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Nilüfer Göle

Mai 14, 2009

علم اجتماع

‚ilm al idschtimā‘,

Soziologie

Mehr Spaltung in den gemeinsamen Raum?

Über das Wegbereiten einer Implementierung der familienrechtlichen und sexualpädagogischen Scharia in Politik und Sozialwissenschaft. Gedanken zur Soziologin Nilüfer Göle. Von Jacques Auvergne

„Anverwandlungen. Der Islam in Europa zwischen Kopftuchverbot und Extremismus“, so lautet ein Buchtitel der Soziologin Dr. Nilüfer Göle. Deutsch bei Wagenbach, Berlin 2008, französischer Originaltitel: Interpénétrations. L`Islam et l`Europe, bei Galaade Éditions, Paris 2005.

Etymologisch betrachtet ist Soziologie eine Neubildung aus lateinisch socius, Gefährte, Kamerad, und griechisch lógos beziehungsweise logía, Geist oder Lehre. Als eine Wissenschaft ist die Soziologie der Epoche der Aufklärung verpflichtet und dient sie gemäß Max Weber der “Entzauberung der Welt“. Sollte sie jedenfalls. Mit Göle allerdings scheinen Allahs koranisch verbürgte Dämonen und Engel Einzug in die Sozialwissenschaft zu halten.

Was für eine Bilanz ist über Nilüfer Göles Buch zu ziehen, aus dem ich im Folgenden ein paar Zitate vorstelle? Göle wirbt in einer etwas erpresserischen Weise für den Türkeibeitritt. Göle will uns als dezidiert oder relativ säkularen Europäern jeder Religion, Ex Religion oder Nichtreligion eine parallele Lebensweise für alle Muslime Europas nach dem fiqh (islamische Jurisprudenz) und nach der Scharia (geheiligte islamische Pflichtenlehre mit ihren frauenentwürdigenden und menschenrechtswidrigen Elementen) als demokratiekompatibel und als „modern“ verkaufen.

Etwas unbeholfen und wenig wissenschaftlich bedient sich Wortakrobatin und Professorin Göle nicht selten im selben Abschnitt oder gar Satz aus mehreren Schichten von Vokabeln, bald greift sie in die Kiste der Geographie („die Türkei gehört zu Europa“), der Geometrie, Statistik oder Soziologie („Ulrich Beck, Adorno, Horkheimer“, „Feminismus“), bald in diejenige der Gesellschaftskritik („die Moderne“, „emanzipiert“), der Islamwissenschaft („Sayyid Qutb“, „die Islamisten“) oder auch der Pädagogik, um die multikulturell ausufernde Sache dann mit dem Wortschatz aus der Schublade der Studentenbewegung, der Psychologie („Projektion“, „das Fremde“) oder, last but not least, der Scharia („islamische Kleidung“, „fromm“, „das Heilige“) abzurunden.

„Die Frauen, die das Kopftuch tragen, … machen den religiösen Unterschied sichtbar und kommunizieren ihn im öffentlichen Raum. … [Diese Kopftuchfrauen] verändern unser Verständnis von Modernität und Feminismus … wir dachten, modern sein heißt westlich und säkular zu sein, aber damit können wir nicht weitermachen. … Europa … muss sich neu definieren und die alte Reinheit in Frage stellen“, meinte die hier dezidiert postsäkulare Soziologin und Kopftuchverteidigerin Nilüfer Göle 2008 zu ihrem Buch Anverwandlungen (Interpénétrations) in einem Interview vom 15.10.2008 mit der taz [1].

Die wenig schüchterne Göle erklärt uns also endlich, was unter Moderne zu verstehen ist. Säkularität jedenfalls ist laut Göle schlicht von gestern. Europa sehr wahrheitswidrig den Wunsch nach Reinheit zu attestieren beinhaltet den Vorwurf der Hinterwäldlerei, Xenophobie und Magie. Den realen islamischen Keuschheitsterror und den Ekel vor den Unreinen verschweigt uns die Dame. Mit dem abschließenden Marschbefehl: „Deutschland und Frankreich … müssen europäischer werden“ zeigt die moderne Schariafreundin uns verstockten Abendländern zwischen Ostsee und Atlantik, wie wir doch noch einen Weg nach Europa finden können.

In „Anverwandlungen“ verteidigt Göle auf 150 Seiten das frauen- und männerfeindliche Kopftuch, den sexualmagischen hidschāb. Theaterpädagogisch kundig spielt sie ein wenig Moderne und trägt im Beruf offene Haare, zeitweilig frivol tiefen Ausschnitt und gelegentlich aufregend kurzen Rock [2], [3]. Was ihr ja gerne überlassen sein soll und vor allem was in Europa möglich ist. Dass nahezu keine Tochter muslimischer Eltern oder Großeltern zwischen Marokko und Malaysia jeden morgen neu entscheiden kann, ob sie heute hidschāb trägt oder offenes Haar, Tschador oder tiefen Ausschnitt, Burka oder Minirock, das unterschlägt uns die kokette türkeistämmige Soziologin.

Von der deutschen Kommunikationsmanagerin Emel Abidin-Algan (Emel Zeynelabidin, vergleiche Blog Sägefisch Nummer 097. ), Tochter des Muslimbruders und Milli-Görüş-Gründers Dr. Yusuf Zeynel Algan, kennen wir dieses soziale Hütchenspiel mit vollem Körpereinsatz, diesen haarigen dschihād für den hidschāb [taz vom 21.11.2005 [4]. Diesen lautstarken Propagandafeldzug quer durch das im ehemaligen Bonner Regierungsviertel gelegene Museum namens Haus der Geschichte [5] oder auch durch die EMMA Redaktion (Cornelia Filter 2006 [6]], immer ganz aufgeregt ohne Kopftuch doch eben genau für das möglichst weit zu verbreitende islamische Kopftuch [7]. Und für ein Leben nach der möglichst kompletten Scharia für alle Muslime Europas immer gleich mit.

Aus dem fünf Jahre lang gekonnt durch sämtliche Printmedien gestreuten Zitatevorrat der Emel Abidin-Algan: „Wildes Haar. Anders. Spannend. Mein Kopf gehört mir [5]. Was Spannendes. Gebt endlich die Köpfe frei! [6]. Aufregender. Die wilden braunen Locken. Spannend. Ach, ist das nicht herrlich. Ich liebe Rosen. Vielseitiger. Mein Vater. Er wäre glücklich, dass ich glücklich bin. Spannend.“ Zeitgleich erzieht ihr (Ex-?) Ehemann an der islamischen Grundschule Berlin alle Mädchen zum Kopftuchtragen, indes Emel den wildgelockten Wirbelwind abgibt. Einerseits ruft die von Frau Abidin-Algan mitgeprägte Islamische Föderation Berlin (als der de-facto-Landesverband Berlin der extremistischen Milli Görüş) zum verpflichtenden Kopftuchtragen auf, andererseits lässt Emel die WELT-online (Andrea Seibel, 19.12.2005) drucken: „Mein Kopf gehört mir“, Islam ist halt sehr arbeitsteilig. Oder sollten wir von taqiyya reden, kalkulierter Täuschung zur Erreichung des islamischen Ziels? Erst die legal gewordene Scharia vorläufig nur im Personenstands- und Familienrecht, verlässlich den Tugendterror der so genannten islamischen Kleidung, Fernziel Kalifat?

Ist Göle die französische Zeynelabidin beziehungsweise, um eine andere professionelle Islamverharmloserin in der bundesdeutschen Hochschullandschaft zu nennen, die französische Yasemin Karakaşoglu?

Die Wahl des deutschen Titels mag im Leser Assoziationen an das Weltempfinden der Romantik erwecken, das französische interpénétrations enthält jedoch ein deutliches Mehr an Gewalttätigkeit und Grenzüberschreitung und wäre durchaus angemessen mit „von beiden Seiten kommen die Eindringlinge“ oder „wechselseitige Einstiche“ zu übersetzen. Damit mag der deutsche Begriff Anverwandlungen auf ein harmlos Verspieltes hinweisen wollen, was allerdings dem Thema nicht angemessen ist, weil es die islamisch orthodoxe ebenso wie die islamistische Ambition vernebelt, einem militanten Herrschaftskult ohne dauerhaft erwünschte Meinungs- und Religionsfreiheit zu dienen, vielmehr eine theokratische Gegengesellschaft (Polygamie, Verstoßung, dhimma, Kalifat) aufzubauen.

Verweigerte Integration gleicht in der Tat allzu oft einer Camouflage, einer Maske der Als ob Demokratie. Vielleicht ja mithilfe einer installierten Als ob Wissenschaft, einer Als ob Soziologie? Die wir Freiheitsliebenden eigentlich nicht finanzieren sollten.

Nilüfer Göle:

10. Wie sieht Europa sich selbst, als Bollwerk oder als Ort der Verschmelzung? … Je mehr Europa zu einem Ort kultureller Heterogenität wird, desto häufiger artikulieren Europäer die Angst, sie könnten ihre »Reinheit« verlieren, ihr Erbe könnte verblassen …

Der Vorwurf des Abschottens erweckt in den Europäern kalkulierte Schuldgefühle zu kolonialzeitlichen Missetaten: ihr Abendländer verweigert euch der Weltläufigkeit und Weltbürgerlichkeit. Die zeitgleich von Selbstekel wie Machthunger geschüttelten Wachhunde unbegrenzt xenophiler Antietatisten, in Pädagogik, Sozialarbeit, Globalisierungskritik und Migrationsforschung nicht eben selten vertreten, dürfen einmal mehr die Wollust der eigenen Unterwerfung genießen und den edlen Wilden oder göttlichen Fremden, hier in Gestalt einer türkeistämmigen, rotbraun gelockten Fee, um Absolution bitten. Wer Göle widerspricht, muss zum schrecklichen rechten Rand gehören oder Aufklärungsfundamentalist sein oder islamophob. Jedenfalls von gestern.

Vermag die Soziologin in East London oder Amsterdam Slootervaart denn ganz und gar keine Tendenzen von Abschottung auszumachen, bei den Einwanderern meine ich, und da wiederum ganz besonders bei den muslimisch sozialisierten? Slotervaart weist 33 % marokkanischstämmige und 21 % türkeistämmige Einwohner auf.

Umgesetzter Islam ist geheiligte Segregation, kommunalpolitische Abschottung. Verwirklichter Islam teilt die Menschen in Klassen verschiedener sittlicher Wertigkeit und differenzierter Pflichten und Rechte. Den „ewigen und unverhandelbaren“ (Mufti Cerić [10]) Anspruch auf derlei Ungleichbehandlung, Frau Göle vermeidet das folgende Wort aus einer durchaus überprüfenswerten Motivation, nennt man Scharia. Der britische telegraph.co.uk stellte Februar 2006 fest, dass 40 % der britischen Muslime gerne nach der Scharia leben möchten [11]. Aus der Sicht von säkular oder auch lediglich universell-menschenrechtlich Denkenden ist es erfreulich, dass 41 % derselben Gruppe befragter britischer Muslime gegen ein Leben unter der Scharia sind.

Lieben für Allah und Hassen für Allah, der orthodoxe (politische) Islam ruft nach dem sakramentgleichen Grundsatz al walā‘-w al barā’a zum Zusammenrücken mit den Recht-Gläubigen sprich vor allem Recht-Handelnden (der wesenhaft leider eher unspirituelle Islam ist von Menschen wie Kelek oder Tībī abgesehen nach wie vor ausgesprochene Orthopraxie) und zur geheiligten Meidung der Nichtmuslime und ihrer vermeintlich gotteslästerlichen Verhaltensweisen auf.

Zur Abschottung rufen auch Sunna (Brauchtum des Wohlverhaltens anhand der hadīth Literatur, der Überlieferung des Handelns Mohammeds) und Scharia (Pflichtenlehre einschließlich der Mithilfe am Aufbau der islamischen Gesellschaft) auf, um der vermeintlichen islamischen Reinheit eine ansteigende, sehr reale Macht und auswachsenden Raum zu verschaffen. Was Frau Göle natürlich genau weiß.

Haben wir „Europäer“ (Göle) „Angst“ (auch Göle), wir könnten unsere nicht von einem arabisch schreibenden Gott offenbarten, sondern von Aufklärungshumanisten über viele Generationen mühselig errungenen und in einer bewundernswerten Demokratietradition verfeinerten, für alle Bürgerinnen und Bürger geltenden allgemeinen Menschenrechte und deutschen Grundrechte verlieren? Juristische Normen verlieren, die auch für gekaufte Ehefrauen oder zwangsverheiratete Töchter muslimischer Eltern Gültigkeit und Zugänglichkeit besitzen? Verlieren etwa an den fiqh Islam? Wir dürfen.

Müssen wir Bewohner eines irgendwie unmenschlichen „Bollwerks“ (Göle) namens freiheitliche Demokratie uns Sorgen machen, dass unser europäisches „Erbe“ (auch Göle) der Pressefreiheit, der Freiheit auf Religionswechsel oder auf hörbar geäußerte Fundamentalismuskritik namentlich Schariakritik in Stadtteilen wie Slotervaart (Amsterdam), Vitry-sur-Seine (Paris) oder Tower Hamlets (London) „verblassen könnte“? Verblassen beispielsweise vor dem barbarischen Scharia Islam? Wir sollten.

Göle:

7. Und zum anderen führt die Präsenz des Islam in Europa eine neue Dimension ein, eine neue kulturelle, religiöse und zivilisatorische Differenz, die die hergebrachten Kategorien des Zusammenlebenss der europäischen Nationen fragwürdig erscheinen lässt.

„Neue Differenz“? So neu auch wieder nicht, Ketzer aus religiösen Beweggründen ermorden, den Erbfeind oder den Untermenschen definieren beziehungsweise religiösen Antijudaismus und rassistischen Antisemitismus pflegen haben wir Europäer ausgiebig geübt. Heute wollen wir gar keine „Differenz“ mehr gegen Ungläubige, Frauen oder Einwanderer, eine Haltung, die uns übrigens kein bisschen „fragwürdig“ (Göle) erscheint.

Nein, anders als der Frau Soziologieprofessorin erscheint uns die Kategorie universeller Menschenrechte oder die Kategorie einer für jeden jungen Menschen zugänglichen schulischen Erziehung und Bildung, die zur Außenansicht befähigt und gegen Fundamentalismus immunisiert, ganz und gar nicht als „fragwürdig“.

7. Der Islam dringt in die Debatten ein … über die Rolle der säkularen Werte bei der Definition des Individuums, über die Gleichheit der Geschlechter, über Feminismus und Homosexualität, über Meinungsfreiheit in bildender Kunst und Literatur.

Kann man wohl sagen. Weshalb wir über Nilüfer Göles Demokratiebegriff verzweifelt sind. No sharia here. One law for all.

