Posts Tagged ‘Taqiyya’

Al-Ghazali am ZIIS

Oktober 18, 2011

أسنابروك

Osnabrück

Osnabrück und das erneuerte Mittelalter

Heilssicherung verhindert Wissenschaftlichkeit. Offener Brief zur Osnabrücker Tagung 900 Jahre al-Ġazālī im Spiegel der islamischen Wissenschaften – Perspektiven für eine Islamische Theologie in Deutschland. Von Edward von Roy am 17.10.2011

Blindes Vertrauen ist ein romantisches Ideal meist kurzlebiger Jugendgemeinschaften, das in privaten Freundschaften oder ehelicher Paarbeziehung seine Berechtigung haben mag, nicht aber im Berufsleben oder im wissenschaftlichen Diskurs. Daher gilt es, sobald Menschen konkurrierender Lobbygruppen einander begegnen, niemals zu vermuten, „alle Zweifel beseitigt“ oder vollumfängliche Harmonie hergestellt zu haben, was den Verzicht auf die eigene Kritikfähigkeit integrieren müsste. Die aus feudalen, sprichwörtlichen Herrschaftszeiten stammende Ortsbezeichnung Platz des himmlischen Friedens (Tiān’ānmén) zeigt mit getöteten Demonstranten, was verstaatlichte Beschwörung absoluter Eintracht meint.

Kein geringeres Versprechen aber als das einer die jenseitige Glückseligkeit vorwegnehmenden, unüberbietbaren Gerechtigkeit im Zusammenleben zwischen Männern und Frauen, Muslimen und Nichtmuslimen bietet uns der Vollender der koranbasierten Weltdeutung und Justiz an, der im Jahre 1111 verstorbene Abū Ḥāmid al-Ġazālī. Allahs Rede an Mohammed ist für Schriftgläubige keine Stichwortsammlung zum Ausdiskutieren, keine halbe Sache, sondern auf Dauer (bis zum Tage der Auferstehung) gültiger Befehl: „Was im Koran steht, ist das wortwörtliche Wort Gottes“, fasst der aufgeklärte Bassam Tibi das nicht zuletzt durch al-Ghazali verewigte Dogma zusammen.

Physikalische Kausalität rückt der mittelalterliche Theologe in die Nähe der Blasphemie, denn nicht die Naturgesetze seien es letztlich, die Wirkung haben, nur die Gottheit sei Ursache. Wer ausschließlich philosophisch denkt, gelte im Vergleich zu einem islambewussten Menschen im Diesseits und Jenseits als sittlich minderwertig – mit in jeder Hinsicht höllischen Folgen.

Wer am Sinn der Scharia zweifelt, dem mangele es an Verstand, wie Imam al-Ghazali dem Gottsucher nahe legt:[1]

„Die wirkliche Vernunft gestattet es, den Pfad der Glückseligkeit (the path of felicity) vom Pfad der Verdammnis zu unterscheiden.“

„Moralisch gute Gesinnung zielt darauf, jede schlechte Angewohnheit zu entfernen, wie das islamische Gesetz der Scharia gründlich aufzeigt. … Gute Gesinnung lässt einen die schlechte Gewohnheit so verabscheuen wie Schmutz.“

Gelingendes Leben ohne erfüllten Schariagehorsam wird in einem an al-Ghazali orientierten Islam unmöglich sein, den ein Handeln, was die Banden des Islamischen Rechts übersteigt, ist pflichtgemäß als dreckig und Ekel erregend zu empfinden. Ein an al-Ghazali orientierter Religionsunterricht dürfte die Kinder und Jugendlichen von der freiheitlich demokratischen Grundordnung mehr und mehr entfremden:

„Solange die Ausübung der islamischen Pflichten mit Kummer oder Widerwillen verknüpft bleibt, zeigt sich ein Charaktermangel, der den Weg zum Glück verhindert.“

Zu den Folgen für Kreativität und Geistesleben meint Soziologin Necla Kelek:

„Al-Ghazali war es also letztlich, der den Islam mit seiner „Widerlegung der Philosophen“ gegenüber jedwedem Zweifel versiegelte und die Religion damit in jenes Gehäuse verbannte, das ihr bis heute jede Möglichkeit zu Innovation, Weiterentwicklung und Modernisierung raubte. … Mit der Leugnung der Philosophie hat sich die islamische Welt letztlich vor fast eintausend Jahren aus dem kulturellen Diskurs in Europa verabschiedet. Der Islam hat sich in den letzten fast eintausend Jahren nicht nur der Philosophie, sondern auch den Naturwissenschaften verschlossen. Die Freiheit des Denkens verschwand unter dem Gebetsteppich.“[2]

Alle heutigen einflussreichen islamischen Strömungen haben keine andere Scharia im Programm als der vor neun Jahrhunderten verstorbene persische Staatsideologe und Religionspolitiker. Keine neuzeitliche auf dem Koran gründende Bewegung, von Necmettin Erbakans Millî Görüş bis zu den 1928 entstandenen Muslimbrüdern, von der an Maududi orientierten pakistanischen Jamaat-e-Islami bis zum saudischen Wahhabismus, will, etwa Frauenrechte und Meinungsfreiheit betreffend, eine grundsätzlich andere Islamische Ordnung (Nizam Islami, Hakimiyyat Allah) als jener al-Ghazali, der im Oktober 2011 in der Universität zu Osnabrück festliche Ehrung erfährt.

Die international aktive, Islam und Türkentum verherrlichende Millî Görüş bemüht sich gegenwärtig und nicht ohne Erfolg, ihre Unterwanderung der türkischen Regierung zu beenden, weshalb sich Ministerpräsident Erdoğan, der seit 40 Jahren Erbakans religiöser Bewegung angehört, selbstsicher als ein Anhänger der Scharia bezeichnete.[3]

Der einstige Außenminister Abdullah Gül ist heute Staatspräsident und wird von der BBC als „ex-Islamist“ bezeichnet. Früher stellte er klar:

„Der Islam regelt die weltliche Ordnung. Ich als Moslem glaube daran. In der Türkei gibt es Gesetze, die den Islam unterdrücken, und diese Unterdrückung muss aufgehoben werden.“

Dass die alle 80.000 türkischen Moscheen überwachende DIYANET, als deren deutscher Arm die DITIB fungiert, die schariagemäße (herabgesetzte, obszönisierte und dämonisierte) Frauenrolle propagiert, berichtete die Presse 2008:

„Es handelt sich um einen Leitfaden für das gute und vorbildliche Leben der muslimischen Frau. Flirten, so heißt es da, sei nicht mehr und nicht weniger als Ehebruch. Der Kontakt mit fremden Männern müsse generell vermieden werden. Der Gebrauch von Parfüm außerhalb des eigenen Hauses sei Sünde. „Frauen müssen vorsichtiger sein, sie senden besondere Reize aus“, so der Text weiter.“[4]

Der Islam von Scharia und Fiqh missbilligt jedes Familienleben oder jede Lebensführung, jede Religionskunde oder Islamforschung, die alle irdischen Belange nicht den repressiven Vorgaben des „außerweltlich-gottgeschaffenen“, dem Verstehen letztlich enthobenen Gottesgesetz nachordnet. Es stimmt, dass der abwechselnd als Mystiker oder Philosoph gehandelte Abu Hamid al-Ghazali dem Gottesfürchtigen den Weg in den Himmel nicht verbauen will. Jener allerdings hat sich, sozusagen als Gegenleistung, „weltlich-irdisch“ (sozial, politisch) durch absoluten Verhaltensgehorsam auszuzeichnen, einem Kodex gegenüber, der unbegreiflich bleiben muss und allein deswegen keiner Kritik bedarf.

Die nicht kodifizierbare Scharia wird durch Hisba (Orthopraxiedurchsetzung) und Da’wa (Mission) jedem Tugendverweigerer ausgesprochen (schmerzhaft) spürbar, ihrer systemeigenen Ganzheitlichkeit und Dynamik nach gleicht sie keiner Speisekarte, sondern versteht sich als Komplettangebot. Den Islam nicht falsch „interpretierend“, zurren Hisba und Da’wa als die Werkzeuge der unaufgeklärt-islamischen Disziplinierung zwischen Islamabad und Gaza-Stadt, Jakarta und Kairo in diesen Jahren dem freiheitsliebenden Individuum die Fesseln immer enger und stehen dem Aufbau von Bürgerrechten und Rechtsstaat schlicht im Weg. Ägyptens Verfassung stellt klar: „Der Islam ist Staatsreligion. Arabisch ist Amtssprache, die Hauptquelle der Gesetzgebung ist die Islamische Jurisprudenz (Scharia).“[5]

Wer unkritisch einen Theokraten wie al-Ghazali ehrt, den Großmeister der Schariapolitik, billigt den totalitären Islamischen Staat oder den religiös begründeten Rechtspluralismus, will also entweder das Kalifat oder den Ausstieg aus dem für alle geltenden einheitlichen und (jeden Menschen gleich behandelnden) Recht – oder hat vom Islam nichts verstanden.

Toleranz leben, Vertrauen wagen, aufeinander zugehen, das sind angemessene Wahlsprüche für mehrtägige Jugendfreizeiten, solange die universellen Menschenrechte auf der Seite der Veranstalter bekannt und gewollt sind oder, und von allen, wenigstens wie zufällig gelebt werden. An Lobbyisten einer auf Ungleichbehandlung (der Frau, des Andersgläubigen) beruhenden Doktrin wie derjenigen des Islamischen Rechts sollten Säkulare nicht tolerant, sondern ausgesprochen misstrauisch herangehen.

Redner und Teilnehmer der Tagung 900 Jahre al-Ġazālī im Spiegel der islamischen Wissenschaften – Perspektiven für eine Islamische Theologie in Deutschland sollten sich (oder wenigstens uns) die Frage erlauben, ob das zu einer offenen Begegnung unabdingbare Grundvertrauen angesichts der orthodox-islamischen Frauenfeindlichkeit und geheiligten Diskriminierung der Nichtmuslime angezeigt ist. Ein anderer Islam als derjenige von Scharia und Fiqh ist derzeit zwar mit sympathischen Einzelpersönlichkeiten anzutreffen, jedoch leider noch nicht organisierbar.

Wunderbare Dinge sollen nun von den in der BRD neu geschaffenen universitären Islamischen Studien ausgehen, eine neue Islamische Theologie gar, die nicht länger mit den Standards der Allgemeinen Menschenrechte (AEMR) kollidiert. Welche Gelehrten (‚Ulama, Sg. ‚Alim) den korangemäß (islamgemäß) auf die Scharia zu verpflichtenden Muslimen künftig die Rechtsgutachten (Fatwen) ausstellen sollen, ist unbeantwortet geblieben: Doch hoffentlich nicht diejenigen des, Scheich Yusuf al-Qaradawi nahe stehenden, European Council for Fatwa and Research (ECFR)?[6] Oder will man in Osnabrück dazu aufrufen, im Sinne eines selbst bestimmten Lebens jeden Fatwa-Konsum einzustellen? Haben sich Bülent Ucar („für eine authentische Entwicklung des Islams in Deutschland und Europa“) oder Mouhanad Khorchide („Dafür ist eine Zusammenarbeit mit den islamischen Religionsgemeinschaften geboten“)[7] jemals vom ECFR distanziert, werden sie eine Theologie erschaffen (was doktrinär nur Allah kann) und vermarkten können, die verlässlich gegen die mehr als unterschwellige Misogynie und Gewaltbereitschaft der Funktionäre von Muslimbruderschaft oder (muslimbrudernahem) ECFR anredet und erzieht?

Zugegeben etwas ungläubig haben wir vernommen, dass die Scharia jetzt den Banden der Grundrechte eingepasst werden soll. Das Streben mag die Öffentlichkeit an die beiden Konzepte von Euro-Islam erinnern, die Bassam Tibi säkular und nachhaltig rechtsstaatlich und Tariq Ramadan allahzentrisch und ein wenig revolutionär entworfen haben.

Tibi forderte vom europäischen Muslim den Verzicht auf installierte Islamische Justiz (Fiqh) und die Abkehr vom Islamischen Recht, damit die universellen Menschenrechte keinen Schaden nehmen:

„Im Euro-Islam gibt es keine Scharia und kein Dschihad. Viele Muslime sagen, ohne Scharia und ohne Dschihad gibt es kein Islam. Wenn sie ehrlich sind und informiert sind, was Scharia und Dschihad bedeuten, dann können sie leicht zum Ergebnis kommen: Scharia und Dschihad sind nicht verfassungskonform. Das heißt: Wenn ich an den Islam glauben will und will an Scharia und Dschihad festhalten, dann kann ich nicht auf dem Boden des Grundgesetz stehen.“[8]

Ramadan will den beibehaltenen islamischen Pflichtenkanon, das Strafrecht eingeschlossen, einer elitär betriebenen Debattenkultur unterziehen, das Ergebnis sei dann demokratiefähig:

„Meine Position ist, dass wir anfangen müssen, darüber zu diskutieren. Ich glaube nicht, dass die Umstände, diese Strafen wieder einzuführen, zurückkommen werden. Aber ich will mit den islamischen Gelehrten in eine kritische Diskussion treten, … indem ich die Idee vorantreibe, die Strafen zu suspendieren und den Dialog darüber zu eröffnen, was wir wollen. Ich weiß nur eines: Es ist unmöglich, sie anzuwenden, deshalb müssen wir es beenden im Namen des Islams.“

Die Religion des Islam scheint der selbsternannte Genfer Islamsprecher dabei als parallele Staatlichkeit zu begreifen, die sich zwischen Regierung und „Islambürger“ schiebt und alles Nichtislamische auf die jeweiligen Ergebnisse der Beratschlagung („Diskussion“) warten lassen darf. Zu einem unzweifelhaften Vorrang der AEMR gegenüber den Religionsgesetzen schweigt Ramadan. Auch zum Verzicht auf den Hidschab (Schleier, islamisches Kopftuch) oder für die Möglichkeit der Islamapostasie macht sich der Sohn von Muslimbruder Said Ramadan und Enkel von Hasan al-Banna, dem Gründer der Muslim Brotherhood, nicht gerade stark.

