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Malvina und Diaa – eine verklärte Romanze

Januar 16, 2018

لحاكمية الله

al-ḥākimiyyatu l-Lāh

Principle of Divine Governance, that Allah is sovereign on earth: ruling by what Allah has revealed

Hakimiyya, Herrschaft Allahs

Für ein Kinderfernsehen ohne dialogische Augenhöhe zur frauenfeindlichen Gehorsamspflicht und Gesetzlichkeit der Scharia

Von Edward von Roy, Diplom-Sozialpädagoge (FH).

Keinen syrischen Ex-Muslim, keinen syrischen säkularen Muslim hat KiKA (Kinderkanal), der öffentlich-rechtliche Fernsehkanal von ARD und ZDF, den Kindern vorgestellt, sondern einen Mann in seinen besten Jahren, der von seiner minderjährigen Freundin eine Lebensführung in Wortwörtlichkeit zu den Vorgaben von Koran und Sunna verlangt, anders gesagt ein Leben in Gehorsam gegenüber dem jeden Lebensbereich durchdringenden Islamischen Recht (Scharia). Nach der Scharia ist die muslimische Frau ein Mensch zweiter Klasse und schuldet Gott und ihrem Ehemann Gehorsam – was KiKA wissen kann und nicht sagt.

Der Syrer Diaa, Spitzname, hat seine Religion richtig verstanden, Malvina hat ihren Körper zu bedecken bis auf Hände und Gesicht. Das KiKA-Filmmädchen aus Fulda erkennt:

„Ich darf keine kurzen Sachen anziehen, immer nur lange Sachen“. Diaa antwortet: „Ich kann so etwas nicht akzeptieren, dass meine Frau so aussieht. Das ist total schwierig für arabische Männer.“ (Welt / N24 vom 09.01.2018)

Der ein verliebtes leichtes Plaudern telegen verkörpernde Eindruck des dialogischen Aushandelns ist fehl am Platze. „Arabische Männer“, warum eigentlich werden nichtmuslimische Araber und arabische muslimische Säkulare übergangen, wie Diaa brauchen das islamische Bedeckungsgebot nicht erst individuell anzunehmen (Diaa: „akzeptieren“) oder gar mit ihrer Ehefrau auszudiskutieren. Die Möglichkeit zu einer persönlichen Entscheidung besteht nicht, die Islamische Normativität (Scharia) hat den Hidschab als religiöse Pflicht festgestellt. Das Bundesverfassungsgericht – Beschluss vom 27. Januar 2015 – 1 BvR 471/10 – zitiert richtig, dass im Islam mit dem Schleier (Hidschab) nicht etwa lediglich das Haupthaar zu bedecken ist:

„Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e.V. (DITIB) hat folgende theologische Bewertung ihres Obersten Religionsrates mitgeteilt: Muslimische Frauen müssten ab Eintritt der Pubertät in Gegenwart von Männern, mit denen sie nicht verwandt seien und die zu ehelichen ihnen religionsrechtlich erlaubt sei, ihren Körper – mit Ausnahme von Gesicht, Händen und Füßen – mit Kleidung derart bedecken, dass die Konturen und Farbe des Körpers nicht zu sehen seien. Der Kopf gelte dabei als bedeckt, wenn Haare und Hals vollständig bedeckt seien. Dies sei ein nach den Hauptquellen der Rechtsfindung im Islam (Koran, Sunna, Gelehrtenkonsens und allgemeiner Übereinkunft der Gemeinden) bestimmtes religiöses Gebot definitiver Qualität. In welcher Weise die vorgeschriebene Bedeckung erfolge, sei allein die Entscheidung der muslimischen Frau. Das Tragen des Kopftuchs diene demnach ausschließlich der Erfüllung eines religiösen Gebots und habe darüber hinaus für die Trägerin weder einen symbolischen Charakter noch diene es der Bekundung nach außen.“

Der türkische Staatsislam hat keine andere Scharia und keinen anderen Islam in Angebot als Filmsyrer Diaa, dessen Freundin, wie wir gehört haben, erkennt: „Ich darf keine kurzen Sachen anziehen, immer nur lange Sachen“.

Wollen hr-Fernsehdirektorin Dr. Gabriele Holzner und KiKA-Programmgeschäftsführerin Dr. Astrid Plenk bei den Kindern den Eindruck erwecken, dass Malvinas Entscheidung für oder gegen die islamische weibliche Bedeckungspflicht, dass der Hidschab eine so heitere Frage wäre wie die spontane Entscheidung zwischen Kuskus und Erbsensuppe?

Schweinefleisch zu essen ist islamrechtlich illegal (haram), Diaa verlangt, Malvina fügt sich. Kurze Röcke oder kurze Hosen sind haram, Diaa erklärt, Malvina reagiert mit Wohlverhalten. Dass ein Muslim einer Frau Vorschriften macht und ihren Gehorsam erwartet ist dabei gar keine Marotte lediglich eines vollbärtigen, wie ein 25- oder 30-Jahre alter Mann wirkenden Syrers, sondern ganz im islamischen Sinne: „Die Männer stehen eine Stufe über den Frauen“ (Koran 4:34). Umar ibn al-Chattab (592-644) stellte fest: „Die Ehe ist eine Art Sklaverei“. Auch ibn Muflih (1310-1362) kannte seine Religion: „Für eine Frau ist es verboten, ohne Erlaubnis ihres Ehemannes das Haus zu verlassen.“ In unserer Zeit Jahren erläutert Scheich Salih al-Munajjid, dass die Frau ohne männlichen Begleiter nicht auf die Reise gehen darf: „Was die Frauen betrifft: Ohne Mahram zu reisen ist haram“ (IslamQA Fatwa Nr. 69937: Ruling on her going out of the house without her husband’s permission and travelling without a mahram). Angestrengt vermeidet auch Kinderkanal KiKA, die Zuschauer über die menschenrechtlichen und vor allem frauenrechtlichen Folgen der Scharia aufzuklären. So wird die unbedingte Gültigkeit allgemeiner Menschenrechte und deutscher Grundrechte ironisiert und untergraben.

Schariawidrige Verhaltensweisen sind durch islamkonforme zu ersetzen. Letztlich ist auf Erden kein unislamischer Paragraph zu dulden. Letztlich ist freiheitliche Demokratie haram, denn der Mensch darf sich keine Gesetze geben: Gott, nicht der Mensch ist Souverän. All das ist ist kein sogenannter Wahhabismus oder Salafismus oder Islamismus, sondern Lebensführung nach Koransure und Hadith, Rechtsmeinung der Ulama, theologischer islamischer Mainstream.

Filmsyrer Diaa: „Die Religion gibt dir Regeln. Ohne diese Religion hast du keine Regeln und ohne Regeln hast du kein Leben.“ (Quelle: Welt, s. o.)

In der jüngeren Vergangenheit sind viele Menschen just vor den islamrechtlichen Wohlverhaltenszwängen (Diaa: „Regeln“) und islamgesetzlichen Bestimmungen zu uns nach Europa geflohen, aus Bangladesch oder Saudi-Arabien, aus dem Iran, beispielsweise vor den familienrechtlichen oder strafrechtlichen Paragraphen des Islamischen Rechts – darüber hätte ein Kinderkanal berichten können. KiKA lässt die 10- bis 13-jährigen Zuschauer über die menschenfeindlichen und insbesondere frauenfeindlichen Normen der Scharia im Unklaren, stattdessen dürfen junge Verliebte über Werte und Normen äquidistant plappern.

Warum eigentlich werden menschenfeindliche Entwicklungen wie die Reislamisierung der Türkei bei KiKA nicht ausdrücklich kritisiert, die dortigen negativen Folgen betreffen schließlich nicht zuletzt auch Kinder. Engagiert färben Gabriele Holzner (hr) und Astrid Plenk (KiKA) den Islam schön und malen die Kulisse eines harmonischen islamischen Orients, gleichzeitig dafür Sorge tragend, dass die muslimische, schier alltägliche Gewalt gegen dortige Kopten, Bahai, Jesiden, Islamkritiker oder Frauen auf KiKA nicht zur Sprache kommt.

