Keine religiös begründete Beschneidung an Jungen

Zentralrat der Ex-Muslime (ZdE)

Presseerklärung

16.07.2012

Kindesmisshandlung unter religiösem Vorwand

Der Zentralrat der Ex-Muslime begrüßt die Entscheidung des Kölner Landgerichts vom 7. Mai 2012 zum Thema Jungenbeschneidung ohne medizinische Indikation (Az. 151 Ns 169/11) und rät der deutschen Regierung dringend davon ab, jetzt angesichts der Wünsche der religiösen Organisationen in die Knie zu gehen.

Im Sommer 2012 kämpfen orthodoxe jüdische und islamische Organisationen, sonst nicht selten verfeindet, Hand in Hand gegen das Kölner Beschneidungsurteil. Die an der gegenmodernen Scharia festhaltenden Islamverbände möchten bis nach Karlsruhe gehen; andere warnen vor einem erneuerten Völkermord oder Holocaust.

Die deutsche Regierung wird offensichtlich von den reaktionären religiösen Wortführern unter erheblichen Druck gesetzt und will Rechtsklarheit schaffen. Bundesaußenminister Guido Westerwelle etwa will die „die Beschneidung als Ausdruck religiöser Vielfalt geschützt“ wissen, ein Argument, mit dem man künftig auch die Mädchenbeschneidung legitimieren und legalisieren müsste.

Kein Kind auf der Welt möchte Angst haben oder Schmerzen erleiden. Es geht also ebenso um Kinder, die hier leben, wie um Kinder in den vom Islam geprägten Ländern.

Am Diskussionsthema Zirkumzision sehen wir, dass die Religionsführer und die Mächtigen der Politik zusammenarbeiten; dabei sollten wir im säkularen und freiheitlich demokratischen Staat Politik und Religion voneinander trennen.

Die eine Seite argumentiert mit Traditionsbewusstsein und religiöser Pflicht und billigt einen Eingriff in die körperliche Unversehrtheit eines nicht einwilligungsfähigen Kindes.

Uns hingegen geht es um um säkular-humanistische Werte im 21. Jahrhundert und um die allgemeinen Menschenrechte, die schließlich auch für Kinder gelten. Spät genug, am 15. Juli 2010, hat die Bundesrepublik Deutschland die UN-Kinderrechtskonvention ohne Vorbehalte akzeptiert.

In diesen Tagen polarisiert die oft bagatellisierte Frage der Beschneidung von Jungen die deutsche Gesellschaft. Während sich manche hinter der Religionsfreiheit oder der Multikulturalität verstecken und die blutige Tradition verteidigen oder versuchen den Gegner als Rassisten darzustellen, betonen wir die Kinderrechte, die auch von religiösen Organisationen nicht eingeschränkt werden dürfen. Körperverletzung ist kein schützenswertes religiöses Ritual.

Einige von uns, die aus einem so genannten islamischen Land hierher nach Europa gekommen sind, haben Erinnerungen daran, wie kleine Kinder unter der Beschneidung gelitten haben. Das ist ein religiös begründeter Angriff auf den wehrlosen Kinderkörper, der weltweit Tag für Tag Opfer fordert. Die Jungenbeschneidung ist keinesfalls risikolos, sondern kann schwere Komplikationen nach sich ziehen, wie es im Kölner Fall geschehen ist.

Der Zentralrat der Ex-Muslime hat in seinen Reihen mehrere erwachsene Mitglieder, die diesen Angriff als Kind erlebt haben und die bis jetzt von diesem Trauma nicht befreit sind.

Nach Artikel 3 (1) der UN-Kinderrechtskonvention „ist das Wohl des Kindes ein Gesichtspunkt, der vorrangig zu berücksichtigen ist.“ Zudem ist zwar nach dem deutschen Grundgesetz Artikel 6 (2) „Pflege und Erziehung der Kinder … das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht“, aber dieses Recht der Eltern hat Grenzen, denn: „über ihre Betätigung wacht die staatliche Gemeinschaft.“

Wenn wir Beschneidungen gesetzlich erlauben, ist das der Einstieg in das religiös begründete Sonderrecht, in die Rechtsspaltung.

Das ist Stammeserziehung und kulturell vormodern. Im Sinne der Durchsetzung der negativen Religionsfreiheit ist es wichtig, dass dem Kind keine traumatisierende Verletzungserfahrung und bleibende Körpermutilation aufgezwungen wird, solange es nicht einwilligungsfähig ist, was wahrscheinlich aufgrund des hohen Erwartungs- und Gruppendrucks auch bei einem 14-jährigen oder 16-jährigen Jungen noch nicht der Fall ist.

Mina Ahadi

E-Mail: minaahadi@aol.com

Telefon: 0049 (0) 1775692413

Internationales Komitee gegen Todesstrafe

International Committee Against Execution (ICAE)

http://notonemoreexecution.org

Internationales Komitee gegen Steinigung

International Committee Against Stoning (ICAS)

http://stopstonningnow.com/wpress/

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19 Antworten to “Keine religiös begründete Beschneidung an Jungen”

  1. M.G. Says:

    Kinder sollten keiner religiösen Beschneidung unterzogen werden, da das GG Art.2 i.V.m. § 1631 BGB hier in Deutschland überwiegen sollte. Kinder sollten später selbst entscheiden über die Beschneidung. Das Sorgerecht sollte nicht für religiöse Körperverletzung durch Beschneidung missbraucht werden.

  2. Kalevala Says:

    „Körperliche Unversehrtheit ist ein Menschenrecht und Menschenrechtsverletzungen sind prinzipiell nicht zu rechtfertigen – auch wenn sie mit noch so ‚heiligen‘ Traditionen begründet werden“, erklärte der gbs-Sprecher am Stiftungssitz in Oberwesel. …

    Auch Artikel 24,3 der Kinderrechtskonvention spreche eindeutig gegen die Legitimation der religiösen Vorhautbeschneidung: „Die Vertragsstaaten treffen alle wirksamen und geeigneten Maßnahmen, um überlieferte Bräuche, die für die Gesundheit der Kinder schädlich sind, abzuschaffen.“

    Entschieden wehrte sich Schmidt-Salomon gegen die häufig anzutreffende Bagatellisierung der Vorhautbeschneidung: „Zwar ist die Vorhautbeschneidung bei Jungen in ihren Auswirkungen nicht vergleichbar mit der Klitorisverstümmelung bei Mädchen, dennoch handelt es sich, wie ich aus eigener leidvoller Erfahrung weiß, um eine höchst unangenehme, schmerzreiche Prozedur, selbst wenn sie unter besten medizinischen Bedingungen erfolgt. Kein Kind sollte dieses Leid erfahren müssen, es sei denn, es liegen eindeutige medizinische Gründe für den Eingriff vor.“ Erwachsene könnten für sich selbst die Entscheidung treffen, ob sie aus religiösen Gründen beschnitten werden möchten, sie dürften diese Entscheidung jedoch nicht für ihre Kinder treffen. „Wenn Bundeskanzlerin Merkel meint, Deutschland mache sich mit einem Beschneidungsverbot zu einer ‚Komikernation‘, zeigt dies nur, dass sie sich mit den Problemen der Zirkumzision nicht ernsthaft beschäftigt hat und religiösen Vorurteilen höheres Gewicht beimisst als dem Kindeswohl.“

    http://hpd.de/node/13768

    Schmidt-Salomon zitierte die britisch-jüdische Ärztin und Psychotherapeutin Jenny Goodman:

    „Ich bin zuversichtlich, dass mein Volk so viele lebensbejahende, lebensfreudige und erkenntnisbringende Traditionen hat, dass unsere Identität und kulturelle Selbstachtung ohne Probleme überleben wird, wenn wir über die Beschneidung hinauswachsen, die ein grausames Relikt ist, das ich immer als eine Abweichung vom Herzen meiner Religion empfunden habe.”

    Schmidt-Salomon betonte, dass es keine Anmaßung, sondern vielmehr eine verfassungsrechtliche Notwendigkeit sei, dass der säkulare Rechtsstaat seine Normen durchsetze. Insofern sei das Urteil des Kölner Landgerichts, das nicht die Religionsfreiheit, sondern das Recht auf religiös begründete Körperverletzung aufgehoben habe, in jeder Hinsicht zu begrüßen: „Dass Religionsfreiheit nicht bedeuten kann, Kindern ungestraft Schmerzen zufügen zu dürfen, sollte eigentlich jedem einleuchten – auch den Spitzenpolitikern in Berlin.“

    http://giordanobrunostiftung.wordpress.com/2012/07/17/vorhautbeschneidung-ist-keine-bagatelle/

    Der mit Abstand wichtigste Rechtfertigungsgrund bei medizinischen Eingriffen ist die Einwilligung des Patienten. Der Arzt muss also eine Einwilligung des Patienten einholen, bevor er ärztliche Maßnahmen einleitet. Damit soll, wie die Rechtsprechung immer wieder hervorgehoben hat, das Selbstbestimmungsrecht des Patienten gegen aufgezwungene Heilbehandlungen geschützt werden. Darin drückt sich die besondere Achtung aus, die Autonomie und Menschenwürde im Geltungsbereich des Grundgesetzes genießen.