Das angeblich unbedingt und sofort in den Hochschulbetrieb zu integrierende „islamische Wissen“ ist aus Sicht der ‚Ulama das, was die Seele vor der ewigen Verdammnis rettet. Reinhard Schulze gibt sich optimistischer und redet von Islamischer Theologie:

„Islamisches Wissen soll durch einen akademischen Diskurs nicht nur verwaltet, sondern bearbeitet und weiterentwickelt werden. … Die Aufgabe, vor der wir heute stehen, ist die Integration der islamischen Selbstauslegung in das akademische Feld deutscher Universitäten.“[9]

Wer sieht Anlass zur Hoffnung, dass die an den deutschen Fakultäten für Islamische Theologe im Aufbau befindliche Imamausbildung und Ausbildung der Lehrer für einen Islamischen Religionsunterricht näher am Konzept des Göttinger Politikwissenschaftlers steht und weiter entfernt vom gleichnamigen Entwurf des Genfer Islamisten? Was Bülent Ucar (ebenfalls bei dradio) zu den Möglichkeiten der Theologiefortschreibung sagt, mag Spannung verbreiten, ist aber kein vorbehaltloses Bekenntnis zur Universalität der Menschenrechte:

„Es kann aber auch sein aufgrund der pluralistischen Gesellschaft hier im Westen, dass sich so etwas wie ein liberaler Islam entwickelt.“

Wer am 28.-30. Oktober 2011 im Osnabrücker Schloss Abu Hamid al-Ghazali als Beispiel träumerischer Mystik ausgeben will, lese beim illusionslosen Murad Wilfried Hofmann:

„Andernfalls müssten sie wissen, dass Islam selbst von Mystikern nie nur als eine Sache des Herzens verstanden werden darf, sondern notwendig die Unterwerfung unter das Gesetz, die Schari’a, impliziert.“[10]

Hofmann argumentiert völlig im Einklang mit al-Ġazālī, der den Trance-Techniken verzückter Gotteserfahrung gewisser Sufi-Gemeinschaften jeden Selbstzweck abspricht. Nicht Entrückung sichert das Heil, sondern soziopolitischer Gehorsam:

„Die Menschen schlafen, und erst wenn sie sterben, erwachen sie (people are asleep, and when they die they wake up). … Die Liebe zum Diesseits ist die Ursache aller Sünde, das Diesseits ein Ackerfeld für das Leben danach.“

„Voller Treue und Eifer soll der einfache Muslim die Gelehrten nachahmen, die Erben der Propheten. Die Gelehrten sollen die Gottesfreunde, Propheten und Engel bis zur Auslöschung aller menschlichen Eigenschaften imitieren, damit sie im Paradies zu menschengestaltigen Engeln verwandelt werden.“

Nur dem schariatisch korrekt Handelnden gelinge es in seinem Leben, die (das Seelenheil gefährdenden) Extreme zu vermeiden. Glauben heißt gehorchen! Das ist die Botschaft eines ernsthaft an al-Ghazali ausgerichteten Islamischen Religionsunterrichts (IRU).

Zur Ausbreitung der islamischen Seinsweise darf gelogen werden, stellt al-Ghazali fest.[11]

Wer die Islamische Ordnung aufbaut und seine Familienangehörigen und Nachbarn mit der Grundlage jeder Hisba-Tätigkeit, mit dem „Das Rechte gebieten und das Verwerfliche verbieten (Koran 3:110) zum „religiös richtigen Tun“ zwingt, sei gerade nicht gleichsam zu heiß oder zu kalt, sondern human und gemäßigt, habe sozusagen Körperwärme, wie Tugendtyrann al-Ghazali, die griechischen Philosophen zweckentfremdend, anordnet:

„Vollkommene Tugend ergibt sich dem Gottesfürchtigen ganz von selbst, die Wahrheit ist für ihn jederzeit und mühelos ersichtlich.“

„Ziel ist die Wohlausgewogenheit, das mittlere Maß, denn Übermaß wie Mangel sind meidenswert. Wir Menschen wünschen wohltemperiertes Wasser, nicht zu heiß und nicht zu kalt.“

Um die Frauenfrage war der vor 900 Jahren verstorbene Imam besonders bemüht, wie man im Al-Ḥyā ‚Ulūm ad-Dīn (Die Wiederbelebung der religiösen Wissenschaften) erfährt:[12]

„Sie muss im Hof bleiben und sich um die Wäsche kümmern. Sie darf nicht allzu oft ausgehen, muss einfältig und gutmütig sein, darf keinen allzu geselligen Umgang mit den Nachbarn haben und sie nicht öfter besuchen, als es absolut unverzichtbar ist. Sie muss sich sehr um ihren Ehemann kümmern und ihn respektvoll behandeln. Ohne seine Einwilligung darf sie das Haus nicht verlassen.“

Die Tagungsteilnehmer im Osnabrücker Schloss sollten sich umsehen, ob Exemplare der Spezies Frau unter ihnen anwesend sind, die gegen al-Ghazalis Vorgabe verstoßen und ohne Erlaubnis des Ehegatten gekommen sind. Wer das jetzt nur lustig findet, weiß nicht, was Islamisches Recht und Deutschlands Ehrenmorde miteinander zu tun haben. Unattraktiv muss die Tugendhafte wirken, anonym wie ein Zombie durch Nebengassen huschen:

„Dabei hat sie [beim Ausgehen, beim Verlassen des Hauses] abgetragene Kleidung anzulegen und sich nur auf unbelebten Straßen zu bewegen. Die öffentlichen Märkte muss sie meiden und sicherstellen, dass niemand sie an ihrer Stimme erkennt. Sie darf sich nicht an einen Freund ihres Ehemannes wenden, selbst wenn sie seine Hilfe gerade nötig hätte.“

Was al-Ghazali zur Frau im Islam predigt, ist kein „Islamismus“, sondern echter alter Islam.

Vor einer Zersplitterung des deutschen Islams warnend, lobt der 1984 in Lützelbach im Haus des Islam (Wolfgang Borgfeldt) weilende Hofmann den Islamfunktionär Ahmad von Denffer, der gerade seine sechs Jahre an der Maududi-orientierten britischen Islamic Foundation beendet hatte:

„Wenn alle diese Gruppen und Grüppchen und ihre fernen Mäzene sich dem Islam so verschrieben hätten wie Ahmad von Denffers Muslim-Gemeinschaft, dann würden sie an einem Strick ziehen. Wenn.“

Der radikale, aus Leicester heimgekehrte Konvertit bekannte sich später religiös zu palästinensischen Selbstmordattentaten („eine der höchst lobenswerten Formen des Gottesdienstes“), ganz nach dem Vorbild des Apostaten und Homosexuelle als tötenswert erklärenden Scheichs al-Qaradawi,[13] und ermuntert jeden deutschen Muslim, den säkularen Staat zu überwinden und: „diese Gesellschaft in eine islamgemäße umzuwandeln.“[14]

Gareth Jenkins (2010) unterschätzt den türkischen Ministerpräsidenten womöglich, der, die Unrechtssysteme Iran und Sudan betreffend, keineswegs betriebsblind ist, sondern politisch geschickt:

„Dass man die Länder des einstigen osmanischen Reiches an sich binden, zu deren ‚Gravitationszentrum’ werden will, das hat ja auch Außenminister Davutoglu immer ganz konsequent gesagt. Das ist Strategie. Aber ich glaube auch, dass es eine gewisse Blindheit, eine Naivität gibt bei Erdogan und der AKP. Sie sehen diese Regime nicht so wie sie sind. Es ist ein Ausdruck der mangelnden intellektuellen Tiefe Erdogans, er kann nicht erkennen, was böse ist im Sudan, weil er es durch einen muslimischen Filter wahrnimmt. Diese Leute können nicht schlecht sein, sie sind Muslime. … Das eigentliche Problem ist aber eine kulturelle Blindheit der AKP gegenüber muslimischen Extremisten. Man erkennt oft gar nicht, dass jemand ein potenzieller Terrorist ist, weil derjenige als frommer Muslim dasteht, und somit grundsätzlich akzeptabel erscheint.“[15]

Die größere „Blindheit“ oder Einfalt könnte viel eher auf Seiten des Islamische Studien empfehlenden deutschen Wissenschaftsrats (WR) liegen und bei den fünf Universitäten, die, durch den Staat mit jeweils bis zu 4 Millionen Euro gefördert,[16] um die rasche Ansiedlung von schariafreundlichen Studiengängen rangelten.

Falls sich Deutschlands Islamische Theologenausbildung als das Hofmannsche „an einem Strick ziehen“ erweisen sollte, als ein die Integration behinderndes und die Abschottung förderndes Hand-in-Hand-Arbeiten mit FIOE (Federation of Islamic Organisations in Europe) bzw. ECFR, wird es hilfreich sein, rechtsstaatliche Wege offen gehalten zu haben, um das waghalsige Experiment einer universitären IRU-Lehrer- und Imamausbildung zu beenden.

Religionslehre an öffentlichen Schulen darf nicht dazu beitragen, Rechtsstaat und bürgerliche Ordnung zu ironisieren und zu erodieren. Bevor die heutigen Islamverbände staatlicher Ansprechpartner für einen bekennenden Religionsunterricht sein können, ist der Verzicht auf die Wortwörtlichkeit von Koran und Hadith zu erklären. Der Aufbau von Fiqh-Justiz (Fatwa-basierten Schiedsstellen, Schariagerichtshöfen) darf nicht betrieben werden.

Edward von Roy

Diplom-Sozialpädagoge (FH)

Gabi Schmidt

Sozialpädagogin

[1] Aus dem Mīzān al-‘Amal (Waage-Skala des Handelns) stammen, wo nicht anders angegeben, auch die anderen Zitate. Eigene Übersetzung nach al-Ghazalis Criterion of Action bzw. Critère de l’action verschiedener Quellen, u. a.

Criterion of Action (Mizan al-‘Amal), bei: S. Dunya, Kairo 1964

http://www.ghazali.org/works/mizan-en.htm

Das etwas weltverachtende „alle Menschen schlafen“ (when they die they wake up) entstammt dem Hadith. Soll der an al-Ghazali geschulte Teilnehmer des künftigen IRU sich für einen Schlafwandler (sleepwalker) halten? “There is a hadith of the Prophet Muhammad, which is attributed also to Ali. He says that human beings are asleep. And when they die they wake up. So, there is this notion that human beings go through life as sleepwalkers, as people who are really not waking up to their own potential – to this power that resides within us.”

http://xeniagreekmuslimah.wordpress.com/2010/10/05/human-beings-are-asleep-when-they-die-they-wake-up-why-some-are-unable-to-understand-te-quran/

[2] Necla Kelek: Aus Muslimen müssen freie Bürger werden

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/freiheitspreis-an-necla-kelek-aus-muslimen-muessen-freie-buerger-werden-15935.html

[3] WELT 20.07.2007, Boris Kalnoky: Das System von Recep Tayip Erdogan

Zitat: „Gott sei Dank sind wir Anhänger der Scharia“, sagte Erdogan 1994 der Zeitung ‚Milliyet’. Der Satz daraus „unser Ziel ist der islamische Staat“, hat die Türkei erschüttert

http://www.welt.de/politik/article1042341/Das_System_von_Recep_Tayip_Erdogan.html

[4] DER SPIEGEL am 01.06.2008, Daniel Steinvorth: Wenn Frauen besondere Reize aussenden.

„Für andere Frauen, säkulare Türkinnen, kommt der Sittenkatalog einem Rückschritt in die Steinzeit gleich.“

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,556473,00.html

[5] Art.2. Islam is the Religion of the State. Arabic is its official language, and the principal source of legislation is Islamic Jurisprudence (Sharia).

http://www.egypt.gov.eg/english/laws/constitution/chp_one/part_one.aspx

[6] ufuq, bei bpb – „Qaradawi selbst gilt als Vordenker der islamistischen Muslimbruderschaft. Zwar präsentiert er sich als Verfechter der „wasatiyya“, einer „Mittelposition“, die nach einer gemäßigten Position zwischen den Extremen suche. Doch bekennt er sich zur maßgeblichen Rolle der Scharia im gesellschaftlichen Alltag. … Qaradawi ist auch Präsident des 1997 in Dublin gegründeten Europäischen Fatwa- und Forschungsrates (ECFR).“

http://www.bpb.de/popup/popup_druckversion.html?guid=2R8K3B

[7] IGMG 01.01.2011 Islamuntericht: Moschee und Schule ergänzen sich

Khorchide will, hier publiziert es die Millî Görüş: „dass sich der islamische Religionsunterricht an den Schulen und der Religionsunterricht an den Moscheen künftig gegenseitig ergänzen sollen.“

http://www.igmg.de/nachrichten/artikel/islamuntericht-moschee-und-schule-ergaenzen-sich.html?type=98

[8] Der europäische Islam (Michael Hollenbach, dradio 25.07.2009)

http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/religionen/1004570/

[9] „Was ist Islamische Theologie?“ Reinhard Schulze (Köln 13.07.2010)

http://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/Schulze.pdf

Während Schulze vor dem Wissenschaftsrat dozierte, protestierten Bürgerrechtler vor dem Tagungszentrum MediaPark

http://vafpage.de/aktionen.html#Juni

[10] Murad Wilfried Hofmann 1981, aus: Tagebuch. Dort liest man, was der gottesfürchtige Diplomat drei Jahrzehnte eher unter Wissenschaft zu verstand: „Oh ja, diese Soziologie argumentiert vom gewünschten Ergebnis her. Atheismus ist ihr nicht nur Arbeitshypothese, sondern Axiom. Wenn dies die herrschende Weltanschauung der gesamten westlichen Welt wird, dann gute Nacht auch für Europa.“

http://www.way-to-allah.com/dokument/tagebuchwilfriedhoffmann.pdf

[11] Frommes Lügen ist für die Ausbreitung des Schariagesetzes gestattet, sagt al-Ghazali:

“Know that a lie is not wrong by itself … We must lie when truth leads to unpleasant results.”

http://books.google.de/books?id=alSXCzWQmKcC&printsec=frontcover#v=onepage&q&f=false

[12] Eigene Übersetzung nach: « Elle doit rester au foyer et filer la laine. Elle ne doit pas sortir trop souvent. Elle doit être ignorante, ne doit pas être sociable avec ses voisins et ne doit leur rendre visite que si c’est absolument nécessaire. Elle doit prendre soin de son mari et doit lui témoigner du respect, en sa présence comme en son absence. Elle doit essayer de le satisfaire en toutes choses. Elle ne doit pas essayer de le tromper, ni de lui extorquer de l’argent. Elle ne doit pas quitter sa maison sans la permission de son mari … Elle devra revêtir de vieux vêtements et emprunter des rues désertes. Elle devra éviter les marchés publics et s’assurer que nul ne puisse identifier sa voix et la reconnaître. Elle ne doit pas adresser la parole à un ami de son mari, même si elle a besoin de son assistance.»