„Respekt für meine Rechte! – Gemeinsam leben“, unter diesem Themenschwerpunkt erschien die Sendung über Malvina und Diaa. Wer wirklich etwas für Frauen- und Kinderrechte tun will, hat beispielsweise das islamkonforme Familienrecht vieler Staaten der Welt zu kritisieren. Nach einer Scheidung per Talaq verliert die Frau ihre Kinder, die im Islam dem Mann und dessen Stamm gehören. Malvina, ihr Freund Diaa will sie „so schnell wie möglich heiraten“, ist über die frauenrechtlichen Nachteile des Nikah (islamischer Ehevertrag) zu informieren, hingegen auf den Wert der standesamtlichen Ehe hinzuweisen, der sie rechtlich schützt. Warum versäumt KiKA zu betonen, dass eine Ehe unter achtzehn Jahren in Deutschland mittlerweile schlicht verboten ist? Nicht jeder kennt die Folgen des 2009 geänderten deutschen Personenstandsrechts.

Im Islam gibt es für ein Mädchen keine Untergrenze des Heiratsalters, die Ehe kann vollzogen werden, wenn sie neun Jahre alt ist (neun Mondjahre, also achteinhalb). Im heutigen EU-Mitgliedsstaat Griechenland gilt auch nach den Zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, Verträge von Sèvres (1920) und Lausanne (1923), die Scharia im Familienrecht. Cemali Meço (Τζεμαλή Μέτσο), Mufti in Komotiní türkisch Gümülcine, verheiratet völlig legal auch elf oder zehn Jahre alte Mädchen, die schwanger in Düsseldorf auftauchen – KiKA („Schau in meine Welt“) sieht nicht in die Welt, sondern schaut weg.

Die kinderfeindliche, jedoch durch den Kinderkanal verherrlichte männliche Genitalverstümmelung (Tahsins Beschneidungsfest) würde eigentlich erfordern, dass KiKA für die Chatna bzw. für den Chitan al-inath Reklame macht, für die sunnitisch-schafiitisch sowie bei den schiitischen Bohra (allen, nicht nur den Dawudi) obligatorische Beschneidung (d. i. weibliche Genitalverstümmelung, FGM) auch der Mädchen. Es ist kein „Islamismus“, sondern authentischer Islam, dass der Fiqh der Schafiiten und der Dawudi Bohra die Mädchenbeschneidung als religionsrechtlich zwingend (wadschib; fard) vorschreibt. Bereits vor vier Jahren, am 17.01.2014 habe ich in einem offenen Brief den damaligen KiKA-Programmgeschäftsführer Michael Stumpf auf die islamische FGM hingewiesen. Erstmals in der Geschichte der USA begann im April 2017 ein Strafprozess nach 18 USC 116 (female genital mutilation) gegen die US-amerikanische Ärztin und islamische Mädchenbeschneiderin Jumana Nagarwala.

Der aufklärerische Diskurs über ein intolerantes und insbesondere frauenfeindliches System wie den Islam verdient mehr als nur ein verliebtes Plaudern eines Mädchens mit ihrem Freund. In einer eigens zum KiKA-Beitrag über Malvina und Diaa anberaumten Sondersendung am 13.01.2018 ließ der hr („Engel fragt“ – Spezial) im Beisein von Fernsehdirektorin Gabriele Holzner hingegen ausgerechnet Gegenaufklärerin Lamya Kaddor („Die Aufklärung ist für den Islam nicht übertragbar“) zu Wort kommen.

Insgesamt scheint KiKA einem Weltbild anzuhängen, das die Menschheit in Kulturkreise aufspaltet und sogenannte Muslime zu einer veritablen Spezies erklärt, einer gleichsam unter Naturschutz gestellten Sorte Mensch, der es angeblich nicht zuzumuten ist, in der kulturellen Moderne universeller Menschenrechte anzukommen.

Edward von Roy

hr Hessischer Rundfunk

25.01.2018

Sehr geehrter Herr von Roy,

wir nehmen Bezug auf Ihr Schreiben an den ZDF-Fernsehrat, den Rundfunkrat des mdr sowie den Rundfunkrat des Hessischen Rundfunks vom 17.01.2018, das uns zur Beantwortung weitergeleitet wurde, da der hr die redaktionelle Verantwortung für diesen Film hatte.

Die Ausstrahlung der Dokumentation „Schau in meine Welt – Malvina, Diaa und die Liebe“ liegt bereits einige Zeit zurück, sie wurde im Rahmen des KiKA-Themenschwerpunktes Integration am 26.11.2017 gezeigt. Und zwar in der späten Sendestrecke nach 20:30 Uhr, in der die älteste Zielgruppe des KiKA adressiert wird. Initiiert durch einen nicht autorisierten und sehr einseitigen/polemischen Zusammenschnitt auf Youtube am 06.01.2018, durch Posts von AfD-Abgeordneten fortgeführt, kam es in sozialen Netzwerken zu einer kontroversen, mitunter diffamierenden Debatte.

Wir möchten im Folgenden zu der Sendung, ihrer Intention, sowie verschiedenen Schwerpunkten der Kritik Stellung nehmen. Das hr-fernsehen hat auf die Kontroverse zu dem Film, die internationale Welle der Berichterstattung in der Printpresse und den elektronischen Medien reagiert Der Originalfilm wurde eingebettet in eine Gesprächsrunde am Samstag, den 13. Januar erneut ausgestrahlt.

Themenschwerpunkt „Gemeinsam leben“ zu allen Fragen von Integration und Inklusion

Inspiriert vom Jubiläum der Kinderrechtskonvention im Jahr 2014 hat der Kinderkanal mit „Respekt für meine Rechte“ eine Formatierung entwickelt, die jährlich ein gesellschaftlich relevantes Thema ins Zentrum rückt und somit auf die Ebene der in Deutschland lebenden Kinder hebt. Ziel ist, Kindern ein Bewusstsein für komplexe Themen zu eröffnen und ihnen Rüstzeug für kritisches, mündiges und eigenverantwortliches Handeln an die Hand zu geben.

Die in enger Kooperation mit den Kinderprogrammredaktionen von der ARD und dem ZDF entwickelten Themen leiten sich direkt vom KiKA-Programmauftrag ab: ein Vollprogramm, das informiert, berät, bildet und unterhält und das demokratische Grundwerte wie Offenheit [auch gegenüber dem frauenfeindlichen Islamischen Recht, der Scharia?], Toleranz [gegenüber der beispielsweise islamischen Intoleranz?] und Gleichberechtigung [von Nichtkalifat und Kalifat?] vermitteln soll.

Unter der Überschrift „Gemeinsam leben“ hat der KiKA im November 2017 einen dreiwöchigen Themenschwerpunk platziert – in allen Formaten sind die Programmmacher dabei den vielfältigen Fragen nachgegangen, wie Zusammenleben funktioniert; im Vordergrund stand dabei das gegenseitige Verständnis verschiedener Kulturen, Herkunft oder Religion.

Zur Doku-Reihe „Schau in meine Welt“

„Schau in meine Welt“ ist eine Dokumentations-Reihe, die Geschichten konsequent aus der Sicht von Protagonistinnen und Protagonisten erzählt. Es geht darum, möglichst authentisch ihre Innensicht zu zeigen und die Welt aus ihrer Sicht zu erzählen. Dieses Genre schließt eine Kommentierung oder Einordnung von außen (etwa durch Experten) aus. Ein Blick in die KiKA-Mediathek zeigt, dass in der Themenwoche mehrere Filme dieser Art, etwa über die 12-jährige Vanessa, die gegen Ausgrenzung kämpft, oder den 13-jährigen Boxer Magomed aus Tschetschenien, der von Abschiebung bedroht ist, im Programm waren.

Der Autor der Dokumentation, Marco Giacopuzzi, wurde bereits mehrfach ausgezeichnet, zuletzt im Oktober 2017 mit dem Robert-Geisendörfer-Preis für den Film „Jons Welt“ ebenfalls in der Reihe „Schau in meine Welt“.