    Die Kölner Richter haben nichts anderes getan, als diese Rechtsprechung auf den Fall nicht medizinisch, sondern religiös motivierter Eingriffe in die körperliche Unversehrtheit zu übertragen. Auch hier ist also eine Einwilligung des Betroffenen, konkret des Jungen, der beschnitten werden soll, erforderlich. Ein Kleinkind ist aber nicht in der Lage, eine solche Einwilligung wirksam abzugeben. In derartigen Fällen können ausnahmsweise die Eltern die Einwilligung erklären, allerdings nur, wenn der Eingriff dem Wohl des Kindes dient.

    Damit nähern wir uns dem Kern der rechtlichen Problematik des Kölner Falles. Was ist das „Wohl des Kindes“? Eine medizinische Indikation für den Eingriff liegt nicht vor. Durch die Beschneidung wird nicht nur der Körper des Kindes verletzt, sondern auch sein Selbstbestimmungsrecht. Beide werden nicht nur vom Strafrecht geschützt, sondern genießen Verfassungsrang (Art. 2 Grundgesetz). Dem Jungen wird durch den frühzeitigen Vollzug der Beschneidung die Möglichkeit genommen, sich zu gegebener Zeit, wenn er selbst wirksam einwilligen kann, in eigener Verantwortung für oder gegen die Beschneidung zu entscheiden. …

    Was bleibt, ist die Berufung auf die Religionsfreiheit der Eltern (Art. 4 Grundgesetz). Die Zirkumzision ist wesentlicher Bestandteil der religiösen Tradition von Judentum und Islam, und es ist offensichtlich, dass das Urteil des Kölner Landgerichts in erheblichem Maße für Unruhe unter gläubigen Juden und Muslims gesorgt hat. Aber reicht dies aus, um eine Verletzung der körperlichen Unversehrtheit und des Selbstbestimmungsrechts des Kindes zu rechtfertigen? Die Kölner Richter haben dies anders gesehen, und ihr Urteil verdient Zustimmung. Besonders hervorzuheben ist, dass eben auch die Religionsfreiheit des Kindes grundrechtlich geschützt ist: Sollte nicht jeder Mensch selbst entscheiden können, ob er sich einer religiös motivierten Beschneidung unterzieht? Gerade wenn man, wie es das Grundgesetz vorschreibt, die religiöse Freiheit in ganz besonderer Weise hochhält, sollte man das religiöse Selbstbestimmungsrecht aller Menschen achten und unmündigen Kindern nicht eine fremde Entscheidung, sei es die der Eltern oder auch nur die des religiösen Umfeldes, aufzwingen.

    Eric Hilgendorf, Professor für Strafrecht, Strafprozessrecht und Rechtsphilosophie

    http://hpd.de/node/13709

  3. Jacques Auvergne Says:

    Sami Aldeeb Abu-Sahlieh hat einen Brief an Holm Putzke geschrieben:

    Cher Professeur,

    Je viens de voir l’émission Streit ums Beschneidungs-Urteil – Religionsfreiheit ade?
    et je vous félicite pour votre position claire et humaniste.

    Vous trouvez attachés mes deux ouvrages sur la circoncision en français et en anglais. Vous pouvez aussi télécharger mon ouvrage en arabe sur ce sujet:

    http://www.sami-aldeeb.com/articles/view.php?id=131&action=arabic

    Vous trouvez 335 articles sur la circoncision en différentes langues dans mon blog:

    http://blog.sami-aldeeb.com/category/circoncision/

    J’écris actuellement une série d’articles sur le sujet pour un site arabe:

    http://www.ahewar.org/m.asp?i=5388

    qui a reçu 267219 visites depuis le 4 juin 2012. Il y aura probablement 500 articles traitant tous les aspects. Je consacre chaque année un cours sur ce sujet dans les universités où j’enseigne.

    Un colloque sur la circoncision aura lieu à Helsinki:

    http://www.sami-aldeeb.com/articles/view.php?id=321&action=31-sept.-2-oct.-2012-helsinki-islamic-concept-of-law-and-its-impact-on-physical-integrity-comparative-study-with-judaism-and-christianity

    Je serais très heureux de recevoir vos articles sur le sujet de la circoncision, aussi en allemand.

    Bonne journée.

    Dr. Sami Aldeeb Abu-Sahlieh
    Centre de droit arabe et musulman
    CH-1025 Saint-Sulpice

    http://blog.sami-aldeeb.com/2012/07/17/lettre-au-professeur-holm-putzke/

    Suchbegriff Beschneidung bei Sami Aldeeb Abu-Sahlieh (frz. circoncision)

    http://blog.sami-aldeeb.com/category/circoncision/

    Dass in Österreich Muslime und Juden, aber auch Gegner der Beschneidung sich kaum zu Wort melden, wundert Cahit Kaya von der Initiative „Ex-Muslime“ kaum. „Man hat Angst, dass die Diskussionen den Frieden zwischen den Religionsgemeinschaften stören könnten.“

    Kaya, der selbst beschnitten ist, aus einer alewitischen Familie stammt und seit dem ersten Lebensjahr in Österreich lebt, hat klare Vorstellungen zum Thema:

    „Die Menschenrechte stehen über allem und damit auch über der Religionsfreiheit.“ Das heißt für Kaya, dass die rituellen Beschneidungen von Kindern „auf alle Fälle in der gesamten EU verboten gehören. Was die Gläubigen dann im Erwachsenenalter machen, soll in ihrer Entscheidungsfreiheit bleiben.“

    Auch wenn in der Öffentlichkeit durch die massive Kritik der jüdischen und muslimischen Religionsführer am Kölner Urteil der Eindruck entstehe, alle Gläubigen machen sich für den Fortbestand der Tradition stark, sei das falsch.

    „Oft sieht es hinter den Kulissen ganz anders aus. Aber es wagt niemand, sich gegen seine Religionsgemeinschaft zu stellen. In Wahrheit wären nämlich viele muslimische Eltern sogar froh, wenn ein Beschneidungsverbot kommt. Sie hätten dann einen Vorwand, ihren männlichen Kindern diese Prozedur zu ersparen“, ist Kaya überzeugt. Dass auch die Türkei ein Beschneidungsverbot erlässt, werde laut Kaya wohl noch einige Zeit brauchen.

    „Aber man sieht erste leichte Anzeichen, dass man sich mit dem Thema sehr wohl auseinandersetzt. Es gibt offizielle Broschüren, in denen die Eltern aufgefordert werden, ihre Kinder nicht ohne Narkose und nur von Ärzten beschneiden zu lassen, um Traumatisierungen zu vermeiden.“

    Überzeugt ist Kaya, dass sich der Islam und das Judentum langfristig dem gesellschaftlichen Wandel nicht entziehen werden können.

    „Der Humanismus macht auch vor den Religionen nicht halt. Und das heißt, dass die Menschenwürde an erster Stelle stehen muss und sie von niemandem – auch nicht im Namen der Religion – angetastet werden darf. Dem wird sich auch der Islam beugen müssen, denn sonst hat die Religion keine Zukunft“, glaubt Kaya.

    http://blog.sami-aldeeb.com/2012/07/17/viele-eltern-fur-beschneidungsverbot/

  4. Querverweis Says:

    Liebe Dr. Laura Schlessinger,

    vielen Dank, daß Sie sich so aufopfernd bemühen, den Menschen die Gesetze Gottes näher zu bringen. Ich habe einiges durch Ihre Sendung gelernt und versuche das Wissen mit so vielen anderen wie nur möglich zu teilen. Wenn etwa jemand versucht seinen homosexuellen Lebenswandel zu verteidigen, erinnere ich ihn einfach an das Buch Mose 3, Leviticus 18:22, wo klargestellt wird, dass es sich dabei um ein Greuel handelt. Ende der Debatte.

    a) Wenn ich auf dem Altar einen Stier als Brandopfer darbiete, weiß ich, dass dies für den Herrn einen lieblichen Geruch erzeugt (Leviticus 1:9). Das Problem sind meine Nachbarn. Sie behaupten, der Geruch sei nicht lieblich für sie. Soll ich sie niederstrecken?

    b) Ich würde gerne meine Tochter in die Sklaverei verkaufen, wie es in Exodus 21:7 erlaubt wird. Was wäre Ihrer Meinung nach heutzutage ein angemessener Preis für sie?

    c) Ich weiß, dass ich mit keiner Frau in Kontakt treten darf, wenn sie sich im Zustand ihrer menstrualen Unreinheit befindet (Lev. 15:19-24). Das Problem ist, wie kann ich das wissen? Ich hab versucht zu fragen, aber die meisten Frauen reagieren darauf pikiert.