Wir brauchen kein Zerspalten unserer Stadtkerne in nachdemokratische, schariatisch befreite Zonen zu dulden. Wir wollen keine von radikalislamischen Kollektiven nach innen propagierte, sexualpolitische Zerlegung des öffentlichen Raumes anhand einer in veritabler Gehirnwäsche andressierten Befrachtung mit islamgerechter Libido und islamgerechter Verachtung. Wir brauchen keine „Toleranz“ gegenüber dem Werben für ein „differenzierendes“ Menschenbild aufzubringen, das Gruppen (Frauen, Christen und Juden, Polytheisten, Islamapostaten) mit differenziert dosiertem, islampädagogischem Ekel und Hass befrachtet. Dieses Entwürdigen und Entrechten geschieht völlig im Einklang mit Koran und Hadithen sowie mit klassischen islamischen Theologen wie al Gazālī oder ibn Taymiyya oder den halbiert modernen, dabei milieuweise hoch angesehenen Predigern wie Sayyid Qutb, Necmettin Erbakan (Türkei), Yūsuf al Qaradāwī (Europäischer Fatwa Rat), Abu Hamza al Masri (London) oder wie Holocaustleugner und Vergewaltigungsrechtfertiger Scheich Tadsch ad Din al Hilali (Sheik Taj el-Din el-Hilaly, Australien).

Zur unter zivilisierten Menschen verachteten Frauenvergewaltigung hatte der genannte australische Scheich islamisch märchenhaft geäußert: Wenn jemand unbedecktes Fleisch auf der Terrasse stehen lässt, und eine Katze kommt vorbei und frisst es, wer ist dann Schuld, der Hausbesitzer oder die Katze? Gegen Scheich ad Din al Hilali, der wie beschrieben jedes unverschleierte weibliche Vergewaltigungsopfer für schuldig an seiner eigenen Vergewaltigung erklärte, organisierten couragierte Bürgerrechtlerinnen (nämlich Frauenrechtlerinnen) unter Führung der resoluten Großmutter Christine Hawkins 2006 den Great Australian Bikini March, einen wenig bekleideten Protestmarsch – just vor die größte australische Moschee [12], [13]. Bravo, sehr demokratisch! Allah ist kleiner.

Weil aus seinem Auto ein unerlaubt langer Gegenstand herausragte, kam unser Scheich in eine australische Verkehrskontrolle und die Polizisten waren ziemlich erstaunt, zu sehen, dass der hohe islamische Geistliche ein unversichertes und nicht angemeldetes Fahrzeug lenkte. Man kündigte eine Geldbuße an, der fromme Mann wurde daraufhin seltsamerweise verbal grob ausfällig. Die anwesenden Polizisten allerdings beharrten auf der Rechtmäßigkeit ihres Tuns, worauf sie von geheiligt erregten Muslimen angegriffen wurden. Soweit zu Scheich ad Din al Hilali. Der mit dem Fleisch und der Katze.

Ägyptens Altbevölkerung der (Juden und) Christen erfährt auf allen Straßen und in allen Behörden tägliche Diskriminierung, die Bahá’í sind nahezu rechtlos. Nichtmuslime dürfen nichts von einem Muslim erben, ein männlicher Hindu und eine Muslima beziehungsweise auch ein Atheist und eine Muslima dürfen einander nicht heiraten. Das ist Allahs Wille. Das ist Islam.

Frauen sind in der Scharia und im fiqh religiös (von Sünde und vom Satan umlauert; von Allāh wesentlich leichter als ein Mann der imaginierten Hölle zugewiesen) finanziell, in ihren Freiheitsrechten (alleine reisen oder ausgehen, arbeiten) und familienrechtlich (Aufenthaltsbestimmungsrecht und Sorgerecht hat grundsätzlich der Mann, der die Kinder einer trennungswilligen oder einer verstoßenen Frau schon mal in seinen Clan entführen lässt) Menschen zweiter Klasse. Machtbeziehungen.

118. Alle muslimischen Länder kennen diese Art von Machtbeziehungen, die sich um die Frauenfrage drehen.

Nach dem Vorbild des Propheten, der die sechsjährige Aischa heiratete und mit ihr geschlechtlich verkehrte, als diese neun Jahre alt war, ist in Teilen der Erde wie Mauretanien, Jemen oder Afghanistan die elf- oder zehnjährige Braut völlig üblich, auch wenn es Stimmen wie A. Faizur Rahman gibt, die sich endlich gegen die islamische Kinderheirat aussprechen [14]. Etwas vorsichtig wirbt derselbe Rahman auch gegen eine allzu hedonistisch begründete Vielweiberei [15]. Gegen die Scharia ist Rahman vielleicht eingestellt, vielleicht auch nicht.

Ob die Islambeschönigerin und Soziologieprofessorin Güle jemals ein kritisches Wort über die islamische Kinderheirat oder das Prinzip der nachträglich hinzugekauften Zweit- bis Viertfrau verlieren wird? Beides ist längst in Europa nachweisbar, Kindbraut wie Polygamie.

Scharia beinhaltet Kinderheirat. Die Scharia sei „ewig“, sagt der für europäische Rechtsspaltung und Kalifat arbeitende bosnische Gromufti. Jener Mufti aus Sarajevo als der vielleicht auch („ich bin gegen die Todesstrafe“, oder: „[dem] Landesrecht hat sich auch islamisches Recht zu unterwerfen“) dem göttlichen Flunkern zugeneigte Eugen-Biser-Preisträger Mustafa Cerić [16]) mit seiner Forderung, die Scharia sei „unverhandelbar“.

Authentische Scharia gab es in Düsseldorf im Jahre 2006, worauf der Express (erst am 12.06.2008) „Zwölfjährige bekam Baby in Zwangsehe“ titelte. Der Zweiundzwanzigjährige Bräutigam Hassan N. ist Sohn muslimischer Eltern aus dem EU Staat Griechenland, wo für das ethnoreligiöse Kollektiv der türkischen Minderheit das islamische Familienrecht der Scharia seit vielen Jahrzehnten ganz offizielle Geltung hat. Hassan N. also war bei Heirat und Geschlechtsverkehr 22, die Braut erst elf Jahre alt [17].

Diana Goldermann-Wolf vom Deutschen Kinderschutzbund sagt zu dieser traditionellen oder auch islamisch-religiösen Kinderehe einer Elfjährigen richtigerweise: „Ein Skandal!“, Islam ist eben skandalös, der Düsseldorfer Jugendamtsleiter Johannes Horn verwaltet zwei weitere Kinderheiraten und meint, vielleicht bezeichnenderweise etwas arg politisch korrekt: „Wir gehen sensibel vor“.

„Sensibel“ wird unserer Erfahrung nach bei islamischen Kindbräuten in ja vielleicht auch Ihrem Wohnviertel allerdings nicht reichen, noch nicht einmal bei jugendlichen oder erwachsenen zwangsverheirateten Mädchen oder Frauen. Wenigstens haben Frau Goldermann-Wolf und Herr Horn das Thema Kindbraut öffentlich angesprochen. Wie Uta Keseling am 25.02.2005 in WELT-online ausführlich und kenntnisreich zur familienrechtlichen Scharia der Türken und über deren Leben in der armen griechischen Provinz Thrakien beziehungsweise der ebenfalls sunnitisch-muslimischen (aber Bulgarisch sprechenden) Pomaken in den Rhodopen (Rodopi) berichtete, ist dieser Fall von „ethnisch türkischer“ Kinderheirat bekannt geworden, als das Ehepaar unter Vorlage der Hochzeitsurkunde seinen neuen Wohnsitz im rheinischen Düsseldorf anmelden wollte [18].

Ein verantwortungsvoller Mensch vom Amt alarmierte Jugendfürsorge und Staatsanwaltsschaft. Was eine empfehlenswerte Mischung ist, denn deutsches Jugendamt alleine reicht in solchen Fällen schlichtweg nicht. Leider erstattete der Herr Staatsanwalt erst mal keine Anzeige, da er keinen Anhaltspunkt zu sehen glaubte, dass der Ehemann sich seiner Braut sexuell genähert haben könnte, eine, wie uns die Schwangerschaft zeigt, allerdings fehlerhafte Annahme. Andererseits und das dann sicherlich mit Berechtigung habe der Staatsanwalt Entführung und Verschleppung befürchtet oder sogar („dass man ihm etwas antut“) einen so genannten Ehrenmord [19]. Inzwischen lebt die Tochter bei ihrer Mutter im ländlichen Nordgriechenland, darf ein paar Jahre lang mit ihrem Ehemann keinen Geschlechtsverkehr haben und hütet ihren kleinen Brüder (na, nicht ihr eigenes Kind?) und Mutter wie Tochter meinen schicksalsergeben: „Ja es war Liebe“.

Islam und Liebe. Frau Soziologin Göle ist Türkin, die kleine Braut aus Thrakien desgleichen. Die in Paris lehrende türkische Wissenschaftlerin sagt uns keine Silbe zu den in der Türkei zwar offiziell verbotenen, doch gelegentlich auch mit einer kindlichen Braut arrangierten Zwangsheiraten.

Bella Italia. Ein im italienischen Brescia wohnhafter, junger Arbeitsloser und muslimischer Kosovo-Albaner kauft (Imam-Ehe, geheiligter Brautpreis) sich für 17.000 € eine Braut schariarechtlich einwandfrei ein und schwängert die Elfjährige, die mit inzwischen zwölf Jahren ihr Söhnchen zur Welt brachte [20]. Die Braut behauptet, mit ihrem Eheleben ebenso einverstanden zu sein wie mit ihrem Heiratsalter: „Bei uns macht man das so [21]“. Das ist korrekt, Allāh persönlich hat das seinen mu’minīn, seinen Gläubigen so gestattet. Nach italienischem, zwar nicht göttlichem, dafür wesentlich anständigerem Gesetz ist das allerdings verboten. Mit Europas (Griechenland ausgenommen) Religionsfreiheit ist die noch so islamische Kindbraut eben schlicht nicht abgedeckt.

In Kairo leben ganze veritable Kasten von verstoßenen Frauen verachtet, als Nutte verhöhnt, bespuckt und gleichsam im Untergrund. Nur Wiederverheiratung oder aber Wiederaufnahme in die Herkunftsfamilie böte den „ehrlosen“ (sprich nicht im Besitz eines Mannes befindlichen) Frauen Zuflucht. Also bietet niemand Zuflucht. Das islamische Kopftuch sagt: mich besitzt ein Mann (noch der Vater oder bereits der Ehemann). In vielen islamisch geprägten Staaten haben Mehrheiten von Frauen weder Bargeld noch Bankkonto. Für Soziologin Nilüfer Göle ist das aber alles kein Problem in Sachen Migrationsforschung, diese „Frage nach dem Unterschied“.

20. Mit der islamischen Präsenz taucht die Frage nach dem Unterschied in den zentralsten Bereichen der zeitgenössischen europäischen Kultur auf, vor allem im Bereich des Körpers und der Sexualität, der Erinnerung und des Raumes.

Der zeitgenössischen Kultur? Hofft Nilüfer Göle etwa darauf, dass sich die emanzipatorische, rechtsstaatliche europäische Kultur der völligen Gleichberechtigung für Atheisten und Frauen rasch erledigt haben wird? Unsere wenig berufene Körperspezialistin, Sexualberaterin, Hirnforscherin („Erinnerung“) und Fachfrau für Stadtplanung, Architektur und topologische Psychologie („Raum“) nennt die grausame Kinder- und vor allem die Mädchendressur der islamischen Erziehung nach Sunna und Scharia nicht beim Namen. Den kleinen Kontinent Europa hingegen kritisiert sie intensiv.

Jene Unterwerfung, die mit der von der Scharia sexualmagisch aufgeladenen Monatsblutung (die „Unreinheit“ der menstruierenden Frau wird im Ramadan durch ihr Fastenverbot völlig öffentlich sichtbar), dem Bewahren der Jungfräulichkeit und dem „Arrangieren“ von Ehen einhergeht. Jene Entwürdigung und Entrechtung, die im islamischen Ehevertrag (nikah-nama, hier ein pakistanischer [22]) einer jeden Imam-Ehe aufgeschrieben ist. Jener geheiligte Unterwerfungskult, der im traditionellen islamischen wie im gegenmodern-islamistischen Frauenbild Generation um Generation bereits den Kleinkindern mit Einschüchterung bei islampädagogisch erweckter Angst vor der wahnhaft vermuteten Höllenstrafe (schwarze Pädagogik) beigebracht wird, mit dem Prügeln der Ehefrauen (Koran 4:34 [23]) und dem Prügeln der Kinder und Koranschüler barbarische Spürbarkeit erlangt. Permanente, rigide Tugendkontrolle bei jederzeit drohender sozialer Ächtung verbirgt sich im schwatzhaften Straßenzug, deren Gerüchte eine vermeintlich als frevlerisch oder sittenlos Erkannte töten können (islamrechtlich einwandfreie Steinigung; Mord im Namen der patriarchalischen namus Ehre).

ZEIT. Die Säkularisten und das Militär wollen das öffentliche Leben von islamischen Symbolen säubern. Daher ist das Kopftuch in das Zentrum gerückt.

Der von der Modernisierungsdiktatur zugegebenermaßen geradezu absolutistisch durchgeführte versuchsweise Ausstieg aus dem geistigen Mittelalter schuf erklärlichen und berechtigten Widerspruch. In bekannter islamistischer Manier vertauscht Göle andererseits Täter und Opfer, das Kopftuch als Zeichen der Intoleranz sei erst dann „zentrale Frage“ geworden, nachdem diese intoleranten Militärs und Säkularisten ihren Herrschaftsbereich (der türkischen Öffentlichkeit) „gesäubert“ hatten. Was bewusst nach verwerflicher Säuberungsaktion klingen soll. Göle beschreibt die islamistische Refah Partei in demselben Interview eher ungerührt und hält die von ihr ausdrücklich „politischer Islam“ genannte Bewegung für integrierbar („Erfolg mit Kopftuch“, mit Gunnar Köhne, ZEIT-online 17/1998 [24])

ZEIT. Es ist bislang gut geglückt, nicht nur diese Mädchen ins Bildungssystem, sondern den gesamten politischen Islam in Staat und Gesellschaft zu integrieren. Das sollte nicht abrupt beendet werden. Ansonsten fürchte ich eine radikale, vielleicht auch gewalttätige Jugendbewegung.

Die sind also wohl doch nicht immer so handzahm, die Islamisten? Andererseits begegnen wir dem von Orhan Pamuk („Schnee“) hervorragend in Literatur gefassten türkischen Dilemma und ist ein Militärputsch grundsätzlich nicht sehr wünschenswert (beziehungsweise bringt auch das Islamsubstitut eines doktrinären Stalinismus dem Orient keine freiheitliche Demokratie). Wenn die Türken ihre Institutionen und Männerbünde der Polit-Scharia sowie ihren vorerst eher klandestinen fiqh nicht außer Kraft setzen, mag das noch hundert oder zweihundert Jahre so weitergehen.

Sofern die Menschen in der Türkei überhaupt Lust auf freiheitliche Demokratie, Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit und Gleichberechtigung der Frau haben, woran man als Franzose oder Deutscher gerade beim Gespräch mit europäischen türkeistämmigen Einwanderern oder bei der Lektüre von Nilüfer Göle zweifeln darf. Göle versteht die freiheitliche Demokratie nicht oder aber verachtet sie, scheint sie jedenfalls nicht wertzuschätzen und wird sie wohl auch nicht gegen den Islamismus verteidigen. Warum bieten wir dieser Frau eine Bühne?

