculum ja vielleicht gar nicht unterscheidet. In Saphir 5/6 heißt es auf Seite 166: „Wenn der Glaube verbindet, dürfen dann Muslime mit Menschen anderen Glaubens … Freundschaften schließen? (…) Bildet Gruppen und beantwortet diese Fragen.“(33)

Aus dem staatlich genehmigten „Wenn der Glaube verbindet“ wird jeder Schariafreund das von Burhan Kesici nur mit Ausflüchten zurückgenommene Berliner „Es gibt zwei Arten von Menschen: Die einen sind unsere Geschwister im Glauben, mit den anderen sind wir durch das Mensch-Sein verbunden“ heraushören.(34)

Myrian Dietrich:

B 41, 42. Die Vermittlung von Dschihad und Scharia ist trotz ihrer Vorbelastetheit und der durchgängig negativen Bewertung in der deutschen Bevölkerung nicht völlig ausgeschlossen. … Gegen die Bezugnahme auf die Scharia z.B. hinsichtlich der Gebetsvorschriften, des Fastens und des Verbots bestimmter Speisen und Getränke [ist] grundsätzlich nichts einzuwenden. Allerdings ist die Frage nach dem Verhältnis von Staat und Religion eng mit der Scharia verbunden

Die Scharia ist kohärent, ein bisschen Scharia geht so wenig wie ein bisschen Allah. Islamisches Fasten oder schariatische Speisegesetze sind daher alles andere als problemlos, Gruppengebet oder Herstellung und Vertrieb rituell reiner Nahrung sind Brennpunkte der totalen Überwachung, Kristallisationskerne des Kalifats, und wer als muslimischer Mann seiner Frau den Hidschab nicht erfolgreich andressiert oder dem Freitagsgebet fern bleibt, ist ein Apostat, verdient nach orthodoxer islamischer Auffassung keine Unterstützung, darf nichts erben und hat eigentlich sein Recht verwirkt, für seine Kinder zu sorgen. Die Freitagsmoschee muss erstrebt werden, die Umformung des politischen Raumes geht von jeder Moschee aus, nicht nur der Gebetsruf. Verbotene Nahrung zu vermeiden, heißt, den Halal-Zertifizierer und seinen Scheich nicht anzuerkennen, der nicht nur das islampolitisch korrekte geschächtete Fleisch, sondern ein komplettes Gesellschaftsmodell im Angebot hat.

Angesichts eines derartigen, religiös begründeten kulturellen Komplettangebots (Totalitarimus) ist es nicht erklärlich, dass Myrian Dietrich von uns gerade eine Art pauschale Schariafreundschaft verlangt hat:

B 41, 42. ein genereller Vorbehalt … [gegenüber Dschihad und Scharia ist] rechtlich nicht vertretbar. … Die Vermittlung von Dschihad und Scharia ist trotz ihrer Vorbelastetheit (…)

Korrekt ist, dass der säkulare Staat teufelsabwehrende oder seelenrettende Ansprüche aus dem Innenleben einer Religion juristisch nicht bewertet, solange sie die freiheitlich demokratische Grundordnung nicht tatkräftig abschaffen wollen oder solange der Religionslehrer, hier der islamische, die ihm „anvertrauten“ (ausgelieferten) Kinder dem Verfassungsstaat nicht gezielt entfremdet.

Das Letztgesagte ist allerdings im nicht säkularisierten Islam nicht gegeben und jeder heutige Moschee-Imam oder IRU-Lehrer wird den Koran als die gerechteste irdische Verfassung einzuschätzen und zu vermitteln haben, was das Kind, das irgendwann erkennt, dass es sich zwischen Muslimsolidarität und AEMR zu entscheiden hat, in einen Wertekonflikt bringt, den Schule kultureller Moderne einem Schüler nicht zumuten darf. So lange sich die deutschen Islamverbände, die den IRU schließlich inhaltlich vorgeben wollen, nicht deutlich und glaubhaft von der Scharia distanziert haben, ist Islam an staatlichen Schulen nicht verkündend lehrbar.

Das irgendwie unschuldige Islamische Recht, so legte Dietrich uns gerade nahe, erhöhe die Bürde alter Missetaten oder neuer Vorurteile („Vorbelastetheit“), die europäischen Nichtmuslime würden bis in akademisch ausgebildete Milieus hinein dazu neigen, Fremdenfeindlichkeit zu praktizieren („ein genereller Vorbehalt“).

Ist die eigentliche Scharia etwas Unantastbares und Makelloses? Oder gibt es kleine Faulstellen in der echten, ewigen Scharia, die man jedoch mit einer kräftigen Prise IRU-Waschmittel herausspülen kann?

… und der durchgängig negativen Bewertung in der deutschen Bevölkerung …

Was will uns die Juristin mitteilen, sind die Deutschen blind vor Hass oder ein Volk von Schwarzsehern? Eine schlimme Bevölkerung, die doch endlich die Vorzüge von Scharia und Dschihad erkennen soll? Da wird Leid zugefügt, suggeriert Dr. Dietrich, die bis zum 31.07.2004 an der Uni Erlangen arbeitete, was wiederum heißt, wir haben es wohl geahnt, bei Dr. Mathias Rohe.(35)

Möchte Myrian Dietrich appellieren, dass die Menschen („die deutsche Bevölkerung“) ganz laut ganz viel Gutes über die Scharia sagen sollen? Wenn ja, was ist denn so gut an der Scharia im Vergleich zum säkularen Recht? Das Thema Islam scheint der Beschönigung zu bedürfen, Nebelschwaden des Mysteriösen fallen – und werden durch mächtige deutsche Stiftungen mit hohen Preisen bedacht: Am 18.02.2007 wurde Myrian Dietrich mit dem Alfred-und-Ida-Marie-Siemens-Preis 2005 geehrt, den sie für ihre Dissertation über „Rechtliche Perspektiven eines islamischen Religionsunterrichts an deutschen Schulen“ erhielt.(36)

Die Islamische Föderation Berlin kennt und schätzt den Wohlverhaltenskult Islamischen Rechts. Der Generalsekretär des Islamrates für die Bundesrepublik Deutschland und stellvertretende Vorsitzende der Islamischen Föderation Berlin, Burhan Kesici, macht dem Berliner Teil der weltweiten Glaubensnation klar, was es mit der Apartheid „des Verbots bestimmter Speisen und Getränke“ (Dietrich) auf sich hat.(37)

Von Dietrich zu Ucar.

Bülent Ucar distanziert sich weder von der vor einem Imam oder Mufti vorgenommenen Verheiratung elfjähriger oder zehnjähriger Mädchen aus der türkischen Minderheit Griechenlands noch von der schariatischen Schleierpflicht, sondern orakelt Juristisches zur seit jeher herrschaftlich monopolisierten Ausdeutung des Begriffs der Natur. Jedes beschworene naturnahe Innere bedingt eine Hülle mangelnder Nestwärme, ein erstaunlich mythischer, bedeutungstragender „Kernbestand“ erklärt den Rest für eher entbehrlich:

B 75. Die Allgemeinheit – dargestellt im säkularen Staat – muss sich davor hüten, für eine bestimmte religiöse Überzeugung zu sprechen, jedoch darauf achten, dass Mindeststandards wie der Kernbestand der Menschenrechte als vor- oder übergesetzliche, natürliche Normen auch durchgehend beachtet werden.

Welche Menschenrechte denn künftig zum Bestand bildenden „Kern“ gehören und welche verzichtbar sein sollen, lässt der gefeierte Korangelehrte offen, der uns auch seine weiteren „Mindeststandards“ verschweigt.

Den Menschenrechtsbegriff hat Ucar gar nicht erst definiert, könnte damit also denjenigen der OIC (Kairo 1990) gemeint haben, nach dem alle „Menschenrechte“ der Scharia nachzuordnen sind. Oder halten Sie, sehr geehrter Herr Ucar, die OIC-Charta für eine widernatürliche Norm und das Institut Européen des Sciences Humaines (IESH) für einen Tummelplatz von islamisch Unkundigen?

B 79. Faktum ist, dass es bislang [Stand Juli 2008] nirgendwo gelungen ist, einen ordentlichen Religionsunterricht nach Art. 7 III GG einzuführen. Eine wirklich tragfähige Lösung kann im Interesse der Kinder nur auf der Grundlage einer vertrauensvollen Zusammenarbeit gefunden werden.

Und das ist auch gut so, denn solange sich die in der KRM zusammengeschlossenen Islamverbände, die Ucar ebenso verteidigt wie die KRM selbst, die abgestuft menschenfeindliche Scharia nicht verwerfen, ist Islam nicht schulreif, nicht lehrbar, sondern würde das Gewaltmonopol des Staates beenden und die Rechtsspaltung legalisieren.

Kein Imam ist bereit, zu sagen, dass die koranische Vorschrift, der Schwester nur halb so viel Erbe zuzuteilen wie dem Bruder, nicht ernst genommen werden darf, da sie gegen AEMR und GG verstößt. Kein Islamverband hat sich jemals vom Kopftuchzwang ausgesprochen, wie ihn Theologe Yusuf al-Qaradawi als unabdingbar erklärt:

„Benehmen der muslimischen Frau. … Ihre Kleidung muss den Grundsätzen der islamischen scharia entsprechen … Die Kleidung muss den gesamten Körper bedecken, mit Ausnahme dessen, ‘was sichtbar sein muss’, was nach der am meisten vorzuziehenden Auslegung Gesicht und Hände sind. Die Kleidung darf nicht durchscheinend sein, so dass sichtbar würde, was darunter ist. … Die Kleidung darf nicht zu eng anliegend sein, damit nicht die Konturen des Körpers und besonders die Rundungen sichtbar sind, selbst wenn sie nicht durchscheinen. Sie darf keine Kleidung tragen, die speziell Männerkleidung ist, wie heutzutage Hosen. Bei der Wahl der Kleidung soll sie nicht die Nichtmuslime nachahmen.“

Traurige Kinderaugen sind etwas Schlimmes, spürt Bülent Ucar, und Kinderglück steht auf dem Spiel:

B 79. Eine wirklich tragfähige Lösung kann im Interesse der Kinder nur auf der Grundlage einer vertrauensvollen Zusammenarbeit gefunden werden.

Allahs Pädagoge, der Deutschland „im Interesse der Kinder“ auf staatlich legalisierten und finanzierten schariakonformem IRU drängt, kennt die theologische Position eines al-Qaradawi und weiß zugleich, was eine wissenschaftsbasierte, nachhaltig freiheitlich demokratische Pädagogik sagen müsste: Die von den Scheichen und Imamen gelobte Frau ist sexuell kontrolliert, sozial obszönisiert und spirituell dämonisiert, was kein „Islamismus“ ist, sondern echter alter Islam, und der kann an einer modernen Schule kein bekennendes Lehrfach sein. Dass sich die Frau äußerlich von den Ungläubigen zu unterscheidet hat, kann man in pädagogischer Sprache nur als Ruf nach dem System der Apartheid bezeichnen; zugleich geht es um echte Religion, nämlich die (wenig wissenschaftliche) Rettung der Seele. Die nichtislamisch Gekleidete ist Brennstoff fürs Höllenfeuer, das ist die religiöse Bedeutung des Schleiers.

Die diskriminierenden Schariagesetze bewahrheitenden, vom Himmel herab gekommene Schriften und das natürliche Ausgerichtetsein auf den islamischen Gottgehorsam sollen jeden Menschen eine beglückende Unio Mystica erleben lassen können, so schlussfolgern Bülent Ucar und Yasar Sarikaya geschmeidig bis glitschig. Verhandlungsgegenstand „im Kontext kultureller Differenzen“, gemeint ist trotz der aus Allahs Sicht heilsgefährdenden kulturellen Moderne, kann da nur noch das Ausmaß ungefilterter Schariabrutalität sein, die Gottheit hatte schließlich das richtige Buchkonzept:

„Die Konzipierung des Koran folgt den überzeitlichen Normen der Moral entsprechend. … Die Offenbarung und die natürliche Veranlagung des Menschen sind beide gottgegeben und deshalb grundsätzlich miteinander vereinbar. … Über die Intensität und Konsequenz in der Umsetzung wird man immer wieder zu streiten haben.“(38) Die Steinigung der Ehebrecherin und der Apostatenmord sind, inschallah, in diese Vereinbarkeit auch gleich integriert.

Etwas mühsam bekennt sich Ucar schlussendlich dann doch noch dazu, dass Islamischer Religionsunterricht die Kinder und Jugendlichen „zu mündigen, die Grundrechte anderer achtenden, wertebewussten Menschen“ (S. 82) erziehen soll, wobei er schon wieder nichts zu den grundrechtswidrigen Vorgaben des Islamischen Rechts sagt, nachdem die Frau beim Vererben herabzustufen ist und einen verniedlichend Kopftuch genannten Schleier tragen muss.

Der Koran zerreißt das Weltganze in physische Erdenbühne und von Geistwesen durchflatterten Seinsbereich. Ob es nun der aus Ucars Sicht jedem von uns angeborene Drang nach islamischer Gotterkenntnis ist, der den Systemen der Wissenschaft Leben spendet wie die Quelle dem Wüstensand, oder der skeptische Geist, der sich schicksalsgemäß in die Welt der Verborgenheit hineinquälen möchte, wer befugt ist, den nach Frommheit und Glaubenserlebnis dürstenden deutschen Schülern den Islam zu erklären, weiß der Islamisierer ganz genau: „authentische Vertreter als Lehrkräfte“ (Seite 82) müssen endlich her. Die Spezies Schariapädagoge kann in Serienproduktion gehen.

Wahrscheinlich so „authentisch“ wie Deutschlands Vorzeigepädagogin Lamya Kaddor, die den Pflichtvergessenen klar macht, in welcher Weise künftig Glaubensgehorsam und Wissenschaftlichkeit hierarchisch anzuordnen sind, Kaddor: „Die Aufklärung ist für den Islam nicht übertragbar.“(39)

Ucars und Kaddors Religion ist, im fortgesetzten Säkularstaat, an einer öffentlichen Schule nicht lehrbar.

Jacques Auvergne

(1) Nizam islami. Verfassungsschutz Baden-Württemberg:

Qutb propagiert die Schaffung einer politisch-religiösen Bewegung (Haraka islamiyya), welche die Durchsetzung einer von ihm, unter dem Einfluss des Pakistaners al-Maududi, entworfenen islamischen Ordnungsvorstellung vorantreiben soll, die seiner Meinung nach dem Vorbild der frühislamischen Zeit entspricht. In diesem Kontext betont er, dass der Islam durch seine umfassende Einheit ein ethisches, gesellschaftliches und zugleich politisches System (Nizam islami) darstellt, das die Gültigkeit aller anderen sozio-politischen Systeme wie Demokratie auf nationaler und auch internationaler Ebene außer Kraft setzt.

http://www.verfassungsschutz-bw.de/index.php?option=com_content&view=article&id=1041:reihe-fuehrungs-und-identifikationsfiguren-extremistischer-organisationenq-sayyid-qutb-als-wegbereiter-des-modernen-jihadismus&catid=201:meldung&Itemid=327

(2) Peter Scholz (2002): Islamisches Recht im Wandel: am Beispiel des Eherechts islamischer Staaten

Die religiöse Rechtsordnung des Islam, die Scharia, gehört nach traditionellem islamischem Verständnis zu den konstitutiven Elementen der islamischen Gemeinschaft. Als göttliches Recht wird sie grundsätzlich für unveränderlich und einer weltlichen Gesetzgebung nicht zugänglich gehalten. … Das islamische Recht nimmt für sich in Anspruch, das gesamte Leben des Muslim zu regeln. … Allerdings widerspricht das islamische Recht auch in seiner reformierten Form – und in stärkerem Maße noch die Rechtspraxis – dem abendländischen Wertesystem, in dessen rechtlicher Ausprägung insbesondere den Menschenrechten. Dies gilt hinsichtlich des Familien- und Erbrechts vor allem für die nicht gewährleistete Gleichberechtigung von Mann und Frau insbesondere bei der Ehevormundschaft, der Mehrehe, den Ehewirkungen, der Verstoßung und den Erbquoten, aber auch für die nicht verwirklichte Religionsfreiheit aufgrund entsprechender Eheverbote und Erbhindernisse.“

http://www.gair.de/wp-content/uploads/2011/08/Scholz-P.-Islam.-Recht-im-Wandel.pdf

(3) Der Islamische Religionsunterricht soll die Kinder und Jugendlichen zur Übernahme der Pflichten der Scharia erziehen, dafür kämpft der ZMD seit 1999.

„Dabei sollen sie die Vorgaben des Korans und der Sunna als Hilfe und nicht als Maßregelung begreifen lernen. Sie sollen erkennen, dass die teilweise sehr konkrete Ausgestaltung der islamischen Regeln der Schwäche des Menschen entgegenkommt und Rechtleitung, Orientierung und Halt geben will. Die Schüler sollen den Koran als das endgültige Wort Allahs verstehen lernen, welches Antworten auf die grundlegenden Fragen menschlicher Existenz gibt, gleichzeitig aber auffordert, bei der Umsetzung in die Praxis den Verstand als Allahs Gabe zu nutzen. …

Lernbereich „Islamische Ethik“. Das sittliche Wollen und Handeln des Muslims basiert auf den von Allah im Koran gesetzten Normen, wie wir sie im Leben des Propheten Muhammad beispielhaft umgesetzt sehen. Hier geht es um die Gestaltung des alltäglichen Lebens des Muslims, wobei sich viele Anknüpfungspunkte zur Lebenspraxis der Schüler ergeben.“ (ZMD 1999)

http://www.ganztagsschulen.org/_downloads/ZDMIRU.pdf

(4).Asiye Köhler (Asiye ZİLELİOĞLU-KÖHLER) (20.12.2005) will die beibehaltene oder zunehmende Fremdheit anerziehen, dem in der kulturellen Moderne angekommennen, das heißt kopftuchkritischen Mädchen oder schariakritischen Jungen würden „Werte und kulturellen Eigenheiten eingeebnet“.

Der Clan werde zur Festung: „Wir sind der Ansicht, dass die Erziehung der Kinder in erster Linie in der Verantwortung der Familien bleiben und das Elternrecht gestärkt werden sollte.“

http://www.ganztagsschulen.org/4800.php

(5) „Ein anständiges Mädchen trägt Kopftuch, ordnet sich dem jüngeren Bruder unter, bleibt zu Hause, fährt nicht auf Klassenfahrt und darf natürlich von ihren Brüdern gehauen werden“. (16.09.2005)

„Abstimmung mit dem Möbelwagen“, nennt Schulleiterin Astrid Busse dieses Phänomen, das sich darin äußert, dass immer mehr einheimische oder gut integrierte ausländische Familien die Brennpunktbezirke von Berlin verlassen.

http://www.ganztagsschulen.org/4179.php

(6) Asiye Köhler trägt den Hidschab.

http://i2.ytimg.com/vi/e2LQe1HTOoQ/0.jpg

http://www.fdp-koeln.de/images/3k08-03m.jpg

(7) ZDF 19.05.2008. Die Vertreterin des Islam, Asiye Köhler, Islamwissenschaftlerin und Pädagogin aus Köln, vertritt die Auffassung, jeder Mensch werde als Muslim geboren, weil er einen göttlichen Kern in sich trage.

http://www.presseportal.de/pm/7840/1193848/zdf

(8) Nadeem Elyas. Zum Text des Nadeem Elyas »Das weiche Wasser wird besiegen den harten Stein«, den der Islamische Informationsdienst (IID) 1997 in Aachen anlässlich der zwei Jahre eher erfolgten Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels an die islamverliebte Orientalistin Annemarie Schimmel herausgab.

http://jacquesauvergne.wordpress.com/2010/07/11/180/

(9) Murad Wilfried Hofmann. Zum Buch »Der Islam als Alternative« (1992) des zum Islam konvertierten ehemaligen Botschafters Murad Wilfried Hofmann.

http://jacquesauvergne.wordpress.com/2009/10/05/144/

(10) Ayyub Axel Köhler als Ehrenmitglied im ZMD

http://zentralrat.de/2593.php

(11) Sylvia Löhrmann will den Islamischen Religionsunterricht in Nordrhein-Westfalen und signiert dazu am 22.02.2011 einen skandalösen Vertrag mit dem schariatreuen KRM. Wahrscheinlich hätte sie das Kommunikee nicht unterschreiben dürfen:

Gemeinsame Erklärung:

Schulministerin Sylvia Löhrmann und der Koordinationsrat der Muslime (KRM) haben seit dem 9. November 2010 in drei Gesprächen die Möglichkeiten für einen bekenntnisorientierten islamischen Religionsunterricht im Sinne von § 31 SchulG in Nordrhein-Westfalen ausgelotet. Das Land hat Interesse an einer Institutionalisierung der Ansprechpartner für den Religionsunterricht, damit die Glaubensüberzeugungen der Muslime in die Vorarbeiten für den ReJigionsunterricht eingebracht werden können.

Die Mitglieder des KRM verstehen sich bereits als Religionsgemeinschaften. Das Land begrüßt die Bemühungen und die Entwicklung auf Seiten des KRM, die in den Rechtsstatus der Religionsgemeinschaft münden sollen. Die Unterzeichnenden verabreden die Einberufung eines Beirats, dessen Mitglieder unter Beachtung des Homogenitätsprinzips im Einvernehmen mit dem KRM benannt werden. Der Beirat formuliert die religiösen Grundsätze der Muslime gegenüber dem Land. Alle Beiratsmitglieder sind muslimischen Glaubens.

Der KRM nimmt es – unter Aufrechterhaltung seiner anderslautenden verfassungsrechtlichen Position – zur Kenntniss, dass der nordrhein-westfälische Landtag erwägt, fraktionsübergreifend ein Schulrechtsänderungsgesetz zu beschließen, das den islamischen Religionsunterricht rechtlich ermöglicht und auch für die rechtliche Absicherung des Beiratsmodells sorgt.

Um den Bedenken der Mitglieder des KRM zu begegnen, die Beiratslösung könne auf Dauer angelegt sein, wird ausdrücklich bekräftigt, dass es sich um eine zu befristende Übergangslösung handeln soll.

Außerdem streben die Unterzeichnenden die Einrichtung einer Arbeitsgruppe aus Vertreterinnen und Vertretern der Landesregierungl des Landtages und der organisierten Muslime an, in der religionsverfassungsrechtliche Fragen, also auch Statusfragen, besprochen werden.

Die Unterzeichnenden begrüßen die Einigung, weil mit dem Beirat ein institutionalisierter Ansprechpartner auf Seiten der Muslime eingerichtet werden kann. Die Vertreterinnen und Vertreter der Muslime und die Schulministerin bezeichnen es als Erfolg, dass nun in absehbarer Zeit für 320.000 muslimische Schülerinnen und Schüler Religionsunterricht vorbereitet werden kann. Damit kann die im Grundgesetz garantierte Religionsfreiheit auch für die muslimischen Schülerinnen und Schüler in Nordrhein-Westfalen umgesetzt werden.

Unterschrift der Schulministerin Sylvia Löhrmann

Unterschrift der Vertreter von Islamrat, Ditib, VIKZ, ZMD

http://koordinationsrat.de/18154.php

(12) Frankfurter Rundschau, 12.09.2008. Canan Topçu:

Auch Lamya Kaddor, Kalischs ehemalige Assistentin, zweifelt inzwischen daran, „dass Professor Kalisch die angemessene Besetzung für diesen Lehrstuhl ist“. Nach theologischen Auseinandersetzungen sei sie zu der Überzeugung gelangt, „dass er den Aufgaben des Lehrstuhls mittlerweile nicht mehr gerecht wird“, so Kaddor, die an einer Hauptschule in NRW Islamkunde lehrt.

http://www.fr-online.de/wissenschaft/kalisch-passt-dem-rat-der-muslime-nicht/-/1472788/3279104/-/index.html

(13) Frau, deine nackten Haare öffentlich zu zeigen ist so, als würdest du uns deine nackte Oberweite zur Schau stellen! So ähnlich wettert die tugendhafte Asiye Köhler, wie Manfred Spies am 10.7.2006 berichtet:

Frau Asiye Köhler, Lehrerin in Köln und Mitglied im Zentralrat der Muslime in Deutschland, erklärt in derselben ARD-Sendung: „Für mich ist ohne Kopftuch wie oben ohne.

http://www.manfred-spies.de/aktuell/news8.html

General-Anzeiger 30.03.2011, ohne Kopftuch sei wie oben ohne. Fast wortgleich mit Asiye Köhler argumentieren die Schülerinnen der von Martin Finke geleiteten Freiherr-vom-Stein-Realschule im Bonner Stadtteil Tannenbusch:

GA: Welche speziellen Probleme haben Migrantenkinder?

Finke: Sie haben zunächst einmal einige Vorteile, weil sie noch aus relativ stabilen Familien kommen. … Auch Bildung ist im Islam sehr wichtig. Das Schwierige ist, dass es ein Zuviel an Regeln geben kann. Dann muss man sich fragen, was mit den Kindern passiert, die in einer permanenten Angst leben.

GA: Die Angst also beispielsweise vor dem strafenden Gott?

Finke: Zum Beispiel.

GA: Dürfen ihre Schülerinnen im Unterricht ein Kopftuch tragen?

Finke: Ja. Wir respektieren es, wenn Mädchen das Kopftuch tragen wollen. Ich verstehe allerdings nicht, wenn sie es bereits an den Grundschulen tragen.

GA: Wie ist es im Sportunterricht?

Finke: Da machen wir Kompromisse, weil es Mädchen gibt, die sagen: Ohne Kopftuch fühle ich mich wie oben ohne. Sie sind bedeckt, aber sie nehmen am Sportunterricht teil.

GA: Auch am Schwimmunterricht?

Finke: Alleine schon organisatorisch wäre es schwierig, das Schwimmen getrenntgeschlechtlich anzubieten. Wenn es Schwierigkeiten gibt, reden wir mit den Eltern. Und wir haben bisher fast immer eine Lösung gefunden. Zumal die Schülerinnen einen Burkini tragen können, der Arme, Beine und Kopf bedeckt.

GA: Thematisiert der Islamkundelehrer an Ihrer Schule, dass von Erwachsenenseite auch subtiler Druck ausgeübt wird, damit muslimische Mädchen ein Kopftuch tragen?

Finke: Das ist auch Thema. Er stellt dar, dass zur Religion auch der Verstand und nicht nur die Angst gehört. Nach dem Motto: Ich kann auch religiös leben, wenn ich innere Stärke beweise.

GA: Wie ist die Situation bei Klassenfahrten? Erlauben muslimische Eltern ihren Töchtern mitzufahren?

Finke: In aller Regel fahren sie mit. Aber ich will das genauso wenig wie die anderen Themen schönreden. Es gibt immer wieder Eltern, die lehnen das ab, weil sie um die Keuschheit ihrer Töchter fürchten.

http://www.general-anzeiger-bonn.de/index.php?k=news&itemid=10028&detailid=869130

(14) Das Projekt ZIEM ist ein aufrichtiges Angebot von Muslimen in München, die sich dem Gemeinwohl unserer Gesellschaft in Deutschland verpflichtet sehen.

http://www.zie-m.de/index.php?option=com_content&view=article&id=390&Itemid=752&lang=de

(15) Maṣāliḥ Murasala, Gemeinwesenarbeit und Gemeinwohlorientierung im Sinne von Koran und Sunna

http://www.islam-pedia.de/index.php5?title=Masalih_Mursala

Istiṣlāḥ

http://www.islam-pedia.de/index.php5?title=Istislah

Maṣlaḥa Mursala, p 165-173.

aus: Maslaha and the Purpose of the Law: Islamic Discourse on Legal Change from the 4th/10th to 8th/14th Century, von: Felicitas Meta Maria Opwis (Leiden 2010)

http://books.google.de/books?id=MfK3uIcR9tYC&printsec=frontcover&hl=de#v=onepage&q&f=false

http://www.amazon.co.uk/Maslaha-Purpose-Law-Islamic-Discourse/dp/9004184163

(16) Maslaha, to deem it proper, etwas für geboten halten, für geeignet ansehen. Bei dict.cc, dem zuverlässigen Deutsch-Englisch-Wörterbuch von Paul Hemetsberger aus Wien.

http://www.dict.cc/?s=to+deem+it+proper

Istihsan and Maslaha

http://www.witness-pioneer.org/vil/Books/SH_Usul/istihsan_and_maslaha.htm

Witness-Pioneer folgt Yusuf al-Qaradawi, Sayyid Abu l-A’la Maududi, Sayyid Qutb, Muhammad Iqbal, Tariq Ramadan und Syed Naquib al-Attas.

http://www.witness-pioneer.org/index.htm

Allahs Pädagogik. Syed Muhammad Naquib al-Attas (Hg.), Muhammad Qutb, Muhammad Faisal al-Saud et al.: »Aims and Objectives of Islamic Education« (1977), kommentiert von Jacques Auvergne.

http://jacquesauvergne.wordpress.com/2010/12/12/214/

Welcome to Maslaha! We are a dynamic organisation which connects technology with the community to create inventive and effective resources to tackle issues around health and education. We also use a range of media to break down barriers and increase understanding of Islam and its contribution to society in a broader context.

http://www.maslaha.org/

(17) Institut für interreligiöse Pädagogik und Didaktik (IPD). Die Komplementarität der Religionen: Kölns erster Lehrstuhl für heilige Segregation. Von Jacques Auvergne.

http://jacquesauvergne.wordpress.com/2009/02/18/098/

(18) Zentrum für Islamische Frauenforschung und -förderung (ZIF)

http://www.zif-koeln.de/4466.html

(19) Muharaba (muḥāraba), Kriegsführung gegen Gott und seinen Propheten. In Ergänzung zur jenseitigen Qual ist der Mohareb vorab religiös zu ermorden, Allah präzisiert: etwa zu kreuzigen, oder es sind ihm ein Hand und ein Fuß abzuhacken, von verschiedenen Körperseiten, oder er ist des Landes zu verbannen. Koran 5:33

YUSUF ALI: The punishment of those who wage war against Allah and His Messenger, and strive with might and main for mischief through the land is: execution, or crucifixion, or the cutting off of hands and feet from opposite sides, or exile from the land: that is their disgrace in this world, and a heavy punishment is theirs in the Hereafter;

PICKTHAL: The only reward of those who make war upon Allah and His messenger and strive after corruption in the land will be that they will be killed or crucified, or have their hands and feet on alternate sides cut off, or will be expelled out of the land. Such will be their degradation in the world, and in the Hereafter theirs will be an awful doom;

SHAKIR: The punishment of those who wage war against Allah and His messenger and strive to make mischief in the land is only this, that they should be murdered or crucified or their hands and their feet should be cut off on opposite sides or they should be imprisoned; this shall be as a disgrace for them in this world, and in the hereafter they shall have a grievous chastisement,

http://www.cmje.org/religious-texts/quran/verses/005-qmt.php#005.033

(20) Efsad-e fel-arz, Verderbenstiften auf Erden. Moharebeh, Angriffs gegen Allah und seinen Propheten. Zwei Quellen:

fidh: IRAN/death penalty, April 2009

Moharebeh is the action of a mohareb (a warrior); efsad-e fel-arz (corruption on earth) is the action of a mofsed-e fel-arz (‘corrupt on earth’). By implication, a mohareb is a ‘mohareb baa Khoda or a theomachist, a ‘warrior against God’. A large number of members of the opposition groups were in various years, in particular in 1981 and 1988, executed for ‘waging war against God’.

http://www.fidh.org/IMG/pdf/Rapport_Iran_final.pdf

amnesty international, 28.02.2008

Women in Iran face widespread discrimination under the law. They do not have equal rights with men in marriage, divorce, child custody and inheritance, for example. Iranian women’s rights defenders have courageously launched a campaign demanding an end to legal discrimination against women.

http://www.amnesty.org/en/library/asset/MDE13/027/2011/en/27ec2c50-346d-4943-a057-3f7c56ab3187/mde130272011en.html

(21) Islamische Vorrangstellung oder Islamische Höchstgeltung. Islamic supremacy.

Robert Spencer

http://www.jihadwatch.org/2007/02/spencer-islamic-supremacy-at-the-dnc.html

http://archive.frontpagemag.com/readArticle.aspx?ARTID=278

Citizen Against Sharia

http://citizensagainstsharia.wordpress.com/tag/islamic-supremacy/

zTruth

http://ztruth.typepad.com/ztruth/Islamism/

(22) Österreichische Karl-Popper-Forschungsgemeinschaft / Austrian Karl R. Popper Research Association

http://www.karlpopper.info/

Volker Gadenne: Fortschritt zu tieferen Problemen. Hommage an Sir Karl Popper

https://ssl.humanities-online.de/download/popper.html

Karl Popper: The Myth of the Framework: In Defence of Science and Rationality

Bacon was the prophet of the secularized religion of science. He replaced the name ‘God’ by the name ‘Nature’, but he left almost everything else unchanged. Theology, the science of God, was replaced by the science of Nature. The laws of God were replaced by the laws of Nature, God’s power was replaced by the forces of Nature. And at a later date, God’s design and God’s judgment were replaced by natural selection. … Bacon was the prophet, the great inspirer of the new religion of science, but he was not a scientist. (p 82-83)

Bacon is the spiritual father of modern science. Not because of his philosophy of science and his theory of induction, but because he became the founder and prophet of a rationalist church – a kind of anti-church. (p 195)

Though based upon the mistaken doctrine of manifest truth, this second road led, nevertheless, to the valid and invaluable demand for freedom of thought, and to the demand for a universal and secular primary education – on the ground that those who are freed from the darkness of illiteracy and religious tutelage cannot fail to see the manifest truth. (205)

http://books.google.com/books?id=Ye2tAhDX7agC&printsec=frontcover&hl=de#v=onepage&q&f=false

http://www.wheatandtares.org/2011/01/27/francis-bacon-vs-karl-popper-the-fallacy-of-observationalism/

(23) Vor dem gelebten Islam als einer Art von „archaischem Faschismus“ warnt Maxime Rodinson (1979). Ralf Balke in der Jüdischen Zeitung, Januar 2008.

http://www.j-zeit.de/archiv/artikel.896.html

un type de fascisme archaïque

In a 1979 debate with Michel Foucault in the pages of Le Monde over the character of the Iranian Revolution of 1979, the French Marxist historian Maxime Rodinson wrote that the Khomeini regime and organizations such as the Muslim Brotherhood represented a type of „archaic fascism“ („un type de fascisme archaïque“).

http://www.eurotrib.com/comments/2008/8/9/102157/8633/21

Maxime Rodinson, Historiker, Soziologe und Marxist.

http://socialistwebzine.blogspot.com/2011/01/celebrating-maxime-rodinson-born.html

Rodinson sprach Arabisch, Hebräisch, Türkisch und Altäthiopisch (Ge’ez, Aksumitisch).

Il devint l’un des plus grands orientalistes contemporains, ayant dédié sa vie à l’étude de l’islam et aux civilisations arabes. Historien des religions, il parlait l’arabe, l’hébreu, le turc et le guèze.

http://fr.wikipedia.org/wiki/Maxime_Rodinson

(24) Die Ausbildung Islamischer Religionslehrerinnen und Religionslehrer in einem grundständigen Lehramtsstudium: Das Modell der Universität Erlangen-Nürnberg.

„Eine Besonderheit stellt die Zusammenarbeit mit der Islamischen Religionsgemeinschaft Erlangen dar. … Ali Türkmenoglu M.A. (Abschluss an der Al Azhar Universität Kairo sowie deutscher Magister)“

Interdisziplinäres Zentrum für Islamische Religionslehre (IZIR), Johannes Lähnemann und Harry Harun Behr, Erlangen-Nürnberg.

http://www.ris-muenchen.de/RII2/RII/DOK/SITZUNGSVORLAGE/1349034.pdf

(25) Gesellschaft Muslimischer Sozial-und GeisteswissenschaftlerInnen (GMSG), Prof. Abdoldjavad Falaturi Friedenspreis für Dialog und Toleranz. Die GMSG möchte Frauen, Männer oder Gruppen würdigen und vorstellen, die dazu beigetragen haben, der Verständigung der Völker, Religionen und der Menschen untereinander zu dienen sowie Feindbilder ab- und Vertrauen aufzubauen.

http://www.gmsg.de/FALATURI/falaturi.html

GMSG 2003. Der diesjährige „Falaturi Friedenspreis für Dialog und Toleranz“ ging an Prof. Dr. Udo Steinbach, vom Deutschen Orient Institut in Hamburg. Die Laudatio hielt Ibrahim El-Zayat. Nach der Preisverleihung wurde unter der Leitung von Dr. Sabiha El-Zayat das Panel „Religion im Kontext von Globalisierung“ eröffnet. Der erste Referent war Prof. Dr. Udo Steinbach. … Zweiter Referent des Panels war Prof. Dr. Christian Troll.

http://www.gmsg.de/JAHRESTAGUNG/HAMBURG2/UNITY/unity.html

GMSG Jahrestagung “Das westliche und islamische Minderheitenkonzept” vom 26.-27. Januar 02 – Universität Kassel

Amir Zaidan: “Integrative Aspekte des islamischen Religionsunterrichtes” : Für die muslimischen Kinder in Deutschland ist die religiöse Identitätsfindung bisher nur unter erschwerten Bedingungen bzw. überhaupt nicht möglich. Hier kann und soll der IRU als Regelfach gemäß des Bildungs- und Erziehungsauftrags der Schule eine wichtige Hilfe bieten.

Bülent Ucar: “Das Milletsystem im Osmanischen Reich”: Das Milletsystem im Osmanischen Reich hat letzlich den inneren Frieden zwischen den verschiedenen Religionen und Ethnien in einem Staat, der über 600 Jahre lang über drei Kontinente hin existiert hat, aufrechterhalten können.

Dr. Ahmad Khalifa, Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft in Deutschland (IGD), zur psychosozialen Situation der Muslime in Deutschland. (…) „Wir müssen mehr islamische Beratungsstellen gründen“, forderte al-Khalifa.

Dr. Mehmet S. Erbakan

http://www.gmsg.de/JAHRESTAGUNG/HAMBURG2/BERICHT2002/bericht2002.html

(26) Islamic University of Europe (Rotterdam; Said-Nursî-Bewegung)

Halit Ünal, geboren op 1 juni 1952, heeft in 1975 zijn bachelor diploma behaald aan de Faculteit der Godgeleerdheid van de Universiteit van Ankara. Tussen 1975-1982 heeft hij zijn doctoraattitel behaald aan de Faculteit der Islamologie van de Universiteit van Köln op het gebied van Islamitisch Recht. … Tussen 1992-2002 heeft hij aan de Faculteit der Godgeleerdheid van de Universiteit van Erciyes gewerkt als onderwijslid Islamitisch Recht. In 2002-2003 heeft Unal gewerkt als onderwijslid bij het project ´Islamitische Godsdienstleerkracht´ van de Universiteit van Erlangen. Sinds 2007 geeft hij colleges aan de Faculteit der Islamitische Wetenschappen van de Islamitische Universiteit van Europa op het gebied van Islamitische Rechtsgeschiedenis en Bronnen van de Islam.

http://www.iueurope.com/nl/index.php?option=com_qpersonel&task=detay&id=32&katid=2&Itemid=&Itemid=62

Islamic University of Europe

Prof. Dr. Nedim Bahcekapili, Rector

http://www.iueurope.com/nl/index.php?option=com_content&view=article&id=68&Itemid=57

Hauptniederlassung, Rotterdam. Hoofdlocatie in Rotterdam.

Statenweg 200 3033 JA Rotterdam-Hollanda

Fakultät für Islamische Wissenschaften, Brüssel. Faculteit der Islamitische Wetenschappen Brussel.

Rue de la limite, 100, 1210 Bruxelles / Belgique

http://www.iueurope.com/nl/index.php?option=com_content&view=article&id=69&Itemid=71

In derselben Brüsseler Adresse residiert die Faculté des Sciences Islamiques de Bruxelles (FSIB) unter Dekan Dr. Mustafa DÖNMEZ. Sprecher Ibrahim DÖNMEZ.

Rektor: Dr. Nedim Bahçekapılı

http://www.faculte-islamique.be/fr/mot%20du%20recteur.html

Rat der FSIB. Nedim Bahçekapılı, Marzouk Ewlad Abdellah, Ahmet Ağırakça, Mustafa Dönmez, Johan Hendrik Meuleman.

http://www.faculte-islamique.be/fr/conseil.html

The Islamic University of Rotterdam (Islamitische Universiteit Rotterdam) also known by its acronym IUR is a vocational university founded in 1997. …

http://en.wikipedia.org/wiki/Islamic_University_of_Rotterdam

Qantara 09.06.2010. Jan Felix Engelhardt: The founder of this Islamic community was the Turkish scholar Said Nursi who declared science, which he understood as the study of God’s creation, to be the only way to preserve Islam in the modern world. Over the years the mainly Turkish followers of the Nurcu movement have established hundreds of educational institutions all over the world.

http://en.qantara.de/Muslims-are-the-Best-Teachers-of-Islam/8339c8408i1p471/

(27) Islam ist verfassungswidrig und deshalb als Schulfach mit Verkündungscharakter ungeeignet. Die Schariagesetze, so Bertrams: „weisen der Frau in nahezu allen Lebensbereichen einen niedrigeren Rang zu als dem Mann.“

http://www.pro-medienmagazin.de/gesellschaft.html?&news[id]=2381&news[image]=1&news[action]=detail

(28) Der Wissenschaftsrat lud 2010 die weltweit verfügbaren höchstrangigen Islamisten zur Tagung Islamische Studien in Deutschland in den Kölner MediaPark, um für Wissenschaftspolitik und Hochschulpolitik der kommenden Jahrzehnte oder Jahrhunderte die Weichen auf Postsäkularität und Allahkratie umzustellen, draußen demonstrierten zwei Dutzend Bürgerrechtler gegen die Lobbyisten der globalen Islamischen Revolution, unter ihnen vorwiegend aus dem Iran stammende Ex-Muslime.

„sehr wichtig im Sinne einer konstruktiven Zusammenarbeit zwischen der islamischen Welt und dem Westen“ (Chatami)

http://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/Strohschneider_Begruessung.pdf

Seyed Mohammad Khatami, has assessed our plan and conference as „very important in the direction of constructive cooperation between the Islamic World and the West„.

http://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/Strohschneider_WelcomingSpeech.pdf

(29) Anlässlich der Göttinger Vorträge zu Religion und Recht des Kirchenrechtlichen Instituts der EKD (Evangelischen Kirche in Deutschland) verzichtete Bundesinnenminister Thomas de Maizière am 07.12.2010 bei seiner Rede (Religion im säkularen Staat) darauf, das Deutsche Volk auf Kulturrassismus und Frauenfeindlichkeit von Koran und Sunna aufmerksam zu machen. Plant Schariafreund de Maizière einen Staatsstreich im Namen des Pluralismus der Religionen, einen gottgefälliger Putsch „sui generis“? Göttinger Tageblatt, 08.12.2010.

http://www.goettinger-tageblatt.de/Nachrichten/Wissen/Regionale-Wissenschaft/Bundesinnenminister-de-Maiziere-spricht-ueber-Religion

Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister des Innern: Ich kann mir vorstellen, dass wir die Zwischenzeit mit dem Rechtstypus eines Vertrages „sui generis“ überbrücken, statt einer ungeklärten Anerkennung einer Religionsgemeinschaft könnten wir z. B. einen „Vertrag über die Einführung eines Religionsunterrichts“ machen, mit Mitwirkungsrechten organisierter islamischer Organisationen. Ich lade zu juristischer Phantasie ein.

http://www.bmi.bund.de/SharedDocs/Reden/DE/2010/12/goettingen1.html?nn=2205730

(30) Sinkender Tatsachenbezug, steigende Erregung, Nebelwurf zum diskriminierenden Islam. Charismatiker Wulff: „Denn es gibt viele Demokratien auf der Welt mit mehrheitlich muslimischer Bevölkerung, wenn ich an Indien, Indonesien und andere wie die Türkei denke, wo man auf dem Weg zu einer umfassenden Demokratie ist“, aus: Märkische Oderzeitung, 02.06.2011.

http://www.moz.de/nachrichten/welt/artikel-ansicht/dg/0/1/309903/

(31) Himmel hilf! Ohne Schariagesetz droht der Menschheit der Untergang: „Das 21. Jahrhundert wird ein spirituelles Jahrhundert sein – oder es wird überhaupt nicht sein.“

http://www.kirchentag.de/en/jetzt-2011/religion-glaube/02-donnerstag/li-grossmufti.html

(32) Mustafa Cerić und das in ganz Europa allmählich wachsende Kalifat (Imamat). Glaubensbekenntnis, Gottesgesetz, Imamische Führung: Schahāda, Scharī’a, Imāma. The Challenge of a single Muslim authority in Europe. Cerić:

The divine origin of the Qur’an is the reason why the divine call for the covenant with humans is perpetual, not negotiable and not terminable; humans need to learn how to keep their promise to God at all times and in all places.

The personal confession of faith (the shahādah) and the collective moral commitment (the sharī’ah) must find expression in the practical function of leadership (the imāmah) as the human way of discipline and loyalty to the common good of civil society.

http://www.springerlink.com/content/40280g3825750494/fulltext.pdf

(33) Jacques Auvergne zu Saphir 5/6

http://jacquesauvergne.wordpress.com/2008/09/18/086/

(34) WELT-online, 15.07.2004. Vorwurf: Islamische Föderation setzt Eltern unter Druck.

„Wie Lehrkräfte und Schulleitungen mehrfach berichtet hätten, seien Eltern durch Religionslehrer oder Vertreter der Föderation angeblich verschiedene Male unter Druck gesetzt worden, ihre Kinder in die islamische Unterweisung zu schicken, antwortete Schulsenator Klaus Böger (SPD) auf eine Anfrage der PDS-Fraktion im Abgeordnetenhaus. … Marion Berking, Schulleiterin der Rixdorfer Grundschule in Neukölln, bestätigte, dass Druck auf Eltern ausgeübt wird. Diese hätten allerdings Angst, das öffentlich zuzugeben.“ …

Böger kritisierte außerdem den Spruch, der auf den Zeugnissen stand, die die Teilnehmer am islamischen Unterricht erhielten: „Es gibt zwei Arten von Menschen: Die einen sind unsere Geschwister im Glauben, mit den anderen sind wir durch das Mensch-Sein verbunden.“ „Dieser Satz ist gründlich missverstanden worden“, sagte Kesici. Man habe ihn nicht mehr auf die Zeugnisse geschrieben.

http://www.welt.de/print-welt/article327798/Vorwurf_Islamische_Foederation_setzt_Eltern_unter_Druck.html

Burhan Kesici im Bild

http://www.zdf.de/ZDFmediathek/contentblob/264212/timg485x273blob/291048

http://forumamfreitag.zdf.de/ZDFde/s_img/19/0,6992,5993491-render-Y2-,00.jpg

Der „Forum am Freitag“-Gast Burhan Kesici über das islamische Recht Scharia. Ist sie göttliches Recht oder Menschenrecht? Und in welchem Verhältnis steht sie zum geltenden Recht in Deutschland? Kurzfilm, Dauer 8 Minuten.

http://stream-tv.de/sendung/11052/forum-am-freitag-goettliches-recht-die-scharia

(35) Dr. Myrian Dietrich, Fachbereich Rechtswissenschaft Institut für Deutsches und Internationales Privatrecht und Zivilverfahrensrecht Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung Prof. Dr. Mathias Rohe, M.A., Direktor des EZIRE

http://www.zr2.jura.uni-erlangen.de/mitarbeiter/ehemalige.shtml

Erlanger Zentrum für Islam und Recht in Europa (EZIRE)

„Zum 1. Januar 2009 wurde aus Mitteln des Innovationsfonds des Bayerischen Wissenschaftsministeriums das Erlanger Zentrum für Islam und Recht in Europa EZIRE als eine zentrale Einrichtung der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg errichtet. Kommissarischer Direktor ist Prof. Dr. Mathias Rohe, M.A., Professor für Bürgerliches Recht, Internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung sowie Islamwissenschaftler, auf dessen Initiative und Antrag hin dieses neue geistes- und sozialwissenschaftliche Zentrum entstanden ist. Zum Geschäftsführer wurde Dr. Jörn Thielmann bestellt, Islamwissenschaftler und bislang geschäftsführender Leiter des 2008 geschlossenen Kompetenzzentrums Orient-Okzident Mainz KOOM an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.

http://www.ezire.uni-erlangen.de/index.shtml

“Ängste vor einer Islamisierung Deutschlands sind unbegründet”, Mathias Rohe im Interview. Deutsch Türkische Nachrichten, Felix Kubach, 14.04.11

Rohe in Aktion. Schnapp dir das Leckerchen, lieber Klerus:

„Ich glaube, dass die Kirchen sehr wohl verstanden haben, dass der Umgang mit dem Islam in Deutschland auch für ihre eigene Zukunft nicht unbedeutend ist.“

http://www.deutsch-tuerkische-nachrichten.de/2011/04/62494/

Scharialobbyist Mathias Rohe watscht die Säkularen ab, in: Das ist Rechtskulturrelativismus, FAZ.net 22.02.2011.

Der Jurist übergeht gezielt, dass die Scharia die Seele vor dem Höllenfeuer rettet und daher in vormodernen Familien mit unmenschlichem Gruppenzwang verkittet ist.

Vor Wut wird der ertappte Proislamist unsachlich: „Wenn Frau Kelek … meint, mich dabei als „rechtspolitischen Mentor von ZMD und Milli Görüs“ bezeichnen zu müssen, dann wäre ihre eigene passende Einordnung wohl die einer Hofnärrin am Hofe der Islamhasser.“

http://www.faz.net/artikel/C31315/islam-debatte-das-ist-rechtskulturrelativismus-30328453.html

Europas Scharialobby arbeitet auch von Belgien aus. Institute for Migration Law & Legal Anthropology, Law Faculty, K.U. Leuven:

Secular Models in Europe – Innovative Approaches to Law and Policy

http://www.religareproject.eu/

Hinter hehren Autoritäten …

http://www.religareproject.eu/advisory-board-list

… nisten die Fachfrau für schariatisches Familienrecht Marie-Claire Foblets (Projektkoordinatorin; Institute for Migration Law and Legal Anthropology at the Law Faculty in Leuven: “particular interest in the application of Islamic family laws in Europe, and more recently in the accommodation of cultural and religious diversity under State law”), Jørgen S. Nielsen (Centre for European Islamic Thought (CEIT), Kopenhagen, Dänemark), Louis-Léon Christians (professor and head of the «Chair for Law and Religion » at the Université catholique de Louvain (UCL), and since 2008, president of the interdisciplinary master in Religious Studies, Leuven, Belgien), sowie Mathias Rohe und Jörn Thielmann aus Erlangen.

http://www.religareproject.eu/team-researchers

(36) Myrian Dietrich im Bild (18.02.2007), wie sie gerade erhöht wird durch Mathias Rohe, der die Festrede hält anlässlich der „Verleihung des Alfred-und-Ida-Marie-Siemens-Preises [2005] an seine Doktorandin Dr. Myrian Dietrich für ihre Dissertation zu dem Thema „Rechtliche Perspektiven eines islamischen Religionsunterrichts an deutschen Schulen“.

http://www.jura.uni-erlangen.de/fachbereich/fotoalbum/2006-2/fotos/DSC_6395%20copy.jpg

(37) Burhan Kesici, Generalsekretär des Islamrates, spricht mit Abdul-Ahmad Rashid über das Verbot von Schweinefleisch und Alkohol sowie über zahlreiche Speisevorschriften, die fromme Muslime befolgen.

http://stream-tv.de/sendung/225496/forum-am-freitag-halal-was-muslime-essen-duerfen

(38) in: Bülent Ucar, Yavuzcan Ismail: Die islamischen Wissenschaften aus Sicht muslimischer Theologen: Quellen, ihre Erfassung und neue Zugänge im Kontext kultureller Differenzen (Frankfurt 2010), Reihe für Osnabrücker Islamstuden Band 1, Seite 60-61.

http://books.google.de/books?id=St54oHIvMW8C&printsec=frontcover#v=onepage&q&f=false

(39) Lamya Kaddor: „Die Aufklärung ist für den Islam nicht übertragbar.“

Annedore Beelte: Der Oldenburger Religionspädagoge Jürgen Heumann bezweifelt das. Die Schule steht in der Tradition der Aufklärung, argumentiert er. Zum evangelischen und katholischen Religionsunterricht gehöre, sich kritisch mit der Entstehung der Religion auseinanderzusetzen. Auf muslimischer Seite sieht Heumann aber wenig Bereitschaft, Allah selbst zur Diskussion zu stellen. Geschweige denn, „die Entstehung des Koran als ein von Menschen in einer geschichtlichen Situation verfasstes religiöses Dokument zu würdigen – und damit zwischen Legende und historischer Entstehung zu unterscheiden“. Lamya Kaddor, die islamische Religion unterrichtet und bis vor kurzem die vakante Professur an der Universität Münster vertrat, empört eine solche Position. „Die Aufklärung ist für den Islam nicht übertragbar“, sagt sie. Das Ergebnis sei das Gleiche: eine zeitgemäße Religionspraxis und ein friedvolles Miteinander mit anderen Gruppen. Als Muslima zweifele sie aber „nicht daran, dass stimmt, was im Koran steht“.

http://www.cibedo.de/islamischer_religionsunterricht.html

Religionspädagogin Lamya Kaddor und das Kalifat

Juni 6, 2010

تلمیح

talmīḥ

Allusion to a well known event, personality or story (1)

Anspielung

Sapienti sat. Augenzwinkern.

Lamya Kaddor und die Rhetorik der Allusion. Kaddors »Muslimisch, weiblich, deutsch! Mein Weg zu einem zeitgemäßen Islam« (C. H. Beck, München 2010) kritisiert von Jacques Auvergne

Unweit der Koblenzer Innenstadt, im Stadtwald südlich des Ortsteils Karthause, liegt der als Aussichtspunkt beliebte Rittersprung. Ein mittelalterlicher Galgenberg wenig unterhalb davon, in der Laubach, ist anzunehmen, religionskonformes und volkspädagogisches Erhängen entspricht aber ebenso wenig unserem heutigen Rechtssystem wie die eisenzeitliche Moorleiche oder das germanische Wergeld, auch wenn einige der deutschen zum Islam konvertierten Pädagogen das durch Legalisierung der Lapidation rechtsspaltend-postmodern („kultursensibel“) ändern wollen:

„Der Ehebruch“, weiß die kopftuchtragende Grundschullehrerin Eva-Maria el Shabassy, gottesfürchtige Ehefrau des Ägypters Omar, „ist ein Verbrechen wie der Mord. Die Strafe steht in der Scharia (2).“ Ja, freilich steht sie dort als ein nicht hinterfragbarer Befehl, die Steinigung. Glücklicherweise sieht die Mehrheit der Bundesbürger das noch etwas anders, und hoffentlich gibt die Pädagogin aus Aachen-Richterich das vor Regentropfen und Höllenflammen schützende Kopftuch jeden Tag vor Unterrichtsbeginn an der Garderobe des Lehrerzimmers ab, weil politische Werbung rund um staatliche Schulen und erst recht im Klassenzimmer unzulässig ist.

Lamya Kaddor ist mit dem zartbesaiteten Ḥamās-Versteher Thorsten Gerald Schneiders verheiratet, wie er es uns im Vorwort seines »Heute sprenge ich mich in die Luft – Suizidanschläge im israelisch-palästinensischen Konflikt« sagt (3). Politologe Schneiders arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter an Deutschlands erstem Lehrstuhl für Religion des Islam am »Centrum für religiöse Studien« (CRS) der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.

Wer ist Lamya Kaddor? Den Vornamen Lamya finde ich von der am 27.04.2005 auf ihrer Haustürschwelle ermordeten irakischen Parlamentsabgeordneten Lamiya Abed Khadawi abgesehen (genau eine Woche eher misslang ein Attentat, das dritte, auf den ihr politisch verbundenen Ayad Allawi, Iyād ʿAllāwī) häufiger in der Schreibweise Lamyaa, Laamyaa und Lamiaa. Er gehört nicht zu arabisch glitzernd oder strahlend (brilliant, lustrous, shining, radiant), das wäre Lāmiʿa, sondern bedeutet „Die mit den dunklen Lippen (of dark lips, dark lipped)“ – Lamiyāʾ. Kaddor indessen schreibt ihn auf ihrer Homepage in arabischen Buchstaben ohne ʾ, Hamza, als Lamiyā. Der Familienname Kaddor lässt sich, bis auf Lamya Kaddor höchstselbst, im Netz kaum irgendwo finden, Qaddoor oder Qaddour hingegen ist auch ein Jungen- und Männername mit der Bedeutung der Fähige (qaddūr, the Capable), gelegentlich als Nachname (al-Qaddoor, el-Qaddour) auch im Libanon und eben in Syrien; Kaddor als Familienname existiert selten in Marokko, einmal als Kaddoor im Libanon. Wäre statt Lamya also Lamiya gängiger und statt Kaddor ein Kaddur? Wie auch immer, Vor- wie Nachname der Lamya Kaddor, kunstsinnig zurechtgeschnitzt, bilden, zumal in ihrer Kombination, ein Markenzeichen mit Alleinstellungsmerkmal. Name hin, Name her, was wir natürlich in Erfahrung bringen wollen, ist ihre Ferne oder Nähe zu Vertretern der polyglotten Gegenmoderne in ihren längst kooperierenden drei Bewegungen JI bzw. Deobandi (urdu, englisch), Muslimbruderschaft (arabisch, englisch, französisch, bosnisch, deutsch) und Millî Görüş (türkisch, deutsch).

Lamya Kaddor gab gemeinsam mit dem Diplom-Sozialpädagogen und jetzigen Ehemann Thorsten Gerald Schneiders das Buch »Muslime im Rechtsstaat« heraus, in dem Fundamentalisten und Schariapolitiker wie Anas Schakfeh (IGGiÖ; wie Kaddor aus Syrien stammend), der das Kalifat erstrebende Ex-Botschafter Murad Wilfried Hofmann sowie der Murābiṭūn-Sektierer Abu Bakr Rieger (Herausgeber der Islamischen Zeitung) publizieren durften. Von Kritik an Hofmann oder an den dezidiert antimodernen Murābiṭūn fehlt jede Spur. Nicht fehlen durfte unter den Autoren der Kommunalwissenschaftler Prof. Dr. Janbernd Oebbecke, Senatsvorsitzender der Westfälischen Wilhelms-Universität zu Münster und Verfahrensbevollmächtigter des Islamrats für die Bundesrepublik Deutschland und des Zentralrats der Muslime in Deutschland gegen das Land Nordrhein-Westfalen zum Streitgegenstand der Einführung eines bekennenden Islamischen Religionsunterrichts an öffentlichen Schulen. Oebbecke lehrt Öffentliches Recht und Verwaltungslehre, im Jahre 2003 veröffentliche er sein »Das „islamische Kopftuch“ als Symbol« in »Kirche und Religion im sozialen Rechtsstaat«, Herausgeber war Stefan Muckel (4).