    d) Leviticus 25:44 stellt fest, dass ich Sklaven besitzen darf, sowohl männliche als auch weibliche, wenn ich sie von benachbarten Nationen erwerbe. Einer meiner Freunde meint, das würde auf Mexikaner zutreffen, aber nicht auf Kanadier. Können Sie das klären? Warum darf ich keine Kanadier besitzen?

    e) Ich habe einen Nachbarn, der stets am Samstag arbeitet. Exodus 35:2 stellt deutlich fest, dass er getötet werden muss. Allerdings: bin ich moralisch verpflichtet ihn eigenhändig zu töten?

    f) Ein Freund von mir meint, obwohl das Essen von Schalentieren, wie Muscheln oder Hummer, ein Greuel darstellt (Leviticus 11:10), sei es ein geringeres Greuel als Homosexualität. Ich stimme dem nicht zu. Könnten Sie das klarstellen?

    g) In Leviticus 21:20 wird dargelegt, dass ich mich dem Altar Gottes nicht nähern darf, wenn meine Augen von einer Krankheit befallen sind. Ich muss zugeben, dass ich Lesebrillen trage. Muss meine Sehkraft perfekt sein oder gibt’s hier ein wenig Spielraum?

    h) Die meisten meiner männlichen Freunde lassen sich ihre Haupt- und Barthaare schneiden, inklusive der Haare ihrer Schläfen, obwohl das eindeutig durch Leviticus 19:27 verboten wird. Wie sollen sie sterben?

    i) Ich weiß aus Leviticus 11:16-8, dass das Berühren der Haut eines toten Schweins mich unrein macht. Darf ich aber dennoch Fußball spielen, wenn ich dabei Handschuhe anziehe?

    j) Mein Onkel hat einen Bauernhof. Er verstößt gegen Leviticus 19:19 weil er zwei verschiedene Saaten auf ein und demselben Feld anpflanzt. Darüber hinaus trägt seine Frau Kleider, die aus zwei verschiedenen Stoffen gemacht sind (Baumwolle / Polyester). Er flucht und lästert außerdem recht oft. Ist es wirklich notwendig, dass wir den ganzen Aufwand betreiben, das komplette Dorf zusammenzuholen, um sie zu steinigen (Leviticus 24:10-16)? Genügt es nicht, wenn wir sie in einer kleinen, familiären Zeremonie verbrennen, wie man es ja auch mit Leuten macht, die mit ihren Schwiegermüttern schlafen? (Leviticus 20:14)

    aus: Kommentarbereich zu: Marina Weisband: Das Ende vom Glied
    publiziert in: Marinas Lied 28.06.2012

    http://www.marinaslied.de/?p=730

    (Marina Weisband ist Psychologie-Studentin, beschäftigt sich aber heimlich halbprofessionell mit Kunst, Schauspielerei und Politik. Aktuell ist sie politische Geschäftsführerin der Piratenpartei)

    http://www.marinaslied.de/?page_id=480

  5. Kalevala Says:

    Bundestagspetition zu Beschneidungen
    20.07.2012

    Die Deutsche Kinderhilfe, der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte, MOGIS e.V. (Verband Betroffener sexuellen Kindesmissbrauchs), der Bund Deutscher Kriminalbeamter, Prof. Dr. Matthias Franz und zahlreiche Einzelpersonen werden heute als Reaktion auf die gestrige Resolution des Deutschen Bundestages zur Beschneidung von Kindern eine Petition mit dem Ziel einreichen, eine Versachlichung der Debatte um die Beschneidung zu erreichen und die Politik dazu zu bewegen, eine Abwägung der Kindesinteressen überhaupt zuzulassen.

    Ziel der Petenten ist es, weitere Organisationen und eine große Zahl von Bürgerinnen und Bürgern zur Teilnahme an der Petition zu bewegen.

    Sobald die Petition zur Unterzeichnung beim Deutschen Bundestag bereit gestellt ist, werden … Sollten Sie bereits im Vorfeld die Petition namentlich unterstützen wollen, schicken Sie eine E-Mail an info(at)kinderhilfe.de.

    Petition

    “Der Deutsche Bundestag möge beschließen, zunächst für zwei Jahre keine gesetzlichen Schritte zur Legitimation der Beschneidung von Jungen in Deutschland zu ergreifen.

    Weiterhin möge der Deutsche Bundestag die Einsetzung eines Runden Tisches von Religionsvertretern, muslimischen und jüdischen Befürwortern und Gegnern der Beschneidung, Psychologen, Psychoanalytikern, Kinderärzten, Kinderchirurgen, Kinderschützern und Vertretern der Jugendhilfe sowie weiteren Experten beschließen, um das Thema Beschneidung in Deutschland wissenschaftlich fundiert zu diskutieren und eine Strategie zu erarbeiten, welche alle Interessen, vor allem aber die Belange des Kindeswohls, berücksichtigt.”

    Begründung:

    Anlässlich der Bundestagsresolution vom 19.07.2012 und der Ankündigung der Bundesregierung, auf das Urteil des Landgerichts Köln zur Beschneidung von kleinen Jungen mit einem Gesetz zu reagieren, um die Religionsfreiheit in diesem Land zu gewährleisten, erkennen die Petenten, dass in der durch das Urteil ausgelösten notwendigen Debatte über die medizinisch nicht indizierte Beschneidung von Jungen einseitig das Thema Religionsfreiheit dominiert.

    Die Petenten verstehen die Reaktionen von muslimischen und jüdischen Verbandsvertretern, die eine lange Tradition in Frage gestellt sehen, und sie haben Verständnis dafür, dass diese sich für ein Festhalten an ihren Bräuchen und Traditionen einsetzen. Der Dialog und das Miteinander des Staates und der unterschiedlichen Religionsgemeinschaften ist ein hohes und wichtiges Gut, das sich in Art. 4 GG wiederfindet. Gleiches gilt für das Erziehungsrecht der Eltern aus Art. 6 II 1 GG.

    Doch gelten beide Rechte trotz ihres Verfassungsranges nicht vorbehaltlos und müssen sich der Abwägung mit anderen Grundrechten stellen. Hier gilt es die bisher im Diskurs vollständig vernachlässigten Belange der Kinder, rechtlich normiert in Art. 2 GG, Art. 6 II 2 GG und Art. 19 I und Art. 24 III der UN- Kinderrechtskonvention, zu berücksichtigen.

    Mediziner haben klar und sachlich deutlich gemacht, dass eine Beschneidung ein gravierender und irreparabler Eingriff in die körperliche Unversehrtheit eines Kindes ist. Psychologen befürchten Traumata. Bei ca. 10 % der sachgerecht durchgeführten Beschneidungen treten Komplikationen auf. Der dem Kölner Urteil zugrunde liegende Fall des vierjährigen Jungen, der medizinisch korrekt beschnitten wurde, verdeutlicht, wie gravierend die Komplikationen sein können.

    Zudem existieren zahlreiche Studien, die keine Evidenz für eine Gesundheitsdienlichkeit als mögliche Rechtfertigung dieses Eingriffes im Sinne des Kindeswohls zeigen konnten.

    Des Weiteren stellt sich die Frage nach der Gleichstellung der Geschlechter, Art. 3 GG, wird doch die Beschneidung von weiblichen Genitalien einvernehmlich abgelehnt.

    Dass Tradition allein keine Rechtfertigung für den Eingriff in schützenswerte Rechtsgüter sein kann, hat sich zuletzt im Jahr 2001 im gesetzlichen Gewaltverbot in der Erziehung gezeigt. Auch diesem ging eine breite gesellschaftliche Diskussion voraus.

    Die Petenten sehen die Gefahr, dass sachfremde Erwägungen immer stärker in die Argumentation einfließen und es der Politik unmöglich machen, eine Güterabwägung im Interesse des Kindeswohls auch nur ansatzweise zuzulassen. Vorsicht geboten ist ebenso bei der Vereinheitlichung des muslimischen und jüdischen Glaubens, gibt es doch auch hier ein breitgefächertes Meinungsbild zum Thema kindliche Beschneidung.

    Als notwendig und lohnenswert für alle Interessengruppen empfinden die Petenten daher einen sachlichen, verantwortungsvollen und umfassenden Dialog aller Akteure als Alternative zu einem übereilten politischen Aktionismus. Eine breite Debatte ist in Anbetracht der Bedeutung der betroffenen fundamentalen Rechte und Güter unabdingbar und muss von der Politik zugelassen werden.

    Ein Moratorium von zwei Jahren für eine ausgewogene und wissenschaftlich fundierte Diskussion erscheint den Petenten dafür angemessen.

    Die Petenten betonen, dass sie sich nicht gegen religiöse Traditionen einsetzen, sondern für die Rechte der Kinder. Sie sind davon überzeugt, dass nur ein umfassender Diskurs Raum für politisches Handeln aufzeigen kann und zu einem besseren Verständnis auch bei den Religionen führen kann, was eine Beschneidung bei Kindern bedeutet.