9. Die Vernichtung der bosnischen Muslime ist dokumentiert, wird aber nicht als Völkermord anerkannt.

Die Soziologin spielt ganz schamlos auf den grausamen, ungefähr eine Millionen von Ermordeten zeitigenden Völkermord der jungtürkischen Bewegung und ihrer Helfer aus der damals xenophoben, islamischen und rassistischen türkischen und kurdischen Bevölkerung an der armenischen Bevölkerung (des gesamten Osmanischen Reichs, insbesondere) Anatoliens) an. Göle will uns mit diesem dreisten und sprachlich bewusst unklaren Einwurf vielleicht ein wenig erpressen, Europa vertusche ja auch einen Völkermord, denjenigen an den Bosniern um Goražde und Srebrenica in den Jahren zwischen 1992 und 1995.

Artikel 301 des türkischen Strafgesetzbuches lautet „Beleidigung der türkischen Nation, des Staates der türkischen Republik und der Institutionen und Organe des Staates“. Wobei es allerdings bis in den April 2008 statt „türkische Nation“ in vielleicht rassistischer, jedenfalls völkisch-nationalistischer und dabei angesichts der Existenz der mehr oder weniger diskriminierten Kurden, Zaza, Tscherkessen, Armenier, Suryoye [25] und Griechen in offen minderheitenfeindlicher Weise noch „Türkentum“ hieß.

Im Oktober 2007 wurden Serkis Seropyan und Arat Dink, der Sohn des ermordeten armenisch-türkischen Schriftstellers und Intellektuellen Hrant Dink nach Artikel 301 angeklagt und für schuldig befunden [26]. Einen Tag zuvor hatte der US Kongress (House Foreign Affairs Committee, ohne bindende Wirkung) den Mut gefunden, den Genozid an den Armeniern als Genozid zu bezeichnen. Arbeitet der politische Islam gerade in seiner türkischen Fraktion mittlerweile als ein derartig globales Erpresserkartell, dass der amerikanische Kongress eine türkeiseitig absolut unerwünschte Resolution fasst, um 24 Stunden darauf eine Symbolfigur (Sohn von Hrant Dink) verächtlich zu machen? Dann wären die geeigneten „verräterischen“ Kandidaten gleichsam auf schwarzen Listen geführter Faustpfand außenpolitischen Handelns der Türkei. Was Erdogans etwas nationalistischem und verlässlich kalifatstauglichem, an der Scharia orientiertem politischem Stil entspräche.

Artikel 301 wurde Hunderten von kritischen Menschen zum Verhängnis, darunter Hrant Dink und Orhan Pamuk. Weil man aber in Ankara, Brüssel und Berlin das undemokratische Kleinasien als Vollmitglied in der EU sehen möchte, plante man 2008 vielleicht wenig glaubhaft, den strafbewehrten (bis zu vier Jahren Haft) Artikel 301 zu entschärfen, was Türkeikenner allerdings eher auf das schwebende Verbotsverfahren gegen die islamistische AKP jener Monate zurück führen [27].

Weltweit werden die Vertreibungen und die Morde an den Menschen der unterschiedlichen ethnischen Gruppen des zerfallenden Jugoslawiens verurteilt, eben auch diejenigen an den muslimischen Bosniern („Bosniaken“). Soziologin Göle sollte von der Existenz des vier Jahrzehnte alten, sozusagen romantisch-islamistischen Manifests eines gewissen Alija Izetbegović Kenntnis haben, in dem eine kalifatsähnliche gesamtbosnische Struktur der „Muslimstvo“ beschworen wird und sollte wissen, dass sich immer noch mehrere hundert radikalislamische, oft arabische Dschihadisten mit besten Verbindungen zur Terrororganisation al qaida in Bosnien aufhalten, wie sogar die bosnisch-herzegowinische Regierung einräumt [28].

Auch bedingt durch die Lage der seit dem Mittelalter systematisch diskriminierten (dhimma) orientalischen Christen, der seit Generationen brutal unterdrückten Kurden (vgl. Saddam Husseins militärische al anfal-Operation 1988/89 [29]) sowie angesichts der auch in Europa Lobbyarbeit betreibenden aggressiven politischen Bewegung des Islam sollte man die Menschenrechtssituation der Türkei und des Iraks immer auch gemeinsam betrachten. Was Schariafreundin Nilüfer Göle freilich vermeidet. Der von der EU und der USA zugelassene Schariavorbehalt der irakischen Verfassung wird die assyrischen und aramäischen Christen weiterhin diskriminieren. Wie betnahrin.de 2005 berichtete, protestierten christliche Kriegsflüchtlinge in Bagdad, London, Toronto, Stockholm und Berlin, um die Ausgrenzung der Christen (Chaldoassyrer), Jesiden (Yeziden), Schabbak (Shabak) und Turkmenen anzuprangern [30]. Iraks Wahllokale waren für ethnische Minderheiten und oft nach von Islamisten ausgesprochenen Morddrohungen unerreichbar oder waren erst gar nicht geöffnet worden.

Europas entgrenzt innovative Politikplanerin Göle:

21 Die Frage, wie wir zusammenleben, ist mit dem Begriff des Raums verbunden.

Sinnliche Herrschaft braucht halt Raum. Was bereits Dschingis Khān oder Adolf Hitler wussten. Freiheitliche Demokraten hingegen wünschen sich zwar auch den einen oder anderen Raum zum leben, doch wünschen sie dabei allgemeine Menschenrechte und aufklärungshumanistisch inspirierte Bürgerrechte. One law for all.

Die Scharia installieren, damit Islam zum Staat wird, mit Jacques Delors gesprochen „Europa eine Seele geben“, mit Dorothee Sölle: „Den Himmel erden“?

Sittenlosigkeit, Frevel oder Pflichtvergessenheit (Verstoß gegen die Scharia) zumal die weibliche (schlampiges Kopftuch oder obszöne Nacktheit sprich fehlendes Kopftuch) soll nach Soziologin Göle öffentlich sichtbar werden dürfen:

21. In der europäischen Tradition gibt es dafür den Begriff der »Öffentlichkeit«. … In die europäische Öffentlichkeit fließen die … Beziehungen zwischen dem Islam und Europa mit ein … denn sie ist der Schauplatz der Begegnung, auch wenn es … Konfrontation und Gewalt gibt. Ein Prozess der wechselseitigen Durchdringung und Anverwandlung liegt den neuen transnationalen Dynamiken der europäischen Öffentlichkeit zugrunde. … Durchdringung bedeutet hier eine wechselseitige Veränderung, verweist aber auch auf ein Element von Gewaltsamkeit, das in allem präsent ist, was mit dem Körper und mit Sexualität zu tun hat.

Etwas orakelhaft oder delirierend anmutende Umschreibung dafür, dass Soziologin Göle der parallelgesellschaftlichen Sexualpolitik der Scharia im „öffentlichen Raum“ Geltung verschaffen will. Ein bisschen sexualisierte Gewalt sei bei dieser Islamisierung des öffentlichen Raumes von uns Europäern durchaus zu dulden. Zwangsverheiratungen, Mehrfachehen, Kindbräute, koranischer Prügelvers, Göles Körperpolitik ist, ganz im Einklang mit den regelmäßig frauenfeindlichen Koranversen, Hadithen und Fatwas eben immer auch Frauenpolitik.

Göle frauenpolitisch aktiv:

121. Die Frau als Schlüssel zur Moderne. … der zentrale Konfliktpunkt [ist] jedes Mal die Sichtbarkeit der Frau in der Öffentlichkeit.

Wenn wir also keine Frauenwegsperrer und Hinderer des islamischen Feminismus sein wollen, müssen wir in ganz Europa auf Straßen, Plätzen und im Arbeitsleben uneingeschränkt alle kopftuch-, tschador- und niqabtragenden Frauen in der Öffentlichkeit dulden, legt uns Göle ans Herz. Wir wollen doch nicht etwa die muslimische Frau unsichtbar machen?

„Die Frau als Schlüssel zur Moderne“ (Göle), ohne Frau also keine Moderne, das ergibt, schnickschnackschnuck, ohne Tschador oder ohne Burka keine Moderne. Die Frau ist der Schlüssel?

Die entwürdigte und die entrechtete Frau ist in der Tat der Schlüssel zum Verständnis. Des orthodoxen (politischen) Islam.

Islamversteherin Göle:

147. Die Frauenfrage ist symptomatisch: An ihr zeigen sich die Grenzen der laizistischen europäischen Öffentlichkeit und zugleich steht sie im Zentrum der Dynamik der islamistischen Bewegungen.

Eben, Frau Göle, unsere Menschenrechte sind unverhandelbar, also auch unsere Frauenrechte. Den gleichheitsfeministisch gemeinten, hundert Jahre alten Begriff Frauenfrage für die von Ihnen beabsichtigte offizielle Duldung der Scharia zu verwenden sollten wir zurückweisen. Frau Göle, wir haben Sie durchschaut:

Sie wollen die Menschen politreligiös, sexualpolitisch und rechtlich in zwei Kollektive, Kasten oder Klassen verschiedener Wertigkeit einsperren, Sie wollen den gespaltenen „öffentlichen Raum“ von geschlechtspolitischer Höherwertigkeit (islamischer Mann) beziehungsweise Minderwertigkeit (islamische Frau) oder wollen diese spaltende Teilung islamisch-parallelgesellschaftlich (al walā‘-w al barā’a) zulassen und im nationalen und internationalen Recht Europas verankern.

Islam spaltet zweifach, in ekle Nichtmuslime und sich rein haltende Muslime sowie in ekelbehaftete Frauen und dem Paradies näher stehende Männer. Mit diesem Anspruch auf Spaltung namens Islam ist Europa in der Tat konfrontiert und haben sich Erziehungs- und Gesellschaftswissenschaft auseinanderzusetzen.

Mittendrin in der Entdemokratisierung (Islamisierung) erklärt Muslima Göle uns xenophoben Eurozentrikern, wie wir gefälligst die Ideologisierung des Frauenleibes der selektiv diskriminierenden Scharia in unser Rechtssystem und in unsere Pädagogik einzubauen haben, um endlich in der „Moderne“ (Göle) anzukommen.

Göles Intimsoziologie des öffentlichen Raumes:

146 [Die islamischen Praktiken] beinhalten in erster Linie Widerstand gegen die liberale Definition des Subjekts in dem Sinne, dass sie an die Grenzen von Zurückhaltung und Scham erinnern.

Die dem radikalen Islam unterworfene Frau ist wandelnde Vagina, „Söhnchenfabrik“ (Ayaan Hirsi Ali). Die Ehrenamtliche Sexualpädagogin und hauptberufliche Soziologieprofessorin Göle weiter:

Deshalb ist jede öffentliche Manifestation des Islam auch eine Erinnerung an das Private, das Verbotene, das Geheimnis, das Heilige.

Ganz Europa eine einzige Moschee? Oder ist eine entrückte Soziologin unter die Mystiker gegangen? Und warum soll meine Intimität und Sexualität oder diejenige meiner türkischen Nachbarin jetzt öffentliche Angelegenheit oder Staatsprogramm sein?

Darf die streng „bedeckte“ (radikal verschleierte) Kopftuchträgerin jetzt nicht lediglich ihre Umgebung mobben mit einem schnippischen „Ätsch, ich komme in den Himmel, und du nicht!“ sondern auch streng öffentlich mit „Hallo, ich trage Islam spazieren und bekunde mein heiliges Geheimnis öffentlich“? Obschon, öffentlich bekundet wäre es ja eigentlich kein Geheimnis mehr.

Nilüfer Göle:

Das gilt auch für das »Kopftuch«. Es verweist in der Öffentlichkeit auf den privaten Bereich. … Die Frauenfrage … steht im Mittelpunkt der Debatte, weil sie auf eine mehr kulturelle Dimension verweist, auf eine Produktion neuer Normen.

Himmler und Goebbels waren ab 1925 beachtlich aktiv in der „Produktion neuer Normen“, die palästinensische Hamas oder die libanesisch-schiitische Hisbollah tun in diesen Jahren Vergleichbares.

Frau Göle, Sie haben das iranische Jubiläum vergessen, es sind 2009 genau dreißig Jahre kulturelle Neunormierung im Īrān! Wo sich die dortigen Ayatollahs doch so sehr um die Lösung der „Frauenfrage“ (Göle) bemüht haben.

122. … die Frauenfrage stellt sich als Indikator für ein Zivilisations- und Gesellschaftsproblem.

Stimmt. Kulturelle Moderne oder kulturelle Vormoderne. Universelle Menschenrechte. Gleichberechtigung von Frau und Mann und Rechtsstaatlichkeit für jede Staatsbürgerin und jeden Staatsbürger.

123. Wenn die Frau der Schlüssel ist, bleibt die Frage, wer sich des Schlüssels bemächtigt. Die Islamisten?

Oder die Nationalsozialisten? Nein. Die freiheitlichen Demokratinnen und Demokraten machen das. Und dazu brauchen sie eine ewig flatternde Scharia in ihrem Gruselkabinett und ihrem Geschichtsbuch, nirgendwo sonst. Im Übrigen besteht in Frankreich und Deutschland Religionsfreiheit und darf Frau Göle außerhalb der universitären Dienstzeit in aller Öffentlichkeit oder auch privat zu einer Göttin oder einem Gott ihrer Wahl beten. Ebenso privat oder öffentlich darf an einer Gottheit Zweifel äußern, was sie in Khartūm oder Kābul leider vorläufig unterlassen sollte.

147. Die Frage ist, ob man bereit ist, neu darüber zu verhandeln, was innerhalb der Grenzen des öffentlichen Raums liegt und was außerhalb bleibt.

… was wir ganz und gar nicht sind. Netter Putschversuch, Antrag abgelehnt. Es gelten das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland und die Straßenverkehrsordnung.

Doch Göle ist noch nicht fertig, unsere innovative Soziologin holt nur zu einem neuen Kapitel aus, um bereits im Titel donnernd so etwas Ähnliches wie die die islamische Revolution zu fordern:

Die Grundlagen der europäischen Öffentlichkeit neu denken!

Genau. Frau Göle weiß es gut und Herr Allāh weiß es am besten.

Soweit zur Islamismusbeförderin und Soziologieprofessorin Nilüfer Göle und ihrem Buch Interpénétrations (2005) – Anverwandlungen (2008).

Neben der eine völlige Unbedarftheit in Geographie, Geschichte sowie universellen Menschenrechten beweisenden Behauptung, die Verweigerung der Vollmitgliedschaft der Türkei in der Europäischen Union würde eine künstliche Mauer innerhalb (!) von Europa aufbauen und mit diesem niederträchtigen Tun die Türkei als „das Andere“ in Europa konstruieren und zementieren, sagte die Soziologin einen Satz, den wir ja vielleicht als Kampfansage einer Islamistin verstehen dürfen. Am 06.07.2007 meinte Nilüfer Göle auf resetdoc.org zu Nina zu Fürstenberg: „The walls are crumbling between Islam and secularism – die Mauern zwischen Islam und Säkularismus beginnen einzustürzen.“ Von der menschenrechtswidrigen Scharia spricht die Sozialwissenschaftlerin nicht, den keine Rechtssicherheit bietenden fiqh der Muftis jener frauenentrechtend arbeitenden Scharia Gerichte, die einen sozialen Rassismus und Hass auf die Gegner Allahs bekundenden fatāwa (Fatwas) der Scheichs übergeht Frau Soziologin Göle.