Muckel hielt am 07.05.2010 den Eröffnungsvortrag (»Zur Trennung von Religion und Politik im säkularisierten Verfassungsstaat – Grundlagen und aktuelle Fragestellungen«) an der Fachhochschule für Öffentliche Verwaltung in Brühl bei Köln, Teil eines dreitägigen Symposions, das die Bundeszentrale für politische Bildung als »Zukunftsforum Islam. Muslimische Religiosität, Staatsbürgerschaft und Partizipation« ausgerichtet hatte. Stefan Muckel fand nichts dabei, mit Chalid Durmosch (5) von der Berliner »Lichtjugend« (www.lichtjugend.de, Said-Nursi-Nachfolger um Levent Yükcü und den Konvertiten Andy Abbas Schulz) sowie der den angeblich spirituell ausgerichteten Iran verteidigenden schiitischen Theologin Hamideh Mohagheghi aufzutreten. Bernd Ridwan Bauknecht und Lamya Kaddor kommentierten in Brühl den Film »Allah im Klassenzimmer« (Ahmet Senyurt). Islamwissenschaftler Michael Kiefer, ein Schüler des Mathias Rohe, moderierte die Veranstaltung. Der in Bonn wohnhafte Bauknecht stammt aus Schwaben, konvertierte zum Islam und ist Ehemann einer Türkin, mit der er drei Kinder hat. Bauknecht ist Mitglied der 2010 von Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) umstrukturierten und nach wie vor die Demokratie gefährdenden Deutschen Islam Konferenz (DIK) und arbeitet seit einem halben Jahrzehnt an Bonner Schulen als Lehrer für Islamkunde. An einer Hauptschule und an drei Grundschulen in Bad Godesberg, sozusagen im Schatten der wahhabitisch ausgerichteten König-Fahd-Akademie und teilweise mit eben den arabischsprachigen Kindern, die dort nicht länger unterrichtet (aufgehetzt) werden durften (6), will der tapfere Bauknecht den Islam demokratisieren oder auch umgekehrt (7).

Mouhanad Khorchide von der Uni Münster war am 07. Mai zugegen, hochschultechnisch so etwas wie der Ersatzmann für den gründlichen Islamwissenschaftler Sven Kalisch, leider wohl, anders als Ex-Muslim Kalisch, schariatreu.

Der renommierte Kölner Staatskirchenrechtler Muckel wirbt dafür, die Welt aus dem Blickwinkel Allahgottes und seiner Stellvertreter zu betrachten: „Eine Lösung der gesellschaftlichen und rechtlichen Probleme, die der Islam hierzulande aufgeworfen hat, kommt nicht ohne einen Perspektivenwechsel aus (8).“ Muckel scheint das mühselig genug verbotene Lehrerinnenkopftuch wieder herbeizusehnen: „Ein Kopftuchverbot könne nicht mit der staatlichen Neutralität begründet werden, da die Lehrerin an der öffentlichen Schule nicht nur den Staat repräsentiere, sondern juristisch auch für sich selbst stehe und, sofern sie das Kopftuch aus religiösen Gründen trage, im staatlichen Bereich berechtigt sei, ihre Grundrechte auszuüben (9).“

Ebenfalls bei Thorsten Gerald Schneiders (»Muslime im Rechtsstaat«) kam Wolf D. Ahmad Aries als Mitautor zum Zug. Aries ist wissenschaftlicher Beirat des Islamrats für die Bundesrepublik Deutschland und Vertreter des Islamrats als Mitglied im Beirat des CRS an der Münsteraner Uni. Der Oberstleutnant der Reserve ist Vorstandsmitglied der die Schariatisierung Deutschlands mit Elan und erstem Erfolg betreibenden Gesellschaft für Muslimische Sozial- und Geisteswissenschaftler (GMSG). Last but not least ist der Labour-Politiker und Peer im House of Lords, Lord Nazir Ahmed of Rotherham zu erwähnen (10), ein 1957 im pakistanischen Teil von Kaschmir geborener muslimischer britischer Funktionär, dem Thorsten Gerald Schneiders und Lamya Kaddor die Wortmeldung gerne gestatteten (11).

Kaddor hat also keine Probleme, mit dem weiteren Umfeld der Muslimbruderschaft über den Islam nachzudenken und könnte damit der im Jahre 1928 von Tariq Ramadans Großvater Ḥasan Aḥmad ʿAbd ar-Raḥmān al-Bannā gegründeten Bewegung ja vielleicht wohlwollend gegenüber stehen. Öffnen wir ihr neues Buch »Muslimisch, weiblich, deutsch! Mein Weg zu einem zeitgemäßen Islam«. Lamya Kaddor hat die Pädagogik der Zukunft im Blick und legt los:

10. Doch warum brauchen wir einen Gott?

In der BRD besteht Religionsfreiheit, das bedeutet, dass unsere Kinder, Geschwister, Nachbarn und Kollegen atheistischer, polytheistischer oder andersreligiöser Weltauffassung durch muslimische Glaubensfanatiker unbehelligt zu lassen sind und dass deutsche so genannte Muslime (eine Spezies Islam-Staatsbürger gibt es nur im Kalifat) den Islam verlassen können, ohne nach Allahgottes Gesetz ermordet zu werden. Stimmt, nach dreitägiger Bedenkzeit.

Der grausame, so genannte edle Koran gibt in 5:33 gibt den Befehl aus: „Dass jeder Kämpfer gegen Allahgott und seinen Propheten sowie jeder Verderbenstifter auf Erden umgebracht oder gekreuzigt werden muss oder eine Hand und einen Fuß verschiedener Körperseiten amputiert bekommt oder aus dem Land vertrieben wird: So wird ihre Erniedrigung in dieser Welt sein, und im Jenseits wird ihnen grausame Strafe zuteil. (12).”

Der berühmte persische Historiker Abū Ǧaʿfar Muḥammad bin Ǧarīr bin Yazīd aṭ-Ṭabarī (839 – 923) weiß in IX:82, dass „Der Prophet den Khalid mit einer Armee von 400 Kriegern gegen den Stamm Harith ausschickte und ihnen den Befehl zum Angriff gab, sofern sie der Einladung zum Islam nicht innerhalb von drei Tagen Folge leisten. Sollten sie sich unterwerfen, habe Khalid ihnen den Koran, die Sunna Mohammeds und die Erfordernisse des Islam zu lehren, lehnten sie jedoch ab, habe der Angriff ausgeführt zu werden (13).”

Doch warum braucht Kaddor so „einen Gott“? Geschickt legt sie den nichtmuslimischen Lesern nahe, so sie noch nicht gleich zum Islam konvertieren möchten, ihre Gottheit mit dem koranischen Allāh zu verschmelzen oder jedenfalls irgendwie auszusöhnen, womit das „warum brauchen wir einen Gott“ dem islambefördernden, postmodernen Fetisch namens „DER EINE GOTT“ [der Juden, Christen und Muslime] angeähnelt wird, das mit dem Ziel der Islamexpansion bei Deutschlands masochistisch sanften Kirchentagsmilieus und sadistisch grimmigen Sunniten oder Schiiten in Umlauf gebracht wird (14).

11. Was ist denn nun endgültig richtig oder falsch – wer außer Gott könnte jemals eine Antwort darauf geben?

Sehr geehrte Frau Kaddor, Sie fragen nach der zeitlichen Gültigkeit von Gesetzen. Die auf der Sechsmächtekonferenz (London, erste Jahreshälfte 1948) entstandenen und von den Westmächten den Deutschen überreichten Frankfurter Dokumente (I.G.-Farben-Haus, Frankfurt am 01.07.1948) sowie die Gespräche der elf Ministerpräsidenten bei der Rittersturz-Konferenz (Aussichtspunkt Rittersturz im Koblenzer Stadtwald, Koblenz-Karthause am 08.07.-10.07.1948 (15)) öffneten den Weg für das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland (GG, Bonn am 23.05.1949). Dieses GG beruht auf den Standards der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (Paris 10.12.1948). Und damit ist die Frage nach der Gleichberechtigung des Nichtmuslimen, des Islamapostaten sowie die Frage nach der Gleichberechtigung von Mann und Frau für uns beide für heute beantwortet und für morgen gleich mit.

Die islampädagogisch und islamjuristisch geforderte Herabstufung der Frau ist von der Scharia zwar „endgültig“ (Kaddor) vorgesehen, aber mit den universellen Menschenrechten und der deutschen Verfassung nicht zu machen. Die Islamische „Bewegung“ (JI, MB, Millî Görüş) ist insofern ein paar Jahrzehnte (oder Jahrhunderte) zu spät gekommen und kann das differenziert diskriminierende soziale Gewebe namens al-islām in Europa nicht verwirklichen, weil Rechtssystem und Staat bereits vorhanden sind. Lamya Kaddor:

13. Viele Muslime leben nach Koran und Sunna. Sie nehmen ihre Religion als Regelwerk wahr, ohne zu wissen, woher die Gebote und Verbote stammen.

Ja woher stammen sie denn, die Gebote, doch nicht etwa von einem gewissen Allahgott?

Haben die vielen Muslime nun eine Wahrnehmungsstörung, dass sie ihre Religion als ein „Regelwerk“ (Kaddor) wahrnehmen? Und ist das jetzt schrecklich oder günstig, den Islam als ein „Regelwerk“ zu verstehen? Oder ein bisschen Regelwerk, nicht zuviel Regelwerk, aber auch nicht zuwenig? Und wer seine Scharia-Gelehrten nicht kennt, braucht nicht zu gehorchen, einstweilen jedenfalls? Kaddor streut die Mehrfachbotschaft und sphinxlächelt.

Das ist typisch für die gleichsam gastronomische Rhetorik der Küchenmeisterin Kaddor: genießerisch eine provokante Andeutung in den nach Islamerklärung hungernden Raum stellen und anschließend das (richtig) als strukturell fragmentiert eingeschätzte Publikum der weiteren Fragmentierung entgegen köcheln lassen. Es mag sich dann, Minuten oder Tage später, jeder selbst am Büffet bedienen, der Muslim nehme gerne von der zunehmend schariatisch zubereiteten und mit ein wenig Kalifat gewürzten Speise, der Nichtmuslim möge in den Lobgesang vom friedlichen und frauenfreundlichen Islam einstimmen und möge die Lehrerin aus Dinslaken-Lohberg (vielleicht ja fehlerhaft) für an der Integration in die universellen Menschenrechte interessiert halten.

13. Doch wie viele Muslime wissen, was der Koran lehrt und welche Ethik er vertritt?

Ja was lehrt dieser geheimnisvolle Koran denn, doch nicht etwa, dass die Frau nur halb so viel erben darf wie der Mann und dass der Gehorsamsverweigerer im Feuer der Hölle brennt?

Kaddor lässt die Nichtmuslime im Glauben, ein großer Teil von Deutschlands Muslimen hätte vom Islam keine Ahnung. Die Außenperspektive und die Erkenntnis der misogynen und kulturrassistischen Anti-Ethik des Koran betreffend stimmt das sogar, aber die durchschaut nicht einmal Kaddor oder aber bevorzugt, mit derlei ideologischer Grundrechtswidrigkeit Karriere zu machen. „Wie viele Muslime wissen, was der Koran lehrt“, das können zehn Prozent sein, „wie viele Muslime“ können ebenso neunzig Prozent sein, frei nach Kaddor: „meine Damen und Herren lassen Sie uns mutig die genaue Frage stellen und nicht beantworten, wie viele Muslime, ja, exakt: wie viele?“

So argumentiert Kaddor seit Jahren – die Sphinx lächelt, und alle Zeitungen drucken das islambezogene Nebelwerfen ab. Unauffällig stilisiert sich Kaddor als Hüterin des islambezogenen Wissens, wer es jetzt noch wagt, Frau Kaddor zu widersprechen, kann den Islam nicht verstanden haben. Auch der Verlag C. H. Beck trägt so, sicherlich unbeabsichtigt, dazu bei, Kaddor die pädagogische, islamdidaktische und bildungspolitische Deutungshoheit zum Thema Islam zuzuschreiben. Ob Kaddor fundamentalistische oder antiemanzipatorische islamische Positionen vertritt oder begünstigt, steht nicht länger zur Debatte.

13. Schon die Namen der vier „rechtgeleiteten Kalifen“ kennen die wenigsten. Kaum jemand weiß, was den Islam tatsächlich ausmacht.

Das ist sehr praktisch, weil dann („kaum jemand“) auch Maryam Namazie, Taslima Nasreen, Jaya Gopal, Tilman Nagel oder Hans-Peter Raddatz nicht wissen können, was den Islam „tatsächlich“ (Kaddor) ausmacht.

Die Namen der vier Kalifen stehen in jedem Geschichtsbuch, hier zusätzlich auf türkisch:

Abū Bakr (Ebu Bekir), ʿUmar (Ömer), ʿUṯmān (Osman), ʿAlī (Ali). Wer mag, genauer:

ʿAbd Allāh Abū Bakr aṣ-Ṣiddīq (Ebu Bekir es-Sıddık), ʿUmar bin al-Ḫaṭṭāb (Ömer ibn Hattab), ʿUṯmān bin ʿAffān (Osman bin Affan), ʿAlī bin Abī Ṭālib (Ali bin Ebu Talib).

Es mag stimmen, dass viele deutsche Muslime diese vier Namen nicht in jedem Augenblick nennen können. Die gottesfürchtige Arabischlehrerin Kaddor mag sich doch nun bitte ein Megaphon besorgen und die vier Kalifennamen auf einer mehrwöchigen deutschen Städte-Tournee stundenlang akzentfrei intonieren, damit wir Unwissenden mit ihr endlich auf Augenhöhe in den Dialog treten können.

Was wirklich interessant wäre, verschweigt uns Kaddor, dass nämlich Kalif Nummer 2 (durch den christlichen Sklaven eines prophetischen Gefährten), Kalif drei (durch Aufständische, möglicherweise unter Mitwirkung von ʿĀʾiša, Ṭalha und az-Zubayr) und sogar der vierte Kalif (charidschitisches Attentat durch den in der Moschee hinter dem Klifen betenden Abd ar-Rahman ibn Muldscham as-Sarimi) einem Mordanschlag zum Opfer fielen, immerhin 75 % der korrekt orientierten Statthalter, die bis heute übliche innerislamische Weise der Meinungsbildung vorwegnehmend.

Islampolitischer Mord statt friedlicher Machtwechsel. Einen anderen Islam gibt es nicht.

13. Hätte ich nicht Islamwissenschaften studiert, wäre ich genauso unwissend.

Die außergewöhnliche und wissende Kaddor hat islambezogenes Wissen. Wir Gewöhnlichen haben kein islambezogenes Wissen. Es gibt also die Elite der Islamkundigen und das Gros, das „unwissend“ (Kaddor) ist, vulgo doof. Die neuen Hohepriester des politischen Dialog-Kultes (Pöttering, Horst Köhler: „eine im Kern friedliche Religion“) haben das Recht, die Volksmasse zu führen, in ihrer Propaganda strukturell durchaus Stalins Politbüro-Kandidaten oder ZK-Sekretären ähnlich beziehungsweise den Reichsstatthaltern der deutschen Gleichschaltung.

Wenn es erst gelingt, den islamfreundlichen Baugrund eines totalitären (kapitalistisch-schariapolitischen) Weltanschauungsstaates zu befestigen, die Messbarkeit des Erfolges liegt hierbei in der Option, Erinnerungsfähigkeit und Denkfähigkeit der europäischen Islamkritiker unwidersprochen als „Ressentiments“ zu verunglimpfen und die gründlichsten Islamkritiker als gemeinschaftsschädlich darzustellen, mag irgendwann eine Bolschaja Tschistka (Большая чистка, Große Säuberung, 1937-38) gelingen.

Hält die im westfälischen Ahlen geborene Pädagogin die Herren al-Maudūdī und Chomeini für unwissend, haben Menschen wie Necmettin Erbakan, Nadeem Elyas, Rabeya Müller oder Oğuz Üçüncü (Generalsekretär der IGMG) den Islam denn so sehr falsch verstanden?

13. Wer weiß, was ein Analogieschluss ist, das für die praktischen Belange wichtigste Instrumentarium?

Frau Kaddor, hier gelten das Grundgesetz und die abgeleiteten Gesetze und Verordnungen, sehr wohl auch für meine und Ihre „praktischen Belange“.

„Wer weiß, was ein Analogieschluss ist?“ Deutschlands Exil-Iraner, Ex-Muslime oder Islamkritiker beispielsweise wissen das und kennen den Islam aus überwiegend leidvoller Erfahrung recht gut.

Wir wissen: Den Hanbaliten sind iǧmāʿ (Idschma, gelehriger Konsenus) und qiyās (Qiyas, schariabasiert-jenseitszentrierter Analogieschluss, bei Kaddor wahrheitswidrig „Analogieschluss“) gar nicht zugänglich, die drei anderen sunnitischen Rechtsschulen gestatten allenfalls den ʿulamāʾ (Sg. ʿālim) den iǧtihād, das autonome Interpretieren von Koran und Sunna innerhalb der schariatischen Bahnen, und ob iǧtihād (Idschtihad) nach dem Jahre 1000 oder 1200 überhaupt noch zulässig ist, wissen die Götter, die Muslime jedenfalls wissen es nicht. Nur: Dass sie den iǧtihād betreibenden Welterklärern gehorsamspflichtig wären, DAS wissen sie und dazu erzieht auch Lamya Kaddor Deutschlands „muslimische“ Minderjährige. Tatsache ist, dass jeder qiyās (Kaddor: „Analogieschluss“) nur in den Grenzen der Scharia gefällt werden könnte bzw. kann, und die verletzen die Grenzen der weltweiten, unteilbaren Menschenrechte ebenso eindeutig wie sie mit der deutschen Verfassung kollidieren.

Will die andeutungsvoll parlierende Kaddor behaupten, ein ʿālim zu sein? Bei wem hat sie eigentlich studiert, wie Michael Kiefer beim Erlangener Juristen Mathias Rohe („In Deutschland wenden wir jeden Tag die Scharia an“, „Das islamische Recht ist auch ein Recht“), beim „Islamologen“ Amir Zaidan (Kamel-Fatwa vom 07.01.1998) oder gleich an der Kairoer Azhar bzw. bei den saudischen Wahhabiten? Wie viele Semester hat Kaddor dort (wo auch immer) studiert, wie erfolgreich, mit welchem Abschluss? Wann endlich dürfen wir ihre Abschlussarbeit lesen? Beansprucht Kaddor gar, den islamrechtlich verbindlichen Analogieschluss durchführen zu dürfen?

Wer bitte ist denn nun weisungsberechtigt, Mustafa Cerić (ECFR) vielleicht? Und wer muss gehorchen, etwa die „zu muslimisierenden“ Schülerinnen und Schüler in Kaddors Religionsunterricht? Was geschieht dann mit den Gehorsamsverweigerern der demnächst (mit oder ohne Idschma bzw. Qiyas) ausgegebenen religiösen Befehle durch Autoritäten wie al-Qaraḍāwī, Üçüncü oder Cerić?

14. Die größte Herausforderung … lässt sich in die Formel fassen: Islam und 21. Jahrhundert = ?

O Allāh, deine Scharia ist erhaben und zweifelsohne ein Fragezeichen.

Da ist es wieder: dieses große sozialpolitische Rätsel namens al-islām, und Kaddor zeigt mit dem Finger todesmutig darauf. Man möge der gottesfürchtigen Fragezeichenfinderin jetzt doch rasch ein Bundesverdienstkreuz verleihen oder auch zwei. Das ist ja bahnbrechend für die Pädagogik am Beginn des neuen Jahrhunderts, Kaddor befragt die Menschheit nach dem Islam.

G-l-e-i-c-h F-r-a-g-e-z-e-i-c-h-e-n da muss man erst einmal drauf kommen. Vergessen Sie Albert Einstein und sein e = mc zum Quadrat, nein, Lamya Kaddor fand die Weltformel » i = ? «

Der Rechtsstaat zittert mit, ganz Deutschland ist aus dem Häuschen. Genug der Witzelei, es reicht schließlich, dass die Schariafreunde die freiheitliche Lebensweise ironisieren – bei zunehmendem Fragezeichen (al-islām) wird vom Rechtsstaat nichts übrig bleiben.

14. Dennoch ist die Aufgabe noch nicht gelöst worden. Niemand hat Interesse daran.

Kaddor rettet alle diese desinteressierten deutschen und europäischen Muslime. Kaddor interessiert sich, sonst macht das ja „niemand“ (Kaddor). Lieber Verlag C. H. Beck: Hätte man Kaddors Buch nicht einmal Korrektur lesen sollen auf verlegerische Standard-Kriterien wie Verfassungstreue, Faktennähe und vermiedene Hochstapelei?

15. Keine Frau sitzt im europäischen oder internationalen Muslimrat.

Welches Gremium meint die Dame, europäisch doch nicht etwa das gegenmoderne und frauenfeindliche European Council for Fatwa and Research (ECFR, Dublin) oder die der gewaltbereiten Muslimbruderschaft nahe stehende Federation of Islamic Organisations in Europe (FIOE, Brüssel), weltweit doch nicht etwa die Organisation der Islamischen Konferenz (OIC) mit ihrer Kairoer Menschenrechtserklärung aus dem Jahre 1990, in der alle Menschenrechte der seit al-Ġazālī alle Lebensbereiche umfassenden und unveränderbaren, frauendiskriminierenden und faschistoiden Scharia nachgeordnet sind? Empfiehlt Kaddor Deutschlands und Europas muslimischen Frauen, sich in OIC und ECFR beziehungsweise FIOE „einzubringen“, wie das in der Sprache der alten Achtundsechziger so schön heißt?

16. Zum frühen Islam gehört eine Reihe von einflussreichen und selbstbewussten Denkerinnen … zu den bekanntesten … gehört Aischa

ʿĀʾiša bint Abī Bakr (Aişe bint Ebu Bekir) wurde vom Propheten als Sechsjährige geehelicht und Mohammed vollzog die Ehe mit ihr, als sie neun Jahre alt war. Die Muslimische Jugend Deutschlands (MJD) billigt und erläutert den prophetischen Geschlechtsverkehr mit der Kindbraut:

„´A’ischa war für ihr Alter körperlich reif, da die Frauen in warmen Ländern frühzeitig körperlich wuchsen. Die jungen Frauen wurden damals im jungen Alter verheiratet … Auch die Tochter von Hujai Ibn Al-Achtab, jüdischer Abstammung, wurde im Alter von 11 Jahren verheiratet (16).“

Die MJD meint Ṣafīya, die Tochter (bint) des Ḥuyaiy aus dem jüdischen Stamm der Banū n-Naḍīr, deren männliche Angehörige durch die Allahfreunde umgebracht wurden und die Frauen und Kinder versklavt. Ein anderer einflussreicher Stamm von Juden aus Yathrib nachmals Medina, die Banū Quraiẓa, sind bis auf zwei oder drei Konvertiten zum Islam ausgerottet worden, das sind 400 oder 900 Ermordete. Mohammeds Gefolgschaft ist eben keine „im Kern friedliche Religion“.

Der höchste saudische Scheich, Āl aš-Šayḫ, erklärt die Ehe und Lebensweise der ʿĀʾiša als vorbildlich und gestattet es jedem männlichen Muslimen, zwölf- oder zehnjährige Mädchen zur Braut und damit zum Schwängern ins islamisierte eheliche Bett zu nehmen (17).

Lamya Kaddor kennt das Prinzip Kindbraut, in Griechenland ist es anerkanntes Recht und dort werden in der Region Komotiní Elfjährige verheiratet und geschwängert. Aus dem rheinischen Düsseldorf werden dieselben zwölfjährigen schwangeren „muslimischen Ehefrauen“ wenig später nach Héllas zurückverfrachtet. Dosiert und befristet ist man im Rheinland erschrocken: „Ein Skandal“, nennt das voller Empörung Diana Goldermann-Wolf vom Kinderschutzbund. „Staatlich geförderter Kindesmissbrauch – so etwas darf es in Europa nicht geben und verstößt auch gegen die UN-Kinderrechts-Konvention (18)“.

Auf 204 Buchseiten verliert Frau Kaddor keine Silbe zum islamischen Verheiraten kleiner Mädchen. Offensichtlich ist der islamischen Religionspädagogin anderes von größerer Wichtigkeit, etwa, für das Recht der deutschen Muslima auf Haarbedeckung, Ganzkörperumhang und Gesichtsschleier zu werben.

17. Der arabische Begriff fitna entstammt dem Bereich des islamischen Rechts

Seit neun Jahrhunderten ist jeder arabische oder anderssprachige Begriff vom „Bereich“ (Kaddor) der Scharia geschluckt worden. Mit al-fitna, feindselige Zerspaltung der Gemeinschaft der Muslime, ist gleichermaßen Liebreiz wie Erregung öffentlichen Ärgernisses oder Volksverhetzung gemeint, weibliche Enthemmtheit ebenso wie der unmittelbar bevorstehende Zusammenbruch der staatlichen Ordnung. Säkular denkende Menschen – also auch säkulare Muslime – sollten den hoch politischen männlichen Machtanspruch auf Kontrolle der weiblichen Sexualität, sollten die den weiblichen Körper obszönisierende und das feminine Genital politisierende Pflichtenlehre der Scharia als totalitär und gegenmodern benennen.

Bemerkenswert verschwommen beklagt Lamya Kaddor die seit Jahrhunderten übliche muslimische Frauenfeindlichkeit, konstruiert mühselig einen makellosen und geschlechtergerechten Ur-Islam und eine immer wieder in einer Art von Selbstheilung hervorbrechende islamische Frauenfreundlichkeit. Was natürlich wahrheitswidrig ist, denn die vieldimensional durchdachte Herabsetzung der Frau ist bereits im Koran klar angeordnet und in die Normen- und Pflichtenlehre der Scharia sowie in die Spruchrechtpraxis des Fiqh eingegangen.

Im Einklang mit der islamischen Orthodoxie zeigt Kaddor andererseits und wenig plausibel großes Interesse daran, den Frauenleib differenziert andersartig aufzuladen als den Männerkörper, denn der Mann soll sein Haupthaar schließlich nicht bedecken. Womit weibliches Kopfhaar zum Schamhaar wird und das Kopftuch zum Politikum.

Feridun Zaimoğlu, den Kaddor sehr schätzt, bezeichnet den ḥiǧāb und das Schleiersubstitut des Kopftuches islamkonsequent als „Schamtuch (19)“.

Bei allem Grübeln über die altarabisch-stammeskulturelle Aufspaltungs-Phobie der fitna hätten wir beinahe übersehen, was Lamya Kaddor uns trickreich unauffällig in die Debatte gemogelt hat: die jenseitszentrierte und sexualmagisch ansetzende Rechtssprechung, die islamische Justiz („entstammt dem Bereich des islamischen Rechts“). Nein Frau Kaddor, hier besteht bereits eine Rechtsordnung, wir brauchen keine zweite.

20. [Deutschlands muslimische] Schülerinnen und Schüler … Auch scheinen sie sich nicht vorstellen zu können, dass es im Islam jenseits des Regelwerks auch noch etwas anderes gibt: Ethik, Spiritualität, Glaubensfreude.

„Jenseits“ (Kaddor) dessen also, was erst einmal zu befolgen ist, jenseits des „Regelwerks“ (Kaddor). Lamya Kaddor fordert die so genannten muslimischen Schülerinnen und Schüler dazu auf, Allahs „Regelwerk“ einzuhalten, das heißt: der Scharia Folge zu leisten. Anschließend oder außerhalb davon mögen die jungen Menschen dann gefälligst gerne auch jede Menge „Glaubensfreude“ (Kaddor) spüren.

Was für ein Regelwerk könnte Kaddor sonst meinen, wenn nicht jene menschenrechtswidrige Pflichtenlehre, zu der al-Maudūdī, al-Qaraḍāwī und Necmettin Erbakan aufrufen? Kaddor schweigt, wenn auch nicht weise so doch wissend, ernennt sich zum Gründungsmitglied einer angeblich existierenden Organisation namens „Verein der LehrerInnnen für Islamkunde in deutscher Sprache in NRW“ deren erste Vorsitzende auf den Namen Lamya Kaddor hört, setzt ein Sphinxlächeln auf und lässt sich von Norbert Lammert (CDU, MdB, Bundestagspräsident) mit einem bombastisch sinnfreien: „Tatsächlich ist das Problem von Migration und Integration in Deutschland nicht, dass wir zu viel Zuwanderung, sondern dass wir zu wenig Einbürgerung haben“ für eben dieses Buch loben, das wir gerade fassungslos in den Händen halten (20).

Wie die Bundesrepublik Deutschland die Grundrechtswidrigkeit des orthodoxen Islam und der Scharia durch großzügige Austeilung von Aufenthaltsbewilligungen und Personalausweisen abbauen möchte, behält Norbert Lammert (Bundestags-Wahlkreis Nummer 141, Bochum: Bochum-Mitte, Wattenscheid, Süd und Südwest) allerdings einstweilen für sich. Man bemerke: hauptberufliche Islambeschwichtiger sind Geheimnisträger, denn der Präsident des Deutschen Bundestags tut kund: „Was ich gehört habe, behalte ich dagegen meist für mich (21).“

Man könnte leicht übersehen, dass die muslimische Religionspädagogin es vermieden hat, etwas zur „Ethik“ des Islam beziehungsweise zu ihrer persönlichen islamischen Ethik zu sagen.

22. Gäbe es einen „deutschen Islam“, … einen „amerikanischen Islam … würde die muslimische Gemeinschaft erneut gespalten, nämlich entlang nationaler Grenzen. Das Zusammenleben würde weiter erschwert leben.

Dass der organisierte Islam eine Phobie vor fitna hat, vor der Zerspaltung, hat sich herumgesprochen. Wer aber nach Kaddor mit wem das „Zusammenleben“ (Kaddor) in erster Linie pflegen soll, sind die amerikanischen Muslime und die deutschen Muslime, wohingegen gründliche Pädagogik oder Soziale Arbeit darauf Wert legt, dass die deutschen so genannten Muslime mit den deutschen so genannten Nichtmuslimen zusammenleben.

Oder zielt Kaddor gar nicht auf ein Zusammenleben als säkulare Staatsbürger, sondern auf ein Nebeneinanderherleben einer Mehrzahl von Glaubensnationen auf dem einen BRD-Territorium?

22 – 23. Es ist in Deutschland nur bedingt möglich, mit Kopftuch eine adäquate Arbeitssstelle zu erhalten

In der Tat ist das Lehrerinnenkopftuch in der Bundesrepublik Deutschland in vielen Bundesländern verboten und das ist auch gut so.

Lamya Kaddor will das nordrhein-westfälische und niedersächsische Lehrerinnenkopftuchverbot kippen, darüber hinaus sollen nach Kaddor Frauen überall im Arbeitsleben ihren Körper mit der islamischen Kleidung (ḥiǧāb, persisch pardā) „bedecken“ dürfen.

Nach der Doktrin der Bedeckung (ḥiǧāb) des weiblichen Körpers bei entsprechend durchgesetzter Segregation des Öffentlichen Raums in männlich-weiblicher Sphärentrennung (ebenfalls genannt ḥiǧāb) richtet sich Kaddors Forderung auch auf die in Saudi-Arabien den Frauen zwingend vorgeschriebene ʿabāya beziehungsweise auf die Burka (burquʿ) mit oder ohne niqāb (Gesichtsschleier).

26. Die Medien erwecken – gelegentlich unbewusst – den Eindruck, als zwinge der muslimische Glaube dazu, die Frauen und Mädchen zu unterdrücken, ihnen das Kopftuch aufzuzwingen oder die Scharia über das Grundgesetz zu stellen.

Der Schleier nämlich muss unzweifelhaft „freiwillig“ getragen werden, um bei Allahgott die maximale Anzahl an anrechenbaren ḥasanāt hervorzurufen. Ḥasanāt sind die mechanistisch gedachten Pluspunkte bei Allah, „individuell“ zu sammeln und seelenrettend.

Die Scharia ist auch für Frau Kaddor die sittlich höchststehende Werteordnung und Lebensweise. Kaddor ironisiert damit die von Menschen gemachten Gesetze mit wissendem Lächeln.

26, 27. Eine Flut von Büchern zum Islam verfestigt den negativen Eindruck.

Wohl wahr, je mehr islambezogenes Wissen, desto schlechter der Eindruck.

26, 27. Eine Flut von Büchern zum Islam verfestigt den negativen Eindruck. Zwar gibt es erfreulich viele gute Sachbücher rund um den Islam, aber andererseits auch zahlreiche fragwürdige Schriften selbsternannter „Islamexperten“. … mit Titeln wie … „Die Schuld, eine Frau zu sein“ … „Mundtot. Ich war die Frau eines Gotteskriegers“.

Welche Werke empfehlenswert sind, teilt uns Kaddor hier leider nicht mit, weshalb wir auf ihr Literaturverzeichnis auf Seite 205 – 206 zurückgreifen dürfen: Navid Kermani, Mathias Rohe, Thorsten Gerald Schneiders. Das Dreigestirn der Islamisierung Deutschlands, der Schariatisierung von Literaturbetrieb, Rechtssprechung und Sozialpädagogik. Unter „Tipps zum Weiterlesen finden sich ferner Gudrun Krämer (Geschichte des Islam, München 2008) und Annemarie Schimmel (Mystische Dimensionen des Islam, Frankfurt 2009) sowie „Der Koran für Kinder und Erwachsene. Übersetzt und erläutert von Lamya Kaddor und Rabeya Müller, 2. Aufl., München 2008“.

Schariaanwender und Rechtsverdoppler Mathias Rohe tut kund:

„In Deutschland wenden wir jeden Tag die Scharia an“, und: „Das islamische Recht ist auch ein Recht.“

Das durch Kaddor ohne Begründung verworfene »Die Schuld, eine Frau zu sein« enthält die grausame und unvergessliche Geschichte der jungen Pakistanerin Mukhtar Mai, die auf Beschluss des Stammesrates von vier Männern vergewaltigt wurde und anschließend die „Frechheit“ besaß, diese familiäre Schande nicht durch ihren Selbstmord zu reinigen, sondern für den Aufbau einer Mädchenschule im Dorf zu kämpfen. Bei Droemer/Knaur (2006).

In »Mundtot. Ich war die Frau eines Gotteskriegers« erzählt eine anonymisierte „Doris Glück“, wie sie 1994 ihren Beruf als Kosmetikvertreterin aufgab, um mit ihrem radikalislamisch inspirierten Mann in den Dschihad nach Bosnien zu ziehen. Als ein Kameramann verstand sich ihr Ehemann als muğtāhid, Allahkrieger. Eines seiner Werbevideos war eine Hinrichtung, die er filmend mit einem kaltschnäuzigen und sadistischen „allāhu akbar“ kommentierte, was „Allahgott ist größer als alles Andere, Allahgott ist unvergleichlich groß“ bedeutet und die irdische Gewaltanwendung ganz offensichtlich rechtfertigt. Doris Glück war schockiert, verließ ihn jedoch noch nicht einmal, als er mit einer Zweitfrau nach Saudi-Arabien reiste. Bei List (2004).

Exkurs: Islam ist spannend, macht blind und säubert.

Der Kosmos im Islam regt auf, erregt: „Der Preis ist heiß“, Allah könnte dir oder mir gnädig sein, oder es könnte Brutalität aus seinem gefälligst unsichtbaren Gesicht blitzen. Allahs Zuwendung flimmert dir in Zorn und Barmherzigkeit entgegen, wie ein sehr schnell bewegtes Wackelbildchen. Dem äußeren Anschein jedenfalls ist, wie zu Allahgott, so gegenüber der Welt, niemals zu trauen, und die Wackelbildchen betreffend mag man sich an den »Atlas der Schöpfung« erinnern, den Evolutionsleugner Harun Yahya (Adnan Oktar) kostenlos an staatliche deutsche Schulen etwa im Großraum Köln verteilt hat (22).

Umweltbildnerisch geschulte Islamkritiker werden wissen, dass die sehr weitgehend verinnerlichte beziehungsweise umfangreich andressierte Scharia eine Herabwürdigung des Sehsinnes gegenüber dem Gehör nach sich zieht, die bei besonders eifrigen Koranschülern eine Bewusstseinsveränderung zeitigt, welche der Spaltung in rechte und linke Körperhälfte beziehungsweise in den männlichen (himmlischen) und weiblichen (teuflischen) Archetyp vollendet entspricht und die Menschen hierarchisiert. Wer dem Konzept nicht folgt, greift Allah an und hat kein Recht auf Leben, ein islamogener Kulturrassismus, der so weit gehen kann wie beim US-amerikanischen wahhabitischen Studenten Abdulsalam S. al-Zahrani, der mit seiner geplanten Dissertation »Sacred Voice, Profane Sight: The Senses, Cosmology, and Epistemology in Early Arabic Culture«, was wir als »Heilssichernde Akustik, trügerische Optik. Sinneswahrnehmung, Kosmologie und Erkenntnistheorie der frühislamischen Epoche« übersetzen dürfen. Intensiv hatte al-Zahrani, dessen Verwandtschaft mehrere bewusstseinsklare Dschihadisten umfasst, über die Distanz zwischen dem missachtenswerten Sehen und dem beachtenswerten Hören in der islamischen Doktrin der Weltwahrnehmung geforscht, bevor er am 04.12.2009 im Universitätsgebäude von Binghamton (NY) seinen als Nahost-, Scharia- und Fundamentalismusforscher berühmten, 77-jährigen Professor Richard T. Antoun mit einem Messer tötete (23).

Herr al-Zahrani folgte – völlig schuldhaft und wohldurchdacht – der „sacred voice“, der Stimme Allahgottes, und brachte die satanisch verunreinigte „profane sight“ durch Beseitigung des optischen Störfaktors und Trugbildes, des rational denkenden Islamwissenschaftlers, in Übereinstimmung mit der Harmonie und Grenzsetzung des Islam in Ordnung, ähnelte das Universitätsgelände heilssichernd der koranischen Geometrie an.

Ziel der ḥisba ist die Beseitigung islambezogenen Wissens. Professor Antoun wusste zu viel über die Scharia, ohne dass er sie unterwürfig lobte.

28. Auch das Internet spielt bei der Meinungsmache … eine Rolle

Was ist jetzt schlechter, die globale Kommunikation autonomer säkularer Bürger oder die von Kaddor als Meinungsmache diskreditierte Meinungsbildung der Islamkritiker?

28. Auch das Internet spielt bei der Meinungsmache gegen den Islam eine Rolle. Noch nie gab es so viele Blogs, Foren und Internetseiten zum Thema Islam und Muslime. Was da zum Teil verbreitet wird, ist unerträglich und juristisch höchst bedenklich.

Zum Islam also besser schweigen und lächeln. Meint Lamya Kaddor („Internetseiten … unerträglich … bedenklich“) eher IRIB, IslamOnline, Eslam, Enfal oder Einladung zum Paradies?

28. Internet. … Nicht selten werde ich als „getarnte Muslimfee“ verunglimpft, die in Wahrheit höchst subversiv den Umsturz der Gesellschaft betreibt.

Muslimfee würden wir niemals sagen, der Rest könnte stimmen.

Kaddor guckt kokett in die Kamera: Können solche Augen lügen, ich und eine Betreiberin der Islamischen Revolution?

28. Gott sei Dank treffe ich gerade bei meinen öffentlichen Auftritten auf viele Menschen, die mir im Kampf gegen Engstirnigkeit und Islamfeindlichkeit den Rücken stärken, die aufspringen und lautstark das Wort erheben, wenn einer aus dem Publikum anfangen will, seine Hasstiraden abzulassen.

Springt für mich auf! Schreit für mich!

Der Falschdenker ist niederzubrüllen.

Vor kurzem sagte ein ‚kritischer’ Zuhörer: „Frau Kaddor, geben Sie es doch zu. Die Muslime lügen und betrügen – so steht es ja auch im Koran. Warum ist das so?“

Lamya Kaddor lässt die Frage unbeantwortet und das Publikum genüsslich in einem logisch amorphen und moralisch mehrdeutigen Raum köcheln. Nur noch Kaddor selbst bietet ihm Orientierung, bis das Auditorium aufschluchzt: Wie konnten wir annehmen, die Islamfunktionäre wären unehrlich, wie nur Sie, Frau Kaddor, des Falschspielens bezichtigen! Die fromme Pädagogin bietet ihren Dienst als Entsühnerin gleich mit an und wird den reumütigen Islamskeptikern Absolution erteilen. Man beeile sich, auf der sicheren Seite zu stehen.

Zum guten Zweck gestattet Allahgott dem Gottesfürchtigen das Lügen ebenso wie sich selbst.

33. Mein muslimischer Glaube ist von [der] Erziehung durch meine Eltern geprägt. … Es gab dazu viele arabische Traditionen zu lernen und zu mögen.

Toll, was es im orthodoxen Islam für die Familienmitglieder nicht alles zu mögen gibt, vor allem die Kinder können viel mögen. Die Jungen beispielsweise die chirurgische Entfernung ihrer Penisvorhaut, auch die Mädchen, Mütter und Ehefrauen müssen die männliche Beschneidung „freiwillig“ mögen. Jedenfalls sagt die islamische Religionspädagogin nicht, dass es einen Islam gibt, der es gestattet, auf eine medizinisch nicht indizierte Zirkumzision zu verzichten.

Körperliche Unversehrtheit, die Jungen und Männern ebenso zustehen muss wie Mädchen und Frauen, hat sich für orthodoxe Muslime stets Allahs Pflichtenlehre nachzuordnen, das betrifft natürlich auch die verpflichtende schafiitische FGM Indonesiens und Malaysias und die immer wieder empfohlene vollständige oder teilweise Klitoridektomie der Kairoer Azhar-Gelehrten oder die Klitorisamputation, die Yūsuf al-Qaraḍāwī bewirbt.

Rituale geben Sicherheit, mögen sie noch so unsinnig oder brutal sein:

33. Als Kind und Jugendlicher denkt man nicht so viel darüber nach, warum genau etwas gemacht wird.

Kaddor ist diesbezüglich offensichtlich „Kind“ geblieben. Es gibt allerdings auch Kinder, die gründlicher nachdenken oder die nicht alles stumpfsinnig mitmachen wollen. Denen wird Kaddor als ein Freiheitsgegner erkennbar.

Mütter etwa haben sich rituell zu verhüllen, damit das Gebet durch die Abteilung himmlische Buchhaltung angerechnet wird:

33 – 34. Häufig saß sie [meine Mutter] in ihrer wallenden weißen Gebetskleidung, aus der nur noch ihr Gesicht herausschaute

Ohne ḥiǧāb ist das weibliche Beten ebenso sinnlos wie das Leben eines muslimischen Jugendlichen oder Erwachsenen ohne das tägliche fünfmalige Gebet zu Allahgott. Einmal mehr erweist sich die durch Politik und Kirche bemerkenswert hektisch und nahezu durchweg unbegründet als liberal und modern gefeierte Lehrerin aus Dinslaken-Lohberg als Wegweiserin in einen strengstens schariatreuen Fundamentalismus.

35. Für mein Leben als Muslimin stehen der Koran und das Leben Muhammads im Vordergrund.

Für Kaddors Leben als Staatsbürgerin stehen hoffentlich die universellen Menschenrechte im Vordergrund, die mit dem geheiligten Hass auf die Nichtmuslime, dem Tochtertausch durch den walī muǧbir (Wali Mudschbir) und die Gleichberechtigung von Mann und Frau nicht in Übereinstimmung zu bringen sind. Kaddor schweigt bewusst zu den familienrechtlichen Folgen der ewigen und unverhandelbaren šarīʿa, nach der die Mutter, die ohnehin einfach so verstoßen werden kann, kein Aufenthaltsbestimmungsrecht für ihr Kind hat.

Koran plus as-sīratu n-nabawiyya (Prophetenbiographie) gleich Scharia, zumindest recht genau, Kaddor sagt also ungefähr: Für mein Leben als Muslimin steht die Scharia im Vordergrund. Damit dürfte die Gleichberechtigung von Mann und Frau allerdings ein wenig in den Hintergrund rücken. Die uns bislang eher als iranisch oder saudi-arabisch bekannte religiöse und juristische Todesstrafe für jeden Islamapostaten verschiebt sich in die Binnenzone künftiger Religionsfreiheit, in den Bereich des bereits heute zu Tolerierenden.

Exkurs: Islampropaganda an der Universität.

Elena Winter vom studentischen Magazin aud!max (»Choosing my religion«) zitiert in Ausgabe 05/2010 eine gewisse Esra Ozyurek (University of California, San Diego) zum „Islam an sich“ (aud!max), die es mit der Verteidigung des Glaubens sehr genau meint bei großzügigem Umgang mit der Wahrheit: „Wenn Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen auftreten, sind diese auf kulturelle Eigenheiten zurückzuführen – und nicht auf seinen Kerngedanken (24)“ Zum nötigenden Heiratsvormund (walī muǧbir) möchte sich aud!max ebenso wenig äußern wie zum Schleierzwang oder zum koranisch befohlenen halben Erbe der Frau. Eine einstige profane Sylvia und mittlerweile erleuchtete Sümeyye darf bei Winter erklären: „Der Islam verbietet es zum Beispiel ausdrücklich, dass eine Frau gegen ihren Willen verheiratet wird“, was sie doch bitte dem aus ihrer Sicht irgendwie unislamischen Familienministerium von Malysia sagen möchte. Malaysia hat den prophetisch offenbarten Befehl Allahgottes, das angeordnete irdische väterliche Recht auf die auch zwangsweise Verheiratung seiner jungfräulichen Tochter, verfassungsrechtlich festgeschrieben (25).

Erwähnte Sümeyye, unerleuchtet Sylvia, ist 28 Jahre alt und laut aud!imax „mit einem Moslem verheiratet“. Nicht ein Staatsbürger also ist ihr Gemahl, sondern ein gleichsam einer besonderen Spezies angehörender Mensch, ein echter frommer Muslim. Sümeyye trägt den ḥiǧāb (aud!imax: „Kopftuch“) und erläutert Deutschlands angehender akademischer Elite: „Ich möchte den Islam so konsequent wie möglich praktizieren und in mein persönliches Leben integrieren.“ Von der Eingemeindung der Einwanderer in das für alle geltende Recht wandelt sich der Begriff der Integration unbemerkt in die tolerierte Segregation eines ethnoreligiös definierten Kollektivs und beginnt, die Schicksal werdende Reduktion der weiblichen Handlungsvielfalt und femininen biographischen Handlungsmöglichkeiten zu umfassen. Die schariakonformen weiblichen Chancen kultureller und freiheitsrechtlicher Schmalspur verdienen auch in den staatlich finanzierten öffentlichen Räumen von Mensa, Campus und Hörsaal unser aller Huldigung, jeder der im Personal einer multikulturellen Diversity unentbehrlichen muslimischen männlichen Studenten beginnt unweigerlich, als geheiligter wenn nicht heiliger Macho der Ästhetisierung und Politisierung zu unterliegen. Allahs Feudalsystem auf dem Hochschulgelände wird zum farbenfrohen kulturpädagogischen Event.

Implizit bewirbt das Hochschulmagazin den orthodoxen Islam als demokratiebefördernd und grundrechtsverträglich, ausdrücklich, wenngleich ebenso faktenfern, als frauenfreundlich. Es sei zu tolerieren, fordert Elena Winter, dass sich Sümeyye „im Alltag einschränkt“ und „nicht mehr in öffentliche Schwimmbäder geht.“ Wer jetzt nicht über den Islam lächelt, darf womöglich als ewiggestriger Eurozentriker und intoleranter Menschenfeind gemobbt werden, denn „viele Nicht-Muslime heute“ zeigen „Unverständnis gegenüber dem Islam“. Verständnismangel ist also ganz schlimm und mag die Wächter der Toleranz berechtigen, den Studienverlauf des Missetäters zu beenden. Andernorts spricht man von den muṭawwiʿūn, Religionspolizisten.

Mutigen säkularen Muslimen wie den Sympathisanten einer Necla Kelek oder der Gruppe Free Minds von der Uni Münster wird die Arbeit des faktenverhafteten Informierens und wissenschaftlich ausgerichteten Diskutierens durch schariakonforme Verlautbarungen wie der bei aud!max getätigten erschwert.

Soweit zum Uni-Islam, der mit seichtem Plappern das kritische und an den allgemeinen Menschenrechten orientierte Denken zu vernebeln beginnt. Die Aggressivität der Islambeschwichtigung wird ansteigen.

Die AEMR betreffend legt Lamya Kaddor („Für mein Leben als Muslimin stehen der Koran und das Leben Muhammads im Vordergrund“) eine seltsame Lautlosigkeit an den Tag, und das immerhin den Souverän darstellende eine „Wir“, das Deutsche Volk, beginnt sich mit Hilfe der muslimischen Religionspädagogin in zwei Solidargemeinschaften zu spalten, in ein nichtmuslimisches Wir und ein muslimisches Wir. Diesen Vorgang, der Teilung eines Einzellers vergleichbar, gilt es, verborgen zu halten, woraus folgt, dass die islamsensible „Gesamtgesellschaft“ ganz besonders laut zu beschwören ist. „Vertrauen“ und „Toleranz“ werden zum Kultgott wachsender ethnoreligiöser Apartheid und Rechtsspaltung.

35. Muhammad ist der Gesandte Gottes. Er hat den Koran empfangen und ihn durch seine Lebensgeschichte erst verständlich gemacht.

Vielweiberei, Geschlechtsverkehr mit einer Neunjährigen und vielfacher Auftragsmord an den Gegnern der islamischen Seinsweise und Staatlichkeit belegen in der Tat, dass der Koran ernst genommen werden möchte.

36. Ich kann den Koran mit dem Verstand einer Wissenschaftlerin und dem Herzen einer Gläubigen betrachten.

Was uns Kaddor allerdings noch zu beweisen hat.

Beides gehe zusammen, gelebte Schariafrömmigkeit und eine persönliche und wissenschaftsorientierte Identität. Bei den ihr anvertrauten Schülerinnen und Schülern Skepsis an der kulturellen Moderne zu wecken, könnte dabei das gewissermaßen alternative Erziehungsziel der Frau Kaddor sein. Die vollumfänglich installierte Scharia wird zur sympathischen Möglichkeit. Die Dinslakener Lehrerin sät den Zweifel an der Gleichberechtigung von Mann und Frau.

36. Als Wissenschaftlerin betrachte ich die Aussagen des Korans … im Kontext ihrer Zeit, … die philologischen Aspekte. … Für mich als Muslimin ist der Koran das direkt überlieferte Wort Gottes.

In der Frau Kaddors göttlicher Direktansprache, etwa in Sure 9:5, stehen die Details: „Und wenn nun die heiligen Monate abgelaufen sind, dann tötet die Heiden, wo [immer] ihr sie findet, greift sie, umzingelt sie und lauert ihnen überall auf!“ Der höchst anerkannte Koranexeget aṭ-Ṭabarī (Abū Ǧaʿfar Muḥammad bin Ǧarīr bin Yazīd aṭ-Ṭabarī, * 839, † 923) gibt bekannt, dass die Gottheit das Töten der Ungläubigen auch in den geheiligten Bezirken und Monaten toleriert und stellt klar, dass das Greifen als Gefangennahme zu verstehen ist und das Auflauern mit dem Ziel des besagten Tötens oder Gefangennehmens zu kultivieren.

Man könne die Scharia anwenden, wenn man sie nur ausreichend lange erforschen und erklären würde. Das barbarisch gebliebene Islamische Recht sei „flexibel“ (Abdullahi Ahmed an-Na’im, Mathias Rohe). Diese Sponti-Scharia entspricht dem Lebensgefühl des postmodernen Situationismus, einer vibrierenden, finanziell abenteuerlichen (man vergleiche den spekulierenden „Geist“ des wertebeliebigen Börsianers mit der sehr muslimischen Spielsucht) und sexuell erregenden Ungewissheit des Daseins: Jede Sekunde wird zum „Einzelfall“. Das passt bestens zur „Einzelfallregelung“ der Frage nach der Zulässigkeit des Lehrerinnenkopftuchs und entspricht bereits dem (in Mohammeds Auftrag den „flexiblen“ islamischen Staat symbolisch wiedergründenden) Rechtssprechen an den britischen Schariagerichten. Je dynamischer oder spontaner (erinnerungsloser), je flexibler (wertebeliebiger) der US-Amerikaner oder Europäer wird, nicht zuletzt mit Hilfe der Pädagogik und Sozialpädagogik, desto weniger kann er, selbst beim besten Willen, die islamische Sexualpolitik und das Islamische Recht zurückweisen oder auch nur wahrnehmen. Frei nach Kant ist das „der Ausgang aus der selbstverschuldeten“ Mündigkeit, juristisch und im Namen einer bejahten „Differenz“ und „Diversität“ allerdings der Abschied von der Verlässlichkeit und Einheitlichkeit des Rechts.

44. Das Kopftuch hat seine theologische Grundlage im Koran. Aus einer (orthodoxen) Sicht, die der klassischen Auslegung der entsprechenden Koranverse … und der Prophetenüberlieferung (Sunna) folgt, ist das Verhüllen des Haares – und das Verdecken des Gesichts – für Frauen ein religiöses Gebot.

Der Hidschab ist islamisches Gesetz. Kaddor rechtfertigt den Niqab religiös.

38. [Allâh] Er bürdet niemandem etwas auf, was er nicht tragen könnte.

Das ist praktisch, das Familienoberhaupt oder das islamische Staatsoberhaupt kann die ihm als Allahgottes Stellvertreter anvertrauten Menschen noch so stark belasten (ausbeuten, unterdrücken), jede Beschwerde der Gehorsamspflichtigen wäre ein Zweifeln an Allahs Weisheit, und beides, die Auflehnung gegen die irdischen, schariarechtlichen Autoritäten ebenso wie das Infragestellen der Allmacht und Barmherzigkeit Allahs, führt nach islamischem Weltverständnis ins Höllenfeuer und muss Terrorismus genannt werden.

40. [Hidschab, Kopftuch] Die K-Frage. Eine wichtige Nebensache.

Häufig erlebe ich, dass sich Männer beschämt fühlen, wenn mir in ihrem Beisein eine Frau die K-Frage stellt.

Und was Männer beschämt, erregt Männer und Frauen sexuell vielleicht ein wenig. Das beschworene unsichtbare Kopftuch der Kopftuchfreundin Kaddor ist mit dem gewaltnah-sexuellen Doppelgesicht des Islam nicht viel weniger verschmolzen als ein sichtbarer Schleier. Das Kopftuch in seiner im Hadith festgeschriebenen Dogmatik geheiligter Obszönität verwandelt das weibliche Genital in einen kommunalpolitischen Diskussionsgegenstand, unter Koranfreunden sind Gebärnutzen und Keuschheit von Uterus und Vagina verstaatlicht. Sexuelle Selbstbestimmung bleibt da Fehlanzeige.

Hoch politisch ist das Kopftuch des weiteren, weil es die genuine islamische Entrechtung der Frau provokant sichtbar macht, ihre halbe Stimme vor Gericht, ihr halbiertes Erbe, ihr Risiko, verstoßen zu werden und ihre sexuelle Gehorsamspflicht. Daneben ruft das Kopftuch, jemand sagte richtig: „wie ein erhobener Zeigefinger“, alle „muslimischen“ Männer und Frauen zur ḥisba, zum Durchsetzen einer immer vollständigeren islamischen Sozialordnung (Allahkratie) auf und unterwirft Wissenschaftlichkeit, Menschenrechte und Rechtsstaat einer jenseitszentrierten Ironie. Eine ihrem Anspruch nach mehr als tötende Keule ewiger Verdammnis rechtfertigt die religionsrechtlich zugeteilte Todesstrafe als praktizierte Barmherzigkeit; auch die islamischen ḥadd-Strafen bilden sich für uns Gegner der Staatsordnungen von Pakistan, Saudi-Arabien, dem Sudan und dem Iran im noch so dezenten Kopftuch ab. Noch einmal:

44. Aus einer (orthodoxen) Sicht … ist das Verdecken des Haares – und das Verdecken des Gesichts – für Frauen ein religiöses Gebot.

Die Gottheit denkt differenziert, Männer unterliegen anderen Geboten als Frauen. Lamya Kaddor hat mit dem Schleier oder auch mit dem ergänzenden Niqab, dem Gesichtsschleier, kein Problem, wenn die „Bedeckung“ (Kaddor) nur dazu dient:

44. den eigenen Glauben auszudrücken“ – und das muss in einer pluralistischen Gesellschaft akzeptiert werden.

In diesem Sinne ist das Kalifat also „pluralistische Gesellschaft“, so viel Offenheit sollten Demokraten allerdings nicht haben.

Kaddor erteilt uns einen Befehl: wir „müssen“ die hidschabtragende Frau „akzeptieren“, auf dem Marktplatz ebenso wie im Schuldienst oder im sonstigen Berufsleben. Den Niqab und jede Ganzkörperverschleierung im öffentlichen Raum gilt es aus unserer Sicht natürlich zu verhindern.

An Autobahn und Ampel gilt die eine Straßenverkehrsordnung, kein Pluralismus.

Kaddor will das Lehrerinnenkopftuch und trägt, ebenso selbstlos und idealistisch wie die schariatreue Berlinerin Emel Abidin-Algan (Emel Zeynelabidin, zum Umfeld der Millî-Görüş-nahen Islamischen Föderation Berlin und ihrer Islamischen Grundschule, Tochter des hochrangigen Muslimbruders Dr. Yusuf Zeynel Abidin), kein Kopftuch, um für die islamische Kleidung den Weg erfolgreicher freizukämpfen. Die Pädagogin gibt uns den Befehl, das Kopftuch im Öffentlichen Dienst und die Burka im öffentlichen Raum absolut zu bejahen („vorbehaltlos“), den Akzeptanzverweigerer rückt sie, geschickt die verteidigenswerte Offene Gesellschaft mit der Geschlechterapartheid der Allahkratie vermischend („Pluralismus“), in die Nähe eines Fanatikers oder Faschisten.

Exkurs: BRD 2010

Eine gründliche Information über den Islam ist erschwert, zusätzlich scheint in Deutschland überwiegend Desinteresse am Islam (und an der deutschen Gesellschaft und Demokratie überhaupt) zu bestehen.