    Die Petenten (Stand 20. Juli 2012)

    Verbände:

    Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V.
    Bund Deutscher Kriminalbeamter
    Deutsche Kinderhilfe e.V.
    MOGIS e.V. (Verband Betroffener sexuellen Kindesmissbrauchs)

    https://www.kinderhilfe.de/blog/artikel/bundestagspetition-zu-beschneidungen/

  6. Janoob al-Tareeq Says:

    Für den, der den Muslim hasst, ist jedes Mittel recht. Gestern Feminist, heute Jäger der verlorenen Vorhaut. … Die Beschneidung ist eine Prophetenvorgabe und damit nicht verhandelbar. Der Gläubige glaubt. Der Liberale biegt und beugt, bis die Gottesliebe zur bloßen Ideentapete verkommt. … Dem Gläubigen ist die Liebe des Herrn versprochen.

    Feridun Zaimoglu

    http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/feridun-zaimoglu-im-gespraech-deutschland-macht-sich-laecherlich-11832954.html

  7. Kalevala Says:

    „Mom, Why Was I Circumcised?“

    http://www.savingsons.org/2010/09/mom-why-was-i-circumcised.html

    The Intactivist Movement Within Judaism

    http://www.savingsons.org/2011/10/intactivist-movement-within-judaism.html

    http://www.drmomma.org/2009/06/circumcision-jewish-fathers-making.html

    We believe that all human beings, regardless of age, sex, gender, ethnicity, size, background, family, or ability to defend themselves, come into this world with the basic human right to genital autonomy. That is: to make personal decisions about what happens to our genitals in absence of medical necessity. We are defending One Body.

    http://www.intactnetwork.org/

    Blogs About Circumcision

    http://www.thewholenetwork.org/research-circumcision.html#articles

    Mothers against CIRC

    http://www.mothersagainstcirc.org/

  8. Cees van der Duin Says:

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    Der Ex-Moslem Ali Utlu koordiniert bei der Piratenpartei die LGBT-Arbeitsgruppe „Queeraten“ mit. Letzte Woche gab der 40-Jährige dem schwul-lesbischen Berliner Stadtmagazin Siegessäule ein Interview, in dem er seine eigene Beschneidung als „schlimmsten Moment seines Lebens“ beschreibt, der sich bei ihm als „totaler Horror […] für immer eingebrannt“ habe. Gegen diese traumatische Wirkung konnte auch die Zerstörung einer Filmaufnahme des Beschneidungsfestes nichts ausrichten.

    Der in einer hessischen Kleinstadt aufgewachsene Pirat erzählt, wie er im Alter von sieben Jahren zusammen mit seinem Bruder (ohne vorherige Ankündigung dessen, was man mit ihm vorhatte) in die Türkei verbracht und dort im Rahmen einer Festivität mit etwa 300 Gästen in einem Hinterzimmer ohne Betäubung beschnitten wurde. Weil er dabei starke Schmerzen erlitt und von männlichen Verwandten festgehalten wurde, vergleicht er den Vorgang mit einer Vergewaltigung, bei der das Opfer ebenfalls hilflos ist. Die Röcke, die er und sein Bruder nach dem Eingriff anziehen mussten, empfand er ebenso als zusätzliche psychische Belastung wie die Tänze der Sünnet-Düğün-Gäste um die weinenden Kinder herum.

    Weiter zeigt sich Utlu der Auffassung, dass ihm mit der Vorhaut „auch eine Menge Lust genommen“ wurde. So führt er beispielsweise Orgasmusschwierigkeiten darauf zurück, die er als junger Mann hatte, und schildert Stimmen von Betroffenen, bei denen die Empfindlichkeit der Eichel durch die Beschneidung so weit herabgesetzt wurde, dass der Geschlechtsverkehr mit Kondom unmöglich ist. Dies hält er insofern für besonders problematisch, als Beschnittene seiner Erfahrung nach häufig irrtümlich glauben, sie wären durch den Eingriff vor einer HIV-Ansteckung geschützt, weswegen sie entsprechend sorglos beim Geschlechtsverkehr agieren. Dass eine Religion eine Tradition wie die Beschneidung zulässt, obwohl sie nicht einmal in ihrem Heiligen Buch gefordert wird, war für den Piraten der Grund, warum er sich von seinem Glauben abwandte.

    http://www.heise.de/tp/blogs/8/152488

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    Ich war bei meiner Beschneidung sieben Jahre alt, war schon ein Schulkind. Ich wußte gar nicht, was Beschneidung bedeutet. Mein Bruder, der mit mir zusammen beschnitten wurde, auch nicht. Unsere Familie brachte uns dafür in die Türkei, bei dem Beschneidungsfest waren ungefähr 300 Gäste und wir wurden damit vollkommen überrascht.

    Während des Festes wurden wir in ein anderes Zimmer abgeführt, und da waren nur männliche Verwandte. Als die Skalpelle ausgepackt wurden, wurde uns klar, warum die Älteren noch eine halbe Stunde vorher blöde Sprüche gemacht haben wie „gleich ist er ab“. Wir haben uns gewehrt und geschrien, aber sie haben uns beide zu viert festgehalten. Es wurden uns die Hosen heruntergezogen, ein Onkel hat mich dann geschnitten, ohne Betäubung.

    Für mich war das der totale Horror und das hat sich bei mir für immer eingebrannt. Auch, dass so viele Menschen zugesehen haben, auch dass das noch gefilmt wurde. Den Film haben mein Bruder und ich später vernichtet. Letztendlich war das wie eine Vergewaltigung für uns, man ist hilflos, wird festgehalten, dann der Schmerz….

    Beschämend war auch, dass wir direkt danach einen Rock anziehen mussten, und es wurde uns ein Hut auf den Schwanz gelegt, damit den nichts berührt. Das war für uns eine Schande. Nach der Beschneidung wurden wir mitten in der Feier aufgebahrt und alle haben um uns herum getanzt, während wir nur geweint haben. Wir bekamen noch Geschenke, aber das interessiert einen nicht mehr sehr. …

    Ich finde erst einmal, dass eine Körperverstümmelung eine Körperverstümmelung bleibt, egal ob das nun einem Jungen oder einem Mädchen geschieht. Die Vorhaut ist ein Teil deines Schwanzes, und die ist ja auch nicht umsonst da. In der Vorhaut sind sehr viele Nerven, und wenn die abgeschnitten werden, wird einem auch eine Menge Lust genommen. Insofern ist das schon vergleichbar, auch wenn das bei kleinen Mädchen wohl noch grausamer ist, weil da die Empfindung wohl noch größer ist. …

    Und ich habe in der letzten Zeit bei Facebook viele Zuschriften bekommen, viele Beschnittene sagen mir, dass sie mit Kondom einfach nicht kommen können. Oft hört man ja auch: Lass dich beschneiden und du kannst rumficken wie du willst, ohne mit HIV angesteckt zu werden, weil die Eichel Hornhaut bildet. Das finde ich geradezu fatal. …

    Der Koran verlangt die Beschneidung nicht, die religiöse Tradition verlangt sie. Das ist auch der Grund, warum ich kein Moslem mehr bin. Ich habe der Religion die Beschneidung nie verziehen. …

    Es ist einfach ein Tabu und man spricht nicht darüber. Die meisten werden damit groß und werden auch nie dagegen argumentieren. Wenn man sich aber mal mit den Männern näher befasst, zum Beispiel was das Sich-einen-Runterholen betrifft, dann sagen alle: Das geht nicht mehr so einfach als hätte man die Vorhaut noch.

    Sobald man vertraut miteinander spricht, sagen viele, dass sie Probleme haben. Aber sie würden es niemals öffentlich sagen, sie würden dann ihr Gesicht als Mann verlieren. Als Mann darf man nichts gegen die Beschneidung sagen, denn durch die Beschneidung wird man ja erst zum Mann, weil man als Kind die Schmerzen ausgehalten hat.

    Ali Utlu

    http://www.siegessaeule.de/queere-welt-1000/beschneidung-traumatisch-und-der-horror.html

    :::

  9. Kalevala Says:

    Aufklärungshumanisten, also auch religionsfrei, christlich, jüdisch oder muslimisch sozialisierte Mitbürger, sind gegen die zwar sehr alte, aber keineswegs altehrwürdige rituelle Genitalmarkierung.

    Die andere Seite schläft nicht – aber überzeugt mit ihrer Petition für Beschneidung nun wirklich nicht.

    Wer einen Blick auf die Kampagne der Freunde der wortwörtlichen Lesart uralter Schriften werfen möchte, lese diese Petition, der wir natürlich keinen Erfolg wünschen.

    http://www.change.org/petitions/wir-gegen-rechtsbeschneidung

    Its organizers — Mike Delberg, Michael Groys and Anil Celik — plan to send it to the German government when it reaches 1000 signatures.

    http://www.jta.org/news/article/2012/07/30/3102156/germans-launch-pro-circumcision-petition

    http://www.thejewishweek.com/news/news-brief/germans-launch-pro-circumcision-petition

    Two young Jewish men and a Muslim man from Berlin have united to launch a joint petition against a German court’s recent decision criminalise non-medical circumcision.

