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Gar nicht so traumhaftes Touristenziel Ägypten: Vater zwingt Söhne zum Islam überzutreten

Februar 15, 2008

Pseudodemokratie Ägypten

Bereits im Sommer 2007 berichtete das Blog Schariagegner vom Schicksal der beiden zu diesem Zeitpunkt 13-jährigen Brüder Andrew und Mario Medhat Ramsis in Alexandria (Ägypten) (https://schariagegner.wordpress.com/2007/09/24/sonniges-touristenziel-agypten-aus-anderem-blickwinkel). Beide Zwillinge, die nach der Scheidung ihrer Eltern bei der Mutter leben, sind wie Frau Medhat Ramsis koptische Christen und standen damals vor dem Problem, entweder zum Islam zu konvertieren oder nicht in die nächste Klasse versetzt werden zu können, weil das französische Gymnasium, das die beiden besuchen, Aufsteigen in die nächst höhere Klassenstufe und sogar den Verbleib an der Schule von der islamischen Glaubenszugehörigkeit abhängig macht. Obwohl ihre berufliche und ökonomische Zukunft ohne Schulabschluss sicherlich stark gefährdet würde, gaben beide Schüler die Prüfungsunterlagen zur islamischen Religion leer ab, da eine Beantwortung der Fragen mit einer zeitgleichen Konversion zum Islam bedeutet hätte. Stattdessen unterschrieben sie die Papierbögen mit ihrem Namen und fügten das Bekenntnis „Ich bin Christ“ hinzu.

Die beiden 13-jährigen sind nicht die einzigen ’Ungläubigen’, die, obwohl sie ausgezeichnete Schulnoten vorweisen können und die Religionsfreiheit in der ägyptischen Verfassung garantiert ist, daran gehindert werden, qualifizierte Schulabschlüsse zu erlangen, die sehr gute Ausbildungs- und Berufschancen erschließen, und eine wichtige Vorraussetzung für eine sichere Zukunft, erfolgreiche Berufskarriere sowie angemessene Teilhabe am gesellschaftlichen Leben sicher stellen. Um der in Ägypten durchaus üblichen Vorgehensweise ethnisch / religiösen Minderheiten zu schikanieren und von wichtigen Schüsselpositionen auszuschließen entgegenzuwirken, versuchen zurzeit mehrere säkulare und christliche Organisationen wie beispielsweise die Christian Solidarity International (CSI) und die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) weltweiten Druck aufzubauen, damit sich die ägyptische Regierung dafür einsetzt, derartig folgenschwere Fangfragen und No-Win-Situationen Minderjährigen gegenüber zu vermeiden.

Tatsächlich hat die missliche Situation der Ramsis Zwillinge wohl so viel Staub aufgewirbelt, dass der ägyptische Bildungsminister sich veranlasst sah dafür zu sorgen, dass die begabten Schüler trotz fehlender Zugangvoraussetzungen dennoch in die nächste Klasse versetzt werden können. Ein respektabler Teilerfolg, der hoffen lässt, könnte man denken. Doch leider haben solche Sonderregelungen den Nachteil, dass sie nicht auf andere Fälle übertragbar sind und oft auch nicht lange Bestand haben.

Lebten Andrew und Mario bisher bei ihrer Mutter relativ ruhig und zurückgezogen, sollte sich das für das Trio bald ändern. Grund für diese Änderung war der seit seiner Wiederverheiratung 2002 bei seiner muslimischen Ehefrau lebende leibliche Vater der Jungen, der sich in das Leben seiner Exfamilie und die Erziehung seiner Söhne einzumischen glauben musste.

Ramsis änderte ohne seine ehemalige Familie davon zu informieren die Religionszugehörigkeit in den Geburtsurkunden seiner Kinder von Christ auf Moslem ab. Das ist zwar auch als Konvertit sein gutes Recht, da laut Scharia die Kinder eines muslimischen Elternteils automatisch Anhänger dieser Weltanschauung sind, doch weil dies auch Konsequenzen für den Alltag der drei Personen und die Erziehung der Jungen hat, zum Beispiel Teilnahme am Religions- und Koranunterricht, wäre es sicherlich wünschenswert gewesen, er hätte die anderen Exfamilienmitglieder von der Umschreibung informiert. Außerdem legte er beim Verwaltungsgericht in Alexandria Widerspruch gegen die Sondergenehmigung des Bildungsministers ein! und hatte mit seiner Eingabe sogar Erfolg. Wirklich einschneidende Folgen für das Leben der 13-jährigen wird jedoch die von Vater Ramsis beantragte gerichtliche Neuregelung des Sorgerechts für seine Söhne und die Exgattin haben, das nach dem Willen des Exchristen seinem muslimischem Bruder zuerkannt werden soll. Dies hätte natürlich auch die Trennung der Jugendlichen von ihrer Mutter, ein Herausreißen aus der bisherigen Umgebung und alle damit zusammenhängende negativen Konsequenzen zur Folge für die Jungen. Für Frau Medhat Ramsis brach eine Welt zusammen, als sie kurz vor dem bevorstehenden Sorgerechtsprozess von den Plänen ihres Expartners erfuhr.