Doch ist, wo nicht von Übernahme und enthemmter Islamverherrlichung gesprochen werden kann, eine wohlfahrtsverbandliche, parteipolitisch-regionale, kommunalpolitische und kirchlich-administratorische Verdoppelung der Instanzen zu attestieren, die Verfestigung einer zweiten Ebene, in der „Islamberater“ dem Rest der Partei-, Kirchen oder Verbandsmitglieder das islambezogene Denken abnehmen und von der aus „Verständnis“ und „Vertrauen“, bedarfsweise bereits mit einiger Gewalt, gefordert wird. Existieren erst „Islamberater“ oder „Islamreferenten“ (evangelisch: Elsas, Sträter, Kirste, Nikodemus, Micksch), ist es dem bereits erstaunlich entmündigten Fußvolk zumeist nicht mehr möglich, einer Islamkritik Raum zu geben, zumal die islambezogen angeblich informierten Spitzenpolitiker (Pöttering, Laschet, Schäuble, Horst Köhler) sich von der Scharia nicht gerade laut distanzieren.

Die politische Kaste der Islamversteher, wiewohl selbst nichtmuslimisch, baut der Allahkratie einen betonharten Schutzschirm. Jenseits der Mauer kann der „gute“ Rauf Ceylan empört auf den „bösen“ Pierre Vogel zeigen oder kann sich der schariatreue Imam von Penzberg, Benjamin Idriz, als Deutschlands Wunderwaffe gegen den islamischen Extremismus aufbauen.

Den Europäern ist die Glaubenspflicht vom friedlichen Islam aufzuerlegen, wobei die gefälligst anders bleibenden „Fremden“ auch noch selbstquälerisch-lustvoll („antifaschistisch“) beziehungsweise in enthemmter Fortsetzung nationalsozialistischer Muster genutzt werden können, um Entsühnung zu erlangen oder aber den Freibrief auf praktizierten Antisemitismus. Ob Christ, ob Links- oder Rechtsextremer, die Ansprache des Heilsobjekts erfolgt mit demselben Bittgebet: Moslem erlöse mich!

Eine ernst gemeinte Solidargemeinschaft wird dabei zunehmend als hinderlich empfunden.

44, 45. Zu Recht wird … darauf hingewiesen, dass es in Deutschland Frauen gibt, die von ihren Eltern oder Ehemännern gezwungen werden, ein Kopftuch zu tragen. Wie groß diese Gruppe ist, vermag allerdings niemand zu sagen …

Die Frau, die unter das Kopftuch gezwungen wird – mitunter durch Schläge –, hat ein schlimmes Problem. … Das fällt ihr umso schwerer, wenn sie weiß, dass ihre Familie ihr das Kopftuch nicht aus Boshaftigkeit auferlegen will, sondern aus gelebter Tradition und dem Herzenswunsch, die Kinder mögen das Land und die Kultur ihrer Eltern nicht vergessen …

Der Islamverteidiger hat immer Recht, wenn er zu schariatisch mitverursachten Gräueltaten wie Zwangsverheiratungen, Ehrenmorden oder aufgezwungenen Verschleierungen triumphierend verkündet: „Sie haben keine belastbaren Zahlen!“

Ist es an Ungerührtheit zu überbieten, der zum Schleiertragen angelegentlich verprügelten Frau zu attestieren, ein „schlimmes Problem“ (Kaddor) zu haben?

Am 12.01.2004 publizierte das in Malaysia ansässige World Fatwa Management and Research Institute ein Rechtsgutachten, das muslimischen Eltern erläutert, wie sie den Hidschab durchsetzen müssen, ohne dass es nach Zwang aussieht, mit gutem Vorbild, frohgemuter Überzeugung, gestrenger Ermahnung oder eben mit Gewalt:

„Im Islam sind Eltern keinesfalls gehalten, ihre Kinder zu irgendetwas zu zwingen, was gegen das Gesetz der Scharia verstößt. … Falls die Tochter das Tragen des Hidschab in offenkundigem Ungehorsam der menschlichen Verpflichtung Allah gegenüber ablehnt, mag ihr Vater als der Vormund der Familie betonen, dass seine Tochter den Hidschab tragen sollte. … Väter und Mütter sollten anerkennen, dass sie vor Allah für die Angelegenheiten verantwortlich sind, die ihnen auferlegt sind; sie sollten ihre Töchter im Einklang mit der islamischen Moral und Norm aufziehen. Wenn also ein Mädchen sich der Pubertät nähert, besteht die Sorge, dass ihr verweigertes oder vernachlässigtes Tragen des Hidschab ebenso junge Männer in Versuchung bringen könnte wie sie durch die jungen Männer versucht werden könnte. Folgerichtig hat ihr sorgeberechtigter Elternteil oder Vormund sie dazu zu bringen, den Hidschab zu tragen, um auf diese Weise Bedingungen zu beseitigen, die zum Bösen oder zur Unmoral führen könnten (26).

Südostasien ist einem gewissen, in Katar ansässigen Scheich treu ergeben, und deshalb verweist dort man auf folgende fatwā zum aufgezwungenen ḥiǧāb (“Kopftuch”) vom selben Tage, die das Institut bzw. die Homepage »IslamOnline« bereitstellt. »IslamOnline« wurde 1997 in Doha (ad-Dauḥa, wörtlich: die Bucht, 400.000 Einwohner) in Katar (Qaṭar, 950.000 Einwohner) durch den Muslimbruder Yūsuf al-Qaraḍāwī gegründet, der das Institut gemeinsam mit Al-Balagh Charity Society besitzt. Scheich al-Qaraḍāwī genießt unter Sunniten höchste Autorität, sein »IslamOnline« ist eine der beiden weltweit am häufigsten frequentierten islamischen Websites. Während es in Katar nur ein kleines Büro gibt, pflegen von Kairo aus 180 Mitarbeiter den Datenbestand der Homepage.

»IslamOnline« beruft sich auf das prophetische Vorbild, das vom berühmten Hadithsammler Abū Dāwūd as-Siǧistānī (817 – 888) berichtet ist und dem nachzufolgen deine Seele, vielleicht, vor dem Höllenfeuer rettet. Die bei Abū Dāwūd zum Antrainieren der heilsnotwendigen Betpflicht verbürgte Islampädagogik soll man auf das Überlisten oder Überzeugen des Nachwuchses zum Kopftuchtragen anwenden (Kaddors Analogieschluss), wie al-Qaraḍāwī klarstellt:

„Von frühester Kindheit an sollte den Töchtern gelehrt werden, dass der Hidschab eine Anweisung von Allah ist, um ihre Keuschheit zu schützen. Wenn ein Mädchen die Pubertät erreicht, ist sie absolut gehalten, alle ihr auferlegten Pflichten einzuhalten und alle als heilsgefährdend verbotenen Dinge (haram things) zu meiden. Eine der unhinterfragbaren Pflichten ist das Tragen des Hidschab.“

Der Prophet sprach: „Bringe deinen Kindern zu beten bei, wenn sie sieben Jahre alt sind, und schlage sie, wenn sie es nicht tun und zehn Jahre alt sind, und trenne sie in ihren Betten (27).“

Am 17.01.2010 berichtet Brendan Carlin (»Double standards row as Ed Balls refuses to ban smacking at mosque schools to avoid ‚upsetting Muslim sensitivities’«), dass sich der britische Verantwortliche für das Schulwesen, Labour-Parlamentarier Ed Balls (Edward Michael Balls), weigert, eine Verordnungslücke zu schließen, nach der es an staatlichen Schulen Großbritanniens untersagt ist, Kinder zu schlagen, an den Koranschulen jedoch gestattet bleibe. Herr Balls versuche zu vermeiden, muslimische Befindlichkeiten in Aufregung zu versetzen, vermutet Carlin. Die islamischen Prügeltechniken des Inselkönigreiches umfassen auch schon mal Tritte des Koranlehrers gegen den Kinderkopf und betreffen auch lernbehinderte Kinder. Ein Sprecher von MP Balls meint kühl, auch in christlichen Sonntagsschulen werde geprügelt, und ein regierungsseits erteiltes explizites Prügelverbot an die madāris (Koranschulen; Sg. madrasa) wäre ungerecht, wenn man nicht auch britischen Großmüttern dasselbe Verbot auferlegen würde (28).

46. Erst kürzlich wurden in Berlin und Wiesbaden telefonische Seelsorgestellen eigens für Muslime eingerichtet

Ungefiltert sind die allgemeinen Menschenrechte den sensiblen Muslimen schließlich nicht zuzumuten. Zu einem professionellen klientenadressierten Erklären unserer Institutionen namens Eheberatung, Suchtberatung, Schuldnerberatung oder Krankenhaus bedarf es eines städtisch zertifizierten Islamverstehers.

Bereits seit längerem sickert derlei „kultursensible“, gemeint ist schariafreundliche, Apartheid in die Sozialarbeit ein, womit sich, kaum bemerkt, die Wahrnehmung durchzusetzen beginnt, die Spezies der Muslime benötige eine besondere Behandlung.

Mehr Toleranz der Intoleranz. Die Spaltung integrieren.

52. Al-Ghazali schreibt: „Wenn sie [die Frau] aber ausgeht, muss sie vor den Männern die Augen niederschlagen. Damit meinen mir nicht, dass das Gesicht des Mannes für sie in demselben Sinne ‚Blöße’ sei wie das Gesicht der Frau für den Mann.“

Eben, für den sexualpolitischen und militärpolitischen Kult namens al-islām nicht erst seit Abū Ḥāmid Muḥammad bin Muḥammad al-Ġazālī (1058 – 1111) ist nackt und nackt eben zweierlei. Die Ǧinn (Dämonen, Sg. Ǧinni) und aš-Šayāṭīn (die Teufel, Sg. Šayṭān), an die auch Lamya Kaddor glauben muss und dezidiert glaubt („denn nach wie vor gilt, dass der Koran für Muslime das Gotteswort ist, das unveränderte Gotteswort“ (29)), kreisen dichter und hartnäckiger am weiblichen Körper als am männlichen.

Herrenhaar ist publik zu machen und Ehrenhaar, Damenhaar ist sehr privat und Schamhaar, das Zeigen des erstgenannten und das Verbergen des zweiten sind im Islam öffentliches Anliegen und begründen den neuen Staat.

Nacktes Männerknie und nacktes Frauenknie bedrohen nach dem unhinterfragbaren Konzept der ʿaura das Seelenheil differenziert. Im Islam ist al-ʿaura der ekel- und angstbesetzte, recht genau definierte Schambereich am menschlichen Leib, dessen absichtliche und schuldhafte Sichtbarwerdung in die Hölle führe. Frauenhaar ist ʿaura, daher der Kopftuchbefehl. Bis auf Hände und Gesicht ist Frauenleib ʿaura, daher der gesetzlich vorgeschriebene Hidschab. Möglicherweise ist sogar das weibliche Gesicht ʿaura, weshalb Kaddor den menschenverachtenden niqāb explizit billigt.

54. die K-Frage [Kopftuchfrage] … Vers [Koran] … 24:60. … Wenn eine Frau auf dem Heiratsmarkt keine Angebote mehr bekommt, braucht sie auch keine Bedeckung im Sinne eines Schutzes mehr zu tragen. … Wenn eine Frau weder geheiratet wird noch selbst heiraten will, dann kann sie auf ihre Kleider – gemeint sind natürlich ihre Verschleierung beziehungsweise ihr Kopftuch – verzichten.

Der Ledigen aber, sinniert Kaddor, möge das makellose Kopftuch auch im Europa und Deutschland des 21. Jahrhunderts das unversehrte Jungfernhäutchen öffentlich darstellen. Die Jungfrau wandle durch Schule oder Straßenzug mit dem gleichsam sprechenden textilen Symbol: „Ich bin Besitz meines Vaters“ und der Hidschab der Ehefrau bekundet: „mein gottesfürchtiger Mann besitzt mich, ab übermorgen vielleicht unter Zugesellung einer Zweitfrau, solange er mich nicht verstößt, in šāʾa llāh.“

55. Erfüllt hier das Kopftuch noch seinen ursprünglichen Zweck? Nein, das Kopftuch erfüllt den Hauptzweck des Schutzes nicht mehr – es ist obsolet. … Ein Mensch … braucht das Kopftuch nicht, um sittsam zu leben. Ich kann mich mit und ohne Schleier ehrenwert verhalten …

Wieder ist das verschiedenartig informierte und unterschiedlichem Konformitätsdruck unterliegende Publikum bei Kaddor genau einkalkuliert. Während die nach Informationskrümeln des friedlichen Islam lechzenden Nichtmuslime ab sofort glauben dürfen, der Muslima sei das Tragen des Hidschab höchstinstanzlich freigestellt (und das „entemotionalisierte, unaufgeregte“ Freigeben des Lehrerinnenkopftuchs das Gebot der Stunde), werden die Töchter und Ehefrauen, die einem hohen Gruppenzwang zur islamischen Kleidung unterworfen sind, lediglich die Wahl haben, den Schleier zu bejubeln oder für immer zu schweigen. Auch Mohammedverherrlicherin und Nichtkopftuchträgerin Kaddor lobpreist den Schleier und fordert das heutige schariakonforme Wohlverhalten jeder allahgottesfürchtigen Frau auch unter widrigen (säkularen) Umständen. Irgendwann wird Kaddor auch außerhalb Syriens Hidschab tragen.

Bemerkenswerterweise setzt die islamische Religionspädagogin eine heterosexuelle Norm voraus, während sie über das Gebot der Bedeckung im Hier und Jetzt grübelt. Die bei allen muslimischen Predigern zwischen Malaysia, Afghanistan und dem Sénégal als sittengefährdend und widernatürlich geltende Lesbe kann nach Lamy Kaddor ja vielleicht auf das Hidschabtragen verzichten, da sie sich für Männer ohnehin nicht interessiert? Kaddor leugnet die barbarische Brutalität, mit der alle, eben auch homosexuell empfindende Menschen (und natürlich auch homosexuelle Männer) in das Gesetz der arrangierten Ehen, kontrollierten Sexualität und maximierten Gebärvorgänge eingepfercht werden.

56. Gott verlangt sittsames Verhalten … Ich habe mich also nicht gegen das Kopftuch entschieden, weil ich es nicht mehr als religiöse Vorschrift werte. … der Gedanke, sich gesittet zu kleiden, bleibt eine religiöse Vorschrift

Dem Wohlverhaltensbefehl der Gottheit ist Folge zu leisten. Unabhängig vom situativ angepassten Verhalten (islambewerbende Propagandalüge iham, islamschwächende Faktenleugnung kitmān, geheiligte Notlüge taqīya) des einzelnen Muslimen haben die aus Qurʾān und Ḥadīṯ abgeleiteten Gesetze bleibenden, ewigen Charakter, nur Allahgott selbst kann sie aufheben, was er am Ende der Welt auch tun wird, wenn es allerdings zu spät ist für eine Verhaltensanpassung. Wenn der Mond sich spaltet und die Berge wandern und das Feuer der Hölle entzündet wird.

Kaddor trägt im Urlaub im elterlichen syrischen Heimatdorf selbstverständlich den Schleier, denn „schon aus Anstand“ (Seite 46) möchte sie sich dort „den Gegebenheiten anpassen“, mit ihrem Kleidungswechsel chamäleonartige Wandelbarkeit unter Beweis stellend, nicht anders übrigens als in Dinslaken-Lohberg. Sie wagt es also nicht, gegen die Bekleidungsvorschriften der Scharia aufzumucken und weiß, dass die Kinder und Jugendlichen ihr nacheifern (müssen und) werden.

Ohne Kopftuch kämpfen für das Kopftuch, Scheich al-Qaraḍāwī definierte die einzige Möglichkeit für eine Frau, den Schleier abzulegen, als das Ausführen einer Märtyreroperation. Šahīda Lamya, sozusagen.

58, 59. In islamischen Ländern muss [die in der Öffentlichkeit sexuell belästigte Frau] anders reagieren … . Frau schaut einfach an ihm vorbei oder durch ihn hindurch. … Die Brille [die riesige Sonnenbrille, die das halbe Gesicht verdeckt] ist sowohl bei den liberalsten Christinnen und Musliminnen als auch bei den von oben bis unten Verschleierten in islamischen Ländern ein (lebens-)notwendiges Utensil.

An der dem Mann keinesfalls angeborenen, öffentlich bekundeten Frauenverachtung und sexuell gefärbten Aggressivität möchte Kaddor erst gar nichts verändern, sondern empfiehlt die beibehaltene feminine Anpassung und wohl auch die geostrategische Ausweitung der Belästigungskultur nach Europa.

Dem Belästigungsdschihad möge man eben mit einem Gesichtsschleiersubstitut begegnen, der Sonnenbrille. Schließlich beißen bellende Hunde nicht und ist der obszöne Terror nichts als ein Indiz für die nordafrikanische oder nahöstliche Frauenfreundkeit, denn:

59. Sollte … ein südländischer oder orientalischer Mann auf die aberwitzige Idee kommen, einer Frau körperlich zu nahe kommen zu wollen, braucht man nur einmal laut aufzuschreien oder zu schimpfen und schon finden sich Dutzende von anderen Männern, die dem ‚Angreifer’ handfest klarmachen, dass er einen Fehler begangen hat.

Die islamisch geprägte (islamisch dominierte) Stadt als ein einziges Gefängnis wechselseitigen Belauerns auf eine sexuelle Verfehlung, die uns alle schließlich in die Hölle führen könnte. Die gesamte syrische Männerwelt eine einzige Truppe von muṭawwiʿūn, jeder männliche Schüler in Lamya Kaddors Unterricht ein kleiner Religionspolizist.

Dass zumindest im Maghreb auch tief verschleierte Frauen bereits von kleinen Jungen angezischt, obszön angeraunt und entwürdigend angeflüstert werden und dass Touristinnen in Ägypten selbstverständlich und folgenlos zu begrabschen sind, übergeht die Verteidigerin des Niqab und der „(lebens)notwendigen“ Sonnenbrille.

59. da werden mir viele Frauen mit orientalischem Aussehen Recht geben …, dass Männer gerade die Frauen auf plumpste Weise anmachen, die (fast immer) aus dem gleichen Kulturkreis wie sie selbst stammen.

Elegant umstolpert Kaddor die Frage, ob nichtmuslimische Europäerinnen nicht besonders dreist von muslimisch sozialisierten Männern (Kaddor: „mit orientalischem Aussehen“) belästigt werden. Die Wächter der einzigen von der gewaltbereiten Gottheit angenommenen Lebensweise bleiben die Inhaber der irdischen Belästigungslizenz.

62. Besonders kleine Kinder leiden unter dem autoritären Erziehungsstil der Eltern und Großeltern, der hier [in Dinslaken-Lohberg] häufig anzutreffen ist. Die Angst vor dem Familienoberhaupt macht ihnen zu schaffen. Sie sehen sich körperlicher Züchtigung und anderen harten Strafen ausgesetzt.

Angst ist ok, Angst aber, die zu schaffen macht, nicht? Schätzen diese Kinder („sie sehen sich“) die Sache ja vielleicht einfach falsch ein?

Dinslakens Einwandererkinder werden also in ihren Familien körperlich misshandelt.

63. Die unterschiedlichen Rollen der Geschlechter werden in manchen Elternhäusern mit der Muttermilch aufgesogen. Jungen wachsen in die Rolle des Familienoberhaupts hinein, Mädchen in die Rolle der Hausfrau. Jungen gewährt man schon als Kleinkindern mehr Freiheiten als Mädchen, nicht unbedingt bewusst, sondern ganz instinktiv.

Mit „instinktiv“ bedient Kaddor den islamischen Begriff von Veranlagung, al-fiṭra, das natürliche Ausgerichtetsein auf Allāh hin. Mit keinem Wort kritisiert Kaddor die berüchtigte schariakonforme „Komplementarität“ der Geschlechter. Auch das zielsicher eingestreute „Muttermilch“ soll uns das Denken aussetzen helfen, denn wer jetzt noch die geheiligte Frauenfeindschaft der islamischen Geschlechterlehre kritisiert, lässt gewissermaßen Säuglinge verhungern.

Die Frau als geborene Verführerin und Versucherin, deren Leib die Dämonen und Teufel wesentlich dichter und damit stärker heilsgefährdend umflattern als den maskulinen Körper. Das Werkzeug der Tradierung dieser Betrachtungsweise sind der Schleier (al-ḥiǧāb) und sein Echo, Ersatz oder Wegbereiter namens Kopftuch. Selbst die islamische Vergewaltigung der unverschleierten (als der symbolisch unbewachten und auch damit Allāh lästernden) Frau erlangt als erfolgreiche Bändigung des Satans eine exorzistische und heilssichernde Qualität.

In ihre eigene korankonforme Erniedrigung („Die unterschiedlichen Rollen der Geschlechter“) willigt Kaddor gottesfürchtig ein, worüber uns weder ihre (noch und auch nur in Deutschland) fehlende Verschleierung täuschen sollte noch das ihr entgegengebrachte Wohlwollen seitens der Funktionäre aus Politik und Kirche.

63. Und manchmal scheint es, als würde das machohafte Verhalten der Jungen von den Eltern geradezu gefördert, als Rüstzeug für das künftige Leben.

Ja, und für das „künftige“ (Kaddor) Leben im Paradies gleich mit. Die schariatreue Religionspädagogin spottet ein wenig über die gelebte Folklore der weiblichen Unterordnung und stellt den islamischen männlichen Führungsanspruch nicht in Frage.

Gemeinsam mit ihrer Lehrerin wissen auch die Dinslakener Mädchen, was Allahs Statthalter wollen und was das Islamische Gesetz vorschreibt:

63. Meine Lohberger Schülerinnen äußern nur selten ihren Unmut über die Ungleichbehandlung.

Der auch an Rhein und Ruhr zu betreibende Aufbau der schampolitisch denkenden Gegengesellschaft erfordert verbindliche Absprache:

66. Ein Handy hat hier jede und jeder. Trotz Handyverbot an der Schule werden ständig Kurznachrichten an Freunde geschickt.

Die Mädchen müssen allzeit auf ihr islamisch korrektes Verhalten hin kontrolliert werden, und dazu dienen Mobiltelephone. Die Wächter (Jungen) müssen die Beute (muslimisch – weiblich – deutsch) einkreisen und immerhin die mühselige Treibjagd auf das geflohene Mädchen und den islamwidrig handelnden Jungen organisieren.

Im väterlichen Auftrag überwachen die Mütter ihre Töchter telefonisch. Das geistige Mittelalter des technisiert modernen Kalifats nutzt die elektronische Fußfessel, zumal in Nordrhein-Westfalen diese ärgerliche Schulpflicht besteht.

68. Tatsächlich ist es so, dass sich fast alle Jungen im Stadtteil verpflichtet haben, „auf die Lohberger Mädchen aufzupassen“. Dass geht so weit, dass Mädchen mit ihrem jeweiligen Freund in bis zu sechzig Kilometer entfernten Städten von den „Lohberger Jungs“ gesichtet worden sind. Doch es bleibt nicht immer beim bloßen Sichten. Der Freund des Mädchens wird häufig mit körperlicher Gewalt daran „erinnert“, sich von dem Mädchen fernzuhalten. Das Mädchen selbst bekommt es mit dem älteren Bruder oder seinem Vater zu tun. …

Auf die … Frage meinerseits, warum Mehmet … eine Freundin haben darf, Ayla aber keinen Freund, tobt der männliche Teil der Klasse. Said … : „Die Mädchen dürfen keinen Freund haben, weil sonst unser Namuz [türkischer Begriff für Ehre, L. K.] beschmutzt wäre.

Das Verb „toben“ mag uns daran erinnern, dass Aufstand und Auferstehung auch im Arabischen zum selben Wortfeld gehören, dass Erhebung (revolutionär) und Himmelfahrt (seelenrettend), geometrisch oder topologisch gesehen, ein Erhöhungsvorgang (gemein grinsend auf Kosten der Erniedrigten) ist und dass yaumu l-qiyāma (Tag der Auferstehung, anglisiert Yawm al-Qiyāmah, vgl. hebräisch Yom, „Tag“) ohne weiteres mit Tag des Tumults, Tag des Tobens wiedergegeben werden kann. Frommes Toben als ein Empörungsdschihad, etwa bei Nutzbarmachung dänischer Karikaturen, nimmt die Stunde der Abrechnung, das islamische Weltende, fiebernd vorweg. Und Kaddor lässt das doppelsinnige Toben proben.

Lohbergs jugendlicher Frauenversteher Said erklärt mit Billigung seiner Religionslehrerin Allahs Sexualerziehung noch etwas genauer, nach der eine jede Dhimmifrau schlicht der unbegrenzten Anzahl an Konkubinen zuzurechnen ist:

68. „Die Jungen haben ja meistens nur deutsche Freundinnen. Diese haben wir ja auch nur, um Erfahrungen zu sammeln. … Aber das wäre für ein muslimisches Mädchen undenkbar. Bei den Deutschen wird das ja alles viel lockerer gesehen, und mit meiner deutschen Freundin kann ich ja schlafen.“

Das nichtmuslimische Mädchen dient der männlichen sexuellen Selbsterfahrung. Alle Muslime leben dank ihrer die Seele rettenden wie die Frau erniedrigenden „Schamhaftigkeit“ von den Dhimmis abgeschottet, von der sexuellen Nutzbarmachung der Unreinen abgesehen, und diese Kluft mag sich ohne weiteres vertiefen, solange die Schamlosen nicht zum Islam übergetreten sind … und solange Frau Kaddor Lehrerin ist.

Wie selbstverständlich gehen die männlichen und muslimisch aufgewachsenen Sechzehn- oder Fünfzehnjährigen ins örtliche Bordell, weil das nicht „harâm“ ist, wie sie laut Kaddor ihre Lehrerin befragen und von dieser ausdrücklich bestätigt bekommen. Der die Sitten wahrende kalifatische Überwachungsdienst beginnt derweil, formelle, beinahe kommunalpolitische Strukturen anzunehmen:

70. Sie [die Mädchen] erzählen mir, dass es mittlerweile eine Art Bande gibt, zu der alle „Lohberger Jungs“ gehören, um sie mit ihren Freunden zu erwischen, egal wo. Einige erzählen, wie sie von Ali gesehen worden seien und anschließend großen Ärger bekommen hätten. Selbst die Väter der Mädchen rufen das Bandenoberhaupt an, damit es auf ihre Töchter aufpasst.

Im Sinne der effektiven Preisgestaltung für Sicherheitsdienstleistungen mögen die beiden Lobbies der bösen Vergewaltiger und der guten Aufpasser zusammenarbeiten oder ohnehin aus denselben Leuten bestehen, das staatliche Gewaltmonopol jedenfalls ist außer Kraft gesetzt beziehungsweise interkulturell „bereichert“. Denn alle Gewalt geht vom Volke aus. Und von Alis schlagkräftigen Sittenwächtern.

85. Wenn der Islam sich nicht ändert, dann werden wir uns immer weiter von ihm entfernen.

Wie gut, dass Allahgott bedarfsweise die Gestalt wechselt, ein wenig wie der griechische Gott Proteus. Der „topologisch“ (Kurt Lewin) gezielt unsinnige Satz von Lamya Kaddor unterschlägt (al-kitmān, Lügen durch Auslassung), dass die vom letzten Propheten der gesamten Menschheit (!) gestiftete Pflichtenlehre bis dicht an den Tag der Auferstehung heran Geltung besitzt.

Sicherlich haben die Tugendwächter der Orthodoxie ein Problem mit den Zumutungen, welche Demokratie, Religionsfreiheit (auch die negative), Pressefreiheit und Wissenschaftlichkeit an die Maßgaben von Koran und Sunna richten. Da gilt es zu tricksen und das Islamische Recht durch Marketing-Strategen und PR-Berater die Oberflächenfarbe wechseln zu lassen wie ein Chamäleon, um es im Kern unverändert (gewaltbereit, frauenfeindlich, totalitär) zu belassen. In die Welt der modernen Gesetze ohne himmlische Urheberschaft tritt Allahs Schariagesetz ein wie ein hungriger Dinosaurier. Eine Art von archaischem Faschismus nannte Maxime Rodinson (1915-2004), an Ayatollah Chomeini und an die Muslimbrüder denkend, dieses gegenmoderne Neo-Kalifat, diesen Revivalismus: Un type de Fascisme archaïque.

85, 86. die liberalen, die progressiven Muslime müssen … sich mehr damit auseinandersetzen, was ‚der Islam’ wirklich will.

Auf die Resultate des Denkprozesses dürfen wir gespannt sein, vielleicht in Kaddors nächstem oder übernächstem Buch.

Exkurs: Wertevermittlung, Sozialarbeit.

Da Lesefähigkeit oder Denkfähigkeit eines Kindes oder Jugendlichen die Zielsetzung der Islambegeisterung stören, kann das Curriculum unbesorgt ausgedünnt werden. Kaddor verzichtet, insofern bereits folgerichtig, im Allgemeinen noch auf die simpelsten Anwendungen des Prinzips von Ursache und Wirkung ebenso wie auf Einordnung der Normen der Sunna in das Koordinatensystem der Psychoanalyse, pädagogischen Wissenschaft oder universellen Menschenrechte. Allāh denkt für dich und legt dir die Erinnerungslosigkeit auf. Geschichtskundigkeit ist Mangel an Gottvertrauen, die Tatsache an sich lästert die Gottheit.

Der postmoderne Ex-Intellekt setzt auf unhinterfragbares Expertentum und den Konsum von seichter oder ekstatischer Unterhaltung (Events). Kontingenz statt Kontinuität, Isolation statt Korrelation. Den momentanen Inhaber des Charisma aufgekratzt verehren und gleich darauf beseitigen (islamischer Königsmord bzw. Kalifenmord), anything goes & in šāʿa llāh. Neben dem durch Sozialpädagogik und Soziologie schleichenden Wolfsrudel der Radikalen Konstruktivisten kann Niklas Luhmann mit seinem Begriff der Kontingenz als Wegbereiter dieses postmodernen Fragmentarismus gelten. Luhmanns in seine von „Selbstreferenzialität“ (alles und jeder quatscht gewissermaßen autistisch vor sich hin) triefende Systemtheorie hineinbugsierter Begriff der Kontingenz ist womöglich wenig mehr denn ein Posttraumatisches Stress-Syndrom eines 15-jährigen Luftwaffenhelfers und Inhaftierten in amerikanischer Kriegsgefangenschaft, vielleicht wurde dem Erfinder der Kontingenzlehre ein Stockholm-Syndrom zum persönlichen Rachewerkzeug.

Die Postmoderne jedenfalls führt den Krieg gegen die Gewissheit und den Kontext, versehentlich oder bedarfsweise bereits auch gegen Rechtsgewissheit und Rechtseinheitlichkeit. Das nach innen und außen gestuft diskriminierende Recht der Scharia und des Fiqh kommt den in Sozialarbeit und Pädagogik einflussreichen Alt-Achtundsechzigern als den Anhängern der Kausalitätsverweigerung („Kontingenz“) dabei entgegen. Zunehmende Lust bringe allein das zunehmend Amorphe, wozu sich auch die Altersgrenzen des Jugendschutzes auflösen mögen, wie die allzu spät entdeckten Skandale um die linke und reformpädagogische Odenwald-Schule zeigen.

Der die Soziale Arbeit durchaus prägende Auflösungsphilosoph Theodor Maria Bardmann (in: »Leben wie Theorie«) schreibt:

»Wir können der Welt nur unterschiedliche Problemlagen abtauschen! … Luhmann wurde eines Tages von einem kontingenzverliebten Freund gefragt: „Seit wann, Herr Luhmann, denken Sie Kontingenz?“, und Luhmann soll geantwortet haben: „Herr X, unsere Gymnasialklasse ist 1945 noch zur Wehrmacht einberufen worden. Ich stand mit meinem Banknachbarn an der Brücke Y, zwei Panzerfäuste in vier Händen. Dann machte es Zisch, ich drehte mich um – da war kein Freund und keine Leiche, da war nichts. Seitdem, Herr X, denke ich Kontingenz.“ Fürwahr: Alles könnte anders sein!« Soviel zum Professor für Medienpädagogik Theodor Maria Bardmann, einem Strategen der Entwerdung (30).

Oder, wie es ein gewisser, Luhmann und Bardmann nutzbar machender Georg Singe (in: »Chaos und Selbstorganisation. Systemtheoretische Impulse für eine diakonische Praxis« predigt: „So entscheidet sich die Moral an dem Kriterium der Brauchbarkeit. … Die eigenen Gewissheiten und Überzeugungen werden selbst zur Disposition gestellt. Das Leben und auch die Soziale Arbeit mit Klienten geschieht in einer Welt voller Provisorien (31).“

Soweit zu den sich auf die Doktrin des Radikalen Konstruktivismus berufenden Parteigängern der gemeinhin „Toleranz“ genannten Allgültigkeit (Gleichgütigkeit), die seit einem Vierteljahrhundert große Teile der wertebeliebig (handlungsunfähig) gewordenen Sozialpädagogik und Sozialarbeit prägt. Allahs Gesetz kann kommen. Lamya Kaddor:

86. Meiner Meinung nach müssen Gläubige mehr über ihr Leben nachdenken; … sich um ihre Familien kümmern, … nach Wissen suchen.

Rührend. Mit Imam-Ehe, Kopftuch und einem freiem Denken innerhalb der von Allahgott gesetzten Grenzen. Kaddor betreibt, hier ähnelt sie dem um das Frauenwohl bekümmerten Tariq Ramadan, Familienfürsorge.

Noch zur Familie im Islam. Auch die allseits sexuell überwachte, ins Haus ziehende Schwiegertochter sorgt dafür, dass der Bräutigam islamischer Tradition seiner Mutter gegenüber keinen Prozess der Ablösung vollziehen kann. Die durch ihre eigene Mutter gewissermaßen zu verstoßende Tochter, sie muss im Patriarchat „ausheiraten“, steht dem prinzengleichen Sohn gegenüber, dem Garanten der öffentlichkeitswirksamen Stammestradition und dem Inhaber des Familiennamens, was der schariakonformen Rolle der Mutter unter islamophilen Betrachtern einen matriarchalischen Status verleiht, nüchternere Beobachter indessen erkennen die Söhnchenfabrik („zoontjesfabriek“, Ayaan Hirsi Ali). Die in den fremden Haushalt kommende Braut ist männerrechtliche Küchenhilfe der Schwiegermutter und mag darauf warten, sich ein Vierteljahrhundert später an ihrer Schwiegertochter zu rächen. Necla Kelek schreibt in »Die fremde Braut. Ein Bericht aus dem Inneren des türkischen Lebens in Deutschland «: „Gelin, das heißt: die die kommt; so nennt man die Braut, die ins Haus kommt. Import-Gelin heißen die Bräute, die man nach Deutschland holt.“ Schwestern verlieren im islamisch geprägten Teil der Welt „traditionell“ (systematisch) den Kontakt zueinander, Kommunikation ist Sache der Männer, doppelsinnig gesprochen: der „Brüder“. Dass der Gesicht und Mund verdeckende Schleier der Frauen in Teilen Afghanistans und der Arabischen Halbinsel das Gespräch unter Frauen, zumal das öffentliche, verunmöglicht, tritt wie erwünscht hinzu. Der töchtertauschende Männerbund ist Gott wohlgefällig und kulturelle Kontinuität, Frauenerwerb und Frauenfreigang bleibt eine von Dämonen umschwirrte Beunruhigung der öffentlichen Ordnung.

(Auch im vaterrechtlich geprägten Europa heißt es bis heute undurchdacht, ein Mann würde „ein Kind zeugen“, nicht aber, eine Frau zeuge das Kind, obschon beide an der Fortpflanzung beteiligten Menschen jeweils einen halben Chromosomensatz stiften und damit die gleiche Menge an Erbinformation.)

86. Zudem fehlt es in Deutschland an intellektuellen Debatten über Religion. Wo sprechen etwa prominente Muslime offen über diese Fragen? Spontan fällt mir nur der Schriftsteller und Islamwissenschaftler Navid Kermani ein, der sich regelmäßig äußert. Vielleicht noch der Publizist Feridun Zaimoğlu, der sich im Zuge der Islamkonferenz von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble zu Wort gemeldet hat. Wir brauchen jedoch einen öffentlichen Austausch, um etwas ins Rollen zu bringen.

Was bitte soll denn hier rollen und wohin? Die säkulare Demokratie vollends in die Allahkratie oder das Grundgesetz nur ein wenig in Richtung der Scharia?

Nicht ungeschickt (und wieder ein wenig an Tariq Ramadan erinnernd) macht Kaddor Stimmung für eine theologisierte Politik beziehungsweise politisierte Religion. Zu diesem Zwecke dürfte auch Erzbischof Rowan Williams bald wieder auf der öffentlichen Bühne erscheinen und für die Legalwerdung des Islamischen Rechts werben, vielleicht, wie Tariq Ramadan, vor den schrecklichen Dschihadisten warnend (diese haben sicherlich den „Kern“ des Islam missverstanden). Moralisch schwammige Kirchentagsmilieus kritisieren die organisierten Kreationisten zwischen Harun Yahya (Adnan Oktar) und Intelligent Design (ID) ein bisschen, solange nur Islam und Friedfertigkeit gleichgesetzt werden können.

Der orthodox in die Scharia dressierte Muslim ist in einem Milieu der allgegenwärtigen Erpressung beheimatet, in einem Weltgefühl des sich sekündlich verfinsternden Schmerzes. Erklärlicherweise erlebt er Verunsicherung, sobald er die Zone der Schmerzfreiheit (AEMR) betritt. Diese Irritation erzeugt Hass, der nicht dahin umgeleitet werden kann, wo er hingehört, nämlich auf Imame, Eltern und Ehepartner. Diese nämlich hatten entgegen aller Beteuerungen nicht das Beste des Einzelnen, des Kindes, im Blick gehabt. Die Lebenslüge aber zu erkennen, jedenfalls zu bekennen, würde brutale Angriffe aus Stamm, Nation und umma nach sich ziehen. Und so folgt man der seit spätestens al-Maudūdī und Erbakan wieder allzeit greifbar gewordenen Ermunterung, der milla (Glaubensnation) der Juden oder Christen die Schuld an der persönlichen Misere zuzuschieben, eigentlich ausschließlich den Juden (Koran als Gottesbeweis, existierende Juden als islamischer Teufelsbeweis). Der Anspruch auf unteilbare Menschenrechte, insbesondere die Forderung nach der Gleichberechtigung von Mann und Frau, sei Ursache der islamischen Krise oder islamischen „Depression“ (Kaddor) und im Namen der Toleranz oder Multikulturalität abzuwehren, um den Krieg oder Bürgerkrieg zu verhindern.

112. Es muss endlich Schluss sein damit, Muslime als ein Volk zu betrachten

Kaddor verplappert sich und nennt die milla beziehungsweise umma beim Namen Religionsvolk. Das heilssichernde milla-Prinzip wird im Falle der Millî-Görüş-Bewegung oft übersehen. Das Osmanische Reich betrieb als Sachwalter Allahgottes Coaching und Management der Halbfreien- oder Sklavenkollektive (Serben, Griechen, Armenier und Juden). Die Gottheit des Koran nämlich hatte und hat die höchst irdische Führung jener Glaubensnation übertragen, der sich auch ein heutiger Islamic Supremacist zugehörig fühlt und von der jeder liberale Muslim geschluckt wird. Die dem islamischen Herrenvolk unterworfenen osmanischen Religionsvölker der jenseitsfokussierten Apartheid („Gesamtgesellschaft“) trugen den Namen Millet, und genau dieses milla beziehungsweise millet ist als „glaubensnational“ (millī), Bestandteil der radikalislamischen Erbakan-Bewegung, hierzulande der IGMG. Obschon milli im heutigen Türkischen national bedeutet (enthalten etwa im Namen des kappadokischen Nationalparks, Göreme Milli Parklar, Provinz Nevşehir), ist Millî Görüş keineswegs als Nationale Weltsicht zu übersetzen, wenn auch der pantürkische Rassismus im Erbakan-Umfeld eine bedeutende Rolle spielt, sondern als (schariatreu gemeinte) „Religiöse Weltsicht“. Geeigneter ließe sich Millî Görüş als „Schariapolitische Weltanschauung“ wiedergeben, IGMG als „Islamische Gemeinschaft der Scharia-Staatslehre“. Dass der Antisemitismus in der Türkei (wie im ganzen arabischen Raum) geradezu folkloristisch verankert ist und durch höchste Politiker permanent befeuert wird, ist dabei ebenso wenig aus dem Auge zu verlieren wie das Leugnen des Völkermordes an den Armeniern sowie an den aramäischen und assyrischen Christen (Suryoye, Sg. Suryoyo), dessen Aufdeckung als nationale Schmach („Beleidigung des Türkentums“) gilt, wohlgemerkt die faktentreue Enthüllung, nicht der Völkermord selbst, den zu leugnen die türkische nationale „Ehre“ sichert.

Sprachlich ist Supremazismus ist von Suprematismus zu unterscheiden, das englische supremacism (frz.: Le suprémacisme) von suprematism abzugrenzen, dem um 1915 in Russland entstandenen Kunststil (»Супрематизм«) des ab 1912 radikal ungegenständlich arbeitenden Malers Kasimir Malewitsch (32). Als rassistische Weltanschauung gestattet der Supremazismus einer bestimmten Ethnie die Ausübung der Vorherrschaft. Er kann auch „gesellschaftlich“ (kulturrassistisch) verstanden werden, als Hegemonialanspruch einer Lebensform über alle anderen (33). Beides trifft für den klassischen Islam zu.

Im Übrigen können wir Frau Kaddor beruhigen, denn ob ein Deutscher seinen felsenfest imaginierten Lieblingsengel als Gabriel oder Ǧibrīl‎ verehrt, ist dem Souverän, dem Volk, einerlei (noch). Und bei den organisierten Ex-Muslimen innerhalb einer freiheitlichen Nation kann jeder kommen und gehen.

112. Es muss endlich Schluss sein … alle [Muslime] über einen Kamm zu scheren.

Der Kamm heißt das Islamische Recht, und wer hier schert, ist nicht die BRD, sondern die koranische Gottheit.

Allahgott stiftete zwei Kämme, einen separaten für die Nichtmuslime. Muslime und Nichtmuslime müssen islamisch mit zwei verschiedenen Messlatten bewertet werden.

112. Immer wieder heißt es: die Muslime wollen die Scharia, die Muslime heiraten nur untereinander, die Muslime kennen keine Gleichberechtigung.

Genau. Wer gegen die Scharia anredet, gilt als Apostat und darf ermahnt, bedroht oder ermordet werden, die Tochter eines Muslimen darf auch gemäß der Islamdeutung einer Lamya Kaddor keinen Nichtmuslimen heiraten. Qurʾān, ḥadīṯ und sakrale Jurisprudenz (fiqh), kurz: al-islām ist die Herabsetzung der Frau.

113, 114. Der Islam spricht den Menschen als Individuum an, aber auch als Teil der umma, der weltweiten muslimischen Gemeinde. … Der Islam ist die Quelle, von der ein gläubiger Mensch sein ganzes Leben lang zehrt.

Den Menschen schariatreu begegnen in den al-muʿāmalāt, der zwischenmenschlichen Dimension des islamischen Gesetzes, der Gottheit schariatreu begegnen in der Dimension der al-ʿibādāt, den gottesdienstlichen Handlungen. Eindeutig ehrt und fordert Kaddor damit das vollumfängliche Islamische Recht, zu den zwischenmenschlichen Beziehungen (muʿāmalāt) gehören nicht zuletzt das Scharia-Familienrecht und das Scharia-Eherecht. Auch von Dinslaken-Lohberg aus wird eine schulnahe und separatistische Jugendbewegung auf geduldige (ṣabbār, Substantiv ṣabr) Demokratieresistenz im Namen der Religionsfreiheit eingeschworen.

Dieser Islamische Religionsunterricht (IRU) wird gegen den säkularen Staat immunisieren helfen und zum Verfestigen der Kontraststaatlichkeit ermuntern (eigene Rechtssprechung, etwa: die Imam-Ehen am aufzubauenden Scharia-Gerichtshof schließen, trennen und beurteilen), weshalb muslimische Eltern ihre Kinder nicht in einen solchen Unterricht schicken sollten und der freiheitlich und verfassungskonform bleibende Staat die Finanzierung von schariakonformen Religionslehrern und ebensolchen Imamen einstellen muss. Kaddor bekennt sich zu einem strengstens an Scharia und Fiqh orientierten, allahzentrischen Weltbild, das in der kulturellen Moderne schlicht reaktionär dasteht und, da politisch ambitioniert, revolutionär. Der orthodoxe Islam ist der revolutionäre Islam.

Lebenssinn ist, Allahgott nahe (qarīb) zu kommen, das Leben des Muslimen ist Annäherung (at-taqarrub) an Allāh. Demokratie ist damit Kriegsführung gegen den Himmelsgott, Blendwerk des Satans oder lächerliche menschliche Anmaßung. Der Weg zur Tränke beziehungsweise zur „Quelle“ (Kaddor), von der jede Zuversicht ausgehe, ist selbstverständlich … die der Menschheit gestiftete Islamische Pflichtenlehre, die Scharia. Eine andere Hoffnung und sittliche Daseinsfreude, als dereinst dem Höllenfeuer zu entrinnen und in die Nähe Allahs zu gelangen, gibt es nicht, und nur im peinlich genauen Nachschreiten der prophetischen Fußspuren und derjenigen der gottesfürchtigen Lehrerin gelangt der Dinslaken-Lohberger Grund- und Hauptschüler in die Ǧanna, zum absoluten menschlichen Ziel.

114. „Die Engel betreten kein Haus, in dem sich ein Hund oder eine bildliche Darstellung befindet.“ (nach Buchârî)

Muhammad al-Buchari (* 810 in Buchara), Scheich Ahmad Kutty (* 1946 in Kerala) und Lamya Kaddor (* 1978 in Ahlen) legen den muslimischen Jungen und Mädchen nahe, kein Abbild eines beseelten Wesens (Tier, Mensch) an die Wand zu hängen und sich als Haustier allenfalls eine Katze, jedoch keinen Hund zuzulegen. Ahmad Kutty: „Uns ist es nicht gestattet, einen Hund als Haustier zu halten. We are, however, not allowed to keep a dog as a pet (34).“

116. Die erste Frage kam von einem Mann aus Großbritannien: Ob seine muslimische Frau eine Arbeitsstelle annehmen dürfe, die nach der Scharia für sie erlaubt sei, wo sie also mit Kopftuch an einem für jedermann öffentlich zugänglichen Ort arbeiten könne?

Die orthodox-islamisch ausgerichtete Religionslehrerin beschreibt, wie in ihrem muslimischen Familienkreis mitten im säkularisierten Westfalen (Kaddor: „einer unserer ganz normalen Sonntage“, Seite 114) der unablässig laufende und auf den Kanal al-Jazeera eingestellte Fernsehapparat die Sendung Scharia und Leben mit halbem Ohr verkonsumiert wurde. Millionen von Haushalten taten es dieser Familie gleich (und tun es immer noch) und lauschten auf die Lebensführungstipps des Scheichs (Kaddor: „das mahnende, fast schon bedrohlich klingende Sprechen des alten Mannes mit Vollbart“, Seite 115) und Muslimbruders, dessen Vollbart und Sprachklang für Kaddor bis heute sehr viel beunruhigender („unheimlich“) zu sein scheint als der radikal gegenmoderne Inhalt seiner Fernsehpredigten.

Weder distanziert sich Kaddor von Herrn al-Qaraḍāwī noch von den strengstens schariakonformen Inhalten seiner TV-Serie »aš-Šarīʿa wa l-Ḥayāt« (Islamic Law and Life), der telemedialen Variante einer sanften Islamischen Revolution. Kaddor erblickt „einen muslimischen Geistlichen, … der reihenweise Fatwas von sich gab, also die Fragen von Muslimen aus aller Welt beantwortete, die live bei ihm anrufen konnten.“

Fatāwa („Fatwas“, Sg. fatwā) sind allerdings keine „Antworten“ (Kaddor), sondern Rechtsgutachten, deren Nichtbefolgen nach orthodoxer islamischer Auffassung deine Seele mit einiger Wahrscheinlichkeit in die Hölle transportiert. Im Falle eines hoch anerkannten Scheichs wie al-Qaraḍāwī sind fatāwa leider nach wie vor innerhalb der meisten muslimischen Milieus ungefähr so erfolgreich erpresserisch wirksam wie katholisch-bischöfliche oder päpstliche Verlautbarungen in westeuropäischen Kleinstädten zur Zeit des Ablasshandels. Jeder kuscht, manch einer agiert als Tugendwächter, als eine Art Hexe ist die Frauenrechtlerin ungefähr todeswürdig.

Kaddor teilt uns die Antwort gar nicht erst mit, erhöht aber wie unbeabsichtigt den in Deutschlands muslimischen Communities herrschenden sozialen Druck, den „Fatwas“ im besonderen und der „Scharia“ im allgemeinen Folge zu leisten und den Scheichs sowieso.

Nun spielt Kaddor ein wenig Islamkritikerin:

117. Merkte meine Mutter nicht, dass der Geistliche von einer Realität sprach, in der wir gar nicht lebten? Ich wollte nicht schon wieder nachfragen. Aber ich versank in Gedanken.

Das ist raffiniert doppelzüngig, die Multikulturalisten denken, die nach eigener Aussage temporär gedankenversunkene Pädagogin habe sich von dem weltbekannten antimodernen, frauenfeindlichen und antisemitischen Scharia-Rechtsgutachter distanziert. Die Freunde der Islamischen Revolution indessen zwinkern sich kundig zu und lesen aus der beschworenen europäischen „Realität, in der wir gar nicht leben“ heraus, dass es jetzt darauf ankommt, den ewigen islamischen Anspruch der allahbewussten Sexualerziehung, Lebensweise und Staatlichkeit auch in Deutschland Wirklichkeit werden zu lassen.

Ein ausgesprochen „klientenzentrierter“ Ansatz, wie wertebeliebige Sozialpädagogen seit Jahren gerne und die Standards der Wissenschaft glücklich überwindend frohlocken. Nimm dir, was du brauchst.

Mit Allahgottes Marschbefehl, mit der überprüfbar erfolgreichen, „handlungsorientierten“ ḥisba die nichtige (bāṭil) soziale Wirklichkeit Deutschlands der Allah wohlgefälligen, zeitlosen Realität (Erbakan: ADİL DÜZEN) anähneln.

Lamya Kaddor umschreibt die Schariatisierung auf Seite 79 mit „Der Islam in Deutschland bekommt Konturen. Er hat immer mehr Ecken und Kanten, ist aber an vielen Stellen noch blass.“ Europas ranghöchster Großmufti, Herr Mustafa Cerić aus Sarajevo, wird Kaddor gerade auch hierbei sicherlich zuzustimmen, nicht zuletzt die unangenehm bleiche Ecke des islamischen Familienrechts betreffend. Wer islamische „Konturen“ (Kaddor) fordert, will das einheitliche Recht beenden und die koranisch befohlene Rechtsverschiedenheit herstellen: Muslime versus Nichtmuslime, intern noch einmal „bereichert“ durch ein ebenso Seelen rettendes wie irdisch herabwürdigendes Sonderrecht für die halbe Portion namens muslimische Frau.

Von Bosnien aus fordert der Reisu-l-ulema, der Führer der Gelehrten: „Opening the way for Muslim law to be recognized in matters of personal status such as the Family Law (35).“

118. Dass sich viele Muslime damit schwer tun, zu (hinter)fragen, liegt nicht am Islam.

Weshalb Kaddor, für die Kausalität nur situativ Geltung besitzt, schließlich ist es nur Allahgott, der eine Wirkung verursacht hat und den unsere menschliche, auf Eigenschaften zielende Sprache nicht erfassen kann ohne ihn zu schmähen, bei CIBEDO weiß:

„Die Aufklärung ist für den Islam nicht übertragbar (36).“

Wissenschaftler, lasst uns Parteigänger der Scharia mit eurem beobachtenden Geist in Ruhe. Ein neuartiger Checkpoint Charlie an der Grenze zur islamisch befreiten Zone müsste eigentlich, ginge es nach Aufklärungsverweigerin Kaddor, eine Warntafel errichten: Achtung, Sie betreten den islamischen Sektor, bis hierher darf gedacht werden und keinen Schritt weiter.

»iKfR«

Europapolitiker Pöttering (2008) und Bundespräsident Köhler (2010) verteidigen einen angeblich absolut friedlichen „Kern“ des Islam. Mit dem „eigentlichen“ Islam habe Gewalt gegen Frauen und Nichtmuslime gar nichts zu tun. Der über das Schicksal der Menschheit erleuchtete damalige Präsident des Europaparlaments, Hans-Gert Pöttering, offenbarte im Mai 2008 sein: „Der Islam ist eine im Kern friedliche Religion“, wobei ihm zwei Jahre später der (aus anderem Grund kurz darauf von seinem Amt zurückgetretene) Bundespräsident Horst Köhler faktenfern sekundiert hat: „Ich kenne den Islam als im Kern friedliche Religion“.

Das lässt sich abkürzen, das Pötteringsche und Köhlersche „[der] Islam … [als eine] im Kern friedliche Religion“, zur Fortschrittsformel: »iKfR«.

184. Und ja, Gott hat Muhammad und seinen Anhängern in der rauen und lebensfeindlichen Welt der arabischen Wüste im 7. Jahrhundert erlaubt zu kämpfen und zu töten. Aber die Antwort auf die Frage, ob und inwiefern das überhaupt für uns heute noch irgendeine Bedeutung hat, dürfen wir Muslime nicht den Fundamentalisten überlassen.

Fallweise bringt Islam um (einzelfallorientiert). Allah als Auftragsmörder.

Let`s talk about killing. Ja, wie ist das denn nun, wann den Gotteslästerer köpfen, wann den Juden? Herr Ex-Bundespräsident (»iKfR«), ich bitte Sie, wenn wir heute Abend nicht in entspannter Atmosphäre klären, ob wir ab morgen den Gotteslästerer ermorden, entscheidet das übermorgen irgend so ein schrecklicher islamischer Fundamentalist.

184. Der Islam kennt Gewalt. Das stimmt. Aber vielleicht war er in diesem Punkt von Anbeginn an einfach realistisch?

Selten genug. Sekundenweise sagt uns Lamya Kaddor die ganze Wahrheit über den Islam.

184. Der Islam kennt Gewalt. Das stimmt. Aber vielleicht war er in diesem Punkt von Anbeginn an einfach realistisch? Auch im Alten Testament heißt es „Auge um Auge, Zahn um Zahn“.

Der Friedfertige sei unrealistisch. Juden und Kirchenchristen sollen nach Kaddor nun vielleicht die Steinigung der Ehebrecherin reaktivieren, damit der muslimischen Religionspädagogin die mutmaßlichen Gottvergessenen endlich wieder als fromm erkennbar werden.

Rechtlich multikulturell bekennt sich Kaddor zum Lex Talionis, zum barbarischen Vergeltungsrecht, wie es im Iran, wo der „schöne“ Islam (Pöttering, Horst Köhler: die „im Kern friedliche Religion“) zu Allahs Lob und Preis auch im Strafrecht aktiviert ist und als Qesās (al-qiṣāṣ) in Kraft tritt, der die Maßgaben der Verletzung der von Allāh gesetzten Grenzen (ḥudūd, Sg, ḥadd) mit die Haut zerfetzenden Rutenhieben (Birgit Krawietz sowie Assia Maria Harwazinski: „Die Ḥurma“) und abgehackten Körperteilen ergänzt. Ins Englische übertragen meint ḥurma die heilssichernde und sexualmagisch ansetzende „physical inviolability (intactness)“, die islamisch stets mit mehr oder weniger Brutalität einhergeht. Das authentische islamische Körpergefühl der „bodily integrity“ ist auch für die Zuschauer einer Steinigung erlebbar. Erhängen bitte nur bei Sonnenaufgang, nicht dass wir die heilige ḥurma verletzen.

Die eben nicht unbedingt geltende Würde des Menschen im orthodoxen Islam und die sehr bedingte körperliche Unversehrtheit sind für die Lehrerin aus Dinslaken „einfach realistisch“.

185. Koranverse … Viele sind ewig gültig – auch im Wortlaut.

Welche, weiß al-Qaraḍāwī sehr genau und Lamya Kaddor ein bisschen genau wa-llāhu āʿlam (und Allah weiß es am besten).

Und der Koranschüler soll die Ohren aufsperren und der Nichtmuslim darf gar nicht mitreden.

Lamya Kaddor erzieht zur orthodox-islamischen prinzipiellen Weltungewissheit, in der den Sinnen ebenso wenig zu trauen ist wie dem Verstand. Dem Befehl der Gottheit hingegen, wie er in Koransuren, Prophetenbiographie und in den fatāwa der šuyūḫ (Scheiche, Scheichs, Sg. šaiḫ) Gestalt annimmt, ist absolutes Vertrauen entgegenzubringen. Wenn ich Frau Kaddor nicht falsch verstehe, verdiene auch Ayatollah Chomeinis Islamische Revolution kein grundsätzliches Misstrauen.

185. Welche Verse für uns heute gültig sind, kann nur durch Vernunft entschieden werden. Die Diskussionen darüber sind nun zu führen – innerhalb der muslimischen Gesellschaft.

Psst, bitte nicht stören, hinter diesen Türen tagt die Šūrā (Schura, wörtlich „Beratung“, schariakonforme und hofzeremonielle Ratsversammlung) und beschließt, welcher bundesdeutsche Paragraph ab morgen durch einen Koranvers zu abrogieren ist.

Der Staat von Medina gilt leider nach wie vor nahezu allen organisierten Muslimen auf der Welt als die einzig sittlich zu nennende Lebensweise. Jede schuldhafte Entfernung von ihren Normen stelle das Seelenheil infrage, jede Veränderung könne die gefürchtete bidʿa verkörpern. Auf dieser Grundlage kommt den Kartellen der Islaminterpretation, das sind im Wesentlichen die Jamaat-e-Islami (JI) als Partei und breite islamisch-revolutionäre Bewegung in Pakistan und Bangladesh sowie die je nach Staat in ein anderes Gewand schlüpfende und folglich unübersichtlich erscheinende Muslimbruderschaft (MB, in Europa FIOE, ECFR, FEMYSO, MJD, in Deutschland die IGD und damit ein ganz klein wenig der ZMD). Die dritte für Europa bedeutsame Kraft dieser globalen aggressiven islamischen Bewegung um JI und MB ist multinational operierende, auf Menschen türkischer Sprache beschränkte Millî Görüş.

Exkurs: Islamismus?