    The pro-circumcision petition, which the three men have called Wir gegen Rechtsbeschneidung meaning “together against snipping off our rights” has garnered more than 300 signatures in just a few weeks and is growing.

    Hosted on the change.org website, founders Mike Delberg, Michael Groys und Anil Celik will present the petition to the German government when they get 1,000 signatures.

    A Cologne court criminalised non-medical circumcision last month, outraging Jews and Muslims around the world.

    The men behind the petition believe that the right to circumcise, and the right to be circumcised is one of the most important parts of both Judaism and Islam.

    They challenge German courts prescribing when or if a person can practise such a vital part of their religion.

    They claim that the new ruling curtails their rights, and say Muslims and Jews will have to travel out of the country they live in to obtain a legal circumcision.

    The furore and uncertainty has spread beyond German borders. Austria’s Jewish community (IKG) said on Monday it was working jointly with its German and Swiss counterparts to keep religious circumcision legal, after repeated calls for an end to the practice.

    http://www.thelocal.de/society/20120730-44065.html

    Petition für Beschneidung
    31. Juli 2012

    Zwei Juden und ein Moslem haben in Deutschland eine Kampagne zugunsten der Beschneidung gestartet, um dem Kölner Gerichtsurteil entgegenzuwirken, wonach diese als Körperverletzung zu betrachten sei.

    Die Petition mit dem Titel «Gemeinsam gegen die Beschneidung unserer Rechte» wurde bereits von 300 Personen unterzeichnet, wie «Die Lokale» mitteilt. Die Initianten Mike Delberg, Michael Groys und Anil Celik beabsichtigen, die Petition an die deutsche Bundesregierung zu senden, sobald 1000 Unterschriften erreicht sind. Ihrem Wortlaut ist zu entnehmen, dass das Gerichtsurteil die jüdischen und moslemischen religiösen Rechte einschränke und Juden und Moslems zwinge, ins Ausland zu reisen, wenn sie Beschneidungen durchführen lassen wollen. Der deutsche Bundestag hat eine Motion vorgelegt, gemäss der die rituelle Beschneidung legal bleiben soll. Auch in Österreich setzen sich jüdische und moslemische Gemeinden bereits für dieses Ziel ein. [TA]

    aus: aufbau. Das jüdische Monatsmagazin 31. Juli 2012

    http://www.aufbauonline.com/magazine/743/artikel/petition-fuer-beschneidung

  10. Kalevala Says:

    Osnabrück. Für die deutsch-türkische Soziologin Necla Kelek ist die Beschneidung von Jungen ein Unterdrückungsinstrument, das geächtet werden muss. Der Osnabrücker Religionswissenschaftler Professor Rauf Ceylan hält sie dagegen für ein kulturell stark verankertes Ritual, das unbedingt erhalten werden sollte.

    Wenn sich jetzt zu Ferienbeginn in Deutschland lebende türkischstämmige Familien auf den Weg in die Türkei machen, steht bei vielen, die einen Jungen im Alter zwischen sieben und neun Jahren haben, auch deren Beschneidung auf dem Programm.

    Kelek, die das Ritual auch in ihrem Buch „Die verlorenen Söhne“, Plädoyer für die Befreiung des türkisch-muslimischen Mannes, zum Thema macht, aber warnt ausdrücklich vor den Folgen „des blutigen Eingriffs“: Die Beschneidung gehöre zum Muslimsein und unauflöslich zur männlichen Identität. Und diese gewinne nur, wer Schmerzen ertragen könne. „Durch das Opfer der Vorhaut wird die Unterwerfung symbolisch wie materiell manifestiert.“ …

    „Das sind Fremdzuschreibungen und gedankliche Konstruktionen, die mit dem Wesen des Rituals wenig gemein haben“, weist Ceylan diesen Vorwurf entschieden zurück. Der Akt der Beschneidung diene vor allem der religiösen Identitätsbildung. Am Ende dieses Prozesses steht aber nach Ansicht der Islamkritikerin Kelek nichts Gutes: „Beschneidung ist ein Brauch wie das Barttragen, mit dem sich Fundamentalisten heute von den Ungläubigen, die Sauberen von den Unreinen, den Nichtmuslimen, abgrenzen“, schreibt sie in einem Beitrag in der Welt. Andere Kritiker warnen, die Beschneidung könnte ein Integrationshemmnis für in nicht moslemischen Ländern lebende Muslime sein. Für den beschnittenen Jungen und auch für die Angehörigen, die diese Werte teilten, seien Unbeschnittene unrein. Wer aber in solchen Kategorien der Abgrenzung dächte, sei für die Werte einer freiheitlichen (westlichen) Gesellschaft schwerlich zu gewinnen.

    Auch das weist Ceylan zurück: Seiner Ansicht nach ist Abgrenzung keine Frage der Beschneidung. „Identitätskonstruktionen durch Abgrenzung zu anderen Gruppen sind immer problematisch und können durch unterschiedlichste Symbole und Merkmale geschehen. Das kann die Ethnie sein, die Konfession oder andere Merkmale“, betont der Religionswissenschaftler.

    aus Waltraud Messmann: Muss die Beschneidung von Jungen geächtet werden?

    in: Neue Osnabrücker Zeitung 19.07.2012

    http://www.noz.de/deutschland-und-welt/gut-zu-wissen/65512823/muss-die-beschneidung-von-jungen-geaechtet-werden

  11. Jacques Auvergne Says:

    In recent years, we have suddenly discovered that the abuse of children is rather more frequent than was generally believed. But with the exception of a few heroic people like Fran Hosken – who, without institutional support of any kind, has for many years valiantly attempted to draw the attention of the world to the atrocities committed upon young girls in the form of circumcision – there have been very few activists to protest against circumcision, male or female. Today, now that child abuse has come to be recognized as a widespread psychopathy in America, it may be easier for people to perceive circumcision as a form of child abuse.

    This operative assault – whether shortly after birth or later – is obviously a highly traumatic experience for the child. One cannot help but wonder what effects such traumatic experiences may have upon later life. Today we have abundant evidence that the process of birth is a traumatic experience for the baby. Some of the readily detectable effects can be seen in the structure and growth of the bones, as well as in the general appearance of the child.

    What is called for is a well-thought-out approach to the eradication of antiquated beliefs and practices which cause so much needless suffering, mutilation, tragedy, and death – an approach that takes into consideration all those factors I have mentioned, and more. We can begin with carefully designed programs, possibly under the auspices of the United Nations (or a similar body), with the purpose of rendering obsolete the practice of circumcision, an archaic ritual mutilation that has no justification whatever and no place in a civilized society.

    Mutilated Humanity
    Ashley Montagu

    Presented at The Second International Symposium on Circumcision, San Francisco, California, April 30-May 3, 1991.

    http://www.nocirc.org/symposia/second/montagu.html

    Nurses for the Rights of the Child is a nonprofit organization dedicated to protecting the rights of infants and children to bodily integrity. We seek to protect unconsenting infants and children from surgical alterations of their healthy genitals.

    Nurses for the Rights of the Child was founded in June, 1995 by a group of nurses who had become R.N. Conscientious Objectors to infant circumcision at St. Vincent Hospital in Santa Fe, New Mexico.

    http://www.nurses.cirp.org/

  12. Querverweis Says:

    25. August 2012 — Kinderschutzbund-Chef Hilgers ganz elastisch pro Scharia: legalisieren soll man die rituelle Beschneidung nicht, einerseits, strafverfolgen andererseits aber auch nicht:

    domradio 25.8.2012
    Kinderschutzbund für Straffreiheit bei Beschneidungen

    Der Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes, Heinz Hilgers, hat dafür plädiert, Beschneidungen nicht strafrechtlich zu verfolgen. „Ich bin für ein Gesetz, das Strafverfolgung verhindert“, sagte Hilgers der „Frankfurter Rundschau“. „Sonst werden Hunderttausende in die Illegalität getrieben.“ Er sei aber zunächst gegen ein Gesetz, das die Beschneidung grundsätzlich rechtfertige, so Hilgers weiter. Denn dazu seien noch zu viele Fragen offen. Der Deutsche Ethikrat hatte am Donnerstag Mindestanforderungen für eine Beschneidung empfohlen. Danach sollten die Sorgeberechtigten umfassend aufgeklärt werden. Es müsse bei der Beschneidung eine qualifizierte Schmerzbehandlung geben, eine fachgerechte Durchführung des Eingriffs sowie eine Anerkennung eines entwicklungsabhängigen Vetorechts des betroffenen Jungen.

    http://www.domradio.de/news/83612/kinderschutzbund-fuer-straffreiheit-bei-beschneidungen.html

    WAZ / Der Westen 25.08.2012
    Zweifel an schneller gesetzlicher Lösung für Beschneidungen

    (…) Der Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes, Heinz Hilgers, wandte sich gegen eine strafrechtliche Verfolgung der Beschneidung von Jungen. „Ich bin für ein Gesetz, das Strafverfolgung verhindert“, sagte Hilgers der „Frankfurter Rundschau“. „Sonst werden Hunderttausende in die Illegalität getrieben.“ Doch sei er auch gegen ein Gesetz, das die Beschneidung einfach rechtfertigt. Dazu seien zu viele Fragen noch offen.