Den bedarfsweise zwangsverheiratenden Heiratsvormund (walī mudschbir), die Verstoßung des at talaq, die islamische Polygamie, der geheiligte Jungfräulichkeitskult, das Blutgeld der diyya und vielleicht ja auch die Religionsfreiheit auf abgehackte Hände und Köpfe oder gesteinigte Ehebrecherinnen, versteht unsere Wissenschaftlerin das unter kultureller Moderne? Weiß Frau Soziologin nicht, dass in East-London, Stadtteil Leyton, 34 Francis Road, der Islamische Gerichtshof tätig ist, das Islamic Sharia Council [31]?

Frau Soziologin, sollen wir diese Scharia Gerichte in ganz Europa multikulturell zu dulden? Europäischer Fatwa Rat (European Council for Fatwa and Research, ECFR [32]) um Terrorfreund Yūsuf al Qaradāwī, alles kein Problem, Frau Göle? Die Internet-Präsenz des ECFR arbeitet übrigens seit Frühjahr 2009 nicht länger zusätzlich auch auf Englisch, sondern ausschließlich auf Arabisch. Der anfallsweise sadistische Allahgott und seine irdischen Wegbereiter mit dem Freibrief, die Ungläubigen gelegentlich Schrecken und Qual verspüren zu lassen, selbstverständlich nur aus gutem Grund, scheint die Sprache der ungläubigen Briten zu verschmähen.

Islam ist eben wesentlich mehr als eine Religion im Sinne des bundesdeutschen vierten Grundgesetzartikels. Beherzte Menschen wie der den US amerikanischen Blog usastopshariah.wordpress betreibende Christopher Holton [33] oder der köstliche Humorist und geistreiche britische Religions- und Islamkritiker Pat Condell fordern ein säkulares Recht für alle Bürgerinnen und Bürger und warnen vor dem geduldeten Aufbau einer zweiten Rechtssprechung nach der vormodernen, frauenentwürdigenden und kulturrassistischen Scharia [Pat Condell: 34], [35].

bazonline. Auch der öffentliche Raum sollte pluralistisch verfasst sein: Genau das ist ja das Erbe der europäischen Aufklärung.

Hier [36] verwechselt Göle Meinungsvielfalt mit Rechtsspaltung. Die Soziologin vermengt ein nachhaltiges Mehrparteiensystem mit dem etwas selbstmörderisch geduldeten, parteipolitischen Extremismus, der eben dieses Mehrparteiensystem überwinden, zerstören (Kalifat) möchte. Sie lässt 2008 dieses mit Alexandra Kedves geführte Interview „Die Muslima will Wahlrecht und Kopftuch“ nennen. Abgesehen davon, dass sie wieder einmal die türkischen Nichtmuslime und türkischen Ex Muslime verlässlich übergeht, verbirgt sie vor uns, dass säkulare türkeistämmige Muslime wie Fatma Bläser, Serap Çileli oder Necla Kelek das Kopftuch tendenziell für ein Werkzeug der Frauenunterdrückung halten und beschränkt sich auf legendäre türkische Karrieredamen mit oder eben ohne Kopftuch, von letzteren sie selbst ein Prachtexemplar abzugeben scheint.

Göle in derselben Schweizer bazonline.ch:

bazonline. Ein Beispiel: Ich finde es nachvollziehbar, dass der öffentliche Raum eine gewisse Homogenität haben sollte und Kinder eine Distanz zum Elternhaus lernen. Aber einem Schulkind das Kopftuch zu verbieten, wie es in Frankreich geschieht, halte ich für kontraproduktiv. Das ist sogar gefährlich – genauso, wenn die Türkei den Bürgern den Laizismus per Dekret aufzwingt. Ab wann ist der Wille zur Gleichheit ein Instrument einer Diktatur?

„Laizismus per Dekret“, ein sehr uneuropäisches, nahezu islamisches Gebaren des Mustafa Kemal Atatürk, der die Scharia niemals wirklich verhindert oder auch nur verneint (oder verstanden) hat, Atatürk war eine Mischung aus von Bismarck und Mussolini, ein verspäteter orientalischer Sonnenkönig und Despot, ein nationalistischer und rassistischer Nachbereiter des Armenienvölkermordes. Dass die Türkei bis heute eine „Demokratie ohne Demokraten“ (Kelek) ist, wird man indessen nicht allein einem Atatürk anlasten können.

Frankreichs Kopftuchverbote halten wir Sozialpädagogen für eine gute Sache.

bazonline. Ich Wünsche mir einen Zugang zum Islam, der intellektualisiert, ästhetisiert, und, vor allem, entdramatisiert. Wir teilen den gleichen Raum. …

Islamskeptiker seien dümmlich, plump und panisch? Wir teilen den „gleichen Raum“ leider auch mit Satanisten, Bankräubern, Scientologen, Neonazis und Heroindealern. Wir schaffen allerdings Chancen, für jede und jeden. Scharia und fiqh, orthodoxer Islam und Islamismus sind ein System der differenzierten Diskriminierung, was Göle zuzugeben schwer zu fallen scheint. Bei Licht betrachtet sägen Frauen wie die verwöhnte, liberal erzogene Tochter eines kemalistischen Vaters mit ihrer Islamverteidigung genau den Ast ab, auf dem sie sitzen. Nützliche Idiotinnen des Kalifats. Mittelfristig universitäre Pfründe kassieren, auch keine dumme Strategie. Warum lehrt die religionsfreundliche Dame ihre nachaufklärerische Islamsoziologie eigentlich nicht in Islāmabād oder Daressalām, kurzberockt und rotgelockt, versteht sich?

In postsäkularer Großzügigkeit duldet Nilüfer Göle die zunehmende Abschottung paralleler Räume in den Städten Europas, schariatisch befreiter Zonen, in denen gleiche Rechte für Frauen oder Ungläubige von keinem Geringeren als Allāh „unverhandelbar und auf ewig“ unzugänglich gemacht worden sind.

Unverhandelbar und ewig nennt Bosniens aus universell-menschenrechtlicher Sicht heftig flunkernder („Ich stelle ausdrücklich fest, dass ich gegen all jene Arten von Bestrafung bin, die eine Erniedrigung der menschlichen Würde bedeuten“) Großmufti Mustafa Cerić den sozialen Anspruch islamischen Rechts, mit Nilüfer Göle dürfen wir sagen: den islamsoziologischen Anspruch dieses differenziert diskriminierenden Rechts. Vom Soziologiebegriff eines Max Weber, von den Maßgaben der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (New York 1948) hat sich die Kopftuchverteidigerin und rotgelockte Gegenaufklärerin im Minirock allerdings längst verabschiedet, hoffentlich nur vorübergehend. Bis dahin eine Reisewarnung an den orientverliebten europäischen Wissenschaftsbetrieb: Vorsicht, der Scharia Islam hat Humor oder Charme oder Sex-Appeal oder political correctness. Andererseits scheinen wir uns, um den wenig sinnvollen Türkeibeitritt zu legitimieren oder um die Scharia als EU tauglich zu erklären, adrette Mietmäuler ganz gerne auf das Podium zu stellen, bald sozialwissenschaftliche, bald islamwissenschaftliche.

Tell me lies, tell me sweet little lies.

Ohne Kopftuch werben für das Kopftuch, aus dem es für Hunderttausende von Mädchen in fundamentalistischen islamischen Milieus aller Welt und eben auch Europas kein Entrinnen gibt, lebenslang, lebenslänglich. Dabei ist die Soziologin nicht erfolglos geblieben. Zwischen 2004 und 2008 fanden in Berlin, organisiert von der Stiftung Zukunft Berlin des Dr. Volker Hassemer Diskussionen über die zukünftige europäische Zivilgesellschaft statt [37]. Dort sprachen im November 2007 (Dritter Europa-Diskurs) der Präsident der EU Kommision José Manuel Barroso sowie Soziologin Prof. Nilüfer Göle. Bei der Berliner Konferenz gibt man sich irgendwie humanistisch und bürgerlich, jedenfalls nicht schariakritisch und firmiert unter dem Motto: „A Soul for Europe – Europa eine Seele geben – Une âme pour l`Europe“. Der Präsident des Europäischen Parlaments Hans-Gert Pöttering durfte November 2008 nicht fehlen.

Pöttering, der sich niemals hörbar von der menschenrechtswidrigen Scharia distanziert hat, hingegen den freiheitlich demokratischen Rechtsstaat Israel selbst in der Knesset noch reichlich unpassend kritisiert [38], Pöttering möchte unsere Schulbücher auf „Vorurteile und Stereotype“ untersuchen“. Gemeint ist selbstverständlich nicht der in der Türkei bei Strafe oder jedenfalls sozialer Ächtung zu verschweigende Völkermord an den Armeniern von 1915 und 1916 oder die alltägliche Diskriminierung der Nichtmuslime in Pakistan oder Ägypten (die wir ohnehin zu feige gewesen sind, in unseren Schulbüchern zu drucken). Nein, Pöttering, der sieben Jahre lang (zwischen 1999 und 2005 39) die arabischen Staaten bereiste meint mit „Vorturteile und Stereotypen“ Islamkritik.

Die mutige Ekin Deligöz, in der Türkei geboren, als Kind nach Deutschland gekommen und heute deutsche Staatsbürgerin und Bundestagsabgeordnete, erhielt Morddrohungen, als sie im Oktober 2006 das Kopftuch öffentlich ein Zeichen der Unterdrückung der Frau nannte [40]. Deligöz nennt den hidschāb sicherlich zu Recht dann „ein Politikum“, wenn sogar in den türkischen Medien dazu aufgerufen wird, sie zum Schweigen zu bringen. Ebenso wie Deligöz benannte der Kölner Ralph Giordano [41] die Gefahr, die durch die politische Scharia gegen die universellen Menschenrechte ausgeht: „Das Kopftuch ist ein Politikum ersten Ranges.“

Jacques Auvergne

Fußnoten. Internet-Quellen

1

http://www.taz.de/1/leben/buch/artikel/1/muslime-sind-teil-von-europa/

2

http://www.okumasitesi.com/foto/7524

3

http://www.okumasitesi.com/foto/7528

4

http://www.taz.de/index.php?id=archivseite&dig=2005/11/21/a0215

5

http://www.hdg.de/index.php?id=4626&tx_ttnews[tt_news]=412&tx_ttnews[backPid]=4715&type=98&cHash=b5eaf96136

6

http://www.emma.de/470.html

7

http://jacquesauvergne.wordpress.com/2009/02/07/097/

8

http://www.morgenpost.de/printarchiv/politik/article335436/Mein_Kopf_gehoert_mir.html

9

http://www.welt.de/politik/article1614347/Gebt_endlich_die_Koepfe_frei.html

10

http://www.ksta.de/html/artikel/1226655108694.shtml

11

http://www.telegraph.co.uk/news/uknews/1510866/Poll-reveals-40pc-of-Muslims-want-sharia-law-in-UK.html

12

http://www.abc.net.au/worldtoday/content/2006/s1798532.htm

13

http://www.smh.com.au/articles/2006/12/02/1164777846230.html?from=top5

14

http://www.theamericanmuslim.org/tam.php/features/articles/justifying_child_abuse_in_the_name_of_shariah/0017322

15

http://www.sailanmuslim.com/news/?p=904

16

http://www.sueddeutsche.de/muenchen/710/443449/text/

17

http://www.express.de/nachrichten/region/duesseldorf/zwoelfjaehrige-bekam-in-zwangsehe-ein-baby_artikel_1212758529424.html

18

http://www.welt.de/print-welt/article495796/Das_verheiratete_Kind.html

19

http://www.focus.de/politik/deutschland/in-nrw-aufgeflogen_aid_90335.html

20

http://www.avocado.go.ilcannocchiale.it/print/1960547.html

21

http://www.corriere.it/cronache/08_luglio_03/bambina_serba_venduta_brescia_449c2624-48e4-11dd-a3c9-00144f02aabc.shtml

22

http://www.sdpi.org/know_your_lefts/know%20you%20lefts/nikkah%20nama.htm

23

http://www.augsburger-allgemeine.de/Home/Lokales/Wertingen/Lokalnachrichten/Artikel,-Der-Koran-verbietet-das-Verpruegeln-aber-er-erlaubt-Schlagen-als-Signal-_arid,1328448_regid,2_puid,2_pageid,4506.html

24

http://www.zeit.de/1998/17/Erfolg_mit_Kopftuch?page=1

25

http://www.suryoye-deutschland.de/

26

http://news.bbc.co.uk/2/hi/europe/7040171.stm

27

http://www.handelsblatt.com/politik/international/ankara-reformiert-umstrittenen-tuerkentum-paragrafen;1414900

28

http://www.politik-kultur.de/Texte/Der%20Islam%20in%20Bosnien_.pdf

29

http://de.wikipedia.org/wiki/Anfal-Operation

30

http://www.bethnahrin.de/Bilder/050214Demonstration_Bruessel/index.htm

31

http://www.islamic-sharia.org/

32

http://www.e-cfr.org/

33

http://usastopshariah.wordpress.com/

34

http://www.youtube.com/watch?v=a-KHHKuVVRc

35

http://vids.myspace.com/index.cfm?fuseaction=vids.individual&videoid=44166638

36

http://bazonline.ch/kultur/Die-Muslima-will-Wahlrecht-und-Kopftuch/story/23251423

37

http://www.berlinerkonferenz.eu/515.0.html

38

http://www.welt.de/politik/article907331/Poettering_loest_Eklat_in_der_Knesset_aus.html

39

http://cdu-europa.de/personlich/lebenslauf/

40

http://www.heise.de/tp/r4/artikel/23/23782/1.html

41

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,484685,00.html

Laura heiratet

Mai 19, 2008

الشهادة

Schahāda,

islamisches Glaubensbekenntnis

Neues aus

Altendorf

Jacques Auvergne

Jungakademikerin

sucht Mann fürs Leben.

Deutschlands höhere Töchter

konvertieren zum Islam

(Personen- und Ortsnamen geändert)

Laura ist bei ihrer Mutter aufgewachsen, Tochter einer Apothekerin und eines erfolgreichen Frankfurter Immobilienmaklers und heute 25 Jahre alt. Lauras Eltern leben seit zwei Jahrzehnten getrennt, doch auch der Vater hat häufigen Kontakt zu seinem Kind, das 2001 in Mainz die Hochschulreife erreichte. Im Mai 2006 schloss die in der idyllisch am Rheinufer gelegenen Kleinstadt Altendorf bei Mainz aufgewachsene Laura ihr Studium der Anglistik erfolgreich ab. Noch am Tage der Diplomfeier setzte sie eine Annonce in die Zeitung: „Junge Akademikerin sucht Mann fürs Leben“. Das jedoch hielt sie vor ihrem Vater geheim, Eltern brauchen ja nicht alles zu wissen. Der erfreute Papa stiftete seiner Tochter eine noble Zweizimmerwohnung im benachbarten Mainz. Wenn das kein Optimismus ist.