Der Film „Malvina, Diaa und die Liebe“ und die Vorwürfe

Der Fokus dieses Filmes liegt gerade auf der Beziehung, der Liebesbeziehung zweier junger Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen [soll die AEMR, soll das deutsche GG einem untereinander irgendwie in Toleranz befindlichen Gefüge von „Kulturkreisen“ weichen?], und ihr Ringen um Kompromisse [er verlangt, sie fügt sich], um Grenzen und um ihren Weg im Leben. Konservative [nein, schariakonforme] Wertevorstellungen werden grundsätzlich als Standpunkte von Diaa gekennzeichnet. Sehr selbstbewusst [dem ist nicht so, vielmehr gibt das Mädchen ihrem Freund ein ums andere Mal nach] vertritt Malvina dabei ihre Weltsicht und ihre Standpunkte, etwa wenn sie deutlich macht, dass weder eine Konversion zum Islam noch das Tragen eines Kopftuches für sie in Frage kommen. Diese kulturellen [nein: diese religiösen, diese islamisch bedingten] Unterschiede auch im Frauenbild werden sehr früh in der Dokumentation thematisiert. Wir halten gerade den Umgang mit diesen verschiedenen Vorstellungen zwischen gleichberechtigten Partnern für eine wertvolle Dimension dieser Dokumentation. Hinzu kommt, dass auch in der Diskussion mit ihren Eltern offen diskutiert wird, in welchem Maße Malvina sich an die kulturellen [an die islamrechtlichen, islamischen] Vorstellungen des Anderen anpassen soll oder nicht.

Der Film ist ein reiner O-Ton-Film, verzichtet auf jeden Kommentar. Die Beziehung wird weder idealisiert noch als unmöglich dargestellt. Was macht eine solche Beziehung aus? Wo liegen die Schwierigkeiten? Ungeschönt zeigen die Protagonisten selbst die Probleme auf, die es gibt und die so einfach nicht zu lösen sind. Ungewöhnlich offen äußern sich Diaa und Malvina über ihre Pläne, ihre sehr unterschiedlichen Erwartungen, die Schwierigkeiten mit den Eltern, mit den Freunden aber auch über dieses Gefühl, das sie verbindet. Eine Perspektive, die selten so offen und reflektiert erzählt wird, passt gerade deshalb in den Themenschwerpunkt „Gemeinsam leben“. Angesichts der kritischen Anmerkungen bezüglich der fehlenden Einordnung des Filmes für die Zielgruppe Kinder möchte ich darauf hinweisen, dass der Fall „Kandel“ und die folgende politische Diskussion erst Wochen nach der Ausstrahlung stattfand. Eine Untersuchung der Medienwissenschaftlerin Maya Götz (IZI – Internationales Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen) hat inzwischen ergeben, dass die Zielgruppe den Film eher als Warnung rezipiert, und nicht, wie vielfach behauptet, als „beschönigende Verherrlichung einer Beziehung zu einem Muslim“; und dies gerade, weil dort nicht durch Erwachsene mit dem erhobenen Zeigefinger auf die Gefahren aufmerksam gemacht wird, sondern die weibliche Identifikationsfigur Malvina mehrfach die Probleme thematisiert [und sich mehrfach den Erwartungen ihres Freundes fügt].

Der hr hat sich an alle journalistischen und ethischen Regeln gehalten. Nichts wurde gescriptet, keine Szene wurde gestellt. Der Autor hat die Begabung, seinen Protagonisten die Scheu vor dem Kamerateam zu nehmen, so dass sie völlig frei und unbefangen agieren und so einen authentischen Eindruck ihres Lebens vermitteln. Die Dreharbeiten streckten sich insgesamt über mehrere Monate.

Die Protagonisten dieses Filmes sind älter als normalerweise in der Reihe von „Schau in meine Welt“-Dokumentationen. Für dieses Thema aber hielten wir das Alter für vertretbar. Denn es ging uns darum, dass die Protagonisten kulturelle [nein, auf Islam und Nichtislam bezogene] Unterschiede aus ihrer Sicht reflektieren können, dies setzt eine gewisse Entwicklungsstufe voraus. Der Sendeplatz um 20:35 Uhr, an dem dieser Film gezeigt wurde, wendet sich insbesondere an eine ältere Zielgruppe. Der Film wurde gerade nicht auf der Nachmittagsschiene gezeigt, und war übrigens auch zu keinem Zeitpunkt für eine Wiederholung vorgesehen. Die Dokumentation wurde im November zeitgleich mit einem Chat begleitet.

Vielfach wurde das Alter von Diaa bezweifelt. Dazu haben wir selbst beigetragen, weil zwar nicht im Film, jedoch auf den programmbegleitenden Seiten in der KiKA-Mediathek sich ein Fehler eingeschlichen hat: dort wurde Diaas Alter mit 17 angegeben. Das ist falsch. Diaa war zum Zeitpunkt der Dreharbeiten 19 Jahre alt (Malvina 16 Jahre alt). Als er und Malvina sich kennenlernten, war er 17 Jahre alt, daher die Verwechslung. Und für diesen Fehler haben wir uns sofort öffentlich entschuldigt. Inzwischen – Monate später – ist Diaa 20 [nur zwanzig? Doch wohl kaum. Beinahe wie an der Käsetheke: „Darf’s ein bisschen mehr sein?“] Jahre alt.

Der Film wird jetzt in einen direkten Zusammenhang mit dem Fall Kandel und der nachfolgenden politischen Diskussion um Altersüberprüfungen bei Flüchtlingen gesetzt, hat aber damit nichts zu tun. Er behandelt nicht das Thema unbegleitete minderjährige Flüchtlinge oder falsche Altersangaben. Zu den journalistischen Grundsätzen gehörte es selbstverständlich, das Umfeld der beiden Protagonisten gründlich zu recherchieren, und dabei nicht nur Alter und Aufenthaltsstatus zu überprüfen. Für die Redaktion ergaben sich dabei keinerlei Anhaltspunkte für Skepsis. Bezeichnend ist ja durchaus, dass erst sechs Wochen nach Ausstrahlung eine Debatte über den Film beginnt, die im direkten Zusammenhang mit einer politischen Diskussion steht. Mit Beginn der Kontroverse, die Züge einer Hetzkampagne annahm, hat die Redaktion erneut alles überprüft, und hat dabei festgestellt, dass Diaa einen Like bei Pierre Vogel gesetzt hat, den er glaubhaft erklären konnte: Teilnahme an einem Gewinnspiel für eine Reise nach Mekka [eine Pilgerreise mit dem hanbalitischen oder auch Salaf-treuen Islamprediger Pierre Vogel genannt Abu Hamza oder mit dem FGM-Versteher und besonders radikalen Islamprediger (As-Sahaba-Moschee, Berliner Ortsteil Wedding) Ahmad Amih Kampfname Abul Baraa]. Er [der männliche Syrer in seinen besten Jahren, Filmname Diaa, Dia Jadid auf Facebook] distanzierte sich dem hr gegenüber ausdrücklich von jeglichen extremistischen Tendenzen [Allahs Herrschaft moderat, die Gegner des Kalifats extrem, extremistisch …]. Alle von uns befragten Fachleute [wer eigentlich außer Fundamentalistin Lamya Kaddor?] sehen in seinem Verhalten und Auftreten keinerlei Hinweise auf islamistische oder gar salafistische Tendenzen [Ja. Nicht der Islamismus, der Islam ist das Problem]. Um die Protagonisten und deren Familien zu schützen, hatte sich das hr-fernsehen entschieden, diesen Teil des aufgezeichneten Gespräches im Rahmen der Sondersendung am vergangenen Samstag nicht auszustrahlen. Inzwischen nämlich ist dieser junge Mann, gegen den nichts vorliegt, das möchte ich noch einmal betonen, in den sozialen Netzwerken Drohungen aus unterschiedlichen Richtungen ausgesetzt (rechtsextremen wie islamistischen). Die Ermittlungsbehörden wurden von uns eingeschaltet.

Mit freundlichen Grüßen

Manfred Krupp

– Intendant –

Boos Nünning: Muslimische Migrantinnen sind nicht unterdrückt

Oktober 8, 2009

النكاح

an-nikah

sharia-compliant marriage

Ehe als Tochtertausch

Subtiler Zwang in der arrangierten Ehe

Der Clan weiß, was die Tochter wünscht

Im Jahre 2009 kommt den kommunalen, wohlfahrtsverbandlichen und kirchlichen Funktionären der Als-ob-Integration die Verteidigung der arrangierten Ehe gerade recht. Dass jede arrangierte Ehe das jahrhundertealte Prinzip des Tochtertausches zwischen zwei patriarchalisch organisierten Clans fortführt ist dabei nicht mehr so wichtig. Wie zufällig geht eine Essener Migrationspädagogin völlig konform mit zwei Elementen der Scharia, der islamischen Ehe (imam nikah) und dem nötigenden Heiratsvormund (wali mudschbir), wenn sie heute dafür wirbt, dass Deutschland gefälligst die arrangierte Ehe als gleichberechtigte Lebensform zu akzeptieren hat.