    http://www.derwesten.de/politik/zweifel-an-schneller-gesetzlicher-loesung-fuer-beschneidungen-id7022300.html

    25. August — Der potentielle Beschneidungsfreund Hilgers ist schon genannt, der aufklärungshumanistische Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte zum Glück auch noch:

    Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte reagierte mit Kritik auf die Empfehlung des Ethikrats. Kindeswohl und das Recht der Kinder auf körperliche Unversehrtheit hätten dabei offenbar keine Rolle gespielt, so Verbandspräsident Wolfram Hartmann.

    http://aktuell.evangelisch.de/artikel/7249/kinderschutzbund-fuer-straffreiheit-bei-beschneidungen?destination=node/7249

    Noch vier Tage eher gab Hilgers den Besonnenen:

    Der Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes, Heinz Hilgers, kritisierte die Entschließung. „Das ging mir viel zu schnell. Hier wäre ein Moratorium angebracht gewesen“, sagte er dem „Westfalen-Blatt“ am Samstag. Es habe keinen Grund gegeben, sich bei einem Thema, über das vor vier Wochen noch niemand gesprochen habe, so übereilt festzulegen. Die Aufregung auf beiden Seiten sei völlig unangemessen.

    http://www.haz.de/Nachrichten/Politik/Deutschland-Welt/Zu-rascher-Beschluss-zu-Beschneidungen

    Dies hatte auch der Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes, Heinz Hilgers, kritisiert. „Das ging mir viel zu schnell. Hier wäre ein Moratorium angebracht gewesen“, sagte Hilgers dem „Westfalen-Blatt“. Es habe keinen Grund gegeben, sich bei einem Thema, über das vor vier Wochen noch niemand gesprochen habe, so übereilt festzulegen. Die Aufregung auf beiden Seiten sei völlig unangemessen.

    http://www.woll-magazin.de/2012/07/beschneidung-von-jungen-fdp-kritisiert-bundestagsentschliesung/

    Es gebe im Kinderschutzbund Verfechter beider Lager. [Wir leiden innerlich also mit euch, wir verstehen euch – und setzen die Scharia um.]

    »Ich kenne etwa einen Kinderarzt, der sich mit großem Engagement gegen die Beschneidung einsetzt.« [Ich spüre, ich kenne … Kontaktmagie? Und, selbst wenn es diesen Arzt gibt, Sie selbst?]

    Andererseits seien dem Kinderschutzbund noch keine wissenschaftlichen Forschungen bekanntgeworden, die negative Auswirkungen der Beschneidung beschrieben. [gib dich nicht auf, Analphabet, lern lesen und schreiben]

    »Das heißt nicht, dass es solche Forschungen nicht gibt. Aber wir kennen sie eben noch nicht. Das Thema ist neu für uns.« Bei der Meinungsbildung seien auch die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu berücksichtigen, die sich insbesondere in Entwicklungsländern für eine Beschneidung von Jungen ausspreche. [Sind wir Entwicklungsland? Und selbst wenn, ist das Recht auf körperliche Unversehrtheit nicht zu berücksichtigen?]

    »Nach Angaben der WHO sinkt das Aids-Risiko auf ein Sechstel«, sagte der 64-Jährige. [Nanu, war es nicht sinkend auf sechzig Prozent, also reduziert um zwei Fünftel? Auch Zahlen sind egal?] Grund sei offenbar die Verhornung der Eichel, so dass sich Viren dort nicht mehr so gut festsetzen könnten. [Wie wär`s mit safer sex? Kondom statt abgesenktes Viren-Pingpong?]

    In dem Vorschlag, die Beschneidung in ein Alter zu verschieben, in dem Jungen selbst entscheiden können, sieht Hilgers keine schnelle Lösung: »In Schweden etwa ist es verboten, Jungen nach dem zweiten Monat zu beschneiden, weil dann wohl mehr Komplikationen zu erwarten sind.« [Haben die Schweden nicht vielleicht ganz andere Gründe diskutiert? Selbst das von Hilgers genannte aktuelle schwedische Konzept wäre fern jeder grundgesetzlich und ethisch gebotenen Kausalität, weil das Kleinkind bzw. der Säugling dann eben erst recht nicht selbst entscheiden kann.]

    Zu einer am Freitag angekündigten Petition von Beschneidungsgegnern sagte der Kinderschützer: »Die Initiatoren haben mich gefragt, ob ich mich anschließe, aber das konnte ich nicht, weil mein Standpunkt noch nicht feststeht.« [Sehr nachvollziehbar, eine Amöbe oder Qualle hat auch keinen Standpunkt, ein Klacks Pudding auch nicht. Aber schlussendlich wabbelte Hilgers beschneidungsbezogen dann doch noch zu (Allahs) Standpunkt]

    http://www.presseportal.de/pm/66306/2292911/westfalen-blatt-kinderschutzbund-praesident-hilgers-kritisiert-bundestagsentschliessung-zur

    Drei bis vier Tage, das ging ja flott. Wo war Hilgers am 25. August (angefragt)? Bei der Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen-Anhalt hätte er jedenfalls sein sollen:

    Beschneidung – ein Dilemma

    Kindeswohl oder Religionsfreiheit – das ist hier die Frage. Die Debatte zur Beschneidung von Jungen ist derzeit in vollem Gange. Viele Ärzte und Juristen sprechen sich gegen die Beschneidung aus, (nicht nur) jüdische und muslimische Verbände sehen hingegen das Recht auf freie Religionsausübung verletzt und äußern sich besorgt.

    Dieser Grundrechtekonflikt ist diffizil, weil er an verschiedene gegeneinander abzuwägende Güter rührt – eine einfache Antwort kann es nicht geben. Ist die körperliche Unversehrtheit des Kindes ein höheres Gut als das Recht auf Religionsfreiheit? Sollten Beschneidungen aus religiösen Gründen verboten werden? Oder macht sich Deutschland, wie Angela Merkel sagt, zur Komiker-Nation, wenn es als einziges Land Beschneidungen verbietet?

    Diese und weitere Fragen diskutieren:

    Prof. Dr. Guiseppe Veltri (Lehrstuhl für Judaistik an der Universität Halle)
    Prof. Dr. Michael Germann (Lehrstuhl für Strafrecht, Staatskirchenrecht und Kirchenrecht an der Universität Halle)
    Heinz Hilgers (Deutscher Kinderschutzbund), angefragt

    Eine Veranstaltung im Rahmen der Interkulturellen Woche 2012.
    Veranstaltungsort und -zeit:

    Dienstag, 25. September 2012
    19:00 Uhr

    Franckesche Stiftungen (Franckeplatz 1, Amerikazimmer)
    Halle (Saale)

    http://www.boell-sachsen-anhalt.de/themen/gesellschaft/2012/beschneidung-ein-dilemma/

  13. Querverweis Says:

    :::

    Auch der Verband der Kinder- und Jugendärzte spricht sich gegen die Berliner Lösung aus. Der Präsident des Berufsverbandes, Wolfram Hartmann, erklärte im rbb-Inforadio, dass sich alle pädiatrischen Fachgesellschaften in Deutschland, einschließlich der Kinderchirurgen, einig sind, „dass das Selbstbestimmungsrecht des Kindes und das Recht des Kindes auf körperliche Unversehrtheit einen höheren Stellenwert haben als das Recht der Eltern, aufgrund religiöser Überzeugungen diese körperliche Unversehrtheit zu beeinträchtigen.“ Man werde sich weiterhin nicht an religiös begründeten Beschneidungen von minderjährigen Jungen beteiligen. Das gelte auch, nachdem der Berliner Senat diese Praxis rechtlich zugelassen habe. Hartmann sagte, dass sein Verband sich an einer Klage vor dem Bundesverfassungsgericht beteiligen werde, falls der Bund die Beschneidung gesetzlich zulasse.

    zitiert aus: Debatte um Beschneidung nimmt zu
    in: Die Welt 10.09.12

    http://www.welt.de/print/welt_kompakt/berlin/article109114449/Debatte-um-Beschneidung-nimmt-zu.html

    :::
    :::

    Berlin. Einmischung in uralte Traditionen, unzureichend, falsch – der Vorstoß des Landes Berlin, die religiös motivierte Beschneidung von muslimischen und jüdischen Jungen rechtlich abzusichern, stößt auf heftige Kritik.

    Das jüdische Gemeindeparlament äußerte sich am Donnerstag bestürzt über die künftige Praxis, Ärzten den Eingriff unter strengen Voraussetzungen zu erlauben.

    Dies sei «eine flagrante Einmischung in die über 3000 Jahre alten Traditionen des Judentums», hieß es von der Gemeinde. Justizsenator Thomas Heilmann (CDU) kündigte Gesprächsbereitschaft an.