Den Begriff Islamismus weisen Islamkritiker zurück, wir sprechen von einem dynamischen Islam (der ländliche sowie mystische Islam sind dann der statische Islam) oder auch von einem aktivierten Islam (Volksislam und Sufismus als der passive Islam). JI und MB haben schlicht „ausgeschlafen“ (Lamya Kaddor) und sind aufgewacht, die Anhänger der Mystiker und Marabouts (Sg. Marabout, afrikanischer unorthodox-muslimischer Heiliger oder oberflächlich islamisierter Dorfzauberer oder dessen Grabstätte, etymologisch von al-murabiṭ, auf der Festung stationierter Krieger Allahs, vgl. ar-ribāṭ, „islamische Grenzfestung“) schlafen gerade ein wenig. Der statische (passive) Islam kann also jederzeit in den dynamischen (aktiven, aktivierten) Islam kippen, einem angeknipsten Lichtschalter ähnlich oder der Modifikation des Elements Kohlenstoff. Graphit und Diamant haben beide das (zufällig einer Mondsichel ähnelnde) Elementarzeichen »C«. Mohammed Bouyeri, der Mörder Theo van Goghs, verwendete das Gleichnis von dem aus Kohle entstehenden Diamanten (der umma oder vielmehr ihres erwachten Teils) einer Art von reiner und die Welt reinigender Islamischer Jugendbewegung, die ungeheuren Kräfte der Kristallschaffung mit den Widrigkeiten, Beleidigungen und Unzumutbarkeiten der kulturellen Moderne identifizierend. Die Nichtmuslime haben angefangen, ǧihād ist in dieser Logik immer Notwehr. Gräberverehrung oder Derwischtanz sind aus dem Blickwinkel von al-Maudūdī, Said Ramadan oder Necmettin Erbakan islamisch inkonsequent, die sprachlich getrennte (urdu-, arabisch- und türkischsprachige) Arbeit der den US-amerikanischen sowie den europäischen Wagen an einem Strick gemeinsam in Richtung des Kalifats ziehende JI-MB-Millî-Görüş-Bewegung jedoch ist gelebte Islamkonsequenz und definiert in München, Köln, Aachen, Bremen, Hamburg und Berlin leider längst, was unter Islam zu verstehen ist. Das kann in hundert Jahren ja einmal anders sein, zurzeit aber ist nicht nur der so genannte orthodoxe, sondern jeder organisierte Islam der revolutionäre Islam, der den Separatismus betreibende Islam.

185. Glücklicherweise gibt es viele unklare Verse im Koran, die erklärt werden müssen.

Und die dann ebenso befolgt werden müssen.

Von der Evangelischen Akademie Tutzing (vielfacher Gastgeber für Benjamin Idriz) oder der Katholischen Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart (»Theologisches Forum Christentum – Islam«) aus, mit Hilfe der Eugen-Biser-Stiftung (Ehrengast war Mustafa Cerić), der Christlich-Islamischen Gesellschaft (CIG), des Interkulturellen Rats (IR, Jürgen Micksch) sowie mit den kopftuchfreundlichen und die arrangierte Ehe verteidigenden Wissenschaftlerinnen Barbara John, Ursula Boos-Nünning und Yasemin Karakaşoğlu findet eine, im Namen des ungefragten Abrahams selbstverständlich schariakonforme, Theologisierung der Politik statt, eine Entsäkularisierung der Bundesrepublik Deutschland.

Das Islamische Umweltverändern zwingt den Nichtmuslimen die neuartige Tugend auf, überall da, wo Islambewerbung gerade nicht im Raume steht und wo die Zuarbeit brutaler Misogynie noch nicht realisiert werden kann, möglichst „amorph“ zu sein, möglichst anpassungsfähig-formlos („flexibel“). Der nichtmuslimische Selbsthass und die islamische Selbstverherrlichung arbeiten damit Hand in Hand wie die beiden Beteiligten einer auflösenswerten Ehe oder Partnerschaft. Die Partner – und in Europa oder Deutschland eben auch: „die Nichtmuslime“ und „die Muslime“ – befinden sich in Kollusion, einem unbewussten Zusammenspiel über dem zwar andersartigen und damit verschiedenartig gebrauchten, aber letztlich gemeinsam verwendeten Grundkonflikt und werden ihre Partnerschaft, die so genannte Beziehungsfalle, gegen Aufbrechen ebenso wie gegen Selbsterkenntnis äußerst aggressiv verteidigen. Sich kritisch um MJD einerseits und INSSAN-Beirätin Barbara John andererseits bekümmernd, Konvertitin Rabeya Müller ebenso analysierend wie den katholischen Schariafreund Armin Laschet, gleicht der Islamkritiker dem Paartherapeuten und muss in zwei Richtungen Zähne zeigen, wie es die Säge eines tropischen Fisches freundlicherweise vormacht.

185. Die meisten der liberal-gläubigen Muslime halten eine solche innerislamische Debatte für unabdingbar … viele Fragen sind zu klären. Wer … nicht bereit ist, ergebnisoffen darüber zu diskutieren, kann in meinen Augen nur als fundamentalistisch gelten.

Lamya Kaddor stellt klar: Wer in der „Debatte“ etwa den Vorbehalt der universellen Menschenrechte fordert, diskutiert nicht „ergebnisoffen“ und verdient das Etikett eines Fundamentalisten. Es ist alles andere als ein Zufall, dass Kaddor an dieser Stelle IGMG und ZMD nicht beim Namen nennt oder diese gar als fundamentalistisch benannt wissen möchte.

Den Muslimbrüdern, Millî-Görüş-Bewegten und sonstigen Kalifatsfreunden wird implizit angeraten, ein wenig Geduld (aṣ-ṣabr) zu üben und ihre Ziele vorläufig zu verheimlichen (taqīyya ist hier schließlich ḥalāl, erlaubt, wenn nicht farḍ, Pflicht, denn das Leben mag zwar ungefährdet sein, doch ist der öffentliche Ruf, Allahgott ist auf „Ehre“ sehr bedacht, bedroht, und mit einem aus einem Gefängnisaufenthalt resultierenden Einkommensverlust ist zudem auch das Eigentum in Gefahr. Lebens-, Ruf- oder Eigentumsgefährdung, at-taqīyya ist ebenso geboten wie das entrüstet tuende Abstreiten ihrer momentanen Anwendung.

Nach dieser Kaddorschen Definition war Nadeem Elyas und ist Axel Ayyub Köhler nicht „fundamentalistisch“, im Gegensatz zu Necla Kelek und Seyran Ateş, die bei der ersten Runde der Islamkonferenz (DIK, 2006 – 2009) nicht bereit waren, die Gleichberechtigung von Mann und Frau „ergebnisoffen“ zu debattieren und die man bei einer innerislamischen Debatte zurzeit deswegen auch nicht zulassen würde.

Kaddor („sich dem innerislamischer Diskurs zu verweigern, zeugt von wenig Kenntnis der islamischen Theologie“, Seite 185) tut so, als könnte es einen unter muslimischen Menschen mehrheitlich anerkannten pakistanischen Diskurs ohne Deobandi / JI, einen türkischen ohne Millî Görüş und einen europäischen ohne FIOE bzw. ECFR bzw. FEMYSO (alle drei: zur al-iḫwān al-muslimūn (MB)) geben. Sie weiß es besser – und sie schweigt zur Muslimbruderschaft.

189. Zuweilen bekommt man in einer Freitagspredigt Dinge zu hören, die ebenso menschenfeindlich wie unislamisch sind, wenn etwa ein Imam zum Hass gegen andere Menschen aufruft.

Die Pädagogin lügt uns ins Gesicht, der, wie stets ohne Quellenangabe, erwähnte Vorbeter handelt nicht „unislamisch“, sondern arbeitet ausgesprochen ordnungsgemäß, da der orthodoxe Islam den Hass auf die Islamapostaten heiligt, auf die Juden und die Heuchler (al-munāfiqūn). In der blühenden islamischen Stadt sind männliche Christen mit der Zwangssteuer (ǧizya, Dschizya) zu belasten, ihre Erniedrigung muss man die Nichtmuslime alltäglich spüren zu lassen. Christenfrauen sind bedarfsweise zu entführen und zu schwängern und mögen muslimisiert werden oder auch nicht, ihre Kinder und Kindeskinder bleiben lebenslänglich dem sittlich korrekten politischen Kult zugehörig. Ein Austritt aus dem Islam ist nicht möglich und auch von der Dinslakener Vorzeigelehrerin Lamya Kaddor nicht vorgesehen, die auch damit dem, was das Grundgesetz in Artikel 4 unter Religionsfreiheit versteht, nicht entspricht.

Bereits in der das Dasein reinigenden ḥisba-Formel („das Rechte gebieten und das Verwerfliche verbieten“) findet sich die sinngemäße Anweisung „Die Tugend gewaltsam durchsetzen und das Unislamische vernichten“. Lieben für Allah, Hassen für Allah.

Orthodoxer Islam ist Menschenfeindlichkeit. Politisch umgesetzter Koran, praktizierter Koran spaltet die Menschheit in verschiedenwertige Klassen, die differenziert abgestuft, muslimischerseits tatkräftig zu diskriminieren sind. Und Vorzeige-Lehrerin Kaddor will das Leben nach dem Koran und der Scharia.

191. Dass bereits junge Mädchen von ihren Eltern gezwungen werden, Kopftücher zu tragen, lässt sich nicht bestreiten, aber es ist gewiss nicht die muslimische Normalität. Gerade wenn die Zahl dieser Mädchen wachsen sollte, muss diesem Missstand mit konstruktiver Kritik begegnet werden.

Tragen sollen sie es aber doch, nur ungezwungen?

Was destruktive Kritik ist, wird Kaddor uns in Kürze offenbaren.

191. [Ehrenmorde, Gewalt, aufgezwungene Kopftücher] Konstruktive Kritik forscht nach den Ursachen der Missstände. Daran dürfen sich alle beteiligen, Muslime wie Nicht-Muslime. Der Antrieb dazu muss allerdings von innen heraus, von den Muslimen kommen.

Bei innermuslimischem Phlegma heißt es also abzuwarten, bis über das Grundgesetz verhandelt werden kann.

Unter Vorbehalt gewährt uns Kaddor die Beteiligung („daran dürfen sich alle Beteiligen“), sie hätte Integrationskritik verbieten können, sobald ein „Muslim“ beteiligt ist. Wie dieser „Antrieb“ zur Ursachenforschung denn entstehen soll und wohin er „die Muslime“ führen wird, lässt Kaddor leider offen. Vielleicht sind es für die Dinslakenerin ja ganz zufällig Koran und Scharia, welche den muslimischen Teil der deutschen Integrationsdefizite am gründlichsten heilen.

192. Der deutsche Staat ist gefordert, gerade solche Menschen verstärkt in seine Integrationspolitik einzubinden, die Deutschland nicht als Zwischenstation, sondern als Heimat verstehen, die an der Gesellschaft partizipieren und ihren Familien ein muslimisches Leben in Deutschland bieten wollen. Die schweigende Mehrheit der eingewanderten Muslime und ihrer Nachkommen will aktiv teilnehmen – allerdings auf gleicher Augenhöhe und nicht in einem Akt gnädiger Herablassung der Umgebung.

Es gilt Religionsfreiheit, das bedeutet, dass die bestehenden Gesetze einzuhalten sind. Für die Damen und Herren Muslime ist ein Sonderrecht nicht zu schaffen.

Kaddor will die Legalisierung („auf Augenhöhe“) des Schleiers und des islamischen Familienrechts („ihren Familien ein muslimisches Leben bieten wollen“), ohne welche, wie sie uns ein wenig bedroht, eine willige („aktive“) Teilnahme der Muslimstaatsbürger an der deutschen Gesellschaft („Partizipation“) nicht zu erreichen sei. Der künftige gesellschaftliche Zusammenhalt sei aufgrund deutscher Intoleranz und quasirassistischer Muslimfeindlichkeit dann eben nicht zu gewährleisten. Die Rhetorik der Erpressung begleitet das, warum es der Koranpolitik geht, das Umsetzen einer europäischen Ausformung der in Südasien erprobten Zwei-Nationen-Theorie. Die Two Nation-Theory, 1930 Vision, wurde 1947 Gestalt (Territorium) und fand 1956 ihre Erfüllung als verfassungsmäßige Ausrufung der ersten (nachmedinensischen) „Islamischen Republik“ auf Erden, Pakistan.

An der Kompromissbildung zwischen Schariarecht und BGB dürfen alle mitarbeiten, „Muslime wie Nichtmuslime“ (Kaddor Seite 192). Die der ḏimma (Dhimmitude) entstammende Aufspaltung der Staatsbürger in Allahbewusste („Muslime“) und Unerleuchtete („Nichtmuslime“) scheint bei all jenen kein Alarmgeläut ausgelöst zu haben, die, wie der Nichtmuslim (ḏimmi, Dhimmi) und gesamtgesellschaftliche Landesminister für Integration Armin Laschet, der muslimischen Religionspädagogin ihr wärmstes Wohlwollen erklären. Dass Lamya Kaddor ihre spendenskandalösen 20.000 Euro von der World Islamic Peoples Leadership entgegennehmen mochte, also von Herrn Muʿammar al-Qaḏḏāfī, besser bekannt als Revolutionsführer Gaddafi panafrikanisch genannt Bruder Führer (Brother Leader), wäre im niedersächsischen oder nordrhein-westfälischen Kultusministerium doch einmal der Rede wert gewesen. Sollte man meinen.

Kaum jemand scheint das Schulbuch Saphir (vgl. Sägefisch 084), an dem Lamya Kaddor beteiligt gewesen ist, auf schariakonforme, gegenmoderne oder fundamentalistische Inhalte geprüft oder es auch nur gründlich gelesen zu haben, doch die schulministeriellen, wohlfahrtsverbandlichen und kirchlichen Internetseiten waren gleich nach Publikation voll des Lobes über das die Segregation und Sezession begünstigende Werk aus dem Kösel-Verlag und sind es bis heute.

Exkurs: Soziale Arbeit

Seit den Achtziger Jahren wird in Sozialpädogogik und Jugendverbandsarbeit ein Dogma kultiviert, das jedes weitere Denken untersagt: „Den Fremden und das Fremde dürfen wir nicht ausgrenzen“, heißt es beispielsweise, man gab sich antifaschistisch und konnte sich als kleiner Widerstandskämpfer fühlen. Dass die Scharia die Islamapostaten ausgrenzt, es sei denn, der geheiligte und heilssichernde Mord wird als islamische Sozialisations- und Integrationsleistung verstanden, ist offensichtlich nicht länger von Bedeutung. „Tolerant sein“, „Vielfalt leben“ oder „Grenzen überwinden“ ist eine andere Nettigkeit eines kaum erkannten Totalitarismus, ein Nebelwurf, der die wie versehentlich stattfindende Implementierung eines als Religion im Sinne vor Artikel 4 GG getarnten Systems der Intoleranz ermöglicht.

Der politischen Korrektheit, sprich der Formlosigkeit zugewandte scoutistische Jugendfreizeiten ab etwa 1985 hießen folgerichtig „Neue Wege wagen“ (evangelische Jugendarbeit des VCP in Rheinland-Pfalz, Brexbachtal bei Koblenz 1986), „Nur eine Welt“ (VCP, Ruhpolding 1988), „Grenzenlos“ (VCP, Ferschweiler im Kreis Bitburg-Prüm 1992), „Über den Horizont“ (BdP, Friedeburg / Friesland 1993), „Globalis 2001“ (BdP, Westernohe 2001), „Panta rei – alles fließt“ (CPD, Wienhausen-Offensen an der Aller 2004) oder „Der Freiheit so nah!“ (CPD, Nördlinger Ries 2008). In eben diesem Vierteljahrhundert Jahren sickerte der bekanntlich mit dem Gedankengut der Herren al-Maudūdī und Quṭb bereicherte Wahhabitismus dank der Finanzierung spendabler arabischer Ölmultis in den Weltpfadfinderverband (WOSM und WAGGGS) ein, sodass eine pfadfinderische Islamkritik ausgeschlossen ist und das Wort Scharia gar nicht erst fällt.

Selbst Hochschulen für Sozialpädagogik, die Sonderausstellungen zum Thema „Toleranz“ durchführten (um 2005), wagten nicht, iranische Steinigung oder somalische beziehungsweise indonesische FGM zu thematisieren, und nun nicht etwa deswegen, weil ein Teheraner Ayatollah oder somalischer Clanchef nicht als ausreichend „fremd“ genug gegolten hätte. Vorerst also scheint man den Schutzschild des Grundgesetzes und der ihm zugrunde liegenden allgemeinen Menschenrechte zu beanspruchen, wenn auch längst gefährlich gelangweilt, denn von der Gleichberechtigung von Mann und Frau ist gar nicht mehr die Rede, eher schon vom friedlichen Islam.

Sicherlich sind Elemente des Militarismus, Nationalismus und xenophoben Eurozentrismus von gründlichen Jugendarbeitern vernehmlich zurückzuweisen, auch von den Pfadfindergemeinschaften, doch könnte die genüssliche Beschädigung des explizit kaum noch definierten Eigenen zugunsten eines sozusagen erlösungsbringenden Fremden wesentlich erfolgreicher dem Aufbau von menschenfeindlichen Haltungen und Milieus zuarbeiten als das bekennende Beibehalten von Elementen des Brauchtums, Christentums oder des bewährten Teils der pädagogischen Erfahrung (und sei es der reformpädagogischen oder jugendbewegten). Die Grundrechtswidrigkeit der Scharia muss endlich zur Sprache kommen.

194. Wie könnte nun der Islam weiterentwickelt werden? Ohne Rückgriff auf die Tradition wird das nicht gehen.

Freilich, je mehr Sunna desto mehr Islam. Oder meint Kaddor die Tradition der US-amerikanischen Unabhängigkeitserklärung von 1776 oder die deutsche des Hambacher Festes von 1832, die dem magischen und menschenfeindlichen Kult auf die Sprünge helfen soll?

Die bei Lamya Kaddor nahezu überall verwendete Mehrdeutigkeit sollten wir nicht als Ambiguitätstoleranz missverstehen, sondern, beim Ziel der islamischen Machtausweitung, als auf den Augenblick bezogene Maskierung der grundsätzlichen islamischen Demokratieablehnung und Gewaltbereitschaft. Kaddors nahezu permanent ausgesendeten Mehrfachbotschaften wiederholen sich kaum jemals genau, werden den Multikulturprofi ausreichend unterhalten und lösen die Konturen des schariatischen Anliegens auf wie die Tarnflecken der Camouflage den Körperumriss des modernen Soldaten.

194. Wir benötigen eine islamische Renaissance

Sister Leader.

194. Wir benötigen eine islamische Renaissance, die uns die Möglichkeit gibt, die vergangenen dreihundert Jahre, in denen der moderne Fundamentalismus und Islamismus als antikoloniale Bewegung aufgekommen ist, zu bewältigen, um an Zeiten anzuknüpfen, in denen noch Vielfalt und Fortschrittlichkeit den Islam charakterisierten. Voraussetzung hierfür ist, dass sich Muslime verstärkt damit auseinandersetzen, wie ihr Leben hier in Europa aussehen könnte. Sie müssen miteinander kommunizieren.

Bis vor drei Jahrhunderten, flunkert Kaddor, sei der Islam ein Hort für Menschenfreundlichkeit und Entwicklungsdynamik gewesen, Allahs fleißigste Lehrerin hält den Islam der Zeit vor dem Jahre 1700 für vielfältig und fortschrittlich. Den zum immer reineren Kulturrassismus aufrufenden Taqīyu d-Dīn Aḥmad bin Taimīya‎ (1263 – 1382), der im 18. Jahrhundert die (bis heute im Staatsauftrag Gotteslästerer und Ehebrecherinnen tötende) Wahhābīya inspirierte, hält Kaddor ja womöglich für einen Förderer der Vielfalt, und der machtbewusste Schariavollender und Garant des islamischen Totalitarismus al-Ġazālī (1058 – 1111) sichere den „Fortschritt“ des künftigen europäischen Islam beziehungsweise islambereicherten Europas.

Damit der „eigentliche“ Islam moralisch unbefleckt erstrahlt, verbreitet die Religionslehrerin die etwa im Umfeld von Sabine Schiffer (linksradikal) oder Beate Sträter (evangelisch) sehr beliebte Lüge, der Kolonialismus sei die alleinige Ursache für alle heutige islamische Gewalt.

Sinngemäß ruft Frau Kaddor die muslimischen Europäer mit einem: „Redet miteinander!“ zu einer gesamteuropäischen Schura auf, der Erzählgegenstand soll wohl eher nicht die endgültige Ablegung von Hidschab und Scharia sein, eher schon das Kalifat.

Kaddor scheint eine lebensweltliche kulturelle Apartheid zu wünschen, aus der sich, dank Allahgottes Befehl zur Hisba und zur Scharia, für die BRD die Rechtsverschiedenheit ergeben muss. Das letzte Kaddor-Zitat:

195. Damit wir die Deutsche Islam Konferenz als Chance für ein neues Miteinander nutzen können, sind die Muslime aufgefordert, sich zu den Grundlagen eines harmonischen Miteinanders zu bekennen.

Das ist falsch, die so genannten Muslime sollen sich zwar bekennen, aber nicht zum harmonischen Durcheinander oder harmonischen Nebeneinander, sondern zum Grundgesetz, nicht zuletzt zur Gleichberechtigung von Mann und Frau.

Kaddor stiftet der beginnenden Epoche der Koexistenz bei entwerdender Demokratie und werdendem Schariastaat einen neuen Euphemismus: harmonisches Miteinander.

Exkurs: Islam als kosmische Orientalisierung.

In der islamischen Kosmologie wird der Sonnenaufgang als Himmelsrichtung (al-mašriq, der Osten, š-r-q, „Maschriq“, zu: ašraqa, aufgehen (der Sonne)) mit dem Patriarchalischen, der Gesundung und dem Orient als geographischem Raum verschmolzen, und kann „westlich, Westen“ (al-maġrib, der Westen, ġ-r-b, „Maghreb“, zu ġaraba, weggehen, untergehen (der Sonne)), neben dem räumlichen Okzident ebenso auch Fremdheit oder Exil bedeuten wie Abtrünnigwerden und Entarten.

Als menschliches Molekül aus dem orthopraktischen Kristallgitter der Umma auszuscheren und damit kufr (einen Akt des Unglaubens (37)) zu begehen, ist ja bereits, mag man äußerlich auch weiterhin in Dschidda, Teheran oder Islamabad wohnen, ein Westlichwerden, eine götzendienerisch-ehrerbietige Hinwegwendung von Gesicht und Leib vom permanent zu fixierenden Heil des symbolischen Ostens, von Allāh. Umso mehr obliegt den muslimischen Ausgewanderten in Europa, um nicht zum Verräter des inneren und des kulturellen Orients zu werden, des seelischen wie auch des praktizierten Islam, der Dschihad des Fortstoßens alles Westlichen, wird den bereits heilsgefährdend modern (freiheitlich-demokratisch, säkular) geprägten Muslimen die Reinigung, die Entwestlichung, zur Pflicht, wie es al-Maudūdī sinngemäß schreibt.

Mentale Panzerung und seelische Resistenz gegen das dämonische Reich der abendlichen Dämmerung des relativen (westlich gelegen von) und absoluten (Europa, Nordamerika) Sonnenuntergangs ist das Gebot der Stunde und wird von Necmettin Erbakan und Recep Tayyip Erdoğan („Assimilation ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit“) auch so angeordnet. Die ḥisba als soziale Umgestaltung ist das „Veröstlichen“ als das Islamisieren, ein Erhellen, das den erwarteten Glanz des Paradieses beinahe erlebbar macht. Derlei Hellwerdung oder Klärung hat mit dem wissenschaftsfreundlich gedachten Begriff der universell geltenden Aufklärung gerade nichts zu tun.

Das Östlichmachen ist ein Erleuchten des teuflisch angekränkelten Diesseits durch tugendhafte Lebensführung, ein Lichtbringen, das für den Muslim im besonders satanischen westlichen Teil der Welt viel Mut erfordert. Europa und die USA als den dunklen Kontinent für den Islam zu befreien, hieße, die Welt endlich dem Islam zu schenken und dem Willen Allahs zu dienen. Sobald der dem Sonnenaufgang und der šarīʿa verpflichtete Muslim aber träge wird, erlangt in ihm selbst der seelische „Westen“ die Oberhand, das Abendwerden, der Satan.

Der Dschihad der Orientalisierung (Schariatisierung) verlangt, den „Westen“, gemeint ist die kulturelle Moderne universeller Menschenrechte, als Feindbild zu betrachten, und das ist jetzt der Begriff vom Westen, den Tariq Ramadan verwendet.

Soviel zum mehrdimensionalen islamischen aš-šarq (Osten) und seinem Gegenbild des „Westens“.

Abdul-Ahmad Rashid ist hingerissen: „Lamya Kaddor zeigt einen Mittelweg auf“ und empfiehlt Kaddors »Muslimisch, weiblich, deutsch! Mein Weg zu einem zeitgemäßen Islam« (37). Dass in revolutionären muslimischen Kreisen „Mittelweg“ eine Chiffre ist und etwa als »Radical Middle Way (RMW)« ungefähr „Tritt beiseite, Dhimmi, Platz für das Kalifat, stellt Allahgott und seine Marschkolonne endlich wieder in die Mitte, die sittenlose Demokratie gehört ins Abseits gedrängt“ bedeutet (38), sagt Abdul-Ahmad Rashid nicht. Die einzig rechtgeleitete umma sei die Glaubensnation der al-wasaṭīya, der berüchtigten „Mittigkeit“, so die Wortwahl von Allahgott (Koran 2:143). Die Weltgemeinde der Muslime wird zum Volk der Ausgewogenheit, a justly balanced nation, der Islamkritiker damit zu einem aus der Balance geratenen Menschen, den es brutal ins Abseits zu stoßen gilt oder aber zu retten, sprich in den harmonischen Kristallkern zurückzuziehen.

Die in den Schafspelz der „liberalen Muslima“ schlüpfende Lamya Kaddor betreibt die hohe Kunst der Anspielung, ganz bewusst ohne jemals dem revolutionär-gegenmodernen politischen Islam entgegenzutreten. Dem juristischen Urwald der kulturrassistischen und Frauen deklassierenden Scharia bereitet Kaddor wie zufällig den Boden des Wachstums.

„Dictum sapienti sat est“, sprach Plautus vor 2.200 Jahren, „Dieses Wort genügt dem Verständigen“. Es weiß doch jeder Muslim, dass Kaddor den Herren Erbakan und Cerić nicht widersprechen möchte. Der Schariafreund also kann mit der Arbeit Lamya Kaddors zufrieden sein.

Und wenn ihr die ministeriell, kirchlich oder pädagogisch bezahlten Sinndeuter einer in Ausdünnung befindlichen Demokratie applaudieren, umso besser für das Kalifat.

Jacques Auvergne

(1) Abdelfattah Kilito definiert in »The author and his doubles. Essays on classical Arabic culture« (L`auteur et ses doubles) den talmih (talmīḥ) als: “allusion to a well-known event, personality or story”, als Anspielung auf ein wohlbekanntes Ereignis, eine allseits bekannte Person oder Begebenheit. Kaddor kalkuliert freilich mit einem hinsichtlich des islambezogenen Wissens sowie der Kritikfähgkeit am Islam hochgradig gespaltenen, abgestuft mündigen Publikum: die Säkularen könnten die Theokratie kritisieren, ziehen aber die Uninformiertheit vor oder haben vom Islam keine Ahnung, die Muslime kennen die Pflichtenlehre relativ genau, schätzen sie oder leiden an ihr, und haben erpresst zu schweigen.

http://books.google.de/books?id=s9-M3YQ7PvQC&printsec=frontcover#v=onepage&q&f=false

(2) Über die Aachener Pädagogin el-Shabassy (Grundschule Richterich), welche Ehebrecher zu Ehren Allahgottes – und zur ziemlich egoistischen Rettung von Eva-Marias eigener Seele – mit geworfenen Steinen juristisch einwandfrei (islamisch korrekt) ermorden lassen möchte.

Florian Klenk gibt uns am 11.12.2003 (in: DIE ZEIT Nr. 51) unter dem Titel »Im Schutz des Tuches. Ein Besuch in der mitunter merkwürdigen Welt deutscher Kopftuchlehrerinnen« Einblick in sein Interview mit Eva El-Shabassy: „Wenn einmal in hundert Jahren eine Ehebrecherin gesteinigt wird, vielleicht werden dann ganz viele Ehen gerettet?“

http://www.zeit.de/2003/51/Kopftuchlehrerinnen_2f_Klenk

(3) Thorsten Gerald Schneiders ist der Ehemann von Lamya Kaddor. „Ein ganz persönlicher Dank geht abschließend an meine Frau Lamya Kaddor, die mich mit ihrem Esprit und ihren fachlichen Tipps selbst aus tiefsten Tiefpunkten wieder herauszuholen und aufzubauen vermochte. Münster, im April 2006; Thorsten Gerald Schneiders“, aus: »Heute sprenge ich mich in die Luft Suizidanschläge im israelisch-palästinensischen Konflikt«, auf Seite 8

http://books.google.de/books?id=hO26ypj8MsgC&pg=PA8&lpg=PA8&dq=thorsten+gerald+schneiders+lamya+kaddor&source=bl&ots=0enssUoEN-&sig=g2o2qnzB1hecV0F_MvJUV3sRkHs&hl=de&ei=wS7zS5-QC6DqmwOfnOTjDg&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=8&ved=0CDYQ6AEwBw#v=onepage&q=thorsten%20gerald%20schneiders%20lamya%20kaddor&f=false

(4) Janbernd Oebbecke oder die Islamisierung des Verwaltungsrechts. Oebbecke lehrte zwischen 1991 und 1996 an der Universität Düsseldorf Öffentliches Recht und Verwaltungslehre. Der Autor von »Handbuch Recht und Kultur des Islams in der deutschen Gesellschaft« (2000) veröffentlichte 2003 zum Kopftuch: »Das „islamische Kopftuch“ als Symbol, in: »Kirche und Religion im sozialen Rechtsstaat«, FS für Wolfgang Rüfner, hg. von Stefan Muckel, Berlin 2003«. Ebenfalls 2003 entstand sein »Muslimische Gemeinschaften im deutschen Recht« anlässlich einer gleichnamigen Tagung im Vorjahr, die von der Fritz-Thyssen-Stiftung finanziert worden war und am 11.04.2002 in Münster im Hörsaal R1 der Rechtswissenschaftlichen Fakultät stattfand. Oebbecke ist also gewissermaßen der Mathias Rohe der Kommunalwissenschaft. Janbernd Oebbecke. Lebenslauf.

http://www.jura.uni-duesseldorf.de/vereine/rswv/vita_oebbecke.pdf

Bremen, Schura, Staatsvertrag, Janbernd Oebbecke. Am 10.11.2009 wird auf »das islamische Portal. Islamische Gemeinschaft Milli Görüş« berichtet, wie die revolutionär gegenmoderne Islamische Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) und der Rest der Bremer Schura von Herrn Oebbecke unterwiesen werden, Titel:

»Keine rechtlichen Hindernisse für Staatsvertrag mit Muslimen«

„Für einen Staatsvertrag mit Muslimen gibt es rechtlich gesehen keine Hindernisse. Das erklärte Janbernd Oebbecke, Professor für Öffentliches Recht, letzten Donnerstag bei einer Fachtagung in Münster. An der Fachtagung mit dem Thema »Staatsvertrag mit Muslimen in Bremen«, die von der Schura Bremen und der Universität Bremen organisiert wurde, nahmen Vertreter und Vertreterinnen aus Wissenschaft, Parteien sowie islamischen Religionsgemeinschaften teil.“

http://www.igmg.de/nachrichten/artikel/2010/03/07/keine-rechtlichen-hindernisse-fuer-staatsvertrag-mit-muslimen.html

Das S-Wort. „S“ wie Staatsvertrag. Dem genialen Wegbereiter der verstaatlichten Scharia Janbernd Oebbecke ist es egal, ob eine Körperschaft jetzt besteht oder aber in fünf oder erst in zehn Jahren bestehen wird, wir tun einfach so, als gäbe es sie bereits und unterzeichnen den Staatsvertrag.

Eiken Bruhn berichtet am 20.08.2009 in der taz: »Muslime wollen Staatsvertrag. Der Senat will jetzt doch Verhandlungen um einen Staatsvertrag führen. Der Dachverband Schura ist nach dem gestrigen Auftakt-Gespräch zufrieden«

http://www.taz.de/1/nord/bremen/artikel/1/muslime-wollen-staatsvertrag/

Kilinc, Mehmet Kilinc. Imam. Abgehackte Füße, Hände und Köpfe demnächst auch in Bremen?

Am 13.12.2008 titelt die taz » Wer darf wem die Hand abhacken?« und Henning Bleyl führt das Interview mit dem gottesfürchtigen Bremer Islamgelehrten Mehmet Kilinc, bei dem sich der Imam zu den ḥadd-Strafen des geheiligten Rechts bekennt:

„Es ist wichtig darauf hinzuweisen, dass körperliche Strafen wie Steinigung oder Handabhacken nicht außerhalb islamischer Gesellschaften zur Anwendung kommen. Es ist ein dreistufiges Modell: Der Islam definiert die Werte, nach denen man leben soll. Zweitens muss er die Voraussetzungen schaffen, damit man sie auch befolgen kann. Erst wenn das gegeben ist, können solche Strafen verhängt werden. … Gesetze wachsen eben aus einem gesellschaftlichen Kontext, die dazugehörigen Strafen entsprechen einem Konsens der Beteiligten. … Im Westen werden die Menschenrechte auf Grund von Mehrheitsverhältnissen definiert, im Islam gelten sie als vom Schöpfer verliehen.“

http://www.taz.de/1/nord/bremen/artikel/?dig=2008/12/13/a0036&cHash=e16af01ec7

(5) Chalid Durmosch, Lichtjugend. Am 23.05.2010 titelt DER TAGESSPIEGEL mit »Brückenbauer«, und Rita Nikolow berichtet über die Berliner Konvertitenszene der Jünger des verehrten Imam Said Nursi („Die Lichtjugend kooperiert unter anderem mit der Bundeszentrale für politische Bildung und der Polizei. … Die Lichtjugend bietet auch Seminare für Lehrer an – in denen die Mitglieder vermitteln, wie wichtig es ist, aufeinander zuzugehen“) und berichtet nicht über die Grundrechtswidrigkeit der kulturrassistischen und Frauen entrechtenden Scharia. Freilich, je mehr Dschihad, desto mehr Friedenskonferenzen, je mehr Kulturrassismus, desto mehr Möglichkeiten „aufeinander zuzugehen“ (Nikolow). Je tiefer die Klüfte zwischen den ethnoreligiösen Kollektiven, desto bedeutsamer die als-ob-Tätigkeit der Berliner „Brückenbauer“ (Nikolow).

http://www.tagesspiegel.de/berlin/brueckenbauer/1844092.html

Autoren oder so ähnlich: Benjamin, Benn, Brecht, Goethe, Grundgesetz, Kästner, Kafka, Kaléko, Kishon, Koran. »Volkslesen. Muslime lesen«, Andy Abbas Schulz liest aus den die Berliner Seelen vor den Flammen der Hölle rettenden Hadithen des al-Buḫārī und Nikoletta Schulz trägt das „Schamtuch“ (Feridun Zaimoğlu) des ḥiǧāb und trägt aus den mittelalterlichen Texten des global denkenden Schariapolitikers al-Ġazālī vor.

http://volkslesen.tv/vl/10-09-muslime-lesen/

(6) King Fahad Academy, Bonn

http://jacquesauvergne.wordpress.com/2008/08/15/080/

Saudi-Arabiens Herrscherhaus denkt an die gefährdeten Seelen Argentiniens und errichtet in Buenos Aires (Stadtteil Palermo) das Islamische Kulturzentrum („Centro Cultural Islámico“). Der durch Allahgottes Laune sowie durch das nach Europa verkaufte Erdöl superreich gewordene Hüter der Heiligen Stätten König Fahd („Custodio de la Dos Sagradas Mezquitas Rey Fahd” bezahlt diese Kaserne islamischer Expansion. Das Grundstück stiftete allerdings der damalige Präsident (1989 – 1999) Carlos Menem nach einem Besuch in Saudi-Arabien. Menem, 1930 in Argentinien als Carlos Robert Saúl Menem Akil geboren, ist Sohn von Einwanderern aus dem 80 km nördlich von Damaskus gelegenen Yabrūd (Syrien).

http://www.ccislamicoreyfahd.org.ar/

25.09.2000, Präsident Fernando de la Rúa weiht die größte Moschee Südamerikas ein.

bei: PalermoOnline

http://www.palermonline.com.ar/noticias/nota109_mezquita.htm

bei: Clarín

http://edant.clarin.com/diario/2000/09/25/s-03801.htm

Argentinien habe 2 % Muslime. Großbritannien 2,7 %, USA 3 % Schweden 3,6 %, Deutschland 3,7 %, Frankreich 10 %, weiß die Seite »United States of Oslam«, die Dr. Adel Elsaie („Islam is a way of life. It affects all aspects of life“) betreibt.

http://www.usislam.org/muslimstatistics.htm

(7) Schariazähmer Bernd Ridwan Bauknecht. Im Schatten der König-Fahd-Akademie

http://www.freitag.de/2005/33/05330601.php

(8) Stefan Muckel, zitiert aus dem von Thorsten Gerald Schneiders herausgegebenen »Islamfeindlichkeit. Wenn die Grenzen der Kritik verschwimmen«, VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2009

http://www.springerlink.com/content/t5k7837502912765/

(9) Stefan Muckel will das Lehrerinnenkopftuch. Nach: Muckel, bei: Hartmut Kreß (Hg.), »Religionsfreiheit als Leitbild. Staatskirchenrecht in Deutschland und Europa im Prozeß der Reform« (Ethik interdisziplinär 5, Seite 119 – 139), LIT Verlag, Münster 2004. Hier Muckel bei Kreß nach: »Pfälzisches Pfarrerblatt. Organ des Vereins pfälzischer Pfarrerinnen und Pfarrer« (Schriftleiter Dr. Martin Schuck, Speyer)

http://www.pfarrerblatt.de/rezension_24.htm

»Pfälzisches Pfarrerblatt. Organ des Vereins pfälzischer Pfarrerinnen und Pfarrer«

Ragini Wahl, Beauftragte für Asyl im Kirchenbezirk Nürtingen in der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, kritisiert in »Dialog mit wem? – Ein „Dritter Weg“ ist nötig« den so genannten Dialog mit dem Islam angemessen. Leider fällt die orthographisch großzügige Ragini Wahl auf die Fundamentalistin Lamya Kaddor („Kaddur“) herein, die von ihr neben Necla Kelek („Neclak“) und Elham Manea gestellt wird. Hoffnung erweckt, dass sie den Verfassungsrechtler Michael Bertrams („Bertram“) zitiert, der die Scharia als mit dem Grundgesetz unvereinbar erklärt.

Wahl: „Wieso fragen evangelische Theologen in unserer Landeskirche so wenig nach dem Kerngehalt „des Islam“ bzw. hinterfragen seine Vordenker? Diese waren Hassan Al Banna, Sayyid Qutb, heutige Akteure wie Tariq Ramadan, Al Maududi, Al Zayat etc. – alles Protagonisten, die die parlamentarische Demokratie mit ihrem demokratischen Regelwerk oder mit Gewalt überwinden wollen – um schließlich ihre Staatsform einzuführen, die auf der Rechtsnorm der Scharia basiert, in der Minderheiten (Christen wie Juden) bestenfalls noch einen geduldeten Status haben.“

http://www.pfarrerblatt.de/index.html

Die Scharia kollidiert mit der Verfassung, so stellte Ellen Nieswiodek-Martin im Herbst 2009 die sehr plausible Position des Verfasssungsrichters Michael Bertrams dar: »Teile des islamischen Gesetzes sind nicht mit den Grundwerten der deutschen Verfassung vereinbar. Dies erklärte der Präsident des Verfassungsgerichtshofs und des Oberverwaltungsgerichts des Landes Nordrhein-Westfalen, Michael Bertrams.«

Ellen Nieswiodek-Martin weiter, Bertrams zitierend: »Der Islam und das islamische Recht, die Scharia, seien … in manchen Teilen nicht mit den Grundwerten der deutschen Verfassung vereinbar: „Sie weisen der Frau in nahezu allen Lebensbereichen einen niedrigeren Rang zu als dem Mann [Bertrams].“ Dies widerspreche sowohl dem Gleichheitsgebot als auch der Menschenwürde, dem höchsten Wert des Grundgesetzes. „Eine muslimische Lehrerin, die auf dem Tragen des islamischen Kopftuchs beharrt, bekennt sich deshalb nicht ohne Vorbehalt und widerspruchsfrei zu unserer Verfassung und unseren Werten“, so der Verfassungsrichter laut einer Mitteilung der Evangelischen Kirche Westfalen. Wenn eine muslimische Frau darauf beharre, ein Kopftuch zu tragen, schließe dies ihre Eignung für den Beruf der Lehrerin an einer staatlichen Schule aus.«

Aus: »Richter: Scharia nicht gesetzeskonform«, bei: »pro. Christliches Medienmagazin« vom 04.09.2009

http://www.pro-medienmagazin.de/gesellschaft.html?&news[id]=2381&news[image]=1&news[action]=detail

Die Gesundheitspädagogin und Mutter von sechs Kindern Ellen Nieswiodek-Martin ist Autorin von »Kinder in der Medienerziehung. Fernsehen, Computer und Erziehung« (2006) sowie »Generation Online. Jugendliche und Internet – alles, was Erwachsene wissen sollten« (2008)

http://www.amazon.de/B%C3%BCcher/s?ie=UTF8&rh=n%3A186606%2Cp_27%3AEllen%20Nieswiodek-Martin&field-author=Ellen%20Nieswiodek-Martin&page=1

Wie Muckel tickt, ahnen wir beim Lesen eines aus dem Jahre 2001 stammenden Textes des Ehemannes der Kölner Kopftuchverteidigerin Melanie Miehl, des Laiendominikaners und Schariafreundes Thomas Lemmen („die dem muslimischen Mann grundsätzlich mögliche Ehe mit bis zu vier Frauen gleichzeitig“, „Das Verhältnis der Angehörigen beider Geschlechter zueinander hat sehr weitreichende Bekleidungsvorschriften im Islam hervorgebracht“) auf der Seite der Friedrich Ebert Stiftung (FES): »Stefan Muckel zitiert in diesem Zusammenhang Joseph Listl, der darüber einen Konsens sieht, „daß die beiden staatskirchenrechtlich relevanten Normen des Art. 4 und des Art. 140 GG ungeachtet ihrer räumlichen Trennung so zu lesen sind, als ob sie auch äußerlich, und zwar im Rahmen des 1. Abschnitts, ineinandergefügt wären“«

http://library.fes.de/fulltext/asfo/01003004.htm

Es muckelt. Der Kirchenrechtler Stefan Muckel (»Überkreuz mit dem Kreuz. Bemerkungen zum ‚Kruzifix-Beschluss‘ des BVerfG«) findet bei den türkischen Allahfreunden der von Mehmet Zübeyir Demir aus İskenderun (Αλεξανδρέττα, Provinz Hatay) betriebenen Seite »Mumine. Muminelerin Buluşma Mekan« Verwendung. Dort stellt am 27.02.2009 eine Dila den aus der Feder der an der Uni Bremen lehrenden Boos-Nünning-Schülerin Yasemin Karakaşoğlu (»Almanya’da Okullarda ve Üniversitelerde Başörtüsü Olayı«) ein, das barbarische deutsche Kopftuchproblem und die kalifatsfromme Fereshta Ludin. Die säkulare Demokratie wird doch noch zu knacken sein.

http://www.mumine.com/tesettur-hakkinda-konu-soru-ve-cevaplar/3395-almanyada-okullarda-ve-universitelerde-basortusu-olayi.html

Der selbe Text der schariatreuen Yasemin Karakaşoğlu (»Almanya’da Okullarda ve Üniversitelerde Başörtüsü Olayı«), die hier zur Islamisierung Deutschlands Stefan Muckel und Irmgard Pinn nutzt, bei »Haksöz Haber« (Haksöz Dergisi) aus İstanbul

http://haksozhaber.net/okul_v2/article_detail.php?id=3071

»Haksöz Haber« hat eine an Deutschland angepasste Parallele, »Das wahre Wort« ist nicht minder radikal islamisch und applaudiert der in Wien lebenden angeblichen Türkin und antilaizistischen Kopftuchaktivistin LEYLA ŞAHİN (s. u.), die im Jahre 2005 erfolglos vor dem in Straßburg ansässigen Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR, manchmal auch EuGHMR, Cour européenne des droits de l’homm (CEDH ou Cour de Strasbourg), European Court of Human Rights (ECHR), Avrupa İnsan Hakları Mahkemesi (AİHM)) gegen die Türkei klagte.

http://wahrewort.de/

Ohne geheiligtes Frauendeklassieren und Frauenverschleiern kein Kalifat und ohne den Aufbau der Islamischen Gesellschaft keine Annäherung (taqarrub, zu: qarīb, nah) an Allahgott, weshalb al-ḥiǧāb („Başörtüsü“) bei »Haksöz Haber« eine eigene Rubrik bildet

http://www.haksozhaber.net/okul_v2/article.php?cid=41

»Das wahre Wort / Haksöz Haber« verbreitet das Gedankengut des filigransten aller Vordenker des globalen Dschihad, ʿAlī Šarīʿatī (Ali Şeriati, Ali Schariati)

http://www.haksozhaber.net/okul_v2/article_detail.php?id=5255

»Leyla Şahin v. Turkey«. Special thanks to all of you who have helped Wikipedia

http://en.wikipedia.org/wiki/Leyla_%C5%9Eahin_v._Turkey

Der Kopftuch-Dschihad: »LEYLA ŞAHİN gegen die Türkei«

http://www.menschenrechte.ac.at/docs/04_3/04_3_12

Leyla ŞAHİN. Bei EMMA (September/Oktober 2004) titelt man zur afghanischstämmigen Lehrerin Fereshta Ludin: »Das Ende des Kopftuchstreites?« Alice Schwarzer weist uns auf die Türkei hin, der die absolute Mehrheit der Muslime Deutschlands schließlich entstammt: „Leyla Sahin und Zeynep Tekin, zwei seit Jahren für das Kopftuch kämpfende türkische Medizinstudentinnen … hatten bei dem EU-Gericht Klage gegen den türkischen Staat eingereicht: Die Universität von Istanbul hatte ihnen das Tragen des „islamischen Kopftuches“ verboten – also des festgezurrten Tuches, das jedes Härchen sorgfältig verdeckt, ganz wie der Tschador oder die Burka.“

Alice Schwarzer zitiert den Verfassungsrechtler Professor Isensee, für den ein Amt „nicht Selbstverwirklichung“ ist, sondern Dienst.

http://www.emma.de/ressorts/artikel/kopftuch-burka/das-ende-des-kopftuchstreites/

(10) Rotherham, Lord Nazir Ahmed of Rotherham. Bei:

Islamic Monitor

http://islamicmonitor.blogspot.com/2010/04/muslim-should-vote-or-not-to-vote.html

Sheikh Yermami

http://sheikyermami.com/2009/02/21/uk-that-warsi-conundrum/

Jihad Watch

http://www.jihadwatch.org/2005/07/uk-fatwa-to-call-bombers-unbelievers-if-proved-muslims.html

Militant Islam Monitor

http://www.militantislammonitor.org/article/id/3862

(11) »Muslime im Rechtsstaat«, Centrum für Religiöse Studien, Münster. Herausgegeben von Thorsten Gerald Schneiders und Lamya Kaddor

http://books.google.de/books?sitesec=reviews&id=ZdU5gwH6dxoC

(12) Koran 5:33 »The only reward of those who make war upon Allah and His messenger and strive after corruption in the land will be that they will be killed or crucified, or have their hands and feet and alternate sides cut off, or will be expelled out of the land. Such will be their degradation in the world, and in the Hereafter theirs will be an awful doom.« Nach: Zulfikar Khan, bei seiner hinduistisch inspirierten, islamkritischen Seite »Satyameva Jayate. Thruth alone triumphs«. Leider verlinkt Khan zur extremdualistischen Internationalen Gesellschaft für Krishna-Bewusstsein (ISKCON, International Society for Krishna Consciousness), die uns besser als Hare Krishna bekannt ist, einer von Abhay Charan Bhaktivedanta Swami Prabhupada gegründeten Organisation.

http://www.flex.com/~jai/satyamevajayate/hell.html

»Satyameva Jayate. Thruth alone triumphs« (Zulfikar Khan) bietet einen ersten Überblick zum islamischen Umweltverändern (Völkermord, Religionsvernichtung) auf indischem Boden, analog fand die Islamisierung in Syrien, Ägypten, in der Türkei und im Iran statt und wird sie demnächst vielleicht in den USA und Europa verlaufen, wenn der säkulare Staat das jenseitszentrierte und kulturrassistische Islamische Recht nicht drastisch untersagt und dem gegenmodernen Sunna-Fundamentalismus (Geschlechtertrennung, Frauenverhüllung, Verbot der freien Rede) Einhalt gebietet.

http://www.flex.com/~jai/satyamevajayate/

Der mordende und kulturvernichtende Dschihad gegen die Inder und die indischen Religionen und Kulturen wird ausgezeichnet beschrieben beim atheistisch inspirierten indischen Religionskritiker Jaya Gopal: »Gabriels Einflüsterungen. Eine historisch-kritische Bestandsaufnahme des Islam« (bei: Ahriman), Übersetzer: Fritz Erik Hoevels. Jaya Gopal gründete die Atheist Society of India.

http://www.ahriman.com/buecher/gopal.htm

(13) Tabari 9:82 »The Messenger sent Khalid with an army of 400 to Harith [a South Arabian tribe] and ordered him to invite them to Islam for three days before he fought them. If they were to respond and submit, he was to teach them the Book of Allah, the Sunnah of His Prophet, and the requirements of Islam. If they should decline, then he was to fight them.«

http://www.inthenameofallah.org/War%20Verses.html

(14) Hojjat-ul-Islam Mahmood Khalilzadeh, Abrahams Erbe veruntreuend: „DER EINE GOTT“ [jüdisch – christlich – muslimisch] bei al-shia.de »der Eine Gott … die Muslime werden im Koran aufgefordert, im Dialog mit den anderen Religionen immer die Gemeinsamkeiten zu betonen, damit eine gute Grundlage für den Austausch geschaffen wird: „Sprich: O Ihr Leute der Schrift, kommt her zu einem Wort, das gleich ist zwischen uns und euch, dass wir Gott allein dienen, und dass wir nicht einander zu Herren nehmen neben Gott.“ (3:64) Der interreligiöse Dialog wird auf immer mehr Veranstaltungen praktiziert.«

http://www.al-shia.de/artikel/toleranzundreligion.htm

Die koranbasierte Formel vom („einen, gemeinsamen“) brückengleich verbindenden „Wort … zwischen uns und euch“ ist der Name des Antwortbriefs von 38 Schariapolitikern vom 13.10.2006 an den Papst Benedikt: „A Common Word between Us and You“. Die Formel belässt den Islamgott unverändert und den Christengott verändert: überstreckt, überdehnt, halbiert, ausdünnt, wie man will, jedenfalls modern (revolutionär) überwunden. Lokal (kirchengemeindlich) und jugendverbandlich vernebelt abrahamitisches, abrahamisches, trialogisches und dialogisches Weihrauchgewölk die dem evangelischen oder katholischen Endverbraucher die Sicht.

http://www.acommonword.com/

al-Shia.de zitiert – Ayatollah Chomeini: „Jemand, der mit dem Fuß der Knechtschaft reist, und seine Stirn mit dem Merkmal der Bescheidenheit der Knechtschaft kennzeichnet, wird die Herrlichkeit Seiner Herrschaft erreichen. Der Weg des Erlangens der Tatsachen der Herrschaft ist eine Reise entlang der Fußstapfen der Knechtschaft, und das, was der Knechtschaft aufgrund von Egoismus und Selbstgefälligkeit verloren gegangen ist, kann unter dem Schatten der Schirmherrschaft wiedererlangt werden … Daher sollte der salik in dieser Stufe nicht irregeführt werden vom Teufel, sich absondernd von der Wahrheit und der Realität und seine Reise stoppend auf dem Weg zum Ziel“

Für so viel bewiesene „Humanität und Spiritualität“ darf man auch tausendfach, zehntausendfach morden und foltern lassen. Das Chomeini-Prinzip: Für Allahgottes himmlischen Frieden irdisch die Sau rauslassen, reinigenden Terror pflegen. Pöttering, Host

http://www.al-shia.de/furuuddin/adabussalat.htm

Shia extrem: Scheich Hussein Leibner. Ehedem und unerleuchtet noch Tim Leibner war er gemeinsam mit Mohammad Razavi Rad Mitherausgeber von »Muhammad. Im Lichte der Intentionalität der Koransprache, eine neue Perspektive für den kommunikativen Dialog der Weltreligionen«, Verlag Traugott Bautz, Nordhausen 2008

http://www.bautz.de/neuerscheinungen-2008/9783883094281.html

Scheich Hussein (d. i. Tim Leibner) zeigt der Menschheit, dass die Mühsal des Zweifelns und Denkens bereits hienieden und für jeden glücklich ein Ende finden kann. Im Frauenverhüllungspamphlet »Die Schleierfrage. Freiheit zur Bekleidung« erfahren wir:

„Im genannten Sinne ist Freiheit aus der Sicht des Korans etwas Natürliches und bereits Erledigtes. Aus diesem Grunde wird so etwas wie ‚Freiheit‘ im Koran, ebenso wie das Dasein Gottes, gar nicht erst thematisiert. Denn das würde nur Zweifel an der Freiheit berechtigen. … Richtig und Falsch sind also in ihrer Gegensätzlichkeit unterschieden. Und das Richtige unterscheidet sich klar in seinem Gegenteil. Niemals werden wahr und falsch in der Wirklichkeit durcheinander geraten. Nur in unseren Herzen, dem Zentrum unserer Entscheidungen, können wir das Wahre mit dem Falschen vermischen oder vertauschen. … Nimmt man den Koran beim Wort – und das sollte man tun, denn er ist Gottes Wort – dann ist der Ḥiğāb (Schleier) mehr als nur ein Kleidungsstück und eine Körperbedeckung, sondern Ausdruck einer inneren Einstellung, die durch und durch als eine Frage des Glaubens zu sehen ist. … Ziel und Zweck des Ḥiğāb werden im Koran ebenso erwähnt, wie Grund und Ursache. In diesem Sinne macht der Koran jede Überbürdung in dieser Frage hinfällig.“

http://www.al-shia.de/hijab/freiheit.htm

Islamische Revolution beginnt im Kindergarten- und Grundschulalter. Fatima Bazzi aus Dortmund verantwortet »Shia-Kids« (und verlinkt zur iranisch geprägten Missionsmaschine Shia-Forum.de).

http://www.shia-kids.de/

Die beiden kleinen Jungen dürfen einander die Hand geben, wenn auch der Blonde eine Gebetskappe auf dem Haupt trägt und also kein Unreiner ist. Um der Hölle zu entgehen, verbergen die beiden Mädchen ihr Haupthaar. Junge und Mädchen – das „frevelhafte Tun“ sieht man zwar nicht – geben sich nicht die Hand.

http://www.shia-kids.de/kbilder/58.html

Der kleine deutsche Schiit hat sein Kinderleben dem Gottesbefehl, dem drohenden Strafgericht und dem verlockenden Allahparadies nachzuordnen. Islampädagogik pur. Mädchen haben ein sündiges Geheimnis unter einer Schutzabdeckung, ihr Haar unter dem Hidschab. Kein Mädchen ohne Schleier, ohne Schleier kein (sittsames) Mädchen.

http://www.shia-kids.de/kbilder/14.html

http://www.shia-kids.de/kbilder/1718.html

http://www.shia-kids.de/kbilder/1316.html

Die islamisch nachlässigen großen Geschwister vor Sonnenaufgang ein wenig akustisch terrorisieren und die lästerlichen urdeutschen Dhimmis von nebenan gleich mit. Wir basteln uns eine Ramadantrommel.

http://www.shia-kids.de/basteln/ramadantrommel.html

(15) Rittersturz-Konferenz, Koblenz im Juli 1948. Danke an die ehrenamtlichen Enzyklopädisten von Wikipedia für die Bereitstellung dieses Commons

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/40/Aussichtspunkt_Rittersturz_Koblenz.jpg

Hinten-links Festung Ehrenbreitstein

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/77/Rittersturz.JPG

(16) „´A’ischa war für ihr Alter körperlich reif, da die Frauen in warmen Ländern frühzeitig körperlich wuchsen. Die jungen Frauen wurden damals im jungen Alter verheiratet … ´A’ischa war nicht die Einzige, die jung verheiratet war. Hafsa Bint ´Umar wurde im Alter von 12 Jahren verheiratet. Auch die Tochter von Hujai Ibn Al-Achtab, jüdischer Abstammung, wurde im Alter von 11 Jahren verheiratet. ´A’ischa (ra) war auch nicht die Einzige, die einen Mann von großem Altersunterschied heiratete.“

Bei: Muslimische Jugend Deutschlands (MJD)

http://www.lokalkreis-handbuch.de/Inhalt/5.3.4.3.Aischa.html

(17) ʿAbdu l-ʿAzīz Āl aš-Šayḫ zum Recht des muslimischen Mädchens auf einen begattungsfähigen Ehemann: „Oft hören wir in den Medien die Frage nach der Verheiratung Minderjähriger. Dazu ist zu sagen, dass die Scharia der Frau kein Unrecht zufügt. Zu sagen, eine Frau unter 15 Jahren könne nicht heiraten, ist schlicht falsch. Sobald ein Mädchen zehn oder zwölf Jahre alt geworden ist, kann sie zur Verheiratung ausgewählt werden, und wer auch immer jetzt denkt, sie sei zu jung, liegt falsch und fügt dem Mädchen eine Ungerechtigkeit zu.“

Abdul-Azeez Aal ash-Shaikh: „We hear often in the media about the marriage of minors. We must know that Shariah law is not unjust for women. … If it is said that a woman below 15 cannot be married, that is wrong. If a girl exceeds 10 or 12 then she is eligible for marriage, and whoever thinks she is too young, then he or she is wrong and has done her an injustice.“ Aus: »Saudi Gazette«, ohne Datum, kein Autorenname: »Aal Al-Sheikh says marriage of pre-teen girls allowed«

http://www.saudigazette.com.sa/index.cfm?method=home.regcon&contentID=2009011526744

Von dort aus wurde die hoch politische Kindbrautfatwa bis nach Pakistan, Indien und Südostasien verbreitet. Aus Lahore informiert »Daily Times« am 15.01.2009 die Menschen in Pakistan: »OK for 10-year-old girls to marry, says Saudi grand mufti«

http://www.dailytimes.com.pk/default.asp?page=20091\15\story_15-1-2009_pg1_7

http://islamicterrorism.wordpress.com/2009/01/15/saudi-cleric-girls-over-10-or-12-years-are-eligible-for-marriage/

http://sagot-sa-balik-islam.blogspot.com/2009/10/pag-asawa-sa-bata-aral-ng-islam.html

(18) Islamprinzip Kindbraut. Griechenland hat die Scharia ins Familienrecht integriert, in der Region Komotiní werden Elfjährige verheiratet und geschwängert, um aus Düsseldorf, bei dosiertem und befristetem Erschrecken einer Hand voll einflussreicher Figuren, nach Héllas zurückexpediert zu werden: „Ein Skandal“, nennt das voller Empörung Diana Goldermann-Wolf vom Kinderschutzbund. „Staatlich geförderter Kindesmissbrauch – so etwas darf es in Europa nicht geben und verstößt auch gegen die UN-Kinderrechts-Konvention“, aus: Barbara Kirchner: »Zwölfjährige bekam in Zwangsehe ein Baby«, EXPRESS, 11.06.2008

http://www.express.de/regional/duesseldorf/zwoelfjaehrige-bekam-in-zwangsehe-ein-baby/-/2858/705568/-/index.html

(19) Feridun Zaimoğlu poltert gegen Islamkritikerinnen wie Necla Kelek und Seyran Ateş („Entgleisungen und Diffamierungen“) und hält Frauenhaar für beschämenswert:

„es geht darum, dass die Islam-Konferenz, wenn sie ein demokratisches Forum sein will, nicht jene jungen gläubigen Frauen ausblenden kann, die sich selbstbewusst für das Schamtuch entschieden haben und sich explizit als deutsche Musliminnen begreifen“, der Schriftsteller, das Medizin- und das Kunststudium brach er ab, sprach mit Michaela Schlagenwerth (»Wo sind die jungen Schamtuchträgerinnen?«), in: Berliner Zeitung vom 25.04.2007

http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2007/0425/feuilleton/0004/index.html

Arzu Toker am 04.05.2007 in »derFreitag«. Über den kreativen Islamversteher (in: »Feridun Zaimoglu schlägt sich auf die Seite der Schamtuchträgerinnen«) sagt die Kölner Publizistin Toker: „Zaimoglus Wortschöpfung „Schamtuchträgerin“ bezeugt seine Kenntnis des Korans. Tatsächlich soll das Kopftuch, der Schleier, so jedenfalls will es der Prophet, die sexuelle Reizung der Männer verhindern.“

http://www.freitag.de/2007/18/07181102.php

(20) Norbert Lammert (CDU) lobt Lamya Kaddor für deren schariakompatiblen Schmöker »Muslimisch – weiblich – deutsch! Mein Weg zu einem zeitgemäßen Islam« mit einem von der Bürde der Kausalität und Nachvollziehbarkeit befreiten „Tatsächlich ist das Problem von Migration und Integration in Deutschland nicht, dass wir zu viel Zuwanderung, sondern dass wir zu wenig Einbürgerung haben.“

http://www.norbert-lammert.de/gelesen2.php?id=36

„Unser Problem in Deutschland ist nicht eine zu hohe Zuwanderung, sondern die zu geringe Einbürgerung“ Norbert Lammert, berichtet bei: Morgenpost, am: 18.02.2010.

http://www.morgenpost.de/politik/article1257651/Lammert-wirbt-bei-Migranten-fuer-Einbuergerung.html

(21) Bundestagspräsident Norbert Lammert hat das Wort Scharia sicherlich bereits vernommen: „Was ich gehört habe, behalte ich dagegen meist für mich.“

http://www.norbert-lammert.de/person.php

(22) Harun Yahya (Adnan Oktar, hier geadelt zum „Muslim Thinker“), ebenfalls bei der Fatwafabrik »IslamOnline«, zur Muttermilch

http://www.islamonline.net/servlet/Satellite?c=Article_C&cid=1158658452981&pagename=Zone-English-Living_Shariah%2FLSELayout

Yahya: „Lebewesen kamen nicht durch den imaginären Evolutionsprozess ins Dasein. Alle Lebewesen, die je auf der Erde existiert haben, sind von Gott erschaffen worden.“

http://www.harunyahya.de/bucher/evolution/atlas_schopfung/atlas_schopfung_01.php

Harun Yahya. Das Interview „Alle Terroristen sind Darwinisten“ führt Daniel Steinvorth am 22.09.2008, bei: SPIEGEL-online

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,578838,00.html

In »Die Wahrheit des Harun Yahya« schreibt Helmut Frangenberg am 19.09.2007, dass die Evolutionsgegner des Islam ihre antiaufklärerischen Bücher an deutsche Schulen verschenken: „Sämtliche Kölner Bio- und Philosophielehrer erhielten in letzter Zeit Post: Der teuer produzierte „Atlas der Schöpfung“ von Harun Yahya. … Keiner weiß, wie viele Millionen sich der reiche Mann aus Istanbul seine Mission kosten lässt. Der Vertrieb der Bücher ist perfekt geplant. Alle angeschriebenen Kölner Lehrer erhielten das Buch am selben Tag. Absender war die Düsseldorfer Firma „Weltlog Ltd.“, die bei einem Speditionsunternehmen eine Lagerfläche gemietet hatte. Die Firma ist spurlos verschwunden, berichtet der Schichtleiter der Spedition. Die Frankfurter Okusan GmbH, die auf Oktars Internetseiten als Vertriebspartner genannt wird, bestreitet, irgendetwas mit der Aktion zu tun zu haben, für die offenbar die Lehrernamen auf den Homepages aller Schulen zusammengesucht worden sind. … In Frankreich hat die Regierung den „Atlas der Schöpfung“ als „extrem gefährlich“ eingestuft und verboten. Das kam manchem übertrieben vor. Dass in Deutschland aber bislang jede Reaktion ausblieb, finden die beschenkten Lehrer genauso falsch.“

http://www.ksta.de/html/artikel/1190059904825.shtml

Islamisch verzerrte Naturbetrachtung: ADEL ELSAIE, Ph.D.

http://www.usislam.org/Star/RESUME.htm

Der Ingenieur, der die Hölle fürchtet. Adel M Elsaie: »History of Truth. The Truth about God and Religions«

http://www.onlineislamicstore.com/b7967.html

Die Islamisierung der in Entwerdung befindlichen Wissenschaften. Dr. Elsaie bei »IslamOnline« zur menschlichen Embryonalentwicklung

http://www.islamonline.net/servlet/Satellite?c=Article_C&cid=1265530701869&pagename=Zone-English-Living_Shariah%2FLSELayout

(23) Der aus Saudi-Arabien stammende Student Abdulsalam al-Zahran ermordet seinen Professor Richard Antoun. Verschiedene Quellen:

Student fatally stabs Binghamton University professor

http://www.theithacajournal.com/article/20091204/NEWS01/91204018/1006/Binghamton-University-prof-stabbed-to-death-by-student

Professor Dies After Stabbing at Binghamton University

http://www.wbng.com/news/local/78538247.html

Grad student allegedly killed professor

http://www.upi.com/Top_News/US/2009/12/05/Grad-student-allegedly-killed-professor/UPI-13961260074383/

“Binghamton’s murder suspect Abdulsalam Al-Zahrani has quite the family tree. Al-Zahrani clan in Saudi Arabia has a big presence in Al-Qaeda.”

http://pibillwarner.wordpress.com/2009/12/05/islamic-law-prof-richard-t-antoun-stabbed-killed-at-binghamton-university-by-muslim-grad-student-abdulsalam-al-zahran-antoun-wrote-the-book-understanding-fundamentalism-christian-islamic-and-jewish-mo/

»Understanding Fundamentalism: Christian, Islamic and Jewish Movements« Richard T. Antoun

http://books.google.com/books?hl=de&sitesec=reviews&id=2488ZsvZ77oC

Von: MICHAEL S. SCHMIDT and MICHAEL D. REGAN: »Binghamton Student Says He Warned Officials«, in: The New York Times, 06.12.2009

http://www.nytimes.com/2009/12/07/nyregion/07binghamton.html?_r=1

Professor Antoun

Zwischen 1959 und 1972 betrieb der in den USA geborene Professor Richard T. Antoun Feldforschung in Jordanien, im Libanon, im Iran, in Griechenland (Kateríni) und, zu arabischstämmigen Einwanderern, in den USA.