Aus : Revivification des sciences de la religion, cité par Ghassan Ascha, Du statut inférieur de la femme en Islam, l’Harmattan, Paris 1987, p. 41.

http://www.denistouret.fr/textes/al_Ghazali_Algazel.html

http://fr.narkive.com/2004/12/28/1753783-le-statut-inferieur-de-la-femme-en-islam.html

Zu al-Ghazali und die Frauen vgl. auch Describing Women and Their Good and Bad Points

Imam Ghazali: Counsel for Kings [Nasihat al-Muluk], London, Oxford University Press, 1964, pp. 158-173

http://www.globalwebpost.com/farooqm/study_res/ghazali/women_good_bad.html

[13] Qaradawi declared Hezbollah’s war a legitimate Jihad in accordance with Islamic law on his Web site, where he also stated, „It is the duty of every Muslim to support this resistance against the Israeli enemy.“ …

Qaradawi has also justified killing apostates and homosexuals. In an interview with the Egyptian newspaper Al-Ahram Al-Arabi in 2004, Qaradawi condemned apostasy and ordered the death penalty for those who stray from Islam. In 2003 Qaradawi stated on IslamOnline that the punishment of homosexuality is the death penalty.

http://www.adl.org/NR/exeres/788C5421-70E3-4E4D-BFF4-9BE14E4A2E58,DB7611A2-02CD-43AF-8147-649E26813571,frameless.htm

[14] bpb – Rainer Brunner zitiert Ahmad von Denffer:

„Hier hat der Wolf aber gehörig Kreide gefressen! (…) Niemand wird ernsthaft glauben, was der Zentralrat hier vorträgt. An der Forderung des Korans, danach zu streben, dass nach Allahs Wort zu entscheiden ist (Koran 5:44-50 u.a.), kann kein Zweifel bestehen. Mit seinem ‚Begrüßen’ des Systems der Bundesrepublik Deutschland wo ‚Staat und Religion harmonisch aufeinander bezogen sind’ rückt der Zentralrat aber eindeutig von dieser koranischen Maßgabe ab“

http://www.bpb.de/veranstaltungen/NTGHNT,0,0,Die_Islamische_Charta_des_Zentralrats_der_Muslime_in_Deutschland.html

[15] Boris Kalnoky für WELT-online am 25.01.2010, „Erdogan kehrt zurück zu muslimischen Instinkten“

http://www.welt.de/politik/ausland/article5970785/Erdogan-kehrt-zurueck-zu-muslimischen-Instinkten.html

[16] James Angelos am 03.08.2011, in: Germany Tries to Forge European Brand of Islam

Germany’s government is granting five of its public universities up to €4 million ($5.7 million) each to develop Islamic theology programs. The Osnabrück experiment, the first German university course of its kind, has gained a great deal of attention.

http://online.wsj.com/article/SB10001424053111903635604576476230269701982.html

Said Ramadan

April 6, 2009

سعيد رمضان

Said Ramadan (1926-1995),

europäischer Muslimbruder

Said Ramadan

Islamic Law

Ramadans Buch von 1961 gelesen

von Jacques Auvergne

25 Recht und Religion. Gesetzgebung in jeder Gesellschaft [bedeutet, dass] deren Mitglieder sich über ihr soziales Bedürfnis nach einer verbindlichen Rechtsordnung klar werden. Religion ist dagegen … eine göttliche Weisung, die für die Menschen verbindlich wird, ohne dass ihnen die Möglichkeit offen steht, selbst zu wählen und darüber zu diskutieren. Solche göttlichen Weisungen werden dann von der Geistlichkeit allein in die Hand genommen. Wie aber lässt sich nun das islamische Rechtswesen charakterisieren?

Durch unnatürliche Lebensweise, Legendenbildung und Korruption (25) sei es im Laufe der Menschheitsgeschichte zu einer Entfremdung (25) der beiden ursprünglich verbundenen Sphären Recht und Religion gekommen. Da nach der islamischen Doktrin der fitra jeder Mensch naturhaft Muslim ist, werden jüdische Textverfälschung sowie christliche Tradierung des verfälschten Textes bei der Etablierung des entfremdeten rechtlichen Denkens, wie es sich im islamfeindlichen Dogma der Trennung von Staat und Religion manifestiert, ihre verderbliche Rolle gespielt haben.

Zurück zu Ganzheitlichkeit, Naturreligion und gesellschaftlicher Harmonie führe nichts als die islamische Lebensweise, zu welcher auch die humanistisch-säkular angekränkelten Muslime mit den Forderungen al‑islām »dīn wa daula« (Der Islam ist Glaube und Staat) beziehungsweise al‑islām »huwa l‑hall« (Der Islam ist die Lösung) einzuladen (dawa) und zu ermahnen (hisbah) sind.

12 Nur die Scharī‘a (also Koran und Sunna) [bringt] den wahren Sinn des Gesetzes im Islam zur Entfaltung und [steckt] seinen rechtlichen Geltungsbereich ab. Durch den Ausschluss jeder anderen gesetzgebenden Gewalt außer der Scharī‘a wird sowohl das Konzept wie auch die Anwendbarkeit des islamischen Rechts vom Erbe verschiedener Einflüsse befreit, das sich dort angesammelt hat.

Es gelte, das System der islamischen Rechte und Pflichten (scharī‘a) von den Verschmutzungen der Jahrhunderte zu befreien. Der Dreck muss weg: Säkularität, allgemeine Menschenrechte, Apostasie oder eine Meinungsfreiheit, welche auch Islamkritik einschließt, all dies sieht Said Ramadan als einen die reine Sitte behindernden Schmutz an.

Demokratiegeschichte wird in dieser Betrachtungsweise zu kosmischem und sozialem Dreck, der im putzmittelgleichen Einsatz (hisbah, dschihād) für die wahre Lebensweise (islām) aus dem sich muslimisierenden Familienleben, Straßenzug oder Stadtviertel herauszuwaschen sei.

104 Der Islam betrachtet die Religion als den Bereich, in dem bewusst Verantwortung angestrebt und getragen wird.

Die Glaubensstarken als zur Machtergreifung berufen. Verantwortung klingt ja zunächst sehr mitfühlend. Die Nichtreligiösen sind in dieser Logik aus der gesellschaftlichen Verantwortung heraus zu drängen. Der Theofaschimus der Muslimbrüder wird als Bewegung der Sozialaktivisten dargestellt. In dieser Großzügigkeit verglich etwa die evangelische Pfarrerin und langjährige Islambeauftragte Dr. Beate Sträter („Zwischen Radikalisierung und Integration. Politischer Islam in Ägypten und christliche Befreiungstheologie in Brasilien“) den Muslimbruder Sayyid Qutb mit dem brasilianischen Befreiungstheologen Leonardo Boff.

Irgendwann haben die Glaubensbewegten den Marsch durch die Institutionen geschafft und sitzen an den ihnen von Allāh zugebilligten Hebeln der Macht. Oder, anders: Wer politisch herrscht, kann nur religiös sein. Auf diese Weise wird, ganz im Stil der antiken persischen Despotien, jede Herrschaft zur irdischen Frömmigkeit. Der fromme Tyrann als Stellvertreter Allahs auf Erden (Kalif). Islam als Politreligion und Herrschaftskult, Herrschaft als Gebet. Frauenunterdrückung als Gebet, Dhimmientrechtung als Gottesdienst.

106 Nichtmuslime in einem islamischen Staat. Die Errichtung eines solchen Staates [wird] als unabdingbar angesehen, in dem alle Lebensbereiche entsprechend dem islamischen Glaubensgehalt zu gestalten sind. … Wie sieht der Status jener Bewohner aus, die sich der Ideologie des Staates nicht anschließen?

Der unsichtbare Gott Allāh hat sich dafür den religiös diskriminierten staatsbürgerlichen Status des dhimmī ausgedacht:

109 Die Zugehörigkeit zum islamischen Staat wird den Nichtmuslimen entsprechend dem arabischen Konzept der ahl al‑dhimma oder der dhimmīs zugestanden, was soviel bedeutet wie »jene, deren Pflichten dem Gewissen und der Verantwortung des Staates oder der Nation anvertraut sind«. Sie werden auch als al‑mu’āhidūn, das heißt »die Vertragschließenden« oder »die Teilnehmer an einem Bündnis« genannt, denn ihre Zugehörigkeit zur Nation beruht auf Verträgen, die von ihnen oder ihren Vorfahren und dem islamischen Staat abgeschlossen worden sind.

Die Vertragschließenden, die Teilnehmer eines Bündnisses – das ist doch nicht etwa das, was unser Innenminister Dr. Wolfgang Schäuble gerade hinter seinen undemokratisch verschlossenen Palasttüren im Rahmen der Deutschen Islamkonferenz (DIK) austüftelt?

Nichtmuslime sollten äußerste Vorsicht walten lassen, wenn sie mit einer Politreligion verhandeln, die als Staatsgründung angelegt worden war. Wir dürfen vermuten, dass sich die religionsbedingt frauenfeindliche Islamische Weltliga und die gewaltbereite Muslimbruderschaft bereits heute im Sinne Said Ramadans als Islamstaat verstehen. Die islamische Orthodoxie gibt ihnen jedes Recht dazu. Denn die der Muslim World League (Rabitat al‑alam al‑islami[1]) oder der Muslim Brotherhood (al‑ichwān al‑muslimūn) angeschlossenen das heißt unterworfenen Islamverbände werden auch in Europa und Deutschland danach streben, Individualrechte (zunächst diejenigen für muslimische Frauen) aufzulösen und Kollektivrechten (Imam-Ehe, Apostasieverbot) zu unterwerfen.

Islamkritik wird (bewusst) fälschlich verstärkt als Rassismus oder Volksverhetzung bezeichnet werden. Was am 26. März 2009 bereits geschehen ist, an einem Tag, an dem die von der Organization of the Islamic Conference (OIC) vertretenen Staaten in Genf vor der UN fordern durften, künftig eine „feinfühlige Balance (delicate balance) zwischen Meinungsfreiheit und Respekt vor Religionen“ einzuhalten[2].

Delicate balance. Der anfallsweise sadistische Allāh, irdisch vertreten durch die OIC, strebt eben auch in den Vereinten Nationen nach zivilisiertem Feingefühl und interreligiöser Harmonie. Wer einen Schlag auf den Kopf bekommt, hatte vorher doch ohne Frage den Islam feindselig angegriffen.

Der politische Islam muss die Frau herabwürdigen, die Standards des Gleichheitsfeminismus oder auch nur der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (1948) kann der politische Islam von fiqh und scharī‘a nicht dulden und wird sie noch auf Jahrzehnte mit Schmeichelei (iham) und Lüge (taqiyya) angreifen. Die Kinder und Enkel der muslimischen Einwanderer werden sich von ihrer geistlichen Obrigkeit (Großmufti Cerić, Europäischer Fatwa‑Rat, Milli Görüş) mehr oder weniger stark erpressen lassen. Kräfte in allen bundesdeutschen Parteien und beiden großen deutschen Kirchen arbeiten dieser kalifatsähnlichen Struktur zu.

Skepsis mag zulässig sein, wenn sich ohne hörbare Distanz von Scharia und dhimma ein UN-Komitee „Allianz der Zivilisationen“ nennt, allein der verwendete Plural sollte Anhänger der universellen Menschenrechte alarmieren. Dieser UN-Behörde, deren Vorsitz ein UN-Generalsekretär und derzeit der ehemalige Präsident Portugals Jorge Sampaio hat, steht ein „Forum Allianz der Zivilisationen“ nahe, das von Spanien und der Türkei ins Leben gerufen wurde. Im April 2009 tagt das „Forum Allianz der Zivilisationen“ zum zweiten Mal und im zunehmend islamistisch geprägten Istanbul, prominentester Gast ist US‑Präsident Barack Hussein Obama. Obama fordert die Vollmitgliedschaft der Türkei in der Europäischen Union, was wir Europäer allerdings aus geographischen, historischen, finanziellen und islamkritischen Gründen sehr ablehnen.

Will das „Forum Allianz der Zivilisationen“ ein mit dem Gedankengut eines Said Ramadan völlig verträgliches weltweites Pseudo‑Kalifat errichten, in dem alle Muslime nach der „ewigen und unverhandelbaren“ (Cerić) Scharia leben dürfen und die Allgemeinen Menschenrechte von 1948 der Vergangenheit angehören werden? Wird das Forum Allianz der Zivilisationen zu einer antidemokratischen Waffe gegen Fundamentalismuskritik namentlich Islamkritik? Die pakistanische nation.com.pk vom 22.03.2009 nennt als Ziel des Forums den Dialog zwischen dem Westen und der muslimischen Welt – von Hinduismus, Shintoismus, Judentum, Atheismus oder Ex‑Muslimen ist ebenso wenig die Rede wie von Frauenrechten oder universellen Menschenrechten[3]. Das entspricht ärgerlich stark dhimma, beispielsweise dem in Said Ramadans Buch Das islamische Recht lobend erwähnte Vertrag von Nadschran (Nadschrān). Ort des Forums ist das luxuröse Kempinski-Hotel, gelegen im ehemaligen osmanischen Sultanspalast Çirağan[4].

Völlig schariakonform und ziemlich islamistisch zeigt sich seit einigen Jahren der UN‑Menschenrechtsrat, der am 20. April 2009 (vielleicht kein Zufall: Adolf Hitlers 120. Geburtstag) in Genf zur Durban-Nachfolgekonferenz genannt Durban II zusammentritt und den zu boykottieren verantwortungsvolle und freiheitlich-demokratische Stimmen wie Ralph Giordano, Seyran Ateş und Necla Kelek aufrufen[5].

114 Denn es besteht keinerlei Zweifel darüber, dass die ahl al‑dhimma Bürger des islamischen Staates sind. [Wobei] es eine gewisse Differenzierung zwischen muslimischen und nichtmuslimischen Untertanen gibt.

Staatsbürger wie die Christen von Nadschrān, dem im Süden des heutigen Saudi‑Arabiens gelegenen einstmaligen wichtigsten Zentrum der arabisch-byzantinischen Christen? Bis im Jahre 631 Feldherr Mohammed sprich der Islam kam und den Christen einen kultursensiblen Vertrag anbot. Gegen freiwilliges Bezahlen von abgepresstem Schutzgeld durften die Christen am Leben bleiben und, dem Rechtgläubigen zum abschreckenden Beispiel, ihrer sittlich minderwertigen christlichen Religion frönen. Das Abkommen von Nadschrān zu brechen hatte wenig später Kalif Uthman die von Allāh auferlegte schwere Pflicht (kismet). Said Ramadan hält das Bezahlen von Dschizya für völlig unvereinbar mit irgendeinem Zwang oder mit einer Demütigung.