    In einer Antwort an Israels Präsidenten Schimon Peres sprach sich Bundespräsident Joachim Gauck für einen Schutz jüdischer Traditionen aus. Ihm liege viel daran, dass die Lebens- und Glaubenswelt der Juden in Deutschland geschützt werde …

    Der israelische Präsident Peres hatte Gauck gebeten, sich für das Recht auf Beschneidungen aus religiösen Gründen einzusetzen. …

    Berlins Justizsenator Heilmann will sich in den kommenden Tagen mit den Mitgliedern der Repräsentantenversammlung der Gemeinde treffen. Er bedauere die Missverständnisse. Mit der nun in Berlin getroffenen Regelung solle bis zu einem Bundesgesetz Rechtssicherheit für Juden und Muslime geschaffen werden. …

    Heilmann hatte am Mittwoch erklärt, dass religiös motivierte Beschneidungen in Berlin straffrei bleiben. Eltern oder Sorgeberechtigte der jüdischen oder muslimischen Jungen müssten dem Eingriff schriftlich zustimmen. Beratung und medizinische Standards sind Pflicht, ebenso der Nachweis der religiösen Notwendigkeit etwa durch eine Bestätigung der Gemeinde.

    aus: Protest gegen Berlins Regelung zu Beschneidung
    in: Frankfurter Rundschau 6. September 2012

    http://www.fr-online.de/politik/protest-gegen-berlins-regelung-zu-beschneidung,1472596,17190032.html

    :::

  14. Edward von Roy Says:

    Aus der taz vom 14.09.2012
    Nils Juel: Im Bett mit und ohne

    (…) jedes Mal, wenn wieder über die Beschneidung von Jungen debattiert wird, werde ich Zeuge eines bizarren Spektakels. Auf der einen Seite gibt es die Männer, die als Kind beschnitten wurden und nie etwas anderes kannten. Auf der anderen Seite Männer, die noch ihre Vorhaut haben und auch nichts anderes kennen. Wenn sie diskutieren, ist es schon schräg.

    Noch absurder wird es, wenn sich auch Frauen einschalten. Dann kommt der Moment, an dem ich sagen möchte, dass ich bei einem guten Dutzend Geburten geholfen habe, und sie alle nicht wehtaten – mir nicht.

    Wenn wir indes die religiöse und politische Rhetorik beiseite lassen, bleibt die Beschneidung von Jungen so schlicht wie klar eine sexuelle Verstümmelung. Ich weiß das, weil ich selbst als Erwachsener beschnitten worden bin. Ich hatte ein Sexualleben vor meiner Beschneidung und habe eins danach – ich kann vergleichen. …

    Mit meiner Vorhaut war auch das überschäumende, sprudelnde Gefühl beim Orgasmus verschwunden.

    Die physischen Wahrnehmungen beim Sex wandelten sich, sie wurden lokaler. Es ist schwer zu erklären – als ob nicht mehr mein ganzer Körper im Spiel, eine große Freude verschwunden war. …

    Es ist mehr als dreißig Jahre her, dass ich auf dem OP-Tisch lag. Ich bin verheiratet und habe drei Kinder. Zwei Jungen. Und ich schwöre: Kein Messer, keine Schere wird je in die Nähe ihrer Vorhaut kommen. Stattdessen werde ich ein paar Kondome in ihre Handy-Socke stecken. (…)

    http://www.taz.de/Beschneidung-mit-18/!101655/

  15. Chronist Says:

    aus dem Statement von Eran Sadeh, Gründer von Protect the Child, Israel anlässlich der Pressekonferenz der Deutschen Kinderhilfe und ihrer Partner am 12.9.2012

    Ich und viele anderen in Israel glauben, dass die entstandene Bewegung mit dem Ziel, die Beschneidung von Minderjährigen in Deutschland zu verbieten, ein Ziel, welches von der Mehrheit der Bevölkerung hier unterstützt wird, nichts mit Antisemitismus aber dafür mit dem Respekt der Menschenrechte von Kindern zu tun hat. …

    Religiös motivierte Beschneidungen dürfen von Ärzten niemals durchgeführt werden, da es ein Verrat an dem ersten Gebot der Bioethik ist: „Füge keinen Schaden zu“. Die Amputation eines gesunden Körperteils bei einem einwilligungsunfähigen Minderjährigen ohne medizinische Indikation ist ein Angriff auf die körperliche Unversehrtheit und eine Körperverletzung. Nichts kann diese Tatsache ändern.

    Der einzige legale und ethische Weg aus dieser Situation ist, die Beschneidung auf ein Alter zu verschieben, in dem eine Person legal die Einwilligung zur Amputation seines Penis geben kann. Diese Lösung schränkt die Religionsfreiheit nur vorübergehend ein.

    Bei der gewaltsamen Amputation der Vorhaut eines einwilligungsunfähigen minderjährigen Kindes wird sein Recht auf körperliche Unversehrtheit für immer verletzt.

    http://pro-kinderrechte.de/statement-von-eran-sadeh/

    aus dem Original:

    I, and many like me in Israel, believe that the move to ban circumcision of minors in Germany, which is supported by the majority of the people here, has nothing to do with anti-Semitism and everything to do with respecting the human rights of the child.

    It is important to note that circumcision is not a prerequisite to Jewish identity. According to Jewish law the child takes the status of his mother, so if the mother is Jewish, the boy is Jewish, whether circumcised or not.

    Religiously motivated circumcisions must never be performed by doctors, because it is a betrayal of the first rule of bioethics: Do No Harm. An amputation of a healthy body part of a non-consenting minor without medical indication is an assault that causes bodily damage.

    http://die-petition.de/pressemappe/statement-von-eran-sadeh-gruender-von-protect-the-child-israel/

  16. Querverweis Says:

    Die Pflicht seinen Sohn zu beschneiden ist zunächst Pflicht des Vaters. Kann der Vater seiner Pflicht nicht nachkommen, so entfällt die Pflicht auf das Bet Din, das Gericht. Das Gericht ist dafür zuständig, dass die Gemeinschaft die Tora erfüllt. Darum fallen Pflichten, die durch ein Mitglied der Gemeinschaft nicht erfüllt wurden, auf das Gericht. Wurde ein erwachsener Jude noch nicht beschnitten, so ist es seine Pflicht sich beschneiden zu lassen.

    Heutzutage wissen nur die Wenigsten, wie man beschneidet. Die meisten Beschneidungen werden durch einen Mohel, einen „Beschneider“, vorgenommen. Der Mohel ist ein Fachmann, der diesen Beruf lange lernen muss. Der Mohel kennt die halachischen Aspekte einer Brit Mila, so wie auch die medizinischen. Das Kind durch einen Mohel beschneiden zu lassen ist wohl sicherer als durch einen Chirurgen. Seine persönliche langjährige Erfahrung sowie die von Generation zu Generation weitergegebenen Weisheiten fehlen der modernen Medizin und machen ihn unentbehrlich.

    Der Mohel ist die Hauptfigur bei der Brit Mila. Der Mohel prüft das Kind vor der Mila um sicher zu gehen, dass es gesund ist. Einer der häufigsten Gründe die Mila zu verschieben ist die physiologische Gelbsucht. Die Gelbsucht zeugt von einem hohen Wert an Bilirubin (R.B.C). Sie ist ein Zeichen, dass die Leber noch nicht vollständig funktioniert oder ein Überschuss an roten Blutkörperchen besteht. Eine vollständig funktionierende Leber ist für die Heilung der Wunde wichtig, und darum wird bei Gelbsucht die Brit verschoben. Der Mohel kann anhand der Hautfarbe erkennen, ob die Bilirubin-Werte problematisch sind.

    Die Brit Mila ist die Erfüllung eines Gebots, einer Mizwa, darum darf der Mohel kein Geld für die Arbeit nehmen. Der Mohel darf aber Ersatz für seine Reisekosten verlangen. Er darf auch Geld verlangen für das ihm entgangene Geld, das er während dieser Zeit hätte verdienen können. Viele Mohalim besitzen auch einen anderen Beruf. …

    Wie schon oben erwähnt, besteht die Mila aus zwei Teilen. Das Abschneiden der Vorhaut nennt man Mila (מילה). Danach wird der auf dem Glied verbliebene Vorhautrest in zwei Teile gerissen und nach oben gefaltet. Dies nennt man Pri’a (פריעה). Auch Nichtjuden, die sich aus religiösen (Muslime) oder hygienischen Gründen beschneiden lassen, schneiden die Vorhaut ab, haben also Mila. Die Pri’a aber ist ein rein jüdisches Prozedere. Es ist also gut zu verstehen, warum ohne Pri’a die jüdische Pflicht unerfüllt bleibt. …

    Der Mohel verbindet die Wunde. Eigentlich ist die Beschneidung hier vorbei, aber der spannendste Teil steht noch bevor, denn das Kind bekommt nach der Beschneidung seinen Namen. … Wir sehen, dass der Bund der Beschneidung mit der Namensgebung zu tun hat.