[Kateríni, gut 50.000 Einwohner, hatte einen gewaltigen Flüchtlingsstrom von Pontos-Griechen (türkische Schwarzmeerküste) zu integrieren, die großteils nicht griechisch-orthodox waren, sondern Erweckungsbewegungen angehörten.]

http://www.armenianbiblechurch.org/food corner/anatolia/chapter30.htm

Später forschte Antoun (»Understanding fundamentalism: Christian, Islamic, and Jewish movements«) religiös begründeten Fundamentalismus.

1980 veröffentlichte er zu den sozialen Folgen des Islamischen Rechts »Scharia-Gesetz, Scharia-Gerichte. Ihre Auswirkungen auf bäuerliche Familien in Jordanien« (The Impact of Islamic Law, Islamic Courts and Court Brokers on Peasant Families: A Jordanian Case), im Folgejahr legte er ein Papier vor zum Thema »Islamisierung, islamischer Wiederaufstieg und die Bedeutung des sozialen und ethischen Anspruchs des schariatischen Rechts« [Islamic Corpus] für die Gesellschaft der Moderne. (“Islamization, Islamic Resurgence and the Social and Ethical Implications of the Islamic Corpus in the Modern World”).

Prof. Antoun, 1986: ‘Der Anstieg des Fundamentalismus in Jordanien’, (“The Growth of Islamic Fundamentalism in Jordan”)

http://www.meforum.org/1510/understanding-fundamentalism

Antoun hätte zum Fachgremium gehört, die die Arbeit des Mörders al-Zahrani hätten bewerten müssen: Handlungsleitender Klang aus dem Jenseits und weltliche Betrachtung: Sinneswahrnehmung, Kosmologie und Erkenntnistheorie im frühen Arabien („Sacred Voice, Profane Sight: The Senses, Cosmology, and Erkenntnistheorie in Early Arabic Culture“).

http://en.wikipedia.org/wiki/Richard_T._Antoun

(24) »Choosing my religion«

Aus: aud!imax. Elena Winter: „Im Islam finden manche Menschen das, was sie im christlichen Glauben vermissen: eine klare Botschaft oder die Nähe zu Gott. In Deutschland sind es häufig Frauen, die den islamischen Glauben annehmen – selbstbestimmt und aus tiefer persönlicher Überzeugung“

http://www.audimax.de/nc/leben/news-artikel/article/6/choosing-my.html

(25) Wali Mudschbir (walī muǧbir, MÜCBİR VELÎ). Kuala Lumpur. Das im malaysischen Ministerium für Frauen, Familie und Entwicklung (Ministry of Women, Family and Community Development, KPWKM) titelt zu »Consent To Marriage«

»Ist das Einverständnis der Braut in ihre Verheiratung erforderlich?

Ja, für jede Heirat ist das Einverständnis der Braut erforderlich. Bei einer noch nie verheirateten Frau (Jungfrau) kommt das Einverständnis von ihrem wali mudschbir [Heiratsvormund mit der Berechtigung zum Zwang].

Kann das jungfräuliche Mädchen durch den wali mudschbir auch ohne ihre Zustimmung in eine Ehe gezwungen werden?

Ein jungfräuliches Mädchen kann durch den wali mudschbir auch ohne ihre Zustimmung in eine Ehe gezwungen werden, soweit die eheliche Verbindung sekufu [standesgemäß] ist und sie für die Braut keine dharar [Beschädigung] ihrer syarie [schariarechtlichen Verpflichtungen] darstellt.

Wer ist wali mudschbir?

Wali mudschbir ist der biologische Vater des Mädchens oder der Großvater väterlicherseits.«

Is consent from the bride required before a marriage can be carried out? Yes, consent from the bride is required for any marriage. For a woman who has never been married before (virgin), the consent comes from her Wali Mujbir (guardian).

Can a virgin girl be forced to enter into a marriage without her consent by the Wali Mujbir? A virgin girl can be entered into a marriage without her consent by the Wali Mujbir on the condition that the marriage is sekufu and the marriage will not bring dharar syarie to the bride.

Who is a Wali Mujbir? Wali Mujbir is the natural father (father by birth) or grandfather on the father’s side.

http://www.kpwkm.gov.my/new_index.php?page=faq_content&code=4&faqtitleID=5&lang=eng

(26) Fatwa. Eltern sollen bei ihrer Tochter den Schleier besser ohne Zwang als mit Zwang durchsetzen, und der Schleier ist der Frau von Allah auferlegt. Und im wahren Glauben gibt es keinen Zwang, sondern reines Einverstandensein. Vergessen wir nicht: Islam ist Liebe.

„In Islam, parents are not to force their children to do anything that is considered against the law of the Shari`ah. … The father, as the guardian of his family, may stress that his daughter should wear hijab in case she refuses to wear it out of disobedience to the obligation of Allah. … Fathers and mothers should note that they are responsible before Allah for the affairs of their daughters that have been entrusted to them; they should raise their daughters according to the Islamic manners. So if a girl is approaching puberty, there is the fear that her not wearing hijab may cause young men to be tempted by her or her by them. Hence in this situation her parent or guardian has to make her wear hijab so as to prevent means that may lead to evil or immorality.“

http://infad.usim.edu.my/modules.php?op=modload&name=News&file=article&sid=8813

(27) Malaysia verweist dabei auf folgende fatwā zum aufgezwungenen ḥiǧāb (“Kopftuch”), bei: Islam Online (Yūsuf al-Qaraḍāwī), vom: 12.01.2004. Dort beruft man sich auf das prophetische Vorbild, das von Abū Dāwūd as-Siǧistānī (817 – 888) berichtet ist und dem nachzufolgen deine Seele, vielleicht, vor dem Höllenfeuer rettet:

Befiehlt Allahgott verkündet Muhammad notiert Abu Dawud:

„Train your children to pray when they are seven years old, and smack them if they do not do so when they are ten, and separate them in their beds.“

Predigt Yūsuf al-Qaraḍāwī:

From an early age, daughters should be taught that hijab is an ordinance from Allah to protect their chastity. When a girl reaches puberty she is obliged to do all the obligatory duties and to avoid all haram things. One of the obligatory duties is wearing hijab.

http://www.islamonline.net/servlet/Satellite?pagename=IslamOnline-English-Ask_Scholar/FatwaE/FatwaE&cid=1119503547810

(28) Prügelstrafe an Kindern durch britische Koranlehrer.

Brendan Carlin: »Double standards row as Ed Balls refuses to ban smacking at mosque schools to avoid ‚upsetting Muslim sensitivities’«, aus: Daily Mail, vom: 17.01.2010

http://www.dailymail.co.uk/news/article-1243871/Double-standards-row-Ed-Balls-refuses-ban-smacking-mosque-schools-avoid-upsetting-Muslim-sensitivities.html

(29) Interview: »“Erster Zugang zum Koran“. Autorin Kaddor über ihr neues Erklärbuch zum Islam«. Lamya Kaddor spricht mit: Liane von Billerbeck, am: 26.03.2008, veröffentlicht bei: Deutschlandradio.

Kaddor ändert mehrfach pro Satz die Argumentationsrichtung, wirkt entsprechend zerfahren und unaufgeräumt. Authentische (fundamentalistische) Islampädagogik pur: „Ist Nagellack verboten? Dürfen wir Nagellack auftragen?“ Auf Nachfrage bekennt Kaddor mit frechen dürren Worten die Scharia und den Dschihad. Liane von Billerbeck trägt das alles mit Fassung.

Liane von Billerbeck, Jahrgang 1957, Studium der Journalistik in Leipzig. Kulturredakteurin bei der Neuen Berliner Illustrierten (NBI) / extra-Magazin bis 1991, danach Arbeit als freie Journalistin, Gerichtsreporterin, Hörfunk- und Fernsehmoderatorin (ORB-Politmagazin »Klartext«) sowie als Kommentatorin für die ARD (»Tagesthemen«). Liane von Billerbeck veröffentlichte mit Frank Nordhausen Lesenswertes zu den Themen Psychomarkt (Psycho-Sekten. Die Praktiken der Seelenfänger), Ron Hubbard (Der Sektenkonzern. Scientology auf dem Vormarsch; Scientology. Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will) und Rechtsextremismus (Satanskinder. Der Mordfall von Sondershausen und die rechte Szene).

Lamya Kaddor, das Menschen „differenziert“ rettende und verbrennende islamische Jenseits und die in jedem Augenblick wirksame Geisterwelt: „denn nach wie vor gilt, dass der Koran für Muslime das Gotteswort ist, das unveränderte Gotteswort“

http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/thema/759660/

bei Annedore Beelte vom Domradio gibt Kaddor bekannt: „Die Aufklärung ist für den Islam nicht übertragbar“

http://www.domradio.com/aktuell/artikel_39689.html

(30) Niklas Luhmann und die Kontigenz. Die Postmoderne führt den Krieg gegen die Gewissheit und den Kontext, bei Bedarf also auch gegen die Rechtsgewissheit und Rechtseinheitlichkeit. Der Entwerdungsphilosoph und Wegweiser zum Heilsziel des absoluten Fremden (in: »Leben wie Theorie«), Theodor M. Bardmann, ordnet angehenden Sozialpädagogen und Sozialarbeitern die total flexible Gesinnung an: »Wir können der Welt nur unterschiedliche Problemlagen abtauschen! Fürwahr: Alles könnte anders sein!«

http://www.systemagazin.de/beitraege/luhmann/bardmann_lebenwietheorie.php

(31) Georg Singe, in: »Chaos und Selbstorganisation. Systemtheorietische Impulse für eine diakonische Praxis« (Seite 52-53), „So entscheidet sich die Moral an dem Kriterium der Brauchbarkeit. … Die eigenen Gewissheiten und Überzeugungen werden selbst zur Disposition gestellt. Das Leben und auch die Soziale Arbeit mit Klienten geschieht in einer Welt voller Provisorien.“

http://books.google.de/books?id=vBWZjhBjEkQC&printsec=frontcover#v=onepage&q&f=false

Georg Singe, Diplom-Theologe, Diplom-Sozialarbeiter, Systemischer Familientherapeut und Supervisor (DGSF). Autor von: »Gott im Chaos. Ein Beitrag zur Rezeption der Chaostheorie in der Theologie und deren praktisch-theologische Konsequenz«

http://www.soziale-theologie.net/index.php?option=com_content&view=article&id=48:singe-georg–dr-phil-vechta-d&catid=13:s-z&Itemid=5

(32) »Suprematism (Supremus No. 58)«, Kasimir Malewitsch 1916, Kunstmuseum Krasnodar

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/6c/Malevici06.jpg

Malewitsch: Acht Vierecke

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/6d/Malevich-Suprematism..jpg

(33) Supremacism, suprémacisme, Supremazismus

Le suprémacisme est une idéologie raciste qui considère qu’une ethnie particulière peut et doit exercer une domination sur une ou plusieurs autres. Il peut également se comprendre au sens civilisationnel, au sens de la suprématie d’une civilisation sur une autre.

http://fr.wikipedia.org/wiki/Supr%C3%A9macisme

(34) Kind, Hund ist unrein! Lass es dir gar nicht erst einfallen, dir als Haustier einen Hund zuzulegen. Don’t contemplate taking a dog home as a pet.

http://www.islamonline.net/servlet/Satellite?pagename=Islamonline-English-Ask_Scholar/FatwaE/FatwaE&cid=1119503547226

Die Engel besuchen kein Haus, in dem sich ein Hund oder ein Bild befindet, Angels do not enter a house in which there is a dog or a picture.

http://www.islamicteachings.org/forum/islamic-articles-all-kinds/angels-not-entering-an-pictured-house-or-a-house-with-a-dog-t8526.html

Hadith-Terminologie (muṣṭalaḥ al-ḥadīṯ)

http://en.wikipedia.org/wiki/Hadith_terminology

(35) Kuala Lumpur: Das staatliche, oft erkennbar allahkratische »Institute of Diplomacy and Foreign Relations (IDFR)« wird vom malaysischen Außenministerium (Ministry of Foreign Affairs) betrieben und veröffentlicht die Rede des Kalifatsanhängers Mustafa Cerić, dem Großmufti von Bosnien und Herzegowina: »A DECLARATION OF EUROPEAN MUSLIMS«. Zwischen 1991 und 1993 lehrte Mustafa Cerić in Kuala Lumpur am International Institute of Islamic Thought and Civilization (ISTAC, Teil der Islamischen Universität Malaysia) und war dort auch als Repräsentant des Panislamisten Alija Izetbegović tätig.

Cerić in »A DECLARATION OF EUROPEAN MUSLIMS«

„the European Muslims have the right to express their expectations in the Declaration such as: the institutionalization of Islam in Europe; the economic development of the Muslim Community so that it may have full spiritual and cultural freedom and independence; the development of Islamic schools capable of educating European born Muslims for the new challenges of European society; the political freedom that will enable European Muslims to have their legitimate representatives in European state parliaments; a relaxation of European migration policy which has become very restrictive towards Muslims recently; opening the way for Muslim law to be recognized … f) opening the way for Muslim law to be recognized in matters of personal status such as the Family Law; g) and the protection of European Muslims from Islamophobia“

http://www.idfr.gov.my/en/index2.php?option=com_content&do_pdf=1&id=144

Panislamist Izetbegović hatte bereits 1970 die Islamische Deklaration (Islamska deklaracija) verfasst, die zunächst in Saudi-Arabien (Auflage 100.000 Exemplare) auf Arabisch veröffentlich wurde. Dort heißt es:

Nie werden Muslimische Nationen etwas dulden, was sich ausdrücklich gegen den Islam richtet … wer auch immer gegen den Islam aufsteht, wird nichts als Hass und Widerstand ernten … Zwischen dem Islamischen Glauben und den nichtislamischen gesellschaftlichen und staatlichen Einrichtungen kann es weder Frieden geben noch Koexistenz. … Unter den Bedingungen der Gegenwart bedeutet dieser Wunsch [nach einem Islamischen System], sich kraftvoll für eine große Islamische Föderation einzusetzen, die von Marokko bis Indonesien reicht und von Zentralafrika bis nach Zentralasien.

Muslim nations will never accept anything that is explicitly against Islam, … He who rises against Islam will reap nothing but hate and resistance. … There’s no peace or coexistence between the Islamic faith and non-Islamic social and political institutions. … Under present conditions, this desire [for an Islamic order today] means a struggle for creating a great Islamic federation from Morocco to Indonesia, from the tropical Africa to the Central Asia.

Alija Izetbegović: »The Islamic Declaration, Islamska Deklaracija«, veröffentlicht bei den menschenrechtsfernen Antiislamisten vom Hindu Vivek Kendra (HVK), einem Gelehrtenkonvent der hinduistisch-rassistischen Bewegung des Hindutva. Der HVK ist der völkisch-nationalistischen und chauvinistisch-radikalreligiösen Rāṣṭrīya Svayamsevak Sangh (RSS) zuzurechnen, die in ganz Indien Wehrsportzentren und ideologische Schulungsseminare betreibt und bis 2004 die indische Regierung stark beeinflussen konnte.

http://www.hvk.org/articles/0802/0.html

auch bei: den arg nationaltümelnden Säbelrasslern und Super-Serben von SRPSKA MREZA („We, Serbian-American editors of Srpska Mreza insist on strengthening History-long good relationship between Serbian and Jewish people. Our bond is a strong one. For centuries, the suffering of our two peoples is the same. Our enemies are the same. Intolerance, racism, Nazis and Islam fundamentalists are our common enemy.”)

Izetbegović jugoslawisch großspurig und zusätzlich vom Kalifat begeistert:

Auf seiner eigenen Scholle schließt der Islam die Betätigung jedweder Ideologie eindeutig aus. Die Frage nach laizistischen Grundsätzen stellt sich gar nicht erst, der Staat sollte vielmehr Ausdruck und Anwendung sittlicher Wertesysteme sein. … Der Aufbau eines Islamischen Systems erweist sich damit als der vollendete Akt aller Demokratie.

Islam clearly excludes the right and possibility of activity of any strange ideology on its own turf. Therefore, there is no question of any laicistic principles, and the state should be an expression and should support the moral concepts of the religion. … Establishing of an Islamic order is thus shown as the ultimate act of democracy,

http://www.srpska-mreza.com/library/facts/alija.html

auch bei: Lee Jay Walker: »Islamic terrorism: Afghanistan to Bosnia and September 11«, veröffentlich bei Pakistan Christian Post

http://www.pakistanchristianpost.com/headlinenewsd.php?hnewsid=1907

Noch zum IDFR. Conference on „Who Speaks for Islam? Who Speaks for the West?“ Gemeinsam mit der UN-nahen Alliance of Civilisations ist der einstige iranische Präsident Mohammad Khatami zu Gast beim IDFR in Malaysia, Mustafa Cerić wird erwähnt. Man bemerke: zunehmende Schariafreundschaft wird „gegenseitige Wertschätzung, mutual respect“ genannt, und wenn der Dhimmi dem Kalifen gegenüber die Löffel aufsperrt, kann er endlich „mit offenem Geist zuhören, listen with an open mind“:

“On the topic of „What is the Future Framework for the Muslim-Western Relationship“, Stephen Heintz, President of the Rockefeller Brothers Fund (U.S) said that there is a need to promote mutual respect, understanding and cooperation between Muslims and the West. Sir Iqbal Sacranie, Secretary General of the Muslim Council of Britain (U.K) was of a similar view and said that in order to move forward, everyone must listen with an open mind.”

http://www.idfr.gov.my/en/index.php?option=com_content&task=view&id=88&Itemid=122

IDFR. Conference on ‚Islam and the West : Bridging the Gap‘

http://www.idfr.gov.my/en/index.php?option=com_content&task=view&id=169&Itemid=147

(36) Kaddor will Offenbarung statt Wissenschaft. Annedore Beelte lässt in ihrem »Prof. Heumanns Kritik am islamischen Religionsunterricht zurückgewiesen« die Islampädagogin zu Worte kommen, die den berechtigten Vorwurf des Oldenburger Religionspädagogen Jürgen Heumann angreift, der die geplante Einführung des islamischen Religionsunterrichts an deutschen Schulen als integrationsfeindlich erkennt. Bei CIBEDO darf Lamya Kaddor die Geistesgeschichte der Menschheit endlich richtig stellen: „Die Aufklärung ist nicht auf den Islam übertragbar“.

http://www.cibedo.de/islamischer_religionsunterricht.html

Heumann gegen Islamischen Religionsunterricht. Unter dem Titel »’Islamunterricht gefährdet Integration’« heißt es am 20.03.2008 bei FOCUS online: „Die geplante Einführung des islamischen Religionsunterrichts an deutschen Schulen ist nach Überzeugung des Religionspädagogen Jürgen Heumann integrationsfeindlich. „Dem Islam fehlen Inhalte wie die Aufklärung oder die Reformation, was die Auseinandersetzung mit Kritik für diese Religionsgemeinschaft oft erschwert“, sagte Heumann. … Schule habe die Aufgabe, Menschen zum Nachdenken und Reflektieren zu bringen. Deswegen gehöre es im Religionsunterricht auch dazu, die Existenz Gottes oder die Entstehung der Bibel zu hinterfragen. „Beim Islam bezweifele ich stark, dass dort die eigene Tradition ähnlich kritisch hinterfragt wird, wie es im evangelischen oder katholischen Religionsunterricht inzwischen der Fall ist.“ Deswegen gehörten „hohe inhaltliche Hürden“ dazu, wenn islamischer Religionsunterricht bald flächendeckend erteilt werden dürfe.“

http://www.focus.de/schule/schule/unterricht/religion/schulfach_aid_266410.html

(37) Arten von Kufr (Unglauben), bei: »Saheefah.org«

“Saheefah.org is a collaborative effort of some students of knowledge to become a reference point on the authentic creed of Islam in the English language. Saheefah.org includes a team of translators and students of knowledge who have studied at institutions such as Medinah University, Umm ul-Quraa, and Dar al-Hadith.”

http://saheefah.org/2008/07/07/types-of-kufr-ibn-kathir/

Götze: ṭāġūt / taghoot, Plural ṭawāġīt / tawaagheet. Der unrechte Herrscher, der nicht nach der Scharia regiert, ist nach Muhammad ibn Abd al-Wahhab (1703 – 1792) Götze. Wer dem Intellekt den Vorrang vor der Offenbarung einräumt, huldigt dem Intellekt, also nicht Allahgott, sondern einem Götzen.

http://saheefah.org/2008/07/14/definition-of-taghoot/

Kufr ta’weel, Unglauben durch falsches Islamverständnis, to commit disbelief through misinterpretation of the Holy Qur’an and Hadith

http://www.ummah.net/Al_adaab/fiqh/kufr_tawil.html

Der simple Muslim gehört gewiss nicht zu den ar-Rāsiḫūn fi l-ʿIlm / ar-Rasikhoon fil I’lm / er-râsihûne fi’l-ilm (The well-founded in knowledge / firmly rooted in knowledge; the Deeply Versed in Divine Knowledge (of the Qur’an) / deeply grounded in knowledge of the major areas of the Islamic sciences), er ist kein al-ʿĀlimu r-Rāsiḫ / al-‚Alim-ur-Rasikh.

Seien es nun verschiedene Grade der Einweihung, der Auffassungsgabe oder der Bildung, die Menschheit ist sogar innerislamisch hierarchisiert ungleich und der muslimische Endverbraucher schlicht zu doof, den Koran zu verstehen:

“Even now these ayah are muhkimaat for only “Rasikhoon fil Ilm and there are many who are unable to understand because they have not acquired enough scientific knowledge. Therefore an ayah [Āya, pl. Āyāt, Koranvers] can be a muhkim [eindeutig, clear] and mutashabih [uneindeutig, unclear] at the same time for people of different intellectual level.”

“This ayah explains that there are two different kind of ayah in Quran, one Muhkimaat and the other Mutashabihaat.”

http://mahjoorquran.blogspot.com/2006/11/mutashabihaat-taseer-cheema-md.html

The Mutashabihat and Muhkamat Ayat

http://www.tafsir.com/default.asp?sid=3&tid=7700

(37). Abdul-Ahmad Rashid bespricht Kaddors angeblich „mutiges“ Buch („Lamya Kaddor zeigt einen Mittelweg auf“), bei: Deutschlandradio Kultur, 17.02.2010, Titel: »Versuch, den Islam mit dem Verstand zu erfassen«

„Als versierte Islamwissenschaftlerin glänzt Lamya Kaddor in ihrem Buch auch immer wieder mit ihren profunden Kenntnissen über den Islam, und ist daher in der Lage, auch mit ausgebildeten muslimischen Theologen mitzuhalten. Daher kann sie es sich erlauben, den Stillstand der islamischen Theologie zu kritisieren. Sie fordert eine moderne Auslegung der islamischen Quellen, um diese Theologie in die heutige Zeit zu holen.“

Mit welchem Theologen bitte hält Kaddor beispielsweise mit? Soll der Stillstand in die heutige Zeit geholt werden? Ach, ist der Islam also von gestern? Was aber bitte glänzt? Und wieso ist die reichlich zerstreut und zerfahren argumentierende Aussenderin von Mehrfachbotschaften versiert? Sehr geehrter Herr Rashid, ich muss ein anderes Buch gelesen haben.

http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/kritik/1126568/

(38) The Radical Middle Way (RMW) is a revolutionary grassroots initiative aimed at articulating a relevant mainstream understanding of Islam that is dynamic, proactive and relevant to young British Muslims.

http://www.radicalmiddleway.co.uk/

RMW wirbt für die britische Tournee der deutschen Konvertitin und Scheichin Halima Krausen

http://www.radicalmiddleway.co.uk/events/scholar-tour/new-shaykha-halima-krausen-tour2010

RMW will die Gleichberechtigung von Mann und Frau durch den Allahfeminismus ersetzen. Die erniedrigte Frau ist die befreite Frau, und um diesen Schwachsinn Großbritanniens Muslimas beizubringen, bedarf es gelehrt redender Autoritäten wie Prof. Mohammed Hyder. Can the Muslim community advance without the full, active and passionate participation of Muslim women? Impossible, declares Professor Hyder. Any community programme that doesn’t have Muslim women as equal and effective participants as Muslim men is doomed to fail.

http://www.radicalmiddleway.co.uk/ikhutbah/inspirational/progress-and-the-muslim-women

RMW. Murad Wilfried Hofmann war Botschafter für Deutschland in Algerien und Marokko und betätigt sich nach seiner Pensionierung als Botschafter des uranfänglich-ewigen Kalifats.

http://www.radicalmiddleway.co.uk/speakers/activist/dr-murad-hoffman

Europas Emir und Europas Kalif, Tariq Ramadan und Mustafa Cerić, dürfen nicht fehlen, wenn es darum geht, die Nichtmuslime in den radikalen Rinnstein zu drängen und die Herrschaft Allahs zu erhöhen. Alles eine Frage der Balance (al-wasaṭīya, „Mittigkeit“), der Harmonie.

http://www.radicalmiddleway.co.uk/speakers

Im nordindischen Bundesstaat Hariyāṇā (21,1 Mio. Einwohner, davon 11,33 Mio. Männer und 9,75 Mio. Frauen (hier könnte Femozid vorliegen, Abtreibung nach Ultraschall, Mitgiftmorde oder ehrbedingte Küchenunfälle?)) liegt das Finanzzentrum Gurgaon (173.542 Einwohner), wo man die Homepage the-south-asian.com betreibt. Dort titelt man »The ‚middle way‘ of Islam«, und ein Izzat Majeed darf seine Sehnsucht nach der verlorenen Gemeinschaftlichkeit (Medina-Modell, Kalifat) Ausdruck geben:

„In verse 143 in Sura Al-Bacarah (the Cow), the Almighty says: „And thus have we willed you to be a community of the middle way.“ It is this God-ordained ‚middle way‘ that we Muslims have lost. And we must find it in harmony with today’s and tomorrow’s hope for moderation and a better quality of life for us all.“

http://www.the-south-asian.com/dec2001/Middle%20Way%20of%20Islam.htm

Bei IslamOnline lässt man unter dem Titel »Moderation in the Qur’an« Dr. Hammudah Abdulati zum Thema Mittigkeit zu Wort kommen, der Allahs Aussage bemüht: „For this approach of moderation, the Qur’an calls the Muslims a „middle nation“ (Al-Baqarah 2:143), and with this „middleness“ they are called the best people ever evolved for mankind, as they enjoin the right, combat the wrong, and believe in God (Aal `Imran 3:110).” Andernorts übersetzt man “The umma of wasaṭīya” (2:143) als “a justly balanced nation”, “Thus have we made the Muslim nation a justly balanced nation.”

http://www.islamonline.net/servlet/Satellite?c=Article_C&cid=1158658473896&pagename=Zone-English-Living_Shariah%2FLSELayout

Bildung und Scharia? Was sind uns unsere Grundrechte wert

Januar 17, 2009

Lamya Kaddor und Jörgen Nieland zum ‚Umgang‘ mit den ‚Besonderheiten‘ muslimischer Schülerinnen und Schüler

Der Integrationsbeauftragte der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen Thomas Kufen ließ eine von Lamya Kaddor verfasste Abhandlung veröffentlichen, die die sich an alle in Schule und Kindergarten Tätigen richtet. Ümmühan Karagözlü und Jacques Auvergne fühlen sich herausgefordert und lesen diesen Knigge für Nichtmuslime, diese Fibel des islamfreundlichen Wohlverhaltens

6 Angst. Der Sünder (…) wie Brennholz in der Hölle. Aufgrund solcher Aussagen im Koran entsteht in den Köpfen der Muslime das Bild eines strafenden Gottes.

Karagözlü (K): Das Bild eines Gottes? Die Muslima oder der Muslim darf sich gar kein Bild von Gott machen.

Auvergne (A): Kaddor erweckt den Eindruck, Muslime hätten bereits die Kompetenz der persönlichen Konstruktion eines Gottesbildes.

K: Die Erlaubnis dazu haben Muslime nicht. Der Gott der Muslime ist der strafende Gott, auch der willkürliche Gott.

A: Der Gedanke der Vorherbestimmung ist durchaus vorherrschend, auch derjenige der menschlichen Machtlosigkeit.

K: Kaddors duldet schwarze Pädagogik. Die Höllenangst und die Angst vor sozialer Ächtung sowie irdischer Prügelstrafe begleitet bis heute nahezu jede islamische Erziehung! Steinigung und Auspeitschungen oder Handabhacken inklusive.

A: Allah hat geschlossene Augen und ein halbiertes Gesicht, ein tolerant-barmherziges Auge und eines der Mitleidlosigkeit und Gnadenlosigkeit. Problem: Mit einem von beiden Augen wird Allah dir gleich zublinzeln, du weißt aber nicht, mit welchem. Will Kaddor das Handabhacken, das Auspeitschen?

K: Sie grenzt sich von den Körperstrafen der Scharia in keiner Weise ab. Unser evangelischer Theologe Jörgen Nieland, offiziell Mitverfasser der Handreichung, dessen Rolle bei der Texterstellung jedoch nicht ganz klar wird, hört ihr schweigend zu – will er die muslimischen Kinder und Jugendlichen Deutschlands diesen Ängsten nachhaltig ausgesetzt wissen? Als Christ wie auch als Pädagoge müsste er Partei ergreifen – für jeden jungen Menschen, ungeachtet der ethno-religiösen Zugehörigkeit. Und was ist mit den nichtmuslimischen Jungen und Mädchen, sollen sie lernen, mit dem Wissen zu leben, dass muslimisch geprägte Schülerinnen und Schüler von der Angst vor der Höllenstrafe getrieben sind? Müssen Nichtmusliminnen und Nichtmuslime derlei Verschiedenheit ohne Mitgefühl akzeptieren oder mit dem Gefühl der politisch korrekten Ohnmacht?

A: Sollen sie gar selber an die Hölle zu glauben beginnen? Die Hölle sickert in das einst irgendwie säkular gedachte Klassenzimmer.

6 [Kinder] lehnen es förmlich ab, über Ihn [Allah] zu reden

A: Nicht nur Kinder, Kaddor auch: Kaddor sagt kein persönliches Wort über Allah, sie wiederholt lediglich die jahrhundertealte Allah-Dogmatik.

K: Kein Erwachsener darf über Allah-Gott sprechen, ihm Eigenschaften zuzuschreiben ist verboten, sie würden den Gott in die Nähe der Bildhaftigkeit geraten.

A: Insofern könnte man sagen und sagte es im religionswissenschaftlichen oder völkerkundlichen Vergleich, der Islam-Gott sei radikal-transzendent.

K: Ich würde von einer patriarchalisch-esoterischen, patriarchalisch-herrschaftskulturellen Lehre sprechen, die schiitischen Ayatollahs oder die frühmittelalterlichen Ulemas konnten „Gott denken“ und idschtihād betreiben, Koran islamrechtlich interpretieren, du als Laie kannst es eben nicht (Schließung der Tore des idschtihād). Insbesondere Frauen müssen den Männern der al-Azhar oder des Europäischen Fatwa-Rates hinterher trotten. Die Fatwas deiner madhhab sind für Fundamentalisten verbindlich …

A: … für Europas Muslime wohl demnächst diejenigen von Herrn Cerić aus Sarajevo …

K: … sprich al-Qaradāwi, der auch Frau Kaddor den Kurs vorzugeben scheint. Ein ’interreligiöser Dialog auf Augenhöhe’ kann so nicht geführt werden.

A: Muslime verweigern die Erkenntnisse der Psychoanalyse und sind weltweit nicht in der Lage, Gott sprachfähig zu machen.

7 Koran … Gottes wortwörtlich überliefertes Wort

K: Will Kaddor die wortgetreue Auslegung des Korans in den staatlichen Schulen lehren? Ich vermisse ihre diesbezügliche Aussage, sie kommentiert es nicht.

A: Ich erwarte in einer staatlichen Broschüre die Verwendung der indirekten Rede: Der Koran ’ist’ nicht, er ’sei’ das Wort Gottes.

K: Kaddor muss islamisch argumentieren. Bezeichnenderweise schweigt der evangelische Religionslehrer, nur Kaddor spricht.

A: Von Atheisten oder säkularen Muslimen oder Ex-Muslimen erst gar keine Spur.

7 Umgang der Muslime miteinander

K: Frauen sind weniger wert als Männer, sie erben bloß 50 %, ihre Aussage vor Gericht gilt nur halb so viel wie die eines Mannes. Arrangierte Ehen sind üblich, gegen Genitalverstümmelung an Frauen (FGM) hat Allah nichts einzuwenden (pro-FGM: al-Qaradāwi, Wahdan; Schafiiten).

A: Das Medina-Konzept, dem Kaddor sich offensichtlich verpflichtet fühlt, ruft zum Aufbau der ’islamischen Gesellschaft’ auf, des Imamats oder Kalifats, einer Staatsordnung mit Allah als oberstem Souverän.

K: Hält Lamya Kaddor die seit 50 Jahren bestehende Arbeitsmigration von Muslimen nach Europa analog zum Medina-Modell für eine Hidschra, für die durchzusetzende Islamisierung eines Territoriums?

7 Zusammenleben mit Nicht-Muslimen

A: Nichtmuslime sind Menschen zweiter Klasse, haben keinen Zugang zu den vollen Rechten, sind einer abgepressten ’heiligen’ Schutzsteuer (Dschizya) unterworfen, dürfen nichts erben und, soweit männlich, keinen muslimischen Menschen heiraten. Kinder aus Mischehen mit den sittlich minderwertigen Dhimmis sind selbstverständlich Muslime. Juden müssen als Nachkommen von Affen und Schweinen angesehen werden, dürfen nicht zu Freunden genommen werden und sind das Volk, dem Gott zürnt. Man darf die Kritiker Allahs und seines Propheten töten.

K: Man darf – man soll – den Islamapostaten töten, auch das ist eine Weise des Umgehens mit einem Nichtmuslim, dem Ex-Muslim. Was aber sagt uns Frau Kaddor dazu?

A: Nichts. Der evangelische, pädagogische Kollege möchte gerne als Dhimmī leben. Kalifat im Lehrerzimmer.

K: Und nicht vergessen: ’Es gibt keinen Zwang im Glauben’ und ’Islam ist Frieden’.

8 tafsīr

A: Der Betreiber von tafsīr als Wissenschaftler? Nietzsche nannte einen solchen Forscher einen Menschen, der: „Ein Ding hinter einem Busch versteckt, es eben dort sucht und auch findet.“ Jemand will seine Vorurteile bestätigt sehen. Kaddor ist Fundamentalistin.

K: Eine ’islamische Wissenschaft’ kann es ebenso wenig geben wie eine ’evangelikal-kreationistische Wissenschaft’. Tafsīr ist Fundamentalismus. Will Kaddor die bärtigen Islamgelehrten in die Kultusministerien, Schulkonferenzen und Lehrerzimmer hinein bringen? Sollen die Imame der „örtlichen Moscheevereine“ (Schäuble) den Inhalt des islamischen Religionsunterrichts wesentlich mit bestimmen?

A: Die an scharī’a, fiqh und fatāwā ausgerichtete Lamya Kaddor öffnet den Imamen, den Muftis und den ’Islamologen’ die Türen der staatlichen Schulgebäude Deutschlands. Es gibt noch keinen anderen Islam.

K: Solange bleibt das Schultor zu. Der Islam ist, mit Heumann gesprochen, noch nicht schulreif[1]. In fünfzig Jahren vielleicht, einstweilen gefährdet er die aufklärungshumanistisch-säkulare Schule.

8 Koran 3:7 [es gebe im Koran eindeutige und mehrdeutige Verse, sage der Koran über sich selbst]

A: Der Koranvers 3:7 („eindeutig – mehrdeutig“) ermöglicht nun gerade keine Bandbreite an persönlicher Interpretation, sondern fordert deinen blinden Gehorsam, nötigenfalls deiner Geistlichkeit gegenüber. Die legt die relative (willkürliche) Eindeutigkeit fest, du musst gehorchen, sonst wärst du Apostat.

8 Festzuhalten bleibt, dass der Koran auf vielfältige Weise gedeutet werden kann

K: Echte Spiritualität individueller Religionsmündigkeit stelle ich mir anders vor, sie ist derzeit in keiner sunnitischen madhhab islamrechtlich-legal möglich.

A: Bei den Schiiten sicherlich noch weniger. Betreibt Kaddor an dieser Stelle īhām, Flunkerei für Allah, oder effektive da’wa, islamische Mission?

K: Natürlich, als muslimische Religionslehrerin versteht sie ihre Arbeit als Missionieren. Sie will, wie Schäuble und auch die CIBEDO, den flächendeckenden islamischen Religionsunterricht mit Verkündigungs-Charakter einführen. Dieser Form des islamischen Religionsunterrichts als ordentliches Lehrfach an staatlichen Schulen verstößt gegen das Überwältigungsverbot (Heumann[2]).

A: Die katholische CIBEDO weiß, dass Lamya Kaddor sagt: „die Aufklärung ist für den Islam nicht übertragbar[3].“ Gleichwohl will die Bischofskonferenz den deutschlandweiten islamischen Verkündigungsunterricht und hält Heumanns Argumentation für abwegig[4].

K: Zollitsch glaubt allen Ernstes, muslimische Eltern selbst einer eher säkularen Großfamilie würden es wagen, ihre Kinder vom Religionsunterricht abzumelden oder sie dort nicht anzumelden. Der soziale Druck wird rasch so hoch sein, dass jeder Junge und jedes Mädchen hin gehen muss. Dass Geistliche ein gespanntes Verhältnis zu Aufklärung und Humanismus haben, ist für mich irgendwo nachvollziehbar. Thomas Kufen jedoch, als Landtagsabgeordneter, als Integrationsbeauftragter und damit als demokratisch gewählter Volksvertreter, muss der Ansicht Kaddors widersprechen.

A Die Theokratie hat Probleme mit der Wissenschaft, Kaddor verweigert der Religionstheorie des Islam die Aufklärung ganz ausdrücklich.

K Mit einer solchen Einstellung ist Religionskritik im Sinne Kants, sapere aude, nicht möglich. Doch nur mit den, ’integrierten’, Ansprüchen eines Kant wäre der Islam schulfähig.

8 Koran 3:7. (…) Festzuhalten bleibt, dass der Koran auf vielfältige Weise gedeutet werden kann.

K: Koran 3:7 definiert zwei Gruppen von Koranlesern: Die Gottgetreuen als gehorsam und einfältig sowie die Zwietracht Säenden als anmaßend und eigensinnig. Kaddor enthält uns vor, dass es gerade Vers 3:7 ist, der eine Gruppe der Koranexegeten zu bewussten oder unbewussten Abweichlern erklärt, welche die Umma verwirren und fehlleiten. Dem Koran blind zu gehorchen sei „klug“, nur der Gehorsame habe „Verstand“. Entspricht dieses koranische Prinzip der Kritiklosigkeit Frau Kaddors Bildungsbegriff? Sollen muslimische Schülerinnen und Schülern außer vom Elternhaus und von den Koranschulen künftig im auch islamischen Religionsunterricht zur Kritiklosigkeit erzogen werden? Moderne Pädagogik fordert das ’sapere aude!’ für alle Schülerinnen und Schüler, also selbstverständlich auch für muslimisch sozialisierte Kinder und Jugendliche. Lamya Kaddor beklagt den prekären Anschluss muslimischer Schülerinnen und Schüler an das Bildungsniveau – mit dem koranischem Ideal des grundsätzlichen Gehorsams wird sie ihn nicht erreichen. Möchte Kaddor, dass die Kinder den Koran wortwörtlich nehmen?

A: Ja, Kaddor will die vormoderne, fundamentalistische, wortgetreue Sicht auf den Koran. Kaddor sagt zur Koranexegese: „Es bleibt jedoch offen, welche Interpretation richtig ist“, damit betreibt sie taqiyya oder īhām, denn für Gott Allah (3:7) ist die Sache absolut klar und auf Erden ist jedem Muslim taqlīd, Folgsamkeit vorgeschrieben.

8 Scharia (šarī’a)

A: Kaddor will die Scharia.

K: Die ganze Scharia, die Doktrin des Wohlverhaltens, deren Verweigerung der erklärten Feindschaft zu Allah gleichkäme. Gegen deine Rolle in der Großfamilie hast du nicht aufzubegehren, die Eltern dürfen dich arrangiert verheiraten. Scheiden lassen darf sich der Mann, über die Kinder verfügt der Mann, das ist Scharia! Vor Gericht und im Testament ist die Frau benachteiligt, das ist Scharia! Die Scharia verstößt gegen das Grundgesetz, auf die Scharia ist grundsätzlich kein Verlass. Dass die Scharia nicht kodifiziert ist, sollte uns nicht zu der Annahme verleiten, sie sei mit der Demokratie kompatibel oder gar human. Die so genannte Flexibilität der Scharia ist vielmehr prinzipielle Willkür.

A: Alle Pädagogik muss sagen: Die Scharia stammt nicht von einer Gottheit. Der Rechtsstaat muss sagen: Die Scharia diskriminiert Frauen und Nichtmuslime ebenso systematisch wie begrenzt willkürlich. Die Familienpolitik und Ordnungspolitik der Scharia ist, will man die Rechtsspaltung vermeiden, als ein vormodernes und gegenkulturelles Parallelrecht keinesfalls unter Religionsfreiheit Artikel 4 des Grundgesetzes zu fassen. Mit der islamrechtlichen Amputation von Händen und Köpfen scheint Frau Kaddor keine Probleme zu haben. Kaddor will die Rechtsspaltung, Kaddor will die muslimische Sondergesetzlichkeit mit Fatwa-Räten und dazugehörigen Muftis, mit Scharia-Gerichtshöfen.

9 Muhammad. Für die meisten Muslime ist er ein Mensch, der keine Fehler hatte und in allem perfekt war. Er war stets freundlich zu allen Menschen und gerecht in allen Lebenslagen.

K: Mit der neunjährigen Ehefrau Aischa geschlechtlich verkehren, das soll fehlerfrei und perfekt sein? Lamya Kaddor hat ja bemerkenswerte Ansichten. Auch wundert es mich, dass Kaddor als verheiratete Frau damit einverstanden ist, mit bis zu drei Nebenfrauen ihres Ehegatten rechnen zu müssen, von Konkubinen nicht zu reden.

A: Mohammed war ein Feldherr, darauf aus, Beute zu machen, Nachbarstämme zu besiegen und einzugemeinden, Sklaven und Frauen zu erbeuten. Er vertrieb den Stamm der Banū Nadīr aus einer fruchtbaren Oase und ließ die männlichen Angehörigen der Banū Quraiza persönlich allesamt ermorden. Die Frauen wurden selbstverständlich gefangen genommen, manche versklavt, andere geheiratet, in jedem Fall islamisiert. Mohammed war also durchaus brutal. Lamya Kaddor müsste Mohammed hörbar kritisieren.

10 Noch wichtiger ist es, die jungen Muslime in Deutschland zu religionsmündigen Menschen zu erziehen

K: Religionsmündigkeit definiert Wikipedia als „das Recht eines Kindes, über seine Religionszugehörigkeit selbst zu entscheiden.[5]

A: Kaddor müsste ihre Schülern Möglichkeiten der Korankritik, Schariakritik und Islamapostasie aufzeigen und erklären und gegebenenfalls die vierzehnjährigen Apostatinnen und Apostaten wohlwollend und wertschätzend begleiten und vor den wütenden Eltern schützen. Das wäre Erziehung zur Religionsmündigkeit, wir werden Frau Kaddor dahingehend beobachten müssen.

K: In Wirklichkeit dürfen – laut Kaddor und Koran 3:7 – noch nicht einmal mehrdeutige Koranverse autonom ausgelegt werden. Kaddor arbeitet also gegen die Religionsmündigkeit, nahezu die gesamte islamische Geistlichkeit tut das. Sie können aus dogmatischen Gründen derzeit und wohl noch auf einige Jahrzehnte nicht anders, ohne bid’a (Neuerung) und kufr (Unglaube) zu begehen. So eine „Religion“ ist in der kulturellen Moderne nicht schulreif.

A: Allerdings. Auch auf Jahrzehnte.

10 … gibt es auch in Deutschland den Islam in vielen Erscheinungsformen

A: Warum ruft Frau Kaddor nicht aus: „In welcher Gesellschaft wollen wir in zwanzig Jahren leben?“ Denn das ist unsere Verantwortung, wenn es nun wenig fundamentalistische, orthodoxe und sehr fundamentalistische Muslime gibt – welche der Gruppen hat in Zukunft die Deutungshoheit zum Thema Islam?

K: Frau Kaddor ist tolerant. Hauptsache, die Scharia wird nicht angetastet.

10 Muslime … in der Bildungspyramide der deutschen Gesellschaft nicht proportional vertreten

A: Wie wäre es mit Lernen? Fleiß? Unterstellt Kaddor dem deutschen Bildungssystem islamfeindlichen Kulturrassismus, systematische Diskriminierung der an Allah Glaubenden?

K: Bildungsferne ist nicht an die Gene gebunden, sondern wird sozial vererbt, das gilt auch für autochthone (deutschstämmige) Familien.

A: Islam und Bildungsverweigerung ist leider immer noch ein (sozial)pädagogischer Teufelskreis.

K: Im Haus gibt es kein Buch. Kinder haben kein Spielzeug. Dürfen keine Fragen stellen. Erleben ihre Eltern nicht beim neugierigen Lernen, beim Lesen. Eltern waren und sind zu träge, sich aufzumachen und die Sprache des Gastlandes gründlich zu erlernen. Die Mädchen haben einen eingeschränkten Bewegungshorizont, damit einen eingeschränkten Erfahrungshorizont.

A: Viele deutsche Türken sind sozusagen niemals ausgewandert. Ja, die Mädchen werden vielfach weggesperrt und zwangsverheiratet. Da gestaltet niemand ein eigenes Weltbild, das ja die Großfamilie in Frage stellen würde.

K: Und die Scharia als Machwerk, Maske und Fessel entlarven würde. Stichwort selbst gewählte Fremdheit zum einen.

A: Kerker Großfamilie zum anderen.

10 Der Islam wird häufig mit Fundamentalismus gleichgesetzt

K: Wundert uns das jetzt?

A: Mit Kaddors Gottes- und Weltbild wird das eher noch schlimmer werden, fürchte ich. Denn Selbstbild, Gottesbild und Weltbild sind jedem Individuum innerpsychisch in einem Gleichgewicht aufeinander bezogen wie die Elemente eines Mobilé. Mit dem angsterfüllten Wohlverhalten eines Sunna-Fundamentalismus oder einem antidemokratischen ordnungspolitischen Scharia-Islam ist ein reifes Weltbild nicht zu entwickeln.

K: Kaddor versäumt es, sich zur kulturellen Moderne zu bekennen. So aber wird der flächendeckende Islamunterricht im Stile des von Lamya Kaddor mitverantworteten Schulbuchs ’Saphir 5/6’ zur Gefahr für gelingende Integration. Mit Angst vor der Höllenstrafe im Jenseits und Allahs strafendem Missfallen im Diesseits ist weder die Religionsmündigkeit noch ein selbst bestimmtes Leben zugänglich. Alle Kinder haben das Recht auf eine eigene Biographie.

10 (Mit dem islamischen Religionsunterricht in deutscher Sprache) könnten Kinder befähigt werden, sich in deutscher Sprache über ihren Glauben zu äußern

K: Das können sie noch nicht einmal auf Türkisch, Kurdisch oder Arabisch.

A: Selbst erwachsene, autochthone Konvertiten zum Islam geben nur Stereotype wieder. Da ist niemals persönliche Spiritualität sprachfähig geworden, da wird papageiengleich nachgeplappert.

K: In der Tat, die (meisten) Deutschen hätten die Sprache und sind im Allgemeinen sogar säkular und kritisch sozialisiert worden. Kaum muslimisiert, ist es mit dem Entwickeln eines persönlichen Gottesbildes vorbei.

A: Auch Lamya Kaddor findet kein Wörtchen einer eigenen Gottesvorstellung, verrät uns keinen Krümel persönlicher Spiritualität. Sie ist Empfängerin von Fatwen und ruft die Schüler zum schariatischen Wohlverhalten gemäß der jeweiligen Madhhab und Großfamilie des Schülers auf. Den Schülern bleibt damit zum eventuell unvermeidlichen eigenwilligen Protest nichts als das Schlupfloch, die Eltern an islamischer Radikalität zu übertreffen.

K: Die Scharia ist für orthodoxe (politreligiöse) Muslime „die ewige, unverhandelbare“ (Großmufti Cerić) islamische Pflichtenlehre, die nach ordnungspolitischer, letztlich auch militärpolitischer Totalität strebt und die den Gott Allah als obersten Gesetzgeber und Souverän darstellt. Der Scharia sind auch alle Nichtmuslime zu unterwerfen. Nach den „ewigen“ Regeln der Scharia dürfen Muslime an der Ausübung ihrer „Pflichten“ auch von Nichtmuslimen nicht gehindert werden. Das versteht Kaddor unter Integration.

A: Für Parteigänger der Scharia, des politischen Islam gilt die parlamentarische Demokratie als sittlich minderwertig und letztlich widergöttlich. Kaddor will die Scharia.

10 Noch wichtiger ist es, die jungen Muslime in Deutschland zu religionsmündigen Menschen zu erziehen, damit sie den Islam in Deutschland – in all seinen Facetten – selbstbewusst leben können.

K: Welche Facetten bitte sind denn hier gemeint?

A: Kinderheirat oder Handabhacken?

K: Doch wohl hoffentlich nur diejenigen Facetten, die mit dem Grundgesetz vereinbar sind. Unter Religionsmündigkeit verstehe ich kritisches Reflektieren religiöser Traditionen und Normen, Befähigung der Schülerinnen und Schüler zur religionswissenschaftlichen Außenansicht sowie die dezidiert bejahte negative Religionsfreiheit bis hin zum ermöglichten Verlassen der Glaubensgemeinschaft ohne Sorge um Gesundheit und Leben. Ebenfalls ist der Begriff der Familienehre zu hinterfragen.

A: Und derjenige der traditionellen islamischen Gender-Konstruktion, die Mann und Frau als radikal wesensverschieden definiert und die Frau religiös wie rechtlich und politisch systematisch diskriminiert.