120 Es ist auch völlig ausgeschlossen, dass dschizja den Nichtmuslimen dafür auferlegt werden könnte, dass man »sie leben lässt«. Denn im Koran heißt es ausdrücklich: »Und ihr sollt nicht das Leben töten, das Gott unverletzlich gemacht hat, es sei denn nach Recht«.

Nach Recht töten geht schon in Ordnung. Plausibel ferner: Ein toter Dhimmi kann keine Dschizya mehr zahlen. Also leben lassen, den Dhimmi. Und zahlen lassen schon, doch nicht, um ihn am Leben zu lassen. Alles klar?

120 Das Wesen der dschizja lässt sich am besten verstehen, wenn wir uns ins Gedächtnis rufen, dass Nichtmuslime nicht zum Wehrdienst verpflichtet sind.

… klar, die Juden und Christen dürfen im Islamstaat keine Waffen tragen. Nicht, dass die Ungläubigen auf dumme Gedanken kommen und mit scharfem Säbel ihre muslimischen Herren angreifen, hören wir weiter:

120 Das ist durchaus gerecht im Hinblick darauf, dass der islamische Staat auf einer Ideologie beruht, an die die Nichtmuslime nicht glauben.

Staatsbürger glauben nicht an den Staat? Müssen Ungläubige sein.

Doch kümmert sich der Muslim als solcher geradezu rührend um seine unmündigen Dschizyabezahler:

134 Es ist daher nicht zulässig, die Freiheit des Einzelnen in irgendeiner Weise einzuschränken, außer wenn er die ihm gesetzlich zustehenden Rechte auf Kosten der Rechte und der Unantastbarkeit anderer überschreitet oder die Interessen des Volkes durch ungesetzliches Handeln schädigt. Jede Einschränkung der oben erwähnten Freiheiten stellt eine Abweichung vom Wort und Gehalt des islamischen Rechts dar. Das Verantwortungsgefühl jedes Menschen sich selbst und Gott gegenüber, so wie es im Koran festgelegt ist, geht Hand in Hand mit der Achtung des Menschen und der menschlichen Würde, auf die jeder Anspruch hat.

Freiheit ja, soweit Allāh nicht sauer wird. Menschenrechte sind koranische Menschenrechte. Da wird dem Dieb auch schon mal eine Hand abgehackt oder der Islamkritiker (offensichtlich ein Mensch ohne „Verantwortungsgefühl“) bedroht oder ermordet.

134 Insbesondere bezüglich der nichtmuslimischen Bürger hat der islamische Staat darauf zu achten, dass ihre Rechte in jeder Hinsicht gut abgesichert sind.

Islam ist reinste Sozialversicherung! Die Barbaren kamen zu vorislamischen Zeiten der Unwissenheit (dschāhiliyya) auch sicherheitspolitisch nicht gut klar. Jetzt ist der Wachdienst in die Stadt eingerückt und wird das Schutzgeld abgedrückt.

135 [Pakistan 1951, islamische Verfassung, Artikel 7] »Die Bürger haben Anspruch auf alle Rechte, die ihnen vom islamischen Gesetz zugestanden werden, d. h. es wird ihnen im Rahmen des Gesetzes volle Sicherheit für Leben, Eigentum und Menschenwürde, Religions- und Bekenntnisfreiheit, Freiheit in der Glaubensausübung, freie Meinungsäußerung, Bewegungsfreiheit, Freiheit in Bezug auf den Anschluss an eine bestimmte Gemeinschaft, Freiheit in der Berufswahl, Chancengleichheit und das Recht auf Inanspruchnahme öffentlicher Einrichtungen und Dienstleistungen zugestanden.«

Alle Rechte, die islamgesetzlich erlaubt sind. Das ist der Schariavorbehalt, wie er nun auch in den gescheiterten staatlichen Neugründungen von Afghanistan und Irak alle Muslimas und alle männlichen und weiblichen Nichtmuslime diskriminiert.

Wer wie Abdul Rahman in Pakistan zum Christentum konvertiert, wird als geisteskrank erklärt oder relativ spontan durch Muslime getötet. Dem Islamapostaten gelang es glücklicherweise, in Italien Asyl zu beantragen[6].

135 [Pakistan 1951, islamische Verfassung, Artikel 11] »Alle Verpflichtungen, die der Staat im Rahmen der Scharī’a gegenüber den nichtmuslimischen Bürgern eingeht, werden in vollem Umfang eingehalten.«

Halbierte Grundrechte, diese aber bitte vollständig. Ein juristisch entrechteter geheiligter Status den Schutzbefohlenen (Dhimmis), dieser aber ist hundertprozentig zu gewährleisten. Wie Sie sehen: Islam gewährleistet. Mit gutem Gruß, Ihr Koordinierungsrat der Muslime (KRM).

115. Dschizja. Auf den ersten Blick mag es so aussehen, als handle es sich um eine ungleiche Behandlung vor dem Gesetz. Und es ist tatsächlich so, dass hier eine gewisse Ungleichheit vorliegt, doch nicht – wie wir noch sehen werden – eine Art von Ungleichheit, die man als »Diskriminierung« beschreiben könnte. … Viele Autoren, muslimische wie nichtmuslimische, haben die Einrichtung der dschizja missverstanden und sind sogar teilweise so weit gegangen, dass sie darin eine Beschränkung der vollen Staatsangehörigkeit auf die Muslime allein gesehen haben.

Said Ramadan verteidigt das angeblich von Allahgott erfundene steuerliche Apartheidssystem, das Nichtmuslime mit der Schutzsteuer dschizya[7] belegt. Immerhin gibt Ramadan zu, dass es in Bezug auf die islamisch definierten ethno‑religiösen Menschenklassen „gewisse Ungleichheit“ gibt.

Wie sagte es doch der gottesfürchtige Ayatollah Chomeini: „Juden und Christen sind dem Schweißgestank von Kamelen und Dreckfressern gleichzusetzen und gehören zum Unreinsten von der Welt[8]“. Da werden sie wohl eine Sondersteuer zahlen müssen, die sich aus den gewissermaßen hygienischen Gründen der „ewigen und unverhandelbaren“ (Cerić) Scharia banktechnisch nicht mit der gebetgleich reinigenden Sozialabgabe (zakāt, zakāh) der Muslime vermischen darf.

Islamstaat (islām) ist eben auch Finanztechnik (Islamic Banking). Muslimischerseits erbeutetes Raubgut jedoch wird durch das heldenhafte Tun gereinigt. Im Umlauf in dieser verschmutzten, verführerischen Welt ist jedoch auch dämonisches, dreckiges Geld. Letzteres nimmt der arabische (und nationalsozialistische) Antisemitismus gerne als jüdisches Geld an. Wie das Jerusalem Zentrum erforscht, gilt es in der arabischen Öffentlichkeit und Presse als völlig normal, die Juden als geldgierig und als mit ihrem (antiislamischen, widergöttlichen) Geld die Erde beherrschend darzustellen[9].

Der Islam kennt noch ein weiteres reinigendes, gebetgleiches Geld, die diyya[10]. Diyya heißt Blutgeld und ist im Koran für alle Zeit vorgeschrieben. Multikulturelle Islamversteher oder einfach Imame behaupten, die diyya sei eine Versicherungssumme und würde die ansonsten leider (ebenfalls koranische) Tötung des Mörders vermeiden helfen. In Saudi‑Arabien hat Allahs kultursensibel und differenziert gedachtes Blutgeld Verfassungsrang. Eine Tötung ist für den Islamgott eben nicht unbedingt dasselbe wie eine Tötung.

Rials – ermordet wurde – in Euro

100.000 Muslim, männlich 20.000

50.000 Muslima 10.000

50.000 Christ, männlich 10.000

25.000 Christin 5.000

6.666 Hindu, männlich 1.250

3.333 Hindu, weiblich 650

Das islamische Recht (Allāh, Said Ramadan) des Iran kennt neben der sittlich gebotenen halben Entschädigungssumme für die Frau gewisse verbotene (harām) Monate, in denen Kriegsführung (dschihād) islamisch traditionell als unschicklich gilt und in denen sich die diyya anständigerweise verdoppelt. Wer in den verbotenen Monaten einen Mord begeht, muss wohl einen besonders triftigen Grund für sein reinigendes Tun des Tötens (Ehre waschen, vgl. Ehrenmord) gehabt haben.

Der Staat Gottes auf Erden, Iran, bedenkt das Blut der Angehörigen der religiösen Minderheit der Bahá‚í als unrein (mobah), eine Ausgleichszahlung braucht nicht zu erfolgen. Blut ist für Allahgott eben nicht gleich Blut[11].

118. [dschizya] Das arabische Wort sāghirūn …, das »sich ergeben« oder »unterworfen sein unter« bedeutet, [ihm] wurde in vielen Übersetzungen dem Sinn nach etwas von Demütigung beigegeben. Aber … dasselbe Wort, das im Koran [in 7:119] gebraucht wird … im Zusammenhang mit den Zauberern des Pharao in dem Moment, als sie sich Moses unterwarfen, [damit also] muss der Gedanke der Demütigung ausgeschlossen werden; denn ihre Unterwerfung war ein von Würde getragener Akt des Glaubens, wenngleich sie dabei von Demut erfüllt waren.

Nun sprechen wir aber nicht vom Jahrtausend alten Ägypten, sondern von der dschizya der islamstaatlichen Dhimmis. Blumig plaudert Said Ramadan über die (was den Moses in Ägypten betrifft übrigens dem Judentum entlehnte oder vielmehr geklaute) Legende der höflichen Überreichung von Geschenken. Christen mögen an die heiligen drei Könige denken, die das neugeborene Kind Jesus beschenkten. Gemeinte menschliche Relationen der Wertschätzung, die islamrechtlich ganz anders gemeint sind.

Dem Wort sāghirūn (yaden wahum saghirun; an yad wa‑hum saghirun) braucht nicht erst, mit Ramadan gesprochen „in Übersetzungen etwas von Demütigung beigegeben zu werden“. Sāghirūn heißt knechten, erniedrigen, unterjochen, die Unterwerfung spüren lassen. Der geplant entwürdigende Bezahlvorgang der Juden und Christen bestand über Jahrhunderte aus einer öffentlichen Demütigung, in der sie, sich verbeugend, einen koranisch garantierten Stockschlag in den Nacken erhielten während sie den muslimischen Herrenmenschen ihren Tribut entrichteten. Said Ramadan bezeichnet derartige Menschenverachtung als „ein von Würde getragener Akt des Glaubens“, was für die islamrechtlich zum geheiligten Sadismus Befugten ja vielleicht zugetroffen haben mag. Das Tun der Opfer („wenngleich sie von Demut erfüllt waren“) hingegen als würdevollen Glaubensakt zu bezeichnen, sollten sich weder Nichtmuslime noch säkulare Muslime bieten lassen.

147 Wir kommen also zu dem Schluss, dass eine Differenzierung auf dem Gebiet des Personenrechts keineswegs als Diskriminierung aufgrund der Religionszugehörigkeit bezeichnet werden kann.

Aha, wir sollen die geheiligte Diskriminierung, die ein sich (berechtigt) auf Koran und Scharia berufendes islamisches Recht für jeden dhimmī beim Erben oder Heiraten vorsieht, nicht Diskriminierung nennen, sondern Religionsfreiheit. Islamjurist Said Ramadan betreibt die Wissenschaft der Zaubersprüche und verhöhnt die aus Allahs Sicht sittlich minderwertigen Europäer. Die allerdings Herrn Hassprediger Ramadan jetzt nicht des Landes verweisen, wie das vielleicht sogar Ägypten getan hätte, sondern derartigen Kulturrassismus beglückt entgegennehmen (Ramadans Doktorvater war der Kölner Professor Kegel[12]) und, je nach Jahrzehnt, als exotisch, multikulturell oder kultursensibel preisen.

147 [Die Differenzierung auf dem Gebiet des Personenrechts] ist im Gegenteil der in den juristischen Bereich übertragene Ausdruck einer ideologischen Koexistenz, die Hand in Hand geht mit der vollkommenen Integrität aller religiösen Gruppierungen, die innerhalb eines islamischen Staates leben.

Scharia für alle. Nur im Kalifat herrsche Religionsfreiheit. Die Täter-Opfer-Beziehung, wie sie der geheiligte Sadismus des orthodoxen Islam vorgibt, will uns Autor Ramadan als Lebensweise der Koexistenz verkaufen. Sicherlich, vor und vor allem nach 1933 begannen nichtjüdische Deutsche und deutsche Juden nebeneinander her zu leben (rassistische Segregation), verbunden durch ein einheitliches Rechtssystem, sozusagen in Koexistenz.

Liebe Miteuropäerinnen und Miteuropäer, der Islam ruft uns zur Eintracht auf: Koexistiert! Die dhimma oder das osmanische Millet-System als Referenzmodell der Multikultur anzubieten, diese zivilisierende Haltung konnte seit 2000 zunehmend unsere Kirchentage, Ausländerbeiräte und Islamseminare dominieren. Auf eine solche, zivilisierende Weise wird der Idealismus und Altruismus des Said Ramadan die Intoleranz der barbarischen Anhänger von universellen Menschenrechten, Gleichberechtigung von Mann und Frau oder Säkularität letztlich vielleicht doch noch erfolgreich überwinden können.

Gönnen wir dem praktizierenden Muslimbruder das Schlusswort an islamischer taqiyya:

133 [Es] dürfte keine Übertreibung sein, wenn wir zu der Schlussfolgerung gelangen, dass alle Grundsätze der Ethik und Menschenwürde gleichermaßen für die muslimischen wie auch für die nichtmuslimischen Untertanen des islamischen Staates Gültigkeit haben.

Bei der Werbung (dawa) für die schariatische Gegenkultur darf man schon mal kraftvoll lügen. Ramadan argumentiert andererseits völlig schlüssig, jeder von uns ist der totalitären islamstaatlichen Pflichtenlehre (Scharia) unterworfen.