    HAMAKOR
    Brit Mila – der ewige Bund

    http://hamakor.de/lebenszyklus/brit-mila

  17. Chronist Says:

    Einer der elementarsten Funktionen einer Rabbinerorganisation für die jüdische Gemeinschaft ist es, ein Bet Din (Rabbinatsgericht) zu haben. Mit den folgenden Ausführungen soll dieser Begriff klare Definitionen und Formen erhalten und ein Verständnis vermittelt werden, was ein Bet Din ist, wofür es da ist, welche Funktionen es zu erfüllen hat und welche nicht…
    Allgemeines

    Das jüdische Rabbinatsgericht nimmt unter den weltlichen Gerichten einen besonderen Platz ein. Die weltlichen Gerichte folgen dem menschlichen Gesetz, wohingegen das Rabbinatsgericht auf dem Gesetzessystem g“ttlicher Herkunft basieren. Gerechtigkeit gehört zu den Eigenschaften G“ttes und es ist Sein Wille, daß wir nach Seinen Gesetzen richten. Dies erklärt, weswegen in der Torah ausgerechnet der Wochenabschnitt „Mischpatim“, ein detailliertes Rechtssystem beinhaltend, auf die Offenbarung G“ttes am Berg Sinai folgt.

    Ein Bet Din ist eine halachische (jüdisch rechtliche) Instanz, welche aus mindestens drei Rabbinatsrichtern besteht. Zu Zeiten da in Israel noch ausschließlich nach jüdischem Recht gerichtet wurde, konnte je nach Fall die Zusammensetzung auf bis zu 71 Richter anwachsen.

    In heutiger Zeit erfüllt ein Bet Din insbesondere folgende Aufgaben, in welchen er die jüdische Autorität darstellt:

    Gitin – Durchführung religiöser Scheidungen
    Gijurim – Durchführung von Übertritten zum Judentum
    Dinej Torah – Behandeln jüdischer Rechtsfälle
    Berur Jahadut – Klärung des jüdischen Status im Zweifelsfall

    Darüber hinaus ist der Bet Din Ansprechpartner und steht für Klärung halachischer Probleme zur Verfügung.

    Bet Din der ORD

    Seit 2004 existiert ein Bet Din in Zusammenarbeit der ORD mit dem Oberrabbinat in Israel. Dies gewährleistet automatisch, dass die Tätigkeiten und Beschlüsse des Bet Din vom Oberrabbinat in Israel anerkannt werden. In der Regel setzt sich dieses aus zwei Dajanim (Rabbinatsrichter), welche vom Oberrabbiner Israels gesandt werden, und einem dritten Dajan aus den Reihen der Rabbiner der ORD zusammen. Dieses Gremium hält ca. drei Mal jährlich 3-4 tägige Tagungen ab und behandelt alle anstehenden Fälle, welche an den Bet Din über die ORD herangetragen und beantragt werden.

    Tätigkeit des Bet Din

    In diesem Rahmen wurden in den vergangenen sechs Jahren ca. rund 200 Fälle behandelt. Der Bet Din hat dabei etwa 35 Gitin (religiöse Scheidungen) und 60 Gijurim (Übertritte zum Judentum) durchgeführt und bei vielen Anträgen und komplizierten Anfragen Entscheidungen herbeigeführt. Insbesondere im vergangenen Jahr kann die ORD auf aktive und fruchtbare Tätigkeit des Bet Din zurückblicken. Die Kombination von halachischer Kompetenz, menschliches Feingefühl und Effizienz lässt uns optimistisch in die Zukunft blicken und darauf hoffen, dass der Bet Din auch weiterhin an der Bildung und Stärkung jüdischen Lebens in Deutschland und der damit verbundenen g“ttlichen Inspiration seinen Anteil tragen möge.

    http://www.ordonline.de/index.php?option=com_content&view=article&id=77:der-beit-din&catid=110:ord&Itemid=58

    http://www.ordonline.de/index.php?option=com_content&view=article&id=77%3Ader-beit-din&catid=110%3Aord&Itemid=1

  18. Machandelboom Says:

    ::

    Gedicht zur Abschaffung der Menschenrechte für Jungen in Deutschland

    Wetzt das Messer, singt ein Lied,
    Ab die Vorhaut von dem Glied.

    Kinder können sich nicht wehren,
    darum müssen sie uns ehren.

    Wir verstümmeln, wir beschneiden
    Recht und Vorhaut; allen beiden

    muss man hier den Garaus machen,
    denn wir steh’n auf solche Sachen.

    Und ihr Schreien hilft so wenig,
    denn wer festhält, ist der König.

    Wir bestimmen, was hier Recht.
    Wer dagegen ist, ist schlecht.

    Gründe sind uns ganz egal,
    der Verstand, der kann uns mal.

    Bist Du für ein intaktes Glied,
    so bist Du gleich Antisemit.

    Ulf Dunkel
    Landtagskandidat für Bündnis 90/Die Grünen in Niedersachsen

    http://www.laizismus-dielinke-nrw.de/blog_laizismus/post/2012/12/21/gedicht-zur-abschaffung-der-menschenrechte-fuer-jungen-in-deutschland/

    ::
    ::

    Ein bisschen schwanger geht nicht und ein bisschen Kinderrechte reicht nicht!

    Bundestagsabgeordnete von SPD, Grünen und Linkspartei haben einen alternativen Gesetzentwurf erarbeitet, der die religiös motivierten Beschneidung minderjähriger Jungen erst ab 14 Jahren ermöglichen will.

    Klicke, um auf 1711430.pdf zuzugreifen

    53 Abgeordnete habe sich geoutet; sie nehmen in Kauf, dass die körperliche Unversehrtheit von Jugendlichen aufgrund irrationaler religiöser Handlungen beeinträchtigt wird.

    53 Abgeordnete zeigen, dass ihnen religiöse Domestizierungsriten wichtiger sind als der natürliche Körperzustand von Jugendlichen.

    53 Abgeordnete haben versucht einen Kompromiss zu erarbeiten und sind dabei den Religionsführern auf den Leim gegangen um sich nicht dem Verdacht auszusetzen antimuslimisch oder antisemitisch zu sein.

    Dabei kann das Ergebnis logischer Schlußfolgerung doch nur sein, dass eine Beschneidung wenige Tage nach der Geburt ebenso eine Körperverletzung ist, wie im Alter von 14 Jahren. Das mit der Religionsmündigkeit (mit 14 Jahren) zu begründen ist abstrus! Kein 14jähriger würde unbeeinflusst von religiösen Umfeldern auf die Idee kommen, sich einen Teil seines Körpers entfernen zu lassen.

    Die Autoren schreiben in der Begründung zum Gesetzentwurf: „Bei der Zirkumzision handelt es sich um einen schmerzvollen, mit Risiken behafteten chirurgischen Eingriff, der zu einer irreversiblen Entfernung eines hochsensiblen, erogenen und funktional wichtigen Körperteils führt.“

    Glaubt wirklich jemand ernsthaft, dass 14jährige wissen, was sie sich mit einer Zirkumzision antun?

    Ralf Michalowsky – Sprecher der LAG Laizismus NRW

    http://www.laizismus-dielinke-nrw.de/blog_laizismus/post/2012/11/12/ein-bisschen-schwanger-geht-nicht-und-ein-bisschen-kinderrechte-reicht-nicht/

    ::

  19. Jacques Auvergne Says:

    Genital Autonomy 2015 Myths and Multiple Standards

    For two days, on May 8th and 9th, professionals, survivors and activists of different genders and from 11 countries met in Frankfurt am Main for the first “Genital Autonomy” conference in Germany to discuss in depth various aspects of genital surgery and the genital integrity and autonomy of boys, girls and intersex people, and to establish new networks.

    Speakers and participants from Germany, Austria, Switzerland, Denmark, France, Great Britain, Finland, Turkey, the USA, Canada and Iran exchanged their views on “Genital Autonomy: Myths and Multiple Standards” on May 8th and 9th at the Haus der Jugend in Frankfurt. …

    The undisputed highlight of the conference was the presentation of Mina Ahadi (Central Council of Ex-Muslims), though. Her dedicated advocacy for the genital integrity of boys and girls in cultural groups influenced by Islam and her courageous work in general were celebrated with standing ovations.

    (see: Press release about “Genital Autonomy 2015″)

    https://intaktiv.de/wp-content/uploads/2015/05/PM-intaktiv_GA-Konferenz_eng-12-05-2015.pdf

    http://intaktiv.de/pr-genital-autonomy-2015/

    intaktiv: „Unumstrittener Höhepunkt der Konferenz war jedoch der Vortrag von Mina Ahadi (Zentralrat der Ex-Muslime), die für ihr engagiertes Auftreten für die genitale Unversehrtheit von Mädchen und Jungen im muslimisch geprägten Kulturkreis und ihre mutige Arbeit im Allgemeinen mit stehenden Ovationen gefeiert wurde.“

    Schluss mit der Kinderbeschneidung – auch in islamisch geprägten Ländern
    Von Mina Ahadi

    Genital Autonomy? Keine medizinisch nicht unbedingt erforderliche Genitaloperation unter achtzehn Jahren

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