K: Der Islam muss lernen, zwischen Religion und Politik zu unterscheiden, zwischen privater, persönlicher Spiritualität und Parlamentsdebatte.

A: Säkulare Demokraten können erwarten, dass sich Frau Kaddor von den Konzepten der ’hakimiyya(t) Allah’(Gottesherrschaft) und ’din wa daula’ (Islam als Religion und Staatlichkeit) hörbar distanziert.

11 Wer jedoch als Muslim angegriffen oder verdächtigt wird, reagiert auch als Muslim.

A: Kaddor spricht wohl über einen Nichtmuslim, der einen Muslim (verbal) angreift oder eine Verdächtigung äußert. Gehört das in eine Lehrerfibel?

K: Warnung vor dem bissigen Hund! Das kann doch wohl nicht wahr sein. Haben Muslime sich nicht genau so an demokratische Spielregeln zu halten wie alle anderen auch?

A: Man stelle sich vor: „Achtung, freilaufende kleine Katholiken, im Beleidigungsfall reagieren sie wie kleine Katholiken!“

12 Nur durch ein Aufeinanderzugehen ist Integration möglich

K: Gute Idee, wie wäre es denn, Frau Kaddor?

A: Will Kaddor uns ein schlechtes Gewissen machen, die Nichtmuslime sollen sich des Muslimdiskriminierens schuldig fühlen? Der rhetorische Islam sonnt sich in seiner selbst gewählten Opferrolle. Kalkuliert.

K: Wo ist denn bitte die Handreichung für muslimische Eltern, in der erklärt wird, wie man mit dem demokratisch-säkularen Staat, seinen Institutionen und Angestellten umgeht? Diese Frage geht an Thomas Kufen. Und an Lamya Kaddor: Wo sind denn, Elternsprechtage und Elternversammlungen betreffend, die muslimischen Eltern der letzten vierzig Jahre gewesen? Einwanderer, die dauerhaft in Deutschland leben möchten, sollten Deutsch lernen. Das wäre der erste Schritt, der auch für Muslime gilt. Der zweite wäre, Deutsch mit den Kindern zu sprechen.

12 Koran: Nehmt nicht meine Feinde und eure Feinde zu Freunden. 13 Dschihad: Großer Dschihad, kleiner Dschihad

K: Kaddor argumentiert mit dem Koran: Alle Nichtmuslime sind Feinde Allahs und Feinde der Muslime. Mit dieser militanten Ethik zersetzen, untergraben wir die schulische Klassengemeinschaft. Wie sollen Kinder, die gerade im islamischen Bekenntnisunterricht gelernt haben, dass sie ihre Klassenkameradinnen und Klassenkameraden zu hassen haben, in den folgenden Stunden miteinander friedlich auskommen? Respektvolles Umgehen miteinander ist mit der Dschihad-Doktrin nicht möglich, auch nicht mit der Doktrin des von Frau Kaddor erwähnten großen Dschihad, der der islamischen Psychohygiene, der Selbstreinigung diene. Freundschaft zu Ungläubigen besudele die Seele des korantreuen Kindes. Frau Kaddor, wie war das doch mit dem aufeinander Zugehen?

A: Kaddor folgt dem islamischen Rechtsgrundsatz “al-walā w’al-bara’ā“, die sich auf Deutsch etwa mit „Lieben, was Allah liebt, und hassen, was Allah hasst“ übersetzen lässt. Auch von dieser Doktrin muss Pädagogin Kaddor sich hörbar und glaubwürdig verabschieden.

K: Lamya Kaddor hat dazu keine persönliche Meinung: So versteht sie ihr Amt.

13 Märtyrertod: Paradies, 72 Jungfrauen

A: Kaddor verbreitet das Dogma vom Märtyrertod und lehrt, dass 72 Jungfrauen den Märtyrer im Paradies erwarten. Das soll moderne Pädagogik sein?

K: Wie können wir zulassen, dass diese grundgesetzwidrigen Dogmen islamischer Religion in unseren Klassenzimmern gelehrt werden? Kaddor als die Ausbilderin der künftigen muslimischen Religionslehrerinnen und Religionslehrer hat dieses konfliktreiche Erbe aufzuarbeiten und religionskritisch zu problematisieren.

A: Dem schahīd (Märtyrer) stünden 72 Jungfrauen sexuell zur Verfügung, was für ein Macho-Mythos. Die absolut wortgläubige Kaddor trägt das einfach so weiter in die nächste Generation.

K: Und das als Frau! Hier wird deutlich, dass der aus dem Grundgesetz abzuleitende Gleichheitsfeminismus mit Koran wie auch Scharia nicht in Übereinstimmung zu bringen ist. Selbstverständlich steht dem Märtyrer immer unverbrauchte Ware zur Verfügung, die nicht altert.

A: Unbegrenztes Haltbarkeitsdatum.

K: Beschmutzen kann er sich auch nicht, denn sie sind rein, da sie keine Menstruation haben und nicht gebären. Misogyner geht`s nimmer.

A: Die menschenverachtenden Gebote kultischer Reinheit bei den entsprechenden antrainierten Ängsten vor angeblicher Besudelung (Verbot, den Tempel zu betreten usw.) durch Menstruationsblut, Sperma und den schwangeren Leib der Frau, wie sie teilweise im afropazifischen und eben auch im orientalischen Menschenbild jahrtausendelang tradiert worden sind, sie sind neurotisch und vormodern, die moderne Pädagogik muss sie ablehnen. Lamya Kaddor ist nicht in der Lage, sich dieser bürgergesellschaftlichen und zivilisatorischen Aufgabe zu stellen. Mit dieser Haltung darf sie nicht vor einer säkular gedachten Schulklasse stehen. Wer kontrolliert eigentlich unsere Lehrer?

K: Niemand! Anything goes.

A: Woodstock goes caliphate.

13 dār al-islām, dār al-harb

A: Allahs Endsieg: Den kosmische Kampf zwischen Gut und Böse gilt es, im Hier und Jetzt zu bestreiten.

13 Muslime in Deutschland: Die Scharia [bildet sich nicht ab] in der Verfassung

K: Allerdings, hier gilt das Grundgesetz, nicht die Scharia. Kaddor bzw. Kufen schreibt abwechselnd Scharia und šarī’a, was die elektronische Suchfunktion (vielleicht ja gezielt) erschwert und zu unterschiedlichen Treffern führt.

13 [die Scharia als für die BRD ohne Verfassungsrang] im schulischen Bereich zu einem Dilemma führt, besonders wenn es beispielsweise um den koedukativen Schwimm- und Sportunterricht geht

K: Wieso nur im schulischen Bereich, für Demokratinnen und Demokraten gilt das Grundgesetz, das mit der Scharia nirgendwo kompatibel ist, auch nicht im Erb- und Familienrecht.

A: Vom Strafrecht nicht zu reden, vielleicht vermisst Kaddor ja die verfassungsrechtlich garantierten Peitschenhiebe.

13 Die überwiegende Mehrheit der muslimischen Haushalte fühlt sich dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland gegenüber verpflichtet und lebt danach

K: Das Innenministerium kommt zu einer ganz anderen Auffassung, wie die Studie ’Muslime in Deutschland’ (2007) feststellt[6]. Hans-Ulrich Jörges, berichtet in ’Die vergrabene Bombe’ von der alltäglichen familiären Gewalt in muslimischen Einwandererfamilien[7]. Erwähnenswert ist hier auch der Integrationsbericht der Bundesbeauftragten für Integration Dr. Maria Böhmer[8].

13 [Muslime in Deutschland haben] die Tendenz, die Eigenständigkeit zu erhalten und zu pflegen

A: Sollten wir nicht eher von Abschottung sprechen?

K: Erdogans Beauftragung an die Deutschtürken, sich nicht zu integrieren? Um es mit Arzu Toker zu sagen: „Grundrechte à la carte. Die Demokratie ist jedoch kein Selbstbedienungsladen.

A: Es liegt eine Gefahr für gelingende Integration darin, die Arbeitsmigranten in Europa als ansar (Unterstützer, in Yathrib nachmals Medina) zu sehen und die muslimisch dominierten Straßenzüge als Brückenkopf einer hidschra, der legendären Auswanderung mit dem Ziel der Gründung oder Ausweitung des islamischen Staatswesens nach dem Medina-Modell (Raddatz) zu betrachten.

14 Häufig ist man nur mit Muslimen befreundet

A: Der Tochter aus muslimischem Elternhaus ist es schlich verboten, einen autochthon-nichtmuslimischen oder auch einen selbst gewählten muslimischen Freund zu haben, ganz im Einklang mit der von Frau Kaddor so geschätzten Scharia übrigens.

K: Mädchen dürfen noch nicht einmal zu einheimischen Freundinnen (den ’Feindinnen Allahs’), oft noch nicht einmal zu türkisch-muslimischen Freundinnen. Jede muslimische Familie bildet eine abgeschottete Welt, eine Wagenburg, in die nur Verwandte Zutritt haben.

A: Ehen der Töchter (und Söhne[9]) werden regelmäßig abgesprochen[10], kein Wunder, der Freundeskreis ist total eingeschränkt, vorsortiert.

14 Deutschland. Eine Heimat, die sie oft nicht spüren lässt, dass sie ein Teil dieser Gesellschaft sind

K: Welchen Teppich sollen wir den muslimisch geprägten Einwanderern denn noch ausrollen? Deutschland bietet ihnen ein nahezu kostenfreies Bildungssystem, stellt Jungen wie auch Mädchen (!) gute berufliche Chancen, garantiert Meinungsfreiheit und Religionsfreiheit sowie Schutz von Leib und Leben.

A: Nur mit dem Schutz vor Zwangsehe, islamisch motiviertem Ehrenmord und schafiitischer oder seitens der al-Azhar gebilligter FGM (und MGM) hapert es noch ein wenig.

K: Die weltweite Rezession macht vor niemandem Halt und trifft vor allem bildungsferne Jugendliche. Mit Islam oder gar der von Kaddor implizit unterstellten Islamfeindlichkeit hat das nichts zu tun, eher schon mit mangelnder Lernbereitschaft, die man leider auch bei deutschstämmigen Kindern und Jugendlichen findet.

A: Arbeitslosigkeit ist frustrierend – auch für Nichtmuslime.

14 Die sogenannte Mehrheitsgesellschaft muss der Minderheit [lediglich der Muslime?] die Hand ausstrecken und Angebote machen. Diese Angebote wurden in den letzten 30 Jahren allerdings nicht gemacht.

K: In der Tat hätten gute Angebote der Sprachförderung die sprachliche Integration erleichtert.

A: Bildungskurse, die vor islamischem Fundamentalismus warnen, wären auch sehr sinnvoll gewesen.

K: Es ist nur auffällig, dass beim Sprachtest im Kindergarten viele Mädchen und Jungen nicht anwesend sind[11]. Testaufbau und Supervision ist ausbaufähig.

14 Integration braucht von beiden Seiten Bewegung aufeinander zu

K: Das Grundgesetz ist nicht verhandelbar.

15 Kann es der Schule gelingen, ethnisch, sprachlich, kulturell, religiös homogene Gruppenbildung der Schülerinnen und Schüler zu durchbrechen, zu mischen (…)

K: Dann müsste erst einmal das türkische Mädchen neben einem „nichtmuslimischen“ Jungen sitzen, zeichnen, laufen und schwimmen dürfen. In der Nachmittagsbetreuung sollte man dafür sorgen, dass die Kinder und Jugendlichen nur Deutsch miteinander sprechen. Ich kann als türkische Mutter meiner Tochter erlauben, die „urdeutschen“ (Ateş) Kinder von nebenan zum Geburtstag einzuladen und die Tochter zu den nichtmuslimischen Kindern und Jugendlichen zu einer Party gehen zu lassen. Und dann die Klassenfahrten! Die Sportvereine, die niederschwelligen Traditionsvereine, die Pfadfinder, die Musikschulen, die Schulprojekte! Gelegenheit der Begegnung gäbe es reichlich.

A: Stattdessen zementiert Kaddor in aller Unauffälligkeit die Kategorien der Sondergesetzlichkeit und angeblichen Wesensverschiedenheit: Die Gruppe der Nichtmuslime und diejenigen der angeblich so ganz ’anders’ gearteten Muslime, immer wieder verfestigt sie diese Klassifikation.

15 Zunächst gilt es, die Gruppenbildung als einen natürlichen, notwendigen und nicht steuerbaren Vorgang zu akzeptieren

A: Im Ansatz gescheitert, damals die ’akzeptierende Jugendarbeit’ bei jugendlichen Neonazis. Nein, wir sollen einschreiten, Kinder brauchen Grenzen, Neonazis und Islamisten und Schariafreunde auch. Gruppenbildung: Will Kaddor das fitra-Konzept, Mädchen würden eine awra (aurah) haben, Mädchen seien total anders als Jungen?

K: Das glaubt Kaddor, sie will die Segregation.

A: Sie will die Trennung in dār al-harb und die dār al-islam im ’geometrisch zerrissenen’ Klassenzimmer. Kaddor unterscheidet (’dichotom’ und womöglich kulturrassistisch) in die Kategorie der nichtschariatisch lebenden und der schariatisch lebenden Kinder und Jugendlichen.

K: Als korantreue, der Scharia verpflichtete Religionspädagogin muss sie das wohl. Ein weiterer Beweis, dass islamischer Religionsunterricht die Integration nicht erleichtert, sondern erschwert.

A: So eine Religion kann kein ordentliches Lehrfach sein.

16 Sportunterricht

A: Kaddor vermeidet es, sich zum koedukativen Sportunterricht und Schwimmunterricht zu bekennen.

K: Das sollte sie aber tun, wo sie doch ausdrücklich bei Eltern vorhandene Probleme („Dilemma“) zwischen gemischtgeschlechtlichem Sportunterricht und den Forderungen von Islam und Scharia sieht.

18 [Islamisch erzogene Kinder] „Wir dürfen uns Gott nicht vorstellen. Das ist harām (verboten) und wir kommen in die Hölle dafür!“ Sie sind es nicht gewohnt, über Gott nachzudenken. Das eigenständige Denken wird von vielen Seiten nicht gefördert.

K: Über Allah und seine Schöpfung nachzudenken und darüber auch noch zu reden oder gar islamische Werte und Normen zu kritisieren ist bei Höllenstrafe im Jenseits und Prügelstrafe auf Erden unzulässig. Dieser islamische Habitus hat leider auch Konsequenzen für alle anderen Schulfächer, namentlich für Biologie (Evolution, Gespräch über Tiere), Sexualkunde (Fortpflanzung und Geburt, angstfreie Betrachtung des unbekleideten Leibes, Verteufelung des weiblichen Körpers), Kunst, Naturwissenschaften und Sport. Die gesamte Natur (Ökologie) wird von muslimisch geprägten Menschen allzu schnell dem Korsett des Fundamentalismus unterworfen, Tierschutz und Umweltschutz werden, emotional wie kognitiv, allenfalls erschwert erreicht. Empathie und neugierige Weltaufgeschlossenheit sind für ostasiatische oder südeuropäische Kinder viel eher zugänglich, islamisch sozialisierte Kinder jedoch scheinen innerlich dem Vorwurf von bid’a (Neuerung) und schirk (Beigesellung) ausweichen zu müssen.

A: Eigene, persönliche Religiosität findet eigene, eigenwillige und eigensinnige Sprache. Der Islam aber denkt bis heute vor allen Dingen in den Kollektivismen von Stamm, Nation („das Türkentum“, „wir, die Kurden“) und Umma (muslimische Weltgemeinschaft) und tut sich schwer damit, dem Individuum Eigenwilligkeit und Eigensinn zuzugestehen. Alles Nichtislamische soll nicht nur abgelehnt, sondern aktiv gehasst werden, da wird die staatliche Schule oder die säkulare Wissenschaft rasch zum vermeintlichen Götzendienst. Jeder Fiqh-Islam oder Scharia-Islam ist mit dem Aufbau von äußeren wie innerseelischen Lernbarrieren verbunden (zumal beim Kind), oder aber (gerade beim Erwachsenen) mit der Abspaltung des Spirituell-Emotionalen vom Kritisch-Rationalen, hin zum ’fundamentalistischen Weltbetrachten’, wie man es etwa von akademischen Kreationisten kennt (islamisch Harun Yahya, Mustafa Akyol).

K: Statt frühkindlicher religiöser Erziehung sollten Mädchen und Jungen spielend und experimentierend ihre Welt entdecken. Kinderbücher, Bauklötze oder Puppen wird man in nordafrikanischen oder kleinasiatischen Familien meist vergebens suchen.

A: Desgleichen Malsachen, zeichnen hieße ja, sich Pläne machen dürfen, „sich etwas ausmalen“. Wir sind nicht gegen Religion. Religionskundliches Wissen und Mythen sind der Entwicklung förderlich. Kinder brauchen Märchen, ja. Antrainierte, angeprügelte Angst vor der Hölle brauchen Kinder jedoch nicht.

18 „Wenn der Hodscha das gesagt hat, ist es ja wohl richtig!“ – Die derzeit einzige Instanz, die diesen Tendenzen entgegenwirken kann, ist die öffentliche Schule.

K: Allerdings, die Schule mit ihren der Säkularität verpflichteten Lehrkräften, die in der aufklärungshumanistischen Tradition von Voltaire und Kant stehen, ist die einzige Lösung, Kinder gegen Fundamentalismus zu immunisieren.

A: Frau Karagözlü stimme ich zu, und ob wir diese Qualitätskriterien für unsere staatlichen Schulen aus dem Goethe-Humboldtschen Wertgefüge ableiten oder aus dem antitotalitaristischen und herrschaftskritischen der siebziger Jahre ist dabei zweitrangig. Entscheidender ist es da wohl, den politischen (orthodoxen) Islam als totalitäre Herrschaftsordnung zu entmystifizieren.

K: Bezeichnenderweise spricht Frau Kaddor die Problematik der islamischen Unfähigkeit zur Reflexion und Kritik zwar ebenso an wie die schwarze Pädagogik der Großfamilien und Koranschulen. Jetzt bietet sie uns was als Lösung an? Den korantreuen Islamunterricht, dessen Inhalt von jeder Schülerin und jedem Schülern nicht hinterfragt werden darf. Wie Kaddor (Seite 8 der Handreichung) den Koranvers 3:7 sagen lässt, interpretieren, deuten nur die Uneinsichtigen und Streit Suchenden.

A: Wo ist das Kaddor-Konzept zu ihrer Lehrerausbildung, wo sind die Leitlinien, nach denen „ihre“ jetzt noch bei Kaddor studierenden Lehrerinnen und Lehrer später „Islam unterrichten“ sollen? Wo ist Kaddors Gottesbild, wo ihre überprüfbare Didaktik zu Höle, Teufel, Scharia, Fiqh, Dschihād, Dhimma oder Kalifat?

19 Der Glaube daran, dass alles vorherbestimmt ist. Vorherbestimmungen

A: Kaddor vertritt eine irgendwie gezügelte Variante der orthodoxen islamischen Prädestinationslehre und will vor extremem Fatalismus islampädagogisch warnen? Das wäre in Ordnung. Die Prädestination war im Christentum auch mal ein „Problem“, beispielsweise für Calvin oder für die transatlantisch-protestantische „christliche“ Auffassung eines ’Am Reichen zeigt sich das vorweggenommene Himmelreich’.

Theologisch geht es beim Dogma der Vorherbestimmung stets um Gottes Allmacht, Gottes Gnade, des Menschen Willensfreiheit, die menschliche Verantwortlichkeit für seine Taten. Es geht um ein Gottesbild – und damit um ein Menschenbild, um Erziehungsaufgaben. Islamisch zentral: Gender-Apartheid, Dschihad-Doktrin, Dhimmī-Status und Apostatenmord. Qadar (maskulin, der qadar), wörtlich ’das Zugeteilte’ ist der islamische Begriff für Vorherbestimmung oder zu ertragendes Schicksal oder gottgewolltes Los. Der qadar führt uns zum fitra-Konzept der politischen Scharia (die ’fitra’ steht unter muslimischen Fundamentalisten für ’natürliche Veranlagung, Art und Weise des Erschaffen-Seins’, fitra ist islamische Ideologisierung des Körpers). Nach der fitra beispielsweise ist jeder Mensch ’von Natur aus’ Muslim. Kaddor möchte sich offensichtlich nicht vom Dogma der fitra distanzieren. Aus der fitra lässt sich sogar die Kopftuchpflicht ableiten und das Verbot für Männer, kurze Hosen zu tragen und sich die Penisvorhaut nicht rituell amputieren zu lassen. Wer gegen die ewigen Prinzipien der fitra verstößt, wird bestraft werden – alles qadar. Das Los, das dir Allah zugeteilt hat, ist zu tragen, als indonesische oder ägyptische Muslima eben die FGM, die von der schafiitischen Rechtsschule oder der so genannten Universität der Kairoer al-Azhar verteidigte Genitalverstümmelung. FGM ist beides, fitra und qadar.

K: Wenn ich mich dem qadar, der ’göttlichen Vorhersehung’ unterwerfe, im Türkischen sagt man Kismet, verzichte ich auf Einflussnahme, Gestaltungsoption und persönliche Verantwortlichkeit. Ernährungsfehler, körperliche und geistige Handicaps, Krankheit und Unfall, sexuell übertragbare Krankheiten sind dann ebenso Schicksal und Allahs Wille wie Umweltverschmutzung, Klimawandel, Bodenversalzung oder die Desertifikation, das Voranschreiten der Wüsten. Die genetischen Risiken der Cousinen-Ehen oder die Ausbreitung von AIDS und anderen Geschlechtskrankheiten (Abhilfe wäre die Verwendung von Kondomen) wären dann unvermeidlich. Die Logik des qadar geht bestens einher mit Lernverweigerung, inszenierter Larmoyanz und der Unfähigkeit, Kritik zu äußern oder entgegenzunehmen.

19 Alle eigenen Interessen sind der Familie unterzuordnen, denn die Interessen der Familie stellen das höchste Gut dar. Darunter leidet die Persönlichkeitsentwicklung.

K: Na endlich! Ein wichtiges Thema. Die traditionelle arabische oder islamische Erziehung verlangt die Auflösung, Auslöschung des Individuellen. Mädchen und Frauen tragen in der Öffentlichkeit Kopftuch, um dieses (öffentliche) Verloschensein äußerlich zu dokumentieren, was muslimischen (wie nichtmuslimischen) Menschen allerdings zumeist nicht bewusst ist. Außerhalb des Hauses hat die muslimische Frau keine ’Rolle’, der öffentliche Raum ist nicht nur männerrechtlich, sondern auch maskulin.

A: In der islamischen Mystik etwa der Sufis wird das hingebungsvolle Aufgeben des autonomen Selbst in eine Ekstase oder Trance hinein als der tadscharrud (tajarrud) bezeichnet, als die Abstreifung des Ego, der Begriff wird gelegentlich auch in Bezug auf das Umkleiden nach der sakralen Reinigung auf der haddsch-Wallfahrt verwendet.

Die Individualität unterjochen lassen, sich in Großfamilie, Moscheegemeinde, Madhhab und Umma hineinzwingen lassen (Islam bedeutet wörtlich Unterwerfung), als Befehlsempfänger in den Tages- und Jahresrhythmen, Fieberkurven der politischen Empörung und in den von Ayatollah oder Mufti vorgeschriebenen Weltbildern mitmarschieren, das ließe sich als politischer tadscharrud bezeichnen. Die Tochter zwangsweise zu verheiraten (oder schafiitisch beschneiden zu lassen), weil alle das tun oder als Türke den Armeniervölkermord leugnen weil alle das tun wäre dann der ’soziale tadscharrud’ islamischen Wohlverhaltens.

Der unter heutigen Islamisten wertgeschätzte Gründer der Muslimbruderschaft (1928 ) Hassan al-Banna habe den Begriff tadscharrud sehr betont, berichtet 2008 der in Großbritannien viel gelesene, radikale malaysische Blog DakWah hiLaHi und findet zu ’tajarrud’ die klaren Maßgaben, in sich selbst jede Spur von menschengemachten Ideologien und anderen Ismen wie etwa Sozialismus oder Kapitalismus auszulöschen, um den unverfälschten, unvermischten, reinen kosmischen Islam durch sich strömen zu lassen[12]. Sich geplant als lebende Bombe gemeinsam mit nicht informierten Ungläubigen in die Luft zu sprengen wäre mit al-Banna gesprochen vielleicht dschihadistischer tadscharrud. Darunter leidet die Persönlichkeitsentwicklung (Kaddor).

K: Früher sagte man in Deutschland: „Wes` Brot ich ess`, des Lied ich sing`“ oder, vor 1968: „Solange du die Füße unter meinen Tisch stellst …“. Das versteht Kaddor also unter Erziehung zur Religionsmündigkeit. Kaddor lakonisch: Darunter leidet die Persönlichkeitsentwicklung. Sie kritisiert diesen Missstand mit keinem Wort.

19 Das ewige Hintenanstellen der eigenen Interessen vor den Familieninteressen

A: Sie meint wohl: „hinter den Familieninteressen“, die Familieninteressen gehen vor, das Bedürfnis des Individuums wird abgehängt, abgedrängt …

K: … Kaddor weiß genau, was sie tut und was sie sagt. Wie steht sie zur Unkultur der ’Waschung der Familienehre’ (Mord aus falsch verstandener Ehre)? Das soll die Persönlichkeitsenwicklung behindern? Das ist doch wohl untertrieben, das Mädchen ist tot.

A: Will Kaddor („Familieninteressen“) die islamische Kultur der Zwangsheirat und der ägyptischen, kurdisch-irakischen oder indonesischen FGM? Sie schweigt.

K: Betreibt sie den kitman, die Lüge durch Auslassung?

A: Islamische Rhetorik: Die taqiyya, der kitman, der īhām.

Die taqiyya (eher nur bei Not für Leib oder Seele) oder der īhām (eher ohne Notlage, also bei Mission (da’wa), Werbung für den Islamverband, Moscheebauwunsch oder bei Bezness) sind Lügen durch aktive Falschaussage. Der besonders orthodoxe Imam mag sagen: Diese Moschee wird die Integration befördern, der Bezness-Profi mit treuem Blick beteuern: Ich bin nicht verheiratet, du musst nicht konvertieren und in der islamischen Ehe wird die Frau niemals geprügelt.

Der kitman hingegen ist das Lügen durch gezielte Auslassung, die halbe Wahrheit nur wird gesagt, als kalkulierte Doppelbotschaft oder sogar Mehrfachbotschaft für ein an Wissen über die Scharī’a intern strukturiertes, ein verschieden gut informiertes Publikum: Sich offiziell nichts nachweisen lassen. Wohlwollender könnte man den kitman als die Poesie der kunstvollen Anspielung verstehen, als eine dem Eingeweihten Etliches an Bildung verratende Hintergründigkeit, als mystische Tiefe oder einfach als ein zweiter mit-gemeinter Sinn.

Während die taqiyya die aktive, wortgewordene Lüge darstellt, meint der kitman den Krieg der Andeutung, die List der Halbwahrheit, der ’dschihād der Stille’, das um die Sache herum Reden, ein zwar teilweises, doch nicht weniger gezieltes Verschweigen der Wahrheit.

Die kunstvolle Lüge. Nur Allah ist von unübertrefflicher List, der Koran nennt ihn „den besten aller Ränkeschmiede“ (13:33, 13:42).

Die Rhetorik des ’Lügens für den Glauben’ ist weniger Programm, eher eine Art Welt- und Lebensgefühl. Gewissermaßen bewahrheitet sich die Lüge in der grundsätzlichen Korruption jedes Machthabers zwischen Marokko und Malaysia, in der allgemeinen Rechtlosigkeit und Vetternwirtschaft und, nicht zuletzt, im hohen Maß familiärer Gewalt und Gewalt in der Erziehung. Das kunstvolle Lügen dient dem Überleben in der islamischen Gesellschaft.

19 [muslimische Jugendliche in Deutschland] Der Glaube an die Gerechtigkeit Gottes in seinem berechtigten Fordern und Strafen

K: Wenn du zwangsverheiratet[13] oder als Mädchen oder Frau genitalverstümmelt bist (Schafiiten, al-Azhar), ist das gerecht? Ehrenmord als Allahs berechtigtes Strafen?

20 [muslimische Jugendliche in Deutschland] Der Koran ist für sie das gültige Wort Gottes, das befolgt werden muss

K: Die Ehefrau, die nicht mit ihrem Mann geschlechtlich verkehren möchte, soll korangetreu erst gemahnt, dann gemieden und zuletzt geschlagen werden.

A: Aber nur mit der Hand und nicht ins Gesicht. Oder mit einem Stöckchen.

K: Laut Koran muss die Frau eine bis drei Nebenfrauen dulden.

A: Kaddor will die Polygamie, die ganze Scharia.

20 [muslimische Kindergartenkinder, Schulkinder und jugendliche Schüler in Deutschland] erleben das Nebeneinander verschiedener Religionen, Säkularismus und Gleichgültigkeit. Wie kann die Schule helfen, wenn Verbindliches relativiert und Religiöses nicht mehr mit Ehrfurcht beachtet wird?

K: Ambiguitätstoleranz ist das Zauberwort. In einer freiheitlichen Demokratie hat das Individuum die zu bewältigende Entwicklungsaufgabe, eine Fülle von Lebensstilen kennenzulernen und zu vergleichen und sich einen ganz persönlichen Habitus, eine ganz eigenwillige Biographie zu erarbeiten. Der Auftrag von Pädagoginnen und Pädagogen ist es, für die Kleinen eben spielerisch-kreativ, Wissensinhalte zu vermitteln, die Beobachtungsfähigkeit des jungen Menschen zu schärfen, sein Reflexionsvermögen und seine Kritikfähigkeit zu fördern. Schule ist Schutzraum und Experimentierfeld zugleich, gerade für das Ausprobieren von Geschlechterrollen. Das Klassenzimmer ist auch der Raum, der vor radikalen religiösen Ansichten schützen muss, nicht zuletzt vor islamischen, wie sie Wahhabiten, Milli Görüş, Muslimbruderschaft und Salafiyya in unseren Städten propagieren. Kopftücher gerade auch bei sehr jungen Schülerinnen ironisieren dieses entwicklungsförderliche Milieu weltanschaulicher Neutralität. Es ist durchaus gewollt, dass eine Vielfalt von Weltdeutungen, dass die ’Religion im Plural’, zu der eben auch atheistische, agnostische, pantheistische Auffassungen gehören, gleichwertig nebeneinander gestellt werden. Die kulturelle Moderne stellt sich der Herausforderung des Wertewandels und Wertepluralismus. Dazu gehört Toleranz dem Andersdenkenden und Andersgläubigen gegenüber. Damit hat der Islam Schwierigkeiten.

A: Entdecke die Möglichkeiten. Genau genommen ist jedem Mitmenschen anderes ’heilig’ als mir und hat jeder Mensch seine eigene Sicht auf das Absolute oder Göttliche, manche mögen sagen: Auf Gott. Ich kann ja mit ihm über meine derzeit favorisierten Werte und aktuellen Gottesbilder diskutieren, ihn überzeugen, mich überzeugen lassen.

25 [Einhaltung der Gebetszeiten für Schüler] Gott ist aus dem Leben der meisten Musliminnen und Muslime nicht wegzudenken.

K: Allah hat im Klassenzimmer Sendepause. Im Ernst, an einer bekenntnisfreien Schule haben Scharia und Sunna nicht den Ton anzugeben, auch nicht Bibel, Thora, Baghavad-Gita oder der zoroastrische Avesta. Die streng gläubigen Muslime können sich eine eigene Schule bauen, beispielsweise statt KGS, Katholische Grundschule, eine IGS, Islamische Grundschule. Da mag der Unterricht durch Gebetszeiten strukturiert werden, an staatlichen Schulen nicht. Und auch an islamischen deutschen Schulen haben die universellen Menschenrechte von 1948 ebenso volle Gültigkeit wie die Grundrechte der Bundesrepublik Deutschland.

27 [Unterrichtsbefreiiung für christliche Schüler bei kirchlichen Weltjugendtagen und Kirchentagen]

K: Hat die staatliche Schule nicht zu berücksichtigen, Religion ist Privatsache. Es dürfte für die Organisatoren kein Problem sein, den Schulbesuch der schulpflichtigen Teilnehmer bei der Kongressplanung zu berücksichtigen.

27 Speisegebote und Fasten. Die Speisegebote der Muslime sollten berücksichtigt und respektiert werden. Auf diese Weise kann eine Ausgrenzung vermieden werden.

A: Umgekehrt, die islamischen Speisegebote grenzen die Ungläubigen aus.

K: Es bleibt nicht beim Verbot des Schweinefleischverzehrs, es gibt Stufen zunehmender Radikalität: geschächtet, besonders halāl geschächtet, Zertifikat vom Imam, besonderes Zertifikat vom Großmufti, Geschlechtertrennung beim Essen in der Schulkantine, verschiedenes Besteck und Geschirr für halāl-Speisen und nicht-halāl-Speisen, Anwesenheitsverbot für schweinefleischverzehrende Nichtmuslime beim Mahl der Rechtgläubigen, Verbot von Schweinefleischverzehr, Anwesenheitsverbot von allen Nichtmuslimen, Verbot der Essenszubereitung von nicht-halāl-Speisen in der selben Küche, Verbot von nichtmuslimischem Küchenpersonal. Islamische Küche grenzt planmäßig aus.

28 [Speisegesetze gehören zur Kategorie] „Erlaubtes und Verbotenes“

A: Kaddors „Kategorie“ findet sich auch im Buchtitel des einflussreichen Predigers Yūsuf al-Qaradāwi („Erlaubtes und Verbotenes im Islam“), in dem der Gründer und politreligiöse Chef des Europäischen Fatwa-Rates das Verprügeln („leicht schlagen, nur mit den Händen, nicht ins Gesicht“) der ungehörigen Ehefrau empfiehlt und die Todesstrafe bei Unzucht, Homosexualität und Apostasie. Herr al-Qaradāwi gilt als eine der höchsten Autoritäten des sunnitischen Islam und billigt Selbstmordattentate („islamisches Märtyrertum“) gegen Israelis, auch gegen Frauen und Kinder.

Nur Allah und Lamya Kaddor wissen, ob es ein Zufall ist, dass „Erlaubtes und Verbotenes“ (Kaddor) nicht nur eine „Kategorie“ (Kaddor) ist, sondern ein Schulbuch[14]. Ein Schulbuch, das Anas Shakfeh als der oberste Inspektor aller Religionspädagogen für das österreichische Schulfach islamischer Religionsunterricht zehn Jahre lang einsetzte. Shakfeh leitet mit autoritärem Führungsstil und unbescheidenem Vertretungsanspruch sein wenig transparentes islampädagogisches Institutsgeflecht (IGGiÖ[15]; IRPI[16] mit dem Leiter Amir Zaidan, im selben Haus die IRPA[17]), das vom österreichischen Staat monopolartig mit der Kontrolle der schulischen Religionserziehung aller Kinder und Jugendlichen aus muslimisch geprägtem Elternhaus betraut ist[18]. Näheres zu Shakfeh unter Seite 59, Kamel-Fatwa / Amir Zaidan. Das Schulbuch ’Erlaubtes und Verbotenes im Islam’ ermuntert dazu, von Menschen gemachte Gesetze zu verwerfen und die einzig gültigen Gesetze vorzuziehen, das seien die von Allah geschaffenen. Ob Kaddor von diesem Buch noch nie gehört hat, in dem Yūsuf al-Qaradāwi lehrt, dass kein Mensch, sondern nur Allah sagen könne, was erlaubt und was verboten ist?

K: Kultische Speisegesetze definieren die ’Anderen’ als sittlich minderwertig und ekelhaft, Ekel erregend. Besonders ’motivierte’ junge Muslime halten in der immer und immer rigider durchzusetzenden Tugend-Politik, im halāl-Terror Übergriffe gegen ’unislamische Gesetzesbrecher’ für gerechtfertigt. Die staatliche Schule wird die islamischen Speisegebote daher immer wieder eingrenzen müssen.

A: Kaddor will die totale Sunna, den Sunna-Fundamentalismus.

K: Der Monat Ramadan, religiöses Fasten (welcher Glaubenslehre auch immer) sollte von der weltlichen Schule nicht berücksichtigt werden. Schülerinnen und Schüler sind von der angeblichen Pflicht, tagsüber nichts zu trinken, unbedingt zu befreien, besser vom gesamten Fasten. Vier Wochen Lernausfall können sich die Mädchen und Jungen nicht leisten. Sehr ungesund ist die Sache auch noch. In der Pubertät und im Wachstum ist der Körper mit dem Aufbau von hormonellem Gleichgewicht, Knochen- und Hirnsubstanz genügend ausgelastet, nicht umsonst besteht in der Zivilisation das Verbot von Kinderarbeit. Leider habe ich es als Sozialpädagogin öfter erleben müssen, dass vor allem Mädchen durch die Fastenvorschriften in Essstörungen gerutscht sind.

A: Für beginnenden Diabetes ist Fasten katastrophal, durch Bewegungsmangel (die nahezu wahnhaft in Bezug auf „unkeusches Verhalten“ kontrollierten Mädchen dürfen ja nicht raus und aus Angst vor zerrissenem Jungfernhäutchen keinen Sport machen) haben junge Deutschtürkinnen in erheblich hohem Maße Diabetes. Aufschlussreich, dass Lamya Kaddor wieder einmal ein Sonderrecht für ein ethnoreligiöses Kollektiv einfordert. Thomas Kufen scheint zu einer derartigen Segregation und ethnokulturellen Apartheid schlicht keine Meinung zu haben und signiert die Handreichung.

So wachsen die unsichtbaren Mauern der parallelen Gesellschaft. Das reaktionäre Kalifat mit seiner Dhimma weitet sich Straße um Straße aus und verfestigt sich, Deutschland ’islamisiert’. Die Chancen für so genannte ’muslimische’ Kinder und Jugendliche, die sich herausbildende islamische Gegengesellschaft zu verlassen, beginnen zu sinken. Merken wir denn gar nichts mehr: ’Muslimische Kinder’, warum dulden wir solch eine Klassen- oder Kastenbildung eigentlich? Es heißt an der weltlichen Schule, die schließlich aus den Steuermitteln aller Bürger bezahlt wird: ’Kinder’ und nicht etwa ’muslimische Kinder’!

K: Weil Schule ein Ort des Lehrens und Lernens nicht nur von theoretischem Wissen, sondern ein Raum der Persönlichkeitsbildung ist, muss der Eindruck entstehen, solche archaischen Speise- und Fastenvorschriften würde zur pädagogisch legitimierten Charakterschulung gehören. Die alten Achtundsechziger, die schließlich die Bildungspolitik über vier Jahrzehnte geprägt haben, legen heute eine fragwürdige Auffassung von Emanzipation und Partizipation an den Tag.

A: Man duldet die Pädagogik des Gottesstaates, entgrenzt tolerant! Doch wer für alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein.

32 Für den weiblichen Teil der Familie bedeutet der Ramadan meist eine stressige Zeit, weil die Essensvorbereitung sehr viel Zeit einnimmt.

K: Wie wär`s, wenn die Jungs und Männer den Mädchen und Frauen mal helfen würden, statt nur zu konsumieren? Aber nein, das ist eines stolzen Moslems nicht würdig. Lamya Kaddor erweist sich als patriarchalische Traditionalistin. Nicht nur im Ramadan trägt die jüngere Schwester beide Schultaschen, ihre und die des älteren Bruders. Dieser stößt ein Glas Wasser um, und Schwester wischt auf, wenn ich nicht eingreife und dem ’kleinen Prinzen’ das Wischtuch in die Hand drücke.

32 Auch sollte die Schule muslimischen Schülerinnen und Schülern kein Alibi liefern, sich über [islamische] Vorschriften hinwegzusetzen. (…) Die Schule darf nur in sehr begrenztem Maße Einschränkungen bekannter [wohl: Islamischer] Vorschriften zulassen.

A: Wollen islamische Religionslehrer Deutschlands Lehrer und Schüler jeder Religion oder Ex-Religion als muslimische Sittenwächter einspannen? Sollen wir, multikulturell, die muslimischen Kinder und Jugendlichen überwachen? Man könnte von Erpressung sprechen: Sobald eine „Vorschrift“ „bekannt“ ist, soll die Schule sie, offensichtlich im Namen der Religionsfreiheit, weitestgehend ermöglichen.

K: Hier geht es wohl weniger um Überwachung als vielmehr darum, Lehrerinnen und Lehrern einen islamkonformen Maulkorb zu verpassen. An die Gleichberechtigung im Grundgesetz zu erinnern wäre ein „Alibi“ (Kaddor) für die Mädchen, am geliebten Schwimmunterricht teilzunehmen.

34 Ein Muslim ist stets bemüht, im Sinne der Familie oder Gemeinschaft zu denken. Er stellt seine eigenen Ansprüche stets zurück.

A: Zu Tränen rührend, diese Nächstenliebe, das sind schon Altruisten.

K: Klar, du darfst nicht aus der Reihe tanzen, du wirst zwangsverheiratet werden. Großvater weiß heute schon, wie du morgen handeln wirst. Und wehe, wenn nicht.

34 Familie, islamrechtlich. Im Koran lassen sich zahlreiche Stellen zur Familie finden, die beinahe jeden Bereich des Zusammenlebens regeln

A: Was hat die Frau an der weltlichen Schule zu suchen, die gehört an eine pakistanische Madrasa, Koranschule. Die Frau steckt seelisch im Mittelalter.

K: Das ist so, als wollte die evangelische Religionspädagogik zur Familienmoral des alten Testamentes aufrufen.

34 Koran. Frauen sind die Saatfelder für die Männer. Verboten wird [im Koran] der Geschlechtsverkehr während der Menstruation und tagsüber während des Ramadan.

K: Zoontjesfabriek nannte Ayaan Hirsi Ali den weiblichen Teil einer solchen Zwangsehe, Söhnchenfabrik.

A: Was für eine Jahrtausende alte Sexualmagie, der Kult um das Menstruationsblut, das die Frau rituell-moralisch verdrecke, verunreinige. Saatfeld ist Fruchtbarkeitsmagie, viele Kinder werden von der Gottheit erhofft, der Mann wird zum Spender allen menschlichen und kulturellen Lebens, die irgendwie erdhafte Frau bleibe eher Gefäß des Geistes. Das ist die ’software’ des misogynen Kriegerbundes, des Patriarchats. Was will Thomas Kufen den deutschen Frauen damit sagen? Mutterkreuz?

K: Das Eva-Prinzip: Für eine neue Weiblichkeit. Bei Amazon für 18,00 €.

35 Der Mann ist islamrechtlich das Oberhaupt der Familie.

A: Muslimisch erzogene Mädchen aufgepasst: Die Lehrerin Kaddor will für euch die entrechtende nikāh, die frauenfeindliche Imam-Ehe, nichts Anderes. Schluss mit der Rechtssicherheit der auf dem Standesamt geschlossenen Ehe. Der Mann sagt: „Talaq talaq talaq“, und schon bist du als seine Ehefrau, islamrechtlich einwandfrei, für immer verstoßen.

K: Neuerdings auch per e-mail oder SMS[19], [20]. Die Kinder bleiben übrigens bei ihm, und Unterhalt bekommst du trotz Unterhaltsreformgesetz nicht. Eine Religionslehrerin an staatlichen Schulen muss aktiv für die Zivilehe werben.

36 Die Söhne haben die Pflicht, auf ihre Schwestern und die jüngeren Familienmitglieder zu achten.

A: Zu achten? Wohl zu überwachen, zu gängeln. Das ist schlimm genug und muss besprochen werden. Es muss aber auch geändert werden, und dafür wäre Kaddor zuständig.

K: Die Kinder, nicht nur die Söhne, haben sogar die eigene Mutter zu überwachen. Vormoderne Islampädagogik: Als Junge sollst du lernen, die Frauen zu bewachen, zu kontrollieren. Darum schreit der Vierjährige alle zwei Minuten mit ’Anäää’ nach seiner Mutter, um sie an der unsichtbaren Leine zu halten. Das ist durchaus auch in ihrem Interesse, denn wenn sie sich um ihn kümmern muss hat sie, für alle Nachbarn erkennbar (das Alarm-Quengeln ist verstummt) keine Gelegenheit gehabt, auf „unkeusche“ Gedanken zu kommen.

A: Bei kleinen Seehunden auf der Sandbank sagt man ’Heuler’.

K: Man stelle sich nun vor, mehrere dieser kleinen Robben bewohnten deine häusliche Nachbarschaft, die im Wechselgesang bzw. Kanon die Ehre der jeweiligen züchtigen Hausfrau akustisch umsetzen würden. Jetzt muss ich aber ernst werden: Drei Viertel der Ehen dieser Mütter sind ’arrangiert’, also erzwungen. Leicht erklärlich, dass diesen permanent überwachten und von ihren Nachbarinnen wegen des Lärms kritisierten, wahnsinnig genervten Frauen zehn oder auch zwanzig Mal täglich ’die Hand ausrutscht’. Kaddors an Koran, Scharia und Fatwen orientierte Islampädagogik wird zu einer Änderung dieses häuslich-erzieherischen Elends auch nicht viel beitragen. Die Noch-Kinder werden wohl in einigen Jahren ebenfalls überwiegend zwangsverheiratet werden.

36 Wer eine Familie zerstört, dem gebührt keine Ehre

A: Kaddor orakelt, kultursensibel und differenziert, zum Ethos der orientalischen Ehrenmordmilieus. Sie stellt sich den aufklärungshumanistisch geprägten (in Europa zumeist nichtmuslimischen) Lehrerinnen und Lehrern gegenüber als die Kenntnisreiche dar, die Kundige, doch versäumt es, sich dazu zu bekennen, mit aller Kraft gegen die Logik des Patriarchats und die Kerkermauern der Festung Großfamilie anzureden und zu erziehen. In der Hand hält sie den Koran, die Hadithen und ein paar Fatwas. Sie verwendet keine indirekte Rede, nichts an ihren Aussagen verrät uns die Fähigkeit zur Außenansicht.

Sie wird kleine Patriarchinnen und Patriarchen erziehen und ist ganz empört, wenn jemand sagt, zwischen ’Ehrenmord’ und Islam bestünde ein Zusammenhang. Sie ist vielleicht schlicht unfähig, den Zusammenhang zu sehen, der zwischen der koranischen Prügelerlaubnis oder der die Frau entrechtenden nikāh-Ehe und der familiären Gewalt in muslimisch geprägten Familien besteht.

K: Habe ich das richtig versanden: „Wer eine Familie zerstört, dem gebührt keine Ehre“, sagt die Lehrerin aus Dinslaken-Lohberg? Wie meint sie das? Kerem Sürücü meldete seine begabte sechzehnjährige Tochter vom Berliner Gymnasium ab und zwang sie in eine Ehe in Kurdistan, ist das „ehrenhaft“? Hatun musste wegen Streitigkeiten mit dem Ehemann und dessen streng religiöser Familie hochschwanger zurück nach Deutschland flüchten. Weil sie sich gegen dieses Unrecht wehrte, „zerstörte sie die Familie“?

Diesen Schaden richtete doch eher Vater Kerem an, der die aussichtsreiche Zukunft der Tochter und gegen die falsch verstandene familiäre Ehre eintauschte. „Schande“ habe die junge Mutter über die Großfamilie gebracht, ihr jüngster Bruder als ihr bestellter Mörder wurde mit einer goldenen Uhr belohnt. Auch die an der Tat beteiligten anderen Brüder werden in dieser Familie und von der patriarchalischen sozialen Umgebung als „Helden“ gefeiert. Die Brüder hätten die „besudelte Ehre“, den die „unsittliche Schlampe“ durch ihr „deutsches“ Verhalten zu verantworten hätte, „rein gewaschen“. Die männlichen Täter haben in Wirklichkeit die Großfamilie zerstört und dem kleinen Can die Mutter genommen, damit gebührt ihnen aus pädagogischer wie aus freiheitlich-demokratischer Sicht keine Ehre. Zu allem Überfluss und islamrechtlich korrekt beanspruchten sie vor dem deutschen Familiengericht das Sorgerecht für Can, das ihnen allerdings verweigert wurde.

36 Verhält sich die Frau oder Tochter unsittlich, so bereitet sie nicht nur der eigenen Familie Schande, sondern gleich der ganzen Großfamilie. (…) Die Angst des Mädchens, lebenslang mit dem Image einer „Schlampe“ leben zu müssen (…)

K: Was versteht die islamische Theologin unter unsittlich, was unter Schande, klärt sie ihre Schülerinnen und Schüler über diese vormodernen Ansichten auf?

37 … wenn ein muslimisches Mädchen einen nicht-muslimischen Freund hat. Die Mädchen in solchen oder ähnlichen „schandhaften“ Liebesbeziehungen kommen gelegentlich sogar durch so genannte Ehrenmorde ums Leben.

K: Das schariarechtliche Schwerverbrechen, einen Menschen zu lieben. Islam pur. Kaddor will den Übertritt des Mannes zum Islam, dessen Zwangskonversion?

A: Der Mann würde lebenslang sagen, freiwillig konvertiert zu haben. Wie heißt es doch so schön: Es gibt keinen Zwang im Glauben. Das ist vormodern, eine Art Kastensystem, der Islam muss auch an dieser Stelle reformiert werden, die muslimisch erzogene Tochter muss einen Nichtmuslim heiraten dürfen, der, und dessen noch ungeborenes Kind, nicht als Muslim leben muss.

K: Zunächst muss sie ihren Ehepartner überhaupt selbst aussuchen dürfen, der wali-Heiratsvormund ist ein Indikator für fehlende Gleichberechtigung.

37 So genannte Ehrenmorde. Das sind jedoch äußerst seltene Fälle.

A: 08. Dezember 2008, in Essen erschlägt ein türkischer Mann seine Ehefrau, er hatte seine deutschstämmige Frau oft misshandelt und war von der Polizei mit einem Hausverbot belegt worden, Kinder: mindestens ein Sohn. 16. Dezember 2008, in der Dorstener Innenstadt wird eine vor Tagen bereits ins Frauenhaus geflüchtete Muslima nahezu geschächtet, ihr Mann hat ihr mit einem Messer die Kehle aufgeschnitten, so dass sie stirbt, zwei Kinder, Tochter 6, Sohn 8 Jahre alt. 01. Januar 2009, eine Achtzehnjährige wird von ihrem „nach türkischem Recht“ (Imamehe?) angetrauten türkischen Cousin und Ehemann auf einem Feldweg in Gütersloh-Harsewinkel erstochen und anschließend mit dem Auto überfahren. 03. Januar 2009, eine Berliner Lehrerin, möglicherweise Importbraut, wird von ihrem Ehemann erschossen, 2 Töchter aus erster Ehe (24, 27). Islam in Deutschland: Ehrenmord über Ehrenmord, vier Ehrenmorde in den letzten zehn Wochen, Dunkelziffer unbekannt[21]. „Äußerst seltene Fälle“ (Kaddor).

37. Diese so genannten Ehrenmorde sind kein islamisches Phänomen, man findet sie beispielsweise auch in christlich geprägten Ländern Südeuropas.

K: Es mag sein, dass auch in nicht islamisch geprägten Gebieten der Erde solche abscheulichen Verbrechen möglich sind, Hinduismus und Jesidentum sind zu nennen, die Milieus der Roma. Was unternimmt der Islam gegen diese Untaten in den eigenen Reihen? Wie begegnet die islamische Religionspädagogin Kaddor diesem „Phänomen“? Nur zu behaupten, dass habe nichts mit dem Islam zu tun ist mir zu wenig.

A: Tote Frauen als Phänomen zu bezeichnen, was für eine Geschmacklosigkeit und Pietätlosigkeit.

K: Was würde Frau Kaddor beispielsweise zu einer Aussage erwidern, wie sie die Nachbarin der von ihrem Bruder, sicherlich ganz im Sinne der Familie Obeidi ermordete Schwester und Tochter Morsal vor der Kamera sinngemäß tätigte: „Die Familie hatte in schweres Problem, sie musste handeln.[22]“ Morsal hat für die Nachbarin noch nicht einmal einen Namen, ihr ’ehrloser’ Name ist ausgelöscht, der Name des Stammes ist wieder makellos.

37 [Schule statt Familie] Jungen müssen gegenüber den Mädchen ein neues Rollenverständnis gewinnen.

K: Die beschriebenen Vorstellungen von Geschlechterrollen und traditionellen Familienhierarchien sind, allerdings, den Anforderungen des beruflichen, schulischen und privaten Lernens abträglich. Privatsphäre und persönliche intime Rückzugsräume, persönliches Eigentum auch als Kind oder gar Mädchen ist in traditionalistischen muslimischen Familien im Maghreb, in Köln, Kleinasien oder Duisburg unüblich. So ist es völlig normal, dass die ältere Schwester sich ungefragt im Kleiderschrank der jüngeren bedient, die kleine Tochter dürfte ihrerseits nicht einmal wagen, die Schranktür der Großen zu öffnen. Abschließbare Zimmer oder Schränke gibt es nicht. Taschengeld ist weithin unbekannt, wenn überhaupt, haben die Männer der Familie Zugang zu Geld.

Dem familienseits erwünschten Umstand, dass beim Einkaufen der Bruder das Portemonnaie hat und für die (große) Schwester (mit) bezahlt, wäre eine gleichberechtigte Lebensweise entgegen zu setzen. Der Koran kann da keine Orientierung geben. Wir sehen, wie deutschtürkische Mädchen zwischen 6 und 16 Jahren für jedes Kaugummi und jeden Bleistift bei ihrem (nicht selten jüngeren) Bruder um ein paar Münzen betteln müssen, die der Pascha meist noch nicht aus der Hand gibt, sondern an der Kasse an der Schwester vorbei dem Kassenpersonal aushändigt.

A: Männersache, im Islam ist Geld Männergeld. Es gibt in Europa muslimische Einwandererfamilien, in denen die Frauen als einzige arbeiten und den Männern Jahr für Jahr ihren Monatsverdienst abgeben, ohne im Alltag auch nur einen Euro in der Hand zu haben. In den Herkunftsländern haben (die) Frauen grundsätzlich kein Bankkonto, das dürfte hier oft nicht viel anders sein.

K: Wer Mädchenarbeit macht, soll dafür sorgen, dass jedes Mädchen ihr eigenes Konto bei der Sparkasse eröffnet und lernt, ihre finanziellen Ressourcen einzuteilen, bei Plünderungsgefahr durch höherrangige Familienangehörige eben ohne Wissen der Familie.

A: Bei Jungen und jungen Männern mit muslimischem Elternhaus sind Verschuldung und Spielsucht ein Problem, bei Erwachsenen die betrügerischen Konzepte von Spareinlagen oder Anteilsscheinen wie Yimpaş[23] oder Kombassan[24]. Wir Sozialpädagogen sollten zudem gegen schariakonforme Geldanlagen explizit Reklame machen dürfen, dürfen es aber arbeitsrechtlich meist nicht.

K: Die mittelalterlichen Geschlechterrollen, die sich an märchenhaften Prinzen und Prinzessinnen in Bagdad oder im alten Istanbul orientieren, taugen nicht für Werkstatt, Hochschule oder Großraumbüro.

A: Koransuren und Hadithen entstammen aus einer Kultur und Epoche, die sehr frauenfeindlich geprägt war und zum heiligen Hass auf alle Nichtmuslime aufrief. Die Salafisten, Muslimbrüder, Milli-Görüş-Freunde und Fatwa-Konsumenten orientieren sich ins sittliche und menschenrechtliche Mittelalter. Da muss in der Tat ein „neues Rollenverständnis“ (Zitat Kaddor) her. Völlig fern scheint Lamya Kaddor dem Geist von Sayyid Qutb und Yūsuf al-Qaradāwi jedoch nicht zu stehen, für die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte von 1948 wirbt sie jedenfalls nicht gerade aufdringlich, ihr Schweigen könnten wir als wortlose Zustimmung zum ’Schariavorbehalt’ über die universellen Menschenrechte und die deutschen Grundrechte deuten.

38 (….), was bei Anerkennung der Unterschiede beider Geschlechter Gleichberechtigung bedeutet.

K: Ja klar, nach der Geschlechterideologie der Scharia ist Gleichberechtigung Sünde. Kaddor will die Geschlechterapartheid an Deutschlands staatlichen Schulen lehren. Kaddors Menschenbild, speziell Frauenbild, steht im Einklang mit der Kairoer Erklärung der Menschenrechte von 1990[25]. In Artikel 6 heißt es dort: „Die Frau ist dem Mann an Würde gleich. Sie hat Rechte und Pflichten“, das ist Nebeldeutsch sprich taqiyya, nur die dem Mann in allen Lebensbereichen unterworfene Frau habe „Würde“. Nach dem Koran erbt die Frau nur die Hälfte von dem, was ein Mann erbt. Kaddors Šarī’a = die Scharia schreibt vor, dass die Aussage einer Frau vor Gericht nur halb so viel gilt wie die eines Mannes. In Staaten wie Iran oder Pakistan wird es einer Frau kaum möglich sein, eine Vergewaltigung anzuzeigen, weil sie die dafür nötigen vier männlichen Zeugen nicht aufbringen können wird, vielmehr läuft sie Gefahr, der Verleumdung und zudem noch des Ehebruchs angeklagt zu werden. Das bedeutet in Ländern mit umgesetztem Scharia-Strafrecht die öffentliche Auspeitschung und die mögliche Steinigung.

Die Kairoer Erklärung umgeht, vermeidet bewusst das Wort Gleichberechtigung, sie will keine Gleichberechtigung, und genau so, schariagetreu, sieht es Lamya Kaddor. Artikel 24 regelt den absoluten Schariavorbehalt, Artikel 25 den absoluten Vorbehalt der Scharia über jede Judikative und Exekutive.

A: Das freiheitlich-demokratische Prinzip der Gewaltenteilung ist im politischen Islam aufgehoben, zudem darf es „Gleichberechtigung“ nur in den Grenzen von Allahs „Pflichtenlehre“ namens Scharia geben. Schariatreu statt verfassungstreu, Kaddor will die sexualpolitische und ordnungspolitische Scharia, Kaddor will das Kalifat.

38 [Auch muslimische] Mädchen [können in der deutschen Schule ein] unbefangenes Miteinander der Geschlechter entwickeln.

K: Da stimme ich Frau Kaddor völlig zu, allerdings unter der Bedingung, dass Schule auch für Schülerinnen kopftuchfreie Zone ist. Dann nämlich ist das Klassenzimmer tatsächlich ein Experimentierfeld und zugleich geschützter Raum, in dem für alle Mädchen und Jungen (nämlich auch die nichtmuslimischen) ein unbefangenes Rollenlernen möglich ist.