Aus der Aula einer nordrhein-westfälischen Hochschule dokumentieren und kommentieren Roswitha Wilwerscheid (W.) und Karsten Hilchenbach (H.) einen im Januar 2009 gehaltenen Fachvortrag von Prof. Dr. Ursula Boos-Nünning: »Arrangierte Ehe und Virginität. Familialismus als alternative Lebensform«.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich möchte Sie willkommen heißen zu zu meinem Seminar, mit dem ich unter dem Motto »Arrangierte Ehe und Virginität. Familialismus als alternative Lebensform« zu mehr Verständnis für den türkischen Familialismus ermutigen möchte. Zuwanderung macht das Neue und Fremde öffentlich sichtbar. Minarette und Kopftücher rufen Widerstand hervor. Ist das Kopftuch ein Zeichen der Unterdrückung?

W.: Aber ja, jede Art von islamischer Frauenverschleierung ist ein Mittel der Unterdrückung und damit in Europa und Deutschland ein Politikum ersten Ranges.

H.: Der Hidschab ist ein Zeichen gegenmoderner Sexualmagie, repressiver Sexualpolitik im Namen der so genannten „Religionsfreiheit“.

W.: Boos-Nünning sagt Kopftuch und stoppt ab, schalkhaft lächelnd. Neckisch durch ihre Nickelbrille blitzend sagt sie keine Silbe zum Kopftuch der extremistischen Milli Görüş oder der frauenfeindlichen Fatwas der ECFR-Scheichs. Keine Silbe.

H.: Schon gar keine negative.

Der Westen betrachtet die anderen Teile der Welt polarisierend und zerlegt die eine Menschheit und gerade auch seine Einwanderer in aufgeklärtes Individuum und archaisch denkendes Objekt der Großfamilie, kurz gesagt: in modern versus traditionell. Diese Zuschreibungen betreffen auch das Geschlechterverhältnis und besonders das Frauenbild, der Westen hält die Einwanderin für unterdrückt. Vergleichende Untersuchungen belegen, dass das Selbstkonzept, aber auch das Frauenbild von vierundzwanzig Einwanderinnen, die aus weniger industrialisierten Gesellschaften und so genannten traditionellen Verhältnissen stammen, wesentlich geringer durch Abhängigkeiten vom Mann gekennzeichnet ist als das westlicher Frauen (Herwartz-Emden, 1995). Darüber hinaus lässt sich weder ihr Selbstbild noch ihr Frauenbild durch westliche Polarisierungen charakterisieren. Ebenso lässt sich für männliche Migranten nachweisen, dass sie nicht schlicht autoritärer oder patriarchalischer gesinnt sind als westliche Männer (Herwartz-Emden, 1996). Hier werden westliche Stereotype sichtbar und muss unsere erste Frage ansetzen: Sind traditionelle Frauenrollen ein Hemmnis für geschlechtergerechte Demokratie?

W.: Ja, aber ja! Seit wann verherrlicht die Linke die gute alte Zeit?

H.: Bald endlich wieder „schöner wohnen“, in Zelten und Höhlen.

W.: Über Muslime nur Gutes. Der dekadenten Europäerin die kulturelle Moderne, der stolzen Türkin das innere Mittelalter.

Gewalt oder sexueller Missbrauch, angeblich seien sie bei Migranten in höherem Maße vorhanden als bei den Ureinwohnern.

W.: Staatsministerin Maria Böhmer sieht das in: Jahresbericht der Bundesregierung wesentlich anders: türkische Migrantenkinder mit Misshandlungen und schweren Züchtigungen in den Familien: 44,5 Prozent, zitiert nach Hans-Ulrich Jörges, Die vergrabene Bombe (1). Punkt »5.1. Häusliche Gewalt« stellt fest: „Migrantinnen sind vielfach in besonderer Weise von häuslicher Gewalt betroffen und besonders massiven Formen von innerfamiliärer Gewalt ausgesetzt. Diese Situation steht im Widerspruch zur deutschen Rechtsordnung (2).“

Die Mehrheitsgesellschaft fokussiert Zwangsheirat und Ehrenmorde mit gruseliger Lust in Büchern und Presse, aber sind diese bedauerlichen Missstände denn wirklich so tonangebend, vergessen wir dabei denn nicht, nach der Norm zu fragen? Das geplante Gesetz gegen Zwangsheirat betreffend habe ich das bei einer Anhörung so schon den nordrhein-westfälischen Landtagsabgeordneten gesagt, ich fragte sie: „Habt ihr denn keine anderen Sorgen?!“, was mir viel Kritik eingebracht hat. Notwendig ist es, die Norm, die Normalität zu betrachten, nicht die Extreme.

W.: Im Umkreis von wenigen Kilometern um den Ort des heutigen Vortrags sind innerhalb von fünf Jahren vier Frauen Opfer eines Ehrenmordes geworden. Mehrere Zwangsverheiratungen teilweise sechzehn- und fünfzehnjähriger Mädchen in der unmittelbaren Nachbarschaft sind ebenso nachweisbar wie einige versuchte Entführungen junger, erstmalig alleine wohnender türkeistämmiger Frauen durch ihre Brüder. Auch gibt es durch falsch verstandene Erziehung verursachte schwere Misshandlungen in Einwandererfamilien. Sozusagen im Schatten des Schulgebäudes, in dem Boos-Nünning gerade spricht, wirbt eine radikalislamische Gruppe für den Tschador oder gar für den Gesichtsschleier und verhüllt die eroberten Frauen tatsächlich bereits entsprechend. Soziologin Boos-Nünning wirbt dafür, all diese Verbrechen nicht wahrzunehmen. Damit arbeitet die „Migrationsforscherin“ beispielsweise frontal gegen das Projekt »Gewalt ist nie privat«, eine Kampagne des Sozialdienstes katholischer Frauen (3).

H.: Du hörst doch, wir sollen keine Extreme betrachten, nimm dir ein Beispiel an der optimistischen Migrationspädagogin und denke nicht so negativ.

W.: Danke, Karsten, danke Herr Ichhabenichtsgesehen.

H.: Und vergiss damit für einen Augenblick die elfjährige, in einer islamischen Imam-Ehe arrangiert verheiratete schwangere griechische Türkin, die dem Düsseldorfer Jugendamt bekannt wurde.

W.: Nie!

Viele Welten leben. So der Buchtitel von Yasemin Karakasoglu und mir. Es gibt religiöse Normen, mehr oder weniger verknüpft vielleicht mit sexuellen Normen.

H.: Allerdings, die Gottheit bekümmert sich um dein Genital.

W.: Die männerbündischen Stellvertreter Allahs kümmern sich besonders um das sexuelle Wohlergehen der schutzbedürftigen und wankelmütigen Frauen. Wie alle monotheistischen Religionen ist der Klerus, den es auch im Islam in Form von Imam, Scheich, Ayatollah, Mufti und Kadi gibt, sehr daran interessiert, was unter der ehelichen oder außerehelichen Bettdecke vor sich geht.

Die Mehrheitsgesellschaft neigt zu einer Haltung des Paternalismus und Eurozentrismus, des Mitleides und der Überheblichkeit. Das älteste dieser populärwissenschaftlichen Werke stammt von Andrea Baumgartner-Karabak und Gisela Landesberger (Reinbeck 1978), dessen Titel bereits auf die destruktive Richtung der Diskussion der nächsten Jahre verweist: „Die verkauften Bräute: Türkische Frauen zwischen Kreuzberg und Anatolien.“ Dieses Klischee: türkische Mädchen und junge Frauen seien traditionalistischer als Deutsche. Es wird angenommen, dass die weiblichen Einwanderer unter der Verschiedenheit der Kulturen leiden würden. Das ist falsch, die leiden nicht. Das seitens der nichtmuslimischen Mehrheitsgesellschaft vermutete Leiden an konfligierenden Erwartungen wird vor allem oder ausschließlich den Mädchen türkischer Herkunft zugeschrieben und nicht selten auf den Islam zurückgeführt.