Leider konnte das Blog Schariagegner einige wichtige Zusatzinformationen, die zum besseren Verständnis der Vorgeschichte und der nachfolgenden Ereignisse beigetragen hätten, nicht recherchieren. So zum Beispiel ist unklar, wie der Kontakt des glaubenseifrigen Konvertiten zu seiner ehemaligen Familie während der vorherigen fünf Jahre seit der Zweitheirat war, wann die Änderung in den Personalpapieren der Jungen vorgenommen wurde, warum das Bekenntnis der Schüler in den vorherigen Schuljahren offensichtlich keine so große Rolle gespielt hat, ob der Vater sich bisher keine Gedanken um die religiöse Orientierung seiner Kinder gemacht hat und warum er das Sorgerecht nicht selber beantragt, sondern seinem Bruder muslimischem übertragen lassen will, haben auch Ramsis Eltern sich scheiden lassen und ging aus der eventuellen neuen Beziehung eines der beiden mit einem Muslim oder einer Muslima der muslimische Bruder hervor? Diese Fragen nicht klären zu können, hinterlässt bei uns allen ein schales Gefühl, doch müssen wir nach dem jetzigen Kenntnisstand an dieser Stelle abbrechen, bis uns neue Informationen zum Schicksal von der Zwillinge Andrew und Mario zugehen. Wer näheres hört, kann uns gerne im Kommentarbereich eine Quelle zukommen lassen.

Ähnliche Erlebnisse wie die der Geschwister sind trotz der in der ägyptischen Verfassung garantierten Religionsfreiheit alltäglich (Coptic News) Ähnliche Zugangsbeschränkungen und Sonderregelungen versperren Christen, Juden und andersgläubigen Nichtmuslimen wichtige Schlüsselpositionen, in allen Bereichen des alltäglichen Lebens werden Minderheiten ohne eigenes Verschulden gegängelt und benachteiligt. Es ist dem Mut und der Einsatzbereitschaft weniger Menschen zu verdanken, dass die internationale Öffentlichkeit davon erfährt. Wir Blogger, die wir in unserem warmen und sicheren zuhause sitzen, solidarisieren uns und unterstützen gerne ihre Arbeit, indem wir zur Verbreitung der Neuigkeiten beitragen.

Der Publizist Samir Marqus berichtet z. B. von einem erschwerten Zutritt zu Arbeitsstellen in der Regierung und im öffentlichen Dienst Ägyptens. Die Beteiligung an der Regierung würde koptischen Christen erschwert. So sei die Anzahl der Kandidaten dieser Minderheit auf den Wahllisten bei den Parlamentswahlen marginal. Eine bessere prozentuale Vertretung dieser Bevölkerungsgruppe würde sicherlich dazu beitragen, die Interessen des christlichen Anteils der Bevölkerung besser zu vertreten und die Lebensbedingungen dieser Menschen zu verbessern. Es gibt nur eine koptische Wochenzeitschrift im ganzen Land, die dazu beiträgt wichtige Neuigkeiten für diese Volksgruppe zu verbreiten.