Zwei Dinge sind allerdings zu ergänzen. Erstens nutzte sie kein Printmedium sondern eine Online-Zeitung, sie inserierte in einer Partnerbörse im Internet. Und zweitens schrieb sie nicht einfach „Mann“ sondern spezifizierte genau „muslimischer Mann“. Denn das versprach eine besondere, abenteuerliche Herausforderung zu werden. Worin sie sich nicht täuschen sollte.

Und bis heute ist das Abenteuer noch nicht einmal zu Ende. Die Motivation für diese besondere Suche nach dem Risiko dürfte nicht zuletzt in einer uneingestandenen Rivalität zu ihrer Jugendfreundin Melanie wurzeln.

Lauras Kommilitonin Melanie nämlich, Freundin seit dem Kindergarten und heute nur einen dreiminütigen Fußweg von ihr entfernt wohnend, wurde im Grundstudium Opfer von Bezness: Ein charmanter Tunesier täuschte Liebe vor, umgarnte die Studentin wochenlang, kultivierte vielseitige Sexualität und gelangte an Melanies Bank-Karte nebst dazugehöriger Geheimnummer. Nach ein paar erotischen Nächten im Wiesbadener Studentenwohnheim waren alle drei verschwunden, Geldbörse, Schmuck und Liebhaber. Das Konto leergeräumt, vom Verbleib einer stattlichen Summe Geldes fehlt bis heute jede Spur. Der Nordafrikaner finanziert sein Dasein ganz offensichtlich mit diesem eigenwilligen Lebensstil. „Naja, das kann der einfältigen Melanie passieren“, dachte Laura: „der Misserfolg meiner simpel strukturierten Freundin ist für mich als Siegertyp doch gerade ein Grund, es besser zu machen als sie!“ Gesagt, getan.

Am Tag nach der Diplomfeier blieb der Computer-Bildschirm leer. Auch am zweiten. Am dritten Tage aber flatterte Antwort auf Lauras Bildschirm. Khalid, 27, Libanese, Student der Elektrotechnik, fragt in aller Höflichkeit nach einem Treffen in einem Mainzer Café: „Willst du vielleicht kommen?“ Ein Photo dabei, einfach umwerfend sieht der mediterrane Typ aus. Nein, so etwas Nettes, Melanie würde grün werden vor Neid. Und ob Laura wollte! Ob denn Khalid auch wirklich ein echter Muslim wäre? Khalid versprach mit treuherzigen Sätzen, der sunnitischen Glaubensrichtung anzugehören. Sunnit, wie aufregend! Er erschien im Café, hübsch wie Adonis und Laura fühlte sich im siebten Himmel. Es folgten studentische Wochen voller Verliebtheit. Die anderen Studentinnen gratulierten, auch Melanie. Papa wusste von nichts.

Einige Monate später zog Khalid bei Laura ein. Lauras konservativer Vater, der die Wohnung bis heute finanziert, darf jedoch davon nichts wissen, er hatte immer gesagt, dass er einen Ausländer als Ehemann seiner Tochter nicht dulden würde. Doch niemand sagte dem Makler etwas und so konnte im Mai 2007 geheiratet werden. Ebenfalls in Lauras privatem Zimmer, den dafür notwendigen, feierlich gewandeten Geistlichen organisierte Khalid beim benachbarten Moscheeverein. Sehr orientalisch, sehr aufregend. In den eigenen vier Wänden also sprach Laura die altehrwürdige Schahada aus, das islamische Glaubensbekenntnis, denn, so hatte Khalid es erläutert, ohne Übertritt zum Islam keine Heirat. Notfalls eben am Tag der Heirat, kein Problem. Khalid war fromm und praktisch zugleich. Laura war beglückt.

Das deutsche Standesamt weiß davon natürlich nichts, personenstandsrechtlich gilt Laura damit als ledig. Khalid hält von den Ämtern der säkularen Moderne nach eigenem Bekunden auch nicht besonders viel: „Du musst autonom leben, die muffigen Behörden brauchen nicht alles zu wissen!“ So viel rebellischer, antibürgerlicher Geist, was sind ihre Eltern doch für langweilige Spießer. Ohne Vaters Wissen zu heiraten ist natürlich gleich noch viel aufregender. Ihre Mutter allerdings nahm sie zur Hochzeit mit, sicher ist sicher. Doch nahm Laura ihr das Versprechen ab, Papa nichts zu sagen: „Mama, die Sache bleibt unter uns!“ Ehrensache, Frauensache. Lauras Vater weiß bis heute nichts von der Heirat.

Laura tritt einen schlecht bezahlten, aber sicheren Job in einem kleinen Buchladen an. Nicht gerade ihr Traumberuf, aber gut erreichbar und mit vielen internationalen Kunden. Lauras Englischkenntnisse und Kenntnis der anglophonen Literatur sind gefragt. Die Umsatzzahlen jedenfalls steigen deutlich. Der Chef erhöht ihr Gehalt. Ende Januar 2008 stellte Laura fest, schwanger zu sein.

Das jedoch sagt sie noch nicht einmal ihrer Mutter, denn womöglich würde Mama die zugesagte Geheimhaltung vor Schreck beziehungsweise aus verantwortungsbewusster Sorge aufgeben und Papa etwas verraten, und der würde ihr die finanzielle Unterstützung entziehen und Khalid am Kragen packen und aus der Wohnung werfen. Im Scherz hatte Papa so etwas Ähnliches nämlich vor Jahren bereits erwähnt und dabei ziemlich grimmig geguckt. Wo Khalid doch so ein sanfter Junge ist. Womöglich also würde Blut fließen, und sie wäre dann daran schuld.

Laura hat ihr Diplom und ihren Job im heimatlichen Altendorf. Die alten Studenten arbeiten mittlerweile in anderen Städten oder gar im Ausland. Lauras Bekanntenkreis jedenfalls schrumpft. Im Frühling 2007 meldete sie sich im Schwimmverein ab. Auf Khalids Wunsch hin, da seien zu viele Männer: „Geh mal in die Koranschule, die Frauen werden dir das erklären.“ Sie ging. Und man erklärte es ihr. Sie wollte doch glauben.

Laura geht bis heute einmal wöchentlich zur Frauen-Koranschule und beginnt, „sich zu bedecken“, wie sie es ihrer letzten deutschen Freundin gegenüber nennt: Sie trägt das islamisch erwünschte Kopftuch. Laura führt ein Doppelleben: Khalid verbietet ihr, alleine auszugehen, doch dem Vater gegenüber glänzt sie als die moderne Berufstätige, die ihr Leben auch völlig selbst finanzieren könnte. Da stiftet der großzügige Papa auch weiterhin gerne die Bleibe.

Man beginnt zu sehen, dass Laura schwanger ist. Ihre Kleidung passt sich den sprichwörtlichen Umständen an, doch das dürfen Papas Freunde aus dem Schützenverein keinesfalls ahnen. Schließlich war Papa erst letztes Jahr der Schützenkönig der Sebastianusgilde von Altendorf.

Khalid macht den Vorschlag, das Kind, sobald es geboren ist, im Libanon aufwachsen zu lassen: „Es ist doch besser, wenn das Kind seine Verwandten kennen lernt! Wenn das Kind die Sprache und Kultur kennen lernt.“ Das klingt erklärlich. Das Ungeborene soll doch einst Sprache und Kultur des Orients kennen lernen, irgendwie hat Khalid ganz recht. Doch etwas macht sie stutzig.

„… besser, wenn das Kind seine Verwandten kennen lernt!“

Laura beginnt zu ahnen, dass der deutsche Großvater dem Kind kein „Verwandter“ sein soll. Jedenfalls kein gleichberechtigter.

Die letzte urdeutsche Freundin, ja, Bezness-Opfer Melanie, war selbstverständlich zur Hochzeit eingeladen. Sie sagte ab. Sie habe Angst, erklärte Melanie, dass Laura sich in eine allzu abhängige und unterworfene Rolle begebe, das könne sie nicht ohne schlechtes Gewissen billigen.

Laura trifft Melanie einmal im Monat. Heimlich. Per SMS verabredet man sich. Das Telefon könne Laura nicht mehr benutzen. Melanie verstand und fragte couragiert nach: „Verbietet er dir, mit mir zu telefonieren?“

Lauras Antwort war ein kurzes „Ja!“ Melanie fragte nach, ob Laura noch einen Schlüssel habe. „Nein“, antwortete Laura, „ich muss gleich wieder zurück sein, damit Khalid zur Hochschule gehen kann.“ Ich bin entsetzt: „Dann kannst du ja gar nicht einfach so aus deiner Wohnung gehen, wenn du es willst?“ Laura schwieg. Das ist sechs Wochen her.

Ich bin Melanie. Heute Morgen huschte Laura zu mir. Sie heiße jetzt Layla, ich dürfe sie nicht mehr Laura nennen. Ich wollte das aber nicht. Sie müsse darauf bestehen, ihr Ehemann verlange es: „Layla, nie wieder Laura.“ Ich war schockiert und lehnte deutlich ab.

Nein. Ich werde Laura nicht Layla nennen.

Ich bin verwirrt und sehr verzweifelt. In welcher Katastrophe wird die Sache enden, in welchem Stumpfsinn oder welchem Fanatismus? Ich, Melanie, bin Lauras letzte deutsche Freundin.

Ich heiße Melanie und wohne mitten in Deutschland. Meine zum Islam konvertierte Freundin wohnt in der Nachbarstraße. Drei Minuten zu Fuß. Sie könnte jederzeit herüberkommen, gerne. Sie heißt Laura. Oder Layla?

Jacques Auvergne

Die neue al-Qaida

Dezember 28, 2007


Erzählgegenstand

Terrorismus

Zwischen Nebelwerferei

und Selbstvermarktung:

Wie bringt die Demokratie

den womöglich korantreuen

Terror zur Sprache?

Jacques Auvergne

Selten habe ich ein so nervtötendes Buch gelesen wie das 2006 erschienene „Die neue al-Qaida“ von Yassin Musharbash. Der Autor bringt mich zur Verzweiflung und zwar nach folgendem Muster: Grundsätzlich sei, so Musharbash, noch nicht einmal klar, ob sich hinter dem Begriff des heiligen Krieges überhaupt bewaffneter Kampf verberge. Denn viele Muslime in aller Welt würden unter dieser immer wieder einmal erhobenen Verdächtigung seitens der Nichtmuslime „erheblich leiden“. Da ist ja etwas dran, wie wir alle wissen, Dschihad geht auch ohne Mord und bedeutet sakraler Eifer, fromme Anstrengung. Dass dieser frommen Angestrengtheit seit 1.400 Jahren Millionen von Menschen zum Opfer gefallen sind, das gehört offensichtlich zum Standard‑Repertoire islamischen Umweltveränderns und wird vom Autor weder beschrieben noch bestritten. Was das Nervtötende bereits mit verursacht.

Sicherlich, das Arabische könnte für „Krieg“ die Worte Ghazw, Qital und vor allem Harb verwenden. Wenn es also darum ginge, geborene Ungläubige oder gewordene Ungläubige oder deren unterstützerisches oder indifferentes oder zufällig beteiligtes soziales Umfeld zu köpfen oder in die Luft zu sprengen, ließe sich die theologische Geometrie einer Dâr al‑Harb bemühen, die Kultur des Harb. Dschihad tut es aber auch, die Vokabel meine ich. Ja, das dem Gott Allah wohlgefällige Wort. Die sakrale Vokabel. Entlastet doch auch viel besser.

Wir Demokraten, die Muslime unter uns eingeschlossen, wir hätten nun gar nichts dagegen, wenn sich eine Auffassung eines individuellen und spirituellen Islams durchsetzen oder überhaupt erst einmal verbreiten könnte. Nicht, dass nämlich bald gesagt wird, das Blog Sägefisch würde verunsicherte junge Männer in den Terrorismus drängen. Doch wer den Konformitätsdruck des Orients kennt, der weiß allerdings, dass es nur den Unbestechlichsten Individuen gelingen kann, irgendetwas an Milieu- und Alltagskritik zu äußern oder gar an Worten der Kritik an Regierung und Geistlichkeit. Es gibt diese Einzelnen, doch die leben auch in Kanada oder Finnland gesunder und länger denn in Beirut oder Kairo. Oder sie schrauben, und mittlerweile selbst in Kanada oder Finnland, ihr Klingelschild von der Haustüre ab, weil sie ihre aufmüpfige Gesinnung wohl vor ihren Mitmuslimen nicht verbergen können. Und letztere sind bekanntlich rasch beleidigt.

Denn das muss einmal gesagt sei: Islam ist Kultur des Einschüchterns. Musharbash kann sich zu diesem Satz leider nicht durchringen, jedoch ist sein Buch genau an jenen Stellen am ehesten lesenswert, in denen die repressive Sozialisation nahezu jedes Muslims weltweit, die permanente Überwachung und die geistig‑seelische Enge des Islams angedeutet wird, ob mit oder ohne Auswandererschicksal.

Noch etwas zum subjektiven „erheblichen Leiden“. Das hat der Autor entweder noch nicht durchschaut oder er lässt uns an seiner Einsicht nicht teilhaben: Denn das ist islamische soziale Lebenskunst, sich als „erheblich leidend“ zu inszenieren. Das ist der Jahrhunderte alte islamische Psychoterror der Umma gegen alle Nichtmuslime, immer mit dem Angebot verbunden, sich doch gerne genau so dreist zu verhalten oder am besten gleich zum höherwertigen Islam zu konvertieren.

Ähnlich wie katholische, heutzutage demokratiegemäß glücklicherweise eher individualistisch orientierte Milieus Schuldgefühle nach innen hin erwecken, innerhalb des Kreises der katholischen Gläubigen, so tut es der zornig fiebernde und notorisch kollektivistische Islam, nur eben nach außen. Ist ja auch viel günstiger, „die Anderen“ zu beschuldigen: Die Amerikaner oder Kapitalisten, die Juden oder Kreuzzügler, die Atheisten oder Abweichler. Mit dem Finger auf den Anderen zeigen und publikumswirksam zu jammern, das ist das beschämenswerte soziale Mobbing hinter der „edlen und spirituellen“ Kulturtechnik des Takfir. Und dass Takfir als das für ungläubig erklären tödlich sein kann, das ist zu Musharbash dann doch vorgedrungen.

Sicherlich gilt es für die kulturelle Moderne, ihr Möglichstes zu tun, um die „eher indifferente“ muslimische Masse nicht in die Arme der „sehr radikalen“ Muslime zu treiben. So scheint das der fraglos demokratiefreundliche Autor ebenfalls zu sehen. Und hat damit bereits wieder übersehen, dass es im Islam eine indifferente Masse noch nie gegeben hat, denn Islam ist ja geradezu das fiebrige Credo der heiligen Gewaltbereitschaft: Islam ist das Prinzip der sakralen Militanz.