H.: Da erklingt es, das Wort Islam. Doch nun? Boos-Nünning schweigt.

W.: Nur Islam, kein weiteres Wort zum Islam. Und schon gar kein kritisches. Wer jetzt noch etwas Ablehnendes über den Islam sagt, hat mit einer geballten Ladung an Vorwürfen zu rechnen, jedenfalls braucht er einigen Mut.

Auch gibt es bei Befragungen immer das Problem: Was genau wird gefragt, und wie groß ist die Gruppe der Befragten.

H.: Im Ansatz nett, doch vermute ich, dass Italienerinnen dieselbe Frage (etwa: sind meine Eltern autoritär) wesentlich anders auffassen als es Türkinnen tun.

Im Titel Viele Welten leben (bei Waxmann, Erstauflage April 2005) spiegelt sich die Souveränität wieder, mit der Migrantinnen in beiden Kulturen klarkommen, Dr. Berrin Özlem Otyakmaz beschreibt das passend als ein „Auf allen Stühlen sitzen“. Die Untersuchung Viele Welten leben befragt Frauen im Alter zwischen 15 und 21 Jahren. Rechtlich stellt sich zunächst folgende Frage zu den Männern und Frauen, die in den Westen einwandern, sind sie eingebürgert, haben sie einen deutschen Pass oder nicht? Für uns muss es besonders um die Kinder der Einwanderer gehen, die Töchter.

Da gibt es aus westlicher Sicht dieses Vorurteil, die Einwanderinnen seien traditionell, real ist, dass sie den Deutschen viel ähnlicher sind als oftmals vermutet. Es gibt „Muster“.

W.: Aha, Muster? Keine Vorurteile, bitte.

Es gibt „anti-traditionelle“ Muster, moderne Lebensweisen, das sind 73 %. Beispielsweise sagen 50 % der Befragten: das Vorschulkind leidet, wenn die Mutter nicht dauernd da ist. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird jedoch persönlich bejaht.

W.: Meint Boos-Nünning jetzt die erwünschte politische Forderung nach der genannten Vereinbarkeit, den verinnerlichten Wunsch oder die persönlich (jetzt oder morgen) gelebte Realität? Das wird überhaupt nicht klar.

H.: Wird ein solcher Wunsch einer sehr jungen Frau denn in den folgenden Jahren auch verwirklicht werden können oder wird die junge Frau im Namen von Religion beziehungsweise Ehre am Geldverdienen gehindert und de facto ins Haus gesperrt werden?

Arbeitskräftewanderung wird als Wanderung von Männern verstanden. Das ist ein falsches Bild, ich erforsche das seit 1971. Die Einwanderer der ersten Jahre waren zu 25 % weiblich!

H.: Autonome anatolische Frauenpower oder aber für die in Bezug auf die Jagdgründe global denkende, jedoch kulturell archaisch gebliebenen Sippe Geld verdienen? Und wie rasch wurden die in Almanya arbeitenden Fabrik-Frauen vom nachrückenden „männlichen türkischen Überwachungsstaat“ eingefangen und in patriarchalisch definierte, relativ schariakonforme Ehen gezwungen?

W.: Nicht wenige türkeistämmige Familien der ersten Migrantengeneration hatten in der Türkei in größtem Elend gelebt, waren unterernährt. In Deutschland Geld zu verdienen war der Ausweg, dieser absoluten Armut zu entrinnen.

Man heiratet inner-ethnisch oder inter-ethnisch. Unabhängig davon gibt es auch die transnationale Ehe.

H.: Wie wär`s mit Heirat aus Liebe?

Die Einwanderinnen bekamen Kinder, darunter natürlich auch Töchter, und Bild des vom Vater abhängigen, im Konflikt zwischen heimatlichen und deutschen Normen lebenden Mädchens ausländischer Herkunft bestimmte jahrelang die Diskussion. Dieses Stereotyp wurde durch eine Vielzahl von Arbeiten verbreitet. Wir müssen in Bezug auf die türkischen Mädchen und Frauen und ihre Partnerwahl fragen: Was möchten die denn? Der überwiegende Teil von ihnen will keinen Deutschen heiraten, Ausnahme sind die Italienerinnen.

H.: Der überwiegende Teil will einen Türken heiraten. Frau für Frau, ganz zufällig.

W.: Immer diese Muster.

Es ist belegbar: Auch die einheimischen, die deutschen Männer wollen keine Frau mit Migrationshintergrund heiraten. Es gibt Barrieren der interethnischen Eheschließung.

H.: Wie die Katze um den heißen Brei.

W.: Boos-Nünning verschweigt uns, worum es wirklich geht: Die Scharia verbietet, dass ein Nichtmuslim eine Muslima heiratet. Der männliche Deutsche müsste zum Islam übertreten, eine anschließende Apostasie ist ihm dann schlichtweg verboten und würde sehr wahrscheinlich ein Leben im Untergrund bedeuten.

H.: Unsere Sexualpolitikerin vermeidet die Forderung aufzustellen, dass jeder junge Mensch das Recht auf eine selbstgeschriebene Biographie hat, also auch auf eine autonome sexuelle Biographie.

W.: Und selbst wenn wir den Wunsch nach Heiratsvermeidung mit einer „fremden Ethnie“ nachweisen können, ist es nicht unsere Aufgabe, das individuelle Mädchen und den einzelnen Jungen bei jedem Bestreben nach „interethnischer“ Beziehung zu unterstützen? Soll Deutschland in einen Flickenteppich kulturell und damit auch heiratsbezogen voneinander abgekoppelter Stämme zerfallen, wollen wir die sexualpolitische Apartheidsgesellschaft, wenig zufällig nach dem Muster der arabischen Dhimma und osmanischen Millet?

Viele Untersuchungen kommen zu dem Ergebnis, dass türkische Kinder und Jugendliche nicht mehr belastet sind als deutsche, so auch eine 1992/93 von Renate Schepker (1995) an der Kinder- und Jugendpsychiatrischen Klinik Essen durchgeführte Untersuchung, die sich ganz besonders auf Externalisierung oder Internalisierung von Normen richtet. Schepker ermittelt, dass sich Mädchen türkischer Herkunft nicht externaler als Jungen der gleichen Ethnie einstufen. Dieses spricht gegen die Alltagsdeutungen, die von den angeblich so hilflosen Mädchen türkischer Herkunft ausgehen, die „wenig Zukunftsperspektiven und kaum Möglichkeiten zur aktiven Lebensgestaltung“ haben. Es stimmt einfach nicht, dass türkische Mädchen ein „passives Bewältigungsverhalten“ zeigen und sich ihr Verhalten in „Gehorsamkeit, Duldsamkeit und Zurückhaltung“ äußere oder dass sie „im Vergleich zu Jungen eingeschränkte Möglichkeiten im sozialen Handeln“ hätten. Wir müssen uns das so vorstellen, dass die türkischen Mädchen glücklich aufwachsen. Die sind nicht unterdrückt.

W.: Wenn sich türkeistämmige Schülerinnen verzweifelt und Hilfe suchend an ihre Lehrerinnen wenden, weil sie gerne an der Klassenfahrt teilnehmen möchten, dann sind sie nicht unterdrückt?!

H.: Sie sind es – und Boos-Nünning leugnet es.

Was die Berufswahl und Berufswege der Migrantenfrauen betrifft, gibt es keine allzu großen Unterschiede zu den deutschen Frauen. Transnationale Eheschließung ist etwa die hereingeholte, die nachgeholte türkische Frau, die Familienzusammenführung, bei einer Heirat mit einem womöglich längst eingebürgerten Türken in der Bundesrepublik oder das Einheiraten einer türkeistämmigen Schülerin aus Deutschland in eine Familie in der Türkei.

W.: Ärgerlich genug, der Brautkauf wird als Familienzusammenführung getarnt.

Türkische Mädchen wollen oft keinen türkeistämmigen Türken.

W.: Sommernachtsalptraum. Sie kriegen ihn trotzdem verpasst. Es gibt keinen Zwang im Glauben (4).

