Der Pfahl der Scharia
Hatun Aynur aus Kreuzberg
1.
Hatun, die wollte es wagen
nach Freiheit stand ihr der Sinn
wollte kein Kopftuch mehr tragen
Lebenslust war ihr Gewinn.
Siehst du Pfahl der Scharia,
mit unsern Fesseln umschnürt?!
brechen wir jede Taqiyya:
ran an ihn – dass er sich rührt!
Du kommst zu mir – ich helfe dir!
Wir spüren Leid bei ihm und ihr.
Nur für ein selbst bestimmtes Leben
lohnt sich der Kampf. Das wissen wir.
Der Ruf nach Freiheit nie verhallt,
er bringt zusammen Jung und Alt.
Zukunft sich selber aufzubauen,
nicht irgendwann, vielmehr schon bald.
2.
Hatun war sechzehn. Die Eltern
fanden für sie einen Mann,
zwangen sie auch zu der Heirat
weit weg, in Nord-Kurdistan.
Und von dem Mann ward sie schwanger,
sah ihre Träume entflieh`n.
Sie floh die kurdischen Berge,
sie floh zurück nach Berlin.
Sie löste mutig ihr Kopftuch,
nahm Zuflucht im Frauenhaus,
suchte sich selber die Freunde,
da blieb die Drohung nicht aus.
Sie ging im Handwerk zur Lehre
stolz war sie auf`s eig`ne Geld.
Da sprach der Rat der Familie:
Nun sind Pistolen bestellt.
Refr. (leise)
Du kommst zu mir – ich helfe dir!
3
Februar war es, der siebte,
drei Mal der Schuss wiederhallt:
erst dreiundzwanzig, das war sie,
ihr Kind erst fünf Jahre alt.
Wer hielt die tödliche Waffe?
Wen soll bestrafen der Staat?
Drei ihrer Brüder verhaftet,
Einer gestand jene Tat.
Hatuns Tod, der muss dir sagen:
Geh keinen Meter zurück!
Nicht erst die Männerwelt fragen!
Zögern bricht dir das Genick.
Mögen sie zetern von “Schande!“,
kreischen “Ayip!“ schrill und laut.
Brich starrer Tradition Bande:
frei ist nur, wer sich vertraut.
Refr. (laut)
Du kommst zu mir – ich helfe dir!
Text gruppe pik 2007. Für Hatun Sürücü, die 2005 erschossen wurde. Gesungen wird dieses Lied auf die weltweit bekannte Melodie des antifaschistischen Liedes “L`estaca“ vom katalanischen Komponisten Lluís Llach
· · Von Herzen danke ich Kommentator kopte für die so zahlreichen, sehr wichtigen Hinweise und die klugen und überzeugenden…