Islamische Kindererziehung ohne Hass auf die Juden und Christen und natürlich auch auf die Frauen hat es seit 1.400 Jahren noch gar nicht in einem nennenswerten Umfang gegeben, wenn ich auch hoffe, dass sich das in möglichst naher Zukunft einmal ändern möge. Der Islam und seine Mädchen- und Jungenerziehung ist das Problem, nicht die jeweils herum lungernde Horde militanter junger Männer, die sich dann „überraschenderweise“ dazu entschließt, einen Ungläubigen zu finden und sakral zu opfern.

Das allerdings bringt uns als die „anderen“ in sowohl rhetorische wie moralische Schwierigkeiten, letztlich seit 1.400 Jahren. Und an dieser Stelle ist dem Autor deutlich zu widersprechen, auch wenn dieses Blog nun auch in Gefahr läuft, von böswilligeren oder dummeren Menschen bezichtigt zu werden, die Propaganda der Terrornetzwerke zu verwenden beziehungsweise zu unterstützen. Doch genau in Bezug auf das Thema der „rätselhaften“ Herkunft des Dschihadismus widerspricht sich der Autor an mehreren Stellen seines Buches letztlich selbst. Insofern trägt Musharbash zur Lösung der globalen Krise Islam dann doch noch einigermaßen nützlich mit bei.

Vielleicht allzu misstrauische Menschen werden Musharbash allerdings bereits fast Taqiyya unterstellen müssen, sakrale Lüge. Wenn dieses in seinem Fall auch wohl ein Täuschen aus Gründen des hilflosen Nachplapperns sowie der verschüchterten Schmerzleugnung ist und nicht aus Gründen des absichtsvollen Verschleierns der Korantreue jeglichen Dschihads, so ist doch gleichwohl die vom Autor eingenommene Position nicht nur schwer erträglich, sondern für die kulturelle Moderne auch noch brandgefährlich.

Sicherlich hat es, wie etwa Prof. Bassam Tibi in seinen Büchern betont, bereits vor mehr als einem Jahrhundert im Islam ernsthafte Versuche der Theoriebildung zu m Begriff der Säkularität, der Weltlichkeit gegeben. Und man mag hoffen, dass die nächste oder wenigstens übernächste junge Generation zwischen Casablanca und Jakarta an jene hoffnungsvollen Versuche anknüpfen möge und nicht an die vormodernen und menschenverachtenden Philosophien von al‑Qaida. Musharbash indessen benennt noch nicht einmal das Alter der Wurzeln der immerhin bereits 1928 entstandenen Muslimbruderschaft, sondern weist dem amerikanischen Einmarsch in den Irak jede Schuld am damit sozusagen postmodernen Dschihadismus zu.

Wobei der Autor darin Recht hat, dass die Anwesenheit der Amerikaner in Bagdad von den Netzwerken des Terrors propagandistisch „günstig verwendet“ werden konnte, vielleicht so, wie im Jahre 1098 die Appelle zur Befreiung des symbolischen „Heiligen Grabes“ wirken konnten. Religion motiviert.

Sakrale Bedarfsweckung. Der Christ Calvin etwa ließ um 1550 etliche Ketzer auf dem Marktplatz der frommen Stadt Genf verbrennen. Wie denn überhaupt die Theokraten aller Länder einander ähnlicher sind, als ihnen lieb ist. Der spanische Katholizismus der Barockzeit vernichtete die Religionen Südamerikas – wäre nun Europa in der Rolle der einstigen aussterbenden Indiokultur? Mit theokratischem Wettrüsten aber oder mit Formen von Rassenhass hätte die Moderne sich selbst verraten und beides ist ebenso kollektivistisch wie der Islam, christlicher Fundamentalismus und Nationalismus, jedenfalls nicht Teil der kulturellen Moderne. Deutlich wird damit, dass der säkulare Staat jeden Einwanderer als Individuum packen muss, nicht als Teil irgendeines Kollektivs. Insofern ist jeder Dialog der Bundesrepublik mit islamischen Gemeinschaften für beide Seiten ein riesiges Missverständnis. Ob in wohl frühestens hundert Jahren eine starke islamische Gemeinschaft die Demokratieverträglichkeit einer der beiden heutigen großen deutschen Kirchen haben wird, das muss sich erst zeigen.

Den so genannten Dschihadismus gänzlich in unsere Jahre zu verlegen halte ich für alles andere als zweckdienlich. Statt dem nebligen Wort Dschihadismus sollten wir also das Wort Dschihad bevorzugen. Denn es ist eine jede dschihadistische oder besser gesagt dschihadische Theologie viel zu koranisch, viel zu schariatreu.

Der theokratische Umsturz in Teheran 1979 ist kein islamischer Betriebsunfall sondern koranisch logisch. Auch wenn, wie Musharbash schreibt, das moderne Werkzeug ganzer Containerladungen von in Frankreich produzierten Propaganda‑Tonbändern den Einzug des Ayatollah vorbereiten half.

Musharbash nennt die Nähe der Dschihadisten des ausgehenden zwanzigsten Jahrhunderts zur mittelalterlichen islamischen Orthodoxie indirekt sehr wohl. Etwa an der Stelle, an der der Autor den Mörder des schariakritischen ägyptischen Präsidenten Anwar as‑Sadat zu Wort kommen lässt, der zu seinem verachtenswerten Tun vom 6. Oktober 1981 wenig später erklärte: „Ich habe den Pharao getötet!“

Pharao. Rom. Die Juden. Genau in einem solchen Denken nämlich zeigt sich islamisches Geschichtsbewusstsein. Zwar krankes Geschichtsbewusstsein, das mag ja sein, aber echt islamisches und zugleich echt terroristisches Geschichtsbewusstsein. Den „Westen“ anzugreifen, wir sollten vielleicht besser sagen: Die Städte der Nichtmuslime oder die kulturelle Moderne anzugreifen, das genau ist aus Sicht der „motivierten“ Dschihadkrieger Allahs Auftrag der „Zivilisierung der barbarischen al‑Dschâhiliyya“, der vorislamischen Zeit der frevlerischen Unwissenheit. Ob as‑Sadat oder Bush, ob Parlamente oder Päpste: Nichts als „Pharao“, Rückständigkeit und Unterentwickeltheit oder aber schuldhaftes Verhöhnen des vielfach vermuteten Gottes Allah.

Islamische Logik könnte so klingen: „Sträube dich nicht. Öffne dich. Du Demokrat oder auch Christ, deine Lebensform ist ein vorislamisches Fossil, ein Dinosaurier, und des baldmöglichen Aussterbens im Lichte Allahs wert. Nur Muslime sind von Allah bejahte Menschen. Du magst auch endlich die Schönheiten des Islams bekennen, wie Allah es für dich schließlich von Anfang an vorgesehen hat. Oder aber dein letztlich wertloser Körper wird schmerzvoll gerichtet, in der jenseitigen Hölle oder zusätzlich von Allahs Helfern hier im Diesseits, ebenfalls ganz im Sinne der Unausweichlichkeit. Sträubt euch nicht, Europäer, öffnet euch der Islamisierung! Denn Islam heißt Frieden“.

Erhellend, wenn Musharbash etwa ein selbst geführtes Gespräch mit einem einfachen Taxifahrer schildert oder uns berichten kann, wie ein terrorkritischer Londoner Geistlicher von seinen eigenen Radikalen zum relativen Widerrufen getrieben wird. Letzteres sollte man eigentlich rent‑a‑fatwa nennen dürfen: schnitze du dir als Terrorist deinen passablen Theologen. Von den Londoner Hasspredigern sagt der Autor leider nichts.

Erfreulich und irritierend überraschend, wie der Autor (198) dann doch zum sicherlich richtigen Schluss kommt, dass „keine Gehirnwäsche notwendig ist“, um sich als Dschihadist in den Irak aufzumachen und dort massenhaft Menschen zu ermorden. Warum kennzeichnet Musharbash dieses Tun aber nicht als das, was es ist, nämlich als krisenhaft islamisch?

Insgesamt trennt der Autor bei seiner Analyse der Lebensläufe der Terroristen beziehungsweise Dschihadkrieger psychisch‑subjektive Begründungen zu wenig von den sattsam bekannten machterpicht geheuchelten oder auch sozial erpressten Alibis. Über die Verantwortung der gewalttätigen islamischen Kindererziehung an der weltweiten islamistischen Gewalt hat Musharbash, Sohn einer Deutschen und eines Jordaniers, wohl noch nie nachgedacht. Auch das über viele Jahrhunderte praktizierte Grauen von dem alle Frauen versklavenden Religionsgesetz der Scharia sowie von einem in Europa immer noch kaum bekannten, geradezu rassistischen Kasten‑System namens Dhimma oder Dhimmitude übersieht der bikulturelle Autor ebenso großzügig wie die eineinhalb Jahrtausende alte theologische Plausibilität islamischer Kriegsführung.

Einer gottgefälligen Kriegskunst, die wir eurozentrischen Demokraten vielleicht völlig zu Unrecht als „Terrorismus“ wahrnehmen? In diesem Sinne wäre auch der Titel einer im Übrigen ausgesprochen lesenswerten Broschüre des nordrhein‑westfälischen Innenministeriums blanker Unsinn von und für Dhimmis: „Islamismus – Missbrauch einer Religion“, wo es wesentlich treffender hätte heißen müssen und Irshad Manji und Bassam Tibi und ein paar meiner muslimischen Freunde mir verzeihen mögen: „Islamismus – Gebrauch einer Religion“. Nicht Missbrauch, sondern Gebrauch. Anwendung. Umsetzung. Ausführung.

Sprache. Man rede doch also bitte von edler islamischer Kriegskunst – nicht von Terror. Wir Europäer sollten diesbezüglich bereits sprachlich wesentlich kultursensibler werden, das jedenfalls legt uns al‑Qaida ganz wohlwollend ans Herz.

Jacques Auvergne

Für ein selbst bestimmtes Leben – nicht erst im Paradies.

November 26, 2007

Gegen die Unkultur des Schweigens

Hatun Aynur Sürücü war das fünfte von acht Kindern der Familie Sürücü, das älteste Mädchen. Schon sehr früh war sie eine starke Persönlichkeit, die sich als Jugendliche das Recht nahm zu fragen, zu zweifeln und zu widersprechen. Ihr Vater behauptete, dass daran der demokratische Unterrichtsstil der Schule und der Kontakt zu den SchulkameradInnen schuld seien. Daher beschloss er den freiheitsliebenden, widerspenstigen Teenager vor den ‚verführerischen Verlockungen der westlichen Verderbnis‘ fernzuhalten und zu schützen. Die Familienehre durfte auf keinen Fall besudelt werden. Also meldete er die erfolgreiche Schülerin ohne Begründung in der achten Klasse des Robert-Koch-Gymnasiums von der Schule ab, um sie bald darauf mit sechzehn Jahren an einen Cousin zwangszuverheiraten. Die Lehrer und die Schulleitung hinterfragten die Entscheidung, dass die Jugendliche die Schule verlassen sollte, nicht. Ihnen genügte der telefonische Hinweis.

Das frisch verheiratete Paar lebte bei der Familie des Mannes im kurdisch geprägten Teil Nordanatoliens in der Türkei, das die Heimat der Brauteltern war. Wenn Hatun auch aus einer ähnlich streng patriarchal-muslimisch orientierten Familie stammte, hatte sie in Berlin wenigstens noch die ehemaligen MitschülerInnen und das Großstadtmilieu einer Weltmetropole, um ab und an der familiären Enge zu entfliehen. Hier, in der dörflichen Abgeschiedenheit der kurdischen Steppe hingegen, war der Alltag ausschließlich durch die harte Handarbeit im Haus und auf dem Feld sowie die traditionellen Genderbilder und die vormodernen Regeln des orthodoxen Islam und des patriarchalischen Clans bestimmt.

Jeder Tag glich dem anderen, man sah immer die gleichen Leute, die aus den gleichen hierarchischen Familienstrukturen kamen, man redete immer über die gleichen Themen. Für eine sehr junge Frau, die an hektische Betriebsamkeit, technischen Fortschritt, bunte Schaufenster, pünktliche, öffentliche Verkehrsmittel, Begegnung mit Menschen aus verschiedenen Kulturen und Lebenswelten sowie ständigen Wandel gewöhnt war, eine schier unerträgliche Monotonie. Zu allem Überfluss wurde die jungendliche Ehefrau schwanger, bevor sie auch nur eine geringe Chance gehabt hätte, sich einzugewöhnen.

Es dauerte auch nicht lange, da hatte sie sich so sehr mit ihrem Ehemann und dessen Familie zerstritten, dass die von schrecklichem Heimweh geplagte werdende Mutter allen Mut zusammennahm, sich trennte und fluchtartig zu ihrer Ursprungsfamilie nach Deutschland zurückkehrte. Kurze Zeit später brachte Hatun Aynur ihren Sohn Can zur Welt. Für sie begann nun ein völlig neuer Lebensabschnitt, weshalb sie sich selbst den zweiten Vornamen Aynur (Mondlicht, hell leuchtend wie der Mond) gab. Nach der Geburt lebte die junge Mutter für kurze Zeit gemeinsam mit dem Säugling im Haushalt ihrer Eltern.

Als streng gläubige Muslima sozialisiert, kannte Hatun Aynur die extrem traditionellen Ansichten über Familie, Mutterschaft, weibliche Lebensentwürfe und Geschlechterrollen, doch konnte sie sich als selbstbewusste, autonome Persönlichkeit diesen Vorschriften nicht unterwerfen. Besonders widerstrebte ihr die in diesen Familienstrukturen übliche Kontrolle über unverheiratete Frauen. Konnte sie früher durch den Schulbesuch wenigstens zeitweise ausweichen, war sie jetzt, als ledige Mutter ohne Schutz ihres Ehemannes, den sie ohne einen von der Scharia erlaubten Entschuldigungsgrund verlassen hatte, einer jede Individualität und jeden Freiraum einschränkenden Verhaltensdoktrin unterworfen. Diese symbolischen Fesseln des Gefängnisses Familie konnte sie nicht auf Dauer ertragen, verließ auch ihre Ursprungsfamilie im Streit und zog mit ihrem Baby in ein Wohnheim für junge Mütter.

Zum ersten Mal in ihrem jungen Leben wirklich frei von Überwachung und gängelnder Bevormundung, bemühte sich Hatun Aynur ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und zu organisieren. Brauchte sie zu Anfang noch psychologische und sozialpädagogische Unterstützung, gelang es ihr zunehmend besser, Eigenverantwortung zu übernehmen. Neuen Herausforderungen wie der Führerscheinprüfung stellte sie sich zunehmend selbstsicher, der bestandene Hauptschulabschluss, den sie nachgeholt hatte, war ein besonders wichtiger Meilenstein in ihrer Persönlichkeitsentwicklung. War ihr langes, dichtes Haar zu diesem Zeitpunkt noch gänzlich mit einem Kopftuch bedeckt, lehnte sie von da an das Tragen eines Schleiers ab, verbannte die fußlangen Mäntel und unvorteilhaften Kittel in die Mottenkiste, kleidete sich modern, schminkte sich manchmal, schnitt die Haare kurz und tönte sie.