H.: Geliebte gehasste türkische Heimat. Jetzt aber Orhan Pamuk zu lesen, den Völkermord an den Armeniern zu bekennen und die Scharia auf den Müllhaufen der Weltgeschichte zu werfen, das schaffen Deutschlands Türken zu 99 % leider nicht, das Thema geht ihnen zu nah, sie kommen aus der Loyalitätsfalle nicht raus und müssten zugeben, von Eltern, Islam und Türkentum betrogen worden zu sein.

Es stellt sich die Frage nach der Selbstbestimmung bei der Eheschließung. Ich lege Wert darauf, zwischen arrangierter Ehe und Zwangsheirat zu differenzieren. Wir müssen uns das so vorstellen, in der arrangierten Ehe gibt es keinen Zwang. Die Ehe wird arrangiert, der Kontakt wird hergestellt. Das haben wir zu akzeptieren und ist ein Lebensmodell, das unsere gesamtgesellschaftliche Anerkennung verdient.

W.: „Der Kontakt wird hergestellt“, zwei Jahre dürfen sich die beiden, überwacht asexuell, kennen lernen, dann kommt die Freiwilligkeit von alleine. Andere „Kontakte“ zu Männern werden dem Mädchen verboten, damit ihr die Entscheidung nicht so schwer fällt. Manche Mädchen haben auch einfach blanke Angst davor, den Heiratskandidaten, Mamas Liebling, abzulehnen. Die Mutter ist eine türkische Institution (5).

H.: Zumal die Kostenfrage, der Brautpreis oder Brautdienst, durch die beiden Männerbünde bereits geregelt worden ist.

Immer, wenn das Mädchen das Recht hat, „Nein!“ zu sagen, haben wir eine arrangierte Ehe. Und wo es keinen Zwang gibt, können wir nicht von einer Zwangsheirat sprechen. Deutschland muss lernen, den türkischen Familialismus zu verstehen und zu akzeptieren. Pädagogik und Politik müssen versuchen, auch diesen Frauen gerecht zu werden. Die sind nicht unterdrückt.

Zehn Prozent der Mädchen akzeptieren die Mitwirkung der Eltern bei der Auswahl des Heiratspartners. Nur wenn wir die tradierte europäische Prämisse vom individualistischen Denken benutzen, erscheint uns die arrangierte Ehe als Zwangsheirat. Viele Migranten leben nicht individualistisch, sondern familialistisch.

W.: Individuelle Freiheit bildet aber gerade das Selbstverständnis unseres freiheitlichen demokratischen Staatswesens.

H.: Deutschland schützt keine Stammesrechte, sondern Menschenrechte, keine Stämme, sondern Bürger.

Dem so genannten ‚Traditions-Modernitäts-Paradigma’ unterliegt erstens ein westlich geprägtes Modell von Modernität und zweitens ein bipolares Denkmuster von ‚Tradition’ versus ‚Moderne’ – das die Welt entsprechend aufteilt. In diesem Paradigma ist u. a. die Annahme eines linearen Übergangs vom Nullpunkt der Einwanderung zur Endstufe der Integration in die Aufnahmegesellschaft implizit enthalten.

Dieser Übergang sei, so die Annahme, entsprechend mit einem Konflikt und einem so genannten Kulturschock verbunden, der die ‚kulturelle Identität’ des Migranten tangiere bzw. in Frage stelle und zu einer anomischen Situation führe. Entsprechend stellen sich Migrantenfamilien und ihre Sozialisationsbedingungen tendenziell als ‚defizitär’ heraus, oder auch, wie in einem aktuellen Bericht, als sehr traditionell, autoritär, rückschrittlich bis gewalttätig im Umgang mit ihren Kindern und Jugendlichen (so die Darstellung im Bericht des Berliner Forums Gewaltprävention [LkBgG], 2007). Dieses Paradigma hat sich in der Migrationsforschung seit langem als unhaltbar gezeigt und wurde vielfach enttarnt in der kritischen interkulturellen Diskussion.

H.: Boos-Nünning greift die Grundlagen des Aufklärungshumanismus an, wer jetzt noch universelle Menschenrechte einfordert, wird als Eurozentriker und Kulturrassist stigmatisiert.

W.: Sind Gutachten, Jahresberichte und Statistiken nicht genügend politisch korrekt, lässt man neue, passgenaue Expertisen erstellen. Die genaue Fragestellung einer Untersuchung oder Befragung ist in der Tat entscheidend.

Sechzig Prozent der türkischen Mädchen findet es in Ordnung, vor der Ehe mit dem Freund geschlafen zu haben, also können es maximal 40 % sein, welche die Virginität als persönlichen Wert bevorzugen. Im westlichen Kulturkreis ist das ja ganz anders, doch Virginität gilt den türkischen Mädchen und Frauen als etwas Besonderes.

H.: Jetzt wird es obszön, bei Zeus. Das Hymen wird politisch.

W.: Die Männer wollen unbeschädigte Ware.

H.: Das ist finsterste Steinzeit, was die Dame, da von sich gibt. Die in Essen-Altenessen geborene Ursula nahm 1965 im rheinischen Köln ihr Soziologiestudium auf, erlangte 1969 in Österreich den Grad eines Magisters der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften (Mag. rer. soc. oec.) und promovierte 1971 in Soziologie (Dr. rer. soc. oec.) an der Hochschule für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften in Linz. Die Akademikerin kehrte ins Rheinland zurück, rückte am 01.10.1998 zur Prorektorin der Universität Essen auf und wirkte um 2001 sogar als Rektorin dieser Hochschule.

Zur nachfolgenden Palastrevolte an der Essener Uni berichtete Armin Himmelrath (DER SPIEGEL) am 19.12.2001 (6) und 29.05.2002 (7). Das verarmende Nordrhein-Westfalen wollte die Hochschulen Duisburg und Essen fusionieren. Boos-Nünning fiel ihrem eigenen Senat in den Rücken und mauschelte bei dieser Elefantenhochzeit (Arrangierte Ehe? Ohne Zwang?) mit. Der wütende Senat wählte sie mit konstruktivem Misstrauensvotum und bei 15 zu drei Stimmen ab, ihre Verhandlungen mit dem Rektor der Uni Duisburg und dem NRW-Wissenschaftsministerium wurden bei allem Verständnis für den Druck aus Düsseldorf („Uns ist völlig egal, wie die Senate abstimmen. Die Fusion kommt auf jeden Fall, notfalls erzwingen wir das“) anständigerweise nicht hingenommen. Nun ja, dachte Ursula, dann eben wieder Migrationspädagogik, und so frönt die Altachtundsechzigerin auch sieben Jahre später dem Kult um den orientalischen Stamm und dessen viele fraglos ehrbare, zum arrangierten Zeitpunkt blutende Jungfernhäutchen.

W.: Ein besonders kultursensibles Element des Familialismus ist der Ehrenmord, wir müssen das so verstehen, die sind nicht unterdrückt.

H.: Roswitha, jage mir keine Angst ein, du redest schon wie Boos-Nünning.

W.: Man könnte sich an den Singsang gewöhnen. Ironie aus.

H.: Boos-Nünning war 1996 – 1998 Mitglied der Kommission zum 10. Kinder- und Jugendbericht, ab 1999 saß die Dame im Bundesjugendkuratorium, wo sie den Arbeitskreis Bildung leiten durfte.

W.: Boos-Nünning und Bildung?

H.: Das Fremde integrieren.

Türkische Mädchen akzeptieren die Virginität als Norm. Verglichen mit deutschen Mädchen sind diese Mädchen deutlicher religiös gebunden. Wir fanden heraus und können es wissenschaftlich belegen, Mädchen mit Kopftuch sind konventioneller.

H.: Nobelpreisverdächtig.

W.: Sie besitzen auch deutlich mehr Kopftücher, die Kopftuchmädchen.

Ja, die türkischen Mädchen, überhaupt die Mädchen mit Migrationshintergrund, haben deutlich konventionellere Vorstellungen. Etwa 80 % der deutschen Mädchen im Alter von 18 Jahren hatte bereits Geschlechtsverkehr. Hierin bildet sich auch die Stärke der religiösen Orientierung ab, die jungen Türkinnen sind eher religiös gebunden als die deutschen. Auffallende Religionsbindung haben auch die italienischen und griechischen Mädchen, von den letztgenannten sind, das ist in Deutschland vielfach eher unbekannt, viele Zeugen Jehovas.