Jacques Auvergne

Literatur

Said Ramadan: ISLAMIC LAW – IST SCOPE AND EQUITY. Bei P. R. Macmillan Ltd., London 1961. Ins Deutsche von Fatima Heeren als: Said Ramadan: Das Islamische Recht – Theorie und Praxis; bei Otto Harrassowitz, Wiesbaden 1979


Schäubles islamischer Religionsunterricht erschwert die Integration

April 5, 2008

صلح الحديبية

Vertrag von Hudaibiya,

Hudaibiya, Staatsvertrag mit Nichtmuslimen:

kann vom Imam jederzeit gebrochen werden

Ein Fach Islam ist

nicht schultauglich

Ein klares Nein zum

Islamischen Religionsunterricht

an staatlicher Schulen

Jacques Auvergne

Der traditionelle Islam folgt, nicht anders als die dynamischen fundamentalistischen Bewegungen, der bewährten Doktin der einstweiligen Anpassung. Im islamisch geprägten Teil der Zuwanderermilieus Westeuropas hat sich beides seit mindestens einer Generation intensiv verbunden, die Bildungsferne der oft dörflich geprägten Einwandererfamilien der Milieus der arrangierten Ehen mit den gut organisierten und moscheebetreibenden Kultur- und Sozialwerken. Dieses Amalgam aus Hinterwäldlerei und islamistischer Elite geht „legalistisch“ vor, das heißt: Versucht die Gesetze der Demokratie ironisch „auszulasten“ mit dem Ziel, sie zu überwinden, hin zu einer angenommenen „höheren“ Form von Zivilisation, die Kalifat genannt wird oder islamische Lebensweise.

Bereits Professor Bassam Tibi (Islam und Deutschland, Muslime in Deutschland) weist drauf hin, dass die Rechtsauffassungen des an der Scharia orientierten Fiqh-Islams mit der Demokratie nicht nachhaltig in Koexistenz leben können. Ein aus einem islamisch geprägten Land nach Europa einreisender Muslim, so Tibi sinngemäß, habe nennenswert große Teile seines Selbstverständnisses abzulegen, wenn er als „muslimischer Citoyen, muslimischer demokratischer Staatsbürger“ und damit als integriertes Mitglied der kulturellen Moderne mit Nichtmuslimen, Atheisten, Ex-Muslimen und Frauen selbstverständlich (und straffrei) leben möchte.

Innenminister Schäuble hält den Islam für schulfähig und möchte ihn an staatlichen Schulen unterrichten lassen. Das ist doch wohl noch auf einige Jahrzehnte abzulehnen, meinen Islamskeptiker.

Die kulturelle Moderne hat ein Islamproblem, gegen das sie die Islamresistenz eines „demokratischen Stolzes“ setzen müsste, wozu uns Tibi mit dem Begriff der europäischen „Leitkultur“ deutlich ermuntert. Diese Rolle aber einzunehmen oder die Worte „theokratischer Islam, Scharia, Islamproblem“ auch nur laut zu denken hindert sie eine Art emotionaler Blockade aus diffusen Schuldgefühlen und demokratischer Identitätsschwäche. Aus schlecht bewältigtem ehemaligem Eurozentrismus, wobei das politisch korrekte Exotisieren der „Fremden“ wiederum eine klammheimliche eurozentrische Arroganz darstellt, wie es sinngemäß Alice Schwarzer und Arzu Toker betonen.

Wollte der Islam unterrichtstauglich sein, müsste er sich glaubhaft von den meisten seiner Fesseln der Sunna (islamisches Brauchtum, alltagsprägende Überlieferung) und vor allen Dingen von den Dogmen der Scharia (angeblich: Gottes eigenes Gesetz) befreien. In diese Richtung mag der „Secular Islam“ um Irshad Manji oder Wafa Sultan denken, doch ist das für die Mehrheiten der deutschen Muslime kaum oder gar nicht nachzuvollziehen. Andere Muslime verlassen den Islam unter Lebensgefahr oder führen in unseren Städten ein zaghaft selbstbestimmtes Doppelleben, erwähnenswert hier zum Beispiel die Lebensweisen gleichgeschlechtlicher sexueller Orientierung, die es natürlich auch unter Muslimen gibt, für die der Islam aber, wie im Falle der Apostasie, die Todesstrafe vorsieht.

Es gibt also die „muslimischen Hedonisten“ mit den Sinnhorizonten des ökonomischen Erfolges oder der sexuellen Selbstbestimmung. Es gibt, nicht selten in denselben Straßenzügen, die Milieus der jahrhundertealten Zwangsehen beziehungsweise Cousinenehen. Hart agitierende Islamisten indes gehen auf Seelenfang und gründen fundamentalistisch (was sonst?) orientierte Kindergärten oder Moscheen und helfen mit, dass manch eine Ausbildung zum Dschihadisten bereits im Kindergarten beginnt und in der Unterstufe abschließt.

Alice Schwarzer hält interessanterweise den ‘Männlichkeitswahn’ für das Hauptproblem: Dschihadismus als Rückzugsgefecht der Extrem-Patriarchen, so Schwarzer sinngemäß. Damit wäre er, der (ab-erzogene) Männlichkeitswahn, auch Hauptstrategie der Lösung. Schwarzer ist Atheistin. Sie übersieht, dass der (imaginierte, aber schier unendlich starke) windige Gott Allah persönlich am Männlichkeitswahn erkrankt ist. Im Ernst: Das Problem ist, und da ist Schwarzer zuzustimmen, die ‘Gender-Spaltung’, die islamische traditionelle Mädchen- und Jungenerziehung, die voll und ganz in Koran, Scharia und Sunna verankert ist!

Auch deshalb darf es wohl keinen ‘islamischen Religionsunterricht’ geben, was unsere Regierung nicht verstehen möchte: Die Schule müsste Geschlechterrollen lehren, die dem Ansinnen der islamischen Geistlichkeit in Ghom oder an der Al-Azhar Universität von Kairo sehr entgegengerichtet sind. Welche Lehrerin oder welcher Lehrer soll das tun?

Kann, und das scheint Schäubles Hoffnung zu sein: Kann gerade der Religionsunterricht unter deutscher Schulaufsicht und in deutscher Sprache dafür sorgen, dass ein den westlichen Werten entsprechender Islam gelehrt oder erst einmal erfunden wird? Schäuble ist von rührender Zuversichlichkeit.

Die Anforderungen (an Pädagogik) scheinen mir zudem dieser Jahre im extrem steilen Sinkflug zu sein. Zugleich herrscht ein Klima, in dem sich jeder als ‘erfolgreicher Winner’, nicht als ‘Looser’ inszeniert. Irgendwann will die politische oder schulpolitische Kaste ‘erfolgreich’ sein. Das gleicht einer ebenso langsam wie unerbittlich vorwärtslaufenden Maschine, die sich womöglich „an Akten statt an Fakten“ orientiert.

Lehrerinnenkopftuch: Wie lange gibt es noch Beamtentum in Deutschland – wenn wir eine ‘Aktiengesellschaft Schule’ haben werden die sinnvollen Diskussionen gegen das Lehrerinnenkopftuch hinfällig sein. Kein ganz unwahrscheinliches Szenario, und dann sieht Schule aus wie in England: Ziemlich viel Tschador und Burka.

Zurück zur deutschen staatlichen Schule. Das heißt hier: Nach einigem rituellen Stirnrunzeln “IST” der Islam „schulfähig“, schultauglich. Wir säkularen Deutschen (jeder Religion) halten die notwendige Rolle, Gegendruck aufzubauen, nicht aus! Und verspielen die in eineinhalb Jahrhunderten mühselig erkämpften Standards.

Schulaufsicht: Ich weiß von Migrantenfamilien, die ihre Kinder jahrelang nicht zur Schule geschickt haben, das „lag“ zwar beim Jugendamt in der Akte, kam aber erst dann und sehr klein gedruckt in die Zeitung, als die Kinder ganz extrem straffällig wurden. Freilich, es gibt mutige Lehrerinnen und Lehrer, die erfolgreich um die Teilnahme von türkischen Mädchen an Klassenfahrt und Sexualkundeunterricht kämpfen! Es gibt aber auch Schulen, die gar keine Klassenfahrten mehr durchführen. Schulaufsicht? Prinzipiell passen wir den Lernstoff ‘nach unten an’, um überhaupt noch Noten verteilen zu können. Ehrliche Noten müssen wieder her, bereits ab dem zweiten Schuljahr.

Schulaufsicht? Seit wohl zwanzig Jahren versickern allsommerlich türkische Mädchen in arrangierten Ehen! Oder geben Mittel- oder gar Unterstufenschülerinnen ihr Kind als ‘Kind der besten Freundin’ aus. Soweit zum Thema Schulaufsicht.

Ganz verheerend dürfte sich der Gedanke des ‘ranking’ auswirken, der dieser Jahre bis in Fachhochschulen und Universitäten die Runde macht: Ein geradezu feudales Gerangel um Pfründe, der Transparenz und der Unbestechlichkeit nun wirklich nicht dienlich.

Das in konservativen türkischen Mädchen übliche Zwingen unters Kopftuch, kann das von einem islamischen Religionsunterricht irgendwie berührt werden? Nein, fürchte ich, der Lehrende müsste sich als relativer Kopftuchgegner positionieren. Soll eigentlich stundenweise Geschlechtertrennung kultiviert werden, für Koranliebhaber ebenso wie für Islamistenkreise weltweit geradezu ein Muss?

Islamischer Religionsunterricht: Gegen die Autorität der Imame? Wer will das leisten? Kopftuchlehrerinnen, Bärtige?

Historisch-kritische Methode, Textentstehung monotheistischer heiliger Schriften, den Koran als menschenseits handgeschrieben? Wer will das sagen, ohne Lebensgefahr? Muslime in Deutschland, ob pädagogisch ausgebildet oder nicht? Die müssen wohl erst noch geboren werden. Auch besteht die Gefahr, dass Koranschule oder Madrassa das ‘Original’ ist, Demokratenschule die Kopie oder die Taqiyya.

Dhimma, Dhimmitude auf dem Lehrplan? Oder die Absage an die gottgeschaffene Dhimma? Bitte, pädagogisch: Von wem zu leisten? Ohne Leibwächter und kugelsichere Weste … Versicherungen und Berufsgenossenschaften werden ihre Monatsbeiträge erhöhen müssen.

Steinigung als ‘Grenzverletzung’, als ’Hadd-Vergehen, Verletzung des absoluten Rechtes des Allah-Gottes’ auf dem Lehrplan? Nach dem Motto: “Lass` uns darüber reden, was macht das mit dir, was macht das mit den Christenkindern aus dem Nachbarklassenraum?“ Die andere Möglichkeit und demokratische wie pädagogische Pflicht: Steinigung als Irrweg darstellen, als vormodern, als barbarische Perversion?! Den Jungs und Mädchen, die dann in der letzten Reihe sitzen werden mit (so schon vorhanden) Fusselbart oder Extremkopftuch, und die ihre Lehrerin der Bid’a oder Ridda bezichtigen, bezichtigen müssen?

Die Option propagieren: “Eh, du darfst austreten aus dem Islam, lebe mal ein paar Jahre als Christ oder Buddhist oder jedenfalls Ex-Muslim, die kulturelle Moderne lässt das zu”? Ohne diese Worte aber ist “demokratiekompatibler islamischer Religionsunterricht” keinen Pfifferling wert oder er zersetzt das wissenschaftsnahe ‘Prinzip Schule’.

Die Schwierigkeiten werden deutlich. Gut, in hundert oder schon fünfzig Jahren muss so unterrichtet werden und, uns wäre es lieb, auch in Jakarta, Kairo und Teheran. Oder Istanbul. Viel Arbeit wird nötig sein, um das zu erreichen.

Ich fürchte, unsere “hohen pädagogischen Ansprüche” in Deutschland oder Europa halten dem HEUTE nicht Stand.

Wir leugnen (die) Schwierigkeiten. Probleme unter den Teppich zu kehren indes sind wir Schildbürger wahre Meister, man lese nur das Buch ‘Colonia corrupta’ (Rügemer), hoffentlich lesen wir Demokraten es intensiver als die Islamisten.

In Baden-Württemberg findet islamischer Religionsunterricht an zwölf Stellen bereits statt, zehn Mal sunnitisch, zwei Mal alevitisch. Angeblich ein weltzugewandtes Experiment, ein kreatives Provisorium, ein neugieriger Testlauf. Die ‘Projekt-Betreuer’ in Ministerium und Universität werden sich, von den Lehrern ganz abgesehen, weigern, das Experiment jemals freiwillig einzustellen oder als unbrauchbar zu etikettieren. Alle rollen begeistert die Augen: Erfolg, Erfolg, Erfolg! Es ist schon später als wir denken.

Die ministerielle bzw. administrative Blasiertheit der ‘Integratoren’ ist betonhart, und Entscheidungen finden in Hinterzimmern statt: Eigentlich undemokratisch, jedenfalls gefährlich intransparent.

Nun ja. Wie kriegen wir den islamischen Schulunterricht wieder aus der Schule heraus? Auch das ist zu bedenken, eine fast unüberwindlich hohe Hürde für uns sanften Gutmenschen. Es gibt Entscheidungen, die die Demokratie zu zerreißen drohen. Die Legalisten wissen das. Die Demokraten nicht.

Ich halte viel vom deutschen Schulsystem! Schule ist an vielen Orten mindestens so gut wie ihr Ruf. Überfordern sollte man sie allerdings nicht, die Lehrerzimmer können nicht ausbügeln, was das Parlamente versäumt.

Nötigenfalls haben wir aber auch das zu bewältigen. Nun, dann findet der ’schmerzliche Kontakt’ zwischen individualistischem Menschenbild und Scharia-Kollektiv eben im Klassenzimmer statt. Tut er ja.

Wozu haben wir Parlamente, Landtage, Rathäuser? Politik hat auch die Aufgabe, Wellenbrecher zu sein, Schutzräume zu schaffen und zu erhalten. Gerade der so sensible Raum des Erzieherischen muss solch ein geschützter Ort sein. Mit Angst lernt es sich schlecht.

Islam-Apostasie oder Islamkritik müssen in einer Demokratie, die diesen Namen verdienen will, ohne Lebensgefahr und auch für Jugendliche möglich sein. In der Praxis allerdings gibt mancherorts bereits die fundamentalistische Überwachung jedes Nonkonformisten den repressiven und schariafreundlichen Ton an. In vielen islamischen Teilen der Welt wird, ganz im Einklang mit Koran und Scharia, ein Apostat getötet. Deutsche Lehrer in Schäubles „Islamischen Religionsunterricht“ hätten ein am Islam subjektiv leidendes Individuum zur Apostasie zu ermuntern, jedenfalls religionskritisch zu begleiten. Welcher muslimische Lehrer will das wagen oder wird sich auch nur gestatten, islamkritisch denken?

Kein deutscher muslimischer Prediger erklärt den angeblich göttlichen Text des Korans als zeitgebunden. Die als historisch-kritische Methode bekannte wissenschaftliche Herangehensweise müsste auch in einem „Islamischen Religionsunterricht“ ihren Raum finden, soll dieses Schulfach nicht zur Gehirnwäsche verkommen und zum Heranzüchten fundamentalistischen islamischen Nachwuchses.