Nun fühlte sie sich stark genug, eine eigene Wohnung zu suchen, begann eine Lehre als Elektroinstallateurin und fand in dem von Männern dominierten Beruf schnell ihren Platz. Sie schloss die Lehre erfolgreich ab und stand Anfang 2005 sogar kurz vor ihrer Gesellenprüfung. Vier Jahre hatte sie trotz der zusätzlichen Belastung als berufstätige Hausfrau und alleinerziehende Mutter durchgehalten, soviel Energie, Zielstrebigkeit und Lerneifer bringt nur jede(r) zweite Jugendliche trotz günstigerer Lebensumstände auf. Sie war so stolz auf sich, aus eigener Kraft ihr Leben zu meistern, dass sie auch ihre Familie an ihrer Freude Anteil nehmen lassen wollte und wieder Kontakt aufnahm, obwohl sie von Freunden gewarnt worden war. Es lag der mutigen Pionierin wirklich viel daran, von ihren Eltern und Geschwistern nicht als widerspenstige Rebellin und missratene Tochter/Schwester, sondern als eigenständiger, entscheidungsfähiger Mensch mit dem Anrecht auf eine individuelle Biographie akzeptiert zu werden. Sie ging daher das Risiko ein, die Schwestern hin und wieder zu sich einzuladen.

Später gelang es ihr sogar, das Verhältnis zur Mutter zu bessern und sich mit ihr öfter in einem Café zu treffen. Sie hatte dann meist auch ihren Sohn mit. Nach einiger Zeit besuchte der Junge die Großeltern regelmäßig in deren Wohnung. Dass sie selbst, wenn sie Can brachte oder abholte nicht mit herauf kommen durfte, sondern vor der Tür draußen warten musste, kränkte sie zwar, doch nahm sie es hin und hoffte auf die Zukunft. Schließlich hatte sich in den letzten Monaten die Beziehung zu den Verwandten unerwartet positiv verändert, warum sollte da eine weitere Normalisierung ausgeschlossen sein? Diese Einschätzung war allerdings sehr optimistisch und ließ außer Acht, dass Menschen sich und ihre Einstellungen nur dann zu ändern bereit sind, wenn sie einen Gewinn darin sehen, sich die Mühe zu geben, Eingeübtes, leicht von der Hand Gehendes aufzugeben und Neues zu wagen. Hatun Aynurs Gewinn war Freiheit und Lebensqualität im Hier und Jetzt. Ein solcher, wie auch immer gearteter Bonus war für die Familie nicht sichtbar.

Can, mittlerweile fünf Jahre alt, war der stark an die Mutter gebundenen Kleinkindphase entwachsen. Seine Aufnahme in die ‚muslimischen Männerwelt‘, symbolisiert durch das islamische Beschneidungsritual, die Sünnet, stand nun kurz bevor. Nach der Sunna, sozusagen dem ‚Knigge‘ für eine Allah wohlgefällige Lebensweise, war nun die Ablösungsphase von der Mutter und den miterziehenden weiblichen Familienmitgliedern vorgesehen, die Verantwortung für die Vorbereitung auf ein Leben als gottesfürchtiger Moslem lag nun bei den männlichen Verwandten, die künftig seine häufigsten und engsten Bezugspersonen werden sollten. Deshalb das starke Interesse der Familie an den Besuchen des Jungen, ein in diesem Moment besonders willkommenes Faustpfand für die Tradierung ihrer Lebenskonzepte.

Das für konservativ denkende Muslime provokant individualistische Auftreten ihrer ältesten Tochter/Schwester gefährdete die patriarchale Hierarchie und stellte die lebensfeindliche, ausschließlich auf die Freuden im Jenseits orientierte Auslegung des Islams in Frage. Die Gefühlskälte und Distanz, die dem ’schwarzen Schaf‘ der Familie entgegen gebracht wurde, erleichterte einerseits den Umgang mit der Tochter/Schwester, die sie irgendwie doch liebten, andererseits resultierten sie aus der Verachtung deren Person. Zumindest der Vater und die älteren Brüder hatten den mittlerweile wieder häufigeren telefonischen und den meist auf die engsten weiblichen Verwandten beschränkten persönlichen Kontakt lediglich billigend in Kauf genommen.

Hatun Aynur hatte ihre Aufgabe als Söhnchenfabrik (Hirsi Ali) und Garantin einer natürlichen, gesunden psychischen und physischen Entwicklung des Kleinkindes Can erfüllt. Als wichtige Sozialisations- und Erziehungsinstanz weiterer Nachkommen war die junge Frau nach Ansicht ihrer zahlreichen konservativen Verwandten denkbar ungeeignet. Die experimentierfreudige, junge Berlinerin weigerte sich selbstbewusst, die ihr im Clan verpflichtend zustehende Rolle in der kulturell-vormodernen, fundamentalistisch-religiösen Weise ihrer Eltern auszufüllen. Ohne traditionelle Rollenzuteilung, die ihrerseits dazu dient, überlieferte Verhaltensmuster und Handlungsoptionen weiterzugeben, eine damit nicht unwichtige Aufgabe jeder Frau im Patriarchat, war sie wertlos und sogar eine Bedrohung für die vormodernen Lebenskonzepte sowie deren Festigung und Weitergabe. Sie war eine ständige Gefahr für die fetischisierte Familienehre.

Die Sürücüs standen daher nicht nur durch den nordanatolischen Zweig ihres Clans unter hohem moralischem Druck. Ihr Selbstverständnis von Pflicht, Anstand und Ehre wurde durch uralte Stammesgesetze und einem streng an Koran, Sunna und Scharia orientierten Islam stark geprägt. Von der Richtigkeit und Allgemeingültigkeit ihrer fundamentalistischen Glaubensauslegung überzeugt, wiesen sie jede liberalere Deutung des ‚heiligen Buches der Muslime‘ als Häresie weit von sich. Versetzt man sich in ihre Denkstrukturen, hätten sie tatsächlich in erzieherischer Hinsicht als Eltern und miterziehende ältere Geschwister total versagt, aber auch als Gläubige, vor sich selbst, vor der muslimischen Gemeinde und vor Allah sich schwer versündigt. Es war ihnen nicht gelungen, die von ihnen gelebten Traditionen an ihre älteste Tochter weiter zu geben, damit Hatun Aynur sie an ihre Kinder weitergibt. Da Frauen sowieso äußerst selten ins Paradies kommen, sie verbreiten angeblich Fitna und seien unrein, würden vor allem die Männer ihr ersehntes Ziel, das Paradies, gefährden, wenn sie untätig zuschauen würden.

Die junge Frau verletzte die Namus-Ehre beider Familien, indem sie durch nicht religiös abgesegnete Entschuldigungsgründe (z.B. Unfruchtbarkeit) die Trennung von ihrem Mann eigenmächtig durchführte. Als besonders dreist wude empfunden, dass die Abtrünnige nun wieder in der Kreuzberger Community zu lebten wagte, wo man ihre Eltern und Brüder natürlich gut kannte, zumal Hatun Aynur es riskierte, nach der Geburt ihres Sohnes sich im Streit auch von ihnen, ihrer Ursprungsfamilie, zu trennen, um beruflich wie privat sehr neue Wege zu gehen. Das alles erhöhte die Unzufriedenheit und den moralischen Druck, dem die Familie sich selbst aussetzte, der aber auch von Außenstehenden an sie weitergegeben wurde. Hier war nicht nur die ‚Ehre‘ zweier Familien auf besonders respektlose Weise gekränkt worden, sondern die Ümmet (Umma), der Islam und damit Gott. Ein Hadd-Vergehen, das laut Scharia die Tötung nach sich ziehen kann. Tatsächlich nahm spätestens mit der beginnenden Ablösung Cans aus dem alleinigen Schutz und Verantwortungsbereich seiner Mutter eine verhängnisvolle Entwicklung ihren kaum mehr aufzuhaltenden Ablauf.

Vermutlich hat der Familienrat, veranlasst durch die kurz bevorstehende finanzielle Unabhängigkeit bei Überreichung des Gesellenbriefes an die zielstrebige, integrationswillige junge Frau, in einer heimlich abgehaltenen Sitzung den baldigen Tod der 23jährigen beschlossen, deren einziges ‚Vergehen‘ es war, als deutsche Staatsbürgerin kurdischer Abstammung zu leben wie eine Deutsche. Üblicherweise sind bei Morden wegen Hadd- bzw. Namus-Vergehen mehrere Verwandte, meist die Brüder, beteiligt. Das verteilt die Schuld auf mehrere Schultern, stärkt die verschworene Gemeinschaft, den Männerbund, und … macht voneinander abhängig: Jeder Einzelne ist durch den anderen erpressbar. Meist meldet sich ein Minderjähriger oder gerade Achtzehnjähriger ‚freiwillig‘, das Verbrechen durchzuführen, weil Jugendliche und in der Regel auch noch Heranwachsende (bis 21) wegen der als geringer einzuschätzenden Einsichtsfähigkeit nach dem deutschen Jugendstrafrecht verurteilt werden und mit weniger harten Strafen zu rechnen haben.

Nach den Ermittlungen der Polizei und den Aussagen in der folgenden Hauptverhandlung lief wahrscheinlich auch in diesem Fall alles nach diesem alt bekannten Schema ab. Danach hat der älteste Bruder, Mutlu, die Pistole besorgt, der mittlere stand wohl Schmiere, der jüngste, Ayhan, gerade achtzehnjährig, hat seine Schwester erschossen. Warum Ayhan seine Freundin Melek, die er heiraten wollte, in das Mordkomplott einweihte, ist unbekannt. Vielleicht belastete ihn die Vorbereitung der Tat so sehr, dass er mit jemandem reden musste, dem er vertraute, vielleicht war es Taktik, weil Ehefrauen nicht aussagen müssen. Systemisch dürfte hoch willkommen sein, dass die Mitwisserin (Melek) nun genau weiß, was ihr im Falle verweigerten Wohlverhaltens drohen würde. Ayhan fragte Melek, ob sie bereit sei, ihn nach der Tat zu heiraten und mit ihm gemeinsam Can, Hatun Aynurs kleinen Sohn, aufzuziehen. Wie die junge Berlinerin im späteren Prozess aussagte, meinte sie sich verhört zu haben. Der vor einer Sekunde noch so vertraute, geliebte junge Mann erschien ihr plötzlich völlig fremd. Sie musste sich verhört haben. Doch da zeigte ihr Ayhan die Einschusslöcher in dem alten Blechmülleimer.

Ihr angebeteter zukünftiger Ehemann ein Mörder? War der attraktive junge Mann, den sie anhimmelte, ein potentieller Schwesternmörder? Wollte er ihr mit den Löchern im Eimer beweisen, wie ernst es ihm mit dem geplanten ‚Ehrenmord‘ war? Wollte er sie gar einschüchtern? In welche Familie war sie im Begriff einzuheiraten? Sie wusste, wie strenggläubig die Sürücüs waren, doch die eigene Schwester zu töten, weil sie vorzog, wie eine Deutsche zu leben? Wer in der Familie wusste Bescheid, war Hatun Aynurs kleine Schwester Arzu, die damals ihre beste Freundin war und durch die sie Ayhan erst kennen gelernt hatte, eingeweiht? Wie oft sagt man wütend, die oder den könnte ich umbringen, führt die Tat jedoch nicht aus! Glaubhaft, dass Melek nicht wusste, was sie denken sollte. Total verzweifelt beschloss die junge Frau mit niemandem zu reden. Auch wagte sie nicht, Arzu ins Vertrauen zu ziehen, natürlich hätte die künftige Braut sofort bei der Polizei aussagen müssen. Sie schwieg.

Vielleicht sagte sie auch nicht aus, weil sie schreckliche Angst um ihr eigenes Leben hatte, immerhin war der achtzehnjährige junge Mann in Besitz einer Schusswaffe und plante einen Mord. Würde man ihr überhaupt glauben? Welche Beweise hatte sie? Einen durchlöcherten Mülleimer? Lächerlich! Den kann jeder als Zielscheibe benutzt haben. Sie hatte weder gesehen, dass ihr künftiger Schwager Mutlu die Waffe besorgt hatte, noch war sie Augenzeugin bei den Schießübungen. Selbst wenn Ayhan persönlich den Müllbehälter verbotener Weise für Zielübungen zweckentfremdete, eine Tötungsabsicht ließ sich damit allein sicher nicht beweisen. Wie hätten die Sürücüs reagiert, wenn Melek, die als zukünftige Schwiegertochter galt, auf Grund eines vagen Verdachtes Sohn Ayhan, ihren künftigen Verlobten, angezeigt hätte? Sicher hätte der Ehemann ‚in spe‘ seine künftige Braut verachtet. Wäre die Polizei in der Lage, sie zu schützen, wenn der Verdacht sich als stichhaltig erweisen würde? Ähnliche Gedanken müssen Melek durch den Kopf gegangen sein. Sie muss sehr verzweifelt gewesen sein.

Am 7. Februar 2005, kurz vor 21 Uhr wurde Hatun Aynur Sürücü an der Bushaltestelle vor ihrer Wohnung auf offener Straße durch drei Schüsse aus nächster Nähe von ihrem Bruder Ayhan niedergeschossen und getötet.

Man hatte alles bis aufs Kleinste geplant. Wie wir wissen, war auch die Zukunft des kleinen Jungen geregelt. Am Tag nach dem Mord waren Ayhan und Melek verabredet. Wie die verzweifelte junge Frau, die vom gewaltsamen Tod Hatun Aynurs gehört hatte, später in der Verhandlung zugibt, habe sie zwar Böses ahnend, jedoch noch immer völlig ungläubig ihren Freund gefragt, ob er den Mordplan tatsächlich ausgeführt habe. Dieser gab die Tat zu. Nach der neuen goldenen Uhr gefragt, antwortete der Schwesternmörder, er habe den Wertgegenstand am Mordabend auf seinem Nachttisch gefunden. Was in diesem Moment in der jungen Frau vorgegangen sein muss, die um die Bedeutung eines solch kostbaren Geschenkes wusste, können wir nur ahnen. Sicher ist, dass sie noch größere Angst gehabt haben muss, weil sie immer noch nicht zur Polizei ging. Als sie wenige Tage nach dem Mord ihren damaligen Freund auf dessen Wunsch zur Polizei begleitete, wurde auch sie befragt. Sie sagte zunächst nicht alles, was sie wusste. Nur weil ihre deutschstämmige Mutter, die Melek von der Polizei abholte, die, wie sie bei Gericht zu Protokoll gab, ihre Tochter noch nie in einem solch erbärmlichen Zustand, schneeweiß im Gesicht und total verstört, ausfragte, war die Jugendliche der emotionalen Belastung nicht mehr gewachsen und brach ihr Schweigen. Erst jetzt traute sich Melek, die volle Wahrheit auch der Polizei zu Protokoll zu geben.