A: Eine Geschlechtertrennung darf allenfalls aus pädagogischen Gründen beispielsweise gelegentlich innerhalb der Sexualkunde genutzt werden, zeitweise im Sport und eventuell und zeitlich sehr begrenzt in naturwissenschaftlichen Fächern, niemals aber grundsätzlich.

38 Beide Eltern, Mutter und Vater müssen den Kontakt zur Schule pflegen und an den Elternpflegschaftssitzungen teilnehmen. Trotz mancher Sprachprobleme (…)

K: Volle Zustimmung! „Sprachproblemen“ lässt sich abhelfen, in dem man Deutsch lernt. Doch sollten diese Kurse ebenfalls möglichst nicht geschlechtergetrennt abgehalten werden und auch nicht in der Moschee stattfinden. An diesen Sprachkursen sollten immer auch nichtmuslimische Menschen teilnehmen. Unter der Voraussetzung, dass auch nichtmuslimische Frauen teilnehmen und der Kurs nicht im islamischen Gotteshaus stattfindet, unterstütze ich auch Sprachkurse für Mütter, die wie in allen Familien die Vermittlerinnen der Muttersprache wie auch der Zweitsprache Deutsch sind.

38 Beim Eintritt in die Schule wie beim Übergang zu anderen Schulen bedarf es der sorgfältigen Vorbereitung und sensiblen Wahrnehmung der Besonderheiten und Erwartungen aller Eltern und ihres sozialen und kulturellen Hintergrundes.

K: Das ist Kulturrassismus oder mindestens Kulturrelativismus[26], [27]. Dass Pädagoginnen und Pädagogen professionell vorbereitet sind, sollte außer Frage stehen, die „Besonderheiten und Erwartungen aller Eltern“ sollten unabhängig von Religion und kulturellem Hintergrund anhand von aufklärungshumanistischen, wissenschaftlichen Kriterien sensibel wahrgenommen werden. Auch das gehört zur Professionalität.

A: Unterstellt Kaddor universalistisch Denkenden, „unsensibel“ (Kaddor) zu sein? Jaja, kultursensibel, islamsensibel, der antidemokratischen Scharia gegenüber duldsam, dem Kalifat zugeneigt …

40 Mann und Frau sind aus koranischer Sicht gleich und werden von Gott als Seine Geschöpfe gleich und gerecht behandelt bzw. beurteilt

A: Koran und Scharia verpflichten jeden Muslim zur Ungleichbehandlung von Mann und Frau, damit tut solches auch der Islam, denn einen anderen als den orthodoxen (politischen) Islam gibt es leider erst in Ansätzen (wie etwa Tibi und Kalisch). Die Säkularisierung dieser Religion steht noch bevor, Kaddor will zu dieser Modernisierung und Demokratisierung offensichtlich nichts beitragen.

K: Kaddor ist offensichtlich nicht willens oder in der Lage, Dogma und Orthodoxie des Islam zu kritisieren. Auch zu dieser ’Außenansicht’ müsste sie aufrufen.

40-41 Koran 4:34 [der so genannte Prügelvers]

K: Die textgläubige Muslima Lamya Kaddor sollte Geschichtswissenschaften grundsätzlich den Historikern überlassen. Asbāb an-nuzūl[28] ist keine Wissenschaft, sondern kenntnisreiche Spekulation im Einklang mit der Scharia. Zu welcher der beiden erwähnten Interpretationen der Sure 4:34 sich die / der Gläubige auch immer entscheiden mag, das Schlagen der Ehefrau ist eine Körperverletzung nach StGB und damit strafrechtlich relevant. Die Aufklärung ist sehr wohl auf den Islam übertragbar, beispielsweise durch die historisch-kritische Methode[29]. Fundamentalistinnen wie Kaddor verhindern das jedoch. Deutschlands erste Ausbilderin von künftigen islamischen Religionspädagoginnen und ‑pädagogen zwingt eben auch die Wissenschaften wie Geschichte, Psychologie und Pädagogik unter das Dogma des Schariavorbehalts.

A: Ebenso die Religionswissenschaft. Kaddor unterschlägt uns, dass es die fünfzehn Jahre ältere, zunächst nichtmuslimische Heidin Chadīdscha gewesen ist, Speditionskauffrau und seine Arbeitgeberin übrigens[30], die den jungen, talentierten Mohammed ehelichte. Vor dem ersten subjektiven Offenbarungserlebnis im Jahre 612 gab es auf der arabischen Halbinsel sehr verschiedene Formen von Stammes-Eherecht (monogam, polygam, geehelichte Sklavin, Genuss-Ehe) bzw. monogam jüdischer oder christlicher Eheschließung, und es ist vermutlich Gräuelpropaganda, zu behaupten, „die polytheistischen Araber“ hätten dauernd tote Neugeborene begraben und bei ihnen wären Frauen rechtlos, mittel- und besitzlos gewesen. Dass der Islam bis heute die Polygamie[31], richtiger Polygynie[32] grundsätzlich pflegt, erklärt Kaddor flugs zur frühmittelalterlichen Sozialreform. Die institutionelle Entrechtung der Frau in jeder heutigen Imam-Ehe ist der Pädagogin keine Silbe wert. Sie will Deutschlands aus muslimisch geprägtem Elternhaus stammenden Kinder und Jugendliche, orientiert an den Leitsignalen der Hadithe und Fatwen, den (wörtlich) „gebahnten Weg (zur Tränke)“ der Scharia zurück ins angeblich makellose asr as-saadet, ins Zeitalter der Glückseligkeit schicken. Die Dame ist reaktionär ausgerichtet und ein Gott namens Allah ist ihr, absoluten Gehorsam fordernder und damit politisch relevanter, Gesetzgeber. Sie lehrt damit nicht Religion, sondern absoluten Gehorsam, Politreligion.

42 Frauen, die ihr Haus nur dann verlassen, wenn es nicht mehr anders geht (Arztbesuche, Elternsprechtage etc.), bei denen die Ehemänner den ganzen Tag für den Lebensunterhalt arbeiten. Die Frau bewegt sich allein bzw. ohne Erlaubnis ihres Mannes nicht aus dem Haus. Doch solche Verhältnisse findet man nur noch relativ selten vor.

A: Die dem Männerrecht radikal unterworfene Frau ist, ob in Kairo, Dubai oder Duisburg-Marxloh, gleichsam eingemauert, jeder öffentliche Platz ist männerbündische Zone. Kaddor lehnt dieses durchaus islamische Konzept nicht hörbar ab.

K: Kaddor marginalisiert und bagatellisiert. Aus meiner Erfahrung als Sozialarbeiterin kann ich ihre Aussage, das Verbannen der Frau in den häuslichen Bereich käme selten vor, nicht bestätigen. Ich erlebe junge Mütter in der Öffentlichkeit nur, wenn sie ihre rollentypischen Aufgaben erledigen: Einkaufen, das Kind zum oder vom Kindergarten begleiten, sich in Mütterkursen aller Art mit Frauen treffen. Männerfreie Zone, schariakonform. Bei Elternabenden, Schulfesten oder auf dem Fußballplatz fehlen sie. Bei der Polizei, auf dem Jugendamt, bei Anmeldung zur Schule dürfen sie allerhöchstens den Mann begleiten – und schweigen, auch wegen ihrer schlechten Sprachkenntnisse.

42 [neuerdings gebe es junge muslimische Liebespaare, die] händehaltend durch die Fußgängerzonen laufen und sich sogar den ein- oder anderen Kuss geben.

K: Nie gesehen, Kaddor kann nicht in Nordrhein-Westfalen wohnen. Allerdings sieht man in Deutschland seit Jahrzehnten immer wieder, dass muslimische Jungen und junge Männer sich ein einheimisches jedenfalls nichtmuslimisches Mädchen „angeln“, Russinnen und Tschechinnen bevorzugt. Die Familienprinzen spielen, öffentlichkeitswirksam, gerne den Gigolo und Gockel, und drängen die Mädchen der Ungläubigen, die ihre Rolle in der islamischen Community nicht kennen, in die jeder Frau angeblich naturgegebene Rolle der ewigen Verführerin.

42 Mädchen helfen nach der Schule im Haushalt, [für] Jungen beginnt die Freizeit: In einigen Familien hat die Frau als Hausfrau und Mutter zu funktionieren, der Mann sich um den Lebensunterhalt der Familie zu sorgen.

K: Und das soll so bleiben? Die kulturelle Moderne oder Europa im 21. Jahrhundert stellt jedem Individuum eine selbst entworfene Biographie. Nur den Musliminnen nicht?

A: Und was ist mit den muslimischen Männern, haben sie in den nächsten Jahrzehnten keine andere Perspektive, als Hüter der fraulichen Tugend und Wegbereiter des Kalifats zu sein? Sicherlich hat ein männliches oder weibliches Individuum (in grundgesetzlichen Grenzen) das Recht, im selbst verantworteten geistigen Mittelalter zu leben. Hoffentlich kommt es da auch bald wieder heraus, vielleicht über die Selbsthilfegruppe der ’Fundamentals anonymous’ oder eine Flucht ins Männer- oder Frauenhaus.

K: Die Möglichkeit, sein bisheriges Lebenskonzept zu ändern, sieht der Scharia-Islam bei Gefahr an Gesundheit und Leben nicht vor. Wo bleiben da Selbstbestimmung, Partizipation und Chancengleichheit? Diese Werte sind uns freiheitlichen Demokratinnen und Demokraten wichtig.

43 Da es jedoch zu einem islamischen Leben gehört, sich nicht gegen die Eltern aufzulehnen

K: Wo bleibt da die Erziehung zur Außenansicht, Frau Kaddor? Das sollen religionsmündige Menschen werden, die noch nicht einmal Papi und Mami geschweige denn Koran und Scharia kritisieren dürfen? Wenn wir einmal von nur 25 % Zwangsehen unter Deutschlands Türkinnen und Türken ausgehen[33], müssen diese jungen Menschen dann dem elterlichen Willen islamisch Folge leisten? Wie soll bereits zwangsverheirateten oder zwangsverlobten Schülerinnen, die künftig bei von Frau Kaddor ausgebildeten islamischen Religionslehrerinnen und ‑lehrern im Unterricht sitzen werden, der Weg in eine Beratungsstelle oder gar die Flucht in ein Frauenhaus gelingen? Was sollen sie von Mädchen und Frauen halten, die die sich dem Elternwunsch und damit wohl der islamischen Pflichtenlehre nicht fügen? Können solche Jungen und Mädchen um ihre Freiheit kämpfen?

A: Scheinheilig vermeidet die Autorin die indirekte Rede. Wir dürfen ihr bis auf weiteres unterstellen, diese Haltung des absoluten Gehorsams pädagogisch-professionell zu billigen, eine Haltung, die sie (ohne Anführungsstriche) ganz klar als islamisch bezeichnet. So etwas gibt es im Judentum oder Christentum wohl seit Jahrzehnten lediglich in ultra-konservativen und gottlob winzigen Milieus.

43 Bulimie und Magersucht [unter muslimischen Mädchen in Deutschland] gehören mittlerweile zum Tagesgeschäft für Sozialpädagogen

K: Ja, Essstörungen sind eine Form von Autoaggression[34] und wie das sogenannte Schlitzen in der Tat auch unter muslimischen Mädchen und Frauen verbreitet. Dazu gehören jedoch auch Adipositas und, in der Folge, Diabetes.

A: Die Kausalität von Fundamentalismus und Essstörung beziehungsweise Patriarchalismus und Essstörung sieht Kaddor nicht.

K: Lieber Jacques, du gibst mir das Stichwort. Anorexie bringen Psychologinnen und Psychologen mit Ablehnung der subjektiv verhassten Frauenrolle in Verbindung. Die sekundären Geschlechtsmerkmale bilden sich nicht jahrelang nicht voll aus oder sogar zurück, manche haben mit siebzehn oder achtzehn ihre Menarche noch nicht. Unter Bulimie leiden meistens extrem ehrgeizige oder perfektionistische Mädchen und Frauen, die sich dem Erwartungsdruck in der Familie wie in der Community, uneingestanden, nicht gewachsen fühlen. Dann gibt es noch Islam und Frustfressen, gerade bei der auferlegten Bewegungsarmut problematisch.

A: Den jungen Männern steht die Möglichkeit offen, zur lokalen Rauschgiftmafia oder in den terroristischen dschihād zu ziehen, um ihre nicht bewältigten pubertären Konflikte zu lösen. Bei der HAMAS Kassam-Raketen auf Sderot abfeuern statt mit Papa heftig zu diskutieren.

43 Wie finden alle die gleiche Anerkennung, unabhängig von der durch das Geschlecht bestimmten Rolle

A: Warum soll ich den dezidiert misogynen islamischen Macho genau so wertschätzen wie den männlichen Gleichheitsfeministen?

K: Spötter könnten sagen, ’wo ist das Problem’? Selbstverständlich bekommen alle kopftuchtragenden Muslimas die gleiche Anerkennung der muslimischen Lehrerin und des muslimischen Lehrers. Alle nichtkopftuchtragenden Mädchen bekommen ebenfalls innerhalb dieser Gruppe das gleiche Maß an Anerkennung. Doch beide Gruppen eben nicht dieselbe! An unterster Stelle stehen die Nichtmuslime. Frauenrechte sind im Islam niemals universell[35].

A: Scharia ist Ungleichbehandlung. Kaddor sagt (zwar) Geschlechtsrolle doch meint sie vermutlich Scharia-Geschlechtsrolle. Wir dürfen und müssen jedoch ein Denksystem diskriminieren, das seinerseits diskriminiert.

45 Von der Grundschule an genießen die Mädchen von vielen Lehrerinnen und Lehrern, nicht zuletzt wegen ihrer schnelleren Entwicklung, größere Aufmerksamkeit, Anerkennung und Förderung in fachlich-inhaltlicher Hinsicht.

K: Wenn das so wäre, dann wäre das nur ein weiterer Beweis dafür, dass die Gender-Thematik eben universell ist.

A: ’Christenkinder’ und ’Heidenkinder’ behandeln wir gleich, ebenso hell- und dunkelhäutige. Auch zwischen Muslimkindern und Exmuslimkindern machen wir keinen Unterschied. Die Chancengleichheit für Mädchen und Jungen zu gewährleisten, bedarf in jedem Bereich der Pädagogik ständiger Selbstkritik und Korrektur, ohne religiöse Rechtleitung. Quelle und Maßgabe für ein jedes Reflektieren über das ’soziale Geschlecht’ (gender) ist die Wissenschaft, nicht Allahs Pflichtenlehre. Der von Politik (Wolfgang Schäuble, Thomas Kufen, Armin Laschet), Kirche (CIBEDO), Lehrergewerkschaft (GEW, ver:di) und Islamverbänden heiß ersehnte islamische Religionsunterricht an staatlichen Schulen muss unter einem Wissenschaftsvorbehalt stehen, nicht jedoch Wissenschaft und Lehre unter Schariavorbehalt.

K: Kaddors Beobachtung teile ich nicht. Gerade die im Durchschnitt eineinhalb Jahre früher einsetzende körperliche Reife verleitet die Mädchen, im Unterricht abgelenkt zu sein und verliebt ihren Tagträumen nachzuhängen oder Pop-Stars nachzueifern und in Bezug auf den Kleidungsstil zu kopieren. Das ist der Stoff fürs Getuschel unter den Mädchen, in den Pausen wie im Unterricht. Außerdem glaube ich nicht, dass Mädchen in den naturwissenschaftlichen Fächern die nötige Unterstützung bekommen[36].

45 Rolleneinstellung

K: Könnte die “Rolleneinstellung” etwa durch den Besuch in der Koranschule mitverursacht sein, in welchem die bei Ralph Ghadban wiedergegebenen Hadithe gelehrt werden, die jede Frau nicht nur als teuflische Verführerin, sondern auch als geistig schwaches Wesen darstellen[37]?

45 Bei allem Eingehen und Reagieren auf mitgebrachte und im Verhalten erkennbare Rolleneinstellung darf nicht der Eindruck entstehen, dass von allen verlangt wird, sich der aktuellen, hier gültigen Norm unterzuordnen. Bei den Jungen und Mädchen soll ein Verhalten überwunden werden, das die eigene Teilhabe (…) und eine selbstbestimmte Entwicklung erschwert.

K: Dieser Satz ist ein weiteres Beispiel für Kaddorsches Nebeldeutsch.

A: Oder Doppelsprech, so denn nebenbei ruft sie ja möglicherweise zum Sturz der grundrechtlichen Normen auf, ohne das man ihr das nachweisen könnte. Wie kann Thomas Kufen so einen, jede Logik verhöhnende Provokation unterzeichnen und in seinem Ministerium drucken lassen.

K: Koran und Scharia sind über tausend Jahre alt. Die „aktuelle, hier gültige Norm“ (Kaddor) ist das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland, und der haben sich selbstverständlich „alle unterzuordnen“, auch Frau Kaddor.

46 Kleidungsvorschriften im Islam [legen Koran und Hadithe d. h. legt die Scharia fest].

A: Der Rest der Menschheit hat mitbekommen, dass der Islam seine Angehörigen, besonders die weiblichen, einem geheiligten Reglement von Kleidungsvorschriften unterwirft, das theologisch als ’naturhaftes, natürliches’ Sittengesetz dargestellt werden muss. Nichtmuslime sind damit eben auch kleidungsbezogen unsittlich lebende Menschen. Wie im indischen Kastensystem die Brahmanen die edelste aller Menschengruppen darstelle und diesen Anspruch auf moralisch-religiöse Führung der Gesamtgesellschaft gelegentlich in der, strukturell exklusiven, Kleidung widerspiegeln lässt, zerteilt die so genannte islamische Kleidung die Menschen verschiedener Religionen sichtbar in Muslime und Nichtmuslime.

Im Laufe der Jahrhunderte mögen sich grundlegende Kleidungsweisen geändert haben, dem Islam geht es nach wie vor um das Bekunden der sittlichen Andersartigkeit, um eine selbst gewählte Abgrenzung von den Nichtmuslimen. Islamintern wird das Individuum in das Korsett des schariatischen Wohlverhaltens gezwungen, eine Kritik an der angeblich von Allah geschaffenen ’islamischen Kleidung’ steht dem männlichen Muslim wie der Muslima nicht zu.

Männerkleidung und Frauenkleidung sind nach Scharia und orthodoxer Geistlichkeit ganz unterschiedlich[38], denn geradezu konzeptionell ist bereits ein der Kleidungsnorm zugrunde liegender, angeblich natürlicher (fitra) Schambegriff gender-gespalten. Es geht also einerseits um Abgrenzung von den Nichtmuslimen, dann um die Geschlechterideologie der radikalen Spaltung in männlich und weiblich, es geht um die Ideologisierung des Frauenkörpers.

K: Wieder und wieder erschwert die angeblich religiös legitimierte, selbst gewählte Fremdheit die gelingende Integration. Außerhalb des Islam ist (heutzutage) es in dieser Radikalität nirgends üblich, die Gruppe der anders Denkenden und anders Glaubenden derartig zu diskriminieren[39]. Jeder Mensch hat seinen subjektiven tabubehafteten Schambereich, seine Intimzone, in der Regel geht es um Bedeckung der primären und sekundären Geschlechtsmerkmale. In der aufgeklärten Moderne gibt es Zonen wie Sauna und FKK-Strand, in denen aus medizinischen oder persönlichen Gründen auch diese Tabus nicht gelten. Das wäre im Kontrollbereich des orthodoxen Islam leider nach wie vor nicht denkbar.

A: Politischer Islam und Kleidung: Die Scharia-Gesellschaft ist immer Gegengesellschaft. Der Kleidungsdschihad als Krieg gegen die kulturelle Moderne zielt auf Sonderrechte für „die Muslime“ und will die schariatisch segregierten Siedlungen und Lebensweisen, will die politreligiös aus islamischer Sicht letzten Endes stets zu verhindernde Empathie und Solidarität der Gesamtgesellschaft.

K: Nicht nur darum geht es, wie der völlig ernst gemeinte Begriff Schamtuchträgerin des Feridun Zaimoğlu (2007) belegt[40], der eigentlich von Schande-Tuch hätte sprechen müssen, denn das Gegenteil von Ehre ist nicht Scham, sondern Schande. Die von der Scharia vorgeschriebene Intimsphäre der Männer reicht von Bauchnabel (einschließlich) bis zu den Knien (auch einschließlich), umfasst damit etwa 30 % des Körpers. Die Frau jedoch darf nach Auffassung der weltweiten islamischen Geistlichkeit eigentlich nur Hände und Gesicht zeigen und eventuell die Füße, damit sind etwa 95 % ihres Körpers schariatisch zu bedecken. Die Frau sei mit dem Teufel im Bunde und Zwietracht verbreitende Verführerin. Die Kleidungsordnung bejaht nicht nur die patriarchalische, fundamentalistische Doktrin der Dichotomie zwischen Mann und Frau, es geht auch um den Konkurrenzkampf Frau gegen Frau, nämlich reine, verschleierte Frau gegen die unzüchtige Frau mit offenen Haaren. Zickenterror in der ’Religion des Friedens.[41]

A: Du hast recht, Ümmühan, die aufgezwungene, ’sittsam zu fühlende’ so genannte islamische Scham ist ein Trick schwarzer Pädagogik, der die permanent drohende soziale Exklusion moralisch legitimieren soll und irgendwann zum islampädagogisch gewünschten Selbstekel führt. Scham wäre innengesteuert (gehört auch gar nicht zu den Grundemotionen nach Plutchik), doch es geht um Gesichtsverlust für den Clan (!), um Ansehensverlust der Menschen im nahen sozialen Umfeld durch die Menschen des weiteren Umfeldes aufgrund eines vermeintlichen Schmutzflecks im Kollektiv. Auch Zaimoğlus Begriff von Scham verschleiert, dass es um die emotionale Innenwelt eines Individuums gar nicht geht, bedroht ist der (gewaltsam außengesteuerte) Status einer kleinen Kette von Menschen, die ihrer Pflicht als Sittenwächter nicht nachgekommen sind.

K: Allahs Haarspaltereien sind kein Scherz, es gehe um die Ewigkeit, um deinen Platz im Himmel … oder in der Hölle.

47 Auffällig ist, dass manche Mädchen sich erst nach der Heirat als Frau ansehen bzw. gesehen werden und sie dann zum Zeichen des Verheiratet-Seins ein Kopftuch aufsetzen.

K: Diese Kleidungsgewohnheit würde dem alten europäischen „unter die Haube kommen / bringen“ entsprechen. Die bei Kaddor erwähnte islamische Verhaltensweise ist jedoch selten geworden. 1973 und 1974, zu Woodstock-Zeiten, trugen meine weiblichen türkischen Verwandten in Deutschland ihr Haar offen, auch manche türkisch-muslimischen Männer hatten, der Mode der Siebziger entsprechend, längere Haare. Erst seit wenigen Jahren sind Grundschülerinnen von sechs oder sieben Jahren mit Kopftuch[42] auch in meiner Stadt zu sehen, von den weiblichen muslimischen Teenagern tragen inzwischen sechzig Prozent „türban“[43].

A: Warum redet Kaddor nicht davon, dass für viele muslimische Mütter nach wie vor die, letztlich sexualmagische, Menarche das Ereignis ist, die Mädchenzeit für beendet zu erklären und das Kind zur Frau? Warum verschweigt sie uns die in großen Teilen der islamisch geprägten Welt vorherrschende Einschätzung, dass ein Mädchen mit neun Jahren „Frau“ ist, ob im archaischen Jemen oder im staatstotalitären, islamistischen Iran?

48 ganz zu schweigen von den Fällen, in denen eine Frau quasi gegen ihren Willen das Kopftuch trägt. (…) Das Motiv, das dahinter steckt, ist nicht etwa, das Kind zu unterdrücken, sondern vielmehr die Liebe und Fürsorge der Eltern und der Wunsch, gottgefällig zu leben und den Qualen der Hölle zu entkommen.

K: Der Koran erwähnt das Paradies und die Hölle an vielen Stellen ausführlich. Man müsste, wie bei der Bibel inzwischen möglich, das heilige Buch der Muslime als Beschreibung historischer Menschenbilder, Gesellschaftsformen und Lebensweisen verstehen, an die eigentümliche Hoffnungen und Ängste gebunden waren und mit denen Politik betrieben wurde (man vergleiche den spätmittelalterlichen Ablasshandel).

A: Kaddor erzählt vom erweckten Bedarf etlicher Muslime, „den Qualen der Hölle zu entkommen“. Es wird Zeit, dass der Islam auf die Drohung mit der imaginierten Höllenstrafe verzichtet. Dazu müsste man allerdings den Koran nicht wortgetreu auffassen dürfen. Der Fundamentalismus ist sozusagen auf der Flucht vor Sigmund Freud (und Charles Darwin, siehe Kreationismus), eben auch der islamische.

K: Kaddor behauptet, dass das Kopftuch kein Hinderungsgrund sei, sich untugendhaft zu verhalten. Das ist definitiv falsch. Einerseits erinnert das Tuch auf dem Kopf (psychologisch wirkt es, sowohl für die Trägerin als auch für das muslimische oder nichtmuslimische Umfeld als ’mnemotechnische Stütze’[44]) die Trägerin ständig an den einzuhaltenden koranisch-schariatischen Verhaltenskodex. Ein Mädchen mit Kopftuch muss der muslimischen Lehrerin als fromm und strebsam gelten, ein Vorurteil, das sich in den so genannten Kopfnoten der Zeugnisse niederschlagen könnte. Die nichtmuslimische Lehrerin könnte schariakompatibel manipuliert werden und, halb bewusst, zum Büttel islamischen Wohlverhaltens werden. Schlimmstenfalls könnte die nichtmuslimische Lehrerin die muslimischen Kopftuchmädchen beispielsweise zum Einhalten des Fastens auffordern oder die nichtmuslimischen Mädchen und Jungen dazu motivieren, im Ramadan solidarisch mitzufasten oder „Rücksicht zu nehmen“ und das Butterbrot heimlich zu essen – das ist in Deutschland bereits vorgekommen.

Andererseits grenzt das Kopftuch deutlich die „gläubigen, reinen“ Frauen von Weitem sichtbar von den „Unreinen“ ab. Nicht zuletzt ist die Trägerin als eine praktizierende Muslima gekennzeichnet, die der Kontrolle von wali, mahram und umma unterworfen ist. Sie geht keinen Schritt mehr unbeobachtet, ständig steht sie unter Kontrolle. Schlimmstenfalls fordern sie sogar Nichtmuslime zum Einhalten der Scharia auf, worauf Lamya Kaddors beziehungsweise Thomas Kufens Handreichung, die sich ja an Deutschlands Lehrerinnen und Lehrer beziehungsweise Kindergärtnerinnen und Kindergärtner richtet, durchaus zielt. Die Freiheit, das Kopftuch ungestraft wieder auszuziehen, besteht aus Sicht der Sunna nicht.

A: Auch die Nichtmuslime dürfen sich durch das Kopftuch beleidigt fühlen, werden sie doch durch die Scharia (Dhimmitude) als sittlich minderwertig definiert. Männliche Muslime sind durch jedes sichtbar werdende Kopftuch als triebgesteuert (Fatma Bläser) definiert und sind zusätzlich aufgerufen, die antidemokratische Ordnungspolitik der „ewigen“ (Mustafa Cerić) Scharia durchzusetzen (dschihād), sprich die kulturelle Moderne abzubauen und das Kalifat aufzubauen.

48 Betrachtet man Muslime in ihrer Gesamtheit, so stellt man fest, dass sich ihre Kleidung sehr stark nach den Ländern und den Kulturen richtet, in denen sie leben

A: Wie stark ist sehr stark, wie schwach? Kaddor versucht, zu bagatellisieren, sie will uns Kritikern von hijāb und niqāb zuvorkommen, in dem sie die Öffentlichkeit glauben machen will, irgendwie wären die Muslime hinsichtlich ihrer Kleidung angepasst. Das aber ist falsch, die islamische, kulturell segregierte Lebensweise gründet gerade auf der Kleidungs-Apartheid. Nach dem Motto: Ohne Kopftuch keine Politreligion.

K: Die in der Ausbildung islamischer Religionspädagoginnen und Religionspädagogen tätige Kaddor kennt das radikalislamische Prinzip der ’at-takfīr w’al-hidschra’ nicht, den ’Rückzug von den (Lebensweisen der) Ungläubigen als (innere) Auswanderung’, das heißt die Gründung einer an der Scharia ausgerichteten Siedlung der Tugendhaften in der minderwertigen und unmoralischen ’dār al-harb’? Da es, gerade auch nach Kaddor, ein verpflichtendes Gebot sei, sich islamisch zu kleiden, wird die „Gesamtheit“ (Kaddor) der Muslime sich einerseits stets durch (extreme) Verhüllung des Frauenkörpers von der Umgebungsgesellschaft abzugrenzen trachten und sich andererseits darum bemühen, auch die Kleidungsgewohnheiten der Nichtmuslime islamkompatibel zu beeinflussen. Die von Frau Kaddor mit dem Ziel der Verharmlosung zitierten legendären bauchfreien indischen Sari-Muslimas wird man selbst in Indien mittlerweile vergeblich suchen[45]. Wir müssen über den gegenwärtigen Fundamentalisierungsprozess reden, der in traditionell islamischen Staaten oder Regionen wie Indonesien[46], [47], Ägypten[48],[49] , oder der Türkei[50], [51] stattfindet, in denen sich Polit-Scharia, Tschador und Niqāb auszubreiten beginnen[52]. Auch diesen, nicht zuletzt frauenrechtlich bedenklichen Wandel in Richtung einer Theokratie übergeht Kaddor bei dieser Bemerkung großzügig.

48 Festzuhalten bleibt: Das Kopftuch ist für seine Trägerinnen ein Tuch, das einem bestimmten Zweck dient, nämlich aus einem freien Willen heraus Gott ergeben zu sein.

K: Im Islam soll der Mann die Frau zwingen, das Kopftuch zu tragen[53].

A: Frömmelei. Und Falschaussage. Gerade noch hat sie zugegeben, dass es durchaus Mädchen und Frauen gibt, die zum Kopftuchtragen gezwungen werden: Wie kann die Pädagogin aus Nordrhein-Westfalen dann diese Aussage tätigen, denn zumindest den unfreiwilligen Kopftuchträgerinnen fällt die Dame nun in den Rücken. Kopftuch bedeutet: Die Frau ist Mangelwesen, mit einem Mangel an „Bedeckung“ auf die Welt gekommen. Unter muslimischen Schariakritikern ist der Spruch geläufig: „Wollte Gott, dass die Frauen Kopftuch tragen, hätte er sie mit einem solchen erschaffen“, diese Islamkritiker könnten sogar das fitra-Konzept gegen (!) den hijāb oder gar niqāb (Gesichtsschleier) verwenden (sie sollten allerdings besser gar nicht ’islamisch argumentieren’, sondern universalistisch-aufklärungshumanistisch sprich wissenschaftlich). Bemerkenswert: Lamya Kaddor schweigt zu Tschador oder niqāb.

K: Zur Freiheit, das Kopftuch anzuziehen, gehört immer auch die Freiheit, es jederzeit ohne Nachteile und ohne Angst vor Bestrafung ablegen zu dürfen.

50 Wenn muslimische Mädchen ihre besondere Rolle und Eigenständigkeit sowie ihre religiöse Bindung durch Kleidung oder Kopftuch ausdrücken wollen, ist dies anzuerkennen und den Mitschülern gegenüber zu vermitteln; die Entscheidungen sind zu würdigen und die Schülerinnen sind vor Spötteleien und Vorwürfen zu schützen

K: Frau Kaddor macht sich … die Welt, widde-widde, wie sie ihr gefällt! Einerseits soll man nicht kulturalisieren und ethnisieren, andererseits soll es Lex Islam geben. Wo sind bitteschön die Befindlichkeiten der nichtmuslimischen Mädchen, wer berücksichtigt die? Ist die Meinung einer Tochter aus atheistischem, jüdischem oder ex-muslimischem Elternhaus, die das Kopftuch als Zeichen der Unterdrückung von Mädchen und Frauen versteht, nicht genau so zu berücksichtigen und wertzuschätzen?

Wer schützt die „christlichen Mädchen“ vor dem Mobbing ihrer kopftuchtragenden Klassenkameraden, die abwertend auf ihre nichtverschleierten Mitschülerinnen herabschauen?

Eltern, die ihre Kinder möglicherweise bewusst auf einer konfessionell nicht gebundenen Schule angemeldet haben, sehen sich in ihrem Vertrauen, dass sie in das aufklärungshumanistische Konzept einer öffentlichen staatlichen Schule gesetzt haben, getäuscht, wenn religiöse Werte und Normen das Klassenzimmer zu beeinflussen beginnen.

A: „Muslimische Mädchen in ihrer besonderen Eigenständigkeit“, ja, und evangelisch-freikirchlichen Mädchen in ihrer „besonderen Eigenständigkeit“, und russlanddeutsche oder atheistischen Mädchen oder buddhistischen Mädchen? Wir brauchen keine Sondergesetzlichkeit für ethnoreligiöse Kollektive, auch keine für kleine Jusos oder Messdiener. Schule ist der Ort der Integration, der in den jungen Menschen die Neugier auf Zwischentöne wecken soll, sie zur Selbsterfahrung und zum Dulden von Widersprüchen ermuntern soll, zum Selberschreiben einer individuellen Lebensgeschichte.

Zur Rechtlosigkeit der Islamapostaten oder Bahá’í im Iran oder in Ägypten, schweigt Lamya Kaddor, doch das Kopftuch steht eben auch für diese islamischen Realitäten. In keinem vom Islam geprägten Staat zwischen Marokko und Malaysia gibt es Pressefreiheit oder Religionsfreiheit oder universelle Menschenrechte – soll das so bleiben, sehr geehrte Frau Kaddor? Vom Konzept der Dhimma (Dhimmitude) distanziert sich Lamya Kaddor nicht. Denn auch die Dhimma wird, wie die nach Kohärenz und Totalität strebende (politische) Scharia, durch das Kopftuch versinnbildlicht.

50 Es bedarf aber der Erklärung und des Bemühens um Verständnis für Unterschiede, wenn das Kopftuch unbeanstandet bleibt, aber die Baseballkappe im Unterricht abgenommen werden soll.

K: Genau.

Richtig, bei beiden Kleidungsstücken, Kopftuch und Sportkappe, handelt es sich um Kopfbedeckungen: Wenn ich das eine verbiete, kann ich das andere nicht zulassen. Wenn wir als säkulare Lehrerinnen und Lehrer staatlicher Schulen das Kopftuch im Klassenzimmer zulassen, während wir alle anderen Kopfbedeckungen untersagen, geben wir ihm eine herausragende Stellung. Gerade wenn wir das Kopftuch als „religiöses Symbol“ und als „religiöse Pflicht“ deuten, geben wir dem textilen Konfliktstoff eine geradezu sakrale Bedeutung, was wir als professionelle Garanten der staatlichen Neutralität nicht tun dürfen. Entsprechend darf im Büro eines auf die freiheitliche Demokratie vereidigten Integrationsbeauftragten kein Bild eines heiligen Tempels an der Wand hängen, damit auch kein Foto einer Moschee, auch keines, das man geschenkt bekommen hat.

A: Du hast sehr geradlinig argumentiert, Ümmühan. Dem Fußballfan ist seine in den „heiligen“ Farben des Traditionsvereins gehaltene Mütze ja womöglich genau so kostbar wie der Konvertitinnentochter ihre hübsche Haarverhüllung. Obschon ihre Haare ja vielleicht nicht weniger hübsch sind. Doch Jungenhaare sind so hässlich nun auch wieder nicht. Es ist Schülerinnen und Schülern durchaus zuzumuten, im Klassenzimmer die Haare der jungen Leute des eigenen und des anderen Geschlechts anzugucken, ohne vor deren Schönheit den Verstand zu verlieren.

50 es kann zweckmäßig sein, die Fragen um Kopftuch und Kleidung mit den Schülerinnen einer Klasse allein zu besprechen. Die Mädchen entwickeln vielleicht untereinander eher Verständnis und können Lösungsmöglichkeiten erörtern. [Auch] könnte es geboten sein, Jungen alleine [ohne die Mädchen] auf ihr Verhalten und ihre Einstellungen [zur islamischen Mädchenkleidung und zum Kopftuch] anzusprechen

A: Werden im Mädchengespräch Jungen dämonisiert? Wird unter Jungen die der männlichen Sexualität angeblich so wesensverschiedene weibliche Sexualität und Körperlichkeit dämonisiert?

K: Aufschlussreich ist, dass die Pädagogin aus Dinslaken-Lohberg den Konfliktstoff Kopftuch in geschlechtshomogenen Gruppen diskutieren möchte. Hat sie Angst, dass die Gender-spaltenden Argumente des fundamentalistischen Islam offenkundig werden? Den nichtmuslimischen Mädchen in einer geschlechtergemischten Diskussionsrunde könnte bewusst werden, dass sie sexuelles Freiwild für patriarchalisch denkende (muslimische) Jungen und junge Männer sind. Mädchen unter sich werden womöglich eine kopftuchtolerante Position einnehmen, um die Anzahl der Konkurrentinnen zu verringern. Und die verbissen Rechtgläubigen missionieren mit da’wa an der Schule und glauben, mit dem angeblich pflichtgemäßen Kopftuchtragen persönliche hassanat, paradiesische Pluspunkte zu erwerben. An Schulen im Namen einer falsch verstandenen Toleranz geduldete so genannte islamische Kleidung für Mädchen und Frauen hat Auswirkungen auf beide Geschlechter, auf Muslime wie Nichtmuslime. Gerade auch die Jungen jeder Weltanschauung oder Religion dürfen sich nicht den Mund den Mund verbieten lassen.

A: Danke, auch die Jungen gehören zu den Opfern der Fundamentalisierung, auch wenn sie sich erfahrungsgemäß gerne einbilden, die (islamische, patriarchalische) Sache im Griff zu haben und besonders souverän, heldenhaft sowie selbstbestimmt zu sein. Islam gefährdet eben auch Männer, allein deshalb beispielsweise, weil im blühenden Kalifat nur noch seelisch versklavte Frauen anzutreffen sind. Kaddor hätte mit geschlechtshomogenen Gesprächen zur so genannten islamischen Mädchen- und Frauenkleidung ein erstes Stück Geschlechtertrennung durchgesetzt, ausgerechnet zu dem selbst für viele von uns Erwachsenen oft halb-bewussten und damit für fundamentalistische Manipulation stets gefährdeten Bereich der Ideologisierung des Sexuellen beziehungsweise Leiblichen. Kaddors anvisierte ’geschlechtssensible Diskussion’ hat mit wissenschaftlich orientierter Sexualaufklärung oder mit nachvollziehbar pädagogisch ausgerichteter Kleingruppenarbeit nichts zu tun.

50 … das Eigenständige, das Besondere, die Differenzen …

K: Ja ist es jetzt gut?!

52 Vor allem fühlen sich muslimische Eltern häufig durch die strengen Moralvorstellungen des Islams dazu verpflichtet, ihre pubertierenden Töchter vor dem gemeinsamen Schwimmunterricht zu schützen

K: Kaddor sagt: „… ihre Töchter zu schützen“, wovor, vor den Blicken der männlichen Mitschüler oder Lehrer? Nicht vor dem Ertrinken schützen, dazu lernt man übrigens Schwimmen, nein, vor dem Angeguckt-Werden. Und das soll Generation für Generation so weiter gehen, liebe Frau Kaddor? Misstrauen Sie der Kompetenz und Professionalität der Pädagoginnen und Pädagogen im Staatsdienst, die auf die Sicherheit und gesunde Entwicklung aller Kinder und Jugendlichen, auch der nichtmuslimischen Mädchen übrigens, achten?

Sollen bundesdeutsche Lehrerinnen und Lehrer ihre der Aufklärung und dem Humanismus verpflichtete Ausbildung diesen streng gläubigen muslimischen Eltern zuliebe über Bord werfen und als Büttel des Kalifats mittelalterliche Menschenbilder tradieren helfen?

Auch das Verwaltungsgericht Düsseldorf hält den koedukativen Schwimmunterricht für zumutbar[54].

A: Die Eltern würden sich verpflichtet fühlen, behauptet Kaddor, ihre Töchter von einem jeden koedukativen Sport- und Schwimmunterricht abzumelden, verpflichtet durch den Islam und den Koran? Diese orthodoxen Milieus sind in der Tat einer Erwartungshaltung unterworfen, jedoch nicht nur derjenigen des Korans, sondern mindestens ebenso derjenigen der Unterwerfung fordernden und mit Exklusion drohenden Großfamilie[55]. Der Disziplinierung im Sinne von Scharia und Sunna dient, gerade auch in der deutschen Diaspora, eine Art schmerzende Daumenschraube des alltäglichen Getuschels und Getratsches.

Dass dieser vielfach ungeheuerlich hohe psychische Druck leider reale Folgen haben kann, beweisen die Zwangsverheiratungen und Ehrenmorde, von denen jedoch sich die kulturelle Moderne nicht erpressen lassen darf. Schwimmen können ist Bildungsziel für jedes einzelne Kind, da steht keine von einer Frau Kaddor künstlich geschaffene Kindergemeinschaft („die muslimischen Mädchen/Kinder“) eines ethnoreligiösen Kollektivs unter abgesondertem Recht.

53 Jungen könnten Mädchen „zu nahe kommen“ und durch diese Art von Belästigung die Ehre der Mädchen beschmutzen. Da die Ehre der Mädchen unbedingt rein zu halten ist, muss jede Situation vermieden werden, in denen ein Mädchen von einem Jungen sowohl verbal als auch physisch belästigt werden könnte. (…) Jede unkontrollierbare Situation, in der die Ehre der Tochter unter Umständen auf dem Spiel steht, muss vermieden werden

K: Wie werden sich die Eltern der nichtmuslimischen Jungen verhalten, die ihren Söhnen und Töchtern ein an den universellen Menschenrechten orientiertes Frauen- und Männerbild vermittelt haben, wenn auch ihren Söhnen generelle Triebhaftigkeit unterstellt wird?

Meinen Sohn jedenfalls würde ich von einer Schule abmelden wollen, die nach solchen vormodernen Verhaltensvorschriften arbeitet, die solche Geschlechterbilder und Familienkonstellationen unterstützt.

53 Zum Sporttreiben finden wir bei Jugendlichen in verschiedenen Altersstufen sehr unterschiedliche Einstellungen. Unterschiedlich bei Mädchen und Jungen nimmt die Bewegungsfreude der Kinder mit zunehmenden Alter ab, wenn kein strukturiertes Bewegungsangebot in Vereinen, in der Schule (…) die Bewegungsfähigkeit sowie die Freude am Sport erhält und ausbaut.

K: Tatsächlich nimmt die Bewegungsfreude mit zunehmendem Alter ab, das gilt in besonderem Maße für die Phase der 15- bis 25-Jährigen, wenn schulische und häusliche Pflichten wie auch Entwicklungsaufgaben umfassender werden. Gerade deswegen ist es wichtig, dass Mädchen und Jungen bereits im Grundschulalter Schwimmen lernen, um als (junge) Erwachsene auf diese grundsätzlich erworbene Fähigkeit selbstbewusst zurückgreifen zu können. Sport dient der Charakter- und Persönlichkeitsbildung und beugt Krankheiten vor.

Der Anteil an adipösen, das heißt extrem übergewichtigen Jungen gerade auch innerhalb von Deutschlands türkeistämmig-muslimischer Community ist seit einem Jahrzehnt bedenklich hoch, denn gerade diese kleinen Paschas verbringen ihre Freizeit vor dem Computer, Fernseher oder der Spielkonsole. Diese Medienverwahrlosung bei zeitgleich vorhandenem Konformitätsdruck durch die Gleichaltrigen gleichen Geschlechts (’peers’) durchkreuzt die gesundheitsförderliche und wohl auch natürliche Bewegungsfreude vor allem der Jungen. Die Mädchen dagegen gerade in muslimisch geprägten Familien sind aufgrund der ihnen abverlangten häuslichen Pflichten von gesundheitsschädlichem Bewegungsmangel betroffen.

53 Bei der Kleidung [im Sport] ist für alle Jugendlichen klar, dass man sich an der Ausrüstung im nationalen und internationalen Sport orientiert.

A: Eben universell, ein Stück Humanisierung und Globalisierung, denn solange die Ausrüstung in Design und Qualität an den Maßgaben der Funktionalität, Ergonomie und Gesundheitsförderung orientiert ist und nicht am ideologischen Keuschheitskodex und Moralkorsett des Scharia-Islam, kann mir das nur recht sein.

K: Sicherheit, Bewegungsfreiheit und Hautfreundlichkeit sind wichtige Kriterien für Sportbekleidung. Ich bin auch für Humanisierung, wenn damit individuelle Entwicklungschancen gemeint sind und nicht durchgesetzte Geschlechterapartheid oder Sonderbekleidung für das Islamkollektiv oder ein anderes Kollektiv. Alle anderen Empfindlichkeiten der Elternhäuser haben die Schule grundsätzlich nicht zu interessieren.

A: Ja, es geht den Islam-Legalisten um den Streit nicht für Individualrechte, sondern für Gruppenrechte. Der politische Islam will Rechte eines Kollektivs durchsetzen, welches seine Individuen gleichsam frisst, schluckt. Auch Kaddor will diesen Vorrang der Gruppenrechte vor den Individualrechten beziehungsweise Bürgerrechten. Wir Sozialpädagogen hingegen unterstützen die Forderung von Professor Bassam Tibi, der den deutschen Muslimen zumutet, sich als ’citoyen’, als Staatsbürger zu verstehen und sich von Scharia-Islam und Fiqh-Islam zu distanzieren.

K: Citoyenne und citoyen, bitte, Staatsbürgerinnen und Staatsbürger.

A: Habe ich doch gemeint.

K: Das ist das europäische Patriarchat, Frauen sind immer „irgendwie“ mit-gemeint.

54-55 [durch muslimische Familien gewünschte Befreiung vom Schulsport oder Schwimmunterricht]

K: Wenn Eltern oder Erziehungsberechtigte ihre Kinder vom Schulsport befreien lassen, auch ärztliche Atteste sind, bei jeder Schülerin und jedem Schüler sehr kritisch zu prüfen, dann ist das für mich ein Alarmsignal, das auf eine konservative, orthodoxe Interpretation des Islam schließen lässt. Hier ist die von Lamya Kaddor so gerne im Munde geführte „Sensibilität“ wirklich gefragt. Nicht selten sind es gerade diese Milieus, in denen Prügel und Zwangsheirat drohen.

A: Auch scheint mir die Gefahr von Ketten-Reaktionen gegeben, ein Sich-Ausbreiten vom angeblich spontanen Wunsch nach Abmeldung vom Schulsport unter den sich wechselseitig überwachenden und zugleich ja vielleicht fundamentalisierenden Familien islamisch geprägter Straßenzüge. Die Islamverbände und radikalen Moscheegemeinden agitieren hart, die Abmeldeformulare können über einschlägige Internet-Seiten von islamloyalen Eltern gefunden und ausgedruckt werden[56] ,[57] .

55 Artikel 7 Absatz 1 Grundgesetz

K: Kaddor interpretiert das Grundgesetz recht großzügig. So heißt es in Artikel 7 Absatz 1 GG: „Das gesamte Schulwesen steht unter der Aufsicht des Staates“. Um diesen Absatz in Kaddors Sinne auszulegen, muss man weit vom Gesetzestext abweichen, wenn man wie Kaddor den staatlichen Bildungs- und Erziehungsauftrag ableiten will.

A: Aufsicht heißt: Die Republik überprüft und genehmigt für alle Schultypen Lehrinhalt, Lehrmethodik und Curriculum, auch für Privatschulen oder Bekenntnisschulen. Es gilt die Hoheit des Staates, der Vorrang des Grundgesetzes, nicht der Vorrang der Scharia.

K: Im Artikel 7 Absatz 2 betont und garantiert der Staat die Freiheit der Erziehungsberechtigten, zumeist der Eltern, über die Teilnahme des Kindes (d. h. des unter 14 jährigen jungen Menschen) am Religionsunterricht zu bestimmen. Säkularen Muslimen oder Ex-Muslimen ist damit zugesichert, dass sie ihr Kind ohne Gefahr für Gesundheit und Leben vom (islamischen) Religionsunterricht abmelden dürfen. So wichtig ist der Verfassung die negative Religionsfreiheit (anders als Prof. Schachtschneider vermutet).

55 Um jedoch vom Schwimmunterricht befreit zu werden, muss die Schülerin glaubwürdig darlegen können, dass sie durch die Teilnahme in einen Gewissenskonflikt kommt.

K: Das wird ja wohl kein Problem sein: Wenn mir nur oft genug vorgehalten wird, dass ich mich „islamisch zu bedecken“ habe, um ins Paradies zu kommen, gerate ich rasch in den islampädagogisch erwünschten Gewissenskonflikt. Die koranisch angedrohten Höllenstrafen dürften eigentlich ausreichen, notfalls helfen die Erziehungsberechtigten mit islamkonformer Prügel nach. So erklären sich die 44,5 Prozent türkischer Migrantenkinder mit Misshandlungen und schweren körperlichen Züchtigungen in den Familien[58].

A: Statt den geschlechtergetrennten Sportunterricht durchzusetzen, sollte sich Pädagogin Kaddor hörbar von der Hölle verabschieden.

K: Das kann sie nicht, das wäre lebensgefährlich.

A: Ich denke, es gibt keinen Zwang im Glauben?

K: Du musst verleugnen, gezwungen zu sein, sonst geht es dir schlecht.

A: Die allseits einschüchternde Doktrin der Scharia würde verdampfen, gäbe es nicht diese kopftstarken Milieus, die von der ’autoritären Persönlichkeit’[59] geprägt sind. Ohne die mitnichten angeborene, vielmehr permanent und angestrengt erzeugte Familien- und Gruppenkultur des ’autoritären Charakters’[60] wäre der Islam reformfähig, demokratietauglich.

56 [Sport, Schulsport. Es] ist darauf zu achten, dass durch (…) Schamvorstellungen keine zusätzlichen Belastungen (…) auftreten. Deshalb ist eine besondere Aufsicht bei der Trennung der Geschlechter beim Umkleiden u. Ä. von großer Bedeutung.

A: Es reicht doch wohl, dass Allahs Auge ständig guckt, guckst du? Kaddor will die islamsensiblen Sittenwächter in der Mädel- und Buben-Umkleidekabine! Urlaubsgrüße aus dem Mittelalter.

K: Wie wird Pädagogin Kaddor das den Schülerinnen und Schülern erklären, dass ab sofort für die Mädchen eine Sittenwächterin und für die Jungen ein Sittenwächter in der Duschkabine Wache schiebt? Was sagen die Mädchen und Jungen eigentlich dazu, plötzlich unter der prickelnd-erfrischenden Duschbrause sittenstreng beäugt zu werden? Ob Deutschlands nichtmuslimische oder ex-muslimische Eltern derartige pädagogische Konzepte der Überwachung begrüßen werden?

A: Ich fürchte, die kommen sich schariatisch-erregt vor, das Kontrolliertwerden bezüglich eines tabuhaft-dämonischen Sexuellen steuert zwei neurotische Ebenen an, steuert sowohl die voyeuristisch-exhibitionistische als auch die masochistisch-sadistische Ebene an, damit hat die Scharia auf obszön-verklemmte Weise Sex-Appeal. Islam geilt auf.

K: Lernziel: Du darfst dir nicht vertrauen, dein Körper zieht, zumal als Frau, das Satanische an. Als Frau bist du, so die Logik von Koran, Hadithen und Scharia, teuflische Verführerin. Als männlicher Jugendlicher bist du (dschihadistischer) Beauftragter deines Trieblebens, ist dein Ausüben sexualisierter Gewalt dein von Allah auferlegtes Schicksal. Die von der Scharia vorgesehene Rolle jeder Frau als Verführerin gilt auch für die nichtmuslimischen Mädchen, ebenso definiert sie konzeptionell (fitra, ’aura) auch den sittlich minderwertigen (dhimma) männlichen Nichtmuslim als wesensgemäßen Triebtäter. Allahs Patriarchat. Derart verunsicherte Muslimas werden niemals zugeben, zur Verschleierung des Haares gezwungen worden zu sein. Sie werden immer davon überzeugt sein, dass das Kopftuch schützt. Was macht dieses Erziehungskonzept mit den nichtmuslimischen Klassenkameradinnen und Klassenkameraden?

A: Aufpasser in Waschsaal und Duschkabine? Nicht etwa schulischerseits die (panische) Kontrolle auf Drogen, nein, es geht der ordnungspolitischen Scharia um Überwachung des Genitalen und Sexuellen. Bei Mädchen und bei Jungen. Mädchen als angebliche Täterin der Vergewaltigung nach weiblichem Verführen, Jungen als angebliches Opfer weiblicher Verführung. Die Scharia vertauscht Täter und Opfer. Die gelangweilte Demokratie war der Freiheit überdrüssig, sie fordert den Nebel der „kultursensiblen“ Wertebeliebigkeit, in welchem sie ganz richtig jene schmerzenden Sklavenketten wittert, nach denen sie begierig ist.

58 Ihre Töchter müssen bis zur Eheschließung unberührt bleiben und haben ihre Jungfräulichkeit um jeden Preis zu bewahren.

K Das haben sie, auch um den Preis des Lebens.

58 Dies kann in besonders konservativen Familien dazu führen, dass als letztes Mittel sogar Gewalt angewendet werden muss.

A: Alle Gewalt geht vom Volke aus. Körperliche Unversehrtheit ist ein wichtiges Rechtsgut. Richtig, orthodoxe islamische Milieus und familiäre Gewalt gehören eng zusammen.

59 Kamel-Fatwa [Kaddor zitiert und erklärt ausführlich die Kamel-Fatwa]. Bis heute berufen sich viele streng gläubige Eltern auf das von einem Islamologen ausgestellte Rechtsgutachten. Diese so genannte „Kamel-Fatwa“ besagt, das Musliminnen ohne männliche Begleitung nicht an einer Klassen- oder Studienfahrt teilnehmen dürfen, deren Entfernung größer ist als die Strecke, die ein Kamel während einer Tages- und Nachtreise zurücklegen kann (…), etwa 80 Kilometer.

A: Die Kamel-Fatwa wurde von dem Islamisten Amir Zaidan[61] unterzeichnet, der nach eigenen Aussagen das Gedankengut der fundamentalistischen Muslimbruderschaft[62] vertritt, das auch ganz praktisch Terrorismus umfasst. Zaidan studierte im radikalislamischen Studienzentrum (von Saint-Léger-de-Fougeret[63] bei) Château-Chinon (Burgund, Frankreich), das heißt im der Muslimbruderschaft nahe stehenden Institut Européenne des Sciences Humaines (IESH)[64]. Dort im burgundischen IESH wird angehenden Imamen die für Deutschlands Intellektuelle so folkloristisch-harmlos erscheinende nikāh (islamische Imam-Ehe) gelehrt und steht al-Qaradāwi[65] als spirituelle islamische Autorität in hohen Ehren[66].

Vielleicht unterstützt Kaddor teilweise die islampädagogischen Ambitionen des syrischen Zaidan[67], der in Österreich das Islamische Religionspädagogische Institut (IRPI) leitet? Zu IRPI siehe auch hier unter Seite 28 „Speisegesetze. Erlaubtes und Verbotenes“. Eine schariafreundliche Akademie namens IRPA, Wien, steht der Kairoer al-Azhar nahe und ist im selben Haus ansässig wie das IRPI, Zaidan führt etwas autokratisch die ebenso einflussreiche wie nebulöse Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ). Aufgrund von österreichischen Gesetzen, die bis ins Jahr 1912 und sogar 1874 zurück reichen, hat die IGGiÖ den Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts und gilt sie als anerkannte Religionsgemeinschaft in Österreich.

Den religionspolitischen Kurs der staatlich gewürdigten und rechtlich privilegierten IGGiÖ geben der Sympathisant der Muslimbruderschaft Amir Zaidan und der islampädagogisch an Yūsuf al-Qaradāwi orientierte Anas Shakfeh vor. Der weltweit höchst einflussreiche Gelehrte al-Qaradāwi vertritt die islamischen theologischen Positionen, dass für jede Frau das Kopftuch und die Körperbedeckung bis auf Gesicht und Hände verpflichtend sei, dass die Ehefrau vom Ehemann geschlagen werden dürfe (nur leicht, nicht ins Gesicht), dass weibliche Genitalverstümmelung erlaubt sei (nur etwas schneiden). Selbstmordattentate gegen die dār al-harb, beispielsweise gegen Israel, so al-Qaradāwi, seien schon in Ordnung, und Homosexuelle hätten öffentlich hundert Peitschenhiebe verdient.

Kaddor verschweigt uns, dass (Kaddor: „Islamologe“) ’Islamologie’ keine anerkannte Wissenschaft ist und zu ’Islamwissenschaft’ ungefähr so steht wie Astrologie zu Astronomie oder Alchimie zu Chemie. Der Verfassungsschutz von Baden-Württemberg nennt Amir Zaidan „höflich gesagt einen ultraorthodoxen Muslimen“ während die deutsche Islamwissenschaftlerin Claudia Dantschke erklärt: „Zaidan hat in Hessen für seine Mitglieder faktisch versucht, eine Art parallele Rechtsordnung durchzusetzen.“ Woraufhin es uns täglich mit muslimischen Migrantenkindern arbeitenden Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen wenig nachvollziehbar erscheint, dass der erklärte Bewunderer der Gedanken der Muslimbruderschaft, Herr Amir Zaidan, ganz offiziell Lehrer für den islamischen Religionsunterricht an Österreichs Schulen ausbilden darf[68].

Im November 2007 nahm Österreichs Vizekanzler Molterer die kaum zuzumutende Qual auf sich und las das seit 24 Jahren bestehende Curriculum der Islamlehrer-Ausbildung. Wilhelm Molterer (ÖVP) entdeckte beim leider stets so anstrengenden Lesen („ich machte mir die Mühe“), dass in dem von Amir Zaidan geprägten Institut seit einem Vierteljahrhundert nichts anderes als die an der ganzen Scharia ausgerichtete islamische Gesellschaftsordnung gelehrt wird, der Islamstaat, das Kalifat[69]. Gut für die freiheitliche Demokratie, dass Molterer sofort und laut eine Änderung des Lehrplans forderte: „Wir haben in Österreich einen demokratischen Rechtsstaat und keinen islamischen Staat!“ Der verantwortliche, aus Syrien stammende Anas Shakfeh[70] sagte zu, den schulischen Unterrichtsinhalt ’islamischer Staat’ (Shakfeh: „diese Formulierung“) zu streichen[71]. Das schulische Lehren der Scharia scheint Herrn Molterer unbesorgt zu lassen, vielleicht kennt er die politisch folgenreiche ewige Pflichtenlehre nicht.