Wir können bei den italienischen Mädchen nachweisen, dass gerade die starke Familienbindung, die wir als Familialismus bezeichnen können, den beruflichen Erfolg der Töchter garantiert.

W.: Je engmaschiger das würgende Fangnetz namens Familie, desto wahrscheinlicher die akademische Karriere der geliebten Tochter?

H.: Italienische Kinder haben ihre Eltern voll im Griff und den Rest der Verwandtschaft gleich mit. Nur bei den italienischen Zeugen Jehovas sieht es anders aus, da ist Familie fundamentalistischer Knast und Berufskarriere ohnehin nicht vorgesehen, noch nicht einmal für die Jungen.

Bei der Schule muss sich vieles verändern, um den Türken gleiche Chancen zu ermöglichen. Dasjenige Merkmal, das besonders augenfällig ist, entscheidet über die Exklusion – also beispielsweise die Geschlechtszugehörigkeit in einer gemischtgeschlechtlichen Schule oder die ethnische Zugehörigkeit in Klassen, die überwiegend aus nichtgewanderten deutschen Schulkindern bestehen. Die Möglichkeit, stereotypisierte Gruppen in einer homogenen Umgebung, zum Beispiel in monoedukativen Klassen, zu unterrichten, könnte gerade für die türkischen Mädchen sehr gute Chancen bereiten.

H.: Wozu bitte? Was denn sollen die Mädchen dämonisieren lernen, den angeblich von Natur aus alle Mädchen drangsalierenden, triebgesteuerten Jungen oder die eigene, angeblich wesensgemäß schutzbedürftige und zugleich verführerische Leiblichkeit? Nichts gegen eine gute (gleichheitsfeministisch gedachte, antisexistische, antipatriarchalische) Jungen- oder Mädchengruppe an einem Nachmittag in der Woche, doch Deutschlands türkeistämmige Mädchen haben wohl eher zuviel Geschlechtertrennung als zu wenig.

W.: Mehr Geschlechtertrennung? Verwechselt die Dame da nicht Schule und Koranschule? Wie wäre es, kein saudi-arabisches Schulkonzept der Mädchensegregation einzuführen, sondern allen Kindern und Jugendlichen beizubringen, niemanden zu erniedrigen, auch die kleine Kopftuchverweigerin nicht oder den kleinen Schweinefleischfresser?

Nun zu einem ganz schlimmen Thema, das es auch gibt. Zwangsverheiratung ist eine Menschenrechtsverletzung. Zwangsverheiratung verstößt gegen einen zentralen Bereich der persönlichen Lebensplanung.

H.: Weil meine fürsorgliche Sippe meine persönliche Lebensplanung übernimmt, kann ich nie zwangsverheiratet werden.

W.: Kein Individuum, kein Zwang. Frei Nach Boos-Nünning. Im Ernst und in eigentlich unnötiger Ausführlichkeit: weil jede arrangierte Ehe das Planen Dritter an meiner Lebensbiographie bedeutet, beeinträchtigt das Eheanbahnen stets meine persönliche Lebensplanung.

H.: Welches traditionalistisch oder islamistisch erzogene Mädchen wagt es denn, seinen Eltern zu widersprechen oder die Kerkermauer des Denkverbotes „Meine Eltern wollen nur mein Bestes, so sagen sie es selbst“ zu sprengen?

W.: Es liegt in der türkischen oder kurdischen Großfamilie immer ein mehr oder weniger starker Gruppendruck vor. Jetzt zu sagen, das wenig individualistische Mädchen leidet ja nicht so sehr, und genau das ist die Boos-Nünning-Logik beim Verteidigen der arrangierten Ehe, ist ein Abgrund an Kaltschnäuzigkeit.

H.: Das ist es: 100 % sind arrangierte Ehe, ein Drittel bei brutaler Gewalt also selbst nach Boos-Nünning als Zwangsheirat zu erklären, ein weiteres Drittel bei einem aus mittelalterlicher beziehungsweise schariatischer Sicht normalen Maß an Frauenunterdrückung, ein letztes Drittel bei nur ein wenig oder ganz klein wenig sozialer Einschüchterung und islampädagogisch erweckter Angst vor der bei irdischer Gehorsamsverweigerung im Jenseits zu erwartenden Höllenstrafe.

W.: In der freiheitlichen Demokratie müssen wir Pädagoginnen und Pädagogen uns gegen die arrangierte Ehe aussprechen dürfen. Boos-Nünning behindert unsere Arbeit.

H.: Die Migrationspädagogin schweigt zur islamischen Zweitfrau, zur arrangierten Drittfrau, zur islamrechtlichen Verstoßung (at-talaq, auch arrangiert) der Ehefrau und zum unbedingten Recht des Vaters auf („arrangiertes“) Verheiraten seiner jungfräulichen Tochter, ein Recht, das Allah jedem Vater (Wali Mudschbir) zubilligt, bei Bedarf eben ohne deren Zustimmung. Das alles ist Scharia, das ist Islam, …

W.: … dafür steht das Kopftuch. Boos-Nünning verheimlicht uns die Verwandtenehe, namentlich die Cousinenehe, ein ganz typisches türkisches oder kurdisches „Arrangement“, mit hohem Risiko, aufgrund zu hoher genetischer Verwandtschaft ein behindertes Kind zu bekommen.

H.: Cousinenehe, wenn ich geboren werde, ist schon klar, wen ich heirate. Alles ganz zwanglos. Eine Burka für Boos-Nünning.

W.: Die islamisch erzogenen Mädchen haben nie gelernt, Nein zu sagen. Wie sollen sie sich der Erwartungshaltung und dem Druck der Kernfamilie und Großfamilie entziehen? Im Falle der Verweigerung des Heiratsangebotes wird jede Begegnung im Familienkreis zum Spießrutenlauf, Verwandten begegnet man weltweit überall, beim Türkeiurlaub ebenso wie in Deutschland im Bus oder Supermarkt, beim Arzt oder in der Uni. Es folgen zudem weitere Einladungen zu türkischen Hochzeiten, denen sich noch nicht einmal Männer entziehen können. Bei diesen Festen wird verkuppelt, im Islam ebenso wie im hinduistisch geprägten Kulturkreis, bei den Sikhs ebenso wie bei den Leuten aus Taiwan oder Tibet.

Mädchen wollen nicht unter ihr Bildungsniveau heiraten.

H.: Da trägt die familienseits arrangierte Herausnahme des Mädchens aus der deutschen Schule zu einer künftigen ehelichen Harmonie bei.

W.: Um deine verständlich, aber schwer erträgliche Ironie fortzusetzen: Auch besser erst gar kein Gymnasium besuchen, wer weiß, was das Mädchen da alles lernt.

Einerseits wollen sie früh heiraten, andererseits haben sie eingeschränkte Chancen und eingeschränkte Kontaktmöglichkeiten.

W.: Die Brüder kontrollieren die Deutschtürkin oder Deutschtunesierin auf Schritt und Tritt, ganz im Auftrag der Großfamilie, jedes Gespräch mit Jungen, gar „ungläubigen“, hat schlimme Bestrafung zur Folge. Aber wir lernen gerade: die sind nicht unterdrückt.

H.: Manche der arg vormodern überwachten türkeistämmigen Mädchen bereits im ersten und zweiten Schuljahr wollen, deutsche Lehrer übersehen das bisweilen, ganz zufällig allesamt nicht neben einem Jungen sitzen. Das müssen wir ansprechen dürfen, und genau da ist eine Professorin, die für die angebliche Nestwärme der Sippe und des Stammes („Familialismus“) schwärmt, kontraproduktiv und eine Gefahr für gelingende Integration.

W.: Boos-Nünning erreicht die Segregation, das will sie, und zwar sehr bewusst.

H.: Die Dame macht sich sehr schuldig daran, dass der politische Islam, der ja immer sittenpolitisch ansetzt, seine Macht ausbauen kann und dass die heutigen Mädchen und Jungen im Grundschul- und Unterstufenalter in zehn Jahren nicht in der kulturellen Moderne der vollen Menschenrechte und Grundrechte ankommen werden.

Wenn Mädchen, auch stark misshandelte, das Frauenhaus anrufen und erreichen, gehen sie zumeist rasch wieder in ihre Familien zurück. Die vermissen ihre Familie, die ihnen Halt gibt. Wir müssen den Familialismus verstehen.