In dem anschließenden Prozess vor dem Berliner Landgericht sagte die ehemalige Freundin des Täters, geschützt durch eine kugelsichere Weste und drei Polizeibeamte in Zivil, als Hauptbelastungszeugin aus. Alles, was wir über Tatvorbereitung und Tatmotiv wissen, haben wir wieder einmal zwei Frauen zu verdanken, die, obwohl ihr Leben total aus den Fugen geraten ist und sie im Zeugenschutzprogramm leben, den Mut aufbrachten, die Mauer des Schweigens zu brechen und uns Einblick in eine vormoderne soziale Sphäre zu geben parallel zu unserer ‚Welt‘ der kulturellen Moderne.

Solange die islamische Geistlichkeit nicht alternative Sichtweisen und sogar das Abtrünnig-Werden aus der Religion ausdrücklich gestattet, so lange wird die muslimische Wagenburg der Großfamilie ihren Kindern das Beschreiten eines eigenen Lebensweges untersagen.

Die säkulare freiheitliche Demokratie muss universelle Menschenrechte durchsetzen und darf Niemandem, auch keinem Kollektiv, Sonderrechte gewähren. Internationale Frauentage und Aktionstage gegen häusliche Gewalt dürfen keine Schaufensterveranstaltung sein.

Ümmühan Karagözlü

In drei Tagen ist es so weit: Bloggerinnen & Blogger weltweit zeigen Solidarität mit den Menschen in Burma

Oktober 1, 2007




am 04.10.2007



___!Free___

____________________________________________

__Burma!__

Über die _Free_Burma!- Aktion

Blogger aus aller Welt

bereiten einen Aktionstag

zur Unterstützung der

friedlichen Revolution

in Burma

vor.



Wir wollen ein Zeichen

für den Frieden setzen und

den Menschen, die ihr grausames Regime

ohne Waffen bekämpfen,

unsere Sympathie bekunden.



Diese Blogger haben vor,

am 4. Oktober 2007

ihre normalen

Blog-Aktivitäten

einzustellen,

um

nur

einen

einzigen

Artikel

zu veröffentlichen:

Ein rotes Banner mit dem Text

„Free Burma!“.

Keine Dhimmitude

Oktober 1, 2007

Antwort auf den
‚Brief einer Lehrerin‘ von Céleste de la Rivière

Für Beschäftigte gesellschaftlich relevanter Arbeitsfelder mit hohem Konfliktpotential (dazu zähle ich vor allem soziale, pädagogische und pflegerische Berufe), sollte es die Möglichkeit geben, kostenlos kompetente, unabhängige Supervision in Anspruch zu nehmen. Ebenfalls sollten Weiterbildungs- und Fortbildungsseminare zu aktuellen Herausforderungen und neuen Entwicklungen im Berufsfeld stattfinden. Soviel sollte uns die Qualität unserer Arbeit schon wert sein.

Sicherlich ist diese Meinung den Berufsverbänden und Gewerkschaften bekannt und wird auch von ihnen unterstützt, offensichtlich hapert es aber an der Umsetzung. Ein größeres berufspolitisches Engagement wäre da wahrscheinlich hilfreich.

Ein von gegenseitiger Wertschätzung geprägter Diskussionsstil, eine durch Authentizität und Offenheit gekennzeichnete Gesprächskultur und regelmäßige Teamgespräche sind eine unerlässliche Voraussetzung um gute Qualitätsstandards zu halten und weiter zu entwickeln. Individualisierung bedeutet in diesem Falle Entsolidarisierung und Isolierung, ist daher kontraproduktiv. So sollte ‚Freiheit der Lehre‘ nicht interpretiert werden.

Ein Team ist immer so stark, wie sein schwächstes Glied. Kollegial an einer Lösung zu arbeiten, sich gegenseitig zu stärken potenziert Handlungsoptionen und erleichtert den Arbeitsalltag für alle. Wie überall gilt auch hier: Gewalt, egal in welcher Ausprägung (verbal, psychisch, körperlich) ist niemals privat, sie geht uns alle an.

Erst als die in einem sozialen Beruf arbeitende Ehefrau eines Professors an einer Hochschule für Sozialpädagogik tätlich angegriffen worden war, wurde wenigstens an diesem Ausbildungsort das Thema Klientengewalt in das Seminarprogramm aufgenommen und diskutiert. Die Unkultur des Schweigens, Verharmlosens, der Resignation und der Isolation der Überbringer der schlechten Nachricht belastet den Arbeitsalltag, verschlechtert die Arbeitsqualität, macht krank und verhindert Veränderung. Die Folgekosten dürften immens sein.

Die Würde aller Menschen ist unantastbar, sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt. Das deutsche Volk bekennt sich daher zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten, als Grundlage jeder Menschlichen Gemeinschaft des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.

Niemand muss sich beleidigen und beschimpfen zu lassen. Religionsfreiheit und Toleranz haben schützenswerte Grenzen, die mit rechtsstaatlichen Mitteln verteidigt werden dürfen und müssen. Die Demokratie ist meiner Meinung nach wehrhaft genug, um erfolgreich Angriffe ab zu wehren, wir müssen diese Handlungsoptionen nur konsequent anwenden wollen. Hier zweierlei Maß anzulegen verschlechtert die Lebensqualität, schränkt Handlungsfreiheiten gerade für Frauen extrem ein und ist rassistisch !!!! Grundrechte gelten nicht nur für muslimische Männer!

Gut gemeint ist eben nicht immer gut. Es ist eine begründete demokratische Praxis, auch Minderheiten Handlungsraum zu geben, solange sie Grundrechte anderer nicht einschränken. So kann ich beispielsweise nicht nachvollziehen, weshalb man auf die traditionelle Karnevalsfeier an der Schule verzichtet, aber halal kocht. Wir zwingen doch niemanden sich an dieser rheinischen Brauchtumspflege zu beteiligen, auch Deutsche nicht und Schweinefleisch auf der Menükarte vergrößert die Wahlfreiheit für MuslimInnen, die sich nicht streng an Speisevorschriften halten (auch die gibt es).

Wenn Koranschulen Kinder und Jugendliche aufwiegeln gemeinsam mit ihren Eltern die Scharia und das Kalifat in Deutschland durchzusetzen, hat der Staat das Recht und die Pflicht, diese Schulen zu schließen und Hassprediger in Moscheen an ihrer Hetze zu hindern, nur muss er erst einmal von Verstößen gegen die Verfassung erfahren. Zivilcourage trägt wesentlich dazu bei, die Scharia zu verhindern, das Kalifat (schul)hoffähig zu machen. Wer sich wehrt lebt eben nicht verkehrt.

Die freiheitlich demokratische Grundordnung endet nicht vor der Haustüre der Wohnung oder der Türe der Koranschule / Moschee. Körperliche Züchtigung ist ist auch für Kinder demütigend, ehrverletzend und überall zu ächten.

Privatsphäre ist schützenswert, jede Form von Gewalt jedoch nicht.

Céleste de la Rivière

Freie Berufswahl auch für Frauen

September 24, 2007

Zivilcourage

Wieder wurden in Afghanistan zwei Frauen ermordet, die sich nicht mit der Rolle als ‚Nur Hausfrau‘ und Mutter zufrieden geben wollten. Beide waren als Journalistinnen tätig, Sakia Saki war Chefin des teilweise mit westlicher Hilfe finanzierten Friedensradios, ihre Kollegin Schakiba Sanga Amaj arbeitete als Fernsehansagerin. Von unbekannten waren sie aufgefordert worden, ihre Arbeit aufzugeben, mehrere Morddrohungen sind gegen sie ergangen, jetzt beide wurden erschossen.

Es ist unglaublich, in der dritten Welt verteidigen mutige Frauen ihr Menschenrecht auf freie Entfaltung ihrer Persönlichkeit und Berufstätigkeit und zahlen für ihre Zivilcourage mit dem Leben. In unserem demokratischen Rechtsstaat, der allen BewohnerInnen ein einklagbares Grundrecht auf freie Persönlichkeitsentfaltung und eine individuelle Biographie einräumt, propagieren wir mit Büchern wie ‚Das Eva-Prinzip‘. Denk- und Verhaltensmuster die alle Frauen qua Natur an Haus, Kinder und Herd fesseln will.

Was sind uns unsere Grundrechte wert?

Ümmühan Karagözlü

Quelle: Journalist Das Deutsche Medienmagazin 7/2007

Religionsfreiheit in Afghanistan

September 24, 2007

Es gibt keinen Zwang im Glauben?

Abdul Rahman (41) drohte die Todesstrafe, weil er zum Christentum übergetreten ist.

März 2006

Abdul Rahman arbeitete vier Jahre lang als Mitarbeiter für eine christliche Hilfsorganisation in Pakistan. Dort konvertierte er vom Islam zum Christentum. Seine Frau ließ sich deshalb von ihm scheiden. Ab 1993 lebte Rahman in Deutschland wo er 2000 einen Antrag auf Asyl stellte, der abgelehnt wurde. Als sich die politischen Verhältnisse in Afghanistan geändert hatten, kehrte der Familienvater 2002 wieder in seine Heimat zurück. Dort störte sich zunächst niemand daran, dass er zum Christentum konvertiert war.

Erst als er 2006 das Sorgerecht für seine beiden damals 13 und 14 Jahre alten Töchter beantragen wollte, die Mädchen hatten beide bisher bei der Großmutter väterlicherseits gelebt, und Rahman wollte sie zu sich holen, gab es Streit und die eigene Familie zeigte ihn an. Sie schaltete die Polizei ein mit der Begründung …der ist doch Christ. Daraufhin wurde der Familienvater verhaftet, seine Bibel wurde als Beweisstück konfisziert, es wurde Anklage erhoben. Tatvorwurf: Rahman habe mit seinem Übertritt den Islam beleidigt.

Zwar räumt die 2004 angenommene Verfassung Afghanistans Minderheiten das Recht ein, ihre Religion zu praktizieren, Muslime aber müssen streng der Lehre des Islams folgen, was eine Konvertierung unmöglich macht. Da der Islam in Afghanistan Staatsreligion ist, fußt Rechtsprechung einzig auf der Scharia, die den Übertritt zu einer anderen Religion mit der Todesstrafe bedroht. Trotzdem lehnte der Afghane das Angebot des Staatsanwaltes, die Anklage fallen zu lassen, wenn er seinen Übertritt widerruft, ab. Die Richter vermuteten einen Fall von Geisteskrankheit und beantragten ein Psychiatrisches Gutachten.

Nur mit massivem Druck westlicher Staaten, der damalige deutsche Außenminister Steinmeier erinnerte zum Beispiel an die internationale Menschenrechtskonvention die das Land unterschrieben habe, Us-amerikanische und deutsche Politiker forderten eine Änderung der afghanischen Gesetze, einige Politiker stellten den weiteren Bundeswehreinsatz in Afghanistan in Frage, erklärte der zuständige Richter Ansarullah Mawlavizada, der Fall sie auf Grund einiger Fehler und Unzulänglichkeiten sowohl technischer wie auch rechtlicher Natur an die Staatsanwaltschaft zurückgewies en. Am 29. März wurde abends gemeldet, dass Rahmani in Italien eingetroffen sei und ihm dort Asyl gewehrt würde.

Thea Stavridis

Quelle: Wikipedia, Focus

Sonniges Touristenziel Ägypten aus anderem Blickwinkel

September 24, 2007

„Wir sind Christen“, sagten die Jungen

Zum Islam wechseln oder das Examen nicht bestehen

Zwei Schüler wurden vor die heimtückische Wahl gestellt, ihre eingereichte Abschlussprüfung mit der Zwangskonversion zum Islam verbinden zu „dürfen“ oder aber das Examen nicht zu bestehen.

Mit dem riskanten „Ich bin ein Christ“ jedoch unterschrieben die beiden Jungen ihre Abschlussprüfung, wohl wissend, damit das Nichtbestehen ihrer schulischen Ausbildung zu riskieren. Derzeit versucht eine in den USA ansässige Organisation internationalem Druck aufzubauen, um die ägyptische Regierung dazu zu bewegen, derartige ausweglose Fangfragen christlichen Minderjährigen gegenüber zu verhindern.

Sam Grace, ein Sprecher der ägyptisch-christlichen COPTIC NEWS betont: „Nur durch das hartnäckige und mutige Verweigern des erzwungenen Übertritts zum Islam ist dieser Fall seitens der internationalen Öffentlichkeit überhaupt wahrgenommen worden.“ Derartige unerzählte Geschichten publik zu machen ist das Anliegen von Grace.

Die beiden Jungen, Mario Medhat Ramses, 11, und Andrew Medhat Ramses, 13, sehen sich nun einer beruflichen wie ökonomischen Zukunft ohne Berufsabschluss ausgeliefert, obschon ihre schulischen Leistungen seitens des Französischen Gymnasiums von Alexandria (French Lycee) als „brilliant“ eingestuft wurden.

Grace berichtet, dass Ägyptens Erziehungsministerium sich hinter die Schulentscheidung, die Prüfung mit der Konversionserklärung zu verknüpfen stellt. Der Vater der beiden Kinder, der die Familie vor fünf Jahren verlassen hat, wäre nämlich mittlerweile vom Christentum zum Islam übergetreten, so habe das Ministerium erläuternd ausgeführt.

Die Eltern Medhat Ramses und Camellia Medhat waren zur Zeit der Geburt der Jungen ein christliches Ehepaar. Doch dann trennte sich der Vater von der Mutter und konvertierte zum Islam, um eine Muslima zu heiraten.

Seit knapp vierzehn Jahrhunderten darf zwar ein Muslim eine Christin heiraten, doch ein Christ keine Muslima. Ebenso gilt aber nach islamischem Männerrecht, dass die Kinder des Mannes (mehrere Frauen darf er ja haben) immer Muslime sind.

Das vormoderne islamische Religionsrecht, dass von der Zivilregierung Ägyptens angewendet wird, verlangt, dass jedes Kind eines (!) zum Islam übergetretenen Elternteils dem Konversionswunsch folgen muss, „da der Islam die höherrangige Religion ist“, wie Grace die fragwürdige ägyptische Alltagspraxis ungeschönt darstellt.

Auch eine Art, einen Völkermord zu betreiben. Es gab Jahrhunderte, in denen nahezu die gesamte Bevölkerung Ägyptens oder Kleinasiens verschiedenen christlichen Konfessionen angehörte.

Die Kinder hingegen „den verfälschten Religionen des Judentums oder Christentums des anderen Elternteils zu überlassen, das müsse sie für das Feuer der Hölle bestimmen, wie es aus islamischer Sicht nun einmal das Schicksal aller Juden und Christen sei“, rundet Grace den Bericht aus Alexandria ab.

Alexandria hatte einmal eine weltberühmte Bibliothek. Heute reicht den angepassten Ägyptern ein Buch aus, um die Welt zu erklären.

Was sich jenseits der Mauern des Touristenhotels abspielt, davon bekommen die
europäischen Reisenden offenbar wenig mit.

Ins Deutsche von Jacques Auvergne

Quelle:

http://freecopts.net/english/index.php?option=com_content&task=view&id=594&Itemid=9