Die Gleichwertigkeit der Geschlechter und die Gleichwertigkeit von Menschen aller Religionen oder Nichtreligionen sind mit dem Ansinnen der weltweiten islamischen Geistlichkeit der Gegenwart wie der letzten Jahrhunderte nicht in Einklang zu bringen. Eine Frau erbt in einer im koranischen Sinne islamischen Gesellschaft nur halb so viel wie ihr Bruder und ihre Aussage vor Gericht gilt nur die Hälfte von der eines männlichen Zeugen. Eines von beidem also wird der Bundesminister des Innern in der Tat verändern: Den Islam oder die Demokratie. Ich fürchte: Letzteres.

„Islamischer Religionsunterricht“ gehört an die indonesische oder pakistanische Madrasa und macht den freiheitsliebenden Menschen dort Probleme genug, nicht jedoch an die staatliche Schule einer Gesellschaft, die eine Demokratie sein und bleiben will.

Jacques Auvergne

Kopftuch ./. freiheitlich demokratische Grundordnung

Dezember 14, 2007

حجاب

ḥiǧāb

Hidschab

Kein Kopftuch im öffentlichen Dienst

Von Ümmühan Karagözlü (2007)

Seit dem Richterspruch des Bundesverfassungsgerichts ist auch das bevölkerungsreichste Bundesland, Nordrhein-Westfalen, damit beschäftigt, eine Entscheidung zum Kopftuch bei Beschäftigten öffentlicher Institutionen zu fällen. Als Sozialpädagoginnen (verschiedenster Glaubensrichtungen), die berufsbedingt täglich auf muslimische Kommilitoninnen und Klientinnen treffen, können wir diesem Thema nicht gleichgültig gegenüber stehen.

Bezug nehmend auf unsere langjährigen Erfahrungen in der Kinder- und Jugend- und Schulsozialarbeit sowie in der außerschulischen Bildung möchten wir folgende Gedanken einbringen:

vor etwa vierzig Jahren kamen die ersten Muslime als Gastarbeiter in die BRD. Die damalige Bundesregierung lud diese Menschen nach Deutschland, zunächst meist türkischstämmig und fast immer männlich, da es unserem Land an (billigen) Arbeitskräften mangelte. Weil die Arbeitsmarktsituation noch recht entspannt war und ausländische Arbeitnehmer selbst als Ungelernte hierzulande mehr verdienten als zu hause, holten sie nach einigen Jahren ihre Familienangehörigen nach und bauten gemeinsam mit ihnen eine neue Existenz auf. Der Wunsch in die Heimat zurück zu kehren wurde auf unbestimmte Zeit verschoben, zumal das Wirtschaftswachstum weiter anhielt und für die teilweise bereits in der Bundesrepublik geborenen Töchter und Söhne qualifizierte Schulabschlüsse, interessante Ausbildungsmöglichleiten und attraktive berufliche Chancen lockten.

Bis etwa Ende der 90er Jahre war die Zugehörigkeit zum Islam für die in Deutschland arbeitenden, lernenden, studierenden und lebenden Muslime anscheinend so selbstverständlich, dass es ihnen nicht wichtig war, diese etwa durch Einhaltung strenger Bekleidungsvorschriften gegenüber der nichtmuslimischen Mehrheitsgesellschaft zu dokumentieren. Dies galt auch für die Anhängerinnen dieser Weltreligion, die als Studentinnen in die BRD kamen oder als Flüchtlinge und Asylbewerberinnen Zuflucht vor Verfolgung und Tyrannei suchten. Auch ist uns nicht bekannt, dass zu dieser Zeit die laïzistische Haltung des türkischen Staates kritisiert wurde.

Die hier ansässigen muslimischen Menschen lebten wie die südeuropäischen Gastarbeiter so unauffällig, dass zu Zeiten wirtschaftlicher Blüte und Vollbeschäftigung die bundesdeutsche Politik der Lebenslage dieser Mitmenschen keine Aufmerksamkeit widmete. Obschon selbst während der etwa Mitte der 80er Jahre einsetzenden Weltwirtschaftskrise und deren desintegrierenden Folgen längst nicht mehr mit einer Rückkehr dieser Bevölkerungsgruppe in ihre Heimat zu rechnen war, ignorierte die damalige Bundesregierung gleichermaßen den aufkommenden Unmut der Mehrheitsgesellschaft wie die sich verschlechternde Lebenslage der nicht europäischstämmigen (kleinasiatischen) Migrantinnen.

Viel zu spät bemühten sich beispielsweise Migrationsbeauftragte oder Fachausschüsse um eine erfolgreiche Eingliederung dieser Bevölkerungsgruppe. Vor allem die in vielfältigen Bereichen des Alltags, besonders aber bei der Arbeitsplatzsuche exkludierenden Folgen mangelnder Sprachkompetenz (zunehmend auch in der Muttersprache) wurde lange Zeit nicht beachtet. Zwar haben wir mittlerweile Politikerinnen mit Migrationshintergrund sowie Ausländerbeiräte. Viele von uns haben türkische Kolleginnen, marokkanische Kommilitoninnen und albanische Nachbarinnen. Doch ist es bisher nur in Ausnahmefällen gelungen, die aus islamisch geprägten Kulturen stammenden Familien wirklich in unsere offene Gesellschaft zu integrieren.

Ein deutlicher Beleg für diese These lässt sich am Beispiel der schlechten sprachlichen und sozialen Integration der zweiten und der dritten Generation türkischer Mitbürgerinnen festmachen, die eher Hauptschulabschluss oder auch gar keinen Schulabschluss erlangen. Diese zahlenmäßig große Gruppe lebt nicht selten in fast ausschließlich türkischen Straßenzügen, versorgt sich mit allen Artikeln des täglichen Lebens in den Geschäften ihrer Landsleute und konsumiert dank Satellitenfernsehen Information wie Unterhaltung in türkischer Sprache. Gerade für Frauen und Kinder bleibt die deutsche Sprache zunehmend Terra incognita. Auch trägt die erst seit wenigen Jahren wahrnehmbare Angst der Musliminnen vor Assimilation gewollt oder ungewollt zu einer Ghettoisierung bei, da wirklich tragfähige soziale Bindungen nur zu Landsleuten bestehen. Gespräche mit Deutschen werden auf ein Mindestmaß reduziert, offener Gedankenaustausch gar ist sehr selten.

Die halbherzig betriebene Integrationspolitik führte dazu, dass ein besonders hoher prozentualer Anteil der Migrantinnen und Einwohnerinnen mit Migrationshintergrund arbeitslos war und ist. Die beiden zuletzt geborenen Generationen stehen zudem vor dem Dilemma, von uns als Ausländerinnen gesehen und behandelt zu werden, während sie im Herkunftsland als ’Deutschländerinnen’ gelten. Es sollte uns daher eigentlich nicht überraschen, dass besonders für die dritte Generation einer Migrationswelle angesichts derartig verschlechterter Lebensbedingungen die Frage nach der eigenen Identität immens wichtig wird.

Derart durch düstere Zukunftsaussichten und tiefe Identitätskrisen verunsichert ist es nicht verwunderlich, dass es nach der Islamischen Revolution, Iran 1979, zu einer (vermeintlich) Gemeinschaft stiftenden Fundamentalisierung und Islamisierung insbesondere der unter 40jährigen Musliminnen überall in den Industriestaaten Europa gekommen ist. So ist zu beobachten, dass die Kopftuch tragenden Frauen, viele von ihnen hier geboren, im Straßenbild immer häufiger werden. Die Tatsache, dass nicht selten junge Musliminnen streng verhüllt mit Tuch und langem Mantel das Haus verlassen, während ihre Mütter in der Kleiderfrage die westliche Variante bevorzugen, ist ein unfreiwilliges Ergebnis derartig verfehlter Integrationspolitik und der gesamtgesellschaftlichen Kultur des Wegschauens.

Besonders betroffen macht uns allerdings die Beobachtung, dass seit etwa 2004 bereits sehr junge Mädchen nur noch mit der streng gebundenen Variante des Kopftuchs, welche Nacken, Hals und Dekolletee bedeckt und nur noch das Gesichtsoval frei lässt, aus dem Haus ihrer Familie heraus gehen. Selbst Zehnjährige mit Hidschab, wir meinen damit die Haube, die, aus einem Stück Stoff genäht Haare, Schultern und Oberkörper vollkommen einhüllt, erscheinen im westdeutschen Stadtbild. Dazu tragen sie nicht selten den oben bereits erwähnten, vor wenigen Jahren eigens entworfenen knöchellangen grauen oder schwarzen Mantel.

Dieses streng islamistische Outfit ist, wie wir meinen, für kleine Mädchen, die auch noch spielen und herumtoben sollten, unpraktisch und bewegungsfeindlich. Auch erwachsenen Frauen können mit diesem kaftanähnlichen Gewand ‚keine großen Schritte‘ machen. Zudem behindern diese Formen des Kopftuchs zweifellos Hör- wie Sehsinn der Trägerinnen und schränken das (Um-)Weltwahrnehmen der Mädchen und Frauen nicht unerheblich ein, besonders wenn auch der Blick züchtig gesenkt werden muss. Diese Kleidungsgewohnheiten erhöhen nicht nur die Unfallgefahren im Straßenverkehr (eingeschränktes Blickfeld), nein, jeder einigermaßen aufmerksame Mensch wird bestätigen dass Körpersprache und Auftreten sowie Denk- und Lebensgewohnheiten beeinflusst werden.

Schon diese oben beschriebenen Alltagsszenen deuten an, dass es bei der bevorstehenden Entscheidung des Landtages von Nordrhein-Westfalen um weit mehr geht als um die rechtliche Gewichtung des Staates zur weltanschaulichen Neutralität einerseits und das Diskriminierungsverbot eines nach Meinung der Anhängerinnen religiös zu interpretierenden Symbols einer monotheistischen Weltreligion andererseits. Hier steht wesentlich mehr als die Klärung dieser Streitfrage zur Entscheidung an!

Wie viele Politikerinnen und Bürgerinnen in der BRD sind wir der Meinung, dass Kleidungsstücke wie Hidschab und Türban (dazu gehören nach unserer Ansicht auch Kippa, Sikh-Turban oder Frömmler-Strickmütze der Islamisten) keine religiös zu interpretierenden Insignien sind, die unter das Benachteiligungsverbot nach Art. 3 GG fallen. Diese Ansicht lässt sich wie folgt begründen:

Nach wie vor sehen weltweit viele Musliminnen das Tragen des Kopftuchs nicht als religiöse Pflicht an. So schreibt Prof. Bassam Tibi in seinem Buch Der Islam und Deutschland – Muslime in Deutschland, dass er viele afrikanische und südostasiatische Gebiete islamischer Bevölkerung bereist habe, in denen Frauen mehrheitlich nicht Kopftuch tragen.

Auch in Europa und in der BRD ist die Gruppe derjenigen Muslimas, die sich nicht mit islamistischen Kleidungsvorschriften identifiziert, deren Mitglieder sich gleichwohl als gläubige Musliminnen bezeichnen, recht groß. Selbst im Koran wird man nach einem ausdrücklichen Kopftuchgebot vergeblich suchen (und nur im Hadith fündig), eher findet man dort Textstellen, die besagen, dass die Frauen keine auffällige Kleidung tragen sollten. Das Kopftuch selbst wird nicht erwähnt; Ralph Ghadban (Das Kopftuch in Koran und Sunna) hingegen weist auf die islamische Überlieferung hin. Wie aber kann es dann sein, dass gerade unter den jungen Muslimas der Anteil derjenigen, die zwar ihr Haar unter einem fundamentalistisch streng gebundenen Kopftuch verbergen, ansonsten aber bewusst erotische und den Körper in Szene setzende, hautenge Kleidung bevorzugen, so sehr groß ist (klappernde Stöckelschuhe, Top mit transparenter Spitze an Taille und Oberarm, Rock mit langen Seitenschlitzen)? Religiöse Motive scheinen diese Anhängerinnen des vermeintlich einzig wahren Glaubens wohl nicht gerade umzutreiben.

Unter Berücksichtigung solcher Beobachtungen und angesichts der Tatsache, dass sich selbst aus dem heiligen Buch der Muslime eine religiös begründete Verpflichtung jeder muslimischen Frau zum Tragen des Kopftuches nicht ableiten lässt, kann dieses ‚Stück Stoff‘ nicht als ein ‚eindeutig religiöses Symbol‘ interpretiert werden.

Im Konsens mit vielen Bürgerinnen und Politikerinnen in NRW und auch mit Blick auf die Bundesländer, in denen schon eine Entscheidung zum Kopftuch getroffen wurde, sind wir vielmehr der Ansicht, dass mit dem ‚Kleidungskodex der islamischen Renaissance‘ auch Haltungen einhergehen, die nicht schützenswert ist. Daher fordern wir die Landesregierung auf, sich bei ihrer Meinungsbildung keineswegs darauf zu beschränken, dass allein die Möglichkeit, dass ein Tragen des Kopftuches religiös begründet sein könnte, ausreicht, um eine verfassungsrechtlich nicht tragbare Beteiligung von kopftuchtragenden Lehrerinnen in staatlichen Schulen im Falle eines Kopftuchverbots abzuleiten.

Wir halten es für unverzichtbar, angesichts der Grundrechte der Kopftuchgegnerinnen wie auch der in dieser Frage Unentschiedenen abzuklären, für welche Strömungen (Politislam sprich Schariagesetz-Lobby; Traum vom erneuerten Kalifat), Lebenspraxen (Gewalt in der Erziehung, Zwangsverheiratung) und Geisteshaltungen (Verachtung von Andersgläubigen, Verbot der Apostasie bei Todesdrohung) das Symbol Kopftuch, das Prinzip Kopftuch eben auch gesehen werden kann. Sieht man sich im Straßenbild um, informiert sich oder spricht mit Vertreterinnen der beiden Meinungsfraktionen, spricht vieles dafür, dass ’dieses Stückchen Stoff’ für verschiedene Haltungen und Ansichten in Anspruch genommen werden kann. Doch sicherlich nicht für die Emanzipation der Frau.

Die demonstrative Unterwerfung unter eine Kleidungsvorschrift, die den äußerlich von Weitem erkennbaren Unterschied zwischen den Geschlechtern zementiert, als Ausdruck von Selbstbewusstsein und Gleichberechtigung zu werten hält nicht nur Frau Dr. Lale Akgün, MdB und langjährige Islambeauftragte der SPD Bundestagsfraktion für grotesk. Wer die Weiterentwicklung der Gleichberechtigung und Gleichstellung als wesentliches Ziel der Mitgliedsstaaten des Europarates anerkennt, kann eine solche Verunglimpfung und Verachtung der Frauen Iran, Afghanistan, Saudi Arabien und Algerien, die das Kopftuch eben nicht freiwillig gewählt haben, nur als zynisch ansehen.