Allgemein verbreitete Vorurteile sind jedoch von Dauerhaftigkeit und lauten immer wieder wie folgt: „dass die patriarchalisch autoritäre Familienstruktur der (türkischen) Migrationsfamilie eine Integration der Kinder in die deutsche Gesellschaft verhindere“, „dass die Erziehungsvorstellungen der eingewanderten Eltern nicht mit den deutschen Erziehungszielen und Normen in Einklang zu bringen seien“, „dass in Migrationsfamilien das Verhältnis zwischen den Generationen wegen der unterschiedlichen Sozialisation grundlegend gestört sei“ und „dass vor allem die Durchsetzung rigider, geschlechtsspezifischer Normen in den Familien zu einer grundsätzlichen Benachteiligung der Mädchen, Frauen, Töchter und Schwestern führe“. Die Wissenschaft hat dieses Konstrukt größtenteils überwunden und revidiert, sie zeigt mittlerweile ein erheblich differenziertes Bild der in Deutschland lebenden Migrantengruppen. Kontrastiert mit ernsthaften empirischen Befunden, erweisen sich solche stereotypisierenden Annahmen seit langem als Fehldiagnosen.

Leiden die türkischen Mädchen an ihrer Familie? Nein! Diese Mädchen leiden an den Zuschreibungen und Weiblichkeitskonstruktionen, die wir ihnen auferlegen! Griechische, italienische und vor allem türkische Mädchen in Deutschland leiden an den Beschränkungen, die ihnen die deutsche Gesellschaft auferlegt!

Wir müssen lernen, nicht immer nur auf die Familie zu sehen, sondern müssen die gesellschaftliche Benachteiligung beheben, die viel schrecklicher ist. Genau da ist viel zu tun. Ich Ihnen danke für Ihre Aufmerksamkeit.

W.: Wo geht es hier an die frische Luft, ich muss hier raus!

H.: Es gibt kein Problem mit familiärer Gewalt in den türkisch oder nordafrikanisch geprägten Straßenzügen, und wenn es doch eines gibt, sind die Urdeutschen daran schuld. Menschen mit einer derartig verständnisvollen Haltung wird sogar der an Süleyman Hilmi Tunahan und der unveränderlichen Doktrin der Diskriminierung (Scharia) orientierte İslam Kültür Merkezleri Birliği (IKMB), deutsch: Verband der Islamischen Kulturzentren (VIKZ) als Gutachterin wohlwollend dulden (8).

W.: Früher hieß das Fundamentalismus, Sexismus oder Apartheid, heute sagt man interkulturelle Kompetenz (9), (10).

*

(1) Die vergrabene Bombe

http://www.stern.de/politik/deutschland/zwischenruf/zwischenruf-die-vergrabene-bombe-634119.html

(2) Die deutsche Bundesregierung stellt fest: „Migrantinnen sind vielfach in besonderer Weise von häuslicher Gewalt betroffen und besonders massiven Formen von innerfamiliärer Gewalt ausgesetzt. Diese Situation steht im Widerspruch zur deutschen Rechtsordnung.“

http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Publikation/IB/Anlagen/auslaenderbericht-7,property=publicationFile.pdf

(3) Gewalt ist nie privat! skf-Kampagne

http://www.gewalt-ist-nie-privat.de/

(4) »Wenn muslimische Mädchen weinen«, für einen Zuwachs an Fundamentalismus, Patriarchat und Abschottung sorgt diese erbauliche Kurzgeschichte von Allahs Dienerin Sonia-Iman Rassoul

http://www.scribd.com/doc/3461782/Wenn-muslimische-Madchen-weinen-von-SoniaIman-Rassoul

(5) Necla Kelek zur Institution Mutter

http://www.chrismon.de/4557.php

(6) »Schallende Ohrfeige für Essens Rektorin«

DER SPIEGEL, Armin Himmelrath: „Ich bin nicht gewählt worden, um zurückzutreten“ – mit dieser einfachen Formel begründete die Essener Rektorin Ursula Boos-Nünning, warum sie nach der deutlichen Klatsche im Senat keinerlei Anlass zur Reaktion sah. Zwar hatten 11 von 19 Senatsmitgliedern die Rektorin zum Rücktritt aufgefordert und ihr explizit das Misstrauen ausgesprochen. Doch zur Abwahl wäre eine Zwei-Drittel-Mehrheit von 13 Stimmen notwendig gewesen. „Mit ihrer nicht vorhandenen Reaktion hat die Rektorin gezeigt, dass sie kein Interesse an demokratischen Prozessen innerhalb der Hochschule hat“, schimpfte ein studentisches Senatsmitglied.

http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,173564,00.html

(7) »Statt Fusion Putsch, Rektorin futsch«

DER SPIEGEL, Armin Himmelrath: Jetzt ist auch die Rektorin der Universität Essen ihr Amt los: In einem konstruktiven Misstrauensvotum sprach sich der Senat am Dienstagnachmittag mit 15 zu 3 Stimmen gegen Ursula Boos-Nünning aus, die erst vor zwei Jahren Rektorin geworden war.

http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,198364,00.html

(8) Boos-Nünning: Freundschaftsgutachten jedenfalls freundschaftliches Gutachten für den an Tunahan und Scharia orientierten VIKZ

http://www.swr.de/international/de/-/id=233334/vv=print/pv=print/nid=233334/did=4002986/egq2j6/index.html

(9) Der Boos-Nünning-Effekt ist hartgesottenen Pädagogen zur womöglich gewünschten weiteren Abhärtung dienlich und hat für Deutschlands Soziologen einigen Unterhaltungswert, leider droht er auch Folgen für unsere Politik zu haben. Was dem alten Orient seine Fatwa war, ist der Postmoderne ihre Expertise. Düsseldorf 2008: Expertise der Frau Dr. Leonie Herwartz-Emden, Philosophisch-Sozialwissenschaftliche Fakultät der Universität Augsburg: Interkulturelle und geschlechtergerechte Pädagogik für Kinder im Alter von 6 bis 16 Jahren. Expertise für die Enquêtekommission des Landtages von Nordrhein-Westfalen: „Chancen für Kinder“.

Scharia null Treffer, Islam und Kopftuch jeweils zwei und erwartungsgemäß ohne Aussage, 17 Treffer Boos-Nünning, da denkt man mit Grausen an den Namen Karakaşoğlu und siehe, auch 17 Treffer. Was ebenso wenig verwundert, wie die ständige Nennung »Viele Welten leben«, nun ja, ebenfalls 17 Treffer, was ein Gutes hat, denn den Landtagsabgeordneten bleibt der sonstige Unsinn der beiden Damen für dieses Mal erspart. Der buchgewordene Heuhaufen an denkbar unsinnigen Fragestellungen und nahezu aussagefreien Diagrammen: Ursula Boos-Nünning, Yasemin Karakaşoğlu: Viele Welten leben. Lebenslagen von Mädchen und jungen Frauen mit griechischem, italienischem, jugoslawischem, türkischem und Aussiedlungshintergrund. BMFSFJ: Berlin. Und hier zur krass korrekten Boos-Nünning-Verwendung, eine ganz echte Expertise. Suchfunktion getestet, Menschenrechte / Grundgesetz / Grundrechte jeweils 0 (null) Treffer, interkulturell mehr als 150 Treffer, man muss Prioritäten setzen, guckstu

http://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/GB_I/I.1/EK/14_EK2/Gutachten/ExpertiseHerwartz-Emden.pdf

(10) Landtag Nordrhein-Westfalen -33- Ausschussprotokoll 13/1454. Ausschluss für Frauenpolitik 15.02.2005, 40. Sitzung (öffentlich) the-ro. Als html-Version

http://209.85.129.132/search?q=cache:jCFTQZuGe_wJ:www.barbara-steffens.de/ZwHAusschProt.pdf+barbara+steffens+%22zwangsehen+verhindern%22&cd=1&hl=de&ct=clnk&gl=de

(10) Professorin wirbt für mehr schariakompatible Gesetze! Boos-Nünning 2005 vor dem Landtag NRW … werbend … für was wohl … für die arrangierte Ehe! Nachredner: Islampolizeifreund Bülent Arslan); als pdf

http://www.barbara-steffens.de/ZwHAusschProt.pdf