Wikipedia berichtet, dass Shakfeh ein ganzes Jahrzehnt lang unbeanstandet das Schulbuch ’Erlaubtes und Verbotenes im Islam’ des einflussreichen islamistischen Predigers al-Qaradāwi verwendet hat und heute für 360 Religionslehrer und 2.700 Schulen in Wien zuständig ist als der einzige Fachinspektor für islamische Religionslehrer. Kritiker halten Shakfehs IGGiÖ, die gerechtfertigt nur einen winzigen Bruchteil der Muslime Österreichs vertreten dürfe, doch beanspruche, alle Muslime zu vertreten, für undurchsichtig und für undemokratisch geführt[72].

61 Klassenfahrt. In dem Prozess des gemeinsamen Planens kann es hilfreich sein, wenn sich eine muslimische Mutter oder ein Vater oder auch eine besondere Vertrauensperson bereit erklärt, die Klasse auf der Fahrt zu begleiten. Manchmal hilft ein zwangloses Zusammensein der Eltern in der Vorbereitungsphase

K: Fahrtbegleiter, Kontrolletti oder was? Womöglich der Hodscha aus der Moscheegemeinde? Es gibt auch orientalische Atheistinnen und Atheisten, die wären, wenn überhaupt, die geeigneteren, objektiveren Begleiterinnen und Begleiter, da auch nichtmuslimische oder sogar entschieden islamkritische Schülerinnen und Schüler den Anspruch darauf haben, nicht von der Scharia oder sonst einer (angeblichen) Religionspflicht gegängelt zu werden. Das rituelle islamische Gebet kann übrigens nachgeholt werden[73], es ist nicht sinnvoll, das gemeinsame Programm beim Aufenthalt in Schullandheim oder Jugendherberge fünfmal täglich zu unterbrechen. Der gemeinschaftsbildende Effekt einer Klassenfahrt wäre aufgebrochen, wenn Teilgruppen sich segregieren, um sich zu Kulthandlungen zurückzuziehen. Aus dem gleichen Grund appelliere ich an alle, die Klassenfahrt als kopftuchfreie Zeit zu gestalten.

A: Man sollte auf Eltern verzichten, die Kinder brauchen gerade den für sie vielleicht ja erstmaligen „elternlosen“ Freiraum.

K: Bei Klassenfahrten können aktive Eltern ihre Dienste der Nachbarschule oder wenigstens Parallelklasse anbieten. Aus pädagogischen Gründen sollten Eltern ihre eigenen Kinder auf schulischen Veranstaltungen nicht betreuen, grundsätzlich mögen sich Mütter und Väter mit und ohne Religion gerne in die Gemeinwesenarbeit ihres Wohnortes einbringen.

A: Ein zwangloses Elterntreffen, überhaupt eine gute Gemeinschaft unter den Eltern der Klasse oder Jahrgangsstufe oder Schule ist sicherlich eine nützliche Kultur und einigen Einsatz wert.

62 Gute Gelegenheiten für einen solchen Austausch, an dem sich alle beteiligen sollten, sind Zusammenkünfte der Schüler, Eltern und Lehrer nach Klassenfahrten. Dabei können Bilder, Filme und andere Produkte der Fahrt gezeigt werden; (…) es sollte deutlich werden, welche Erwartungen und Befürchtungen erfüllt bzw. überwunden wurden.

K: Ein guter Vorschlag, der leider noch viel zu selten umgesetzt wird.

63 In der vorislamischen Zeit, der sogenannten Dschahiliya, war es nicht nur üblich, neugeborene Mädchen bei lebendigem Leibe zu begraben, sondern ebenfalls aus Armut sämtliche Kinder zu töten. Deshalb haben muslimische Eltern die Pflicht, sich um ihre Kinder zu sorgen und diese nicht aus Armut oder aus anderen Gründen zu vernachlässigen oder gar zu töten.

A: Die Menschen der Zeit der dschāhiliyya können also nicht alle arm gewesen sein, sonst hätten sie sich vollständig ausgerottet. Was für eine wissenschaftsferne Gräuelpropaganda gegen die Kulturen der Antike.

K: Sind für Kaddor nichtreligiöse Eltern oder Eltern anderer Religionen und Weltanschauungen grausame Barbaren? Abgesehen davon, dass alle Eltern, welcher Religion oder Nichtreligion auch immer, ihre Kinder schützen und fördern müssten, sollten so genannte muslimische Eltern auch nicht riskieren, ihre Mädchen genital zu verstümmeln (female genital mutilation, FGM). Genau dieses, Leib und Seele extrem zerstörende Initiationsritual jedoch fordert die islamische Rechtsschule der Schafiiten verpflichtend ein, die Kairoer al-Azhar und die Muslimbruderschaft billigen oder empfehen die FGM da, wo es angeblich nötig ist, während die höchste Autorität des sunnitischen Islams, Yūsuf al-Qaradāwi, die Frauenbeschneidung großzügig als „erlaubt“ toleriert.

Für mich sind häusliche Gewalt, Zwangsverheiratung von Mädchen und Jungen sowie der Tugendterror, der noch halbe Kinder in den Suizid treibt (autobiographisch bei Serap Çileli: ’Wir sind eure Töchter, nicht eure Ehre’; literarisch bei Orhan Pamuk: ’Schnee’), keine Form elterlicher Fürsorge.

A: Mit dschāhiliyya ist im Islam die vorislamische Zeit gemeint als die ’Zeit der Unwissenheit’, sie entspricht ungefähr dem christlich-dogmatischen Begriff ’vorchristliche Barbarei’ oder ’Heidentum’[74]. Der Islamist Sayyid Qutb[75] deutete den Begriff dschāhiliyya tagespolitisch[76] und bezichtigte alle Gegner seines islamischen Fundamentalismus als Anhänger und Angehörige der dschāhiliyya, sprich als sittlich minderwertige Menschen, als de-facto-Islamapostaten, Feinde Allāhs. Ist Kaddor, die uns die orthodoxe islamische Auffassung des Begriffs aufwändig erklärt und ihn zugleich in die Gegenwart transponiert, ist ihr die islamistische Lesart von dschāhiliyya unbekannt?

63 Im Koran ist an keiner weiteren Stelle eine Pflicht der Eltern gegenüber den Kindern aufgeführt. Vielmehr müssen sich die Kinder den Eltern gegenüber verpflichten.

K: Bin ich froh, dass ich in einem Land lebe, in dem das Grundgesetz gilt, das in Grundgesetz Artikel 6 Absatz 2 vom „natürlichen Recht“ und von der „zuvörderst (…) obliegenden Pflicht“ zur „Pflege und Erziehung der Kinder“ spricht, die für alle (!) Eltern oder anderen Erziehungsberechtigten gilt. Hier geht es eben nicht nur um die Garantie, dafür zu sorgen, dass das Kind überlebt, sondern elterliche Fürsorgepflicht umfasst Erziehung zur Mündigkeit im Denken und Handeln sowie zu der individuellen Teilhabe an der demokratischen Gesellschaft.

Die elterliche Rolle, wie sie das Grundgesetz voraussetzt, fördert Fähigkeiten und Talente und befähigt das Kind, sich selbständig Wissen aus allgemein zugänglichen Quellen anzueignen. In solchen Familien pflegt man einen liberalen, emanzipatorischen Erziehungsstil, der Mädchen und Jungen gleichermaßen altersgerecht in die Lage versetzt, sich an Entscheidungsprozessen zu beteiligen. Während derart aufwachsende junge Menschen nach und nach ihre Biographie völlig eigenständig entwerfen können, sind korangetreu erzogene Kinder bestimmten, vormodernen Lebenskonzepten unterworfen. Sich des eigenen Verstandes zu bedienen (Kant, sapere aude) bleibt durch die islamische Pflichtenlehre nachhaltig verboten.

A: Im klassischen Islam ist das Kind Besitz der Eltern, Wertanlage, die zu verheiratende Tochter ist eine Art Handelsgut (Brautgeld[77] ,[78] ). Eine Individualität ist von Koran und Scharia gar nicht vorgesehen, Frauen sind schariarechtlich zu diskriminieren, Nichtmuslime haben geringeren Status.

K: Die / der Einzelne ist Erfüllungs- und Vollstreckungsgehilfe von Stamm und Umma, der die Reinheit der Frauen überwacht und den beschlossenen Ehrenmord vollzieht.

64 Der ungütige und respektlose Umgang mit seinen Eltern wird vom Propheten als zweitschwerste Sünde nach der Anbetung anderer Götter bzw. Götzen neben Gott [Allāh] gesehen.

K: Schirk, Beigesellung, der Islam wirft den trinitarischen (de facto allen) Christen traditionell vor, mit dem Jesus als Gottessohn ’Beigesellung’ zu betreiben; Kaddor schreibt ärgerlicherweise Širk, was die elektronische Suchfunktion zum Begriff Schirk erschwert.

A: Klar, Papi und Mami sind ja auch fast so erschreckend und unhinterfragbar wie Gott. Es ist eine zu leistende Entwicklungsaufgabe des vielleicht Acht- bis Sechzehnjährigen, allmählich die gerade durch Religion und Tradition postulierte jedenfalls verstärkte angebliche Allmacht und Unfehlbarkeit der Eltern zu relativieren und die, vielleicht verzeihlichen jedenfalls erklärlichen, ganz individuellen Schwächen der Eltern zu erkennen und sich vom elterlicherseits eingeforderten Gehorsam loszulösen.

Religionsunterricht, der für die freiheitliche Demokratie tauglich sein soll, muss diese Aufgabe des individuellen Erwachsenwerdens (Emanzipation) begleiten. Kaddor müsste zu dieser behutsamen Kritik an der archetypisch-abstrakten wie konkret-persönlichen Elternrolle, eine Kritik, die von jedem erwachsen werdenden jungen Menschen zu leisten ist, hörbar ermutigen beziehungsweise zu ihr überhaupt erst einmal in der Lage sein. Kaddor distanziert sich nicht von der islamisch verlangten („vom Propheten“, Kaddor) Gehorsamspflicht den Eltern und der Sunna-Tradition gegenüber, was der tausend Jahre alten, radikalen Außensteuerung der arabischen Kindererziehung entspricht beziehungsweise diese erklärt, die ein jedes autonomes Urteilen zu verhindern trachtet und, bislang recht erfolgreich, der kulturellen Moderne Widerstand leistet.

Diese Kultur des Einschüchterns und Gehorchens verschmilzt weltweit mit dem so genannten Islam. Es könnte einen anders orientierten Islam geben, der das Gewissen über den Gehorsam stellt, wie ihn etwa Ayaan Hirsi Ali fordert[79]. Lamya Kaddor will diese, an Aufklärung und Psychoanalyse gereifte Religiosität nach besten Kräften und wohl auch mit der erstaunlich großzügigen Billigung der nordrhein-westfälischen Landesregierung verhindern. Schulischer Religionsunterricht an staatlichen Schulen jedoch darf kein die Emanzipation des Individuums verhindernder, die universellen Menschenrechte mit dem dreist eingeforderten Schariavorbehalt ironisierender Polit-Islam sein.

Hier, bei Lehre und Verbreitung der Scharia, haben „alle Deutschen“ durch Artikel 20 Absatz 4 des Grundgesetzes das Recht zum Widerstand: „gegen jeden, der es unternimmt, die verfassungsmäßige Ordnung zu beseitigen.“ Die von Thomas Kufen unterschriebene Handreichung der Lamya Kaddor sollte vom Bundesamt für Verfassungsschutz auf eine etwaige extremistische, gegen den Fortbestand der für alle (auch für Menschen aus muslimischem Großeltern- und Elternhaus) zugänglichen freiheitlichen Grundordnung gerichtete Gesinnung und Propaganda geprüft werden.

Zusätzlich ist der in der Handreichung vielfach begangene explizite Aufruf zur Befolgung von Partikeln der letztlich kohärenten und totalen Scharia[80] womöglich ja dazu geeignet, die Menschenwürde dadurch zu gefährden, dass sie Teile der Bevölkerung angreift. Nichtmuslime, Islam-Apostaten sowie alle Mädchen und Frauen werden von der Scharia (Koran, Hadithe, Fatwas; die Konzepte von Dhimma, Dschihad, Kalifat) diskreditiert. Das aber würde über den vielleicht betroffenen Jugendmedienschutz[81] hinaus eine Gefährdung des öffentlichen Friedens darstellen, Tatbestandsmerkmal von § 130 StGB (Volksverhetzung).

Islamische Religionslehrer, sollte die Bundesrepublik sie überhaupt an den öffentlichen Schulen zulassen wollen, müssen sich von der konzeptionellen Erziehung zur Scharia distanzieren und dürfen die Scharia auch nicht in Elementen in einem das Kind oder den Jugendlichen einschüchternden und „überwältigenden“ Bekenntnisunterricht im Klassenzimmer lehren.

K: Islamischer Religionsunterricht ist bis auf Weiteres nicht schulreif. Vor allem die Damen und Herren, die offen oder verdeckt in Islamverbänden in Führungspositionen organisiert sind, haben mein Vertrauen für alle Zeit verspielt.

A: Im Sinne von Artikel 7 Absatz 3[82] ist der so genannte Islam, solange er ein auf absoluten Pflichtengehorsam (Scharia) und grundrechtswidrige Rechtsfindung (Fiqh) gegründeter herrschaftspolitischer Kult ist, keine Religionsgemeinschaft. Ein islamischer Religionsunterricht, Kaddors hier analysierte Handreichung mag das hinreichend belegen, kann einstweilen an Deutschands öffentlichen Bildungseinrichtungen von Kindergarten bis Gymnasium nicht erteilt werden. Nach Kaddors eigener Aussage[83] ist „die Aufklärung für den Islam nicht übertragbar“, das soll wohl heißen: Die Aufklärung ist auf den Islam nicht anwendbar. Wir möchten ihr entgegnen: Sehr geehrte Frau Kaddor, solange Sie die grundrechtswidrige Scharia propagieren, sind Ihr Lehrinhalt auf die schulisch gebotene Erziehung im Einklang mit der FDGO[84] nicht anwendbar.

65 [An die] beruflichen Perspektiven der Kinder stellen viele muslimische Eltern keine allzu hohen Ansprüche. Vor allem Mädchen werden nicht ermuntert, eine Ausbildung zu machen. Oft ist es Schülerinnen und Schülern nicht besonders wichtig, welchem Beruf sie später nachkommen werden.

K: Die erfolgreiche Bewältigung beruflicher Herausforderungen erfordert eine Haltung der neugierigen Weltzugewandtheit, der Selbstsicherheit, der Kreativität und der geradezu wissenschaftlich zu nennenden Experimentierfreude. Wie Kaddor selber zugibt, steht „muslimischen“ jungen Menschen eine derartige Haltung und Denkweise nicht zu. Schülerinnen und Schüler aus muslimisch geprägtem Elternhaus entwickeln, trotz ausreichender Begabung, deshalb wenig Lerneifer, weil sie vor allem als Töchter keine individuelle Biographie entwickeln dürfen.

Speziell von den Mädchen wird erwartet, sich in die traditionelle islamische Frauenrolle einzufügen. Dagegen aufzubegehren ist die zweitgrößte Sünde, zitiert Kaddor, gefährdet das „Ansehen“ der Familie und muss geahndet werden. Auch den Jungen ist es in der Regel nicht gestattet, nonkonformistisch zu leben, als Sittenwächter haben sie jedoch deutlich mehr Kontrollmacht. Berufliche Integration scheitert nicht nur an der aufnehmenden Gesellschaft.

A: Berufliche Integration, ökonomische Autonomie des Individuums droht die Unhinterfragbarkeit von Großfamilie, Fatwa und Sunna in Frage zu stellen, was es aus Sicht der Fundamentalisten natürlich zu verhindern gilt. Die Herrschaftskultur des Tochtertausches (Zwangsheirat) will energieaufwändig (dschihād) verteidigt sein.

65 So gut der Kontakt in der Großfamilie ist, so selten sind meist Begegnungen mit Nachbarn, mit den Familien der Arbeitskollegen und den Familien der Mitschüler und Mitschülerinnen, vor allem wenn sie nicht aus demselben Kulturkreis kommen. Die Rangordnung in der Familie könnte nämlich gefährdet werden

K: Der von Lamya Kaddor hervorgehobene „gute Kontakt“ zur Großfamilie besteht nur, solange jede und jeder das ungeschriebene Regelwerk (man könnte von Familiensunna oder Stammesscharia sprechen) einhält. Kontakte zu „feindlichen Außenwelt“ werden systematisch unterbunden, damit keine „neuen Sitten“ (islamrechtlich bid’a, Neuerung) einsickern können. Das würde nämlich nicht nur die tradierte familiäre Hierarchie gefährden, sondern Zwietracht (fitna, die Ur-Panik der Umma) unter die Angehörigen bringen.

66 [Integration werde auch verhindert durch die] Überheblichkeit der Mehrheitsgesellschaft

A: Manchmal erscheint mir die Kultur der Freunde von Koran und Scharia als arrogant und als die Nichtmuslime in Theorie und Praxis herabwürdigend. Musliminnen und Muslime sehen sich gerne als Opfer, das rechtfertigt weitere Fundamentalisierung oder sogar Aggressivität als eine angeblich notwendige Verteidigung.

K: Die säkulare kulturelle Moderne bezeichnet die Muslime nicht als Nachkommen von Affen und Schweinen. Die Deutschen nennen die Türken nicht ungläubig, unrein. Im Ernst, Überheblichkeit gibt es doch wohl in jeder Kultur, sie ist eine veränderbare, dabei ablegenswerte Eigenschaft.

66 [muslimische Eltern und Familien haben] eigene Vorstellungen von Autoritäten, Erziehungszielen und Bildungschancen

K: Patriarchalisch eingestellte Eltern auf der ganzen Welt pflegen ihren Töchtern zu sagen: „Was brauchst du einen Beruf, du heiratest ja doch und bekommst Kinder.“ Solchen Eltern sollte man, übrigens gerade auch als Religionslehrerin, antworten: „Warum nicht beides, viele Frauen fühlen sich diesen Herausforderungen durchaus gewachsen, sie sind gerne berufstätige Hausfrau und Mutter.“

A: Kaddor verteidigt phänomenale „eigene Vorstellungen“ muslimischer Eltern in Bezug auf „Autoritäten, Erziehungsziele und Bildungschancen“? Was ist denn, wenn zu diesen elterlichen „Autoritäten“ Hassprediger der Erbakan-Doktrin gehören, die „Erziehungsziele“ denen der HAMAS entsprechen oder die „Bildungschancen“ für Mädchen denen der Wahhabiten oder Taliban, müssen wir das dann kultursensibel begrüßen?

66 Notwendig und erfolgreich ist eine auf die muslimischen Eltern bezogene spezielle und intensive Elternarbeit der Schule

K: Nein, das ist nicht notwendig. Im Gegenteil, die Schule darf „die Muslime“ als Kollektiv in keiner Weise würdigen. Alle Eltern werden gleich angesprochen. Kontakt zu allen, zu jeder und jedem, ja, aber bitte keine Sondervorschriften „bezogen auf“ (Kaddor) ein ethno-religiöses Kollektiv. Tee und Kekse ja, aber für jeden, doch bitte keine kommunikative schulische Islamkultur, schließlich gibt es auch orientalisch-stämmige Christinnen und Christen oder orientalisch-stämmige Atheistinnen und Atheisten sowie säkulare Musliminnen und säkulare Muslime …

A: … die alle auf Ansprache im Einklang mit Sunna und Scharia womöglich keinen gesteigerten Wert legen. Sittenwächter im Lehrerzimmer.

67 Sprachprobleme. Übersetzungen von Mitteilungen / Formblättern

K: Bis auf Flüchtlinge, die vor drei Tagen nur mit einem Koffer nach Deutschland gekommen sind, hätte jeder sich noch in der alten Heimat auf die neue Sprache und Gesellschaft vorbereiten können. Die mittlerweile nachzuweisenden Deutschkenntnisse beim Nachzug von Angehörigen sollten als Chance gesehen werden.

A: Permanente neue Übersetzungen von schulischen Elterninformationen oder Formblättern ins Türkische oder Arabische begünstigen die Parallelkultur, hier gilt es Schüler wie Eltern zu ermuntern und, durchaus in Erziehungspartnerschaft zwischen Eltern und Schule, Deutsch zu lernen. Im Notfall und bei Gesundheitsinformationen bitte zweisprachig, es wird dann ja besonders ersichtlich, wie dringend es ist, Deutsch zu lernen. Auch die Import-Bräute sollen Deutsch lernen, darunter auch die, die schon seit Jahren ohne ein Wort der Landessprache zu reden (reden zu dürfen) in der Bundesrepublik leben. Jene Importbräute, die wie Gefangene in ihren ’vierzig Quadratmetern Deutschland[85]’ leben.

K: Unabhängig von Religion oder Kulturkreis ist Bequemlichkeit eine weit verbreitete menschliche Eigenschaft. „Verwöhnen“ wir Migrantinnen und Migranten weiterhin, indem wir ihnen Übersetzerinnen und Übersetzer zur Seite stellen, werden sie sich dieser „Krücke“ weiterhin bedienen. Ein anderer Vorteil ausreichender Sprachkenntnisse ist, dass Eltern nicht lebenslang auf die Kompetenz ihrer Kinder zurückgreifen müssten. Das ist für beide Seiten, Eltern und Kinder, vorteilhaft: Der eine braucht sich nicht länger als „sprachloser Bittsteller“ zu „erniedrigen“, die Kinder bekommen nicht mehr Macht, als ihnen entwicklungsgemäß zusteht. Mit dem sozialen Umfeld in Kontakt treten zu können, im Notfall die „Ureinwohner“ um Hilfe bitten zu können, ist eine unter Umständen lebensrettende Ressource.

67 Fehlzeiten, Verspätungen. [Nur] gut türkisch sprechende Sozialarbeiter mit Zuwanderungsgeschichte [werden Ernst genommen] weil es den Eltern peinlich ist, wenn jemand aus ihrem Kulturkreis auf die Versäumnisse der Eltern bzw. ihrer Kinder hinweist

A: Die Deutschen soll man also weiterhin nicht ernst nehmen müssen.

K: Kannst du das nicht anders ausdrücken, Jacques? Aber du hast Recht. Ginge es nach Kaddor, muss es jemand mit Zuwanderungsgeschichte sein, der damit den muslimischen Familien den „Knigge des deutschen Schulwesens“ erklärt. Eine deutsche Kollegin, die Spaß daran hatte, die türkische Sprache zu lernen, reicht Kaddor nicht.

A: Nachhaltig kulturalisieren und ethnisieren, der muslimische „Kulturkreis“ (Kaddor) darf das? Das Risiko dieses von Kaddor vorgesehenen, vielleicht allzu bequemen Kulturdolmetschers scheint mir auf Migrantenseite ein wachsendes Unverständnis und eine wachsende emotionale Ferne zu „den Deutschen und ihrer Schule“ zu sein und damit die zunehmende Segregation. Die Autorität der autochthonen Lehrer wird untergraben.

68 Hausbesuche

K: Wie stellt sich Kaddor die schulische Kultur der Hausbesuche vor? Sollen nur leistungsschwache Schüler besucht werden oder nur sozial auffällige? Oder etwa nur solche mit Migrationshintergrund? Sinnvoll ist ein solches Vorgehen doch nur, wenn alle Schülerinnen und Schüler im Laufe des Schuljahres Hausbesuch bekämen. Da jedoch die finanziellen, personellen und zeitlichen Ressourcen für solche Vorhaben nicht vorhanden sind, sollte darauf bestanden werden, dass die Eltern den Kontakt zur Schule suchen, am besten aus eigener Initiative, aber durchaus auch nach einer Einladung zum Gespräch. ’Empowerment[86]’ in der Elternarbeit wäre hier gefragt.

A: Kaddor hat den italienischen, kroatischen und russischen Muttersprachler „mit Zuwanderungsgeschichte“ vergessen. Wir sollten drauf bestehen, dass auch ein echter wilder deutscher Lehrer bei den „besonderen“ Eltern mit Migrationshintergrund akzeptiert wird, das ist zuzumuten, wir muten euch Einwanderern Deutschland zu und die Deutschen gleich mit.

68 Bei der Beratung und den Hilfen zum Übergang von der Schule in die Berufsausbildung kann und muss die Schule nicht nur für die Schülerinnen und Schüler, sondern auch für die Eltern Kontakte zur Arbeitswelt herstellen und über Berufsbilder und Zugänge zum Beruf informieren.

K: Auch hier zeigt sich, wie wichtig Sprachkompetenzen in der Landessprache sind.

Ich halte meine Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern für ausreichend kompetent, Kontakt zu Firmen und Behörden selbst aufzunehmen. Chancengleichheit setzt gleiche Startbedingungen voraus, muslimische Schülerinnen und Schüler brauchen keine Privilegien. Von der ersten Klasse an muss die Schule sich drauf konzentrieren, jedes einzelne Mädchen, jeden einzelnen Jungen zu befähigen, autonom und souverän seinen Berufsweg einzuschlagen. Es ist ureigenste Aufgabe der Pädagoginnen und Pädagogen, den Jugendlichen die notwendigen Fähigkeiten und das theoretische Wissen dafür zu vermitteln. Über Berufsfelder, ‑chancen und Verdienstmöglichkeiten informieren die Agenturen für Arbeit und Jobcenter.

68 [Schule soll berufsberaterisch tätig sein] Gleichzeitig sind auch die Erfahrungen und Kenntnisse von Vätern und Müttern aus der Arbeitswelt wie auch deren Kontakte als Arbeitnehmer und Arbeitgeber zu nutzen.

A: Nur Community-intern? Sollen „muslimische Kinder“ um jeden Preis genau so leben (müssen) wie ihre Eltern – damit auch ja keiner ausbricht?

69 Moscheegemeinde. Von Seiten der Schule wäre es wünschenswert, in Moscheevereinen engagierte Eltern und andere Vertreter der Moschee einzubeziehen, wenn es um die Deutung und Klärung religiöser Vorschriften geht.

A: Falsch liebe Frau Kaddor, das wäre nun allerdings gar nicht wünschenswert, die öffentliche Schule fragt keine Imame oder Hodschas nach sittenpolitischer Rechtleitung, sondern bespricht Sunna-Fundamentalismus, Fatwas, Islamismus, Todesfatwas, Hasspredigten, arabische Architektur und türkische Kochrezepte in den entsprechenden Schulfächern wie Geschichte, Erdkunde, Soziologie oder Hauswirtschaft. Arabische Christen dürfen Schweinefleisch essen, und auch sie haben religiöse Vorschriften, was ja nicht heißt, dass alle Schüler Schweinefleisch essen müssen. Die Moral der sich im Stadtgebiet (Nebenthema: „Moscheekriege“ konkurrierender islamischer Strömungen) als „religiös“ definierenden Gemeinschaften darf nicht den öffentlichen Raum oder gar die Bildungsorte dominieren. Kinder und Jugendliche sind von der öffentlichen Schule nicht als in Kollektive eingesperrte Wesen zu betrachten, sondern als junge Individuen in der Entwicklung.

K: Kaddor hat das Prinzip des säkularen Staates nicht verstanden. In der Bundesrepublik Deutschland haben wir eine Trennung von staatlichen Einrichtungen und Religionsgemeinschaften.

70 Der Koran und die Sunna würden für die Regierung eines islamischen Staats die Grundlage bilden. In allen Belangen, die die Zivilgesellschaft oder den islamischen Staat betreffen, müssten die Aussagen aus dem Koran oder der Sunna zugrunde gelegt werden.

A: Würden sie. Richtig. Ohne Scharia kein Kalifat, Kaddor trifft die Sache. Die Bundesrepublik Deutschland ist ein parlamentarischer Rechtsstaat, es gelten die an den universellen Menschenrechten orientierten Grundrechte. Möchte Lamya Kaddor den Scharia-Staat im Religionsunterricht lehren, dabei immer, wie hier, den grammatikalischen Konjunktiv verwendend?

K: Was versteht Kaddor unter dem Begriff „Zivilgesellschaft“? Meint sie die Bewohnerinnen und Bewohner einer islamischen Theokratie, das heißt eines Imamats oder Kalifats[87] beziehungsweise eines islamischen Staates wie das neu entstandene Afghanistan, in dem jedes Gesetz unter Schariavorbehalt steht? Zivilgesellschaft hat mit Gewaltenteilung und freiheitlicher Demokratie zu tun, Kaddor jedoch redet in diesem Augenblick von einem Staatswesen, dessen oberster Souverän Allah ist.

70 Mit der Installierung eines islamischen Gottesstaates entsteht eine theokratische Struktur, die das Gemeinwohl aller Menschen und das Wohl des Individuums nach den Vorschriften des Korans und des Propheten sichern soll.

K: Absolut richtig. Diese Struktur hat die Pädagogin aus Dinslaken-Lohberg verstanden. Lamya Kaddor wird hier sehr deutlich: Die Theokratie hat keine Gewaltenteilung, keine Grundrechte, keine universellen Menschenrechte, der Einzelne ist nichts, die Umma alles[88]. Individuelle Handlungsfreiheiten und Gestaltungsoptionen stehen niemandem mehr zu. Neugieriges Fragen, Erforschen der Welt, Reflektieren von Sachverhalten ist im islamischen Gottesstaat erwiesenermaßen ungesund[89].

A: Öffentliche Auspeitschungen finden statt, Atheisten oder Islamkritiker sind nach gebührender Ermahnung zu töten. Mit dem entsprechenden Warnhinweis auf Risiken und Nebenwirkungen der islamischen Theokratie versehen, informieren wir Islamkritiker ebenfalls zum Kalifat, doch Kaddor verschweigt uns eben die Risiken. Kaddor informiert Deutschlands Lehrerzimmer über den islamischen Gottesstaat und Thomas Kufen unterzeichnet die Sache. Alles Integration oder – was?

Im Gottesstaat ist von beidem nicht mehr zu sprechen, weder vom Individuum noch von einem Gemeinwohl. Kaddor lehrt das Kalifat.

70 Merkmale der islamischen Gesellschaft: Gerechtigkeit, Solidarität und Brüderlichkeit

A: Gerechte Steinigungen der Ehebrecherinnen, solidarischer Hass auf Dhimmis und Apostaten, brüderlich verübte Pressezensur.

K: Darum hat die Aussage einer Frau nur den halben Wert vor Gericht und erbt sie nur 50 %. Juden und Christen gehören ebenfalls nicht uneingeschränkt zu der von Kaddor so genannten Solidarität islamischer Theokratie. Die Ehefrau darf, wie im Koran angeordnet, straffrei geprügelt werden, auch hier das Grundrecht der körperlichen Unversehrt aufgehoben.

In einer „theokratischen Struktur“ (Kaddor) ist für Musliminnen und Muslime eine bürgerliche Ehe (Zivilehe) nicht länger zugänglich. Frauen haben sich den Männern grundsätzlich unterzuordnen. Scheidungen unterliegen der Gesetzmäßigkeit der an-nikāh, das heißt der Imam-Ehe[90], dem Mann ist die Scheidung unverhältnismäßig viel leichter gemacht, der geschiedenen Frau droht die soziale Exklusion und die zwangsweise Wiederverheiratung oder auch die Tötung durch ihre Herkunftsfamilie. Das Sorgerecht für Kinder hat nach der Scharia grundsätzlich der Vater.

71 Den Islam in Deutschland in deutscher Sprache zu vermitteln, sollte in der Zukunft von hier ausgebildeten Theologen bzw. Islamwissenschaftlern erfolgen.

A: Islamwissenschaftler sind nicht dazu ausgebildet, Theologie zu betreiben. Die antidemokratische Scharia und die vormoderne, fundamentalistische und patriarchalische Sunna zu lehren will ich als nichtmuslimischer Steuerzahler nicht mitfinanzieren, schon gar nicht die öffentlichen Schulen betreffend. Das Lehren des politischen (orthodoxen) Islam dient nicht dem Gemeinwohl. In unseren Universitäten wird darauf zu achten sein, dass die Islamwissenschaft nicht in den Würgegriff der islamischen Theologie gerät.

K: Auch hier äußert sich Kaddor sehr verschwommen. Kaddor ist Religionslehrerin an staatlichen Schulen. Überschreitet Kaddor damit nicht ihren Zuständigkeitsbereich? ’Geschichte des Christentums (Kirchengeschichte)’ ist, sehr geehrte Frau Kaddor, ein anderes Sachgebiet als ’Katholische Moraltheologie’ oder ’Fundamentaltheologie.’

72 Wer könnte Ansprechpartner für die Schule bei benachbarten Moscheevereinen sein? (…) In natürlicher und zwangsloser Weise können und sollten die Religionslehrkräfte den Kontakt zur Moscheegemeinde herstellen, aber auch die dort engagierten Eltern und dort eingebundene Schüler und Schülerinnen sind gute Vermittler.

K: Schura[91] in der säkularen Schule? Der ’heiße Draht’ zu den islamischen Geistlichen der lokalen Moscheegemeinden. Wozu soll dieser ’kleine Dienstweg’ denn eingerichtet werden? Etwa, um schwarze Schafe unter den Schülern den Islamtheologen zu „melden“, damit der diesen Schüler „rechtleitet“? Deutschlands Pädagoginnen und Pädagogen sollten mit ihren erziehungsschwierigen Schülern auch ohne Unterstützung von Imam oder Hodscha klar kommen.

Listig versucht Kaddor über die Möglichkeit der künftig in Deutschland ausgebildeten Imame, Hodschas oder Islamtheologen, den Einfluss der Islamverbände und der ihnen angeschlossenen Moscheevereine auf die säkulare Schule bezüglich Seelsorge, Erziehungsberatung und bezüglich des islamischen Religionsunterrichts zu stärken. Hatte Dr. Wolfgang Schäuble den Einfluss der Koranschulen durch die Mitsprache der Schulverwaltung eindämmen wollen, wird durch die von Kaddor angedachte „vertrauensvolle“ enge Einbindung an die lokalen islamischen Gotteshäuser eben diese Indoktrination wieder zugelassen. Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrkräfte der Schule stünden unter permanenter Beobachtung hinsichtlich des (vermeintlichen) islamischen Wohl- oder Fehlverhaltens.

Da Kaddor der Auffassung ist, „die Aufklärung ist für den Islam nicht übertragbar[92]“ und sich dafür einsetzt, dass diese Religion „in allen Facetten“ (Kaddor, diese Handreichung, 11) gelebt und damit auch gelehrt werden kann, politische Scharia und Kalifat eingeschlossen, müssen wir Demokratinnen und Demokraten aus Wissenschaft, Pädagogik und Politik diesem Wunsch entgegentreten, dass künftig ein erheblicher Teil der deutschen Bildungs-, Erziehungs-, und Kulturlandschaft jeder wissenschaftlichen Supervision und staatlichen Mitbestimmung systematisch entzogen sein soll. Die Islamverbände und die ihnen angeschlossenen Moscheegemeinden werden die dazu notwendige Transparenz niemals erreichen oder anstreben.

Uns könnten Parallelen zum berüchtigten und gefürchteten System der Blockleiter oder „Blockwarte“[93] der NSDAP auffallen, Bürgerinnen und Bürger der ehemaligen DDR mögen sich an die sichtbaren und unsichtbaren „Dienstleister“ des Ministeriums für Staatssicherheit[94] (MfS) erinnert fühlen. Das gezielt einschüchternde, notfalls mit Gewalt durchgesetzte, System des Überwachens, Bespitzelns und Verschleierns ist durch und durch islamisch.

A: Einen anderen Islam gibt es nicht. Noch nicht.

73 evangelische Jugendarbeit. Ganztagsbereich

A: Will Kaddor künftig die islamische Jugendarbeit im Ganztagsbereich?

K: Natürlich, auch die Hausaufgabenbetreuung, Sprachförderung und Kulturpädagogik, die Erlebnispädagogik, die Jugendfreizeiten und Sprachcamps (Stichwort: Muslimische Pfadfinder[95]) sollen islamverbandlich im Sinne der Scharia geregelt werden.

74 Im Rahmen eines islamischen Religionsunterrichts können Schüler und Schülerinnen zu mündigen Muslimen erzogen werden, die in der Lage sind, Glauben und Tradition kritisch zu hinterfragen.

K: Versteht Kaddor das sich in das Schicksal der Zwangsverheiratung durch die Eltern Ergeben von Kindern oder Jugendlichen und den damit verbundenen absoluten Gehorsam gegenüber den Eltern als Mündigkeit?

A: „Kritisch zu hinterfragen“, das ist die heute geradezu nostalgische, verklärende Emotionen weckende Sprache der deutschen Pädagogik der Jahre 1975 bis 1985. Damit erweckt Kaddor gezielt den Eindruck, ein Interesse an Emanzipation und Demokratisierung zu haben. Die Lehrerin vom Niederrhein macht taqlīd, Sunna-Orthodoxie.

K: Kaddors islampädagogische didaktische Priorität liegt weniger auf dem Verstehen und Kritisieren des Inhalts von Koranversen und Hadithen als auf dem melodischen Intonieren (Seite 70).

A: Was aber hat Stimmbildung und Hocharabischlernen mit Religionsmündigkeit, mit geistig-seelischer Autonomie zu tun? Mit einem ständigen Wiederholen der Forderungen von Sunna und Scharia, wie Kaddor es in der uns hier vorliegenden Lehrerhandreichung macht, gehen Charles Darwin oder Sigmund Freud wohl nicht zusammen. Weist Kaddor ihre Schüler im Religionsunterricht wertneutral auf Darwin und Freud hin?

74 Koran. Durch diese Verse wird klar, dass der Mensch bei seiner Erschaffung kein Wissen hatte, dieses hat er dann von Gott gelehrt bekommen.

A: Kaddor lebt im Mittelalter! Was für ein Fundamentalismus, daneben noch unsäglich arrogant, die Buddhisten oder Atheisten hätten ja dann ebenfalls all ihr Wissen von Frau Kaddors Allāhgott bekommen.

K: Haben sie ja auch, so der orthodoxe Islam. Die Menschen waren alle Muslime, sind alle muslimisch, sie glauben bloß, Atheist oder Jude oder sonst etwas zu sein.

74 Wissen suchen. Koran 2:31, 32. Tirmidhī

A: Der als Verfasser einer der sechs kanonischen Hadithensammlungen geltende at-Tirmidhī[96] vertiefte das für alle Muslime verbindliche Konzept des „al-qada’ wa-’l qadar“, was sich mit „du planst, doch Gott bestimmt es vorher“ oder „Der Mensch beabsichtigt etwas, doch (wörtlich und) Gott muss es zulassen“ übertragen lässt. Im Deutschen gibt es das sinngemäß, wenn auch seit Jahrhunderten deutlich weniger fundamentalistisch, als „Der Mensch denkt und Gott lenkt!“ Die derzeit promovierende Kaddor scheint der islamischen Prädestinationslehre anzuhängen.

Ein bildungsverweigernder Schüler der (gar von einem Dhimmī-Lehrer) eine Note bekommt, sei es eine Eins oder eine Sechs, könnte in fatalistisch-fundamentalistischer Weise sagen: „„al-qada’ wa-’l qadar: Es stand geschrieben.“ Und wir wundern uns noch über die geringe Zahl der muslimisch sozialisierten Nobelpreisträger im Vergleich zu den japanisch oder südkoreanisch erzogenen?

In Koran 2:31, 32 lobpreist Adam den Allāhgott und sagt, dass es kein Wissen geben kann, das nicht von Gott kommt. Ein neuzeitlicher, allzu textgläubiger Muslim könnte zu der womöglichen Fehleinschätzung gelangen, dass alles Wissen, also auch die Technologie der Nichtmuslime somit nur von Allāh stammen kann. Solche auch in der zunehmend ’globalisierten’ kulturellen Moderne an der angeblichen Superiorität des Islam borniert festhaltenden Muslime gibt es nicht wenige. Will Kaddor den schulisch nicht selten prekär integrierten muslimischen Schülerinnen und Schülern einen Zugang zu einem säkularen Wissenserwerb verbauen?

75 Zudem käme es vielen muslimischen Eltern gelegen, wenn der Staat ihnen Teile der religiösen Erziehung der Kinder abnehmen würde.

K: Fundamentalistische Indoktrination auf Staatskosten, egal welcher Weltreligion oder Weltanschauung, können wir nicht bezahlen und erst recht nicht dulden.

A: Der Staat ist freiheitlich-demokratisch orientiert, nicht monotheistisch-theokratisch. Die öffentliche Schule darf keine Koranschule sein, da muss es, solange der Islam zur Totalität (Polit-Religion) und zur Verkündung einer absolut einzuhaltenden Gehorsamspflicht (Scharia) neigt, deutliche Unterschiede geben.

75 Religion [muslimischer Jugendlicher]. In einer oftmals fremden und ablehnenden Umgebung wirkt sie identitätsstiftend.

K: Ich kann Kaddors Aussage nicht zustimmen. Während die Jungen aus muslimisch geprägtem Elternhaus zumindest bis zu einem Alter von etwa 11 oder 12 Jahren ziemlich frei aufwachsen, kann man ihre Schwestern nicht früh genug auf die islamische Frauenrolle vorbereiten und an das Kopftuch gewöhnen. War es in orthodoxen Familien bisher übliche „religiöse“ Praxis, den Mädchen die „Bedeckung“ mit Beginn der Geschlechtsreife aufzudrängen, sieht man in den Straßen meiner Stadt immer häufiger Dreijährige mit hijāb.

A: Kaddor erweckt den Eindruck, „die“ muslimischen Jugendlichen würden in Deutschland pauschal abgelehnt, wohl von der nichtmuslimischen Mehrheitsgesellschaft. An dieser entgegengebrachten Sympathie, so sie denn seitens der Zuwanderer erwünscht ist, lässt sich jedoch arbeiten. Die erwähnte „fremde“ Umgebung kann man sich zur Heimat machen – wenn man es denn wollte. Türkischstämmige Jugendliche könnten Experten für Demokratiegeschichte, europäische Geschichte, Heimatkunde und Naturkunde sein, könnten sich in Vereinen der „fremden“ Ureinwohner engagieren. Ist die Fremdheit nicht vielmehr das Erziehungsziel der fundamentalistischen „Wagenburgen“?

75 Prinzipiell kann man sagen, dass die reine Lehre des Islams kaum gelebt wird.

A: Richtig, das geht nur in der islamischen Gesellschaft (Kalifat), alles andere ist Provisorium, halbe Sache. Nur der volle Einsatz für die politische Scharia, mit allen Kräften und Mitteln, würde die Seele des Muslims in der Diaspora (in der er sich aus orthodoxer Sicht nur vorübergehend aufhalten darf) retten. „Die reine Lehre des Islams“ heißt, das verschweigt uns Lamya Kaddor, nikāh, Imamehe, denn die Ziviltrauung würde die „Reinheit“ der Lehre bereits besudeln, da diese demokratisch-zivilrechtliche Errungenschaft (der standesamtlichen Ehe) nicht von Allāh stammt.

In Syrien, Ägypten und selbst in Saudi-Arabien wird mit dieser Aussage, dass „die reine Lehre des Islams kaum gelebt“ werde, die (ohnehin prekäre) staatliche Legitimität durch politisch aktive Islamisten (etwa der Muslimbruderschaft) ironisiert, in Frage gestellt. Aus Sicht von Tugendwächtern der totalen Sunna ist aber bereits der von jedem frommen Muslim zu benutzende miswak oder siwak, der hölzerne[97] Zahnstocher des Propheten gemeint[98]. Absolute Gehorsamspflicht der „ewigen“ Scharia und Sunna gegenüber ist verlässlich islamisch. Schlussendlich rechnet Allāh ab, nur dein Gehorsam der Großfamilie und Madhhab gegenüber rettet dich vor der schmerzlichen Verdammnis der Hölle. Allāh als Alibi für den prügelnden Ehemann und den seine Tochter zwangsverheiratenden Vater!

Klarheit hinsichtlich des „reinen Islams“ wird uns der an Yūsuf al-Qaradāwi[99] orientierte europäische Fatwa-Rat ECFR[100] schaffen, der denkt für dich, wenn dein Ehepartner oder Vater es etwa nicht tun sollte. Will Kaddor die Jugendlichen in eine seelische Abhängigkeit vom ECFR treiben[101]? Ihre Aufgabe wäre es, die jungen Menschen gegen jeden Fundamentalismus zu immunisieren, gerade das würde dem Einzelnen den Weg in eine religiöse Mündigkeit und (damit) in eine freiheitliche, persönliche Spiritualität ermöglichen helfen. Stattdessen scheint Kaddor in Kollektiven zu denken: „die“ Muslime mit „ihren Besonderheiten“. Universelle Menschenrechte sind gut – für Nichtmuslime.

K: Für Kaddor als bekennend gläubige Muslima, die Koran, Scharia und Hadithen als einzige Quellen eines Allāh wohlgefälligen Lebens postuliert, sind die Würfel gefallen. Selbstverständlich wird die Religionslehrerin „ihre“ Schülerinnen und Schuler auf dem „Weg zur Quelle“ rechtleiten und vor jedem nichtislamischen Einfluss warnen. Wie die säkulare Schule mit dieser praktizierten Gegenkultur umgehen soll, wird sich zeigen und hängt auch von der örtlich zuständigen Schulaufsicht ab.

75 Bräuche, wie die spezielle Art, das Beschneidungsfest für kleine Jungen zu feiern

A: Routine-Jungenbeschneidung ist ein vormodernes, sexualmagisches Initiationsritual[102], gegen das sich alle moderne Pädagogik ganz grundsätzlich positionieren sollte, Ausnahme wäre lediglich die medizinisch indizierte Amputation der Penisvorhaut. Kaddor befürwortet die systematische Jungenbeschneidung, sie käme auch in einige Schwierigkeiten, würde sie die für die at-tahāra[103], die rituelle Reinheit[104] und damit für die „Gültigkeit“ des Gebets angeblich unverzichtbare (männliche) Beschneidung in Frage stellen. Jungenbeschneidung ohne medizinischen Grund ist eine Form des sexuellen Missbrauchs und selbstverständlich auch des Verstoßes gegen die grundgesetzlich garantierte körperliche Unversehrtheit. Ebenso wie eine muslimische Frau erst dann in der kulturellen Moderne angekommen ist, wenn sie ihre Tochter nicht zwingt (auch nicht mit dem Allah als Alibi), ein Kopftuch zu tragen, ist auch ein muslimischer Vater erst dann Teil der an den Erkenntnissen von Psychologie und Fundamentalismuskritik gereiften Weltzivilisation, der durchsetzen kann, dass seinem Sohn Präputium und Frenulum erhalten bleiben, sofern kein (säkularer) Mediziner es anders empfiehlt. Weltweit wird Jungenbeschneidung rhetorisch ganz aggressiv bagatellisiert. Es geht um Macht und Ohnmacht, um ein „heiliges“ Unterwerfungsritual, das dazu berechtige, andere zu unterwerfen. Die Ur-Erfahrung des kultisch-rituell „beschnittenen“ Jungen, im genitalen und intimen Bereich Opfer geworden zu sein, ist grundsätzlich Anknüpfungspunkt für die von der „Religion“ geduldete Ausübung sexualisierter Gewalt an Frauen und Männern. Im orthodoxen Islam ist Dreierlei verschmolzen, das Sakrale, das Sexuelle und das Militaristische. Heiliger sexualpolitischer Krieg.

75-76 Die Vermischung der Religion mit Traditionen und Bräuchen. (…) Denn kulturelles Handeln ist veränderbar, göttliche Gesetze sind es nicht.

K: Zur weiblichen islamischen Genitalverstümmelung, wie sie der Theologe ibn-Taymiyya (gestorben 1328), die heutigen Schafiiten beispielsweise in Indonesien oder mehrere prominente al-Azhar-Prediger favorisieren, schweigt Pädagogin Kaddor.

Was, wenn ein bereits oder noch nicht genitalverstümmeltes Mädchen aus Indonesien, Somalia, Irak oder Ägypten bei ihr im islamischen Religionsunterricht sitzt? Wenn FGM „veränderbarer Brauch“ ist, spricht Kaddor die Eltern und / oder die Betroffenen an, um die Genitalverstümmelung wenigstens an jüngeren Schwestern zu verhindern? Pädagoginnen und Pädagogen müssen den Kontakt zu Beratungsstellen zum Thema ’female genital mutilation’ (FGM) anbieten (können).

Wie geht Frau Kaddor mit den in Deutschland lebenden muslimischen Mädchen und Frauen um, denen eine Verstümmelung hier oder im Heimatland droht? Wie mit denen, die bereits genital verstümmelt sind?

Bezeichnenderweise wird die Genitalverstümmelung im Namen des Männerrechts von Frauen an Frauen ausgeübt. Oft hält die eigene Mutter das Kind bei dem qualvollen Ritual persönlich fest. Schier unentwirrbar ist das Amalgam von Motivationen und Emotionen, die die weibliche Täterschaft an der patriarchalischen FGM tradieren. Natürlich möchte die Mutter, die davon überzeugt ist, dass nur eine „beschnittene“ Frau eine ehrbare, heiratsfähige Ehefrau sein kann, dieses geheiligte Reinigungs- und Initiationsritual ihren Töchtern nicht vorenthalten. Es gibt ihr aber auch Identität, Status und Macht. Der Männerbund profitiert von der sich gegenseitig überwachenden und verstümmelnden Frauenschaft, die ihre Aggression gegen Geschlechtsgenossinnen richtet und nicht gegen die männliche Stammesführung. In der Gewalt ’Frau gegen Frau’ wird eine der Wurzeln des gegenseitigen weib-weiblichen Misstrauens und der Frauenkonkurrenz jedes Patriarchats liegen.

Wenn ein Mädchen noch nicht einmal seiner Mutter vertrauen kann, die lügt („Sie versprachen mir ein herrliches Fest[105]“), der Gewalt ausliefert und behauptet, der unzerstörte Frauenleib sei abstoßend, satanisch und ekelhaft unrein, und die die selbst erfahrene Traumatisierung abstreitet, wie soll es jemals einer anderen Frau vertrauen können[106]? Es ist richtig, dass FGM uralt, vorislamisch ist. Ich vermisse jedoch eine glaubwürdige und endgültige Abkehr der weltweiten islamischen Geistlichkeit von der islamisch khifadh oder khafdh genannten FGM. Religionspädagoginnen an säkularen Schulen haben sich eindeutig gegen die FGM zu positionieren.

A: Erschreckend, wie gleichgültig, wie kalt Kaddor Menschen als in ein Kollektiv eingesperrte Wesen konstruiert und verewigt, sei es madhhab oder Stamm. Kaddor will dir und mir verhindern, eine wirklich eigenwillige Biographie zu schreiben, ein selbst bestimmtes Leben zu führen. Kaddor kennt die Bedeutung der orientalischen Großfamilie genau, sie duldet wissentlich den sich gegen die kulturelle Moderne wirksam verstärkenden Sunna-Familialismus und Sunna-Tribalismus.

K: Die Kinder und Jugendlichen sollen die göttlichen Gesetze, die „reine“, unverschmutzte Scharia befolgen.

76 Um das Verwobensein von kulturellen Traditionen und Religion zu lösen, müssen Muslime „aufgeklärt“ werden. Diese „Aufklärung“ können sie u. a. in der Moschee erhalten oder durch einen staatlich beaufsichtigten islamischen Religionsunterricht, wenn die Unterrichtenden eine entsprechend solide Ausbildung (in Europa) erhalten haben.

A: In einer geradezu manichäisch[107] anmutenden, extremdualistischen Manier lobt Kaddor die reine, hehre Religion und will die Verunreinigungen, die lokale und epochale Kulturen oder Traditionen angeblich in Sunna und Scharia hinterlassen hätten, auswaschen. Für diese imaginierte politreligiöse Katharsis missbraucht Kaddor den auf die historische Neuzeit, die Epoche des 18. Jahrhunderts und auf die Fundamentalismuskritik bezogenen Begriff ’Aufklärung’.

K: Ob die „klare, unvermischte“ Lehre des Scharia-Islam in Teheran, Kairo oder Dinslaken-Lohberg gelehrt wird, ist letztlich egal. Auch der „reine“ Islam (Kaddor: „göttlicher Wille“) bleibt, was er ist, selbst unter einer wie auch immer gearteten staatlichen Aufsicht: Partiell grundgesetzwidrig und mit den universellen Menschenrechten in keiner Weise kompatibel. Kaddor will die praktizierte „Aufklärung“, nämlich die Gegenaufklärung[108].

Während die der freiheitlichen Demokratie verpflichtete säkulare Schule junge Menschen zu autonomen, kritischen Persönlichkeiten heranbildet, zielt die schwarze Pädagogik[109] (Rutschky, Miller, Foucault) jedes Fundamentalismus oder jeder Herrschaftsideologie auf Gehorsamspflicht, Auflösung des Ichs gegenüber der glorifizierten Gemeinschaft und Unterwerfung.

A: Meint die Autorin mit „solide Ausbildung (in Europa)“ Konzepte wie die ’Islamische Religionspädagogische Ausbildung’ des Islamisten und erklärten Bewunderers der Gedanken der Muslimbruderschaft Amir Zaidan in Wien (IGGiÖ, IRPI, IRPA)? Oder denkt sie eher an das französische IESH[110]? Kaddor distanziert sich nicht von den Zaidan- oder IESH-Konzepten der dortigen „soliden“ religionspädagogischen Ausbildung.

76 [Islamischer Religionsunterricht an staatlichen Schulen] Nahezu die Gesamtheit aller muslimischen Eltern fordert diesen Unterricht, der einen großen Beitrag dazu leisten könnte, ihre Kinder in diesem Land zu integrieren.

K: Lamya Kaddor möchte alle muslimischen Kinder in der Bundesrepublik in die schariatisch orientierte Parallelkultur „integrieren“? Die individuelle Eingliederung in die ’riskanten Chancen’ (Ulrich Beck) einer hochtechnisierten Informations- und Dienstleistungsgesellschaft wird durch das vormoderne Menschenbild und die dem Islam inhärente Wissenschaftsfeindlichkeit (Kaddor: „Die Aufklärung ist für den Islam nicht übertragber“), speziell für Frauen, erheblich erschwert.

76 Doch ein islamischer Religionsunterricht kann und darf auf gar keinen Fall den Unterricht in der Moschee ersetzen. Ziel eines islamischen Religionsunterrichts muss es sein, Kinder zu mündigen und damit entscheidungsfähigen Muslimen zu erziehen.

K: „Mündig und entscheidungsfähig“ (Kaddor) durch einige eingeübte Gebete und auswendig gelernte Koranverse? Das kann die Verfasserin nicht meinen. Wie auch immer, Kaddor möchte wohl vorbauen. Unter der staatlichen Aufsicht in der Schule den ’Kuschel-Koran’ und ’Islam light’, die unverschleierte Polit-Scharia in der Moschee.

A: Der Einklang mit der Weltbürgerlichkeit, der Wissenschaftlichkeit namentlich der historisch-kritischen Methode und der ernst gemeinten und ausgehaltenen Verträglichkeit mit den Erkenntnissen der Psychoanalyse ist offensichtlich nicht Kaddors Arbeitswerkzeug. Doch nur dieses Qualitätskriterium wäre die Legitimation für einen ’schulreifen’, schultauglichen Religionsunterricht. Der Islam, wie er sich in der von Thomas Kufen publizierten Handreichung darstellt, kann ein Schulfach an einer Koranschule sein, nicht jedoch an einer öffentlichen Schule.

79 Wo es religiöse Elemente im Schulleben gibt, muss der Beitrag des Islams in Form einer Kooperation mit der Moscheegemeinde einbezogen werden.

A: Muss er nicht, da die einem Islamverband zugehörigen Moscheegemeinden nahezu alle einen ultrakonservativen Islam vertreten müssen. Nebenbei drohen islamistische, nationalistische, ethnische und sonstige politreligiöse Konflikte aus dem islamischen Teil der Erde über die Moscheegemeinden („Moscheekrieg“) den Schulfrieden zu gefährden. Es wird noch längere Zeit dauern, bis ’Moscheegemeinde’ so wenig demokratiegefährdend ist wie ’Kirchengemeinde’.

79 „Raum der Stille“

K: Gegen einen Meditationsraum habe ich nichts, solange keine religionsgemeinschaftliche Bindung vorherrscht und auch atheistisch, kirchenkritisch oder islamkritisch Denkende, jederzeit und gemeinsam mit allen anderen, Nutznießerinnen und Nutznießer dieser Räumlichkeit sind. Versuche eine radikalislamische Geschlechtertrennung in derartigen „Räumen der Stille“ durchzusetzen, hat es bereits gegeben. An einer nicht konfessionsgebundenen Schule hat keine Religion Räume oder Stunden zu prägen.

79 Nicht zuletzt, um ein Abkapseln der „Religiösen“ zu verhindern, ist der breite Dialog und die Zusammenarbeit des Religionsunterrichts mit allen anderen Fächern notwendig.

A: Eventuell vorhandene Radikale sollen nicht nur den Islamunterricht, sondern gleich alle Schulfächer ansteuern können?

K: In Bildungsinstituten haben Fundamentalisierung, Islamisierung beziehungsweise erzwungene Muslimisierung des Schulalltags und des Unterrichts keinen Platz. Das gilt auch für Naturwissenschaften, Kunst und Sport. Bekenntnisfreie Schulen sind Lernorte, die dem Anspruch von Wissenschaftlichkeit und moderner Pädagogik zu genügen haben.

Da’wa (politreligiöse Propaganda), die auf Nichtmuslime gerichtet ist, Schariatisierung des öffentlichen Raumes, Bilderverbot in Theorie und Praxis (Dr. Johannes Kandel in: Organisierter Islam in Deutschland und gesellschaftliche Integration, 2004, zum Thema Abmeldung vom Kunstunterricht[111]) und umgesetzter theozentrischer Moralkodex bezüglich von Kleidung und Verhalten, all dies gefährdet den Schulfrieden.

A: Kinder haben das Recht, vor den anmaßenden Forderungen der Doktrin des Wohlverhaltens (Sunna) und dem Dogma der angeblich ewigen, unverhandelbaren Pflichtenlehre (Scharia) wenigstens für die Stunden ihres Schulbesuchs verschont zu werden. Das nennt man ’negative Religionsfreiheit’.

Sozialpädagogische Analyse zur Handreichung «Herausforderungen und Chancen in Bildungseinrichtungen» der Landesregierung NRW 2008.

Grundinformationen zur Demokratie von Jacques Auvergne und Ümmühan Karagözlü. Januar 2009