Frauen, die behaupten, ohne Kopftuch würden sie sich nackt fühlen, geht es nicht alleine um Schutz. Nein, unausgesprochen unterteilen sie gleichzeitig ihre Geschlechtsgenossinnen in die Gruppe der Ehrenhaften und die der Unreinen, egal ob die Betroffenen Muslimas sind oder gar so genannte Ungläubige. Das Kopftuch, einschließlich der damit einhergehenden ‚Software‘, ist somit Symbol für die Spaltung der halben Menschheit in Sittsame, Tugendhafte sowie in verachtenswerte Sünderinnen. Die zunehmende Gewohnheit dieser Musliminnen, Männern prinzipiell nicht mehr die Hand zu geben (prominente Vertreterin: Fereshta Ludin), zielt in die gleiche Richtung: sie manifestiert für alle Umstehenden sichtbar der minderwertigere Stellung der Frau, die grundsätzlich als unrein gilt. Dieses (deutsche, europäische) Begrüßungs- und Verabschiedungsritual ist streng gläubigen Muslimas außerdem untersagt, weil selbst dieser harmlose Hautkontakt sexualisiert wird und Mädchen und Frauen unterstellt, wie eine Hure Männer zu verführen. Eine unserer Meinung nach kompromittierende Unterstellung.

Das Verhüllen der Haare kann also auch als Symbol für die Diskriminierung aller Menschen (also der muslimischen Männer) gesehen werden, die nicht bereit sind, sich dieser Frauen verachtenden Bekleidungsethik zu unterwerfen. Während eine große Gruppe von ‚Ungläubigen‘ Religionsfreiheit und das Recht zur freien Meinungsäußerung, d.h. auch Kritik an den religiösen Weltanschauungen, als demokratische Tugend (bekannte Persönlichkeiten erachtet (bekannte Persönlichkeiten wie z.B. Prof. Bassam Tibi, der Dalai Lama, Hans Jonas und Willigis Jäger gehören dazu), droht Schriftstellerinnen und künstlerischen Freigeistern wie Sir Salman Rushdie die Todes Fatwa. Für eine solche Geisteshaltung, für die das Kopftuch eben auch stehen kann, religiöse Toleranz einzufordern, halten wir für eine dreiste Provokation.

Wir alle wissen um die lebenslang prägende Beispielfunktion jeder Kindergärtnerin und Lehrerin, vor allem in Grundschulklassen. Daher müssen wir damit rechnen, dass nicht nur auf muslimische Kinder und Schülerinnen einer neben den Eltern und später der Peergroup so wichtigen Identifikationsfigur vorbehaltlos nacheifern. Eine Art textilen Ausweis der Reinheit und Rechtgläubigkeit (dazu gehören auch das islamische maskuline Gebetskäppchen und die jüdische Kippa) tragende Islamistinnen hätten dann in staatlichen Institutionen wesentlichen Anteil an der Interpretationshoheit ‚wahrer Religion‘. Sie würden jungen Muslimas verdeutlichen, wie sich ehrbare Mädchen und Frauen nicht nur ihren Glaubensbrüdern und -schwestern, sondern auch der Mehrheitsgesellschaft gegenüber kleiden und zu verhalten hätten. Damit würden wir ausgerechnet Fundamentalistinnen einen so wesentlichen Bereich wie die Deutung des (Um )Welt- und Menschenbildes in demokratischen Erziehungs- und Bildungsräumen überlassen.

Die gesunde, selbst bestimmte Entwicklung von Töchtern und Söhnen zu gesellschaftskritischen und demokratischen Persönlichkeiten, die ein auf dem Grundgesetz (Artikel 3 Absatz §) fußendes Frauenbild bejahen, sollte uns sehr am Herzen liegen. Nicht nur wir Pädagoginnen sollten uns verpflichtet wissen, jeder diesem Erziehungs- und Bildungsauftrag zuwiderlaufenden Entwicklung entschieden entgegenzutreten. Die seit wenigen Jahren von Islamisten propagierte Abmeldung vom Sport- und Schwimmunterricht sowie das Verbot an Klassenfahrten teilzunehmen, verhindert ein wesentliches Erziehungsziel: die gelingende Integration in die Klassengemeinschaft.

Der Gewissenskonflikt, dem junge Musliminnen, die ihre nicht verhüllten Mütter und Schwestern verachten müssten ausgesetzt sind, dürfte niemanden kalt lassen, schon gar nicht Abgeordnete einer demokratischen Landesregierung. Solch vorgeblich religiöse Kleidungs- und damit einhergehende Verhaltensvorschriften und Einstellungen sorgen für die Instrumentalisierung unserer Schulhöfe, Lehrerzimmer und Klassenräume durch die hart agitierende Minderheit der Fundamentalistinnen und verstoßen gegen Art. 3 Abs. 3 GG. Beides kann nicht im Interesse der Landespolitik sein und sollte durch ein entsprechendes Gesetz verhindert werden.

Das Verbot von Kopftuch und anderen aufdringlichen Symbolen sollte sich jedoch keinesfalls auf staatliche Erziehungs- und Bildungseinrichtungen beschränken, sondern auch im Gerichtssaal Anwendung finden. Dies halten z.B. für eine verfassungskonforme Verteidigung und Urteilsfindung für unumgänglich. Wir hätten Zweifel, dass ein Gebetskappe oder Turban tragender Anwalt beziehungsweise eine streng verhüllte Richterin aufgrund ihrer schon äußerlich sichtbaren fundamentalistisch religiösen Wertehierarchie zu einem Vergewaltigungsopfer oder zu einem homosexuellen Verdächtigen mit der gebotenen Objektivität Stellung nehmen kann.

Ümmühan Karagözlü

Diese Abhandlung wird von einer Autorin verfasst. Sie beschreibt und reflektiert insbesondere Lebenslage und Perspektiven von Frauen mit und ohne Migrantionshintergrund in der BRD. Zur besseren Lesbarkeit des Textes verwendet die Autorin generell die weibliche Sprachform (geschrieben: Sozialpädagoginnen, Bürgerinnen etc.), Männer sind ganz selbstverständlich mit gemeint.

Islam kritisieren – aber bitteschön: authentisch

Oktober 30, 2007

Subkulturen der Islamkritik

Europa reagiert. Verschieden

Islam braucht

Kritik

Mit oder ohne Bergführer?

Sich (s)eine Islamkritik erobern

Ein Essay von Thea Stavridis

Denken ist Topographie, das jedenfalls sagt der etwas in Vergessenheit geratene Psychologe Kurt Lewin sinngemäß. Wenn Menschen also denken, so Lewin, dann tun sie es in geometrischen Figuren. Lassen Sie mich dieses einmal auf Europas Islamkritik beziehen.

Erfolgreiche Islamkritik wird dem Montblanc gleichen, nicht aber dem Matterhorn. Warum?

Wir finden mit Montblanc und Matterhorn zweierlei Geometrie oder Topographie: eine prachtvoll gelassene mit breitem Gipfel auf der einen Seite und andererseits eine hektische spektakuläre Form der aufregenden Abgründe und Abstürze. Glücklicherweise entspricht die Meereshöhe der intellektuellen Höhe und vor allem dem Niveau der Herzensbildung. Das herzlose Matterhorn ist, nüchtern betrachtet, vergleichsweise mickrig.

Die höchsten Stellen des Montblanc weiten sich großzügig zu ganzen Hügellandschaften von Haupt- und Nebengipfeln, die auch an belebten Tagen (hoher Traffic) Platz bieten für viele Seilschaften verschiedener Kletterschulen. Und auch Einzelwanderer nimmt solcherlei Topographie stets heimatlich auf.

Ganz anders das Matterhorn. Diese Geometrie, die eigentlich nur aus Abgründen besteht, sie kann „ganz oben“ nur einem „Führer“ Platz bieten, der dich Kletterer dann, so lange er Lust hat, am „sicheren“ Seil hält. Du bist ganz schön … abhängig, hm? Eine pyramidenspitzenartige Form versinnbildlicht stets Hierarchie, Despotie, Undemokratie. Die Pyramide war schon immer das Sinnzeichen der Sklavenhaltergesellschaft. Sehr islamisch eigentlich. Ein Pharao ist seelisch uneuropäisch. Prinzip Matterhorn: Säkularität und Pluralität werden von herandrängenden Abgründen auf einem erbärmlich ungastlichen Gipfelplatz zurammen getrieben.

Lassen Sie mich die vier „Abgründe europäischer Islamkritik“ beschreiben, als Modell eignen sich die vier Himmelsrichtungen.

The North

Im Norden die Pickelhaube allzu übertriebener Heimatliebe sprich Xenophobie.

The East

Im Osten lauern die manichäischen „Strukturmuslime“ sprich Theokraten, das sind die Evangelikalen, die radikal-schriftgläubigen jüdischen Ultraorthodoxen, die monotheistischen Kreationisten, die Mormonen und viele andere.

The South

Im Süden das Eva-Prinzip, der Macho‑Heimchen‑Dualismus, die mittelalterliche Geschlechter‑Apartheid also von „Mutti‑Kult & Heldensöhnchen“. Geradezu schariakonform.

The West

Zuletzt im transatlantischen Westen das Wolfsgeheul der letzten verbliebenen Weltmacht, die imperiale Bush‑Konservative, jene Umweltzerstörer und Erdölkäufer, die nichts anderes vorhaben, als die Türkei in die Europäische Union zu bringen, um selber die „number one“ zu bleiben – dazu instrumentalisieren sie sogar das diffus islamkritische Fußvolk der westeuropäischen Zuwanderungsgesellschaften. Jene Bush‑Imperialisten, die 2007 aus militärischem Kalkül die türkische Leugnung des Armenier‑Völkermordes hinzunehmen wagten. Die Geschichte der Vereinigten Staaten wird sich, künftig, dafür noch zu schämen haben.

Vier Himmelsrichtungen …

… oder „Abgründe erfolgloser islamkritischer Haltung“ ergeben dem Segelnden oder Bergwandernden eine erstklassige Landkarte. Sogar Mischtypen lassen sich prima orten: „Oh nein, heute wieder Eine aus Südost“ chiffriert die patriarchale Eva‑Hermann‑begeisterte Kreationistin. „Der Sowieso ist ja so was von Nordwest“, denn Sowieso ist so xenophob, dass er sich von den US‑Imperialisten einspannen lässt. Ein „südwestlicher Kerl“ also ist? Richtig, ein germanischer Pascha mit Texas‑Cowboyhut. Yippiee! So viel Spott muss uns Demokraten erlaubt sein. Stichwort: Freiheit der Kunst.

Fazit. Ausblick

Wir islamkritischen Demokratinnen und Demokraten, wir dürfen uns gewiss nicht selbst zerfleischen, dafür ist die Gefahr des weltweit agitierenden politischen Islams viel zu ernst. Die Scharia bedroht alle europäischen Werte und Strukturen. Damit aber Islamkritik „nachhaltig“ d. h. erfolgreich ist, muss sie zur Selbstkritik fähig bleiben.

Thea Stavridis

Quelle: Theas Blog:

http://wer-sich-wehrt.blogspot.com/

Allahs Werbestrategen. Nebeldeutsch auf der Reklametafel

Oktober 28, 2007

Halbierte Moderne

mit elektronischer Lichtreklame ins Mittelalter

Österreich:

mit Leuchttafeln und

Plakaten für den Islam werben

Werbefeldzug

mit Kuschelhadithen

streut Sand in die Augen.

VIENNA — “He is not a true believer he who goes to bed well-fed while his neighbor is starving and he knows that.” This is the message Prophet Muhammad (peace and blessings be upon him) is sending to the people of Austria, both Muslims and non-Muslims.

The hadith is being displayed on 426 electronic, lightening and moving billboards decorating the streets of 12 Austrian cities.

It is also shown on information screens in ten metro stations in the capital Vienna.

This is part two of a much-praised campaign by Austrian Muslims to introduce the prophet and his merciful teachings to their fellow countrymen, through his calls for social solidarity irrespective of religious and ethnic affiliations.

Sheikh Mohamed Turhan, the chairman of the Islamic Federation in Austria, said this phase is costing nearly 90,000 euros, mostly donated by Muslim worshipers during the holy fasting month of Ramadan.

“We decided to go ahead with this after receiving countless letters, e-mails and phone calls from Austrians of all walks of life praising the first part of the campaign.”

Last year Austrian Muslims championed hundreds of ads with a prophetic hadith reading: “The best human being is the one who is most beneficial to mankind.”

It was widely covered by local and foreign media in the European country.

Muslim minorities in many Western countries have championed local know-prophet campaigns in response to some vile campaigns in the West, especially after the publication of the offensive Danish cartoons.

Welcomed

The campaign is winning the praise of non-Muslim Australians [sic; >Austrians].

“In a world governed my materialism, the needy yearn for someone to extend a caring hand to help make ends meet,” Katherina Ladsttter, a student, told IslamOnline.net.

“I hope the nice words of this saying turn into actions on the ground to help change our world.”

She believes the hadith and the campaign offer an image of Muslim quite different from that propagated by the media.

Max Schüler, an academic, shares the same view.

“The spread of good words in society, regardless of their source, promotes social solidarity and helps offer disadvantaged people a chance for a dignified life.”

The Islamic Federation in Austria is one of the biggest Muslim bodies in Austria, representing about 20,000 Turkish Muslims.

It offers social and cultural services to the Muslim minority and helps with its integration into society.

Austrian Muslims are estimated at 400,000, or nearly 4 percent of Austria’s 8 million population.

Islam, which was officially acknowledged in Austria in 1912, is considered the second religion in the country after Catholic Christianity.

Ahmad Al‑Matboli

Quelle:

http://www.islamonline.net/servlet/Satellite?c=Article_C&cid=1190886550228&pagename=Zone-English-News/NWELayout

Kommentar: Ümmühan Karagözlü

Dawa in Österreich. Unter Nutzung moderner Technik und PR-Strategien wirbt, wenn der obige Text keine Zeitungsente ist, die islamische Föderation in 12 Städten des Landes für den Islam. An Bushaltestellen, U-Bahnstationen und anderen öffentlichen Plätzen soll auf elektronischen Leuchttafeln und anderen Werbeflächen mit eigens ausgesuchten, publikumswirksamen „Kuschel-Hadithen“ die Schönheit des Islams gepriesen werden. Wie in der Welt des schönen Scheins üblich findet man kein Wort über das abschreckende, patriarchale andere Gesicht dieser Weltanschauung mit der Wertehierarchie der kulturellen Vormoderne. “Jihad der Zunge” Diese Sätze mögen polemisch klingen, es ist jedoch mehrheitsfähige Meinung, dass die Regeln der Scharia, des Korans und der Sunna in starkem Widerspruch zum aufgeklärten Humanismus und zur Demokratie stehen.