Auch im Privatleben, beispielsweise bei der Erziehung der Kinder aus Mischehen zwischen ’Ungläubigen’ und Muslimen und bei solchen Mischehen beschneidet der Staat Andersgläubigen unter Berufung auf die Scharia Bürger- und Menschenrechte. Er schreibt vor, dass laut Scharia, die Grundlage für jede Gesetzgebung in Ägypten ist, ein Christ zum Islam konvertieren muss, wenn er eine Muslima heiraten will. Ebenfalls sind Kinder aus Mischehen mit einem muslimischen Elternteil automatisch Muslime und müssen als solche erzogen werden. (Quelle: Qantara, IGFM). Damit entzieht man dem andersgläubigen Vater oder der andersgläubigen Mutter die Möglichkeit das kulturelle Erbe der Vorfahren wirksam weiterzuvermitteln. Allein im Jahr 2006 wurden 32 Mädchen von ihren Familien verschleppt, um sie mit Muslimen zwangszuverheiraten. (Quelle: National Council of Human Rights, IGfM,)

Immer wieder werden Geschäfte die Christen gehören niedergebrannt und Kirchen beschädigt, die juristische Aufklärung solcher christenfeindlicher Übergriffe wird von den Behörden genauso zögerlich bearbeitet wie die behördlichen Genehmigungsverfahren für Neubau Restaurierung der Gotteshäuser. Menschen ökonomisch auszuhungern, indem man die Parole ausgibt, ’Kauft nicht bei Christen’ um die bald darauf insolventen Geschäfte zu einem Spottpreis aufzukaufen oder indem man trotz Religionsfreiheit qualifizierte Schulabschlüsse von der Zugehörigkeit zur islamischen Religion abhängig macht, erinnert an die damalige Lebenssituation von Christen aus dem Umfeld von Bonhoeffer oder dem als ’Löwen von Münster’ bekannt gewordenen Bischof von Galen.

Die Kopten werden daran zu gehindert, eine respektable gesellschaftliche Position zu erlangen, indem man den Zugang zu höheren öffentlichen Ämtern an Universitäten, in der Verwaltung und im Militär faktisch verwehrt. Politische Ämter vergibt man bevorzugt an Muslime. Das Ausüben und Tradieren der koptischen Kultur wird durch die Anwendung der inhumanen Scharia erschwert. Mittlerweile ist eine stattliche Anzahl von Entführungen junger Frauen amtlich belegt, die durch die Zwangsheirat mit einem Muslim gezwungen werden sollen, zum Islam zu konvertieren (http://www.csi-de.de/menschenrechts_aktionen.php. Dies alles perfide, subtile Methoden eines verschleierten Völkermordes, der von der Weltöffentlichkeit kaum zur Kenntnis genommen wird.

Noch schlechter ist es den Juden im Land ergangen. 1948 lebten noch ca. 75. 000 jüdische Menschen in dem arabischen Staat. Danach wurde diese Bevölkerungsgruppe systematisch Opfer von Benachteiligung im Berufsleben, antisemitischen Beleidigungen, Übergriffen, Bombenterror, Inhaftierung, Ausweisung und Enteignung. So wurden zum Beispiel 1956 auf Grund einer Erklärung des ägyptischen Ministers für religiöse Fragen, die im ganzen Land vorgelesen wurde, (Analphabetismus), Juden als Staatsfeinde diffamiert und aus dem Land vertrieben. Bevor sie mit nur einem Koffer und etwas Geld ausgestattet ihr bisheriges Zuhause zu verlassen hatten, wurden sie gezwungen, eine Schenkungsurkunde auszustellen, mit der sie dem ägyptischen Staat ihr Eigentum überlassen mussten. Um Sicherzustellen, dass von Ausland aus niemand gegen die ägyptische Regierung zu klagen wagte, wurden einige Gemeindmitglieder als Geiseln im Land festgehalten. Folge dieser alltäglichen Unterdrückung, Diskriminierung, und Hasstiraden: 2001 hatte sich die Gemeinde auf 100 Mitglieder verringert, wovon 12 Menschen schon sehr alt waren.

In den letzten Jahren haben die antisemitischen Schikanen abgenommen. Zyniker würden sagen, warum soll man Energie bei der Bekämpfung und Vernichtung des Erzfeindes verschwenden, wenn diese Bevölkerungsgruppe sowieso ausstirbt. Für Aufsehen sorgt allerdings eine neue Fatwa, die es Ägyptern verbietet Juden zu heiraten (Quelle: Arutz Sheva 28. Oktober 2007). Während sonst sogar sehr gerne gesehen wird, dass Muslime Andersgläubige, auch jüdische Mädchen heiraten, weil diese Ehe dazu beiträgt, die Umma zu vergrößern, ist es Ägyptern verboten israelische Frauen zu heiraten, weil sie als Soldatinnen in der israelischen Armee Militärdienst leisten müssen und so aktiv den Islam angreifen würden. Daher wäre jeder Moslem, der diesem Rechtsgutachten zu wider handelt ein Feind des Islam Verräter.

Ümmühan Karagözlü