Ausgerechnet in einem Land, in dem das (katholische) Christentum so stark verankert ist wie in der Alpenrepublik Österreich, versucht sich die „Religion des Friedens“ in der hohen Kunst des Eindruckschindens und der Beeinflussung der öffentlichen Meinung.

Weltweit versucht die Überlegenheitskultur dieser Religion Christen zu unterdrücken, zu drangsalieren und zu diskriminieren. Fatwas ächten jede andere Religion als Häresie, Gotteshäuser und Kultstätten der „Ungläubigen“ sind Orte der Häresie und daher verboten, Pfarrer und Religionslehrer dürfen in Ländern mit muslimischer Staatsdoktrin nicht ausgebildet werden, Enteignungen sind an der Tagesordnung.

Es ist nicht erwünscht, dass Muslime sich Christen als Freunde wählen, Männliche Christen müssen zum Islam konvertieren, wenn sie eine Muslima heiraten wollen. Ein Religionsaustritt ist Muslimen unter Androhung der Todesstrafe untersagt, unterwerfen sie sich nicht dieser Regel der Scharia, gefährden sie oft genug nicht nur sich, sondern auch Angehörige.

Nicht nur in Glaubensfragen lässt der Islam Meinungsvielfalt nicht zu, er vereinnahmt die Ummah, um alle Bereiche des Alltags nach Koran, Scharia, Sunna und Hadithen zu reglementieren. Auf leisen Sohlen, sanft und einlullend, nicht selten in der Rolle des Wolfes im Schafspelz (Kuschelhadithen), bemüht er sich die Mehrheitsgesellschaft „einzuladen“ / zu missionieren.

Islamisches Umweltverändern auf den Straßen der nordrhein-westfälischen Innenstädte. Immer häufiger sieht man Frauen und auch noch sehr junge Mädchen mit Kopftuch, Burka oder Niqab. Schulen und Fachlehrer staunten sicherlich nicht schlecht, als im Sommer 2007 der Postbote ihnen völlig unerwartet den Atlas der Schöpfung als Werbegeschenk zustellte. Sicherlich wurde das aufwendige kreationistische Machwerk nicht ohne Hintergedanken versandt. Eine Frankfurter Richterin verweigerte einer 26jährigen Deutschen marokkanischer Abstammung die vorzeitige Scheidung von ihrem Mann – ebenfalls marokkanischer Herkunft. Sie begründete ihre Entscheidung mit dem marokkanischen Migrationshintergrund beider Beteiligten. In diesem Kulturkreis sei es nicht unüblich dass Ehemänner ein Züchtigungsrecht gegenüber Frauen ausüben würden, dass im Koran begründet sei. Das ist zwar sachlich richtig, aber für ein Verfahren auf deutschem Boden und nach deutschem Recht total irrerelevant. (Quelle s. Fussnote).

Im Zeichen weltweiter Globalisierung sollten wir uns fragen, in welcher Gesellschaft wir leben wollen. Wollen wir wirklich eine halbierte Moderne mit einem gewaltigen Paradigmenwechsel, dessen Auswirkungen sich freiheitsverwöhnte Wohlstandskinder der Alt‑68er wahrscheinlich nur schwer vorstellen können. (Zwangsverheiratung, fremdbestimmte Lebensentwürfe, Gruppendruck der Großfamilie / Ummah, Scharia, Gender-Apartheit, Diskriminierung von Frauen…. )

Der Einflussbereich und Handlungsspielraum des Islams wird mit Taqiyya, Legalismus und der Rolle als missverstandenes, vorgeblich diskriminiertes Opfer solange schleichend erweitert, bis wir unsere Grundrechte auf dem Markt der Möglichkeiten verhökert haben. Dem stetigen Aushöhlen unserer Demokratie und dem schleichenden, mit stoischer Geduld vorangetriebenen Ausbau einer islamischen Gegengesellschaft öffnet unsere mangelnde Informiertheit, Ignoranz und Desinteresse Tür und Tor.

Mit demokratischem Lebensstil hat grenzenlose Toleranz und Meinungsfreiheit nichts zu tun. Ich zitiere da gerne meinen Kollegen Jacques Auvergne, der meint: “ Wer für alles offen ist kann nicht ganz dicht sein.“ Wollen wir einer subtilen muslimischen Kolonisierung der europäischen Städte entgegenwirken (Historiker und Stanford-Professor Niall Ferguson / A World Without Power, in: Foreign Policy, September 2005), müssen wir die negative Religionsfreiheit verteidigen und auf Werbung für alle Weltanschauungen und Religionen in der Öffentlichkeit verzichten.

Ümmühan Karagözlü

Thomas Tartsch http://www.sebjo.de/home/spengler/StrategienislamischerFundamentalisten/

http://blog.zeit.de/joerglau/2007/03/21/scharia-in-frankfurt_385

Warum Polizei-Einheiten in Staaten der kulturellen Moderne, anders als in archaischen Stammesgesellschaften, niemals ethnisch bzw. ethno-religiös orientiert sein dürfen

Oktober 14, 2007

Polizeiliches Arbeiten in

Moscheen

Polizeispitzel

in Moscheegemeinden?

Jacques Auvergne

Bülent Arslan vom Deutsch-türkischen Forum (DTF) der nordrhein‑westfälischen CDU will den ethnisch bzw. ethno‑religiös eingebundenen Polizeibeamten? Diese schräge und gefährliche Idee kann der säkularen Demokratie kein Zukunft weisendes Modell sein

Bülent Arslan vom Deutsch-türkischen Forum der CDU in Nordrhein‑Westfalen fordert eine muslimische Polizei‑Einheit. Das klingt wie ein origineller Einfall zur polizeilichen Gemeinwesenarbeit bzw. zum polizeilichen City-Management.

Zugleich wäre es ein Novum, solche «betenden Türken im Dienst». 150 bis 200 Beamte, so Arslan, sollen eine türkisch‑muslimische Polizei‑Einheit formieren und im Milieu der Moscheen ’Erkenntnisse gewinnen’. Arslan hält das bisherige Modell des Integrationsbeauftragten für gescheitert, so teilte er der WELT-online mit, sie seien nicht genug integriert.

Wolfgang Beus, Pressesprecher für Polizeifragen des nordrhein-westfälischen Innenministeriums, hält derlei jedoch richtigerweise schon fast für Spionage. „Wenn wir muslimischen Beamten sagen, sie sollen Erkenntnisse in ihren Gemeinden sammeln, geraten sie in einen Rollenkonflikt“, so Beus. Ob er als Privatmann oder Polizist zum Gebet geht, sei dann nicht mehr zu trennen. Auch ist Beus mit dem bisherigen Modell des Integrationsbeauftragten sehr zufrieden: „Mit dieser Methode haben wir gute Erfahrungen gesammelt“.

Der Vorsitzende der deutschen Polizei-Gewerkschaft, Rainer Wendt, nennt den Vorschlag Arslans „absurd“. „Mit einer muslimischen Polizei-Einheit wird ein völlig falsches Signal gesendet. Nämlich, dass wir einer Bevölkerungsgruppe besonderer Aufmerksamkeit schenken müssen. Und das wollen wir nicht.“ Es gebe andere Möglichkeiten, um Erkenntnisse über mögliche Terroristen zu gewinnen, etwa verdeckte Ermittler.

Ethnisch bzw. ethno-religiös aufgebaute Polizei-Einheiten wären der perfekte Staat im Staat. Ihre Mitglieder wären von der Ethnie bzw. Glaubensgemeinschaft stark erpressbar, professionelle Distanz jedenfalls würde fehlen. Arslans Vorschlag würde die Kluft zwischen Türken und Nichttürken in Deutschlands Stadtkernen womöglich noch mehr vertiefen. Das würde auf viele Jahre eine noch ausgeprägtere Parallelgesellschaft bzw. Gegengesellschaft aufbauen helfen.

Konflikte aus dem Ausland würden in gemeinsame Dienstbesprechungen mit nichtmuslimischen Polizisten bzw. nichttürkisch-stämmigen Polizisten hinein getragen. Die vielen kleinen ethnisch-kulturellen Spannungen jeder Zuwanderungsgesellschaft jedenfalls scheinen uns durch die von Bülent Arslan erträumte ’Türkenpolizei’ nicht vereinfacht sondern im Gegenteil unnötig verschärft.

Integration indes wäre der Ausweg, auch im Arbeitsleben: der türkischstämmige Kollege oder die türkischstämmige Kollegin mögen sich in den leitkulturellen und damit säkularen Kollegenkreis einfügen. Es gilt das Dienst- und Arbeitsrecht, Herr Arslan, nicht die hanafitische Scharia.

Übrigens hat Arslan dreierlei vergessen, vielleicht bezeichnend: eine alevitisch‑türkische NRW-Polizei sowie eine kurdische NRW-Polizei müssten dann ebenso her wie eine ex-muslimische NRW‑Türkenpolizei, wobei die zuletzt genannte dann allerdings nicht so gerne mit dem frommen Herrn Arslan mitbeten wird, jede Wette.

Und überhaupt, wenn der Polizist mal austreten will, ich meine nicht zum Pinkeln sondern aus der Religion, verliert er dann seinen Arbeitsplatz, frommer Herr Arslan? Soll das “religiöse Funktionieren” des supertürkischen Polizisten etwa Bestandteil des polizeilichen Dienstvertrages der säkularen deutschen Demokratie werden?

Zugegebenermaßen lösen sich im Kalifat solche Fragen einfacher als in der Demokratie.

Jacques Auvergne

Keine Dhimmitude

Oktober 1, 2007

Antwort auf den
‚Brief einer Lehrerin‘ von Céleste de la Rivière

Für Beschäftigte gesellschaftlich relevanter Arbeitsfelder mit hohem Konfliktpotential (dazu zähle ich vor allem soziale, pädagogische und pflegerische Berufe), sollte es die Möglichkeit geben, kostenlos kompetente, unabhängige Supervision in Anspruch zu nehmen. Ebenfalls sollten Weiterbildungs- und Fortbildungsseminare zu aktuellen Herausforderungen und neuen Entwicklungen im Berufsfeld stattfinden. Soviel sollte uns die Qualität unserer Arbeit schon wert sein.

Sicherlich ist diese Meinung den Berufsverbänden und Gewerkschaften bekannt und wird auch von ihnen unterstützt, offensichtlich hapert es aber an der Umsetzung. Ein größeres berufspolitisches Engagement wäre da wahrscheinlich hilfreich.

Ein von gegenseitiger Wertschätzung geprägter Diskussionsstil, eine durch Authentizität und Offenheit gekennzeichnete Gesprächskultur und regelmäßige Teamgespräche sind eine unerlässliche Voraussetzung um gute Qualitätsstandards zu halten und weiter zu entwickeln. Individualisierung bedeutet in diesem Falle Entsolidarisierung und Isolierung, ist daher kontraproduktiv. So sollte ‚Freiheit der Lehre‘ nicht interpretiert werden.

Ein Team ist immer so stark, wie sein schwächstes Glied. Kollegial an einer Lösung zu arbeiten, sich gegenseitig zu stärken potenziert Handlungsoptionen und erleichtert den Arbeitsalltag für alle. Wie überall gilt auch hier: Gewalt, egal in welcher Ausprägung (verbal, psychisch, körperlich) ist niemals privat, sie geht uns alle an.

Erst als die in einem sozialen Beruf arbeitende Ehefrau eines Professors an einer Hochschule für Sozialpädagogik tätlich angegriffen worden war, wurde wenigstens an diesem Ausbildungsort das Thema Klientengewalt in das Seminarprogramm aufgenommen und diskutiert. Die Unkultur des Schweigens, Verharmlosens, der Resignation und der Isolation der Überbringer der schlechten Nachricht belastet den Arbeitsalltag, verschlechtert die Arbeitsqualität, macht krank und verhindert Veränderung. Die Folgekosten dürften immens sein.

Die Würde aller Menschen ist unantastbar, sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt. Das deutsche Volk bekennt sich daher zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten, als Grundlage jeder Menschlichen Gemeinschaft des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.

Niemand muss sich beleidigen und beschimpfen zu lassen. Religionsfreiheit und Toleranz haben schützenswerte Grenzen, die mit rechtsstaatlichen Mitteln verteidigt werden dürfen und müssen. Die Demokratie ist meiner Meinung nach wehrhaft genug, um erfolgreich Angriffe ab zu wehren, wir müssen diese Handlungsoptionen nur konsequent anwenden wollen. Hier zweierlei Maß anzulegen verschlechtert die Lebensqualität, schränkt Handlungsfreiheiten gerade für Frauen extrem ein und ist rassistisch !!!! Grundrechte gelten nicht nur für muslimische Männer!

Gut gemeint ist eben nicht immer gut. Es ist eine begründete demokratische Praxis, auch Minderheiten Handlungsraum zu geben, solange sie Grundrechte anderer nicht einschränken. So kann ich beispielsweise nicht nachvollziehen, weshalb man auf die traditionelle Karnevalsfeier an der Schule verzichtet, aber halal kocht. Wir zwingen doch niemanden sich an dieser rheinischen Brauchtumspflege zu beteiligen, auch Deutsche nicht und Schweinefleisch auf der Menükarte vergrößert die Wahlfreiheit für MuslimInnen, die sich nicht streng an Speisevorschriften halten (auch die gibt es).

Wenn Koranschulen Kinder und Jugendliche aufwiegeln gemeinsam mit ihren Eltern die Scharia und das Kalifat in Deutschland durchzusetzen, hat der Staat das Recht und die Pflicht, diese Schulen zu schließen und Hassprediger in Moscheen an ihrer Hetze zu hindern, nur muss er erst einmal von Verstößen gegen die Verfassung erfahren. Zivilcourage trägt wesentlich dazu bei, die Scharia zu verhindern, das Kalifat (schul)hoffähig zu machen. Wer sich wehrt lebt eben nicht verkehrt.

Die freiheitlich demokratische Grundordnung endet nicht vor der Haustüre der Wohnung oder der Türe der Koranschule / Moschee. Körperliche Züchtigung ist ist auch für Kinder demütigend, ehrverletzend und überall zu ächten.

Privatsphäre ist schützenswert, jede Form von Gewalt jedoch nicht.

Céleste de la Rivière